Begeistert sind wir losgezogen - Heinz Macher - E-Book

Begeistert sind wir losgezogen E-Book

Heinz Macher

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Beschreibung

Heinz Macher: Als Frontsoldat und Kompaniechef eine Legende. Zwölfmal verwundet, Eichenlaub zum Ritterkreuz, goldene Nahkampfspange. Viele Geschichten ranken sich um seine Person. In diesen Aufzeichnungen aus dem Jahr 1949 hat er selbst das Wort. Er erzählt von seiner Jugend- und Rekrutenzeit in Chemnitz und Dresden, der Offiziersausbildung an den Junkerschulen der Waffen-SS, seinen Kriegseinsätzen als Zugführer beim Pionier-Bataillon der SS-Division „Reich“ in Jugoslawien und Polen bis zum Vorabend des Angriffs auf die Sowjetunion, das Unternehmen „Barbarossa“. Dort enden seine Kriegsmemoiren. Der Verlag hat den vorliegenden Text, den Heinz Macher nach Kriegsende verfasst hat, in die neue Rechtschreibung übertragen, inhaltlich aber nicht verändert oder gekürzt. Entsprechend bietet dieses Buch einmalige Einblicke in das Innenleben eines überzeugten SS-Offiziers, der nur wenige Jahre nach Kriegsende seiner emotionalen Zerrissenheit Ausdruck verleiht. Heinz Macher nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn er vom harten Ausbildungsalltag und vom Krieg berichtet. Zitate aus dem Buch: Was hat mich Weltanschauung interessiert? Meine Weltanschauung trug ich in meinem Herzen und die hieß „Deutschland“. Wir glaubten, nicht rechtzeitig zur Fronttruppe zu kommen. Oh, wir Idealisten: Jeder von uns sollte noch seinen guten Teil Krieg und Kampf abbekommen. Profitieren Sie außerdem von zahlreichen Karten, die die Stationen aus Heinz Machers Erzählungen geografisch nachvollziehbar machen. Lassen Sie sich dieses einmalige Zeitzeugnis über einen der bekannteren Offiziere der Waffen-SS nicht entgehen. Klicken Sie auf „Jetzt kaufen“ und sichern Sie sich Ihr Exemplar. *bei dem Coverbild handelt es sich um eine Aufnahme von Heinz Macher aus dem Jahr 1980.

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Heinz Macher

 

 

 

 

Begeistert sind wir losgezogen

Zweiter Weltkrieg: Kriegsbericht des späteren Ritterkreuzträgers Heinz Macher über seine ersten Kampfeinsätze bei der Waffen-SS

 

 

EK-2 Militär

 

 

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Vorbemerkung

Widmung von Heinz Macher

Jugenderinnerungen

Militärdienst

Polenfeldzug

Junkerschulzeit

Versetzung zur Front

Jugoslawien

Zwischen Abend und Morgen

Ortsverzeichnis

Personenverzeichnis

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Klappentext: Der deutsche UN-Soldat Rick Marten kämpft in dieser rasant geschriebenen Fortsetzung zu H.G. Wells »Krieg der Welten« an vorderster Front gegen die Marsianer, als diese rund 120 Jahre nach ihrer gescheiterten Invasion erneut nach der Erde greifen.

Deutsche Panzertechnik trifft marsianischen Zorn in diesem fulminanten Action-Spektakel!

 

Band 1 der Trilogie wurde im Jahr 2017 von André Skora aus mehr als 200 Titeln für die Midlist des Skoutz Awards im Bereich Science-Fiction ausgewählt und schließlich von den Lesern unter die letzten 3 Bücher auf die Shortlist gewählt.

 

»Die Miliz-Szenen lassen einen den Wüstensand zwischen den Zähnen und die Sonne auf der Stirn spüren, wobei der Waffengeruch nicht zu kurz kommt.«

André Skora über Band 1 der Weltenkrieg Saga.

 

 

 

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zunächst möchten wir uns herzlich bei Ihnen dafür bedanken, dass Sie dieses Buch erworben haben. Wir sind ein kleines Familienunternehmen aus Duisburg und freuen uns riesig über jeden einzelnen Verkauf!

 

Mit unserem Label EK-2 Militär möchten wir militärische und militärgeschichtliche Themen sichtbarer machen und Leserinnen und Leser begeistern.

 

Vor allem aber möchten wir, dass jedes unserer Bücher Ihnen ein einzigartiges und erfreuliches Leseerlebnis bietet. Daher liegt uns Ihre Meinung ganz besonders am Herzen!

 

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Jill & Moni

von

EK-2 Publishing

Vorbemerkung

 

Bei diesem Buch handelt es sich um die Kriegsmemoiren von Heinz Macher, die dieser im Jahre 1949 verfasst hat.

Heinz Macher trat vor Kriegsbeginn als Pionier in die Waffen-SS ein und erlebte den Polenfeldzug. Nach der Offiziersausbildung, bei der er auf historische Persönlichkeiten traf, beteiligte er sich zunächst am Jugoslawienfeldzug, ehe er im Sommer 1941 am Angriff auf die Sowjetunion teilnahm. Seine Memoiren enden in der Nacht vor ebenjenem Angriff. Die jugendliche Begeisterung hatte ihn verlassen. Im Nachhinein wollte er sich dieser dunklen Zeit nicht mehr erinnern.

Im April 1943 wurde Heinz Macher das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen, im August 1944 schließlich das Eichenlaub zum Ritterkreuz.

Macher, Silvester 1919 in Chemnitz geboren, ist im Jahr 2001 verstorben.

Wir haben den vorliegenden Text in die neue Rechtschreibung übertragen und Rechtschreibfehler korrigiert, ihn ansonsten aber sprachlich wie inhaltlich unangetastet gelassen. So dient dieses Buch als echtes Zeitzeugnis und bietet unverfälschte Einblicke in die Gedankenwelt eines jungen Offiziers der Waffen-SS. Eindringlich beschreibt Macher den Ablauf seiner Ausbildung, die Kämpfe in Polen und Jugoslawien und das harte Vorgehen gegen den Gegner.

Das Foto auf dem Cover entstand im Jahr 1980 auf der Beerdigung von Karl Dönitz.

 

Widmung von Heinz Macher

 

Meiner getreuen Ingeborg gewidmet.

Jugenderinnerungen

 

 

Genau kann ich es mit Bestimmtheit nicht mehr sagen, was als Erstes in meinem Gedächtnis haften geblieben ist, aber es ist, glaube ich, eine Automobilfahrt mit Vaters altem Adler nach Kleinzschachwitz zur Großmutter. Mir ist noch das Rauschen der vorüberfliegenden Alleebäume an der Hauptstraße nach Dresden in Erinnerung. Ich sehe noch die Wipfel, die in regelmäßigen Abständen hoch oben vorbeihuschten Alle Insassen des Wagens waren dick in Leder eingehüllt. Vater saß majestätisch am Steuer. Am Öderaner Berg oder bei einem anderen Katzenbuckel beugte sich seine massige Gestalt übers Steuer und lehnte sich dann wieder in den Sitz zurück, sodass eine gleichmäßige Bewegung entstand. Dies nannte er dann „Mitschieben“. Neben ihm saß Albert Leipner, demokratisch gewählter Vorstand des Kegelclubs DHV. Mich hatte man zwischen Mutter und Frieda Leipner verfrachtet, fest eingeschnürt, damit ich ja keinen Ton von mir geben konnte; während mein kleiner Bruder Horst, der jedes Mal hochging, wenn Tante Frieda „Horstel“ zu ihm sagt, von unserem braven Lenchen umsorgt wurde. Für ihn war eine solche große Fahrt noch eine zu große Strapaze. Pausen waren an der Tagesordnung. Einmal hat ein Kandelaber der Städtischen Deutschen Straßenbeleuchtungs Gesellschaft dran glauben müssen. Eine Gießkanne, um frisches Wasser austauschen zu können, gehörte zum ständigen Inventar des Vehikels. Wenn Vater über Mittag seinen Wagen unten vorm Haus in der Elsässer Straße stehen ließ, wurde ihm von mindestens 20 Schulbuben das halbe Mobil demontiert, was ihn jedes Mal, zum Gaudium der Kleinen, hochbrachte.

In jenen Tagen hatten wir zwei Hemdenmätzchen im Kasperletheater geschenkt bekommen. Die Eltern waren einmal, und das war sehr selten, ausgegangen. Wir wurden ins Bett gesteckt. Da haben wir uns unerhört gruselige Sachen vorgestellt und daraufhin natürlich fürchterliche Angst bekommen. Geschlafen haben wir nicht, aber dafür umso mehr geheult. Bei jedem Geräusch, welches wir vernahmen, sind wir jäh erschrocken. Als unsere Angst am größten war, habe ich zu Leipners telefoniert. Ich kleiner Knirps. Und habe dort angefragt, ob meinen Eltern auch nichts passiert sei. Jaja, haargenau so ist es gewesen. Dann war damals noch Inflation, und eine Tüte Bonbons kostete gegen 2 Billionen Mark. Um diese Zeit kam Onkel Curt einmal von Berlin auf Besuch. Mir hatte er einen langen Säbel mitgebracht. Ich gleich ganz stolz zu Reinhardts, unseren Grünwarenhändler, um die Ecke, um „Oehlers“ zu kaufen. Zurück zu, die Treppe hinauf, bin ich natürlich über den Säbel gestolpert, und hin war er. Was ich da für Tränen vergossen habe.

Damals wurde in mir die Vorliebe für alles Soldatische geweckt. Mitbestimmend waren die Schriften meines Onkels: „Der Weltkrieg 1915-1916“ und das Buch „Der Patrouillengänger“, welches ich einmal zu Weihnachten geschenkt bekam. Immer und immer wieder habe ich die oben erwähnte Lektüre studiert, intensiver und mit mehr Begeisterung als meine Schulbücher.

Beim Besuch Onkel Curts habe ich kleiner Knirps das erste Mal von Hitler gehört. Der Onkel bleibe bei der nächsten Wahl bei der Deutschen Volkspartei. Vater dagegen sagte, und nur seine Meinung war für mich maßgebend, er wähle diesmal die Nazipartei. Die sei die Einzige, die helfen könnte unter den 30 Parteien Deutschlands.

Viel hatte ich von Politik bestimmt nicht verstanden, aber überall, wo etwas los war, bin ich dabei gewesen. Dies muss in mir gelegen haben. Kaum, dass ich lesen und schreiben konnte, habe ich mich für Mathilde Ludendorffs Ideen interessiert und stundenlang vor den Schaukästen gestanden und alles Wissenswerte in mich „hineingeschlungen“. Bei einer Streikdemonstration der Kommune habe ich mit einem langen Gummiknüppel eines berittenen Polizisten nähere Bekanntschaft gemacht.

Von der Achterbahn wurde ich, als ich einmal ein Hakenkreuz am Matrosenanzug trug, von einem langmähnigen Kommunistenjüngling beinahe hinuntergeworfen. Und von da oben sah die Erde sehr entfernt aus.

In der Achterbahn! War das schön, wenn Schützenfest gewesen ist. Ja, Vater als Schützenkönig! Was habe ich für heiligen Respekt vor seiner Schießkunst gehabt. Dies musste ich auch einmal fertigbringen. Wenn geschossen wurde, bin ich natürlich hinten in der Anzeigerdeckung verschwunden und habe feste Klebestreifen auf die Löcher gepappt. Was hat Mutter geschimpft, wenn ich mich dabei vollgeschmiert habe.

Dieses Herumtoben war mir kleinem Trotzkopf tausendmal lieber als Schule oder gar Klavierstunde. Die gute Marianne Richter hat sich unendlich Mühe gegeben, um mir wenigstens die Grundbegriffe dieser Kunst beizubringen. Am wenigsten wurde in diesen Stunden Klavier gespielt. Und dann vor allem Märsche, die das Haus erzittern ließen. Da konntest du wenigstens auf die Tasten hauen, dass du glaubtest, der Kasten geht aus dem Leim. Wenn ich an mein erstes „öffentliches Auftreten“ denke, wie ich als kleiner Knirps in langen Hosen, das Notenheft fest unter den Arm geklemmt, eine vollendete Verbeugung hingelegt habe, um dann mit meinem Geklimper über Ännchen von Tharau den Zuhörern ein mitleidsvolles Lächeln abzugewinnen. Oh, das Lampenfieber! Und doch haben mein Bruder und ich einmal wegen unseres „hervorragenden“ vierhändigen Vortrages der „Petersburger Schlittenfahrt“ in der Zeitung gestanden.

In diesem Jahr besuchte ich schon die Oberschule in der Annenstraße. Ein guter Schüler bin ich bestimmt nicht gewesen. Zum Leidwesen meiner Eltern und Lehrer. Eben weil ich lernen musste. Es war aber ungeachtet dessen ganz schön in der Penne. Die Schwammschlachten waren phänomenale Erfindungen. Ja, wenn die Tür aufging und Dr. Ranacher, unser „Ranasch“, der Franzpauker, den tropfnassen Gegenstand beinahe mit voller Wucht ins Gesicht bekam. Was haben wir mit dem Ranacher alles angestellt. Er trug immer denselben grauen Anzug. Ein Loch im Strumpf wurde mindestens 14 Tage lang nicht gestopft. Oh, wir Tertianer waren gute Beobachter. Seinen fortwährenden, wiegenden Bewegungen an unseren Bänken begegneten wir dadurch, dass wir Tinte an die Kanten schmierten. Wir hatten so Originale.

Ich zitiere Hermann Wöstner, unseren Lehrer in Physik: „Wir machen eine Extempooorale, Babier ausdeilen“. Bei ihm haben wir immer die besten Arbeiten geschrieben. Seine Weisheit gipfelte in dem Satz: „In der Fiesig gnallts, in der Schemie schtingts.“

Wenn wir unseren Chemielehrer Welter als Aushilfe für ein anderes Fach hatten, durfte ich in den Chemiesaal gehen und Plakate für den VDA machen. In diesen Stunden habe ich Versuche mit allen möglichen Lösungen angestellt. Meistens habe ich Schwefelwasserstoff fabriziert und dann im Lehrerzimmer gleichmäßig verteilt. Auch Lackmuspapier war ein beliebtes Versuchsmittel.

Von unserem Turnlehrer Becker habe ich mir einmal eine kräftige Ohrfeige gefangen. Wir Schüler mussten fünf Minuten vor Schulbeginn im Haus sein und Becker hatte Aufsicht. Genau fünf vor voll wurde die Tür geschlossen. Wer später kam, musste klingeln und wurde aufgeschrieben. Ich ging gerade vorbei, die Tür war zu. Einer, den ich gar nicht einmal kannte, wollte herein. Ich hin, und Türe auf. Schon hatte ich eine gefangen, und noch dazu eine saftige, die gebrannt hat.

Unser Mathematikprofessor, Dr. Weiser, unser FMW, hat sich eine unbändige Mühe mit uns gegeben. Aber hoffnungsvoller Nachwuchs war ich bestimmt nicht. Ich war ein hoffnungsloser Fall. So schien es. Wir haben bestimmt vielen Blödsinn angestellt, trotzdem habe ich viel in mich aufgenommen, was mir später von großem Nutzen sein sollte. Gerade meine Kenntnisse in Fremdsprachen und Mathematik haben mir vieles leichter werden lassen.

Später, als reifer Mann, gesteht man sich ein, dass es besser gewesen wäre, aufgepasst zu haben. Dann jedoch ist es ein für alle Mal zu spät.

Nach wie vor stehe ich auf dem Standpunkt, dass wer ein richtiger Kerl werden will, kein Muttersöhnchen sein darf. Ein Junge muss das Herz auf dem rechten Fleck haben. Er muss wild und ausgelassen sein. Er gehört unter Kameraden und hinaus in die Natur, um seine Heimat kennenzulernen. Was er in den Jahren des Wachsens erleben darf, vergisst er nie und nimmer.

Dieses unser Vaterland zu lieben, haben mir meine Eltern im wahrsten Sinne des Wortes anerzogen. Die See wie die Berge habe ich in ihrer ganzen Machtentfaltung und gewaltigen Schönheit kennengelernt. Und doch haben mich die Berge immer mächtiger angezogen als die See. Diese haben in meinem Innern Wurzeln geschlagen. Geitau ist zum unerfüllten Traum meiner Jugend geworden. Hier kannte ich jeden Weg und Steg. Ein erhebendes Gefühl, nach schweren Stunden des Aufstiegs, die Gipfel. Die unendliche Weite des Panoramas. Das Leuchten der fernen Berge, die dich rufen und mahnen zum Kampf ums ewige Leben.

Eines habe ich nicht verstehen wollen, dass mich mein alter Herr, der im Inneren seines Herzens Nationalsozialist war, damals nicht zum deutschen Jungvolk der Hitlerjugend gehen ließ. Ich weiß, ich habe eine unheimliche Tracht Prügel verabreicht bekommen, als ich doch einmal hinging, schlimmer als bei meiner ersten Zigarette.

Wir waren nachmittags zum aktiven Fußballspielen beim CBC. Anschließend saßen wir in Alt-Chemnitz in der Schulstraße in einem kleinen Hinterbau beim Kerzenlicht. Von Politik keine Ahnung. Aber zünftig, romantisch. Und das suche ich damals. Viel zu spät bin ich daheim eingastiert. Jawohl, und dabei ist dann der „Watschenbaum umgefallen“.

Nein, beim CVJM musste ich bleiben. Widerwillig, obwohl es mir dort sehr gut gefallen hat. Ich war damals bereit, ohne Überlegung für die Sache des Christentums mein Leben zu opfern. Diese Version hielt an, bis ich das wahre Leben zu kennen glaubte.

Als wir geschlossen in die Hitlerjugend übernommen wurden, bin ich wahrscheinlich derjenige gewesen, der sich am meisten dagegengestemmt hat. Ob dies aus dem von meiner Mutter geerbten Gerechtigkeitssinn oder nur, um zu opponieren geschehen ist, weiß ich heute nicht mehr. Nur die Tatsache als solche ist mir noch erinnerlich.

Ich begann zu denken und suchte hinter jedem Ding einen Sinn zu erkennen.

Lange Zeit bin ich nicht bei der HJ geblieben. Diese Bengel dort in unserer Gefolgschaft waren keine richtigen Jungens, sie hatten nichts anderes im Kopf als Mädchen, Zigaretten und Alkohol. Dies war nun gar nichts für mich. So ging ich zum Jungvolk. Da war das, was mich ganz und gar packte: Fahrten, Geländespiele, saubere Jugend und Ideale. Ich weiß noch, wie wir auf Fahrt in der Marineschule Mürwik waren und mit einem Ruderboot als Jungens über die Flensburger Förde ruderten, nach Dänemark hinüber. Das war etwas. Das war Kampf mit der Natur. Das spornte an und machte hart gegen Innen und Außen.

Endlich hatte ich die Obersekundareife hinter mir. Eigentlich wollte ich einen künstlerischen Beruf einschlagen oder, und was wäre natürlicher gewesen, Soldat werden. Nachdem ich in Geitau bei den Jägern der Wehrmacht einen schweren Rucksack anlässlich einer Hochgebirgsübung tragen, besser gesagt schleppen durfte, hätte ich alles dafür gegeben, einrücken zu dürfen.

Vater war für etwas Solides: Kaufmann. Ich hab‘s versucht. Wirklich, mit allem, dessen ich fähig war, habe ich mich hineingekniet. Es ging nicht. Ich konnte es vor meinem Inneren nicht verantworten. Raus an die frische Luft! Alles war dumpf, morsch und angefault. In‘s Gesicht immer freundlich, aber hintenherum, oh ja. Nur Geschäfte, Geld, Geld und noch einmal Geld.

Ich begann, Gefühl zu bekommen. Ich sah mir die Veranstaltungen des Staates, der Partei und der Wehrmacht genau an. Jedes Mal verblüffte mich eine Einheit durch ihre tadellose Haltung sowie ihr geschlossenes Auftreten: die SS. Bei der Waffen tragenden SS hätte man mich mit meinen 17 Jahren noch nicht genommen. Alle einschlägige Lektüre habe ich mit Begeisterung verschlungen. Niemanden habe ich von diesen meinen geheimsten Absichten etwas erzählt. Vater habe ich nach langen inneren Gewissensbissen gebeten, mich zur Allgemeinen SS gehen zu lassen. Meine Lehrzeit sollte ich wenigstens mit der Handlungsgehilfenprüfung abgeschlossen oder beendet haben, ehe ich mich einer politischen Aufgabe zuwende, war seine Antwort.

Wo ich das rein Soldatische sah, erblickte er das Politische. Ich konnte nicht länger warten, mein Gewissen befahl es mir. Nach einer scharfen und haargenauen Musterung trat ich dem SS-Sturm 2 MO-6 bei. Motiviert. Hier begann ich aufzuwachen und mich zu entwickeln. Bis dahin war ich wie in Nebel gehüllt. Dieser Druck löste sich. Mir fielen die Schuppen von den Augen.

Wir jungen SS-Rekruten erhielten militärische Ausbildung an der Waffe, am Kraftfahrzeug und im Gelände sowie eingehende politische Schulung. Ich muss sagen, dass es Walter Schimmel prachtvoll verstanden hat, uns dies alles verständnisvoll beizubringen. Hier wurde mir der erste Schliff „verabreicht“, der mir nicht einmal sonderlich schwerfiel. Angeboren. Ob es nun ein Sportfest, Parteitag, ein Gepäckmarsch, Absperrdienst, eine Geländeübung oder eine Orientierungsfahrt war, in allem habe ich mich angestrengt, um etwas zu werden. Mein Entschluss stand fest: Du wirst Soldat der SS-Verfügungstruppe.

Also ran an die Sportabzeichen. SA-Wehrabzeichen und Reichssportabzeichen. Letzteres in 24 Stunden. Nachmittags 400 m Lauf (oh ja, gerade knapp die Bedingung erfüllt. 100 m hätte ich nicht geschafft). Weitspringen (ging ziemlich klar). Kugelstoßen (9 m). Ohne Training auf Anhieb. Abends Gepäckmarsch 25 km ohne Marschpause, und darauf am nächsten Vormittag 300 m Schwimmen. Bis auf den Gepäckmarsch, der mich allerhand Blasen kostete, ging alles ohne besondere Anstrengungen. Ja, das wäre etwas für mich, sich so voll und ganz einsetzen zu dürfen mit Leib und Seele. Mein erster Versuch, mich selbst zu erkennen.

Ich merkte, wie die Kameraden begannen, mich zu schätzen. Ich bekam Selbstvertrauen. Da wurde es höchste Zeit für den Führerschein. Alle Klassen 1, 2 und 3 habe ich ohne Komplikationen auf Anhieb gemacht mit allem Drum und Dran. In unserem Sturm ging wirklich etwas zusammen. Wir haben regelrechte Motorradrennen auf dem Sachsenring in Hohenstein-Ernstthal gefahren. Defekte konnte ich schon selbst beheben. Nur habe ich Vaters Wagen, dem neuen Wanderer, die erste Schramme beigebracht, als ich einmal nach dem Fichtelberg war. Es hat niemand etwas davon gemerkt. Selbst mit zwei Holzhämmern die Sache ausgebeult, dann überspritzen lassen und fertig war der Lack. Man konnte mit mir schon etwas anfangen.

Wolfgang Römer, mein Zugführer im Motorsturm, hatte mich als seinen „Schmiermaxe geholt“, als Beifahrer also für Gelände- und Orientierungsfahrten. Ich war gerade 18 Jahre alt. Mit Römer holte ich mir zwei Goldmedaillen und einen Ehrenpreis. Dies in der „2. Sächsischen Nachtorientierungsfahrt“ und bei der „3. Oberlausitzer Gelände- und Orientierungsfahrt“. Dabei musste ich haargenau mit Planzeiger, Planquadraten, Marschrichtungszahlen, Kompass, Zirkel und vor allem schnell mit dem Kopf arbeiten. In der 8-Bergefahrt startete ich mit Erwin Neumann als Beifahrer im B-Krad. Wir holten uns eine Silberne. Warum nicht die Goldene? Lag an der Maschine. Alter Kasten. Nur zwei Punkte minus.

Man war mit mir zufrieden. Immer mehr musste ich an mir arbeiten, um mein Ziel zu erreichen. Und dies stand jetzt unverrückbar fest. Ich wollte Führer in der Garde des deutschen Mannestums, der SS-Verfügungstruppe werden. Auch ohne Abitur. Und wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt hatte, so habe ich noch immer versucht, es durchzusetzen. Wobei ich frühzeitig erkannt habe, dass es wenig wirkliche Freunde gibt. Und man am stärksten ist, wenn man auf sich selber baut. Vor allem konnte ich schweigen. Und doch habe ich noch viel hinzulernen müssen. Unheimlich viel.

Im Laufe des Sudeteneinsatzes wurde unser Sturm von Chemnitz nach Annaberg befohlen. Zu Absperrungsaufgaben. Erst den Sonderzug des Führers. Dann den des Reichsführer-SS. Bei der Abfahrt des Zuges wurde uns, wir waren ungefähr zehn Kameraden, vom Zug aus befohlen, mit einzusteigen. Im Speisewagen dieses Zuges saß ich dem Obergruppenführer Lorenz beim Abendessen gegenüber. Wir haben wohl beide nicht geahnt, dass wir uns später unter ganz anderen Verhältnissen erneut gegenübersitzen sollten.

Ein Ereignis jagte das andere. An einem Abendappell kurz vorm Wegtreten wurde uns bekanntgegeben, der Führer weihe die Autobahn Dresden-Chemnitz-Gera selbst ein, um sie dem Verkehr zu übergeben. Wir hatten Stillschweigen zu bewahren; denn die Presse hatte veröffentlicht, Hermann Göring komme. Des Führers Erscheinen wurde erst am Morgen des großen Tages bekanntgegeben, woraufhin die reinste Völkerwanderung einsetzte. Nach einem ziemlichen Wortwechsel mit meinem Lehrherrn bin ich zum Antreteplatz marschiert. Auf Lkw und Pkw verlastet wurden wir an unsere Absperrstelle transportiert. Es war die Wiltschtalbrücke.

Mein Posten war am Brückenfundament am Widerlager, also unter der Brücke. Ich stand dort mit Werner Kaden. Wir haben schon lange Gesichter gezogen, denn dass der Führer nach hier unten kommen könnte, hatten wir aufgegeben.

Dann hörten wir die Autokolonne heranbrausen sowie den aufbrandenden Jubel. Die Kolonne hielt an. Herrgott, war uns zumute. Vielleicht kommt er doch nach hier unten!? Und er kam.

Vor mir blieb er stehen, legte seine linke Hand auf meine Schulter und fragte mit sonorer Stimme: „Was ist das für ein Stein?“ Darauf konnte ich stolz antworten: „Harthauer Stein, mein Führer.“ „Brav so“, war seine Antwort. Wenige Minuten später war die Kolonne schon wieder Hunderte von Meter entfernt. Mir war, ich habe geträumt. Man hätte mich auf der Stelle in Stücke schlagen können. Bis dahin war dies das erhabenste Erlebnis meiner Jugend. Für mich war die Zeit gekommen zu handeln.

„Es gibt kein Glück oder Unglück auf dieser Welt, sondern nur starke oder schwache Willen.“

Militärdienst

 

 

 

Es ist nach Geschäftsschluss. Ich habe ungezählte Briefe durch die Frankiermaschine gejagt. Die ausgehende Post ist schon in der Aktentasche verpackt. Ich warte noch, bis Alles das Büro verlassen hat. Mein Entschluss steht fest. Schreibmaschine her, Briefbogen eingespannt, und los kann‘s gehen.

Frech an die Abteilung Rekruteneinstellung des Pionier-Sturmbannes der SS-Verfügungstruppe in Dresden geschrieben: Bitte um Übersendung der Einstellungs- und weiteren notwendigen Papiere. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Mit den notwendigen Formalitäten bin ich bald fertig. Wehrbezirkskommando, Kirchenaustrittserklärung, Gesundheits- und Schulzeugnisse usw. werden eingeschickt.

Und promptens kommt der Musterungsbescheid mit der Aufforderung der väterlichen Einverständniserklärung. Ja, nun musste ich meinem alten Herrn reinen Wein einschenken. Leid hat mir vor allem meine liebe Mutter getan. Na ja, alle waren dagegen. Mein Sturmführer der Allgemeinen SS, Walter Schimmel trug meinem Vater auf, mir ordentlich den Hintern zu verhauen. Dies die Propaganda innerhalb der SS!

Es ist doch noch alles klargegangen. Letzten Endes hat mich Vater mit seinem Wagen zur Musterung nach Dresden gefahren. Und er war mit dem, was er hier sah, vollauf zufrieden. Dies ließ sein altes Soldatenherz, welches er mir gegenüber immer verleugnete, höherschlagen. Eine Kompanie in Erdbraun marschierte vom Gefechtsdienst kommend im Achtungsschritt in die Kaserne ein. Ein tadellos geschlossenes Bild. Vater war nur noch wegen der viereinhalb Jahre Dienstzeit indigniert. Mutter versprach mir, nach straflos absolvierter Dienstzeit einen Wagen zu schenken. Wie froh bin ich gewesen, dass meine Eltern im Großen und Ganzen einverstanden waren.

Der erste Schritt war getan. Es gab kein Zurück mehr, und ich wollte auch nicht mehr zurück, nicht um alles in der Welt.

Wir schrieben 1938. Gerade noch hatte ich es geschafft, um in diesem Herbst zum Reichsarbeitsdienst eingezogen zu werden. An einem Abend im September war es so weit. Es galt Abschied zu nehmen.

Erst wurde dies im Kameradenkreis kräftigst getan. Angefangen haben wir beim Pferdeschindler. Es waren Ralf Bratscheider, Werner Kaden, Erich Grütz und Walter Sohre mit von der Partie. Im Hansehaus haben wir, ohne es gemerkt zu haben, eine Schlägerei in Szene gesetzt. Daran schuld war eine Platte mit Fleischsalat, die für eine ganze Kompanie gereicht hätte und mit der wir uns gegenseitig in heller Begeisterung mit Elan bombardierten. Die lieben Mitmenschen jedoch verstanden keinen Spaß! Schweren Kopfes bin ich in dieser Nacht heimgekommen.

Gleich am nächsten Tag wurde eine Shag-Pfeife gekauft. Ich war doch mit dem Gestellungsbefehl zum RAD in der Tasche ein „Mann“! So glaubte ich damals jedenfalls. Mitten auf dem Falkeplatz ist‘s mir beinahe in die Hose gegangen, übergeben musste ich mich. Das konnte ich nicht mehr zurückhalten. Oh, ist mir nach meiner ersten Pfeife schlecht gewesen. Aber es musste eben eine sein. Eine Pfeife war genauso wichtig wie ein zweiter Kamm. Für diesen guten und uralten Rat muss ich meinem Vater danken. Alles andere hatte Mutter bestens vorbereitet; überall Namen eingenäht und alles vorschriftsmäßig in meinem Rucksack verstaut. So, los konnte es gehen.

Mit einem Sonderzug fuhren wir in die Eifel. Unter den 200 nunmehrigen Arbeitsmännern war ich der einzig freiwillig Eingezogene, und der jüngste. Deswegen noch lange nicht der schwächste und unsoldatischste. Dies wurde gleich unter Beweis gestellt. Im Zug ging es schon los. Ringkampf als kleinere Kraftprobe. Meine „Kollegen“ konnten nicht wissen, dass ich etwas von Jiu-Jitsu verstand. Mit zwei, drei immer wiederkehrenden Griffen habe ich alle auf mich Einstürmenden erledigt. Schon war mein Ruf besiegelt. Schlagende Beweise sind halt immer die besten.

Bei der Einteilung wurde ich in Trupp 1 der RAD Abt. 5/310 „Wilhelm Busch“ Neuhaus I gesteckt. Bald waren wir mitten im vollen Betrieb. Bunker bauen in unmittelbarer Nähe der belgischen Grenze.

Schwer ging es ran bei ziemlicher Kälte und beachtlichem Druck. Nach 14 Tagen stand ich am Presslufthammer und -bohrer.

Nach weiteren 14 Tagen zogen die ersten drei Mann auf Wache. Wachdienst im RAD war Ehrendienst. Ich sollte als erster Mann aufziehen. Eigentlich hätte ich an diesem Tag statt auf Wache ins Krankenrevier gehört. Ich hatte einen schmerzhaft verzerrten Fuß. Eine Ladung Steine sind vom Förderband auf mich heruntergefallen. Nicht, dass ich mir etwas darauf eingebildet hätte. Nein, denn für mich war dies alles nur eine Vorstufe, eine Leistungsprobe. Ich wollte viel weiter!

Hier eine lustige Szene: Nachts war es bitterkalt und der Weg zur Latrine war weit. So benutzten wir der Einfachheit halber den kürzeren Weg: das Fenster. Und ich muss zu meiner Schande gestehen, ich bin auch ein oder zwei Mal dabei gewesen. Der nächste Morgen brachte es an den Tag. Gleich nach dem Frühsport befahl unser Halbzugführer Obertruppführer Raschke: „Trupp 1, Halbkreis!“ Nun kam‘s. „Wer hat‘s getan? – Freiwillig melden!“ Keiner trat vor. „Wenn sich bis Mittag derjenige nicht freiwillig meldet, hat Trupp 1 vier Wochen Küchendienst.“

Das bedeutete für uns Freizeit ade. Nach dem Wegtreten sind Vogel und ich zu ihm hin und haben uns gemeldet.

„Was, Sie zwei! Glaub‘ ich nicht!“ Uns war es umso lieber, wenn er es uns nicht zutraute.

„Doch, wir sind‘s gewesen.“

„Gut, 14 Tage Küchendienst, verfluchte Schweinerei, wegtreten!“

Nach zwei Tagen war die ganze Sache jedoch in Vergessenheit geraten. Ja, und dann wurde es mit einem Schlag über Nacht Winter. Es hat nur noch geschneit. In unserer schon so einsamen Gegend sah es nun ganz trostlos aus.

Da erkrankte plötzlich der Zivilangestellte, der den Wasserwagen fuhr. Der Wagen, ein alter Chevrolet, brauchte nun einen neuen Fahrer für seine Versorgungsfahrten. Zwei Mann im ganzen Lager waren im Besitz der Führerscheine Klasse 1, 2 und 3. Ich wurde dazu befohlen, obwohl ich der jüngere und unerfahrenere Kraftfahrer war. Auf diese Weise habe ich die wunderschöne Eifel kennen gelernt, die alte Krönungsstadt Aachen und die Ordensburg Vogelsang.

Nachdem wir die Hälfte unserer Dienstzeit herum hatten, wurde eine große Besichtigung angesetzt. Grundstellung, Spatengriff, Wendungen, Achtungsschritt, Weltanschauung und Sport. In allen Sparten erreichte ich die Bestnote. Der Generalarbeitsführer ließ mich zu sich kommen. Ich sollte gleich Truppführer werden, wenn ich mich verpflichtete, die Führerlaufbahn im RAD einzuschlagen.

Ja, ich hatte meinen Einberufungsschein für die Verfügungstruppe bereits in der Tasche. Dies galt mir mehr als alle anderen verlockenden Angebote. Er murmelte noch etwas wie, die besten Leute hole immer die SS weg. Ich habe nur erwidert, dass ich mich schon vor einem halben Jahr zum Pionier-Bataillon der Verfügungstruppe gemeldet habe. Dort sei überhaupt keine Aussicht für mein späteres Weiterkommen vorhanden. Ich habe mir meinen Teil gedacht und mir mein Selbstvertrauen nicht nehmen lassen. Am nächsten Tag wurde ich als Einziger des ganzen Lagers zum außerplanmäßigen Vormann befördert und mit der Führung des Trupps 1, dem ich bisher als Arbeitsmann angehörte, beauftragt.

Im März trafen wir, nachdem wir unser Bunkerbauobjekt beendet hatten, vorzeitig in Chemnitz ein. 14 Tage Urlaub winkten mir.

Am 3. April hieß es andere Seiten aufziehen. Im Gestellungsbefehl stand es schwarz auf weiß: „3. April 1939, 10.00 Uhr, Kaserne SS-Pi. SS-VT Dresden-N23 Hellerhofstraße melden.“

Mit dem 7-Uhr-Früh-D-Zug bin ich nach Dresden gefahren. Schon im Zug haben wir uns zusammengefunden. In unserem Wagen waren wir zu dritt. Nadler, Waldenburger und ich. Am Bahnhofsvorplatz in Dresden waren es schon zehn Mann. Alles junge Burschen mit gerader Haltung und tadellosem Haarschnitt. Die Straßenbahn Linie 6 brachte uns zur Endstelle „Wilder Mann“. Am hinteren Kasernentor haben wir unseren roten Gestellungsbefehl vorgezeigt und durften passieren. Haben wir große Augen gemacht, als wir über eine lange Brücke, die aus verschiedenen Brückenwerken zusammengesetzt war, marschierten. Oft noch sollten uns diese Projekte beim Trennschnittelegen Kopfzerbrechen bereiten. Noch aber waren wir Zivilisten. Halb jedenfalls. Äußerlich. Wenig später waren wir SS-Anwärter. Nein, ich nicht, ich war bereits Staffelmann.; denn ich hatte schon meine SS-Nummer: 311 752.

An der Hauptwache wurden wir vom damaligen Sturmmann Gerber in Empfang genommen. Ich wurde zur 2. Kompanie eingeteilt. 2. Gruppe, Stube 100. Dort war alles vorbereitet. Als wir in unsere Stuben traten, standen unsere Mannen schon an Spind und Bett. Vormittags hatten wir noch einen Lebenslauf zu schreiben und Fragebögen auszufüllen. Mein Stubenältester war Rottenführer Rudolf Nikol, auch ein Chemnitzer. Erich Betzold war mein Korporal. Am Nachmittag erstes „Auftreten“. Antreten durch unseren Zugführer Oberscharführer Willy Peetz. Die Pfeifensignale rissen uns förmlich von den Schemeln hoch. In diesen Tagen sah ich das erste Mal SS in Feldgrau.

Mich stellte man im ersten Glied an den rechten Flügel. Flügelmann. Neben mir stand Christoph Ewald, mein neuer Kamerad, den ich „Kristel“ nannte. Ein Fleischer aus Zittau. Dann ging‘s in die Turnhalle beziehungsweise Exerzierhalle. Es folgten: Klettern, Klimmzüge und Sprung über den Kasten. Man war recht zufrieden mit dem Geleisteten. Wenn dies alles auch noch viel besser werden musste, wie es in der Soldatensprache als geflügeltes Wort heißt. Ich konnte schon dort feststellen, dass die circa 200 neuen Rekruten alle irgendwie Kerle waren, die etwas auf dem Kasten hatten. Anschließend Einkleiden, Waffenempfang und so weiter.

Unsere Ausbilder setzten alles daran, anständige Soldaten und Pioniere aus uns zu machen. Ich merkte auch, dass ich ganz besonders unter die Lupe genommen wurde. Die Kameradschaft war einfach vorbildlich zu nennen, und unsere Führer und Unterführer waren in Ordnung, wenn wir auch oft nicht mehr wussten, wo uns der Kopf stand. Dafür haben sie uns die Grundbegriffe alles Soldatischen in der fantastischen Zeit von vier Monaten beigebracht. Den Löwenanteil hieran hatte unser guter alter Obersturmführer Walter Maasch. Er hatte die Rekrutenabteilung vorbildlich in der Hand und hat es verstanden, uns „Geist“ beizubringen. Wenn man bedenkt, dass damals noch jede Fronterfahrung fehlte, so hätten wir das Erlernte jederzeit an die Front bringen können. Wir haben gelernt zu kämpfen. „Gelobt sei was hart macht.“

Eines Tages marschierten wir zum Gunzwiesenbad. Als Erstes: Sprung vom Dreimeterbrett. Da musste jeder runter.

Dann kam‘s: „Zehnmeterturm freiwillig?“

Arthur Dächart, einer unserer Rekrutenausbilder, hat es uns einwandfrei vorgemacht. Nun hieß es, nur nicht blamieren. Also hoch. Oh, wie hoch das war. Augen zu, und Kopfsprung. Ich habe geglaubt, ich springe viel zu weit, dahin wo das Wasser nur mehr eine Tiefe von 2 m hatte. Egal, es ist ganz gut gegangen. Ich jedenfalls springe nicht mehr runter. Sieben Mann sind noch nach mir gesprungen, sonst niemand. Den Grundschein haben später 95 Prozent abgelegt. Schwimmen konnte ein jeder. Ein Pionier muss schwimmen können.

So verging die Rekrutenzeit in fliegender Hast. Für unsere Stube hatten meine Eltern mir einen kleinen Volksempfänger geschickt, der uns half, die spärliche Freizeit angenehm zu überbrücken.

Meinen Spindbau hat mir nicht sogleich ein anderer nachgemacht. Da war alles tipptopp eingestapelt. Auch beim Gefechtsdienst gab ich alles her, was in mir drin war. Hier wurde es einem nicht so leicht gemacht wie im RAD. Hier wehte ein anderer Wind; wir waren ausgesuchte Kerle, alles Freiwillige.

Im Pionier-Sprengdienst waren Stubben- und Schornsteinsprengungen an der Tagesordnung. Alle Arten von Verbindungen haben wir hergestellt, Leitfeuer sowie elektrische Zündungen. Am Ende unserer Ausbildung stand der „Stoßtrupp“. Das war etwas für mich, einen Graben aufzurollen. So hatte ich mir das Soldatische vorgestellt. Schießen, Handgranatenwerfen und was sonst noch dazu gehörte, haben wir meisterhaft erlernt. Flammenwerfer und MG 34 gehörten zu meiner Sonderausbildung.

Der Dresdner Heller, der Übungsplatz der Dresdner Garnison, hat uns allerhand Schweiß gekostet. Einmal rauf, einmal runter, einmal kreuz und einmal quer, von der Napoleonshöhe zum Flughafen, dazu alles mit Gasmaske.

Beim Wasserdienst haben wir selten einen trockenen Fetzen am Leib gehabt. Fährenbau mit B-Gerät, vier und acht Tonnen, sowie Einfahren zur geschlossenen Kriegsbrücke; dazu noch Behelfsbrückenbau und Fahren auf dem Wasser. Vor allem interessierte mich die technische Seite. Die Pläne. Rammskizzen, Flussprofilaufnahmen, Brückenskizzen wie auch Minen- und Sprengpläne, und alle anderen taktischen Aufgaben. Dies alles musste ich mir in der Freizeit aneignen.

Während wir auf dem Wasserübungsplatz „Fofftein“ hatten, sind wir im Drillichanzug mit Stiefeln durch die Elbe geschwommen. Eine kleine Begebenheit will ich hier schildern.

Wir waren beim Staken zu viert im A-Ponton. Beim Staken hieß es, wer beim Untersetzen den Staken abbricht, bekommt Sonderurlaub. Unsere Fährenbesatzung setzte Unterstrom breit, ich untergesetzt und peng! Mit dem Hinterkopf landete ich am Schandeck, das eine Ende in den Händen, während das andere Teil auf Unterstrom abtrieb. Betzold gab mir „Fofftein“. Da denkt sich Kristel, was der kann, kann ich auch, und beim nächsten Breitsetzen dieselbe Geschichte. Er landet mit kräftigem Ruck in meinem Schoß in der Hinterkaffe. Hat unser guter Erich da Augen gemacht. Als Dank dafür mussten wir den Ponton allein nach Oberstrom staken, noch dazu mitten im Stromstrich; das war auch ganz nett.

---ENDE DER LESEPROBE---