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Wieder haben Deutschlands beste Krimiautoren zugeschlagen: Am Bahnhof Zoo, am Brandenburger Tor oder am Alex. Einfach überall. In der Hauptstadt türmen sich die Leichen. Die Bestsellerautoren Sebastian Fitzek und Michel Birbæk haben die Messer gewetzt, der Friedrich-Glauser-Preisträger Christoph Spielberg und der Deutsche Krimipreisträger Oliver Bottini die Lunten gelegt. Tatort-Kommissar Jochen Senf und Tatort-Autorin Ulrike Bliefert haben die Pumpgun geladen. Die Thrillerspezialisten Stephan Hähnel, Andrea Vanoni und Viktor Iro die Axt geschwungen. Krimi-Shootingstar Vincent Kliesch und Altmeister -ky im Giftschränkchen gewühlt. Die Auftragsmörder Lena Blaudez und Kai Hensel die Schlingen geknüpft. Und zum Schluss hat der Cleaner Lothar Berg sie alle beerdigt. Mit einem Vorwort von U. A. O. Heinlein
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Seitenzahl: 239
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Berlin blutrot
14 Autoren. 30 Tote. Eine Stadt.
Sebastian Fitzek
(und andere)
Impressum
© E-Book-Ausgabe 2014-110th/Chichili Agency
EPUB ISBN 978-3-95865-582-9
MOBI ISBN 978-3-95865-583-6
Erstausgabe August 2011
Umschlaggestaltung und Satz:
Chichili Agency
Urheberrechtshinweis
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung der Autoren oder der beteiligten Agentur „Chichili Agency“ reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
U.A.O Heinlein
Vorwort
Vincent Kliesch
Der Fremde
Oliver Bottini
Eingetaucht
Michel Birbæk
Surfen
Stephan Hähnel
Eine Prise Ewigkeit
Christoph Spielberg
Happy Birthday
Jochen Senf
Der Kunstpfeifer
Lena Blaudez
Verbrechen lohnt sich
Kai Hensel
Frühling des Herzens
Viktor Iro
Wartensteiners letzte Überweisung
Lothar Berg
Fischbrötchen
Ulrike Bliefert
Nikes letzter Sieg
Andrea Vanoni
Hot Shot
-ky
Zeitbomben
Sebastian Fitzek
Falscher Ort, falsche Zeit …
Wieder haben Deutschlands beste Krimiautoren zugeschlagen:
Am Bahnhof Zoo, am Brandenburger Tor oder am Alex. Einfach überall.
In der Hauptstadt türmen sich die Leichen.
Die Bestsellerautoren Sebastian Fitzek und Michel Birbæk haben die Messer gewetzt,
der Friedrich-Glauser-Preisträger Christoph Spielberg
und der Deutsche Krimipreisträger Oliver Bottini die Lunten gelegt.
Tatort-Kommissar Jochen Senf und Tatort-Autorin Ulrike Bliefert haben die Pumpgun geladen.
Die Thrillerspezialisten Stephan Hähnel, Andrea Vanoni und Viktor Iro die Axt geschwungen.
Krimi-Shootingstar Vincent Kliesch und Altmeister -ky im Giftschränkchen gewühlt.
Die Auftragsmörder Lena Blaudez und Kai Hensel die Schlingen geknüpft.
Und zum Schluss hat der Cleaner Lothar Berg sie alle beerdigt.
Mit einem Vorwort von U. A. O. Heinlein
U.A.O. Heinlein
Aufregende Autoren, spannende Kurzgeschichten, faszinierende Stadt. Natürlich schreibt man da gerne ein Vorwort! Wer würde das nicht tun? Und dann beginnt man darüber nachzudenken, was es da überhaupt zu schreiben gäbe. Über die Autoren braucht man nicht viele Worte verlieren; sie sind bekannt und renommiert. Über die Geschichten zu schreiben wäre fatal, denn das nähme womöglich die Spannung, die die Autoren so kunstvoll aufgebaut haben. Gute Kurzgeschichten zu schreiben, bedarf besonderen Talents. Leser auf falsche Fährten locken und erst gegen Ende mit der Auflösung verblüffen. Charaktere zu kreieren, die trotz der kurzen Zeit, in der man sie als Leser kennen lernt, einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Aus Orten Tatorte zu machen. Und zwar Orte, die man als Leser gut zu kennen glaubte und zukünftig in völlig anderem Licht sehen wird. All dies sollte man nicht mit unvorsichtigen Hinweisen auf den Inhalt gefährden. Bleibt also die Stadt als solche. Die Stadt, in der die Geschichten spielen. Berlin und seine kriminellen Seiten.
Die Hauptstadt.
Vermutlich die einzige Weltstadt in Deutschland.
Sitz der Bundesregierung.
Hort des … hier stockt der Schreibfluss kurz; die Energie des Schreibenden wird gebraucht, um billigen Gedankenspielen zu widerstehen. Doch zum Glück gibt es ja noch andere Möglichkeiten, sich Berlin unter dem kriminellen Aspekt zu nähern. Schauen wir der Einfachheit halber auf aktuelle Meldungen der Berliner Polizei. Anfang des Jahres fand ein Passant auf einer Parkbank am Hohenzollernplatz in Nikolassee eine Holzskulptur, die eine Mutter mit Kind darstellt. Aufgrund des veröffentlichten Polizeifotos darf man vermuten, dass es sich um ein älteres Kunstwerk handelt, von einem Profi geschnitzt. Wer mag sie dort vergessen haben?
Der Künstler selbst? Wenn ja, wohin wollte er damit?
Oder ein Kunstdieb? Wenn ja, warum hat er die Skulptur liegen lassen?
Und ganz gleich, wer es war: Wo ist er jetzt? Wieso ist niemand zurückgekehrt, um die Figur zu holen? Fragen über Fragen. Das Kopfkino springt an, sobald man darüber nachdenkt. Genau der richtige Ausgangspunkt für eine wunderbare Kurzgeschichte.
Nun ist der beschriebene Fund zwar real, aber machen wir uns nichts vor: Es wäre auch eine sehr gelungene erfundene Szene für den Auftakt einer Krimigeschichte. Situationen wie diese zu erfinden und daraus fesselnden Lesestoff zu machen, ist die Berufung von Krimiautoren. Mitunter allerdings staunen selbst versierte Kriminalschriftsteller über die kriminelle Energie im echten Leben. Auch Berlin bietet solche Beispiele. Sei es ein bewaffneter Überfall auf eine Pokerrunde in einem Luxushotel, immerhin mit einer Beute von fast 250.000 Euro; sei es ein großer Immobilienbetrug, u.a. mit dem ehemaligen DDR Rundfunkgelände, deren Drahtzieher auf Mallorca verhaftet wurden; sei es ein Gruselmörder, der nach dem Muster von „American Psycho“ einen Obdachlosen zerstückelt: Berlin hat in diesem Genre allerlei zu bieten.
Und doch haben sich die Autoren dieser Anthologie die Mühe gemacht, für dieses Buch Geschichten in und um Berlin zu erfinden, die dem realen Leben in nichts nachstehen, ganz im Gegenteil. Denn das Schöne an der Schriftstellerei ist eben genau diese Möglichkeit, die Realität neu zu erfinden. Dies so zu tun, dass die Leser den Autoren mit Haut und Haar dorthin folgen, ist die große Kunst. Und falls Sie auf meinen Rat hören möchten: Das Folgen lohnt sich, zumal in diesem Buch.
U.A.O. Heinlein
Berlin blutrot
Vincent Kliesch
Was immer dieser seltsame Mann Paul Krüger am Abend zuvor auch ins Bier gemischt haben musste, es hatte seine Wirkung nicht verfehlt. Krüger hatte so fest geschlafen wie schon lange nicht mehr. Die Geräusche des Akkuschraubers glaubte er zwar wahrgenommen zu haben, aufgeschreckt hatten sie ihn aber nicht. Er hatte sie vermutlich einfach in seinen Traum eingebaut. Jetzt stand er da in seiner Weddinger Mietwohnung. Die Armaturen in Bad und Küche waren fast vollständig abmontiert, die Wände teilweise eingerissen, Kabel und Rohrleitungen entfernt. Der Parkettboden war ausgebaut, und das, was vom ursprünglichen Zustand der Wohnung noch erhalten war, war abgenutzt, verdreckt oder verschimmelt. Wie lange hatte er nur geschlafen? Sein Kopf fühlte sich noch immer schwer wie Blei an, als Krüger sich benommen auf einen umgedrehten Eimer setzte, neben dem feinsäuberlich die einzigen Gegenstände aufgereiht waren, die er an diesem Morgen noch in der Wohnung vorgefunden hatte: Drei große Flaschen Insektengift und ein Stück Kernseife.
Es war dunkel in der Wohnung, obwohl der Tag längst angebrochen war. Die Fenster waren von innen mit massiven Holzplatten verschraubt, die der Fremde so gekonnt befestigt hatte, dass es Krüger trotz zahlreicher Versuche unmöglich gewesen war, sie ohne Werkzeug zu entfernen. Das einzige Fenster, das noch nach draußen führte, war das im Badezimmer.
Viel zu eng, da passe ich niemals durch, überlegte Krüger, nachdem er es noch einmal genau überprüft hatte.
Für die Wohnungstür hatte sich der Unbekannte etwas ganz besonderes einfallen lassen: Von außen hatte er die Türklinke mithilfe einer Weidezaunbatterie unter Schwachstrom gesetzt.
Gerade einmal 12 Volt, doch sie verfehlten ihre Wirkung nicht. Krüger schaffte es kein einziges Mal, den Türknauf lang genug zu berühren, um ihn herumdrehen und den Hausflur erreichen zu können.
Du wartest da draußen doch sowieso auf mich, also was soll 's … Krüger hatte jede Möglichkeit überprüft, unbemerkt aus seinem Gefängnis zu entkommen. Die Leitungen für das Festnetztelefon waren aus der Wand gerissen, und sein Handy hatte der Fremde nach getaner Arbeit mitgenommen. Schließlich blieb Krüger keine andere Erkenntnis als die, dass er gefangen war. So oder so: Aus seiner Wohnung im obersten Stock gab es kein Entkommen.
So gewinnst du deine Scheißwette nie.
Dann setzte die Musik ein.
Aus der leerstehenden Wohnung, die sich unter der von Krüger befand, erklangen die ersten drei Takte des Flohwalzers.
„Alle, die nicht Klavier spielen können, spielen den Flohwalzer“, hatte Krügers Musiklehrer in der Schule immer gesagt, wenn sich schon wieder einer der Schüler ans Klavier gesetzt und die unsäglichen ersten Takte des Musikstückes gespielt hatte, das jedes Mal nach spätestens fünf Takten mit einem schrecklichen Fehlgriff geendet war.
Auch jetzt war es so. Drei Takte, unrhythmisch auf einem verstimmten Klavier gespielt, ein paar grausam dissonante Griffe – dann der unvermeidliche Abbruch. Und gleich noch mal von vorn. Dieses Mal folgte der Abbruch nach zwei Takten. Kurze Pause, dann der nächste Versuch. Wieder und wieder. Unaufhörlich. Zehn Minuten, dreißig Minuten, eine Stunde. Ohne Unterbrechung.
Psychoterror; du bist echt gut, bewunderte Krüger die Methoden seines Gegenspielers, während er vergeblich nach irgendetwas suchte, mit dem er sich die Ohren verstopfen konnte.
Nach einer weiteren unsäglichen, scheinbar niemals enden wollenden Stunde des grausamen Klimperns war Krüger endgültig klar, dass die brutalen ersten Takte des Flohwalzers niemals enden würden. Denn er wusste, dass sich in der Wohnung unter ihm gar kein Klavier befand.
Eine CD, auf Endlosschleife.
Krüger war klar, dass er seinem Gegner in der jetzigen Situation nichts anderes entgegen halten konnte als ein starkes Nervenkostüm. Sicher, die Musik war geradezu unerträglich und je länger und lauter sie lief, umso weniger gelang es ihm, sie zu ignorieren. Es war dunkel, nichts in der Wohnung konnte ihm Ablenkung verschaffen, und seine Kräfte schwanden mit jeder Minute. Etwas zu essen war nicht vorhanden, und die einzige Wasserquelle, die noch in der Wohnung verblieben war, war das Spülbecken seiner Toilette.
So schnell gebe ich nicht auf, du Penner. So schnell nicht!, dachte Krüger, entschlossen, sich dem Plan des Fremden mit Willensstärke entgegenzustellen.
Dann ging die Heizung an.
Die Heizkörper in der Wohnung waren zwar schon demontiert, doch der Fremde hatte sich auch darauf vorbereitet. Über einen Heizlüfter leitete er drückend warme Luft vom Hausflur her unter dem Türspalt in die Wohnung. Krüger war klar, was nun folgen würde.
Du machst die Bude so heiß, dass es kein Schwein mehr aushalten kann. Nicht übel. Wirklich gut.
Seit Stunden suchte Krüger nun schon nach irgendeiner Möglichkeit, seiner Lage zu entkommen. Die Wohnungstür stand unter Strom, die Fenster nach draußen waren vernagelt. Das Fenster im Bad war viel zu eng. Und selbst, wenn er es schaffen würde, sich hindurch zu zwängen, würde er im achten Stock eines Weddinger Mietshauses aus dem Fenster hängen und bestenfalls noch an der Regenrinne nach unten klettern können.
Um Hilfe rufen war sinnlos. Telefon oder Internet hatte er nicht, und seine Nachbarn waren seit Tagen verreist. Der Fremde hatte einen guten Zeitpunkt für seine Aktion gewählt.
Das war kein Zufall …
Und immer wieder die ersten Takte des Flohwalzers. Laut, nervend, unaufhörlich prügelten sie auf Krüger ein, während die feuchte, heiße Luft unter dem Türspalt hindurch die sechzig Quadratmeter immer weiter aufheizte. Bis es schließlich so unerträglich heiß geworden war, dass Krüger sich vollständig ausgezogen hatte.
Langsam gestand er sich ein, dass er nicht mehr Herr der Lage war und selbst nach Stunden des Psychoterrors noch keine einzige zündende Idee gehabt hatte, wie er das Blatt zu seinen Gunsten hätte wenden können. Ein weiteres, ungezähltes Mal fiel sein Blick auf die Gegenstände, die sein Gegner ihm in der Wohnung zurückgelassen hatte. Drei Flaschen Insektengift und ein Stück Seife.
Was willst du mir damit sagen?, überlegte er verzweifelt, während sein Schweiß unaufhörlich auf den Boden tropfte und der Flohwalzer immer weiter seine schwindenden Nerven reizte. Bin ich vielleicht das Ungeziefer?, überlegte er schließlich. Verdammt, das konnte der Fremde doch nicht ernsthaft meinen. Sollte Krüger sich etwa mit dem Spray vergiften? Entschlossen ballte er seine Hände zu Fäusten.
„So einfach mach ich 's dir nicht!“, schrie er mit der ganzen Wut, die fünf Stunden Flohwalzer und zwei Stunden unerträglicher Hitze in ihm aufgebaut hatten.
Entschlossen sammelte er seine letzten Kräfte, sprang auf, lief zügig zur Wohnungstür und griff ein weiteres Mal nach dem Türknauf. Jetzt war der Stromschlag besonders schmerzhaft, da der Schweiß unaufhörlich aus Krügers Poren drang und einen feuchten Film auf dessen Haut bildete.
„Ist es das, was du willst?“, brüllte er durch die Wohnungstür, während er mit seinen Fäusten wütend dagegen schlug. „Bin ich ein mieses Insekt!? Ist das Gift für mich!? Geht es darum!?“ Als er keine Reaktion vernahm, sank Krüger schließlich verzweifelt auf den Boden, dessen Belag nur noch aus den Resten einer Trittschalldämmung bestand, auf der noch kurz zuvor Parkett gelegen hatte. Es dauerte einige Augenblicke, bis er bemerkte, dass etwas geschehen war.
Der Flohwalzer, dachte er erschöpft. Er hat aufgehört.
Dann bemerkte er, dass auch der heiße Luftstrom, der erbarmungslos unter der Türschwelle hindurch gegen seinen Kopf geblasen hatte, abgebrochen war.
Krüger richtete sich mit dem Mut der Verzweiflung noch einmal auf, lehnte seinen Kopf gegen die Tür und versuchte erneut durch den Spion zu sehen, der von außen verdeckt war.
„Ist das die Antwort? War das Gift für mich?“, fragte er mutlos durch die Tür. Die Reaktion des Fremden ließ Krüger das Blut in den Adern gefrieren:
„Nein, nicht für dich. Das Gift ist für die hier.“
Und noch ehe sich Krüger versah, leitete der Unbekannte durch den Briefschlitz Wespen in die Wohnung. Hunderte, vielleicht Tausende.
„Viel Spaß!“, lachte er seinem Opfer von außen entgegen, und während immer mehr Wespen in die Wohnung drangen, setzte auch der Flohwalzer wieder ein. Lauter und schneller als zuvor. In verzweifelter Panik rannte Krüger zurück in das verdunkelte Wohnzimmer. Hinter geschlossenen Türen verbergen konnte er sich nicht, denn Türen waren in der Wohnung nicht mehr vorhanden. Ohne zu überlegen, griff er die erste Flasche Insektengift und sprühte es auf die unzähligen Wespen, die wie verrückt um ihn herumschwirrten und ihn in ihrer Aufregung immer wieder stachen.
Wo hat er so viele von diesen Scheißviechern her? überlegte Krüger verzweifelt, während sein nackter Körper den Insekten wieder und wieder als breite Angriffsfläche für ihre Stiche diente.
Die ersten Tiere gingen vom Gift benebelt zu Boden, doch gegen die übermächtige Masse von Wespen konnte auch der gesamte Inhalt der zweiten und dritten Flasche nichts ausrichten. Als Krüger schließlich, von unzähligen Wunden übersät, dehydriert und mit den Nerven vollkommen am Ende in die Hocke sank, wurde ihm etwas bewusst:
Die ganze verdammte Bude ist voll mit Gift!
Er hustete, rang um Luft, warf sich zu Boden, fiel dabei auf Wespen, die wiederum zustachen, und als er bereits glaubte, mit seinem Leben abschließen zu müssen, fiel sein Blick auf das Letzte, was ihm noch geblieben war.
Die Seife.
Augenblicklich raste ein Gedanke durch seinen Kopf, ließ ihn nicht mehr los. Er ergriff die Seife, schleppte sich ins Bad und prüfte ein weiteres Mal das kleine Fenster. Er hatte es längst geöffnet, in der Hoffnung, es könne die Hitze in der Wohnung senken. Da es aber keinen Durchzug gab und das Fenster viel zu klein war, hatte es nur wenig Linderung gebracht.
Also los, entschied Krüger in seiner Not, öffnete den Spülkasten der Toilette und befeuchtete die Seife so lange, bis sie dichten Schaum erzeugte. Er rieb sich im Nebel des Insektengiftes so gut er konnte damit ein und machte sich daran, seinen Oberkörper durch das schmale Fenster zu pressen. Seine Haut riss dabei immer wieder ein und seine Rippen wurden schmerzhaft gequetscht. Doch die Verzweiflung trieb ihn trotz seiner Schmerzen weiter durch die enge Luke. Nachdem seine Arme, sein Kopf und der halbe Oberkörper bereits aus dem Fenster nach draußen hingen, musste er es jetzt noch schaffen, seinen restlichen Körper hindurchzuzwängen. Die Seife war dabei zwar hilfreich, doch am Holz des Fensterrahmens trieb er sich immer mehr Splitter unter die Haut, während sich sein Körper weiter so sehr quetschte, dass die Schmerzen der Wespenstiche dagegen vollkommen in den Hintergrund traten.
Als Krüger es schließlich geschafft hatte, den breitesten Teil seines Körpers durch die schmale Öffnung zu zwängen, saß er nun im Fensterrahmen und sah nach unten. Acht Stockwerke. Das Fallrohr der Regenrinne konnte er zwar problemlos erreichen, doch eingeseift und entkräftet wie er war, wäre er nicht einmal zwei Stockwerke nach unten gekommen, bevor er in die Tiefe gestürzt und auf dem Asphalt der belebten Müllerstraße aufgeschlagen wäre.
Ich muss aufs Dach, entschied er.
Und während bereits die Sonne unterging, bemerkte niemand im Trubel der Weddinger Hauptstraße, dass ein nackter, blutender, von Wespen zerstochener Mann verzweifelt im achten Stock eines trostlosen Mietshauses versuchte, das rettende Dach zu erreichen.
Jetzt saß er da. Die herbstlichen Temperaturen spielten keine Rolle mehr. Die Kälte war Krügers kleinstes Problem. Alles war genau so gekommen, wie der Fremde es von Anfang an geplant hatte.
„Ein perfekt durchdachtes Spiel. Wenig Aufwand, schnelles Ergebnis. Hut ab“, sagte Krüger in Richtung Dachluke, nachdem er bemerkt hatte, dass sie sich wie erwartet geöffnet hatte und jemand zu ihm auf das Dach gekommen war. „Jetzt interessiert mich nur noch eins.“
„Wie ich den zweiten Teil der Wette gewinne?“
Er war nicht besonders auffällig gekleidet. Cordhose, weißes Hemd, leichte Herbstjacke. Man konnte ihn für einen Lehrer halten, vielleicht auch für einen Versicherungsagenten. Er war niemand, dessen Anblick einem spontan Angst einflößen würde. Ohne Hektik setzte er sich zu Krüger, zog zwei Dosen Bier hervor, öffnete sie und reichte eine davon seinem Gegenüber, bevor er selber aus der anderen zu trinken begann.
„Alle haben sich dasselbe überlegt“, begann der Unbekannte, nachdem er sich eine Zigarette angezündet hatte. „Was können wir tun, damit Krüger die Wohnung verlässt?“
Der Angesprochene nickte leicht, während die kalte Luft seine Schmerzen linderte und das Bier seine trockene Kehle befeuchtete.
„Außer Ihnen ist keiner drauf gekommen“, stimmte Krüger zu.
„Wenn man will, dass jemand einen Ort verlässt, muss man ihn manchmal nur dazu zwingen, an diesem Ort zu bleiben.“
„Sehr gut. Teil eins ist erfüllt: Ich habe die Wohnung verlassen.
Aber Sie haben etwas vergessen“, bemerkte Krüger.
„Sie meinen die Gesetze?“
„Sie können mir gar nichts. Und das wissen Sie auch.“
Der Fremde hatte mit dieser Reaktion gerechnet.
„Wissen Sie, was das Problem mit Menschen wie Ihnen ist?“, begann er deshalb. „Sie halten sich für unwahrscheinlich schlau. Sie kennen die Gesetze und glauben, Sie könnten sie sich hinbiegen, wie es Ihnen gefällt. Sie ziehen in eine Wohnung ein, zahlen vom ersten Tag an keine Miete, reagieren nicht auf Mahnungen, und wenn der Vermieter mit einer Räumungsklage kommt, dann legen Sie Widerspruch ein und ziehen das Verfahren in die Länge. In der Zwischenzeit wohnen Sie nicht nur umsonst, sie verkaufen auch noch die gesamte Einrichtung. Einschließlich der Kabel und Rohre. Sie schlachten eine Wohnung aus, die Ihnen nicht gehört, und einen Tag, bevor der Gerichtsvollzieher endgültig mit dem Räumungsbescheid vor der Tür steht, sind Sie plötzlich über alle Berge und suchen einen neuen Dummen, der Ihnen seine Wohnung vermietet. Und wenn Sie wirklich mal geschnappt werden, reißen Sie die Hände hoch und sagen: Ich bin pleite, nichts zu holen.“
Krüger war einer der dreistesten Mietnomaden, die es in Berlin gab. Nachdem er die Wohnung seines Vermieters in den vergangenen Wochen vollständig ausgeschlachtet hatte, wollte er weiterziehen, um sein Spiel mit dem nächsten Gutgläubigen zu treiben. In nur zwei Tagen hätte er die Weddinger Wohnung über Nacht verlassen und wäre auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Er hatte es schon oft so gemacht, ernsthafte Konsequenzen waren daraus nie entstanden. Bis heute.
„Und was wollen Sie gegen mich ausrichten? Ich habe Sie jetzt schon dran wegen Freiheitsberaubung, Körperverletzung, Nötigung und was meinem Anwalt sonst noch alles einfallen wird. Sie werden mir sogar noch Schmerzensgeld zahlen.“
Der Fremde lächelte.
„So lobe ich mir das. Halbtot und nackt auf einem Dach kauern und immer noch Drohungen ausstoßen. Sie sind ein echter Kämpfer.“
Dann zündete er sich eine weitere Zigarette an und blickte über die Dächer Berlins:
„Wissen Sie, wo ich am 11. September 2001 gewesen bin? In New York. Ich war live dabei, als die Türme eingestürzt sind. Und wissen Sie, was das Besondere daran war? Ich hätte eigentlich darin gewesen sein sollen. Ich hatte einen Termin im World Trade Center. Genau zu der Zeit, als die Flugzeuge kamen.“
„Und warum waren Sie dann nicht da?“
„Schicksal. Ich hatte am Abend davor zu viel getrunken und habe verschlafen. Wissen Sie, was ich dachte, nachdem ich mich vom ersten Schock erholt hatte? Ich dachte: Du bist tot. Das ist deine Chance. Niemand hier kennt dich, und niemand kann jemals deine Leiche identifizieren. Und dann habe ich eine Entscheidung getroffen: Von diesem Tag an einfach nicht mehr zu existieren.“
Krüger versuchte zu lachen.
„Tolle Geschichte. Und wie wollen Sie als Toter aus New York zurück nach Berlin gekommen sein?“
„Über Mexiko. Hat eine Weile gedauert, aber jetzt bin ich ja da. Oder eben auch nicht.“
Krüger wurde von Minute zu Minute schwächer.
„Was soll das alles?“, fragte er, dem die seltsame Geschichte des Mannes vollkommen absurd vorkam.
„Ich hatte sehr viele Probleme damals. Schulden, Scheidung, Gerichte. Und dann war ich plötzlich tot. Von einem Moment auf den anderen. Jetzt habe ich keine Probleme mehr. Im Gegenteil: Ich löse sie.“
„Was, verdammt, wollen Sie mir erzählen? Dass Sie ein scheiß Auftragskiller sind? Wissen Sie, was so was kostet? Das bin ich nicht wert, denken Sie sich was Besseres aus.“
„Wo denken Sie hin? Ich bin ein Problemlöser. Wenn jemand ein Problem hat, dann komme ich. Ich bin schnell, effektiv und unkonventionell. Und das Beste: Ich stehe über jedem Gesetz.“
„Schickt Sie mein Vermieter?“
„Ich habe ihm zufällig in einer Bar zugehört, wie er einem Freund erzählt hat, dass er Sie nicht aus der Wohnung bekommt. Und dass die Gesetze den Mietnomaden mehr schützen als den Vermieter. Daraufhin habe ich mich dazu gesetzt und ihm meine Dienste angeboten.“
„Und schon sitzen wir hier“, ergänzte Krüger.
Der Fremde trank sein Bier aus und steckte die leere Dose wieder in seine Tasche zurück.
„Gut, dann kommen wir jetzt zum zweiten Teil unserer Wette“, setzte er an.
„Vergessen Sie 's“, unterbrach Krüger, bevor er erneut anfing zu husten. Das Insektengift hatte seine Lungen offenbar bereits angegriffen. „Aus der Wohnung getrieben haben Sie mich. Aber das Geld können Sie sich abschminken. Dann soll er mich doch noch mal verklagen. Sie haben Ihren Job echt gut gemacht, wirklich, aber einschüchtern können Sie mich genau so wenig wie die ganzen anderen Heinis. Von mir bekommen Sie keinen Cent.“
Der Fremde nickte.
„Das höre ich oft. Von Vätern, die keinen Unterhalt zahlen. Oder von Heiratsschwindlern, die ihre Frauen um ihre Ersparnisse betrogen haben. Immobilienmakler sind auch ganz großartige Menschen. Sie würden sich wundern, was es einem Wohnungskäufer wert ist, diese Schweine für ihre überhöhten Provisionen zu bestrafen. Es gibt so viele Halsabschneider in Berlin. Die ganze Stadt ist voll davon. Schlaue Menschen, die glauben, pfiffiger zu sein als die anderen. Was soll 's, solange es in Berlin Probleme gibt, so lange braucht die Stadt auch einen Löser. Von irgendwas muss schließlich auch ein Toter leben.“
Dann erhob er sich.
„Also, kein Geld?“, fasste er zusammen.
„Nicht in diesem Leben!“, erhielt er zur Antwort.
„Ich hab 's wenigstens versucht“, erwiderte der Fremde, zuckte mit den Schultern und trat an Krüger heran. „Dann wollen wir
mal.“
Er packte den kauernden Mann an den Haaren, zog ihn daran hoch, schob ihn kräftig zur Dachkante und überprüfte, dass niemand unten am Haus entlang lief.
„Warum, verdammt, machen Sie das alles?“, keuchte Krüger, dessen Kräfte nicht mehr ausreichten, um seinem Kontrahenten etwas entgegen zu setzen.
„Ganz einfach: Ich liebe diese Stadt. Und Typen wie du verseuchen sie mit ihrer Existenz. Ihr seid wie eitrige Pickel, die man nicht so schnell ausdrücken kann, wie sie an anderer Stelle wieder nachwachsen. Bis hierher warst du einfach mein Job. Den Teil ab jetzt mache ich für mich. Guten Flug!“
Dann stieß er Krüger ohne Vorwarnung mit einem kräftigen Ruck vom Dach. Sein Schrei verhallte in der Tiefe, bevor er mit einem dumpfen Schlag auf dem Asphalt aufprallte.
Dann griff der Fremde in aller Ruhe nach Krügers Bierdose, steckte sie ebenfalls wieder ein und ging zurück zur Luke. Er hatte nicht viele Spuren zu verwischen. Während noch immer der Flohwalzer von der Musikanlage her tönte, sagte er leise zu sich selbst:
„Diese blöde New-York-Geschichte glaubt mir kein Mensch. Ich muss mir echt mal was Besseres einfallen lassen.“
Oliver Bottini
Das mit dem Psychiater, das war ein Rat von Holg. Geh mal zum Psychiater, hatte er ungefähr ein Jahr vor dem Exitus gesagt.
Erleichtert die Seele, man kommt mit sich ins Reine, weißt du. All die toten Pappnasen, beim Psychiater kann man sich die von der Seele reden, und das ist dann wie neu anfangen.
Ich will nicht neu anfangen, Holg, hatte ich gesagt, hab einen Horror vor neu anfangen, und auf meine Scheißseele passen noch jede Menge Pappnasen.
Ich mein ja nur, hatte Holg gesagt, wenn 's mal so weit ist, geh zum Psychiater. Darfst nur nicht vergessen, ihn hinterher auszuknipsen, vorgetäuschter Selbstmord ist gut. Wenn sich so ein Psychiater in der Badewanne ertränkt oder die Pulsadern aufschneidet, stellt keiner Fragen. Ist doch klar, dass die all die kaputten Mandanten nicht ewig ertragen, irgendwann geht jeder Psychiater in die Wanne.
Und, hatte ich gesagt, wie viele Psychiater hast du schon ins Wasser gelegt?
Ach, so einige, hatte Holg gesagt, und ich hatte gesagt:
Erklärt die hohe Selbstmordrate bei Psychiatern, und wir hatten gelacht.
Hätte ich mal lieber genauer hingehört stattdessen. Ein Jahr später wurde Holg beim BKA vorstellig und sang sich all das von der Seele, was seine Psychiater drauf gelassen hatten, und ich musste ihn ausknipsen.
Aber das ist eine andere Geschichte.
Jedenfalls, das mit dem Psychiater, das war ein Rat von Holg.
„Ich bin kein Psychiater“, sagte mein Psychiater.
Ich tastete nach dem Hattori HD-11 Carving 240 Millimeter-Messer. „Nein?“
„Ich bin Psychoanalytiker, Psychotherapeut, Verhaltenstherapeut und Familientherapeut, außerdem Familienmediator.“
„Scheißangeber“, sagte ich. „Profineurose, was?“
Mein Psychiater schwieg. Er hatte einen grauen Vollbart und lange graue Haare und war um die Sechzig, und an seinem grauen Gesicht konnte man erkennen, dass er mit der Welt fertig war. Er sah aus, als hätte er 1995 zum letzten Mal durchgeschlafen und sich am liebsten auf seine beschissene Couch gelegt und bis Ostern geschnarcht. Der Kerl war weniger ein Mensch als ein fusseliges Relikt aus den 70ern, ein ranzig gewordenes 70er- Jahre-Weichei, aus jedem Scheißbarthaar troff ihm Sanftmut- und Verständnisglibber auf die Strickjacke.
„Friseur wär mal fällig“, sagte ich. „Sieht scheiße aus.“
Er lächelte, deutete auf die Couch. „Wollen Sie jetzt?“
„Hab vor sechzehn Jahren mit dem Liegen aufgehört, mein Problem wird im Sitzen gelöst, klar?“
Der Vollbarturwald bewegte sich leicht, ein Ton kam nicht raus.
„Reden Sie“, sagte ich.
Er schwieg.
„Ich hör nichts.“
„Ich habe nichts gesagt.“
„Na, dann sagen Sie was.“
Er schwieg.
„Wie wollen Sie mein beschissenes Problem lösen, wenn Sie das Maul nicht aufbekommen?“
Die trüben Kifferaugen starrten mich an, als hielten sie mich für eine strippende Nonne. In Zeitlupe nahm er ein Notizheft vom Tisch neben sich und begann zu schreiben. Quietschquietsch, machte der 70er-Jahre-Füllfederhalter, als hätte man einem Eunuchen eine rostige Drahtschlinge um den Hals gelegt. Was für ein beschissener Einfall hierherzukommen, dachte ich, leg den Schmuddelgreis gleich in die Wanne und ruf die Telefonseelsorge an, die quatschen wenigstens.
Das Problem war nur: Der hatte keine Wanne. Hier in der Kanzlei Handwaschbecken und Klo, oben in der Wohnung Duschkabine. Wie soll man einen ins Wasser legen, der in der Duschkabine badet? Und wer ersäuft sich in einem Waschbecken oder im Klo?
Holgs Ratschläge.
Holg, unsere Ikone. Der Meistermörder. Entpuppte sich posthum als der beschissenste Ratgeber, den man sich vorstellen konnte.
„Reden Sie endlich, Scheißvollbartträger“, sagte ich.
Die nikotingelben Finger stoppten, die Kifferaugen starrten, das Gemüsegehirn arbeitete. Dann fing er wieder an zu schreiben. Zweimal verheiratet, zweimal geschieden, keine Kinder. Drei Schwestern, keine Brüder, deswegen hatte ich ihn genommen. Bei Söhnen und Brüdern weißt du nie, vor allem hier in Kreuzberg, wo jeder Mann ein halber Türke ist, selbst ein Psychiater. Am Ende hast du einen hysterischen Hinterbliebenen am Hals, der Blutrache geschworen hat, und kannst dich nur noch in Scheißmarzahn oder Dahlem rumtreiben, weil dir halb Kreuzberg an den Arsch will.
Um neun Uhr morgens trank er Espresso im Cuccuma in der Zossenerstraße, um eins aß er im Atlantic in der Bergmannstraße, um fünf trank er Weißwein im Molinari in der Solmsstraße. Abends stieg er hin und wieder in mottenzerfressenes Wildleder und ging in den Swingerclub Ecke Gneisenaustraße und hockte an der Bar und glotzte. Aber einen Ruf hatte der! Er hätte selbst Jack the Ripper therapiert, hatte vor ein paar Wochen ein Charlottenburger Internist gekrächzt, die Drahtschlinge um den Hals, der macht aus Ihnen einen neuen Menschen!
Söhne? Brüder? Hunde?
Nein! Allein!
Dann hatte das Gefeilsche begonnen, ich verschaffe Ihnen Privatsitzungen bei ihm, kostet Sie keinen Cent, wenn Sie mich nur am Leben blablabla.
Aber das Geld ist nicht das Problem, verstehen Sie? Die Scheißidentität ist das Problem.
„Wenn wir in dem Tempo weitermachen“, sagte ich, „sitzen wir in zehn Jahren noch hier, und mein Problem hat Wurzeln geschlagen, und Sie kriegen es nie aus mir raus.“
Er schwieg und schrieb und lächelte.
„Was krakeln Sie da? Hab ich was Interessantes gesagt?“
„Oh …“, sagte er und lächelte und schrieb weiter.
„Schwachkopf.“, sagte ich und dachte wieder, was für eine beschissene Idee, hätte ich mal nicht auf Holg gehört. Außer ihm hatte keiner von uns gute Erfahrungen mit Psychiatern gemacht. Marie hatte erzählt, dass sie nur einmal im Leben richtig Angst hatte, als sie nämlich wegen einer Depression bei einem Psychiater lag und der Psychiater hinter ihr immer mit irgendwelchen Papieren raschelte und sie vor Angst halb wahnsinnig wurde. Sie knipste den Psychiater aus, weg waren die Angst und die Depression.
Und Ratibor hatte immer gesagt: Nur Gott darf mehr über dich wissen als du selbst.
Das Quietschen hörte auf. „Warum sind Sie hier, Karl-Heinz?“
„Keine Namen, klar?“
„Mögen Sie Ihren Namen nicht?“
„Welchen?“
„Karl-Heinz.“
„Keine Namen, Sie Schmock!“