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Buch 2 von 2 ------------------------------------------------------- Letty bangt um ihren Biker und wünscht sich nichts mehr als dass er zurückkommt. Die Alpträume ihrer dunklen Vergangenheit lassen sie nicht mehr los, und ohne die Hilfe ihres Bruders und ihrer Freunde, wüsste sie nicht, wie sie das überstehen sollte. Aber reicht das, um Lettys geschundene Seele zu heilen? Rider wünscht sich nur eins: Mit seinem Mädchen glücklich zusammen zu sein. Doch die fatalen Ereignisse erschweren ihnen beiden das Leben. Alle seine Pläne wurden zerschlagen, und die Nähe zu Letty wird ihm verweigert. Rider weiß, dass er sich schon bald, einem Kampf gegenüberstellen muss, in dem er alles verlieren könnte. Sind sie beide stark genug dafür? -------------------------------------------------------- Dieses Buch enthält explizite Szenen -------------------------------------------------------- Die gesamte Geschichte hat 286 Taschenbuch Seiten ------------------------------------------------------- Serie: Devils on the Road -Cowgirl trifft auf Biker – Band 1 -Biker Girl – Band 2 Burning Guns: -Ein verhängnisvolles Geschäft - Band 1 -Bleiben oder nicht? - Band 2
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seleni Black
Impressum:
Copyright © 2024
Seleni Black
c/o WirFinden.Es
Naß und Hellie GbR
Kirchgasse 19
65817 Eppstein
Covergestaltung: Copyright © 2024
Seleni Black
Coverbilder: Adobe Stock
Korrektur:
Annett Heidecke 2019
Katharina H. 2021
Beth .B.H.2023
Stand: November 2024
Erste Deutsche Auflage
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf ohne Zustimmung der Autorin nachgedruckt oder anderweitig verwendet werden.
Die Ereignisse in diesem Buch sind frei erfunden. Die Namen, Charaktere, Orte und Ereignisse entsprechen der Fantasie der Autorin, oder wurden in einen fiktiven Kontext gesetzt und bilden nicht die Wirklichkeit ab. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen, tatsächlichen Ereignissen, Orten, Markennamen oder Organisationen sind rein zufällig. Alle Rechte liegen bei den jeweiligen Eigentümern.
Das durfte doch alles nicht wahr sein! Hilflos musste ich mit ansehen, wie man Rider abführte. Wieso nur? Luck, mein Bruder hielt mich tröstend im Arm. Doch ich wollte seinen Trost nicht, ich wollte meinen Biker zurück.
»Komm, lass uns reingehen.«
Luck führte mich zu unserem Clubhaus zurück, aber anstatt mich zur Bar zu führen, gingen wir in den Raum, in dem alle wichtigen Entscheidungen getroffen wurden.
»Setz dich.«
Er drückte mich auf den Stuhl, auf dem ich vor ein paar Tagen noch hatte Rider sitzen sehen.
»Letty, hör mir zu, das ist jetzt sehr wichtig.«
Im Raum waren nur Luck, Deacon, Menson und ich.
Abwartend sah ich ihn an.
»Wie war deine Antwort auf seine Frage? Denn ich weiß, du hast ihm eine gegeben, das konnte ich an seinem Gesicht erkennen.«
Die anderen beiden sahen Luck verwundert an.
»Was für eine Frage?«, hakte Menson schließlich nach und ließ seinen Blick zwischen mir und meinen Bruder hin und her wandern.
Doch Luck ignorierte ihn und sah mich weiter abwartend an. »Letty, deine Antwort?«
Wieso war das so wichtig für ihn?
»Ich habe ja gesagt. Aber was spielt das für eine Rolle?«
Mein Bruder seufzte erleichtert auf, danach ging er zu einem kleinen Tresor an der Wand und holte ein paar Papiere hervor. Als Stellvertreter von Rider, kannte er die Kombination. Anschließend kam er zurück und legte diese vor mich hin. Völlig durcheinander, verstand ich nicht gleich, was darauf stand.
»Rider hat vorgesorgt, für genau diesen Fall.«
Nervös sah ich ihn an und dann auf die Papiere. Überall standen Namen von Geschäften, deren Inhaber Rider war, doch der Zusatz war das, was mich interessierte. Dort stand mein Name in der Spalte: Verlobte/ Ehefrau.
»Was soll das heißen?«
Luck nahm die Papiere und begann zu erklären. »Das bedeutet, dass du Miteigentümerin bist von allem, was Rider gehört. Somit kannst du alles weiterführen, solange er weg ist. Auch können die Behörden, nicht mehr an die Geschäfte heran. Genauso wenig können sie an- und ins Haus, wenn du das nicht willst. Aber Rider hat eine Notiz hiergelassen, dass du sie reinlassen sollst, aber nur ins Arbeitszimmer.«
Einen Scheiß würde ich tun! Doch jetzt verstand ich es. Rider hatte für mich vorgesorgt, aber auch den Club geschützt und die Geschäfte am Laufen gehalten.
»Scheiße, jetzt verstehe ich. Er hat ihr einen Antrag gemacht«, meinte Menson und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
»Was bringt mir das für den Moment? Trotzdem kommen wir nicht weiter.«
Ein Klopfen an der Tür, ließ uns aufsehen.
»Ja?«
Einer der Prospects kam herein und sah ziemlich nervös aus. »Entschuldigt die Störung, draußen bricht gleich die Hölle los und ihr solltet besser kommen.«
Sofort sprangen wir auf und traten vors Haus. Dort standen Polizeiwagen, doch wurden sie aufgehalten, durch die Sperre der Männer.
»Was ist hier los?«, verlangte Luck zu wissen.
»Die da wollen hier alles durchsuchen«, knurrte einer der Member und zeigte auf die Beamten.
»Haben Sie einen Durchsuchungsbeschluss?«
»Den brauchen wir nicht, da …«
Mein Bruder hob die Hand und unterbrach den Beamten. »Sie brauchen sehr wohl einen und bevor Sie den nicht vorlegen, verschwinden Sie gefälligst von unserem Land.«
»Solange sich Mister Cunningham in unserem Gewahrsam befindet und Sie nicht die nötigen Papiere vorlegen können, werden wir auch ohne Durchsuchungsbeschluss handeln.«
Luck zog die Papiere von eben, aus der Innentasche seiner Clubweste und reichte sie weiter. »Hier haben Sie ihre Papiere. Die können Sie auch gerne mitnehmen, es sind Kopien.«
Nachdem der Beamte diese durchgelesen hatte, verzog er das Gesicht und nickte offensichtlich mehr als unzufrieden. Er gab das Zeichen zum Abrücken, doch dann sah er mich an.
»Miss Parker, nehme ich an? Sie würden vieles vereinfachen, wenn Sie uns gestatten, unsere Arbeit zu machen.«
Das war jetzt nicht deren Ernst?
Ich trat vor, wobei mir eine Person, in einem der Autos, auffiel. »Sie könnten sich und mir auch einiges erleichtern. Erkundigen Sie sich mal nach meinen Anzeigen. Sie könnten mein Leben deutlich vereinfachen, wenn Sie mir meinen Mann zurückbringen und nicht auf drogenabhängige, eifersüchtige und durchgeknallte Frauen hören, die nur ihre Sucht befriedigen wollen. Die sogar nicht davor zurückschreckt, den eigenen Sohn zu verpfeifen, weil dieser sich weigert ihre Sucht weiter zu finanzieren. Sie würde alles dafür tun, um das zu bekommen, was sie will. Sie lügt wie gedruckt und sagt Ihnen das was Sie hören wollen. Schon mal daran gedacht? Sie haben nichts in der Hand und das wissen Sie auch. Es ärgert Sie maßlos, dass Sie nichts gegen diesen Club ausrichten können. Also greifen Sie nach jedem Halm, den Sie hingehalten bekommen. Was glauben Sie, was unser Anwalt mit Ihnen und Ihrer Zeugin macht, wenn ich ihn anrufe? Klären Sie die Sache am besten sehr schnell, denn wenn Sie den Kampf gegen mich beginnen, bricht die Hölle los. Und ich gehe mit allen rechtlichen Mitteln gegen Ihre Behörde und gegen Sie persönlich vor. Ich erwähne hier nur das Wort Verleumdung.«
Einige der Männer hinter mir fingen an zu lachen und ein paar Rufe waren zu hören: »Gib’s ihnen Letty« oder »Zeig ihnen wo es lang geht«. Ich sammelte mich und setzte mit tiefer Stimme hinzu: »Verschwinden Sie jetzt von unserem Land und kommen Sie erst wieder, wenn Sie mir meinen Mann bringen und sich bei uns entschuldigen.«
Sichtlich eingeschüchtert trat der Beamte zurück.
Da öffnete sich die Tür des Streifenwagens und Riders Mutter stieg aus. Die Person, die für alles verantwortlich war.
»Du kleines Miststück. Gib mir mein verdammtes Geld«, schrie sie mich an und verpasste mir eine Ohrfeige.
Bevor sie ein weiteres mal ausholen konnte, wurde sie zurückgehalten.
Das war genau das, worauf ich gewartet hatte. Ihr Ausraster hatte mir in die Hände gespielt.
»Eine tolle Zeugin haben Sie da. Jetzt kommt auch noch Körperverletzung und Beleidigung zu den ganzen Drogenproblemen hinzu. Sie können sicher sein, dass ich das zur Anzeige bringen werde. Sie hören von meinem Anwalt.« Damit drehte ich mich um und ging zurück ins Clubhaus.
»Das hast du mit Absicht gemacht, oder? Du wolltest, dass sie dich schlägt, damit sie ihr wahres Ich zeigt und sich damit noch unglaubhafter macht.«
Ich nickte nur. »Luck, bringst du mich bitte nach Hause? Ich bin müde. Und, könntest du einen Anwalt anrufen?«
Er nickte und führte mich nach draußen zu seinem Bike.
Die Fahrt dauerte zum Glück nicht sehr lange, allerdings war ich überrascht, als er seine Maschine abstellte und mit mir gemeinsam zum Haus ging.
»Was machst du?«, fragte ich ihn leicht verwirrt.
»Ich bleibe bei dir, bis Rider wieder da ist. Keine Widerrede. Meine Sachen hole ich später.«
Da ich keine Kraft mehr hatte, um lange zu widersprechen, sagte ich einfach gar nichts und ging ins Haus. Dort war mein erster Weg in die Küche, wo ich mir einen Tee machen wollte.
»Willst du was trinken?«
Mein Bruder ging zum Kühlschrank und holte sich ein Bier heraus. »Ich nehme mir schon, danke.«
Er blieb am Tresen stehen und beobachtete mich, aber ich machte in aller Seelenruhe weiter. Doch dieses bedrückende Gefühl, in meiner Brust, wollte einfach nicht nachlassen und irgendwann fingen bei mir einfach, ohne dass ich es wollte, die Tränen zu fließen an. Ich hörte, wie eine Flasche abgestellt wurde und kurz darauf sich Hände über meine schoben und mich bei dem unterbrachen, was ich gerade tat.
Mein Bruder drehte und zog mich in seine Umarmung, hielt mich einfach nur fest. Erst da gestattete ich mir selbst, seinen Trost anzunehmen. Beruhigend glitt seine Hand meinen Rücken auf und ab, die andere ließ er immer wieder über meinen Kopf und durch mein Haar gleiten.
Als ich mich etwas beruhigt hatte, führte er mich ins Wohnzimmer und gemeinsam setzten wir uns aufs Sofa. Dort kuschelte ich mich eng an ihn und genoss, dass er bei mir war. Ich liebte meinen Bruder über alles. Auch wenn wir uns stritten und wir lange Zeit getrennt waren, hatte sich dennoch nichts daran geändert, dass er mein Anker und mein Held war.
»Du liebst ihn, stimmt‘s?«
So eng wie möglich kuschelte ich mich an ihn. »Ja«, hauchte ich.
Wir schwiegen lange und er strich mir immer weiter über Arm und Schulter. Als er begann, mein Haar wieder durch seine Finger gleiten zu lassen, machte es mich so träge, dass ich meinen Kopf auf seinen Schoß legte und langsam wegdämmerte.
Irgendwann wurde ich von Stimmen wach, aber ich war zu müde, um die Augen zu öffnen. Ich spürte, dass mein Bruder noch immer beruhigend durch meine Haare strich und genoss es einfach weiter.
»Rede gefälligst leiser. Wenn du sie weckst, gibt es Ärger«, drohte er jemandem.
»Sorry. Ich wollte nur Bescheid geben, dass wir deine Sachen dabeihaben und ebenfalls hierbleiben«, erklärte Deacon.
Ich erkannte seine Stimme sofort. Er war seit der Fahrt, von meiner Heimatstadt hierher, ein guter Freund geworden.
»Das ist nicht nötig, aber danke«, versicherte Luck.
»Versuch nur, uns davon abzuhalten! Wir sind zwei gegen einen, also vergiss, dass wir wieder gehen.«
Okay, das war Menson und auch ihn zählte ich mittlerweile zu meinen Freunden. Selbst wenn er ruppig und verschlossen war, ließ er mich, aus unerfindlichen Gründen, näher an sich heran.
Es wurde still und ich konnte hören, wie die beiden nach oben gingen.
Ich musste wieder weggenickt sein. Irgendwann wurde der Fernseher eingeschaltet und weckte mich. Rühren wollte ich mich nicht, schlug aber die Augen auf. Vor dem Sofa, auf dem Boden, saßen Deacon und Menson. Beide, sahen in aller Ruhe einen Film.
»Hey, Jungs«, begrüßte ich beide, blieb aber sonst weiter liegen.
Mein Bruder nahm sein Spiel mit meinen Haaren wieder auf.
»Hey, Süße. Alles klar bei dir?«, fragte Deacon und sah mich besorgt an.
»Brauchst du was?«, kam es von Menson und ich musste über ihre Freundlichkeit doch leicht grinsen.
»Geht schon. Aber ich hätte wirklich gerne einen Tee.« Zu meiner Verwunderung stand Menson auf und verließ das Wohnzimmer.
Ein paar Minuten später kam er mit der Tasse wieder, die ich vorhin angefangen hatte vorzubereiten. Schwerfällig setzte ich mich auf, blieb aber an der Seite meines Bruders gekuschelt. »Danke«, flüsterte ich, als ich die Tasse entgegennahm.
»Kein Problem.«
»Warum hast du kein Bier mitgebracht?«, beschwerte sich Deacon und grinste mich dabei an.
»Steh auf und hol es dir selbst, Penner«, schoss Menson direkt zurück.
Eine heiße Diskussion entstand, wer nun das Bier holen sollte.
Am Ende knobelten sie es mit Stein, Schere, Papier aus und Deacon gewann zwei von drei Runden. Die Normalität tat mir gut und meine Nerven beruhigten sich nach und nach.
Gegen ein Uhr zogen wir uns alle zurück, um schlafenzugehen. Mein Bruder überraschte mich noch einmal, als er in unserem privaten kleinen Wohnzimmer das Sofa auszog und mir mitteilte, dass er darauf schlafen würde, um in meiner Nähe zu sein.
Auch hierzu sagte ich nichts, sondern machte mich bettfertig. Ich nahm eins von Riders T-Shirts, zog es mir über, weil ich ihn so vermisste und so seinen Duft bei mir hatte. Danach legte ich mich in das große Bett und sofort fühlte ich mich wieder einsam.
Mein letzter Blick auf die Uhr hatte mir drei angezeigt. Irgendwann kurz darauf musste ich endlich eingeschlafen sein. An Schlaf war aber nicht wirklich zu denken, denn so wie ich die Augen schloss, plagte mich ein Albtraum.
Durch meine eigenen Schreie geweckt, sah ich in das besorgte Gesicht meines Bruders. Wieder fing ich an zu weinen und ließ mich abermals in seine Arme ziehen.
Auch Deacon und Menson kamen ins Zimmer gelaufen, sie waren mit Sicherheit von meinen Schreien wach geworden.
»Schon gut, nur ein Albtraum. Geht wieder schlafen«, erklärte mein Bruder den beiden.
Nach kurzem Zögern, gingen sie wieder.
»Schhhhh, alles gut. Ich bin da. Willst du darüber reden?«
Ich schüttelte nur den Kopf und versuchte, mich zu beruhigen. Luck ließ mich für einen Moment los, schob mich wieder zurück und legte sich auf die Decke neben mich. Zog mich in seine Arme und begann aufs Neue, mit meinen Haaren zu spielen.
Das hatte er schon gemacht, als ich klein war. Immer, wenn ich Albträume hatte, war er der erste, der bei mir war und hatte die ganze Nacht, so wie jetzt, mit meinen Haaren gespielt.
Auch heute noch verfehlte es nicht seine Wirkung, denn ich wurde ruhiger und schlief wieder ein. Dieses Mal, ganz ohne Albträume.
Wenn die Behörden einen auf dem Kieker hatten, konnten sie verdammt schnell arbeiten. Doch wenn man sie brauchte, zog sich alles wie Kaugummi.
Nachdem man mich stundenlang verhört hatte, ohne mir mein Recht auf ein Telefonat zu gewähren, geschweige denn einen Anwalt zur Seite zu stellen, hatten sie es endlich aufgegeben, mich befragen zu wollen.
Diese Nacht nur in einer Zelle im Revier gesteckt, wurde ich am nächsten Tag ins Gefängnis überstellt. Welch ein Wunder, doch wozu aufregen. Ich war vorbereitet und war sicher, dass man sich draußen, um alles kümmern würde.
Hier drin sah das Ganze etwas kniffliger aus. Ich brauchte möglichst schnell Verbündete, sonst gab es wirklich Probleme. Es war nicht das erste Mal, dass man mich verhaftete und ich hier saß. Das kam mir zugute, denn ein paar Leute kannte ich von damals.
»Rider, was hast du denn wieder ausgefressen, dass du hier landest?«
Mit diesen Worten kam ein, um die fünfzigjähriger Mann, auf mich zu und setzte sich zu mir auf die Bank. Auch wenn er alt aussah, gab er hier größtenteils den Ton an.
»Die Behörden meinen mal wieder, sie könnten mir irgendetwas nachweisen«, antwortete ich locker grinsend.
»Na, dann hoffen wir mal, dass du deine Leichen gut genug versteckt hast«, feixte der Mann, der wegen zehnfachen Mordes saß und nie wieder die Mauern von außen sehen würde.
»Darüber mache ich mir keine Sorgen; es sind die Geschäfte, die denen nicht gefallen.«
Verständnisvoll nickte Snake, so hieß der Mann neben mir. Seine Schläger hatten sich um uns herum aufgestellt.
»Du bist ein guter Mann und hast uns in all der Zeit nicht vergessen. Wie kann ich dir helfen?«
Ich hatte immer mal dafür gesorgt, dass Snake bestimmte Sachen zugespielt worden waren. Man wusste schließlich nie, wann man wieder im Bau landete.
»Ich brauche einen richtig guten Anwalt.«
Wissend nickte Snake. »Das wird etwas Zeit brauchen. Aber in drei Tagen hast du, was du brauchst. Leiste mir so lange Gesellschaft.«
Wir unterhielten uns über viele Dinge, die draußen abgingen und ich brachte ihn auf den neusten Stand, was seine Gang betraf. Wir arbeiteten oftmals mit ihnen zusammen, wenn wir bei einer größeren Lieferung Geleitschutz brauchten.
***
Wir verbrachten die folgenden Tage viel mit Reden und an seiner Seite, wurde ich weitestgehend, in Ruhe gelassen. Natürlich gab es immer wieder Reibereien mit anderen Häftlingen, das klärte sich meist jedoch rasend schnell, wenn Snake nur eine Augenbraue hochzog.
»Cunningham, Ihr Anwalt ist da.«
Ich sah von meinem Buch auf, das ich gerade in meiner Zelle las, legte es zur Seite und stand auf. Man brachte mich in einen der Räume, die extra für solche Gespräche bereitgestellt wurden. Ich sah einen, um die Mitte dreißigjährigen Mann, mit strengem Blick und schwarzem Anzug.
Wir reichten uns die Hände, bevor der Mann zur Sache kam.
»Guten Tag. Man sagte mir, Sie könnten meine Hilfe gebrauchen. Ich habe mir die Freiheit genommen und mich bereits auf den aktuellen Stand gebracht. Dazu habe ich Ihre Leute befragt und mich mit Ihrer Verlobten unterhalten. Wenn ich das mal so sagen darf, sie ist eine recht temperamentvolle junge Dame.«
Ah, mein Mädchen hatte sich von ihrer »guten« Seite gezeigt. Seit ich festgenommen wurde, ging mir ihr verzweifeltes Gesicht nicht mehr aus dem Kopf. Jetzt zu hören, dass sie ihr Temperament nicht verloren hatte, beruhigte mich.
»Ja, sie ist etwas ganz Besonderes«, bestätigte ich ihm.
»Wie dem auch sei. Mir wurde alles erzählt und die nötigen Unterlagen sind bereits eingereicht worden. Allerdings, findet Ihre Verhandlung erst nächste Woche statt. Einen schnelleren Termin, konnte selbst ich nicht bekommen. Aber da die Anklage nichts vorzubringen hat und man auch keine Durchsuchung bei Ihnen vornehmen konnte, geschweige denn einen Durchsuchungsbeschluss bekommen hat, aufgrund der Aussage einer alten, verbitterten Frau, die Ihre Mutter zu glauben scheint und da gebe ich jetzt die Worte Ihrer Verlobten wieder, ist die Anklage nicht imstande, die Beschuldigungen gegen Sie aufrecht zu halten.«
Na das klang doch super, das hieß, nur noch ein paar Tage durchhalten.
»So, das war es schon. Wir sehen uns nächste Woche bei Gericht.« Der Anwalt stand auf und nahm seine Tasche.
»Würden Sie mir noch einen Gefallen tun? Meine Clubweste holen und meiner Verlobten bringen? Sie soll sie mir bei der Verhandlung mitbringen.«
Der Mann nickte mir zu und verließ den Raum.
Warten! Wie ich das hasste! Vor allem, wenn ich dringend zu meinem Mädchen wollte.
***
Am Wochenende bekam ich endlich Besuch. Auch das hatte mir mein Anwalt ermöglicht, wie ich erfahren hatte. Nur war es nicht die Person, die ich so dringend sehen wollte.
»Wie geht es dir?«
Luck sah müde aus und ziemlich abgekämpft.
»Das sollte ich wohl eher dich fragen. Was ist da draußen los, dass du so fertig bist?«
Er sah zur Seite und dann wieder zu mir. »Nichts, das ich nicht im Griff habe. Mach dir keine Sorgen. Konzentriere dich auf die bevorstehende Verhandlung.«
Ich lehnte mich auf dem Tisch nach vorne. »Hör auf, mich zu verarschen. Sag mir sofort, was los ist.«
Er zögerte und in mir breitete sich Sorge aus. »Es ist Letty. Sie schläft sehr schlecht, hat immer wieder Albträume, die sie die halbe Nacht wachhalten. Dann kommt noch das Studium dazu und die ganzen Geschäfte. Es ist gerade etwas schwierig, aber das bekommen wir schon hin.«
Gut, ich konnte mir vorstellen, dass es meinen Freund schlauchte, sich die Nächte um die Ohren zu schlagen und dann auch noch nach den Geschäften zu sehen. Doch irgendwas sagte mir, dass da noch etwas war.
»Da ist noch was. Ich sehe es dir an. Was ist es?«
Seufzend lehnte Luck sich zurück. »Du kennst mich einfach zu gut. Ja, wir haben da noch ein paar Probleme. Aber das besprechen wir erst, wenn du raus bist. Hier drinnen, würde es dich nur wahnsinnig machen.«
Damit war das Thema für meinen Stellvertreter durch, das wusste ich. Also gab ich mich damit zufrieden.
»Wieso ist Letty nicht dabei?«, stellte ich ihm die Frage, die mich schon die ganze Zeit beschäftigte.
»Ich habe sie Zuhause gelassen, ihr geht es tagsüber etwas besser und ich wollte sie nicht aufs Neue all dem hier aussetzen. Sie vermisst dich schrecklich und jeder bekommt es mit. Doch zeigt sie nur Zuhause ihre Schwäche. Entweder weint sie, oder sie hat ausgesprochen schlechte Laune.«
Ich strich mir die Haare nach hinten. Auch ich vermisste sie schrecklich und hätte ich nicht den Sport, würde ich wahrscheinlich durchdrehen.
»Vier Tage. Irgendwie müssen wir beide schaffen, das noch durchzuhalten.«
Luck nickte. »Wird Zeit, dass du nach Hause kommst.«
Wir verabschiedeten uns, nachdem wir noch ein paar geschäftliche Angelegenheiten geklärt hatten.
Nicht mehr lange, dann konnte ich mein Mädchen wieder im Arm halten. Es gefiel mir gar nicht, dass es ihr so schlecht ging und der Ausdruck auf Lucks Gesicht, als er von seiner Schwester sprach, gefiel mir sogar noch viel weniger. Er verheimlichte mir etwas. Ganz klar hatte ich die Sorge um Letty bemerkt und malte mir schon das Schlimmste aus.
Eine Woche, eine gottverdammte Woche hatte ich jetzt überstanden.
Letzte Woche war ein Anwalt bei uns aufgetaucht und hatte uns mitgeteilt, dass er den Fall von Rider übernehmen würde. Wir waren anfangs perplex, da wir selbst noch auf der Suche nach einem geeigneten waren. Doch als er uns dann den Ablauf erklärte, waren wir schnell überzeugt.
Dass ich allerdings zwei Wochen auf die Verhandlung warten musste, gefiel mir ganz und gar nicht. Was ich natürlich, auch ziemlich deutlich zu verstehen gab.
Luck schaffte es nur mühsam, mich zu beruhigen. Der Schlafmangel, die täglichen Anstrengungen und diese ganze Ungewissheit, machten mir zu schaffen. Wir klärten auch noch die Angelegenheit mit Riders Mutter und der Anwalt fand es gut, dass ich sie aus der Reserve gelockt hatte. Er würde sich darum kümmern, dass die Anzeige gegen sie noch vor der Verhandlung raus war. Somit wäre sie als Zeugin, komplett unglaubwürdig und wir wären auf der absolut sicheren Seite.
***
Nun stand ich vor der fertig hergerichteten Scheune und wartete auf die Anhänger mit den Pferden. Crow, mein Geschäftspartner und President des Chapters aus Louisville, hatte mir zugesichert, dass heute die Tiere ankommen würden. Unsere Vereinbarung war klar, er schickte mir alle Tiere, die, nun sagen wir, Problemfälle waren. Außerdem würden weitere Tiere kommen, mit denen gezüchtet werden sollte.
Es dauerte nicht lange, bis die Autos mit den Hängern vorfuhren. Die Tiere waren unruhig, das bekam ich sofort mit.
»Hi, bist du Letty?«
»Ja«, bestätigte ich ihm.
Der Member reichte mir einen Ordner mit Unterlagen. Darin befanden sich alle Dokumente für die Tiere und unser Vertrag.
»Danke.« Ich wies die Männer an, wo sie die Tiere hinbringen sollten und wohin das Futter, sowie das Zubehör kamen.
Zwei Stunden später war alles erledigt und die Männer zogen wieder ab. Nun gab es nur noch die Member und Prospects aus Riders Club, die mir von nun an helfen würden.
Sie hatten sich freiwillig gemeldet, für diese Arbeit. Die meisten, hatten aufgrund ihrer Vorstrafen, keine normalen Jobs gefunden und waren froh, dass ich zugestimmt hatte, dass sie helfen konnten. Sie lernten sehr schnell, sodass ich mich mit Black, meinem Lieblingspferd, beschäftigen konnte. Der schwarze Mustang, den ich Crow abgeschwatzt hatte.
Ich liebte dieses Tier, auch wenn es noch recht wild war. Sobald er aus dem Hänger raus war, hatte er mich erkannt und war sofort munter geworden.
***
Nun arbeitete ich seit zwei Tagen mit ihm und er machte tolle Fortschritte.
Es war Montag und ich musste zur Uni, auch wenn mir das nicht gefiel. Aber der Alltag half mir, mich abzulenken.
Finn und ich hatten uns angefreundet. Er war ein toller Kerl, auch wenn er stockschwul war. Wir hatten viele Kurse zusammen, daher verbrachten wir einen Großteil der Woche miteinander. Obwohl wir uns erst kurz kannten, entging ihm nicht, dass etwas mit mir nicht stimmte.
»Sag mal Süße, willst du nicht mal was essen? Du wirst ja immer dünner. Irgendwann fällst du noch vom Fleisch.«
Jetzt fing er auch noch damit an.
»Ach was, das ist nur der Stress der letzten Tage. Das legt sich schon wieder.« Ungläubig sah er mich an, doch wir mussten zur Vorlesung und er ließ es für den Moment gut sein.
Deacon verabschiedete sich von mir und ich winkte ihm zu. Seit ich morgens so müde war, wollte Luck nicht mehr, dass ich meine eigene Maschine nahm und so fuhren entweder Luck, Deacon oder Menson mich zur Uni.
Die Vorlesungen verlangten mir viel ab und ein paar Mal nickte ich auch weg. Doch die Angst vor weiteren Albträumen, ließ mich immer wieder hochschrecken.
»Okay Süße, was ist los? Irgendetwas quält dich doch?« Finn sah mich nachdenklich an.
Ich sah zum Professor nach vorne, aber der war voll und ganz auf die Tafel und seine Erklärungen konzentriert.
Also sah ich wieder Finn an. »Ich schlafe im Moment nicht so gut, das ist alles. Es wird bald wieder besser.«
Er lehnte sich weiter zu mir rüber. »Sag mal, behandelt dich dein Freund nicht gut? Es sah am Anmeldetag so aus, als wäre er ganz vernarrt in dich.«
Bäm, da war es wieder! Dieses Gefühl, das mir die Lungen zerquetschte und sich wie ein Schraubstock um mein Herz legte. Ich musste ein paarmal durchatmen, bevor ich ihm antworten konnte.
»Er, er ist momentan nicht da. Aber ich denke, er kommt nächste Woche wieder. Zumindest hoffe ich das.«
Finn zog die Augenbraue hoch und sagte ein paar Momente nichts. »Was hältst du von einem Filmabend? Wir können Popcorn machen und mal so richtig mit dem ganzen süßen Zeug über die Stränge schlagen.«
Er ahnte etwas, ich konnte es an seinem Blick sehen. Aber anscheinend wollte er, aus Freundschaft zu mir, nicht weiter nachbohren.
»Ähm, im Prinzip gerne. Aber ich muss Zuhause nach den Tieren sehen.«
»Gut, dann komme ich eben mit zu dir. Ist doch auch kein Problem, oder?«
War es das?
»Ich kläre es mit meinem Bruder ab, ob er uns mit dem Wagen holen kann.«
Genau in dem Moment klingelte es und die Vorlesung war vorbei.
Ich zog mein neues Handy, aus meiner Tasche. Eine der wenigen gespeicherten Nummern, gehörte meinem Bruder.
»Hey Letty, schon fertig?«
Er ging immer sofort ran, egal wann ich anrief.
»Hey. Nein noch nicht, hab noch eine Vorlesung. Ich wollte nur fragen, ob du mich und Finn mit dem Wagen abholen könntest. Wir wollen einen Filmabend machen.«
Er sprach mit jemandem, dann hörte ich ihn klarer. »Kein Problem. Ich hol euch, wenn ihr fertig seid. Wenn Finn will, kann er auch über Nacht bleiben. Das untere Schlafzimmer, ist ja noch frei.«
Überrascht, dass mein Bruder einen Außenstehenden zu uns ließ und sogar über Nacht, verblüffte mich doch sehr.
»Moment, ich frag ihn«, brachte ich dann schließlich hervor.
»Mein Bruder fragt, ob du über Nacht bleiben willst. Dann würden sie uns morgen früh, gemeinsam zur Uni bringen.«
»Sicher, cool. Gerne.«
Lächelnd erklärte ich Luck den Weg zu seinem Wohnheim und legte dann auf.
»In die geheiligten Hallen, der Devils on the Road. Ich bekomme gerade Herzflattern.« Dabei fächerte sich Finn theatralisch Luft zu.
»Wohl eher in die Höhle ihres Chefs. Du kannst dich geehrt fühlen. Sie lassen sonst niemanden so nah an sich heran.«
Jetzt quiekte er vergnügt. »Ich glaube, mein Schlüpfer wird feucht. Das wird ein Spaß.«
Ich musste lachen und es tat gut, für einen Moment meine Sorgen zu vergessen.
Nach der letzten Vorlesung liefen wir zum Wohnheim und in Finns Zimmer. Dort räumte er alles zusammen, was er brauchte. Man hatte der Kerl viele Dinge. Ich lachte in mich hinein.
Als er endlich fertig war, nach einer gefühlten Ewigkeit, verließen wir gemeinsam das Wohnheim.
»Na, sieh mal einer an, wen wir dahaben. Wieder auf Männerfang? Einer reicht dir wohl nicht, was?«
Fyona, meine persönliche Pestbeule auf zwei Beinen. Ich sah Deacon an, der mittlerweile mit Luck eingetroffen, nur den Kopf schüttelte über diese Blödheit. Auch Luck schien perplex zu sein, über diese Aussage.
Fyona hatte sich neben ihn gestellt und griff nun selbstbewusst nach dem Arm meines Bruders. Ich verschränkte nur die Arme und betrachtete sie kritisch.
»Und du Fyona, hast du nicht langsam Schwierigkeiten beim Laufen? Man sollte meinen, dass, wenn man die Beine so oft und soweit auseinandermacht wie du, es Probleme macht, noch zu gehen.«
Finn neben mir brach in Gelächter aus und auch Deacon und Luck lachten mit.
»Wer von uns ist hier die größere Schlampe? Wie viele vom Club hattest du denn schon, jetzt wo der Chef im Knast hockt?«, schoss Fyona zurück.
Es wurde mucksmäuschenstill und jeder sah Fiona finster an. Luck löste die Schnalle von seinem Arm und schob sie von sich. Warum er das noch nicht früher gemacht hatte, war mir ein Rätsel.
Zu unser aller Überraschung stürmte Finn nach vorne und knallte ihr eine, dass es richtig schallte.
»Was fällt dir ein, sie als Schlampe zu bezeichnen, du benutztes Kondom auf zwei Beinen. Misch dich nicht in Dinge ein, die dich nichts angehen und am besten hältst du ganz schnell die Klappe, denn sonst werde ich sie dir mit Superkleber versiegeln. Dann wollen wir doch mal sehen, ob dich noch mal ein Kerl anschaut, wenn du ihm nicht mehr die Eier lecken kannst, um dich beliebt zu machen.«
Wow, das hatte gesessen. Ich musste zugeben, dass ich beeindruckt von Finn war. Ich war zwar immer noch geschockt, aber das musste ich ihm lassen, wenn er sauer war, konnte mein neuer Freund ordentlich austeilen.
Luck kam zu mir und legte mir den Arm um die Schultern.
Die kleine Pestbeule hatte anscheinend noch nicht genug, denn sie fing sich schnell wieder.
»Schau dir doch deine ach so tolle Freundin an, sie springt von einem Kerl zum nächsten und niemanden scheint es zu kümmern«, geiferte sie.
Jetzt schien auch Luck der Geduldsfaden endgültig zu reißen, denn er ließ mich los und trat ganz nah an das ,ich lasse jeden Mal über mich drüber rutschen, Ding.
»Wenn dir dein Leben lieb ist, solltest du ganz schnell das Weite suchen. Ich habe die Schnauze gestrichen voll davon, wie du über meine SCHWESTER redest. Ich gebe dir jetzt einen guten Rat und es wäre besser für deine Gesundheit, wenn du ihn befolgst. Halt dich von ihr fern! Wenn du sie siehst, geh in die andere Richtung. Wir haben unsere Augen überall und sollte mir zu Ohren kommen, dass du dich nicht darangehalten hast, werde ich dich finden und dir zeigen, was und wer ich bin und warum ich der Stellvertreter unseres Clubs bin.« Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um, kam auf mich zu und hielt mir die hintere Wagentür auf.
Schweigend setzte ich mich hinein. Deacon und Luck stiegen vorn ein, Finn und ich hinten. Keiner von uns sagte ein Wort, bis wir zuhause waren.
»Ist das dein Ernst? Hier wohnst du?« Finns Blick wanderte von mir zum Haus, immer wieder, hin und her.
»Komm schon, du Spinner«, grinste ich, stieg aus und folgte Luck die Treppe nach oben.
»Alles in Ordnung?«, wollte mein Bruder wissen.
»Geht schon. Ich mache mir nur Sorgen um heute Nacht.«
Verständnisvoll nickte mein Bruder, er wirkte müde und bedrückt.