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Bauchtanzmeditation unterscheidet sich insofern vom allgemein üblichen Orientalischen Tanz-Training, als unter anderem keine komplizierten Choreografien eingeübt und auswendig gelernt werden müssen. Stattdessen benutzen wir Bauchtanz als Yoga in Bewegung, um Achtsamkeit für uns selbst einzuüben und Kontakt zwischen Körper und Geist herzustellen. Bei der Bauchtanzmeditation wollen wir mittels der Bewegung unsere Körperschwingungen mit den Schwingungen der Musik synchronisieren. Gefühle sind Schwingungen. Deshalb richten wir bei der Bauchtanzmeditation unsere Aufmerksamkeit auf unser Körpergefühl bei der Bewegung. Uns interessiert in erster Linie wie sich die Bewegung anfühlt. Schon allein diese Herangehensweise an den Orientalischen Tanz dürfte für nicht wenige Frauen eine Grenzerfahrung beinhalten, da wir das Leistungsdenken (Mache ich es perfekt genug?) aufgeben und den kritischen Blick von außen (Bin ich schön? Wie sehe ich aus?) verlassen müssen, wenn wir bei uns selbst ankommen wollen. Durch Bauchtanzmeditation wird der spontane Einklang zwischen Selbst und Bewegung im Rahmen vorgegebener Rhythmen gefördert.
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Seitenzahl: 36
Bauchtanz oder Orientalischer Tanz ist ein seit den ca. 79er Jahren des letzten Jahrhunderts auch in Deutschland bekannt gewordener Frauentanz. Ursprünglich aus dem Orient kommend, ist der Tanz aufgrund der orientalischen Musik entsprechend fremd für westliche Sinne und hat bis heute den Reiz des Exotischen behalten. Ein wahrer Bauchtanzboom entfaltete sich in den 80er und Anfang der 90er Jahre in einigen gesellschaftlichen Nischen, jedoch weitgehend ignoriert von der Bevölkerungsmehrheit. Es etablierten sich Tanzstudios und Volkshochschulkurse, um den Orientalischen Tanz für jede Frau erlernbar zu machen. Denn es hatte sich inzwischen herumgesprochen wie gesundheitsfördernd die Bewegungen für den weiblichen Körper sind, wenngleich die Aura des Rotlicht-Milieus dem Tanz ebenfalls anhaftet, was ihn bis heute daran hindert, als darstellende Kunst anerkannt zu sein.
Nichts desto trotz hat der Tanz für diejenigen, die ihm verfallen sind, ein starkes 'Suchtpotenzial'. Gerade die durch die orientalischen Rhythmen transportierte, dem Orientalischen Tanz innewohnende Fähigkeit der Generierung von Freude bei den Praktizierenden, macht ihn für die seelische Hygiene so wertvoll. 'Ekstatisch tanzen' bedeutet eine Befreiung von Druck, ein zeitweises Hinausgehen aus den täglich auf einem lastenden Zwängen.
Das was unter der Bezeichnung 'Hexentanzplatz' in unserem Kulturkreis in Erinnerung geblieben ist, weist auf eine Zeit als in Europa Hexen tanzten. Hexen bzw. Schamanen tanzten aber nicht, um sich selbst darzustellen, sondern, um Kräfte zu lenken. Zum Beispiel die Kräfte der Natur, damit es regnet. Alles im Universum schwingt. Mit Musik und Tanz bringt man sich in Schwingung. Die Geister der Natur, z.B. die der Elemente, sind Schwingungen, ebenso wie unsere Emotionen. Erst schwingt man sich ein, dann bringt man sich ein und dann lenkt man. Hexen und Schamanen tanzten, um das Bewusstsein zu wechseln, Einfluss zu nehmen, Macht auszuüben und abzuwehren, die Lebenskraft zu stärken. Wie es gelingt, sich auch heutzutage mit Bauchtanz selbst zu befreien und neue Lebensfreude zu erhalten, davon will ich hier erzählen.
Menschliche Daseinserfahrung in der Postmoderne ist gekennzeichnet durch ein Denken in Kategorien wirtschaftlich-technischer Rationalität, durch eine Überflutung mit Informationsfragmenten und dadurch Lenkung des verunsicherten Individuums der Massengesellschaft, das in Scheinrealitäten lebt und arbeitet, im fremden Interesse. Die Wirklichkeit ist selbst Teil der Simulation geworden. Wir leben in 'Realitäts-Tunneln' (Wilson) und können kaum noch unterscheiden, was wichtig und unwichtig, richtig und falsch, gut und böse für uns ist. Alles erscheint uns wichtig und unwichtig, alles richtig und falsch, gut und böse.
Orientierungslosigkeit und zunehmende Willkür bewirken, dass Menschlichkeit und Leben ebenso wie die gesamte Natur weiter zerstört werden. Diese Gesellschaft mit ihrer Jagd nach Geld geniert sich nicht, Frauen allein die Sorge um die nächste Generation zuzumuten, wodurch Frauen entweder der Kinder wegen gezwungen werden, bei einem ungeliebten Mann zu bleiben oder andernfalls gezwungen werden, um der Karriere willen auf Kinder zu verzichten. Beides ist gleichbedeutend mit dem Verzicht auf einen Großteil ihrer Sexualität und das heißt: ihrer Gesundheit! Am glücklichsten glauben sich dann nur noch die Frauen, die es schaffen, Kinder und Karriere 'unter einen Hut' zu bringen, was in der Regel ziemlich selten gelingt, weil die entsprechende gesellschaftliche Infrastruktur sowie Arbeitszeitverkürzung für alle die Grundvoraussetzung dafür wäre. Den meisten Frauen bleibt daher das 'behinderte' Leben. Frauen müssen dem etwas entgegensetzen, um sich weiterentwickeln zu können: das Recht aller Menschen auf freie Entfaltung – ein Lebensgesetz – auch für sich in Anspruch nehmen zu können.
Als Reaktion auf zunehmende Orientierungslosigkeit ist die Flucht in kleinbürgerliche Werte zu beobachten, eine Massenhysterie des Haben-müssens, um die innere Leere nicht zu spüren. Dass das uns nützt, bezweifle ich.
Fest steht, schon wenn wir unsere Gesundheit nicht weiter einschränken lassen wollen, ist eine neue Ethik vonnöten, da die Ethik der wirtschaftlich-technischen Rationalität im Konkurrenzsystem der 'industriellen Einheitszivilisation' (Golowin), bekannt in ihrer historischen Ausprägung als Kapitalismus und Sozialismus, wenn sie sich totalitär gebärdet, letztlich zum Genozid ('ethnische Säuberung') führt. Das bedeutet auf die Dauer: den Untergang jeglicher Zivilisation. Eine neue Ethik des Lebens muss eben genau darauf basieren, woran es heute weitestgehend mangelt: auf der Wertschätzung des Lebens, der Natur und der Menschlichkeit.
Wechselseitige Abhängigkeiten in der Gesellschaft sind unser Schicksal, aber auch unsere Chance. Deshalb sind wir unserem Schicksal keineswegs hilflos ausgeliefert. Dieser Zusammenhang wird häufig genug vergessen. So kann man sich beispielsweise in einer Demokratie in Interessengemeinschaften zusammenfinden, um Ziele zu verwirklichen.