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Nach »Better than the Movies« die neue unwiderstehliche YA-Romance von SPIEGEL-Bestsellerautorin Lynn Painter.
Die 17-jährige Bailey ist alles andere als begeistert, als sie an ihrem ersten Arbeitstag im Wasserpark eines Hotels auf Charlie trifft. Sie hat keine guten Erinnerungen an ihre letzte Begegnung mit dem sarkastischen und unverschämt attraktiven Draufgänger kurz nach der Scheidung ihrer Eltern vor drei Jahren. Und noch immer könnten die sensible Bailey und Charlie unterschiedlicher nicht sein. So ist sie selbst überrascht, dass sie seine Gesellschaft jeden Tag mehr genießt. Denn langweilig wird es mit Charlie nie. Als er mit ihr wettet, dass Jungen und Mädchen niemals einfach nur Freunde sein können, geht sie darauf ein. Auf keinen Fall würde sie sich in ihn verlieben! Doch als Charlie ihr in einer Notsituation aus der Patsche hilft, droht Bailey nicht nur die Wette zu verlieren, sondern auch ihr Herz ...
Für alle, die diese Tropes lieben:
*Fake Dating*
*Forced Proximity*
*Friends to Lovers*
*Opposites attract*
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Seitenzahl: 538
Veröffentlichungsjahr: 2025
Buch
Die 17-jährige Bailey ist alles andere als begeistert, als sie an ihrem ersten Arbeitstag im Wasserpark eines Hotels auf Charlie trifft. Sie hat keine guten Erinnerungen an ihre letzte Begegnung mit dem sarkastischen und unverschämt attraktiven Draufgänger kurz nach der Scheidung ihrer Eltern vor drei Jahren. Und noch immer könnten die sensible Bailey und Charlie unterschiedlicher nicht sein. So ist sie selbst überrascht, dass sie seine Gesellschaft jeden Tag mehr genießt. Denn langweilig wird es mit Charlie nie. Als er mit ihr wettet, dass Jungen und Mädchen niemals einfach nur Freunde sein können, geht sie darauf ein. Auf keinen Fall würde sie sich in ihn verlieben! Doch als Charlie ihr in einer Notsituation aus der Patsche hilft, droht Bailey nicht nur die Wette zu verlieren, sondern auch ihr Herz …
Weitere Informationen zu Lynn Painter
sowie zu lieferbaren Titeln der Autorin
finden Sie am Ende des Buches.
Lynn Painter
Roman
Übersetzt
von Stefanie Retterbush
Die amerikanische Originalausgabe erschien 2023 unter dem Titel »Betting On You« bei Simon & Schuster, Inc., New York.
Der Verlag behält sich die Verwertung des urheberrechtlich geschützten Inhalts dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.
Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.
Deutsche Erstveröffentlichung März 2025
Copyright © 2023 by Lynn Painter
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2025
by Wilhelm Goldmann Verlag, München,
in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,
Neumarkter Str. 28, 81673 München
(Vorstehende Angaben sind zugleich Pflichtinformationen nach GPSR)
Published by arrangement with Simon & Schuster
Books For Young Readers
Umschlaggestaltung: UNO Werbeagentur, München
Umschlagmotive: Illustration © 2023 Liz Casal
Nach einer Gestaltung von Sarah Creech © 2023 Simon & Schuster, Inc.
Redaktion: Dr. Ann-Catherine Geuder
MR · Herstellung: ik
Satz: KCFG – Medienagentur, Neuss
ISBN: 978-3-641-32669-2V001
www.goldmann-verlag.de
Ich widme dieses Buch der verstorbenen Nora Ephron – der famosesten Liebeskomödienschreiberin aller Zeiten und Königinmutter herbstlicher Heile-Welt-Filme.
Und den Leserinnen und Lesern, die Playlists und Moodboards zusammenstellen und sogar komplette Überarbeitungen machen – wenn wir doch nur alle das Glück hätten, uns so in eine Geschichte fallenlassen zu können.
Vor drei Jahren
Bailey
Das erste Mal begegnete ich Charlie am Flughafen von Fairbanks.
Mein Dad hatte sich eben verabschiedet, und ich versuchte krampfhaft, die aufsteigenden Tränen und dazugehörigen unschönen Gefühle runterzuschlucken. Ich war nämlich gerade dabei, mein ganzes bisheriges Leben und alles, was ich kannte, zurückzulassen und nach Nebraska zu fliegen, wo meine Mutter und ich ab demnächst wohnen würden, jetzt, wo die Trennung meiner Eltern amtlich war. Ich reckte das Kinn, bemüht, möglichst erwachsen zu wirken, wie ich so mit meinem rosaroten Rollköfferchen durch den Flughafen marschierte, musste aber hektisch blinzeln, um das tonnenschwere Heimweh nach dem Ort und den Erinnerungen, die ich hier zurückließ, nicht hochkommen zu lassen.
In der endlos langen Warteschlange vor der Sicherheitskontrolle, eingequetscht zwischen wildfremden Menschen und panisch vor Angst, mit meiner Zahnspange womöglich den Metalldetektor auszulösen, sah ich ihn zum ersten Mal.
Die Schlange rückte auf, aber ich konnte keinen Schritt weitergehen, weil das Pärchen vor mir wie wild knutschte. So richtig heftig. Es sah aus, als würden sie mit den Lippen aneinanderkleben und versuchen, sich irgendwie voneinander loszureißen, weswegen sie die Köpfe nach allen Seiten drehen mussten.
Oder sie wollten sich bloß gegenseitig auffressen.
Ich räusperte mich.
Nichts.
Ich räusperte mich noch mal.
Der Typ schlug die Augen auf – ich sah nur eins davon – und starrte mich unverhohlen an. Und knutschte dabei seelenruhig weiter. Und als wäre das noch nicht dreist genug, murmelte er mir, die Lippen immer noch fest auf ihre gepresst, aus dem Mundwinkel zu: »O Mann – was ist denn?«
Es klang wie omannwasn.
Und dann klappte er das Auge wieder zu, und das Geknutsche ging ungeniert weiter.
»Entschuldigung«, zischte ich mit zusammengebissenen Zähnen, »aber die Schlange. Die Schlange rückt auf.«
Das Auge ging wieder auf, und der Typ glotzte mich finster an. Dann löste er den Mund von ihrem und flüsterte seiner Freundin was zu, und schließlich rückten sie auf. Endlich. Ich hörte seine Freundin zwitschern, wie schrecklich sie ihn vermissen werde, und sah an seinem Profil, wie er sie schief angrinste und gar nichts sagte, während sie Hand in Hand ein paar Schritte vorwärts stolperten.
Was ich nicht kapierte, war, dass die beiden aussahen, als müssten sie ungefähr in meinem Alter sein.
Hallo?
Ich fing gerade mit der Highschool an. Leute in meinem Alter knutschten nicht in aller Öffentlichkeit rum; die durften ja nicht mal Auto fahren. Leuten in meinem Alter fehlte die nötige Dreistigkeit, einfach in der Warteschlange am Flughafen rumzumachen, aus Angst, irgendwie Ärger zu bekommen.
Also, wer waren diese unfassbar demonstrativen Rumknutschrebellen?
Das Mädchen trat aus der Warteschlange und winkte dem Typen zu, vermutlich froh, wieder ein bisschen Luft zu bekommen. Endlich durch die Kontrollen, sortierte ich schnell meinen Kram und schaute auf die Uhr an meinem Handy. Ich wollte an der Tür sein, sobald sie die Gangway aufmachten, ich musste also so schnell wie irgend möglich zum Gate. Rasch schlug ich einen Bogen um den Lippenlutscher, der gerade auf sein Handy glotzte, und marschierte im Stechschritt los.
Erst, als ich auf den Sitz unmittelbar neben dem Check-in-Schalter geplumpst war, wo ich keine wichtigen Durchsagen verpassen und beim Aufruf als Erste in der Reihe stehen konnte, begannen sich meine Nerven ein bisschen zu beruhigen.
Ich scrollte durchs Telefon, schaute in der Airline-App nach irgendwelchen Updates, dann setzte ich mir die Kopfhörer auf und startete meine frisch zusammengestellte Baileys Flugzeug-Playlist. Aber wie ich mich so zurücklehnte und den anderen Reisenden zusah, wie sie sich durch das Terminal schoben, fragte ich mich unweigerlich, wie viele von denen wohl gerade gezwungenermaßen irgendwohin mussten, wo sie gar nicht hinwollten. Nur um ein neues Leben zu beginnen, um das sie nicht gebeten hatten.
Ich würde fast wetten, niemand.
Ich war bestimmt der einzige Mensch hier, für den der Flug wohl eher das Gegenteil einer Vergnügungsreise zu werden drohte. Ich hatte ein Ticket zu meiner Zwangsumsiedlung in der Tasche. Ein Gedanke, der mir die ganze Stunde, die ich wartete, nicht mehr aus dem Kopf wollte. Vor allem, als so eine Bilderbuchfamilie mit zwei Kindern sich mir gegenüber hinpflanzte, eine heile kleine Welt wie aus einem Disney-Resorts-Werbeprospekt, die vor Vorfreude fast überschäumten.
Beim Anblick von so viel Familienglück hätte ich mich am liebsten fest in den kleinen Fetzen von Kuscheldecke geschmiegt, mit dem ich (was niemand wusste) jede Nacht einschlief, und leise vor mich hin geweint.
Zu behaupten, mein Nervenkostüm sei schon reichlich dünn gewesen, als es endlich ans Boarding ging, wäre eine Untertreibung. Ich war die Erste in der Reihe – ja, verdammt –, hätte aber glatt umfallen können vor Nervosität und Anspannung. Angesichts der unübersehbaren Begeisterung der Vorzeigefamilie gegenüber legte das hohle Gluckern in meinem Bauch noch mal ne ordentliche Schippe drauf.
»Hey, du.«
Ich drehte den Kopf nach links, und da stand er, der lippenlutschende Vollhonk aus der Warteschlange, und grinste mich an, als seien wir die besten Freunde.
»Ich hab dich schon überall gesucht, Babe.«
Ich wandte mich nach der Warteschlange hinter mir um. Mich konnte er ja wohl nicht meinen. Aber als ich mich wieder zu ihm umdrehte, rückte er doch tatsächlich noch näher ran, und ich musste einen Schritt zur Seite machen, damit er sich neben mich stellen konnte. Er stupste mich mit der Schulter an und zwinkerte mir viel zu vertraulich zu.
Was zur Hölle? War der Typ high?
»Was soll das?«, flüsterte ich empört und klammerte mich an den Träger meiner Reisetasche, während ich versuchte, von ihm abzurücken, ohne meinen ersten Platz in der Schlange zu kompromittieren. Er trug einen Hoodie mit der Aufschrift Mr Nothing, weite Shorts und nichts in den Händen. Kein Rollköfferchen, kein Buch, keine Jacke; wer bitte stieg denn so in einen Flieger?
Er rückte noch ein bisschen näher, bis sein Gesicht ganz dicht vor meinem war, und raunte mir zu: »Ganz easy, du Eule. Ich hab keine Lust auf Schlangestehen, also tun wir einfach, als wären wir zusammen.«
»Aber …« Ich starrte ihn an und fragte mich, wer dieser Mr Nothing eigentlich war. Ungefähr in meinem Alter und gar nicht so übel, der Typ. Dichte, verstrubbelte dunkle Haare und ein schöner Mund. Aber die Frechheit reichte für mindestens zwei. Eule – nur weil ich eine Brille trug? Und dann auch noch sich vordrängeln wollen? »Das ist gemogelt.«
Er sah mich mit hochgezogener Augenbraue an.
»Alle anderen warten brav in der Schlange«, sagte ich, bemüht, nicht wie ein quengeliges kleines Kind zu klingen, das »Du hast gemogelt« kreischt und dabei wild um sich schlägt. »Wenn du nicht warten willst, hättest du früher hier sein müssen.«
»So wie du?«, fragte er, und seine Stimme triefte vor Sarkasmus.
Ich schob meine Brille nach ganz oben auf die Nase. »Ja, so wie ich.«
Warum musste dieser wildfremde Typ ausgerechnet mich nerven? War das die Strafe dafür, dass ich mir eben ausgemalt hatte, wie die Bilderbuchfamilie am Flughafen festsaß und nicht mehr wegkam? Karma war doch angeblich eine Katze, nicht so was.
Er legte den Kopf schief und schaute mich an. »Ich wette, du warst früher Fluraufsicht in der Schule.«
»Wie bitte?« Das war eindeutig als Beleidigung gemeint, und ich war hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, ihm mitten ins Gesicht zu boxen und ihn schluchzend anzuflehen, mich doch bitte, bitte in Ruhe zu lassen. Ich schaute mich verstohlen um. Der Mann in der Reihe hinter uns griente mich an. Anscheinend lauschte er mit gespitzten Ohren. Ich drehte mich wieder zu Mr Nothing um und wisperte: »Es geht dich zwar nichts an, aber bei uns in der Schule hatten wir alle abwechselnd Flurdienst.«
»Ja, klar.«
Ja, klar? Ich machte ein Geräusch irgendwo zwischen Knurren und Stöhnen und fragte mich dann flüchtig, ob man dafür im Knast landen konnte, wenn man einem Mitreisenden einfach ins Gesicht boxte.
»Willst du … Glaubst du mir etwa nicht?«, presste ich hervor. »Das mit der Fluraufsicht?«
Er grinste. »Ach was, natürlich glaube ich dir. Aber wir wissen doch beide, wäre es nicht verpflichtend gewesen, hättest du dich auch freiwillig gemeldet.«
Woher wollte der das wissen? Es stimmte zwar, aber es machte mich rasend, dass er tat, als würde er mich kennen, dabei war unsere unangenehme Bekanntschaft gerade mal fünf Minuten alt. Ich kniff die Augen zusammen und zog die Nase kraus, aber ich konnte einfach nicht anders. Mühsam rang ich mir ab: »Auch egal.«
Jetzt hielt er endlich die Klappe, blieb aber unbeirrt neben mir stehen. Wie angewurzelt. Rührte sich nicht von der Stelle. Also standen wir beide da, nebeneinander, und starrten stur geradeaus. Wieso geht der nicht? Der bleibt doch nicht etwa hier stehen, oder? Nach einer langen Minute der Nicht-Unterhaltung hielt ich es schließlich nicht mehr aus und brüllte ihm fast ins Gesicht: »Was willst du eigentlich noch hier?«
Meine Frage schien ihn zu verwirren. »Was?«
Ich deutete mit dem Daumen über meine Schulter nach hinten, und er sagte: »O mein Gott, du meinst das wirklich ernst? Du schickst mich jetzt ernsthaft ganz nach hinten?«
Ich atmete durch die Nase ein. »Ich schicke dich nirgendwo hin. Regeln sind nun mal Regeln.«
»Ah, verstehe. Na, wenn das so ist …« Er schaute mich an, als hätte ich sie nicht mehr alle.
Die Dame vom Bodenpersonal, die die ganze Zeit gleich neben der Tür gestanden hatte, griff beherzt zum Mikrofon und setzte an, unseren Flug auszurufen. Ich schaute Mr Nothing noch mal mit meinem patentierten Was zur Hölle machst du da?-Blick vielsagend an und riss die Augen ganz weit auf, worauf er nur den Kopf schüttelte und zur Seite trat.
Mit einem Blick zu dem Mann hinter uns in der Schlange erklärte er: »Regeln sind nun mal Regeln. Was soll man da machen?«
Ich drehte mich nicht nach ihm um und schaute ihm nicht hinterher, hörte ihn aber auf dem Weg ans Ende der Warteschlange mindestens fünf Mal leise vor sich hin meckern: »Regeln sind nun mal Regeln.«
Waaaruuuuum? Warum musste dieser besserwisserische, sarkastische Blödmann mir ausgerechnet jetzt und hier über den Weg laufen? Der versaut mir den ganzen Flug, dachte ich wütend, während ich meinen Boardingpass einscannte und die Gangway entlanglief. Was besonders nervte, weil der Flug das Einzige an diesem ganzen beschissenen Tag war, was ich nicht aus tiefstem Herzen verabscheute.
Es war mein allererster Alleinflug, und ich hatte mich tatsächlich ein klitzekleines bisschen darauf gefreut, und jetzt schien dieses Arschgesicht wild entschlossen, mir in die Suppe zu spucken.
Erst, als ich schließlich im Flieger auf meinem Platz direkt am Fenster saß, den Rollkoffer sicher im Gepäckfach über meinem Kopf verstaut, und meinen Eltern geschrieben hatte, konnte ich die Schultern ein bisschen loslassen. Rundherum wuselten die Leute noch hektisch durcheinander, aber ich hatte es geschafft. Schon den ganzen Tag lang war ich nervös und angespannt gewesen, aber jetzt – aahhh. Ich schloss die Augen, konnte endlich aufatmen.
Bis.
»Na, wenn das mal kein Zufall ist.«
Erschrocken schlug ich die Augen auf, und da stand Mr Nothing, mitten auf dem Gang, den Mund zu einem harten Strich verzogen, und freute sich offensichtlich genauso sehr, mich zu sehen, wie ich ihn.
Charlie
Als wäre der Tag nicht schon beschissen genug, hatte ich ausgerechnet den Platz neben Miss Die-Schlange-rückt-auf.
Ganz großartig.
Mit großen Augen glotzte sie mich an und blinzelte hektisch, fast, als sei sie schockiert mich zu sehen. Aber sie war bestimmt so eine verkniffene Erbsenzählerin, die immer schockiert war, wenn ihr Leben mal nicht perfekt nach Plan lief. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und erklärte: »Das ist kein Zufall, das ist eine Wahrscheinlichkeit von eins zu hundertfünfundsiebzig, würde ich mal schätzen.«
Am liebsten hätte ich sie mit hoher, schriller Stimme nachgeäfft. Eine Wahrscheinlichkeit von eins zu hundertfünfundsiebzig, würde ich mal schätzen. Sehnsüchtig schaute ich über die Reihen hinter uns bis zum Heck des Fliegers und fragte mich, ob irgendwer wohl seinen Platz mit mir tauschen würde.
Und – natürlich wusste eine wie sie, wie viele Sitzplätze so ein Flieger hatte.
Ich hatte mich kaum hingesetzt, da vibrierte mein Handy in der Bauchtasche meines Hoodies.
Das konnte eigentlich nur meine Mom sein, und ich wusste, wenn ich jetzt nicht antwortete, würde sie mich den lieben langen Flug mit Nachrichten bombardieren.
Ich zog das Handy raus und schaute aufs Display.
Mom: Flieger noch erwischt?
Ich versuchte, mich ein bisschen zurückzulehnen in dem engen Sitz. Meine Beine waren zu lang zum Fliegen, verdammt.
Ich hasste Fliegen.
Schnell schrieb ich zurück: Ja.
Ich ließ den Sitzgurt einrasten, aber ehe ich noch erleichtert aufseufzen konnte, summte mein Handy schon wieder. Mom: Ist dein Dad mit reingegangen, oder hat er dich bloß vorne rausgelassen?
Ich griff in die Tasche. Ich brauchte jetzt schon unbedingt ein TUM. Schnell schmiss ich mir zwei der kleinen Magensäurehemmer zum Kauen in den Mund, ignorierte die Frage (die Antwort würde ihr nicht gefallen – hat mich vorne abgesetzt, Parken war ihm zu teuer) und schrieb zurück: Schöne Grüße von Nana Marie.
Ich wusste, damit ließen sich sämtliche weiteren Nachrichten zuverlässig abwürgen.
Meine Mutter und meine Großmutter waren früher ein Herz und eine Seele gewesen, aber kaum, dass meine Eltern sich zur Scheidung entschlossen hatten, nahm auch das ein jähes Ende. Jetzt nannte meine Mutter sie nur noch »die alte Schabracke«, und Nana Marie nannte meine Mutter »diese Frau«.
Ich lehnte den Kopf gegen die Rückenlehne. So richtig hatte ich noch nicht kapiert, dass der Sommer schon zu Ende war. Endgültig. Es fühlte sich an, als wäre ich erst vorgestern aufgeregt und vorfreudig in den Flieger gestiegen, um den Sommer bei Dad und seiner Familie zu verbringen, und jetzt war ich schon wieder auf dem Weg nach Hause, ohne sie (und die liebe Grace), ratzfatz zurück in mein anderes Leben mit Mom und ihrem neuen Freund.
Ich war viel zu alt, verdammt, um so ein Heimweh zu haben. Dabei hatte der Flieger noch nicht mal abgehoben.
Ich hatte ein dumpfes Stechen zwischen den Rippen beim Gedanken an Grace, und ich schwöre, ich konnte noch ihr fruchtiges Haarmousse riechen, das sie immer benutzte. Mein Hirn befand, jetzt sei ein guter Moment für eine unerwünschte Fotomontage sämtlicher sonniger Sommermomente, mit Graces Lachen als Dekokirsche obendrauf. Ich knirschte mit den Zähnen.
Scheiße.
Ich steckte das Telefon weg, dabei wünschte ich nichts mehr, als ein bisschen albernes Hin-und-Her-Geschreibe mit ihr.
Aber Grace jetzt zu schreiben, wäre dämlich. Jetzt und überhaupt jemals wieder. Beziehungen hielten ja nicht mal, wenn alle Beteiligten unter einem Dach wohnten. Beziehungen hielten nicht, Punkt.
Und Fernbeziehungen? Der reinste Witz.
Mit Grace in Kontakt zu bleiben, würde überhaupt nichts bringen. Außer vielleicht, mich irgendwann tatsächlich so runterzuziehen, dass ich anfangen würde, Songs zu schreiben oder zu saufen.
Nein, besser einfach umdrehen und gehen – beziehungsweise fliegen. Das war eindeutig das Beste.
Eine der Flugbegleiterinnen vorne fing an, lustlos die Sicherheitshinweise herunterzurattern, und ich sah rüber zu Miss Fluraufsicht. Sie war ganz hübsch, aber die Zahnspange und die plustrigen Haare waren alles andere als vorteilhaft. Bockig hatte sie die Arme verschränkt und hörte so gebannt zu, dass ich mich nicht gewundert hätte, wenn sie einen Ordner rausgekramt und angefangen hätte, sich Notizen zu machen.
Ich musste einfach was tun.
Vorhin in der Warteschlange hatte ich tatsächlich ganz kurz nicht an Grace gedacht, vielleicht war es also Karma, dass Miss Erbsenzählerin neben mir saß. Ich war den ganzen Sommer über brav gewesen – vielleicht fand Karma, ich könnte eine kleine Ablenkung gebrauchen.
Vielleicht war Karma ein Mädchen mit Brille.
Bailey
»Was meinst du, was die verdient?«
»Pst.« Ich versuchte, Mr Nothing zu überhören und mich lieber auf die Sicherheitshinweise der Flugbegleiterin zu konzentrieren.
»Ach, jetzt komm schon – du willst doch da nicht ernsthaft zuhören, oder?«
Ich schaute hartnäckig an ihm vorbei. »Sei bitte still.«
»Weiß doch jeder, wenn der Scheiß vom Himmel fällt, sind wir alle Matsch.« Seine Stimme klang tief und kratzig, und dann murmelte er: »Die tun doch nur so, als wäre da noch was zu retten, um die Passagiere in Sicherheit zu wiegen, dabei weiß doch jedes Kind, wenn so ein Flieger runterkracht, werden unsere Leichenteile über Meilen verstreut.«
»Allmächtiger.« Nun schaute ich ihn doch an, denn offensichtlich stimmte irgendwas ganz entschieden nicht mit diesem Mr Nothing. »Was hast du bitte für ein Problem?«
Er zuckte mit den Schultern. »Ich habe gar kein Problem – ich bin bloß Realist. Ich sehe die Dinge, wie sie wirklich sind. Du dagegen – du glaubst den Mist vermutlich auch noch. Du denkst bestimmt, wenn ein Flugzeug mit Mach 5 im Meer aufschlägt, rettet die Schwimmweste unter deinem Sitz dir den Arsch, stimmt’s?«
Ich schob die Brille nach oben und wünschte, er würde aufhören, über Flugzeugabstürze zu reden. Angst hatte ich zwar nicht, aber irgendwie verstand ich auch nicht ganz, wie sich mehrere Reihen Polstersessel am Himmel halten konnten. »Möglich wär’s.«
Worauf er nur betont langsam den Kopf schüttelte, als sei ich die weltgrößte Blitzbirne. »Ach Schatzi, du bist ja süß. Ein kleines Unschuldslamm, das alles glaubt, was man ihm erzählt.«
»Ich bin kein Unschuldslamm.«
»Wohl.«
Warum konnte ich nicht neben einem gestressten Geschäftsmann sitzen oder dem Typen mit dem Gesichtsvisier in der Reihe vor mir, der längst eingeschlafen war? Verdammt, sogar das schreiende Baby irgendwo ganz hinten im Flieger wäre mir gerade lieber.
»Nein, bin ich nicht«, erklärte ich und ärgerte mich insgeheim, wie knatschig ich dabei klang. Aber ich konnte nichts dafür. Der Kerl ging mir unsagbar auf die Nerven. »Und nur, weil du provokanten Kram sagst wie Au weia, unser Flieger könnte abstürzen, bist du weder realistischer als ich noch originell.«
»Ach ja?« Er drehte sich ein bisschen im Sitz, schaute mich an und deutete auf meine Reisetasche. »Ich wette, du hast sämtliche Flüssigkeiten fein säuberlich in Beutelchen verpackt, ehe du durch die Sicherheitskontrolle gegangen bist, stimmt’s oder hab ich recht?«
»Ähm, das ist Vorschrift«, konterte ich. Der sollte sich bloß nichts einbilden. »Heißt, das heißt gar nichts.«
»Vorschrift, pft, wieder so eine doofe Regel. Gegen Terrorattacken nützt das garantiert nichts.«
»Dann hältst du dich also nicht dran?«
»Nö.«
Quark, dachte ich. Der Schmalspurindianer – minderjährig, genau wie ich – zeigte den Sky-Sheriffs bestimmt nicht den Finger. Das war doch reine Angabe. Aber trotzdem fragte ich: »Und wie transportierst du dann deine Flüssigkeiten?«
»So, wie ich gerade will.« Er zuckte die Achseln und tat grundentspannt, dabei log er wie gedruckt. Ich war fast ein bisschen neidisch auf so viel unverwüstliches Selbstbewusstsein. Auch wenn er ein notorischer Lügner war – ich wünschte, ich wäre nur halb so unverfroren wie er. »Manchmal packe ich ein paar kleine Fläschchen in den Rollkoffer, manchmal ein paar größere Flaschen in das Gepäck, das ich aufgebe, und heute habe ich mir nur zum Spaß Shampoo in die Hosentasche gesteckt.«
»Hast du nicht«, sagte ich. Das konnte doch nicht sein.
Demonstrativ zog er eine kleine Probenpackung Shampoo aus der Shortstasche. »Hab ich wohl.«
»Nicht im Ernst.« Zu meinem eigenen Entsetzen gluckste ich vor Lachen. Ich schlug die Hand vor den Mund, damit Mr Nothing bloß nicht dachte, ich fände ihn witzig. »Warum machst du so was?«
Verflucht seist du, Neugier.
»Weil es einen Heidenspaß macht, denen eins auszuwischen.«
»Und wer genau sind die?«, fragte ich. Ich wusste nicht, sollte ich lachen oder mit den Zähnen knirschen. »Die Sicherheitsleute? Die Terroristen? Die da oben?«
»Ja.«
Ich verdrehte die Augen und kramte mein Buch aus der Tasche, in der Hoffnung, er würde den Wink mit dem Zaunpfahl verstehen und irgendwas anderes machen, als mich von der Seite vollzuquatschen. Es funktionierte, bis der Flieger abhob, aber kaum in der Luft drehte er sich wieder zu mir um und sagte: »Also.«
Ich legte mir das Buch umgedreht in den Schoß. »Wir müssen uns nicht unterhalten, das weißt du schon, oder?«
»Aber ich darf das Handy noch nicht wieder einschalten, und mir ist langweilig.«
»Schlaf ein bisschen.«
»Ich will aber lieber reden.« Er lächelte ohne Zähne, der Beweis, dass er mir mit voller Absicht auf die Nerven ging. »Erzähl, wie lange sind deine Eltern schon geschieden?«
Fast hätte ich vor Schreck nach Luft geschnappt, konnte mich aber gerade noch bremsen. Woher weiß der, dass meine Eltern sich trennen?
Und warum bekam ich bei dem Wort »Scheidung« immer noch spontan Magenkrämpfe?
Mein Blick ging zu dem zerschnittenen roten Herz auf dem Bucheinband. »Wie kommst du darauf, dass meine Eltern geschieden sind?«
»Komm schon, Eule – ist doch wie aus dem Lehrbuch«, sagte er und trommelte mit den Fingern auf der Armlehne herum. »Die einzigen Kids, die allein fliegen, sind Scheidungskinder. Flug zum Elternteil, bei dem man nicht dauerhaft wohnt, Flug nach Hause, Flug zu den Großeltern des Elternteils, bei dem man nicht mehr wohnt …«
Ich schluckte und rieb mir die Augenbrauen und wollte ihn am liebsten anschreien, er solle den Mund halten, weil mir das Bild, das er da malte, so gar nicht gefiel. Würde ich auch so ein »Scheidungskind« werden, Vielfliegermeilen sammeln, die Flugbegleiterinnen beim Vornamen kennen? Bis eben war mir der Gedanke noch gar nicht gekommen, dass ich diese traurige Solofliegerei womöglich öfter würde machen müssen, als mir lieb war, wenn zwischen meinen Eltern erst alles geregelt war.
O Mann, ich war noch längst nicht so weit, darüber reden zu wollen oder das böse »S«-Wort in Bezug auf meine Eltern zu benutzen.
Vor allem nicht vor Mr Nothing. »Heißt das, deine sind’s? Geschieden, meine ich.«
Worauf er mir vielsagend in die Augen schaute, ein langer, tiefer Blick, der Bände sprach und mich für einen Moment glauben ließ, er könne vielleicht doch mehr sein als bloß ein unerträglicher Klugscheißer.
Aber dann war der Blick auch schon weg und der Vollhonk von eben wieder da. »O ja. Seit sechs Monaten offiziell geschieden. Das hier ist mein dritter Soloflug seitdem.«
Ich wollte kein Mitglied im Club der Scheidungskinder werden. Ich wollte nichts davon wissen. Ich wollte mein ganz normales Leben wiederhaben, nicht diese grotesk verzerrte Albtraumversion, in der ich zehn Stunden mutterseelenallein im Flieger sitzen musste, und das ausgerechnet neben einem zynischen pubertären Scheidungsexperten, wo ich doch viel lieber zuhause in meinem alten Kinderzimmer sein wollte.
»Noch in der Verdrängungsphase, was?« Er schaute mich an, als sei ich ein süßes, kleines Unschuldslamm, und brummte: »Ich weiß noch genau, wie das ist. Man denkt, wenn man sich nur lange genug dagegen wehrt, wird es nicht wahr. Als könne man dreimal die Hacken zusammenschlagen und sagen: ›Zuhause ist es am schönsten‹, und zack, hat man das Universum ausgetrickst, das nichts von alldem mitbekommen hat, und alles wird wieder, wie es mal war, stimmt’s?«
Ich bekam ein heißes Brennen im Bauch, als er das sagte, wie eine sengende Hitze. Er hatte den Nagel so was von auf den Kopf getroffen. Ich räusperte mich. »Du weißt gar nichts über mich. Ist bestimmt ätzend als ›Scheidungskind‹, und du tust mir auch echt leid. Darf ich jetzt bitte mein Buch lesen?«
Er zuckte bloß mit den Schultern und meinte: »Lass dich von mir nicht aufhalten.«
Ich fing an zu lesen, aber so richtig abtauchen wie gehofft konnte ich nicht, ich musste nämlich ständig zu ihm rüberlinsen, um mich zu vergewissern, dass er mich nicht gleich wieder von der Seite anquatschte. Was eigentlich nur eine Frage der Zeit war – das Glück würde ich nicht haben, dass er mich einfach in Ruhe ließ –, und darum konnte ich auch unmöglich entspannen.
Vor allem, weil er so kerzengerade auf seinem Platz saß, als wolle er jeden Moment aufspringen, und mit den Daumen ständig auf der Armlehne herumtrommelte, als fiele es ihm schrecklich schwer, stillzusitzen.
Mein Blick folgte den Wörtern auf den Buchseiten, und es waren gute Wörter, aber anscheinend nicht gut genug, um mich den Gedanken an Mr Nothing und das »neue« Leben, das mich nach der Landung erwartete, vergessen zu lassen. Es war ein Kampf, überhaupt zu verstehen, was ich da gerade las, und als dann die Flugbegleiterin unvermittelt im Gang neben mir auftauchte und mich nach meinen Getränkewünschen fragte, schnappte ich erschrocken nach Luft.
»Und was darf es für Sie sein?«
»Oh. Könnte ich bitte halb Cola und halb Cola Light haben, alles in einem Becher? Und ohne Eis, bitte?«
Ich spürte, wie Mr Nothings Kopf zu mir herumfuhr.
Die Flugbegleiterin wirkte reichlich entnervt, als sei es eine Zumutung, dass ich verzogener Fratz derartige Ansprüche äußerte. Sie sagte: »Sie müssten sich schon für eins entscheiden. Beides geht nicht.«
»Ich, ähm, ich möchte ja nicht beides.« Ich schaute sie an und lächelte gewinnend, wie ich hoffte. »Es ist doch so: Sie schenken die Getränke an die Fluggäste aus, und da Sie keine ganzen Dosen rausgeben, bleibt auch kein Rest. Wenn Sie also einfach von beiden Sorten ein bisschen was in einen Becher schütten könnten statt nur von einer? Die Flüssigkeitsmenge an sich bleibt ja gleich, das Getränk besteht bloß aus zwei verschiedenen Komponenten.«
Aus den Augenwinkeln sah ich Mr Nothing, wie er grinste und mit gespitzten Ohren zuhörte. Er hatte so ein Blitzen in den Augen, als schaute er seine Lieblingssendung im TV, und ihm war anzusehen, dass er sich auf die Zunge beißen musste, um keine sarkastische Bemerkung zu machen.
Die Flugbegleiterin reichte mir angesäuert meine Halb-und-halb-Cola, und ich bedankte mich artig. Man sah ihr an, dass es nicht gern geschehen war. Ich nippte daran und schluckte, just als er bemerkte: »Ach, jetzt verstehe ich. Du bist so eins von diesen stressigen Mädchen.«
»Was? Was soll das denn heißen?«
»Stressig halt. Anstrengend.« Er sah mich an, als hätte er mich bis auf den Grund meiner rabenschwarzen Seele durchschaut. »Du bist nicht gerade pflegeleicht. Du möchtest was zu trinken, aber du willst zwei Sorten Cola gemixt. Und kein Eis.«
»Mag ich halt am liebsten«, konterte ich, bemüht, möglichst lässig und nicht angefressen zu klingen, während er in den vollen Klugscheißermodus wechselte.
»Natürlich.« Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Aber anstrengend bist du trotzdem.«
»Nein, bin ich nicht«, erklärte ich ein bisschen zu laut und scheiterte krachend bei dem Versuch, nicht die Geduld zu verlieren.
»Aber sicher doch. Du musst eine Stunde vor dem Boarding schon ganz vorne in der Schlange stehen, um unbedingt einen Fensterplatz zu ergattern. Du bist das Paradebeispiel für die Fluraufsicht in der Schule. Ich wette, wenn’s nachher was zu essen gibt, ist dein Kram irgendwie ein bisschen anders, stimmt’s?«
Ich blinzelte und wollte lieber nichts dazu sagen.
Er grinste. »Ich habe recht – ich sehe es dir an. Vegetarierin?«
Ich seufzte und wünschte mir eine Zeitmaschine herbei, um mich selbst daran zu hindern, in der Schlange für die Sicherheitskontrolle mit Mr Nothing zu reden. »Ich habe ein vegetarisches Essen bestellt, ja.«
Zum ersten Mal wirkte er ehrlich happy. »Natürlich bist du Vegetarierin.«
»Nein, bin ich nicht«, entgegnete ich, hochzufrieden, wie falsch er damit lag.
Er zog die dunklen Augenbrauen skeptisch nach unten. »Und warum hast du dann das vegetarische Essen bestellt?«
Ich strich mir die Haare hinters Ohr, reckte das Kinn und erklärte: »Weil ich das Fleisch im Fliegeressen für eher fragwürdig halte.«
Was mir ein weiteres arrogantes Grinsen einbrachte. »Siehst du? Anstrengend.«
»Pst.«
Ich hob mein Buch und versuchte weiterzulesen, kam aber kaum zwei Sätze weit, weil Mr Nothing mich schon wieder unterbrach. »Willst du wissen, wie es ausgeht?«
»Was?«
»Dein Buch.«
Ich schaute ihn über die Brille an. »Du hast das gelesen?«
Er zuckte die Achseln. »Quasi.«
Am liebsten hätte ich ihm gesagt, dass ich ihm kein Wort glaubte, fragte aber: »Was ist das denn für eine Antwort?«
Er schwenkte die Limo in seinem Becher. »Ich habe die Zusammenfassung gelesen und die letzten drei Kapitel.«
Aber sicher hast du das. Wie der Kerl mich nervte. »Und warum das?«
Er setzte den Becher an die Lippen. »Ich wollte wissen, ob der Alkoholiker am Ende stirbt, und dann wusste ich es und wollte es nicht mehr lesen.«
»O Mann.« Ich wusste wirklich nicht, wo Mr Nothing diese Dreistigkeit hernahm, aber er ging mir damit ganz gewaltig auf den Keks. Er war wie der Gegenentwurf des Manic-Pixie-Dream-Girl aus den Filmen. Nur, statt dass Autoren ihn benutzen, um den Protagonisten aus seinem kleinen Wohlfühlbereich zu locken, benutzte das Universum ihn, um mich in den Wahnsinn zu treiben. »Warum musst du mir das Buch versauen? Wer bitte macht so was?«
»Was denn? Ich habe doch gar nichts gesagt.«
»Hast du wohl.« Ich nippte noch mal an meiner Cola und ärgerte mich über den Spoiler, dann sagte ich: »Würde er nicht sterben, hättest du es gelesen.«
»Woher willst du das wissen? Vielleicht stehe ich auf Tod und Verderben und wollte keine Story mit unglaubwürdigem Happy End lesen.«
»Würde mich nicht wundern«, brummte ich und meinte es auch so. Wenn irgendwer auf düstere Geschichten mit ungutem Ende stand, dann bestimmt Mr Nothing. Schien ihm Spaß zu machen, anderen gegen den Strich zu gehen.
»Also, lies weiter«, sagte er und wies mit dem Kinn auf mein Buch.
Mir sträubten sich vor Wut die Nackenhaare. »Das mache ich auch.«
Eine Weile tat ich, als würde ich lesen, dabei war mein Hirn gerade dabei, ein kleines bisschen auszuflippen wegen Mr Nothing. Er war die krönende vergammelte Kirsche auf meinem Müllhaufeneisbecher, und es passte irgendwie leider perfekt, dass ich ihn ausgerechnet auf diesem Flug ertragen musste, der mich in mein ungewolltes neues Leben beförderte.
Wie froh ich war, als er irgendwann aufstand und zur Toilette ging. Ich setzte den Kopfhörer auf. Wenn der Typ gleich wieder zurückkam, würde ich nichts mehr von seinen bescheuerten Bemerkungen mitbekommen.
Geniale Idee.
Er kam wieder, schien aber nur noch Augen für sein Handy zu haben, und ich schaffte es, ein, zwei Stunden ungestört zu lesen, ehe die Flugbegleiterin das Essen brachte und mich mit den Worten »Bitte schön, Ihre Gemüselasagne« aus meiner Lektüre riss.
Rasch zerrte ich mir den Kopfhörer von den Ohren, weg von ihm, schaute auf und riss der Flugbegleiterin das Tablett förmlich aus der Hand. »Danke.«
Ich wartete schon auf die schnippische Bemerkung vom Nebensitz, und als nichts kam, steckte ich mir ein Gäbelchen Lasagne in den Mund und schaute ihn an. Er tippte eine Nachricht auf dem Telefon und schien sonst nichts mehr mitzubekommen. Dem Kontaktfoto nach schrieb er gerade mit seiner Freundin.
Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, was irgendwer an ihm finden konnte. Er sah zwar nicht schlecht aus, aber triefte nur so vor Sarkasmus. Was mich neugierig auf sie machte. Was war das für ein Mädchen, das Mr Nothing liebte? Hübsch war sie ja – zumindest, soweit ich es beurteilen konnte –, hatte aber anscheinend einen eher zweifelhaften Männergeschmack.
Ehe ich mir auf die Zunge beißen konnte, platzte ich auch schon damit heraus: »Wohnt sie in Alaska?«
Er schaute von seinem Handy auf, und zwischen den Augenbrauen erschien eine steile Falte. »Wer?«
Ich deutete mit der Gabel auf das Display. »Deine Freundin.«
Worauf er mich mit großen Augen ansah und das Telefon neben sein Essen auf das Tablett legte. »Wenn du es unbedingt wissen willst, Miss Naseweis, ja, tut sie. Sie ist aus Fairbanks.«
»Ach.« Das tat mir doch glatt leid für ihn – ein bisschen zumindest –, denn weg zu müssen von jemandem, den man liebte, war einfach immer richtig scheiße.
»Aber meine Freundin ist sie nicht.« Er säbelte sein Hühnchen klein, probierte einen Happen, stöhnte auf, starrte mich mit aufgerissenen Augen an wie ein Psychopath und erklärte: »O mein Gott, das fragwürdige Fleisch ist zum Niederknien!«
Ich seufzte bloß.
Er grinste selbstzufrieden. »Ich wohne in Nebraska und war den Sommer über bei meinen Cousins in Alaska. Wir haben viel zusammen gemacht, aber der ganze Fernbeziehungsquatsch ist nichts für mich.«
Ich schluckte und sah ihn vor mir, wie er dem Fairbanks-Girl das Gesicht abschlabberte. »Weiß sie das auch?«
Er zuckte nur die Achseln und brummte: »Kriegt sie schon noch raus.«
Was für ein Arsch. Das arme Ding hatte sich auf dem Heimweg bestimmt die Augen aus dem Kopf geheult, war todunglücklich, weil er wieder wegmusste, und er zuckte bloß die Achseln: Kriegt sie schon noch raus. Ich aß eine weitere Gabel voll und konnte nicht anders, ich musste einfach fragen: »Sagst du es ihr wenigstens?«
Seine dunklen Augenbrauen schossen in die Höhe. »Was soll das werden – machst du dir Sorgen um sie, oder was?«
Worauf ich mit Achselzucken an der Reihe war, dabei hätte ich ihm um des Fairbanks-Girls willen am liebsten ordentlich die Meinung gegeigt. »Sie einfach so hängen zu lassen, ist echt arschig.«
»Echt.« Er griff nach seiner Limo und trank einen großen Schluck, dann fragte er: »Und was würdest du an meiner Stelle tun?«
Ich wischte mir den Mund mit der Serviette ab. »Tja, also, ich wäre auf jeden Fall ehrlich und würde es ganz unverblümt ansprechen. Ich würde ihr sagen …«
»Hast du gerade ›unverblümt‹ gesagt?« Er grinste, als fände er mich zum Brüllen komisch, und stellte den Becher wieder aufs Tablett. »Wer sagt denn so was? Ich meine, meine Oma bestimmt, aber doch keiner unter …«
»Vergiss es«, raunzte ich ihn an und staunte, dass dieser Typ es doch tatsächlich schaffte, mir immer noch mehr auf die Nerven zu gehen.
»Ach, jetzt komm schon. Red bitte weiter.« Er versuchte, sich das Grinsen zu verkneifen, aber in seinen Augen blitzte es immer noch belustigt. »Entschuldige, tut mir leid.«
»Nein, tut es nicht.«
»Tut es wohl, ich schwöre. Bitte – sag mir, was du machen würdest. Jetzt muss ich es wissen.«
»Nein.«
»Bittebitte?«
Ich kratzte mich am Nacken. »Also gut. Ich würde ihr sagen, dass du keine Fernbeziehung willst. Aber dabei immer schön nett sein, dann könnt ihr ja vielleicht sogar Freunde bleiben. Schließlich willst du deine Cousins doch bestimmt irgendwann mal wieder besuchen, oder?«
»Klar«, sagte er und lehnte sich nach hinten, um etwas aus der Gesäßtasche seiner Jeans zu ziehen … Moment, Magensäurehemmer?
Waren das wirklich TUMS, diese Alte-Leute-Kautabletten gegen Sodbrennen? Wer war der Kerl, ein sechzigjähriger Opi mit fünf Enkelkindern? Der sich über mich lustig machte, weil ich wie meine eigene Oma klang?
Er steckte sich ein TUM in den Mund, und ich fragte: »Wäre doch viel netter, wenn du als Freund zurück nach Fairbanks kämst und nicht als der Scheißkerl, der sie sitzengelassen und ihr das Herz gebrochen hat, oder?«
Sein Mundwinkel verzog sich ein bisschen nach oben – nur auf einer Seite –, und seine Augen wurden ganz schmal. Einen langen Moment schaute er mich durchdringend an, kaute seinen Magensäurehemmer und sagte dann: »Jungs und Mädchen können keine Freunde sein.«
Und wie er das sagte, klang es wie eine unverrückbare, unwiderlegbare Tatsache.
Was es aber nicht war. Ich hatte nämlich männliche Freunde (irgendwie), und ich kannte bestimmt ein Dutzend Mädchen oder mehr, die auch mit Jungs befreundet waren. Ich fragte mich, ob er wohl so einer war, der gerne provokante Statements raushaute.
»Können sie wohl«, erklärte ich, kniff die Augen zusammen und wartete nur darauf, dass er mir widersprach.
»Nö«, sagte er. Als wären das wissenschaftliche Fakten, nicht seine eigene verstaubte Meinung.
»Doch«, sagte ich und legte meine Serviette auf die Reste der geschmacklosen Lasagne. Eine derart lächerliche Aussage konnte ich nicht einfach so stehen lassen. »Ich habe jedenfalls männliche Freunde.«
Er schüttelte bloß den Kopf. »Nein, hast du nicht.«
»Doch, habe ich wohl«, knurrte ich angriffslustig, denn für wen hielt der sich eigentlich, dass er glaubte zu wissen, wer meine Freunde waren? Ich räusperte mich und setzte hinterher: »Ziemlich viele sogar.«
»Hast du nicht.« Er aß noch ein Stück Hühnchen und ließ sich Zeit beim Kauen und Schlucken, bis er schließlich meinte: »Du kennst irgendwelche Typen. Die sind bestimmt auch nett zu dir. Aber echte Freunde sind das nicht, und das werden sie auch nie – Punkt. Weil es ein Ding der Unmöglichkeit ist.«
Ich dachte höchstens eine halbe Sekunde darüber nach, um dann zu kontern: »Okay – ich bin kein Stück deiner Meinung und will auch nicht mal eine Millisekunde darüber nachdenken, aber warum zum Geier glaubst du so einen Schwachsinn?«
»Eigentlich stammt das aus einem Film. Hast du Harry und Sally mal gesehen?«
»Nein«, sagte ich. Aber ich konnte mich noch lebhaft daran erinnern, wie mein Eltern sich den Film auf DVD angeschaut hatten. Mein Dad hatte ihn gemocht, aber ich weiß noch genau, wie meine Mom meinte, er sei langweilig und viel zu »verquasselt«. Was auch immer sie damit meinte.
»Meine Mom war ein großer Fan«, erklärte er und schien genauso in der Erinnerungskiste zu kramen. »Als Kind musste ich mir den bestimmt hundert Mal mit ihr angucken. Der Typ aus dem Film – Harry – behauptet jedenfalls, Männer und Frauen könnten keine Freunde sein. Das ist mir nie mehr aus dem Kopf gegangen. Weil er nämlich recht hat.«
»Nein, hat er …«
»Nimm dich zum Beispiel«, redete er einfach weiter, als hätte ich nichts gesagt. »Du bist ein vergleichsweise attraktives Weibchen, biologisch betrachtet sollten menschliche Männchen sich also mit dir paaren wollen. Wenn sie Singles sind und ›nur so‹ mit dir abhängen, wollen sie dir definitiv an die Wäsche.«
»O mein Gott!«, stöhnte ich, halb perplex, weil er mich als »vergleichsweise attraktiv« bezeichnet hatte, halb wutschnaubend ob der ganzen Absurdität des Gesagten. »Da liegst du aber so was von falsch. Nicht alle Männer sind Neandertaler.«
»Doch. Ich bin ein Kerl – glaub mir.« Er senkte die Stimme. »Nur, dass du es weißt. Ich habe mir schon jede halbwegs attraktive Frau in diesem Flieger mindestens zwei-, dreimal nackt vorgestellt, und bis zur Landung dauert es noch.«
»O. Mein. Gott.« Mir klappte die Kinnlade runter, und ich bekam den Mund nicht mehr zu. War der Typ echt so ein primitiver Perversling? Und … machten Männer so was wirklich?
»Und ehe du jetzt sagst, Aber mein Freund Jeff ist glücklich liiert, und trotzdem hängen wir ständig zusammen ab«, sagte er, nahm das Strohhalmpapierchen von seinem Tablett und fing an, es in winzige Dreiecke zu falten, »wisse, dass der liebe kleine Jeff dich früher oder später fallenlassen wird wie eine heiße Kartoffel. Weil seine Freundin nämlich stinksauer wäre, wenn er es nicht macht. Weil sie sich nämlich fragt, wozu er dich noch braucht, wo er doch sie hat. Und wenn er ganz ehrlich ist, will er dich doch, also versucht er es irgendwann und legt sich richtig hart aufs Maul oder er hebt sich dich als Wichsvorlage auf und bleibt seiner Alten treu. So oder so, das wird immer zwischen euch stehen, und darum könnt ihr auch keine Freunde sein.«
Mir stand der Mund noch immer sperrangelweit offen, als hätte er gerade gestanden, seine Eltern abgemurkst zu haben. Fassungslos starrte ich in dieses selbstzufriedene Grinsen und konnte kaum fassen, dass er überhaupt eine Freundin hatte.
»Und im Grund genommen ist eh alles egal«, erklärte er im Brustton der Überzeugung und ließ das Papierchen wieder fallen. »Beziehungen sind zum Scheitern verurteilt. Die Wahrscheinlichkeit ist höher, dass bei dir eine tödliche Krankheit diagnostiziert wird, als dass du mit der Liebe deines Lebens glücklich alt wirst.«
»Du bist womöglich der größte Zyniker, der mir je untergekommen ist«, sagte ich und hasste mich dafür, dass ein winziges Stimmchen in meinem Kopf anfing sich zu fragen, ob Beziehungen wirklich alle zum Scheitern verurteilt waren.
»Ich bin bloß Realist«, erklärte er ganz nüchtern und sachlich, deutete auf mein Tablett und fragte: »Isst du das Knoblauchbrot nicht mehr?«
»Bedien dich«, brummte ich und betete, ein freundlicher Rückenwind möge uns gefälligst ein bisschen schneller nach Nebraska blasen.
Ich konnte es kaum erwarten, dass der Flug endlich rum war und ich Mr Nothing nie wiedersehen musste.
Vor einem Jahr
Bailey
Das nächste Mal sah ich Charlie im Kino. Ich war mit Zack da, meinem Freund, und wir hatten gerade unsere Tickets gekauft und standen im Foyer, da war aus Richtung des Popcornverkaufs plötzlich lauter Applaus zu hören.
»Wollen wir mal nachschauen, was los ist?« Zack sah auf sein Handy. »Wir haben noch fünf Minuten.«
»Klar.« Ich lächelte ihn an, sah in sein hübsches Gesicht, und er nahm meine Hand und ging voran, mitten hinein ins Gedrängel. Ich war völlig verrückt nach Zack, dem süßen und ach-so-schlauen Kapitän des Debattierclubs unserer Schule. Er war alles, was ich nicht war – selbstbewusst, charmant, extrovertiert –, und er hätte mich auch mitten ins Feuer führen können, ich wäre ihm vermutlich blind gefolgt.
»Ein Abschlussball-Antrag.« Zack deutete nach links neben dem Popcornstand, wo jemand ein gigantisches gefaktes Filmposter aufgehängt hatte. Statt des Titels stand nur groß Prom? drauf. Und ganz oben sah man einen Typen mit zum Schießen komischem fragendem Gesicht.
Das war unfassbar süß und clever, und ich kniff die Augen zusammen und dachte gerade noch, Der kommt mir irgendwie bekannt vor, da sah ich auch schon das glückliche Paar. Lächelnd standen sie vor dem Plakat und posierten für den Mann vom Kino, der ein Foto von ihnen knipste. Das Mädchen war zierlich, blond und hübsch, und der Junge groß, dunkelhaarig und ziemlich trainiert.
O mein Gott – Mr Nothing!
Der Typ vom Flughafen stand gleich da drüben, in meinem gemütlichen kleinen Vorstadtkino. Was zum Geier?
»Zuckersüß«, brummte ich verdattert, und just in dem Moment schaute Mr Nothing rüber, mir geradewegs in die Augen, und mir rutschte der Magen in die Kniekehlen. Bestimmt eine geschlagene Sekunde starrten wir uns an, dann sah ich schnell weg und sagte viel zu überschwänglich zu Zack: »Komm, wir gehen.«
Warum, wusste ich gar nicht so richtig, aber irgendwie wollte ich nicht dastehen und mich mit Mr Nothing und Zack unterhalten müssen. Das war mir einfach zu viel.
Was absurd war. Der Kerl war schließlich nichts weiter als ein Fremder, neben dem ich einen viel zu langen Flug lang gesessen hatte. Wozu also nervös werden, bloß weil wir uns hier zufällig über den Weg liefen?
Wurde ich aber.
Beinahe mit Gewalt schleifte ich Zack hinter mir her in den Kinosaal und suchte uns einen Platz möglichst weit weg von allen anderen Zuschauern. Sie zeigten heute Zwei glorreiche Halunken im Retrokino, einen meiner liebsten Lieblingsfilme. Aber als es losging, war ich mit den Gedanken ganz woanders.
Mr Nothing so unverhofft wiederzusehen, war … ich weiß auch nicht, verstörend irgendwie.
Vielleicht, weil ich ihn mit der schlimmsten Zeit meines Lebens verband, gleich nachdem meine Eltern sich getrennt hatten, wir in eine fremde Stadt gezogen waren und ich meinem Dad von einem Tag auf den anderen egal geworden war. Ich konnte das Taylor-Swift-Album, das damals bei mir in Dauerschleife gelaufen war, bis heute nicht mehr hören, ohne gleich loszuheulen.
Jedes. Einzelne. Mal.
Ja, verdammt. Sogar an dem Tag, an dem ich in den Flieger in mein neues Leben hatte steigen müssen, hatte ich mir noch, unmittelbar bevor ich mich hinter Mr Nothing in der Schlange einreihte, auf dem Flughafenklo heimlich die Augen aus dem Kopf geheult.
Kein Wunder, dass mir bei seinem Anblick ganz komisch wurde.
»Magst du auch was?«, raunte Zack mir zu. »Ich wollte eben Popcorn holen.«
»Nein«, wisperte ich, schaute flüchtig zu ihm rüber und dachte, dass er sogar im Dunklen unverschämt gut aussah. Ehrlich gesagt war es immer noch irgendwie unwirklich, dass wir zusammen sein sollten. Nicht, dass ich mich nicht gut genug fand, aber wir zwei waren einfach grundverschieden und spielten in zwei gänzlich anderen Ligen.
Die meisten meiner Freunde – bis auf die drei, mit denen ich auf dieselbe Schule ging – waren alles Bücherwürmer; Leseratten, denen ich im wahren Leben noch nie begegnet war. Und neben dem Content, den wir erstellten und auf unseren Social-Media-Kanälen teilten, teilte ich mit ihnen auch meine tiefsten, dunkelsten Geheimnisse und hatte das Gefühl, dass sie mich besser kannten als irgendwer sonst auf der Welt.
Aber das waren Fernfreundschaften.
Zack dagegen schien einfach jeden an unserer Schule zu kennen und gern mit ihnen abzuhängen. Und das ständig.
Komisch, was?
»Ich geh schon«, flüsterte ich. »Ich will nicht, dass du den Film verpasst.«
»Sicher?«, fragte er, den Blick auf die Leinwand geheftet.
»Ganz sicher – ich hab den bestimmt schon hundert Mal gesehen.«
Ehrlich gesagt war ich heilfroh, wegzukommen von den trüben Erinnerungen, die das unverhoffte Wiedersehen mit Mr Nothing in mir aufgewühlt hatte. Ich schlängelte mich an Zack vorbei und ging aus dem Saal. Im Foyer war nichts los, bloß vor dem Snackverkauf, wo die Leute in Dreierreihen hintereinander anstanden. Ich stellte mich dazu, und es dauerte keine zwei Minuten, da hörte ich hinter mir ein: »Buh.«
Nein, nein, nein, nein.
Auf das Schlimmste gefasst, drehte ich mich um und schaute ihn an. Mr Nothing. Er war unbestreitbar größer und männlicher als damals im Flieger, aber dieser Ich kenn dich besser als du selbst-Blick war immer noch da. Es schnürte mir die Brust zu, wie er mich anschaute, aber ich wusste, jetzt gab es kein Entrinnen mehr.
Ich strich mir die Haare hinter die Ohren und kleisterte mir ein aufgesetztes Lächeln ins Gesicht. »Hey. Wie geht’s dir?«
»Bestens«, sagte er, just als ich sagte: »Glückwunsch zum Ja zum Abschlussball, übrigens.«
Und dann glucksten wir beide ein bisschen blöde, weil wir gleichzeitig was gesagt hatten, und er sagte: »Danke. Wobei, war eigentlich eine todsichere Sache. Wir sind seit über einem Jahr zusammen.«
Ich lachte.
Verdattert sah er mich an.
Ich hörte auf zu lachen und sagte: »Moment. Ist das dein Ernst?«
»Ja.« Er zuckte ein bisschen mit den Schultern – Gott, ich konnte mich noch so gut an das dauernde Achselzucken erinnern, als wären wir gerade eben erst aus dem Flieger gestiegen – und sagte: »Letzten Monat war unser erster Jahrestag.«
Wieder musste ich lachen. Ich konnte nicht anders. Meinte er das wirklich ernst?
»Was ist denn daran so komisch?« Er machte ein Gesicht, als sei ihm das alles ein Rätsel.
»Klingt bloß … weiß auch nicht … so hoffnungsvoll. Passt gar nicht zu dir«, erklärte ich und musste an seine sehr bestimmten (und sehr deprimierenden) Ansichten bezüglich Beziehungen denken. »Im Flieger hast du mir noch erklärt, Beziehungen sind eh nur was für Deppen, und wir würden eher Ebola kriegen als ein Märchen-Happy-End.«
Er verzog einen Mundwinkel zu einem fast schon anzüglichen Grinsen und nickte mir mit dem Kinn zu. »Dann weißt du also noch, was ich damals im Flieger gesagt habe, ja?«
»Ja, und wie«, antwortete ich und konnte kaum fassen, dass dieser Hirni doch tatsächlich glaubte, nur, weil ich mich noch an den Schwachsinn erinnerte, den er von sich gegeben hatte, sei das irgendwie ein Kompliment an ihn. »Weil es so unsagbar bescheuert war. Deine Theorien waren so dämlich, die hab ich bis heute nicht vergessen.«
»All die Jahre konntest du mich einfach nicht vergessen?« Er schien sich selbst jedes Wort zu glauben, wie er so den Kopf schieflegte und sagte: »Das ist ja süß, Eule.«
Ich schüttelte bloß den Kopf und klappte den Mund auf, wusste aber angesichts dieser Arroganz buchstäblich nichts darauf zu sagen.
Was er natürlich merkte. Aus dem Grinsen wurde mit einem Mal ein breites, belustigtes Lächeln. »Und was meine Meinung zu Beziehungen angeht, was soll ich sagen? Der denkende Mensch ändert seine Meinung.«
»Ja, klar.«
Die Schlange rückte auf, und ich hätte schreien können, sie sollten sich endlich beeilen und dieser unmenschlichen Tortur ein Ende machen.
»Und du so?« Mr Nothing musterte mich von Kopf bis Fuß und schaute mich dann wieder an. »Ist Mr Plusterfrisur dein Freund?«
Tue ihm den Gefallen nicht, Bailey. Ich schaute mich kurz um und sagte dann ganz gelassen: »Er hat keine Plusterfrisur.«
»Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegenteil«, sagte er und stopfte die Hände in die Hosentaschen. »Ist Mr Baby-Gap-Pulli dein Freund?«
Ich verdrehte bloß die Augen, was ich mir eigentlich abgewöhnt hatte. Meine Mutter fand es unmöglich, und sie hatte recht, aber mit Mr Nervensäge konfrontiert, konnte ich einfach nicht anders. Ich sagte: »Zack, mit dem du mich vorhin gesehen hast und dem sein Pulli, nebenbei bemerkt, perfekt passt, ist mein Freund, ja.«
»Hast du ihm von uns erzählt?«, fragte er, und seine Lippen verzogen sich wieder zu einem schiefen, sarkastischen Grinsen.
»Was?« Meine Augenbrauen schossen in die Höhe, was irgendwie – vom Augenverdrehen mal abgesehen – meine Standardreaktion auf Mr Nothing zu sein schien. »Nein. Ich meine, was für ein ›uns‹ denn, und was gibt es da zu erzählen?«
»Du hättest ihm sagen können, wir sind alte Freunde«, meinte er. »Ich bin der Freund, mit dem du einmal quer durch die Staaten geflogen bist.«
»Sagtest du nicht mal, Männlein und Weiblein könnten keine Freunde sein?« Ich verschränkte die Arme vor der Brust, hochzufrieden, ihm seine eigenen Worte um die Ohren pfeffern zu können.
»Was? Wann soll das denn gewesen sein?«
Er schien ehrlich verdutzt, und ich erinnerte ihn nur zu gerne an sein lachhaftes Geschwätz. »Während unseres Flugs von Fairbanks natürlich.«
»Hm, warum ich das wohl gesagt habe?« Er holte tief Luft und setzte hinterher: »Wobei, stimmt eigentlich auffällig. Können sie nämlich nicht.«
»Was darf’s denn sein?«
Ich trat an die Theke und sah zu dem Popcornverkäufer dahinter auf, der ungeduldig darauf wartete, dass ich was sagte. »Ja, ähm, also, könnte ich bitte ein kleines Popcorn ohne alles haben und ein kleines Popcorn mit Butter?«
»Klar.« Er fing an, meine Bestellung einzutippen.
»Und könntest du vielleicht alles zusammen in eine große Tüte kippen?«
»Zusammen …?« Der Typ sah mich an, als hätte ich einen Sprung in der Schüssel, aber noch lächelte er. »Sicher.«
Ich dachte, ich hätte hinter mir ein Schnauben gehört. »Aber bitte nicht vermischen, ja?« Meine Wangen glühten, und ich setzte fix hinterher: »Danke schön.«
»Anstrengend«, brummte Mr Nothing, aber ich weigerte mich standhaft, zu ihm rüberzusehen.
»Und könnte ich dann bitte noch zwei Cola haben?«
»Sicher«, sagte der Snackverkäufer.
Kaum war er rüber zur Popcornmaschine gegangen, stupste Mr Nothing mich an. »Heute keine Hybrid-Cola?«
»Heute nicht«, sagte ich, dabei wollte ich so gern eine. Aber weil ich wusste, dass es ihn nur in seiner Annahme bestätigen würde, ich sei anstrengend, konnte ich das heute knicken.
»Coole Frise, übrigens«, sagte er anerkennend und deutete auf meine Haare.
»Danke«, sagte ich, ehrlich schockiert, dass er mir doch tatsächlich ein Kompliment gemacht hatte.
»Als ich dich das letzte Mal gesehen habe, waren deine Haare so …« Er verstummte und machte ganz große Augen, dann hob er die Hände bis zum Kopf, um anzudeuten, was für eine voluminöse Frisur ich gehabt hatte.
Natürlich. Das nun wieder.
Als wir uns damals am Flughafen über den Weg gelaufen waren, hatten meine Haare noch ausgesehen wie die von Mia Thermopolis ganz am Anfang von Plötzlich Prinzessin: lang, schwarz, krisselig und nicht zu bändigen. Dann kam zum Glück die Highschool. Inzwischen hatte ich einen schulterlangen Bob und glätteisenglatte Haare.
Aber typisch, dass er das noch wusste und mich unbedingt daran erinnern musste, wie furchtbar ich damals doch ausgesehen hatte.
»Bitte schön«, sagte der Typ hinter dem Tresen und reichte mir meine Bestellung. Ich gab ihm sein Geld. Na endlich. Ich wollte keinen Augenblick länger als unbedingt nötig hier stehen und mich mit Mr Nothing unterhalten müssen.
Ich drehte mich zu ihm um und lächelte nett. »Tja, dann – bis demnächst mal. Man sieht sich.«
»Bestimmt.«
Und damit zog ich von dannen. Just als ich die Tür zum Kinosaal mit dem Ellbogen aufdrücken wollte, hörte ich ihn hinter mir rufen: »Hey, Eule.«
Ich drehte mich um. »Ja?«
Er machte ein ernstes Gesicht, und die dunklen Augen unter den langen Wimpern blitzten nicht wie sonst spöttisch, als er fragte: »Wie viele Soloflüge seitdem?«
Ich schluckte schwer und hasste ihn in diesem Moment abgrundtief, weil er mich mit der Nase darauf stoßen musste. Mr Nothing hatte nämlich recht behalten. Seit der Trennung meiner Eltern war ich – mutterseelenallein – schon viermal hin und her geflogen. Ob ich wollte oder nicht, ich war längst offizielles Mitglied im Club der Scheidungskinder; einem Club, mit dem ich eigentlich nichts zu tun haben wollte. »Vier Mal.«
Er nickte, und es war wie ein schweigendes Einverständnis zwischen uns. Dann sagte er: »Bis dann, Eule.«
»Ja, ja«, brummte ich und musste mich räuspern, um dann unhörbar zu murmeln: »Lieber nicht.«
Charlie
Ich sah ihr nach, wie sie ging, und fragte mich, was zum Teufel mit mir nicht stimmte.
Eigentlich war sie doch bloß ein komischer Vogel, neben dem ich vor ein paar Jahren mal unfreiwillig und viel zu lang im Flieger gesessen hatte. Aber irgendwie war es schön, sie wiederzusehen. Fragte sich bloß, wieso? Wie es aussah war sie noch genauso unentspannt und anstrengend wie damals und genauso leicht aus dem Konzept zu bringen. Aber irgendwie war ich ein bisschen enttäuscht, als sie sich dann einfach umdrehte und ging.
Ich sah sie vor mir, wie sie entnervt die Stirn krauszog, wenn sie mit mir redete, und dann ging es mir plötzlich auf. Verdammt – das war’s.
Sie war ein offenes Buch.
Ja, sie war eine Wildfremde, aber aus unerklärlichen Gründen brauchte ich sie nur anzusehen und wusste ganz genau, was sie gerade dachte. Die meisten ihrer Gedanken waren einfach bloß nervig und so angestaubt, dass es kaum auszuhalten war, aber mir gefiel, dass sie anscheinend keine Firewall um ihr Hirn hatte.
Vermutlich, weil die meisten meiner unmittelbaren Nächsten und Liebsten so schrecklich gerne irgendwelche Psychospielchen spielten. Wie meine Mom und ihr endloser innerer Kampf, Wen soll ich als Nächstes um den Verstand bringen – Kinder oder Freund? Mein Dad, der längst nicht mehr kämpfte, sondern sich einfach immer auf die Seite seiner neuen Frau schlug, ganz egal, worum es ging (und das dann auch noch als leuchtendes Beispiel seiner vorbildlichen Erziehungsmethoden verkaufte). Meine Schwester, die sich klammheimlich über die vielen neuen Mitspieler in unserem Leben freute, das aber vor mir zu verstecken versuchte, weil sie ganz genau wusste, dass ich das so gar nicht erfreulich fand.
Tat man dann noch Becca dazu – von der ich nicht mal im Ansatz wusste, was in ihrem Kopf vorging –, war es mit einem Mal nur logisch, wieso mir die Eule mit ihrer offenen Art so ungewohnt erfrischend vorkam.
»Was darf’s denn sein?«
Ich riss den Blick los von der Tür, durch die sie gerade gegangen war, und starrte den Typen hinter der Theke an.
»Ach, ja. Zwei Popcorn, bitte.« Ich bezahlte, und noch während ich auf meine Sachen wartete, summte mein Telefon.
Becca: Hast du Lust, hinterher noch zu Kyle zu gehen? Er hat wohl ein paar Leute eingeladen.
Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte.
Wollte ich zu Kyle?
Ja, und auf keinen Fall.
Kyle war cool und die Partys bei ihm zuhause legendär. An jedem anderen stinknormalen Abend wäre ich sofort dabei gewesen. Aber nach dem großen Prom-Antrag wollte ich lieber mit Bec allein sein. Es war irgendwie, als wäre da eben was Großes zwischen uns passiert, und ich wollte es noch ein bisschen fühlen.
O Mann. Echt peinlich, wie schlimm sie mich verkitscht hatte.
Es fühlte sich immer noch an wie eine Falle. Als müsste unser »Wir« unweigerlich irgendwann implodieren. Aber, im Ernst jetzt, so happy, wie ich mit ihr war, fing ich an, mich ernsthaft zu fragen, ob ich mich vielleicht doch geirrt hatte.
Vielleicht waren ja doch nicht alle Beziehungen von vorneherein für die Tonne.
Ich schnappte mir das Popcorn und marschierte zurück zum Kinosaal und überlegte mir, was Miss Fluraufsicht wohl zu diesem kleinen gedanklichen Juwel sagen würde. Sie würde ihr stures kleines Kinn recken und sich vorkommen, als hätte sie gepunktet, und ich wäre so sauer, dass ich eine blöde Bemerkung über ihre komischen Stiefelchen machen müsste, nur, um ihr eins auszuwischen.
Wobei, die Stiefel waren eigentlich ziemlich scharf, aber ich würde lieber tot umfallen, als ihr das zu sagen.
Auch egal.
Ich würde sie sowieso nie wiedersehen.
Gegenwart
Bailey
»Das ist echt ungesund.«
»Ich weiß«, sagte ich zu Nekesa, rührte mit dem Strohhalm in meinem Frappuccino und starrte wie blöde auf die Eingangstür, die von unserem heimlichen Spähposten ganz hinten im Starbucks gut zu beobachten war. »Aber ich muss es mit eigenen Augen sehen.«
Ich war mir nicht ganz sicher, warum, aber ich musste es endlich wissen.
Zack, mein Ex, hatte mich samstagsmorgens immer abgeholt, um zusammen einen Kaffee trinken zu gehen, ehe der Tag richtig anfing. Jeden einzelnen Samstag, ganz gleich, was auch war, immer holte er mich ab zu einem Frappuccino und einem netten Gespräch.
Das war irgendwie unser Ding. Grinsende Gesichter und Koffein im frühen Morgenlicht.
Nur wir beide.
Und jetzt, wo das mit ihm und Kelsie Kirchner »offiziell« war, fragte ich mich, ob er das wohl auch mit ihr machte. Tief drinnen wusste ich eigentlich, die Antwort konnte nur Nein lauten, weil das was ganz Besonderes zwischen uns beiden gewesen war, aber irgendwie ließ mir der Gedanke keine Ruhe.
Und darum lauerten Nekesa und ich ihm jetzt in diesem Starbucks auf.
»Verstehe«, meinte Nekesa, aber ich wusste, sie verstand überhaupt nichts. Sie war glücklich mit ihrem Traummann, wie sollte sie da verstehen, dass ich wissen wollte, ob es hier gleich ein Déjà-vu-Erlebnis mit meinem Ex und seiner Neuen geben würde? »Aber das ist doch jetzt schon Monate her, Bay. Und du bist viel zu gut für ihn. Meinst du nicht, du solltest langsam aufhören, dir ständig den Kopf zu zerbrechen, was Zack wohl gerade macht?«
»Ich zerbreche mir nicht den Kopf«, erklärte ich, dabei hatte sie so was von recht. »Ich bin bloß neugierig.«
»Ich hätte mir ein Sandwich holen sollen.« Nekesa seufzte. »Ich sterbe vor Hunger. Warum habe ich mir kein Sandwich geholt? Da vorne steht eine Riesenvitrine voller Essen, und ich Trottel habe mir bloß einen Kaffee bestellt. Was zum Teufel habe ich mir bloß dabei gedacht?«
»Weiß ich auch nicht«, sagte ich und öffnete Instagram auf meinem Handy. Gestern Abend hatte ich ein neues Edit gepostet, also musste ich jetzt alle fünf Minuten meine Benachrichtigungen checken.
»Ich glaube, ich hole mir …«
»Nein«, unterbrach ich sie, legte das Handy beiseite und hielt sie panisch am Ärmel fest. »Er darf uns auf keinen Fall sehen, wenn er reinkommt.«
»Warum nicht? Ist doch völlig normal, dass wir bei Starbucks sind«, sagte sie, verdrehte die Augen und schüttelte meine Hand ab. »Millionen Menschen gehen tagtäglich zu Starbucks, Bay. Ein Breakfast Sandwich zu bestellen, ist nicht mal ansatzweise verdächtig.«
»Ist es wohl, wenn meine beste Freundin es bestellt, und das in unserem Starbucks.«
»Dann ist das hier unser