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Die dritte Schlacht um Kanto hat begonnen: Einer der Monolithen ist eingestürzt und Tokyo droht von einer Gastrea-Armee ausgelöscht zu werden! Rentaros Team macht sich bereit für den letzten großen Kampf. Doch da begeht Rentaro einen großen Fehler und wird zu einem tödlichen Himmelfahrtskommando verdonnert ...
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Seitenzahl: 357
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Ich weiß nur zwei Dinge über dich: dass du irgendwann geboren wurdest und dass du irgendwann sterben wirst.
– Hyrum Smith
1
»Es hat begonnen, Satomi«, sagte Kisara geistesabwesend durchs Telefon. Rentaro runzelte die Stirn, aber bevor er etwas entgegnen konnte, fuhr sie schon fort: »Schau dir den Monolithen an.«
Rentaro sah zum Monolithen hinauf.
Im nächsten Moment fuhr ihm der Schreck bis in die Zehenspitzen.
Es ging so schnell, dass niemand es noch hätte aufhalten können. Zwar konnte Rentaro nichts hören, aber der tonlose Schrei des Kolosses drang dennoch bis zu ihm vor. Zuerst brach nur eine Ecke ab. Dann breitete sich ein Riss aus. Danach weitere. Augenblicke später war der ausgeblichene Monolith von unzähligen Rissen durchzogen. Er neigte sich langsam zur Seite und fiel in sich zusammen. Rentaro lief es eiskalt den Rücken hinunter.
Wie in Zeitlupe wirbelten Brocken dieser riesigen Schutzmauer hoch. Ein gewaltiges Krachen ließ den Boden erbeben. Als Nächstes preschte eine unfassbare Druckwelle auf Rentaro zu, der schützend die Arme vors Gesicht hob. Der schwankende Boden wirbelte seine Eingeweide durcheinander, während die Druckwelle auf dem Weg zu ihm Trümmer und Herbstlaub mit sich riss.
Als er schließlich wieder hochsah, erhob sich eine graue Staubwolke, die den ganzen Himmel auszufüllen drohte.
»Aber, das ist …« Das durfte einfach nicht wahr sein. Der Monolith sollte doch erst morgen einstürzen! Seitenshis Wissenschaftler hatten es genau durchgerechnet!
In diesem Moment flatterte Rentaros Schuluniform, und ihm kam ein Geistesblitz. »Der Wind ist schuld …«
Selbst im Jahre 2031 war es schwierig, das Wetter genau vorherzusagen. Die Meteorologen hatten sich geirrt. Sie hatten nicht gewusst, dass der Wind an diesem Tag stark sein würde. Was für ein unglücklicher Zeitpunkt!
»Satomi!«, schrie Kisara durch den Hörer.
»Ich weiß«, sagte Rentaro – und legte auf.
Er sah noch einmal dorthin, wo der Monolith gestanden hatte. Dann rannte er los in Richtung Schlachtfeld.
Er durfte Enju nicht vergessen. Rentaro stürzte die Treppe im Polizeigebäude hinunter. Es war Chaos ausgebrochen. Die Polizisten hatten sich an die Fenster gedrängt. Sie zeigten fassungslos auf Monolith Nr. 32 und schrien durcheinander. »Enju!«, rief Rentaro. Und fand sie deprimiert im Wartezimmer sitzend. »Rentaro …«, erwiderte sie geistesabwesend und schaute in seine Richtung. Sie versuchte, einen heiteren Gesichtsausdruck aufzusetzen – für Rentaro sah sie dennoch elendig aus.
»Wir müssen los, Enju.«
Enju schien die Lage nicht zu begreifen. »Wohin denn?«
»Wohin wohl? An die Front! Der Monolith ist zerbrochen«, erklärte Rentaro.
Enju schaute sich um und schien erst jetzt das Chaos und das Geschrei um sich herum zu bemerken. »Der Monolith ist … zerbrochen?«
Rentaro antwortete zitternd: »Hast … du etwa nichts mitgekriegt?« Dabei hat es doch so laut geknallt …
Enju schüttelte heftig den Kopf, um sich wieder in den Griff zu bekommen. »Doch. Aber irgendwie war ich gerade in Gedanken.«
Rentaro schloss wortlos die Augen. Enju hatte gerade erst an diesem Morgen erfahren, dass ihre Klassenkameraden getötet worden waren. Eigentlich wollte er nicht, dass sie sofort an einer Schlacht teilnehmen musste. Aber die Situation ließ ihm keine andere Wahl.
»Rentaro, soll ich dich tragen und hinspringen?«, fragte sie.
»Nein … wir laufen«, erwiderte er.
»Warum?«
»Vertrau mir einfach«, sagte er und ergriff ihre Hand. Zusammen stürmten sie durch den Eingang nach draußen.
Eigentlich hätte er gern ein Taxi genommen, aber ihm war klar, wie sinnlos dieser Gedanke war. Schließlich waren alle Wagen längst entweder mit oder auch ohne Fahrgäste weggefahren. Auf den Straßen waren nur noch Einwohner unterwegs, die schreiend davonliefen.
Sie bogen auf eine Hauptstraße ab, wo die Situation noch schlimmer war: Sechsspurig standen die Autos Stoßstange an Stoßstange und kamen durch den Stau kaum vorwärts. Während einige Fahrer wie wild auf ihre Hupen einhämmerten, wimmelte es zwischen den Fahrzeugen von Leuten, die ihre Wagen aufgegeben hatten und nun zu Fuß versuchten, möglichst weit von Monolith Nr. 32 wegzukommen.
Rentaro und Enju wurden unzählige Male angerempelt, während sie gegen den Strom aus panischen Menschen ankämpften. Sie hatten kein Glück, ein Fahrzeug zu finden, und auch der Bahnhof war zu weit entfernt. Sowieso konnte man in dieser Ausnahmesituation wohl davon ausgehen, dass die Züge alles andere als nach Plan fahren würden.
Bevor sie sich versahen, betraten sie auch schon den angrenzenden 40. Bezirk. Zwischen den unzähligen hervorstechenden Ruinen waren viel weniger Menschen unterwegs. Obwohl Rentaro so schnell lief, wie seine Beine ihn trugen, blieb er gefasst genug, um die Situation genau zu analysieren. Als er sich rechts und links umschaute, stellte er fest, dass sie noch ziemlich weit von der Frontbasis der Wachdienste entfernt waren. Selbst wenn sie den großen Hügel, der vor ihnen lag, überqueren konnten, würde sein Körper bis zum Lager schlappmachen. Es muss doch irgendeinen Weg geben!
Er sah zwar zahlreiche Motorräder, Mopeds und Autos, aber die Motorräder und Mopeds waren verrostet und fielen fast auseinander. Die Reifen der Autos waren allesamt kaputt und die Kühlerhauben standen offen – da hatte jemand schon nach Herzenslust die Motoren ausgeschlachtet.
Schließlich fand er aber ein Fahrrad, das zwischen zwei Gebäuden versteckt war. Es hatte zwar schon einige Jahre auf dem Buckel, aber die Reifen waren aufgepumpt und anscheinend war es gut instand gehalten worden. Bestimmt war es von einem Bewohner dieses Außenbezirks repariert worden. Hinten war ein Kindersitz angebracht, was auf das Rad einer Mutter schließen ließ.
Leider war das Rad mit einem Kettenschloss an einem Pfahl angeschlossen. Rentaro schaute sich um, entschuldigte sich innerlich bei der Besitzerin und nahm sich vor, das Rad später wieder zurückzubringen. Dann zog er seine Pistole, trat drei Schritte zurück und zielte. Vorsichtig betätigte er den Abzug und schoss das Schloss auf.
Er schwang sich auf den Sattel und setzte Enju hinter sich. Dann trat er mit voller Kraft in die Pedale. Durch die Wucht wurde das Vorderrad fast hochgerissen, bevor er damit auf die Außenbezirksstraße fuhr.
Plötzlich hörte er ein lautes Sirenengeräusch. Er sah sich lauschend um. Hohe Töne wechselten sich mit tiefen ab, sie kamen aus mehreren Richtungen. Ist das eine Warnung vor biologischer Gefahr?, fragte er sich.
In den zehn Jahren seit dem Krieg war das Gebiet von Tokyo immer wieder durch Pandemien bedroht gewesen, aber es hatte dennoch nie einen Alarm dieser Art gegeben. Dass die Sirenen jetzt ausgelöst wurden, machte ihm bewusst, wie schlimm die aktuelle Lage wirklich war. Es fiel ihm außerdem noch etwas Seltsames auf: Während das Warnsignal nervenaufreibend weiterdröhnte, kam von Norden her ein schwarzer Wolkenklumpen auf sie zugeflogen. Mit einem Mal war die Straße vor ihnen von seinem Schatten verdunkelt, bevor auch Rentaro und Enju komplett umhüllt wurden, während sie mit dem Fahrrad die Straße entlangrasten. Die ganze Welt um die beiden schien sich auf einen Schlag verdunkelt zu haben. Man konnte fast meinen, es wäre plötzlich Nacht geworden.
Dann konnte man erkennen, was hinter der vermeintlichen Wolke steckte: Es waren Vögel. Unzählige Vögel jeglicher Art schrien laut am Himmel, während sie vor dem einstürzenden Monolithen flohen. Sie schienen aus dem Gebiet um Tokyo zu fliehen, was ein weiteres Zeichen dafür war, dass diese Stadt ihrem Ende entgegensah …
Enju hielt Rentaro fest umschlungen, während ihm am ganzen Körper der Schweiß hinunterlief. Er trat noch kräftiger in die Pedale, um zu beschleunigen. Er schaltete einen Gang höher und wäre dabei fast vom schweißnassen Lenker abgerutscht. Er hatte sich nach vorn gebeugt und machte einen Katzenbuckel, um beim Radeln möglichst windschnittig zu sein.
Er raste an umgeknickten Strommasten und nun nutzlosen Ampeln vorüber. Er wich geschickt mehreren Fahrzeugen aus, die wie Hindernisse vor ihm aufgestellt waren. Natürlich blieb er nicht an Stoppschildern stehen, weil er es sich nicht erlauben konnte, unnötig Zeit zu verschwenden.
Da der Monolith eingestürzt war, würde sich Aldebaran mit seiner Armee bald in Bewegung setzen. Mit Pech war das Militär gerade in Panik, da es aufgrund des Windes in eine dichte Staubwolke getaucht worden war. Die Frage war nur, ob es sich rechtzeitig wieder zusammenreißen würde, um sich auf die angreifenden Gastrea vorzubereiten.
Schließlich musste Rentaro stehend in die Pedale treten, um einen mittelgroßen Hügel zu erklimmen. Auf der rechten Seite klaffte ein tiefer Abhang, vor dem eine Leitplanke schützte. Während er gegen die Steigung ankämpfte, blieb ihm langsam die Puste weg und seine Waden brannten vor Schmerzen. Doch endlich erreichte er die Spitze, wo kühle, frische Luft seinen Körper streichelte.
Aus dem Augenwinkel konnte er neben sich die Schienen der Bahnlinie erkennen, die von Dachziegeln und Gesteinsbrocken verschüttet waren. Anscheinend war es die richtige Entscheidung gewesen, nicht den Schnellzug zu nehmen. In der aktuellen Lage könnten auf diesen Schienen niemals Züge fahren.
Auf einmal hob fast das Vorderrad ab – Rentaro schrie auf. Er hätte besser aufpassen sollen, denn da wartete eine scharfe Rechtskurve auf ihn und er hatte aufgrund des Tempos die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren.
»Pass auf, Rentaro! Da vorne!«, schrie Enju.
Die beiden rasten direkt auf den Abgrund zu. Gerade auf ihrer Seite der Fahrbahn fehlte ein Stück der Leitplanke, um sie notfalls abzufangen. Der Wald, der sich unterhalb des Abhangs erstreckte, wirkte aufgrund der Höhe weit entfernt und klein. Wenn sie hier abstürzten, würden sie es nicht überleben.
Rentaro riss den Lenker herum und entfesselte die Kraft seines künstlichen Beins. Augenblicklich platzten die künstliche Haut und die Schuluniform von seinem rechten Bein ab und eine leere Patrone flog im hohen Bogen hinaus. Dann schoss aus dem Antrieb im Bein ein gewaltiger Feuerstrahl, der gegen die Trägheitskraft der beiden ankämpfte und sie schließlich stark genug umlenkte, sodass sie ganz knapp am Abgrund vorbei um die Ecke rasten.
Rentaro erschauderte. Er durfte sich auf keinen Fall verletzen! Ohne langsamer zu werden, trat er weiter in die Pedale, bis endlich der Frontstützpunkt zu sehen war. Schon aus der Ferne konnte er erkennen, wie aufgeregt die Wachleute waren in Vorbereitung auf die kommende Schlacht. Gerade versuchten sie verwirrt, die eben erlernte Formation einzunehmen, aber es war nur zu deutlich, dass das Training noch lange nicht ausgereicht hatte.
Vor dem eigenen Zelt warf Rentaro schnell das Fahrrad zur Seite und rannte zum Gruppenführerzelt, wo seine Teammitglieder ihre Köpfe zusammensteckten und sich berieten.
Als sie Rentaro bemerkte, riss Kisara die Augen weit auf und fragte: »Satomi, wie bist du hergekommen? Tina und ich sind auch gerade erst angekommen.«
Rentaro war am ganzen Körper schweißnass und hatte die Hände auf die Knie gestützt, um wieder etwas zu Atem zu kommen. Schließlich hob er den Kopf und wischte sich mit dem Ärmel über den Mund. »Wir können später reden. Jetzt müssen wir aufbrechen!«
Die Wachleute brauchten ein wenig, um sich von dem Schock zu erholen, dass der Monolith so plötzlich zusammengebrochen war. Als dieses gigantische Bauwerk von über anderthalb Kilometern Höhe und einem Kilometer Breite eingestürzt war, war eine gewaltige Staubwolke aus Erde und weißen Überresten des Monolithen aufgewirbelt worden. Diese dicke Wolkenschicht verdunkelte nun den Himmel über Tokyo und versteckte selbst die strahlende Sonne. Die Regierung hatte zwar vorher über die zu erwartende Druckwelle, die Staubwolke und die Auswirkungen auf das Wetter gesprochen, aber es am eigenen Leib zu erfahren, war etwas völlig anderes. Rentaro erschienen all diese ungewöhnlichen Vorkommnisse wie Vorzeichen für das Ende der Welt.
Trotz der widrigen Umstände hatten die Wachdienste es schließlich nach drei Stunden geschafft, ihre Stellungen einzunehmen. Die Verteidigungskräfte hatten natürlich nicht so lange gebraucht. Obwohl die Truppenbasis komplett von der Staubwolke umhüllt gewesen war, hatten sie sich schon von diesem Schock erholt. Man merkte eben, dass sie regelmäßig für den Ernstfall trainiert hatten, um ihren Staat zu verteidigen.
Kurz nach sieben Uhr abends begann Aldebaran, mit seinen Truppen anzugreifen. Rentaros Position hinter den Verteidigungskräften war zwar zu weit weg, um die feindlichen Einheiten zu erkennen, aber er konnte dennoch die Staubwolke sehen, die die Feinde beim Marschieren aufwirbelten. Vom tiefen Brüllen der Monster bekam Rentaro eine Gänsehaut. Sie hatten den eingestürzten Monolithen umwandert und waren bestimmt schon in das Stadtgebiet vorgedrungen.
Alles sah nach dem großen Aussterben der Massen aus, das unzählige Male auf vielen Websites angekündigt worden war. Sollten Gastrea die Verteidigungslinie aus Monolithen überwinden, würden mit fast hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit alle Menschen im Stadtgebiet getötet werden. Bis jetzt gab es auf der Welt noch keinen Fall, bei dem eine Stadt so einen Angriff überlebt hatte.
Im nächsten Augenblick wurde die Artillerie abgefeuert. Sofort folgten die Fernkampfwaffen der Verteidigungskräfte: Ferngelenkte Geschütze, Panzer und Maschinenkanonen eröffneten auf einen Schlag das Feuer. Weit über ihren Köpfen flogen die Geschosse über den Himmel und trafen auf die feindlichen Gastrea. Sofort gab es gewaltige Explosionen. Die erste Reihe der Gastrea wurde hoch in die Luft geschleudert, als sie von einem Flammenmeer ergriffen wurde, doch dahinter rückte schon die nächste Reihe der Feinde nach.
Das scharlachrot brennende Schlachtfeld färbte auch den Himmel rot. Langsam erreichten die Druckwellen auch Rentaro. Der heiße Hauch von Feuer zog über seinen Körper. Er hielt sich die Arme schützend vors Gesicht und kniff die Augen zusammen. Als er in den Feuerhimmel aufsah, fing plötzlich seine rechte Schulter, an der sein künstlicher Arm befestigt war, an zu schmerzen.
Es ist genau wie damals. Vor zehn Jahren habe ich genau diesen Himmel gesehen, schoss es ihm durch den Kopf.
Als Kind hatte Rentaro die Hölle vom Ende des Gastrea-Krieges miterlebt. Gastrea waren in sein Wohngebiet eingedrungen. Er war in eine Bahn nach Tokyo gequetscht und nach der Flucht von den Tendos aufgenommen worden. Auf dem Weg nach Tokyo hatte er vom Fenster aus viele Schlachtfelder gesehen: brennende Städte, brennende Bauernhöfe und brennende Menschen …
Das Schwarz des Himmels und das Rot der Flammen von damals verschmolzen irgendwie mit den Farbtönen von heute, die sich langsam auf Rentaros Netzhaut einbrannten. Wie beim Oshikuramanju* hatten sich damals die Passagiere im Wagen hin und her geschubst und jedes Mal aufgeschrien, wenn der Zug ins Wanken geraten war. Schließlich hatten sie erschöpft nur noch still gebetet. Es war, milde ausgedrückt, ein Wunder gewesen, dass der Zug Tokyo erreicht hatte, ohne von Gastrea umgeworfen zu werden oder zu entgleisen.
Rentaro griff in seinen Kragen. Der schwere Schweiß von vorhin hing noch an ihm und fühlte sich auf seiner Haut unerträglich an. Mit aller Kraft versuchte er jetzt, seine Erinnerungen zu unterdrücken.
Die nächsten fünf Stunden brachten keine Änderungen. Es war nun schon nach Mitternacht und das Schlachtfeld komplett von Dunkelheit umschlossen. Vor den Augen der Wachdienste fand ein regelrechter Nachtkampf statt. Der Monolithenstaub verhüllte den Himmel, sodass kein Mond zu sehen war. Da es in dem Außenbezirk auch keine Straßenbeleuchtung gab, war es erschreckend dunkel.
Stoßweise konnte man immer wieder das Krachen der Kanonen hören, aber auch wenn man es nicht hörte, spürte man, wie die Druckwellen die Luft erschütterten. In regelmäßigen Abständen schossen immer wieder die Flammen der großkalibrigen Maschinenkanonen in den Nachthimmel. Zwischendurch ertönten Stöhnen, wütendes Gebrüll und die Kampfschreie der Gastrea.
Wie erwartet kam vom Militär keine Bitte an die Wachdienste, sie zu unterstützen. Rentaro verlor langsam die Geduld. Gedanken schossen ihm durch den Kopf: Was denken die sich bloß? Die glauben doch nicht wirklich, dass sie diese Schlacht einfach so gewinnen können? Sind sie so gierig auf Auszeichnungen? Überschätzen sie sich so sehr? Oder ist es einfach nur ihr Stolz? Gerade jetzt sollten wir zusammen gegen die Gastrea vorgehen. Gerade jetzt ist es wichtig, möglichst stark aufzutreten, wenn wir die Schlacht gewinnen wollen.
Rentaro schaute sich um. Nachdem einige Lagerfeuer entfacht worden waren, waren die Wachleute wieder in Kampfaufstellung gegangen. Sie hielten den Atem an, während sie die Lage weiter nur aus der Ferne beobachteten. Rentaros Gruppe war auf einer Anhöhe aufgestellt, weswegen er die ganze Truppe gut überblicken konnte. Sie waren ungefähr einen Kilometer vom Zeltplatz nach vorn gerückt und hatten sich weit zu den Seiten hin aufgestellt.
In der Truppe aus über tausend Wachleuten konnte man immer wieder Adjuvanten-Einheiten erkennen. Jeweils zehn Adjuvanten-Teams war ein Gruppenführer zugeteilt worden, um die kleinen Einheiten zu leiten. Die Gruppenführer waren wiederum dem Truppenführer Nagamasa Gado unterstellt. Schräg rechts vor sich konnte Rentaro seinen direkten Vorgesetzten erkennen. Aus irgendwelchen Gründen waren alle Gruppenführer aus Gados Adjuvanten-Einheit ausgewählt worden, und dieser junge Krieger trug ein Exoskelett, das an eine bleigraue japanische Rüstung erinnerte. Er hieß Hidehiko Gado und war Nagamasas Sohn. Er hatte ein blasses Gesicht mit eingesunkenen Wangen, das durch seine Brille sehr lang wirkte. Er wirkte eher wie ein Wissenschaftler oder ein Bibliothekar, der kaum Sonnenlicht abbekommt.
Neben ihm stand eine Initiatorin namens Kokone. Am vorherigen Tag hatte Rentaro Hidehiko dabei beobachtet, wie er ihr über die Schulter gestrichen und liebevoll zu ihr herabgesehen hatte. Bestimmt war sie für ihn mehr als nur eine Partnerin. Vielleicht war sie für ihn sogar so etwas wie eine Tochter oder gar noch mehr.
Irgendwie fühlte Rentaro sich nicht wohl, wenn er Hidehiko ansah. Schon beim Training der Wachdienste hatte dieser sich als ziemlich unbeholfen herausgestellt. Er hatte nicht nur zu langsam Befehle weitergegeben, sondern es schien ihm generell an Entscheidungskraft zu mangeln. Und auch in seinen Kommandos steckte nur wenig Überzeugungskraft. Selbst jetzt hielt er die Schulter der Initiatorin fest und schien irgendetwas vor sich hin zu beten. Bestimmt hoffte er, dass die Verteidigungskräfte siegen würden und er somit nicht mitkämpfen müsste.
Rentaro drehte sich zu seinem Adjuvanten-Team um. Dort stand Kisara Tendo, die Chefin der Tendo Security GmbH, neben ihr ihre Partnerin Tina Sprout, die ein Scharfschützengewehr im Arm hielt, das fast so groß war wie sie selbst. Als Nächstes kam der Chef der Takagiri Security GmbH: Tamaki Katagiri und seine Schwester Yuzuki Katagiri, die auf Rentaros Bitte hergekommen waren. Außerdem gab es da noch Shoma Nakatsuki, ebenfalls ein Schüler der Kampfkunst nach Tendo und so etwas wie ein Bruder für Rentaro. Neben ihm wartete seine Partnerin Midori Fuse. Allesamt waren sie sehr angespannt und hielten ihre Waffen bereit, um jederzeit loslegen zu können.
Neben ihm stand noch jemand. »Rentaro? Gewinnen die Selbstverteidigungskräfte?«, fragte Enju Aihara.
Rentaro konnte von der Seite erkennen, wie sie aufgeregt weit in die Ferne schaute. Er kniff die Augen fest zusammen, um sich ein wenig zu sammeln. Jetzt war die aktuelle Lage erst mal wichtiger als Enju.
Es verging noch etwas Zeit, aber dann verebbten die Kanonenschüsse langsam und auch die Schreie der Gastrea wurden weniger. Schließlich konnte man keine der beiden Seiten mehr hören. Vor den Wachleuten lag nur die weite Ebene, die spät in der Nacht von tiefster Dunkelheit umgeben war.
Es ging ein Raunen durch die vielen Wachleute.
»Was ist denn da los?«, fragte einer.
»Wer hat jetzt gewonnen?«, wollte ein anderer wissen.
»Jemand sollte mal nachschauen gehen«, schlug ein dritter vor.
Plötzlich tippte jemand auf Rentaros Schulter. Es war Shoma, der ihn ernst anblickte und fragte: »Kannst du etwas sehen, Satomi?«
»Nicht wirklich … Aber eigentlich müssten die Verteidigungskräfte gewonnen haben«, erwiderte Rentaro und blickte einen Moment lang in die Dunkelheit. »Da man weder die Gastrea noch Kanonenfeuer hört, wurden sie bestimmt in die Flucht geschlagen und haben deswegen das Feuer eingestellt.« Da auch er selbst gespannt war, wandte er sich an Hidehiko Gado: »He, willst du nicht vielleicht ein Leuchtsignal abschießen, um das Hauptquartier zu informieren?«
Der Gruppenführer schüttelte nur abweisend seinen schmalen Kopf. »Die anderen Gruppen machen so etwas auch nicht, oder? Wir dürfen nicht einfach eigenmächtig handeln.«
Gerade weil die anderen Gruppen nichts machen, sollten wir es tun, lagen Rentaro schon Widerworte auf der Zunge, aber dann schüttelte auch er nur den Kopf. Bestimmt machte es bei einem so grundverschiedenen Vorgesetzten wenig Sinn, weiter zu protestieren.
Unerwartet flüsterte da Tina, die bis jetzt wortlos in die Dunkelheit gestarrt hatte, leise: »Da kommt jemand, Bruderherz.«
»Siehst du etwas?«, fragte er sie und erinnerte sich, dass in Tinas Körper die DNA einer Eule schlummerte. Ihre Augen konnten selbst bei schlechtem Licht weit entfernte Objekte gut erkennen.
»Ja«, antwortete sie. »Es kommen Menschen zu Fuß auf uns zu. Und es sind nicht nur ein oder zwei.«
Kaum hatte Tina dies ausgesprochen, als etwa 100 Meter entfernt im schwachen Licht der Lagerfeuer plötzlich Personen auftauchten, die auf die Gruppe zukamen. Es waren ungefähr 50 Leute, die nebeneinander gingen. Sie trugen die neuesten Universaltarnuniformen aus dem Jahre 2031.
Die Wachdienste atmeten auf. Einige von ihnen lösten sich gar aus der Aufstellung, um dankbar auf die Militärs zuzulaufen.
Rentaro fühlte sich nicht wohl bei dem Ganzen. Normalerweise würden sie doch eine Meldung schicken, wenn sie die Gastrea abgewehrt hätten? Aber warum kamen jetzt so viele Kämpfer auf sie zu? Für eine kurze Nachricht hätte ein einfacher Funkspruch gereicht. Und wenn sie schon den weiten Marsch auf sich nahmen, um eine Botschaft zu überbringen, wären doch ein oder höchstens zwei Soldaten mehr als genug. Außerdem hatten sie nicht einmal Motorräder genommen.
Langsam konnte man die Soldaten besser erkennen. Anhand ihres unregelmäßigen Gangs ließ sich vermuten, dass sie verletzt waren. Eine Initiatorin vom Adjuvanten-Team direkt neben Rentaro lief sofort los. Ein Mädchen von vielleicht gerade mal acht Jahren. Anscheinend hatte sie gerade das Alter erreicht, um als Initiatorin an der Schlacht teilnehmen zu dürfen. Sie hatte welliges Haar und schien ein freundliches Kind zu sein. Als sie auf die verletzten Militärs zulief, schienen ihr einige Gesichter weiter hinten aufzufallen, und plötzlich blieb sie stehen.
Jetzt konnte auch Rentaro etwas Seltsames erkennen: Die über die Ebene marschierenden Soldaten versuchten, ihre heraushängenden Eingeweide festzuhalten. Erst jetzt waren sie so nah herangekommen, dass man sie genauer erkennen konnte. Ihre Gesichter waren schmutzig und ihre Lippen dunkelblau angelaufen. Aus den aufgeschlitzten Bäuchen quoll dickes Blut hervor, das die Tarnuniformen dunkelrot färbte. Aus den halb offenen Mündern kam ein unverständliches Grunzen. Bestimmt hatten sie schon mehr Blut verloren, als dass es möglich gewesen wäre, sie noch zu retten. Bei diesem unheilvollen Anblick lief es den Wachleuten kalt den Rücken hinunter.
Rentaro rief dem Mädchen laut zu: »Wegbleiben! Geh nicht näher ran!«
Es drehte sich mit weinerlichem Gesicht langsam um. Plötzlich verschwand sein Kopf. Im nächsten Moment spritzte mit gewaltiger Wucht eine Blutfontäne aus seinem Hals. Es stolperte noch ein paar Schritte und fiel dann nach vorn um.
Sofort lag ein stechender Blutgeruch in der Luft. Rentaro konnte hören, wie etwas in Basketballgröße direkt neben ihm aufprallte. Seine aufgerissenen Augen aber starrten weiter nach vorn. Er konnte einfach nicht den Mut aufbringen, seinen Kopf ein wenig zur Seite zu bewegen, um hinzusehen.
Als hätten sie auf diesen Moment gewartet, bäumten sich die Körper der Soldaten plötzlich von innen heraus auf. Aus ihnen schossen je acht Beine und zwei Scheren. Sie ließen sich auf den Boden fallen und aus ihren Rücken brach ein Schwanz heraus, an dessen Ende eine scharfe Klinge blitzte.
Es waren Skorpion-Gastrea vom Typus Spider, die jetzt mit leuchtend roten Augen auf die Wachleute zukamen.
Einer sprang auf den Adjuvanten neben Rentaro zu. Die Wachmänner konnten nicht mehr rechtzeitig reagieren, sodass nach einem kurzen Schnitt eine weitere Blutfontäne durch die Luft schoss. Um Rentaro herum erklangen entsetzte und aufgeregte Schreie, während die Aufstellung völlig durcheinandergeriet.
In diesem Moment stieg weißer Rauch von einer Haubitze in der Mitte der Schlachtreihe auf, wo sich auch der Truppenführer befand. Sie hatte etwas in die Luft geschossen, das hoch oben einen Fallschirm öffnete und dann wieder nach unten segelte. Es verbreitete neben Brennstoffen und Oxidationsmitteln auch knallrote Leuchtkörper, die am Himmel einen Sonnenersatz erzeugten: Leuchtkugeln.
Noch weitere Fallschirme öffneten sich und erzeugten einen Teppich aus Lichtkörpern, die den Himmel ausfüllten und so die Umgebung erhellten. Rentaro hielt sich zum Schutz vor dem plötzlichen Licht eine Hand vor die Augen und spähte vorsichtig durch seine Finger hindurch.
Dann machte er ungewollt einen Schritt zurück.
Das Licht durchschnitt die Dunkelheit und enthüllte unzählige Silhouetten, die in ihrer Gesamtheit einem kleinen Berg ähnelten. Sie waren noch zwei bis drei Kilometer entfernt und gehörten zu zahllosen Gastrea der unterschiedlichsten Größen. Sie schienen auf diesen Moment gewartet zu haben, denn erst jetzt tauchten unzählige rote Punkte in der Dunkelheit auf. Rentaro hätte fast aufgeschrien, als er bemerkte, dass jeder einzelne Punkt ein Gastrea war. Sie hatten bisher ihre Augen geschlossen gehalten, um sich im Schutz der Soldaten langsam an die Wachleute heranschleichen zu können.
Diese Masse war wirklich atemberaubend. Seitenshis Team hatte die versammelten Gastrea auf 2000 Angreifer geschätzt, aber es waren bestimmt fast doppelt so viele. Von den Verteidigungskräften, die an der vordersten Front gekämpft hatten, war nichts mehr zu erkennen. Anscheinend hatte sich die Gastrea-Armee durch die besiegten Verteidigungskräfte noch vergrößert.
Das darf nicht sein …, dachte er. Er spürte, wie sich ein Schweregefühl in seinem Magen breitmachte und ihm übel wurde.
Aber wie hatten die Gastrea-Legionen das Militär besiegen können? Bei allem Know-how aus der Zweiten Schlacht um Kanto, in der die Gastrea doch so einfach vernichtend geschlagen worden waren?!
Die Gastrea-Armee konnte sich aufgrund der Leuchtkugeln nicht mehr verstecken, und fing an zu heulen.
Die Schallwellen erschütterten die Luft. Rentaro bekam eine Gänsehaut. Schließlich liefen die vorderen gewaltigen Gastrea los, woraufhin die kleineren ihnen folgten. Zusammen bildeten sie rautenförmige Angriffsgruppen, die ihre spitzen Extremitäten auf die Menschen richteten, während sie auf sie losstürmten. Sie wirbelten dabei dichte Staubwolken auf und ließen den Boden erbeben. Man konnte kaum noch unterscheiden, ob nur der Boden oder gar die ganze Erde bebte.
Rentaro fing an, am ganzen Körper zu schwitzen. Seine Nackenhaare stellten sich auf. Wie konnte es möglich sein, dass die Gastrea so genau Befehle befolgten? Die Gruppen ähnelten eher gewaltigen Fischen, die sich zu einem großen Schwarm versammelt hatten, der fröhlich durchs Meer schwamm. Für Menschen wäre es selbst mit jahrelangem Training so gut wie unmöglich, sich so fehlerfrei zu bewegen.
Plötzlich fühlte er einen stechenden Kopfschmerz. Er hatte das Gefühl, es wäre ihm etwas Wichtiges aufgefallen, aber bevor er diesen Gedanken richtig fassen konnte, zerstreute er sich schon wieder.
Enju hatte sich ängstlich an Rentaro gepresst und hielt sich an seinem Arm fest.
Die Gegner waren nur noch 2000 Meter entfernt.
Die Moral der Wachdienst-Truppe schien zu schwinden. Aber selbst kampferprobte Veteranen hätten es bei diesem Anblick wahrscheinlich mit der Angst zu tun bekommen.
»K… Kameraden! M… Macht euch bereit!«, befahl Hidehiko den ihm unterstellten Adjuvanten, aber seine Stimme zitterte und er hielt seinen Arm nur vorsichtig in die Luft gestreckt.
»Kameraden! Macht euch bereit!«, wiederholte Rentaro den Schlachtruf. Fast hätte sich dabei seine Stimme überschlagen, weswegen er sich angestrengt auf den Kehlkopf drückte. Er zog seine XD-Pistole und löste die Sicherung, um sie schussbereit zu machen.
Nur noch 1000 Meter.
Durch die immer näher rückenden Gastrea schienen die Wachleute ihre Aufregung kaum noch unter Kontrolle halten zu können.
Nur noch 500 Meter.
Die Spitzen der Angreifer bestanden aus harten Krustentier- und Käfer-Gastrea. Die festen Krusten und Chitinpanzer hatten sich durch die Wirkungskraft des Gastrea-Virus in mächtige Rüstungen verwandelt und reflektierten blitzend das helle Licht der Leuchtkugeln.
Der Teil der Adjuvanten-Einheiten, der mit Gewehren bewaffnet war, trat ein Stück nach vorn und feuerte auf Befehl der Gruppenführer gleichzeitig los. Man konnte unzählige trockene Gewehrschüsse hören und das grelle Mündungsfeuer brannte in den Augen. Das Feuer der Hochgeschwindigkeits-Ballaniumkugeln nach NATO-Norm erfasste die komplette vorderste Reihe der Gastrea. Die Kugeln waren so entwickelt worden, dass sie sich nach dem Eindringen in einen Körper pilzartig ausbreiteten und so die Wunden noch vergrößerten. Sie waren durch ihre gewaltige Stoßkraft ideal dazu geeignet, Gastrea zu zerfetzen. Zumindest sollten sie das sein.
Ungewollt stöhnte Rentaro auf. Die Gegner fielen nicht um. Es war erstaunlich – obwohl die vordersten Käfer-Gastrea eigentlich schon tödliche Wunden davongetragen hatten und unfähig sein mussten, weiterzukämpfen, hielten sie einfach nicht an.
Die Gewehrträger waren zwar schockiert, feuerten aber weitere Salven auf die Gegner ab. Mit lautem Krachen flogen Blut und zerfetztes Fleisch durch die Luft. Dieses Krachen wurde aber gleich darauf von den gewaltigen Kampfschreien der Gastrea übertönt. Bei einigen Feinden waren die Köpfe abgetrennt, sodass sie vereinzelt umfielen. Sofort wurden ihre Körper von den nachfolgenden Gastrea überrollt und unter ihnen zerquetscht. War es hoffnungslos, gegen diese Unmenge an Gegnern anzukämpfen?
Es waren außerdem nur wenige Feinde, die umfielen. Es schien fast so, als würden sie überhaupt keinen Schmerz fühlen. Rentaro begriff immer noch nicht, wie das sein konnte. Er verstand nur, dass es einer der Gründe war, weshalb die Verteidigungskräfte besiegt werden konnten.
Nur noch 300 Meter.
»Schau doch, Bruderherz!«, sagte Tina und zeigte mit einem Finger hoch in die Luft.
Erst konnte Rentaro nichts erkennen, aber dann explodierte eine Leuchtkugel im richtigen Moment und in der Nähe. Sie riss die Dunkelheit auf, und gleich darauf war eine Gruppe fliegender Gastrea zu sehen. Es waren wahrscheinlich um die fünfzig Einheiten.
Das Problem bestand aber eher in den runden Kugeln, die sie zwischen ihren Vorder- und Hinterbeinen trugen: weitere Gastrea. Rentaro lief es kalt den Rücken hinunter, als er bemerkte, dass es sich um Luftlandetruppen handelte. Als würden sie sich ärgern, von einer Leuchtkugel aufgedeckt worden zu sein, umflogen die Gastrea in großem Bogen den Luftraum über den Wachleuten und erreichten einen ausgedehnten Wald, der noch hinter dem Zeltlager der Verteidiger lag.
Die transportierten Gastrea ließen sich fallen und drehten sich sofort um, um von hinten auf die Front zuzustürmen.
»Hast du das gesehen, Tina?«, fragte Rentaro.
»Ja …« Tina hatte den Ernst der Lage erkannt und nickte gefasst. Wahrscheinlich wollte die Einheit die Wachdienste von hinten angreifen.
Rentaro schaute sich um, aber niemand sonst schien es bemerkt zu haben. Er fasste schnell eine Entscheidung und lief nach vorn, legte Hidehiko Gado, der die Gewehrschützen befehligte, eine Hand auf die Schulter und drehte ihn zu sich herum. Rentaro erzählte: »Hinter uns ist eine weitere Einheit aufgetaucht. Wir werden gleich umzingelt sein. Ich bitte darum, dass wir sie aufhalten dürfen.«
»Kapierst du nicht, dass dafür jetzt nicht der richtige Zeitpunkt ist?«, schimpfte Hidehiko.
»Wenn sie uns von hinten erwischen, dann ist es endgültig aus. Dann werden wir ausgelöscht!«, beschwerte sich Rentaro aufgeregt.
Hidehiko hatte blutunterlaufene Augen und bewegte abweisend seine Hand hin und her. »Wir müssen uns jetzt um die Gastrea vor uns kümmern. Kehr sofort an deinen Platz zurück, Satomi!«
Liebend gern hätte Rentaro weiterdiskutiert, aber es ergab keinen Sinn. Er drehte sich um und kehrte zu seiner Adjuvanten-Einheit zurück. Seine Teammitglieder schauten ihn beunruhigt an.
»Was ist los, Satomi?«, fragte Kisara stellvertretend für den Rest der Gruppe.
Rentaro zögerte, aber erklärte ihnen dann kurz den Sachverhalt.
»Dann müssen wir sofort handeln!«, schrie Tamaki entsetzt auf.
Shoma hingegen fragte mit ruhiger Stimme: »Was willst du jetzt tun, Satomi?«
Enju wirkte beunruhigt. »Rentaro, aber das wäre ja …«
Rentaro nickte. Das wäre ein direkter Verstoß gegen die Befehle seines Vorgesetzten Hidehiko Gado. Während des Trainings der letzten Tage war ständig wiederholt worden, dass ein Verstoß gegen einen Befehl aufs Härteste bestraft werden würde.
Yuzuki hatte kurz nachgedacht, aber sah Rentaro nun ins Gesicht. »Deine Entscheidung, Rentaro Satomi. Ich werde tun, was mein Anführer mir befiehlt.«
Auch der Rest der Einheit schien auf seine Entscheidung zu warten.
Rentaro begann: »Ich …«
In diesem Moment schallte ein lauter Befehl über das Schlachtfeld: »Feuer einstellen!« Auf Hidehikos Befehl hin bewegten sich die Schützen zurück und gaben an die Nahkämpfer ab, die jetzt nach vorn mussten. Auch Rentaros Gruppe war dieser Einheit zugeteilt, da sie größtenteils aus Nahkämpfern bestand. Rentaros Gruppe ging also mit nach vorn.
Nur noch 100 Meter.
Die Erde bebte und die Schreie der Gastrea dröhnten durch die Luft. Die heranstürmenden Gegner schienen kein Ende zu nehmen. Was ging hier bloß vor? Rentaro dachte verzweifelt darüber nach, wie man diese gefährliche Situation lösen könnte, aber selbst optimistisch gesehen war ein positiver Ausgang in weite Ferne gerückt. Links und rechts von ihm schienen auch seine Kameraden aus der Einheit sehr aufgeregt zu sein.
Rechts von ihm stand ein junger Mann, dessen hochstehende Haare an den Kopf eines Felsenpinguins erinnerten. Es war der Anführer der Adjuvanten-Einheit, die direkt neben Rentaros Zelt im Lager untergebracht war. Bei den meisten seiner Kollegen war Rentaro als Emporkömmling verhasst, aber als dieser Anführer erfahren hatte, dass Rentaro ein IP-Ranking von 300 hatte, hatte er ihm die Hand auf die Schulter gelegt und mit einem Lächeln gesagt: »Es ist mir eine Ehre, neben dir kämpfen zu dürfen.«
Rentaro knirschte mit den Zähnen. Wenn er jetzt seinen Platz verlassen würde, entstünde dort eine Lücke, die für Hidehiko Gado oder seinen benachbarten Adjuvanten-Führer den Tod bedeuten könnte. Ihm rannte die Zeit davon. Wenn er noch länger warten würde, müsste er sich zumindest nicht mehr mit dieser Entscheidung herumquälen. Schließlich wäre es auch eine Art Entscheidung gewesen, keine Entscheidung zu fällen. Aber selbst wenn die Truppen vorn von dem Überraschungsangriff nichts mitbekämen, würde ein Schlag von hinten wahrscheinlich an die hundert Menschenleben kosten. Und wenn dieser letzte Schutzwall ganz fallen würde, würden die Gastrea lawinenartig in Tokyo einfallen können.
Rentaro atmete mehrmals tief durch und schaute konzentriert geradeaus. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, lange nachzudenken. Er musste handeln. »Lasst uns gehen«, sagte er.
Als er sich umdrehte, nickte ihm sein Team zu. Sie teilten sich in vier Paare auf, wobei sich die Promoter an den Initiatorinnen festhielten. Auch Rentaro stellte sich neben Enju und umklammerte ihre Hüfte, während sie ihre starken Arme um seine legte. Sie schauten einander ins Gesicht, als sich Enjus schwarze Augen schlagartig knallrot färbten.
Im nächsten Moment wurde Rentaro von einer gewaltigen Kraft fortgerissen. Es war schon etwas her, dass er das letzte Mal mit dieser Wucht in die Luft geschleudert worden war. Enju hatte die Kraft der Hasen-DNA in sich entfesselt und war hoch in die Luft gesprungen. In hohem Bogen flogen sie über die Schlachtreihen nach hinten. Seine Schuluniform wurde durchgepustet und aufgrund des heftigen Gegenwinds, der fast wie eine Wand gegen ihn prallte, konnte Rentaro kaum seine Augen geöffnet halten. Jedes Mal, wenn seine Füße erneut Boden berührten, musste er erst einmal wieder Sauerstoff in seine Lunge pumpen.
Einige der Wachleute hatten sich umgedreht. Es musste sich für sie angefühlt haben, als hätte jemand an ihren Haaren gezogen. Jetzt starrten sie Rentaro mit offenen Mündern hinterher. Hidehiko presste seine Hand so stark zur Faust zusammen, dass sein Arm ganz weiß wurde. Sein ganzer Körper schien vor Wut zu beben. Er stieß einen kurzen Fluch aus, konzentrierte sich dann aber wieder auf die anrauschenden Gegner.
Rentaro kontrollierte, ob alle Teammitglieder mitgekommen waren, dann passierten er und seine Kameraden das Frontlager, wo sie die letzten Tage geschlafen hatten, bevor sie in den Wald dahinter eindrangen. Rentaro hatte die Augen zu Schlitzen geschlossen, um sich gegen den Gegenwind zu schützen. Er gab Enju Richtungsanweisungen und ließ sein Team sich im Wald versammeln. Es war dort sehr düster. Feuchte Sommerluft hing zwischen den Bäumen. Nachdem sich alle kurz gesammelt hatten, ging es sofort weiter.
Die Promoter hielten sich weiterhin an den Initiatorinnen fest, um deren gewaltige Geschwindigkeit auszunutzen.
Die Eule und die Katze übernahmen dank ihrer Nachtsichtfähigkeiten die Führung. Die Adjuvanten-Paare sprangen wie Ninjas von Baum zu Baum. Dabei streiften die Blätter durch die Gesichter der Promoter, denen langsam schwindelig wurde. Als Nächstes landete Enju auf einem schmalen Ast, wo sie kurz Kraft sammelte und dann weit nach oben abhob. Rentaros Kopf und somit auch sein Blick wurden von oben nach unten gedrückt, was gleichzeitig seinen Magen umdrehte.
Kisara hatte Tina noch nicht lange als Partnerin und man sah ihr genau an, wie hart es für sie war, so von dem kleinen Mädchen herumgewirbelt zu werden. Selbst Rentaro war nicht wirklich daran gewöhnt und klammerte sich mit aller Kraft an Enju fest, um nicht herunterzufallen.
Die vier Pärchen sprangen weiter durch den stillen Wald, durch den man nur immer wieder das Rauschen der Blätter hören konnte. Rentaro starrte weiter nach vorn, während sein Herz die ganze Zeit wie verrückt klopfte. Bestimmt waren sie zu langsam, um die Gastrea direkt an der Abwurfposition abzufangen. Wahrscheinlich hatte der Feind sich sogar schon in Bewegung gesetzt, und wenn er wirklich vorhatte, die Frontlinie von hinten anzugreifen, durften Rentaro und sein Team keine Sekunde lang zögern.
Im nächsten Moment ertönte hinter ihnen ein markerschütterndes Geschrei und man konnte hören, wie Waffen aufeinanderprallten. Die anstürmenden Gastrea waren endlich auf die Wachleute an der Front gestoßen und die Schlacht hatte wirklich begonnen. Durch die Baumwipfel konnte man vereinzelt Flammen von Explosionen erkennen, die den Himmel tiefrot färbten.
»Ich habe sie gefunden, Anführer«, rief Midori Rentaro zu.
Er sah in die gezeigte Richtung, aber da seine Augen im Dunkeln nicht so gut wie ihre sahen, erkannte er zuerst nichts. Er klopfte Enju dreimal auf die Schulter, woraufhin sie erneut ihre Hasenkräfte ausnutzte und mit ihm hoch in die Luft sprang. Die gewaltige Beschleunigungskraft traf ihn hart, sodass er die Augen schloss und die Zähne zusammenbiss.
Schließlich wurde der Druck schwächer. Während ihm der Wind um die Ohren brauste, machte er vorsichtig die Augen auf. Die beiden schwebten jetzt ungefähr fünfzig Meter über dem Erdboden. Er schaute in die Richtung, in die Midori gezeigt hatte, und konnte auf einer kleinen Lichtung etwas noch Dunkleres als die Nacht erkennen. Es schien ein pechschwarzes Rudel zu sein. Direkt hinter dem Wald lag die Haupteinheit der Wachleute, die von Nagamasa Gado angeführt wurde. Sie schien nichts davon bemerkt zu haben, dass sich eine große Gefahr von hinten anschlich.
»Wir gehen wieder runter, Rentaro.« Fast so, als hätte Enju einen Befehl gegeben, ließ die Trägheitskraft nach und die Erdanziehungskraft zog die beiden wieder zurück zum Boden. Mit erschreckender Geschwindigkeit rasten sie auf die Bäume unter sich zu. Aus einer natürlichen angeborenen Angst vor dem Fallen verkrampfte sich Rentaro am ganzen Körper. Enju landete furchtlos auf einem dicken Ast, der den Sturz abfing, und sprang dann sofort weiter zu den nächsten Ästen.
Ohne zu verschnaufen, gab Rentaro seinen Kameraden das Zeichen für den Angriff. Sie stießen sich von den Bäumen ab und sprangen weit nach vorn. Im nächsten Augenblick konnten sie die Gegner besser erkennen. Ihre Körper bestanden aus mehr als acht Abschnitten und aus dem Kopf ragten wie ein Bart zwei lange Fühler, über denen jeweils zwei kleine Facettenaugen schwebten. Die für Krebstiere typischen Panzer glänzten wie schwarze Edelsteine. Es waren erstaunlich viele Gastrea. Sie ähnelten vom Äußeren gewöhnlichen Land-asseln, hatten aber ein weit aufgerissenes Maul mit riesigen Fangzähnen, um Menschen durch einen Biss über ihre Körperflüssigkeit anstecken zu können. Sie gingen Rentaro ungefähr bis zur Brust und wiesen keine speziellen Besonderheiten auf, es musste sich also um junge Gastrea im Stadium I handeln. Obwohl sie schon dazu übergingen, eine rautenförmige Kampfformation einzunehmen, schien die Haupteinheit der Wachleute immer noch nicht zu merken, welch schreckliche Gefahr hinter ihnen lauerte.
Im nächsten Augenblick bemerkte ein Gastrea Rentaros Gruppe, die sich blitzschnell von oben näherte, aber es war schon zu spät. Rentaro und Enju landeten mitten unter den Feinden. Sofort trennten sie sich. Er rollte sich ab, um den Aufprall abzufangen. Enju setzte sofort ihre gewaltige Sprungkraft ein, um zwischen den Gegnern hin und her zu sausen und so die Kampfformation zu zerschlagen. Blitzschnell ließ sie ihre Beine wirbelsturmartig kreisen und zerschmetterte den Panzer eines Krustentiers, wodurch seine Körperflüssigkeit hoch durch die Luft spritzte. Der Gastrea stieß einen gellenden Schmerzensschrei aus.
Rentaro wollte natürlich nicht zurückstehen. Mit einem lauten Schrei entfesselte er die Kraft seiner künstlichen Gliedmaßen. Sofort zerfetzte es die künstliche Haut seines rechten Arms, wodurch die pechschwarze Prothese aus Hyper-Ballanium zum Vorschein kam. Er biss die Zähne zusammen, um den brennenden Schmerz zu unterdrücken, der sein Gehirn durchzuckte, und wirbelte die Faust herum. Auf einen Schlag warf der Arm eine leere goldene Patrone aus, woraufhin Rentaro mit gewaltiger Wucht nach vorn gerissen wurde. Ein direkter Treffer seines Homura Kasen traf einen über siebzig Kilo schweren Gastrea, der im nächsten Augenblick über den Boden geschleudert wurde und dabei wie eine Bowlingkugel umstehende Gastrea umwarf, bevor er hoch in die Luft flog.
Obwohl eigentlich die Gastrea einen Überraschungsangriff geplant hatten, wurden sie selbst komplett überrascht und schienen sich kaum wehren zu können. Wie ein Meteoritenhagel trafen nun auch die weiteren Mitglieder der Adjuvanten-Einheit mit gewaltiger Geschwindigkeit ein und verteilten sich kampfbereit.
Midori wirbelte wie ein Orkan des Todes mit ihren unauffälligen Klauen durch die Feinde. Einige Gastrea wichen zurück, wurden aber trotzdem in unsichtbaren Spinnennetzen gefangen, in denen Tamaki sie mit seinen Ballanium-Kettensägen brutal zerstückelte.
Die restlichen knapp dreißig Gastrea schrien ängstlich auf und liefen davon. Sofort wollte Rentaro hinterherstürmen. Er durfte keinen einzigen Gegner entkommen lassen. Schließlich lag hinter ihnen das wehrlose Gebiet von Tokyo, in dem nur ein einzelner Gastrea eine Pandemie auslösen konnte.
»Überlass das mir«, hörte Rentaro eine Stimme sagen, und schon stieg ihm der angenehme Zitrusgeruch eines bestimmten Shampoos in die Nase. Kisara trat tänzelnd vor ihn. Ihre Haare wehten durch die Luft, als sie sich auf der Stelle im Kreis drehte und ihre Schwertscheide hob.
»Schwertkunst nach Tendo Reihe 1 Nr. 8.« Mit einem Pling löste sich das Schwert aus der Scheide. »Muei Muso!«
Auf einen Schlag wurden die Körper der dreißig weglaufenden Feinde aufgerissen. Unter Schmerzensschreien schossen unzählige Blutfontänen in die Höhe. Auch Kiefern und Ahornbäume, die in der Umgebung wuchsen, wurden durch die Wucht des Treffers gefällt, sodass kein einziger Baum im Umkreis stehen blieb und die Stämme krachend zu Boden stürzten.
Rentaro vergaß kurz, dass er gerade an einem Kampf teilnahm, und schaute träumend vor sich hin. Wie ein Kamaitachi**, dachte er. Ein gewaltiger Schlag aus dem Nichts, der die Haut wie eine Sichel aufschneidet.
Sofort fing die Haut der verletzten Gastrea an, zu pulsieren, als sich ihre Körper krampfartig aufbäumten. Die Gastrea, die nicht an Herz oder Gehirn verletzt waren, schienen sich jedoch selbst wieder zu heilen.
»Geh zurück, Kisara!«, befahl Rentaro, woraufhin sie sofort einen Schritt zurückmachte.
Die Promoter sahen sich kurz an, dann traten sie nebeneinander und zogen ihre Pistolen aus dem Halfter. Der Rückstoß durchzuckte ihre Schultern, und ihre Augen wurden in der dunklen Nacht vom grellen Mündungsfeuer geblendet. Ohne zu überprüfen, ob sie trafen, feuerten sie weiter auf die Feinde. Der unaufhörliche Kugelhagel aus den Pistolen von Rentaro, Kisara, Shoma und Tamaki traf die Gastrea und die Kugeln bohrten sich tief in ihr Fleisch. Das Ballanium begann sofort, die Heilkräfte der Monster zu unterdrücken, wodurch die gerade eingesetzte Regeneration unterbrochen wurde und die Gastrea schließlich tot zu Boden sanken.
Von der Mündung der XD-Pistole ging ein starker Geruch nach Pulverdampf aus. Rentaro wartete kurz mit dem Wechseln des Magazins. Als er sah, dass sich die Feinde nicht mehr erholten, atmete er erleichtert auf. Sie waren anscheinend alle tot.
Doch er hatte sich zu früh gefreut, denn plötzlich sprang in Kisaras Nähe ein Gastrea auf und stürzte sich von hinten auf sie. Rentaro hatte keine Chance, rechtzeitig zu reagieren, und rief nur: »Kisara!« Ihr Gesicht erstarrte vor Schreck.
Gerade als sich die Reißzähne des Gastrea in Kisaras Haut bohren wollten, stieß eine Faust in den Körper des Angreifers. Sofort blähte sich der Gastrea wie ein Ballon auf, nur um kurz darauf zu platzen, als wäre er mit einer Nadel gestochen worden. Ein dicker Nebel aus Blut breitete sich aus, während Rentaro und Kisara mit weit aufgerissenen Augen dastanden.
Kisara war von Shoma gerettet worden. Sie fand aber keine Worte, um sich zu bedanken, und starrte ihn nur verwundert an. Schließlich trafen sich ihre Blicke. Auch ohne Worte schien sie ihn zu fragen, was das für eine Technik gewesen war. Rentaro stellte sich dieselbe Frage. Der Faustschlag, der eine Kreisform umrissen hatte, schien einem Rokuro Kabuto zu ähneln, aber damit konnte man Gegner nicht zum Platzen bringen. Offenbar hatte Shoma diese Technik weiterentwickelt.