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Buch 1 von 2 ------------------------------------------------------- Letty fällt aus allen Wolken, als ihr Vater ihr mitteilt, dass sie den Nachbarsfarmersohn heiraten soll. Natürlich wehrt sie sich dagegen, verschachert zu werden, zumal sie ihn absolut nicht leiden kann. Fieberhaft überlegt Letty, was sie tun soll. Eigentlich bleiben ihr nur zwei Möglichkeiten: Entweder weglaufen, nicht unbedingt der brillanteste Ausweg, oder jetzt schon zur Uni verschwinden. Letty ist verzweifelt und weiß nicht, was sie tun soll, auch spitzt sich die Lage Zuhause immer mehr zu. Rider, Biker, heiß, dominant und ein absoluter Arsch. Sein Leben ist der Club der Devils on the Road. Für ihn als President zählt kaum etwas anderes. Bis er sie nach Jahren wiedertrifft. Die kleine Schwester seines besten Freundes sollte tabu für ihn sein, dennoch weckt sie Gefühle in ihm, gegen die er sich nicht wehren kann. Als er mitbekommt, dass sie weg aus ihrer Heimatstadt will und sie denselben Weg haben, sieht er seine Chance, ihr näherzukommen. Heiß entflammt die Leidenschaft zwischen ihnen, doch stellt er sich die Frage, ob sie mit dem Clubleben klarkommt. Denn Motorradfahren ist nicht das Einzige, was er und seine Männer machen. -------------------------------------------------------- Dieses Buch enthält explizite Szenen -------------------------------------------------------- Die gesamte Geschichte hat 256 Taschenbuch Seiten ------------------------------------------------------- Serie: Devils on the Road -Cowgirl trifft auf Biker – Band 1 -Biker Girl – Band 2 Burning Guns: -Ein verhängnisvolles Geschäft -Bleiben oder nicht?
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Seleni Black
Impressum:
Copyright © 2024
Seleni Black
c/o WirFinden.Es
Naß und Hellie GbR
Kirchgasse 19
65817 Eppstein
Covergestaltung: Copyright © 2024
Seleni Black
Coverbilder: Adobe Stock
Korrektur:
Annett Heidecke 2019
Katharina H. 2021
Beth .B.H. 2024
Stand: November 2024
Erste Deutsche Auflage
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf ohne Zustimmung der Autorin nachgedruckt oder anderweitig verwendet werden.
Die Ereignisse in diesem Buch sind frei erfunden. Die Namen, Charaktere, Orte und Ereignisse entsprechen der Fantasie der Autorin, oder wurden in einen fiktiven Kontext gesetzt und bilden nicht die Wirklichkeit ab. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen, tatsächlichen Ereignissen, Orten, Markennamen oder Organisationen sind rein zufällig. Alle Rechte liegen bei den jeweiligen Eigentümern.
Kennt ihr das Gefühl, nicht mehr über das eigene Leben bestimmen zu können?
Tja, mir ging es auf jeden Fall so. Ganz besonders in diesem Moment, denn gerade eben hatte mir mein Vater gesagt, dass ich diesen schmierigen, eingebildeten Arsch von Nachbarsjungen heiraten sollte. Hallo? Ich war erst neunzehn und hatte ganz bestimmt keine Lust, mein Leben an der Seite dieses Mistkerls zu verbringen.
»Nein. Auf gar keinen Fall werde ich das tun!«
Mein Vater baute sich vor mir auf. »Du wirst, ob du willst oder nicht. Unsere Farm braucht diese Verbindung. Mit dem zusätzlichen Land, welches wir dadurch bekommen, könnten wir die Weiden vergrößern und haben auch noch weiteres Anbauland.«
Er war immer nur auf den Profit aus. Wie ich mich aber bei dieser Sache fühlte, war ihm völlig egal.
»Nein, lieber sterbe ich!« Damit drehte ich mich um und rannte in mein Zimmer, wo ich die Tür hinter mir zuwarf und absperrte. Ich hatte es so satt. Diese Farm würde mein Verderben bedeuten. Immer hieß es, »Leticia, kümmere dich um die Pferde« oder »Leticia, heute kannst du nicht zur Schule, die Felder müssen bestellt werden.«
Wie ich meinen Einser-Durchschnitt hatte halten können, war mir bis heute ein Rätsel. Genauso der Abschluss. Ich hatte das Zeugnis, als eine der Besten des Jahrganges erhalten.
Jetzt wollte ich aufs College gehen, doch mein Vater hielt das für Zeitverschwendung. Außerdem hatte er andere Pläne für mich, beteuerte er immer. Ja klar, mich wie Vieh an den Meistbietenden zu verschachern! Toller Plan! Ich wollte nicht hier auf dem Land versauern.
Ein Wagen näherte sich unserem Haus und mit Schrecken musste ich feststellen, dass es der Nachbarsarsch mit seinem Vater war.
»Leticia, komm nach unten und sag Hallo«, rief mein Vater nach mir.
»Nein!«, antwortete ich ihm trotzig.
»Du kommst sofort nach unten und begrüßt deinen Verlobten, sonst bekommst du die Konsequenzen zu spüren.«
»Und wenn du mich zu Tode prügelst, ist mir das tausend Mal lieber, als bei dieser Scheiße mitzumachen. Nie im Leben werde ich diesen Arsch heiraten.« Mir war durchaus bewusst, dass die beiden Gäste mich hörten, aber das wollte ich auch. Sollten sie nur wissen, dass ich bei der Sache nicht mitmachte. Vielleicht waren sie ja so schlau und verstanden, dass ich niemals einwilligen würde. Und wenn ich ganz viel Glück hatte, würden sie das alles vergessen.
»LETICIA!«, brüllte nun mein Vater.
Gott, wie ich meinen Namen hasste, besonders, wenn er voll ausgesprochen wurde. »NEIN!«, brüllte ich zurück, dann drehte ich meine Musikanlage auf, damit ich nichts mehr hören konnte.
Irgendwann sah ich, wie die beiden wieder wegfuhren und drehte meine Musik leiser. Ein leises Klopfen ließ mich von meinem Buch aufsehen.
»Letty, mach bitte auf.«
Meine Mutter war die liebste Frau, die ich kannte. Immer half sie mir, wo sie nur konnte. Sie war immer freundlich und erhob nur sehr selten ihre Stimme. Nur leider konnte sie sich nicht gegen meinen Vater durchsetzen.
Ich schloss die Tür auf und ließ sie in mein Zimmer.
»Es tut mir so leid, mein Schatz. Ich weiß auch nicht, was auf einmal mit deinem Vater los ist. Hier, ich habe dir dein Abendessen mitgebracht.« Sie stellte einen Teller mit Broten auf meinen Schreibtisch. »Dein Vater sagte zwar, es würde nichts für dich geben heute, aber er ist nicht da, also ist es egal, was er sagt.«
»Mom, wieso lässt du dir das von ihm gefallen?« Wieso ich sie das fragte? Wenn ich das nur wüsste.
»Manchmal muss man bestimmte Dinge ertragen, um Personen, die man liebt, zu schützen.« Dabei sah sie mich an und lächelte schwach.
Da wurde mir klar, dass meine Mutter in derselben Lage war wie ich und gezwungen wurde, jemanden zu heiraten, den sie weder kannte, noch liebte.
Da ich das Nesthäkchen der Familie war, würde sie so lange nicht von hier weggehen, bis für mich gesorgt war. Ich hatte noch einen älteren Bruder, doch Luck war schon seit vier Jahren weg. Nach einem heftigen Streit mit unserem Vater, hatte er seine Sachen gepackt und war einfach gegangen. Seitdem war er nie mehr wiedergekommen.
Ich hatte damals bitter geweint, ich liebte meinen Bruder über alles und dass er fort war, tat bis heute weh. Doch als die ersten Postkarten eintrafen, wusste ich, er hatte mich nicht vergessen. Und so schrieb er mir Postkarten, wann immer er auf Reisen war. Doch das Schönste war, dass ich ihm Nachrichten aufs Handy schicken konnte, wann immer ich wollte. Er hatte mir auf drei Postkarten Zahlen geschrieben und mit der vierten Karte erklärt, dass es seine Nummer wäre, wenn ich sie zusammensetzte. Er antwortete mir sofort und war für mich da, wenn ich ihn brauchte. Warum ich ihm aber diese neueste Sache nicht schrieb, verstand ich selbst nicht.
Jeden Tag fing ich die Post ab, um zu verhindern, dass mein Vater die Collegebriefe fand. Durch meine Noten hatte ich durchaus die Möglichkeit, ein Stipendium zu ergattern. Mein Entschluss stand fest, ich würde von hier weggehen.
»Mom, ich muss hier weg. Ich kann das alles nicht mehr.«
Verständnisvoll nickte sie. »Ich weiß mein Kind, und ich würde dir so gerne helfen.«
Ich wusste, würde ich heute sagen, ich haue ab, sie würde mir noch beim Packen helfen und mich in die Stadt zum Bus bringen. »Danke, Mom.« Wir beide wussten, dass ich nur noch auf eine Collegeantwort wartete, dann erst würde ich mich entscheiden, wie es weitergehen würde.
Meine Mutter gab mir einen Kuss auf die Stirn und verließ mein Zimmer. Ich selbst sah mir noch einen Film an und ging danach schlafen, da die Tage hier sehr früh begannen.
***
Drei Tage später, war die Stimmung weiterhin im Keller und mein Vater wich nach wie vor nicht von der Idee ab, mich zu verheiraten. Selbst das Einmischen meiner Mutter hatte nichts gebracht, er blieb stur und bestellte sogar schon die Einladungskarten.
Zwischen ihm und mir herrschte Funkstille und jedes Mal, wenn er mit mir redete, war es wegen dieser Heiraterei. Immer wieder sagte ich ihm, dass ich da nicht mitmachen würde, es war ihm egal. Er deutete nur an, wenn ich mir nicht bald ein Kleid besorgen würde, würde er es tun. Denn ganz bestimmt würde er nicht zulassen, dass ich in Jeans und Hemd heiratete.
Da mein Vater heute geschäftlich unterwegs war, hatte ich frei. Mom würde meine Aufgaben übernehmen und ich konnte meine Freundin Molly besuchen. Damit ich schneller dort war, nahm ich mein Motorrad, denn sie wohnte fast eine halbe Stunde entfernt. Mit meiner Maschine würden es nur zwanzig Minuten sein, da ich querfeldein fahren konnte.
Ich liebte es, über die Felder zu rasen, dabei hatte ich immer das Gefühl, ich wäre frei. Niemand, konnte mir in diesem Moment etwas anhaben.
Als ich ankam, sprang Molly aus dem Haus und zu mir rüber. Sie war immer fröhlich und schien keine Sorgen im Leben zu haben. Gut, sie hatte wunderbare und nette Eltern, was ihr das Leben deutlich vereinfachte. Außerdem war sie Einzelkind und hatte somit deutlich mehr Spielraum in ihrem Tun, da ihre Eltern sie verhätschelten.
»LETTY«, schrie Molly und fiel mir in die Arme.
»Hey Molly, wie ich sehe, geht es dir gut.«
Meine Freundin sah mich an und grinste breit. Sie hatte eine kräftige Statur, kurze braune Haare und braune Augen. Sie sah gut aus und durch ihre fröhliche Natur, musste man sie einfach gernhaben.
»Sicher! Du dagegen siehst schrecklich aus. Was ist denn los?«
»Mir geht es auch nicht so gut. Ich muss dir da unbedingt was erzählen.« Wir setzten uns auf die Veranda und ich legte los.
Als ich fertig war, schwieg Molly, dann sprang sie auf und begann umherzuwandern.
»Das kann doch nicht sein Ernst sein? Diesen kleinen Pisser sollst du heiraten? Gott, ich würde sterben, würden meine Eltern mich dazu zwingen.«
»Na, was glaubst du wohl, wie ich mich fühle. Aber wenn alles klappt, bekomme ich in den nächsten Tagen meinen Brief, auf den ich warte und dann bin ich weg. Soll mein Vater ihn doch heiraten, wenn er so auf eine Hochzeit besteht.«
Molly fing an zu lachen, doch dann sah sie mich traurig an. »Aber, wenn du weggehst, sehen wir uns ja gar nicht mehr.«
»Ich werde dich, so oft ich kann, besuchen kommen. Das versteht sich von selbst. Nur, ich kann hier nicht mehr bleiben.«
Sie nickte, doch der traurige Ausdruck blieb.
»Lass uns einfach die Zeit, die wir noch zusammen haben, so gut es geht nutzen.«
Jetzt lächelte sie wieder. »Dann würde ich sagen, wir reiten aus.«
Gesagt, getan.
Der Stall von Mollys Eltern war fantastisch, hier gab es Morgan Horses, ThoroughbredHorses, Appaloosa Horses und noch viele andere wundervolle Tiere. Ich selbst bevorzugte ja das Thoroughbred Pferd, ein wundervolles Tier. Schnell sattelten wir unsere beiden Tiere und gingen aus dem Stall.
Wir unterhielten uns über alles, was uns einfiel. Machten an einem kleinen Bach Rast und begannen eine kleine Wasserschlacht, was bei den Sommern hier in Kansas manchmal echt gut tat.
Nachdem wir einige Zeit auf der Wiese lagen und trockneten, machten wir uns wieder auf den Rückweg. Es wurde Zeit für mich, nach Hause zu fahren. Ich hatte Mom versprochen, auf dem Rückweg noch einzukaufen und das wollte ich erledigt haben, bevor mein Vater zurück war. Einer der Farmarbeiter nahm uns die Pferde ab, um sie zu versorgen und trocken zu reiben. Wir selbst gingen zu meiner Maschine.
»Du musst mich unbedingt auf dem Laufenden halten und wehe, du gehst einfach, ohne dich von mir zu verabschieden.«
»Als würde ich so etwas tun. Ich schreib dir, sobald ich Neuigkeiten habe. Bye.« Damit startete ich meine Maschine und mein Bike schoss mit mir davon. Dieses Mal nahm ich die Straße, hier konnte ich noch mehr Gas geben.
Etwa auf halber Strecke begann meine Maschine zu mucken, stotterte ein paar Mal und dann Stille.
»Mist, verdammter. Das darf doch jetzt wohl nicht wahr sein«, fluchend stieg ich ab und begann, nach der Ursache zu suchen. Zum Glück kannte ich mich damit aus. Luck hatte mir alles darüber beigebracht, was mir nun zugutekam.
Ich tippte auf die Batterie, denn alles andere wäre ruckartig passiert und nicht so schleichend. Dann würde ich wohl schieben müssen. Was aber wiederum bedeutete, ich käme zu spät.
Schöner Mist!
Nach etwas mehr als einer Meile, war ich nass geschwitzt und hatte echt die Nase voll. Doch ein Biker, ließ nie seine Maschine zurück. Also, schob ich weiter.
Ein stetiges Dröhnen, das immer lauter wurde, riss mich aus meiner Lethargie. Als ich mich umdrehte, sah ich mehrere Bikes sich schnell nähern. Ich versuchte mich rechts zu halten, in der Annahme, dass sie vorbeirasen würden. Doch sie wurden langsamer und stoppten neben mir. Ganz toll, zwanzig Männer, die nicht besonders freundlich aussahen. Angst kroch mir den Rücken hinauf. Was nun?
»Kann man helfen?«, fragte mich der Anführer und fixierte mich mit seinen schwarzen Augen.
»Nein danke. Ich komm schon klar. Ist nur die Batterie, ich habe es nicht mehr weit.« Immer freundlich bleiben, vielleicht ließen sie mich dann in Ruhe.
Leider hatte ich nicht so viel Glück. Der Typ stieg ab und zog seinen Helm vom Kopf. Gott sah der Typ gut aus. Ungefähr einen halben Kopf größer als ich, gebräunt, dunkelbraune, fast schwarze Haare, schwarze Augen, zumindest sah es danach aus, schwarze Jacke und Hose. Viel Schwarz, aber ihm stand es ausgesprochen gut.
Ohne mich anzusehen oder auf meinen Kommentar einzugehen, ging er um meine Maschine herum und betrachtete mein Bike. Langsam wurde mir richtig mulmig.
»Ja, ist die Batterie, aber die Zündkerzen könnten auch mal wieder gewechselt werden.«
Er zog einen kleinen Zweig heraus und sah mich mit hochgezogener Augenbraue an.
»Gerne querfeldein, was? Erklärt das Aussehen der Maschine.«
Einem Impuls folgend, tat ich es ihm gleich und zog ebenfalls die Augenbraue hoch. »Was soll ich sagen, Straße fahren kann jeder. Im Gelände beweist sich, wer es tatsächlich kann.« Tiefe Bässe und Baritone drangen an mein Ohr. Das Lachen von mehreren Männern war zu hören, doch als der Mann vor mir in die Runde sah, schwiegen schlagartig alle.
»Du bist schlagfertig, das gefällt mir. Ich bringe dich zurück, komm.«
Verdutzt sah ich ihn an. »Nein, ich lasse meine Maschine hier nicht zurück.«
»Wer sagte denn etwas von zurücklassen? Mike wird sich um dein Bike kümmern und es dir nach Hause bringen. Oder zumindest bis zur Einfahrt.«
Mike? Skeptisch sah ich zu dem Mann, auf den er zeigte. Dieser lächelte mich an und schob seine eigene Maschine nach vorne, um sie hinter meine zu stellen. Ein Berg von einem Mann. Da nicht zurückzuzucken, war definitiv eine Leistung.
Das Klingeln meines Handys riss mich aus meinen Überlegungen. »Ja?«
»Letty, du musst noch einkaufen. Wo bist du denn? Ich dachte, du wolltest früher zurückkommen?«
Mist, ein Blick auf die Uhr sagte mir, ich war spät dran.
»Ich fahre direkt in die Stadt und erledige alles, bin bald zurück.« Schnell legte ich auf, bevor sie noch weitere Fragen stellen konnte, dann wendete ich mich dem Mann vor mir zu.
»In Ordnung, ich fahre mit. Aber nur, weil ich es wirklich eilig habe.«
»Drück es aus, wie du willst, mir egal.«
Ohne ein weiteres Wort stieg er auf und ich setzte mich hinter ihn. Vorsichtig legte ich meine Hände auf seine Hüfte und hoffte, dass das reichen würde. Er jedoch griff nach beiden Händen und legte sie fest um sich.
»Festhalten, wir wollen ja nicht, dass du runterfällst. Sag meinem Mann, wo er die Maschine hinbringen soll, damit wir loskönnen.«
Ich schnaubte verächtlich. Ich hasste es, wenn man mich herumkommandierte, aber da die Zeit ablief, fügte ich mich, für den Moment.
»Einfach weiter die Straße runter. In etwa zwei Meilen kommt die Einfahrt zu unserer Farm, dort kannst du es an den Baum lehnen.«
Der Mann nickte und packte allen Ernstes beide Maschinen und begann loszulaufen.
Mir blieb keine Zeit, lange darüber nachzudenken, denn schon startete der Mann vor mir sein Bike und rauschte los. Es war ein ganz anderes Gefühl hinter jemandem zu sitzen, als selbst zu fahren und doch passte ich mich ihm schnell an.
So rasten wir über die Straße in die Stadt hinein. Natürlich starrten uns alle an, denn es kam wirklich nur sehr selten vor, dass sich Biker hierher verirrten.
Nachdem alle ihre Motorräder abgestellt hatten, stieg ich ab und richtete mir meine Haare neu. Durch die viele Sonne waren sie hellblond geworden, was einen totalen Kontrast zu meinen dunklen Augen ergab.
»Danke fürs Mitnehmen«, sagte ich, als mein Zopf wieder saß.
»Keine Ursache. Jetzt kannst du uns weiterhelfen. Wo findet man hier einen Platz zum Schlafen, der für uns alle reicht?«
Lachend deutete ich auf das einzige Hotel der Stadt. »Da drüben dürftet ihr genug Platz für alle haben. Was anderes gibt es hier nicht, es sei denn, ihr wollt unter freiem Himmel die Nacht verbringen.« Nickend wandte er sich zum Gehen und drehte sich nicht mal mehr um. Ein »Danke« wäre ja echt nett gewesen, aber ich konnte mir schon vorstellen, dass dieses Wort nicht in seinem Wortschatz vorkam.
Schnell machte ich mich auf den Weg, um alles zu besorgen, was meine Mutter brauchte. Hank der Ladenbesitzer, war so nett und gab mir eine Tasche, in der ich alles verstauen konnte.
»Soll ich dich nach Hause fahren?«, erklang eine Stimme hinter mir.
Erschrocken drehte ich mich um und sah in das Gesicht von Arschloch, meinem zukünftigen Verlobten, wenn es nach meinem Vater ging.
»Nein, da lauf ich lieber.« Ohne ihn weiter zu beachten, nahm ich meine Sachen und verließ den Laden. Natürlich folgte der Trottel mir.
»Stell dich nicht so an, ab sofort wirst du dich an den Gedanken gewöhnen müssen, in meiner Nähe zu sein. In einer Woche ist die Hochzeit.«
»Ich schlag dir die Zähne ein, wenn du mir zu nahekommst. Ich habe diesem Mist nie zugestimmt und werde es niemals tun! Also schlag es dir am besten ganz schnell aus dem Kopf. ES, WIRD, KEINE, HOCHZEIT, GEBEN«, fast keifte ich die Worte, wobei Ärger und Angst in gleichen Teilen in mir wüteten. Die schwere Tasche über der Schulter wollte ich loslaufen, als er mich am Arm packte und zurückzog.
»Du wirst zustimmen, notfalls mit Zwang. Ich habe keine Lust auf deine Spielchen. Also hör auf, rumzuzicken und füge dich, wie jede andere vernünftige Frau auch.«
»Was glaubst du eigentlich, wer du bist, du Schrumpfhoden. Lass deine dreckigen Finger von mir, sonst passiert ein Unglück, das deinem Gemächt nicht guttun wird.« Er packte nur fester zu und ich war mir absolut sicher, dass es blaue Flecken geben würde.
Schlagartig ließ er mich los und ich sah überrascht, wie er zu Boden ging.
»Ich glaube, die Lady hat mehr als deutlich gemacht, dass sie in Ruhe gelassen werden will.«
Mister, Dunkel und Gefährlich war wieder da. Ich sag mal, just right in time. Verwirrt sah Arsch zu uns auf, die Augen weit aufgerissen und ehe wir es uns versahen, rannte er wie ein Hase davon.
»Feigling«, lachte Mister Dunkel, seine Stimme war tief und sexy. »Wer war denn dieser Looser?«
»Mein Verlobter. Zumindest will das mein Vater so.« Das Lachen verschwand aus seinem Gesicht und sein dunkler Blick richtete sich auf mich.
»Und was willst du?«
Tja, was wollte ich? Unwillkürlich entwischte mir ein Knurren. »Ich will nur, so weit wie möglich von hier weg. Ich hoffe, dass ich es noch vor Ende der Woche schaffe. Ich fürchte, dann wird mir die Pistole auf die Brust gesetzt. Eine Hochzeit unter Zwang erwartet mich sonst und das meine ich wörtlich.«
»Sie wollen dich zwangsverheiraten?« Ungläubig sah er mich an.
»Wir sind hier auf dem Land, da herrschen andere Regeln, als in der großen Stadt. Frauen haben zwar laut Gesetz alle Rechte. In natura sieht es aber anders aus. Der Mann ist der Herr im Haus und die Frau hat sich zu fügen.«
»Du scheinst mir aber nicht die Art Frau zu sein, die sich fügt.« Er gestikulierte frech grinsend Gänsefüßchen, während er diesen Satz raushaute.
Ich musste lachen. »Daher meine Pläne, von hier zu verschwinden. Ich warte nur noch auf einen Brief, dann geht es los.«
»Welcher Brief kann so wichtig sein, dass du weiterhin hierbleibst?«
Nun zog ich mir die Tasche fester über die Schulter und sah ihm tief in die schwarzen Augen. »Meine Zusage für Princeton. Wenn ich die habe, bin ich weg. Sie müsste jeden Tag ankommen.«
Er war baff, sein Blick wanderte an mir hinauf und hinab. »Beeindruckend. Hätte ich dir nicht zugetraut.«
»Tun die Wenigsten«, knurrte ich, drehte mich um und lief los.
»Komm mit, ich fahr dich«, erklang es hinter mir tief, aber sanft.
Ich sah über die Schulter zurück. »Nicht nötig. Es ist nicht weit.«
»Sei nicht so stur. Wenn ich dich fahre, bist du schneller zurück.« Er schwang sich auf seine Maschine und sah mich abwartend an.
Hin- und hergerissen stand ich da und überlegte. Doch dann wurde mir klar, dass ich so die Post durchsehen könnte, bevor es mein Vater tat. Als ich auf ihn zuging und mich hinten auf die Maschine setzte, hatte ich noch gesehen wie Mister Dunkel grinste, woraufhin ich nur die Augen verdrehte. Dieses Mal schlang ich von allein die Arme um ihn, bevor er es wieder tun konnte und wartete.
In Windeseile waren wir bei der Einfahrt zu unserer Farm, wo gerade der Postbote die Briefe einwarf. Ich sprang vom Bike und lief zum Briefkasten.
»Nichts, nichts, nichts«, murmelte ich, während ich die Briefe checkte. »Da, ist er!«, rief ich. Schnell öffnete ich den Umschlag und schrie dann vor Glück auf. »Ja, ja, ja. Endlich, goodbye Farm. Hallo Welt.« Glücklich hüpfte ich auf und ab, bis mir klar wurde, dass ich einen Zuschauer hatte. Verlegen blieb ich stehen, grinste aber weiter vor mich hin.
»Sieht so aus, als hättest du deine Nachricht bekommen. Glückwunsch.«
»Danke.«
Er startete die Maschine wieder und fuhr davon. Wieder ohne ein Wort. Das wurde ja langsam zur Gewohnheit. Egal, ich war einfach nur glücklich.
Wir waren auf dem Weg nach Hause, zumindest einige von uns.
Ein Teil unserer Gruppe hatte von mir einen Auftrag erhalten, den sie erst noch erledigen mussten, bevor wir uns wieder zusammentun würden. Ich wusste, dass sie es zu meiner vollsten Zufriedenheit erledigen würden.
Wir machten gerade Rast, als Luck, mein bester Freund seit Jahren, zu mir kam. Irgendetwas schien ihn zu bedrücken.
»Kann ich mal mit dir reden?«
»Klar, was ist los?« Er wirkte nervös, so als wüsste er nicht, wie er mir das sagen sollte, was auch immer ihn gerade beunruhigte. »Hey Bro, jetzt sag doch, was los ist«, beruhigend griff ich nach seiner Schulter und drückte sie sanft, da er immer noch keine Anstalten machte, etwas zu sagen.
Tief seufzend brach schließlich der Damm. »Du weißt, dass nicht allzu weit von hier die Farm meiner Eltern liegt.«
Ich nickte, das hatte er mir einmal erzählt.
»Und du weißt auch, dass ich eine kleine Schwester habe.«
Wieder nickte ich, denn ich wusste immer noch nicht, worauf er hinauswollte. Ja, er hatte mir mal ein Bild seiner Schwester gezeigt. Süßer kleiner Fratz.
»Ich mache mir Sorgen um sie. Irgendetwas stimmt nicht, aber sie will nicht so recht mit der Sprache rausrücken«, endete er schließlich.
Okay, jetzt wusste ich, worauf er hinauswollte. Nur verstand ich nicht so recht, warum er mich nicht einfach fragte. Ich wusste, was ihm seine Schwester bedeutete. Er konnte sich bis heute nicht verzeihen, dass er sie vor vier Jahren nicht mitgenommen hatte. Aber damals war sie fünfzehn, er konnte nichts anderes tun, als sie zurückzulassen.
»Ich würde gerne dort vorbeifahren, um zu sehen, wie es ihr geht und ob alles okay ist.«
»Klar, kein Thema. Ich weiß ja, was sie dir bedeutet«, ich klopfte ihm bestätigend auf die Schulter.
»Danke.«
Ihm zunickend, drehte ich mich zu meinen anderen Männern um. »Aufsitzen«, rief ich ihnen zu, was sie auch sofort taten.
Sie hatten ihre Sachen schon verstaut und waren bereit zum Aufbrechen.
»Ihr wisst alle, dass Luck eine kleine Schwester hat und da er sich Sorgen um sie macht, werden wir nach ihr sehen. Als seine Schwester, gehört sie zu uns.« Alle stimmten mir zu und man konnte Luck die Erleichterung ansehen. Da er immer neben mir fuhr, konnte er uns den Weg zeigen und wir mussten ihm nur folgen. Ich gab das Zeichen und schon ging es los. »Let’s ride«, murmelte ich und schmunzelte dabei.
Wir fuhren eine knappe Stunde, drosselten vor der Stadt das Tempo, denn wir wollten nicht unangenehm auffallen.
An der Straße, die zur Farm von Lucks Eltern führte, hielten wir kurz an.
»Ich werde mich etwas im Hintergrund halten, sie soll mich nicht gleich erkennen«, sagte Luck zu mir.
Ich nickte ihm zu, sein Helm und das Tuch vor Mund und Nase machten die Tarnung perfekt.
Gerade als wir wieder starten wollten, raste ein gutes Stück vor uns ein Motorrad vorbei. Es wurde nicht von einem Mann gefahren, denn ein blonder Zopf wehte im Fahrtwind. Ich sah zu meinem Freund, der sein Tuch wieder herunter schob und mich angrinste. Okay, offensichtlich seine Schwester. Die kleine Wahnsinnige fuhr ohne Helm. Wenn man das bei so einer Geschwindigkeit tat, musste man verrückt sein. Aber ich kannte ja ihren Bruder, das lag wohl in der Familie.
Ich gab meinen Männern das Zeichen zum Weiterfahren.
Es dauerte nicht lange, bis sie wieder in Sicht kam. Irgendetwas schien mit ihrer Maschine nicht zu stimmen, denn sie schob diese nun. Wir näherten uns langsam und sie ignorierte uns. So hatte ich die Gelegenheit, sie eingehend zu mustern. Sie trug kurze Shorts, Tanktop und ihre Haut war gebräunt. Ihre langen Beine steckten in Cowboystiefeln. Gott, das war definitiv kein kleiner süßer Fratz mehr, sondern eine sehr sexy junge Frau. Auch meinem Schwanz gefiel, was da vor uns herlief, er wurde auf der Stelle hart. Mann, sie hatte aber auch einen Arsch.
Neben ihr haltend, fragte ich sie, ob sie Hilfe benötigte. Was sie natürlich verneinte. Das ließ mich grinsen, gutes Mädchen. Offenbar war sie misstrauisch Fremden gegenüber. Jetzt konnte ich auch ihre Augen sehen. Schwarz oder sehr dunkles Braun und doch leuchtend. Ungewöhnlich, zu so hellen Haaren.
Ich stieg ab, um mir ihre Maschine anzusehen. Sie murmelte, dass es nur die Batterie sei, aber es schadete ja nicht, wenn ich nachschaute. Ich zog meinen Helm ab und das Tuch runter. Danach ging ich neben ihrem Bike in die Hocke. Klar war es die Batterie und die Zündkerzen sahen auch nicht mehr besonders gut aus. Ich zog einen kleinen Ast heraus. Da fuhr jemand gerne abseits der Straße. Auf den Mund gefallen war sie jedenfalls nicht, soviel stand fest. Aber bei dem Bruder, war das auch nicht anders zu erwarten.
Sie bekam einen Anruf und nahm diesen entgegen. Ich drehte mich zu Luck um. Man konnte ihm ansehen, dass er sie am liebsten sofort in seine Arme gerissen hätte. Aber das würde er erst tun, wenn er wusste, was Sache war.
Als sie ihr Handy wegsteckte, widmete ich ihr wieder meine Aufmerksamkeit. Anscheinend musste sie in die Stadt und Besorgungen machen. Zu Fuß, eine Ewigkeit. Also überzeugte ich sie davon, sich von mir fahren zu lassen und erst als sie wusste, dass einer meiner Männer sich um ihre Maschine kümmern würde, willigte sie ein.
Ich stieg auf mein Bike und sie setzte sich zögernd hinter mich. Ich spürte ihre Hände leicht auf meiner Hüfte liegen. Aus irgendeinem Grund reichte mir das nicht, daher nahm ich ihre Hände und legte sie an meinem Bauch aufeinander. Wieder musste ich grinsen, denn sie fühlte sich nicht sehr wohl dabei. Nur war mir das egal und meinem Ding ebenfalls, denn er reagierte auf ihre Berührung. Auch wenn es nur mein Buch war, wo ihre Hände lagen.
In der Stadt angekommen, setzte ich sie ab und erfuhr von ihr, wo wir übernachten konnten. Ich nickte ihr noch einmal zu und ging zu meinen Jungs. Diese standen etwas abseits. Luck ließ sie nicht aus den Augen. Er hatte seinen Helm abgenommen, aber das Tuch behielt er oben.
»Sie ist erwachsen geworden«, flüsterte er traurig, als ich mich neben ihn stellte.
Oh ja und wie!
»Ich hätte sie vorher schon mal besuchen sollen.« Er klang wehmütig.
Ich legte ihm meine Hand auf die Schulter. »Du bist jetzt für sie da, das ist es, was zählt«, beruhigte ich ihn. Er nickte mir zu und schaute wieder zu ihr rüber. Ich folgte seinem Blick, aber nur kurz. Jetzt galt es, unsere Sachen abzuladen und dafür zu sorgen, dass wir unsere Zimmer bekamen.
»Dieser miese Wichser, ich bring ihn um.«
Mit diesen Worten lenkte Luck meine Aufmerksamkeit wieder auf sich. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt und sah aus, als wollte er jeden Moment losstürmen. Ich schaute in dieselbe Richtung wie er und konnte seine Reaktion verstehen. Letty wurde von einem Lackaffen bedrängt und er wollte sie mit sich ziehen. Dass sie das nicht wollte, war klar zu erkennen. Daher legte ich Luck die Hand auf die Schulter, hielt ihn zurück und setzte mich augenblicklich in Bewegung, als ich sicher war, dass er verstanden hatte, dass ich mich darum kümmern würde.
Ich packte den Pisser und zog ihn ruckartig von ihr weg. »Ich glaube, die Lady hat mehr als deutlich gemacht, dass sie in Ruhe gelassen werden will«, knurrte ich den Penner an, der noch immer auf dem Boden hockte und aussah, als würde er gleich anfangen zu heulen.