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ENDLICH VERHEIRATET? von WOODS, SHERRYL Alles geht schief! Bei ihrem Vorstellungsgespräch läuft die junge PR-Beraterin Melanie ihren zukünftigen Chef fast um, dann schüttet sie ihm Wasser auf die Hose und bekommt zudem noch keinen geraden Satz heraus. Warum macht Richard Carlton sie nur so nervös? TAGE VOLLER ZÄRTLICHKEIT von BENJAMIN, NIKKI Zögernd nimmt Eloise die Einladung des New Yorker Bürgermeisters an, sie zu einem Ball zu begleiten. Vor Jahren waren sie und Bill Harper ein Paar, jetzt sind sie erbitterte Gegner im Kampf um Subventionen. Ein Kampf, den Eloise in seinen Armen aber schnell vergisst … BITTE KEINEN PLAYBOY von THACKER, CATHY GILLEN Die schönsten Frauen umschwärmen den reichen Unternehmer Alec Roman. Und deshalb glaubt er auch bei der hübschen Jade ein leichtes Spiel zu haben. Doch diesmal ist es umgekehrt: Jade bleibt bei seinen Eroberungsversuchen eiskalt, während sein Herz in Flammen steht!
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Seitenzahl: 596
Nikki Benjamin, Sheryl Woods, Cathy Gillen Thacker
Ein Millionär zum Verlieben, Band 179
IMPRESSUM
BIANCA EXKLUSIV erscheint im CORA Verlag GmbH & Co. KG, 20350 Hamburg, Axel-Springer-Platz 1
© by Harlequin Books S.A. Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Deutsche Erstausgabe 2004 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
© by Sherryl Woods Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Deutsche Erstausgabe 2004 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
© by Cathy Gillen Thacker Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Deutsche Erstausgabe 1995 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Fotos: RJB Photo Library
© by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg, in der Reihe BIANCA EXKLUSIV, Band 179 - 2008
Veröffentlicht im ePub Format im 04/2011 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 978-3-86349-553-4
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Eloise kommt es vor, als täte sie etwas Verbotenes: In den Armen ihrer einstigen großen Liebe Bill Harper gleitet sie über das Parkett im New Yorker Ballsaal. Heute ist Bill Bürgermeister der Stadt – und ihr erbitterter Gegner im Streit um Subventionen. Trotzdem wirft Eloise alle Zweifel über Bord, als er sie zu einem Wochenende in sein Landhaus einlädt.
Höchste Zeit,dass Richard heiratet, findet seine Tante und schickt dem angehenden Politiker die bildhübsche PR-Beraterin Melanie Hart ins Haus. Der raffinierte Plan zeigt bald Erfolge: Obwohl Richard sofort erkennt, dass Melanie in ihrem Job noch viel lernen muss, stellt er die hinreißende Frau ein – und bittet sie zu einer Besprechung in sein Ferienhaus …
Als der reiche Unternehmer Alec plötzlich vor Jade steht, ist sie völlig überrumpelt: Was für ein Mann! Und das Baby in seinen Armen soll von ihrer Schwester sein? Jade hilft Alec bei der Suche nach ihr und überspielt, dass ihr Herz dabei längst für ihn schlägt. Sie will nicht eine von vielen sein, die um ihn buhlen – und fordert ihn damit regelrecht heraus.
Eloise Vale blieb ein letztes Mal vor dem Spiegel in ihrem Schlafzimmer stehen und musterte sich kritisch.
Das schlichte, aber elegante Abendkleid aus schwarzer Seide war knöchellang, hatte einen tiefen Rückenausschnitt und brachte ihre schlanke Figur zur Geltung. Ihr aschblondes Haar reichte bis zum Kinn und umspielte ihre zarten Gesichtszüge, die durch ein etwas kräftiger als sonst aufgetragenes Make-up betont wurden. Der Schmuck, nicht mehr als funkelnde Brillanten an den Ohren und ein dazu passendes Armband, verlieh ihrer Erscheinung einen Hauch von Glamour.
Nicht schlecht für eine reife Frau von zweiundvierzig und die Mutter dreizehn Jahre alter Drillingssöhne, dachte sie lächelnd. Sie sah kühler, ruhiger und mondäner aus, als sie sich eigentlich fühlte.
Es war erstaunlich, wie sehr Äußerlichkeiten über den inneren Zustand eines Menschen hinwegtäuschen konnten. Und das war gut so. Denn sie durfte sich unter keinen Umständen anmerken lassen, wie nervös sie schon seit Stunden war. Erst am Nachmittag war ihr klar geworden, worauf sie sich eingelassen hatte.
Auf den Ball des Bürgermeisters zu gehen – das herausragende gesellschaftliche Ereignis von New York City – war für Eloise keine neue Erfahrung. Vor seinem Tod vor drei Jahren hatte ihr Mann Walter Vale, ein wohlhabender Investmentbanker, sie regelmäßig dorthin begleitet. Aber heute Abend würde sie mit Bill Harper, dem Bürgermeister persönlich, erscheinen.
Mit dem Mann, den sie vor siebzehn Jahren geliebt, aber nicht geheiratet hatte.
„Vergiss das nicht“, murmelte Eloise und drohte ihrem Spiegelbild mit erhobenem Zeigefinger.
In den letzten Monaten hatte Bill Harper bewiesen, dass er kein Freund von ihr oder von Manhattan Multiples war. Er hatte sie vermutlich nur eingeladen, ihn auf den Ball zu begleiten, weil er allen beweisen wollte, wie unvoreingenommen er war. Und sie hatte seine Einladung lediglich angenommen, um die Gelegenheit zu ihrem eigenen Vorteil zu nutzen.
Die aufgebrachten Anrufe in seinem Büro, das Interview, das sie der New York Times gegeben hatte, sowie die anonymen Leserbriefe, die sie an verschiedene andere Zeitungen geschickt hatte, schienen ihn nicht sonderlich beeindruckt zu haben. Also würde sie es von Angesicht zu Angesicht versuchen und dabei auch noch um öffentliche Unterstützung kämpfen.
Trotzig hob Eloise das Kinn, nickte sich zu und dachte daran, was sie sich geschworen hatte. Sie würde alles tun, um Manhattan Multiples, das von ihr gegründete Beratungszentrum für Mehrlingsmütter, vor der Schließung zu bewahren. Selbst wenn sie dazu einen ganzen Abend an Bürgermeister Harpers Seite verbringen musste.
Eloise war geistreich und unterhaltsam, und als Ehefrau eines wichtigen New Yorker Geschäftsmanns hatte sie gelernt, sich auch im Kreise von Prominenten gelassen zu bewegen. Sie konnte also das Beste aus ihrem heutigen Auftritt machen. Und das würde sie auch tun.
Doch genau das hatte Bürgermeister Harper vermutlich ebenfalls vor. Sie zweifelte nicht daran, dass seine Einladung, ihn auf den Ball zu begleiten, rein politische Gründe hatte.
Eloise war nicht naiv genug zu glauben, dass er dort weitermachen wollte, wo sie vor siebzehn Jahren aufgehört hatten. Und sie wollte es auch nicht. Obwohl sie inzwischen verwitwet und er geschieden war. Sie hatte seinen Heiratsantrag damals abgelehnt, und auch heute stand sie zu ihrer Entscheidung.
Sicher, sie beide hatten sich in all den Jahren geändert, aber Bill Harper war noch immer der, der er damals gewesen war – ein Mensch, der in erster Linie für die Politik lebte. Und das würde er immer bleiben.
Er würde auch diesen Abend nutzen, um sein Image zu verbessern. Denn sein Vorhaben, die Zuschüsse an wohltätige Organisationen zu streichen und dadurch den Haushalt der Stadt zu sanieren, war nicht auf die erhoffte Begeisterung gestoßen.
Indem er sich öffentlich mit ihr zeigte, konnte er den Eindruck erwecken, er hätte die Unterstützung einer der lautstärksten Gegnerinnen seines Sparprogramms gewonnen. Doch wenn sie geschickt vorging, konnte sie ihrerseits den Eindruck erwecken, als wären ihm Zweifel an seiner Haushaltspolitik gekommen. Und solange es so aussah, als würde der Bürgermeister ihr wenigstens zuhören, konnte sie in ihrem Kampf gegen die Kürzungen bei wohltätigen Organisationen wie Manhattan Multiples Verbündete finden.
Eloise kehrte dem Spiegel den Rücken zu, nahm die Abendtasche vom Bett und legte sich den langen schwarzen Seidenmantel, der sie vor der Novemberkälte schützen würde, über den Arm. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass ihre Verabredung erst in einigen Minuten eintreffen würde.
Nein, nicht meine Verabredung, korrigierte sie sich. Denn das klang romantischer, als sie und sicher auch Bürgermeister Harper sich diesen Abend vorstellten. Begleiter – das war eine wesentlich sachlichere und angemessenere Bezeichnung.
Ihre Nervosität legte sich ein wenig, als sie über den Flur ging. Sie wagte es nicht, im Vorbeigehen einen Blick durch die offen stehenden Türen ihrer Söhne zu werfen. Die Verantwortung für die Kinderzimmer hatte sie Mrs. Kazinsky abgetreten. Die stämmige, grauhaarige Haushälterin kam zweimal in der Woche und versuchte, den drei Jungs mit liebevoller Strenge so etwas wie Ordnung beizubringen.
Im Durchgang zum großen Wohnzimmer blieb Eloise stehen und schaute auf die Uhr, die auf dem Kaminsims stand. In nicht ganz fünf Minuten würde es an der Tür zum Penthouse läuten. Bill Harper war die Pünktlichkeit in Person. Er stand in dem Ruf, niemals jemanden warten zu lassen, weder die Presse noch politische Rivalen – und erst recht keine Lady.
Ihr Blick wanderte zu ihren Söhnen, die vor dem Fernseher saßen, umgeben von leer gegessenen Pizzaschachteln, einem Milchkarton, ausgetrunken Gläsern und zerknüllten Servietten.
Wenigstens haben sie Gläser genommen, dachte Eloise lächelnd. Seit ihrer Geburt hielten die Drillinge ihre Mutter auf Trab. Und sie waren der Hauptgrund dafür gewesen, dass Eloise die Organisation Manhattan Multiples ins Leben gerufen hatte.
„Wow, Mom, siehst du gut aus“, rief Carl, der einige Minuten älter war als seine Brüder. Mit einem Auge auf einen Boxkampf im Fernsehen schielend, strahlte er Eloise an.
John, ihr mittlerer Sohn, betrachtete sie von Kopf bis Fuß und stieß einen lauten Pfiff aus, der Eloise zum Erröten brachte. „Wirklich, Mom, du siehst echt toll aus.“
Henry, der jüngste ihrer Söhne, sprang von der Couch. „Wer sind Sie, und was haben Sie mit unserer Mutter gemacht? Zuletzt wurde sie in ausgebeulten Jeans und einem schlabberigen Sweatshirt gesehen.“
„Hey, Jungs, ihr habt mich doch schon mal in einem Abendkleid gesehen, oder? Obwohl ich zugeben muss, dass es eine Weile her ist“, fügte sie hinzu und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr sie sich über die Komplimente freute.
„Stimmt. Und du bist noch nie zu einem Date mit irgendeinem wildfremden Mann gegangen“, erwiderte Carl, der als Ältester die Beschützerrolle übernahm.
„Es ist kein Date, jedenfalls kein richtiges, sondern eher eine … geschäftliche Verabredung. Wir treffen uns eben nur auf einer Party statt im Büro. Und Bill Harper ist kein Fremder. Er ist der Bürgermeister von New York und außerdem ein alter Freund von mir“, protestierte Eloise, bevor ihr einfiel, dass sie diese Tatsache noch nie erwähnt hatte.
„Ein alter Freund?“ John, der ernsteste der drei Jungs, runzelte besorgt die Stirn.
„Das wird ja immer spannender.“ Henry rieb sich erwartungsvoll die Hände. „Mom und der Bürgermeister … einst alte Freunde, jetzt bittere Feinde.“
„Wir sind keine Feinde, weder bitter noch sonst wie. Wir haben einfach nur gegensätzliche Auffassungen“, erklärte Eloise geduldig.
„Also seid ihr Gegner“, folgerte Carl triumphierend.
„Der arme Kerl … Er hat keine Chance, oder?“, vermutete Henry.
„Nicht mit Mom als Gegnerin“, bestätigte John.
Zur Erleichterung von Eloise läutete es, und ihr blieb es erspart, von ihren Söhnen über ihre Beziehung zu Bill Harper ausgefragt zu werden.
Sie warf den dreien einen warnenden Blick zu, ging zur Sprechanlage und erfuhr vom Türsteher des Apartmenthauses, dass Bill Harper eingetroffen war. „Schicken Sie ihn bitte herauf.“
Die Schmetterlinge in ihrem Bauch flatterten aufgeregt, als sie sich zu ihren Söhnen umdrehte, die inzwischen jedes Interesse an dem Boxkampf verloren hatten.
„Muss ich euch daran erinnern, dass ihr euch benehmen sollt?“
„Nein, Ma’am“, antworteten die drei im Chor, aber ihre blauen Augen glitzerten schelmisch.
„Habt ihr eure Hausaufgaben gemacht?“
„Ja, Ma’am.“
„Kann ich mich darauf verlassen, dass ihr das Wohnzimmer aufräumt, bevor ihr zu Bett geht?“
„Ja, Ma’am.“
„Spätestens um zehn seid ihr im Bett, klar? Ihr wisst, ihr habt morgen Schule.“
„Ach, Mom …“
Ein kurzes, aber energisches Klopfen schnitt den Widerspruch ihres zweitältesten Sohnes ab. Die drei Jungen wechselten verschwörerische Blicke, dann lächelten sie ihre Mutter an.
„Mom, die Tür“, drängte Carl, als sie nicht auf das Klopfen reagierte.
„Ja, Mom, die Tür“, wiederholte Henry.
„Soll ich aufmachen?“ John machte einen Schritt nach vorn.
„Ich gehe schon“, versicherte Eloise hastig und mit ungewohnt atemloser Stimme. Schließlich setzte sie sich in Bewegung, und ihre Söhne folgten ihr wie selbstverständlich.
„He, es ist doch nur ein alter Freund mit einer gegensätzlichen Ansicht“, meinte Carl aufmunternd, als sie zögerte, die Hand schon am Türknauf.
„Richtig“, murmelte sie und warf ihm einen dankbaren Blick zu.
„Du siehst großartig aus, Mom.“ Henry strich ihr über die Schulter.
„Und du bist klug“, fügte John hinzu.
Eloise atmete tief durch und riss die Tür auf.
Danach stand sie wie versteinert da, starrte Bill Harper an und brachte kein auch noch so kleines Wort heraus.
Sie hatte geglaubt, darauf vorbereitet zu sein, ihm zum ersten Mal nach siebzehn Jahren wieder gegenüberzustehen. Schließlich hatte sie ihn oft genug in der Zeitung oder im Fernsehen gesehen. Aber das war eine sichere Entfernung gewesen.
Sicher genug, um sich der Wirkung des markanten, ausdrucksvollen Gesichts, der darin funkelnden blauen Augen und der kräftigen, hochgewachsenen Gestalt zu entziehen. Doch jetzt stand er vor ihr, in einem eleganten Smoking, das kurze, ergrauende Haar sorgfältig gekämmt, der Blick offen und direkt, ein warmes Lächeln um den Mund. Aus dieser Nähe war er einfach atemberaubend, und urplötzlich durchströmte sie eine Flut von Erinnerungen.
Sie schaute ihm in die Augen, und die Jahre schmolzen dahin, als sich in ihr eine angenehme Wärme ausbreitete – und eine Sehnsucht, die sie vollkommen unerwartet traf. Erst sah sie in ihm nur den alten Freund, den besten, liebsten Freund, den sie hätte heiraten können. Den sie geheiratet hätte, wenn … Doch dann, nur einen Herzschlag lang, malte sie sich aus, wie es wäre, ihn in die Arme zu schließen, sich an ihn zu schmiegen und von ihm gehalten zu werden.
Als Eloise jedoch bewusst wurde, dass ihre Söhne hinter ihr standen und die Szene aufmerksam beobachteten, gab sie sich einen Ruck. Bill Harper war einst ihr Freund gewesen. Jetzt jedoch war er, wie ihr Sohn es treffend ausgedrückt hatte, ihr Gegner. Und als solcher konnte er alles, wofür sie so hart gearbeitet hatte, mit einem bürgermeisterlichen Federstrich zunichtemachen.
„Herr Bürgermeister“, begrüßte sie ihn höflich und gab ihm lächelnd die Hand. „Kommen Sie herein, und lernen Sie meine Söhne kennen.“
„Bitte, Eloise, mein Name ist Bill“, erwiderte er, während er ihre Hand mit seiner umschloss und eine Sekunde länger als nötig festhielt.
„Natürlich … Bill.“ Sie fühlte, wie ihre Wangen sich erwärmten, und zog die Hand zurück, um auf ihre Söhne zu zeigen. „Carl, John und Henry.“
„Guten Abend, Herr Bürgermeister“, sagte jeder von ihnen, als er ihnen die Hand schüttelte.
„Jungs, ich freue mich, euch kennenzulernen.“ Er sah Eloise an. „Wie um alles in der Welt kann man sie bloß auseinanderhalten?“
„Es ist nicht immer einfach“, gab sie zu. „Aber ich habe da so meine Tricks.“
„Das glaube ich.“ Bills Lächeln wurde breiter. „Sie ist nicht leicht hereinzulegen, was?“, fragte er ihre Söhne.
„Nein, Sir, ganz und gar nicht“, erwiderte Carl.
„Gut zu wissen, dass manche Dinge sich nie ändern.“ Bill bedachte Eloise mit einem Blick, der ihr allzu vertraut und irgendwie wissend erschien. Dann schaute er auf seine goldene Uhr. „Ich denke, wir sollten gehen. Wir wollen meine Wähler doch nicht warten lassen, oder?“
„Nicht heute Abend“, stimmte Eloise ihm zu und versuchte, ihre Nervosität zu ignorieren.
„Ich mache das“, bot er an, als sie ihren Mantel anziehen wollte, und half ihr hinein.
„Danke.“ Sie war sehr aufgeregt, und ihre Finger zitterten zu sehr, um den Mantel zuzuknöpfen. Er legte eine große Hand um ihre Schulter und drückte sie. Es war zugleich beruhigend und erregend, und sie verstand nicht, wie sie etwas so Widersprüchliches empfinden konnte.
Eloise zügelte ihre außer Kontrolle geratenen Emotionen und wandte sich ihren Söhnen zu, die gebannt die Szene beobachteten.
„Um zehn ins Bett“, befahl sie.
„Ja, Ma’am“, antworteten sie wie aus einem Munde.
„Falls ihr mich braucht, ich habe das Handy in der Tasche.“
„Werden wir nicht“, versicherte Carl.
„Ich glaube nicht, dass es sehr spät werden wird.“
„Hoffentlich, Mom. Du musst morgen zur Arbeit, und wir wissen alle, wie übellaunig du bist, wenn du nicht ausgeschlafen hast“, erwiderte John mit übertrieben strenger Miene.
„Aha, also braucht die Lady noch immer acht Stunden Schlaf, um zu funktionieren“, stellte Bill mit einem Lachen in der Stimme fest. „Das werde ich mir merken.“
Er gab ihren Söhnen die Hand und öffnete die Tür.
„Eloise …“
Sie rang sich ein – wie sie hoffte – souveränes Lächeln ab. „Danke, Bill.“
Eloise wusste nicht mehr, wie sie sich diesen Abend vorgestellt hatte, aber sie war schon jetzt nicht mehr sicher, ob sie die Situation im Griff hatte.
Bill führte sie zum Fahrstuhl. Auf dem Weg nach unten schwieg er, und zu ihrem Erstaunen fand sie die Stille keineswegs angespannt. Kurz darauf öffnete der Chauffeur ihr die Tür der langen, schwarzen Limousine, und Bill half ihr hinein.
Als sie beide auf dem weichen Lederpolster saßen und die Tür sich mit dumpfem Laut schloss, schlug Eloises Herz plötzlich schneller. Sie waren allein. Und Bürgermeister Harper – Bill Harper, ihr einstiger Freund und Liebhaber, jetzt der Mann, dessen Politik alles zunichtemachen konnte, wofür sie zwölf Jahre lang gekämpft hatte – nahm ihre schmale, kalte Hand und legte seine große, warme darum.
„Habe ich dir eigentlich schon gesagt, wie schön es ist, dich wiederzusehen, Eloise? Es ist wirklich gut. Nein, nicht nur gut, sondern großartig, wirklich großartig …“, flüsterte er mit jener sanften, tiefen und unglaublich erotischen Stimme, die sie noch heute bis in so manchen Traum verfolgte.
Sie wusste, dass sie ihm eine kurze, ironische Antwort geben sollte. Stattdessen ließ sie ihre Hand in seiner, und es gelang ihr nicht, ihre wahren Gefühle zu unterdrücken. Sie hatte Bill Harper geliebt, und diese Liebe war nie völlig erloschen. Aber sie war einfach zu ehrlich, um so zu tun, als würde sie nichts mehr für ihn empfinden.
„Ja, ich finde es auch schön, dich wiederzusehen, Bill“, gestand sie schließlich. „Wirklich, wirklich schön.“
Bis zu dem Moment, in dem Eloise Vale im Fond seiner Dienstlimousine den Kopf hob, ihn ansah und zugab, dass sie froh war, ihn wiederzusehen, war Bill Harper nervös und unsicher gewesen.
Siebzehn Jahre waren vergangen, seit sie seinen Heiratsantrag abgelehnt hatte. Er hatte nicht zu hoffen gewagt, dass sie sich auch nur einen Hauch ihrer einstigen Gefühle für ihn bewahrt haben könnte. Zudem hatte ihre unverhohlene, öffentlich geäußerte Kritik an seinem Sparprogramm ihn befürchten lassen, dass sie ihm unfreundlich begegnen würde.
Bill wusste selbst nicht genau, warum er Eloise eingeladen hatte, ihn auf den Ball des Bürgermeisters zu begleiten. Wochenlang hatte er gezögert. Aber irgendwann war ihm klar geworden, dass er es nicht ertrug, von ihr als Feind angesehen zu werden. Er wollte, dass sie ihn als Freund akzeptierte.
Natürlich war er ehrlich genug, sich einzugestehen, dass er sich nach weit mehr als nach Freundschaft sehnte. Und wenn es auch nur die geringste Chance gab, ihre Zuneigung zurückzugewinnen, so musste er schnell handeln.
Er hatte erwartet, dass Eloise seine Einladung höflich, aber bestimmt ablehnen würde. Und selbst nachdem sie ihm geantwortet hatte, hatte er noch mit einer weiteren Nachricht gerechnet, in der sie wieder absagte. Aber das hatte sie nicht getan.
Eloise Vale war eine Frau, die stets ihr Wort hielt – etwas, was Bill aus eigener Erfahrung wusste. Schließlich hatte sie vor siebzehn Jahren ihr Versprechen gehalten, Walter Vale zu heiraten. Und obwohl er sehr darunter gelitten hatte, hatte er ihre Loyalität bewundert. Das tat er auch jetzt noch, obwohl ihm im Grunde klar war, dass sie ihn nur auf den Ball begleitete, um etwas für ihre Organisation Manhattan Multiples zu tun.
Einige Mitarbeiter hatten ihn davor gewarnt, sie und ihren Protest gegen seine Politik aufzuwerten, indem er sich mit ihr in der Öffentlichkeit zeigte. Doch als er jetzt neben ihr im Wagen saß, atmete er den frischen Duft ihres Parfüms ein, sah die Wärme in ihren hellgrauen Augen und spürte, dass sie wirklich froh war, ihn wiederzusehen.
„Darf ich dir sagen, dass du heute Abend sehr schön aussiehst?“, fragte Bill. Er war jetzt endlich sicher, dass seine Entscheidung richtig gewesen war, also nahm er sich vor, die kurze Fahrt zum Hotel zu nutzen.
Er wollte versuchen, den politischen Streit zwischen ihnen in den Hintergrund zu drängen. Er wollte, dass Eloise und er an diesem Abend zwei ganz normale Menschen waren, eine Frau und ein Mann, die zusammen auf einen Ball gingen und sich zum zweiten Mal in ihrem Leben kennenlernten. Und er wollte glauben, dass auch Eloise die Anziehung zwischen ihnen gespürt hatte, als er ihr in den Mantel half.
„Nur, wenn du es wirklich meinst“, erwiderte sie lächelnd.
„Sonst hätte ich es nicht gesagt.“
„Danke.“ Sie senkte kurz den Blick und wirkte fast ein wenig verlegen, bevor sie ihn wieder ansah. „Sie selbst sehen auch sehr gut aus, Herr Bürgermeister. Sehr elegant und würdevoll.“
„Ich weiß das Kompliment zu schätzen, Eloise. Aber sei bitte nicht so förmlich“, tadelte er sanft, um nicht zuzulassen, dass sie auch nur die kleinste Barriere zwischen ihnen errichtete.
„Vielleicht wäre es besser“, erwiderte sie. „Du hast dir den Titel redlich verdient und solltest ihn genießen.“
Ihre Augen blitzten, und plötzlich stockte ihm der Atem. Er hatte ganz vergessen, was für eine hervorragende Gesprächspartnerin sie sein konnte – geistreich, schlagfertig und voller Humor. Oft hatte er sie küssen müssen, um ihre Wortgefechte zu beenden.
Das durfte er jetzt natürlich nicht wagen. Aber er konnte versuchen, das Thema zu wechseln. „Ich habe mich gefreut, deine Söhne kennenzulernen. Du musst sehr stolz auf sie sein.“
„Das bin ich auch. Sehr, sehr stolz sogar. Manchmal können sie allerdings ein wenig anstrengend sein. Da sie gerade erst ins Teenageralter gekommen sind, stehen mir vermutlich ein paar harte Jahre bevor. Aber die drei sind gute Jungs und scheinen meistens zu verstehen, wie sehr ich mich seit dem Tod ihres Vaters auf sie verlassen muss.“
„Das mit Walter tut mir sehr leid.“
„Ihn so zu verlieren, war für uns alle sehr schwer“, gab Eloise zu. „Er war immer völlig gesund gewesen und hatte sich gerade gründlich untersuchen lassen. Der Arzt hat mir versichert, dass die Ergebnisse sämtlicher Tests negativ gewesen waren. Es gab keinen Grund, mit einem Herzinfarkt zu rechnen.“
„Ich wünschte, ich hätte zur Beerdigung kommen können“, sagte Bill. Er hatte allerdings im Norden des Staates in einem Schneesturm festgesessen. „Ich habe erst von seinem Tod erfahren, als es zu spät war.“
„Die Blumen, die du geschickt hast, waren wunderschön, und deine Karte hat mir viel bedeutet.“ Sie zögerte einen Augenblick. „Walter hat immer viel von dir gehalten. Er hat deine Arbeit ehrlich bewundert.“
„Ich habe auch immer viel von Walter gehalten. Und von dir, Eloise …“ Zaghaft nahm er ihre Hand und drückte sie. Zu seiner Überraschung ließ sie es geschehen. Fast schien es, als wäre sie dankbar für die Berührung.
„Auch in deinem Leben gab es Höhen und Tiefen“, erwiderte sie. „Es tat mir sehr leid, als ich las, dass deine Ehe mit Marnie Hartwell geschieden wurde.“
„Sie ist eine wunderbare Frau, hat wieder geheiratet und bekommt gerade ihr drittes Baby. Wir haben uns in Freundschaft getrennt.“ Dies war nicht der richtige Zeitpunkt, um Eloise mehr als die geschönte, für die Öffentlichkeit formulierte Version der Ereignisse zu geben. Nicht, dass es irgendwelche dunklen Geheimnisse gab, aber hoffentlich würde er ihr eines Tages erzählen können, woran seine so lange glückliche Ehe gescheitert war.
„Und seitdem bist du überzeugter Junggeselle geblieben, was?“, fuhr Eloise fort und zog eine Augenbraue hoch. „Obwohl du bei wichtigen gesellschaftlichen Anlässen immer eine attraktive Frau am Arm zu haben scheinst.“
„Du verfolgst meine Auftritte, Eloise? Ich bin geschmeichelt.“
„Dazu hast du absolut keinen Grund. Dein Foto ist ständig in sämtlichen Zeitungen. Jeder in der Stadt kann deine Auftritte verfolgen, ob er es will oder nicht.“
„Stimmt, aber ich bin nun mal der Bürgermeister.“ Er drückte ihre Hand ein zweites Mal, als die Limousine vor dem Waldorf Astoria Hotel hielt und die wartenden Fotografen ihre Kameras hoben. „Und heute Abend habe ich die attraktivste Frau, die ich kenne, an meinem Arm. Ich kann dir nicht sagen, wie stolz und glücklich ich mich fühle.“
Er nutzte ihr verblüfftes Schweigen, beugte sich zu ihr und küsste sie leicht auf die Wange. „Mrs. Vale, es ist mir eine Ehre, sie auf den Ball zu begleiten.“
„Ich wette, das sagen Sie zu allen Frauen, Herr Bürgermeister“, erwiderte sie trocken.
„Zu keiner anderen, Eloise. Das schwöre ich.“
„Dann danke … Herr Bürgermeister.“
Er warf ihr einen enttäuschten Blick zu. Sie wich ihm nicht aus, schwieg aber.
„Okay, wie du willst“, sagte er lächelnd, als der Chauffeur die Tür öffnete. „Bist du bereit?“
„Ja, das bin ich“, erwiderte sie und hielt seine Hand fest, während er ihr aus dem Wagen half und um sie herum Blitzlichter aufflackerten.
Obwohl sie nicht zu ihrem Vergnügen auf den Ball zu Ehren des Bürgermeisters gegangen war, konnte Eloise sich nicht erinnern, jemals so viel Spaß gehabt zu haben. Sie hatte mit ihrem Mann an vielen gesellschaftlichen Ereignissen teilgenommen, sich jedes Mal darauf gefreut und war stets enttäuscht worden.
Doch seit sie Bill Harper die Tür zu ihrem Apartment geöffnet hatte, schien sich vor ihr eine Welt voller überraschender Möglichkeiten zu erstrecken – nicht nur an diesem Abend, sondern auch in der nächsten Zukunft.
Der Bürgermeister wirkte in ihrer Gegenwart vollkommen entspannt, und sie teilten so viele schöne Erinnerungen, dass ihre Versuche, zu ihm eine förmliche Distanz zu wahren, ihr zunehmend alberner vorkamen. Und je länger sie mit Bill Harper zusammen war, desto schwerer wurde es, in ihm einen erbitterten Gegner zu sehen. Irgendwann gab sie auf und beschloss, den Abend einfach nur zu genießen.
Er schien wirklich stolz darauf zu sein, mit ihr gesehen zu werden, und ließ sich gern mit ihr fotografieren. Nicht nur vor dem Hotel, sondern auch in dem großen, festlich geschmückten Ballsaal. Natürlich profitierte er vom Interesse der Medien an diesem Auftritt, aber das galt auch für sie. Denn es würde ihr erleichtern, die öffentliche Meinung für Manhattan Multiples und andere wohltätige Organisationen einzunehmen.
Je mehr sie sich jedoch vom Glamour und der Aufregung anstecken ließ, desto mehr rückte der eigentliche Grund ihrer Anwesenheit in den Hintergrund. Denn sie war zu sehr damit beschäftigt, sich in Bill Harpers liebevoller Aufmerksamkeit zu sonnen. Vielleicht war es genau das, was er wollte, aber auch er schien sich zu amüsieren.
Nachdem Bill ihr aus dem schwarzen Seidenmantel geholfen und ihn für sie an der Garderobe abgegeben hatte, nahm er zwei Gläser mit Champagner vom Tablett eines Kellners und führte sie durch den Ballsaal, in dem sich die einflussreichsten Männer und Frauen der Stadt drängten. Alle waren sie höchst elegant gekleidet und eifrig darauf bedacht, vom Bürgermeister wahrgenommen zu werden. Bill begrüßte jeden gleich freundlich und versäumte es nie, Eloise vorzustellen.
Als seine liebste Freundin. Und wenn er das sagte, lag in seinem Lächeln eine Wärme, die ihr ans Herz ging und sie glauben ließ, dass es keine leere Floskel war.
Manche Leute schienen überrascht, andere schienen irgendwie bestürzt zu sein, aber die meisten reagierten einfach nur erfreut. Schließlich war es durchaus möglich, dass zwei Menschen trotz ihrer gegensätzlichen Meinungen Freunde waren. Und obwohl nur wenige es wussten, hatten Eloise und Bill eine enge Beziehung gehabt, lange bevor es zwischen ihnen zum Streit um die Sparmaßnahmen der Stadt gekommen war.
Schließlich hatte er seine Pflicht als Ehrengast des Balls erfüllt und führte Eloise zum Büfett, wo er verlockende Leckerbissen auf einen Teller häufte. Dann ging er mit ihr in das für sie beide reservierte Separee, wo ein für zwei Personen gedeckter Tisch sie erwartete.
„Wie schön“, schwärmte Eloise, als sie saßen. „Wie hast du das geschafft?“
„Nun ja, immerhin bin ich der Bürgermeister.“
„Und der Mittelpunkt eines Balls, der dir zu Ehren gegeben wird. Ich hätte nicht gedacht, dass es zulässig ist, sich bei einem solchen Ereignis zurückzuziehen.“ Sie nahm sich eine winzige Quiche und biss hinein.
„Selbst der Bürgermeister von New York braucht hin und wieder eine Erholungspause. Oder sollte ich sagen, gerade er.“ Auch Bill nahm sich eine der Köstlichkeiten. „Vermutlich geht es dir bei deinen vielen Wohltätigkeitsveranstaltungen auch oft so.“
„Manchmal möchte ich lieber allein zu Hause sein, in bequemen Klamotten, auf der Couch, mit einem guten Buch und einer Tasse Tee“, gestand sie.
„Ich hoffe, dies ist kein Abend, den du lieber zu Hause verbringen würdest.“
„Nein, ganz sicher nicht“, erwiderte sie und versuchte gar nicht erst, ihre Begeisterung vor ihm zu verbergen. „Zu meiner Überraschung macht mir dieser Abend großen Spaß.“
„Weißt du, mir auch“, gab Bill zu und klang selbst ein wenig verwundert. „Ich kann mich nicht erinnern, wann das zuletzt der Fall war. Es muss an unserer Gesellschaft liegen, was?“
„Muss wohl“, stimmte sie ihm lächelnd zu, während sie sich das letzte Appetithäppchen nahm.
„Hast du genug gegessen, oder soll ich einen zweiten Vorstoß ans Büfett unternehmen?“
„Im Moment nicht, aber du könntest mich nachher mit einem sündhaft leckeren Dessert in Versuchung führen.“
„Wie wäre es dann mit einem Tanz?“, schlug Bill vor, da das Orchester gerade eine sanfte, erotische Ballade anstimmte, die Eloise immer besonders gemocht hatte.
„Ein Tanz wäre nett.“ Sie erinnerte sich an eine Nacht vor vielen Jahren, in der sie sich in einem verrauchten Club irgendwo in Greenwich Village eng aneinandergeschmiegt zu einem ähnlich langsamen Rhythmus gedreht hatten – Welten vom Ballsaal des Waldorf Astoria entfernt.
„Es ist eine ganze Weile her“, bemerkte er leise und schien ebenfalls an ihren letzten Tanz zu denken. Dann stand er auf und nahm ihre Hand.
„Ich habe mir sagen lassen, dass Tanzen wie Radfahren ist“, scherzte sie. „Man vergisst nicht, wie es geht.“
„Es gibt viele Dinge, die ich nicht vergessen habe, Eloise“, murmelte Bill, als sie die Tanzfläche erreichten und er sie in seine Arme zog. „Dich so zu halten, steht auf der Liste ganz oben.“
Wortlos und mit klopfendem Herzen schmiegte Eloise sich an ihn und ließ sich führen. Sie hatte ebenfalls nie vergessen, wie es sich in seinen Armen anfühlte, auch wenn sie es manchmal verzweifelt versucht hatte.
Und jetzt, während er mit seinem großen, schlanken Körper ihre kleine, zarte Gestalt schützend zu umschließen schien, fühlte sie seine Wärme und atmete den frischen, klaren Duft seines Aftershaves ein. Plötzlich spürte sie tief in sich ein Glück und einen Frieden, von denen sie gar nicht gewusst hatte, dass sie sie vermisst hatte.
Es war so gut, so richtig, sich von Bill Harper halten zu lassen. Und obwohl ihr bewusst war, dass dieser Moment nur flüchtig sein konnte, schloss sie die Augen und tat so, als würde er nie enden.
Nach dem dritten langsamen Stück, zu dem sie schweigend tanzten, ging das Orchester zu einem Rhythmus aus alten Disco-Zeiten über.
„Die schnelleren Schrittfolgen kann ich noch immer nicht so gut“, gab Bill mit offensichtlichem Bedauern zu.
„Ich auch nicht“, sagte Eloise. Sie löste sich aus seinen Armen, zog die Hand jedoch nicht aus seiner, als er sie nicht losließ.
„Wie wäre es mit einem zweiten Glas Champagner?“, schlug er vor, während sie die Tanzfläche verließen. „Oder mit einem Dessert?“
Bevor Eloise antworten konnte, wurden sie von einem Investmentbanker, einem Geschäftspartner ihres verstorbenen Mannes, und seiner mit Juwelen behängten Frau aufgehalten. Während sie sich mit ihnen unterhielt, winkte Bill einem Kellner und ließ sich zwei Gläser mit Champagner geben. Danach tauchten noch andere später eingetroffene Gäste auf, die sich dem Ehrengast und seiner hübschen Begleiterin präsentieren wollten.
Als sie endlich wieder allein waren, führte Bill Eloise zu dem Büfett, wo eine Vielfalt von Torten und Süßspeisen auf die Gäste wartete, und half ihr, eine kleine, aber ausgewählte Kollektion zusammenzustellen.
Dieses Mal gelang es ihnen jedoch nicht, sich unbemerkt zurückzuziehen. Stattdessen wurden sie eingeladen, sich an einen Tisch zu gesellen, an dem diverse Wirtschaftsgrößen saßen. Beide waren sie klug genug, sich diese Gelegenheit nicht entgehen zu lassen.
Dies waren die Personen, von deren großzügigen Spenden wohltätige Organisationen wie Manhattan Multiples abhingen. Natürlich waren sie auch diejenigen, denen die Sparmaßnahmen des Bürgermeisters sympathisch waren, weil sie bedeuteten, dass ihre Unternehmen keine höheren Steuern zahlen mussten. Zum Glück war niemand so taktlos, das Thema anzusprechen.
Dennoch spürte Eloise, wie erstaunt alle waren, sie an Bill Harpers Seite zu sehen. Denn jeder wusste, dass sie und er zu diesem äußerst brisanten Thema völlig gegensätzliche Meinungen vertraten.
„Wie wäre es mit einem letzten Tanz … für heute Abend?“, fragte Bill, als das höfliche Gespräch am Tisch ins Stocken geriet und das Orchester mit einer langsamen Melodie begann.
„Ja, bitte.“ Obwohl ihr Herz schneller schlug, bemerkte sie die nach oben gezogenen Augenbrauen der anderen Frauen, als sie beide aufstanden und er ihre Hand nahm. Offenbar waren auch den anderen die Worte „für heute Abend“ nicht entgangen. Im Unterschied zu ihnen wusste Eloise allerdings, dass Bill nur charmant sein wollte.
Nach diesem Abend würden sie beide keine Zeit mehr miteinander verbringen, es sei denn, einer von ihnen wechselte seinen politischen Standpunkt. Und es war höchst unwahrscheinlich, dass das geschah.
„Entschuldigen Sie uns“, sagte Bill in die Runde, bevor er sie hastig auf die Tanzfläche und in seine ausgebreiteten Arme zog.
„Tut mir leid, dass ich es so eilig hatte“, sagte er kurz darauf. „Aber es ist schon spät, und ich wollte noch mal mit dir tanzen, bevor wir aufbrechen.“
„Kein Problem“, versicherte sie ihm lächelnd.
„Gut.“
Er zog sie noch fester an sich, und seine Wange streifte ihr Haar.
Plötzlich konnte Eloise sich vorstellen, wie Aschenputtel sich gefühlt haben musste, als Mitternacht und die Rückkehr in die raue Wirklichkeit immer näher rückten. Bald würde auch ihr Ball vorbei sein. Und am Morgen danach würde sie sich wieder ihrer eigenen Realität stellen müssen.
Sie hatte mehrere Stunden mit Bürgermeister Harper verbracht und mehr als nur eine Gelegenheit gehabt, mit ihm über seine Sparmaßnahmen zu sprechen. Aber sie hatte es nicht getan und würde es auch jetzt nicht mehr tun.
Nicht während sie ein letztes Mal miteinander tanzten. Und nicht auf der kurzen Fahrt zu ihrem Apartmenthaus, im Fond seiner luxuriösen Limousine.
Doch auch sie hatte sich eine Atempause verdient. Und es war ihr gutes Recht, eine solche Pause mit einem alten und sehr lieben Freund zu verbringen und eine Bekanntschaft zu erneuern, die ihr und damit auch Manhattan Multiples nützen würde. Jedenfalls sagte sie sich das, während ihr Kopf an Bills Schulter lag und sie ihre Hand in seiner ließ.
Auch er schien die Harmonie zwischen ihnen nicht gefährden zu wollen, denn im Wagen und im Fahrstuhl zu ihrem Penthouse schwieg er. Aber er ließ ihre Hand nicht los. Für beides war sie ihm dankbar. Es war für sie ein ganz besonderer Abend gewesen, einer, den sie nie vergessen würde. Doch wie Aschenputtel wusste sie, dass er bald enden musste.
„Es war ein wirklich schöner Abend“, brach Bill das Schweigen, als die Fahrstuhltür aufglitt.
Langsam gingen sie über den von Wandlampen im Art-déco-Stil in mildes Licht getauchten Korridor.
„Das finde ich auch“, antwortete Eloise und wagte es, ihn anzusehen, als sie vor ihrer Tür stehen blieben.
Ihre Blicke trafen sich, und sofort wusste sie, dass sie einen großen Fehler begangen hatte. Sie wusste auch, was jetzt kommen würde und dass sie die Pflicht hatte, es zu verhindern. Aber das Verlangen in seinen Augen, gepaart mit einem fast jungenhaften Schalk, machte es ihr unmöglich, etwas so Vernünftiges zu tun.
Also stand sie einfach nur stumm da und wartete auf den unausweichlichen Moment, auf den sie beide sich den ganzen Abend lang hinbewegt hatten.
„Ich bin so froh, dass wir uns endlich wiedergesehen haben“, fuhr er ein wenig leiser fort und lächelte gewinnend, als wäre er sich seiner Sache viel zu sicher.
„Ja“, erwiderte sie. Seine Zuversicht hatte sie jäh auf die Erde zurückgeholt. „Ich auch.“ Sie streckte die Hand aus. „Danke für den schönen Abend, Bill.“
„Ich danke dir, Eloise.“ Sein Lächeln wurde noch breiter. „Du hast ihn viel mehr als schön gemacht.“
Bevor sie auch nur daran denken konnte, ihn abzuweisen, senkte er den Kopf und legte seine Lippen mit sanftem Druck auf ihre.
Eloise hatte vergessen, wie herrlich selbst der schlichteste Kuss sein konnte. Zumal wenn sie ihn von einem begehrenswerten Mann wie Bill Harper bekam. Nicht, dass die Erinnerung an ihn jemals ihr Eheglück gestört hätte, und sie war auch nie verrückt nach ihm gewesen. Aber es hatte eine Zeit gegeben, in der Bill ihr sehr, sehr viel bedeutet hatte.
Also war es keineswegs erstaunlich, dass die Anziehung überlebt hatte, sicher verborgen in den hintersten Winkeln der Erinnerung an ihre gemeinsame Zeit. Und daher überraschte es sie nicht, dass sie seinen Kuss mit einer Leidenschaft erwiderte, die sie sich bei keinem anderen Mann gestattet hätte.
Eine innere Stimme mahnte sie zur Vernunft, aber Eloise wollte jetzt nicht mehr vernünftig sein und wehrte sich nicht, als er den Kuss noch vertiefte.
Seufzend schmiegte sie sich an ihn und kam seiner tastenden Zunge mit ihrer entgegen.
Er legte seine Arme immer fester, fast besitzergreifend um sie, und Eloise stellte sich auf die Zehenspitzen, um noch mehr von ihm zu fühlen. Sie sehnte sich so sehr nach der erregenden Wärme, die von seinem Körper ausging, dass sie sich beherrschen musste, um nicht an seiner Kleidung zu zerren und seine bloße Haut zu ertasten.
Plötzlich verspürte sie einen Luftzug, der nur von einer aufgerissenen Tür stammen konnte. Doch Bills Kuss war einfach zu berauschend, und sie reagierte nicht annähernd so schnell, wie sie es hätte tun sollen. Daher erwischten ihre Söhne sie in flagranti.
„He, Mom“, sagte ihr Jüngster, „du kommst spät.“
„Genau, Mom, ganz schön spät“, tadelte der Mittlere. „Wir haben dich schon vor Stunden erwartet.“
„Hast du eine Ahnung, was für Sorgen wir uns gemacht haben?“, fragte Carl, der älteste der drei, in einem Ton, den sie selbst oft genug den Jungen gegenüber verwendet hatte. „Ab jetzt hast du Ausgehverbot“, fügte er belustigt hinzu.
„Striktes Ausgehverbot“, ergänzten Henry und John und hatten Mühe, ein Lachen zu unterdrücken.
Entsetzt löste sie sich aus Bills Armen.
„Sieht aus, als hätten wir Publikum“, murmelte Bill schmunzelnd. Ohne den Arm von ihren Schultern zu nehmen, drehte er sich mit ihr zu ihren Söhnen um, die sich in der offenen Wohnungstür drängten.
„Tut mir leid, Jungs, es ist meine Schuld, dass eure Mom so spät nach Hause kommt. Wir hatten so viel Spaß zusammen, dass wir gar nicht an die Zeit gedacht haben.“
„Klingt glaubwürdig“, erwiderte Carl grimmig, aber seine Augen funkelten belustigt, genau wie die seiner Brüder.
„Ihr drei solltet spätestens um zehn im Bett sein“, ging Eloise zum Gegenangriff über.
Ihre Söhne sahen in ihren roten Trainingshosen und T-Shirts, die sie statt Schlafanzügen trugen, so süß aus, dass Eloise sie am liebsten in die Arme genommen hätte.
„Gut, dass wir es nicht waren“, erwiderte John ernst. „Wer weiß, was hier draußen auf dem Flur sonst noch passiert wäre?“
„Ja, Mom, wer weiß?“, wiederholte Henry.
„Keine Angst, bei mir ist sie sicher“, konterte Bill. „Aber ich muss zugeben, die Versuchung, ihr einen kleinen Gutenachtkuss abzuluchsen, war einfach zu groß.“ Er wechselte ein verschwörerisches Lächeln mit ihren drei Söhnen, bevor er Eloise wieder ansah. „Danke für einen wunderbaren Abend, Mrs. Vale.“
„Es war mir ein Vergnügen, Herr Bürgermeister“, murmelte sie und wich seinem Blick aus.
Er küsste sie auf die Wange. „Ich rufe dich an“, flüsterte er und drückte ihre Schulter.
Dann wandte er sich wieder ihren Söhnen zu und salutierte. „Gentlemen, seien Sie nicht zu streng mit ihr.“
„Werden wir nicht“, antwortete Carl für sie alle.
„Und du nicht zu ihnen“, bat er Eloise, bevor er sich lächelnd umdrehte und zum Fahrstuhl ging.
„Ja, Mom, sei nicht zu streng zu uns“, verlangte Henry belustigt, während sie die drei hastig in die Wohnung scheuchte.
„Wir haben nur auf dich aufgepasst, Mom“, meinte John.
„Weil wir dich lieb haben“, fügte Carl hinzu.
„Ihr werdet morgen früh nicht aus dem Bett kommen“, sagte sie mit gespielter Strenge. „Ich bezahle doch nicht so viel Geld für eine Privatschule, damit ihr im Unterricht einschlaft.“
„He, wir könnten doch einfach aufbleiben“, schlug Henry vor.
„Ganz bestimmt nicht. Ihr geht jetzt sofort zu Bett, und ich will kein Gejammer hören, wenn eure Wecker um sechs Uhr klingeln.“
„Als ob du dann überhaupt schon auf bist“, murmelte Carl auf dem Weg in sein Zimmer.
„Oh, ich werde auf sein.“ Eloise dachte an den langen Arbeitstag, der ihr bevorstand. Und daran, dass sie an diesem Abend nichts für Manhattan Multiples getan hatte. „Und ich werde ein wenig missmutig sein.“
„Nein, bitte, nicht missmutig, Mom“, flehte Henry scherzhaft, als er davoneilte.
„Das ist die Höchststrafe“, erklärte John und folgte seinen Brüdern.
„Gute Nacht, Jungs“, rief sie und steuerte ihr eigenes Schlafzimmer an.
„Gute Nacht, Mom“, antworteten sie im Chor.
Es sind tolle Kinder, dachte sie, während sie den Mantel auszog und ihn in den Schrank hängte. Aber sie hätten um zehn zu Bett gehen sollen. Obwohl John vielleicht recht hatte und es besser war, dass sie nicht gehorcht hatten. Wer konnte wissen, was Bill und sie vor ihrer Tür noch alles getan hätten, wenn sie nicht gestört worden wären?
Vielleicht hätte sie ihn sogar auf einen Gutenachtdrink eingeladen.
Allein die Vorstellung ließ ihr Gesicht warm werden, während sie die Pumps abstreifte und am Rücken nach dem Reißverschluss tastete. Der Kuss auf dem Korridor ließ vermuten, dass sie nicht sehr lange nebeneinander auf der Couch gesessen und an ihren Drinks genippt hätten.
Das Problem, an dem sich ihr Streit entzündet hatte, war im Laufe des Abends verblasst. Aber kein Wunschdenken und kein noch so leidenschaftlicher Kuss änderte etwas daran, dass sie sich wieder darum kümmern musste, sobald sie morgen früh in ihrem Büro eintraf.
Auch wenn Bill Harper und sie keine Erzfeinde waren, sie konnten nicht wirklich Freunde werden, und erst recht kein Liebespaar.
Nicht, wenn er die Macht besitzt, alles zu zerstören, was ich in den letzten zwölf Jahren aufgebaut habe, dachte sie grimmig, während sie sich wusch und kurz darauf unter die Decke schlüpfte.
Zwar verstand sie, warum der Bürgermeister die Zuschüsse an wohltätige Organisationen streichen wollte, aber eine persönliche Beziehung mit ihm kam unter diesen Umständen nicht infrage. Von ihr und Manhattan Multiples hingen einfach zu viele gute und engagierte Menschen ab. Sie musste alles unternehmen, um das Beratungszentrum für Mehrlingsmütter zu retten. Auch wenn das bedeutete, dass sie sich in Zukunft von Bürgermeister Harper fernhalten musste.
Und das würde sie tun. Wirklich. Ab morgen früh.
Doch jetzt, mit geschlossenen Augen, unter der warmen Decke, die Arme um ihr weiches Daunenkissen gelegt, durchlebte sie noch mal den leidenschaftlichen Kuss und malte sich beim Einschlafen aus, was daraus hätte werden können.
Das gedämpfte, aber monotone Summen eines Staubsaugers holte Eloise langsam aus dem Schlaf. Zu ihrem größten Bedauern verblassten die letzten Bilder eines äußerst angenehmen Traums, als sie widerwillig die Augen öffnete und in die Sonnenstrahlen blinzelte, die durch die Jalousien drangen.
Am liebsten wäre sie liegen geblieben, aber Mrs. Kazinsky, die mittwochs und freitags pünktlich um neun im Penthouse eintraf, war bereits fleißig. Das wiederum bedeutete, dass Eloise um mindestens drei Stunden verschlafen hatte! Offenbar hatte sie vergessen, den Wecker zu stellen.
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