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Der Single Dad von nebenan.
Bella hütet über den Sommer eine luxuriöse Villa in einem Nobelviertel. Und als wäre das für eine Studentin nicht schon toll genug, wohnt nebenan Ethan Carter, eine lebende Legende der Tech-Welt. Gutaussehend, charmant und hingebungsvoller Vater von zwei entzückenden kleinen Mädchen. Als er Bella kennenlernt, ist das der Beginn einer leidenschaftlichen Nachbarschaft. Auch wenn beide noch nicht wissen, ob sie bereit sind, ihr Herz neu zu verschenken.
Doch Ethan kann es sich leisten dort zu leben, Bella nicht. Ein Milliardär und eine arme Studentin – wie könnten ihre Welten jemals zusammenpassen?
Dritter Band der großen Seattle Billionaires Reihe von Olivia Hayle. Alle Bücher können unabhängig voneinander gelesen werden.
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Seitenzahl: 372
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Der Single Dad von nebenan.
Bella hütet über den Sommer eine luxuriöse Villa in einem Nobelviertel. Und als wäre das für eine Studentin nicht schon toll genug, wohnt nebenan Ethan Carter, eine lebende Legende der Tech-Welt. Gutaussehend, charmant und hingebungsvoller Vater von zwei entzückenden kleinen Mädchen. Als er Bella kennenlernt, ist das der Beginn einer leidenschaftlichen Nachbarschaft. Auch wenn beide noch nicht wissen, ob sie bereit sind, ihr Herz neu zu verschenken.
Doch Ethan kann es sich leisten dort zu leben, Bella nicht. Ein Milliardär und eine arme Studentin – wie könnten ihre Welten jemals zusammenpassen?
Dritter Band der großen Seattle Billioaires Reihe von Olivia Hayle. Alle Bücher können unabhängig voneinander gelesen werden.
Olivia Hayle ist eine hoffnungslose Romantikerin mit einer großen Vorliebe für Milliardäre. Da sie leider noch keinen in der der Realität getroffen hat, erschafft sie sie kurzerhand selbst – auf dem Papier. Ob sexy, charmant, cool oder verletzlich – bislang hat sie noch keinen (fiktiven) Milliardär getroffen, den sie nicht mochte.
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Olivia Hayle
Billion Dollar Catch
Aus dem Amerikanischen von Nicole Hölsken
Cover
Titel
Inhaltsverzeichnis
Impressum
Titelinformationen
Grußwort
Informationen zum Buch
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Zitat
Kapitel 1 — Bella
Kapitel 2 — Ethan
Kapitel 3 — Bella
Kapitel 4 — Ethan
Kapitel 5 — Bella
Kapitel 6 — Ethan
Kapitel 7 — Bella
Kapitel 8 — Ethan
Kapitel 9 — Bella
Kapitel 10 — Ethan
Kapitel 11 — Bella
Kapitel 12 — Bella
Kapitel 13 — Ethan
Kapitel 14 — Bella
Kapitel 15 — Ethan
Kapitel 16 — Bella
Kapitel 17 — Ethan
Kapitel 18 — Bella
Kapitel 19 — Bella
Kapitel 20 — Bella
Kapitel 21 — Ethan
Kapitel 22 — Bella
Kapitel 23 — Ethan
Kapitel 24 — Bella
Kapitel 25 — Ethan
Epilog — Bella
Impressum
Lust auf more?
»Habe den Mut, der Liebe zu vertrauen, immer und immer wieder.«
Maya Angelou
Bella
»Und hier wohnst du jetzt den ganzen Sommer lang?«, hallt Trinas Stimme durch das Esszimmer. Sie umrundet den von einem Kronleuchter beleuchteten Tisch, der groß genug für König Artus und seine Tafelrunde wäre.
»Ja«, antworte ich und drehe mich im angrenzenden Flur einmal um die eigene Achse. Obwohl ich die Arme zu beiden Seiten ausgestreckt habe, kann ich die Wände nicht berühren. »Irre, was?«
»Irre? Der absolute Wahnsinn ist das! So was gehört verboten. Eigentlich solltest du diejenige sein, die ihnen etwas bezahlt.«
Lachend ziehe ich sie am Arm in die Küche, einen großen marmorverkleideten Raum mit grauen Schränken und kunstvoll arrangierten Kupfertöpfen, die über einem Herd mit sechs Platten hängen. »Nun sieh dir das an!«
Sie holt ihr Handy hervor. »Das muss ich unbedingt fotografieren.«
»Es ist so schön hier.« Behutsam öffne ich eine Schrank-Doppeltür. Wir können uns kaum sattsehen, auch wenn dieses Haus im Grunde nicht mir gehört. Ich passe nur ein paar Monate darauf auf. »Ich kann es gar nicht abwarten, in dieser Küche zu kochen. Was ich hier alles zaubern könnte.«
»Ich melde mich freiwillig als Vorkosterin«, verkündet Trina. »Falls du eine brauchst.«
»Du kannst immer kommen, vorausgesetzt …«
»Jaja, ich weiß. Solange ich meine Schuhe ausziehe und die Glasflächen nicht anrühre.« Scherzhaft salutiert sie vor mir, und ihre Augen hinter den Brillengläsern funkeln. »Ich bin immer noch vollkommen von den Socken, dass du diesen Job ergattert hast, wenn man deinen Aufenthalt hier überhaupt so bezeichnen darf. Ich freue mich so für dich.«
»Ich mich auch. Und ich bin total erleichtert.« Als mein Ex eines Tages nach Hause kam und mir verkündete, ab sofort mit jemand anders zusammen zu sein, hatte ich keine Minute länger in unserer Wohnung bleiben wollen. Prompt hatte ich kein Dach mehr über dem Kopf und auch nicht genügend Geld gehabt, um kurzfristig eine passable Übergangslösung zu finden.
Als sich also im Netz diese in Seattle ansässige Firma gefunden hatte, die Homesitter für die Megareichen suchte, hatte ich die Gelegenheit gleich beim Schopf gepackt und mich beworben, ohne groß zu überlegen.
»Kommt mal hierher!«, ruft Wilma. »Das müsst ihr euch angucken!«
Sofort stürmt Trina zur Hintertür hinaus, der Stimme unserer Freundin folgend. Ich ahne schon, was sie entdeckt hat, und folge ihr grinsend.
Wilma steht auf der Terrasse. Trina neben ihr ist sprachlos vor Staunen. Sie schauen in den Garten hinaus, der parkähnliche Ausmaße hat. Ein gigantischer Swimmingpool glitzert in der Frühsommersonne. Vier Liegestühle sind in einem hübschen Halbkreis um den angrenzenden Whirlpool angeordnet. Selbst nach den Maßstäben dieses immergrünen Ortes, der nicht umsonst den Beinamen Emerald City – Smaragdstadt – trägt, ist der dahinter befindliche Rasen von einem beeindruckenden Grün und ordentlich von einer hohen Hecke eingefasst. Ein umfriedetes Paradies.
Ein wahres Eden.
»Bella«, fordert mich Trina auf, »du musst mir unbedingt den Link zu der Firma schicken, die dir diesen Job vermittelt hat, und zwar auf der Stelle.«
Wilmas Stimme klingt noch drängender. »Und ich will dich auf jeden Fall besuchen dürfen. Ich bin sicher jeden freien Tag hier, um im Pool zu schwimmen. Versuch gar nicht erst, mich daran zu hindern. Dafür bekommst du von mir alles, was du willst.«
»Ja, alles«, pflichtet Trina ihr bei. »Ich lese auch deine Doktorarbeit Korrektur.«
»Das hattest du mir doch schon angeboten«, erinnere ich sie. »Immerhin lese ich ja gerade auch deine.«
»Stimmt, du hast recht.«
Wilma lässt sich auf eine der Terrassenstufen niedersinken. »Ich verstehe einfach nicht, wieso diese Leute im Sommer verreisen, wenn sie so ein tolles Haus haben. Und sie sind wirklich bis Ende August fort?«, fragt sie mit träumerischer Stimme.
»Ja, drei ganze Monate lang.«
»Aber wieso?« Mit einer ausladenden Handbewegung deutet Wilma auf die üppige Umgebung, und der Duft nach frisch gemähtem Gras hängt wunderbar schwer in der Luft.
»Keine Ahnung«, antworte ich. »Wahrscheinlich lockt sie die Amalfiküste. Verstehe einer die Reichen dieser Welt! Ich freue mich einfach bloß darüber. Jetzt habe ich nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern auch einen kleinen Zusatzverdienst.«
Trina streckt sich auf dem Liegestuhl aus und beschirmt die Augen mit der Hand vor der Sonne. »Ganz zu schweigen von dieser hübschen Gegend. Hast du deine Nachbarn bereits kennengelernt? Das hier ist deine Chance, um mit der High Society in Berührung zu kommen.«
Ich verdrehe die Augen. »Ja, zumal ich da so hervorragend reinpasse.«
»Hey, so was will ich gar nicht erst hören. Eine solche Einstellung ist dieses Hauses nicht würdig.«
»Stimmt.« Ich schiebe die Hüfte vor und blicke auf Trina herab. »Apropos Einstellung, die deine gefällt mir überhaupt nicht. Wo ist mein Aperol Spritz?«
Sie grinst mich an. »Schon besser.«
»Na ja, genau genommen habe ich meinen Nachbarn tatsächlich bereits kennengelernt.«
»Echt?«
»Ja.« Mit einem Kopfnicken deute ich auf die Hecke rechts neben uns. Sie ist so hoch, dass man darüber bloß noch die Dachschindeln des angrenzenden Hauses erkennen kann. »Den Mann, der dort wohnt. Zumindest nehme ich an, dass er es war.«
Wilma richtet sich auf. Wenn sie eine gute Story wittert, kennt ihre Neugier keine Grenzen. »Was ist passiert?«
»Gestern war ich hier draußen«, erzähle ich und deute mit einem Kopfnicken auf den Pool. »Es war mein erster Tag hier. Und das Wetter war so herrlich, da konnte ich einfach nicht widerstehen und musste schwimmen gehen. Versteht ihr?«
»Na klar«, versichert mir Trina. »Alles andere wäre ein Verbrechen gewesen.«
»Eine Todsünde«, stimmt Wilma ihr zu.
»Und die Hecken sind in der Tat sehr hoch hier. Also dachte ich mir, dass ich in diesem Sommer vielleicht endlich auch mal nahtlos braun werden könnte.«
»Nicht dein Ernst!«
»Ich war in meinem eigenen Garten!«, protestiere ich. »Na ja, genau genommen gehört er natürlich nicht mir, aber im Moment nun mal schon. Also habe ich mein Bikini-Oberteil ausgezogen.«
Trina lässt den Blick über die Hecke wandern, während Wilma mich mit großen Augen ansieht, als könne sie nicht glauben, dass ich so etwas Unerhörtes getan hatte. »In diesen Büschen gibt es keinerlei Löcher«, verkündet sie resolut. »Ich ahne zwar, worauf du mit deiner Geschichte hinauswillst, aber durch die Hecke kann er dich nicht gesehen haben.«
»Stimmt genau, Trina. Er stand nicht hinter der Hecke, sondern saß dort oben auf diesem Baum.« Ich deute auf eine große, knorrige Eiche, die sich über dem angrenzenden Grundstück erhebt. »Ich sah hinüber, und da war er. Er saß auf einem Ast. Die oberste Sprosse der Leiter konnte ich ebenfalls erkennen.«
Wilma fallen gleich die Augen aus dem Kopf. »Und er hat dich beobachtet?«
»In diesem Moment jedenfalls schon. Unsere Blicke trafen sich.« Ich fühle, wie meine Wangen bei der Erinnerung daran rot werden. Selbst über diese Entfernung hinweg hatte ich das breite Grinsen auf seinem Gesicht sehen können. Er schien älter als ich zu sein, mindestens zehn Jahre. Und er war … na ja. Attraktiv.
»Absichtlich?«
»Das eher nicht«, antworte ich. »Er hatte Zollstock und Säge in der Hand. Wahrscheinlich wollte er den Baum beschneiden.«
»Sieht er gut aus?«
»Hat er dir zugewinkt?«
»Ja und nein. Ich habe mir schnell etwas übergeworfen und bin eilig ins Haus zurückgekehrt. Als ich wieder rauskam, war er verschwunden.«
»Verdammt und zugenäht.« Wilma lehnt sich zurück und nickt bedächtig vor sich hin. »Dir ist hoffentlich klar, dass das eine super Gelegenheit ist!«
»Inwiefern?«
»Du bist jetzt wieder Single und hast einen tollen Nachbar, der an dir interessiert ist.«
»Da wird sich auf keinen Fall irgendwas abspielen«, entgegne ich. »Außerdem wissen wir doch gar nicht, ob er tatsächlich nebenan wohnt. Es könnte doch auch der Gärtner gewesen sein.«
Aber kaum habe ich es ausgesprochen, kommt es mir bereits unwahrscheinlich vor. Irgendetwas an diesem Gesicht, an diesem Lächeln war mir bekannt vorgekommen … wo hatte ich es schon mal gesehen?
»Oder auch nicht«, wendet Trina ein und holt ihr Handy hervor. »Also, ich kenne so ziemlich jeden, der in dieser Gegend wohnt …«
»Du meinst, du weißt über sie Bescheid«, korrigiert Wilma sie und wirft mir ein breites Grinsen zu. Ich lächele zurück. Unsere Freundin ist eine ausgemachte Klatschbase.
Trina verdreht die Augen. »Ja, na gut, ich weiß also über die Leute hier Bescheid. In Greenwood Hills wohnt die gesamte Computerelite Seattles. Ihr wisst doch, dass unsere Autokennzeichen hier draußen stets überprüft werden, oder? Die ganze Gegend wird rund um die Uhr überwacht. Hier leben sämtliche IT-Moguln, Technikfreaks und sonstige Mitglieder der Hautevolee, ob sie ihren Reichtum nun diskret handhaben oder damit protzen. Übrigens verfügen sie alle noch zusätzlich über Liegeplätze unten am Lake Washington.«
Ich schnippe mit den Fingern. »Das ist es. Computerelite. Er arbeitet in der Hightech-Branche. Ich habe sein Gesicht erkannt, konnte es aber nicht einordnen.«
»In der Hightech-Branche?«
»Ja. Mein Gott, vielleicht war er ja auch ein Gastdozent an der Uni. Kommt er mir deshalb bekannt vor?«
»Bist du sicher?«
»Eigentlich nicht«, antworte ich. »Aber möglich ist es schon. Wobei ich ihn natürlich nur aus der Ferne gesehen habe …« Im Geiste durchforste ich die unzähligen Vorlesungen, die ich besucht habe. Als Doktorandin im Fach Systems Engineering musste ich im Rahmen meiner akademischen Ausbildung so einige über mich ergehen lassen. Und plötzlich kommt mir eine in den Sinn, die ich noch während des Grundstudiums belegt hatte.
»Carter!«, rufe ich aus. »Sein Nachname ist Carter.«
Trinas Finger fliegen über das Display ihres Handys. »Carter … Ethan Carter?«
»Ja!«
»Das ist er.« Sie hält ihr Smartphone in die Höhe. Das Foto zeigt einen Mann von etwa Mitte dreißig im Anzug. Die grünen Augen schauen direkt in die Kamera. Zwar lächelt er nicht, doch in seinen Mundwinkeln lauert Belustigung, die in starkem Gegensatz zu der steilen Falte zwischen seinen Augenbrauen steht.
»Tatsächlich, das ist er.« Ich lege die Hände auf meine heißen Wangen. »Du lieber Gott, er ist eine Koryphäe. Und er hat mich oben ohne gesehen.«
»Er ist dein Nachbar, Bella, vergiss das nicht!«
Ich stehe vom Stuhl auf und schüttele heftig den Kopf. »Jedenfalls lege ich mich hier so schnell nicht wieder ohne Oberteil in die Sonne.«
»Im Gegenteil: Du wirst dich jetzt ständig oben ohne sonnen!«, ruft Wilma aus. »Und das Höschen ziehst du gleich auch noch aus.«
Ich verschränke die Arme vor der Brust. »Kommt nicht infrage. Großer Gott, vielleicht will ich ja eines Tages sogar in seiner Firma arbeiten!«
Trinas Miene verheißt nichts Gutes. Nachdenklich sieht sie mich an. »Erinnerst du dich an meine Geburtstagsparty vor zwei Wochen?«
Ich habe keine Ahnung, worauf sie hinauswill. »Ja?«
»Und dass wir dieses alberne Wahrheit-oder-Pflicht-Spiel gespielt haben, das Toby mitgebracht hat? Hat ziemlichen Spaß gemacht.«
»Stimmt«, sage ich und kneife die Augen zusammen.
Wilma grinst.
»Wir haben von dir verlangt, dass du …«, fährt Trina fort.
»Weiß ich noch.«
»Aber du hast es nicht getan. Schön und gut«, sagt Trina und hebt die Handflächen. »Vollkommen verständlich. Es war zu viel. Aber weißt du noch, wie du um eine Ersatzaufgabe gebeten hast?«
Verdammt.
Wer solche Freundinnen hat, braucht keine Feinde mehr.
»Ja, klar.«
»Na ja, da hast du sie. Heute fordern wir sie ein«, verkündet Trina. »Sieh mal, dein Nachbar ist äußerst gut aussehend und überdies auch noch ein Experte auf seinem Gebiet. Du hast sogar eine Vorlesung bei ihm belegt!«
»Es war eine Gastvorlesung.«
»Du bist neu in der Gegend. Also machst du Folgendes: Du bäckst ihm ein paar deiner köstlichen Muffins.«
»Oder deinen Blaubeerkuchen«, ruft Wilma dazwischen. »Oder die Zimtschnecken!«
»Egal was«, stimmt Trina ihr zu. »Jedenfalls machst du genug, dass deine beiden besten Freundinnen auch etwas abbekommen. Und danach gehst du rüber und stellst dich ihm vor. Drück ihm das Gebäck in die Hand, entschuldige dich für das kleine Missgeschick im Garten und erzähl ihm, was du studierst.« Sie grinst, hochzufrieden über ihren Geistesblitz.
Ich starre sie an. Was Pflichtaufgaben angeht, habe ich schon Schlimmeres erlebt, trotzdem ist das beängstigender als alles, was ich bislang bewältigen musste. Sie sieht mein Zaudern und hält das Foto von Ethan Carter erneut in die Höhe. Es ist das Lächeln, das sich in seinen Mundwinkeln verbirgt, das mich überzeugt. Keineswegs das strenge kantige Kinn oder seine schönen Augen.
Ein Mann, der so lächelt, wird mir wohl kaum die Tür vor der Nase zuschlagen.
»Na gut«, sage ich, und meine Stimme klingt mutiger, als ich mich fühle. »Ich mach’s. Aber keinesfalls seid ihr beiden währenddessen hier.«
Sofortiges Protestgeheul.
»Nein, ich meine es ernst. Jetzt kommt schon. Wir müssen Brownies backen.«
»Brownies?«
»Ja. Das Ganze ist riskant. Experimente kann ich mir da nicht leisten. Männer mögen Schokolade.«
»Stimmt«, bestätigt Trina.
»Jeder mag Schokolade«, fügt Wilma hinzu.
Ich straffe die Schultern und marschiere in die makellose Küche und zu dem Fünftausend-Dollar-Herd. »Holt die Rührschüsseln heraus«, erkläre ich. »Zuerst müssen wir Eier schlagen.«
Der dramatische Augenblick wird untergraben, als wir alle dastehen und die wunderschönen grifflosen Schränke anstarren. Keine von uns hat eine Ahnung, wo sich alles befindet oder wie wir die Türen zur Vorratskammer aufkriegen sollen, die mit der Wand zu verschmelzen scheinen. Aber genau wie wir unsere Orientierungswoche an der Uni zusammen gemeistert haben, werden wir auch herausfinden, wie diese Küche funktioniert – gemeinsam.
Als wir eine perfekte Ladung von Brownies auf dem Gitterrost abkühlen lassen, ist es bereits später Nachmittag.
»Die sehen köstlich aus«, sagt Wilma.
»Nimm dir einen«, entgegne ich. »Du kannst auch noch mehr haben. Und du natürlich auch, Trina.«
»Das lass ich mir nicht zweimal sagen.« Trina lehnt sich an die Kücheninsel. In den Händen hält sie einen Plastikhefter. »Sind das hier deine Anweisungen?«
»Ja, das ist das Handbuch für den Homesitter. Darin finden sich sämtliche Informationen über dieses Anwesen.« Ich zwinkere ihr zu und schnappe ihr die Mappe aus den Händen. »Und auch ein paar vertrauliche Dinge.«
Sie grinst mich an. »Ich habe nichts Wichtiges entdecken können. Na ja, abgesehen von dem richtigen pH-Wert des Pools. Aber ich verspreche, dass ich diese Infos mit ins Grab nehmen werde.«
Ein leises Miau hallt in der Küche wider. »Ah! Da bist du ja!« Ich hocke mich hin und rücke langsam näher an eine schlanke graue Katze heran. »Mein Mitbewohner!«
Die Katze wirkt wenig beeindruckt.
»Dann fungierst du also auch als Catsitter?«
»Ja. Teilweise bin ich auch deshalb hier, um dem Tier Gesellschaft zu leisten.«
»Wie heißt er denn?«
Ich gebe den Versuch auf, den Kater zu streicheln – sein Schwanz zuckt, als wolle er jeden Augenblick die Flucht ergreifen –, und schlage das Handbuch auf. »Irgendwo hier drin muss das stehen. Es war auf der Seite mit den Anweisungen zum Füttern. Toast!«
»Toast?«
»Das ist sein Name.«
Wir betrachten den Kater, der sich nun auf dem Teppich ausstreckt und seine gelbbraunen Augen unverwandt auf uns richtet.
»Reiche Leute«, sagt Wilma, als sei das die Erklärung für alles. »Apropos … so langsam wird es Zeit, dass wir uns verziehen und du an die Tür eines gewissen Herrn klopfst.«
Ich stöhne gespielt entnervt auf. »Ich kann nicht. Ich habe vergessen, wie man anklopft.«
»Du hast es versprochen, Bella!«
Stimmt.
Ethan Carter. Ich will ihm einfach nur Hallo sagen, meinem Nachbarn. Einem der beeindruckendsten Ingenieure Seattles – einer Hightech-Ikone. Einem Pionier des Systems Engineering. Der zufällig während der kommenden drei Monate mein Nachbar sein wird.
Und der mich oben ohne gesehen hat.
»Ich habe es versprochen«, wiederhole ich. »Und das bedeutet, dass ihr beiden jetzt verschwinden müsst, bevor mich ganz und gar der Mut verlässt.«
Wilma hüpft von dem Barhocker herunter, und Trina nickt mir zu wie ein Teamplayer einem anderen in der Hitze des Gefechts. »Du machst das schon«, sagt sie.
»Danke.«
Trina streckt die Hand aus und streicht mir eine Strähne hinters Ohr. Vor zwei Wochen habe ich mir Side Bangs schneiden lassen, die nun mein Gesicht umrahmen. Es war eine Spontanentscheidung, aber sie gefallen mir. Sie stellen eine Veränderung dar. Neue Frisur. Neues Ich. »Du siehst umwerfend aus«, versichert sie mir. »Tolles Outfit.«
Ich blicke auf das Sommerkleid herab, das ich heute Morgen angezogen habe. Sie hat recht. Wahrscheinlich ist das hier mein einziges Kleid mit Spaghettiträgern. »Danke.«
»Schreib uns gleich, wenn du fertig bist, und erzähl uns alles«, fordert Wilma. »Oh! Und das hätte ich beinahe vergessen. Ich habe dir diese Pillen mitgebracht, um die du mich gebeten hattest.«
»Dieses Pflanzenpräparat, damit ich wieder besser schlafe?«, frage ich. Auf der anderen Seite der Theke sieht mich Trina mit hochgezogenen Augenbrauen an. Bei unserem letzten Treffen hatten wir drei eine intensive Diskussion darüber, ob Wilmas neue Faszination für Heilkräuter überhaupt irgendeine wissenschaftliche Basis hat.
»Ja.« Sie stellt das Fläschchen, auf dem ein Bild mit Kräutern prangt, auf die Arbeitsfläche. »Die helfen dir garantiert, versprochen.«
Ich drehe das Fläschchen in meiner Hand. »Super, das probiere ich auf jeden Fall aus«, sage ich. »Ich ertrage es wirklich nicht mehr, nachts stundenlang wachzuliegen.«
»Das liegt nur an deiner Trennung«, bemerkt Trina.
»Ja, trotzdem ist es nervig, dass es so lang andauert.« Ich durchsuche die Speisekammer nach einer großen Platte und beginne dann, die Brownies darauf zu arrangieren. »Danke, Wilma.«
Die beiden wünschen mir noch viel Glück, dann heult der Motor eines alten Autos auf, und sie sind verschwunden. Ich betrachte mich in dem goldgerahmten Spiegel im riesigen Flur und komme zu dem Schluss, dass ich recht gut aussehe. Ganz ansehnlich. Das Mädchen von nebenan, denke ich, und lächele über den kleinen Scherz. Als ich die große Platte mit Brownies in die Hand nehme, bin ich auf einmal total nervös.
Dennoch weiß ich, dass Trina mir genau die richtige Aufgabe gestellt hat.
Ich verschließe die riesige Eingangstür hinter mir und verlasse das imposante Haus, um auf ein ebenso beeindruckendes Gebäude zuzugehen, das genauso groß ist wie die Behausung meiner Arbeitgeber.
Hinter den Toren erhebt sich eine weiße Villa. Graue Fensterläden. Eine riesige Veranda. Viel mehr kann ich durch den Zaun nicht erkennen.
Vom Bordstein aus wirkt die ganze Gegend elegant und vornehm – zumindest wenn man auf Zäune und Tore steht.
Als ich auf den Klingelknopf der Gegensprechanlage drücke, rutscht mir das Herz in die Hose.
Eine weiche, akzentuierte Frauenstimme meldet sich. »Hallo?«
»Hi. Ich bin Bella. Ich bin gerade nebenan eingezogen und wollte mich vorstellen. Ich habe Brownies mitgebracht«, sage ich und halte dann die Platte hoch in die winzige Kamera, als ob der Anblick frischen Schokoladengebäcks mir weiterhelfen könnte.
Das Schweigen dehnt sich aus.
Ach du Schande, offensichtlich habe ich alles falsch eingeschätzt. Leute wie diese machen so etwas nicht. Sie halten weder Garagenflohmärkte ab noch tauschen sie Backwaren aus, und ganz sicher lassen sie keine Fremden in ihr umzäuntes kleines Paradies. Die Menschen in Greenwood Hills ticken nun mal anders.
Aber dann höre ich ein statisches Rauschen, und dieselbe weibliche Stimme erklingt: »Dann kommen Sie hoch zum Vordereingang, meine Liebe.«
Das schmiedeeiserne Tor schwingt auf.
Wahrscheinlich war das seine Ehefrau. Angesichts dieser Erkenntnis bin ich ein wenig enttäuscht – albern, ich weiß. Dieses verhaltene Lächeln, das um seine Mundwinkel gespielt hat, hat mich eben sehr fasziniert. Ich frage mich, wie man ihn zum Lachen kriegt. Welchen Humor er wohl hat?
Vor einer wunderschönen geschnitzten Holztür bleibe ich stehen. Es ist eine Schande, dass so schöne Häuser vom Bordstein aus gar nicht zu sehen sind.
Die Tür öffnet sich, und eine lächelnde, in Schwarz gekleidete Frau von etwa Mitte fünfzig steht vor mir. Ihr dunkles Haar hat sie zu einem Knoten zusammengefasst. »Guten Tag«, sagt sie. »Bella?«
»Ja. Sorry, dass ich einfach so bei Ihnen klingele. Ich bin erst gestern eingezogen, und ich …«
»Ich weiß. Ich habe gesehen, wie Sie ausgepackt haben.« Die Lady winkt mich mit einer Handbewegung in die Eingangshalle. »Willkommen in unserer Gegend.«
»Danke«, antworte ich und muss unwillkürlich erleichtert aufseufzen. »Das ist aber ein schönes Haus.«
»Stimmt. Ich bin Maria«, stellt sie sich vor. »Und ich arbeite für Mr. Carter. Er ist gleich bei Ihnen.«
»Und da ist er schon!« Die Stimme ist volltönend, herzlich. Sie passt perfekt zu dem Mann, dessen Bild ich erst vor ein paar Stunden betrachtet habe. Er kommt durch den Flur auf uns zu.
Die Jahre, die vergangen sind, seit ich im Hörsaal seinen Ausführungen gelauscht habe, haben ihm gutgetan: Seine Erscheinung ist sogar noch beeindruckender als damals, und die Brust unter dem weichen Stoff des Sweatshirts ist noch breiter geworden.
Und dann sein Lächeln.
Es ist da, lauert in seinen Mundwinkeln und funkelt in den Tiefen seiner intelligenten Augen. Ja, er hat mich erkannt. Das halb nackte Mädchen von nebenan. Zu meinem Entsetzen fangen meine Wangen an zu glühen.
»Mr. Carter«, verkündet Maria, »das ist das Mädchen, das ich hereinlassen sollte.«
»Bella Simmons«, sage ich, strecke die Hand aus und bemühe mich, die riesige Platte mit Brownies dabei nicht fallen zu lassen. Warum habe ich nur gleich so viele mitgebracht? Sieht beinahe so aus, als wollte ich eine Bäckerei beliefern.
»Ethan Carter.« Er schüttelt mir fest die Hand. Seine Haut fühlt sich warm an. »Willkommen in der Nachbarschaft.«
»Danke«, hauche ich zutiefst erleichtert. »Um ehrlich zu sein, war ich nicht sicher, ob so eine Geste hier gängige Praxis ist. Sich bei den Nachbarn vorzustellen, wenn man neu eingezogen ist, meine ich. Tut mir leid, falls ich gerade einen unsäglichen Fauxpas begangen habe.«
Sein Blick huscht zu dem großen Teller in meiner Hand herab. »Normalerweise exekutieren wir jeden, der so etwas tut, auf der Stelle, aber Sie haben Brownies mitgebracht. Deshalb lasse ich noch mal Gnade vor Recht ergehen.«
Wenn ich nicht immer noch so nervös wäre, würde ich lauthals lachen. »Dann betrachten Sie die Brownies als Friedensangebot.«
»Wird langsam etwas schwer, oder?« Er langt nach dem Teller und nimmt ihn mir ab.
»Ein wenig. Danke.«
»Obwohl wahrscheinlich doch eher ich derjenige sein sollte, der Ihnen ein Friedensangebot macht.« Ethan hält den Teller in der einen Hand und fährt sich mit der anderen durchs Haar. Das Lächeln, das um seine Lippen spielt, ist jetzt ausgeprägter. »Ich hoffe, Sie wissen, dass ich nicht auf diesem Baum gesessen habe, um Sie auszuspionieren.«
Meine Wangen werden heiß. »Das habe ich nicht angenommen. Ich meine, immerhin hatten Sie einen Zollstock dabei.«
»Fadenscheiniger Beweis, aber ich freue mich trotzdem, dass Sie mir glauben.« Nun lächelt er breit. »Ich habe nach dem richtigen Ort für ein Baumhaus gesucht.«
»Wirklich? Wie schön.«
»Freut mich, dass Sie das denken. Ich weiß nicht so genau, was Ihre – Eltern? Tante und Onkel? – davon halten werden, wenn sie zurückkommen. Von dort aus hat man einen ziemlich genauen Blick auf ihr Anwesen.«
Ehe ich es verhindern kann, sprudelt mir die Antwort über die Lippen. Gefangen in seinem Blick, beruhigt vom tiefen Tenor seiner Stimme, kann ich diesem Multimilliardär keinesfalls erzählen, dass ich eine heimatlose Homesitterin bin. »Tante und Onkel«, antworte ich also. »Ich passe den Sommer über auf ihr Haus auf. Drei Monate lang.«
»Das ist aber nett von Ihnen«, sagt er.
»Na ja, ist auch ein sehr nettes Haus.«
Ethans Grinsen wird breiter. »Das stimmt allerdings.«
Aus der Nähe ist er noch beeindruckender und gleichzeitig weniger einschüchternd. Er ist aus Fleisch und Blut, gebräunte Haut, geschwungene Lippen und Lachfältchen um die Augen. Aber zudem ist er offensichtlich auch ein Mann, einer, der Eau de Cologne aufgetragen hat, eine Zwanzigtausend-Dollar-Uhr trägt und ein milliardenschweres Unternehmen leitet.
»Also«, reißt er mich aus meinen bewundernden Gedanken, »arbeiten Sie hier? Oder machen Sie nur …«
Im Hintergrund ertönt ein kindliches Kreischen. Es hallt durch den Flur, gefolgt vom Klang tappender Füße und Marias leiser Stimme. Irgendwo im Haus schlägt eine Tür zu.
Ethan seufzt. »Darum muss ich mich kümmern. Meine Älteste hat gerade aus irgendeiner Fernsehserie gelernt, wie man dramatisch die Tür hinter sich zuschlägt.«
»Autsch«, sage ich.
»Ja. Wenn ich könnte, würde ich mal ein Wörtchen mit dem Drehbuchautor dieser Kinderserie wechseln.«
Ich wende mich der Eingangstür zu, bringe es aber einfach nicht über mich, ihn schon wieder ziehen zu lassen. »Kinder, hm? Dafür also ist dieses Baumhaus gedacht?«
Das stets lauernde Lächeln bricht hervor und breitet sich auf seinem Gesicht aus. Es verwandelt ihn. Er ist freundlich und stark, und ich frage mich, warum ich überhaupt jemals nervös war.
»Ja«, erwidert er. »Für mich selbst wollte ich es nicht bauen, Bella.«
»Oh, Gott sei Dank«, entfährt es mir spöttisch. »Dann sind Sie also kein Berufsspanner.«
»Glücklicherweise ist das kein Bereich, den ich professionell beherrschen möchte.«
Wieder hallt ein Schrei durch den Flur, und er sieht sich um.
Ich öffne die Haustür und trete nach draußen. »Sorry, ich mache mich wieder auf den Weg. Bis bald und danke.«
Er lächelt nachsichtig. Plappere ich etwa sinnloses Zeug vor mich hin? »Tschüs, Bella«, antwortet er mit tiefer Stimme. »Danke für die Brownies.«
Ganz benommen vor lauter Ehrfurcht kehre ich in mein riesiges Haus zurück. Toast miaut zu meinen Füßen. Offenbar hat er Hunger. »Ja«, sage ich zu ihm. »Genau. Immerhin habe ich hier ein paar Aufgaben zu erledigen.«
Und darauf konzentriere ich mich. Homesitting. Geld verdienen. Meine Doktorarbeit beenden. Mir Gedanken um meine Zukunft machen.
Mich unglücklich in den zweifelsfrei bereits vergebenen Nachbarn zu verknallen, steht nun wirklich nicht auf meiner To-do-Liste.
Ethan
»Stimmt doch gar nicht«, sagt Cole. »Überhaupt nicht. Du hast durchaus Zeit zum Ausgehen. Schließlich hast du eine Nanny, oder?«
»Ja«, antworte ich und sehe meinen Freund über den Rand meines Whiskeyglases hinweg an. Für Cole Porter, dessen kleiner Sohn drei Monate alt ist, ist eine Nanny offenbar die perfekte Lösung. Aber wenn die eigenen Kinder sechs und drei Jahre alt sind, brauchen sie nun mal ein wenig mehr Ansprache.
»Dann nutze ihre Dienste«, beharrt er. »Du musst mal wieder raus und unter Menschen. Niemand sollte sein Leben lang allein vor sich hin vegetieren, Mann.«
»Mmhm«, antworte ich. »Und das von zwei Typen, von denen der eine glücklich verheiratet und der andere bald ebenfalls unter der Haube ist?«
Nick zieht eine Grimasse. Der Mann ist allseits als Beziehungsphobiker bekannt, doch in den vergangenen Monaten hat er sich auf eine recht unkonventionelle Liaison mit Coles kleiner Schwester eingelassen. Unkonventionell allerdings nur insofern, als dass es sich um eine feste Beziehung handelt. Das ist für Nicholas Park eine Riesensache.
»Du musst ja nicht gleich jemanden zum Heiraten auftreiben«, sagt Nick. »Verdammt, kann man als alleinerziehender Dad überhaupt wenigstens mal One-Night-Stands haben?«
Grimmig blicke ich in meinen Drink. Sie meinen es gut, aber mittlerweile haben wir uns auf ein Terrain vorgewagt, über das ich nicht mit ihnen reden will. »Man kann«, antworte ich. »Während Geschäftsreisen.«
»Immerhin«, bemerkt Cole.
»Du brauchst aber doch regelmäßigen Sex«, sagt Nick.
Ich lehne mich auf dem Ledersessel zurück und mustere die beiden mit zusammengekniffenen Augen. »Und seit wann seid ihr Experten auf diesem Gebiet? Bis vor wenigen Jahren wart ihr schließlich eingefleischte Junggesellen. Außerdem habe ich Kinder. Meine Lage ist ein wenig anders als eure.«
Cole nickt, als sei er nach dreimonatiger Vaterschaft ein gottverdammter Fachmann. »Klar.«
Ich schüttele den Kopf über ihn. »Du hast eine Frau, die dich anbetet, und eine Unmenge von Angestellten.«
Er grinst schamlos. »Ja«, bestätigt er. »Und ich bin damit völlig zufrieden. Aber mit ein paar Dates könntest du ein ganz ähnliches Leben führen.«
Nick beugt sich vor und stößt mit seinem Glas gegen meines. Er ist größer als Cole und ich, und in seinen Augen glimmt ein wölfischer Funke. Er ist kein Mann, mit dem man sich leichtfertig anlegen sollte. »Hör gar nicht auf ihn«, sagt er. »Er hat eben beim Tennis gewonnen. Du weißt ja, dass er danach abhebt.«
Ich nicke weise, da ich weiß, dass eine solche Reaktion Cole auf die Palme bringt. Wir sind von jeher Konkurrenten – und seit dem Tag, da ich mehr oder weniger regelmäßig bei ihren Tennismatches auftauche, ist es sogar noch schlimmer geworden.
»Ich will nicht mit Frauen ausgehen«, sage ich. »Wenn ich noch mehr Termine habe, kann ich mich auch gleich erschießen! Außerdem habe ich kein Interesse an den Frauen, die auf deinen Partys auftauchen. Nichts für ungut, Cole.«
Er grinst. »Schon gut. Mein Fall sind die ja auch nicht.«
»Sie sind nicht alle schlimm«, wendet Nick ein und mustert Cole argwöhnisch.
Der reagiert entnervt. »Es versteht sich doch wohl von selbst, dass ich nicht meine eigene Schwester damit meinte.«
»Ich habe natürlich auch nicht Blair gemeint«, füge ich hinzu, denn ich weiß aus Erfahrung, wie schnell Nick in die Luft geht, wenn jemand ihren Ruf infrage stellt.
Cole richtet die Aufmerksamkeit wieder auf mich. Die untergehende Sonne taucht seinen Garten in goldenes Licht, der ebenfalls in Greenwood Hills liegt. »Na gut«, sagt er. »Es ist niemand hier außer Nick und mir, sei also ehrlich. Wann hattest du das letzte Mal Sex?«
Ich lehne mich erneut auf meinem Sessel zurück und blicke Hilfe suchend zum wunderschönen, tief orangefarbenen Himmel empor. Doch auch er bleibt stumm. »Darauf gebe ich keine Antwort.«
»Aber es könnte dir helfen, darüber zu reden«, bemerkt Nick in verhalten amüsiertem Ton. »Jedenfalls musste ich mir das vor Kurzem auch immer anhören. Kommunikation ist alles.«
»Ich werde nun ganz bestimmt nicht anfangen, euch zwei über mein Sexleben aufzuklären.« Oder über das Fehlen desselben. Der letzte One-Night-Stand war nun schon … sieben Monate her. Es war auf einer Geschäftsreise nach New York. Aber meine Freunde amüsieren sich jetzt bereits genug auf meine Kosten, da will ich ihnen nicht noch mehr Nahrung geben.
Beide reden weiter, als sei ich gar nicht da. Cole will mich mit jemandem verkuppeln – mit irgendeiner Cousine einer alten College-Freundin –, doch als seine Planung schon allzu sehr ins Detail geht, bin ich gezwungen, mich doch wieder ins Gespräch einzuschalten.
»Das steht nicht zur Debatte. Ich habe meine beiden Mädchen und bin rundum glücklich damit.« Ich leere mein Whiskeyglas und ignoriere den schmerzhaften Stich, der diese Aussage begleitet. Tatsächlich bin ich überglücklich mit meinen Töchtern. Für nichts in der Welt würde ich sie hergeben. Und doch nimmt ein kleiner Teil von mir durchaus wahr, wie erfüllend die Beziehungen von Nick und Cole für die beiden sind. Ich möchte …
Nein. Dieses Selbstmitleid liegt sicher am Alkohol.
»Ich gehe jetzt besser nach Hause«, verkünde ich und erhebe mich. »Bis später, ihr Arschlöcher. Und beim nächsten Mal will ich kein Wort darüber hören, dass ich angeblich so einsam bin.«
Ich umrunde Coles Haus und wandere die breite Auffahrt hinab. Nachdem ich das Tor hinter mir geschlossen habe, lege ich den kurzen Heimweg zu Fuß zurück.
Die Grundstücke in Greenwood Hills sind weitläufig und die ganze Gegend ist dicht bewaldet, aber viele Menschen leben hier trotzdem nicht. Es ist also die ideale Umgebung, um Kinder großzuziehen. Ursprünglich habe ich das Haus genau deshalb gekauft, als Lyra mit Haven schwanger war.
Bei der Erinnerung muss ich schnauben. Meine Ex-Frau war lediglich enttäuscht darüber, dass das Haus über keinen eigenen Privatstrand am Lake Washington verfügte, und selbst die Tatsache, dass diese Häuser höchstens alle hundert Jahre mal auf den Markt kamen, konnte sie nicht umstimmen.
Aber Lyra war ja auch bloß hinter meinem Geld und dem gesellschaftlichen Status, den ich ihr bieten konnte, her gewesen. Und beides hatte sie schließlich ergattert, indem sie von mir schwanger wurde.
Ich betrete meine Sackgasse und werfe einen Blick auf das Nachbarhaus. Bella Simmons’ neues Heim für diesen Sommer. Sie ist erheblich netter als ihre Tante und ihr Onkel, die mir in all den Jahren, die ich jetzt hier wohne, nicht ein einziges Mal zugelächelt oder mich begrüßt haben. Zugegeben, ich habe mich umgekehrt auch nicht gerade um sie bemüht. Ich kann mich nicht mal daran erinnern, wie sie aussehen.
Aber an Bella erinnere ich mich durchaus.
Dichtes braunes Haar und Rehaugen. Lange Beine, heller Teint. An dem Tag, an dem ich sie beim Sonnenbaden beobachtete, war ihre Haut sahnig weiß gewesen. Auch aus einigen Metern Entfernung hätte ich blind sein müssen, wenn der Anblick ihres nur mit einem Bikinihöschen bekleideten Körpers mich kaltgelassen hätte. Samtene Haut und rosige Nippel.
Ich schüttele den Kopf über meine eigenen lüsternen Gedanken, als ich das Eingangstor zu meinem Grundstück aufschließe. Der Fehler liegt wohl eindeutig bei mir. Ob nun versehentlich oder nicht, erst hatte ich sie vom Baum aus beobachtet, und dann hatte ich auch noch lüsterne Gedanken.
Und mit ihr zu reden hatte es auch nicht besser gemacht.
Dort in meiner Eingangshalle hatte sie mit geröteten Wangen gestanden und eine Platte mit Brownies in der Hand gehalten, die sie nur für mich gebacken hatte. In ihrem Sommerkleid hatte sie einfach umwerfend ausgesehen, als sie vor sich hin geplappert hatte. Aber dieses süße junge Ding ist offensichtlich nicht für mich bestimmt.
Du sollst nicht begehren deines Nachbarn Nichte, denke ich mit einem Schnauben. Vielleicht hatten Nick und Cole gar nicht unrecht, als sie mir rieten, mir zumindest zeitweise regelmäßige Gesellschaft zu suchen. Doch woher sollte ich die Zeit dafür nehmen?
Als ich die Tür öffne, ist es im Haus still. Haven und Evie schliefen bereits tief und fest, als ich ging. Maria saß lesend im Zimmer zwischen ihren, um gleich da zu sein, wenn sie irgendetwas brauchten. Das ganze Anwesen ist mit Alarmanlagen und Kameras ausgestattet. Und ich selbst war bloß im Haus gegenüber. Trotzdem kann ich mich erst wieder richtig entspannen, als ich an ihren Zimmern vorbeigehe und hineinspähe, um ihre kleinen schlafenden Gestalten zu beobachten.
Ich liege richtig mit meiner Einschätzung. Solange mein Herz – und mein Terminkalender – so voll sind, habe ich einfach keine Zeit für Dates.
Aber auch dieser Gedanke kann mich nicht davon abhalten, mich auf den Weg in die Küche zu machen und mir einen dieser köstlichen Brownies zu stibitzen. Meine Gedanken wandern zu der hübschen Brünetten hinüber, die sie gebacken hat.
Man darf ja wohl noch träumen, oder?
Bella
»Nein, du bleibst hier.«
Toast sieht zu mir auf, als sei allein meine Existenz schon eine persönliche Beleidigung. Ich schiebe mein Bein in die halb offene Eingangstür und weiß wieder genau, warum ich Hunde viel lieber mag.
»Nein, du gehst nicht raus! Nicht, solange ich auf dich aufpasse. Sie haben es in den Anweisungen, die sie mir gegeben haben, fett gedruckt und unterstrichen.«
Toast stößt mit dem Kopf gegen mein Bein – keineswegs liebevoll.
»Nein«, wiederhole ich. »Und jetzt ziehe ich mein Bein raus, um diese Tür zu schließen. Versprichst du mir, dass du nicht versuchst, deine Pfote dazwischenzuschieben? Ich will dir schließlich nicht wehtun. Denk doch nur dran, wie sehr dir ein Besuch beim Tierarzt den Tag versauen würde!«
Ganz zu schweigen von meinem eigenen.
Toast setzt sich hin und sieht mich mit engelsgleichem Gesicht an. Doch das kaufe ich ihm nicht ab. Immerhin könnte es auch eine List sein.
»Okay, also.« Vorsichtig ziehe ich die Tür Zentimeter um Zentimeter zu. »Heute Abend bin ich wieder da. Mach bloß keine Vasen kaputt!«
Und dann in letzter Sekunde ein lautes Miau. Aber die Tür ist zu. Mit einem erleichterten Seufzen schließe ich hinter mir ab.
»Wenn das nun jeden Tag so geht«, sage ich zu der geschlossenen Tür und dem hinterhältigen Kater dahinter, »verdiene ich eine Gehaltserhöhung.«
Keine Antwort. Ich rücke die Tasche auf meiner Schulter zurecht und krame in meiner Tasche nach den Autoschlüsseln. Sie müssen doch irgendwo sein …
Endlich habe ich sie gefunden und schließe die Tür meines Honda Civic Baujahr 2007 auf. Ist schon eine alte Klapperkiste, dieser Wagen. Wahrscheinlich eines der am wenigsten protzigen Autos, das diese Gegend – und insbesondere diese Auffahrt – je gesehen hat.
Ich gleite hinters Steuer und sehe auf die Uhr. Immer noch jede Menge Zeit. Obwohl im Sommer keine Vorlesungen und Seminare auf dem Stundenplan stehen, finden nach wie vor regelmäßige Besprechungen mit den Doktorvätern statt, die nicht viel von Unpünktlichkeit halten.
Ich drehe den Schlüssel im Zündschloss.
Nichts passiert. Tatsächlich ist die Stille sogar ziemlich spektakulär. Der Motor gibt nicht das leiseste Geräusch von sich.
»Du jetzt nicht auch noch«, sage ich zu dem Wagen und denke an Toasts Flucht-Stunts. »Benimm dich.«
Ich hole tief Luft und drehe den Schlüssel erneut.
Der Motor gibt nicht den leisesten Piep von sich.
Verdammt. Warum ausgerechnet heute? Ich versuche es noch weitere fünf Mal, doch der Motor weigert sich beharrlich, anzuspringen. Das ist mir vor ein paar Monaten schon mal passiert. Damals war die Batterie leer. Die Versicherungsgesellschaft hatte mir seinerzeit geraten, eine neue einbauen zu lassen. Sie hatte irgendetwas über Kapazitätsverlust und schadhafte Elektronik gefaselt und mir die Unheil verkündende Prognose gestellt, dass sie wahrscheinlich wieder aufgeben werde.
Aber das war nicht geschehen. Und so hatte ich es vergessen. Was mir leichtfiel, denn auf diese Weise hatte ich ein paar hundert Dollar gespart.
Ich steige aus dem Wagen und trete kräftig gegen einen Reifen. Was zwar auch nichts bringt, aber danach fühle ich mich besser.
»Verdammt!«
Ob ich jemanden mit einem Überbrückungskabel finde? Das letzte Mal hatte ich Pech, was mich teuer zu stehen kam. Ich rufe Trina an. Wie vorauszusehen hebt sie nicht ab. Sie ist eine Meisterin darin, ihr Handy auf Stumm zu stellen.
Wilma geht ebenfalls nicht dran, was bedeutet, dass ich auch diesmal verdammtes Pech habe. Meinen kleinen Bruder Wyatt anzurufen steht nicht zur Debatte, weil der nicht mal ein Auto hat.
Ich blicke hinüber zu den geschlossenen Garagentüren. Da drin stehen Mr. und Mrs. Gardners Autos, gut verschlossen, während sie den Sommer über auf Reisen sind. Aber ich weiß, wo die Schlüssel sind – das stand in meinem Handbuch. Ob ich sie nutzen könnte, um meinem Wagen Starthilfe zu geben?
Unentschlossen steige ich aus und öffne die Motorhaube meines Autos. Der Motor besteht aus einem Gewusel aus Kabeln, Stahl und Dingen, die ich wahrscheinlich eher kaputt machen würde, wenn ich sie berühre. Ich hätte beim letzten Mal, als ich jemanden beim Anbringen von Starthilfekabeln beobachtete, besser aufpassen sollen.
»Ist bei Ihnen alles in Ordnung?«
Als ich die Stimme höre, fahre ich zusammen, und die Haube knallt zu. Stahl trifft auf Stahl und verpasst meine Finger nur knapp.
»Oh, Mist. Alles okay?« Auf der anderen Seite des Zauns steht Ethan. Hinter ihm blinkt der schimmernde Lack eines schwarzen Autos.
Er trägt einen Anzug.
Einen Moment macht schon diese simple Tatsache eine vernünftige Antwort unmöglich. Wie soll ich auch nur einen einzigen Ton herausbringen, wenn ihm der bestimmt maßgeschneiderte Anzug wie angegossen passt und sich an seinen Körper schmiegt? Keine Krawatte. Oberster Hemdenknopf offen, unter dem ein Stück gebräunter Haut zu sehen ist. Dichtes Haar, das genauso zerzaust aussieht wie am Vortag. Und Augen, die immer besorgter dreinblicken, während ich weiterhin stumm dastehe.
Also nicke ich und zwinge mich zu einer Antwort. »Ja. Na ja, nein, eigentlich nicht. Mein Auto springt nicht an.«
Er fährt sich mit der Hand übers Kinn. »So ein Mist.«
»Ja.«
»Wissen Sie, wieso?«
»Ich vermute, dass es an der Batterie liegt«, erwidere ich. »Sie hat schon mal schlappgemacht. Man hat mich gewarnt, dass es wieder passieren würde. Aber ich habe nicht drauf geachtet.«
»Haben Sie ein Überbrückungskabel?«
»Nein.«
»Na gut. Ich bin gleich wieder da.« Er taucht irgendwo ab und wechselt ein paar Worte mit jemandem auf der anderen Seite, allerdings zu leise, als dass ich ihn verstehen könnte.
So sollte unser nächstes Zusammentreffen nun wirklich nicht ablaufen! Nach dem Brownie-Willkommensgruß vor zwei Tagen hatte ich mir im Geiste einen Sommer voller höflicher Unterhaltungen und charmanter Lächelns vorgestellt. Ich hatte mir ausgemalt, wie ich ihm vom Rand des Pools aus zuwinke, während er an dem Baumhaus arbeitet. Und wie ich möglicherweise – etwa um die siebte Woche – beiläufig erwähne, dass ich in Systems Engineering promoviere. Tatsächlich sogar als eine der wenigen Frauen an der Washington Polytech.
Aber nein. Jetzt wirke ich bestenfalls unvorbereitet und schlimmstenfalls regelrecht fahrlässig.
Ethan taucht wieder in meiner Einfahrt auf. Er ist immer noch im Anzug und hält zwei Überbrückungskabel in der Hand. »Ich gebe Ihnen mit meinem eigenen Wagen Starthilfe«, verkündet er. »Das sollte nicht allzu schwierig sein. Müssen Sie heute noch irgendwohin?«
»Ja, zu einer Besprechung.« Ich streiche mit der Hand über meine Hose. »Danke vielmals für alles. Aber haben Sie denn auch wirklich Zeit? Ich will Sie nicht von irgendwelchen Verpflichtungen abhalten …«
Er wischt meinen Protest mit einer Handbewegung vom Tisch. »Kein Problem. Außerdem schmecken Ihre Brownies so köstlich, dass ich Ihnen was schuldig bin. Ich bin gern ritterlich und komme Ihnen zur Hilfe.«
Erneut öffne ich meine Motorhaube, und er befestigt den Spreizer. Seine breiten gebräunten Hände umfassen die Enden des Überbrückungskabels. Eine weiße Manschette späht unter dem Ärmel seiner Anzugjacke hervor.
»Warten Sie«, rufe ich und umfasse unwillkürlich sein Handgelenk, bevor er den Arm meiner Motorhaube nähern kann. Es fühlt sich hart und muskulös an. »Sonst besudeln Sie Ihre Rüstung womöglich noch mit Schmieröl.«
Seine Lippen zucken. »Da haben Sie recht. Das gehört sich nicht für einen Ritter, stimmt’s?«
»Es würde unprofessionell wirken.«
Er lässt das Jackett von seinen Schultern gleiten, und ich nehme es ihm ab und lege es mir über den Arm. Es ist noch ganz warm von der Hitze seines Körpers. Und dann kommt das Allerschlimmste – er krempelt die Hemdsärmel hoch und enthüllt Zentimeter um Zentimeter seiner muskulösen Unterarme.
»Besser?«, fragt er.
»Mmhm.«
Weiterhin lächelnd beugt er sich vor, um die Kabel an meine Batterie anzuklemmen. Diesmal sehe ich zu und merke mir genau, wie er vorgeht. Schließlich muss ich damit rechnen, dass mir so etwas wieder passiert. »Sie kennen sich ja richtig aus«, bemerke ich.
»Ich hatte ein bisschen Übung«, sagt er. »Als Teenager habe ich ziemlich viel an Autos herumgeschraubt.«
»Oh.«
»Daraus schließe ich, dass es bei Ihnen nicht so war, hm?« Er schüttelt kurz den Kopf und legt die Finger auf ein schachtelähnliches Dingsbums. »Sie brauchen definitiv eine neue Batterie.«
»Oh, ich weiß. Ich bin bisher nur einfach nicht dazu gekommen.«
»In Greenwood gibt es eine Autowerkstatt, ganz in der Nähe der Einkaufsstraße. Der Betreiber nimmt sich immer Zeit für seine Kunden.« Ethan beugt sich erneut über den Motor, und ein Lächeln schwingt in seiner Stimme mit. »Obwohl ich mir keinen Automechaniker denken könnte, der sich für Sie keine Zeit nähme.«
Ich blinzele seinen breiten Nacken an. »Oh?«
»Automechaniker lieben hübsche Gesichter.«
Darauf fällt mir partout keine Erwiderung ein.
»Daddy«, ruft eine junge Stimme, »dürfen wir zuschauen? Bitte!«
Ein kleines Mädchen taucht vor meiner Einfahrt auf. Sie hat die Hände hinter dem Rücken verschränkt und wippt auf den Fußballen auf und ab. Ihr üppiger Lockenkopf hat genau den gleichen Honigton wie Ethans Haar, allerdings ohne die vereinzelten grauen Strähnen.
Ethan richtet sich auf. »Ihr wollt zusehen, wie ich einem anderen Auto Starthilfe gebe?«
»Ja!«