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Nicht nur die andauernde Niedrigzinsphase ist eine große Gefahr für Sie als Sparer, sondern auch das immer stärkere Zurückdrängen von Bargeld. In Italien und Frankreich sind bereits Bargeldzahlungen ab 1000 Euro illegal und viele Deutsche Banken haben neben Tageslimits schon Wochenlimits eingeführt. Selbst in Deutschland wird eine 5000-Euro-Grenze diskutiert und seitens der EU soll es bereits konkrete Pläne für eine vollständige Bargeldabschaffung geben. Welche krassen Folgen ein Verbot von Bargeld hätte und wie Sie sich als Sparer davor schützen können, zeigen Dr. Ulrich Horstmann und Prof. Dr. Gerald Mann als profunde Kenner in diesem Buch. - Der Bestseller in der 7. Auflage mit bereits über 25.000 verkauften Exemplaren - Jetzt mit 30 zusätzlichen Seiten zu den aktuellen Entwicklungen rund um die Bargeldabschaffung - Kompakte Informationen über die Szenarien und Folgen der Bargeldabschaffung zum kleinen Preis - Profundes Hintergrundwissen von zwei erfahrenen Finanzexperten
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Seitenzahl: 182
Ulrich HorstmannGerald Mann
BARGELDVERBOT
Alles, was Sie über die kommende Bargeldabschaffung wissen müssen
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Redaktion: Jordan T.A. Wegberg, Matthias Michel
Korrektorat: Sonja Rose
Umschlaggestaltung: Maria Wittek, München
Umschlagabbildung: unter Verwendung von iStock-Bildern
Satz: Stephen Volkmer, Röser Media
Druck: CPI books GmbH, Leck
eBook: ePubMATIC.com
ISBN Print 978-3-95972-214-8
ISBN E-Book (PDF) 978-3-96092-397-8
ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-96092-398-5
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Friedrich August von Hayek und George Orwell gewidmet.
»Ein vollelektronisches Geldsystem – völlig transparent, ohne jeglichen Schutz der Privatsphäre bei Transaktionen und mit dem ständigen Risiko einer Enteignung durch den Staat – bedeutet, dass Geld kein privates Eigentum mehr sein wird. Der Weg in die Hölle ist mit guten Absichten gepflastert.«
Andreas Höfert: »Die Hölle ist bargeldlos«, Die Weltwoche, Ausgabe 27/2014, www.weltwoche.ch
Über dieses Buch
Vorwort zur 1. Auflage
Schöne neue Welt ohne Bargeld?
Neues, aktualisiertes Vorwort (2019)
Es schreitet voran – ist es nicht mehr aufzuhalten?
Beschleunigte Schritte zur Bargeldabschaffung
Einführung
Bargeldabschaffung: »Es geht nur vordergründig um die organisierte Kriminalität«
Bargeldabschaffung – ein Szenario
Legenden rund um das Bargeld
Sahra Wagenknechts Empfehlung
Zins-Politik ist Sparbuchsteuer für kleine Leute
Die Offenbarung
Die neue bargeldfreie Welt – schön und bequem oder doch eher gefährlich?
Aktuelle Lage: Zentralbankenpolitik ohne Golddeckung
Finanzkrisen – immer wiederkehrend
Schwundgeld und die Liquiditätspräferenz nach Keynes
Bargeldabschaffung: Die aktuelle Position der Deutschen Bundesbank
Der Bargeld abschaffungsvorschlag von Kenneth Rogoff
Anteil der Befragten, die immer (oder oft) Bargeld für verschiedene Käufe (nach Ländern) benötigen:
Mögliche Risiken und Nebeneffekte der Bargeldabschaffung
Besteuerungsmöglichkeit anhand der Transaktionen: Konsumverweigerungs steuer!
Sanierende umverteilende Währungsreform mit noch umfassenderer Durch setzung von Negativzinsen
Grundsätzliche Geldanlagealternativen in Zeiten der finanziellen Repression
Handlungsempfehlungen im Hinblick auf die Bargeldabschaffung
Politische Handlungsempfehlungen
Statt Bargeldabschaffung: Plädoyer für einen schlanken und effizienten Staat!
Fazit/Schlusswort: Warum Bargeld weiterhin wichtig ist
Die Autoren
Literaturverzeichnis
Anmerkungen
Dieses Büchlein zum Thema Bargeldabschaffung will den Leser aufrütteln. Welche Folgen hätte eine Bargeldabschaffung? Ist dieser Schritt alternativlos? Welche Motive sind für den Bargeldentzug maßgeblich? Geht es »nur« um die Bekämpfung von Kriminalität und um das Stopfen von Steuerschlupflöchern? Oder geht es um weit mehr? Um den Verlust einer liebgewonnenen Freiheit etwa? Wenn der Sparstrumpf überflüssig würde, welche Notkassen-Alternativen gäbe es dann für die Wechselfälle des Lebens? Kann ein Bank Run vollständig vermieden werden, wenn das Bargeld abgeschafft ist? Fragen über Fragen.
Nach der Abschaffung der Zwangsbewirtschaftung kurz nach dem Zweiten Weltkrieg sind heute die technischen Möglichkeiten dazu vorhanden, sämtliche Finanzflüsse zu steuern. Es bedarf keiner Bezugsscheinsysteme mehr, die früher in Notzeiten eingeführt wurden. Mithilfe der Elektronik wird gewünschtes Verhalten belohnt, unliebsame Transaktionen hingegen werden mit Gebühren und Steuern belegt oder gar gänzlich unterbunden.
Verkaufsplattformen, Kartendienstleister, Banken und nicht zuletzt der Staat profitieren finanziell. Diese »Masters of the Universe« können enteignende Zwangsmaßnahmen elektronisch einleiten, steuern und überwachen. Die Manipulation des Kundenverhaltens könnte sogar individuell erfolgen. So könnte die Chipkarte – selbstverständlich zu Ihrem eigenen Schutz – den Kauf bestimmter Waren verbieten. Der Verbraucher ist dann nicht mehr König, sondern – wie der Steuerzahler – gläsern. Mit diesen »gelenkten Kunden« werden weitere Umverteilungsspielräume geschaffen.
Wir alle, ob als Geldanleger, Konsumenten oder Steuerzahler sollten die Chancen und Risiken des elektronischen Geldes kennen. Anhand dieses Buches sollen auch die, nach unserem Ermessen, besseren Alternativen zum staatlichen Zwangsgeldsystem diskutiert werden. Noch ist Zeit, politischen Widerstand gegen die Bargeldabschaffung zu organisieren. Wenn diese aber einmal erfolgt ist, sind vollendete Tatsachen geschaffen. Wer erst dann die vermeintlichen Errungenschaften einer bargeldlosen Wirtschaft in Frage stellt, wird ins gesellschaftliche Abseits befördert.
Ein solcher Bürger decke, so wird dann argumentiert werden, kriminelles Handeln und Steuerhinterziehung. Papierscheine seien bakteriell verseucht, dies ist bereits in Schweden kampagnenmäßig verbreitet worden. Größere Noten, die als erstes aus dem Verkehr gezogen werden, seien Symbole der Unterwelt und einer dubiosen »Schattenwirtschaft«, die es zu bekämpfen gelte. Die Sprachregelungen zur Durchsetzung des gläsernen Zahlers sind längst gefunden.
Die Vorteile des reinen Plastikgeldes werden gepriesen. Es sei sicher, einfach und innovativ. Wenn Zweifel aufkommen oder sich sogar Widerstand regt, wird der fragwürdige Schritt der Bargeldabschaffung als alternativlos verkauft. »Alternativlos«, das ist der aktuelle Ausdruck für »basta«. Propaganda ersetzt das Argumentieren. Und ein Bank Run wird organisatorisch ausgeschaltet, die schleichende Enteignung wird noch unauffälliger vonstattengehen.
Dr. Ulrich Horstmann Prof. Dr. Gerald Mann
Trotz Niedrigzinsumfeld hält sich die Konsumlaune in der Eurozone in engen Grenzen. Die Bürger der Eurozone sparen unbeeindruckt weiter und haben mittlerweile Guthaben von über sechs Billionen Euro angehäuft. Damit die Sparlust eingedämmt und wünschenswerte Sonderkonjunktur losgetreten werden könnte, müssten Zinsen und Renditen noch weiter, auch sehr deutlich unter null fallen. Das wäre allerdings der Untergang unseres bekannten Banksystems. Um keinen Zinsnachteil zu erleiden, käme es zu einem Bank Run, einer Schlacht der Sparer um das wenige Bargeld, das nur noch einen geringfügigen Anteil an der gesamten Geldmenge des Euro-Währungsraums ausmacht. Ist damit der volkswirtschaftliche Charme von flächendeckend negativen Zinsen für alle Zeit ausgeschlossen? Nein, nicht wenn der nächste Strukturbruch der Geldpolitik kommt: Die Abschaffung des Bargelds! Dann lassen sich deutlich negative Zinsen durchsetzen und märchenhafte Wirtschaftsaufschwünge erreichen, ohne Folgeschäden befürchten zu müssen.
Sie halten das für utopisch? Hätten Sie vor 2008 jemals gedacht, dass die Stabilitätskriterien in der Eurozone zerschlagen werden wie Porzellan auf einem Polterabend? In der (Geld-)Politik ist es doch immer dasselbe: Zunächst sind Visionen utopisch, undurchführbar, unmöglich und am Ende logisch, selbstverständlich, alternativlos. Oder besser ausgedrückt: Was nicht passt, wird passend gemacht. Nicht zuletzt wäre der gläserne Bankkunde damit endlich Realität. Verkauft wird uns die Papiergeldlosigkeit anders: Nie mehr Steuerhinterziehung, Schwarzarbeit oder Drogenkriminalität. Na, wenn das keine Mega-Alibis für die Abschaffung des Bargelds sind. Reden wir jetzt immer noch von Utopie oder schon von Perspektive?
Robert Halver
Anfang 2016 forderte Finanzminister Wolfgang Schäuble eine Begrenzung von Bargeldzahlungen auf maximal 5.000 Euro. Die Europäische Zentralbank erwägt, die 500-Euro-Note abzuschaffen. Und die EU-Finanzminister diskutieren eine einheitliche Obergrenze für Zahlungen in der Europäischen Union.
Mich überrascht, wie schnell nun der Einstieg in die orwellsche Schreckensvision erfolgt. Das Thema Bargeldabschaffung kam erst 2014 auf. Der bekannte amerikanische Ökonom Kenneth Rogoff hielt am ifo-Institut in München einen Vortrag, in dem er auch die Abschaffung des Bargelds vorschlug und die Vorteile einer bargeldlosen Wirtschaft anpries. Bargeld, so Rogoff, würde die Kriminalität begünstigen. Ohne Bargeld könne man Kriminalität wesentlich besser bekämpfen. Auch Negativzinsen könnten besser durchgesetzt werden. »Papiergeld ist das entscheidende Hindernis, die Zinsen weiter zu senken«, so der bekannte Krisenökonom. Vor kurzem hat Mark Carney, Gouverneur der Bank of England, als erster Notenbankpolitiker die Abschaffung des Bargelds gefordert.
In Skandinavien ist der bargeldlose Zahlungsverkehr weitaus stärker verbreitet als in unseren Breitengraden. Das Gründungsmitglied der Gruppe ABBA, Björn Ulvaeus, rief nach einem Selbstversuch ohne Bargeld die Schweden zum kollektiven Bargeldverzicht auf. Pikantes Detail: Das ABBA-Museum in Stockholm akzeptiert nur noch Kartenzahlungen. Und ein bedeutender Sponsor des Museums war Mastercard.
Was so als schöne, neue, bequeme Welt ohne Kriminalität daherkommt, erweist sich bei näherem Hinsehen als Schreckensvision der totalen Überwachung. Ohne Bargeld sind wir restlos manipulier- und steuerbar. Stellen Sie sich vor, Sie hätten sich politisch unbeliebt gemacht: Kein Problem, Ihr Konto wird gesperrt. Oder man sperrt Ihnen nur einige wenige Ausgaben. Alkoholikern könnte man an der Supermarktkasse einfach den Kauf von Alkohol verbieten. Das klingt gut, aber genauso könnten Sie jedem anderen an jeder Stelle den Kauf jeder beliebigen Ware verbieten. Zwangswirtschaft ist meistens auch Kriegswirtschaft. Bereitet sich der »Westen« (was ist das?) auf einen Krieg vor?
Die bargeldlose Welt macht es auch viel einfacher, Steuern und Zwangsabgaben zu erheben. Die Bürger können sich dann noch schwerer wehren. Es geht noch weiter: Wenn Bargeld als legales Zahlungsmittel abgeschafft oder in Randzonen verdrängt wird, ist die Preistransparenz weitgehend Makulatur. Jeder Großkonzern kann dann für seine Produkte eine eigene Währung und eigene Maßeinheiten oder Bezeichnungen schaffen.
Es wird dann sehr schwer, Preise verschiedener Waren – sagen wir Kaffee von Nestlé, Jacobs und Unilever – zu vergleichen, weil es dann keinen echten Markt mehr gibt. Da man auch schwer von einer Konzernwelt in die andere wechseln kann, ohne erworbene Vorteile oder Rabatte aufzugeben, würde die Vergleichbarkeit bald völlig fehlen. Mehr und mehr werden dann die Menschen Eigentum einer oder mehrerer Konzerngruppen, wie es sich jetzt bei den Bonuskarten schon abzeichnet.
Deshalb müssen auch die als Retter gefeierten Anbieter alternativer Bezahlungssysteme kritisch hinterfragt werden. Eine allgemein akzeptierte, sichere Währung ist ein öffentliches Gut, dass jedem Bürger – auch den Benachteiligten – offenstehen sollte, ohne dass er mit Kosten belastet wird. Die Deutsche Bundesbank hat viele Jahrzehnte dafür gesorgt, dass dies so war.
Mit Bargeld können Sie sicher und kostenfrei (!) bezahlen. Es ist die Aufgabe des Staates, dieses öffentliche Gut zu sichern und nicht private Konzerne daran mitverdienen zu lassen.
Wahrscheinlich wird Bargeld nicht komplett abgeschafft. Es reicht aber, wenn alle Zahlungen, sagen wir über 1.000 Euro, per Überweisung zu erfolgen haben, wie es jetzt schon ähnlich in Italien der Fall ist. Dann sind substanzielle ökonomische Transaktionen mit Bargeld nicht mehr möglich. Die Befürworter des Überwachungsstaates hätten ihre Ziele erreicht.
Ich bin entsetzt, wie sehr unsere führenden Politiker in der Regierungskoalition die Gesetze mit Füßen treten. Wie sie unsere Freiheit vernichten, Jahr für Jahr ein Stück mehr. Und wie sie die Bürger ignorieren und die Realität verleugnen. Wie sie als skrupellose Apparatschiks agieren. Das erinnert an die Spätphase der DDR, nur dass es vielleicht kein Happy End geben wird.
Prof. Dr. Max Otte, im Februar 2016
Als unser Buch 2015 erstmals erschien, erhielten wir Kommentare wie diesen: »Eine Bargeldabschaffung, das kommt sowieso nicht … und in Deutschland schon gar nicht.« Der Buchtitel »Bargeldverbot« schien viel zu reißerisch zu sein und reinen Absatzinteressen zu dienen. Wir wurden von nicht wenigen nicht ganz ernst genommen, manche hielten das sogar für eine »Verschwörungstheorie«, eine oft zu beobachtende Abwehrhaltung, wenn man nicht diskutieren oder »über den Tellerrand hinausdenken« will. Jetzt sind wir weiter. Viel weiter.
Inzwischen wird offener denn je für ein Zurückdrängen des Bargelds plädiert. Es ist weit mehr als »Nudging«, das unauffällige Schubsen, um das gewünschte Verhalten zu erreichen. Die Verdrängung erfolgt zunehmend durch
elektronische Zahlungssysteme (
Amazon Pay
,
Apple Pay
,
Google Pay
,
PayPal
,
und Co.). Einzelhandelsketten wie Lidl und Edeka planen die Einführung von neuen mobilen Bezahlmöglichkeiten. Die Supermarktkette Amazon Go kommt schon ganz ohne Bezahlterminals aus, nur am Eingang müssen wir uns mit einem »QR-Code« anmelden. Dann soll nächstes Jahr auch noch Facebooks Digitalwährung
Libra
kommen, aber dazu später mehr.
steigende Gebühren beim Bargeldabheben.
offene Verweigerung der Bargeldannahme.
So ist eine unverhohlene Ausgrenzung der vermeintlich »ewig gestrigen« Bargeldfreunde zu beobachten. Es häufen sich Berichte, dass in vielen Geschäften kein Bargeld mehr akzeptiert wird – insbesondere in den USA. Dadurch kommen Personen ohne Kreditkarte oder eigenes Konto nicht mehr zum Zuge. Ihnen wird so die Teilhabe am Wirtschaftsleben verwehrt. Sie wären dann die Hauptverlierer bei der digitalen Revolution, zu der vermeintlich auch die »Befreiung vom Bargeld« unserer Gesellschaften gehört. Das ist heuchlerisch und eben nicht »inklusiv«. Der von Bargeldgegnern benutzte Begriff »Finanzielle Inklusion« ist desinformierend und irreführend. Zwar lässt sich die Einbindung in das Finanzsystem mit Kreditkarten oder Handys positiv verkaufen, es geht aber auch um den Bargeldentzug. Das Ziel ist die Einbindung in überwachbare Bezahlformen, die bei Flüchtlingen und in Schwellenländern wie Indien getestet wird.
Schritt für Schritt werden so Fakten geschaffen. Bargeld wird aus unserem Alltag immer mehr verbannt. Das Thema brennt den Menschen auf den Nägeln, während eine Diskussion in den Medien viel zu selten erfolgt. Boulevardzeitungen warnen zwar durchaus schon einmal davor, dass das Bargeld abgeschafft werden könnte, aber die meisten Menschen begegnen solchen Hinweisen, indem sie sie ignorieren, verdrängen oder allenfalls im befreundeten Umfeld die zunehmenden Sorgen artikulieren. Dies zeigt: Die Unkenntnis und die Bequemlichkeit der Bürger werden genutzt und gezielt geschaffen.
Wir gehörten zu den Ersten, die in Deutschland vor einer Bargeldabschaffung warnten. Inzwischen sind wir viel weiter, der »War on Cash« wird zunehmend siegreich geführt. In diesem »Krieg gegen das Bargeld« haben die Bargeldgegner schon viele Schlachten gewonnen. Uns scheint unser damals konzipiertes Buch aktueller denn je zu sein.
Die neue Ungeduld der Bargeldgegner ist leicht erklärbar. Die Gründe sind vor allem:
Zunehmend tiefer gesetzte Negativzinsen
lassen es immer unattraktiver erscheinen, das eigene Geld auf dem Konto zu belassen. Wir bekommen in den USA und auch in der EU »japanische Verhältnisse«, das heißt Dauerniedrig-, ja sogar Negativzinsen. Um das abzusichern, damit niemand nennenswert Kapital abzieht, muss auch noch die Bargeldnutzung massiv eingeschränkt werden.
Mit den tiefer gesetzten Negativzinsen steigen die Gewinnaussichten digitaler Plattformkonzerne zu Lasten von traditionellen Banken, deren finanzielle Spielräume sinken.
Verbesserte Zahlungsverkehrstechniken und die Interessenlagen international agierender Tech-Konzerne sprechen für eine möglichst schnelle Durchsetzung einer globalen
cashless society
. Sie müsste aus Sicht der Plattformkonzerne möglichst weltweit nach den gleichen Regeln funktionieren. Staaten würden so mehr und mehr überflüssig. Digitalwährungen wie der von Facebook in Aussicht gestellte
Libra
werden für staatliche Geldanbieter eine Konkurrenz mit »Abräumerqualitäten«. Die Regierungen von Staaten können zunehmend unter Druck geraten und manche werden, wie etwa Venezuela, ein eigenes elektronisches Geld anbieten. Ihnen ist die Konkurrenz durch besseres Geld lästig. Regierungen dagegen, die besser wirtschaften und »die nichts zu verbergen« haben, belassen ihren Bürgern ihre Freiheitsrechte und verhalten sich demokratiekonform. Dort wird das Geld seinen Eigentumscharakter nicht verlieren. Die Schweiz beispielsweise hält am Bargeld fest, auch an seinem inzwischen legendären 1.000-Franken-Schein, der 2019 erneuert wurde (er macht ebenfalls Sorgen, da er mit den fallenden Zinsen immer beliebter wird, vgl. Daniel Zulauf: »Die 1000-Franken-Note wird zum Problem«, Börsen-Zeitung, 20.07.2019, S. 6). Das schließt auch ergänzend die Zulassung von elektronischem Geld nicht aus. Ein fairer Geldwettbewerb nutzt den Bürgern, nicht den hochverschuldeten Staaten.
Mythen, mit denen die Bargeldgegner verstärkt desinformierend unterwegs sind, lauten unter anderem:
Bargeld dient der Kriminalität!
Durch eine Abschaffung wäre sie nicht beseitigt, allenfalls in geringem Maße (und vermutlich nur temporär) reduziert. Es gibt Alternativen, wenn es darum geht, Einnahmen aus illegalen Geschäften zu transferieren (z. B. über Mittelsmänner und falsche Identitäten). Sich Anonymität zu sichern, geht auch ohne Bargeld. Erfreulicherweise hat eine von Heike Mai, Deutsche Bank Research, erstellte Studie die Legenden rund um das Bargeld einem professionellen »Reality Check« unterzogen. Es lohnt, die Studie zu lesen (»Bargeld, Freiheit und Verbrechen«, 12.01.2017, hier insbesondere S. 1 und S. 12). Kriminalität passt sich den technischen Gegebenheiten an (Jochen Metzger, Leiter des Zentralbereichs Zahlungsverkehr und Abwicklungssysteme bei der Bundesbank: »Nichts davon könnte man verhindern, indem man Bargeld abschafft« … »Wer das Bargeld zurückdrängt, verhindert höchstens Kleinkriminalität. Aber selbst die wird neue Wege finden«, zitiert aus Lisa Nienhaus, Jens Tönnesmann: »Das Ende des Bargelds – Ökonomen, Banker und Politiker wollen Münzen und Scheine zurückdrängen. Zeit, sich zu wehren«, zeit.de, 21.06.2017). Damit wäre auch die Idee von Gerrit Stehle, Geschäftsführer der Venture-Capital-Gesellschaft Elephant & Castle, die Seriennummern von Geldscheinen im Netz für polizeiliche Ermittlungszwecke zu verwenden, nicht problemlösend (C. Siedenbiedel: »Die Digitalisierung des Bargelds«, FAZ vom 28.06.2019, S. 25).
Bargeld dient der Steuerflucht!
Auch hier gibt es andere Formen der Verschleierung. Das Argument überzeugt genauso wenig wie die vermeintliche Verhinderung von Kriminalität. Es gibt auch hier genug alternative Transfermöglichkeiten, um Vermögenswerte illegal zu verschieben und damit den Steuerbehörden vorzuenthalten. Digitales Geld lässt sich auch in Steueroasen verbringen, wenn die Besitzverhältnisse und/oder die Herkunft des Geldes vertuscht und mithilfe auch krimineller Mittelsmänner und einer Vielzahl von nicht mehr nachvollziehbaren elektronischen Transaktionen »gewaschen« wird (vgl. Norbert Hä-ring:
Schönes neues Geld
, Frankfurt am Main 2018, S. 15). Dazu Jochen Metzger (s. o.): »Die großen Fälle, in denen Deutsche ihr Geld in Steueroasen versteckt haben, das lief nie über Bargeld, sondern immer elektronisch.« (zitiert aus zeit.de, 21.06.2017, s. o.)
Bargeld erleichtert Geldwäsche und Terrorfinanzierung!
Auch hier gibt es Alternativen, wenn es kein Bargeld mehr geben würde. Die diskutierte Begrenzung von Edelmetallkäufen mit Bargeld zeigt zwar, dass der Staat auch andere Möglichkeiten der Wertsicherung und Übertragung zunehmend verunmöglichen will. Dieses »Katz-und-Maus-Spiel« wird sich dann auf andere Ebenen verlagern. Mit der Bargeldabschaffung wäre auch hier nachhaltig nichts gewonnen.
Jugendliche sind für eine bargeldfreie Welt!
Insbesondere in Schweden liefen scharfe Kampagnen gegen das Bargeld, z. B. »Bargeldlos jetzt«. Zur Diskreditierung der Bargeldnutzer schien fast jedes Mittel recht. So wurde folgende Irreführung verbreitet: »Bargeld braucht nur noch deine Oma – und der Bankräuber« (vgl. Sebastian Balzter: »Kampagne für bargeldlose Gesellschaft«,
faz.net
, 02.11.2010). Inzwischen ist zumindest die schwedische Regierung wieder zurückgerudert.
Jüngere Menschen erkennen genauso die Gefahren, die von einer konzertierten Aktion der von der Abschaffung profitierenden kommerziellen Dienstleister und staatlichen Stellen ausgeht. Doch gerade die Jugend steht im Fokus der Bargeldgegner und ihrer Umerziehungskampagnen.
Wie immer schon, setzen Veränderer der Gesellschaft auf die Jugend. Das ist bei allen sozialistischen Regimen zu beobachten gewesen. Die alte und vermeintlich überkommene Welt wird lächerlich gemacht. Im Zuge der medialen Aufmerksamkeitslenkung setzt man auf die stärkeren Formungsmöglichkeiten junger Menschen und spielt die Generationen gegeneinander aus: Alte »bremsen nur« und »verstehen ohnehin nichts« von den neuen, smarten Möglichkeiten, so das Wording vieler Bargeldgegner. Die neuen »Umerzieher« sind nicht nur in der Politik zu suchen, sondern auch bei den kommerziellen Gewinnern. Viele kritische Jugendliche haben resigniert nach dem Motto: »Die machen sowieso, was sie wollen!« Es wird so getan, als wäre Bezahlung mit dem Smartphone Teil der großstädtischen Hipster-Kultur – global, weltoffen und schnell/ effektiv, für Innovationen offen.
Die Realität sieht ganz anders aus: Auch Jugendliche nutzen eher Bargeld als Handys oder Kreditkarten, ihr finanzielles Verhalten unterscheidet sich nicht nennenswert von dem der Eltern (Ergebnisse des zweiten W2 Jugend-Finanzmonitors, Bezahlverhalten, vgl.: »Jugendliche vertrauen auf Bargeld und wünschen sich finanzielle Bildung«, cash-online.de, 25.06.2019). Der Jugend blüht nicht das »Paradies neuer Möglichkeiten«, sie muss sich auf immer mehr Einschränkungen einstellen, wenn sie in die »Digitalgeldfalle« getappt ist. Überraschend titelte das mit dem Spiegel verlinkte Jugendmagazin bento: »Bargeld verstecken? Warum junge Menschen zu Hause Geld bunkern« (bento.de, 28.07.2019).
Bargeld überträgt Krankheiten!
Das ist sicher richtig, es ist ein Bakterienträger. Plastikgeld ist da im Vorteil und das Bezahlen per Handy auch. Da wir aber nicht in einer keimfreien Welt leben und andere Übertragungswege für Infektionen (z. B. durch Husten in der U-Bahn, ohne dabei die Hand vor den Mund zu halten) viel relevanter sein dürften, ist dieses Argument vernachlässigbar. Man fragt sich angesichts dieser Anti-Bargeld-Agitation: Wie lange wird es noch dauern, bis Bargeldnutzer als »Proliferateure von Biowaffen« gebrandmarkt werden?
Bargeld ist nicht klimaneutral und schlechter als die elektronischen Alternativen!
Das ist das neueste Totschlagargument der Befürworter einer Bargeldabschaffung. Und wenn auch sonst alle Argumente nicht wirklich überzeugen, dann muss der Schutz des Weltklimas herhalten. Dazu gibt es natürlich auch schon Studien. Barzahlungen sind im Vergleich zu Kartenzahlungen nach einer Studie der niederländischen Zentralbank weniger gut fürs Klima (dnb.nl, 09.10.20181). Überrascht Sie das noch? Elektronisches Geld ist auch nicht klimaneutral. Der Energieaufwand wird sich hier absehbar vergrößern, während Bargeld auch künftig ohne große Rechenzentren funktionsfähig bleibt.
Die Entwicklung in den letzten drei Jahren zeigt die gestiegene Abschaffungsdramatik. Immer offener wird das Bargeld diskreditiert oder cashfreie Alternativen werden in Aussicht gestellt.
04.05.2016
EZB-Beschluss zur Einstellung der Herstellung und Ausgabe von 500-Euro-Scheinen (ecb.europa.eu, 04.05.20162).
08.11.2016
Der indische Premierminister Narendra Modi ließ die 500- und 1.000-Rupienscheine entwerten mit dem Ziel, eine bargeldlose Gesellschaft zu errichten (dw.com, 08.11.20163).
11.12.2016
Der venezolanische Staatspräsident Nicolás Maduro Moros gab bekannt, dass der 100-Bolivar-Schein nicht mehr als Zahlungsmittel akzeptiert wird (tachira.gob.ve, 11.12.2016). Nach heftigen Protesten musste die Regierung schließlich wieder zurückrudern (faz.net, 18.12.20164).
Juni 2017
Anonyme Barzahlungen über 10.000 Euro sind in Deutschland mit der Umsetzung der vierten EU-Geldwäscherichtlinie in deutsches Recht nicht mehr erlaubt. Vorher lag die Grenze bei 15.000 Euro. Insbesondere Goldinvestoren und Goldhändler wurden durch die Neuregelung verunsichert, sie fürchten sich vor einem Verbot des persönlichen Goldbesitzes (Christian Siedenbiedel: »Anonyme Barzahlungen nur noch bis 10.000 Euro«, faz.net, 26.06.20175).
Sept. 2017
Erster Bericht zur Einführung einer e-krona in Schweden (Eva Julin, Projektmanagerin, u. a.: »The Riksbank’s e-krona project«, Report 1, riksbank.se, Sept. 20176).
Jan. 2018
Erster Amazon-Go-Laden für die Öffentlichkeit in Seattle (zeit.de, 22.01.20197).
20.02.2018
Einführung einer eigenen staatlichen Kryptowährung Petro in Venezuela, die angeblich mit den Rohöl-Reserven des Landes besichert ist (nm/hb (afp, rt), 20.12.20188).
April 2018
Berichte über eine Bargeldknappheit in Indien, Geldautomaten würden oft kein Geld mehr ausgeben (Christoph Hein: »Ebbe an indischen Geldautomaten«, FAZ, 23.04.2018, S. 179).
27.08.2018
IWF-Studie von Katrin Assenmacher und Signe Krogstrup, in der angesichts steigender Negativzinsen Bargeldentwertungsvarianten analysiert werden. Ohne eine finanzielle Belastung des Bargelds wäre eine Auflösung der schwindenden Bankguthaben naheliegend (imf.org, 27.08.201810).
09.10.2018
Nach einer Studie der niederländischen Zentralbank sind Barzahlungen im Vergleich zu Kartenzahlungen klimaunfreundlich, sie verursachen danach pro Transaktion einen höheren Ausstoß an CO2 (dnb.nl, 09.10.201811).
Okt. 2018
Zweiter Bericht zum e-krona-Projekt der Schwedischen Reichsbank (Eva Julin, Projetmanagerin, u. a.: »The Riksbank’s e-krona project«, Report 2, riksbank.se, Okt. 201812).
Okt. 2018