Bleib heute Nacht bei mir - Isabelle Wallon - E-Book

Bleib heute Nacht bei mir E-Book

Isabelle Wallon

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Beschreibung

Wenn ein Kuss reicht, um das Leben auf den Kopf zu stellen: Genießen Sie den Romantic-Kiss-Roman „Bleib heute Nacht bei mir“ im eBook bei dotbooks. So eine Unverschämtheit! Jennifer Adams ist empört, als man ihr einen wichtigen Kunden wegnimmt – denn der Chef der Werbeagentur glaubt, dass manche Aufgaben nur von einem männlichen Kollegen gemeistert werden können. Auch bei ihrem Lebensgefährten findet die temperamentvolle junge Frau keinen Rückhalt. So beschließt sie, von Chicago nach New York zu ziehen und dort in der renommierten Agentur Carson’s Art ganz neu anzufangen. Tatsächlich überträgt man ihr dort ein ausgesprochen verantwortungsvolles Projekt: die Werbestrategie für einen neuen Agenten-Bestseller. Doch der markante Autor Clint Morgan weckt in Jennifer schon bei der ersten Begegnung ungeahnte Wünsche und Sehnsüchte … Jetzt als eBook kaufen und genießen: der Romantic-Kiss-Roman „Bleib heute Nacht bei mir“ von Isabelle Wallon. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

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Über dieses Buch:

So eine Unverschämtheit! Jennifer Adams ist empört, als man ihr einen wichtigen Kunden wegnimmt – denn der Chef der Werbeagentur glaubt, dass manche Aufgaben nur von einem männlichen Kollegen gemeistert werden können. Auch bei ihrem Lebensgefährten findet die temperamentvolle junge Frau keinen Rückhalt. So beschließt sie, von Chicago nach New York zu ziehen und dort in der renommierten Agentur Carson’s Art ganz neu anzufangen. Tatsächlich überträgt man ihr dort ein ausgesprochen verantwortungsvolles Projekt: die Werbestrategie für einen neuen Agenten-Bestseller. Doch der markante Autor Clint Morgan weckt in Jennifer schon bei der ersten Begegnung ungeahnte Wünsche und Sehnsüchte …

Die Romantic-Kiss-Romane bei dotbooks: Große Liebesgeschichten und prickelnde Flirts für die schönsten Lesestunden.

Über die Autorin:

Isabelle Wallon, geboren 1957, schreibt seit 20 Jahren Romane in den unterschiedlichsten Genres. Sie lebt und arbeitet in Hessen. Bei dotbooks erscheinen ihre folgenden Romantic-Kiss-Romane: Urlaub – Liebe inbegriffen / Der Geliebte aus Texas / Zu viel Liebe – gibt es das? / Immer wenn ich von dir träume / Verführung in Caracas / Liebe, so stürmisch wie das Meer / Ein total verrücktes Wochenende / Halt mich fest in deinen Armen / Bleib heute Nacht bei mir / Mit dir in meiner Hängematte / Traumfrau ohne Trauschein / Paris-New York mit Turbulenzen

***

Überarbeitete Neuausgabe November 2014

Dieser Roman erschien bereits 1996 unter dem Pseudonym Mandy Martin im Martin Kelter Verlag (GmbH & Co.), Hamburg

Copyright © der Originalausgabe 1986 Martin Kelter Verlag (GmbH & Co.), Hamburg

Copyright © der überarbeiteten Neuausgabe 2014 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: init | Kommunikationsdesign, Bad Oeynhausen, unter Verwendung eines Motiv von thinkstockphotos, München

ISBN 978-3-95520-804-2

***

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Isabelle Wallon

Bleib heute Nacht bei mir

Ein Romantic-Kiss-Roman

dotbooks.

Kapitel 1

Jennifer Adams hob unwillkürlich den Kopf, als sie Schritte hinter ihrem Schreibtisch vernahm. Sie drehte sich um und blickte ihre Kollegin Sandy an, deren Gesicht vor Aufregung leicht gerötet war.

»Mr. Boone will dich sprechen, Jenny«, sagte Sandy. »Du sollst gleich zu ihm kommen.«

»Ausgerechnet jetzt, wo ich die Entwürfe für Hutchinson durchsehen will«, beklagte sich Jenny und blickte vom Computer auf. »Hat das nicht noch einen Moment Zeit? Ich muss die Entwürfe anschließend ans Fotoatelier mailen. Die warten doch schon dringend darauf.«

»Du kennst doch unseren Chef«, erwiderte Sandy achselzuckend. »Wenn er etwas zu besprechen hat, dann muss das gleich sein. Wenn du ihn nicht verärgern willst, dann geh lieber sofort zu ihm. Sieht ohnehin so aus, als wenn er heute nicht gerade seinen besten Tag hat.«

Wohl oder übel musste Jenny der Aufforderung Boones nachkommen. Seufzend erhob sie sich von ihrem Stuhl, verließ ihr Büro und ging zum Chef der Werbeagentur, dessen »Residenz« – wie Jennys Kollegen Boones Büro scherzhaft bezeichneten – sich zwei Türen weiter befand.

Unwillkürlich erinnerte Jenny sich daran, dass es in der letzten Zeit des Öfteren Meinungsverschiedenheiten mit Douglas Boone gegeben hatte. Ob das diesmal vielleicht wieder der Fall war? Bei einem Mann wie Boone konnte man das nie wissen. Obwohl man von Menschen, die in der Werbebranche arbeiten, normalerweise viel Toleranz erwartet, war Boone das klassische Beispiel für die Ausnahme. Wer nicht nach seiner Pfeife tanzte, dem machte er das auf seine Weise unmissverständlich klar.

Gerade eine gute Werbetexterin wie Jenny hatte schon häufig unangenehme Diskussionen mit Boone gehabt, weil der nämlich ganz eigene Ansichten hatte, die im krassen Gegensatz zu denen Jennys standen.

Deshalb ahnte Jennifer nichts Gutes, als sie anklopfte und Sekunden später das Büro des Werbeagenturleiters betrat. Noch bevor Boone ein einziges Wort gesagt hatte, wusste sie bereits, dass ihr ein unangenehmes Gespräch bevorstand, denn die Art und Weise, wie Douglas Boone Jenny von Kopf bis Fuß musterte, sagte ihr schon eine ganze Menge.

»Nehmen Sie doch Platz, Jenny«, forderte er sie mit einem jovialen Lächeln auf und wies auf einen Stuhl vor seinem Schreibtisch aus massiver Eiche. »Machen Sie es sich bequem, während ich uns zwei Drinks einschenke. Sie möchten doch etwas trinken, oder?«

Wenn Boone es auf die kumpelhafte Tour versuchte, dann standen die Zeichen auf Sturm. Also musste das, was er ihr zu sagen hatte, noch eine Spur unangenehmer sein, als Jenny ursprünglich angenommen hatte.

»Nein danke«, erwiderte sie entschlossen und bemühte sich, nach außen hin weiter ruhig und gelassen zu bleiben, obwohl ihr das in dieser Situation ausgesprochen schwerfiel. »Am besten sagen Sie einfach, was Sie auf dem Herzen haben, Mr. Boone.«

»Nur nicht so hastig, junge Frau«, entgegnete Boone und schaute sekundenlang auf Jennys lange schlanke Beine, die der kurze Jeansrock natürlich seinen Blicken preisgab. »Etwas Zeit müssen Sie schon mitbringen. Oder haben Sie gerade etwas Wichtiges zu tun?«

So wie er das aussprach, konnte man fast den Eindruck haben, als wenn Jenny die ganze Zeit über nur an unwichtigen Dingen arbeitete. Aber das war eben typisch für einen Mann wie Douglas Boone, der wahrscheinlich in seinem ganzen Leben noch nichts von Gleichberechtigung und Emanzipation gehört hatte. Aber dagegen anzukämpfen, war bei Boone vollkommen zwecklos. Deswegen überhörte Jenny seine bissige Ironie.

»Ich bereite gerade die Entwürfe für Hutchinson auf, Mr. Boone«, antwortete Jenny leicht gereizt. »Aber an den Texten möchte ich noch einiges ändern und …«

»Ach ja, die Sache mit Hutchinson«, unterbrach Boone sie und lehnte sich genüsslich zurück. »Gut, dass Sie das erwähnen, denn genau das ist es, worüber ich mit Ihnen reden wollte.«

»So?«, hakte Jenny sofort ein. »Gibt es vielleicht Neuigkeiten in dieser Sache?«

»So könnte man das auch ausdrücken, Jenny, bitte nehmen Sie nicht persönlich, was ich Ihnen jetzt sagen muss. Aber es ist ganz einfach so, dass Sie vielleicht … Ich meine … Ich meine, dass Don Matlock die Hutchinson-Sache übernehmen sollte. Sie wissen, dass er vor vier Wochen eine gute Arbeit abgeliefert hat. Und da von Hutchinsons Auftrag auch für uns eine Menge abhängt, halte ich es für ratsam, wenn Sie mit Don zusammen an diesem Projekt weiterarbeiten.«

Nun war es heraus – das, was Jenny eigentlich schon seit Tagen befürchtet hatte. Boone traute einer Frau nicht zu, dass sie wichtige Aufgaben übernehmen konnte. Die eigentlichen Entscheidungen in dieser Agentur wurden immer nur von Männern getroffen. Und das, obwohl Jenny gerade in diesem Fall so erstklassige Vorarbeit geleistet hatte. Die Entwürfe waren praktisch schon fertig, und nun kam so etwas dazwischen.

»Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, Jenny«, versuchte es Boone erneut in kameradschaftlichem Ton. »Wenn es nicht gerade Hutchinson wäre, müssten wir uns beide jetzt nicht darüber unterhalten. Aber Hutchinson ist nun unser größter und wichtigster Kunde, den wir mit allen Mitteln zufriedenstellen müssen. Selbstverständlich weiß ich zu schätzen, was Sie bisher in dieser Sache geleistet haben. Da aber Don Matlock wieder genesen ist, sollten Sie ihn in Ihre Arbeit miteinbeziehen. Sie wissen doch, in dieser Agentur wird Teamgeist über alles geschätzt.«

Boones Worte waren natürlich der blanke Hohn für Jenny. Und dass er noch die Frechheit besaß, ihr das mit einem wohlwollenden Grinsen zu sagen – das brachte sie erst recht auf die Palme. Es war eine himmelschreiende Ungerechtigkeit, ihr ausgerechnet diesen arroganten Matlock vor die Nase zu setzen. Einen Mann, der noch vollkommen antiquierte Texte konzipierte und im Grunde genommen neuen Ideen gegenüber alles andere als aufgeschlossen war. Dass so einer wie Matlock in Boones Agentur natürlich Karriere machen konnte, lag auf der Hand, weil Boone nämlich ein Spießer war, der immer noch nicht begriffen hatte, dass man in der Werbebranche mit ganz anderen Mitteln arbeiten musste, um Erfolg zu haben. Dass es Boone aber dennoch schaffte, seine zahlenden Kunden mit nichtssagenden Werbetexten abzuspeisen, war ihr bisher ein Rätsel.

»Mr. Boone, mit einem Mann wie Matlock kann ich nicht zusammenarbeiten«, verteidigte sich Jenny. Zu Recht, weil sie sich natürlich übergangen fühlte. »Wir sind in Sachen Werbetexte so verschieden wie Hund und Katze, wenn Sie verstehen, was ich damit sagen will. So kommen wir ganz bestimmt auf keinen gemeinsamen Nenner.«

»Wenn Sie sich bemühen und etwas guten Willen zeigen, dann ist das ganz bestimmt der Fall«, erwiderte Boone leicht verärgert, da er Einwände jeglicher Art wie die Pest haste. »Und wenn wir schon beim Thema sind«, fuhr er dann gereizt fort, »dann muss ich Ihnen leider sagen, dass Ihre Art von Texten des Öfteren zu aggressiv ist. Jenny, Sie sollten Ihr Temperament besser zügeln. Oder haben Sie vergessen, wie empfindlich Hutchinson reagieren kann?«

»Mr. Boone, ich glaube, es hat keinen Zweck mehr, darüber zu reden«, antwortete Jenny aufgebracht. »Was mich betrifft – ich bin nach wie vor nicht bereit, mit Matlock zusammenzuarbeiten. Das gibt sowieso das reinste Chaos, und das wissen Sie auch.«

»Dann bleibt mir nach Lage der Dinge wohl nichts anderes übrig, als Don allein mit der Aufgabe zu betreuen, Jenny«, erklärte Boone achselzuckend. »Es ist Ihre Schuld, wenn Sie die angebotene Chance nicht nützen wollen. Übergeben Sie Don heute Mittag die Hutchinson-Dateien. Sie können sich in der Zwischenzeit mit der Konzipierung von Texten für Barnes & Co. befassen …«

»Barnes & Co.!«, stöhnte Jenny. »Meinen Sie wirklich, dass mich so etwas Simples noch reizt, Mr. Boone?«

»Sie müssen ja nicht, Jenny. Wenn Sie sich bereit erklären, Matlocks Ratschläge zu befolgen, können Sie weiterhin an der Hutchinson-Kampagne arbeiten.«

»Aber nicht mit Matlock!«, stieß Jenny hervor und strich sich eine widerspenstige Strähne ihrer langen blonden Mähne aus der Stirn. Wenn Blicke hätten töten können, dann wäre Boone sicherlich vom Stuhl gefallen. Aber so war Jenny machtlos gegen den Willen ihres Chefs. Dieses Gespräch war wieder einmal ein Beweis dafür, dass sie sich zusehends in dieser Werbeagentur einfach nicht mehr wohl fühlte. Im Vergleich zu den Möglichkeiten, die einer talentierten Werbetexterin wie Jenny in New York geboten wurden, war Chicago dagegen die reinste Provinz.

Sie erhob sich, kehrte ihrem Chef den Rücken und verließ das Büro.

***

»Liebling, was ist denn mit dir los?«, fragte Larry Stevens bestürzt, als Jenny zu ihm in den Wagen stieg und sich von ihm nur auf die Wange küssen ließ. »Du schaust ja so unglücklich drein, als wenn dir eine Laus über die Leber gelaufen wäre.«

Eigentlich war Jenny nicht in Stimmung, um mit ihrem Freund darüber zu reden. Aber sie kannte Larry und wusste, dass der nicht lockerließ, bis er von ihr die Wahrheit erfahren hatte. Deshalb berichtete sie ihm von dem Gespräch mit Boone und dass sie anschließend mit Matlock noch eine Menge Ärger gehabt hatte.

»Weißt du, was Matlock zu meinen Textentwürfen gesagt hat?«, ereiferte sich Jenny, während Larry den Motor startete und sich in den fließenden Verkehr einfädelte. »Er hat gesagt, meine Texte seien viel zu aggressiv und nichtssagend. Glaubst du vielleicht, dass ich mir so etwas gefallen lassen muss? Natürlich habe ich ihm die Meinung gesagt, und zwar so, dass er es auch verstanden hat.« Sie zog einen Schmollmund. »Was natürlich für Boone Anlass war, mir die Sache ganz zu entziehen, weil ich angeblich nicht genügend Kooperation gezeigt habe!«

»Jenny, Jenny«, meinte Larry kopfschüttelnd, nachdem er sich ihre anklagenden Worte angehört hatte. »Deine kesse Zunge wird dich noch mal in Teufels Küche bringen, wenn du nicht aufpasst. Ist es denn wirklich so schlimm, wenn du die Hutchinson-Sache im Team bearbeitest? Karriere macht man nicht von heute auf morgen. Da muss selbst eine Frau wie du warten können.«

»Ich will aber nicht warten.« Ihre hübschen blauen Augen schienen Funken zu sprühen. »Larry, mir ist jetzt klar, dass ich in dieser Werbeagentur überhaupt keine Zukunft habe. All meine Hoffnungen sind heute endgültig im Keim erstickt worden. Und warum? Weil dieser Spießer Boone Frauen gegenüber voreingenommen ist.«

»Nun mach aber mal halblang!«, versuchte Larry seine wütende Freundin zu beruhigen und achtete deswegen für einen Augenblick nicht auf den Verkehr. Erst im letzten Moment erkannte er, dass die Ampel an der großen Kreuzung schon längst Rot zeigte. Sofort trat er auf die Bremse, und der Wagen kam abrupt zum Stehen.

»Ich glaube, du willst mich nicht verstehen, Larry«, versuchte es Jenny, nachdem die Ampel wieder Grün zeigte und Larry Gas geben konnte. »Glaubst du vielleicht, ich lasse mich auf Dauer von diesem Boone unterbuttern? Eher hänge ich meinen Job an den Nagel und suche mir einen anderen.«

»Ich habe dir doch schon einmal gesagt, dass du gar nicht arbeiten musst, Liebling. Schließlich kann ich uns beide mit Leichtigkeit durchbringen. Gut, hänge deinen Job an den Nagel und zieh endlich zu mir. Ich verspreche dir, dass du keine Sorgen mehr haben wirst.«

»Larry, ich habe noch keine Lust, im trauten Heim Däumchen zu drehen«, entgegnete Jenny. »Mein Beruf als Texterin macht mir Spaß, weil er ungeahnte Möglichkeiten bietet, vorausgesetzt, dass man auch eine Chance bekommt. In New York wäre das ganz einfach. Hier in Chicago fühle ich mich wirklich wie in der Provinz.«

»Sag nur, du willst nach New York gehen?«, hakte Larry sofort nach. »Das würde ich mir an deiner Stelle noch einmal reiflich überlegen. Glaub ja nicht, dass die da auf eine Frau wie dich nur gewartet haben.«

»Aber versuchen werde ich es trotzdem«, beharrte Jenny auf ihrer Meinung. »Auf jeden Fall bleibe ich kein halbes Jahr mehr in dieser Agentur. Wegen Boone und seinem Handlanger Matlock bekomme ich sonst noch Alpträume.«

»Dann vergiss doch, was heute geschehen ist. Weißt du was? Du ziehst dich um, wenn du zu Hause bist, und dann gehen wir heute Abend aus. Mit Disco, einem noblen Restaurant und all dem, was erforderlich ist, um dein Stimmungstief ein für alle Mal zu beseitigen und …«

»Ich halte das nicht für eine gute Idee«, sagte Jenny zu seinem Erstaunen. »Am besten bringst du mich jetzt ganz schnell heim. Weißt du, Larry, lass mich heute einmal ganz allein. Du hättest an mir heute ohnehin keine große Freude.«

»Das wird sich bestimmt noch ändern«, prophezeite ihr Freund. »Wenn wir erst in der Disco sind, dann …«

»Nein, Larry«, unterbrach sie ihn entschieden.

Larry machte ein ziemlich enttäuschtes Gesicht, als er den Wagen vor Jennys Wohnung anhielt und ihr dabei in die Augen schaute. Um es kurz zu machen, hauchte sie ihm einen sanften Kuss auf die Wange und stieg dann hastig aus.

»Jenny, warte doch!«, rief er ihr hinterher und machte Anstalten, ebenfalls auszusteigen.

»Bitte, Larry!«, bat Jenny ihn mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete. »Versuche, mich zu verstehen, und lass mich allein. Du kannst ja in die Disco gehen, wenn du möchtest. Was mich betrifft – mir steht der Sinn jetzt nach ganz anderen Dingen.«

Notgedrungen musste er sich fügen. Sie winkte ihm zu, schloss die Haustür auf und verschwand im Flur. Larry gab Gas und fuhr mit quietschenden Reifen davon.

Natürlich war er wütend, weil er sich zu Recht auf einen netten Abend mit Jenny gefreut hatte. Und vielleicht noch auf etwas mehr. Jenny hatte aber gerade in letzter Zeit feststellen müssen, dass sie selbst in Larrys Armen das Gefühl der vollkommenen Geborgenheit vermisste.

Warum nur?

Kapitel 2

Die Prospekte, die aus ihrem Briefkasten hervorquollen, sah Jenny nur kurz an und beförderte sie dann in den Papierkorb. Dann goss sie sich ein Glas frische Milch ein und machte es sich in den kleinen, aber dafür umso schöneren vier Wänden so richtig gemütlich. Erst jetzt wich alles von ihr, was sie während der letzten Stunde beschäftigt hatte.

Zufällig fiel Jennys Blick auf die dicke Wochenendausgabe der Times, die noch ungelesen auf einem Sessel lag: Jenny schlug die Zeitung auf, schaltete den Fernseher ein und beschloss, nicht ans Telefon zu gehen, selbst wenn jemand Sturm läuten sollte. Für den Rest des Tages war sie jedenfalls für niemanden mehr zu sprechen.

Fast schon automatisch richteten sich ihre Blicke auf die zahlreichen Stellenangebote, vor allen Dingen aus dem New Yorker Raum. Natürlich wirkte die eine oder andere Anzeige überaus verlockend. Aber was dafür an beruflichen Qualifikationen von dem jeweiligen Bewerber gefordert wurden, das war doch etwas zu viel für eine junge Frau wie Jenny.

Während im Hintergrund der Nachrichtensprecher auf der flimmernden Mattscheibe die wichtigsten Ereignisse bekanntgab, entdeckte Jenny ein Stellenangebot, das spontan ihr Interesse weckte. Es war eine Anzeige der Werbeagentur Carson’s Art, die optisch recht ansprechend gestaltet war. Dort war eine Stelle als Art Director ausgeschrieben – ein Job, der Jenny schon immer gereizt hatte. Und was an Anforderungen gestellt wurde, das traute sie sich durchaus zu.

In diesem Moment leitete der Nachrichtensprecher zur nachfolgenden Sendung über: eine Talkshow, die jeden Tag um diese Zeit ausgestrahlt wurde. Zuerst hörte Jenny nur mit halbem Ohr hin, weil der Talkmaster meistens nur langweilige Gäste in seiner Show hatte. Erst als der Mann einen Schriftsteller namens Clint Morgan als Gesprächspartner vorstellte, hob Jenny ihren Blick und schaute zur Mattscheibe. Genau in diesem Moment schwenkte die Fernsehkamera groß auf den Gast der Show. Es war ein großer schlanker Mann mit dunklen Haaren, einem sonnengebräunten Gesicht und einem Dreitagebart, der ihn recht verwegen aussehen ließ.

Jenny ertappte sich dabei, dass sie eine Spur zu intensiv auf den Bildschirm schaute, während der Talkmaster das Gespräch eröffnete. Was er zu sagen hatte, interessierte Jenny gar nicht mehr, denn sie war förmlich gefangen von diesem Dunkelhaarigen, der spannende Thriller schrieb, die gerade in letzter Zeit zu Bestsellern geworden waren. Grund genug, ihn in diese Show einzuladen. Natürlich hatte auch Jenny diesen Namen schon einmal gehört. Aber unter einem Schriftsteller hatte sie sich bisher immer einen blassen, hageren Typ mit altmodischer Brille und beginnender Glatze vorgestellt. Eben genau das Gegenteil von dem Mann, der sämtliche Vorurteile gegenüber der schreibenden Zunft zu strafen schien.

»… Erfolg bekommt man nicht geschenkt«, hörte Jenny Clint Morgan mit einer Stimme sagen, die unbekannte Saiten in ihr anschlagen ließ. »Man muss schon etwas dafür tun. Eine Agentur, die eine gute Werbung macht, ist schon der halbe Weg zum Erfolg …«

Zu ihrem Erstaunen hörte sie, dass der Talkmaster den Namen Carson’s Art erwähnte. Wie elektrisiert schaute sie abwechselnd auf die Stellenanzeige in der Times und auf die Mattscheibe.

»… Carson’s Art hat die PR für mein erstes Buch gemacht«, berichtete der gutaussehende Autor. »Sie können sich ganz bestimmt vorstellen, wie zufrieden ich damit war …«

Je länger Jenny Zeuge dieser Talkshow auf dem Bildschirm wurde, umso mehr beeindruckte sie dieser Clint Morgan, ein Typ, der genau ihrer Idealvorstellung entsprach. Er arbeitete also mit der Werbeagentur Carson’s Art zusammen, deren Stellenanzeige aus unerklärlichen Gründen unter der Vielzahl der anderen Jenny sofort aufgefallen war. Eigentlich ein bemerkenswerter Zufall, wie Jenny fand.

Sie verfolgte weiterhin die Geschehnisse auf der Mattscheibe und hörte zu, was der Schriftsteller zu berichten hatte. Vor allem, als der Talkmaster auf Morgans Privatleben zu sprechen kam, lauschte Jenny besonders interessiert. Für einen Moment hielt sie den Atem an, als Morgan die alles entscheidende Frage gestellt bekam, ob sein Privatleben denn auch in geordneten Bahnen verliefe.

»Aber ja«, bekam der Talkmaster zur Antwort. »Ich bin keiner von diesen Partylöwen, wenn Sie das damit zum Ausdruck bringen wollten. Im Grunde genommen lebe ich sehr zurückgezogen und dazu noch allein …«

Täuschte sich Jenny, oder hatte sie gerade erleichtert aufgeatmet? In dem Augenblick nämlich, als sie erfahren hatte, dass Clint Morgan nicht verheiratet war. Trotzdem musste das nichts bedeuten. Ein gutaussehender Mann wie er hatte sicherlich genügend Auswahlmöglichkeiten, zumal bei seinem Bekanntheitsgrad. Eigentlich ein Heiratskandidat, wie man ihn sich wünscht.

Diese Gedanken beschäftigten Jenny so sehr, dass sie den Rest des Gesprächs nicht mehr bewusst mitbekam. Erst als sich der Talkmaster von Clint Morgan verabschiedete, schaute sie noch einmal wie gebannt auf den Bildschirm – so lange, bis die Kameras wieder auf den Talkmaster umschwenkten, der zu einem anderen Punkt überleitete. Was für Jenny bedeutete, dass sie nicht mehr länger darauf achten musste.

Stattdessen blickte sie wie hypnotisiert auf die Stellenanzeige von Carson’s Art, die ihr nicht mehr aus dem Kopf gehen wollte. Eine Agentur, die für einen berühmten Schriftsteller wie Clint Morgan die PR machte, musste einfach faszinierende Möglichkeiten bieten.

Kurzentschlossen riss sie die Anzeige heraus und las sie noch einmal Satz für Satz durch. Dann stand ihr Entschluss fest. Sie wollte sich dort bewerben. Und wenn sich Jenny etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann ließ sie alles andere stehen und liegen.

Schnell war die Bewerbung geschrieben. Jenny fügte die üblichen Zeugnisunterlagen und ein Foto von ihr hinzu, dann versendete sie alles als Mail. Schließlich durfte man so eine Chance nicht ungenutzt verstreichen lassen.

Anschließend entschied sie sich, doch noch mal die Wohnung zu verlassen und die eine oder andere Kleinigkeit einzukaufen.

Sie war so in Gedanken versunken, dass ihr Blick gar nicht auf den Ford Kuga fiel, der auf der gegenüberliegenden Straßenseite parkte, denn sie malte sich gerade aus, was sie sich abends kochen wollte. Erst als sie hastige Schritte hinter sich hörte, blieb sie unwillkürlich stehen und drehte sich um.

Ein Seufzer kam über ihre schön geschwungenen Lippen, als sie erkannte, dass Larry die Straße überquerte und ihr zuwinkte. Den hatte sie nun wirklich nicht erwartet. Und worauf das hinauslief, das konnte sie sich gut vorstellen.

»Ich habe schon auf dich gewartet, Liebling«, sagte Larry mit einem strahlenden Lächeln. »Für einen Moment hatte ich befürchtet, dass du länger ausbleibst und …«

»Ich war nur einkaufen, Larry«, unterbrach ihn Jenny, weil ihr seine andauernde Neugierde auf den Geist ging. »Das darf ich doch wohl noch, ohne dass du mich auf Schritt und Tritt beobachtest, oder?« Sie holte tief Luft, bevor sie fortfuhr: »Außerdem hatten wir beide doch vereinbart, dass du mich für heute Abend in Ruhe lässt. Oder hast du das schon wieder vergessen, Larry?«

Er wand sich wie ein Aal, ehe er zu einer Antwort ansetzte. »Natürlich habe ich das nicht vergessen, mein Schatz«, sagte er und nahm Jenny die Einkaufstüten ab. »Aber ich dachte mir, es wäre vielleicht eine gute Idee, dir doch für ein oder zwei Stunden Gesellschaft zu leisten. Ich hatte auch keine Lust, allein in die Disco zu gehen.«

»Gut, dann komm rein«, stimmte Jenny notgedrungen zu, weil sie wusste, dass sie ihn sonst nicht losgeworden wäre. »Aber wirklich nur für eine Stunde. Denk daran, was du mir versprochen hast, ja?«

»Versprochen ist versprochen«, erwiderte er überglücklich, und Jenny erkannte, dass es ein Fehler gewesen war, sich überreden zu lassen. Larry schaute nämlich ganz danach aus, als wenn er beabsichtigte, nicht nur für eine Stunde, sondern die ganze Nacht zu bleiben. Da blieb ihr nichts anderes übrig, als einen Riegel vorzuschieben, auch wenn ihm das bestimmt nicht passte. So etwas konnte man aber nicht zwischen Tür und Angel besprechen.

»Möchtest du einen Kaffee?«, fragte Jenny, während Larry die Einkaufstüten in der Küche abstellte.

»Keine schlechte Idee«, antwortete er mit einem breiten Lächeln und nahm unaufgefordert auf der breiten Couch Platz. Es sah wirklich ganz danach aus, als wenn er sich auf einen längeren Aufenthalt eingerichtet hätte.

Tausend Gedanken gingen Jenny durch den Kopf, während sie Kaffee kochte. Sie überlegte fieberhaft, wie sie Larry dazu überreden konnte, so bald wie möglich zu gehen. Natürlich wollte sie ihn nicht kränken, denn darauf reagierte er überempfindlich. Doch sie hatte sich nun mal vorgenommen, an diesem Abend mit sich und ihren eigenen Problemen allein zu sein. Die Anwesenheit Larrys war nicht geplant gewesen.

Als sie mit dem Kaffee wieder ins Wohnzimmer kam, studierte Larry gerade die Zeitung. Wahrscheinlich schien er gerade bemerkt zu haben, dass eine halbe Seite herausgerissen war, ausgerechnet im Anzeigenteil des Stellenmarktes. Ein Mann wie Larry konnte eins und eins zusammenzählen.

»Möchtest du Milch und Zucker?«, fragte sie ihn eine Spur zu hastig, um ihn von der Zeitung abzulenken. Aber das schaffte sie nicht, denn Larry beantwortete ihre Frage gar nicht, sondern blickte wie hypnotisiert auf die Zeitung und strich sich gedankenverloren übers Kinn.

»Sag mal, du denkst doch nicht ernsthaft an einen beruflichen Wechsel?«, fragte er und griff nach der Kaffeetasse. »Ich hatte gedacht, das sollte nur ein Scherz sein.«

»Und wenn es so wäre?« Jenny nahm nicht neben ihm Platz, sondern gegenüber. »Hast du vielleicht etwas dagegen, dass ich mich selbst verwirklichen möchte?«

»Man sollte das doch nicht übertreiben«, antwortete Larry und ließ einen fast schon beschwörenden Ton anklingen. »Jenny, ich habe dir schon mal gesagt, dass du dir nicht den Kopf über deine Zukunft zerbrechen musst. Ich habe genug Geld, um alle diese Probleme zu lösen und …«

»Larry, es ist besser, wenn du sofort gehst«, schnitt sie ihm das Wort ab. »Es war ein Fehler von mir, dich mit in die Wohnung zu nehmen. Leider habe ich das zu spät bemerkt. Trink bitte deinen Kaffee aus und lass mich für heute in Ruhe.«

»Ich bin sprachlos«, stieß er hervor, ein wenig verwirrt über Jennys impulsives Verhalten. Da kam wieder ihr Dickkopf zum Vorschein, und das war etwas, was auch ein geduldiger Mensch wie Larry auf den Tod nicht ausstehen konnte. »Sag mal, was ist eigentlich los mit dir?«

»Ich möchte nur meine Ruhe haben, das ist alles.« Jenny wich seinen neugierigen Blicken aus. »Geh bitte jetzt, ich möchte keinen Streit mit dir, nicht heute Abend.«

»Glaubst du vielleicht, ich möchte das? Aber gut, ich werde gehen.« Er stand eine Spur zu hastig auf. »Aber so was kannst du nur einmal mit mir machen. Ich gehöre nicht zu denen, mit denen du nach Belieben umspringen kannst.«

Larry war ausgesprochen wütend, als er Jennys Wohnung verließ, ohne sich mit einem Kuss zu verabschieden. Das fiel Jenny aber erst später auf. Im Grunde genommen war sie nämlich sehr erleichtert, dass sie nun wieder allein war. In ihrer Beziehung zu Larry hatte es einen Riss gegeben.

Warum nur? Larry war zwar manchmal ziemlich anstrengend, aber ihrem Verhältnis zueinander hatte das keinen Abbruch getan. Nur diesmal war ein deutlicher Missklang zu spüren, der auch nicht darüber hinwegtröstete, dass es sich dabei um einen augenblicklichen Stimmungsumschwung handelte. Nein, dieses Gefühl blieb, und es dauerte auch noch während der nächsten Tage an.

Kapitel 3

Jenny roch Don Matlocks aufdringliches Aftershave, als er sich etwas zu tief herabbeugte. Dieser Kerl nutzte doch praktisch jede Gelegenheit, um einen weiteren Versuch zu starten, mit Jenny auf Tuchfühlung zu gehen.

»Nicht schlecht«, meinte er dann, während er ihre Textentwürfe begutachtete. »Vielleicht sollten wir nur den letzten Absatz etwas entschärfen. Gerade Hutchinson ist ein Kunde, der aggressive Werbung ablehnt und …«