Bildung in der Kinderkrippe - Dorothee Gutknecht - E-Book

Bildung in der Kinderkrippe E-Book

Dorothee Gutknecht

3,9

  • Herausgeber: Kohlhammer
  • Kategorie: Bildung
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2015
Beschreibung

Was muss eine Krippenfachperson wissen, um eine qualitativ hochwertige Bildungsarbeit in der Kinderkrippe oder KiTa umzusetzen? Und wie lässt sich dieses Können gezielt aufbauen? Das Lehrbuch liefert auf diese Fragen Antworten. Im Mittelpunkt steht der Hauptwirkfaktor in der pädagogischen Arbeit mit kleinen Kindern: Die Responsivität der Fachpersonen, ihr auf das Kind - aber auch auf Eltern und Familien - abgestimmtes Antwortverhalten. Es wird dargestellt wie responsive Krippenpädagogik konkret aussieht beim Aufbau von Selbstpflegekompetenzen beim Wickeln und Füttern, in den frühen Dialogen oder bei herausfordernden Verhaltensweisen. Thematisiert werden zudem die responsive Arbeit mit Kindern mit Behinderung sowie die Möglichkeiten eine kulturelle Responsivität zu entwickeln. Auch werden Wege zur Responsivitätsschulung an Hochschulen, Fachschulen und in der Weiterbildung aufgezeigt.

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Entwicklung und Bildung in der Frühen Kindheit

 

Herausgegeben von Manfred Holodynski, Dorothee Gutknecht und Hermann Schöler

Dorothee Gutknecht

Bildung in der Kinderkrippe

Wege zur Professionellen Responsivität

2., überarbeitete Auflage

Verlag W. Kohlhammer

Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Die Wiedergabe von Warenbezeichnungen, Handelsnamen und sonstigen Kennzeichen in diesem Buch berechtigt nicht zu der Annahme, dass diese von jedermann frei benutzt werden dürfen. Vielmehr kann es sich auch dann um eingetragene Warenzeichen oder sonstige geschützte Kennzeichen handeln, wenn sie nicht eigens als solche gekennzeichnet sind.

2., überarbeitete Auflage 2015

Alle Rechte vorbehalten

© W. Kohlhammer GmbH Stuttgart

Umschlagmotiv: © yarruta – Fotolia.com

Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Print:

ISBN 978-3-17-28460-9

E-Book-Formate:

pdf:       ISBN 978-3-17-028461-6

epub:    ISBN 978-3-17-028462-3

mobi:    ISBN 978-3-17-028463-0

Für den Inhalt abgedruckter oder verlinkter Websites ist ausschließlich der jeweilige Betreiber verantwortlich. Die W. Kohlhammer GmbH hat keinen Einfluss auf die verknüpften Seiten und übernimmt hierfür keinerlei Haftung.

Vorwort der Herausgeberin und der Herausgeber

Die Lehrbuchreihe Entwicklung und Bildung in der Frühen Kindheit will Studierenden und Fachkräften das notwendige Grundlagenwissen vermitteln, wie die Bildungsarbeit im Krippen- und Elementarbereich gestaltet werden kann. Die Lehrbücher schlagen eine Brücke zwischen dem aktuellen Stand der einschlägigen wissenschaftlichen Forschungen zu diesem Bereich und ihrer Anwendung in der pädagogischen Arbeit mit Kindern.

Die einzelnen Bände legen zum einen ihren Fokus auf einen ausgewählten Bildungsbereich, wie Kinder ihre sozio-emotionalen, sprachlichen, kognitiven, mathematischen oder motorischen Kompetenzen entwickeln. Hierbei ist der Leitgedanke darzustellen, wie die einzelnen Entwicklungsniveaus der Kinder und Bildungsimpulse der pädagogischen Einrichtungen ineinandergreifen und welche Bedeutung dabei den pädagogischen Fachkräften zukommt. Die Reihe enthält zum anderen Bände, die zentrale bereichsübergreifende Probleme der Bildungsarbeit behandeln, deren angemessene Bewältigung maßgeblich zum Gelingen beiträgt. Dazu zählen Fragen, wie pädagogische Fachkräfte ihre Professionelle Responsivität den Kindern gegenüber entwickeln, wie sie Gruppen von Kindern stressfrei managen oder mit Multikulturalität, Integration und Inklusion umgehen können. Die einzelnen Bände bündeln fachübergreifend aktuelle Erkenntnisse aus den Bildungswissenschaften wie der Entwicklungspsychologie, Diagnostik sowie Früh- und Sonderpädagogik und bereiten für den Einsatz in der Aus- und Weiterbildung, aber ebenso für die pädagogische Arbeit vor Ort vor. Die Lehrbuchreihe richtet sich sowohl an Studierende, die sich in ihrem Studium mit der Entwicklung und institutionellen Erziehung von Kindern befassen, als auch an die pädagogischen Fachkräfte des Elementar- und Krippenbereichs.

Im Band Bildung in der Kinderkrippe – Wege zur Professionellen Responsivität, der hier in der zweiten, bearbeiteten Auflage vorliegt, erläutert die anerkannte Expertin für Krippenpädagogik, Dorothee Gutknecht, Professorin und Studiengangsleiterin im Bachelor-Studiengang „Pädagogik der Kindheit“ an der Evangelischen Hochschule Freiburg, die eigentliche Kernkompetenz pädagogischer Fachkräfte im Umgang mit kleinen Kindern: die Fähigkeit, Verhalten und Körpersignale von Kindern zutreffend einschätzen und responsiv und einfühlsam auf sie eingehen zu können. Dies in der alltäglichen Praxis zu gewährleisten, legt den Grundstein für eine positive Entwicklung. Das Buch zeigt auf, wie pädagogische Fachkräfte eine solche Professionelle Responsivität in den alltäglichen Fütter- und Wickelinteraktionen, beim alltäglichen Sprechen und Geschichtenerzählen, den frühen Bildungsprozessen im Bereich Sprache oder Kunst und insbesondere in der Regulation kindlicher Emotionen lernen und praktizieren können. Das Buch stellt das dazu notwendige Fach- und Handlungswissen in übersichtlicher und praxisbezogener Weise zusammen. Die Herausforderungen des geteilten Betreuungsfeldes werden aufgezeigt, denn Familie und Institution müssen für das Kind in eine gute Balance gebracht werden. Anders als Eltern steht eine Pädagogin oder ein Pädagoge in der Institution vor der Herausforderung, sich im Sinne einer inklusiven Ausrichtung auf umfangreiche Vielfalt abstimmen zu müssen. Das Lehrbuch behandelt daher nicht nur den Umgang mit kleinen Kindern unterschiedlichen Geschlechts, aus unterschiedlichen Kulturen und den Umgang mit Kindern mit Behinderungen. Es zeigt zudem auf, dass Responsivität auch in der Zusammenarbeit mit Eltern und im Teamkontext erforderlich ist.

In der zweiten Auflage sind einige Änderungen und Ergänzungen vorgenommen worden, denn das Feld ist durch den Krippenausbau sehr in Bewegung geraten. Präzisiert wurde daher der Teil Was ist Professionelle Responsivität? Erweitert wurde das Lehrbuch um Ausführungen zu den Mikrotransitionen als der Gestaltung der Übergänge im Alltag einer Institution, zum Beispiel vom Essen zum Schlafen. Auch die Ausführungen zum Essen- und Trinkenlernen in der Kinderkrippe wurden erweitert um die Organisations- und Beziehungsaspekte bei der Mahlzeitengestaltung.

Münster, Freiburg und Heidelberg im Mai 2015

Manfred Holodynski, Dorothee Gutknecht und Hermann Schöler

Inhalt

Vorwort der Herausgeberin und der Herausgeber

Einleitung

1     Was ist Professionelle Responsivität?

1.1 Die Fachkraft-Kind-Beziehung und ihre Besonderheiten

1.2 Responsivität in der Bindungsforschung

1.2.1 Responsivitätstrainings mit Müttern und Eltern

1.2.2 Das Konzept der Sensitiven Responsivität

1.3 Responsivität und intuitive Didaktik

1.4 Responsive Krippenpädagogik

1.5 Die Vielfalt der Antwortregister

1.6 Fazit: Die zentralen Aspekte Professioneller Responsivität

1.7 Literaturtipps

2     Die Fachpersonen in der Kinderkrippe oder KiTa

2.1 Mögliche Ursachen einer mangelnden Responsivität

2.2 Abstumpfen – Auskühlen: Phänomene sozialer Kälte

2.3 Lernort Praxis – Gefahren und Chancen

2.4 Scham in den Bildungskontexten der (angehenden) Fachpersonen

2.5 Zusammenfassung und Literaturtipps

3     Professionelle Responsivität in der Interaktion mit dem Kind und der Kindergruppe

3.1 Die reflexive Nutzung der intuitiven Didaktik

3.1.1 Die Fachperson als ko-regulierende und ko-konstruierende Andere

3.1.2 Das Aufbauen von Scripts

3.1.3 Die Strategie des Bedeutung unterstellenden Kontakts

3.1.4 Den Aufmerksamkeitsfokus teilen: Der trianguläre Blickkontakt

3.1.5 Einüben erster Dialogregeln

3.1.6 Ein sprachliches Gerüst zur Verfügung stellen

3.1.7 Mit Humor in die doppelte Realitätsebene einführen

3.1.8 Spiegeln und synchronisieren

3.1.9 Musikalisch interagieren

3.1.10 Einführen und Nutzen von „Übergangsobjekten“

3.1.11 Ansätze, die Strategien der intuitiven Didaktik nutzen

3.1.12 Zusammenfassung und Literaturtipps

3.2 Zentrale Interaktionsperspektiven Professioneller Responsivität

3.2.1 Perspektive Kultur

3.2.2 Perspektive Gender/Geschlecht

3.2.3 Perspektive Entwicklung

3.2.4 Perspektive Behinderung/Special Needs

3.2.5 Zusammenfassung und Literaturtipps

3.3 Beispiele für bildungsrelevante Alltagsinteraktionen in Krippe oder KiTa

3.3.1 Erzählen

3.3.2 Pflege und Partizipation

3.3.3 Wenn Kinder beißen: Herausforderung für eine Professionelle Responsivität

3.3.4 Zusammenfassung und Literaturtipps

4     Professionelle Responsivität in der Interaktion mit den Eltern

4.1 Eltern in Transitionsprozessen: Der Übergang des Kindes in die KiTa als Thema der Eltern

4.1.1 Auswirkungen der Familiengründung auf die Paarbeziehung

4.1.2 Die Gebundenheit an den kindlichen Organismus

4.1.3 Die Bedeutung der Mutterschaftskonstellation

4.2 Elternschaft unter herausfordernden Bedingungen

4.2.1 Eltern von Kindern mit Behinderungen

4.2.2 Eltern in riskanten Lebenslagen

4.2.3 Eltern mit Zuwanderungsgeschichte

4.3 Zusammenfassung und Literaturtipps

5     Aufbaustrategien zur Entwicklung Professioneller Responsivität

5.1 Fokus Kind

5.1.1 Responsiv berühren – Aufbau von Berührungskompetenzen

5.1.2 Handling-Kompetenzen in der Pflege: Fütter- und Wickelinteraktion

5.1.3 Perspektive Inklusion: Assistenz und Kommunikation

5.1.4 Blickschulung für responsives Handeln durch Filmanalyse

5.2 Fokus Eltern

5.2.1 Die Arbeit mit Mütter- und Väterprofilen

5.2.2 Kulturelle Responsivität

5.2.3 Responsiv beraten

5.3 Die eigene Responsivität erhalten über Wissenschaft und Kunst

5.3.1 Das Antwortverhalten auf Forschungsergebnisse

5.3.2 Sprache und Macht: Pädagogische Ideologien erkennen

5.3.3 Aufwühlen, beunruhigen, irritieren: Kunst als Weg zur Professionellen Responsivität

5.4 Zusammenfassung und Literaturtipps

Literatur und Filmverzeichnis

Einleitung

 

Die Akzeptanz, Nachfrage und Nutzung außerfamilialer, familienergänzender Betreuungsformen für kleine Kinder bis drei Jahren ist im vergangenen Jahrzehnt durch den Krippenausbau in Deutschland deutlich gestiegen. Nur ein geringer Prozentsatz der Einrichtungen erreicht dabei allerdings die geforderte hohe oder sehr hohe Qualität. Was muss eine Fachperson aber nun können, die eine qualitativ hochwertige, insbesondere aber beziehungsorientierte, von emotionaler Wärme getragene Pädagogik in Krippe oder KiTa mit Säuglingen und Kleinkindern umsetzen will? Wie verwirklicht sie den allseits geforderten Anspruch auf eine inklusive Pädagogik, in der ganz unterschiedliche Dimensionen von Vielfalt berücksichtigt werden?

Zahlreiche empirische Studien weltweit haben belegen können, dass die wesentliche Wirkung von pädagogischen und auch therapeutischen Interventionen mit kleinen Kindern in der Responsivität der Betreuungspersonen liegt. Gemeint ist damit das auf das Kind abgestimmte Antwortverhalten (Bornstein, Tamis-Le-Monda, Hahn & Haynes, 2008; Eshel, Daelmans, Cabral Mello & Martines, 2006). Bezogen auf die Fachpersonen in frühpädagogischen Institutionen betrifft das insbesondere ihre Fähigkeit, eine emotionale Beziehung zum Kind aufzubauen, sowie ihre Möglichkeiten, die Initiativen des Kindes in Spiel, Sprache und Bewegung in spontaner Weise aufzunehmen. In achtsamer Weise müssen dabei Verarbeitungstempo und -niveau des Kindes berücksichtigt werden (vgl. Sarimski, 2005).

Fachkräfte in Institutionen sollen danach ein responsives Interaktionsverhalten gegenüber den Kindern zeigen. Das ist überaus anspruchsvoll, denn ganz anders als Eltern müssen Fachpersonen sich in ihrer Interaktion abstimmen auf das jeweilige Entwicklungsniveau, auf das Geschlecht, den kulturellen oder subkulturellen Hintergrund, auf die Sprachenvielfalt und die Werteorientierungen der ihnen anvertrauten Kinder. Sind Kinder mit Behinderungen in der Gruppe, ist aufseiten der Fachpersonen nicht nur ein spezifisches Fachwissen über in typischer Weise veränderte Interaktion erforderlich, sondern auch über Möglichkeiten der Unterstützten Kommunikation, damit kompensatorisch eine gute Abstimmung in der Interaktion gelingen kann. Die Antwortregister der Fachpersonen liegen in der Art und Weise, wie sie den Blickdialog führen, in Mimik und Gestik, der Stimme, in Bewegungen und Berührungen sowie dem Gebrauch der Sprache. Eine weitere der vielen Ebenen der Responsivität betrifft das geschulte Wahrnehmungsvermögen der Fachpersonen: Hier geht es darum, die kindlichen Verhaltens- und Körpersignale in Bezug auf Entspannung und Anspannung, Zugewandtheit und Abgewandtheit, Offenheit und Belastung lesen zu können. Auch hat die Fachperson nicht nur ein Kind, sondern eine Kindergruppe vor sich. Responsivitätstrainings, wie sie in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich für Eltern entwickelt worden sind, können daher nur einen sehr kleinen Teil des Spektrums an Wissen und Können abbilden, das im institutionellen Kontext einer KiTa erforderlich ist. Ein Rückgriff auf ein Laienwissen aus familiärer Betreuung ist in keinem Fall ausreichend (Nay, Grubenmann & Larcher Klee, 2008). In einer Institution ist die enge Verwobenheit von Aspekten der Beziehung und der Organisation zu beachten.

Die Entwicklung hoher Interaktionsfähigkeiten darf sich allerdings nicht nur auf die Säuglinge und Kleinkinder selbst beziehen, sondern muss auch die Interaktion mit den Eltern und den Fachkräften im Team einschließen. Auch hier ist responsive Interaktion wesentlich für eine hohe Qualität der pädagogischen Arbeit.

Responsive Interaktion der Fachpersonen in den unterschiedlichen Situationen des Alltags mit Kindern, Eltern und im Team einer Kinderkrippe oder KiTa ist zentraler Teil der pädagogischen Prozessqualität. Diese ist abhängig auch von Merkmalen der so genannten Strukturqualität, zu der Merkmale zählen wie Gruppengröße, die faktische Fachkraft-Kind-Relation und die Professionalisierung der Fachpersonen (Viernickel & Fuchs-Rechlin, 2015).

Im vorliegenden Lehrbuch soll systematisch aufgezeigt werden, was Responsivität in den unterschiedlichen Situationen in der Kinderkrippe genau bedeutet und wie die erforderlichen Interaktionskompetenzen, die in ihrer Summe als Professionelle Responsivität bezeichnet werden, für die pädagogische Arbeit in der Kinderkrippe systematisch aufgebaut werden können.

Im ersten Kapitel wird der schillernde Begriff der Responsivität aus unterschiedlichen Fach-Perspektiven beleuchtet. Es werden die relevanten Aspekte für den Professionskontext der Kinderkrippe geklärt und abgeleitet, was „Professionelle Responsivität“ genau ist.

Im zweiten Kapitel stehen die Fachpersonen und ihre professionelle Arbeit mit kleinen Kindern in der institutionellen Tagesbetreuung im Mittelpunkt. Thematisiert werden die Risiken von sozialer Kälte und Cool-out-Phänomenen in einem „sozial verbrauchenden Beruf“.

Im dritten Kapitel wird in drei Teilen das Wissen dargelegt, das Fachpersonen in Krippen und KiTas für die Interaktion mit dem Kind benötigen:

•  Es werden zunächst die Strategien der intuitiven Didaktik (M. & H. Papoušek, 1987) beschrieben sowie zahlreiche Ansätze, die sich dieser Strategien in einer reflexiven Weise bedienen: die Pikler-Pädagogik, die Video-Home-Trainings Marte Meo (Aarts) und SPIN (Biemans), das Kinaesthetics Infant Handling (Maietta & Hatch) und die Sprachtherapie für kleine Kinder (Zollinger).

•  Thematisiert werden die Veränderungen der Interaktionen mit dem Kind/der Kindergruppe unter den Perspektiven Kultur, Gender, Entwicklung und Behinderung.

•  Möglichkeiten der responsiven Gestaltung von Erzähl-Interaktionen, Pflege-Interaktionen und Interaktionen bei herausfordernden Verhaltensweisen von kleinen Kindern wie Beißen werden exemplarisch diskutiert.

Im vierten Kapitel steht die Responsivität der Fachperson gegenüber den Eltern/der Familie im Fokus. Fachpersonen müssen mit den unterschiedlichen Perspektiven, die Eltern in Bezug auf ihre Kinder einnehmen können, mit möglichen Empfindsamkeiten der Mütter und Väter, aber auch den Herausforderungen von Elternschaft vertraut werden. Benötigt wird insbesondere eine Schulung in Hinblick auf den im Professionsalltag erforderlichen Generationsperspektivwechsel. In der KiTa kann es vielfältige Beschämungsrisiken und Ängste vor Gesichtsverlust im Kontext der Zusammenarbeit mit Eltern geben.

Im fünften Kapitel werden beispielhaft konkrete, zum Teil auch unbequeme und ungewöhnliche Wege vorgestellt, wie die Kernkompetenz der Professionellen Responsivität entwickelt werden kann. In drei Teilen wird erläutert, wie sich Responsivität aufbauen lässt in Bezug auf

•  die Kinder,

•  die Eltern/Familien

•  die Entwicklung eines wissenschaftlich reflexiven Habitus.

An vielen Stellen im Buch ist von „Krippen und KiTas“ die Rede. Wo neben der Krippe auch die KiTa genannt ist, sollen die vielen KiTas mit Nestgruppen oder KiTas, die mit unterschiedlichen Formen der Altersmischung arbeiten, als Gruppe deutlicher werden.

Das Konzept der Professionellen Responsivität wurde vor dem Hintergrund intensiver Kontakte zur pädagogischen Praxis entwickelt: Ich danke daher den Krippenfachkräften und Leitungen aus Freiburg, Reutlingen, Weinheim, Heidelberg und Mannheim, den Tagespflegeeltern aus Heidelberg, den Fachlehrkräften an den Fachschulen für Sozialpädagogik in Baden Württemberg sowie meinen Kolleginnen und Kollegen von der Evangelischen Hochschule Freiburg, der Pädagogischen Hochschule Heidelberg und der Universität Münster für die vielfältige und inspirierende Unterstützung.

Mein besonderer Dank geht an Absolventinnen des Studiengangs Frühkindliche und Elementarbildung (Felbi) an der PH Heidelberg und ganz besonders an Birgit Brombacher, Milly Mille, Annika Soetebier, Aline Rapp, Cornelia Pelz, Nora Schwender, Robin Böhm, Stefanie Degenhard, Franka Halim, Hannah Kletting, Bea Kokula, Sae Kyung Lee, Susanne Mann, Natalie Münch, Stefanie von Palm, Dana Panitzsch-Nittel, Julia Penzkofer, Sarah Rechsteiner, Franziska Renner, Lisa Rösch, Stefanie Seger, Anke Sturm, Katharina Vucenovic, Verena Wegmann und Ulrike Wenger.

Vertiefungen und Weiterentwicklungen des Konzepts der Professionellen Responsivität, die sich auch in der vorliegenden zweiten Auflage niedergeschlagen haben, entstanden vor dem Hintergrund einer intensiven Dialogkultur in Netzwerken wie dem Bundesnetzwerk Fortbildung Kinder bis drei: Hier geht ein besonderer Dank an Veronika Bergmann, Sozialpädagogisches Fortbildungszentrum am Landesjugendamt Rheinland-Pfalz. Ich danke allen engagierten Kolleginnen und Kollegen im regionalen Netzwerk QuiKK für mehr Qualität in Kinderkrippen und in der Kindertagespflege, Freiburg Südbaden, die sich in die thematischen Arbeitsgruppen einbringen. Überaus anregend waren und sind die Diskussionen zum Bildungsort Mahlzeit mit Kariane Höhn, Abteilungsleiterin der städtischen Kitas in Reutlingen, zum Thema der Herausforderungen um den Kinderschlaf mit Maren Kramer, MA Kindheitspädagogin, Krippenleitung, und zum Handling mit Anna Ower, MA Kindheitspädagogin, Fachschullehrerin. Dank auch an die GAIMH Group, die sich im Forschungsinstitut Verhaltensbiologie des Menschen bei Dr. Gabriele Haug-Schnabel und Dr. Joachim Bensel trifft.

1          Was ist Professionelle Responsivität?

Im Folgenden werden unterschiedliche Perspektiven auf Responsivität dargestellt, Bedeutung und Inhalte einer Professionellen Responsivität von Fachkräften in Krippen und KiTas herausgearbeitet. Eine tragende Basis ist dabei die intuitiv-didaktische Verhaltensstrategie. Die Fachkraft-Kind-Beziehung unterscheidet sich allerdings in vielen Aspekten von der Eltern-Kind-Beziehung, daher soll darauf zunächst genauer eingegangen werden.

1.1       Die Fachkraft-Kind-Beziehung und ihre Besonderheiten

Fachkräfte in der Kinderkrippe arbeiten mit den ihnen fremden Kindern in der Regel in einem Gruppen-Setting. Häufig stehen die Kinder in einem altersmäßig engeren Abstand zueinander, als es in der Familie der Fall ist. Die Kinder kommen vielfach aus unterschiedlichen (sub)kulturellen Kontexten oder haben einen vollkommen anderen sozio-ökonomischen Hintergrund, als es der der Fachpersonen ist. Fachkräfte in der Krippe sind zudem weder die ersten noch die wichtigsten Bezugspersonen im Leben eines Kindes (Clarke-Stewart & Allhusen, 2005). In der institutionellen Betreuung sind die Gefühle der Fachpersonen von hoher Relevanz, wie die Bindungsforscherin Karin Grossmann feststellt:

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