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In recent years, the ?Bibliolog= approach has become increasingly important in schools. Religious education teachers have reported that with Bibliolog, it is much easier to cope with one of the greatest challenges in the teaching of religion today & dramatizing an encounter with the Christian tradition in an interesting and true-to-life way and stimulating independent discussion. This method also offers considerable opportunities in religiously heterogeneous groups. The basic elements of the approach are presented comprehensively in the books Bibliolog 1 (Basic Forms) and Bibliolog 2 (Structure). The present volume addresses specific conditions in the school setting and provides specific educational aids for working with Bibliolog in religious education.
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Seitenzahl: 350
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Uta Pohl-Patalong
Bibliolog
Impulse für Gottesdienst, Gemeinde und Schule. Band 3: Handlungsfeld Religionsunterricht
Verlag W. Kohlhammer
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Titelbild: Marc Chagall, Hymne an die Musik (Deckengemälde in der Opéra Garnier, Paris) © lapas77 – fotolia.com
1. Auflage 2019
Alle Rechte vorbehalten
© W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
Print:
ISBN 978-3-17-031135-0
E-Book-Formate:
pdf: ISBN 978-3-17-031136-7
epub: ISBN 978-3-17-031137-4
mobi: ISBN 978-3-17-031138-1
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In den letzten Jahren gewinnt der Bibliolog in der Schule immer mehr an Bedeutung. Religionslehrkräfte berichten, dass mit dem Bibliolog eine der größten Herausforderungen des Religionsunterrichts heute erstaunlich leichtgängig wird: Eine Begegnung mit der christlichen Tradition interessant und lebensnah zu inszenieren und zu einer eigenständigen Auseinandersetzung anzuregen. Auch in religiös heterogenen Gruppen hat dies große Chancen.
Die Grundlagen dieses Zugangs werden umfassend in den Büchern Bibliolog 1 (Grundformen) und 2 (Aufbauformen) dargestellt. Dieser Band geht auf die spezifischen Bedingungen des Kontexts Schule ein und leistet konkrete didaktische Hilfestellungen für die Arbeit mit dem Bibliolog im Religionsunterricht.
Prof. Dr. Uta Pohl-Patalong lehrt Religionspädagogik und Praktische Theologie an der Universität Kiel.
Prolog: Zum Charakter dieses Buches
Kapitel 1: Der Bibliolog – eine Einführung
Kapitel 2: Charakteristika des Bibliologs – zum Verständnis des Ansatzes
2.1 Die Lehrkraft als Bibliologin
2.2 Das Rollenprofil und die geforderten Kompetenzen
2.3 Schüler*innen als Ausleger*innen der Bibel?
2.4 Risiken und Gefahren
2.5 Bibliolog als Widerspruch zur Realität der Schule?
Kapitel 3: Bibliolog in den Rahmenbedingungen der Schule – eine Verhältnisbestimmung
3.1 Schule heute – und der Bibliolog
3.2 Schüler*innen heute – und der Bibliolog
3.3 Religion heute – und der Bibliolog
3.4 Religionsunterricht heute – und der Bibliolog
Kapitel 4: Bibliolog im Religionsunterricht – Möglichkeiten des Einsatzes
4.1 Texte für Bibliologe in der Schule
4.2 Bibliolog in den verschiedenen Schulformen und Klassenstufen
4.3 Bibliolog im Spiegel der Lehrpläne/Fachanforderungen
4.4 Bibliolog im Rahmen von Unterrichtseinheiten
4.5 Bibliolog in erweiterten Formen
Kapitel 5: Bibliolog im konkreten Unterrichtsgeschehen – Tipps und Ideen
5.1 Mit dem Bibliolog in der Schule beginnen
5.2 Störungen und Herausforderungen beim Bibliolog
5.3 Die Weiterarbeit nach dem Bibliolog
5.4 Bibliolog in heterogenen Lerngruppen
5.5 Bibliolog in Gruppen mit besonderen Inklusionsherausforderungen
Kapitel 6: Exemplarische Stundenentwürfe – Beispiele für die Praxis
Epilog: Bibliolog als religiöser Bildungsprozess
Bibelstellenregister
Wenn Sie dieses Buch zur Hand nehmen, interessieren Sie sich für den Bibliolog im schulischen Religionsunterricht – sei es, weil Sie den Ansatz bereits gelernt haben, oder sei es, weil Sie sich dafür interessieren, ihn näher kennenzulernen. In den letzten Jahren ist der Bibliolog unter evangelischen wie unter katholischen Lehrkräften immer bekannter geworden. Etliche haben diesen Ansatz bereits erlernt und praktizieren ihn in der Schule – mit überwiegend sehr guten Erfahrungen. Andere haben davon gehört oder einmal einen Bibliolog als Teilnehmer*in erlebt und überlegen, ob sie den Bibliolog selbst erlernen möchten, um ihren Religionsunterricht damit zu bereichern.
Für beide Zielgruppen ist dieses Buch geschrieben: Für Religionslehrkräfte (und natürlich auch Schulpfarrer*innen sowie Religions- bzw. Gemeindepädagog*innen und Diakon*innen, die Religion unterrichten) beider Konfessionen in allen Schulformen, die den Bibliolog bereits im Unterricht einsetzen oder überlegen, ob sie dies künftig tun möchten. Zwar ist der Bibliolog ein handlungsfeldübergreifender bibeldidaktischer Ansatz, der ebenso in kirchlichen und auch in säkularen Kontexten praktiziert werden kann. Die Rahmenbedingungen der Schule und der Charakter des Religionsunterrichts heute erfordern jedoch auf den schulischen Kontext zugeschnittene Überlegungen: Was bedeutet es, Bibliolog in der Schule einzusetzen und was muss in diesem Rahmen berücksichtigt werden, damit dies für alle zufriedenstellend gelingen kann? Dazu möchte dieses Buch beitragen.
Das Buch ersetzt daher nicht die grundlegende hermeneutische und methodische Einführung in den Bibliolog, die in den beiden ersten Bänden zu diesem Ansatz dargestellt wird.1 Das Buch ist zwar ohne die beiden anderen Bände in sich verständlich und kann als Erstbegegnung und Entscheidungshilfe dienen, ob man ihn erlernen möchte; um ihn selbst zu praktizieren und Bibliologe als Lehrkraft anzuleiten, ist allerdings ein Grundkurs erforderlich (für den der erste Band dann begleitend konzipiert ist). Insofern bildet dieses Buch in doppelter Hinsicht nicht den unmittelbaren praktischen Einstieg in die Arbeit mit dem Bibliolog, sondern reflektiert die Bedingungen und Möglichkeiten seines Einsatzes in der Schule.
Dabei ist es allerdings sehr praktisch angelegt. Nach einer Einführung in den Bibliolog anhand eines Beispiels, die einen lebendigen Eindruck für »Neueinsteiger*innen« vermittelt (Kap. 1), werden seine typischen Merkmale konkret auf seinen Einsatz in der Schule bezogen (Kap. 2). Was bedeutet es für die Rolle der Lehrkraft, wenn sie zur Bibliologin wird? Welche Fähigkeiten benötigt sie dafür? (Wie) können mit dem Bibliolog die Schüler*innen wirklich zu Ausleger*innen der Bibel werden? Welche Risiken gehe ich ein, wenn ich den Bibliolog einsetze? Steht er nicht in manchem im Widerspruch zu dem Charakter von »Schule«? Diese Rahmenbedingungen der Schule werden dann genauer in den Blick genommen und der Bibliolog auf die heutige Schule, die heutigen Schüler*innen, die heutigen Formen von Religion und den heutigen Religionsunterricht bezogen (Kap. 3) – was bedeuten all diese Faktoren für den Einsatz des Bibliologs? Anschließend wird gezeigt, mit welchen Texten man gut bibliologisch starten kann, was in den verschiedenen Schulformen und Klassenstufen zu berücksichtigen ist, wie sich der Bibliolog zu den Lehrplänen bzw. Fachanforderungen verhält und welche Möglichkeiten es gibt, den Bibliolog im Rahmen von Unterrichtseinheiten einzusetzen; zudem werden seine Erweiterungsformen vorgestellt (Kap. 4). Dabei sind die Ausführungen zu den Lehrplänen bzw. Fachanforderungen überblicksartig und summarisch gehalten. Unter https://blog.kohlhammer.de/theologie/Bibliolog-in-der-Schule-Material/ sind ausführlichere Darstellungen zu den Lehrplänen einzelner Bundesländer und Schulformen zu finden, die auch für andere, dort nicht aufgeführte Ländern Anregungen bieten können. Konkrete Tipps und Ideen für den Einsatz von Bibliolog in der Schule bietet dann Kap. 5: Wie kann ich mit dem Bibliolog in der Schule beginnen? Wie begegne ich Störungen und Herausforderungen? Wie kann ich nach dem Bibliolog sinnvoll weiterarbeiten? (Wie) kann ich ihn in religiös heterogenen Lerngruppen einsetzen? Und wie in Lerngruppen mit besonderen Inklusionsherausforderungen?
Abschließend zeigen in Kap. 6 elf Stundenentwürfe mit ausgearbeiteten Bibliologen beispielhaft auf, wie der Einsatz von Bibliolog in der Schule aussehen kann. Diese sind von unterschiedlichen Autor*innen erstellt, sodass ein großes Spektrum von Stilen und Ansätzen zur Geltung kommt und deutlich wird, auf welche vielfältige Weise der Bibliolog den Religionsunterricht bereichern kann. Auf dieses Kapitel bin ich nur zögerlich zugegangen, weil es die Gefahr erhöht, die Einheiten zu kopieren und Bibliolog einzusetzen, ohne ihn erlernt zu haben. Ich bitte herzlich darum, dies nicht zu tun – die Gründe dafür sind unter 2.4 ausführlich zu lesen. Alle Kurse, in denen man den Bibliolog in einer Woche oder an zwei Wochenenden erlernen kann, sind zu finden unter www.bibliolog.de und alle sind auch für Lehrkräfte geeignet, auch wenn dies nicht eigens vermerkt ist.
Ein »Epilog« reflektiert abschließend, wie sich religiöse Bildung als vorrangige Aufgabe des Religionsunterrichts in der Perspektive des Bibliologs darstellt.
Sehr herzlich danke ich allen, die zur Entstehung des Buches maßgeblich beigetragen haben:
• den Lehrkräften und Lehramtsstudierenden meiner Grundkurse, die die Fragen gestellt haben, auf die das Buch antworten möchte
• den Schüler*innen in verschiedenen Schulen und im reli:labor der Kieler Forschungswerkstatt, die mir mit ihren lebendigen und erkenntnisreichen Äußerungen in den biblischen Rollen gezeigt haben, wie kompetent sie die Bibel auslegen, und die in ihren Rückmeldungen formuliert haben, wie wertvoll der Bibliolog für sie sein kann
• den Teilnehmer*innen des Fachtags »Bibliolog in der Schule« an der Kieler Uni, die mir sehr wertvolle Anregungen und Tipps aus ihrer bibliologischen Praxis für dieses Buch gegeben haben und von denen viele jetzt das Manuskript oder Teile davon gelesen und hilfreiche Hinweise gegeben haben: Saskia Eisenhardt, Peter Gregersen, Eske Gröhn, Gabriela Muhl und Andrea Wermker. Besonders zu nennen ist Christiane Flachsenberg als abgeordnete Lehrkraft an der Theologischen Fakultät, die mir bereits im Entstehungsprozess des Buches permanent Rückmeldungen aus schulischer Perspektive gegeben hat.
• den weiteren Erstleser*innen aus süddeutscher und/oder katholischer Perspektive, die das Buch um ihre langjährigen Erfahrungen und unterschiedlichen Kontexte bereichert haben: Gisela Hahn-Riedberg, Dorothea Kleele-Hartl, Ulrich Jung (ihm besonders für die Überlegungen zu Lerngruppen mit besonderen Inklusionsherausforderungen) und Andrea Rückert
• den Student*innen und den Lehrkräften, die ihre Unterrichtsentwürfe für dieses Buch zur Verfügung gestellt haben
• meinen studentischen Hilfskräften Arne Hansen und Hannah Looks für ihre engagierten Korrekturarbeiten und die Erstellung des Bibelstellenregisters
• Herrn Weigert und Herrn Specker vom Kohlhammer-Verlag für ihre gewohnt freundliche und kompetente verlegerische Begleitung und für ihre Geduld hinsichtlich des eigentlich schon deutlich früher geplanten Erscheinungstermins.
Nun bleibt mir, Ihnen eine ertragreiche und inspirierende Lektüre zu wünschen, die dazu beiträgt, den Bibliolog noch mehr Lerngruppen und Schüler*innen zugänglich zu machen und auf diesem Wege lebendige und lebensrelevante Erfahrungen mit der Bibel zu eröffnen!
Kiel, im November 2018 Uta Pohl-Patalong
Eine der Fragen, die Religionslehrkräfte heute häufig besonders beschäftigen, ist die Bedeutung der christlichen Tradition und vor allem der Bibel für ihre Schüler*innen. Wie kann es gelingen, dass Jugendliche des 21. Jahrhunderts sich für Texte interessieren, die vor 2000 oder 3000 Jahren entstanden sind, eine andere Denkwelt und völlig andere soziale Verhältnisse als die heutigen voraussetzen und in heutiger Perspektive ganz einfach fremd sind? Diese Herausforderung stellt sich natürlich prinzipiell auch in Fächern wie Geschichte oder Latein. Im Fach Religion gewinnt das Problem jedoch noch einmal eine andere Qualität, da die christliche Perspektive davon ausgeht, dass die Texte nicht nur historische Quellen sind, sondern für Menschen heute existenziell wichtig sein können. Die Erfahrung, dass die »alten Texte« für heute nicht nur interessant, sondern auch lebensrelevant sind, bringen manche Schüler*innen natürlich in den Religionsunterricht auch mit – aber diese bilden in vielen Regionen mittlerweile die Minderheit. Gar nicht so selten treffen Kinder und Jugendliche in der Schule zum ersten Mal auf biblische Texte. Dies geschieht manchmal vorurteilsfrei und neugierig, aber nicht selten mit dem Bild, dass die Bibel trocken, langweilig und/oder veraltet ist und im Widerspruch zur naturwissenschaftlichen Weltsicht steht. Nehmen nicht religiös gebundene oder anderen Religionsgemeinschaften angehörende Schüler*innen am Religionsunterricht teil, wie es in vielen Bundesländern mittlerweile eher die Regel als die Ausnahme ist, verschärft sich das Problem.
Gleichzeitig bildet die Bibel eine wesentliche Grundlage des Christentums. Evangelischer wie katholischer Religionsunterricht kann kaum sachgerecht erteilt werden, ohne biblische Texte in irgendeiner Weise zu berücksichtigen. Vor allem aber ist es vielen Religionslehrkräften ein Anliegen, ihren Schüler*innen einen Kontakt zu biblischen Texten zu eröffnen, wenn sie sie selbst kennengelernt haben als Texte mit Schönheit und Sprachkraft, mit erhellenden Einsichten und überraschenden Erkenntnissen, mit Weisheit und produktiver Irritation.
Gefragt sind also Zugänge zu biblischen Texten für Kinder und Jugendliche des 21. Jahrhunderts, die Interesse wecken, neugierig machen und die Chance bieten, ihre Aktualität und Lebensrelevanz erfahrbar werden zu lassen. Gleichzeitig müssen sie gerade in der religiös heterogenen Schule genügend Distanzierungsmöglichkeiten eröffnen, damit sie nicht als übergriffig empfunden werden. Und sie müssen sich gut in die Rahmenbedingungen der Schule einfügen, sodass sie nicht mehr Zeit brauchen als zumindest in einer Doppelstunde zur Verfügung steht und kompatibel sind mit Fachanforderungen und Kompetenzorientierung.
Einen solchen didaktischen Ansatz bildet der Bibliolog. Er wird seit ca. 20 Jahren im deutschsprachigen Raum sowohl in der Kirche als auch in der Schule und sowohl im evangelischen als auch im katholischen Bereich praktiziert und hat sich seitdem in Deutschland, Österreich und der Schweiz, in anderen europäischen Ländern und mittlerweile auch in einigen Ländern anderer Kontinente rasch verbreitet – ca. 11.000 Menschen haben den Ansatz des Bibliologs in einem Grundkurs gelernt. Ursprünglich ist der Bibliolog jedoch von einem jüdischen Nordamerikaner, Peter Pitzele, zusammen mit seiner Frau Susan Pitzele entwickelt worden. Wer sich ein wenig mit dem Midrasch (dem klassischen jüdischen Zugang zur Tora) beschäftigt hat, wird rasch merken, warum Bibliolog auch als »moderne Form des Midrasch« bezeichnet werden kann: Wie jener legt er die biblischen Texte dadurch aus, dass er ihre Lücken oder »Leerstellen« – also das, was der Text offen lässt – kreativ füllt. Mit einer Formulierung der Rabbiner der Antike schürt der Bibliolog das »weiße Feuer«, den Raum zwischen den Buchstaben des Textes. Füllt man diesen Raum zwischen den Buchstaben mit seinen Ideen und Erfahrungen, kann sich ein ganz anderer Zugang zum »schwarzen Feuer«, also dem Text selbst, eröffnen. Man kommt dem Text in neuer Weise nahe und erlebt ihn manchmal ganz anders als sonst, wenn man sich selbst und seine Lebenserfahrungen in die »Leerstellen« des Textes einträgt.
Im Bibliolog geschieht dies (anders als im klassischen Midrasch) über eine Identifikation mit biblischen Rollen. Die Schüler*innen werden eingeladen, den Text von innen heraus zu erkunden und sich nacheinander in unterschiedliche Gestalten der Geschichte hineinzuversetzen. In diesen Rollen werden sie durch Fragen dazu angeregt, aus verschiedenen Perspektiven mit ihren Lebenserfahrungen und ihrer Fantasie das »weiße Feuer« zu schüren und dadurch das »schwarze Feuer« als spannende, aktuelle und lebensrelevante Geschichte zu entdecken.
Wie das konkret aussieht, möchte ich an einem Bibliolog zum Anfang der Josefsgeschichte erläutern.
Jeder Bibliolog beginnt mit einem Prolog:
Wir unternehmen heute eine Reise in das Land und in die Zeit der Bibel. Wir reisen in die Hebräische Bibel, in eine andere Zeit und eine andere Welt, die aber in mancher Hinsicht auch gar nicht so anders ist als unser Leben. Dies tun wir auf eine besondere Art und Weise, in der wir eine Geschichte nicht nur hören und darüber sprechen, sondern selbst entdecken und erleben. »Bibliolog« nennt sich das.
Wie das geht, ist eigentlich ganz einfach: Ich sage zuerst etwas zur Geschichte und lese sie dann vor. Dabei unterbreche ich aber ab und zu. An den Stellen bitte ich euch, euch in eine biblische Gestalt hineinzuversetzen. Ihr seid dann sozusagen diese Person aus der Bibel und ich stelle euch eine Frage. In dieser Rolle werdet ihr vermutlich eine Antwort auf diese Frage finden. Wenn ihr möchtet, könnt ihr die auch laut sagen. Ihr meldet euch dann bitte und ich komme zu euch und wiederhole das, was ihr gesagt habt, in meinen Worten, damit eure wertvollen Äußerungen nicht so schnell verklingen. Dabei muss niemand etwas sagen, es kann für euch genauso wertvoll und wichtig sein, wenn ihr die Antworten nur für euch selbst wisst. Es wird aber lebendiger und spannender, wenn wir unterschiedliche Äußerungen hören. Und ihr könnt euch ruhig trauen, etwas zu sagen, denn ihr werdet merken: Auf diese Fragen gibt es nur richtige Antworten – und gerade wenn sie ganz verschieden sind, helfen sie uns allen zu entdecken, was in diesem Text alles steckt.
Der Prolog macht deutlich, wie ein Bibliolog abläuft, was die Schüler*innen erwartet und was von ihnen erwartet wird: Sie werden in eine biblische Geschichte hineingeführt und sollen sich mit biblischen Gestalten identifizieren. Gleichzeitig macht der Prolog deutlich (und wiederholt es jedes Mal, gerade weil es so ungewöhnlich ist), dass einige typische Merkmale von »Schule« hier nicht gelten: Antworten sind nicht richtig oder falsch, sondern wertvolle Entdeckungen auf einem gemeinsamen Weg und eigene Erkenntnisse für sich sind genauso wertvoll wie die Beteiligung am Unterricht. Der Prolog kann auch bildhafter formuliert werden; so kann beispielsweise bei Grundschulkindern mit der Vorstellung einer »Zeitmaschine« gearbeitet werden. Wichtig ist, dass die »Spielregeln« klar sind, um Sicherheit zu vermitteln und den Schüler*innen zu helfen, sich auf diesen zunächst ja durchaus ungewohnten Zugang einzulassen.
Es folgt die Hinführung, die in die konkrete Geschichte einführt, um die es jetzt gehen soll:
Unsere Reise führt uns ungefähr 3000 Jahre zurück in die Wüste zu einer Großfamilie, die als Nomaden große Herden von Ziegen und Schafen hat, von denen sie lebt. Die vielen Kinder – 12 Söhne und eine Tochter – sind überwiegend schon erwachsen und hüten die Tiere. Sie stammen allerdings nicht alle von der gleichen Mutter – wie damals üblich hat ihr Vater Jakob mehr als eine Frau. Er hatte zwei Schwestern geheiratet und hat mit ihnen, aber auch mit deren beiden Mägden Kinder bekommen. Seine Lieblingsfrau, Rahel hieß sie, hatte allerdings lange auf Kinder warten müssen und als sie ihren ersten Sohn Josef bekam, war Jakob schon recht alt. Bei der Geburt ihres zweiten Sohnes starb sie dann. Der Vater ist wie in allen Familien das Oberhaupt der Familie und entscheidet über die Frauen und auch über die erwachsenen Kinder. Josef ist mittlerweile herangewachsen und Teil dieser Familie mit vielen Halbgeschwistern, unter denen es nicht nur friedlich zugeht. In dieser Geschwisterschar hat er eine besondere Rolle und gleichzeitig ist er Hirte wie alle seine Brüder.
Die Hinführung erzählt den Hintergrund und den Kontext der biblischen Geschichte. Sie vermittelt historische und sozialgeschichtliche Informationen, die die Schüler*innen benötigen, um den Text zu verstehen – sie müssen wissen, wie Großfamilien mit einem Mann und mehreren Frauen damals strukturiert waren, welche Rolle der Vater hatte und wie Nomaden lebten. Indem die Hinführung alles erzählt, was man wissen muss, um den Text zu verstehen, löst sie ihre Versicherung aus dem Prolog ein, dass es keine falschen Antworten geben wird. Es wird ermutigt, der Bibel auch ohne Voraussetzungen zu begegnen ohne Nachteil gegenüber denjenigen, die schon viel Kontakt zu ihr hatten.
Gleichzeitig weckt die Hinführung die Fantasie der Teilnehmenden zu dieser Geschichte und ermöglicht erst die Identifikation. Sie führt in die so genannte »trance« hinein, in der Menschen von heute sich darauf einlassen, eine Geschichte einer anderen Zeit und Kultur von innen heraus zu erleben. Dass dies gelingt, wird dann deutlich, wenn sie anschließend in der Ich-Form sprechen.
Der eigentliche Bibliolog beginnt:
Die Situation ist so (Gen 37,2–3 werden gelesen [hier nach der Einheitsübersetzung]): Als Josef siebzehn Jahre zählte, also noch jung war, weidete er mit seinen Brüdern, den Söhnen Bilhas und Silpas, den Frauen seines Vaters, die Schafe und Ziegen. Josef hinterbrachte ihrem Vater, was die Brüder Böses taten. Jakob liebte Josef unter allen seinen Söhnen am meisten, weil er ihm noch in hohem Alter geboren worden war. Er ließ ihm einen Ärmelrock machen.
Als erstes werden die Schüler*innen gebeten, sich in Josef hineinzuversetzen: Ihr seid Josef. Josef, du hast ein besonderes Verhältnis zu deinem Vater. Du erzählst ihm, was deine Brüder Böses tun und er liebt dich mehr als deine Geschwister. Nun schenkt er dir ein besonderes Kleidungsstück. Josef, wie ist das für dich?
Die Lehrkraft spricht die Schüler*innen als »Josef« an (auch Oberstufenschüler*innen werden in den Rollen geduzt) und stellt ihnen eine Frage, die in dieser Szene nahe liegt, jedoch offen bleibt (»enroling«): Was ist eigentlich der erste spontane Gedanke des beschenkten und damit bevorzugten Sohnes? Dabei werden keine Fragen gestellt, die durch den Verlauf der weiteren Geschichte beantwortet werden – Josef wird beispielsweise nicht gefragt, ob er das Geschenk annimmt oder zurückweist. Die Fragen knüpfen an Lebenserfahrungen der Schüler*innen an und nutzen auf diese Weise die Erfahrungsanalogien der biblischen Geschichten zum heutigen Leben. Hier können Erfahrungen von Beziehungen zu den Eltern, Geschwisterrivalitäten, ungleichen Verhältnissen, Bevorzugungen, überraschenden großen Geschenken, dem Anprobieren neuer Kleidungsstücke etc. eingebracht werden.
Verschiedene »Josefs« (je nach Alter und Schulform in unterschiedlichen Sprachformen) antworten darauf beispielsweise:»Cool, der steht mir bestimmt richtig gut. Macht mich besonders …«»Was hat der nur immer, ich bin doch nichts Besonderes!«»Oh danke, den kann ich gut gebrauchen, der alte war schon kaputt.«»Papa ist echt der Beste, der weiß einfach, was ich brauche und das Geld sitzt auch ziemlich locker.«»Das macht meine Brüder bestimmt total neidisch. Und die mögen mich sowieso nicht besonders. Jetzt werde ich erst richtig gemobbt. Keine gute Idee, Papa!«»Die anderen werden das blöd finden, aber das macht mir nichts. Die könnten ja auch mal ein bisschen netter zu Papa sein.«
Was welcher Schüler und welche Schülerin äußert, wird dabei von seinem bzw. ihrem spontanen Zugang zum Text geprägt und ist immer auch eine eigene Deutung des Textes. Dabei fließen die persönlichen Lebenserfahrungen und auch die jeweilige Persönlichkeit ein – für die eine mag der Stolz über das besondere Kleidungsstück näher liegen, für den anderen die Zuneigung des Vaters und für wieder andere die Sorge vor dem Ärger mit den Geschwistern. Gleichzeitig werden in der Regel Lebenserfahrungen nicht unbedingt direkt in eine Äußerung umgesetzt, sondern oft wird auch eine andere Rolle ausprobiert als man sie im Alltag hat: Wer sich als jüngere Schwester sonst eher anpassen muss, kann sich im Bibliolog vielleicht gerade mal über die Geschwister hinwegsetzen.
Durch die verschiedenen Äußerungen entsteht ein Interpretationsspektrum, das im Text angelegt ist und in jedem Bibliolog auf unterschiedliche Weise gehoben wird. Auch wenn man den gleichen Text mit ähnlichen Lerngruppen öfter als Bibliolog inszeniert, gibt es immer wieder Neuentdeckungen und Überraschungen. Dabei sind tatsächlich alle Äußerungen wertvoll und wichtig, sie werden nicht nach ihrer »Qualität«, ihrem »Tiefgang« oder gar ihrer »Originalität« beurteilt.
Methodisch wird dies auch dadurch deutlich, dass die Lehrkraft alle Äußerungen im so genannten »echoing« in eigenen Worten wertschätzend wiedergibt. Damit macht sie sie zudem für alle hörbar und sorgt dafür, dass sie noch etwas länger im Raum stehen. Die Würdigung wird durch Tonfall und Gestik unterstrichen. Die Bibliologin hebt dabei vielleicht nur angedeutete emotionale Gehalte hervor und spitzt Andeutungen zu. Es besteht auch die Möglichkeit, im »interviewing« noch einmal nachzufragen. Durch die wertschätzende und offen-neugierige Haltung der Lehrkraft ohne jede Korrektur, Ergänzung oder Wertung wird der Unterschied zum – mit Recht verpönten – »Lehrerecho« deutlich, das Äußerungen von Schüler*innen durch die Wiederholung der Lehrkraft ab- statt aufwertet. Von den Schüler*innen wird das wertschätzende echoing in der Regel als sehr unterstützend erfahren. Auch Äußerungen, die die Lehrkraft selbst theologisch oder als Mensch nicht teilt (wie vielleicht die eines Josefs, der sich durch das Geschenk berechtigt fühlt, auf seine Brüder herabzublicken) gibt sie ebenso wertschätzend wieder wie solche, die auf ihrer eigenen Linie liegen – denn alle sind mögliche Deutungen einer biblischen Gestalt, die unseren Zugang zu diesem Text erweitern und bereichern. Gerade dadurch, dass unterschiedliche Antwortmöglichkeiten laut werden, wird eine bestimmte Deutung nicht verabsolutiert und das reiche Potenzial des Textes wird sichtbar. Auch dadurch wird der Eindruck gebannt, man wüsste nun, wie es »wirklich« gewesen sei.
Dann geht der Bibliolog weiter:
Nach einigen Äußerungen führt die Lehrkraft die Geschichte weiter, liest einen nächsten Satz oder Abschnitt oder bittet die Teilnehmenden, eine nächste Rolle zu übernehmen.
(Gen 37,4) Als seine Brüder sahen, dass ihr Vater ihn mehr liebte als alle seine Brüder, hassten sie ihn und konnten mit ihm kein gutes Wort mehr reden.
Einer der Brüder wird gefragt: Ihr alle seid Gad, einer der Brüder von Josef. Gad, als du deinen Bruder mit diesem Geschenk von eurem Vater siehst, hasst du ihn und kannst nicht mehr freundlich zu ihm sein. Was ärgert, was trifft dich am meisten?
Anschließend wird der erste Traum des Josef gelesen (Vv.5–7): Einst hatte Josef einen Traum. Als er ihn seinen Brüdern erzählte, hassten sie ihn noch mehr. Er sagte zu ihnen: Hört, was ich geträumt habe. Wir banden Garben mitten auf dem Feld. Meine Garbe richtete sich auf und blieb auch stehen. Eure Garben umringten sie und neigten sich tief vor meiner Garbe.
Dazu kann Josef gefragt werden: Was bringt dich dazu, deinen Brüdern von diesem Traum zu erzählen?
Dann wird weitergelesen (Vv.8–11): Da sagten seine Brüder zu ihm: Willst du etwa König über uns werden oder dich als Herr über uns aufspielen? Und sie hassten ihn noch mehr wegen seiner Träume und seiner Worte. Er hatte noch einen anderen Traum. Er erzählte ihn seinen Brüdern und sagte: Ich träumte noch einmal: Die Sonne, der Mond und elf Sterne verneigten sich tief vor mir. Als er davon seinem Vater und seinen Brüdern erzählte, schalt ihn sein Vater und sagte zu ihm: Was soll das, was du da geträumt hast? Sollen wir vielleicht, ich, deine Mutter und deine Brüder, kommen und uns vor dir zur Erde niederwerfen?
Dazu kann die Schwester Dina gefragt werden: Dina, dein Bruder erzählt bereits zum zweiten Mal einen Traum, in dem er eine besondere Rolle euch gegenüber hat. Was meinst du dazu?
Zu jeder Frage äußern sich Einzelne, und es erfolgen echoing und interviewing.
Der Perspektivenwechsel zu einer anderen Rolle beleuchtet die Geschichte von verschiedenen Seiten und ermöglicht tiefere Einsichten in diese. Ambivalenzen können deutlich werden, Verständnis für die vermeintlich »Bösen« kann geweckt werden (als solche werden die Brüder in manchen Kinderbibeln geschildert, wenn sie ihren Bruder später töten wollen und dann verkaufen). Er ermöglicht auch, unterschiedliche Zugänge zwischen Gefühl und Verstand, Erleben und Gedanken anzusprechen. Nicht jede Rolle liegt jedem Menschen gleichermaßen, sodass sich bei verschiedenen Rollen oft unterschiedliche Schüler*innen melden.
Zu Wort kommen im Bibliolog nicht nur die namentlich genannten Hauptpersonen, sondern auch Nebenrollen wie die Schwester Dina (von der wir aus Gen 30,21 und 46,15 aber wissen); es kann aber auch der Knecht sein, der die Brüder gut kennt. Wenn Klassen mit dem Bibliolog bereits vertraut sind oder solche Zugänge aus anderen Zusammenhängen kennen, kann auch der »Ärmelrock«, also eine nicht-menschliche Rolle, gefragt werden, wie er das Ganze eigentlich erlebt. Manchmal sind solche sonst rasch »übersehenen« Rollen Schlüsselrollen zum Verständnis der Geschichte. Sie bieten zudem eine Möglichkeit, die männliche Überlast biblischer Rollenangebote auszugleichen und dabei indirekt zu vermitteln, dass Frauen und Männer, Mädchen und Jungen im Licht der biblischen Botschaft gleichwertig sind.
Schon jetzt dürfte deutlich werden: Auch wenn die Lehrkraft inhaltlich zurücktritt, liegt es ganz entscheidend an ihrer Vorbereitung und Leitung, ob die Begegnung zwischen Text und Teilnehmenden gelingen kann. Ihre sorgfältige theologisch, hermeneutisch und methodisch reflektierte Vorbereitung bahnt den Weg für diese Art von Auseinandersetzung mit dem biblischen Text. Ihre Aufgabe ist es, durch die Auswahl der Szenen, Rollen und Fragen die Wahrnehmung auf Aspekte zu lenken, die der Linie des Textes gerecht werden und wertvolle Einsichten in ihn ermöglichen, ohne jedoch die Perspektive der Teilnehmenden so stark zu lenken, dass diese auf eine Sicht festgelegt werden. Dies braucht bestimmte Kompetenzen (für die das Erlernen des Bibliologs wichtig ist), aber auch eine von Wertschätzung und Vertrauen getragene Haltung sowohl gegenüber den Schüler*innen als auch gegenüber den biblischen Texten (mehr dazu unter 2.2).
Der Bibliolog kommt dann an sein Ende:
Nach in der Regel drei bis fünf Rollen schließt der Bibliolog mit dem »deroling«, mit dem die Schüler*innen aus den Rollen entlassen werden. Möglicherweise gibt es noch einen Ausblick, wie die Geschichte weitergeht. In jedem Fall wird der Text noch einmal gelesen, damit das »schwarze Feuer« das letzte Wort hat und der Unterschied zwischen Text und seinen Deutungen kenntlich wird. Die unterschiedlichen Aussagen und damit auch die unterschiedlichen Zugänge zum biblischen Text bleiben nebeneinander stehen und werden nicht in eine einheitliche Botschaft aufgelöst.
Der Bibliolog inszeniert die Bibel damit als ein deutungsoffenes Buch, das keinen Autoritätsanspruch stellt, sondern zur Auseinandersetzung und eigenen Positionierung auffordert. Er geht daher davon aus, dass biblische Texte nicht den einen Sinn und die eine Aussage haben, die man nur finden muss. Im Gegenteil nimmt er – und darin ist er sich mit der heutigen Bibelwissenschaft übrigens einig – eine Mehrdeutigkeit biblischer Texte an. Dass keine Deutung die einzig richtige ist, wird dadurch unterstrichen, dass andere Äußerungen, die andere Deutungen beinhalten, im echoing ebenso wertschätzend wiedergegeben werden wie die eigene.
Gegenüber manchen Aspekten der traditionellen Lehrer*innenrolle erfordert der Bibliolog eine Umorientierung. Manche Elemente, die sonst häufig die Unterrichtsvorbereitung und den Unterricht prägen, verändern sich mit dem Bibliolog, denn
• er orientiert sich nicht an überprüfbaren Bildungsstandards,
• er verfolgt keine operationalisierbaren Lernziele (obwohl er natürlich mit bestimmten Absichten eingesetzt wird und Ergebnisse erreicht!),
• er vermittelt keine vorher feststehenden Inhalte,
• er führt nicht zu einer Überprüfung des Gelernten,
• es wird keine Leistung bewertet.
Denn im Bibliolog legen die Schüler*innen die Bibel aus. Sie entscheiden, welche Aspekte des biblischen Textes in einem Bibliolog wichtig werden, wie diese gedeutet werden und was in einem Bibliolog herauskommt. Sie haben das Recht, Elemente des Textes oder auch Interpretationen, die in den Augen der Lehrkraft zentral sind, zu ignorieren und andere hervorzuheben, die die Lehrkraft vorher nicht gesehen hat (und möglicherweise im Nachhinein immer noch nicht zentral findet). Die Schüler*innen lernen nicht, was die Lehrkraft zuvor erarbeitet hat und ihnen methodisch geschickt vermittelt, sondern sie lernen in und aus der Begegnung mit dem biblischen Text selbst. Dabei darf jede Schülerin und jeder Schüler den Text anders verstehen und etwas anderes aus der Begegnung mit ihm mitnehmen. Was dies ist, wird nicht überprüft und muss auch nicht festgehalten werden. Ob und wie sich die Schüler*innen hörbar beteiligen, wird nicht bewertet, ebenso wenig wie ihre Äußerungen in ihrer Qualität eingeschätzt und nach dieser beurteilt werden. Bibliolog ist ein bewertungsfreier Raum im Klassenzimmer.
Dies betrifft allerdings nicht nur den Bibliolog. In ähnlicher Weise gilt dies auch für andere bibeldidaktische Ansätze, für Meditationen und performative Elemente, für das Theologisieren mit Kindern und Jugendlichen und teilweise auch für den freien Austausch – auch in diesen Zusammenhängen wird nicht vermittelt, bewertet und überprüft. Gerade im Fach Religion, das mit existenziellen Themen zu tun hat und in dem es stärker um die Person geht als in anderen Fächern, gibt es solche bewertungsfreien Räume – und Lehrkräfte entwickeln in der Regel mehr oder weniger bewusst eine Orientierung, was in die Bewertung einfließt und was nicht.
Im Bibliolog ist die Rolle der Lehrkraft, wenn sie den Bibliolog anleitet, jedoch besonders klar definiert. Auch wenn sie inhaltlich zurücktritt, ist sie die entscheidende Instanz, um den Schüler*innen eine ertragreiche Begegnung mit dem Bibeltext zu ermöglichen, in der sie wichtige Einsichten und Erkenntnisse gewinnen. Denn Erkenntnisprozesse von Subjekten benötigen Impulse von außen und Rahmenbedingungen, die Strukturen setzen und die Wahrnehmung produktiv lenken.
Von ihrer Vorbereitung einerseits und ihrer Durchführung des Bibliologs andererseits hängt viel ab, allerdings nicht im Sinne eines vorhersehbaren Ergebnisses: Ob die Begegnung zwischen Text und Teilnehmenden produktiv wird, bleibt immer unverfügbar. Auch ein noch so guter Bibliolog ist dafür keine Garantie. Ohne eine gute Vorbereitung und eine kompetente Durchführung wird es jedoch unwahrscheinlich, dass die Schüler*innen in einem Bibliolog dem Text so produktiv begegnen, dass sie viel davon mitnehmen. Ein guter Bibliolog ist sozusagen die »Bedingung der Möglichkeit« für das Gelingen einer Begegnung zwischen Schüler*innen und Text.
Viele Aspekte dieser komplexen Rolle finden sich im Bild einer Reiseleitung wieder. Eine Reiseleitung initiiert und plant die Reise, bietet sie an und führt sie durch – sie ist verantwortlich dafür, dass sie überhaupt stattfindet. Damit sie für die Mitreisenden ein gutes Erlebnis wird, hat sie sie sorgfältig vorbereitet. Die Reiseleitung kennt das Land gut und hat entschieden, was sich für die Gruppe besonders lohnt – wie die Route verläuft, wo angehalten wird und wie diese Orte und Landschaften dann den Teilnehmenden nahegebracht werden. Ihre Hinweise und Informationen bringen den Mitreisenden das Land und bestimmte Aspekte näher und helfen es zu verstehen und viel von der Reise mitzunehmen. Die Reiseleitung prägt aber auch die Atmosphäre in der Gruppe, hat das Wohlbefinden aller im Blick und achtet nicht nur auf das »Was«, sondern auch auf das »Wie« der Reise, des Umgangs miteinander und mit dem Land. Und – nicht zu unterschätzen – sie gibt auch Halt und Stabilität gegenüber den ungewohnten, manchmal überraschenden und vielleicht manchmal auch irritierenden Begegnungen. Ihr ist es wichtig, dass es für alle ein gutes Reiseerlebnis wird, das in dem Sinne nachhaltig ist, dass wirklich etwas für sich gewonnen und mitgenommen wird. Ihre Rolle stellt daher eine wichtige Gelingensbedingung der Reise dar.
Und gleichzeitig hat sie es nicht in der Hand, wie die Reise wirklich verläuft und vor allem, was die Teilnehmenden dabei erleben und mitnehmen. Bei aller sorgfältigen Vorbereitung kann es anders laufen als geplant. Wie die Mitreisenden mit ihren Impulsen und ihren Erläuterungen umgehen, wohin sie letztlich blicken, was sie dabei wahrnehmen oder ignorieren und wie sie dies deuten, liegt bei ihnen selbst – und ist auch jeweils individuell unterschiedlich. Es ist kein sinnvolles Ziel einer Reiseleitung, dass alle mit den gleichen, vorab bestimmten Eindrücken und Erkenntnissen von der Reise zurückkehren. Wohl aber möchte sie, dass alle eine wertvolle und inspirierende Begegnung mit dem Land, seiner Kultur und seinen Leuten hatten, die nach- und weiterwirkt – und dass sie idealerweise ein anderes Verhältnis zu diesem Land haben als zuvor.
Was bedeutet dies für die Rolle der Lehrkraft im Bibliolog im Einzelnen?
In der Vorbereitung entscheidet die Lehrkraft, auf welche Aspekte des Textes die Wahrnehmung der Schüler*innen gelenkt wird. Sie bestimmt, welche sozialgeschichtlichen Informationen die Schüler*innen bekommen, damit sie den Text kompetent deuten können. Sie wählt die Szenen, die Rollen und die Fragen aus und eröffnet damit bestimmte Spielräume – und andere nicht. Sie ist dafür verantwortlich, diese Spielräume so weit anzulegen, dass sie wirklich mit eigenen und ganz unterschiedlichen Deutungen gefüllt werden können. Sie darf sie aber auch nicht so weit öffnen, dass sich die Äußerungen in der Weite verlieren und produktive Deutungen erschwert werden. Diese gute Balance sinnvoller Lenkung und Offenheit erreicht sie vor allem durch gut gewählte Formulierungen der Fragen.
Würde Josef gefragt: »Wie ist es, als Nomade zu leben?«, wäre der Spielraum zu weit. Produktive Deutungen des Textes wären dann kaum zu erwarten, zumal wenn man die Geschichte nicht kennt. Vermutlich kämen Antworten wie »langweilig« oder »ich mag kleine Ziegen gerne« oder »es ist immer so heiß«. Diese sind vom zufälligen Hintergrundwissen über das Nomadentum abhängig, vor allem aber führen sie nicht wirklich tiefer in die Geschichte hinein und bieten nur ansatzweise Deutungen des Textes.
Würde Josef hingegen gefragt: »Was meinst du, was dir Gott mit diesen Träumen sagen will?«, wäre der Spielraum zu eng. Damit würde schon vorausgesetzt, dass Josef den Traum als göttliche Botschaft erkannt hat und es werden nur Antworten auf theologischer Ebene ermöglicht. Den Schüler*innen wird damit zum einen die Chance genommen, den Bezug zu Gott selbst ins Spiel zu bringen, zum anderen haben sie nicht die Möglichkeit zu entscheiden, ob sie Josef an dieser Stelle der Geschichte stärker als Teil einer Familie, als (stolzes oder unsicheres) Individuum oder als von Gott besonders auserwählten Menschen verstehen. Dass der Text es offen lässt, ob der 17jährige Josef seine Träume mit Gott und der Rolle, die Gott für ihn vorgesehen hat, in Verbindung bringt, bildet das weiße Feuer, das der Bibliolog schüren, nicht aber ersticken soll.
Insofern prägt die Lehrkraft den Erkenntnisprozess der Teilnehmenden nicht unwesentlich – ohne dass sie ihn festlegt. Wichtig dabei ist, dass zum einen nur so viel Prägung vorgenommen wird wie wirklich nötig. Zum anderen sollte die Prägung bewusst und verantwortet vorgenommen werden. Leitend dafür sind weniger die persönlichen Vorlieben der Leitung, sondern zum einen die Gruppe und ihr Entdeckungsprozess und zum anderen der Text. An welchen Stellen die Handlung angehalten wird und welche Rolle in welcher Weise befragt wird, sollte danach entschieden werden, welche Aspekte – nach bestem Wissen und Gewissen – für das Verständnis dieses Textes in dieser Lerngruppe besonders relevant erscheinen. Dies ist jedoch nicht mit der Suche nach der einen »Botschaft« des Textes (oder dem einen »richtigen« Bibliolog für diesen Text) zu verwechseln. Jeder (prinzipiell geeignete) biblische Text lässt sich auf verschiedene gute legitime Weise bibliologisch gestalten und es muss jeweils neu entschieden werden, warum welche Variante für welche Gruppe gewählt wird. Für diese Entscheidung ist das zentrale Kriterium die Frage, was voraussichtlich der Begegnung dieser Lerngruppe mit diesem Text bestmöglich dient.
In der Durchführung setzt die Lehrkraft das Setting des Bibliologs und ist dafür verantwortlich, dass dieses durchgehalten wird – so, dass sich alle wohl und sicher fühlen können und Teilnehmende nicht durch Äußerungen anderer verletzt werden. Konkret führt sie dann in die biblische Geschichte hinein und eröffnet den Raum für die Identifikation. Sie agiert bereits im Prolog und in der Hinführung so einladend, dass die Schwelle zum Bibliolog niedrig wird. Sie geht mit den Äußerungen der Schüler*innen im echoing, aber auch in Mimik und Gestik so wertschätzend um, dass sie zu eigenen Deutungen ermutigt werden und sich bei diesen sicher fühlen. Sie akzeptiert auch solche Zugänge zum biblischen Text, die sie nicht teilt und behandelt sie mit gleicher Wertschätzung.
Gerade diese Anforderung im Bibliolog bildet manchmal eine wirkliche Herausforderung. Einerseits erfordert gerade dieser Aspekt eine deutliche Umorientierung von der traditionellen Rolle der Lehrkraft. Andererseits kann es Äußerungen geben, die einen inhaltlich als Mensch und auch als Christ*in zum Widerspruch reizen: Ein unbarmherziger Umgang mit Schwächeren, ein strafender Gott, ein verurteilender Jesus … Hier ist es besonders wichtig, jede Äußerung als die einer biblischen Rolle mit ihrer subjektiven Sicht auf das Geschehen und ihren persönlichen religiösen Überzeugungen zu verstehen, die durch die wertschätzende Wiedergabe nicht als sachlich »richtig« gekennzeichnet wird, sondern als eine Möglichkeit des Verstehens.
Die Lehrkraft sorgt dabei auch dafür, dass die Äußerungen und Gefühle von Schüler*innen als die der biblischen Rolle deutlich werden, damit sie nicht zum Einfallstor für Bemerkungen anderer werden. Sie führt die Schüler*innen zum Schluss wieder sorgsam aus der Identifikation hinaus und sorgt dafür, dass alle gut im Hier und Jetzt wieder ankommen.
Möglicherweise wird jetzt schon ein wenig deutlicher, warum eine qualifizierte Fortbildung unabdingbar ist, wenn man mit dem Bibliolog arbeiten möchte. Das »weiße Feuer« so zu schüren, dass die Schüler*innen das »schwarze Feuer« als interessant und wichtig entdecken, ist eine anspruchsvolle Aufgabe mit diversen Aspekten, die in der Fortbildung gelernt und geübt werden (vgl. dazu ausführlicher 2.4).
Im Anschluss an den Bibliolog sorgt die Lehrkraft für eine gute Integration des im Bibliolog Erlebten in das sonstige Unterrichtsgeschehen und die Klassengemeinschaft. Sie eröffnet einen Raum zum Austausch über die Entdeckungen im Bibliolog und möglicherweise auch über den Bibliolog als Ansatz, zumal wenn die Schüler*innen ihn die ersten Male erleben. Sie schafft anschließend einen fließenden Übergang zur Weiterarbeit, in der dann wieder eine Ertragssicherung stattfindet und die üblichen »Regeln« des schulischen Unterrichts gelten (vgl. dazu ausführlicher 5.3). Bei der Weiterarbeit achtet sie darauf, dass das im Bibliolog Gesagte nicht entwertet und nicht im Nachhinein korrigiert wird. Dabei ist sie klar in ihrer jeweiligen Rolle.
Manchmal wird gefragt, ob nicht eine positive Bewertung im Bibliolog oder im unmittelbaren Erfahrungstausch danach gerade zugunsten von Schüler*innen, die sich sonst weniger am Unterricht beteiligen, sinnvoll ist. Auch davon würde ich abraten, weil der »Benotungsmodus« damit wieder im Spiel ist und die Möglichkeit, eine positive Bewertung zu versäumen, die Freiheit beschränkt, es bei der inneren Beteiligung zu belassen. In aller Regel wirkt sich jedoch die Beteiligung am Bibliolog (unabhängig davon, ob sie laut geäußert wird oder nicht!) auf die Ertragssicherung und die Schritte zur Weiterarbeit aus, die dann ja wieder bewertet werden. Insofern haben die Schüler*innen kaum Nachteile von der fehlenden Bewertung – die Vorteile erscheinen mir hingegen groß.
Schließlich macht die Lehrkraft in geeigneter Weise deutlich, dass der – hoffentlich – als spannend und lebendig erlebte Text Bestandteil der biblischen Überlieferung ist und zeigt den Schüler*innen damit implizit die Aktualität und Lebensnähe biblischer Texte.
Wenn die Rolle der Lehrkraft im Bibliolog so bestimmt wird, hat dies Konsequenzen für die Rolle der Schüler*innen, die durchaus kritisch angefragt werden können: Ist es legitim und geboten, dass Schüler*innen die Auslegungshoheit für biblische Texte zugesprochen wird? Besteht nicht die Gefahr, dass sie ihre Botschaft verfälschen, sie ihre eigenen Themen und Erfahrungen in die historischen Dokumente hineindeuten oder aber, dass sie die »heiligen Texte« profanisieren, verflachen oder gar ins Lächerliche ziehen? Kann, darf ich Deutungen zulassen, die ich als theologisch falsch erachte? Diese Frage kann von Kolleg*innen oder anderen an die bibliologisch arbeitende Lehrkraft herangetragen werden (»das kannst du nicht zulassen«). Möglicherweise stellt sie sich diese Fragen aber auch selbst und ist versucht, nur bestimmte Elemente des Bibliologs umzusetzen, die mehr Sicherheit bieten – und damit das Entscheidende des Bibliologs verpassen.
Diese – sehr ernst zu nehmenden – Fragen möchte ich auf unterschiedlichen Ebenen beantworten:
Pädagogisch geht das klassische Verständnis von »Bildung« davon aus, dass das lernende Subjekt zwar Impulse von außen benötigt, diese aber immer selbsttätig verarbeitet. Bildung ist daher im Grunde immer »Selbstbildung« und nie Übernahme vorgefertigter Inhalte, die auswendig gelernt und wiedergegeben werden. Bildung zielt immer auf die Persönlichkeit und bedeutet eigenständige Urteils-Bildung in der Auseinandersetzung mit Vorgegebenem. Radikalisiert wurde dieses Verständnis in der konstruktivistischen Pädagogik, die davon ausgeht, dass es keine objektiv erkennbare Realität gibt, sondern sich »die Konstruktion von Wirklichkeit […] sich im die Welt wahrnehmenden und verarbeitenden Subjekt [ereignet]«1. Lerninhalte werden in der konstruktivistischen Pädagogik als »Perturbationen« begriffen, die »Angebote für die eigenständige Konstruktion durch die Lernenden« darstellen,2 die individuell in sehr unterschiedlicher Weise aufgenommen und verarbeitet werden.
Theologisch ist hier zunächst in der reformatorischen Tradition das »Priestertum aller Gläubigen« zu nennen und in katholischer Tradition die im Zweiten Vatikanum betonte Denkfigur des »Volkes Gottes«. Beides beruht auf der Überzeugung, dass sich Mensch und Bibel direkt begegnen dürfen und auch sollen. Die Fähigkeit und die Legitimation, biblische Texte zu deuten, sind daher nicht an das Amt gebunden, sondern der Geist Gottes wirkt in allen Menschen, die sich mit der Bibel beschäftigen. Ihre »Heiligkeit« bedeutet nicht, dass man Abstand von ihr halten sollte oder dass eine hohe Schwelle von Voraussetzungen überschritten werden müsste, um sich mit ihr zu beschäftigen, sondern die Bibel lädt im Gegenteil zur offenen Begegnung ein.
Texthermeneutisch versteht der Bibliolog die biblischen Texte als mehrdeutig. Er schließt sich damit neueren Tendenzen in den Bibelwissenschaften, der Predigttheorie und der Bibeldidaktik an, die nicht mehr von einem »Skopus«, einer klar identifizierbaren Botschaft des Textes (»der Text sagt …«) oder einem eindeutigen Anliegen des biblischen Autors (»Paulus meint damit …«) ausgehen. Die biblischen Texte ermöglichen nicht nur faktisch verschiedene Deutungsmöglichkeiten, wie bereits der Vergleich mehrerer Kommentare (zumal zu unterschiedlichen Zeiten), unterschiedlicher Predigten oder auch Unterrichtsstunden zum gleichen Bibeltext zeigt. Sie lassen nicht selten auch bewusst »Leerstellen«, an denen Antworten offen bleiben, Lösungen nicht genannt werden und Menschen offensichtlich zur eigenen Auseinandersetzung aufgefordert werden.
Der Alttestamentler Markus Saur zeigt dies exemplarisch am Anfang der Bibel auf:3 Sie beginnt mit zwei Schöpfungsberichten, die sehr Unterschiedliches über die Welt und den Menschen zu sagen haben. Macht der erste immer wieder deutlich: »siehe, es war sehr gut«, endet der zweite mit der Vertreibung des Menschen aus dem Paradies. Weiter zeigt er, dass manche Aussagen der Bibel sogar in einem klaren Widerspruch zueinander stehen. So lesen wir in Ex 20,5b–6 und Dtn 5,9b–10: »Denn ich, Jhwh, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott, der die Schuld der Vorfahren heimsucht an den Nachkommen bis in die dritte und vierte Generation, bei denen, die mich hassen, der aber Gnade erweist tausenden, bei denen, die mich lieben und meine Gebote halten« (nach der Zürcher Übersetzung von 2007). Bei dem Propheten Ezechiel wird diese Vorstellung, dass die Kinder auslöffeln, was die Vorfahren eingebrockt haben, in der Redensart ausgedrückt: »Die Vorfahren essen unreife Früchte, den Kindern aber werden die Zähne stumpf!« (Ez 18,2