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Ein Reiseziel mit großer Vergangenheit macht von sich reden Wüst und rau erscheint die Region nur in den Schilderungen des Karl May. Tatsächlich bieten sich dem Reisenden saftig grüne Landschaften, dichte moos- und efeubehaftete Wälder (Montenegro), braune, Macchia bewachsene und duftende Karstlandschaften (Mazedonien) – Albanien und seine Nachbarländer sind reizvoll auch aufgrund der Hinterlassenschaften ihrer wechselvollen Geschichte. Illyrer, Griechen, Römer und ein halbes Jahrtausend osmanischer Herrschaft zeichneten das kulturelle Erbe des Landes. Dieses stellt der Band in gewohnter Ausstattung vor: Die Ruinenstätten Apollonia und Butrint bilden einen eindrucksvollen Rahmen der griechischen und römischen Zeit. Über den Städten Kruja und Berat thront jeweils eine eindrucksvolle mittelalterliche Festung und die historischen Altstädte versprühen den besonderen Charme des Unberührten. Doch erst durch die Ausflüge nach Mazedonien und Montenegro kann ein Bild der gemeinsamen Geschichte der gesamten Region entstehen. Dem Autor ist es mit präzisen Texten, Plänen und eindrucksvollen Fotografien gelungen, einen umfassenden Kulturreiseführer mit den wichtigsten archäologischen und historischen Stätten in Albanien vorzulegen. Weiterführende Kontaktdaten wie wichtige Telefonnummern oder auch die Adressen der Orte, in deren Museen die wichtigsten Objekte und Kunstwerke heute zu finden sind, helfen dem in Albanien, Montenegro und Mazedonien Reisenden auf all seinen Wegen.
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Seitenzahl: 244
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Wolfram Letzner
Die 40 bekanntesten archäologischen und historischen Stätten in
Albanien
168 Seiten mit 72 Abbildungen und 1 Karte
Titelbild: oben rechts und unten: © W. Letzner, oben links: © Dominik Tefert, Wikimedia Commons:
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Isak_Bey_Turbe_Aladja_Mosque_Skopje.JPG
Karte: © W. Letzner
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
© 2017 by Nünnerich-Asmus Verlag & Media GmbH, Mainz am Rhein
ISBN 978-3-961760-35-0
Lektorat: Verena Caspers, Benedikt Gschaider, Jessica Günzel
Gestaltung: Bild1Druck GmbH, Berlin
Gestaltung Titelbild: Addvice, Mainz
E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2017
Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf fotomechanischem Wege (Fotokopie, Mikrokopie) zu vervielfältigen oder unter Verwendung elektronischer Systeme zu verarbeiten und zu verbreiten.
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Cover
Titel
Impressum
Vorwort
Albanien – Ein geografischer Überblick
Historischer Überblick
ALBANIEN
01 Amantia – Die Stadt mit dem besterhaltenen antiken Stadion des Landes
02 Antigonea – Mit neuer Technik auf den Spuren des Verborgenen
03 Apollonia – Octavian, der spätere Kaiser Augustus, ging hier zur Schule
04 Ardenica – Das Jüngste Gericht in einem orthodoxen Kloster
05 Ballsh – Vom Bischofssitz zur Industriestadt
06 Bashtovë (Ballaj) – Schutz und Trutz
07 Berat / Antipatrea – Welterbe mit vielen Gesichtern
08 Borsh (Sopot) – Eine mittelalterliche Burg mit antikem Ursprung
09 Bradashesh – Antikes Motel mit 5-Sterne-Luxus?
10 Butrint – Einmal gesehen und niemals vergessen – Eine gewaltige Ruinenlandschaft
11 Byllis – Illyrer, Römer, Westgoten und Slawen hinterließen hier ihre Spuren
12 Çuka e Ajtoit – Die hellenistische Befestigung war einst sieben Fußballfelder groß
13 Dajti – Natur trifft Kultur: eine Burganlage im Nationalpark
14 Delvinë – Zwischen Glaube und Herrschaft
15 Diaporit – Ein Kunstagent und seine Villa
16 Dimale – Spielball der Mächte
17 Durrës – Sündhaft schön, mit reicher Geschichte
18 Elbasan – Eine Stadt, die zur Wurzel der albanischen Nation wurde
19 Gjirokastër – Eine Stadt im Spannungsfeld zwischen dunkler albanischer Geschichte und UNESCO-Welterbe
20 Kalivo – Eine vorgeschichtliche Siedlung auf steinigem Hügel
21 Kaninë – Im Schatten der Burg
22 Krujë – Skanderbeg und der Basar
23 Labovë e Kryqit – Eine der ältesten Kirchen in einer Region ohne Ruhe
24 Lezhë – Eine Stadt mit vielen Namen und großer Bedeutung
25 Lin – Eine Sommerresidenz des Bischofs von Ohrid
26 Mesopotam – Ein außergewöhnliches Kloster, eine Kirche mit zwei Apsiden und Lilien für den König
27 Nikaia – Griechen lebten einst an dieser heute fast unberührten Ausgrabungsstätte
28 Orikum – Ein Hafen seit 2.000 Jahren und der Trojanische Krieg
29 Petrela – Ein Zentrum albanischen Widerstands gegen die Osmanen
30 Phoinike – Tempel, Theater, Häuser und die Reste einer mächtigen Stadtmauer eingebettet in einen reizvollen archäologischen Park
31 Prezë – Hier erhoffte sich Caesar eine Schlacht!
32 Rodon – Ein Denkmal, dessen Zeit gezählt ist
33 Rusan – Ein Dorf mit nationalem Kulturerbe
34 Sarandë / Onchesmos – Vom antiken Verkehrsknotenpunkt zur Sonnenbank Albaniens
35 Selcë e Poshtme – „Königliche Häuser“ für die Ewigkeit
36 Shkodër – Am Wasser, unter Wasser und über Wasser – Eine Stadt und ihre Burg
37 Sofraktikë – Hadrianopolis, Iustinianopolis, Drynopolis und Dropolis: eine Stadt mit vielen Namen
38 Tepelenë – Geburtsort Ali Paschas
39 Tiranë – Eine junge Hauptstadt entpuppt sich
40 Vlorë – Aulona: Eine pulsierende Hafenstadt an der Adria
MAZEDONIEN
MA 01 Heraklea Lynkestis – Nicht nur Alexander der Große war ein Städtegründer!
MA 02 Ohrid – Weltkulturerbe an einem der ältesten Seen der Erde
MA 03 Stobi – die berühmteste Ausgrabungsstätte Mazedoniens
MONTENEGRO
MO 01 Kotor – warum eine Kleinstadt zum UNESCO-Welterbe wird
MO 02 Risan – in der ältesten Stadt an der Bucht von Kotor ist der Gott des Schlafes in Mosaik gebettet
Glossar
Abbildungsnachweis
Albanien − man denkt fast automatisch an tiefe Schluchten und aufregende Abenteuer! Dieses Bild wurde von Karl May Ende des 19. Jhs. mit viel Fantasie gezeichnet. Der Orient, zu dem das kleine Balkanland zählte, war damals für die meisten Menschen unerreichbar. Noch heute ist Albanien weitgehend ein weißer Fleck auf der Landkarte. Für Geschichts- und Kulturinteressierte bietet das Land allerdings eine Vielzahl von sehenswerten Orten. Allein sechs archäologische Parks und 14 Nationalparks, die teilweise archäologische Stätten einschließen, belegen dies. Darüber hinaus finden sich historische Altstädte mit Zeugnissen von der Antike bis zur Architektur des 19. Jhs. Ein Schwerpunkt bei der Auswahl der hier behandelten Orte liegt im Süden des Landes, dort liegen die meisten bedeutenden Stätten.
Dem Namen Albanien liegt kein antiker Begriff zugrunde. Während des Mittelalters handelte es sich ausschließlich um eine geografische Bezeichnung, die aber nicht mit dem modernen Staatsgebiet übereinstimmte. Sie galt im Norden für die Küstenregion des heutigen Montenegro sowie für Teile des gegenwärtigen Albaniens. Im Süden hingegen hatte sich der antike Name Epirus erhalten. Wie verschwommen die Grenzen und Bezeichnungen waren, lässt sich recht gut in einer Geschichte Shkodërs des Marinus Barletius (ca. 1440−1512) erkennen; er ordnete diese Stadt noch Makedonien zu. Bei der Darstellung der Geschichte einzelner Orte konnte nicht jedes Ereignis erwähnt werden, weil dies den Rahmen deutlich gesprengt hätte. Das soll der Spezialliteratur vorbehalten bleiben. Vielmehr sind nur jene Geschehnisse erwähnt, die bedeutend für den jeweiligen Ort waren.
Die angeführte Literatur stellt eine Auswahl dar, weil viele Publikationen zur Geschichte und Archäologie Albaniens an entlegenen Stellen und zudem in albanischer Sprache erschienen sind. In den Literaturangaben werden die Abkürzungen des Deutschen Archäologischen Instituts verwendet. Diese sind auf der Homepage des DAI (unter www.dainst.org) zu finden.
Auf eine wichtige Veränderung soll jedoch an dieser Stelle hingewiesen werden. Im Jahr 2015 gab es in Albanien eine Gebietsreform, in deren Rahmen viele der kleineren Orte zusammengefasst bzw. eingemeindet wurden. Im vorliegenden Buch werden die alten Ortsnamen aber weiter genutzt, weil sich auch die Literatur auf diese bezieht.
An dieser Stelle ist auch meinem Kollegen Arjan Dimo zu danken, ohne den manche Überprüfung vor Ort im November 2016 weitaus zeitaufwendiger geworden wäre.
Hamm, im November 2016
Wolfram Letzner
01 Amantia
02 Antigonea
03 Apollonia
04 Ardenica
05 Ballsh
06 Bashtovë (Ballaj)
07 Berat / Antipatrea
08 Borsh (Sopot)
09 Bradashesh
10 Butrint
11 Byllis
12 Çuka e Ajtoit
13 Dajti
14 Delvinë
15 Diaporit
16 Dimale
17 Durrës
18 Elbasan
19 Gjirokastër
20 Kalivo
21 Kaninë
22 Krujë
23 Labovë e Kryqit
24 Lezhë
25 Lin
26 Mesopotam
27 Nikaia
28 Orikum
29 Petrela
30 Phoinike
31 Prezë
32 Rodon
33 Rusan
34 Sarandë / Onchesmos
35 Selcë e Poshtme
36 Shkodër
37 Sofratikë
38 Tepelenë
39 Tiranë
40 Vlorë
Albanien ist ein sehr kleines Land auf dem Westbalkan. Es grenzt im Norden an Montenegro und den Kosovo, im Osten an Mazedonien und im Süden an Griechenland. Diese Landgrenzen folgen im Norden und Osten Gebirgszügen. Im Westen bilden das Adriatische und das Ionische Meer eine natürliche Grenze.
Die Nord-Süd-Ausdehnung liegt etwas über 362km; so lang ist die Küstenlinie entlang des Adriatischen und Ionischen Meeres. Die maximale Ausdehnung von Westen nach Osten beträgt gerade einmal 148km und liegt sonst bei etwa 92km. Kleinere Zipfel des Landes sind natürlich noch schmaler. Legt man die genauen Maße zugrunde, so weist Albanien eine Gesamtfläche von 28.748km2 auf. Es ist damit größer als Montenegro (13.812km2) und Mazedonien (25.713km2). Bezogen auf die Größe der Bundesrepublik Deutschland entspricht dies aber nur acht Prozent.
Abb.1 Wasserreiche Schluchten prägen das Landschaftsbild, hier in der Nähe von Permët.
Abb.2 Nationalpark Butrint. Der See und die Umgebung bilden eine eindrucksvolle Naturlandschaft.
Trotz der geringen Größe bietet das Land ein vielschichtiges Bild in seiner Geografie. Dies reicht von anmutigen Küstenlandschaften bis hin zum Hochgebirge mit allen Zwischentönen (Abb.1). So vielfältig die Landschaft ist, so unterschiedlich sind Klima, Flora und Fauna.
Der größte Teil Albaniens wird von bergigem Land mit einer Höhe von über 600m geprägt und weist kleinere Hochgebirgsanteile auf. Diese werden in der Literatur unterschiedlich angegeben. Teilweise wird von der Hälfte des Landes ausgegangen, während auch zwei Drittel der Fläche genannt werden. Der Rest des albanischen Staatsgebiets besteht aus flachem Schwemmland in der Küstenregion. Diese ist durch Lagunen und Feuchtgebiete geprägt; letztere sind auch als Schutzgebiete ausgewiesen. Dazu gehört etwa der Nationalpark Butrint (Abb.2).
Die Berglandschaft Albaniens wird in der Literatur in zwei größere Bereiche unterteilt. Zum einen spricht man vom „Nördlichen Bergland“ und zum anderen vom „Zentralen Bergland“.
Das „Nördliche Bergland“ wird in weiten Teilen von den „Nordalbanischen Alpen“ gebildet, die von tiefen Schluchten mit wilden und eindrucksvollen Gebirgsbächen geprägt sind. Diese ursprüngliche Landschaft ist – wie auch die anderen Gebirge Albaniens – ein Traumziel für naturverbundene Wanderer.
Abb.3 Syri i Kaltër. Die Karstquelle, in einem Naturschutzgebiet nahe Sarandë gelegen, bildet mit ihrem eiskalten Wasser den Zufluss der Bistrica.
Das „Zentrale Bergland“ ist etwas differenzierter zusehen, weil es sich in eine nördliche und eine südliche Regionen unterteilen lässt. Dabei bildet der Shkumbin die Grenze. Beide Teile besitzen großartige Berglandschaften.
Die Gebirge Albaniens sind für den Wasserreichtum des Landes verantwortlich, denn hier nehmen die großen Flüsse häufig aus Karstquellen heraus ihren Anfang. Ein Beispiel dafür ist Syri i Kaltër (Abb.3).
Die Gestalt des Landschaftsbildes hat natürlich auch Auswirkungen auf die Siedlungsräume. Besonders die Küstenebene, Täler und das Hügelland sowie einige Hochflächen erlauben eine Besiedlung. Letztere sind dabei eher spärlich bevölkert.
In einem engen Verhältnis zu geografischen Strukturen und Siedlungsverhalten lässt sich auch die Vegetation sehen. Die Küstenebenen und die Hügelregionen – man kann hier von einer Höhe von 400 bis etwa 1.000m sprechen – präsentieren dem Reisenden eine Vegetation, wie man sie nur im Mittelmeerraum erwartet. Die höheren Lagen sind jedoch deutlich karger. Weiden und anspruchslosere Bäume prägen das Landschaftsbild.
Literatur
M. Gutzweiler, Albanien 2(2014) S.504−512; Ch. v. Kohl, Albanien 2(2003).
Geschichte bewegt sich in Zeit und Raum. Siedlungs- oder Herrschaftsgebiete erstreckten sich über Regionen, die nichts mit heutigen Staatsgrenzen zu tun haben. Besonders der westliche Balkan, also auch Albanien, unterliegt diesem Prozess. Daher wird es an dieser Stelle nötig sein, auch einige der heutigen Nachbarstaaten Albaniens miteinzubinden.
Menschliche Präsenz lässt sich in Albanien schon vor 130.000 Jahren nachweisen. Für unseren Kontext ist aber die Zeit ab dem 3. Jt. v. Chr. wichtig. Um 2200v.Chr. fing man damit an, Kupfer mit Zinn zu legieren. Damit setzte das Zeitalter der Bronzezeit ein, die bis 1100v.Chr. andauern sollte. In dieser Zeitspanne kam es zu Wanderbewegungen auf dem gesamten Balkan und in der Ägäis.
Die Spatenforschung konnte ein recht genaues Bild von dieser Periode zeichnen. Die Menschen lebten zunächst in offenen Siedlungen, aber auch in Feuchtbodensiedlungen; also Pfahlbausiedlungen an Seeufern, wie wir sie auch aus Deutschland kennen.
Ein Wandel in der Siedlungsweise vollzog sich im 13. Jh. v. Chr, denn nun entstanden die ersten befestigten Siedlungen mit Trockensteinmauern.
Eine weitere Zeitenwende erfolgte um 1100v.Chr., als ein neuer Werkstoff den Balkan eroberte: das Eisen. Die Vorgeschichtsforschung setzt jene Periode bis 450v.Chr. an. Diese Phase ist für Albanien und sein Selbstverständnis von außerordentlicher Bedeutung. Aus den unterschiedlichen Ethnien entwickelten sich nun die illyrischen Stämme. Parallel dazu änderte sich auch das bereits erwähnte Siedlungsverhalten, weil nun Höhensiedlungen und stadtartige Anlagen entstanden.
An dieser Stelle müssen wir uns intensiver mit den Illyrern und Illyrien auseinandersetzen. Sie erscheinen nicht nur in archäologischen Funden und Befunden, sondern auch in schriftlichen Quellen. Die frühesten Erwähnungen finden sich bei Hekataios von Milet im 6./5. Jh. v. Chr. Darüber hinaus werden sie bei Herodot und Thukydides erwähnt. Reichhaltige geografische Angaben zu Illyrien finden sich in den Werken des Ps.-Skylax (um 300v.Chr.) und des Ps.-Skymnos (ca. 110v.Chr.).
Sowohl aus den schriftlichen Quellen als auch aus der Sachkultur heraus lässt sich Illyriens Größe erfassen. Es erstreckte sich über einen weitaus größeren geografischen Raum als jenen des heutigen Albanien. Sein Gebiet umfasste etwa einen Bereich von Mazedonien aus bis an die Donau und die Save sowie bis zur Bucht von Triest.
Aus den Quellen wissen wir auch, dass sich hinter der Bezeichnung „Illyrer“ eine Reihe von Stämmen verbirgt (Abb.4). Diese einzelnen Stämme verfügten über Zentralorte, die z. T. in römischer Zeit und auch darüber hinaus weiter besiedelt waren.
Aus einzelnen Stämmen entwickelten sich zunächst ab dem 7. Jh. v. Chr. Föderationen, aus denen wiederum im 5. und 4. Jh. v. Chr. die ersten illyrischen Königreiche entstanden. Über deren Geschichte wissen wir recht gut Bescheid, da sie sowohl zu Griechen als auch zu Römern Kontakte unterschiedlicher Natur pflegten.
Abb.4 Die illyrischen Stämme.
Zwischen 650 und 450v.Chr. sollte sich in Illyrien ein Wandel vollziehen, weil die Griechen hier Städte anlegten. Im Jahr 627v.Chr. wurde etwa Epidamnos, das spätere Dyrrachium, gegründet. Um 600v.Chr. sollte Apollonia folgen. Durch den Kontakt mit den Griechen entstanden zwischen 400 und 350v.Chr. aus den protourbanen Siedlungen der Illyrer richtige Städte nach griechischem Vorbild.
Die Beziehungen zwischen den Illyrern und ihren Nachbarn waren nicht immer konfliktfrei. Sowohl unter dem makedonischen König PhilippII. als auch unter seinem Sohn, Alexander dem Großen, kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen, durch die Makedonien sein Territorium erweitern konnte.
Zwischen 335 und 300v.Chr. gelang es dem illyrischen König Glaukias Stabilität und Sicherheit nicht nur für sein Reich zu gewährleisten, sondern auch über dessen Grenzen hinaus Einfluss zu nehmen. Im Jahr 309v.Chr. unterstützte er den Molosser Pyrrhos bei der Rückgewinnung seines Thrones.
Das 3. Jh. v. Chr. sollte für Illyrien eine bewegte Zeit werden, weil 279v.Chr. die Kelten in das Gebiet der Dardaner und nach Makedonien einfielen. Aber auch mit den Nachbarn geriet man wieder aneinander.
In der Regierungszeit Agrons (250–230v.Chr.) sollten sich die Verhältnisse in der Region jedoch nachhaltig ändern. Sein Augenmerk lag vor allem auf der Ausdehnung des illyrischen Einflussbereiches bis nach Griechenland hinein.
Nach dem Tode Agrons übernahm dessen Witwe Teuta (230–229v.Chr.) die Staatsgeschäfte, welche der politischen Richtung ihres Mannes folgte. Jedoch hatte sie dabei ganz offenkundig ihre Möglichkeiten ausgereizt und geriet in Konflikt mit Rom, das seine Interessen während des 3. Jhs. v. Chr. über Italien hinaus ausgedehnt hatte. Der Erste Illyrische Krieg (229–228v.Chr.) führte dazu, dass Rom die Städte Apollonia und Dyrrachium zu seinem Protektorat machte. Die Macht vom Tiber konnte somit immer einen Grund finden, um auf dem Balkan zu intervenieren. Wenig später folgte der Zweite Illyrische Krieg (219–218v.Chr.) und schon 213v.Chr. sollte Illyrien wieder zum Schachtfeld werden. PhilippV. von Makedonien griff 198v.Chr.in illyrische Verhältnisse ein und geriet deshalb mit Rom aneinander. Er wurde in einer Schlacht am Vjosa durch Flaminius geschlagen.
Danach kam es zu einer kurzen Periode des Friedens unter Genthios (reg. 181–168v.Chr.), die letztendlich mit dem Dritten Illyrische Krieg endete und der illyrische Staat zerschlagen wurde. Letztendlich entschloss sich Rom im Jahr 148v.Chr. zur Einrichtung der Provinz Makedonien, in die auch Illyrien aufging.
Aber in der neuen Provinz kehrte keineswegs Ruhe ein, die Region sollte zum Schlachtfeld des Bürgerkrieges zwischen Caesar und Pompeius werden. Für beide Kriegsparteien war die Provinz als Brückenkopf wichtig, um weitere Gebiete im Osten des Römischen Reiches zu kontrollieren.
Auch Octavian, der spätere Augustus, wusste um die Bedeutung der Region. Nach der Ermordung Caesars im Jahr 44v.Chr. war das Reich schließlich zwischen ihm und Marcus Antonius, einem Weggefährten Caesars, aufgeteilt worden. Octavian hatte aber größere Ambitionen, sodass er Dalmatien 34/33v.Chr. besetzen ließ. Das war vermutlich auch schon eine Reaktion auf die Politik des Antonius, der 36v.Chr. die ägyptische Königin Kleopatra geheiratet und damit römische Interessen aufgegeben hatte. So kam es zum Krieg, der z. T. auf dem Balkan geführt wurde und den Octavian gewann. Nach seinem Sieg gründete er römische Kolonien in Dyrrhachium, Byllis und Buthrotum, weil er viele seiner Veteranen versorgen musste und darüber hinaus durch diese Ansiedlungen die römische Herrschaft absichern konnte. Verwaltungstechnisch ordnete er das Gebiet 27v.Chr. neu, indem er die Provinz Illyricum unter Einschluss Dalmatiens und Pannoniens schuf.
Roms Herrschaft war keineswegs gerne gesehen. Im Jahr 6n.Chr. brach der Aufstand des Bato aus, der weite Teile Illyriens ergriff. Danach kehrte weitgehend Ruhe ein.
Zu Anfang des 4. Jhs. n. Chr. erforderte die politische Gesamtsituation im Römischen Reich die Neuorganisation der staatlichen Strukturen. Aus der unter Diokletian entstandenen Präfektur Illyricum sollten die Provinzen Epirus Vetus, Epirus Nova und Praevaliens entstehen.
Die Neuordnung des Imperiums reichte nicht aus, um dieses langfristig zu stabilisieren. So kam es schließlich im Jahr 395 zur Teilung des Imperiums in einen westlichen und einen östlichen Teil. Politisch gehörte der Balkan zum Osten, jedoch – uns mag das heute als Kuriosität erscheinen – blieb die kirchliche Oberhoheit beim römischen Papst. Erst um das Jahr 750 herum schlug der byzantinische Kaiser im Streit mit dem Papst den Balkan dem Patriarchat von Konstantinopel zu.
Die Provinz Illyrien fiel mit ihrem nördlichen Teil – bezogen auf die moderne Region um Shkodër und Lezhë – an das Weströmische Reich, während alles südlich davon Ostrom zugeschlagen wurde. Ein Zeugnis für diese Teilung stellen noch heute die Konfessionen dar: der Norden katholisch, der Süden orthodox.
Das byzantinische Albanien erfuhr im 5. und 6. Jh. noch einmal eine Blütezeit. Davon zeugen die Spuren zahlreicher Baumaßnahmen, etwa großartige Kirchen mit prächtigen Mosaiken, aber auch neue Befestigungen. Letztere reichten jedoch nicht aus, um die Hunnen oder den Sturm der Völkerwanderung abzuwehren. West- und Ostgoten drangen ein, denen schließlich zwischen 570 und 600 slawische Völker wie Awaren, Serben oder Kroaten folgten.
Schließlich wurden die Illyrer als Volk im Jahr 602 letztmalig in den „Miracula Sancti Demetrii“, der Heiligenlegende des Demetrios von Thessaloniki, erwähnt. Zu einem ernstzunehmenden Rivalen Ostroms sollten sich die im 7. Jh. bis nach Zentralalbanien vorstoßenden Bulgaren entwickeln. In der Folge der Eroberung gingen Städte wie etwa Byllis und Amantia unter.
Weil Ostrom aus verschiedenen Gründen heraus eine Periode der Schwäche durchlebte, gelang es den Bulgaren gegen Ende des 9. Jhs. erneut in das heutige Albanien vorzustoßen. Mehr als 100 Jahre sollte es dauern, bis der byzantinische Kaiser BasileiosII. (reg. 976–1025) im Jahr 1014 die besetzten Gebiete rückerobern konnte.
Das Jahr 1079 ist für Albanien ein wichtiges Jahr, denn der byzantinische Geschichtsschreiber Michael Attaleiates (1020/1030–ca. 1085) sprach erstmals von Albanern. Aber schon zwei Jahre später drohte dem Land neues Ungemach, weil die Normannen 1081Teile Albaniens besetzten. Ihre Herrschaft sollte aber nur bis 1185 währen. Allerdings gaben diese nicht gänzlich auf, sodass es immer wieder zu erfolglosen Feldzügen kam.
Die politische Karte Albaniens sollte sich ändern, nachdem im Jahr 1204 Konstantinopel durch die Teilnehmer des vierten Kreuzzugs erobert und das „Lateinische Kaiserreich“ errichtet wurde. Die neuen Spielräume ermöglichten noch 1204 die Gründung des unabhängigen Fürstentums Albanon, welches aber nur zehn Jahre überdauerte.
Im Jahr 1272 wagte KarlI., der König von Neapel, die Invasion Albaniens. Ihm gelang es, die Küstengebiete von Durrës bis hinab nach Vlorë zu besetzen und das kurzlebige Regnum Albaniae auszurufen.
Daneben sollte eine Reihe von Fürstentümern entstehen, deren Territorien über das Gebiet des heutigen Albaniens reichten und deren Herrscher sich teilweise noch byzantinischer Titel bedienten. Ihre Wirkungsgeschichte lässt sich wohl eher als begrenzt bezeichnen. Dauerhaft hingegen waren die Erwerbungen der Republik Venedig zu Beginn des 13. Jhs. Nach der Errichtung des Lateinischen Kaiserreichs in Konstantinopel fielen Albanien und Epirus an die Serenissima. Weitere Erwerbungen sollten noch folgen, so Durrës im Jahr 1392.
Zwischen 1343 und 1347 wurde Albanien Teil des Großserbischen Reiches. Doch diese Episode sollte 1389 auf dem Amselfeld ein jähes Ende nehmen. Die Serben verloren die Schlacht gegen die Osmanen – noch heute ein nationales Trauma.
Dieser osmanische Sieg sollte in den folgenden Jahren auch für Albanien Konsequenzen haben. Nach und nach wurde das Land erobert. Dieser Entwicklung setzte sich Georg Castriota (1405−1468), genannt Skanderbeg, entgegen.
Skanderbeg, eigentlich Gjergi Kastrioti, war ein typisches Kind seiner Zeit. Aus dem albanischen Adel stammend, kam er nach militärischen Niederlagen des Vaters gegen die Türken als Geisel an den Hof MehmetsII. nach Adrianopel, dem heutigen Edirne. Wie viele seiner Zeitgenossen wechselte der junge Kastrioti die Seiten, als er bei den Janitscharen unterkam und zum Islam konvertierte. Mit dem Übertritt wechselte er auch den Namen zu Iskender, aus dem später Skanderbeg wurde.
Im Jahr 1438 wurde er als Gouverneur nach Albanien geschickt, weil man ihn für linientreu hielt. Diese Haltung sollte sich grundlegend ändern, als der Vater 1443 durch die Osmanen ermordet wurde. Iskender revoltierte mit seinen Truppen gegen seinen ehemaligen Dienstherrn und übernahm die Herrschaft über sein angestammtes Fürstentum. Aus politischen Gründen trat er zum katholischen Glauben über, dadurch erhoffte er sich die päpstliche Unterstützung.
Was aber Skanderbeg ausmachte, war seine Erkenntnis, alleine nichts erfolgreich gegen die Osmanen ausrichten zu können. So schuf er 1444 die „Liga von Lezhë“. Hier waren alle Mächte vereint, die Widerstand leisten wollten und konnten. Bis zu seinem Tode 1468 gelang es Skanderbeg, die Türken auf militärischem und diplomatischem Weg aufzuhalten. Die von ihm geschaffenen Grundlagen reichten aus, um die Unabhängigkeit Albaniens (im weitesten Sinne) bis 1478 zu sichern.
Nachdem der albanische Widerstand gebrochen war, konnten die Herrscher vom Bosporus darangehen, Land und Leute nach ihren Vorstellungen zu gestalten. Neben der wirtschaftlichen und politischen Eingliederung ging es darum, die Albaner kulturell und religiös in das Reich zu integrieren, also zu islamisieren. Entlang der Straßen, die das Land durchzogen, gelang dies auch. Im Norden hingegen, im Raum um Shkodër, blieb die Bevölkerung weiterhin katholisch; in den Albanischen Alpen, begünstigt durch die Unzugänglichkeit der Region, überlebte die Orthodoxie. Aber auch an der Küste gab es noch kleine Gebiete, so um Sarandë herum, die christlich blieben.
Die osmanische Misswirtschaft löste bis in das 16. Jh. hinein eine Migrationswelle nach Süditalien aus. Erst in den beiden darauf folgenden Jahrhunderten sollte sich die Lage verbessern. Zeugnis dafür ist die Bestandsaufnahme des Osmanischen Reiches durch Evliya Çelebi.
Jedoch sollte der Zerfall des riesigen Imperiums schon bald einsetzen. Im späten 17. Jh. hatte sich aus europäischer Sichtweise das Bild vom „Kranken Mann am Bosporus“ etabliert, weil die einstige Großmacht zunehmend zerfiel. Besonders populär wurde der Begriff aber im 19. Jh.
Symptomatisch lässt sich dies an der Person des Ali Pascha ausmachen, dessen Karriere als Anführer einer Diebesbande begann, um schließlich als fast autonomer Herrscher – im Namen des Sultans in Istanbul – über weite Teile Südalbaniens und Epirus zu regieren. Seine Unterstützung für die griechische Unabhängigkeitsbewegung wurde in Istanbul als Hochverrat gesehen; osmanischen Truppen gelang es, Ali Pascha in Ioannina einzuschließen. Er verteidigte die Stadt heldenhaft, was ihm den Beinamen Löwe von Ioannina eintrug. Sein Ende fand er – je nach Sichtweise – durch Mord oder durch eine legale Hinrichtung.
Sein Handeln, die Umstände seines Todes, und der Geschmack des 19. Jhs. ließen ihn in die Weltliteratur eingehen. So erwähnt Alexandre Dumas in seinem Meisterwerk „Der Graf von Montechristo“ die Geschehnisse von Ioannina.
Will man das heutige Albanien verstehen, so muss man genau hinschauen, wie es sich historisch entwickelte. Im 19. Jh. setzten auch in Albanien – durchaus vergleichbar mit anderen Regionen des Balkans − nationalorientierte Strömungen ein. Dabei ging es zunächst darum, die albanische Sprache und Kultur zu stärken. Von dort aus war der Schritt zur Forderung nach einem Nationalstaat nicht mehr weit. Aber der Weg dahin sollte von außen her geöffnet werden.
Zu Beginn des 20. Jhs. glich der ganze Balkan einem Pulverfass, das jeden Moment zu explodieren drohte. Im Jahr 1908 war ein serbisch-bulgarisches Bündnis entstanden, das sich zwar formell gegen Österreich-Ungarn, aber eigentlich gegen das Osmanische Reich – immer noch im Besitz großer Teile des Balkans – richtete. Diesem Bündnis schlossen sich Griechenland und Montenegro an.
Im Oktober 1912 erklärte das Bündnis dem Osmanischen Reich den Krieg, der mit großer Brutalität geführt wurde. Die Osmanen verloren nach der Niederlage fast den ganzen Balkan. Der Friede von London beendete schließlich den Ersten Balkankrieg. Aber der Konflikt war noch nicht beigelegt; aus ehemaligen Bundesgenossen wurden Feinde. Der nun folgende Zweite Balkankrieg endete 1913 mit dem Frieden von Bukarest.
Die Großmächte, die im Hintergrund die Strippen gezogen hatten, konnten nicht ignorieren, dass bereits 1912 ein albanischer Staat ausgerufen worden war. Jedoch glaubten die Vertreter der Großmächte nicht an den Erfolg dieses Staates und beschlossen die Errichtung des Fürstentums Albanien unter der Herrschaft Wilhelms, Fürst zu Wied (1876−1945). Dessen Herrschaft sollte aber schon 1914 nach einem halben Jahr enden; innerer Widerstand und der Ausbruch des Ersten Weltkriegs waren die Ursachen. Das Fürstentum Albanien bestand allerdings bis 1925 formal weiter.
In diesem Jahr wurde Ahmet Zogu, aus dem albanischen Adel stammend, zum Präsidenten der noch jungen Republik gewählt. Doch bereits drei Jahre später schaffte Zogu die Republik wieder ab und rief sich zum König aus. Zur Durchsetzung seiner Politik suchte er Hilfe beim Königreich Jugoslawien. Ausdruck dieser Politik war die Schenkung des Klosters Sveti Naum am Ohrid-See (Abb.5). In seiner Außenpolitik orientierte er sich später Richtung Italien, sodass das Land zunehmend unter dessen Einfluss geriet. Dies spiegelt sich nicht nur in den archäologischen Forschungen, sondern auch in Architektur und Infrastrukturmaßnahmen wider. Der zunehmende Druck des faschistischen Italiens auf das Land zwang Zogu 1939 dazu, ins griechische Exil zu gehen; Italien besetzte nun das Land.
Die Pläne des faschistischen Italiens reichten aber weiter, denn Albanien sollte nur das Sprungbrett zur Eroberung Griechenlands sein. Im Jahr 1940 befahl Benito Mussolini den Angriff, doch der Duce hatte sich gründlich verschätzt. Griechischen und britischen Truppen gelang es, die Italiener massiv unter Druck zu setzen, sodass Italien, durch einen Militärpakt mit dem Deutschen Reich verbunden, um Unterstützung bat. Dieser Bitte wurde entsprochen, weil sich die militärische Führung dadurch die Sicherung wichtiger Rohstoffquellen auf dem Balkan versprach.
Als Besatzungsmacht traten die deutschen Truppen in Albanien aber erst von 1943 bis 1944 auf, nachdem die Italiener kaum noch handlungsfähig waren. Neben den Truppen der Alliierten waren es vor allem Partisanen, die Widerstand leisteten und unter diesen taten sich besonders die Kommunisten hervor. Deshalb war es nicht überraschend, dass diese im Jahr 1946 die Volksrepublik Albanien unter der Führung Enver Hoxhas ausriefen.
Abb.5 Sveti Naum. Das Kloster aus dem 9. Jh. wurde im Jahr 1925 vom damaligen König ZoguI. an das Königreich Jugoslawien abgetreten.
Mochte die Sowjetunion hier anfangs einen Sieg der Revolution und ihren Einfluss gefestigt sehen, so wurden dessen Führer schnell enttäuscht. Albanien ging einen Sonderweg und trennte sich schnell vom großen Bruder. Auch China versuchte, in Albanien Fuß zu fassen, scheiterte aber ebenso an den politischen Vorstellungen des Regimes. Auf chinesischen Einfluss lässt sich wohl die Atheismus-Kampagne der 1960er-Jahre zurückführen, die großen kulturellen Schaden anrichtete.
Die Politik Hoxhas isolierte das Land, sodass es politisch und wirtschaftlich ins Abseits geriet. Ein Politikwandel war erst nach dem Tode des kommunistischen Diktators im Jahre 1985 möglich. Der Übergang zur Demokratie war mühsam und gefährlich, weil nicht nur die Politiker unerfahren waren, sondern auch die normalen Menschen.
Was in „gefestigten Gesellschaften“ vielleicht nur als Randnotiz gesehen worden wäre, sollte in Albanien zur Unruhen führen. Bereits Anfang der 1990er-Jahre wurden Investments zweifelhafter Natur angeboten, bei denen Rendite bis zu 120 Prozent versprochen wurden. Fast jeder, der auch nur etwas Geld übrig hatte, investierte darin, bis das System 1995/6 zusammenbrach. Es brachen bürgerkriegsähnliche Unruhen aus, die erst durch den Einsatz internationaler Friedenstruppen beendet werden konnten und so Rahmenbedingungen für eine richtige Demokratisierung geschaffen wurden.
Heute stellt sich das Land – inzwischen auch Mitglied der Nato – als gefestigt und sicher dar.
Literatur
O. J. Schmitt, Die Albaner. Eine Geschichte zwischen Orient und Okzident (2012); M. Zahrnt, Die Römer im Land Alexanders des Großen (2010); M. Sanader, Dalmatia (2009) S.
In eindrucksvoller Landschaft, geprägt von zahlreichen Höhenzügen, liegt eine antike Stadt, deren Bedeutung immerhin so groß ist, dass sie zu einem der bedeutendsten archäologischen Parks des Landes wurde.
Nur 30km östlich von Vlorë liegt in einer Hügellandschaft das antike Amantia. Wer den Ort besichtigen will, muss schon aufgrund der Ausdehnung des archäologischen Geländes etwas Zeit mitbringen.
Amantia ist eine Höhensiedlung, die auf einem etwa 20 ha großen, felsigen Plateau liegt. Ihren Anfang nahm die Stadt in einer vorstädtischen Siedlung, die Hekataios von Milet jedoch nicht erwähnt.
Aufgrund der archäologischen Befunde lässt sich aber erkennen, dass die Entwicklung zur Stadt ab der Mitte des 5. Jhs. v. Chr. stattfand. Dabei war der Ort das Zentrum des Stammes der Amantier. Im Jahr 230v.Chr. wurde die Stadt Mitglied des epirotischen Bundes.
Der Ort blieb bis 168v.Chr. frei, geriet dann aber unter römische Kontrolle und wurde Teil der Provinz Macedonia. Im Jahr 67n.Chr. wurde Amantia schließlich der neuen Provinz Epirus Nova zugeordnet. Über die innere Geschichte der Stadt während der Kaiserzeit ist sehr wenig bekannt. Hatte sie über Jahrhunderte hinweg gut vom Handel profitiert, so scheint mit der Anlage und zunehmenden Bedeutung der Via Egnatia