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Fake-Verlobte verzweifelt gesucht.
Früher war Liam Carter Madisons bester Freund und heimlicher Schwarm. Als sie ihn nach fünfzehn Jahren wiedertrifft, ist aus ihm ein erfolgreicher, gutaussehender und sehr reicher Mann geworden. Während Madison im Catering arbeitet und von ihrem eigenen Restaurant träumt, kann er sich alles leisten, was er will. Doch eines kann er nicht kaufen – eine Verlobte. Deshalb fragt er Madison, ob sie diese Rolle nicht vorübergehend einnehmen möchte. Scheinbar ein Spiel mit festen Regeln – doch Regeln wollen gebrochen werden …
Vierter Band der großen Seattle Billioaires Reihe von Olivia Hayle. Alle Bücher können unabhängig voneinander gelesen werden.
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Fake-Verlobte verzweifelt gesucht.
Früher war Liam Carter Madisons bester Freund und heimlicher Schwarm. Als sie ihn nach fünfzehn Jahren wiedertrifft, ist aus ihm ein erfolgreicher, gutaussehender und sehr reicher Mann geworden. Während Madison im Catering arbeitet und von ihrem eigenen Restaurant träumt, kann er sich alles leisten, was er will. Doch eines kann er nicht kaufen – eine Verlobte. Deshalb fragt er Madison, ob sie diese Rolle nicht vorübergehend einnehmen möchte. Scheinbar ein Spiel mit festen Regeln – doch Regeln wollen gebrochen werden …
Vierter Band der großen Seattle Billioaires Reihe von Olivia Hayle. Alle Bücher können unabhängig voneinander gelesen werden.
Olivia Hayle ist eine hoffnungslose Romantikerin mit einer großen Vorliebe für Milliardäre. Da sie leider noch keinen in der der Realität getroffen hat, erschafft sie sie kurzerhand selbst – auf dem Papier. Ob sexy, charmant, cool oder verletzlich – bislang hat sie noch keinen (fiktiven) Milliardär getroffen, den sie nicht mochte.
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Olivia Hayle
Billion Dollar Fiancé
Aus dem Amerikanischen von Nicole Hölsken
Cover
Titel
Inhaltsverzeichnis
Impressum
Titelinformationen
Grußwort
Informationen zum Buch
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Widmung
Kapitel 1 — Madison
Kapitel 2 — Liam
Kapitel 3 — Madison
Kapitel 4 — Madison
Kapitel 5 — Liam
Kapitel 6 — Madison
Kapitel 7 — Madison
Kapitel 8 — Madison
Kapitel 9 — Liam
Kapitel 10 — Madison
Kapitel 11 — Madison
Kapitel 12 — Liam
Kapitel 13 — Liam
Kapitel 14 — Madison
Kapitel 15 — Madison
Kapitel 16 — Liam
Kapitel 17 — Madison
Kapitel 18 — Madison
Kapitel 19 — Liam
Kapitel 20 — Madison
Kapitel 21 — Liam
Kapitel 22 — Madison
Kapitel 23 — Madison
Kapitel 24 — Liam
Kapitel 25 — Madison
Kapitel 26 — Madison
Epilog — Liam
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»Aus uns allen wird das, was wir vorgeben zu sein.«
Patrick Rothfuss
Madison
Haben Sie je versucht, achtzig mit geräuchertem Lachs gefüllte Blätterteigpasteten in weniger als fünf Minuten auf eine Platte zu verteilen, und das zu allem Überfluss auch noch unter dem wachsamen Blick Ihres betrügerischen Ex-Freundes?
Ist echt nicht zu empfehlen. Trotzdem stachelt es meinen Kampfgeist zu Höchstleistungen an. Jason steht mit vor der Brust verschränkten Armen auf der anderen Seite der Küche und sieht zu, wie meine Finger in Lichtgeschwindigkeit über die Platte fliegen.
Gerade noch rechtzeitig habe ich die letzte Lachspastete untergebracht, als die Tür sich öffnet und das Schwatzen der Partygäste hineinflutet.
Geschafft!
Ich werfe Jason keinen triumphierenden Blick zu, denn eine solche Reaktion wäre für eine dreißigjährige Frau doch recht kindisch. Dennoch bin ich kurz davor.
»Das als Nächstes«, sage ich zu dem Kellner, der aus dem Speisebereich zurückgekehrt ist. Mit einer geschickten Bewegung hebt er die Platte auf einer Hand in die Höhe und verschwindet wieder durch die Tür.
Da erst lasse ich den Blick zu Jason hinüberwandern. Er hat mir jetzt wieder den Rücken zugewandt und stapelt Kisten übereinander. Sein Part in diesem Catering Event ist glücklicherweise vorbei.
Auf Nimmerwiedersehen, Baby!
Alma greift nach einem verformten Pastetchen, das ich verwerfen musste. Nur ein einziges. »Das gehört mir«, sagt sie zu mir, während wir beide Jason hinterhersehen, der die Küche ohne jeden Abschiedsgruß durch die Hintertür verlässt. »Zehn Mäuse, dass er sich im Garten verirrt, bevor er es zur Auffahrt geschafft hat.«
Ich schnaube. »Fünfzehn.«
»Du warst beeindruckend.« Kopfschüttelnd umrundet Alma die riesige Kücheninsel. »Ich wiederhole mich, ich weiß, aber es ist nun mal Fakt.«
»Wenn man keine andere Wahl hat, ist es leicht, eine beeindruckende Leistung hinzulegen«, antworte ich.
Alma hat ihre Locken am Hinterkopf zu einem straffen Knoten zusammengefasst, was den strengen Blick, den sie mir jetzt zuwirft, bloß noch unterstreicht. »Spiel deine Leistung nicht herunter, Maddie. Er kann mit dir nicht mithalten – und von ihr ganz zu schweigen. Steh gefälligst dazu!«
Unwillkürlich muss ich lächeln. »Na gut, ich bin der Boss.«
»Das ist die richtige Einstellung. Und eines Tages wirst du tatsächlich der Boss sein.«
Mein Grinsen wird breiter. »So bald wie möglich.«
Dieser Tag kann mir gar nicht schnell genug kommen. Immerhin treffe ich hier gezwungenermaßen mindestens einmal pro Woche auf Jason. Gott sei Dank nicht häufiger, denn unsere Schichten überschneiden sich nur selten – um ihm zu entgehen, übernehme ich jede Menge Catering-Dienste, während er sich bloß selten zu Arbeiten außerhalb des Restaurants herablässt.
Aber eines Tages bin ich ihn ganz los, denn dann habe ich mein eigenes Lokal.
Alma hebt die Hand. »Und ich bin dort der Souschef.«
»Dich stelle ich als Allererstes ein.«
»Hast du die gemacht?«, fragt sie und deutet mit einem Kopfnicken auf die Bruschetta, an der ich mich gerade zu schaffen mache. Das Brot ist frisch getoastet, jetzt muss bloß noch die fertige Tomatenmischung – alles schon vor unserer Ankunft im Haus des Kunden vorbereitet – darauf verteilt werden.
»Ja«, entgegne ich und versehe jede Scheibe noch mit einem Spritzer Balsamico. »Marco fand sie ganz gut.«
»Ganz gut?«
Ich grinse sie an. »So hat er es formuliert.«
»Wow.« Sie schüttelt den Kopf und verteilt ebenfalls Häppchen auf Tellern. »Aus seinem Mund ist das ein Riesenlob.«
»Der Ritterschlag.« Unser Chefkoch, der gleichzeitig unser Boss ist, ist bei den von uns servierten Gerichten superpingelig. Aber gerade weil er alles so genau nimmt – Geschmacksprofile, Aromen und Konsistenz -, hat man ihm ein paar Sterne verliehen.
Michelin-Sterne.
Deshalb engagieren ihn auch Menschen wie Cole Porter regelmäßig als Caterer, dessen Küche im Übrigen so groß ist wie meine ganze Wohnung. Alma und ich sind nicht zum ersten Mal hier, dennoch bin ich immer wieder beeindruckt.
Gleichzeitig ist das Renommee des Restaurants der Grund, warum ich nach dem Bruch mit Jason nicht einfach so kündigen kann. Nur weil Jason mit einer Kellnerin geschlafen hat, soll ich die Chance, mit Marco Rossi zu arbeiten und von ihm zu lernen, einfach wegwerfen? Undenkbar! Nein, nicht solange er mir noch so viel beibringen kann und ich Rechnungen zu bezahlen habe. Ganz zu schweigen davon, dass ich mir den Arsch aufgerissen habe, um diesen Job bei Marco überhaupt zu bekommen.
Außerdem habe ich mich um ein Stipendium am Washington Culinary Institute beworben. Auch aus diesem Grund kommt eine Kündigung nicht infrage.
Mit geübten Bewegungen verteilen Alma und ich die nächste Charge von Hors d’œuvres auf den Platten – Krabbenküchlein mit einem Klacks Kaviar. Unsere Zusammenarbeit verläuft reibungslos wie immer, da jede die Handgriffe der anderen intuitiv vorausahnt. In fünf- bis zehnminütigen Intervallen richten wir Speisen auf Tellern an und sorgen so dafür, dass alle hundertvierzig Gäste von Cole und Skye Porter etwas zu essen haben.
Mein Haar rutscht mir aus dem Stirnband, und ich fluche und laufe zum Waschbecken, um mir die Hände zu waschen. »Kaum zu glauben, dass ich mir Bangs habe schneiden lassen«, sage ich zu Alma. »Ein großer Fehler.«
»Du brauchtest eben eine Veränderung, also musste deine Frisur herhalten. Aber die Haare wachsen ja wieder – zumindest hast du dir nicht in betrunkenem Zustand ein Tattoo stechen lassen.«
»Wenigstens etwas.« Ich klemme mir die abtrünnigen Strähnen wieder fest – der Zopf ist noch immer intakt – und wasche mir die Hände erneut. Heute Abend werde ich sie dick mit Feuchtigkeitslotion eincremen müssen.
»Warum haben wir so viel Marinara-Sauce?« Ich lege den Deckel wieder auf den Eimer und hebe ihn mit beiden Armen hoch. »Wer hat unsere Zutaten eingepackt?«
Alma schnaubt. »Einer von den Neuen.«
»Du liebe Güte.« Ich mache einen Schritt nach hinten. »Sollen wir die etwa schüsselweise servieren? Was hat er sich dabei gedacht? Ich bringe den Eimer zurück nach draußen zum Van.«
»Ja bitte«, sagt Alma. »Oh, Achtung, du bist genau neben der …«
Die Hintertür schwingt auf. Ich drehe mich gerade noch rechtzeitig um, um einen hochgewachsenen Mann im Anzug zu sehen, dann prallen wir zusammen.
Der Deckel löst sich. Die Sauce trotzt der Schwerkraft, fliegt himmelwärts und verteilt sich überall. Der Eimer rutscht mir aus der Hand und knallt auf den Boden.
»O mein Gott. Es tut mir so leid.«
Der Mann starrt auf den riesigen roten Fleck auf seinem vorher so makellos weißen Hemd herab. Trotz seiner Größe bleibt das Gesicht hinter dem dichten honigbraunen Haar verborgen.
»Wir können das sofort für Sie sauber machen«, verspreche ich ihm, obwohl ich keine Ahnung habe, wie ich das anstellen soll.
Er scheint das Gleiche zu denken, denn er gibt ein leises, amüsiertes Glucksen von sich. »Das möchte ich sehen.«
Ich schlucke und weiche einen Schritt zurück. »Ich bitte nochmals um Entschuldigung, Sir. Und natürlich übernehme ich die Kosten für die Reinigung.«
Er streckt die Hände aus. Von der einen tropft Marinara-Sauce herab.
Ich hebe den beinahe leeren Eimer auf und stelle ihn auf die Kücheninsel – zumindest hat das Problem der überschüssigen Marinara-Sauce sich damit erledigt – und greife nach Papiertüchern. Hinter mir legt Alma bereits Handtücher auf die Schweinerei am Boden.
»Hier, bitte sehr.« Ich wische seine Hand ab wie die eines Kindes. Ein schneller Blick zeigt mir grüne Augen, die hin- und hergerissen sind zwischen Zorn und Belustigung. Ein vertrauter Mund.
Ein vertrautes Kinn.
Ein vertrautes Gesicht.
Das kann doch nicht … oder doch?
Ist das der Junge – heute ein Mann -, der früher neben mir gewohnt hat? Seit er mit sechzehn fortgezogen ist, habe ich nicht mehr mit ihm gesprochen.
Liam Carters Pupillen weiten sich, und die Finger, die ich wie eine Wilde abwische, umfangen meine Hand. »Wieso kommen Sie mir so bekannt vor?«
Er erkennt mich nicht?
Ich trete einen Schritt zurück und streiche mir die Schürze glatt, um meine plötzlich feuchten Handflächen unauffällig abzuwischen. Früher einmal waren wir vielleicht beste Freunde, aber jetzt ist er hier Gast, während ich zum Catering-Service gehöre.
Und ihm überdies noch ein sehr teures Hemd ruiniert habe.
»Vor vielen Jahren waren wir Bekannte. Nachbarn.«
Erkenntnis leuchtet in Liams Augen auf. »Madison Webb?«
Ich nicke. »Höchstpersönlich.«
Er lächelt, so dass sich in seinen Wangen Grübchen bilden. Das hatte ich fast vergessen. »Maddie … das kann doch nicht wahr sein!«
»Warum nicht? Du bist nicht der Einzige, der Fairfield verlassen konnte, weißt du«, sage ich und schnappe mir noch mehr Papiertücher. »Hier. Für dein Hemd.«
Liam verzieht die Lippen zu einem Lächeln. »Ich glaube, das Hemd hat es hinter sich.«
Auch seine Stimme hat sich verändert. Schon bevor er damals die Stadt verließ, klang sie tiefer, aber niemals so wie heute, niemals dermaßen volltönend und maskulin. Er ist größer als in meiner Erinnerung. Natürlich war die Verheißung jenes Mannes, zu dem er heranwachsen würde, bereits damals da gewesen, in seinen breiten Schultern, seinem starken Kinn. Doch das Endergebnis nun vor Augen zu haben ist etwas vollkommen anderes.
»Ich fürchte, da hast du recht, ja.«
Ohne den Blick von mir abzuwenden, streift Liam die Anzugjacke ab und hängt sie über die Lehne eines der Küchenstühle. Anschließend machen seine Hände sich an den Knöpfen seines Hemdes zu schaffen. Unsere Blicke treffen sich, und Stille erfüllt den Raum zwischen uns. Seine Hände halten keine Sekunde lang inne, und schon bald hängt sein Hemd in all seiner Marinara-Saucen-Pracht offen auf seinen muskulösen Schultern.
Konzentrier dich nur auf sein Gesicht, Maddie!, sage ich mir. Nicht auf die offensichtliche Tatsache, dass Liam Carter im Alter von einunddreißig Jahren nicht länger der magere Teenager von einst ist.
Er lässt das Hemd zu Boden gleiten und knüllt es zusammen. Seine Armmuskulatur arbeitet, und – o mein Gott – ein kleiner Pfad aus Haaren verläuft über seinen harten Bauch nach unten bis zum Hosenbund.
Ich kann das Bild, das ich von Liam habe – sein zahnlückiges Grinsen, wenn er auf dem Fahrrad mit mir den Hügeln hinabraste -, nicht mit dem Mann vor mir übereinbringen.
Es passt nicht zusammen.
»Wo ist denn hier ein Mülleimer?«
Ich schlucke. »Da drüben. Ich mache das wieder gut.«
Er wirft das Hemd fort. »Weißt du, ich hätte nicht gedacht, dass bei unserem Wiedertreffen dermaßen viel Sauce mit im Spiel ist. Ein bisschen Sauce, das schon. Aber nicht so viel.«
Hinter uns gibt Alma ein leises Glucksen von sich.
»Es war eine sehr gute Sauce«, antworte ich idiotischerweise.
»Riecht jedenfalls köstlich.« Er lehnt sich rücklings an die Arbeitsplatte und verschränkt die Arme vor der Brust. »Du jobbst also bei einem Catering-Unternehmen?«
»Ich bin Köchin, ja. Das Restaurant, für das ich arbeite, richtet häufig Mr. Porters Events aus.«
Er wirft einen Blick zur Tür, durch die man ins Esszimmer gelangt und hinter der ihn das Getümmel lockt. »Weiß Ethan, dass du hier bist?«
»Ethan ist auch da?« Liams Bruder habe ich ebenfalls bereits seit Jahren nicht mehr gesehen – nicht seit beide aus Fairfield weggezogen sind.
Liams Lächeln wird breiter, was seinen Zügen einen lässigen Charme verleiht. »Also nein.«
»Genau, er weiß es nicht.«
Er mustert mich von Kopf bis Fuß, aber ich trage weder Cocktail- noch Abendkleid. Sondern Jeans und eine Kochjacke, deren Vorderseite nun ebenfalls rubinrot ist. Ich spüre, wie die Marinara-Sauce mein T-Shirt darunter durchtränkt.
»Eine Köchin. Das überrascht mich eigentlich nicht.«
»Ach nein?«
»Du hast deiner Mom damals schon immer gern beim Kochen geholfen.«
»Und was machst du so?«, frage ich im Plauderton, ganz so, als sei er nicht der Gast meines Kunden, der nur deshalb mit nacktem Oberkörper vor mir steht, weil ich ihn gerade in teurer Sauce gebadet habe. »Warum bist du hier?«
»Ich arbeite mit Cole zusammen.«
Natürlich.
Er arbeitet mit dem Milliardär zusammen, der mich engagiert hat. Wieso überrascht mich das? Als die Carters Fairfield verließen, ließen sie auch ihre bescheidenen Ursprünge zurück.
Die Tage, an denen Liam und ich mit den Fahrrädern durch bekannte Straßen fuhren, als unsere aneinandergrenzenden Gärten unser Reich waren, in dem wir als Könige regierten, sind lange vorbei.
»Hat es dir die Sprache verschlagen, Maddie? Das ist ja mal ganz was Neues. Früher konntest du den Mund nicht halten.«
Selbiger Mund bleibt mir nun offen stehen, und Liam lacht über meinen Gesichtsausdruck – ein flüchtiges Aufflackern der alten Vertrautheit. »Und du bist noch genauso arrogant wie immer«, sage ich zu ihm.
Er neigt den Kopf. »Sogar noch arroganter, fürchte ich.«
»Hast du dich in die falsche Richtung entwickelt?«
»Oh, ich würde es als die richtige Richtung bezeichnen.«
Hinter mir öffnet sich die Tür. Liams Blick wandert von mir zu der Person, die gerade eingetreten ist.
»Ich würde dich ja fragen, warum du halb nackt in meiner Küche herumstehst, aber ich bezweifle, dass die Erklärung mich zufriedenstellen würde.«
Oh Shit.
Liam grinst bloß und spricht mit Cole Porter, als sei der nicht einer der einflussreichsten Geschäftsleute der Stadt. »Ich bin kopfüber in einen Eimer mit Marinara-Sauce gefallen. Sie war übrigens köstlich. Deine Caterer wissen, was sie tun.«
Auch der maßgeschneiderte Anzug kann nicht über Cole Porters resignierte Miene hinwegtäuschen. »Darauf kannst du wetten. Du brauchst also ein frisches Hemd?«
»Falls du eins für mich hast.«
Mr. Porter verdreht die Augen. »Falls ich eins habe. Die Treppe hoch und dann nach rechts – ich zeige es dir.«
Liam sieht mich wieder an, ein schiefes Lächeln spielt um seine Lippen. »Tut mir leid.«
»Nein, mir tut’s leid.«
Er verschwindet mit dem Jackett in der Hand die Treppe hinauf, wobei ich das Muskelspiel unter seiner gebräunten Haut noch sehen kann.
Mr. Porter hat schon einen Fuß auf der Treppe, als er stehen bleibt. »Ich entschuldige mich für ihn«, sagt er, als sei mir hier ein Unrecht geschehen.
»Gar kein Problem, Sir.«
»Bitte richten Sie Marco aus, dass er sich heute Abend selbst übertroffen hat. Diese Bruschetta hier«, er hält zwei Finger an die Lippen und lächelt, »sind wirklich ein Gedicht.«
Mein Lächeln wird breiter. »Oh, das hört er sicher gern, Sir.«
Liam
»Sheila«, sage ich und halte beruhigend die Hände in die Höhe, »liebend gern würde ich mit dir darüber reden, aber nicht jetzt.«
Sie verdreht die Augen. »Ich lasse mich nicht abwimmeln, nur damit du mich wieder ghosten kannst.«
»Ich habe dir nie versprochen, mich wieder bei dir zu melden«, rutscht es mir unwillkürlich heraus. »Wir hatten eine schöne Zeit miteinander, aber das ist bereits Wochen her.«
»Du hast mich mit einer saftigen Rechnung für den Zimmerservice sitzen lassen.«
»Ach ja?«
Fuck. »Tut mir leid«, sage ich und greife in die Innentasche meiner Anzugjacke. Wenn sie mich noch länger aufhält, komme ich zu spät zu meinem Meeting. Ich zücke meine Brieftasche. »Wie hoch war sie? Ich gebe dir das Doppelte. Betrachte es als Zinszahlung.«
Sheila holt aus und zielt mit den Resten ihres Coffee to go genau auf mich. Durch lebenslanges Tennistraining habe ich zwar gute Reflexe, aber das habe ich nicht erwartet, weshalb ich bloß noch das Gesicht abwenden kann.
Lauwarmer Kaffee sickert durch mein Hemd.
»Was zum Teufel soll das?«
»Ich will dein Geld nicht«, stößt sie wütend hervor und entfernt sich auf den hohen Absätzen ihrer Stiefel. »Fahr zur Hölle, Liam!«
»Mist«, murmele ich nach einem Blick auf mein vormals frisch gebügeltes Hemd. Es ist nicht mehr weiß, sondern cremeweiß, wobei es sich keineswegs um jenen von Innendesignern gelobten schmeichelnden Farbton handelt. Ich schäle mich aus meiner Anzugjacke, damit sie nicht ebenfalls mit Kaffee besudelt wird.
Ein Mann im Anzug lacht leise und geht an mir vorüber, aber ich ignoriere ihn.
Aber verdammt, jetzt komme ich tatsächlich zu spät. Schließlich kann ich dem größten Meeting meiner ganzen Karriere wohl kaum in einem Hemd beiwohnen, das aussieht, als hätte es in einer Cafetiere gebadet.
Ein schneller Abstecher zu Seattles Finanzdistrikt, und schon habe ich mein altes Hemd gegen ein fleckfreies eingetauscht und das besudelte auf dem Rückweg in einen Müllcontainer gestopft. Fleckige Hemden wegzuwerfen wird anscheinend langsam zur Gewohnheit.
Ein Blick auf meine Armbanduhr sagt mir alles, was ich wissen muss.
Ich bin eine Viertelstunde zu spät dran.
Ich unterdrücke meinen Ärger, so dass ich nach außen hin nichts als gelassene Ruhe ausstrahle, als ich das Hochhaus betrete. Dass Walker Steel sich überhaupt zu einem Meeting bereit erklärte, war anfangs tatsächlich beinahe ein Schock für mich. Eine solch einmalige Gelegenheit werde ich mir wohl kaum von schlechter Laune vermasseln lassen.
Nein, ich bin der Typ, den man anruft, wenn alles den Bach runtergeht. Wenn der Dow Jones innerhalb von einer Stunde fünfhundert Punkte verliert und die anderen Börsenhändler vollkommen ausrasten. Wenn ein Broker eine Fehlentscheidung getroffen hat und wir die Verluste ausgleichen müssen, bevor ein High-End-Klient Wind davon bekommt.
Geld zu verdienen ist das, was ich am besten kann. Diese Nullen und Einsen zu hegen und zu pflegen, sie erst ein Mal und dann gleich noch einmal zu verdoppeln.
Aber verstehen Sie mich nicht falsch. Mit Menschen kann ich ebenso gut umgehen wie mit Zahlen – was mich zu einem der jüngsten Senior Broker an der Wall Street gemacht hat.
Doppeldeutige Aussagen? Meine Aussagen haben gleich drei Bedeutungen.
Im Süßholzraspeln bin ich so gut, dass Sie vom Genuss Karies kriegen.
»Mr. Carter«, nickt mir ein Mann zu, der nur wenige Jahre jünger als ich zu sein scheint, »darf ich Sie zum Konferenzsaal geleiten?«
Albert Walker besitzt ein Büro im obersten Stockwerk, ist jedoch nie da, um es zu nutzen. Walker Steel schließt seine Geschäfte an den jeweiligen Baustellen ab, und er ist dafür bekannt, traditionelle Märkte zu meiden und sich von Großstadttagungen fernzuhalten.
Mit anderen Worten: Er meidet Männer wie mich.
Ein Mann mittleren Alters mit rotbraunem Haar begrüßt mich, als ich den Aufzug verlasse. »Dennis Walker.«
»Liam Carter«, sage ich und erwidere seinen Händedruck energisch.
Sein eigener steht meinem in nichts nach, und sein grimmiger Gesichtsausdruck scheint Standard bei ihm zu sein. »Freut mich, dass Sie es geschafft haben.«
»Das hätte ich um keinen Preis versäumen wollen.«
Er lässt meine Hand als Erster los. »Mein Vater hat sich aus Gefälligkeit Cole Porter gegenüber auf dieses Treffen eingelassen.«
»Das ist mir bewusst«, antworte ich. »Wir sind dankbar für diese Gelegenheit.«
»Wir müssen uns noch darüber klar werden, ob es überhaupt eine Gelegenheit geben wird.« Seinem Ton zufolge ist er dagegen.
Wird also eine harte Nuss werden. So habe ich es am liebsten.
Bei unserem Eintreten erhebt sich Albert Walker hinter seinem Schreibtisch. Der alte Mann sieht genauso aus wie auf den Fotos. Sein Anzug ist zwei Nummern zu groß, sein Gesicht ziert ein Schnurrbart, und seine Augen sind scharf wie die eines Habichts. Angesichts der Tatsache, dass Walker Steel ohne Fremdinvestoren so lange überlebt hat, müssen sie das wohl auch sein.
»Soso«, sagt er und streckt mir über den Schreibtisch hinweg die Hand entgegen. »Ich habe mich schon gefragt, ob Sie gar nicht erst auftauchen.«
»Ich bitte um Verzeihung«, sage ich, wiederum mit festem Händedruck. »Bei meinem vorherigen Meeting wurde ich aufgehalten.«
Unter dem Schnurrbart verzieht Albert die Lippen. »Hmmm«, sagt er. »Nehmen Sie Platz, und dann lassen Sie hören, was Sie zu bieten haben.«
Ich ziehe die Augenbrauen hoch. »Sie wollen gleich zum Geschäftlichen kommen? Da haben wir beide was gemeinsam.«
»Das ist aber wahrscheinlich auch das Einzige«, sagt er.
Ich lehne mich auf dem Lederstuhl zurück und zwinge meinen Zorn auf Sheila noch tiefer in die hintersten Winkel meines Gedächtnisses.
Jetzt geht es um die Wurst, Liam!
»Porter, Park & Carter ist keine Investmentgesellschaft, die von einem anonymen Vorstand geleitet wird«, sage ich. »Tatsächlich liegt in unserem Vorstand sogar unsere besondere Stärke, ebenso wie in den geschäftlichen Erfahrungen der drei Hauptmitglieder.«
Albert nickt und lehnt sich in seinem Stuhl zurück, als warte nun etwas Unterhaltsames auf ihn. Keine andere Investorenfirma durfte bislang Anteile an Walker Steel erwerben. Als mein Bruder und seine neuen Geschäftspartner ihr Interesse daran bekundet hatten, war mir klar gewesen, dass ich genau der Richtige war, um das zu erreichen.
Aber Albert scheint unser Angebot nicht recht ernst zu nehmen.
»Im Rahmen unseres E-Mail-Verkehrs habe ich Ihnen eine Gleitskala unserer Verbindlichkeiten zugeschickt«, fahre ich fort. »Wir wären bereit, auf ein paar der Rechtsansprüche zu verzichten, die Anteilseignern normalerweise gewährt werden.«
Albert umfasst die geschnitzten Armlehnen seines Stuhls fester. »Und wären Sie dann derjenige, der für die Investition zuständig ist? Wir würden also mit Ihnen kommunizieren?«
»Stimmt genau«, sage ich. »Als Manager und amtierender CEO von Porter, Park & Carter manage ich das gesamte Portfolio.«
Und es ist ein verdammt großartiges Portfolio. Aber meine Antwort scheint Walker nicht umzustimmen – sein Schnurrbart senkt sich noch tiefer herab, und er runzelt die Stirn. »Sieh an«, sagt er. »Und genau das stimmt mich nachdenklich.«
»Wieso?«
»Wissen Sie, wie viele Wall Street Banker schon auf demselben Stuhl gesessen haben wie heute Sie selbst? Wie sie mir versicherten, dass sie anders seien, dass ihre Firmen anders seien, dass wir uns nicht selbst untreu würden, wenn wir ihr Geld entgegennähmen. Geld, das sie uns nur hinterherwerfen, weil sie glauben, dadurch schnellen Gewinn zu erzielen.«
Verdammt.
Ich strecke die Beine vor mir aus, äußerlich der Inbegriff gelassener Ungezwungenheit. »Für frühere Banker, mit denen Sie zu tun hatten, kann ich natürlich nicht sprechen«, sage ich. »Aber ich bin zuversichtlich, dass ich anders bin.«
Albert mustert mich skeptisch. »Ach ja? Ihre Akte sagt da aber etwas ganz anderes.«
Wie bitte?
Meine Akte ist phänomenal.
»In meiner vorigen Bank war ich der jüngste Investmentbanker, der vollkommen eigenverantwortlich einen Investmentfonds managte. Ich war der Top-Vermögensverwalter bei …«
»Still jetzt«, sagt Albert und macht eine Handbewegung über dem Schreibtisch, als wolle er ein ungezogenes Kind zum Schweigen bringen. »Ich weiß sehr wohl, dass Sie in der Lage sind, Geld zu verdienen. Cole Porter hätte Sie nicht engagiert, wenn es anders wäre. Aber genau das ist es ja – ich will keinen Wall Street Banker an diese Firma binden. Ich will Ihre Meinung bei Aktionärsversammlungen nicht hören. Ich weiß, wie ihr lebt, ihr Jungspunde von den Großbanken. Wofür ihr euer Geld ausgebt. Damit hat Walker Steel nichts zu schaffen. Wir sind ein seriöses Familienunternehmen.«
Diese Unterhaltung wird jetzt zunehmend unangenehm. Wie zum Teufel kann er es wagen, mich an den niedrigsten Standards meiner Zunft zu messen?
»Ich komme aus Washington. Mein Elternhaus liegt nur wenige Stunden von hier entfernt.«
»Aber seit Sie für die Großbanken in New York gearbeitet haben, waren Sie kaum hier.« Albert zieht seine buschigen Augenbrauen hoch. »Für einen Playboy mit diesem Lebensstil ist in meiner Firma kein Platz.«
Meine grimmige Miene ist wohl Verwirrung gewichen, denn Albert gluckst vor sich hin. Dennis umrundet den Schreibtisch und lehnt sich an die Wand. Beide Walkers blicken mich an, als läge die Antwort auf der Hand.
Doch so leicht gebe ich mich nicht geschlagen.
»Playboy?«, frage ich. Woher können die beiden verdammt nochmal wissen, wie ich mein Privatleben gestalte?
»Dafür sind Wall Street Banker schließlich bekannt«, wirft Dennis gedehnt ein. »Wir waren durchaus bereit, wegen Ihrer Verbindung zu Cole Porter besser von Ihnen zu denken, aber die kleine Show, deren Zeuge ich vor dem Gebäude heute Morgen wurde, hat mich eines Besseren belehrt.«
Da wird mir einiges klar. »Ah. Sie meinen den Vorfall mit dem Kaffee?«
Albert lächelt nicht. »Genau den«, antwortet er. »Wie bereits erwähnt: Wir sind ein Familienunternehmen, Mr. Carter. Wir erbauen Dinge. Wir verkaufen Dinge. Unsere Kunden und unsere Angestellten liegen uns am Herzen, und wir operieren auf der Basis bestimmter Wertvorstellungen. Jeder, der erwägt, in unsere Firma zu investieren, wirklich jeder, muss also höchsten Standards gerecht werden.«
Ausgerechnet daran scheitere ich gerade.
Und es gibt nichts, das ich so sehr hasse wie zu scheitern.
Ich nicke und klopfe mit der Faust gegen die Armlehne. Denk schnell nach, Liam!
»Ich verstehe, Mr. Walker. Nach dem gleichen Prinzip versucht man auch bei Porter, Park & Carter zu verfahren. Wir suchen nach Investitionsmöglichkeiten in nachhaltige Unternehmen, in Branchen mit revolutionärem Potenzial. Auch wenn ich selbst Ihnen nicht sympathisch bin, können Sie darauf vertrauen, dass der Vorstand diesen Werten gemäß agiert.« Ich straffe die Schultern und schaue ihm direkt in die Augen. »Was mich angeht, haben Sie recht – ich habe an der Wall Street gearbeitet. Ich war gut darin. Aber nach einer Weile wurde es mir zu viel, und ich fand mich inmitten eines Lifestyles wieder, der mir nicht zusagte. Aus diesem Grund bin ich hierher zurückgekehrt, in meine Heimat, zu meiner Familie. Und was den Vorfall von heute Morgen angeht …« Ich schüttele den Kopf, als sei das alles ein riesengroßes Missverständnis. Als sei ich ein bekehrter und reuiger Wall Street Banker. »Sehr bedauerlich. Ich habe der Frau zu sagen versucht, dass wir uns nicht kennen, aber sie schien wild entschlossen, ihren Frust an mir auszulassen. Der Kaffee und mein Hemd waren Kollateralschäden.«
Dennis verschränkt die Arme vor der Brust und sieht aus, als wolle er jeden Moment etwas von Bullshitdazwischenrufen. Seinem Gesichtsausdruck zufolge ist das sicher sein Lieblingszeitvertreib. »Eine sehr praktische Erklärung«, sagt er.
»Trotzdem ist sie wahr.« Ich breite die Hände aus, als habe ich nichts zu verbergen, während mir die Lügen immer weiter über die Lippen gehen. »Ich bin in einer festen Beziehung. Meine Verlobte arbeitet hier in Seattle.«
Alberts Blick wird weicher. »Tatsächlich?«
»Ja.«
»Wie heißt sie?«, fragt Dennis.
»Madison«, antworte ich in einem Ton, als sei das doch offensichtlich. Nur so kann ich diese Lüge glaubwürdig erscheinen lassen.
Dennoch bin ich von der Wahl dieses Namens selbst überrascht.
»Ich will hier in der Stadt bleiben, genau wie Porter, Park & Carter«, fahre ich fort. »Ich bin fest davon überzeugt, dass unsere Werte die gleichen sind. Aber natürlich respektiere ich Ihr Zögern. Walker Steel hätte nie so lange überlebt, wenn Sie nicht auf der Hut wären.«
»Verdammt richtig«, sagt Albert. »Also, Cole Porter und Ethan Carter haben Sie eingestellt, was der einzige Pluspunkt ist, den Sie für sich verzeichnen können. Sie mögen den Laden vielleicht schmeißen, aber es ist ihr Geld, und das beruhigt mich.«
Ich kämpfe gegen den Impuls an, die Zähne zusammenzubeißen. Eigentlich hatte ich geglaubt, hier nicht mehr im Schatten eines anderen zu leben. »Geben Sie mir die Chance, Sie vom Gegenteil zu überzeugen«, sage ich. »Wenn Sie zu der Entscheidung gelangen, uns nicht investieren zu lassen, werden wir das ohne jegliche Ressentiments akzeptieren und respektieren.«
Wieder hebt er die Augenbrauen. »Ich weiß nicht, wie Sie das anstellen, Carter, aber gut … wir machen Folgendes. Essen Sie mit mir und Dennis heute in einer Woche zu Abend. Ich schicke Ihrem Büro eine Mail mit den Einzelheiten.«
»Ich würde mich freuen.« Ich strecke die Hand über den Schreibtisch aus, um ihm die seine zu schütteln, und wieder umschließt mich Alberts fleischige Faust.
»Mit unseren Ehefrauen«, fügt er hinzu. »Oder in Ihrem Fall Ihrer Verlobten. Bitte bringen Sie Madison mit.«
Ich packe fester zu. »Oh, ganz sicher.«
Madison
Gemüse zu schnippeln wird gemeinhin nicht als Sportart anerkannt, sollte aber durchaus eine sein – es gibt wohl keinen einzigen Koch, der das anders sieht. Und so unterwerfen sich Karotten, Lauchstangen und Zucchini auch heute dem wütenden Tempo meines Messers.
Es ist ein Teil von mir und kennt meine Stimmungen mittlerweile allzu gut. Alma, die auf der anderen Seite der Arbeitsplatte steht, gibt keinen Kommentar ab, steigert die Geschwindigkeit aber ebenfalls. In dieser Woche gehören wir zum Lunch-Team bei Marco, weshalb weder Catering noch Dinner-Schicht anstehen.
Dadurch kann ich Jason weitere fünf Tage lang aus dem Weg gehen. So langsam mutiere ich in diesem Spiel zum Profi und bin fast so schwer zu finden wie eine bestimmte Figur auf einem Wimmelbild.
»Wann ist Bewerbungsschluss?«, fragt Alma und wirft einen Blick zu Marcos Büro hinüber. Doch eigentlich besteht keine Gefahr, dass er etwas mitkriegt. Zum einen scheint er am Schreibtisch immer mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt zu sein. Zum anderen ist sein Gehör nach lebenslanger Küchenarbeit auch nicht mehr das beste.
»Morgen«, sage ich.
»Bitte sag mir, dass du deine Bewerbung fertig hast.«
»Oh, mehr als fertig.« Das ist sie schon seit Wochen, seit ich beschloss, mich für das kulinarische Stipendium zu bewerben, auf das auch Jason ein Auge geworfen hatte. Sie zu schreiben fühlte sich damals wie Rache für seinen Betrug an.
Heute hingegen weiß ich, dass dies der erste Schritt ist, um meine eigene Karriere als Köchin so richtig in Schwung zu bringen.
»Ich kann es kaum erwarten, dass du in die nächste Runde kommst«, sagt Alma. »Oder den Ausdruck auf Jasons Gesicht zu sehen, wenn du es verkündest.«
Breit grinse ich den Lauch an, den ich gerade abschlachte. »Davon träume ich auch«, sage ich. »Falls ich allerdings scheitere, kann die Sache ziemlich peinlich für mich werden.«
»Das wird er nie erfahren«, sagt Alma und wedelt ebenso wegwerfend wie gefährlich mit dem Messer durch die Luft. »Ich werde es ihm ganz sicher nicht verraten. Und wie sollte er es sonst herausfinden?«
Ich zucke mit den Schultern. Die Kochszene in Seattle ist klein, und die meisten kennen einander – zumindest dem Namen nach. »Hoffen wir das Beste.«
Nebeneinanderstehend geben wir das gehackte Gemüse in einen riesigen Topf. Wir bereiten es für das Abendessen vor, damit die Köche der nächsten Schicht Risotto daraus machen können.
»Stell dir vor«, sagt Alma und senkt die Stimme beinahe zu einem Flüstern, »ich habe deinen geheimnisvollen Freund von Cole Porters Party gegoogelt.«
»Alma, du …«
»Weißt du, was sein Bruder macht?«
»Ja«, sage ich, denn wer wüsste das nicht? Meine Eltern schicken ständig Bilder von irgendwelchen Zeitungsartikeln in den Familienchat. Sie sind auf Ethan fast genauso stolz wie auf mich und freuen sich, dass der Junge, der früher einmal neben ihnen wohnte, so erfolgreich ist.
»Und du kennst diese Brüder?«, fragt Alma und rührt dabei im Topf. Das Gemüse muss jetzt stundenlang vor sich hin simmern. »Madison, ich dachte, du bist in einem kleinen Ort am Meer aufgewachsen!«
»Das stimmt auch, aber selbst in kleinen Orten am Meer kann man Nachbarn haben. Außerdem habe ich Liam nicht mehr gesehen, seit ich fünfzehn war.« Ich schüttele den Kopf. »Ist wirklich schon lange her.«
»Er sieht gut aus«, sagt sie. »Ich weiß, ich bin verheiratet, aber Hinsehen ist trotzdem erlaubt.«
Ich wische mir die Hände an dem Handtuch ab, das ich mir über die Schulter geschlungen habe, und gehe zur Spüle, um dort unsere Schneidebretter abzuwaschen. »Außerdem lebt er in einer vollkommen anderen Welt als wir. Einer Welt, in der die Lachspasteten gegessen werden, die wir gemacht haben.«
Sie schnaubt und ignoriert meinen Kommentar. »Vielleicht war es ja ein Zeichen, das du mit ihm zusammengestoßen bist.«
»Ein Zeichen? Ich glaube nicht an Zeichen.«
»Ja, ich weiß, Miss Jeder-ist-seines-Glückes-Schmied. Trotzdem scheinst du momentan eine kleine Glückssträhne zu haben.« Alma stemmt die Hände in die Hüften. »Kulinarisches Stipendium, ein neuer Mann …«
»Jetzt geht die Phantasie mit dir durch.« Aber ich grinse, als ich den obersten Knopf meiner Kochjacke öffne. Die Tür zur Küche schwingt auf, und eine Kellnerin steckt den Kopf herein. »Maddie?«
»Ja?«
»Du hast Besuch.«
»Ich habe was?«
Sie zuckt mit den Schultern und lächelt breit. »Da drinnen steht ein Mann im Anzug und fragt nach Madison Webb. Ich soll dir von ihm ausrichten, dass du ihm noch einen Gefallen schuldig bist, den er jetzt einfordern will.« Wahrscheinlich sind meine Augen so groß wie Untertassen, denn sie zwinkert. »Ich habe ihm ein Glas Wein serviert und ihn gebeten zu warten.«
»Danke.« Liam ist hier? Genau zum Ende meiner Schicht?
»Siehst du?«, meint Alma. »Ich habe doch gesagt, es geht aufwärts. Und raus mit dir, damit deine Glückssträhne auch anhält!«
Im Umkleideraum brauche ich fünf Minuten, um mein schwarzes Haar aus dem geflochtenen Zopf zu befreien. Danach sieht es allerdings auch nicht viel besser aus, denn es ist gelockt und zerzaust. Auch meine Bangs erweisen sich als widerspenstig, also streiche ich sie mir nur rechts und links hinters Ohr und bändige den Rest in einem Pferdeschwanz.
Auch damit, dass ich nach einer langen Schicht wie immer ganz verschwitzt bin, wird Liam wohl leben müssen.
Ich verlasse die Küche und betrete das Restaurant. Nachdem ich nun schon viele Monate hier arbeite, fühle ich mich im Marco’s richtig heimisch, weshalb das beige-blaue Dekor seine beruhigende Wirkung auch jetzt nicht verfehlt.
Ich entdecke Liam sofort.
Lässig lehnt er sich auf seinem Stuhl zurück: Den Arm hat er über die Rückenlehne des danebenstehenden drapiert und den Blick nach unten auf sein Handy gerichtet.
Das Glas Wein auf dem Tisch hat er zur Hälfte leer getrunken.
Ich räuspere mich.
Er blickt auf, das charmante Lächeln im Anschlag. »Ah, Madison. Danke, dass du gekommen bist.«
»Du bist doch zu mir gekommen«, widerspreche ich ihm.
Seine Lippen verziehen sich zu einem Lächeln. »Stimmt genau. Komm, setz dich. Willst du einen Drink?«
»Es ist drei Uhr nachmittags«, antworte ich und lasse mich auf dem Stuhl ihm gegenüber gleiten. »Also nein.«
»Immer noch genauso rigoros wie früher.«
Ich ziehe die Augenbrauen hoch.
Er lacht und lehnt sich erneut zurück. »Das ist die Maddie, an die ich mich erinnere«, meint er. »Immer ein wenig bissig. Und jegliche Herausforderung hast du geliebt.«
Ich schlage ein Bein über das andere und wünschte, ich hätte heute etwas anderes zur Arbeit angezogen statt meines alten Hoodies. »Ich bin nicht sicher, ob du der Liam bist, an den ich mich erinnere«, sage ich und lege den Kopf schief. »Jedenfalls hätte ich damals nicht erwartet, dass jemals ein passionierter Anzugträger aus dir würde.«
»Ich habe mich eben weiterentwickelt«, sagt er.
»Wie hast du mich hier gefunden?«
»Ich habe Cole nach dem Namen des Caterers gefragt«, sagt er, als sei das völlig nebensächlich. Für ihn ist es das wahrscheinlich auch. »Danach war es leicht, bei Marco anzurufen und ihn zu fragen, wann du Dienst hast.« Mittlerweile haben meine Augenbrauen sicher schon den Haaransatz erreicht, denn betont lässig fügt er hinzu: »Nur ein paar zwanglose Nachforschungen.«
Mir ist gleich klar, dass mehr dahintersteckt. Ich wünschte, ich hätte mir doch etwas zu trinken bestellt, um irgendwas mit meinen Händen anfangen zu können. So kann ich sie nur in meinem Schoß falten. »Für jemanden, der mich vergangenen Samstag einfach nach meiner Nummer hätte fragen können, kommt mir das ziemlich aufwendig vor.«
Liam nickt, wobei ihm eine dicke honigbraune Haarsträhne in die Stirn fällt. »Zugegeben. Anscheinend ist es mein Schicksal im Leben, Entscheidungen zu bereuen.«
»Klingt Unheil verkündend«, sage ich. »Ich hatte eigentlich eher den Eindruck, dass du deinen Weg ganz gut gemacht hast, seit du aus Fairfield weggezogen bist.«
Sein markantes Kinn zittert, doch seine Stimme klingt vollkommen entspannt. »Jedenfalls nicht schlecht«, antwortet er. »Aber jetzt bin ich aus beruflichen Gründen wieder zurück in Seattle.«
»Du arbeitest als Investmentbanker?«
»Das scheint dich zu überraschen. Warum?«
Ich beiße mir auf die Unterlippe. Keine Ahnung, in welcher Beziehung Liam und ich nach dieser jahrelangen Funkstille zueinander stehen. Wir sind nicht mehr die Kinder von einst, und es fällt mir schwer, in dem hochgewachsenen Mann, der da vor mir sitzt, auch nur den Anflug seines früheren Ichs zu entdecken. Sein Lächeln war früher nie so charmant.
»Na ja«, beginne ich, »schließlich ist das für die meisten Kids nicht gerade ein Traumberuf. Obwohl du immer etwas für Zahlen übrighattest. Bei den Mathewettbewerben warst du immer Erster und so.«
Er schnaubt. »Das hatte ich beinahe vergessen.«
»Na gut. Bei unserem letzten Zusammentreffen warst du jedenfalls mal wieder Champion.«
Liam trommelt mit den Fingern auf den Tisch. »Und als ich dich zum letzten Mal sah, hattest du dir eine pinkfarbene Strähne ins Haar machen lassen, und deine Lieblingsband war Green Day.«
»Oh, erinnere mich bloß nicht daran!« Ich stütze den Kopf in die Hände. »Das war meine schlimmste Phase.«
»Aber genau dieses Bild«, fährt er fort, »habe ich seit fünfzehn Jahren von dir im Gedächtnis.«
»Gott sei Dank kannst du es ja dann später revidieren«, sage ich, auch wenn ich heute einen viel zu großen Hoodie trage und ungeschminkt bin.
Sein Lächeln wird breiter. »Mir gefallen beide, aber das heutige ziehe ich vor.«
Ja, ich hätte mir definitiv etwas zu trinken bestellen sollen. Meine Hände liegen nutzlos in meinem Schoß, meine Kehle ist trocken.
»Warum bist du vorbeigekommen?«, frage ich und streiche mir mit der Hand übers Haar. Ja, ein Großteil befindet sich immer noch im Pferdeschwanz. »Du hast mir ausrichten lassen, dass ich dir noch etwas schuldig bin. Wie gesagt, ich würde dir das Hemd gern ersetzen.«
Liam schüttelt den Kopf. »Deshalb bin ich nicht hier.«
»Ach nein?«
Er sieht sich im Restaurant um. Die anderen Tische sind so weit entfernt, dass man von den anderen Gästen nicht mehr mitbekommt als ein gedämpftes Murmeln. »Der Gefallen, um den ich dich bitte, ist erheblich größer, als es angesichts des fleckigen Hemdes angemessen wäre.«