Biographisches Lexikon der Vereine Deutscher Studenten - Marc Zirlewagen - E-Book

Biographisches Lexikon der Vereine Deutscher Studenten E-Book

Marc Zirlewagen

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Beschreibung

Als sich die ersten Vereine Deutscher Studenten 1880/81 gründeten, wandten sich diese gegen eine unter den Studenten empfundene Lethargie gegenüber dem politischen Zeitgeschehen. Die Vereine förderten in der Folge die politische Bildung ihrer Mitglieder und forderten von ihnen eine Einflussnahme auf die übrige Studentenschaft. Zur eigenen nationalen Agitation gesellte sich zudem ein Engagement in verschiedenen Institutionen des organisierten Nationalismus. Stets befassten sich die Mitglieder der Vereine Deutscher Studenten mit den geistig-wissenschaftlichen, politischen, sozialen und kulturellen Fragen ihrer Zeit. Viele ihrer Mitglieder engagierten sich mit diesem Rüstzeug versehen nach ihrem Studium in Politik, Staat und Gesellschaft. Vielfalt und Wirkung dieses Engagements im Positiven wie im Negativen anhand von Lebensläufen aufzuzeigen, ist Ziel dieses Lexikons. Fächerübergreifend finden sich unter anderem Politiker, Wissenschaftler, Geistliche, Mediziner, Pädagogen, Juristen und Historiker. Bei der Auswahl war es ein wesentliches Anliegen, auch jene zu berücksichtigen, die nicht im Vordergrund des allgemeinen historischen Bewusstseins stehen und oft sogar in Speziallexika vergeblich gesucht werden. Von den geschätzten 13.000 bis 14.000 Personen, die kurz- oder langfristig Mitglieder der Vereine Deutscher Studenten waren, stellen die ersten beiden Bände des Lexikons 700 VDSter vor. Diese gehören entweder als Aktive oder als ordentliche bzw. außerordentliche Alte Herren den im Kyffhäuser-Verband (bis 1938) oder den im VVDSt (ab 1951) zusammengeschlossenen Vereinen Deutscher Studenten an.

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Inhaltsverzeichnis

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Nachträge zu Band 1

Abkürzungsverzeichnis

Literatur

M

Mälzig, Konrad, Dr. rer. pol. (* 26.5.1900 in Bernstadt in Schlesien – † 2.11.1981 in Lautenthal/Harz), Unternehmer/Politiker, AH Breslau-Bochum, aoAH Clausthal

Eltern: Generaldirektor Alfred M. (1872–1943) und Margarete, geb. August (1878–1958); Hochzeit am 31. März 1927 mit Ursula v. Stoephasius (1905–1976) in Oppeln; Kinder: Renate (* 1929), Dr.-Ing. Günter (1933–2017, AH Clausthal-Freiberg, aoAH Karlsruhe), Ingeborg (* 1936); Schwiegervater: Walter v. Stoephasius (1874–1938, AH Berlin)

Nach seiner Schulzeit in Breslau besuchte M. das Oppelner Gymnasium, wo er sein Abitur machte. Nach kurzem Militärdienst 1918 studierte er ab 1919 parallell Maschinenbau an der TH Breslau sowie Rechts- und Staatswissenschaften an der Universität Breslau. Er trat dem VDSt Breslau I bei und engagierte sich während des Abstimmungskampfs nach dem Ersten Weltkrieg im „Selbstschutz Oberschlesien“. Hierfür erhielt er die 1. und 2. Stufe sowie den Eichenkranz zum Bande des Schlesischen Bewährungsabzeichens. Zum Ende des WS 1920/21 war er Vorsitender des VDSt Breslau I. Sein Studium schloss er 1923 mit einer Promotion über die oberschlesische Kalkindustrie ab. Ab 1924 war er in Hamburg im Groß- und Überseehandel tätig und ab 1925 in der oberschlesischen Eisen- und Stahlindustrie. 1927 wurde er Direktor bei den Oberschlesischen Hüttenwerken, Eisenzentrale Oberschlesien in Gleiwitz. 1932 trat er der NSDAP bei. 1938 trat er die Nachfolge seines Vaters als Generaldirektor der Portland-Cement- und Kalkwerke „Stadt Oppeln AG“ in Oppeln an. Daneben wurde er in zahlreiche Aufsichtsräte berufen, saß im Stadtparlament Oppeln und war bis 1945 Präsident der IHK für Oberschlesien in Oppeln. 1945 musste er mit seiner Familie die Heimat verlassen und gelangte nach einigen Zwischenstationen nach Bad Grund im Harz, wo er versuchte, wieder wirtschaftlich tätig zu werden. Bald gründete er in Lautenthal bei Goslar die Norddeutsche Baustoff GmbH und baute 1949 auch das Kalkwerk Langelsheim auf. In beiden Firmen übernahm er die Geschäftsführung. Nachdem er sich 1948 der FDP angeschlossen hatte, war er seit 1952 im Kreistag Clausthal-Zellerfeld poltisch tätig. Vertreten war er auch in der Vollversammlung der IHK Hildesheim sowie im Vorstand des Arbeitgeber-Verbandes Hildesheim. Daneben bekleidete er auch wieder verschiedene Aufsichtsratsmandate in der Privatwirtschaft. Vom Herbst 1955 bis Anfang November 1956 war er FDP-Landesvorsitzender in Niedersachsen und vom Mai 1955 bis zum November 1957 war – ohne Landtagsmandat – als Wirtschaftsfachmann Minister für Wiederaufbau in Niedersachsen. 1961 bis 1965 war er Mitglied des Bundestags mit einem Mandat der Landesliste Niedersachsen. Als ordentliches Mitglied saß er im Ausschuss für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung, im Ausschuss für wirtschaflichen Besitz des Bundes und im Ausschuss für Fragen der Vertriebenen. Darüber hinaus war er stellvertretender Vorsitzender und Kreistagsabgeordneter der FDP. 1964 erhielt er das Große Verdienstkreuz des niedersächsischen Verdienstordens und wurde Vorsitzender im von ihm mitbegründeten Bund der Oppelner, der ihn nach seinem altersbedingten Ausscheiden aus dem Vorstand 1979 zu seinem Ehrenvorsitzenden ernannte. Im Ausschuss für Vertriebenenfragen und im Bund der Oppelner setzte er sich für die Eingliederung der Flüchtlinge und Heimatvertriebenen in den neuen deutschen Staat ein. 1967 wurde er Präsident des neu gegründeten Rotary-Clubs Clausthal-Zellerfeld.

Bibl.: Die oberschlesische Kalkindustrie, Diss. Uni. Breslau 1923

Lit.: Auskunft von Dr.-Ing. Günter Mälzig, Baden-Baden; Munzinger 29/1958; Konrad Mälzig, Staatsminsiter a. D. 70 Jahre, in: Ak. Bl., 72. Jg. 1970, S. 103; Konrad Mälzig †, in: Ak. Bl., 83. Jg. 1981, S. 226; Abschied von Dr. Konrad Mälzig, in: Oppelner Heimatblatt, 12/1981, S. 15; In Memoriam Konrad Mälzig, in: Ak. Bl., 84. Jg. 1982, S. 44-45; Konrad Mälzig, in: Groß, Herbert: Bedeutende Oberschlesier. Kurzbiographien, Dülmen 1995; Mälzig, Konrad, in: Vierhaus, Rudolf u. a. (Hg.): Biographisches Handbuch der Mitglieder des Deutschen Bundestages 1949–2002, Bd. 1, München 2002, S. 527

Mager, Friedrich (Wilhelm), Prof. Dr. phil. Dr. h. c. (* 13.7.1885 in Lauban/Schlesien – † 17.3.1974 in Greifswald), Geograph, AH Breslau I

Eltern: Kaufmann Paul M. und Pauline M., geb. Zirn; Heirat am 14. April 1920 in Lauban mit Johanna Apel (* 1896); Kinder: vier

M. besuchte die Bürgerschule und das humanistische Gymnasium von Lauban. Nach seinem Abitur studierte er ab dem SS 1906 orientalische Philologie, Germanistik, Geschichte, Geographie und Volkswirtschaft in Greifswald, ab dem WS 1906/07 in Halle und im SS 1908 in Breslau. Nachdem er in Greifswald dem VDSt beigetreten war und dort den ehrenvollen Austritt bewilligt bekommen hatte, trat er im SS 1908 dem VDSt Breslau bei. Ab dem WS 1908/09 studierte er wieder in Greifswald. 1910 promovierte er dort. Nach kurzer Hauslehrerzeit betrieb er 1912–1914 kulturgeographische Forschungen in Schleswig-Holstein. Im August 1914 trat er als Kriegsfreiwilliger in das Infanterie-Regiment Nr. 84 ein, wurde aber im gleichen Monat als dienstuntauglich entlassen. 1915/16 war er Assistent der Atlasabteilung der Historischen Kommission für Niedersachsen in Göttingen. 1916–1918 diente er zunächst als Landsturmmann im Infanterie-Regiment Nr. 164 und kam dann zum Stab der Etappen-Inspektion der 8. Armee. Dort nahm er wirtschaftsgeographische Untersuchungen in Kurland vor, wo er in der Militärverwaltung eingesetzt wurde. Im Dezember 1918 wurde er aus dem Heeresdienst entlassen. Am 17. Juli 1919 habilitierte er sich für Geographie an der Universität Königsberg. 1919/20 war er dort Assistent am geographischen Institut. Ab 13. November 1920 hatte er einen Lehrauftrag für Wirtschaftsgeographie in Königsberg inne und wurde am 24. April 1922 zum außerordentlichen Professor und 1939 zum apl. Professor für Wirtschaftsgeographie ernannt. 1941 wurde er außerodentlicher Professor und Direktor des Instituts für Historische Geographie und Kulturlandschaftsforschung an der Universität Greifswald. 1946 wurde er ordentlicher Professor. 1963 wurde er in die Leopoldina Halle aufgenommen. Am 31. August 1953 wurde er emeritiert. 1960 erhielt er für sein Lebenswerk die Ehrendoktorwürde der Universität Halle.

Bibl.: Kurland. Eine allgemeine Siedlungs-, Verkehrs- und Wirtschaftsgeographie, Hamburg 1920 (Veröffentlichungen des Geographischen Instituts der Albertus-Universität zu Königsberg, Bd. 2); Ostpreußen. Die natürlichen Grundlagen seiner Wirtschaft, eine Quelle deutscher Kraft, Hamburg 1922 (Veröffentlichungen des Geographischen Instituts der Albertus-Universität zu Königsberg, Bd. 4); Der Abbruch der Insel Sylt durch die Nordsee. Eine historisch-geographische Untersuchung, Breslau 1927 (Schriften der Baltischen Kommission zu Kiel, Bd. 6; Veröffentlichungen der Schleswig-Holsteinischen Universitätsgesellschaft, Bd. 8); Geschichte der Landeskultur Westpreußens und des Netzebezirks bis zum Ausgang der polnischen Zeit, Berlin 1936 (Schriften des Instituts für Osteuropäische Wirtschaft am Staatswissenscahftlichen Institut der Universität Königsberg); Entwicklungsgeschichte d. Kulturlandschaft auf d. Geest u. im östl. Hügelland d. Herzogtums Schleswig seit d. Verkopplungszeit, Breslau 1937; Die Landschaftsentwicklung der Kurischen Nehrung, Königsberg 1938; Wildbahn und Jagd Altpreußens im Wandel der geschichtlichen Jahrhunderte, Neudamm 1941; Geschichte des Bauerntums und der Bodenkultur im Lande Mecklenburg, Berlin 1955 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission, Bd. 1); Der Wald in Altpreussen als Wirtschaftsraum, 2 Bde., Köln und Graz 1960 (Ostmitteleuropa in Vergangenheit und Gegenwart, Bd. 7)

Lit.: DBA; Hurtig, Theodor: Friedrich Mager zum 70. Geburtstag, in: Wissenschaftliche Zeitschrift der Ernst-Moritz Arndt-Universität Greifswald, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Reihe, 4. Jg. 1954/55; Wegner, Eginhard: Friedrich Mager zum 80. Geburtstag, in: Geographische Berichte, Bd. 10, 1965, S. 316-318; Dwars, Friedrich W.: Friedrich Mager, in: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte, 12/1974, S. 38; Friedrich Mager, in: Albinus, Robert: Lexikon der Stadt Königsberg Pr. und Umgebung, Leer 1985, S. 208; Benthien, Bruno: Ein Geograph von Rang. Zum 100. Geburtstag des Greifswalder Gelehrten, in: Norddeutscher Leuchtturm, 1985, 1682, S. 4; DBE, Bd. 6, München 1997, S. 561; Gerber (2004), Bd. 2, S. 464

Mahr, Wilhelm (Jakob), Dr. jur. (* 25.5.1872 in Darmstadt – † 2.10.1934 in Darmstadt), Jurist, AH Berlin und Gießen, aoAH Darmstadt

Verheiratet mit Marie Schomberg; Kinder: Willo (* 1900) und ein Sohn (* 1902)

M. studierte ab 1890 Rechtswissenschaften. In Berlin trat er dem VDSt bei. Zum WS 1891/92 wechselte er nach Gießen, wo er dem noch jungen VDSt starke Impulse gab. So war er im WS 1891/92 und im SS 1892 Vorsitzender sowie im WS 1892/93 praktischer FM. Seine Schwester schenkte dem VDSt Gießen im SS 1892 dessen erste Fahne. Im selben Semester entsprang seiner Initiative die Gründung des Hessischen Gauverbandes, dessen Vorsitz er übernahm und bis zum April 1910 innehatte. 1895 wurde er Vorsitzender des neu gegründeten Gießener AH-Bundes. Mehrfach hielt er Zielreden mit nationalen bzw. antisemitischen Inhalten und feierte Reichsgründer Bismarck. Ab 1899/1900 gehörte er dem Arbeitsausschuss für Errichtung einer Bismarcksäule des KV an. Daneben gehörte er zu den Unterzeichnern des Aufrufs zur Zeichnung von Spenden für den Bau einer Bismarcksäule des KV auf dem Kyffhäuser in den Ak. Bl. vom 16. Februar 1900. Anfang 1900 rief er im KV zur tatkräftigen Unterstützung des Aufbaus einer deutschen Flotte auf. 1894 trat er dem Deutschbund bei und wurde Vorsitzender des Darmstädter Ablegers. Daneben war er Mitglied von dessen Bundeskammer. 1897 war er Gerichtsassessor und Rechtsanwalt in Darmstadt. Ab 1899 war er Hilfsgerichtsschreiber, Amtsanwalt, stellv. Staatsanwalt sowie Amtsanwalt und stellv. Amtsrichter. Zum 10. April 1902 wurde er Amtsrichter beim Arbeitsgericht Darmstadt I. Im selben Jahr wurde er wegen antisemitischer „Pöbeleien in einem Eisenbahnabteil“ – angetrunken bedrohte er einen Juden mit einem Messer – zunächst von einer Strafkammer zu einer hohnen Geldstrafe verurteilt und anschließend bei einem Disziplinarverfahren mit einem Verweis bestraft. Bei der Reichstagswahl 1906 engagierte er sich in Darmstadt für den nationalen Kandidaten. 1908 gehörte er zu den Gründern des Turnerbundes in Darmstadt. 1910 erhielt er wegen der Beleidigung eines Rechtsanwalts eine Disziplinarstrafe. 1911 wurde er Amtsgerichtsrat. Thomas Ormond sieht ihn vor 1914 als führenden Vertreter der antisemitischen Deutschsozialen Partei in Darmstadt an. Zu dieser Zeit war er auch Vorsitzender der ADV-Ortsgruppe Darmstadt. 1914 meldete er sich als Kriegsfreiwilliger. Er kam im Dezember 1914 zu einem Gebirgs-Infanterie-Ersatz-Bataillon. Kurz darauf wurde der Schütze jedoch als skidienstuntauglich an das Bezirkskommando abgegeben. Ursprünglich evangelisch, wandte sich M. später der Deutschgläubigen Bewegung zu. 1930 wurde er NSDAP-Mitglied. 1934 war er stellv. Vorsitzender des Erbgesundheitsgerichts beim Arbeitsgericht Darmstadt. 1936 wurde für ihn das „Turnerdenkmal“ in Groß-Umstadt errichtet.

Lit.: Ormond, Thomas: Richterwürde und Regierungstreue. Dienstrecht, politische Betätigung und Disziplinierung der Richter in Preußen, Baden und Hessen 1866–1918, Frankfurt a. M. 1994

Malcus, Theodor, Dr. med. (* 7.11.1881 in Wehlheiden – † 14.3.1967 in Kassel), Psychiater/Neurologe, AH Marburg

Eltern: Oberpostsekretär Heinrich M. und Elisabeth M., geb. Roßbach; Heirat am 26. August 1909 in Marburg mit Margarete Hellinger († 1962); Tochter: Ursula (* 1910); Bruder: Georg M. (AH Marburg); Enkel: Jürgen Schweiger (AH Marburg); Großneffe: Günther v. Schlotheim (AH Darmstadt)

M. besuchte in Kassel zunächst das Friedrichs- und später das Wilhelms-Gymnasium, wo er 1901 sein Abitur bestand. Ab dem WS 1901/02 studierte er Humanmedizin in Marburg. Dort trat er im selben Semester dem VDSt bei, dessen Vorsitzender er später war. Im weiteren Studienverlauf studierte er in Göttingen. 1904 diente er als Einjährig-Freiwilliger. Im März 1907 bestand er sein Staatsexamen und promovierte in Marburg. Anschließend war er an der Inneren Abteilung des Landeskrankenhauses in Kassel tätig. 1908 wandte er sich der Psychiatrie zu und war bis 1912 Assistenzarzt an der Heilanstalt Marburg. Dann wurde er dort Abteilungsarzt und Oberarzt. 1914–1918 diente er als Assistenzarzt, Oberarzt und als Stabsarzt an der West- und an der Ostfront. Zuletzt war er Chefarzt eines großen Festungslazaretts in Warschau. Nach Kriegsende kehrte er wieder an die Heilanstalt Marburg zurück. Am 1. Oktober 1919 wurde er 1. Oberarzt und Landes-Medizinalrat an der Anstalt in Haina. Ab 1. Oktober 1929 war er Direktor der Landesheilanstalt Merxhausen, wo er zunächst die Arbeitstherapie ausbaute. Daneben war er Leiter der Beratungsstelle für Nerven- und Gemütskranke in Kassel. 1933 trat er der NSDAP bei. Daneben war er Mitglied am Erbgesundheitsgericht in Kassel, sowie Mitglied im VDA, im Reichskolonialbund, im DRK, bei der NSV, im Reichsbund der Deutschen Beamten und im RLB. Ab 1940 war er als Oberstabsarzt Leiter eines Reservelazaretts, das in einigen Häusern seiner Anstalt in Merxhausen eingerichtet wurde. 1941 wurden über 500 Patienten seiner Anstalt im Rahmen der Aktion „Vernichtung lebensunwerten Lebens“ ermordet. M. soll der Tötung der Patienten durch Spritzen oder Medikamentenüberdosierung ablehnend gegenüber gestandne haben, habe ihnen jedoch bewusst zu wenig Nahrung zukommen lassen. So starben in Merxhausen, das über große landwirtschaftliche Güter verfügte, während des Kriegs vier bis fünf Mal mehr Patienten als vor dem Krieg. Im Sommer 1945 wurde er pensioniert. 1945/46 saß er in Haft. Eine Spruchkammer stufte ihn als „Mitläufer“ ein. 1947 musste er sich für die Überweisung seiner Patienten vor dem Landgericht Kassel verantworten. Das Verfahren wurde am 31. Januar 1962 eingestellt. Im Ruhestand betätigte er sich als Heimathistoriker. Er starb an einer Embolie in Folge einer Thrombose.

Bibl.: Zwei Beiträge zur Bruchsacktuberkulose, Diss. Uni. Marburg 1908

Lit.: Ermittlungsverfahren gegen Theodor Malcus, Akten des Landgerichtes Kassel, 3a Js 18/61; Schweiger, Ursula: Theodor Malcus †, in: Marburger Nachrichten, Nr. 31, 1967, S. 2; Klüppel, Manfred: Euthanasie und Lebensvernichtung am Beispiel der Landesheilanstalten Haina und Merxhausen. Eine Chronik der Ereignisse 1933–1945, 3. Aufl. Kassel 1985 (Nationalsozialismus in Nordhessen. Schriften zur regionalen Geschichte, H. 4); Erckenbrecht, Marieluise: Merxhausen damals, Kassel 1994

Maltusch, Johann Gottfried (* 8.9.1911 in Berlin-Steglitz – † 28.3.1980 in Bückeburg), Theologe, AH Berlin

Eltern: Friedrich Wilhelm Karl Walter M. (1869–1928) und Elfriede Julie M., geb. Schwartz (* 1885); Heirat am 20. Februar 1950 mit Erika M.; Kinder: vier

M. studierte nach seinem Abitur ab 1933 evangelische Theologie zunächst an der Friedrich-Wilhelms-Universität und später an der Theologischen Hochschule der BK in Berlin. Dort trat er dem VDSt bei. Er bestand seine beiden Theologischen Prüfungen 1936 und 1938. Geprägt durch die Schülerbibelkreise wurde er BK-Mitglied, die ihn auch am 25. Februar 1940 ordinierte. Er gehörte zum Freundes- bzw. Bekanntenkreis von Hermann Ehlers, Hans Lilje und Martin Niemöller. Eigenhändig vervielfältigte er Niemöllers Schriften gegen den Nationalsozialismus. Nach Hausdurchsuchungen, Verhaftungen und Schutzhaft trat er in die Wehrmacht ein. Bis kurz vor Kriegsende diente er – mehrfach verwundet – an der Ostrfront. Er geriet in Lüneburg in kurze englische Kriegsgefangenschaft. Nach Kriegsende berief ihn Hermann Ehlers als Landesjugendpfarrer nach Oldenburg. Dort baute er die Jugendarbeit der Oldenburgischen Landeskirche auf. Ab 1949 leitete er das Evangelische Hilfswerk Hannovers. Von Juli 1954 bis April 1957 war er Hauptgeschäftsführer für die Innere Mission und nach der Fusion beider Institutionen 1959 auch des Hilfswerks der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers. Am 4. Oktober 1966 wurde er zum Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche von Schaumburg-Lippe gewählt. Damit war er zugleich 1. Pfarrer in Bückeburg. Bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand im Oktober 1979 vertrat er die Landeskirche in der EKD-Kirchenkonferenz, in der Bischofskonferenz der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche in Deutschland und im Rat der Konförderation Evangelischer Kirchen in Niedersachsen. Daneben rief er die wissenschaftlichen Herdertagungen in Bückeburg („Bückeburger Gespräche“) zur Pflege der Erinnerung des Philosophen Johann Gottfried Herder ins Leben. Außerdem saß er im Beirat des Prediger- und Studienseminars und im Vorstand der Käsdorfer Anstalten. Aufsehen erregte er, als er aus Protest gegen das Antirassismus-Programm des Ökumenischen Rats der Kirchen die Mitgliedschaft seiner Landeskirche in diesem ruhen ließ.

Bibl.: (Hg.): Bückeburger Gespräche über Johann Gottfried Herder 1971, Bückeburg 1973 (Schaumburger Studien, Bd. 33); (Hg.): Bückeburger Gespräche über Johann Gottfried Herder 1975, Rinteln 1976; (Schaumburger Studien, Bd. 37); (Hg.): Bückeburger Gespräche über Johann Gottfried Herder 1979, Bückeburg 1980 (Schaumburger Studien, Bd. 41); (Hg.): Bückeburger Gespräche über Johann Gottfried Herder 1983, Bückeburg 1984 (Schaumburger Studien, Bd. 45);

Lit.: Johann-Gottfried Maltusch, in: Ak. Bl., 69. Jg. 1967, S. 203; Johann Gottfried Maltusch gestorben, in: Ak. Bl., 82. Jg. 1980, S. 90; Biewer, Ludwig: In memoriam Johann Gottfried Maltusch, in: Ak. Bl., 82. Jg. 1980, S. 136; Reese, Hans-H.: Landesbischof Maltusch (von 1966–1979), in: Gruß der Kirche. Die Mitgliederzeitschrift der Ev.-Luth. Landeskirche Schaumburg-Lippe, 50. Jg., 10/2001, S. 3; Fersing, Gerhard: Johann Gottfried Maltusch als Oberprediger in Bückeburg, in: ebenda

Marik, Franz (* 3.1.1875 in Salzburg – † 14.6.1965), Notar, AH Philadelphia-Wien

Vater: Gerichtsamtsdiener Wenzel M.; eine Tochter

M. besuchte die Volksschule in Salzburg. Sein Abitur machte er am dortigen Obergymnasium. Anschließend studierte er in Wien. Im Oktober 1895 trat er dem Verein Salzburger Studenten in Wien bei. Dazu bewogen ihn nach eigener Aussage die Heimattreue und die völkische Gesinnungsgemeinschaft, die er dort vorfand. Nach Studienabschluss 1902 wurde er Notariatskandidat und Notariatssubstitut im Land Salzburg. 1911 wurde er zum Notar in Enns ernannt. Dort saß er für die Großdeutsche Volkspartei im Gemeinderat. Daneben war er Direktionsmitglied der Städtischen Sparkasse und Obmann des Ortsschulrats. Im Februar 1924 trat er dem VDSt Wien bei, nachdem sich die „Salzburger“ zu einer Landsmannschaft umwandelten. Später trat er der NSDAP bei. Deswegen wurde er mehrere Monate in Wöllersdorf interniert. 1938 wurde er zum Bürgermeister der Stadt Enns bestellt. 1945–1947 war er im Anhaltelager Glasenbach interniert.

Lit.: Lacroix, Robert: Nachruf Franz Marik, in: Wiener Ruf 1965/66

Martinak, Eduard, Prof. Dr. phil. (* 5.9.1859 Varaždin/Kroatien – † 4.8.1943 Klagenfurt), Pädagoge, aoAH Graz

Eltern: Oberlandesgerichtsrat Heinrich M. (1826–1879) und Caroline M., geb. Edle v. Josch (1836–1904); Heirat am 14. April 1890 in Göß mit Josefa Kober; Kinder: Max (* 1892), Heinrich (1894–1915), Maria (* 1897)

M. besuchte die Gymnasien in Cilli, Klagenfurt und Graz. Im Sommer 1877 machte er am ersten Staatsgymnasium in Graz das Abitur. Anschließend diente er als Einjährig-Freiwilliger beim 27. Infanterie-Regiment. Vom Juni bis Oktober 1878 nahm er an der Beseztung der Herzegowina teil. Im Dezember 1878 wurde er zum Leutnant d. R. ernannt. Ab dem WS 1878/79 studierte er in Graz Germanistik, Klassische Philologie und Philosophie. Er wurde Mitglied im Akademischen Gesangverein. Im Herbst 1882 promovierte er mit der Arbeit „Beiträge zur mittellateinischen Dichtung“. 1883 bestand er die Lehramtsprüfung für Deutsch, Latein und Griechisch. 1883/84 absolvierte er sein Probejahr am ersten Staatsgymnasium in Graz. Im Herbst 1884 wurde er zunächst Supplent, später Professor am Landesobergymnasium in Leoben. 1887 bestand er die Lehramtsprüfung für philosophische Propädeutik. 1890–1892 war er zur Vorbereitung seiner Habilitationsschrift beurlaubt. 1891 hospitierte er für fünf Wochen an Berliner Gymnasien. Im September 1892 wurde er Gymnasialprofessoram zweiten Staatsgymnasium in Graz. 1899–1904 war er dort Gymnasialdirektor. Am 28. Januar 1895 habilitierte er sich für Philosophie und Pädagogik an der Universität Graz. Ab dem SS 1895 lehrte er als Privatdozent. 1900 erhielt er den Titel eines außerordentlichen Professors. Am 1. September 1904 wurde er zum wirklichen außerodentlichen Professor ernannt. 1909 wurde er zum Professor für Philosophie und Pädagogik ernannt. 1916/17 war er Dekan der philosophischen Fakultät. 1928/29 war er Rektor der Universität Graz. Im Sommer 1918 wurde er nach Wien ans Unterrichtsminsiterium berufen. Von April 1919 bis Ende 1922 war er Leiter der Reformabteilung für Mittelschulen im Bundesministerium für Unterricht. Mit seiner dortigen Tätigkeit trug er wesentlich zur Verbesserung der pädagogischen Ausbildung für Lehrer an höheren Schulen bei. Ab dem SS 1922 lehrte er wieder in Graz. 1927 gründete er dort das erste Pädagogische Seminar an der Universität. 1930 trat Hofrat M. in den Ruhestand. Sein Nachfolger wurde sein Schüler Otto Tumlirz. M. war Mitherausgeber der „Zeitschrift für Kinderforschung“ und der „Österreichischen Vierteljahreshefte für Erziehung und Unterricht“. 1923 wurde er korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Wien. Anfang 1929 wurde er zum aoAH Graz ernannt. Daneben war er EM der Lehrerakademie Graz und Vorstandsmitglied des Reichsbundes für Erziehung und Unterricht. Außerdem war er Obmann der Sektion Steiermark der Gesellschaft für deutsche Erziehungs- und Schulgeschichte. Dessen Bundesleitung gehörte er ebenfalls an. M. gilt als „bahnbrechender“ (Tremel) Gymnasialreformer.

Bibl.: Fünf Wochen Hospitierung an Berliner Gymnasien. Vortrag, Wien 1892; Die Logik John Lockeʿs, Habil.-Schrift Uni. Graz, Halle 1894; Psychologische Untersuchungen zur Bedeutungslehre, Leipzig 1901; mit Kukula, Richard C. und Schenkel, Heinrich: Der Kanon der altsprachlichen Lektüre am österreichischen Gymnasium, Leipzig 1906; Wesen und Aufgabe einer Schülerkunde, Langensalza 1907 (Beiträge zur Kinderforschung und Heilerziehung, H. 25); Meinong als Mensch und als Lehrer. Anläßlich d. Trauerkundgebung der Wiener philosophischen Gesellschaft am 25. Februar 1921 im kleinen Festsaale d. Univ. Wien / Worte d. Erinnerung gesprochen von Eduard Martinak, Graz 1925; Wesen und Aufgabe der Erziehungswissenschaft. Rede, Graz 1928; Die feierliche Inauguration des Rektors der Grazer Universität für das Studienjahr 1928/29, Graz 1928; mit Meister, Richard (Hg.): Österreichische Vierteljahreshefte für Erziehung und Unterricht 1930–1937

Lit.: Meinong, A.: (Hg.): Beiträge zur Pädagogik und Dispositionstheorie. Eduard Martinak zur Feier seines 60. Geburtstages, Prag u. a. 1919; Mally, Ernst und Tumlirz, Otto (Hg.): Psychologische und pädagogische Abhandlungen. Zum 70. Geburtstage des Forschers Eduard Martinak, Graz 1929; Heller, Th.: Eduard Martinak zum 70. Geburtstage, in: Zeitschrift für Kinderforschung 36/1930, S. 128; Stähler, W.: Eduard Martinak, in: Spieler, Josef (Hg.): Lexikon der Pädagogik und Gegenwart, Bd. 2, Freiburg 1932, Sp. 349-350; Meister, Richard: Eduard Martinak †, in: Forschungen und Fortschritte, 19/1943, S. 350-351; Ders.: Eduard Martinak, in: Almanach der Akademie der Wissenschaften zu Wien, 94/1944; DBA; Tremel, F.: Eduard Martinak, in: ÖBL, Bd. 6, Wien 1967, S. 114-115; Reinhard, Fabian: Eduard Martinak, in: NDB, Bd. 16, Berlin 1990, S. 292-293; DBE, Bd. 6, München 1997, S. 638

Masorsky, Peter, Dr. med. (* 21.8.1887 in Groß-Solt/Kreis Flensburg – † 17.11.1966 in Wiesbaden), Mediziner, AH Kiel

M. besuchte Schulen in Flensburg und studierte ab dem SS 1907 Medizin in Kiel. Dort trat er im selben Semester dem VDSt bei. Später studierte er in Freiburg. 1912 bestand er das Staatsexamen in Kiel. 1913 wurde er approbiert. Er promovierte im September 1913 in Kiel. Anschließend war er Arzt an der Anstalt Stephansfeld im Elsass. 1914–1918 war er Marinearzt. Ab 1919 war er Assistenzarzt an der Landesheilanstalt Eichberg. Ab 1921 war er dort Oberarzt. Am 1. Mai 1933 trat er der NSDAP und der SA bei. Vom November 1938 bis Mai 1939 war er stellvertretender Ortsgruppenleiter. 1935/36 wurde er beauftragt im Regierungsbezirk Wiesbaden für die „Abteilung Erb- und Rassenpflege“ des Bezirksverbandes Nassau die „Erbkranken aus dem freien Leben, die unter das Sterilisierungsgesetz fallen“, zu untersuchen. Damit wurde er zum „Hauptbeauftragten für Außenerhebungen“ der „erbbiologischen Bestandsaufnahme“. Ab 5. Oktober 1936 war er Oberarzt der Landesheilanstalt Hadamar. Deren kommissarischer Leiter war er ab 4. Oktober 1937. Ab 1. April 1938 war er deren Direktor. Formal wurde er 1940/41 als Obermedizinalrat zur Landesheilanstalt Herborn versetzt. Vom 26. August 1939 bis Kriegsende diente er als Marine-Oberstabsarzt bei der Kriegsmarine. Nachdem er die Mordaktionen an „Erbkranken“ durch seine Erhebungen mit ermöglicht hatte, wurde er durch seinen Kriegsdienst vor dem Einsetzen der „Euthanasie“-Maßnahmen abberufen. Nach Kriegsende war er bis Dezember 1945 in britischer Kriegsgefangenschaft. Auf Anordnung der Militärregierung wurde er am 30. Oktober aus dem Dienst der Landesheilanstalt entlassen. 1948 wurde er als „Mitläufer“ entnazifiziert. Zum 1. April 1952 wurde er formal in den Ruhestand versetzt.

Bibl.: Über Cysticercus racemosus der weichen Hirnhäute, Diss. Uni. Kiel 1913

Lit.: Sandner, Peter: Verwaltung des Krankenmordes. Der Bezirksverband Nassau im Nationalsozialismus, Gießen 2003

Maßmann, Karl (August Johannes), Dr. h. c. (* 9.7.1889 in Berlin – † 3.3.1959 in Kiel), AH Berlin und Prag, aoAH Braunschweig, Brünn, Leipzig und Graz

Eltern: Oberpostrat Ernst August M. (1840–1896) und Alwine Christine Charlotte M., geb. Hartmann (1858–1917); Heirat am 11. September 1922 mit Liselotte von Winterfeld, geb. Arndt (1890–1922); Kinder: Hans-Jürgen († 1942), 2 Stieftöchter, 1 Stiefsohn; Bruder: Ernst († 1935, AH Berlin)

Nachdem er sich schon als Gymnasiast in Berlin der Jugendbewegung angeschlossen hatte, trat M. im 2. Semester seines Studiums der Rechts-, Staatswissenschaften und der Philosophie Ende des WS 1907/08 in den VDSt Berlin ein, dem sein älterer Bruder Ernst bereits angehörte. Dort wurde er von nationalen und sozialen Ideen ebenso beeinflusst, wie von der Volkstumsarbeit. Im SS 1909 war er Vorsitzender des VDSt Berlin. M. sollte in den nächsten Jahrzehnten zu einer der prägendsten Gestalten der Vereine Deutscher Studenten werden. Er bestand Mitte 1911 das Referendarsexamen und war anschließend Referendar. Auf der VT 1913 wurde M. zum 2. Schriftleiter der Akademischen Blätter gewählt. Er brachte dort seinen Standpunkt ein, dass diese nicht nur wissenschaftliches Organ sei, wie es die bisherige Schriftleitung von Karl Kormann und Ludwig Bergsträsser sah, sondern auch eine Verbandszeitschrift. Von September 1914 bis März 1923 war M. verantwortlicher Schriftleiter der Akademischen Blätter. Auf der VT 1913 beschloss der Verband, dass M. zusammen mit Herman v. Petersdorff eine neue Verbandsgeschichte veröffentlichen sollte, was der Erste Weltkrieg verhinderte. Daneben war M. ab 1913 Geschäftsführer der Heinrich-von-Treitschke Stiftung. Nachdem er zunächst als Richter tätig gewesen war, wurde M. nach Ende des Ersten Weltkriegs Regierungsrat im Preußischen Ministerium für Volkswohlfahrt. Von Oktober 1923 bis 1934 war er geschäftsführendes Vorstandsmitglied der von Friedrich v. Schwerin gegründeten und von den Nationalsozialisten aufgelösten Gesellschaft zur Förderung der inneren Kolonisation (GfK) und der eng mit ihr verbundenen „Neuland AG“ sowie der Deutschen Boden-Kultur AG. Als die Deutsche Siedlungsbank die finanziellen Aufgaben der Neuland auf breiterer Basis übernahm, war er 1930–1934 Vorsitzender des Verwaltungsrats der von den Nationalsozialisten aufgelösten Bank. 1919 war er an der Gründung des Deutschen Schutzbundes beteiligt, der für die Volksabstimmungen in den Grenzgebieten Organisationshilfe leistete. Danben gründete er die Wirtschaftsberatungsstelle für die deutschen Minderheiten im Ausland und wurde im VDA aktiv. 1925 war er dessen 2. Schatzmeister. Nach der Wahl Hans Steinachers zum VDA-Bundesleiter übernahm M. 1933 ehrenamtlich die stellvertretende Bundesleitung und das Bundesschatzmeisteramt. Als Zuständiger der Betreuung des Auslandsdeutschtums im Bereich „Süden“ des VDA kümmerte er sich besonders um die deutsche Minderheit in Südtirol. Aus dieser Funktion wurde er von den Nationalsozialisten am 6. September 1936 verdrängt. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs war er am Wiederaufbau des VDA führend beteiligt und nach der Neugründung der GfK 1946 auch wieder im Vorstandsrat, im Vorstand und als Vorsitzender des Landesarbeitskreises Schleswig-Holstein für die GfK tätig. 1946 wurde er Angestellter in der Abteilung Bankenaufsicht und Kreditwesen des Wirtschaftsministerium Schleswig-Holsteins. Am 1. August 1948 wurde ihm als Landesbankdirektor die Leitung der Landesbank und Girozentrale Schleswig-Holstein übertragen, die er bis zu seinem Tod innehatte. Damit war er an führender Stelle am Wiederaufbau Schleswig-Holsteins beteiligt. Seine Hauptaufgaben sah er in der Eingliederung der Flüchtlinge und Vertriebenen sowie in der Förderung von Schiffsbau und ländlicher Siedlung. Daneben war er Verwaltungsratsvorsitzender der Schleswig-Holsteinischen Landeszentralbank und nach deren Wiedergründung auch Verwaltungsratsmitglied der Deutschen Siedlungsbank. Auch des Wiederaufbaus der Vereine Deutscher Studenten nahm er sich nach Kriegsende an und war 1952 bis 1956 stellvertretender Vorsitzender des VVDSt. Seine Leistungen als Wegbereiter und Vorbild für den Verband sowie sein Einsatz für das deutsche Volkstum waren der Grund für eine Festschrift, die ihm 1954 gewidmet wurde. Auf der VT 1956 wurde er zum Ehrenvorsitzenden des VVDSt ernannt. Er war als Präsident der Schleswig-Holsteinischen Universitätsgesellschaft mitverantwortlich für deren Schriftenreihe und saß im Verwaltungsrat des Studentenwerks der Universität Kiel. Seine Verdienste um das bäuerliche Siedlungswesen, den Wiederaufbau der Wirtschaft, die Entwicklung des Agrarkreditwesens sowie als Vorsitzender der Universitätsgesellschaft, veranlassten die landwirtschaftliche Fakultät der Universität Kiel dazu ihm den Ehrendoktor zu seinem 70. Geburtstag posthum zu verleihen. Die Bundesrepublik ehrte ihn 1954 für seine Verdienste um das Land Schleswig-Holstein mit dem großen Verdienstkreuz des Verdienstordens.

Bibl.: Staatsbürgerliche Erziehung als Aufgabe des VDSt, in: Ak. Bl., 32. Jg. 1917/18, S. 97-102; Die Vereine Deutscher Studenten als Träger eines neuzeitlichen deutschen Studententums, in: Ak. Bl., 27. Jg. 1912/13, S. 343-346, 361-363, 377-381; Wir und die Zukunft. Ein vorläufiges Schlusswort zur „freideutschen Jugendbewegung“, in: Ak. Bl., 29. Jg. 1914/15, S. 31-34, 5135; Zur Pflege des geschichtlichen Sinns im KV, in: Ak. Bl., 29. Jg. 1914/15, S. 131-133; Ein Kriegsarchiv für unsren Kyffhäuser-Verband, in: Ak. Bl., 29. Jg. 1914/15, S. 368-369; Gedenkblätter für Gefallene, in: Ak. Bl., 30. Jg. 1915/16, S. 240; Deutsche in Gefahr, in: Ak. Bl., 33 Jg. 1918/19, S. 58-61; Der Weg in die Zukunft, in: Ak. Bl., 33 Jg. 1918/19, S. 89-92; KV und Parteipolitik, in: Ak. Bl., 33 Jg. 1918/19, S. 120; Student und Politik. Zwei Aufsätze, Berlin 1919 (Deutsch-akademische Schriften, H. 2); Freie Aussprache!, in: Ak. Bl., 33 Jg. 1918/19, S. 162-164; Unsere Verbandstagung, in: Ak. Bl., 34. Jg. 1919/20, S. 83-85; Die 34. Verbandstagung der Vereine Deutscher Studenten, in: Ak. Bl., 34. Jg. 1919/20, S. 130-133; Vom Wesen der Korporationen, in: Ak. Bl., 35. Jg. 1920/21, S. 65-67; Kelbra 1920. Gedanken zur Verbandstagung, in: Ak. Bl., 35. Jg. 1920/21, S. 84-85; 1881–1921. Vier Jahrzehnte VDSt, in: Ak. Bl., 35. Jg. 1920/21, S. 243-245; VT-Gedanken, in: Ak. Bl., 36. Jg. 1921/22, S. 95-97; Unsere „Akademischen Blätter“ , in: Ak. Bl., 37. Jg. 1922/23, S. 93; Volkstum und Staat. Die Stellung der Vereine Deutscher Studenten in der völkischen Bewegung, Marburg 1924 (Deutsche-akademische Schriften, H. 5); Die diesjährige Verbandstagung, in: Ak. Bl., 39. Jg. 1924/25, S. 116-118; Politische Ziele, in: Ak. Bl., 39. Jg. 1924/25, S. 139-140; Wirtschaftspolitik, in: Ak. Bl., 39. Jg. 1924/25, S. 165-166 und in 40. Jg. 1925/26, S. 3-4; Innere Kolonisation, in: Berensmann (1926), Teil 13, S. 7-15; Großdeutsche Wirtschaftspolitik, in: Festschrift zur Feier des fünfzigsten Stiftungsfestes des Vereines Deutscher Studenten in Graz 1876–1926, Graz o. J., S. 73-74; Der Weg aus der Verbandskrisis, in: Mitteilungen des VDSt Berlin, Nr. 3, Juli 1927, S. 1-4; Entwicklungslinien im KV, in: Ak. Bl., 42. Jg. 1927/28, S. 42-44; Entwicklungslinien gesamtdeutscher Politik, in: Ak. Bl., 45. Jg. 1930/31, S. 118-120; Gedankenfreiheit!, in: Ak. Bl., 45. Jg. 1930/31, S. 143-147; mit Oßwald, Robert P. (Hg.): VDSter. 50 Jahre Arbeit für Volkstum und Staat. Den Vereinen Deutscher Studenten zum 6. August 1931 gewidmet, Berlin 1931; Diederich Hahn, Friedrich v. Schwerin, Wolf v. Dallwitz-Tornow, Hermann Frhr. v. Ziller, Otto Eichler, Adolf Petrenz und Karl Kormann, in: ebenda, S. 7-11, 45-55, 82-86, 90-92, 93-104, 128-131 und 177-181; Zur Einführung, in: Kyffhäuser-Verband (1931), S. 1-7; 1907–1918, in: ebenda, S. 129-151; VDStertum, in: Ak. Bl., 46. Jg. 1931/32, S. 101-104; Die nächsten Aufgaben, in: mit Koepp, Friedrich; Boyens, Wilhelm und Witter, Wilhelm: Siedlung, die deutsche Aufgabe, Berlin 1932 (Deutsche-akademische Schriften, H. 30), S. 37-42; Zur Finanzierung der landwirtschaftlichen Siedlung. Gutachten, o. O. 1933; Weltkrieg und Kriegsausgang, in: Ak. Bl., 53. Jg. 1938/39, S. 227-239; Endlich wieder „Akademische Blätter“, in: Ak. Bl., 54. Jg. 1952, S. 1-3; Mit Mannhardt, Joh. W. und Badendieck, Friedrich Carl Brunner, Heinz und Neumann, Ernst (Hg.): Verpflichtendes Erbe. Volkstum im Ringen um seinen Bestand und seine Anerkennung, Kiel 1954; Die Jugend und der Europäische Gedanke, in: Riedl, F. H. (Hg.): Südtirol. Land europäischer Bewährung. Kanonikus Gamper zum 70. Geburtstag, Innsbruck 1955 (Schlern-Schriften, Bd. 140); Lebendige Tradition, in: Ak. Bl., 57. Jg. 1955, S. 17-23; Diederich Hahn – Friedrich Naumann – Hermann Ehlers, in: Ak. Bl., 57. Jg. 1955, S. 188-189; Streiflichter zur Geschichte der VVDSt (1881–1956), in: Ak. Bl., 58. Jg. 1956, S. 118-121; Rückblick auf die VT in Goslar, in: Ak. Bl., 58. Jg. 1956, S. 147-149; Junge Generation an der Jahrhundertwende, in: Ak. Bl., 59. Jg. 1957, S. 134-137; 75 Jahre VDSt. Vortrag gehalten auf der 75. VT in Goslar, in: Ak. Bl., 61. Jg. 1959, S. 95-104

Lit.: Drescher, Richard: AH Maßmann 65 Jahre alt, in: Ak. Bl., 56. Jg. 1954, S. 190-191; Volk und Staat. Festschrift Karl Maßmann. Zum 65. Geburtstag am 9. Juli 1954 dargebracht von einem Freundeskreis und dem Verband der Vereine Deutscher Studenten (KV). Im Selbstverlag des Vereins Deutscher Studenten Kiel 1954; Jordan, Karl: Karl Maßmann zum Gedächtnis, in: Kiel-Greifswalder-Nachrichten, Nr. 7, April 1959, S. 2; Landesbankdirektor Dr. h. c. Karl Maßmann zur Erinnerung, Kiel o. J.; Neumann, Ernst: Vermächtnis und Abschied, in: Ak. Bl., 61. Jg. 1959, S. 93-94; Gruß der Freunde an Karl Maßmann zum 50. Geburtstag, in: Ak. Bl., 61. Jg. 1959, S. 105-109; Der Abschied von Karl Maßmann. Trauerfeier in der Stadtkirche Preetz/Holstein am 7. März 1959, in: Ak. Bl., 61. Jg. 1959, S. 110-116; Danielsen, Wilhelm: Karl Maßmann, in: Schleswig-Holsteinisches Biographisches Lexikon, Bd. 1 Neumünster 1970, S. 198-199; DBA; Jordan (1981), S. 41-42; Gutekunst, Dieter: Karl Maßmann starb vor 25 Jahren, in: Ak. Bl., 86. Jg. 1984, S. 43; Goldendach, Walter von und Minow, Hans-Rüdiger: „Deutschtum erwache!“ Aus dem Innenleben des staatlichen Pangermanismus, Berlin 1994; Zirlewagen (2006), S. 226-228; Motte, Hans de la: Begegnung mit einem großen VDSter. Gedenken an Bundesbruder Karl Maßmann, in: Ak. Bl., 112. Jg. 2010, S. 32-33

Maurenbrecher, Max (Hinrich), Dr. phil. (* 17.7.1874 in Königsberg – † 30.4.1930 in Osthausen/Thüringen), Theologe und Politiker, AH Leipzig

Eltern: Historiker Prof. Wilhelm M. (1838–1892) und Mary M., geb. Maurenbrecher (1843–1929); 1. Ehe mit Hulda Bluschke (1877–1918) und 2. Ehe am 17. Juni 1918 in Weimar mit Magdalena Bluschke (* 1889); Kinder: zwei Söhne und zwei Töchter aus 1. und ein Sohn aus 2. Ehe

M. besuchte zunächst eine Schule in Bonn und machte sein Abitur Ostern 1892 an der Thomasschule in Leipzig. Er studierte ab dem SS 1892 evangelische Theologie in Tübingen. Später studierte er in Leipzig, Berlin und ab dem WS 1894/1895 wieder in Leipzig. Sein Vater hatte ihm auf dem Sterbebett den Rat gegeben dem VDSt beizutreten, was er auch beherzigte. Im SS 1894 war er Vorsitzender des VDSt Leipzig. Im SS 1895 wurde er in den Fünferausschuss der neu gegründeten akademischen Ortsgruppe Leipzig des Vereins zur Förderung des Deutschtums in den Ostmarken gewählt. Wegen Zeitmangels musste er seinen Vorstandsposten jedoch kurz darauf wieder abgeben. Am 27. Februar 1896 bestand er die 1. theologische Prüfung. Anschließend studierte er in Leipzig bis zum WS 1897/98 Volkswirtschaft, Philosophie und Geschichte. 1898 bestand er die 2. theologische Prüfung. Anfang desselben Jahres promovierte er in Leipzig. Danach war er Kandidat im Kirchendienst. Ab Mitte April 1898 war er bei der Superintendantur Zwickau als Gymnasiallehrer beschäftigt. Anfang 1899 übernahm er die Schriftleitung von Friedrich Naumanns „Hilfe“. Er trat am 1. August 1901 aus der „Hilfe“ aus und übernahm die Führung des Sekretariats des National-Sozialen Vereins. Nach dessen Auflösung war er ab 1903 SPD-Mitglied, woraufhin er aus dem KV austrat. Für die SPD war er Lehrer an der Parteischule und Mitarbeiter der „Sozialistischen Monatshefte“. 1905 veröffentlichte er die antimonarchistische Polemik „Die Hohenzollernlegende“. Er trat aus der SPD 1913 aus, als diese die Wehrvorlage verwarf. 1907 trat er aus der evangelischen Kirche aus und – bis 1916 – dem Deutschen Monistenbund bei. Er war 1909–1911 Prediger freireligiöser Gemeinden in Nürnberg und von 1911 bis Sommer 1916 in Mannheim. Daneben war er Berater des Eugen-Diedrichs-Verlags. Den „Geist von 1914“ empfand er als Offenbarung. Im Krieg gehörte er zu den alldeutschen Annexionisten. 1917 wurde er ADV-Mitglied sowie der Deutschen Vaterlandspartei. Justus H. Ulbricht bezeichnet ihn als „völkischen Multifunktionär“. Weihnachten 1917 trat er der evangelischen Kirche wieder bei. Im Sommer 1918 trat er dem KV wieder bei und wurde Mitglied der DNVP. Im März 1919 wurde er Pfarrer der reformierten Gemeinde in Dresden. Dort wurde er Vorsitzender der Deutschen Volkshochschul-Gemeinde. Ab 1920 gab er eine eigene Zeitschrift „Glaube und Deutschtum“ heraus. Vom 14. November 1920 bis 3. Januar 1921 war er für die DNVP Abgeordneter im sächsischen Landtag. 1920–1924 war er Schriftleiter der „Deutschen Zeitung“. 1924 wurde er Mitglied der deutschvölkischen Freiheitspartei. M. war seit 1. September 1925 Pfarrer in Mengersgreuth Kreis Sonneberg und später in Osthausen. Er setzte sich für die Verbindung von Sozialismus und Nationalismus, von Deutschtum und Christentum ein. Er zählt damit zu den Vätern der „deutschkirchlichen Bewegung“. Da er das Alte Testament aber als „völkische Urkunde von religiös-politisch vorbildlichem Wert“ gelten lassen wollte, stieß M. auf Widerstand und zog sich vom „Bund für deutsche Kirche“ zurück. M. starb an den Folgen einer Blinddarmoperation.

Bibl.: Maurenbrecher, in: Ak. Bl., 7. Jg. 1892/93, S. 186-187; Verbands-Nachrichten: Leipzig, in: ebenda, S. 194; Die Vereine Deutscher Studenten und der evangelische Bund, in: Ak. Bl., 8. Jg. 1893/94, S. 33-34; Die Bücherei und der Bücherwart in unseren Vereinen, in: Ak. Bl., 8. Jg. 1893/94, S. 191-192 und 205-206; Christlich-sozial oder National?, in: Ak. Bl., 9. Jg. 1894/95, S. 209-210; Thomas von Aquinoʽs Stellung zum Wirtschaftsleben seiner Zeit, Leipzig, 1898, zgl.: Diss. Uni. Leipzig; Das sittliche Recht der Kolonialpolitik, in: Ak. Bl., 15. Jg. 1900/01, S. 189-191; Lied an Deutschösterreich, in: Alldeutsches Liederbuch, Leipzig 1901, S. 122; Alldeutscher Kampfruf, in: ebenda, S. 124-125; Ostmark-Lied, in: ebenda, S. 148-149; Der soziale Gedanke, in: Hoetzsch, Otto (Hg.): Taschenbuch für den Kyffhäuser-Verband der Vereine Deutscher Studenten, 4. Aufl. Berlin 1903, S. 42-48; Die Gebildeten und die Sozialdemokratie, Leipzig 1904; Die Hohenzollern-Legende: Kulturbilder aus der preußischen Geschichte vom 12. Bis zum 20. Jahrhundert, 2 Bd., Berlin 1905/06 (Kulturbilder, Bd. 2); Biblische Geschichten: Beiträge zum geschichtlichen Verständnis der Religion, Berlin 1909; Von Nazareth nach Golgatha: Untersuchungen über die weltgeschichtlichen Zusammenhänge des Urchristentums, Berlin 1909; Biblische Geschichten: Beiträge zum geschichtlichen Verständnis der Religion, 8 Bde., Berlin 1909/10; Hat Jesus gelebt? Rede, gehalten auf dem Berliner Religionsgespräch, Magdeburg 1910; Von Jerusalem nach Rom: Weitere Untersuchungen über die weltgeschichtlichen Zusammenhänge des Urchristentums, Berlin 1910; Der soziale Gedanke, in: Kormann, Karl (Hg.): Taschenbuch für den Kyffhäuser-Verband der Vereine Deutscher Studenten, 5. Aufl. Berlin 1910, S. 41-46; mit Schneemelcher, Wilhelm (Hg.): Religion und Sozialismus. Sieben Vorträge, geh. beim 5. Weltkongress für Freies Christentum und Religiösen Fortschritt, Berlin 1910; Jatho. Dürfen wir monistische Frömmigkeit in christliche Hüllen verschleiern?, München 1911; Das Leid. Eine Auseinandersetzung mit der Religion, Jena 1912; Christentum oder Monismus, Annaberg i. Sachsen, 1914; Das Schulungsprogramm der Großstadt, Wien 1914 (Flugschriften der Sozialpädagogischen Gesellschaft in Wien, H. 3); Feld-Predigten aus der Freireligiösen Gemeinde Mannheim, Mannheim 1915; Neue Staatsgesinnung, Jena 1916 (Tat-Flugschriften, H. 17); Denkschrift über die Veranstaltung einer freien Kundgebung des deutschen Geistes mitten in der härtesten Kriegsentscheidung, Weimar 1917; Der Entscheidungskampf gegen das britische Weltreich, 1918; Offenbarung. Eine Probepredigt, Langensalza 1919; Wie Völker sich aus ihrer tiefsten Not erheben. Ein Vortrag, Langensalza 1919; Revolutionspredigt. Predigt vom 9.11.1919 über die Geschichte vom Goldenen Kalb, Langensalza 1919; Reformation. Eine Predigt zum 31. Oktober 1919, Langensalza 1920; Glaube und Deutschtum. Wöchentliche Predigten und Vorträge, Dresden 1920/21, später: Glaube und Deutschtum. Gottesdienste, Andachten und Aufsätze, Mengersgereuth 1924–1930; Die Taktik der Parteien bei der Regierungsbildung Sommer 1920, Sonderdruck aus: „Glaube und Deutschtum“, 1. Jg., H. 16-21; Dresden, 1920; Das Ende des Marxismus, Berlin 1920 (Landtagsrede vom 17. Dezember 1920); Goethe und die Juden. Eine Zusammenstellung, München 1921 (Deutschlands führende Männer und das Judentum, Bd. 3); Starkes Deutschtum. Politische Aufsätze aus der Deutschen Zeitung, Dresden 1921; Gläubiges Deutschtum. Religiöse Aufsätze aus der Deutschen Zeitung, Dresden 1921; Völkischer Geschichtsunterricht. Entwurf eines Lehrplanes, Langensalza 1925 (Pädagogisches Magazin, H. 101); Über Friedrich Nietzsche zum deutschen Evangelium. Gottesdienste, Andachten u. religiöse Auseinandersetzungen, 2 Bde., Dresden 1926/27; Das Wort Gottes an die Deutschen im Zeitalter ihrer tiefsten Erniedrigung und andere Aufsätze, Mengersgereuth 1928 (Glaube und Deutschtum, Bd. 5); Glaube und Deutschtum: Gottesdienste, Andachten und Aufsätze, Mengersgereuth, 1924–1930; Der Heiland der Deutschen. Der Weg der Volkstum schaffenden Kirche, Göttingen 1930

Lit.: Baecker, Paul: Herrn Dr. Maurenbrecher, in: Ak. Bl., 16. Jg. 1901/02, S. 196-197; Klein, Paul: Das Leben Jesu. Mit besonderer Berücksichtigung von Kautsky und Maurenbrecher, Witten 1910; Cunow, Heinrich: Theologische oder ethnologische Religionsgeschichte? Eine Entgegnung auf Max Maurenbrechers Biblische Geschichten, Stuttgart 1910 (Die neue Zeit, Erg.-H. 8); Platzmann, Hans: Max Maurenbrecher, in: Ak. Bl., 35. Jg. 1920/21, S. 249; Mangoldt-Reiboldt, Ursula: Das religiöse Problem des Schicksals im Atheismus der Gegenwart. Erläutert an den Werken von Paul Ernst, Max Maurenbrecher, Christoph Schrempf, Darmstadt 1928 (Diss. Uni. Darmstadt 1927); Mumm, Reinhard: Ein reiches, bewegtes Leben im Dienste des Vaterlandes, in: Ak. Bl., 45. Jg. 1930/31, S. 33-34; Ders.: Max Maurenbrecher, in: Maßmann (1931), S. 118-122; Hübinger, Gangolf: Max Maurenbrecher, in: NDB, Bd. 16, Berlin 1990, S. 433-434; Evertz, Alexander: Der Irrgänger, in: Ders.: Wer kennt sie? Gestalten aus unserer kirchlichen und vaterländischen Vergangenheit, Gelsenkirchen 1960, S. 74-85; Kosch (1963), Bd. 2, S. 827; Jansen, Marlies: Max Maurenbrecher. Der weltanschaulich-politische Weg eines deutschen Nationalisten 1900–1930, o. O. 1964 (Diss. Uni. München 1963); Fricke, Dieter, Nationalsoziale Versuche zur Förderung der Krise der deutschen Sozialdemokratie. Zum Briefwechsel Max Maurenbrecher – Friedrich Naumann 1907–1913, in: Beiträge z. Gesch.d. Arbeiterbewegung 25 (1983), H. 4, 537-548; Bily, Lothar: „Schwer aber ist es, zu bleiben“, Max Maurenbrecher, Theologe, Politiker, Publizist, in: liberal, 33/1991, H. 2, 117-122; Ders.: Max Maurenbrecher, in: BBKL, Bd. 5, 1993, Sp. 1051-1055; RGG IV, 811; Graf, Friedrich Wilhelm: Der Nachlaß Max Maurenbrecher, in: Mitteilungen der Ernst-Troeltsch-Gesellschaft; 9/1995/96), S. 119-147; DBA; Tetzlaff, Walter: Maurenbrecher, Max, in: Altpreußische Biographie, Bd. 4, Marburg 1995, S. 1441; DBE, Bd. 6, München 1997, S. 669; Ulbricht, Justus H.: Völkische Erwachsenenbildung, in: Puschner, Uwe; Schmitz, Walter; Ulbricht, Justus H. (Hg.): Handbuch zur „Völkischen Bewegung“ 1871–1918, München 1999, S. 255; Mohler/Weißmann (2005), S. 428; Mohler/Weißmann (2005), S. 428; Schwämmlein, Thomas: Max Maurenbrecher zwischen Politik und Pfarramt, Mengersgreuth-Hämmern 2009

May, Karl Hermann (Adam), Dr. phil. (* 28.11.1903 in Weilburg – † 25.9.1990 in Wiesbaden), Dekan/Historiker, AH Marburg

Eltern: Eisenbahnobersekretär Richard M. und Lina Pauline Emma M., geb. Dienst; Heirat am 24. Mai in Biebrich mit Frieda Hammes (1905–1978), Kinder: zwei Töchter

M. besuchte ab 1914 das Gymnasium in Sachsenhausen und ab 1916 das Gymnasium Philippinum Weilburg bis zum Abitur 1923. Ab dem SS 1923 studierte er evangelische Theologie in Tübingen. Dort trat er im selben Semester dem VDSt bei. Später studierte er in Gießen, Berlin, Marburg und am Theologischen Seminar in Herborn. 1926 legte er die erste und 1929 die 2. theologische Prüfung ab. Daneben absolvierte er in Marburg ein Geschichtsstudium. Dieses schloss er mit der Promotion über die Territorialgeschichte des Oberlahnkreises (Weilburg) ab. Im Mai 1930 wurde er ordiniert und Hilfsprediger in Griesheim. Anschließend war er Pfarrer in Kemel. Ab dem 1. Januar 1956 wurde er Pfarrer in Bad Schwalbach. Ab 1959 war er gleichzeitig Dekan. Zum 1. Dezember 1968 trat er in den Ruhestand. Ab 1927 war er Mitglied – seit 1978 als EM – des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung. 1968–1978 gehörte er ihm als Vorstandsmitglied an. Daneben gehörte er zu den Mitgründern der Ortsgruppe Weilburg dieses Vereins. Außerdem war er seit 1933 Mitglied der Historischen Kommissionen für Nassau und für Hessen. 1951–1956 hatte er den Vorsitz der Hessischen Kirchengeschichtlichen Vereinigung inne. M. gilt als bedeutender Landeshistoriker der altnassauischen Geschichte. M. war Ehrenbürger der Gemeinde Heidenrod und EM des Heimatvereins Heidenrod.

Bibl.: Weilburger Reformationsbüchlein, 1526–1926. Zur Erinnerung an das 400jährige Jubiläum der Reformation in Weilburg, Weilburg 1926

Lit.: Gedenkblatt zu seinem 85jährigen Geburtstag, in: Heidenroder Heimatblätter, Nr. 102, November 1988, S. 4-5; Fuchs, Konrad: Karl Hermann May, in: BBKL, Bd. 24, Nordhausen 2005, Sp. 1071-1077; Heinemann, Hartmut: Karl Hermann May, in: Jahrbuch der Hessischen Kirchengeschichtlichen Vereinigung, 43/1992, S. 263-264

Mayer, (Theodor) Friedrich, D. theol. h. c. (* 17.2.1864 in Heidelberg – † 26.4.1936 in Karlsruhe), Pfarrer, AH Heidelberg, aoAH Würzburg

Eltern: Lehrer Friedrich M. († 1885) und Wilhelmine M., geb. Veith († 1883); 1. Ehe am 23. Januar in Schopfheim 1892 mit Elisabeth Sutter (1867–1894), 2. Ehe am 4. Oktober 1898 in St. Georgen mit Karolina Haas (* 1869); Kinder aus 1. Ehe: Martha (* 1893) und Robert (1894–1918); Kinder (mindestens): ein Sohn (*† 1900)

Nach Besuch der Ehrhardtschen Volksschule und des Gymnasiums Heidelberg 1873–1882 studierte M. 1882–1886 evangelische Theologie in Heidelberg und Berlin. Im WS 1882/83 gründete er zusammen mit Julius Wernerin Heidelberg den VDSt, dessen Altherrenbund M. von 1895 bis 1933 vorstand. Nach seiner 1. theologischen Prüfung im Frühjahr 1885 und der 2. theologischen Prüfung im Frühjahr 1886 war er Vikar in Emmendingen. Ab 1887 war er Pastorationsgeistlicher in Stockach-Radolfzell. Ab 1891 war er Pfarrverwalter in Buchenberg bei Königsfeld im Schwarzwald. Ab 1892 war M. Pfarrer in Buchenberg. M. war Anhänger der christlich-sozialen Ziele Adolf Stoeckers und Adolph Wagners und wandte sich gegen den kirchlichen Liberalismus. Er trat in den 1890er Jahren den in der Evangelischen Konferenz vereinten Positiven bei und war 1900–1904 Mitredakteur der Kirchlich-positiven Blätter. 1904 trat er aus der Evangelischen Konferenz aus, deren kirchenpolitischen Tendenzen er ablehnte, da er die Konferenz nur als Arbeitsgemeinschaft verstand. 1913/14 brach er endgültig mit den Positiven. 1895–1897 saß er im Bürgerausschuss von Buchenberg. Ab 1897 war M. Pfarrer in St. Georgen im Schwarzwald. 1901 wurde er für sechs Jahre zum Dekan des Kirchenbezirks Hornberg und 1904 in die Generalsynode gewählt, der er bis 1909 angehörte. Seit 1902 saß er im Bürgerausschuss von St. Georgen. 1907–1924 war er Oberkirchenrat (zuerst als Kollegialmitglied). Noch vor Kriegsende wurde ihm 1918 der Titel Geheimer Oberkirchenrat verliehen. 1924 wurde er zum stellvertretenden Prälaten ernannt, aber nach Konflikten zwischen der Landessynode und dem Oberkirchenrat zwangspensioniert, da er sich geweigert hatte von seinen kirchlichen Ämtern zurückzutreten. Parteipolitisch engagierte sich M. zuerst 1905, als er erfolglos für die frei-konservative Partei bei den Wahlen zur Zweiten Kammer des badischen Parlaments im Wahlbezirk Karlsruhe-Land kandidiert hatte. Am 5. Januar 1919 kandidierte er mit Erfolg für die DNVP bei den Wahlen zur verfassungsgebenden Badischen Nationalversammlung und übernahm den Vorsitz der DNVP in Baden. 1919 bis 1929 war er deren Fraktionsvorsitzender im Badischen Landtag (1925–1929 innerhalb der „Bürgerlichen Vereinigung“ von DDP, DVP und DNVP). 1921 bis 1925 war er Vorsitzender des Geschäftsordnungs-Ausschusses des Landtags. 1929 wurde er wegen der Wahlerfolge der NSDAP nicht wiedergewählt. Mit fast 70 Jahren zog er sich nach der Auflösung der DNVP 1933 aus der Politik zurück. Zum 50jährigen Regierungsjubiläum Großherzog Friedrich I. erhielt M. 1902 die Jubiläumsmedaille, 1910 das Ritterkreuz I. Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen und 1916 das Eiserne Kreuz am weiß-schwarzen Bande. Für neun gezeichnete Kriegsanleihen erhielt M. 1916 das badische Kriegsverdienstkreuz. 1920 erhielt er den Ehrendoktor der Theologischen Fakultät der Universität Heidelberg. M. starb an einer Lugenentzündung.

Bibl.: Einiges zur Charakteristik der sog. „Deutschen Studentenzeitung“, in: Kyffhäuser-Zeitung, III. Jg., VI. Semester, Nr. 47 vom 18. August 1884, S. 483-484; Wie können wir den Hoffnungen, die der Reichskanzler auf uns setzt, gerecht werden? Gesprochen auf dem Antrittskommers des V.D.St. zu Heidelberg am 1. Mai 1885, in: ebenda, IV. Jg., VIII. Semester, Nr. 32 vom 11. Mai 1885, S. 261-262; Entstehung und Entwicklung des Vereins Deutscher Studenten in Heidelberg, Heidelberg 1887; Die süddeutsche akademische Jugend und die Kyffhäuserbewegung, in: Ak. Bl., 6. Jg. 1891/92, S. 109-111; Eine Abrechnung mit dem römischen Stuhl. Die hundert Beschwerden des Reichstags zu Nürnberg von 1522–1523. Verdeutscht und mit einer Einleitung versehen von Th. Friedr. Mayer, Leipzig 1892 (Kirchliche Aktenstücke, Bd. 9); Die Grenzen der freien Forschung und der Lehrfreiheit in der Kirche, Stuttgart 1895 (Zeitfragen des christlichen Volkslebens, Bd. 20, H. 7); mit anderen (Hg.): Aus der Schatzkammer der Apostel. Predigten über die 2. badische Epistelreihe, Karlsruhe 1904 und 1905; Das Badische Gemeinschaftswesen, Berlin 1906; Die Zukunft des Kyffhäusergedankens, in: Ak. Bl., 32. Jg. 1917/18, S. 190-191 und 198-199; Baden und das Reichsschulgesetz, Freiburg 1927; Ein Wort zum Streit um die Volksschule, in: Ak. Bl., 42. Jg. 1927/28, S. 111-112; Weihnachten, in: Ak. Bl., 43. Jg. 1928/29, S. 161-162; mit anderen (Hg.): Fünfzig Jahre Verein Deutscher Studenten Heidelberg 1883–1933, Anklam 1933; Friedrich Wilhelm Schmidt, in: Badische Biographien, Bd. 6, Heidelberg 1935, S. 390-397; Friedrich Hugo Wimmer, in: ebenda, S. 770-773

Lit.: Degener (1935), S. 1041; Badische Presse vom 27. April 1936; Karlsruher Tagblatt vom 28. April 1936; Geh. Oberkirchenrat Mayer †, in: Kirchlich-positive Blätter, 17. Mai 1936; Mayer, Traugott: Kirche in der Schule. Evangelischer Religionsunterricht in Baden zwischen 1918 und 1945, Karlsruhe 1980 (Veröffentlichungen des Vereins für Kirchengeschichte in der Evangelischen Landeskirche in Baden, Bd. 31); 100 Jahre Verein Deutscher Studenten zu Heidelberg 1883–1983, o. O. o. J., S. 64; DBA; Schwinge, Gerhard: Theodor Friedrich Mayer (1864–1936). Der Sprecher der badischen Deutsch-Nationalen in der Weimarer Republik, in: Protestantismus und Politik. Zum politischen Handeln evangelischer Männer und Frauen für Baden zwischen 1819 und 1933, Karlsruhe 1996, S. 231-245; Wolf, Stefan Ph.: Theodor Friedrich Mayer, in: Ottnad, Bernd (Hg.): Badische Biographien, Bd. 4, Stuttgart 1996, S. 204-206; Zirlewagen, Marc: Friedrich Mayer, in: BBKL, Bd. XXXIV, Nordhausen 2005, Sp. 1077-1079

Meichßner, (Karl Hermann) Maximilian, Prof. D. h. c. (* 31.7.1875 in Belzig/Brandenburg – 17.7.1954 in Wittenberg), Theologe, AH Greifswald

Eltern: Kaufmann Ernst M. (1830–1888) und Johanna M, geb. Nicolai (1849–1928); Heirat am 18. März 1905 in Luckau mit Hildegard Schrötter (1887–1986); Kinder: Joachim (1906–1944) und Ruth (* 1913)

M. besuchte ab 1886 das Gymnasium in Brandenburg a. H. und ab 1890 die Königliche Landesschule Pforta (heute: Schulpforta) in Naumburg. Dort machte er am 9. März 1895 sein Abitur. Ab dem SS 1895 studierte er in Greifswald evangelische Theologie. Im selben Semester trat er dem VDSt bei. Dessen Vorsitzender war er im SS 1896. Zum WS 1896/97 wechselte er nach Berlin. Sein 1. theologisches Examen bestand er Mitte April 1899 in Berlin. Vom 1. April 1899 bis Herbst 1901 war er Senior und Inspektor des theologischen Studentenkonvikts Johanneum Berlin. Sein 2. theologisches Examen bestand er Mitte Mai 1901 in Berlin. Vom 1. Oktober 1901 bis 31. Januar 1902 war er Einjährig-Freiwilliger beim Garde-Füsilier-Regiment in Berlin. Wegen chronischer Blinddarmentzündung wurde er vorzeitig aus dem Militärdienst entlassen. Vom 1. Februar 1902 bis 28. Juni 1902 war er Vikar an den Provinzialanstalten in Strausberg. Am 29. Juni 1902 wurde er im Dom zu Berlin als Militärhilfsgeistlicher ordiniert. Ab 1. Juli 1902 war er Militärhilfsgeistlicher bei der 35. Division in Graudenz. Ab 15. Februar 1903 war er Militärhilfsgeistlicher bei der 2. Garde-Division in Berlin. Ab 1. Juli 1903 war er Militärhilfsgeistlicher bei der 10. Division in Posen. Ab 15. September 1904 war er Militärhilfsgeistlicher bei der 36. Division in Deutsch-Eylau. Bei dieser war er ab 31. Januar 1905 Divisionspfarrer. Ab 1. April 1907 war er Kadettenhauspfarrer in Wahlstatt. Ab 8. Oktober 1910 war er Divisionspfarrer bei der 15. Division in Koblenz. Ab 1. Dezember 1912 war er Superintendent, 1. Pfarrer und Geistlicher Inspektor an der Landesschule zur Pforte. Dort war er außerdem Professor für Alte Sprachen. 1913 erhielt er den Roten Adlerorden IV. Klasse. Ab 15. Januar 1915 war er Festungsgarnisonspfarrer in Köln und ab 20. August 1915 als Feldgeistlicher Garnisonspfarrer in Tournai. Ausgezeichnet wurde er Ende 1915 mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse. 1920 wurde er mit dem Verdienstkreuz ausgezeichnet. Nach Pforta zurückgekehrt, wurde er am 14. März 1926 zum Oberpfarrer an die Stadt- und Pfarrkirche St. Marien in Wittenberg berufen. Dort wurde er auch Superintendent des Kirchenkreises. Daneben war er ehrenamtlicher Dozent am Predigerseminar und Mitglied der Landeskirchenkonferenz. Laut Ludolf Müller war M. 1933 kurzzeitig DC-Mitglied. So sprach er auf dem Deutschen Luthertag am 19. November 1933 in Berlin von einer gegenwärtigen Zeit des „völkischen Erwachens“ und „nationaler Erneuerung“: „Morsches, Faules wird weggerissen. Steine werden getragen zum Neubau des 3. Reiches.“ Ab Ende 1933 gehörte M. dem Provinzialausschuss an. Er war Mitglied der Superintendentenkonferenz der Kirchenprovinz Sachsen, deren Vorsitz er 1937 übernahm. Der BK nahe stehend, sollte er Ende 1939 Mitglied eines geistlichen Vertrauensrats der Kirchenprovinz Sachsen werden. Der Plan zur Bildung einer geistlichen Leitung der Kirchenprovinz zerschlug sich jedoch. 1942 gelang es diesen Vertrauensrat im Rahmen des Einigungswerks von Bischof Wurm zu bilden. Dessen Vorsitz übernahm M. für kurze Zeit. Aufgrund seiner regimekritischen Haltung – Ehrke sieht ihn als entschiedenen Gegner Hitlers an – wurde er am 21. Juli 1944 von der Gestapo verhaftet. Er blieb fünf Monate lang bei Sprech- und Schreibverbot in Einzelhaft im Polizeigefängnis in Halle. Einige Tage später wurde auch sein Sohn Joachim verhaftet, der als Oberst im Generalstab Leiter der Organisationsabteilung im Wehrmachtführungsstab war und von den Attentatsplänen auf Hitler gewusst hatte. Joachim Meichßner hätte das Attentat sogar selbst ausführen sollen. Erst als M. am 28. November aus der Haft entlassen wurde, erfuhr er, dass sein Sohn bereits zwei Monate zuvor hingerichtet worden war. M. musste seine Ämter niederlegen und wurde für sechs Monate aus Wittenberg ausgewiesen. Nach Kriegsende übernahm er sein Pfarramt wieder. 1948–1950 saß er in der Kirchenleitung der Evangelischen Kirchenprovinz Sachsen. Auf Betreiben von Bischof Ludolf Müller wurde M. kurz vor seinem Tod von der theologischen Fakultät der Universität Kiel der D. theol. ehrenhalber verliehen.

Bibl.: Abschiedspredigt, Berlin 1910; Das Kausalitätsproblem in der Philosophie der Gegenwart, Naumburg 1914, Beilage zum Jahresbericht der Königlichen Landesschule Pforta; Luther. Predigten zum Reformations-Jubiläum 1517–1917, Leipzig 1917; Johannes Bugenhagen. Feier der Kirchengemeinde Wittenberg in Gemeinschaft mit der theologischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg zur 450. Wiederkehr des Geburtstages ihres ersten evangelischen Stadtpfarrers, Wittenberg 1935

Lit.: Auskunft von Maximilian Meichßner, Hameln; Personalblatt in der BBF, Berlin; Ehrke, Hansjörg: Im Übergang, in: Wätzel, P. (Hg.), Tradition im Wandel, Berlin 1966, S. 34-47; Meier, Kurt: Der evangelische Kirchenkampf. Im Zeichen des Zweiten Weltkriegs, Bd. 3, Göttingen 1984; Thierfelder, Jörg: Das Kirchliche Einigungswerk des württembergischen Landesbischofs Theophil Wurm, Göttingen 1975 (Arbeiten zur kirchlichen Zeitgeschichte, Reihe B, Darstellungen, Bd. 1; zgl. Diss. Uni. Tübingen 1973); Müller, Ludolf: Lebenserinnerungen, 3. Teil und 4. Teil (MS 516), hg. von Stephan Lutze und Hildegard Dell, Baden-Baden und Erlangen 1998/99; Meichßner, Maximilian: Superintendent Prof. D. Maximilian Meichßner – ein Wittenberger Pfarrer, in: Heimatkalender. Das Heimatbuch für Stadt und Landkreis Wittenberg, 7/2004, S. 126-128; Däumichen, Klaus: Das Hitlerattentat. Die Landkreise Wittenberg und Torgau im Strudel der Ereignisse des Hitler-Attentats am 20. Juli 1944. Personen und Begebenheiten, Wittenberg 2005; Pfarrerbuch der Kirchenprovinz Sachsen, Bd. 1, Leipzig 2007; Teuffel, Jochen: Die „Schreckenskammer der Luther-Jubiläen“. Der „Deutsche Luthertag“ 1933, in: Korrespondenzblatt des Pfarrer- und Pfarrerinnenvereins in der evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern, 132. Jg., Nr. 3 vom März 2017, S. 42

Meinhold, Johannes (Friedrich Hellmut), Prof. D. Dr. phil. h. c. (* 12.8.1861 in Cammin/Pommern – † 26.5.1937 in Bonn), Theologe, AH Greifswald, aoAH Bonn

Eltern: Superintendent Karl M. (1813–1888) und Marie M., geb. Schulz (1821–1900); Heirat am 10. April 1889 in Cammin mit Martha Maria Retzlaff (1862–1955); Kinder: Hannah Mathilde (1890–1946), Erika (* 1891), Karl (* 1892), Kurt (* 1893); Bruder: Matthias (* 1864, AH Greifswald)

Bis zu seinem 12. Lebensjahr lebte er bei seinen Eltern und besuchte die Domschule Cammin. Ostern 1874 wechselte er ins Marienstiftgymnasium Stettin. Ostern 1879 begann er sein Studium der evangelischen Theologie an der Universität Leipzig. Das WS 1880/81 verbrachte er in Berlin. Wegen antisemitischer Äußerungen in seiner „Lessingrede“ anläßlich einer Berliner Studierenden-Versammlung erhielt er am 6. Mai 1881 von der Universität „als Störer der akademischen Ordnung“ das – im November 1881 vom preußischen Kultusminister verworfene – „consilium abeundi“, woraufhin er Berlin verlassen musste. Er studierte daraufhin vom SS 1881 bis WS 1881/82 in Greifswald. Dort entschied er sich gegen das Pfarramt und für eine akademische Karriere und war einer der Mitbegründer des VDSt. Von Greifswald ging M. nach Tübingen. Später wieder in Leipzig führte ihn Delitzsch ins Assyrische ein. Im SS 1884 verfasste er in Greifswald seine Dissertation und wurde zum Examen zugelassen, das im Dezember 1884 bestand. Er zweifelte Ende 1886 an seiner Befähigung zum Hochschullehrer und wollte Pfarrer in Cammin werden, was das Stettiner Konsistorium aber ablehnte. Eine Entscheidung, die M. später nicht bedauerte. Im SS 1888 war er Vorsitzender des AH-Bundes des VDSt Greifswald. Ab 12. Oktober 1888 war er außerordentlicher Professor für Altes Testament in Greifswald. Ab 1. Oktober 1889 war er außerordentlicher Professor für Altes Testament in Bonn. Im SS 1900 ernannte ihn die theologische Fakultät der Universität Marburg zum D. theol ehrenhalber. Ab 1. April 1903 war er persönlicher Ordinarius in Bonn. 1913 ernannte ihn die philosophische Fakultät der Universität Greifswald zum Dr. phil h. c. 1917 war er Geheimer Konsistorialrat und 1922 ordentlicher Professor in Bonn. 1926/27 war M. Rektor in Bonn. Er wurde am 10. September 1929 emeritiert.

Bibl.: Die Composition des Buches Daniel, Diss. Uni. Greifswald 1884; mit Oettli, Samuel: Die geschichtlichen Hagiographen. Chronika, Esra, Nehemia, Ruth, Esther und das Buch Daniel, Nördlingen 1889 (Kurzgefaßter Kommentar zu den heiligen Schriften Alten und Neuen Testamentes sowie zu den Apokryphen; Altes Testament, Bd. 8); Wider den Kleinglauben. Ein ernstes Wort an die Evangelischen Christen aller Parteien, Freiburg 1895; Jesus und das Alte Testament. Ein zweites ernstes Wort an die evangelischen Christen, Freiburg u. a. 1896; Wellhausen, Leipzig 1897 (Hefte zur „Christlichen Welt“, H. 27); Jesaja und seine Zeit, Freiburg u. a. 1898; Die Jesajaerzählungen: Jesaja 36-39. Eine historisch-kritische Untersuchung, Göttingen 1898; Studien zur israelitischen Religionsgeschichte, Bd. 1. Der heilige Rest: Elias, Amos, Hosea, Jesaja, Bonn 1903; Beiträge zur Erklärung des Buches Daniel, Leipzig o. J.; Die biblische Urgeschichte. 1. Mose, 1-12, Bonn 1904; Sabbat und Woche im Alten Testament, Göttingen 1905 (Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments, Bd. 5); (Hg.): Der Prophet Amos, Bonn 1905 (Kleine Texte für theologische Vorlesungen und Übungen, H. 15/16); Festrede zum 25sten Stiftungsfeste des VDSt Bonn, in: Ak. Bl., 22. Jg. 1907/08, S. 153-155; Die Weisheit Israels in Spruch, Sage und Dichtung, Leipzig 1908; Die Propheten in Israel von Moses bis auf Jesus, Langensalza 1909 (Friedrich Mannʽs pädagogisches Magazin, Bd. 383); Sabbat und Sonntag, Leipzig 1909 (Wissenschaft und Bildung, Bd. 45); 1. Mose 14. Eine historisch-kritische Untersuchung, Gießen 1911 (Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft, H. 22); Traktat 5. Jorna (Der Versöhnungstag), in: Rengstorf, Karl Heinrich (Hg.), Die Mischna 2,5, Gießen 1913; Geschichte des jüdischen Volkes. Von seinen Anfängen bis gegen 600 n. Chr., Leipzig: 1916 (Wissenschaft und Bildung, Bd. 133); „Seele vergiß sie nicht, Seele vergiß nicht die Toten“. Ansprache zum Gedächtnis an die gefallenen Dozenten und Studenten der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn 1919; Rudolf Knopf, in: Chronik der Universität Bonn 45 (1919), S. 26-29; Einführung in das Alte Testament. Geschichte, Literatur und Religion Israels, Gießen 1919; Ernst Moritz Arndt, in: Ak. Bl., 35. Jg. 1920/21, S. 1-3; Der Dekalog. Rektoratsrede gehalten zu Bonn am Rhein am 7. November 1926, Gießen 1927; Das Alte Testament und evangelisches Christentum, Gießen 1931; mit Altbach, Philip G.: Die Kirche. Lutherworte, Hemer 1934

Lit.: Petersdorff (1900); L., A.: Ein weißer Rabe im „Verein Deutscher Studenten“, in: Im deutschen Reich, H. 10, 1907, S. 547-552; Gunkel, Hermann: Johannes Meinhold, in: RGG, Bd. 3, 2. Aufl. 1929, S. 2070; Degener (1935), S. 1049; Haun, Fr. und Hölscher, G.: Zum Gedächtnis Meinholds, in: Christliche Welt 51 (1937), Sp. 537-541; Schmidt, H. W.: Johannes Meinhold, in: Chronik der Universität Bonn 62 (1937/38), S. 11ff; Schmidt-Japing, Johanes-Wilhelm: Johannes Meinhold †, in: Ak. Bl., 52. Jg. 1937/1938, S. 111; Die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität. Ihre Rektoren und berühmten Professoren, Bonn 1943, S. 238; Klauder, Gottlieb: Vorgänge umd das erste Kyffhäuserfest. Aus den Akten des VDSt. Leipzig, in: Ak. Bl., 61/1959, S. 80; Smend, Rudolf: Johannes Meinhold, in: Bonner Gelehrte. 150 Jahre Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn 1818–1968. Evangelische Theologie, Bonn 1968, S. 121-129; Wenig (1968), S. 193; Kampe (1988); Johannes Meinhold, in: Smend, Rudolf: Deutsche Alttestamentler in drei Jahrhunderten, Göttingen 1989, S. 148-159; Johannes Meinhold, in: Faulenbach, Heiner (Hg.): Das Album Professorum der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn 1818–1933, Bonn 1995 (Academica Bonnensia, Bd. 10), S. 185-190; DBE, Bd. 11,1, München 2000, S. 128; Strauß, Hans: Johannes F. H. Meinhold (1861–1937), in: Schmidt-Rost, Reinhard (Hg.): Theologie als Vermittlung. Bonner evangelische Theologen des 19. Jahrhunderts im Porträt, Rheinbach 2003, S. 197-203; Zirlewagen, Marc: Johannes Meinhold, in: BBKL, Bd. XXXIV, Nordhausen 2005, Sp. 1090-1092; Smend, Rudolf: Kritiker und Exegeten. Porträtskizzen zu vier Jahrhunderten alttestamentlicher Wissenschaft, Göttingen 2017

Meisner, Wilhelm, Prof. Dr. med. (* 5.10.1881 in Wanne-Eickel – † 2.1.1956 in München), Mediziner, AH Berlin und Greifswald

Eltern: Mediziner Paul M. (1847–1895) und Martha M., geb. Haenisch (* 1857); Heirat mit Ella Langebeckmann; Kinder: Toni (* 1910), Gisela (* 1912), Hellmuth (* 1914), Gerhard (* 1921)

1901 machte er sein Abitur am Joachimsthalschen Gymnasium in Berlin. Ab dem SS 1901 studierte er Medizin in Marburg. Dort trat er dem VDSt bei. Später studierte er in Berlin. Zum SS 1904 wechselte er von Straßburg nach Kiel. Am 13. April 1906 promovierte er in Straßburg. Ab 1. April 1906 absolvierte er das zweite Halbjahr als Einjährig-Freiwilliger Arzt im Feldartillerie-Regiment Nr. 22 in Münster. 1906/07 war er Assistent am Evangelischen Krankenhaus in Gelsenkirchen. Ab Oktober 1907 bis 1909 war er erster Assistent am Bakteriologischen Institut in Königsberg. 1909/10 war er Volontär am dortigen Hygienischen Institut. 1910–1912 war er Assistent an der dortigen Augenklinik. Am 17. Januar 1912 habilitierte er sich in Königsberg und am 22. Mai 1912 in Berlin. Ab 1912 war er Assistent und ab 1. April 1921 Oberarzt an der Universitäts-Augenklinik in Berlin. 1914–1918 leistete er Kriegsdienst als Stabsarzt d. R. bei einem märkischen Grenadier-Regiment. Ausgezeichnet wurde er im September 1914 mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse und im Oktober 1918 mit dem Eisernen Kreuz I. Klasse. Am 6. Januar 1919 wurde er aus dem Heeresdienst entlassen. Ab Juni 1917 war er außerordentlicher Professor in Berlin. Ab 1. August 1924 war er ordentlicher Professor und Direktor der Universitäts-Augenklinik in Greifswald. 1928/29 war er Dekan der Medizinischen Fakultät. Ab Mai 1933 war er Rektor der Universität Greifswald. Ab 1. April 1935 war er Professor in Köln. Ab 1. November 1937 war er Professor für Augenheilkunde in München. Am 31. Oktober 1945 enthob ihn die Militärregierung seines Amts. Noch im selben Jahr eröffnete er eine Privatpraxis. Am 3. März 1949 wurde er emeritiert. M. war Vorsitzender des Medizinischen Vereins Greifswald und ADV-Mitglied. Bis 1933 war er Mitglied der DNVP. 1934 wurde er SA-Mitglied, am 1. Mai 1937 NSDAP-Mitglied. Daneben war er Mitglied der NSV und des RLB. M. galt als hervorragender Wissenschaftler der Augenheilkunde.

Bibl.: Über Endocarditis im Kindesalter, Przenzlau 1906 (Diss. Uni. Straßburg); mit Brückner, Arthur: Grundriß der Augenheilkunde für Studierende und praktische Ärzte, Leipzig 1920; Die Lehre vom Wesen und der Heilung des Altersstars im Laufe der Jahrhunderte, Bamberg 1932 (Greifswalder Universitätsreden, Nr. 33); Die Blindheit, Bamberg 1933 (Greifswalder Universitätsreden, Nr. 36); Mai, Hermann (Hg.): Kurzes Lehrbuch der Kinderheilkunde, Augen-, Hals-, Nasen-, Ohren- und Hautkrankheiten, München 1956

Lit.: