Berlin - eine Biografie - Wolfram Letzner - E-Book

Berlin - eine Biografie E-Book

Wolfram Letzner

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Beschreibung

Sie ist Politzentrum, Kulturmetropole, Touristenmagnet – eben eine echte Perle an der Spree. Berlin – eine Stadt mit einem besonderen historischen Schicksal, geprägt durch ungewöhnliche Menschen und umwälzende Geschehnisse. Wie die heute über drei Millionen Einwohner zählende Stadt wurde, was sie ist, erzählt dieses etwas andere Berlin-Buch. Entstanden als Fischer- und Kaufmannsnest an der einzigen Furt durch die Spree zwischen den Städten Köpenick und Spandau wurde Berlin binnen weniger Jahrzehnte zum Zentrum der Mark Brandenburg. Seit Mitte des 15. Jahrhunderts Residenz der Hohenzollern, wurde es in den letzten 300 Jahren zum Zentrum preußischer und deutscher Politik. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wuchs der Stadtorganismus zur Metropole von Weltrang, um dann zerstört und geteilt in dessen zweiter Hälfte zum Symbol des weltweiten „Kalten Krieges“ zu werden. Nach dessen friedlichem Ende 1989/90 schickt sich Berlin erneut an, die Metropole von Weltgeltung im Zentrum Europas zu werden.

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Sammlungen



Marienkirche

Matthias Bath

BERLIN – eine Biografie

Von den Askaniern bis Helmut Kohl

und zur Hauptstadt Deutschlands

Mit Fotos von Franziska Vu

DEN BERLINERN

200 Seiten mit 24 Abbildungen

Titelbild: Sebastian Ristow, Pariser Platz © Franziska Vu, Willy Brandt:

© Engelbert Reineke, Wikimedia Commons: https://commons.wikimedia.org/​wiki/​File%3ABundesarchiv_B_145_Bild-F034158-0006%2C_Bonn%2C_Bundeskanzler_Brandt_empf%C3%A4ngt_Schauspieler.jpg, Königin Luise in Charlottenburg © Wikimedia Commons: https://commons.wikimedia.org/​wiki/​File:Koenigin_Luise_in_Charlottenburg.jpg, Friedrich Wilhelm von Brandenburg und Louise Henriette von Nassau © Wikimedia Commons: https://commons.wikimedia.org/​wiki/File:Gerrit_van_Honthorst_-_Portret_van_Friedrich_Wilhelm_I%2C_keurvorst_van_Brandenburg_%281620-1688%29_en_zijn_echtgenote_Louise_Henriette_van_Nassau_%281627-1667%29_Rijksmuseum.jpg, Otto von Bismarck © Wikimedia Commons: https://commons.wikimedia.org/​wiki/​File:Bismarck_-_Wilhelmshaven_-_Georg_Meyer-Steglitz,_1905.jpg?uselang=de

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© 2016 by Nünnerich-Asmus Verlag & Media GmbH, Mainz am Rhein

ISBN: 978-3-945751-72-5

Autor: Mathias Bath

Fotografien: Franziska Vu

Lektorat: Natalia Thoben, Simone Reifenberg

Satz: TypoGraphik Anette Klinge, Gelnhausen

Alle Rechte vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Autors, der Herausgeber und des Verlages ist es nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf fotomechanischem Wege (Fotokopie, Mikrokopie) zu vervielfältigen oder unter Verwendung elektronischer Systeme zu verarbeiten und zu verbreiten.

E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2016

Weitere Titel unseres Verlagsprogramms finden Sie unter: www.na-verlag.de

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Vorwort

Berlin im Mittelalter

Albrecht der Bär (um 1100–1170) –Kolonisator der Mark Brandenburg (ab 1134)

Jaczo von Köpenick (vor 1130–1176) –Vom Gründungsmythos der Mark Brandenburg (1157)

Propst Nikolaus von Bernau († 1325) –Lynchmord vor der Marienkirche

Friedrich I. (1371–1440) –Der erste Hohenzoller in der Mark sorgte für Recht und Ordnung

Friedrich II. Eisenzahn (1413–1471) –Berlin wird Residenzstadt

Bauten aus der Zeit des Mittelalters

Hauptstadt Brandenburgs (1448–1701)

Joachim I. Nestor (1484–1535) –Renaissancefürst und treuer Katholik

Hans Kohlhase (um 1500–1540) –Rebell gegen Adels- und Fürstenwillkür

Joachim II. Hektor (1505–1571) –Ereignisreiche Zeiten in der nunmehrigen Hauptresidenzstadt

Friedrich Wilhelm Der Große Kurfürst (1620–1688) –Unter ihm entstieg Berlin als Phönix aus der Asche

Johann Gottlieb Kunckel (um 1630–1702/03) –Ein »Goldmacher« produziert Rubinglas (ab 1678)

Bauten des 16. und 17. Jahrhunderts

Hauptstadt Preußens (1701–1871)

Friedrich I. (1657–1713) –Berlins erste Blüte als Haupt- und Residenzstadt

Friedrich Wilhelm I. (1688–1740) –Sparsamkeit und Pietismus – aber die Entwicklung Berlins geht weiter

Friedrich der Große (1712–1786) –Der bedeutendste Preußenkönig hinterließ in Berlin vergleichsweise wenig Spuren

Carl Gotthard Langhans (1732–1808) –Schöpfer des Brandenburger Tores und Begründer des preußischen Klassizismus

Friedrich Wilhelm II. (1744–1797) –Ungeeigneter König in bewegten Zeiten – aber auch Stadtmäzen Berlins

Königin Luise von Preußen (1776–1810) –Beherzte Frau und Königin der Herzen

Wilhelm von Humboldt (1767–1835) –Wissenschaftler, Diplomat und Bildungsreformer

Karl Friedrich Schinkel (1781–1841) –Künstlerisches Multitalent und Baumeister Friedrich Wilhelms III

Friedrich Wilhelm IV. (1795–1861) –Auch der Architekt auf dem preußischen Thron hinterließ kaum Spuren in Berlin

August Borsig (1804–1854) –Vom Zimmergesellen zum Lokomotivenkönig

Carl Ludwig Friedrich von Hinckeldey (1805–1856) –Reaktionär und Modernisierer

Jobst Schultheiss (1802–1865) –Der Namensgeber der bekanntesten Berliner Brauerei

Adolf Glaßbrenner (1810–1876) –Der Vater der Berliner Typen

Ernst Litfaß (1816–1874) –Der Erfinder der gleichnamigen Werbesäule (1855)

Wilhelm I. (1797–1888) –Letzter preußischer König und Vollender Preußens Unter ihm wurde Berlin zur modernen Großstadt und Metropole

Bauten aus preußischer Zeit

Hauptstadt des Deutschen Reiches (1871–1945)

Otto von Bismarck (1815–1898) –Reichsgründer und Schöpfer des Kurfürstendamms

Rudolf Virchow (1821–1902) –Mediziner, Politiker und Mitbegründer des politischen Liberalismus

James Hobrecht (1825–1902) –Stadtplaner und Vater der Berliner Mietskaserne

Otto Lilienthal (1848–1896) –Unternehmer, Theaterchef und Flugpionier

Wilhelm Voigt (1849–1922) –Der »Hauptmann von Köpenick« (1906)

Paul Lincke (1866–1946) –Der Komponist der »Berliner Luft«

Gustav Böß (1873–1946) –Oberbürgermeister während der Weimarer Republik und zwischen verfeindeten Parteien

Walter Gropius (1883–1969) –Begründer des Bauhauses und Architekt des Wiederaufbaus

Adolf Hitler (1889–1945) –Vom Projekt »Germania« zur Zerstörung der Hauptstadt

Marlene Dietrich (1901–1992) –Die Hollywood-Diva blieb stets ein Kind ihrer Heimatstadt Berlin

Albert Speer (1905–1981) –NS-Stilist und Generalbauinspekteur für die Reichshauptstadt Berlin

Bauten der Reichshauptstadt

Das geteilte Berlin (1945–1990)

Louise Schroeder (1887–1957) –Amtiererende Oberbürgermeisterin im Fokus des Kalten Krieges

Ernst Reuter (1889–1953) –Oberbürgermeister im Wartestand und Wortführer des Westens

Walter Ulbricht (1893–1973) –Der Mann Moskaus

Hans Scharoun (1893–1972) –Architekt und unvollendeter Stadtplaner

General Lucius D. Clay (1897–1978) –US-Militärgouverneur und Initiator der Berliner Luftbrücke

Hermann Henselmann (1905–1995) –Architekt, Stadtplaner und »Chefarchitekt von Berlin« (Ost)

Erich Honecker (1912–1994) –Organisator des Mauerbaus, Generalsekretär und Staatsratsvorsitzender

Willy Brandt (1913–1992) –Regierender Bürgermeister von Berlin, Außenminister und Bundeskanzler

Peter Fechter (1944–1962) –Agonie am Stacheldraht

Helmut Kohl (geboren 1930) –Kanzler der Einheit und des Hauptstadtbeschlusses

Bauten nach 1945

Buchempfehlungen

Vorwort

Es ist für mich nicht nur eine Freude, sondern auch eine große Ehre, nach dem Band über Kopenhagen auch um die Erstellung eines Bandes über meine Heimatstadt Berlin im Rahmen der Biografie-Reihe gebeten worden zu sein.

Die Materiallage zu Berlin ist gut, um nicht zu sagen ausufernd. Die Schwierigkeit besteht bei dem vorhandenen Überangebot an Informationen allenfalls darin, die angesichts des vorgegebenen Umfanges des Bandes erforderliche Auswahl zu treffen. Sicher könnte man mindestens 200 berühmte Berliner Persönlichkeiten porträtieren, aber eben nicht auf 200 Seiten.

Meine Auswahl konzentriert sich deswegen auf Berliner, die Spuren im Stadtbild hinterlassen haben, und bei Persönlichkeiten mit einer komplexeren Biografie, auf ihre biografischen Bezüge zu Berlin und die berlinspezifischen Aspekte ihres Wirkens. Ich selber habe bei dieser Arbeit sehr viel für mich Interessantes und Wissenswertes über Berlin erfahren.

Das Jahr 1990 bietet sich mit der Wiederherstellung der Einheit Deutschlands und Berlins als Zäsur an, im Interesse einer angemessenen historischen Distanz die Darstellung der Stadtbiografie hier abzubrechen. Natürlich ist Berlin, wie eigentlich immer in den letzten 350 Jahren seiner Geschichte, auch seit 1990 einem fortwährenden Umbruch unterworfen. Doch sind die aktuellen Entwicklungen, wie etwa die massiven ethnischen Veränderungen der Bevölkerung durch Zuwanderung aus außereuropäischen Ländern, die sicher eine weitere historische Zäsur nicht nur für Berlin, sondern für ganz Deutschland darstellt, derzeit einer abschließenden Bewertung noch nicht zugänglich. Auch die bauliche Umgestaltung der Stadt lässt momentan noch keine endgültigen Schlüsse zu. Des Weiteren hat sich in den letzten 25 Jahren keine Persönlichkeit gezeigt, von der man sagen könnte, sie sei für Berlin von überragender Bedeutung und habe das Stadtbild geprägt. So mögen über die gegenwärtig aktuellen Entwicklungen der Stadt und deren Personalien andere nach mir urteilen.

Ich freue mich ganz besonders, für die Bebilderung des Bandes mit Franziska Vu nicht nur eine Fotografenmeisterin, sondern auch eine Meisterfotografin und darüber hinaus international anerkannte Fotokünstlerin gefunden zu haben, die sich uneigennützig in den Dienst der Sache gestellt hat. Meinem Freund Hans-Jürgen Müller danke ich für die Zurverfügungstellung von Informationen, Literatur und des Gastbeitrages über Jobst Schultheiss. Des Weiteren danke ich meiner Tochter Friederike für Recherchen und Hintergrundtexte vor allem zu Louise Schroeder und Willy Brandt sowie meiner Frau Maria für ihre stetige Unterstützung und Geduld.

Berlin, im November 2015 Matthias Bath

BERLIN IM MITTELALTER

Albrecht der Bär (um 1100–1170)

Jaczo von Köpenick (vor 1130–1176)

Propst Nikolaus von Bernau († 1325)

FriedrichI. (1371–1440)

FriedrichII. Eisenzahn (1413–1471)

Bauten aus der Zeit des Mittelalters

Juliusturm (um 1200) und Palas (um 1475) in der Zitadelle Spandau

Die Doppelstadt Berlin/​Cölln dürfte um 1200 als Kaufmannssiedlung an der Stelle, wo der damals entstehende Fernhandelsweg Magdeburg-Posen die Spree auf einer Furt durchquerte, entstanden sein. Das Spreetal war hier besonders schmal, und die Furt bildete den einzigen möglichen Übergang über die Spree zwischen Spandau und Köpenick.

Die ersten Bewohner Berlins dürften Siedler aus den askanischen Stammlanden am Nordosthang des Harzes um Quedlinburg und Aschersleben gewesen sein. Andere, vor allem wohl Kaufleute, kamen vom Niederrhein, worauf auch der Name Cölln hindeutet. Der Name Berlin hingegen kommt aus dem Slawischen und bedeutet Morast oder Sumpf. Das belegt aber wohl nur, dass auch den bislang die Mark beherrschenden Slawen der Ort der Furt bekannt war. Auf den fehlenden slawischen Anteil an der Entstehung der Doppelstadt weist hin, dass der slawische Ursprung des Namens Berlin bereits im Laufe des 13. Jh. bei der deutschsprachigen Bevölkerung in Vergessenheit geriet. Hier vermutete man eher eine Verbindung zum Bären, vielleicht auch zu Albrecht dem Bären.

Die ersten urkundlichen Erwähnungen Cöllns (1237) und Berlins (1244) fallen in die Regierungszeit der Markgrafenbrüder JohannI. und OttoIII. (1231–67), die im Laufe ihrer Herrschaft etwa 30 Städte im Havel- und Spreeland gründeten, allerdings nicht Berlin und Cölln. Jedoch dürften sie beiden Orten das Stadtrecht verliehen haben. 1251 wird Berlin erstmals als »Stadt« erwähnt, Cölln hingegen erst 1261. Die Markgrafenbrüder gewährten den Kaufmannsstädten bereits 1251 die Zollfreiheit. Das älteste Berliner Stadtsiegel datiert von 1253 zeigt ein dreitürmiges Stadttor und davor den Adler, das Wappentier der markgräflichen Landesherren. Vermutlich ist in dieser Zeit auch die erste steinerne Stadtmauer Berlins entstanden. 1271 errichteten die Franziskaner in Berlin ein erstes Kloster. Für die Bedeutung, die die Doppelstadt bereits zu dieser Zeit in der Mark Brandenburg erlangt hatte, spricht auch, dass Markgraf OttoIV. 1280 den ersten märkischen Landtag als Versammlung des gesamten brandenburgischen Adels nach Berlin einberief.

1307 schlossen sich Berlin und Cölln erstmals zu einer Stadtunion mit gemeinsamem Rathaus auf der Langen Brücke über der Spree zusammen. Die Doppelstadt schloss nun auch Bündnisse mit anderen märkischen Städten zum Schutze ihrer Handelswege, aber auch zur Abwehr landesherrlicher Begehrlichkeiten. Auf der anderen Seite entdeckte auch Markgraf Woldemar sein Interesse an Berlin und ließ dort 1310 ein »Hohes Haus« als landesherrlichen Sitz errichten. 1317 gewährte Woldemar dann der Doppelstadt auch ihre eigene Gerichtsbarkeit. Als 1320 die Askanier ausstarben, beendete dies zwar für ein Jahrhundert die weitere gedeihliche Entwicklung der Mark Brandenburg als landesherrliches Territorium, nicht aber die Berlin/​Cöllns und anderer märkischer Städte als Handelszentren und weitgehend selbständig agierende Kommunen.

Auch wenn Berlin/​Cölln nach dem Lynchmord an Propst Nikolaus von Bernau 1325 für über 20 Jahre dem päpstlichen Kirchenbann unterlag, erlebte es in dieser Zeit eine erste wirtschaftliche Blüte. Begünstigt durch die Zollfreiheit entwickelten sich Handelsbeziehungen bis nach Hamburg. Neben märkischem Holz und Bier exportierte man dorthin vor allem Roggen aus den Anbaugebieten des Barnim und Teltow. Schließlich wurde Berlin um 1350 zusammen mit anderen märkischen Städten auch Mitglied der Hanse.

Die Herrschaft der Wittelsbacher in der Mark war von einem weitgehenden Verfall der landesherrlichen Macht gekennzeichnet. Dies begünstigte den weiteren Ausbau der städtischen Machtposition Berlins, das mit der Zeit nahezu alle eigentlich landesherrlichen Einnahmequellen an sich brachte. 1376 und 1380 wurde die Doppelstadt Berlin/​Cölln von zwei verheerenden Stadtbränden heimgesucht. Der letztere betraf vor allem die Berliner Stadthälfte und vernichtete nahezu deren gesamten Fachwerk- und Holzhausbestand. Gleichwohl bedeutete auch diese Katastrophe nicht den Ruin der Stadt. Der einsichtige Landesherr erließ der Stadt für drei Jahre die Steuern und ermöglichte so ihren Wiederaufbau. Als Konsequenz aus dem Brand wurden nun alle Eckhäuser in Steinbauweise errichtet. Die Straßen wurden verbreitert und ihre wichtigsten gepflastert. Um 1400 hatte Berlin/​Cölln etwa 8.000 bis 8.500 Einwohner.

Die Schwäche der landfremden Landesherren versuchten Familien des brandenburgischen Landadels für sich zu nutzen. Hier sind vor allem die Quitzows zu nennen, die ab 1399 die Vormachtstellung in der Mittelmark anstrebten. Es kam zu wechselseitigen Kämpfen und Bündnissen zwischen Berlin/​Cölln und den Quitzows. Diese Auseinandersetzungen mündeten schließlich im September 1410 in eine vollständige Berliner Niederlage ein. Dietrich von Quitzow trieb den Berlinern und Cöllnern das vor den Mauern ihrer Stadt weidende Vieh fort und bereitete den ihn verfolgenden Berliner Stadtreitern bei der Tegeler Mühle einen Hinterhalt. Schließlich besetzte er die den Städten gehörenden Dörfer und blockierte die Zugangswege nach Berlin und Cölln, ohne dass sich die Städte hiergegen wehren konnten.

1411 betraute König Sigismund den Nürnberger Burggrafen FriedrichVI. von Hohenzollern zunächst mit der Verwaltung der Mark. Nachdem dieser die Verhältnisse in der Mark wieder geordnet und einen allgemeinen Landfrieden verkündet hatte, belehnte ihn Sigismund 1415 auf dem Konzil zu Konstanz als FriedrichI. mit der brandenburgischen Kurwürde, womit die 500-jährige Herrschaft der Hohenzollern in der Mark Brandenburg begann.

1434 nahm letztmalig ein Berliner Vertreter an einem Hansetag teil. Angesichts seiner Binnenlage hatte Berlin/​Cölln innerhalb der Hanse ohnehin nie eine größere Bedeutung besessen.

Nach dem Ableben FriedrichsI. 1440 konzentrierte sich sein Nachfolger FriedrichII. auf die Stärkung seiner Landesherrschaft und die Schwächung der Städte, unter denen Berlin/​Cölln die größte und bedeutendste war. 1442 nutzte er Streitigkeiten zwischen den städtischen Patriziern und den Handwerkerinnungen, um die Doppelstädte wieder voneinander zu trennen. Er nahm das bisherige gemeinsame Rathaus in Besitz, um hier ein landesherrliches Gericht unterzubringen und entzog den Städten die Gerichtsbarkeit wie auch andere Privilegien. Auch ließ er 1443 in Cölln mit dem Bau eines Schlosses beginnen. Der Versuch der Bürgerschaft, die kurfürstliche Macht 1448 durch einen offenen Aufstand, den »Berliner Unwillen«, wieder abzuschütteln, scheiterte. Berlin verlor nun seine städtische Selbständigkeit und wurde zur Residenzstadt der brandenburgischen Kurfürsten.

Albrecht der Bär (um 1100–1170) –Kolonisator der Mark Brandenburg (ab 1134)

Albrecht entstammte dem Geschlecht der Askanier, das nach dem lateinischen Namen der Grafschaft Aschersleben (Ascharia) benannt wurde. Belegt sind die Askanier seit dem 11. Jh. als Grafen von Ballenstedt. Ihre Stammlande lagen zwischen dem Ostharz und der Saale. Der Aufstieg der Askanier begann unter Albrechts Vater, Graf Otto dem Reichen (1075–1123), der durch Heirat mit Eilika (1081–1142), einer erbberechtigten Tochter des Billunger Sachsenherzogs Magnus († 1106), Teile des reichen Billunger Eigenbesitzes erlangte. Ihr einziger Sohn Albrecht wurde um 1100 auf der Bernburg/​Bärenburg an der Saale geboren und erhielt später nach seinem Geburtsort den Beinamen »der Bär«.

Als Graf von Ballenstedt herrschte Albrecht nach dem Tode seines Vaters 1123 über die askanischen Stammgebiete um Aschersleben. 1125 heiratete Albrecht Sophie von Winzenburg (1105–60), mit der er drei Töchter und sieben Söhne, darunter als ältesten Sohn Albrechts Nachfolger OttoI. (1128–84), hatte. Schon zu dieser Zeit pflegte Albrecht freundschaftliche Beziehungen zu dem letzten Hevellerfürsten Pribislaw, der unter dem Taufnamen Heinrich zum Christentum übergetreten war und seit 1127 das nördlich der Mark Lausitz gelegene hevellische Herrschaftsgebiet zwischen Elbe und Havelland regierte. Schon vor 1130 trat Pribislaw das Ländchen Zauche, südöstlich der heutigen Stadt Brandenburg als Patengeschenk für Albrechts ersten Sohn Otto an die Askanier ab.

1132/​33 nahm Albrecht am Italienfeldzug Kaiser LotharsIII. teil, der ihn für seine Verdienste 1134 mit der »Nordmark« belehnte. Faktisch handelte es sich dabei im Wesentlichen um die linkselbische Altmark mit dem Hauptort Stendal, die den Askaniern ohnehin zum größten Teil als eigener Hausbesitz gehörte. Rechtlich beinhaltete der Begriff der »Nordmark« darüber hinaus aber auch den Anspruch auf die rechtselbischen, beim Slawenaufstand von 983 dem Reich verlorengegangenen Gebiete zumindest des Havel- und Spreelandes.

Nachdem Albrecht seine Ansprüche auf das Herzogtum Sachsen gegen Heinrich den Löwen (1129–1195) nicht durchsetzen konnte, richtete er seit 1142 sein Augenmerk auf die »Nordmark«, die nun in den Mittelpunkt seines politischen Handelns rückte. Schon seit 1142 wird Albrecht gelegentlich in deutschen Reichsurkunden als »marchio de Brandenburg« (Markgraf von Brandenburg) erwähnt. 1143 wurde er zudem mit der Erzkämmererwürde des Reiches belehnt.

Als Bernhard von Clairvaux 1147 zum »Wendenkreuzzug« gegen die heidnischen Slawen aufrief, beteiligte sich auch Albrecht an dem Unternehmen, sorgte aber dafür, dass es den hevellischen Herrschaftsbereich umging und unberührt ließ. Schließlich setzte Pribislaw, der kinderlos blieb, Albrecht testamentarisch zu seinem Nachfolger ein. Nach dem Tode Pribislaws 1150 gelangte Albrecht durch eine List der Königinwitwe Petrissa in den Besitz der Brandenburg. Petrissa befürchtete nicht zu Unrecht eine slawisch-heidnische Gegenreaktion auf die Übertragung der hevellischen Herrschaft an Albrecht. Diese Reaktion erfolgte dann auch seitens des Sprewanenfürsten Jaczo von Köpenick, der 1153 die Brandenburg eroberte.

Erst 1157 konnte Albrecht die Brandenburg zurückerobern und damit die Herrschaft über das gesamte Stammesgebiet der Heveller antreten. Am 11. Juni 1157 hielten er und sein Sohn Otto ihren triumphalen Einzug in der Brandenburg. Dieser Tag gilt allgemein als die Geburtsstunde der Mark Brandenburg. Albrecht verlegte nun seine Residenz von Stendal nach Brandenburg und nahm den Titel »Markgraf von Brandenburg« an. Zugleich begann auch von Westen her die deutschsprachige Besiedlung der Mark. Jaczo wurde hinter die Havel zurückgedrängt und verlor auch sprewanische Gebiete auf den Höhenzügen des Barnim und Teltow nördlich und südlich der Spree. Gleichwohl sperrte er hier und im Spreetal bei Köpenick ein weiteres Vordringen Albrechts über die Spree nach Osten in Richtung Oder.

Etwas überraschend übertrug Albrecht vermutlich noch 1157 seinem Sohn Otto die Mitregentschaft unter dem Titel »Brandenburger Markgraf« und brach 1158 mit seiner Gemahlin Sophie zu einer Pilgerreise in das Heilige Land auf. Nach seiner Rückkehr konzentrierte sich Albrecht ab 1160 zusammen mit Otto auf die Konsolidierung der askanischen Herrschaft in der Mark und die schrittweise Ausweitung seines Herrschaftsbereichs gegenüber den geistlichen und weltlichen Fürsten benachbarter Territorien. Er förderte die weitere Christianisierung der Mark auch durch die Besiedelung mit Einwanderern vorrangig aus den askanischen Stammlanden um Ballenstedt und Bernburg sowie dem zwischen Harz und Thüringer Wald gelegenen »Schwabengau«.

Albrecht verstarb im, für damalige Verhältnisse, stolzen Alter von 70 Jahren am 18. November 1170 vermutlich in Stendal. Beigesetzt wurde er im damaligen askanischen Hauskloster in Ballenstedt im Harz.

Jaczo von Köpenick (vor 1130–1176) –Vom Gründungsmythos der Mark Brandenburg (1157)

Er gilt als der personifizierte Widersacher der Askanier. In Berlin allgemeinkundig ist die Schildhornsage, wonach Jaczo nach dem Verlust der Brandenburg von Reitern Albrechts verfolgt die Havel nördlich des späteren Dorfes Gatow erreichte und auf der Flucht vor seinen Verfolgern mit Roß und Rüstung den Fluss durchschwimmen wollte. Als sein erschöpftes Pferd unterzugehen drohte, flehte er in höchster Not den Christengott um Rettung an. Tatsächlich brachte das Pferd seinen Reiter daraufhin wohlbehalten im Bereich der heutigen Halbinsel Schildhorn ans rettende Ostufer der Havel. Jaczo hängte hier Schild und Schwert an eine Eiche, schwor dem Christengott die Treue und unterwarf sich den Askaniern, die ihn pragmatisch als Vasallen seinen bisherigen Herrschaftsbereich um Köpenick weiter verwalten ließen.

Die Geschichte klingt zu schön um wahr zu sein und sie ist es auch nicht. Allerdings passte sie gut in die mystische Frühgeschichte der Mark Brandenburg und die romantischen Vorstellungen des 19. Jhs. von dieser. Die Volkssage um Jaczos Flucht und Bekehrung erlangte schließlich eine derartige Verbreitung, dass sie als historisch verbürgt angesehen wurde. König Friedrich WilhelmIV. nahm dies schließlich 1844/​45 zum Anlass, ein Denkmal für die vermeintliche Begebenheit auf der Halbinsel Schildhorn errichten zu lassen. Jaczo blieb darüber hinaus jedoch eine weiterhin geheimnisumwitterte Person.

Vermutlich vor 1130 geboren wird er erstmals 1145 anlässlich seiner Heirat mit Agatha, einer Tochter der einflussreichen polnischen Magnatenfamilie der Wlastiden erwähnt. Darüber hinaus werden seine Existenz, sein Name und seine Titel durch Münzfunde aus der Zeit um 1150 belegt. Vermutlich wurde er auch in Köpenick geboren und übernahm sein dortiges Herrschaftsgebiet als väterliches Erbe. Bei seiner Einheirat in die Familie der Wlastiden wurde Jaczo urkundlich als Fürst der Sorben (dux Sorabie) bezeichnet.

Nach dem Tode Pribislaws 1150 machte Jaczo Erbansprüche auf die Brandenburg und das Herrschaftsgebiet der Heveller geltend und fühlte sich enterbt, als er erfuhr, dass Albrecht der Bär die Brandenburg nach dem Tode des Hevellerfürsten übernommen hatte. 1153 eroberte er daraufhin die Brandenburg, die 1157 von Albrecht zurückerobert wurde.

Es ist aber bereits unklar, ob Jaczo im Frühjahr 1157 überhaupt noch Herr der Brandenburg war. Denn anders als die Schildhornsage nahelegt, dürfte Jaczo schon lange vorher, wenn nicht sogar seit seiner Geburt Christ gewesen sein. Ansonsten hätte er auch 1145 kaum in die polnische Piastenfamilie einheiraten können. Als Christ hätte sich Jaczo aber nach 1153 möglicherweise weder auf der Brandenburg noch im Herrschaftsgebiet der Heveller lange behaupten können.

Gleichwohl enthält auch die Schildhornsage am Rande einige historisch belegte Elemente: Parallel zum Feldzug Albrechts gegen die Brandenburg bereitete auch Kaiser Friedrich Barbarossa einen Feldzug gegen die Polenherzöge BoleslawIV. und MieszkoIII. vor, mit denen Jaczo verbündet war. Dieser kaiserliche Feldzug gegen Jaczos polnische Verbündete führte im August 1157 zu deren Unterwerfung, die durch die Stellung fürstlicher Geiseln besiegelt wurde. Auch Jaczos einziger Sohn, dessen Name nicht überliefert ist, wurde dem Böhmenherzog Vladislav übergeben und sollte von diesem Ende September 1157 zu Kaiser Friedrich Barbarossa nach Würzburg gebracht werden. Doch der Junge starb bereits auf der Reise nach Prag und wurde im Nonnenkloster von Doksany nördlich von Prag beigesetzt.

Jaczo, der nun seinen leiblichen Erben verloren hatte, blieb auch nach 1157 zunächst in Köpenick, wie Münzfunde auch aus den Jahren nach 1160 belegen. 1162/​63 unternahm er eine Wallfahrt ins Heilige Land. Nach seiner Rückkehr begann er sich, gestützt auf seine dortigen familiären Beziehungen, zunehmend nach Polen zu orientieren. 1163 stiftete er das Kloster Miechów nördlich von Krakau, wo er auch umfangreiche Besitzungen erwarb. Ende 1168 übertrug er bei einem Treffen in Ueckermünde am Stettiner Haff seinen Köpenicker Herrschaftsbereich für den Fall seines Ablebens den Herzögen Bogislaw und Kasimir von Pommern. Diese vertragliche Verfügung setzte aber wohl voraus, dass Jaczo auch nach seiner Unterwerfung 1157 weiter über sein ererbtes Fürstentum frei verfügen konnte.

Gleichwohl wurde aus Jaczo von Köpenick nun zunehmend Jaksa von Miechów und beteiligte sich als solcher engagiert an den innerpolnischen Adelsauseinandersetzungen der 60er- und 70er-Jahre des 12. Jhs. Nach seinem Tode im Februar 1176 wurde er im Kloster von Miechów beigesetzt. Seinen Köpenicker Herrschaftsbereich übernahmen nun die Herzöge von Pommern auf Grundlage der vertraglichen Vereinbarung von 1168.

Propst Nikolaus von Bernau († 1325) –Lynchmord vor der Marienkirche

Nach dem Aussterben der Askanier in der Mark Brandenburg 1320 blieb die Nachfolgefrage zunächst ungeklärt, denn auch die Machtverhältnisse im Reich waren unklar. Erst 1322 setzte sich der Wittelsbacher LudwigIV. in der Schlacht bei Mühldorf am Inn als König durch. 1323 erklärte er daraufhin die Mark Brandenburg zum »erledigten Reichslehen« und belehnte seinen erst achtjährigen Sohn mit der Mark.

Doch die Reichspolitik blieb weiter unruhig und geriet noch 1323 auch in Konflikt mit den Machtansprüchen Papst JohannesXXII. Dieser steigerte die kirchlichen Ansprüche auf Abgaben ins Unermessliche und geriet hierüber vor allem mit dem dem Armutsgebot verpflichteten Orden der Franziskaner in Streit. Als der Papst das Armutsgebot für Ketzerei erklärte, floh die Führung des Franziskanerordens zu LudwigIV. 1324 exkommunizierte JohannesXXII. daraufhin Ludwig und erklärte ihn wenig später als König für abgesetzt. Es erwies sich jedoch, dass mit der Exkommunikation eines Königs anders als in den Jahrhunderten zuvor in Deutschland nicht mehr ohne weiteres Politik zu machen war. Ausläufer dieser weltpolitischen Auseinandersetzung des 14. Jhs. streiften aber auch die Mark Brandenburg.

So behauptete Herzog RudolfI. aus der askanischen Seitenlinie Sachsen-Wittenberg, der zudem mit einer brandenburgischen Askaniertochter verheiratet war, eigene Ansprüche auf die Mark Brandenburg und den Markgrafentitel. Angesichts dessen war die Bevölkerung der Mark, wie auch die Bürgerschaft von Berlin/​Cölln, in Anhänger der Wittelsbacher und der sächsisch-askanischen Ansprüche gespalten.

In dieser Situation suchte am 16. August 1325, dem letzten Tag des Laurentiusmarktes, der Propst Nikolaus von Bernau, einer um 1230 entstandenen Stadt nordöstlich von Berlin, seinen Berliner Amtsbruder Propst Eberhard auf, um in dessen Sprengel in der Marienkirche eine Gastpredigt zu halten. Über Nikolaus wissen wir nicht viel mehr, als dass er der Hofkaplan des letzten askanischen Markgrafen Woldemar gewesen und nach dessen Tod 1319 vermutlich vom Bischof von Brandenburg zum Propst in Bernau ernannt worden war. Sicher ist aber, dass er ein engagierter Vertreter des Papsttums und in der Auseinandersetzung zwischen dem gebannten König LudwigIV. und Herzog RudolfI. von Sachsen, schon aufgrund seiner askanisch geprägten Vergangenheit, ein Gefolgsmann des Letzteren war.

Am 16. August 1325 predigte er jedenfalls zornerfüllt von der Kanzel der Marienkirche, beschimpfte die Bürger, weil sie den fälligen Peterspfennig noch immer schuldeten und weiter zum gebannten König hielten. Als er immer heftiger gegen den Wittelsbacher Markgrafen wütete und den königstreuen Bürgern schließlich mit Kirchenstrafen drohte, wuchs die Erregung unter den Zuhörern. Aus Murren wurden Wutschreie. Schließlich zerrte die Volksmenge Nikolaus aus der Marienkirche auf den Neuen Markt, wo man ihn erschlug und auf einem Scheiterhaufen verbrannte.

Papst JohannesXXII. verhängte daraufhin für mehr als 20 Jahre über Berlin/​Cölln den Kirchenbann. Entgegen der Meinung vieler Chronisten tat dies der Entwicklung Berlins aber kaum Abbruch. So wurde die geistliche Versorgung der Stadt vom Berliner Kloster der in Opposition zum Papst stehenden Franziskaner gewährleistet. Gleichwohl blieb der päpstliche Bann ein Schönheitsfehler für die aufstrebende Handelsstadt Berlin/​Cölln, von dem man sich erst 1347 durch die Zahlung eines hohen Sühnegeldes von 850 Mark Silber an den Bischof von Brandenburg freikaufen konnte. Außerdem musste die Stadt ein steinernes Sühnekreuz am Ort der Tat errichten. Dieses Kreuz steht auch heute noch neben dem Hauptportal der Marienkirche.

FriedrichI. (1371–1440) –Der erste Hohenzoller in der Mark sorgt für Recht und Ordnung

Friedrich wurde am 21. September 1371 auf der Cadolzburg bei Fürth, der Residenz seines Vaters, des Burggrafen FriedrichV. von Nürnberg aus dem Geschlecht der Hohenzollern, geboren. Die ursprünglich aus Schwaben stammenden Hohenzollern waren seit 1192 Burggrafen von Nürnberg, womit sich ihr Herrschaftsschwerpunkt nach Franken verlagerte. Angesichts des Verfalls der Königsmacht hatte das Amt des Burggrafen von Nürnberg zu dieser Zeit aber schon beträchtlich an Bedeutung verloren. Der eigentliche Wert dieses Amtes lag aber darin, dass seine Träger seit 1180 als unmittelbare Reichsfürsten galten.

Die Hohenzollern hatten im Laufe der Zeit einiges an Territorien in Franken gewonnen, die sie von der Cadolzburg aus regierten. Seit 1397 herrschte Friedrich als Burggraf FriedrichVI. von Nürnberg über die ansbachischen Gebiete der Hohenzollern um die Cadolzburg. 1401 heiratete er Elisabeth von Bayern-Landshut (1383–1442), mit der er zehn Kinder hatte, darunter den ältesten Sohn Johann (den Alchemist) (1406–64) und die beiden späteren Markgrafen von Brandenburg FriedrichII. und Albrecht Achilles. Politisch war Friedrich ein treuer Anhänger der deutschen Könige Ruprecht und Sigismund. Letzterem leistete er darüber hinaus wertvolle Dienste zu dessen Königswahl 1411.

Als Dank beauftragte ihn Sigismund noch 1411 mit der Verwaltung der verwaisten Mark Brandenburg. Am 4. Juli 1412 hielt Friedrich seinen Einzug in die Doppelstadt Berlin/​Cölln, die ihm bereits am 7. Juli huldigte. Dagegen erschienen auf dem Landtag in Brandenburg an der Havel am 10. Juli weder der Adel der Altmark noch der der Priegnitz und auch wichtige mittelmärkische Adelsgeschlechter fehlten. Friedrich musste sich erst militärischen Respekt verschaffen. Am 24. Oktober 1412 besiegte er mit einem Ritteraufgebot aus den schwäbischen und fränkischen Territorien der Hohenzollern und mit Unterstützung der mittelmärkischen Städte die mit den Quitzows verbündeten Herzöge von Pommern am Kremmener Damm.

Daraufhin huldigte am 4. April 1413 auch der gesamte Adel der Mark, einschließlich der Quitzows auf einem Ständetag in Berlin/​Cölln, Friedrich als neuem Landesherrn. Ungeachtet dessen setzten die Quitzows und andere Adelsgeschlechter aber ihre Raubzüge fort, sodass Friedrich schließlich Ende 1413 mit dem Erzbischof von Magdeburg, sächsischen und anhaltinischen Fürsten sowie den Äbten der Klöster Lehnin und Zinna einen Feldzug gegen den aufsässigen Landadel beschloss.

Im Februar/​März 1414 wurden die Burgen der Quitzows, Putlitz und Rochows und anderer Raubritter mit Hilfe neuartiger Kanonen belagert. Diese hatte sich Friedrich vom Landgrafen von Thüringen wie auch vom Deutschen Orden in Preußen geborgt. Ihre schweren Steinkugeln zerschlugen die bislang unüberwindlichen Mauern der Burgen, sodass diese übergeben werden mussten und im Anschluss von Friedrichs Truppen völlig zerstört wurden. Auf dem Landtag in Tangermünde wurde noch im März 1414 der gesamte Besitz der besiegten Frondeure zugunsten des neuen Landesherrn eingezogen. Anschließend erließ Friedrich am 20. März 1414 in Tangermünde ein Landfriedensgesetz, das künftige Adelsfehden verbot.

Angesichts dieser Leistungen übertrug König Sigismund daraufhin auf dem Konzil von Konstanz am 30. April 1415 die Mark Brandenburg nebst Kurwürde als erbliches Lehen, zunächst allerdings noch unter dem Vorbehalt eines königlichen Wiederkaufsrechts von 400.000 Goldgulden, an Friedrich. Zwei Jahre später, am 18. April 1417, belehnte Sigismund den nunmehrigen Kurfürsten FriedrichI. von Brandenburg dann jedoch uneingeschränkt mit der Kurwürde und dem Markgrafenamt.

Das märkische Territorium FriedrichsI. umfasste Altmark, Priegnitz, Havelland, Zauche, Teltow, Barnim, Lebus, Sternberg und einen Teil der Uckermark. Friedrich hielt sich von 1416 bis 1420 nicht in der Mark auf, sondern kümmerte sich um die Vermehrung seines fränkischen Territorialbesitzes. Nach seiner eigenen endgültigen Belehnung mit der Mark beauftragte er 1417 seinen ältesten Sohn Johann (den Alchemist) mit der Wahrnehmung der markgräflichen Amtsgeschäfte.

Nach 1426 ist Friedrich nicht mehr in der Mark gewesen. 1437 regelte er seine Nachfolge für die verschiedenen hohenzollernschen Territorien. Der bisherige Statthalter in der Mark Johann (der Alchemist) sollte das Fürstentum Bayreuth übernehmen, während FriedrichsI. zweitältester Sohn als FriedrichII. sein Nachfolger als Kurfürst von Brandenburg werden sollte. Als FriedrichI. am 20. September 1440, am Vorabend seines 69. Geburtstages, auf der Cadolzburg, wo weiterhin das Zentrum der hohenzollernschen Herrschaft lag, verstarb, war er in der Mark halbvergessen.

FriedrichII. Eisenzahn (1413–1471) –Berlin wird Residenzstadt

FriedrichII. wurde am 19. November 1413 auf der Burg zu Tangermünde, der seinerzeitigen kurfürstlichen Hauptresidenz in der Altmark, geboren. Ostern 1421 wurde er mit der gleichaltrigen polnischen Königstochter Hedwig verlobt und an den polnischen Königshof nach Krakau gegeben, wo seine weitere Erziehung erfolgte. Der Tod Hedwigs, die 1431 in seinen Armen starb, führte bei Friedrich zu einer schwermütigen Grundeinstellung, die ihn zeitlebens nicht verließ. Als Reflex auf seine polnisch geprägte Erziehung war Friedrich später als Landesherr darüber hinaus in einem besonderen Maße deutsch orientiert. Nach dem Tod seiner Braut kehrte er 1431 in die fränkischen Stammlande der Hohenzollern zurück.

Die väterliche Erbfolgeverfügung von 1437 bescherte ihm dann die Mark, wo er nach dem Tode FriedrichsI. die Regierung als Markgraf und Kurfürst übernahm. Hier konzentrierte er sich vor allem auf die Stärkung seiner eigenen Herrschaft und kümmerte sich anders als sein Vater nur wenig um die Reichspolitik. Besonders störten ihn die Selbständigkeitsbestrebungen der größeren märkischen Städte, allen voran Berlin/​Cöllns, das sich schon 1432 zu einer einheitlichen Stadtgemeinde zusammengeschlossen hatte. Schon bei der Huldigung durch die Stadt am 14. November 1440 bestätigte er zwar formell die städtischen Privilegien, verweigerte aber den üblichen landesherrlichen Eid auf deren Wahrung.

1441 heiratete Friedrich Katharina von Sachsen (1421–76), mit der er vier Kinder hatte, von denen aber nur die beiden Töchter Dorothea und Margarete das Erwachsenenalter erreichten, während die beiden Söhne bereits als Kinder starben.

1442 kam es in Berlin/​Cölln zu Auseinandersetzungen zwischen dem städtischen Patriziat und den nach politischer Teilhabe an der Stadtregierung strebenden Handwerkerinnungen. Als sich diese mit der Bitte um landesherrliche Vermittlung an Friedrich wandten, erschien er mit 600 bewaffneten Reitern vor der Stadt und erzwang die Öffnung der Stadttore. Als scheinbarer Vermittler zwischen den innerstädtischen Fronten zwang er zunächst den patrizischen Rat zum Rücktritt. Dann ordnete er die Trennung der Stadtgemeinden Berlin und Cölln an und verbot ihnen Bündnisse mit märkischen und auswärtigen Städten, wie etwa der Hanse. Zugleich öffnete er den Innungen den Zugang zu den Räten der beiden Städte, behielt sich aber die Bestätigung und Ernennung der künftigen Ratsherren vor. Ferner entzog er den Städten wichtige wirtschaftliche und rechtliche Privilegien, die diese bislang innegehabt hatten. Am 29. August 1442 mussten die neuen Stadträte eine Unterwerfungsurkunde gegenüber dem kurfürstlichen Landesherrn unterschreiben.