Berlin, 24. Juni 1922 - Thomas Hüetlin - E-Book

Berlin, 24. Juni 1922 E-Book

Thomas Hüetlin

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Beschreibung

Wie alles begann. Am 24. Juni 2022 jährt sich die Ermordung des deutschen Außenministers Walther Rathenau zum 100. Mal. Der Journalist und Buchautor Thomas Hüetlin lässt zu diesem Anlass die Ereignisse, die zu dieser verhängnisvollen Tat führten, in einer aufrüttelnden Reportage wieder auferstehen. Er erzählt vom Verlauf dieses tragischen Tages der deutschen Geschichte und den politischen Auswirkungen bis in unsere Tage hinein. Wie in einem Thriller laufen die Operationen der »Organisation Consul« auf den Tag X zu – ebenso wie das Leben Walther Rathenaus, dieser herausragenden Persönlichkeit, in der sich auf schillernde Weise jüdische Herkunft und deutscher Patriotismus trafen. Kein Politiker konnte es an Charisma mit ihm aufnehmen – bis Adolf Hitler kam, dessen Politik das absolute Gegenteil dessen war, wofür Rathenau stand: für Frieden, Versöhnung, internationale Kooperation. Der Leser taucht ein in die Welt der Täter, in eine düstere Welt toxischer, elitärer, antisemitischer Männerbünde und ihrer seriösen Unterstützer in der Justiz, im Militär und in der Politik, deren Taten mehr als ein Vorspiel der späteren Machtergreifung der Nazis waren. Die ideologischen Parallelen zu heutigen Rechtsradikalen und ihren Unterstützern sind beunruhigend. Und zugleich zeigt der Autor die faszinierende humanistisch-jüdische, großbürgerliche Welt Walther Rathenaus, deren Auslöschung mit den Morden der frühen Tage von Weimar schon begann.

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Thomas Hüetlin

Berlin, 24. Juni 1922

Der Rathenaumord und der Beginn des rechten Terrors in Deutschland

Kurzübersicht

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Titelseite

Über Thomas Hüetlin

Über dieses Buch

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Hinweise zur Darstellung dieses E-Books

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Über Thomas Hüetlin

Am 24. Juni 2022 jährte sich die Ermordung des deutschen Außenministers Walther Rathenau zum 100. Mal. Der Journalist und Buchautor Thomas Hüetlin lässt zu diesem Anlass die Ereignisse, die zu dieser verhängnisvollen Tat führten, wieder auferstehen. Er erzählt vom Verlauf dieses tragischen Tages der deutschen Geschichte und den politischen Auswirkungen bis in unsere Tage hinein. Wie in einem Thriller laufen die Operationen der »Organisation Consul« auf den Tag X zu – ebenso wie das Leben Walther Rathenaus, dieser herausragenden Persönlichkeit, in der sich auf schillernde Weise jüdische Herkunft und deutscher Patriotismus trafen. Der Leser taucht ein in die Welt der Täter, in eine düstere Welt toxischer, elitärer, antisemitischer Männerbünde und ihrer seriösen Unterstützer in der Justiz, im Militär und in der Politik, deren Taten ein Vorspiel der späteren Machtergreifung der Nazis waren. Die ideologischen Parallelen zu heutigen Rechtsradikalen und ihren Unterstützern sind beunruhigend. Und zugleich zeigt der Autor die faszinierende humanistisch-jüdische, großbürgerliche Welt Walther Rathenaus, deren Auslöschung mit den Morden der frühen Tage von Weimar schon begann.

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Über dieses Buch

Thomas Hüetlin, geboren 1961, war langjähriger Reporter beim SPIEGEL sowie Korrespondent in New York und London. Er erhielt für seine Arbeit zahlreiche Auszeichnungen wie den Egon-Erwin-Kisch-Preis, den Henri-Nannen-Preis und den Deutschen Reporterpreis. Bücher u.a. »Gute Freunde – die wahre Geschichte des FC Bayern München« (2003), »Mein Leben am Limit/Gespräche mit Reinhold Messner« (2004) und »Udo« (mit und über Udo Lindenberg, 2018).

Inhaltsverzeichnis

»Wie kann man auch mit Erzberger spazieren gehen?«

»Hakenkreuz am Stahlhelm, schwarz-weiß-rotes Band, die Brigade Ehrhardt werden wir genannt«

Ehrhardts Krieg nach dem Krieg

»Dem Karneval des Wahnsinns ein Ende machen«

Der Name des Dolchstoßenden

Der Marsch auf Berlin

Ehrhardt im Staat der Bewegung: Bayern

»Dieser Angriff war der tollste und beschwingteste, den ich je erlebt«

»Die ersten zwei, drei Leute können nur den Weg weisen, der Vierte wird es schaffen«

»Die Noblesse seiner Erscheinung«

»Berauscht von der unhemmbaren Kraft«

»Gewaltsame Beschränkung auf das Mechanische«

Befreiung eines Kriegsverbrechers

»Die Front war deren Heimat«

»Natürlich säße ich lieber in der Downing Street als in der Wilhelmstraße«

»Verräter verfallen der Feme«

»Bin ich nicht eins mit dem Maschinengewehr?«

»Er sieht vor der weichen blassrosa Tapete brillant aus«

»Neue Sachlichkeit«

»Mich zur schönen Härte meines Schicksals bekennen«

»Ich will, was ich muss. Sonst nichts«

»Sie kennen das deutsche Volk; es will den Herrn fühlen«

»Unser Ziel ist die Beendigung der Party«

Literaturliste

Danksagung

»Wie kann man auch mit Erzberger spazieren gehen?«

Es hatte geregnet in der Nacht zum 26. August 1921 in Bad Griesbach. Matthias Erzberger war zeitig aufgestanden, seine Kur näherte sich dem Ende, die Hoffnungen und Sorgen der kommenden Monate trieben ihn aus seinem Bett in der Pension St. Anna, einem katholischen Haus, das von Nonnen betrieben wurde.

Erzberger, 45 Jahre alt, zurückgetreten als Vizekanzler und Finanzminister im ersten Kabinett der Weimarer Republik ein Jahr zuvor, war ein schwerer Mann, aber zäh. Es musste schon etwas zusammenkommen, um ihn aus der Bahn zu werfen. Genau das aber geschah seit einiger Zeit.

Wenn es nach den deutschen Rechten ging, dann war Erzberger so etwas wie der Volksfeind Nummer eins im Deutschen Reich.

Ausgerechnet Erzberger.

Ein Schwabe aus der Provinz, fleißig und gottesfürchtig, einer, der gerne täglich in die Kirche ging und noch spätabends Briefe seiner Wähler beantwortete. Einfache Leute. Handwerker, Bauern, kleine Angestellte.

Aber Erzberger hatte die Waffenstillstandsvereinbarung drei Jahre zuvor in jenem Eisenbahnwaggon im Wald von Compiègne unterzeichnet und damit, so sahen es die Rechten, den völlig unnötigen Untergang des deutschen Heeres besiegelt. Den tapfer kämpfenden Soldaten, so ging die Legende, den Dolch in den Rücken gerammt.

Und als es dann Erzberger als Finanzminister wagte, die gewaltigen Schulden, die das Reich zu begleichen hatte, nach einem Krieg, den es begonnen und verloren hatte, einigermaßen gerecht sozial zu verteilen, vervielfachte sich die ungeheure Wut gegen ihn noch einmal.

Nicht die einfachen Leute, die Handwerker, die Bauern, die kleinen Angestellten sollten diesen Krieg mehr oder weniger alleine bezahlen. Sondern auch die Wohlhabenden sollten ihren Anteil leisten, so wollte es Erzberger.

Statt vier Prozent Einkommensteuer verlangte Erzberger nun 60 Prozent von den Reichen und Fast-Reichen. Das war politischer Selbstmord.

Auf Raten zwar. Aber tödlich trotzdem.

Es half Erzberger nicht wirklich, dass er ein katholischer Patriot war, durch und durch. Ein Mann, der einen Krieg, der sich allmählich als ungewinnbar gezeigt hatte, nicht für Ehre und Vaterland mit dem Blut von immer neuen Soldaten weiterschmieren wollte. Einer, der nicht auf stur schaltete. Auf immer weiter so. Das trug ihm bei den Nationalisten den Ruf ein, wendig, glatt und ölig zu sein.

Dabei war er im Grunde mutig. Mutiger jedenfalls als der oberste Militär seines Landes, Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg. Weil jener sich davor drückte, den Waffenstillstandsvertrag im Eisenbahnwaggon zu unterzeichnen, schickte er Erzberger vor.

Und Erzberger übernahm den Job.

Seitdem hatte die Rechte einen der Hauptschuldigen für die deutsche Niederlage identifiziert. Mit einer Hetze, wie sie bis dahin für Einzelpersonen im Deutschen Reich nicht bekannt war, wurde er nun verfolgt.

Sein schlimmster und beharrlichster Feind hieß Karl Helfferich. Als Staatssekretär des Reichsschatzamtes und Vizekanzler hatte Helfferich die Finanzierung des Ersten Weltkriegs durch Anleihen organisiert und eine Besteuerung der Kriegsgewinne verschleppt. Helfferich, ein klein gewachsener Fabrikantensohn aus der Provinz, wollte ganz nach oben. Unterwürfig gegen die Mächtigen, pickelhaubenhart gegen die Nicht-so-Mächtigen, war er bereit, einen Weg einzuschlagen, der mit Schmutz und Blut gepflastert war. Er kam einigermaßen voran. Aber selbst seine Hochzeit mit der Tochter des Bankiers Georg von Siemens ließ Helfferich keinen Deut milder oder gar großzügiger werden.

Im Gegenteil. Diese Ehe bestärkte ihn in seiner Lebensrolle – der Einpeitscher des stockreaktionären Geldes zu sein.

Mit Erzberger hatte Helfferich seine erste große Zielscheibe gefunden. Erzberger hatte Helfferich früher finanzielle Unregelmäßigkeiten nachgewiesen und ihn zum Rücktritt als Staatssekretär gezwungen.

Unermüdlich verfolgte Helfferich nun als Abgeordneter der nach dem Krieg gegründeten Deutschnationalen Volkspartei Erzberger mit Beschimpfungen. »Novemberverbrecher«, »Reichsverderber«, »Landesverräter«.

Er wollte den Showdown, und deshalb veröffentlichte er ein Pamphlet unter dem Titel »Fort mit Erzberger«, das er hunderttausendfach drucken ließ. Unter anderem behauptete Helfferich darin, Erzberger sei kein Mann, sondern ein Feigling. Einer, »der auf alle Anschuldigungen trotz schärfster Herausforderungen nicht klagt, sondern kneift und nach Art bedrohter Tintenfische das Wasser trübt, um zu entwischen«.

Helfferich hasste Erzberger noch mehr, nachdem Erzberger ihn am Rednerpult der Nationalversammlung als »den leichtfertigsten aller Finanzminister« kritisiert hatte.

Helfferichs Kriegsanleihen nebst Niedrigsteuern für Kriegsgewinner waren die toxischen Papiere ihrer Zeit.

Schrott, für den es kein Geld mehr gab und der sich zu Giftmüll wandelte, je schlechter die wirtschaftliche Lage wurde. Das vermögende Bürgertum sah sich um seine Ersparnisse gebracht. Mit Verneblern, Eintrübern, möglicherweise sogar Tintenfischen kannte sich Helfferich auch deshalb so gut aus, weil er selbst wie viele andere Abgeordnete die Verarmung seiner Wähler mit nationalistischem Gebrüll betrieben hatte und nun von seiner Verantwortung für diese Katastrophe ablenken musste.

Also »Fort mit Erzberger«, dem »Volksverräter«.

Das Verrückte war: Als Erzberger es wagte, gegen die Lügen in diesem Pamphlet gerichtlich vorzugehen, stand er auf einmal selbst am Pranger.

Es war tödlicher Hass, den er da auf sich zog, und dieser entlud sich an einem Seiteneingang eines Berliner Gerichtsgebäudes am 28. Januar 1920. Ein 20-jähriger Fähnrich namens Oltwig von Hirschfeld feuerte zweimal auf Erzberger, eine Kugel durchschlug die Schulter des Ministers und blieb in der Lunge stecken. Erzberger kam knapp mit dem Leben davon. Aber wenn er, das Opfer, nun auch noch Gerechtigkeit durch die Gerichte erwartete, dann war er ziemlich schlecht beraten.

Die deutschnational geprägte Justiz der Reichshauptstadt hatte für einen wie ihn wenig bis nichts übrig. Wie Hohn mussten sich die Urteile gegen Helfferich und von Hirschfeld lesen.

Es waren keine Schuldsprüche.

Es waren Bestätigungen der Hetze und Vorurteile gegen Erzberger. Helfferich kam mit einer Geldstrafe von 300 Mark davon. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass sich Erzberger während seiner politischen Karriere nicht »wohl anständig« verhalten habe, politische und finanzielle Interessen vermischt und sogar unter Eid gelogen habe.

Fast noch nachsichtiger zeigte sich die Justiz im Prozess gegen den Beinahe-Mörder Hirschfeld. Er wurde mit einer Strafe von 18 Monaten und einer Urteilsbegründung, die ihm »ideale Gesinnung« bestätigte, quasi geadelt. Auch sonst las sich das Urteil wie ein Belobigungschreiben. »Verschiedenste Kreise« hätten »die Tat des Angeklagten gebilligt und ihn beglückwünscht«. Kein Zweifel, dass dies nur die allerbesten Kreise waren. Und: Es war ja eigentlich gar kein Attentat mit Mordabsicht. Und wenn, nur ein bisschen Mord, und das ja eigentlich auch nicht. Sondern eine Art mit der Schusswaffe verordnete Karenzzeit: Der Angeklagte, so das Gericht, habe den Minister nur »mit der Schusswaffe auf Monate arbeitsunfähig und damit vorerst unschädlich machen wollen«.

Na dann.

Jedes dieser beiden Urteile war eine gerichtliche Verhöhnung des Opfers. Zusammengenommen waren sie für Erzberger ein Totalschaden, der in der jungen Republik üble Spuren hinterließ. Reaktionäre Justiz und Politik gestalteten einen Gerichtssaal zu einer Bühne um, auf der ein demokratisch gewählter Politiker verleumdet und beleidigt wurde. Dazu verhöhnt in einer Sprache, die neu war in ihrer Verrohung und Brutalität. Aber statt Einspruch zu rufen, ließ das Gericht gewähren und feuerte die Angelegenheit noch an. Statt Common Sense, Verantwortung und einen gewissen Schutz für einen demokratischen Politiker auszuüben, stellte sich das Gericht pöbelnd und unmissverständlich an die Seite Helfferichs und setzte so ein Zeichen, das sich in die DNA der Weimarer Republik einpflanzen sollte.

Politiker, die die Demokratie vertreten, sind unlautere Gesellen, die man, wie das Gericht in seiner Urteilsbekundung gegen den Attentäter von Hirschfeld schrieb, »unschädlich machen« darf. Notfalls mithilfe der Waffe. Als eine Art Notwehr gegen diesen ganzen demokratischen Schmutz.

Erzberger, dem doppelten Opfer, blieb nichts übrig, als sein Rücktrittsgesuch als Finanzminister und Vizekanzler einzureichen. Preußische Gerichte hatten bestätigt, dass er nicht mehr war als ein korrupter Politiker, Lügner und Meineidiger.

Ein Demokrat.

Das Allerletzte.

Es waren schwere Wunden, die Erzberger davongetragen hatte im Frühjahr 1920, und jetzt, gut eineinhalb Jahre später, laborierte er immer noch an ihnen. Auch deshalb der lange Kuraufenthalt in seiner schwäbischen Heimat. Deshalb die Wanderungen, die Ruhe, die tägliche Meditation in den Gottesdiensten.

Erzberger wollte sich erholen.

Um zurückzukommen.

Er war ohne Zweifel ein politischer Junkie. Nur, dass sein Getriebensein dem Wunsch entsprang, seinem Land und den Menschen zu dienen, nicht wie sein Erzfeind Helfferich sich selbst und jener gesellschaftlichen Beletage, in der dieser sich vorgenommen hatte, standesgemäß zu residieren.

Koste es, was es wolle.

In einem Umkehrschluss von von Clausewitz, dem großen preußischen Militärtheoretiker, könnte man sagen, dass für Helfferich Politik die Fortsetzung des Krieges mit tödlichen Mitteln war.

Erzberger ahnte das. Er hatte zu seiner Tochter nach dem Ende der beiden Prozesse gesagt: »Die Kugel, die mich treffen soll, ist schon gegossen.«

Aber er fand, dass mehr auf dem Spiel stand als sein eigenes Leben.

Es ging tatsächlich um ziemlich viel. Sogar Ferdinand Foch, Marschall Frankreichs im Ersten Weltkrieg, hatte über den Friedensvertrag von Versailles gesagt: »Das ist kein Frieden. Es ist ein Waffenstillstand auf 20 Jahre.«

Es ging also um einen Waffenstillstand mit Restlaufzeit. Damit diese Restlaufzeit andauerte und nicht im Zeitraffer ablief, wollte Erzberger zurück in die Politik. Dazu plante er, beim Katholikentag in Frankfurt Ende August eine Rede zu halten. Dann sollte es weitergehen in die Reichshauptstadt Berlin.

Auf einer Wanderung hinauf zum Kniebis wollte Erzberger mit einem Kollegen, dem Zentrumsabgeordneten Karl Diez, die kommende Woche noch einmal besprechen. Nach dem Besuch der Morgenmesse gingen die beiden Männer los. So wie Erzberger angezogen war für diese Tour, hätte er sich auch zu einem Spaziergang Unter den Linden aufmachen können. Freizeit, das kannte er eigentlich nicht. Freizeitkleidung schon gar nicht. Also trug er seine Zivilistenuniform: einen schwarzen Gehrock, eine dunkle Hose, einen schwarzen Hut und eine Weste, in der seine silberne Taschenuhr steckte.

Die beiden Männer gingen langsam. Dazu machte ihnen die aufkommende Hitze zu schaffen. Sie versuchten, sich im Schatten der hoch aufragenden Bäume zu halten.

Zwei Männer überholten sie. Das war nichts Besonderes. Schließlich schienen diese Männer halb so alt wie sie zu sein. Mitte 20, sportlich getrimmt.

Weiter bergauf. Berlin, Politik, der Vertrag von Versailles.

Plötzlich kamen die beiden Männer, die sie gerade überholt hatten, zurück. In schnellem Schritt. Und diese jungen Männer steuerten direkt auf sie zu. Einer dieser jungen Männer sah energisch und zupackend aus. Der andere hatte einen etwas zurückhaltenden Blick.

Schon hielten die beiden jungen Männer Pistolen in den Händen. Der Energische feuerte zweimal auf Erzberger und rief dem Kollegen zu: »So schieß doch, so schieß doch.« Daraufhin zielte der auf Diez. Diez stürzte zu Boden, getroffen in Oberarm und Brust.

Erzberger, schwer verletzt, rannte um sein Leben. Auch von Hirschfeld hatte ihn damals mit zwei Schuss bedacht, vor eineinhalb Jahren in diesem Berliner Gericht. Man konnte so etwas überleben. Mit viel Glück. Erzberger rannte in den Wald. Aber der Attentäter ließ sich nicht abschütteln. Erzberger rutschte panisch einen steilen Hang hinab, aber der mit dem zurückhaltenden Blick stand ruhig über ihm und nahm Maß. Fast andächtig feuerte dieser einen Schuss nach dem anderen ab. Die Kugeln verschwanden in Erzbergers massigem Körper.

Der Finanzminister a.D. lag auf dem Waldboden und rührte sich nicht mehr. Trotzdem trat der junge Mann ein paar Schritte heran und schoss dem Reglosen noch mehrere Kugeln in den Kopf.

Diesmal sollte Erzberger nicht davonkommen wie in Berlin. Die jungen Männer wollten ihre Sache perfekt machen. Erzberger. Tot. Einhundertprozentig. Die Leiche, die nachmittags um 3 Uhr von Polizisten gefunden wurde, sah bestialisch zugerichtet aus. Seine silberne Taschenuhr war während des kaltblütig geplanten Mordes stehen geblieben.

11.05 Uhr.

Blutüberströmt hatte sich der Freund und Kollege des Toten, der Abgeordnete Diez, vorher in das friedliche Bad Griesbach geschleppt. Als Diez vor seiner Pensionswirtin stand, fragte diese: »Ja um Gottes willen, Herr Diez, was ist denn mit Ihnen passiert?«

»Ich war mit Erzberger spazieren, und Erzberger ist erschossen worden«, stieß Diez hervor.

»Wie kann man auch mit Erzberger spazieren gehen«, entgegnete ihm die Wirtin.

Sie waren eben durch nichts aus der Ruhe zu bringen, die guten Menschen von Bad Griesbach. Schon gar nicht durch einen Mord an einem der wichtigsten demokratischen Politiker ihres Landes an ihrem Hausberg, dem Kniebis.

Wie kann man auch mit Erzberger spazieren gehen.

Die beiden Mörder bestiegen nach der Tat erst einmal den Kamm des Kniebis und kehrten nach langem Marsch in den »Hirschen« zurück, wo sie einen Kaffee tranken. Unbehelligt. Ganz gemütlich. In der zuversichtlichen Gelassenheit, dass mit dem Mord nun der aufreibendste Teil ihrer Arbeit hinter ihnen liege und jetzt nichts wirklich Schlimmes mehr passieren könne.

Die wirkliche Verantwortung, fanden sie, hatten ja andere. Sie selbst hatten ja nur einen Befehl ausgeführt. Erfolgreich ausgeführt. Und der Befehl hatte gelautet: »Gemäß der in der Leitung stattgefundenen Auslosung wurden Sie, Heinrich Schulz und Sie, Heinrich Tillessen, dazu bestimmt, den Finanzminister a.D. Erzberger zu beseitigen. Die Art der Ausführung bleibt Ihnen überlassen. Vollzugsmeldung ist nicht zu erstatten. Brüder, Ihr könnt der Unterstützung im Fall einer Entdeckung gewiss sein.«

Also erst einmal Kaffeechen. Man war schließlich im Schwarzwald. Und hatte schon gearbeitet. Und sich ein Päuschen verdient.

Erst fünf Stunden nach dem Anschlag, also gegen 16 Uhr nachmittags, kehrten die beiden jungen Männer in den Gasthof des Nachbarorts Oppenau zurück, wo sie seit Tagen unter den Namen »Riese« und »Bergen« logierten. Seelenruhig holten sie ihre drei Koffer aus den Zimmern und ließen sich zum Bahnhof bringen, wo sie den Zug Richtung Offenburg bestiegen. Nette junge Männer, dieser Riese und der Bergen. Studenten wahrscheinlich. Akkurates Auftreten. Wenn das die Zukunft des Landes war, gab es Hoffnung. War Deutschland nicht ganz verloren.

Erst um 15 Uhr, also dreieinhalb Stunden nachdem der Begleiter Erzbergers, Karl Diez, in seinem Blut zusammengebrochen war, löste die Polizei in Bad Griesbach Alarm aus. Gemächlich schleppte sich die Fahndung weiter nach Oppenau, wo auch der guten Ordnung halber in den Zimmern dieser gediegenen Studenten Bergen und Riese nachgesehen wurde. Nichts. Komisch waren nur die vielen Schnipsel von eilig zerrissenem Papier, die jemand zum Fenster hinausgeworfen hatten. Papier, Briefe und Umschläge. Solche Sachen.

Hatten Riese und Bergen diese Schweinerei angerichtet? Anscheinend hatten diese zwei Männer doch etwas zu verbergen. Nur gut, dass sie beim Zerreißen des Papiers sich ihrer postmörderischen Erleichterung hingegeben und nicht wirklich gründlich gearbeitet hatten. »lessen« und »Max« stand auf einem Briefstück.

Bald gab es auch eine Hausnummer, als Wohnort die Stadt München und die vollen Namen der Männer. Der Energische, das war Heinrich Tillessen, geboren am 27. November 1894 in Köln, der mit dem zurückhaltenden Blick hieß eigentlich Heinrich Schulz, geboren am 21. Juli 1893 in Saalfeld, beide wohnhaft Maximilianstraße 33, München. Dort waren sie polizeilich gemeldet.

Das Problem war nur, dass die Polizei die beiden dort nicht antraf. Denn sie waren auf der Flucht. Vorher hatten sie noch einen Verbindungsmann in München getroffen, wieder zum Kaffeetrinken. Dieses Mal im Englischen Garten. Jenen Mann, der ihnen den Befehl wie einen Lottogewinn Wochen zuvor übergeben hatte.

»Gemäß der Auslosung«, hatte es ja geheißen, »wurden Sie bestimmt, Erzberger zu beseitigen.«

Der Mann, der den Befehl überreicht hatte, hieß Manfred von Killinger. Er hasste den Frieden und die den Deutschen von den Siegermächten aufgezwungene Demokratie gleichermaßen, und zu deren Bekämpfung war ihm jedes Mittel recht.

Solange es nur gewalttätig, am besten tödlich war.

Während der Münchner Räterepublik und beim Kapp-Putsch ein Jahr zuvor in Berlin hatte Killinger als einer der Kommandeure der Freikorpstruppe Brigade Ehrhardt seine Männer angehalten, keine Gefangenen zu machen und dabei mit der Munition sparsam umzugehen. »Den Schädel einschlagen«, forderte Killinger gerne in blutrünstiger Sprache. »Mäßigung ist Dummheit, nein, ein Verbrechen am eigenen Volk und Staat.«

Dumm waren für ihn jene, die Gewissensbisse bekamen beim Liquidieren von Linken und anderen Kräften, die Killinger als Todfeinde betrachtete. Todfeinde, die vernichtet werden mussten, um jeden Preis. Keine Gnade, keine zweite Chance.

Aber nun, nach der Niederschlagung der Räterepublik von München und dem misslungenen Putsch von Berlin, drohte die verhasste Demokratie von Weimar sich zu stabilisieren – und genau das konnten und wollten Männer wie Killinger, Tillessen und Schulz auf keinen Fall zulassen. Aus diesem Grund verlegten sie sich jetzt auf politischen Terrorismus. Auf die möglichst spektakuläre Auslöschung hoher Repräsentanten der Weimarer Demokratie.

Auf Leistungsträger wie Matthias Erzberger.

Mit Papieren, die vom Münchner Polizeipräsidenten persönlich kamen, konnten Tillessen und Schulz sich erst nach Österreich, dann nach Ungarn absetzen. Nicht gehetzt, eher im Tempo einer Vergnügungsfahrt mit anerkennenden Schulterklopfern. »Wir wurden, wenn ich mich so ausdrücken darf, von einer Hand in die andere weiter gereicht. Es hatte sehr viele Leute gegeben, die Erzberger nicht leiden konnten und sich gewissermaßen einen Sport daraus machten, uns weiterzuhelfen«, würde Tillessen später über diese schöne Zeit sagen.

»Hakenkreuz am Stahlhelm, schwarz-weiß-rotes Band, die Brigade Ehrhardt werden wir genannt«

Wenn Männer wie Killinger, Tillessen und Schulz tranken oder in Reih und Glied marschierten, wenn sie also gut drauf waren, feierten sie ihre ausgelassene Laune und schulterklopfende Fröhlichkeit gerne mit einem schönen Lied auf den Lippen.

»Kamerad, reich mir die Hände, fest wollen wir zusammen stehen. Man mag uns auch bekämpfen, der Geist soll niemals verwehen.

Hakenkreuz am Stahlhelm, Schwarz-Weiß-Rotes Band, Die Brigade Ehrhardt werden wir genannt.

Die Brigade Ehrhardt, Schlägt alles kurz und klein, Wehe Dir, wehe Dir, Du Arbeiterschwein.«

Wer war dieser Ehrhardt? Wer war dieser Anführer, dessen Ausstrahlung so groß war, dass sich ihm, nachdem der große Krieg beendet war, junge Männer zu Hunderten unterwarfen, damit Ehrhardt mit Blut, Kampf und Disziplin Ordnung und Sinn in ihr junges Leben brachte?

Ein Leben, das vier Jahre lang Mörsergranaten, Giftgas und Maschinengewehrfeuer überstanden hatte. Eine elende industriell anmutende Massenschlächterei entlang schlammiger Schützengraben und Erde voller Stacheldraht. Ein Weltuntergang mitten in Europa, der zehn Millionen Männer den sofortigen Tod gebracht und 21 Millionen mit Verletzungen gestraft hatte, die sie zum Teil brutal behinderten oder entstellten für den Rest ihrer Tage.

Die Überlebenden dieser von hohen Männern in weißen Handschuhen inszenierten Vier-Jahres-Apokalypse hätten versuchen können, in ein ziviles Leben zurückzukehren, im Berufsleben Fuß zu fassen, so schwer das in dem darniederliegenden Land auch war. Aber sie wollten nichts vom Aufbau und Frieden wissen. Stattdessen weiter Waffen ölen, Waffen anlegen, Waffen abfeuern, jubeln, wenn das eigene Geschoss einem vermeintlichen Feind das Gehirn aus dem Kopf spritzen ließ. Viele von ihnen hatten auch keine anderen Qualifikationen, der Krieg war für sie ihre erste und einzige Erfahrung nach der Schule gewesen.

Der Blutrausch war Programm. So tief und voller Überzeugung, dass die ungehemmte Freude am Töten ideologisch anders eingestellter Landsleute sogar in Briefen nach Hause festgehalten wurde. »Pardon gibt es überhaupt nicht. Selbst die Verwundeten erschießen wir noch«, schrieb ein durch die Gewalttätigkeit seines Freikorps Aufgeputschter. »Alles was uns in die Hände kommt, wird mit dem Gewehrkolben zuerst abgefertigt und dann noch eine Kugel.«

Es half natürlich, wenn die Hohepriester solcher Reallife-Splatter-Orgien aussahen wie Gestalten, die auch anders konnten. Wie Männer, die, wenn sich Kerzenlicht in teuren Kristallgläsern bricht, formvollendet die Hand einer Dame küssen konnten. Wenn sie auch die Drecksarbeit für die besseren Kreise zu erledigen hatten, so war es doch gern gesehen, dass die Blutsöldner in den Privatgemächern der Macht eine gewisse Etikette zu befolgen wussten und die schwarzen Reitstiefel, mit denen sie eben noch die Köpfe der politischen Gegner zertreten hatten, nun makellos poliert waren.

Kapitän Hermann Ehrhardt war auch in dieser Disziplin eine Klasse für sich. Seine braunen Augen ruhten in einem Gesicht, das Entschlossenheit verriet und eine geradlinige Fügsamkeit für den Kaiser. Kinn und Oberlippenbart akkurat gestutzt, herausgeputzt in makelloser Uniform, die Mütze mit goldener Kokarde, Eichenlaub und Kaiserkrone wie ein wertvolles Schmuckstück auf dem Kopf platziert. In Treue fest, wie es damals hieß. Er beherrschte seinen Part als Gentleman, aber auf dem Feld konnte er zur Bestie werden.

Seine enorme Gewalttätigkeit war Teil seines Charakters von Anfang an. Gewalt, lernte er, ist das Fundament eines stattlichen, Respekt gebietenden Lebens. »Wer sein Kind lieb hat, züchtigt es«, ließ er den Schriftsteller Friedrich Freksa in der Biografie »Kapitän Ehrhardt« 1924 schreiben. Weil er seine Ehre in der badischen Provinz von einem Lehrer besudelt sah, schaltete Ehrhardt auf Rot. »Da konnte ich nicht anders, ich sprang auf, gab dem Ordinarius eine Ohrfeige, dass ihm der Kneifer von der Nase sprang, und verließ stolz das Klassenzimmer«, resümierte Ehrhardt voller Genugtuung in seiner Biografie. Bei einem solch frühen Überzeugungstäter bot es sich an, seine Freude an der Gewalt zum Beruf zu machen. Sein Vater, ein Pastor, schickte Ehrhardt daraufhin zur Marine, wo er als Seekadett eine eisenharte dreieinhalbjährige Ausbildung im Getretenwerden und Treten absolvierte.

Die erste Belobigung im Feld holte er sich Anfang des 20. Jahrhunderts in der Kolonie Deutsch-Südwestafrika, einem öden staubigen Fleck Erde. Ein Überbleibsel des imperialistischen Wettrennens. Niemand in Europa hatte sich besonders für diese staubige Steppe ohne nennenswerte Bodenschätze interessiert, bis die deutschen Zuspätkommer mit Brutalität und Torschlusspanik das anmeldeten, was sie »Unseren Platz an der Sonne« nannten.

Sie bekamen ihn.

Weil niemand ihn wollte.

Weil die Sonne wirklich unbarmherzig brannte.

Und weil Deutschsein damals auch hieß, eine Sache um ihrer selbst willen zu tun, waren sie zu eitel und zu beschränkt, ihren Fehlgriff einzusehen.

Statt den Fehlgriff Deutsch-Südwestafrika einfach abzuschreiben, versuchten sie, diese Steinwüste zu kolonisieren. Und als die Bewohner sich nicht mit Freude dem deutschen Wesen, an dem die Besatzer die Welt und Afrika genesen lassen wollten, fügten, beschlossen die Deutschen, die Bewohner auszurotten.

»Die große sittliche Idee des Krieges für den Mann besteht darum nicht darin, dass er tötet, sondern darin, dass er für sein Volk sterben kann«, hatte Ehrhardt auf der Kadettenschule gelernt. Nun gut. Aber töten war in jedem Fall besser als sterben. Und töten ohne große Gefahr für sich selbst konnte man diese Gegner, die oft nur mit Speeren und rostigen Gewehren bewaffnet waren. Es konnte Ehrhardt gar nicht schnell genug gehen, nach Deutsch-Südwest zu kommen. »Wie ein elektrischer Schlag« habe ihn diese Chance getroffen, endlich in den Krieg ziehen zu dürfen.

Die Auslöschung dieser Bewohner, der Herero und der Nama, gilt heute als der erste Völkermord des 20. Jahrhunderts. Als die Herero mit ihren kärglichen Rinderherden in die wasserlose Omaheke-Wüste flüchteten, ließ Oberbefehlshaber Lothar von Trotha den Landstrich abriegeln und gab Befehl, die Herero-Familien samt ihrem Vieh verdursten zu lassen. »Das ganze Volk der Hereros wurde in den Dursttod getrieben«, erzählte Ehrhardt stolz und kalt. »Als wir nachstießen, fanden wir neben den verendeten Rindern nur Tote, Halbverdurstete, Weiber und Kinder.« Wer noch atmete, so befahl es von Trotha, sollte sofort erschossen werden.

Volle Deckung für seinen grausamen Plan erhielt von Trotha vom Chef des Generalstabs, Alfred Graf von Schlieffen, jenem verkniffenen Technokraten, der mit seinem Plan zur Hochgeschwindigkeitsüberrennung Frankreichs später ein wichtiger Architekt des Ersten Weltkriegs werden sollte.

Aber vor den Franzosen waren die Herero dran. »Der entbrannte Rassenkampf ist nur durch die Vernichtung einer Partei abzuschliessen«, befand von Schlieffen.

Von der steinigen Erde getilgt wurden also mit kaiserlicher Billigung ungefähr 60.000 schmächtige Steppenbewohner. Samt Frauen und Kindern.

Ehrhardts direkter Vorgesetzter, der Kommandeur Ludwig Gustav Adolf von Estorff, berichtete: »Die Herero flohen nun weiter vor uns ins Sandfeld. Immer wiederholte sich das schreckliche Schauspiel. Mit fieberhafter Eile hatten die Männer daran gearbeitet, Brunnen zu erschliessen, aber das Wasser wart immer spärlicher, die Wasserstellen seltener. Sie flohen von einer zur anderen und verloren fast alles Vieh und sehr viele Menschen. Das Volk schrumpfte auf spärliche Reste zusammen.«

Wie ein Gott aus Deutschland hatte Ehrhardt gelernt, fremdes, undeutsches Leben massenhaft auszulöschen. Menschen zu töten in großer Stückzahl, blieb auch seine Spezialität im Ersten Weltkrieg, wo es der Mann mit den starren braunen Augen zum Chef der IX. Torpedoboot-Flottille schaffte. Er befahl diese wendigen nachtschwarz gestrichenen Torpedoträger, die sich nah an große Schiffe heranschlichen, um sie zu versenken.

Für diesen Meister des Tötens, der sich daran gewöhnt hatte, dass die Verlierer die anderen sind, die Nicht-Deutschen, wurde das Ende des Ersten Weltkriegs zu einem Trauma.

Das war nicht vorgesehen gewesen. Das durfte es nicht geben. Das konnte nicht mit rechten Dingen zugegangen sein.

Eine deutsche Niederlage?

Da konnte nur ein Betrug gigantischer Natur dahinterstehen.

Denn nicht weniger als ein Naturgesetz war es für die Männer vom Schlage Ehrhardts, dass die Deutschen triumphieren und die Nicht-Deutschen im Konfliktfall dahinwelken – wie die Herero auf den heißen, wasserlosen Steinen der afrikanischen Wüste.

Die Steigerung dieser Demütigung, dieses deutschen Vorrechts auf das Zerstören von Leben, diese Steigerung des ungerechten Irrsinns trug den Namen Scapa Flow.

Scapa Flow ist eine Bucht nördlich von Schottland. Die umliegenden Orkney-Inseln schützen diesen Naturhafen, eine Art großer See mitten im sturmdurchtosten Nordmeer. Die Royal Navy hatte Scapa Flow im Ersten Weltkrieg als Hauptstützpunkt ihrer Flotte genutzt. Als der Krieg für die Deutschen verloren war und sie im November 1918 mit England und Frankreich einen Waffenstillstand unterzeichneten, sah diese Waffenruhe unter anderem vor, dass die Deutschen die meisten ihrer modernen Kriegsschiffe an die Briten abzutreten hatten.

Die deutsche Flotte. Diese graueiserne Germanenfestung auf dem Wasser. Das todbringende Werkzeug, mit dem Deutschland den Sprung ganz nach oben zur Weltmacht schaffen wollte. Endlich das »perfide Albion«, wie man die Briten im Reich nannte, in die Schranken weisen.

Dieses ehrlose Gesindel aus Krämern und Händlerseelen. Den Abstand, den kaltblütige Geschäftstüchtigkeit und Pragmatismus hergestellt hatten, einebnen durch teutonische Gewalt. Nicht länger sollte es heißen: »Britannia rules the waves.« Die Deutschen wollten die Wellen der Welt regieren.

Deshalb hatte Kaiser Wilhelm II. jenes gigantische Flottenbauprogramm in Gang gesetzt, das eine weitere jener Zündschnüre war, die zum Ersten Weltkrieg geführt hatten.

Und jetzt, nach der Niederlage, sollte man jenes gewaltige Versprechen, endlich die Nummer eins auf dem Planeten zu werden, in britische Gefangenschaft überführen? Den Stolz deutscher Gesangsvereins- und Stammtischhysterie parken im grauen Wasser, beglotzt nur von ein paar Schafen und zurückgebliebenen Inselbewohnern, die sich die Einöde mit schwarzgebranntem Whisky schöntranken?

Genau so war es.

Ehrhardt bekam den Befehl, selbst sein Schiff nach Scapa Flow zu bringen. Zuerst wollte er nicht. Nur ein Telefonat mit dem Reichswehrminister Gustav Noske überzeugte ihn schließlich, sich in Richtung Orkney-Inseln aufzumachen. Er bereute es sofort. »Befehl ist Befehl und muß ausgeführt werden«, sagte sich Ehrhardt. »Die kaiserliche Offizierserziehung, der preußische Gehorsam saß noch zu tief in den Knochen«, erklärte er später reumütig seine Fügsamkeit.

Einmal in Scapa Flow angekommen, wurde es nicht besser.

»Was sollte aus Deutschland werden? Die Frage quälte mich. Sie machte mich krank, aber ich sah nichts Greifbares. Zeitungen erhielten wir nicht, wir waren abgeschlossen, dem Stumpfsinn überlassen«, beschrieb Ehrhardt seine Frustration. Schließlich wurde er frühzeitig nach Deutschland abkommandiert, noch einmal zusätzlich von den Briten gedemütigt, weil er, sein Gepäck selbst schulternd, über eine Strickleiter auf einen simplen Transportdampfer klettern musste – jenes Verkehrsmittel, das ihn heim nach Deutschland bringen sollte.

Jenem Deutschland, in dem es immer mehr so aussah, als ob die Regierung jenen demütigenden Friedensvertrag von Versailles unterschreiben würde – eine Gebrauchsanleitung für weitere Demütigungen. Die vermeintliche Weltmacht sollte militärisch und wirtschaftlich auf Zwergenniveau heruntergedimmt werden. Und vor allem der militärische Abschnitt im Vertrag von Versailles ließ den angesehensten Teil dieser kriegerischen Nation, die Armee, erschauern.

Das Heer auf 100.000 Mann beschränkt, dazu eine Verbotsliste, die lang und sensationell erniedrigend war: keine Luftwaffe, keine Panzer, keine U-Boote, keine chemischen Kampfstoffe, keine schwere Artillerie, kein Generalstab, keine allgemeine Wehrpflicht.

Kein verantwortlicher Deutscher dürfe solch einen Vertrag unterschreiben, fanden viele, ohne eine Alternative benennen zu können. Allen voran Kapitän Hermann Ehrhardt.

Lieber wollte er weiterkämpfen. Einen neuen Krieg. Lieber sterben auf dem vermeintlichen Feld der Ehre, als einen solchen Vertrag zu unterzeichnen, der davon kündete, Männern wie ihm all das zu nehmen, was für sie das Leben süß machte.

Nachdem rund 4000 deutsche Marinesoldaten ein gutes halbes Jahr in der zugigen Einöde von Scapa Flow auf ihren Schiffen in einer Art Geiselhaft gehaust hatten, kam mit der Übermittlung des Versailler Vertrags im Mai 1919 eine Art Flottendämmerung.

Im Artikel 184 hieß es: »Mit Inkrafttreten des gegenwärtigen Vertrages verliert Deutschland das Eigentum an allen deutschen Überwasserkriegsschiffen, die sich außerhalb der deutschen Häfen befinden. Deutschland verzichtet auf alle Rechte an den genannten Schiffen.«

Der Oberbefehlshaber der Deutschen in Scapa Flow, ein melancholisch dreinblickender Befehlsfetischist und Admiral namens Ludwig von Reuter, stellte folgende Kausalkette auf: 1. Die Regierung wird diesen unmöglichen Vertrag niemals unterzeichnen. 2. Der Krieg wird wiederaufflammen. 3. Die Briten werden die deutschen Schiffe beschlagnahmen und dann gegen das Reich richten.

Aus diesem Grund gab er am Tag, als das Ultimatum zur Unterzeichnung des Vertrags auslief, dem 21. Juni, folgenden Befehl: »Paragraph elf. Bestätigen.«

Diese drei Worte bedeuteten: Die Besatzungen sollten die Ventile ihrer Schiffe öffnen und ihre Boote versenken.

52 Kampfschiffe soffen ab. Grotesk.

Ein unfreiwilliger deutscher Slapstick unter Augenzeugenschaft von ein paar Schafen und ein paar Schotten, die gedacht haben mögen, der Whiskeygenuss bei Tageslicht könnte sie nun doch allmählich in ein kritisches Gesundheitsstadium führen.

Aber es war nicht der gute Stoff von Highland Park.

Es war deutscher Wahn in Reinkultur. Ein Vorspiel zu jenem bizarren Finale, das 26 Jahre später in Berlin-Mitte im Bunker des sogenannten Führers seinen Höhepunkt finden sollte:

Zerstören!

Alles!

Damit nichts, aber auch gar nichts dem Feind in die Hände fällt.

Männer wie Ehrhardt bejubelten die bizarre Selbstversenkung. Der Kapitän feierte sie wie den ersten Akt einer großen deutschen Selbstreinigung. »Die Tat fegte den Schmutz weg, den die Revolution dem deutschen Seemannsstande angehängt hatte. Mir wurde das Herz weit. Ich sah das Auge jedes meiner Leute kühner leuchten. Ich hörte sie singen an diesem Tage: ›O Deutschland hoch in Ehren!‹«.

Ehrhardts Krieg nach dem Krieg

Ehrhardt hatte die neuen Zeiten in Deutschland gehasst von Anfang an, zumal die Aufstände als Matrosenaufstände der kaiserlichen Hochseeflotte begonnen hatten, mitten in seiner Welt des Gehorsams, der Unterordnung und der Pflicht. Die Arbeiter- und Soldatenräte waren für ihn Gesindel, schon deren Anblick verursachte bei ihm ein Gefühl von Übelkeit. Die vermeintliche Anmaßung dieser Leute, ihre Präsenz in einem Deutschland ohne Glanz, Zucht und Kaiser, war für ihn eine Krankheit, die immer weiter um sich griff und alles zu verschlingen drohte.

Entschlossenheit war wichtig. Härte und Schneidigkeit. Man musste am besten so vorgehen wie Ehrhardt auf der Rückfahrt von Scapa Flow, noch vor der Selbstversenkung der dortigen Kriegsschiffe.

Beim Anblick eines unheimlich aussehenden Minensperrgürtels hatte die revolutionär gesinnte Besatzung des Transportschiffs, das die entwaffneten Marinesoldaten zurück nach Wilhelmshaven bringen sollte, die Weiterfahrt verweigert, eine Haltung, die man als eigenverantwortliche Besonnenheit, aber auch als Meuterei deuten konnte. Für Ehrhardt war es ehrlose Feigheit, gepaart mit unsoldatischem Auflehnungsgeist.

Er riss das Kommando des Bootes an sich, ließ, wie er später selbst stolz erzählte, die vermeintlichen Meuterer durch seine Leute in die Schranken weisen und steuerte das Schiff sicher an seinen Bestimmungsort Wilhelmshaven, den nach Kiel zweitgrößten Flottenstützpunkt des Reichs.

»Wer faul und schlapp war, konnte leicht ein Rosteisen im Genick besehen oder vielmehr nicht mehr besehen«, rühmte ein junger Offizier Ehrhardts Regiment während der Überfahrt.

Die alten Tugenden, sie zählten noch. Und das Gesindel, angespült aus den finsteren Tiefen des Sozialismus und des Judentums, konnte niedergekämpft werden. Weil, so die Überzeugung Ehrhardts, schon deren Kern faul war.

Aber Deutschland war größer als ein Schiff, auf dem Ehrhardt das Kommando kurzerhand an sich reißen konnte.

Deshalb musste er warten.

In Wilhelmshaven, wo Ehrhardt nach dem Abliefern seines Torpedoboots in Scapa Flow weiter stationiert war, hatte die Revolution schnell Erfolge gehabt und neue Verhältnisse geschaffen. Verhältnisse, die zusehends außer Kontrolle gerieten: Anfang November hatten Arbeiter- und Soldatenräte einen »Freistaat Oldenburg« ausgerufen. Das Land wurde dann aber nach den Reichstagswahlen vom 19. Januar von den sogenannten Mehrheitssozialisten der SPD und bürgerlichen Parteien regiert, und die Revolutionäre der Novembertage begannen im Winter 1919, einen Rollback zu fürchten, den aus ihrer Sicht Noske und Ebert in Berlin bereits erfolgreich betrieben hatten. Also führten am 27. Januar in Wilhelmshaven dortige Linksradikale zusammen mit Bremer Gesinnungsgenossen einen erneuten Umsturz aus. Sie besetzten wichtige Gebäude der Stadt wie Post, Fernsprechamt und Bahnhof und entwendeten aus der Reichsbankfiliale 40.000 Reichsmark. Dazu erklärten sie Wilhelmshaven zur sozialistischen Räterepublik. Alle bestehenden Militärformationen sollten entwaffnet und aufgelöst werden. Stattdessen sollte eine »Rote Garde« entstehen.

Scapa Flow war also noch nicht der Tiefpunkt gewesen, muss Ehrhardt gedacht haben. Es ging noch schlimmer. Viel schlimmer. Sein Deutschland war von der militärischen Niederlage derart am Boden zerstört, dass selbst weite Teile des konservativen Bürgertums den Glauben verloren, dass sich die Dinge noch einmal zum Guten würden wenden können.

Derart rasant raste das Selbstverständnis ganzer Milieus in die Depression, dass viele nun ihre mit polierten Messingknöpfen bestückten Uniformen und Familienvermögen davonschwimmen sahen – und zwar für Jahrhunderte, wie der bekannte Publizist Paul Baecker in der »Deutschen Tageszeitung« geschrieben hatte:

»Worte reichen nicht aus, der Empörung und dem Schmerz Ausdruck zu geben. Das Werk, das unsere Väter mit ihrem kostbaren Blut erkämpft – weggewischt durch Verrat aus den Reihen des eigenen Volkes … Das ist eine Schuld, die nie vergeben werden kann und nie vergeben wird. Das ist Verrat, nicht nur an der Monarchie und am Heere, sondern am deutschen Volk selber, das seine Folgen durch Jahrhunderte des Niedergangs und des Elends zu tragen haben wird.«

Und jetzt wagten die Verräter und die Umstürzler auch noch, Ehrhardts Beruf, der nicht weniger als seine Bestimmung war, sein ganzer Stolz, zu zertrümmern.

Abzuschaffen.

Alle bestehenden Militärformationen sollten entwaffnet und aufgelöst werden.

Ersetzt durch eine »Rote Garde« nach dem Modell der gerade entstandenen bolschewistischen Sowjetunion.

Mit als Erstes hatten die Revolutionäre Ehrhardts Weinkeller beschlagnahmt. Angeblich für kranke Kameraden. Als sich Ehrhardt im Polizeipräsidium wegen dieses vermeintlichen Übergriffs beschweren wollte, traf er auf das, was er das »typische Revolutionsbild« nannte: »Heiser geschrieene, besoffene Kerls lagen in den Ecken, andere waren von dem Wichtigkeitswahnsinn besessen, brüllten und fuchtelten herum, einer spielte dem anderen Theater vor.«

Die Putschisten, ein selbst ernanntes »Revolutionäres Komitee«, verschanzten sich wenig später in der sogenannten »1000-Mann Kaserne«, einem Relikt aus der guten alten Zeit des Kaisers.

Die Bürger waren beunruhigt. Es kam zu Streikansätzen bei Post- und Bahnkräften, man erwog, das »Revolutionäre Komitee« durch die Sperrung von Licht und Wasser in der Kaserne zum Aufgeben zu zwingen.

So konnte es nicht weitergehen, fand Ehrhardt.

Zusammen mit anderen Offizieren und Berufssoldaten überfiel er die Wachen des »Revolutionären Komitees« an einer Werft, besorgte sich Waffen und Geschütze und setzte zum Sturm auf die in der Kaserne Verschanzten an. Es war eine vergleichsweise schnelle und wenig mühsame Operation.

Bereits um 3 Uhr früh war der Widerstand der ungefähr 400 Besetzer überwunden. Sie ergaben sich und zogen aus der Kaserne ab. Blut war auf beiden Seiten geflossen. Die Berufssoldaten zählten drei Tote und 15 Verwundete. Die Putschisten fünf Tote und 31 Verwundete.

So wie in Wilhelmshaven ging es nun an vielen deutschen Orten zu. Die SPD unter Friedrich Ebert war von den alten Eliten in Staat und Armee in die Verantwortung genommen worden. Man hatte Eberts Forderungen nach einer Abdankung des Kaisers und der sofortigen Einführung einer demokratisch-parlamentarischen Staatsform erfüllt und Ebert zum Regierungschef ernannt. Dafür hatte Ebert gelobt, für Ruhe und Ordnung im Land zu sorgen. Das war kein Lippenbekenntnis. Ebert stand für Organisation und Ordnung in einem Land, das in sozialem Elend, im Chaos und im Bürgerkrieg zu versinken drohte, und er verabscheute die radikale Linke, die die Gelegenheit gekommen sah, in Deutschland den Sozialismus nach sowjetischem Vorbild zu etablieren. Arbeiter- und Soldatenräte waren nicht demokratisch legitimiert, sie waren ihm ein Gräuel und lästig dazu, zumal sich schon im Dezember 1918 der deutschlandweite Allgemeine Kongress der Arbeiter- und Soldatenräte mit überwältigender Mehrheit für den Parlamentarismus und gegen eine Räterepublik entschieden hatte. Ebert gestand vor Vertrauten, dass er die »Revolution hasse wie die Sünde«. Für Ordnung sollte der Rest des Heeres, die von den Schlachtfeldern zurückströmenden Soldaten, sorgen. Dumm war nur, dass viele, einmal mit den Möglichkeiten der Revolution in Berührung gekommen, keine Lust mehr hatten, sich von einem Offizier alter Schule anschnauzen zu lassen.

Das hatte man unter Androhung sofortigen Erschossenwerdens noch in den schlammigen Schützengraben von Flandern ertragen müssen. Aber nun war gut. Die Städte, in die die Soldaten zurückkehrten, waren in Aufruhr, und deshalb zerfielen die Truppen. Viele Soldaten gehorchten nicht mehr. Sie gingen nach Hause, schlossen sich der Revolution an oder der Gegenrevolution der entstehenden Freikorps.

Der Volksbeauftragte für Heer und Marine Gustav Noske ließ deshalb auf Geheiß des Rats der Volksbeauftragten auch Freiwillige anwerben. Der Furcht einer sich weiter auswachsenden Revolution sollte ein Söldnerheer entgegengestellt werden. Freikorps, dieses Wort hatte damals noch einen verklärt-romantischen Klang, es erinnerte an die Freiwilligenverbände preußischer Befreiungskrieger, die sich Napoleon entgegengestellt hatten. In dieser Tradition konnten sich nun charismatische Anführer mitten in Deutschland ihre eigenen kleinen Armeen zusammenstellen. Das Gewaltmonopol des Staates war aufgeweicht. Der Zustrom beschäftigungsloser desillusionierter Offiziere war enorm. Die Bezahlung vom Staat lohnend.

Noske war ein groß gewachsener Mann mit einem gewaltigen Schnurrbart, er hatte Korbmacher gelernt und sich dann als Journalist einen Namen gemacht. Noske kam Eberts Wunsch nach Ruhe und Ordnung nach. Wie er diesen verwirklichen sollte, darin gab es für Noske nie einen Zweifel: draufhauen. Und zwar kräftig. »Einer muss den Bluthund machen«, sagte Noske, als ihm die Verantwortung für die Truppe übertragen wurde. Ein Ausspruch frei von jeder Ironie. Der Bluthund. Es war eine Rolle, die Noske nur allzu gut gefiel.

Die überall entstehenden Freikorps wurden die willigen Bluthunde des Bluthunds. Hier konnten Überzeugungstäter vom Militarismus alten Schlages ihre in schwerste Bedrängnis geratene Welt verteidigen und Rache nehmen an der neuen Zeit, indem sie offiziell die neu entstandene Republik gegen das Chaos verteidigten.

Es gab nichts Ritterliches bei diesem Heimzahlen.

Die Revolution der Arbeiter- und Soldatenräte war eine weitgehend unblutige Angelegenheit gewesen.

Davon konnte bei der nun einsetzenden Gegenrevolution keine Rede mehr sein. Diese Soldaten agierten brutal, von feixendem Sadismus getrieben.