Basima - Martin Cereza - E-Book

Basima E-Book

Martin Cereza

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Beschreibung

Es ist ein herrlicher Frühlingstag, als die Polizei an einen grauenvollen Tatort gerufen wird. Auf einer Forststraße im Bergwald steht ein Wohnmobil, durchlöchert von unzähligen Projektilen. Vier Leichen liegen im Innenraum. Erschossen. Neben dem Caravan ein Traktor mit einem toten Landwirt. Erschossen. Kommissar Fritz Thurn steht vor einem Rätsel. Denn es gibt keine Zeugen, kein Motiv und kaum Spuren. Zwei Jahre ergebnislose Ermittlungsarbeit sind die Folge. Nachrichtendienst und Staatsschutz vermuten einen politischen Hintergrund, überwachen seine Arbeit. Eine Spur führt zu einer radikalen Motorradgang. Reichsbürger, die jede staatliche Macht ignorieren. Dann nimmt der Fall plötzlich eine völlig unerwartete Wendung. Der Kommissar verliebt sich in eine schöne Frau syrischer Abstammung, die ein gefährliches Spiel um Macht und Einfluss im Nahen Osten riskiert. Zu spät erkennt er seine Rolle als Spielball im schrecklichen Drama um seine große Liebe, deren Erfüllung nur tragisch enden kann. »Sie brauchen einen gemütlichen Platz. Sie werden diesen Thriller Wort für Wort verschlingen.« m.c.

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martin cereza, ist ein österreichischer Autor. Seine spannenden Erzählungen begeistern seit vielen Jahren eine große Fangemeinde.

Im Verlag Twentysix-München erschienen

BlaueisTod RotglutTod RachsuchtTod MoorlandTod MoorlandAsche

Alle Werke als E-Book erhältlich

www.cereza.at

Inhaltsverzeichnis

Vorwort: Frühling 2020

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Vorwort

Frühling 2020

Im matt glänzenden Federkleid der Bergdohlen brach sich das schimmernde Licht der Morgensonne.

Aufgeregt flatterte der kleine Schwarm aus der Eberesche am Rande des Forstweges in die frische Bergluft hinein.

Die unreifen Beeren des Baumes hatten die schwarzen Vögel angelockt. Das Knallen mehrerer Schüsse ließ sie nun panisch fliehen.

Ein einsamer Radfahrer stoppte sein kräftiges E-Bike am Wegrand, rutschte unglücklich aus der Halterung des rechten Pedals und schlug im Schritt auf die Querstange, was ihm angesichts des Schmerzes in des Mannes Stolz das Wasser in die Augen trieb. Ein abscheulicher Fluch entsprang dem verzerrten Mund.

Auch er hatte die Schüsse gehört.

Ein Jäger? Auf keinen Fall.

Ein Jagdgewehr klang anders. Diese Schüsse waren aus dem Lauf einer automatischen Waffe mit ultraschneller Schussfolge gekommen.

Derartige Schusslaute kannte er aus seiner Zeit bei der Bundeswehr.

Er überlegte.

Übten Soldaten aus dem nahen Luftwaffenstützpunkt im Bergwald?

Sicher nicht, soweit ihm bekannt gab es dort keinerlei Rekruten in Ausbildung.

Eine Hubschrauberstaffel, das schon, aber keine Gebirgsjäger oder Pioniere. Nein, das Geknalle musste andere Gründe haben.

Ächzend bestieg er sein Rad, folgte dem Forstweg, der weiter vorne zu einer engen Straße wurde, die an einem romantischen Bergsee, an alten Bergbauernhöfen und kleinen Weilern vorbeiführte, bevor sie in die Bundesstraße in Richtung Salzkammergut mündete.

Als die Schüsse gefallen waren, hatte er gerade die enge Biegung erreicht, in der die lange und kraftraubende Steigung in ein flaches Stück überging.

Ein herrlicher Blick auf die Hütten der in der Morgensonne gelegenen Alm sowie auf einen imposanten Gebirgsstock, ein stiller Wächter der unmittelbaren Umgebung, tat sich vor ihm auf.

Von einem Bauern im Ort wusste er, dass vor langer Zeit auf dieser sonnigen Alpe ein kräftiger Bulle seine Herde vor einem Bären zu schützen hatte und dabei das riesige Raubtier tötete.

Diese alten Sagen und Schönheiten der Natur berührten ihn nicht sonderlich fuhr er diese Strecke dreimal die Woche, kannte alle Plätze und widmete sich im Regelfall konzentriert seinem Workout, welches eine moderne Smartwatch in allen erdenklichen Varianten aufzeichnete.

Nicht so heute, nicht jetzt.

Puls und Trittfrequenz interessierten ihn plötzlich nicht mehr.

Sein Jagdinstinkt war geweckt.

Erinnerungen an die Zeit in Afghanistan tauchten vor seinem geistigen Auge auf.

Eine Intuition, dem jahrelangen Einsatz im Land der Taliban geschuldet, hatte von seinem Ego Besitz ergriffen. Hier stimmte etwas ganz und gar nicht. Er wollte herausfinden, was es mit diesen Schüssen in der Einsamkeit der Berge auf sich hatte.

Der Forstweg fiel langsam ab, sein Bergrad nahm Tempo auf. Der Wald wurde dichter, die Sicht schlechter, bald würde er die Weggabelung erreichen, an der er stets seine erste Pause einlegte.

Lautes Dröhnen eines kräftigen Motors durchbrach die Stille des Bergwaldes. Ein Fahrzeug entfernte sich in Richtung des Jagdhauses, welches fünfhundert Meter entfernt am Wegrand lag.

Dann sah er es.

Direkt vor ihm gabelte sich der Forstweg, eine Ausweiche schaffte mehr Platz.

Das Fahrzeug stand quer zur Fahrspur, die vorderen Räder hingen über die steil in den dichten Wald abfallende Böschung. Der noch laufende Motor ließ kleine Rauchschwaden in die klare Frühlingsluft steigen, an diesem fünfzehnten Mai des Jahres 2020.

Bereits aus der Entfernung registrierte er mehrere Einschüsse in Seitenfenster und Frontscheibe des Fahrzeuges, dem er sich vorsichtig näherte.

Was sich seinen Augen darbot, ließ sein Blut in den Adern gefrieren.

Als ehemaliger Elitesoldat einer Spezialeinheit, jahrelang in den Krisengebieten dieser Erde eingesetzt, war er gewohnt Tod und Elend zu begegnen.

Diese Begegnung jedoch war einzigartig, grausam und schrecklich.

1

Der luftige Store blähte sich ähnlich der Seidenhülle eines Ballons im Morgenwind, erreichte das Bettende, umwehte nackte Füße.

Unter der kuscheligen Daunendecke im breiten Luxusbett regten sich zwei Körper.

Basima war erwacht.

Wie jeden Morgen zog sie übermütig die Bettdecke zur Seite, was den neben ihr liegenden nackten Mann zu einem ärgerlichen Grunzen animierte. Hannes Dullin spielte das Spiel täglich mit, im Wissen, wie glücklich dieses kindliche Zeremoniell seine frisch angetraute Ehefrau machte.

Zwei Menschen lieferten sich eine Polsterschlacht, tollten wie Zehnjährige, fielen sich in die Arme und gerieten in einen Taumel aus Leidenschaft, erotischer Ekstase. Basima setzte sich auf seine Schenkel, fasste seine Arme und drückte sie seitlich auf das Laken. ihr fordernder Blick suchte seine schläfrigen Augen.

Wie wunderschön sie ist, dachte Hannes. Ihr glänzendes Haar, die bronzefarbene Haut, in den schwarzen Augen winzige goldene Sternchen und ein Mund so sündhaft geschwungen wie eine geöffnete frische Südfrucht.

Behutsam nahm er von ihr Besitz, ihr leises Stöhnen ließ ihn nur mühsam die Beherrschung halten. Nicht allzu lange und ein schnelles Ende rang ihn nieder. Wie jedes Mal schämte er sich. Zu gerne hätte er die göttlich feuchte Wärme länger genossen, ihr ein befriedigendes Liebesglück geschenkt.

Basima streckte sich. Liebevoll nahm sie seinen Kopf in ihre Hände, ein langer Kuss ließ ihn in eine angenehme Ruhe und Ausgeglichenheit abgleiten.

»Mach dir keinen Kopf kleiner Schützenkönig, es war wunderschön, ich liebe dich und es ist gut so, wie es ist. Keine Sorge, alles gut, mein Herz.«

Vertraute Zärtlichkeiten besonderer Art, kuschelige Zweisamkeit und eine unendlich geduldige Basima bescherten Hannes eine zweite Chance, die er nützte und die Liebenden in ein Paradies aufwühlender Gefühle fallen ließ.

»So, so junger Mann, ist das deine neue Taktik? Zuerst wiegst du mich in Sicherheit, um mich danach um den Verstand zu bringen? Ich werde in Zukunft besser aufpassen müssen.«

Basima klopfte ihm lachend auf den nackten Po, sprang aus dem Bett und verschwand im Badezimmer.

Was habe ich für ein Glück, diese Frau ken-nengelernt zu haben, dachte Hannes.

Vor drei Jahren war es gewesen.

Auf einem Empfang des diplomatischen Korps in der Wiener Hofburg in Anwesenheit des Bundespräsidenten, hatte er sie zum ersten Mal gesehen. Sie war in Begleitung des Staatssekretärs im Gesundheitsministerium, der sie ihm damals vorgestellt hatte.

»Frau Dr. Basima El Din, eine neue Mitarbeiterin im Ministerium, Herr Professor Hannes Dullin, ein wichtiger Mann in der IAEA, der Atomaufsichtsbehörde in Wien.«

»Lassen wir das wichtig außen vor, niemand ist wirklich wichtig. Es freut mich außerordentlich, Ihre Bekanntschaft zu machen.«

Er erinnerte sich noch genau an ihr leicht arrogant wirkendes Schmunzeln. Und doch war bereits bei ihrem ersten Treffen so etwas wie ein kleiner Funke der Sympathie übergesprungen.

»Sie kommen aus Mesopotamien, dem Zweistromland. Richtig? Entschuldigen Sie meine Direktheit, es ist nur so, dass mich Menschen und Kultur dieser Region schon sehr früh fasziniert haben, ich habe später auch meine Dissertation darüber geschrieben. Die Menschen dort bauten vor 5500 Jahren bereits Dörfer und Städte, wir saßen zu dieser Zeit noch in Höhlen und starrten in ein niedergebranntes Feuer. Die Wiege der Zivilisation zwischen Euphrat und Tigris, immer wieder ein Thema, über welches zu diskutieren keine Minute zu schade ist.«

Damals hatte sie ihn erstaunt angesehen, als wüsste sie nicht, was sie von einem Kerl halten sollte, der auf dem Empfang des Herrn Bundespräsidenten über seine Lieblingsregion dozierte.

»Eine Frage Herr Professor. Wie kommen Sie zu dieser gewagten Vermutung? Trage ich ein besonderes Mal im Gesicht?«

»Oh nein, nein, um Gottes willen, nein. Es sind die perfekten Gesichtszüge, die Schönheit, die Aura, ja, die Ausstrahlung. Alles Anzeichen die sich bei Frauen aus diesem Teil der Welt nicht verleugnen lassen. Syrien oder Irak nur eines dieser beiden Länder kann infrage kommen.«

Ihr Lächeln war breiter geworden. Eine Reihe strahlend weißer Zähne wurde sichtbar.

»Entweder sind Sie einer dieser verrückten Wissenschaftler, die ständig in ihrer ureigenen Welt leben oder Sie haben es faustdick hinter den Ohren, fahren eine völlig neue Masche der Anmache. Interessant allemal.«

Die Antwort hatte ihn überrascht, er hatte nicht mit einem derart soliden Selbstbewusstsein einer Frau des Orients gerechnet. Von einem Augenblick auf den anderen war er verliebt. Erstmals seit dem Krebstod seiner Ehefrau vor fünf Jahren, regte sich dieser Zustand, dieses Kribbeln, diese innere Freude.

»Was halten sie von einem Gläschen an der Bar?«

»Kein schlechter Versuch, aber ich trinke heute keinen Alkohol. Außerdem bin ich in Begleitung des Herrn Staatssekretärs hier. Es schickt sich nicht für eine Dame, ihren Begleiter stehenzulassen, das ist auch in Wien so oder irre ich mich? Vielleicht sieht man sich wieder einmal in einem anderen Zusammenhang. Ach ja, um ihren Wissensdurst zu stillen, ich komme aus Aleppo, genauer gesagt aus dem Stadtteil Dschudaide, wie Sie sicher wissen, ist dies das Viertel der Christen, ich bin Christin. Meine Heimat mit den wunderschönen Kirchen wurde im Bürgerkrieg durch Kämpfe zwischen Rebellen, Islamisten und Regierungstruppen total zerstört.

Es gibt Aleppo, eine der ältesten Städte des Universums nicht mehr, zumal die Stadt von wahnsinnigen Kriegstreibern dem Erdboden gleichgemacht wurde, während die restliche Welt zugesehen hat. Auch ihr Land, Herr Professor, schönen Abend noch.«

Ein Jahr lang hatte er sie nach diesem Zusammentreffen nicht gesehen.

Alles hatte er in Bewegung gesetzt, sein gesamtes Netzwerk auf Trab gebracht, nichts.

Niemand schien etwas über diese wunderbare Frau zu wissen.

An einem herrlichen Frühlingstag im Mai 2018 saß er auf einer Bank im Volksgarten, um seine Mittagspause zu genießen. Er hatte das Sandwich gerade vom Mund geführt, kaute genüsslich den köstlichen Thunfisch, als plötzlich von hinten zwei Hände auf seine Augen gelegt wurden.

Erschrocken hielt er inne.

Es waren ohne Zweifel Damenhände.

Feiner Parfümduft schmeichelte seiner Nase.

Verdammt, dachte er, dieses Aroma kenne ich! Woher bloß?

Mache jetzt nur keinen Fehler Dullin, alter Depp.

Könnte fatal enden in einer Zeit der Suche nach einer neuen Partnerin. Einige Damen der Wiener Gesellschaft hatte er immerhin im Talon. Jetzt nur ja keinen falschen Namen erraten wollen.

»Will dir den Frühling zeigen, der hundert Wunder hat.«

Eines bekannten Dichters Vers kann nie schaden, war seine Überlegung.

»Rainer Maria Rilke«, kam prompt die Antwort aus seinem Rücken.

»Der Frühling ist waldeigen und kommt nicht in die Stadt.«

Diese Stimme erkannte er sofort.

»Frau Doktor Basima El Din aus Aleppo zitiert Rainer Maria Rilke! Respekt.«

Behutsam fasste er ihre Hände und zog sie weg, um kurz darauf in die für ihn schönsten Augen der Welt zu blicken.

Dieser Frühlingstag vor fast genau zwei Jahren war der Beginn eines neuen Lebens.

Insbesondere für Basima, die 2015 mit dem großen Flüchtlingsstrom nach Österreich gekommen war. Dank ihrer Ausbildung als Ärztin mit perfekten Sprachkenntnissen sowie des unbändigen Willens, einen Neubeginn zu schaffen, hatte sie sich sehr schnell im Land integriert.

Ihr Ziel war es, so schnell wie möglich wieder als Ärztin zu praktizieren. Vorläufig musste sie sich mit einem Job im Gesundheitsministerium zufriedengeben, die Chancen auf eine baldige Eingliederung in die österreichische Ärzteschaft standen jedoch sehr gut.

Im Juli 2019 bekam sie endlich ihre Zulassung sowie eine Stellung in einer Wiener Klinik.

Kurz danach heirateten Dr. Basima El Din und Professor Dr. Hannes Dullin in der kleinen Kirche zu Pürgg im steirischen Ennstal, wo sie auch ihren Hochzeitsurlaub verbrachten.

»Frühstück ist fertig, Hannes! Kommst du?«

Ruckartig wurde er aus seinen Gedanken gerissen, sprang aus dem Bett und eilte ins Bad.

2

Das Al Nawforaa Café liegt am schönsten Platz im malerischen Teil der Altstadt von Damaskus.

Das geschäftige Treiben rund um das bekannteste orientalische Kaffeehaus der Stadt lockt nicht nur Einheimische zum Plausch bei Kaffee und Tee, sondern auch viele Touristen.

Zu Beginn des Krieges war auch die Hauptstadt schwer in Mitleidenschaft gezogen worden, nunmehr finden in diesem Teil kaum Kampfhandlungen statt und langsam scheint so etwas wie Normalität einzukehren.

Was nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass im ganzen Land die Menschen nach wie vor große Not leiden, insbesondere im Norden und Nordosten des Landes, wo ständige Angriffe islamischer Terroristen auf der Tagesordnung stehen.

Unfassbares Leid herrscht in diesen Regionen fehlt es den Menschen immer noch an trockenen Unterkünften, Wasser, Strom und Lebensmitteln.

Die illustre Runde im Hinterzimmer des Al Nawforaa hatte diese Sorge nicht. Traditionell zubereiteter Schwarztee mit Minze und Rohrzucker, Silbertabletts mit Köstlichkeiten aus der syrischen Küche sowie kleine Flechtkörbe, gefüllt mit zuckersüßen Naschereien, standen bereit.

»Bedienen Sie sich Gentlemen, Sie sind meine Gäste. Meine Heimat ist bekannt für eine exzellente Küche, genießen Sie diese Köstlichkeiten, es ist mir eine große Ehre, Sie zu bewirten.«

Der Mann im hellen Flanellanzug verbeugte sich vor seinen Gästen. Drei Männer hatten am runden Tisch Platz genommen. Ein Weißer, ein Araber und ein Mann schwarzer Hautfarbe nickten und griffen zu.

»Es freut mich, dass Sie meiner Einladung gefolgt sind. Dieser Raum ist absolut abhörsicher, wir können uns also offen und ungestört unterhalten.«

Baschnar El Din ließ sich auf einem freien Korbstuhl nieder, schlug seine Beine übereinander und zündete sich eine Zigarre an. Seine schwarzen Augen musterten jeden der Anwesenden eindringlich.

Wladimir Kuchanko, dreißigjähriger ehemaliger Elitesoldat in einer Armee des Ostens, Saddam Balany, Araber mit unbekannten Wurzeln und John Billiger, US-Amerikaner aus Atlanta, warteten gespannt auf die nächste Erklärung des Mannes, der sie eingeladen hatte.

Baschnar El Din räusperte sich, bevor er seine sonore Stimme erklingen ließ.

»Sie kennen sich nicht, sitzen heute zum ersten Mal gemeinsam mit mir an einem Tisch und doch haben Sie etwas, was sie vereint. Sie alle haben dieselben Fähigkeiten, man könnte auch sagen denselben Beruf, oder soll ich sagen Berufung? Es sind diese Fähigkeiten, die mich zur Auswahl bewogen haben und ich bin davon überzeugt, die richtige Wahl getroffen zu haben. Sie werden mich nicht enttäuschen.«

Genussvoll ließ er kleine Tabakschwaden zur verrauchten Decke steigen.

»Ihr Männer des Orients habt diesen gottverdammten Drang, eure Reden unnötig lange auszuschmücken, kommen Sie zur Sache, meine Zeit ist kostbar und teuer.«

John Billiger streckte sich, er schob die modische Sonnenbrille auf seine schwarze Stirn, der kalte Blick fixierte den Redner.

»Ihr Amerikaner habt euch mit euren Schnellschüssen oft genug in den Dreck manövriert, bleiben Sie gelassen, Mister Billiger, unsere Verabredung braucht Zeit.

Geduld ist die Mutter des Erfolges, wenn Sie diese nicht aufbringen können, wird es besser sein Sie steigen aus!«

Die letzten Worte kamen eine Nuance schärfer, bestimmender über die leicht wulstigen Lippen des Mannes. Spätestens jetzt erkannte man in ihm den Militaristen, den ehemaligen Oberst, den Offizier, der keinen Widerspruch duldete. John Billiger hatte die Warnung mitbekommen, er schwieg.

»Sind wir uns also einig? Ich bezahle, ich gebe die Befehle, Sie führen diese aus. Bedingungslos. Ist das klar?«

Die Männer schwiegen, was als Zustimmung zu werten war.

»Mein Name ist Baschnar El Din. Ich habe Sie einberufen, um Ihnen spezielle Aufgaben zu übertragen, die Sie für mich erfüllen werden. Sie sollen meine nach Europa geflüchtete Ehefrau und die von ihr nachgeholten Kinder aus den Fängen dieser Ungläubigen befreien und zu mir zurückbringen. Saddam Balany, er sitzt hier mit Ihnen am Tisch, ein treuer Kampfgefährte wird die Aktion steuern.

Mister Kuchanko und Mister Billiger, Sie werden nach Europa reisen, meine Frau Basima finden und zurückbringen. Ebenso ist es Ihre Aufgabe, meinen Sohn Adil sowie meine Tochter Amira in die Heimat zu überführen.

Vorrang haben jedenfalls die Kinder. Sollte Basima es nicht schaffen, so darf sie meinetwegen in ungläubiger Erde Ruhe finden.«

Der Ex-Oberst ließ seine Worte wirken.

Saddam Balany knabberte seelenruhig an einem Stück Kuchen, als ginge ihn das alles nichts an.

Die beiden anderen Männer wechselten einen schnellen Blick, dann begann Kuchanko zu reden.

»Mister El Din, ich bin nicht der richtige Mann für Sie, was Sie brauchen, ist ein Detektiv oder ein Sozialarbeiter. Ich bin Soldat, spezialisiert zu töten, schnell, effizient und lautlos. Das ist mein Spezialgebiet. Ich bin kein Kindermädchen, das sich um Ihre Kleinen kümmert.«

John Billiger nickte. Sein Versuch zu sprechen, wurde mit einer Handbewegung des Obersts unterbrochen.

»Ich wiederhole mich. Geduld, meine Herren, warten Sie die Erläuterung des Planes ab, dann können Sie sich endgültig festlegen. Eines kann ich Ihnen jetzt bereits garantieren. Ihre Qualitäten als Soldaten effizient und lautlos zu töten, wie es Mister Kuchanko ausdrückt, diese Qualitäten werden in jedem Fall gefordert sein.«

El Din orderte einen Kellner, um den Tisch abzuräumen und neuen Tee zu bringen.

Danach legte er einige beschriebene Blätter vor jeden der Anwesenden.

»Das sind die Vorgaben für den Einsatz. Wir werden diese gemeinsam besprechen, uns die Daten verinnerlichen und die Blätter danach verbrennen.«

3

Leuchtend gelbe Tulpen zierten den Frühstückstisch.

Neben frischen Brötchen hatte er wie immer diese Blumen mitgebracht.

Basima liebte gelbe Tulpen.

Flankiert von ihren Kindern, schritt sie über die breite Treppe in den Salon und von dort zum ausladenden Wintergarten der prächtigen Villa.

Das historische Gebäude in einem der Wiener Nobelbezirke stand im Besitz eines steinreichen Unternehmers aus Saudi-Arabien. Hannes Dullin betreute das noble Anwesen samt Parkanlage und Pool. Als Gegenleistung durfte er die vom Araber als Geldanlage erworbene Immobilie bewohnen. Ein absoluter Glücksfall für ihn. Mit seinem Einkommen hätte er sich diesen Luxus nicht leisten können, das war dann doch eine Nummer zu groß für ihn.

Durch Zufall hatte man sich auf einer Konferenz der IAEA in Kairo kennengelernt. Professor Hannes Dullin vermittelte daraufhin den Immobiliendeal in Wien und wohnte seither nobel und zufrieden. Der Besitzer nützte lediglich einen Teil der Zimmer im Obergeschoss bei seinen Besuchen in der österreichischen Hauptstadt, was selten der Fall war.

Basima strahlte.

Seit zwei Wochen waren ihre beiden Kinder wieder bei ihr. Mehr als sechs Jahre hatten sie getrennt voneinander gelebt.

Baschnar El Din, den sie verlassen hatte, hatte ihr im Herbst 2014 die bei ihr lebenden Kinder weggenommen, sie entführt. Die Unterbringung in einer internationalen Schule samt westlich orientierter Erziehung war dem streng gläubigen Moslem ein Dorn im Auge gewesen.

Danach bedrohte er Basima massiv mit dem Tode, sollte sie die Nachforschungen nach Adil und Amira nicht einstellen. Unter grausamen seelischen Qualen entschloss sie sich 2015 die Flucht ohne die Kinder anzutreten.

Auf verschlungenen Wegen erreichte sie im Sommer 2015 Österreich, wo sie um Asyl ansuchte. Gleichzeitig beantragte sie Familienzusammenführung.

Familienzusammenführung!

Eines der schrecklichsten Worte unserer Zeit. Hat es zur Voraussetzung, dass eine Familie zuvor gewaltsam getrennt wurde. Kaum vorstellbar in unseren Breiten, wo sich Familien zwar auch trennen, überwiegend jedoch aus banalen Gründen, deren Ursachen mit jenen in Kriegsgebieten nichts, aber auch gar nichts gemein haben. Sind es hierzulande Auswüchse einer ausufernden Wohlstandsgesellschaft, so liegen diese in einer Krisenregion daran, dass Familien durch Kriegswirren, Flüchtlingsströme und religiöse Irrungen auseinandergerissen werden.

Basima hatte ein bescheidenes Vermögen geerbt. Von ihrem verstorbenen Vater und ihrer Mutter, einer ehemaligen Deutschlehrerin, die mittlerweile in Liechtenstein ihren Lebensabend verbrachte.

Ein großer Vorteil gegenüber anderen Vertriebenen.

Die Mutter hatte ihr Erspartes in weiser Voraussicht in Liechtenstein angelegt. Nachdem das Asylverfahren für Basima positiv bescheidet worden war, konnte sie auf diese Gelder zugreifen.

Ein Detektivbüro im israelischen Tel Aviv, spezialisiert auf Fälle dieser Art mit jahrzehntelanger Erfahrung bei Personensuche sowie Zusammenführung versprengter Familienmitglieder, übernahm den Auftrag. Es dauerte trotz professioneller Vorgangsweise beinahe fünf Jahre, bis die Kinder aufgespürt, in einer filmreifen Aktion befreit und über Israel auf dem Luftweg nach Wien überstellt werden konnten.

»Guten Morgen, Hannes. Hast du gut geschlafen?«

Der siebzehnjährige Adil sprach ein akzentfreies Deutsch, geschuldet dem Unterricht der Großmutter sowie dem Bemühen der Mutter, ihre Kinder zu Weltbürgern zu erziehen. Amira, fünfzehn Jahre alt und mit der Schönheit ihrer Mutter gesegnet, sprach ebenfalls perfekt Deutsch, Englisch und Französisch.

»Hallo ihr Lieben, danke, ich habe ausgezeichnet geschlafen, wie sieht’s bei euch aus?«

»Seit ich hier bin, habe ich heute erstmals nicht gut geschlafen, ich glaube, es ist die Aufregung der bevorstehenden Reise. Ich freue mich riesig, dein Heimatland näher kennenzulernen.«

Am Tisch angekommen umarmte Amira Hannes und deutete einen Kuss auf seine Wange an. Adil nickte ihm zu und stürzte sich auf die Köstlichkeiten des Frühstückstisches, wie alle jungen Männer, gesegnet mit dem Riesenappetit des pubertierenden Körpers.

Basima fasste den Hausherrn von hinten an den Schultern, beugte sich und drückte zärtliche Küsse auf Hals und Kinn. Amira errötete leicht beim Anblick der Liebkosungen. Für sie ungewohnt, senkte das Mädchen beschämt den Kopf.

»Wir sind jetzt ein Ehepaar, Amira. Ich weiß, es ist für dich schwer nach der langen Zeit ohne mich, aber ich liebe Hannes und wir möchten beide, dass wir von nun an als Familie leben. Gib uns gemeinsam ein wenig Zeit, wir werden es schaffen, in unserem neuen Heimatland glücklich zu werden, mein Schatz.«

Liebevoll strich sie ihrer Tochter über die Wange, wischte die einzelne Träne weg, die Amira nicht zurückhalten konnte.

»Hat schon jemand einen Blick auf die Garagenzufahrt geworfen?«

Hannes zog die im Wind leicht wallende Gardine zur Seite, neben einem herrlichen Blick auf den Vorgarten konnte man seitlich die Zufahrt zur Tiefgarage ausmachen.

»Wow! Was ist denn das? Seit wann besitzt du einen Wohncaravan?«

Basima und die Kinder waren aufgesprungenem, um den modernen Caravan genauer zu betrachten. Ein Wohnmobil neuester Bauart mit dem Schriftzug eines bekannten Vermieters stand in der hellen Morgensonne.

»Was hast du vor, Hannes? Gehst du jetzt unter die Nomaden?«

Ein leicht ironisches Lächeln umspielte die vollen Lippen seiner Frau.

»Keinesfalls meine Liebe. Wir werden unsere Reise nicht wie geplant mit dem Personenwagen antreten, wir nehmen den Bus.«

Hannes Dullin strahlte wie ein kleiner Junge beim Anblick seiner ersten Eisenbahn.

»Es mag ja ein lange gehegter Wunsch des Herrn Hofrates sein, ein abenteuerlicher Indianer zu werden, ich werde nicht deine Squaw sein, in dunklen Wäldern nächtigen und mir Wolfsgeheul anhören.«

»Das habe ich keinesfalls vor, Basima. Wir werden mit dem Bus bequem reisen. Anhalten, wenn uns danach ist, einen Kaffee brauen, die schöne Landschaft betrachten, in einen kalten See springen und das nächste Ziel anvisieren. Genächtigt wird in einem Hotel, das verspreche ich dir. Sollte Arbeit anfallen wie Geschirr waschen oder dergleichen, das erledigen gerne unsere jugendlichen Mitreisenden. Außerdem ist es in Zeiten der Pandemie immer gut, ein Dach über dem Kopf zu haben, sollte uns ein Hotel einmal abweisen.«

»Das ist der Wahnsinn. Eine tolle Überraschung, Mama, das wird dir gefallen.«

Adil biss in ein Schinkenbrötchen, in seinen dunklen Augen war helle Freude zu lesen.

Basima warf einen letzten skeptischen Blick auf das Fahrzeug, strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn und setzte sich.

»Wir werden den Wagen nach dem Frühstück mit den Dingen bepacken, die wir auch im Auto mitgenommen hätten. Heute ist Freitag, 8. Mai 2020. Das Wochenende mit dem Muttertag steht bevor, es wird viel Ausfallverkehr aus der Stadt geben. Wir nehmen deshalb erst am späteren Nachmittag die A2 in Richtung Süden, fahren bis Graz, dort checken wir in einem feinen Hotel ein. Morgen schauen wir uns die zweitgrößte Stadt Österreichs an, am frühen Abend geht es weiter in die südsteirische Weinstraße, dort übernachten wir in einem typischen steirischen Weingut. Wir bleiben zwei Nächte, weil ich geplant habe, euch Slowenien zu zeigen, ein Gebiet, das vor hundert Jahren noch zu Österreich gehörte. Montag geht es weiter nach Kärnten, entlang des Wörthersees bis nach Osttirol. Wir übernachten in Lienz, fahren Dienstag weiter nach Südtirol, ebenfalls ehemaliges österreichisches Gebiet mit hochinteressanter Geschichte und Tradition. Nach einer Nacht in Meran überqueren wir am Mittwoch den Brennerpass und treffen in Innsbruck ein. Donnerstag geht die Reise über bayrisches Staatsgebiet vorbei an schönen Seen und Schlössern des ehemaligen bayrischen Königs bis ins steirische Ennstal. Dort treffen wir am Abend ein und bleiben bis zum Sonntag in einem wunderbaren Hotel.

Der der darauffolgende Tag ist Freitag, 15. Mai 2020, ein für uns Österreicher ganz spezielles Datum. Vor 65 Jahren wurde an diesem Tag der österreichische Staatsvertrag betreffend die Wiederherstellung eines unabhängigen und demokratischen Österreich im Schloss Belvedere in Wien unterzeichnet. An diesem Tag werde ich beginnen, euch meine engere, wunderschöne Heimat vorzustellen.

Dort, wo ich auf einem Bergbauernhof geboren wurde, wo ich aufgewachsen und im Dorf zur Schule gegangen bin.

In der kleinen Kirche zu Pürgg, ein Juwel am Fuße des mächtigen Grimming, haben eure Mutter und ich vor gar nicht langer Zeit geheiratet. Es wird euch gefallen.«

»Bist du sicher, dass wir nach Südtirol einreisen dürfen? Italien hat sehr strenge Covid-Regeln.«

»Ich habe alle Unterlagen besorgt, keine Bange, Basima. Wir dürfen auf der Durchreise in Meran übernachten. Garantiert nicht im Bus, sondern in einem schönen Hotel, wo einst sogar Kaiserin Sissy abgestiegen ist.«

Hannes Dullin lachte schnippisch, gab ihr einen Klaps auf den Po und begann den Tisch abzuräumen.

4

Dichter Zigarettenqualm schwebte über den Köpfen der Männer im Café in der Altstadt.

Es war heiß geworden, die leichten Sakkos lagen zerknüllt auf den alten Stühlen, die Ärmel hochgekrempelt, die Knöpfe offen bis zum Bauch brüteten sie über den Plänen.

»Viel haben Sie nicht zu bieten, Oberst. Die wenigen Hinweise werden es sehr schwierig machen, ihre Frau aufzuspüren. Okay, sie hält sich in Mitteleuropa auf, innerhalb der EU-Grenzen. Eine Gemeinschaft von 27 Staaten auf mehr als vier Millionen Quadratkilometer Fläche mit beinahe 450 Millionen Einwohnern. Haben Sie überhaupt eine Ahnung, wie groß das ist?«

»Sie brauchen mich nicht über die Europäische Union aufzuklären, Billiger! Nicht nur die Amerikaner finden sich auf dieser Erde zurecht. Außerdem sind ihre Daten keinesfalls relevant.

Es ist Ihre Aufgabe, den Fluchtweg zu rekonstruieren, das wird der erste wesentliche Schritt sein. In weiterer Folge werden wir in den Datenbanken der Asylbehörden dieser 27 Länder stöbern. Hier kommt mein Freund Saddam Balany ins Spiel. Er wird Sie mit entsprechenden Informationen versorgen. Wobei es Sie nicht zu interessieren hat, woher diese Daten stammen.«

Baschnar El Din war ins Schwitzen geraten, in der rechten Hand hielt er eine rote Heftmappe.

»Hier sind detaillierte Aufzeichnungen ihrer Flucht durch die Türkei. An der Riviera im Süden des Landes verliert sich ihre Spur. Gut möglich, dass sie eines der unzähligen Boote nach Griechenland gebracht hat, danach wird es schwierig.

Basima hatte ihre Flucht professionell vorbereitet, sie hatte Geld, dürfte sich auch falsche Papiere besorgt haben. Mit dem damaligen Massenstrom über den Balkan wird sie nicht gezogen sein. Sie kann also überall in Europa gestrandet sein. Vergessen Sie nicht, sie ist Ärztin, spricht mehrere Sprachen, ist intelligent und gerissen. In dieser Mappe sind auch Bilder von ihr, sie ist eine außergewöhnlich schöne Frau, sie wird aufgefallen sein, ich bin sicher, dass sich andere Flüchtlinge an sie erinnern. Hier müssen Sie ansetzen. Ein Geländewagen steht bereit. Papiere, die Sie als UN-Vertreter ausweisen und viele Türen öffnen werden, sind hier in diesem Kuvert. Ebenso 10.000 Dollar Bargeld für jeden von Ihnen, das wird für den Anfang reichen. Abgerechnet wird wie vereinbart zum Schluss. Alles klar?«

»Soll das heißen, wir müssen mit dem Wagen Hunderte Meilen durch ehemaliges und aufrechtes Kriegsgebiet fahren, von Minen verwüstet, gespickt mit terroristischen Hinterhalten, Rebellen und was sonst noch alles da draußen rumballert? Danke, ohne mich!«

Billiger’s hochroter Kopf war nicht nur der Hitze geschuldet, eine dicke Zornesader verlief über seinen kräftigen Hals.

»Sollten Sie eine Bahnverbindung finden, lassen Sie es mich wissen, Billiger. Ich bin bereit, Tickets der Ersten Klasse zu besorgen.«

Blanker Sarkasmus.

»Ich komme langsam zur Überzeugung, den falschen Mann ausgewählt zu haben, Billiger. Sie beugen sich meinen Befehlen oder verlassen in den nächsten drei Minuten diesen Raum!«

Da war er wieder dieser Befehlston, eiskalt, keinen Widerspruch duldend.

Billiger lächelte süffisant, verbiss sich jedoch weitere Einwände.

Die Stille im Raum war bedrückend.

Demonstrativ wartete Baschnar El Din auf die Sekunde genau drei Minuten.

»Gut, dann ist das geklärt. Ich gebe Ihnen drei Tage zur Vorbereitung der Reise. Die Strecke über Aleppo mit notwendigen Abweichungen bis an die türkische Riviera beträgt in etwa 1300 bis 1500 Meilen. In acht bis zehn Tagen müsste dies zu schaffen sein. Sind Sie angekommen, sagen wir in spätestens zehn Tagen melden Sie sich mit ersten Ergebnissen. Danach sehen wir weiter. Stellen Sie sich darauf ein, von einem der Touristenorte einen Flug in eine europäische Stadt zu nehmen.

Das wäre alles, ich erwarte vollen Einsatz und wünsche viel Erfolg.«

5

Beschwingte Klaviermusik berieselte die speisenden Gäste auf der von milder Abendsonne ausgeleuchteten Terrasse des noblen Hotels.

»Das war die schönste Woche meines Lebens. Ich habe die fantastischen Eindrücke noch nicht verarbeitet, trotzdem, es war ein traumhafter Trip. Du weißt nicht, welche Riesenfreude du mir und den Kindern bereitet hast. Danke, Schatz. Darauf trinken wir jetzt.«

Basima hob ihr Glas. Auch die Kinder durften zur Feier des Tages ein Gläschen Champagner probieren. Gemeinsam tranken sie auf den schönen Abend.