HOT SUMMER KISSES: Vier Romane in einem eBook - Isabelle Wallon - E-Book
SONDERANGEBOT

HOT SUMMER KISSES: Vier Romane in einem eBook E-Book

Isabelle Wallon

0,0
5,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 3,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Große Gefühle und die schönsten Orte der Welt: Der romantische Sammelband »HOT SUMMER KISSES« von Isabelle Wallon als eBook bei dotbooks. Vier Frauen, vier ebenso attraktive wie undurchschaubare Männer, vier gefühlvolle Romane voller Romantik und Abenteuer … Eigentlich will Tanya nur eine entspannte Zeit in Thailand verbringen, um neue Energie zu tanken – doch kaum ist sie im schillernden Bangkok angekommen, lernt sie den unverschämt gutaussehenden Tom Cunningham kennen. Ist er der richtige Mann für einen heißen Urlaubsflirt … oder sogar mehr? Die gleiche Frage müssen sich auch Lara, Amanda und Wendy stellen, die in Kenia, Venezuela und Ägypten nach den Sternen greifen – aber darf man im Paradies wirklich den eigenen chaotischen Gefühlen trauen? Stürmische Begegnungen, zärtliche Stunden und das Chaos, das man Liebe nennt: Genießen Sie die romantischen Romane in diesem Sammelband! Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der Romantik-Sammelband »HOT SUMMER KISSES« von Isabelle Wallon mit vier Liebesromanen für alle Romance-Fans. Wer liest, hat mehr vom Leben! dotbooks – der eBook-Verlag.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 643

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Über dieses Buch:

Vier Frauen, vier ebenso attraktive wie undurchschaubare Männer, vier gefühlvolle Romane voller Romantik und Abenteuer … Eigentlich will Tanya nur eine entspannte Zeit in Thailand verbringen, um neue Energie zu tanken – doch kaum ist sie im schillernden Bangkok angekommen, lernt sie den unverschämt gutaussehenden Tom Cunningham kennen. Ist er der richtige Mann für einen heißen Urlaubsflirt … oder sogar mehr? Die gleiche Frage müssen sich auch Lara, Amanda und Wendy stellen, die in Kenia, Venezuela und Ägypten nach den Sternen greifen – aber darf man im Paradies wirklich den eigenen chaotischen Gefühlen trauen?

Stürmische Begegnungen, zärtliche Stunden und das Chaos, das man Liebe!

Über die Autorin:

Isabelle Wallon, geboren 1957, schreibt seit 20 Jahren Romane in den unterschiedlichsten Genres.

Bei dotbooks veröffentlichte Isabelle Wallon bereits die Romane:

»Zu viel Liebe, gibt es das«, »Mit dir in meiner Hängematte«, »Paris-New York mit Turbulenzen« und »Liebe, so stürmisch wie das Meer« – diese vier Romane sind auch als Sammelband mit dem Titel »Liebe ist wie Sommerwind« erhältlich – und »Ein total verrücktes Wochenende«, »Immer wenn ich von dir träume«, »Der Geliebte aus Texas«, »Halt mich fest in deinen Armen« und »Bleib heute Nacht bei mir« – diese fünf Romane sind auch als Sammelband mit dem Titel »Liebe ist wie Brausepulver« erhältlich.

***

eBook-Sammelband-Originalausgabe April 2020

Dieser Sammelband erschien bereits 2019 unter dem Titel »Liebe ist wie Sonnenschein« bei dotbooks.

Einen Quellennachweis für die in diesem Band vorliegenden Romane finden Sie am Ende dieses eBooks.

Copyright © der Originalausgabe 2019, 2020 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: dotbooks GmbH, München, unter Verwendung eines Bildmotivs von Adobe Stock/olga_igorevna

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ts)

ISBN 978-3-96148-817-9

***

Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags

***

Wenn Ihnen dieser Roman gefallen hat, empfehlen wir Ihnen gerne weitere Bücher aus unserem Programm. Schicken Sie einfach eine eMail mit dem Stichwort »Hot Summer Kisses« an: [email protected] (Wir nutzen Ihre an uns übermittelten Daten nur, um Ihre Anfrage beantworten zu können – danach werden sie ohne Auswertung, Weitergabe an Dritte oder zeitliche Verzögerung gelöscht.)

***

Besuchen Sie uns im Internet:

www.dotbooks.de

www.facebook.com/dotbooks

www.instagram.com/dotbooks

blog.dotbooks.de/

Isabelle Wallon

Hot Summer Kisses

Vier Romane in einem eBook

dotbooks.

Urlaub – Liebe inbegriffen

Tanya Morris ist keine Frau, die sich leicht aus dem Konzept bringen lässt. Ja, sie hat gerade ihren gutbezahlten Job verloren – aber Tanya beschließt, trotzdem erst einmal Urlaub zu machen. Danach will sie mit frischer Energie beruflich neu durchstarten. Doch kaum ist Tanya im schillernden Bangkok angekommen, werden ihre Gefühle auf ungeahnte Art durcheinander gewirbelt: Sie begegnet Tom Cunningham, der unverschämt gut aussieht … aber auch so von sich überzeugt ist, dass er Tanya zur Weißglut treibt. Trotzdem willigt sie ein, sich von ihm die schönsten Orte Thailands zeigen zu lassen – und ahnt nicht, welches Abenteuer damit für sie beginnt!

Kapitel 1

Über den Bordlautsprecher war die Stimme der Stewardess zu vernehmen. Sie gab bekannt, dass die Boeing 747 in wenigen Minuten in Bangkok landete. Die Passagiere wurden gebeten, sich anzuschnallen.

Tanya Morris gähnte. Mehr als elf Stunden hatte dieser Flug gedauert, und sie fühlte sich wie gerädert. Sie warf einen Blick aus dem Fenster und sah gerade die aufgehende Sonne, die von einer solchen Intensität war, wie sie es nie zuvor gesehen hatte. Der Sonnenaufgang in Thailand war ganz anders als in New York. Hier erschien die Sonne von einer Sekunde zur anderen und verbreitete gleißende Helligkeit.

Tanya warf einen kurzen Blick auf ihre Armbanduhr. Es war noch früh am Morgen. Hoffentlich stand Onkel Jason trotzdem schon am Flughafen, um sie abzuholen, denn Tanya war zu müde, womöglich länger auf ihn zu warten. Alles, was sie jetzt noch wollte, war ein großes weiches Bett und ein paar Stunden Schlaf.

Die Maschine flog allmählich tiefer und durchstieß die dichte Wolkendecke. Für einen Augenblick war die Sicht verhüllt, doch dann breitete sich direkt unter den Tragflächen eine Welt aus, von der Tanya zwar schon sehr viel gehört, die sie aber noch nie selbst gesehen hatte – Thailand!

Die Millionenstadt Bangkok lag unter ihr. Je tiefer die Maschine ging, umso mehr Einzelheiten konnte Tanya erkennen. Immer wieder brachen sich die Sonnenstrahlen auf golden glitzernden Dächern der unzähligen Tempel. Bangkok war die Stadt der tausend Tempel, und jeder war eine Kostbarkeit für sich.

Wenige Augenblicke später setzte die Boeing 747 mit einem sanften Ruck auf und kam zum Ausrollen. Sie wurde immer langsamer, bis sie schließlich stehen blieb. Gemeinsam mit den anderen Passagieren verließ Tanya die Maschine und betrat die Gangway.

Das Erste, was sie von Thailand mitbekam, war drückende Hitze. Sofort bildeten sich feine Schweißperlen auf Tanyas Stirn. Es herrschten mindestens 30 Grad, wenn nicht noch mehr. Und Onkel Jason hatte ihr geschrieben, dass das Frühlingswetter geradezu ideal für einen Urlaub sei.

Wie hoch mochten dann erst im Sommer die Temperaturen klettern?

Busse standen schon bereit, um die angekommenen Passagiere zum Büro der Einwanderungsbehörde und zur Gepäckabfertigung zu bringen. Die ersten Thais, die Tanya sah, hatten freundliche, offene Gesichter. Ein gutes Zeichen, fand sie und fühlte sich sofort wohl hier.

Die Formalitäten waren schnell erledigt. Tanya ging dann noch zur Gepäckabfertigung, um ihren Koffer abzuholen, und eilte anschließend zur großen Ankunftshalle.

Onkel Jason würde sie bestimmt ungeduldig erwarten. Jason Morris, ein Bruder ihres Vaters, war ein bekannter Geschäftsmann in Bangkok und hatte sie zu einem Urlaub eingeladen.

Den konnte Tanya auch sehr gut gebrauchen, nach allen negativen Erfahrungen der letzten vier Wochen. Sie arbeitete als Designerin für eine renommierte New Yorker Porzellan-Manufaktur. Es war ein anstrengender Job, obwohl er natürlich interessant und abwechslungsreich war. Trotzdem war sie entlassen worden, weil der Juniorchef sich von einem Unternehmensberater mit Zahlen und Fakten dazu hatte überreden lassen, einige kostenintensive Mitarbeiter zu entlassen. Und dazu gehörte auch Tanya.

Tanya griff sich ihren Koffer und lief zur Ankunftshalle. Als sich die automatischen Türen vor ihr öffneten, erblickte sie Dutzende von Thais, die ebenfalls auf ihre Angehörigen warteten. Und dann erkannte sie Jason Morris!

»Onkel Jason!«, rief sie hocherfreut, als sie ihren Onkel winken sah. Im nächsten Augenblick schlang sie auch schon die Arme um seinen Hals und küsste ihn stürmisch.

Der weißhaarige Jason Morris lächelte ein bisschen verwirrt, drückte seine Nichte dann aber ebenfalls an sich.

»Willkommen in Bangkok, Tanya!«, begrüßte er die blonde junge Frau in dem hellen Kleid, das ihr so gut stand. »Wir haben uns ja eine halbe Ewigkeit nicht mehr gesehen. Als ich das letzte Mal in New York war, da warst du noch ein junger Hüpfer. Gerade so groß!« Er zeigte mit der Hand eine Höhe, die gerade bis an seinen Bauch reichte. »Und was für eine attraktive Frau bist du geworden.«

»Nun mach mir doch nicht gleich zu Beginn so viele Komplimente, Onkel Jason«, lachte Tanya. »Ich bin doch nur deine Nichte, die dich besuchen kommt.«

»Und eine schöne Frau obendrein«, beharrte Jason Morris. »Aber lass uns gehen. Hier ist es ein wenig hektisch. Wir fahren jetzt erst mal zu mir. Da kannst du dich ausruhen. Du musst nämlich für heute Abend fit sein. Ich habe einen großen Empfang im Oriental Hotel geplant, eigens für dich.«

Er nahm Tanyas Koffer und ging voran. Tanya war sprachlos angesichts dieser Neuigkeiten. Vom Oriental Hotel hatte sie schon in einigen Zeitschriften gelesen und anschließend im Internet recherchiert, weil sie neugierig geworden war. Es galt als eines der besten und teuersten Hotels in der ganzen Welt. Und wenn Onkel Jason dort einen Empfang für sie gab, musste das eine Menge Geld kosten.

Als sie den Ausgang des Flughafens erreichten, schlug ihnen die feuchtwarme Hitze wieder von allen Seiten entgegen. Gleichzeitig stürmten etliche Thais sofort auf sie und Onkel Jason zu, um ihre Dienste als Taxifahrer anzubieten.

Tanya war ein wenig hilflos, bis Onkel Jason eingriff. Er redete in der Landessprache auf die Männer ein, und sie ließen sofort von Tanya ab. Jetzt blieben sie unbehelligt.

Onkel Jasons Wagen, ein silbergrauer Mercedes, stand auf einem bewachten Parkplatz. Morris lud den Koffer ein und öffnete Tanya dann die Tür.

»Bedauerlicherweise hat mein Chauffeur bis heute Nachmittag Urlaub«, sagte er lächelnd. »Aber ich habe es mir nicht nehmen lassen, dich persönlich zu chauffieren. Schau dir die Stadt an, Tanya. Die ersten Eindrücke sind immer die wichtigsten.«

Die junge Frau nickte, während sich Onkel Jason hinter das Lenkrad setzte und den Motor startete. Sofort spendete die eingebaute Klimaanlage wohltuende Kühlung, und Tanya lehnte sich behaglich in den Polstern zurück.

Während Onkel Jason den Mercedes auf den Zubringer zu einer der Hauptverkehrsstraßen steuerte, erkundigte er sich bei Tanya nach ihrer Arbeit und ihrem Befinden. Natürlich wollte sie ihm nicht sagen, dass sie in der New Yorker Firma gar nicht mehr arbeitete und seine Einladung nur zu gern angenommen hatte, um nach dem ganzen Stress erst einmal auf andere Gedanken zu kommen. Sie beantwortete bereitwillig seine Fragen, so gut sie konnte, ohne dass der Onkel Verdacht schöpfte, dass womöglich etwas nicht stimmte.

Vor der Mautstelle holte Onkel Jason einen Geldschein aus der Tasche und drückte ihn dem Mann im Glashäuschen in die Hand. Die Benutzung der gut ausgebauten Fernstraßen war in Thailand gebührenpflichtig, wie Tanya überrascht feststellte.

»Schau dir da drüben die Pagode hinter den Bäumen an!«, sagte Onkel Jason und wies auf die andere Straßenseite. Tanyas Blick folgte seiner Hand. Sie entdeckte einen wunderschönen Tempel – ein Meisterwerk asiatischer Baukunst.

»Davon wirst du noch viel mehr sehen, wenn wir erst im Stadtzentrum sind«, fuhr Onkel Jason fort. »Bangkok ist eine Stadt, wie es sie nicht noch einmal gibt. Du wirst diese Stadt liebgewinnen, Tanya. Ich lebe nun schon seit mehr als sechs Jahren hier, und immer bin auch ich aufs Neue überrascht und fasziniert.«

Er verließ die Autobahn und bog zum Stadtzentrum ab. Geschäft reihte sich hier an Geschäft, alles kleine bunte Läden, in denen es alles Mögliche zu kaufen gab. Tanyas Blick fiel auf eine Gruppe kahlköpfiger Männer in gelben Kutten, und ihr Onkel bemerkte es.

»Das sind buddhistische Mönche«, erklärte er seiner Nichte. »Heilige Männer in Thailand. Für die Einheimischen ist es eine große Ehre, sie mit Lebensmitteln zu versorgen. Sie verschaffen sich dadurch einen Platz in Buddhas Reich, sagt man …«

Tanya blickte fasziniert in. die Gesichter der Mönche, die gezeichnet waren von Hunger und Entbehrung. Trotzdem schienen sie eine Ruhe und einen tiefen Frieden auszustrahlen.

»Wir befinden uns jetzt auf der Sukhumvit Road«, erklärte ihr Onkel Jason weiter. »Nördlich von hier liegt Patpong, das bekannte Vergnügungsviertel. Mein Haus ist am südlichen Ende der Stadt, in der Nähe eines kleinen Parks. Ich bin sicher, es wird dir gefallen.«

Onkel Jason machte nie viele Worte, aber als der Mercedes dann vor einem villenähnlichen Gebäude stoppte, war Tanya doch sprachlos.

Das war ja ein Traum! Eine Villa aus weißen Steinen, mitten in einem grünen Park und doch so nahe am Stadtzentrum.

Morris bemerkte ihre Blicke. »Es gefällt dir, nicht wahr? Darauf bin ich auch recht stolz, mein Kind. All das, was du hier siehst, habe ich mir in den vergangenen Jahren aufgebaut.«

Zwei Thais öffneten sofort das schmiedeeiserne Tor, als sie den Mercedes bemerkten.

»Das sind Angestellte von mir«, erklärte ihr Onkel Jason. »Im Haus befinden sich noch drei weitere. Du siehst also, man kann hier ausgezeichnet leben …«

Lächelnd betrachtete Tanya die Angestellten ihres Onkels, die sich vor ihr verneigten. Sie kümmerten sich sofort um ihr Gepäck, während Onkel Jason sie mit einer einladenden Geste aufforderte, ihm zu folgen.

Tanya betrat das Haus. Es war eine modern eingerichtete Villa. Mit allem Komfort der westlichen Zivilisation. Und die brütende Hitze, die draußen herrschte, spürte man hier drinnen überhaupt nicht.

»Das ist dein Zimmer«, sagte Onkel Jason und öffnete eine Tür im Obergeschoss. Dahinter lag ein großer, komfortabel eingerichteter Raum, der Tanya auf Anhieb gefiel. »Ich hoffe, du bist damit zufrieden. Schlaf dich jetzt ein wenig aus, damit du für heute Abend ausgeruht bist.«

Tanya nickte stumm. Sie war einfach sprachlos über den Luxus, der sie hier umgab und nicht zu übersehen war. Onkel Jason musste ein unerhört erfolgreicher Mann in der thailändischen Geschäftswelt sein, das merkte sie sofort.

Nachdem Jason Morris das Zimmer verlassen hatte, zog Tanya sich aus und nahm erst einmal eine kalte Dusche. Anschließend streckte sie sich auf dem weichen Bett aus. Es dauerte nicht lange, bis die Müdigkeit sie übermannte. Tanya schlief ein.

***

»Das Oriental Hotel ist eines der renommiertesten Häuser der ganzen Stadt«, erklärte Onkel Jason seiner Nichte, während sie der Chauffeur ins Stadtzentrum fuhr. »Hier trifft sich alles, was Rang und Namen hat. Du wirst sehen, es wird dir gefallen.«

Tanya nickte und schaute aus dem Fenster. Die Sonne war bereits untergegangen, und das nächtliche Bangkok erwachte zum Leben. Es war eine eigenartige, widersprüchliche Welt, die sich Tanya erschloss. Armut und Reichtum lagen hier auf engstem Raum beieinander. Und überall waren die zahllosen Geschäfte, die rund um die Uhr geöffnet zu haben schienen.

Der Wagen bog jetzt in eine breite Straße ein, und schon von weitem erkannte Tanya ein palastartiges Bauwerk, dessen Eingang in einem wahren Lichtermeer erstrahlte.

Der Chauffeur bremste und lenkte den Wagen darauf zu. Zwei livrierte Diener eilten sofort herbei. Sie öffneten die Tür und verneigten sich vor Tanya und Jason Morris.

»Gehen wir!«, sagte der erfolgreiche Geschäftsmann und nahm Tanyas Arm. »Mein Gott, du bist wirklich die schönste Frau hier, das kann ich dir jetzt schon sagen.«

Bewundernd blickte er Tanya an, die an diesem Abend besonders elegant war. Sie trug ein schulterfreies Abendkleid aus hauchdünner Seide, und der Ausschnitt war mehr als gewagt. Zusätzlich hatte das Kleid an der linken Seite einen raffinierten Schlitz und zeigte viel von Tanyas makellosen Beinen.

Die junge Frau wusste, wie sie auf Männer wirkte, und deshalb lächelte sie nur. Die beiden betraten die Empfangshalle des Hotels, und Tanya hatte für Sekunden den Eindruck, als befände sie sich in einem orientalischen Palast. Wohin sie auch blickte, war sie von märchenhaftem, exotischem Prunk umgeben.

»Der Empfang findet im Roten Salon statt«, erklärte Jason Morris seiner Nichte. »Wir sind ein wenig spät dran. Die anderen werden schon auf uns warten.«

Schon von weitem hörte Tanya leise Musik, die aus einem großen Saal am Ende des langen Flures zu kommen schien. Als sie näher kam, bestätigte sich ihre Vermutung. Zahlreiche Gäste in Abendkleidung hielten sich hier auf, europäische, amerikanische und auch thailändische Geschäftsleute mit ihren Frauen. Beim Eintreten zog Jason sofort die Aufmerksamkeit aller auf sich, und das lag zweifelsohne an seiner charmanten Begleitung.

»Ladies and Gentlemen«, sagte er lächelnd, »darf ich Ihnen meine Nichte Tanya Morris vorstellen? Sie ist eine bekannte Designerin aus New York und wird hier in Thailand einige Wochen Urlaub verbringen …«

Man lächelte Tanya an, und sie neigte grüßend den Kopf und lächelte strahlend zurück.

»Komm, ich mache dich gleich mit den wichtigsten Leuten bekannt«, schlug Onkel Jason ihr vor und führte sie zu einem älteren Ehepaar. »Das sind Konsul Johnson und seine Frau. Sie leben schon lange hier und kennen Thailand noch besser als ich. Wenn du Fragen hast, können sie sie dir bestimmt beantworten. Mich entschuldige bitte für einen Moment.«

Bevor sie ihn daran hindern konnte, war ihr Onkel bereits in der Menge verschwunden. Tanya sah gerade noch, wie er sich lebhaft mit einer älteren Lady unterhielt, dann wurde sie von dem Konsul und seiner Frau in ein Gespräch verwickelt. Mrs. Johnson stellte Tanya noch einigen anderen Gästen vor.

Wenig später bat Jason Morris seine Gäste an das kalte Büfett und verkündete lachend, dass im Nebenraum getanzt werden könnte. Gleichzeitig setzte wieder die Musik ein.

Während Tanya sich von einem Diener ein Glas Rotwein geben ließ, fiel ihr Blick zufällig durch die zweiflügelige Tür auf die Tanzfläche.

Ein merkwürdiges Gefühl überkam Tanya, als sie den Mann sah, der gerade mit einer schlanken Blondine tanzte. Er war groß, hatte einen sportlich durchtrainierten Körper und sah sehr gut aus.

Und genau in diesem Moment schien auch der Unbekannte sie zu entdecken. Ihre Blicke trafen für Sekunden aufeinander, und Tanya war es, als habe sie einen jähen Stromstoß versetzt bekommen.

Ihr Herz klopfte wie rasend, und sie konnte sich einfach nicht erklären, weshalb das so war.

Verwirrt stellte sie das Weinglas ab. Dann schaute sie noch einmal zu dem Mann hinüber, der ihre Aufmerksamkeit erregt hatte.

Auch er sah sie immer noch an, und wieder lief es ihr merkwürdig heiß über den Rücken. Was war nur mit ihr los? Und wer war dieser Mann, der sie mit seinem Blick so unruhig machte?

Die Musik schwieg, und die Paare klatschten Beifall. Tanya bekam aus den Augenwinkeln mit, wie der Mann seine Partnerin von der Tanzfläche führte, und für einen winzigen Moment ertappte sie sich bei dem Wunsch, jetzt an seiner Seite zu sein.

Nachdenklich ging Tanya zum offenen Balkon hinüber und blickte auf das nächtliche Bangkok. In der Ferne schimmerten die Lichter des gewaltigen Kaiserpalastes. Sie waren so hell, dass sie die Nacht fast zum Tage machten. Fremdartige Gerüche erfüllten die Luft.

»So in Gedanken?«, erklang auf einmal eine Stimme hinter Tanya.

Sie war so überrascht, dass sie zusammenfuhr. Als sie sich umdrehte, blickte sie in das lächelnde Gesicht des Mannes, den sie eben noch auf der Tanzfläche beobachtet hatte.

Er hielt zwei Gläser in den Händen, und eines davon gab er jetzt Tanya. Automatisch nahm sie es entgegen. Eine leichte Röte überzog ihr rassiges Gesicht.

»Verzeihung, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt«, fuhr der Mann jetzt fort, und seine Stimme ließ Tanya einen Schauer über den Rücken rinnen. »Mein Name ist Tom Cunningham. Und ich habe natürlich das Vergnügen mit Jason Morris’ Nichte Tanya?«

Sein Lächeln hatte etwas Spöttisches an sich, und das machte Tanya plötzlich zornig.

»Es war wohl nicht schwer, das herauszufinden«, konterte sie. »Onkel Jason hat es ja laut genug bekanntgegeben und …«

»Warum denn gleich so kratzbürstig, Lady?«, erwiderte der Mann namens Tom Cunningham. Sein Lächeln wurde eine Spur gewinnender. »Ich habe Ihnen doch gar nichts getan. Ich möchte doch nur mit der schönsten Frau im ganzen Saal einen Schluck trinken.«

Er hob das Champagnerglas, und Tanya konnte gar nicht anders, als mit ihm anzustoßen. Und das, obwohl eine innere Stimme ihr sagte, dass Tom Cunningham sicherlich einer von diesen Partylöwen war, die nichts anderes im Sinn hatten, als mit jungen Frauen zu flirten.

»Hören Sie die Musik?«, fragte er da plötzlich. »Ein schönes Lied, nicht wahr? Bitte machen Sie mir die Freude, und tanzen Sie mit mir.«

Nein, wollte Tanya erwidern. Nicht mit so einem arroganten Burschen wie Ihnen, der … Doch dann sah sie in seine Augen, und ihr Widerstand schmolz wie Butter in der Sonne.

Tanya folgte Tom auf die Tanzfläche und ließ sich willig zu den Klängen der Musik führen. Sie schmiegte sich sogar ein wenig fester an ihn, als sie zunächst vorgehabt hatte.

Aber dann spürte sie Toms Hände auf ihren nackten Schultern, und sie riefen ein Gefühl in ihr hervor, das sie einfach nicht beschreiben konnte. Tom Cunningham war auf dem besten Wege, sie völlig durcheinanderzubringen.

Der Tanz dauerte endlos lange, schien es Tanya. Sie fühlte sich schwerelos und beschwingt und registrierte gar nicht, dass sie von allen Seiten neugierig beobachtet wurde, weil Tom Cunningham ihr Tanzpartner war. Sie schmiegte sich weiter an den großen Mann und genoss den Tanz und die Musik.

Als die Musik endlich schwieg, merkte es Tanya erst gar nicht.

»Sie tanzen wie eine junge Göttin, Tanya«, sagte Tom lächelnd. »Ich darf Sie doch Tanya nennen, oder? Sie dürfen auch Tom zu mir sagen.«

Da war er wieder, dieser selbstherrliche Ton, den sie nicht ausstehen konnte! Weshalb benahm sich Tom Cunningham so? Er besaß doch genügend Charme, um ohnehin auf jede Frau zu wirken. Er musste sich doch gar nicht so arrogant aufführen.

»Ich glaube, etwas frische Luft täte mir jetzt gut«, sagte Tanya und ließ Tom einfach stehen.

Sie ging zu einer der Balkontüren und trat ins Freie. Das nächtliche Bangkok lag wieder zu ihren Füßen. Der ganze Zauber der südostasiatischen Metropole breitete sich vor ihr aus und …

»Ein schöner Anblick, nicht wahr?«, vernahm Tanya Toms Stimme hinter sich. Sie seufzte und drehte sich um. Natürlich war er ihr gefolgt. Wie hätte es auch anders sein können?

Tom Cunningham war einer von der hartnäckigen Sorte, aber auch mit solchen Männern war Tanya bisher ganz gut fertig geworden. Nur war sie sich nicht sicher, ob sie diesem Mann überhaupt eine Abfuhr erteilen wollte.

Zwischen prickelnder Erregung und Zorn hin- und hergerissen, wusste Tanya nicht sofort, was sie sagen sollte. Tom fasste das als Chance auf und trat noch näher.

»Jedes Mal, wenn ich das Bild dieser Stadt vor mir sehe, dann überkommt mich ein großes Gefühl der Zufriedenheit«, sagte er und drückte ihr wieder das Champagnerglas in die Hand, das sie vorhin stehengelassen hatte. »Thailand ist ein Traum, den man nur begreifen kann, wenn man schon eine Weile hier lebt. Ihr Onkel gehört zu diesen Menschen.«

»… und Sie natürlich, wenn ich das richtig verstanden habe!«, fügte Tanya etwas bissig hinzu. »Sie wollen doch bestimmt sagen, dass Sie ebenfalls ein Experte für Thailand sind.«

Er ließ sich nicht anmerken, ob Tanyas Spott ihn getroffen hatte. Stattdessen wurde das Lächeln auf seinem markanten Gesicht eine Spur intensiver, fast träumerisch.

»Ich lebe schon seit fast fünf Jahren hier, Tanya. Und ich habe es keine einzige Minute bereut. Es ist ein einzigartiges Land.«

»Und was machen Sie in Thailand?«, erkundigte sich Tanya, die nun gegen ihren Willen doch neugierig geworden war. »Sind Sie in der gleichen Branche wie Onkel Jason tätig?«

Tom lachte und schüttelte den Kopf. »In dieser Hinsicht kann Ihrem Onkel wohl keiner das Wasser reichen, fürchte ich. Nein, ich besitze ein kleines Hotel in Phuket. Wissen Sie, wo das liegt?«

Tanya überlegte fieberhaft. Schließlich wollte sie vor ihm keine weitere Blöße zugeben. »Irgendwo im Süden Thailands«, erwiderte sie dann, und Tom nickte.

»Genauer gesagt, schon fast an der Grenze zu Malaysia«, erklärte er. »Es ist ein Paradies. Das Hotel liegt in einem Palmenhain, nicht weit vom schneeweißen Strand entfernt. Es ist sozusagen ein Geheimtipp für Individualisten. Wer Sonne und Abgeschiedenheit sucht, der findet sie dort ganz gewiss.«

»Das klingt wie die Reklame aus einem Prospekt«, sagte Tanya. »Ist es wirklich so schön?«

»Schauen Sie es sich doch selbst an«, schlug Tom prompt vor. »Ich lade Sie hiermit ein, einen Teil Ihres Urlaubes in Phuket zu verbringen. Es wird Ihnen ganz bestimmt gefallen. Bitte sagen Sie nicht nein. Eine so bezaubernde Frau wie Sie kann gar nicht nein sagen, wenn ich ihr das Paradies schenken will …«

Tom verstand es, ihr die Sache schmackhaft zu machen. Und er flirtete dazu geradezu unverschämt. Wie er sie anlächelte! Er war ein Mann, der Tanya neugierig machte. Sie wollte herausfinden, was dieser Tom Cunningham wirklich für ein Mensch war. Und das konnte sie vermutlich nur, wenn sie länger mit ihm zusammen war.

War er tatsächlich ein arroganter Playboy und Partylöwe, der nichts Besseres im Sinn hatte, als sich zu amüsieren? Solche Leute fand Tanya alles andere als sympathisch.

Trotzdem hatte Tom irgendetwas an sich, was sie interessierte, und dem wollte sie auf den Grund gehen.

In Sekundenschnelle gingen ihr diese Gedanken durch den Kopf, bevor sie sich zu einer Antwort entschied.

»Also gut«, sagte sie, »ich nehme Ihre Einladung an. Ich möchte mir dieses Paradies mit eigenen Augen anschauen. Mein Onkel wird sicherlich nichts dagegen haben, wenn ich für ein paar Tage nach Phuket fahre.«

Über Toms Gesicht huschte jetzt ein siegessicheres Lächeln. Er glaubt wohl, dass er mich schon herumgekriegt hat, dachte Tanya. Warte ab, mein Freund. An mir wirst du dir noch die Zähne ausbeißen.

Sie setzte ihr schönstes Lächeln auf und hob ihr Glas. Sie stießen zusammen an.

»Auf Phuket und auf Ihren Urlaub«, sagte Tom. »Wann können Sie sich hier loseisen? Wollen Sie gleich mit Ihrem Onkel sprechen?«

Tanya nickte. »Onkel Jason ist nett und verständnisvoll. Von mir aus können wir schon bald starten.«

»Das freut mich zu hören«, erwiderte Tom. »Dann lasse ich Sie morgen Vormittag abholen. Die Maschine nach Phuket steht dann schon bereit. Sie brauchen sich um nichts zu kümmern. Überlassen Sie den gesamten organisatorischen Kram mir, okay?«

Wieder nickte Tanya, obwohl sie sich nicht ganz vorstellen konnte, was Tom damit meinte. Sie stellte ihr Glas auf die Marmorbrüstung.

»Gut, dann sind wir uns einig. Jetzt entschuldigen Sie mich bitte, ich möchte mich noch ein wenig um meinen Onkel kümmern. Wir sehen uns dann morgen früh. Sie wissen doch, wo Onkel Jason wohnt?«

»Natürlich«, lächelte Tom und ließ sich seine Enttäuschung darüber nicht anmerken, dass Tanya ihn schon verlassen wollte. »Ich werde pünktlich da sein.«

Tanya spürte seine Blicke in ihrem Rücken, als sie in den Saal zu ihrem Onkel ging.

Und sie ertappte sich plötzlich bei dem Gedanken, dass sie sich wünschte, es wäre schon morgen Vormittag.

Kapitel 2

Onkel Jason musste lächeln, als er seine aufgeregte Nichte beim Frühstück beobachtete. Hin und wieder schaute sie verstohlen auf ihre Armbanduhr, aber die Zeit wollte einfach nicht vergehen. Gestern Abend noch hatte sie mit ihm gesprochen, und Jason Morris hatte nichts dagegen gehabt, dass sie nach Phuket flog.

»Du kannst es wohl kaum erwarten«, bemerkte Onkel Jason und erntete dafür einen blitzenden Blick seiner Nichte.

»Ich hasse Unpünktlichkeit«, erwiderte Tanya. »Wenn mich dieser Tom Cunningham schon eingeladen hat, dann soll er auch pünktlich sein und nicht auf die letzte Minute kommen. Sonst überlege ich es mir vielleicht noch anders und sage ab.«

»Das kannst du nicht tun, Tanya«, warf Jason Morris ein. »Tom Cunningham ist immerhin ein sehr angesehener Mann in Thailand. Du kannst ihm nicht einfach einen Korb geben und dann so tun, als wäre nichts gewesen. Du hast dich einladen lassen, jetzt musst du auch dazu stehen. Und ehrlich gesagt, ich habe nicht den Eindruck, als wenn du dich allzu sehr gegen diese Einladung sträubst. Nun ja, ich war auch mal in deinem Alter …« Er lächelte wieder.

Tanya schlug die Augen nieder.

Onkel Jason hatte sie sofort durchschaut. Er schien zu spüren, dass seine Nichte der zweiten Begegnung mit Tom Cunningham entgegenfieberte. Sie musste sich ein wenig mehr zusammenreißen, denn Tom sollte ihr diese Schwäche nicht ansehen.

Jason Morris sah zum Fenster hinüber, als er draußen Motorengeräusche vernahm.

»Du kannst dich fertig machen, Tanya«, sagte er. »Der Wagen ist gerade gekommen.«

Tanya sprang sofort auf und eilte zum Fenster. Was sie sah, verschlug ihr fast den Atem. Draußen auf dem Hof stand eine Luxuslimousine. Ein Rolls-Royce, ganz in Silber gehalten und selbstverständlich mit getönten Scheiben. Soeben öffnete sich die Fahrertür, und ein Mann in weißer Uniform stieg aus.

»Das gibt es doch nicht«, sagte Tanya mehr zu sich selbst und griff nach ihrem Koffer. Wie in Trance verabschiedete sie sich von ihrem Onkel und versprach, ihn sofort nach ihrer Ankunft in Phuket anzurufen. Dann eilte sie hinaus.

Der Chauffeur in der weißen Uniform verbeugte sich vor Tanya und griff sofort nach ihrem Gepäck. Über sein asiatisches Gesicht huschte ein leichtes Grinsen.

»Miss Morris, mein Name ist Wang«, stellte er sich in tadellosem Englisch vor. »Mr. Cunningham lässt sich entschuldigen, dass er Sie nicht persönlich abholen konnte. Aber er hat am Flughafen einige Dinge zu erledigen, die keinen Aufschub zulassen. Er bittet Sie um Entschuldigung und hofft sehr, dass Sie deswegen nicht verärgert sind.«

Das war eine lange Rede, aber der Chauffeur war so nett und zuvorkommend, dass Tanya gar nicht böse sein konnte.

Trotzdem fragte sie sich im Stillen, was denn so dringend gewesen sein mochte, dass Tom nicht selbst hatte kommen können. Nun, bald würde sie es erfahren.

Onkel Jason stand oben auf dem Balkon und winkte ihr zu, als der Chauffeur die Tür öffnete und Tanya einsteigen ließ. Im Fond des Wagens war es bequem und kühl. Eine Klimaanlage sorgte für eine angenehme Temperatur, und die roten Lederpolster waren unglaublich weich.

Der Chauffeur stieg jetzt ebenfalls ein und ließ den Motor an. Klassische Musik ertönte plötzlich aus versteckten Lautsprechern an Tanyas Ohr. Gleichzeitig fiel ihr Blick auf eine Nische beim rechten Sitz. Tom Cunningham hatte dort wahrhaftig eine Minibar einbauen lassen, und natürlich mangelte es nicht an Getränken.

Zuerst zögerte Tanya noch, dann entschied sie sich aber für einen Gin Tonic und genoss die erfrischende Wirkung des Drinks.

Währenddessen war Onkel Jasons Villa schon längst hinter ihnen zurückgeblieben. Der Rolls-Royce schlug jetzt den direkten Weg zum Airport ein.

Tanya bemerkte, dass der Wagen von vielen Menschen am Straßenrand gemustert wurde. Verständlich, dass für sie solch ein Wagen wie ein Traum aus einer anderen Welt wirken musste.

Es war Tanya fast peinlich, mit dieser Luxuskarosse durch die Straßen chauffiert zu werden, während dort in den verfallenen Häusern Menschen wohnten, die nicht wussten, wovon sie ihren täglichen Lebensunterhalt bestreiten sollten.

Sicher steuerte Wang den Rolls-Royce auf die Autobahn, nachdem er die üblichen Gebühren entrichtet hatte. Dann gab er Gas.

In der Ferne zeichnete sich der Betonklotz des Hyatt Central Plaza Hotels ab, das zu den nobelsten Hotels von ganz Bangkok gehörte.

»Wir sind gleich da, Miss«, riss sie die Stimme Wangs aus ihren Gedanken. Sie hatten das Hyatt passiert, und Tanya erkannte in der Ferne die langgezogenen Gebäude des Flughafens.

Wang ordnete sich ein, und wenige Minuten später verließ der Rolls-Royce die Autobahn und folgte den Hinweisschildern zum Airport.

Vor dem Abflugterminal stoppte Wang und stieg aus. Er verneigte sich vor Tanya, als er ihr die Tür öffnete und sich anschließend ihres Gepäcks annahm. Dann bedeutete er ihr lächelnd, ihm zu folgen.

Tanya registrierte die Blicke einiger Männer, die ihr nachsahen. Wegen der Hitze hatte sie ein dünnes Leinenkleid angezogen, das ihr sehr gut stand. Mit der dunklen Sonnenbrille wirkte sie schön und unnahbar zugleich …

»Wang, wo ist Mr. Cunningham?«, fragte sie den Thai, als der immer weiter voranging und schon fast die Abflughalle durchquert hatte. »Müssen wir hier nicht auf ihn warten?«

»Keine Sorge, Miss«, erwiderte der Mann in der weißen Uniform. »Mr. Cunningham erwartet Sie bereits draußen auf dem Rollfeld.«

Es wurde immer mysteriöser, fand Tanya. Was hatte Tom da draußen verloren? Warum kam er nicht hierher und half ihr, das Gepäck an einem der Schalter aufzugeben?

Tanyas Erstaunen wuchs, als Wang mit ihrem Gepäck direkt auf einen Kontrollschalter zuging und mit einem der uniformierten Beamten einige Worte wechselte.

Der Mann hörte schweigend zu, nickte dann und gab den Weg frei. Wang winkte Tanya lächelnd zu, ihm zu folgen.

Wenig später befanden sie sich draußen auf dem Rollfeld. Tanya schaute sich nach Tom Cunningham um, konnte ihn aber nirgendwo entdecken.

Stattdessen sah sie zahlreiche Flugzeuge an den einzelnen Gates, und sie fragte sich, mit welcher Maschine sie wohl fliegen würde.

»Dort drüben, Miss Morris!«, sagte Wang und deutete auf eine zweimotorige Cessna, die nicht weit von einer Lagerhalle entfernt stand.

Tanya wurde eine Spur blasser, als sie das kleine Flugzeug sah. Das durfte doch nicht wahr sein!

Im gleichen Augenblick sah sie Tom Cunningham. Er kam auf sie zu und nahm Wang sofort den Koffer ab. Dann ergriff er Tanyas Hand, und wieder spürte die junge Frau die prickelnde Erregung, die sie schon gestern in der Nähe dieses Mannes empfunden hatte.

»Schön, dass Sie hier sind, Tanya«, begrüßte er sie. »Dann können wir ja gleich starten.« Ohne weitere Worte zu verlieren, verstaute er Tanyas Koffer im hinteren Teil der Maschine.

»Steigen Sie schon mal ein«, forderte Tom sie auf. »Es geht gleich los.«

Merkwürdig, dachte Tanya. Der Pilot der Cessna war nirgendwo zu entdecken, trotzdem tat sie, worum Tom sie gebeten hatte. Sie nahm auf dem hinteren Sitz Platz und begutachtete die vielen Instrumente des kleinen Flugzeuges.

Die Maschine sah nicht mehr neu aus. Ob sie trotzdem heil in Phuket ankam? Immerhin würde es ein Flug von mehr als zwei Stunden sein, und Tanya mochte nicht daran denken, was geschah, wenn die Cessna in eine Turbulenz geriet.

Ihre Gedanken brachen ab, als Tom in die Maschine einstieg und zu Tanyas Überraschung die Tür hinter sich zuschlug.

»Wo ist der Pilot, Tom?«, fragte Tanya jetzt doch.

»Der sitzt vor Ihnen, Tanya«, grinste Tom und setzte sich die Kopfhörer auf. »Ach, habe ich Ihnen nicht gesagt, dass ich einen Flugschein besitze? Na ja, machen Sie sich keine Sorgen. Es ist nicht das erste Mal, dass ich in einem Cockpit sitze. Was haben Sie denn? Sie sehen so merkwürdig blass um die Nase aus?«

Tanya musste unwillkürlich schlucken. Mit allem hatte sie gerechnet, nur damit nicht, dass sie mit Tom allein den Flug nach Phuket antrat. Sie fühlte sich gar nicht wohl in ihrer Haut, und das sah man ihr auch an.

Ihr erster Impuls war, auszusteigen, aber dann sagte sie sich, dass Tom sie vielleicht auslachen würde, und das wollte sie sich ersparen.

Deshalb lächelte sie nur und streckte sich gemütlich im Sitz aus, soweit das die beengten Verhältnisse zuließen.

»Ich fühle mich sehr wohl. Glauben Sie ja nicht, dass ich Angst habe. Zugegeben, es überrascht mich, dass Sie die Maschine selbst fliegen, aber Sie werden das schon hinkriegen. Geht es bald los?«

»Sofort«, sagte Tom und ließ sich nicht anmerken, was er in diesem Moment dachte. »Ich brauche nur noch Starterlaubnis vom Tower.«

In den folgenden Minuten konnte sich Tanya davon überzeugen, dass Tom tatsächlich etwas vom Fliegen verstand – zumindest theoretisch. Zwar verstand sie nur die Hälfte von dem, was er über Sprechfunk mit dem Tower verhandelte, aber es verriet, dass Tom flugtechnische Erfahrung besaß.

Tom startete die beiden Motoren und ließ die Maschine allmählich auf die Startbahn rollen. Tanya verfolgte jeden seiner Handgriffe und war schließlich davon überzeugt, dass sie sich sicher fühlen konnte.

Die Cessna erhielt grünes Licht vom Tower. Sie zog an und wurde immer schneller. Die Abfertigungshallen flogen an Tanya vorbei.

Sekunden später hob die Cessna ab, und Tom zog sie sicher hoch. Für einen Moment wurde Tanya in die Sitzpolster gepresst, als die Maschine aufstieg, dann war es auch schon wieder vorbei.

Je höher die Cessna kam, umso winziger wirkte der Flughafen.

Tanyas Herz klopfte aufgeregt. Jetzt begann das große Abenteuer. Sie und Cunningham waren auf dem Weg nach Phuket. Und für Tanya war es irgendwie ein Flug ins Ungewisse. Mit einem Mann, von dem sie so gut wie gar nichts wusste!

***

»Neben Ihnen liegt eine kleine Feldflasche«, unterbrach Tom das Schweigen, das während des Starts zwischen ihnen geherrscht hatte. »Geben Sie sie mir bitte.«

Tanya schaute nach links und entdeckte die Flasche sofort. Sie gab sie Tom nach vorn, und er nahm sie dankbar entgegen.

»Kalter Tee«, erklärte er ihr, nachdem er ein paar Schluck getrunken hatte. »Ist äußerst erfrischend, und hier oben braucht man einen klaren Kopf. Wie fühlen Sie sich, Tanya? Es ist ein anderes Erlebnis, als in einer Boeing zu fliegen, nicht wahr?«

Tanya nickte. »Ein vollkommen anderes Fluggefühl«, bestätigte sie. »Aber es ist schön.«

»Dann genießen Sie es«, erwiderte Tom und wies nach vorne. »Wir überqueren jetzt gleich die Küstenregion von Pattaya. Schauen Sie nach links. Es ist ein Ausblick, den Sie unbedingt bewundern sollten.«

Tanya folgte Toms Vorschlag und sah nach unten. Sie erkannte den schneeweißen Strand von Pattaya, einem der zahlreichen Urlaubsorte direkt an der Küste. Das Meer war leuchtend blau, und der Strand erschien ihr wie ein Traum.

»Warten Sie ab, bis wir in Phuket sind, Tanya«, fuhr Tom fort. »Dagegen ist Pattaya überhaupt nichts. Hier sind zu viele Touristen, verstehen Sie?«

Er warf einen kurzen Blick auf seine Instrumente. »Sie werden es nicht bereuen, dass Sie mitgeflogen sind. Das schönste Urlaubsparadies wartet auf die schönste Frau. Ich lege Ihnen Phuket zu Füßen, wenn Sie wollen …«

Jetzt flirtete er schon wieder, und das hoch oben am Himmel! Tanya wollte gerade etwas erwidern, als ihr Blick zufällig auf ein dichtes Wolkenband fiel, das sich am fernen Horizont abzeichnete. Und die Cessna flog genau darauf zu.

»Tom, da vorne!«, rief sie aufgeregt. »Diese Wolken gefallen mir nicht. Wollen Sie nicht lieber ausweichen?«

Das Lächeln verschwand aus Toms Gesicht, als er die Wolkenfront begutachtete.

»Das könnte tatsächlich für einige Turbulenzen sorgen, Tanya«, sagte er dann. »Ich will mal kurz mit der Bodenkontrolle in Pattaya sprechen. Vielleicht können die mir etwas Genaueres sagen …«

Während Tanya die dichten Wolken nicht aus den Augen ließ, sprach Tom kurz mit Pattaya. Dann unterbrach er die Verbindung und drehte sich zu Tanya um. Seine Miene wirkte jetzt eine Spur ernster.

»Es ist ein Unwetter gemeldet, Tanya«, erklärte er ihr ruhig. »Diese Wolkenfront da vorn ist das erste Anzeichen dafür. Eigentlich sollten wir jetzt besser einen Landeplatz ansteuern, aber ich habe keine Lust dazu. In Phuket werden wir nämlich schon erwartet, und wenn ich etwas hasse, dann sind es Verzögerungen. Ich hoffe, Sie sind nicht allzu schreckhaft, wenn die Maschine ein bisschen wackelt.«

»Sie können doch nicht einfach …« Tanya fehlten die Worte. Das, was Tom da vorhatte, war ja das reinste Himmelfahrtskommando.

»Tom, das ist zu riskant!«, fuhr sie dann fort. »Wäre es nicht besser, zu landen und abzuwarten, bis das Unwetter vorbei ist?«

»Es kann Tage dauern, bis es aufhört zu regnen«, erwiderte Tom und schüttelte den Kopf. »Tanya, Sie werden doch jetzt keine Schwierigkeiten machen! Verstehen Sie nicht, dass wir in Phuket pünktlich ankommen wollen? Schließlich habe ich einiges geplant, was ich Ihnen nicht vorenthalten möchte. Also beruhigen Sie sich. Ihre Panik ist unangebracht, und davon geht das Unwetter auch nicht weg.«

Tanya murmelte etwas, das wie »Dickkopf« klang, und starrte dann geradeaus.

Die dichte Wolkenfront kam immer näher, und dann tauchte die Cessna darin ein. Augenblicke später klatschten die ersten Regentropfen gegen die Sichtscheibe. Der strahlende Sonnenhimmel war trübem Dunst gewichen, der auf Tanya ziemlich bedrohlich wirkte.

Tom sagte jetzt nichts mehr, sondern konzentrierte sich voll auf den Flug. Wenige Sekunden später geriet die Cessna ins Schwanken und sackte nach unten ab.

Tanya konnte es nicht verhindern, dass ein leiser Schrei sich ihrer Kehle entrang, aber dann war es auch schon wieder vorbei. Die Maschine hatte sich wieder gefangen.

Tom grinste, als er sich kurz zu Tanya umdrehte.

»Das war nur eine harmlose Turbulenz«, sagte er. »Jetzt geht es erst richtig los. Ich hoffe, Sie haben gute Nerven.«

Tanya starrte mit weit aufgerissenen Augen auf das dunkle Wolkenmeer, das sie von allen Seiten umgab. Regen klatschte gegen die Außenwand der kleinen Maschine, und irgendwo weiter vorn zuckte plötzlich ein greller Blitz auf. Tom sagte nichts mehr, aber Tanya spürte, dass er ebenfalls besorgt war.

Wieder wackelte die Maschine, diesmal etwas kräftiger. Tanya wurde leichenblass. Im Stillen murmelte sie ein Gebet, denn sie befürchtete, dass jeden Augenblick etwas Schlimmes passierte.

Und das alles wegen dieses störrischen Mannes vor ihr im Cockpit, dem sie diese ganze Aufregung zu verdanken hatte! Sie musste verrückt gewesen sein, als sie seiner Einladung nach Phuket zugestimmt hatte. Und warum? Weil seine Ausstrahlung sie so verwirrt hatte!

Wenn die Maschine jetzt abstürzte, dann war alles aus und vorbei!

»Sie sind ja verrückt!«, entfuhr es Tanya voller Angst, als die Cessna wieder zu rütteln und zu schütteln anfing. »Wollen Sie uns denn mit Gewalt ins Unglück stürzen, Sie leichtsinniger Mensch, Sie?«

»Einen Fehler kann man erst dann erkennen, wenn man ihn gemacht hat«, gab Tom gleichmütig zurück. »Konnte ich denn wissen, dass das kein Unwetter, sondern ein handfester Sturm wird, Lady? Jetzt regen Sie mich ja nicht mit Ihrer Hysterie auf. Ich habe weiß Gott alle Hände voll zu tun, um die Cessna sicher durch dieses Chaos zu bringen. Ihre Nerven scheinen doch nicht die besten zu sein.«

»Ist das vielleicht ein Wunder?«, fauchte Tanya wütend und musste sich gleichzeitig wieder festhalten, als die Maschine absackte. »Das ist kein Leichtsinn mehr, das ist bodenloser Irrsinn!«

»Danke für das Kompliment«, gab Tom zurück und zog die Maschine wieder hoch. »Ich wusste gar nicht, dass Sie so kratzbürstig sein können. Jetzt kommt Ihre wahre Natur zum Vorschein.«

»Wollen Sie sich mit mir streiten oder lieber dafür sorgen, dass wir heil hier herauskommen?«, fragte Tanya. »Das ist wirklich nicht der richtige Ort, um aufeinander loszugehen, oder?«

»Ganz bestimmt nicht.« Tom blickte nach hinten. »Dafür wüsste ich andere Möglichkeiten. Lassen Sie sich überraschen.«

Was für ein unmöglicher Mensch! Selbst in dieser Situation machte er noch zweideutige Bemerkungen. Und was noch viel schlimmer war – Tanyas Leben schien ihm vollkommen gleichgültig zu sein!

Endlose Minuten vergingen, in denen keiner von beiden ein Wort sprach. Dann lichtete sich der dunkle Himmel weiter vorn.

Tanya atmete unwillkürlich auf. Das sah doch ganz so aus, als wenn sie das Zentrum des Sturms verließen.

Und genauso war es auch.

Die Cessna ruckte und bockte zwar noch ein wenig, aber dann wurde der Himmel wieder klar, und das dichte Wolkenmeer lag hinter ihnen.

Erst jetzt spürte Tanya, wie sehr sie am ganzen Körper zitterte, und das nur, weil dieser leichtsinnige Kerl vor ihr buchstäblich alles aufs Spiel gesetzt hatte.

»Na, wer sagt’s denn«, meinte Tom und wies nach vorne. »Jetzt ist alles wieder okay. In einer Dreiviertelstunde haben wir unser Ziel erreicht. Schauen Sie nach unten. Wir überfliegen gerade die Küstenregion des Südens.«

Tanya brauchte ihre ganze Beherrschung, um ihm nicht eine heftige Antwort zu geben. Dafür war jetzt nicht der richtige Augenblick. Aber sie hatte sich fest vorgenommen, darüber noch mit Tom Cunningham zu sprechen. Dieses Flugabenteuer würde sie ihm nicht so schnell vergessen.

Sie blickte aus dem Seitenfenster, wo noch die letzten Regentropfen in der Sonne glitzerten. Sie sah das Meer, das jetzt noch von einem intensiveren Blau schien als im Norden des Landes.

»Gleich werden Sie ein gewaltiges Naturwunder entdecken«, erklärte ihr Tom. »Die Felsenwelt von Phang’nha.«

Darüber hatte Tanya schon im Internet gelesen. Und ungefähr zehn Minuten später konnte sie dann diesen einmaligen Anblick mit eigenen Augen sehen.

Tief unter ihr ragten bizarre Felsenkolosse aus dem Meer. Ganz mit Gras und feuchtem Moos überzogen, wirkten sie wie Monumente aus einer vergangenen Zeit!

Gleichzeitig ging die Maschine allmählich tiefer, und umso mehr konnte Tanya erkennen.

Diese Felsen musste sie sich einmal aus nächster Nähe ansehen. So etwas gab es auf der ganzen Welt bestimmt nur einmal.

Sie hörte Toms Stimme, wie er sich über Funk mit der Anflugkontrolle von Phuket in Verbindung setzte. Tanya blickte weiterhin aus dem Fenster. Sie sah größtenteils Dschungel, der nur vereinzelt von einigen winzigen Dörfern unterbrochen wurde.

Hier war man wirklich fernab jeglicher Zivilisation. Was für ein Mensch mochte Tom Cunningham sein, dass er sich ausgerechnet in dieser Abgeschiedenheit ein Hotel aufgebaut hatte? Sie hielt ihn für einen Mann, der nur schwer auf die angenehmen Dinge der Zivilisation verzichten konnte. War das nicht im Grunde ein Widerspruch?

Jetzt kam der Flughafen von Phuket in Sicht. Er wirkte geradezu winzig im Vergleich zu dem International Airport von Bangkok, von New York ganz zu schweigen.

Die Cessna senkte sich immer tiefer herab und berührte schon fast das Meer. Direkt am Strand begann die Landebahn, wo die Maschine dann mit einem kurzen Ruck aufsetzte.

Sie rollte allmählich aus und kam in unmittelbarer Nähe des Towers zum Stehen.

»So, das war’s dann wohl«, sagte Tom und schnallte sich los. Dann griff er nach Tanyas Hand, und ihre Finger umschlossen unwillkürlich die seinen.

»Tut mir leid, wenn ich Ihnen ein wenig Aufregung verursacht habe. Aber das habe auch ich nicht ahnen können. Verzeihen Sie mir noch einmal?« Er setzte sein gewinnendstes Lächeln auf.

Tanya nickte stumm. In dem Augenblick, wo er ihre Hand berührte, hätte sie ihm alles verzeihen können. Die Aufregung der letzten Dreiviertelstunde schien unendlich weit entfernt zu sein. Stattdessen wünschte sie sich, dass Tom ihre Hand nie mehr loslassen sollte.

Tom löste sich von ihr und stieg aus dem Flugzeug. Das kurze Gefühl der Zusammengehörigkeit war mit einem Schlag verschwunden, und Tanya kam wieder zu sich. Was war nur mit ihr los? Was geschah mit ihr? Sie wusste es nicht.

Als sie ausstieg, verfing sich ihr Kleid am Sitz und rutschte ein ganzes Stück höher, bis hinauf zu den Oberschenkeln. Ihre schönen und wohlgeformten Beine waren Toms Blicken preisgegeben, und der starrte natürlich sofort darauf.

Tanya spürte fast körperlich sein Interesse, mit dem er sie von oben bis unten musterte, und es lief ihr abwechselnd heiß und kalt über den Rücken. Sie wünschte sich so sehr, dass er sie in die Arme nahm und küsste und …

»Ich muss am Flughafen noch einige Formalitäten erledigen«, sagte Tom dann mit leiser Stimme und konnte sich nur schwer von Tanyas Anblick losreißen. »Warten Sie in der Ankunftshalle auf mich. Ich bin in einer Viertelstunde wieder zurück, okay?«

Tanya nickte stumm, während sich ein Angestellter des Flughafens sofort um das Gepäck kümmerte.

Tanya folgte dem Thai. Tom war inzwischen schon im Gebäude des Towers verschwunden.

Erst jetzt spürte sie die wabernde Hitze, die sie von allen Seiten umgab. Hier unten im Süden war es noch heißer als in Bangkok, und Tanya war vollkommen durchgeschwitzt.

Wie sehr sehnte sie sich jetzt nach einem kühlen Zimmer mit Aircondition und nach einer kalten Dusche!

Seufzend ging sie zum Ankunftsgebäude hinüber und setzte sich ins Café. Sie bestellte sich einen Fruchtsaft und sah dabei ungeduldig auf die Uhr.

Was in aller Welt hatte denn Tom noch zu erledigen? Das schien ja eine halbe Ewigkeit zu dauern. Oder kam ihr das nur deswegen so vor, weil sie sich in einer vollkommen fremden Umgebung befand?

Sie war die einzige weiße Frau hier, überall, wo sie hinblickte, erkannte sie nur Einheimische. Phuket schien wirklich ein Geheimtipp für Leute zu sein, die noch Individualurlaub machen wollten.

Tanya nutzte ihr Alleinsein, um sich über ihr weiteres Vorhaben klarzuwerden. Sie wusste, dass Tom sie begehrte, mindestens genauso sehr, wie sie selbst sich von ihm angezogen fühlte. Aber konnte sie es wagen und sich mit einem Mann einlassen, der im Grunde seines Herzens zu der Art von Menschen gehörte, mit denen Tanya eigentlich nichts zu tun haben wollte? Fragen über Fragen, die erst die Zeit beantworten würde.

Aber davon hatte sie ja genug zur Verfügung. In den nächsten 14 Tagen würde sich herausstellen, was Tom Cunningham wirklich für ein Mann war.

Kapitel 3

Der Jeep schien noch aus den Tagen des Vietnamkrieges zu stammen. Tom zuckte bedauernd mit den Schultern, als er mit dem Geländewagen vorfuhr und sich Tanyas Gepäck schnappte.

Er bemerkte ihre misstrauischen Blicke und setzte sofort zu einer raschen Antwort an, als er sah, dass Tanya mit dem Einsteigen zögerte.

»Ich weiß, dass das nicht der Rolls-Royce aus Bangkok ist«, erklärte er. »Aber ich habe in meinem Hotel angerufen, und unglücklicherweise steht im Augenblick kein Wagen zur Verfügung. Sie sind alle an die Hotelgäste vermietet, und die Dienstwagen sind im Moment ebenfalls unterwegs. Also müssen wir wohl oder übel mit diesem Prachtstück hier auskommen …«

»Ich fahre nur mit, wenn ich sicher sein kann, dass uns unterwegs nichts passiert«, erwiderte Tanya immer noch zögernd. »Die letzten beiden Stunden haben ausgereicht, um meinen Magen ordentlich durcheinanderzubringen. Wenn Sie also in den nächsten 14 Tagen keine kranke Touristin in Ihrem Hotel haben wollen, dann würde ich an Ihrer Stelle sehr vorsichtig fahren.«

»Wenn’s weiter nichts ist«, sagte Tom grinsend. »Die Straßen hier unten im Süden sind zwar nicht gerade wie die amerikanischen Highways, aber mit diesem Jeep kommen wir überallhin. Und nun steigen Sie ein. Sie werden im Hotel bereits erwartet. Ich habe meinen Angestellten gesagt, dass ich einen ganz besonderen Gast mitbringe.«

Tanya wusste nicht, was sie am Ziel erwartete, aber ihr wurde klar, dass Tom irgendetwas vorbereitet hatte, etwas, womit er sich offensichtlich viel Mühe gegeben hatte. Deshalb stieg sie nun ein und nahm neben ihm Platz.

»In ungefähr einer halben Stunde sind wir da«, erklärte Tom und ließ den Motor an. »Mein Hotel liegt direkt am Strand. Es wird Ihnen gefallen und Sie ganz bestimmt für die Aufregung der letzten Stunden entschädigen.«

Tanya erwiderte nichts, sondern beschloss im Stillen, sich ihre eigene Meinung zu bilden, sobald sie am Ziel angekommen waren. Im Moment gab sie nicht viel auf Toms Sprüche, denn der Schock über den gefährlichen Flug während des Sturms ließ erst allmählich nach.

Zunächst einmal konzentrierte sie sich auf die Landschaft, die sie durchfuhren. Die Straße schlängelte sich in zahlreichen Windungen durch ein Dschungelgebiet.

Der Flughafen von Phuket lag außerhalb der gleichnamigen kleinen Stadt. Wohin Tanya auch blickte, überall wucherte der grüne Urwald, und der schmale, asphaltierte Weg war das einzige Zeichen der Zivilisation.

Schließlich kamen die ersten Häuser von Phuket Town in Sicht. Es war eine typische Provinzstadt, nicht zu vergleichen mit der Millionenstadt Bangkok. Vielmehr wirkte Phuket Town so, als sei die Zeit hier stehengeblieben.

Eine lebendige, heitere Atmosphäre herrschte hier. Offensichtlich waren Tanya und Tom gerade an einem Markttag angekommen, denn etliche Händler hatten ihre Stände zu beiden Seiten der Straße aufgebaut und boten ihre Waren feil, Ananas, Papaya und Orangen in Hülle und Fülle. Es war ein farbenprächtiges Bild.

Kleine Kinder spielten zwischen den Kisten im Abfall, während alte japanische Autos durch die Straßen fuhren. Sie kümmerten sich nicht um die zahllosen Fußgänger, die auf die andere Seite wollten. Keiner drosselte das Tempo. Stattdessen quietschten ab und zu einige Reifen, wenn ein Fahrer allzu heftig auf die Bremse trat.

Es dauerte nur ein paar Minuten, bis Tanya und Tom das kleine Stadtzentrum hinter sich gelassen hatten. Wenige Augenblicke später hatten sie bereits den Stadtrand erreicht und folgten der Straße, die immer mehr Windungen aufwies.

Tom musste das Tempo drosseln, denn des Öfteren kamen ihm Fahrzeuge auf seiner Fahrbahn entgegen. Hier im Süden Thailands nahm man es mit den Verkehrsregeln nicht so genau.

»Sehen Sie die Schilder?«, fragte Tom jetzt und wies nach links. »Da stehen die verschiedenen Strände aufgeführt. Mein Hotel liegt an der Kata Beach. Nur noch fünf Meilen. Können Sie es erkennen?«

Tanya nickte und atmete auf. Endlich würden die Strapazen der Reise ein Ende finden. Sie hatte sich eine Ruhepause mehr als verdient.

Die Straße stieg jetzt ein wenig an und führte eine Anhöhe hinauf. Als der Jeep den höchsten Punkt des Hügels erreicht hatte, war der Blick frei auf das Meer.

Tanya musste unwillkürlich tief Luft holen, als sie das Panorama in sich aufnahm. Es war von unvergleichlicher Schönheit. Tom hatte mit seinen Ankündigungen ganz gewiss nicht übertrieben.

»Mein Hotel liegt da drüben in einer kleinen Bucht. Es ist der schönste Fleck hier draußen«, sagte Tom und gab wieder Gas. Auf einmal fieberte Tanya der Ankunft förmlich entgegen. Der Fahrtwind strich durch ihre Haare und verschaffte ihr so wenigstens etwas Kühlung.

Fünf Minuten später öffnete sich eine traumhafte Bucht mit einem schneeweißen Strand vor Tanyas Augen. Er war völlig menschenleer.

Nur wenige Meter davon entfernt erkannte Tanya ein weißes Gebäude unter grünen Palmen. Das musste Toms Hotel sein. Es machte von außen einen sehr sympathischen Eindruck. Nicht gerade groß, aber sehr romantisch und bestimmt recht luxuriös, wie es Toms Stil war.

»Nicht wahr, es gefällt Ihnen?«, riss Toms Stimme sie aus ihren Gedanken. »Ich erkenne es an Ihren Augen. Sie strahlen förmlich. Ich hoffe, dass Sie mir jetzt endlich den holprigen Flug verzeihen werden.«

»Ist schon vergeben und vergessen«, erwiderte Tanya. Und das meinte sie auch ehrlich: Dieses verträumte Hotel in der einsamen Bucht entschädigte sie für alles, was hinter ihr lag.

Tom stoppte den Jeep direkt vor dem Eingang. Im gleichen Augenblick öffneten sich die rauchfarbenen Glastüren des Hotels, und eine Gruppe malerisch gekleideter Thais war zu sehen, die sich in der Eingangshalle postiert hatten.

Augenblicke später klang eine fremdartige Melodie an Tanyas Ohr, die sie irgendwie verzauberte. Sie war buchstäblich sprachlos und betrachtete entzückt die Einheimischen, die ihren Instrumenten so zauberhafte Töne entlockten. Was für ein reizender Willkommensgruß!

Tom lächelte und griff nach Tanyas Hand. Sie spürte die Wärme seiner Finger und schauerte unwillkürlich, trotz der Hitze. Bereitwillig ließ sie zu, dass er ihr beim Aussteigen half. Sie achtete kaum darauf, dass er einigen Hotelboys Anweisungen gab, ihr Gepäck ins Haus zu tragen.

Tanyas Interesse galt ganz der Musik, die sie völlig in ihren Bann geschlagen hatte.

Die Lobby des Hotels war großzügig und luxuriös zugleich, mit grünen Pflanzen, wohin das Auge blickte, und Sitzgruppen aus weißem Leder.

Tanya sah, wie Tom von seinen Angestellten voller Achtung begrüßt wurde. Er war der Boss hier, das merkte man.

»Gehen wir doch gleich hinauf in Ihr Zimmer«, schlug ihr Tom vor. »Ich möchte es Ihnen persönlich zeigen.«

Mit einem Lift fuhren sie in die vierte Etage. Am Ende eines mit roten Teppichen ausgelegten Flures befand sich Tanyas Zimmer.

Tom ließ es sich nicht nehmen, ihren Koffer selbst zu tragen und die Tür aufzuschließen.

»Bitte sehr«, sagte er dann. »Das schönste Zimmer im ganzen Hotel. Von hier oben haben Sie einen wundervollen Ausblick über die gesamte Kata Beach.«

Tanya atmete ein paarmal tief durch, als sie das Zimmer betrat. Obwohl sie weit von der Großstadt Bangkok entfernt war, fehlte es hier nicht an Komfort. Sie entdeckte ein breites Bett, ein Telefon und sogar einen Fernseher – und ein WLAN-Anschluss war selbstverständlich auch vorhanden.

Der Ausblick auf die Bucht war phantastisch. Überall schneeweißer Strand und grüne Palmen. So hatte sich Tanya immer das Paradies vorgestellt, und hier existierte es wirklich.

Mit halb geschlossenen Augen stand sie auf dem Balkon und ließ den warmen Wind über ihre Haut streicheln. Hier konnte man sich wohl fühlen. In der Einsamkeit der Natur würde sie den Stress und die negativen Erinnerungen an ihre Entlassung sicherlich schnell vergessen. Hier konnte sie wundervoll ausspannen.

Plötzlich fühlte sie Toms Hände auf ihren Armen. Für einen winzigen Augenblick erstarrte Tanya. Seine Berührung jagte ihr einen kleinen Stromstoß durch den ganzen Körper.

Gleichzeitig spürte sie Toms Atem im Nacken, und seine Lippen berührten sanft ihren Hals. Wie in Trance drehte sich Tanya zu ihm um und streifte dabei seinen Mund. Es war nur ein kurzes gegenseitiges Berühren der Lippen. Und doch war es, als würde Tanya in diesem Augenblick von einer heftigen Woge des Begehrens erfasst und davongetragen.

Unwillkürlich öffnete sich ihr Mund. Aus dem flüchtigen Kuss wurde eine leidenschaftliche Umarmung. Tanya spürte, wie Toms Zunge zwischen ihre Zähne drang. Wie von selbst verschränkten sich Tanyas Hände in seinem Nacken, und sie schloss die Augen. Sie spürte, wie seine Finger über ihren Körper glitten und sie fester an sich pressten. Seine wilde Erregung brachte sie zum Beben.

Unter Aufbietung all ihrer Willenskraft riss Tanya sich los. Fast heftig stieß sie Tom beiseite und holte tief Luft. Ihre Wangen glühten, und man sah ihr an, wie aufgewühlt sie war. Aber es war noch nicht der Zeitpunkt gekommen, ihrem Verlangen nachzugeben. Nicht jetzt und nicht hier.

»Ich glaube, diese Art von Begrüßung war nicht vorgesehen, Tom«, sagte Tanya mit unsicherer Stimme. »Sie gehen bei der Betreuung Ihrer Gäste ein bisschen zu weit.«

»Ich wollte Sie nur auf meine Weise in Phuket willkommen heißen, Tanya. Entschuldigen Sie bitte, Sie … du hast mich eben ein wenig aus dem Gleichgewicht gebracht.«

Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und verließ das Zimmer. Tanya wollte ihn bitten zu bleiben, aber sie schwieg.

Wahrscheinlich ist es all das Neue, Ungewohnte, das mich so aus dem Gleichgewicht gebracht hat, dachte sie.

Vielleicht war es am besten, wenn sie sich einmal ausschlief. Am nächsten Tag sah alles ganz bestimmt anders aus.

Sie öffnete ihren Koffer und packte ihn aus. Dann duschte sie und streckte sich anschließend auf dem breiten Bett aus.

Es war weich und angenehm kühl, deshalb dauerte es nicht lange, bis die Erschöpfung der langen Reise ihren Tribut forderte. Tanyas Augenlider wurden schwer wie Blei. Augenblicke später war sie eingeschlafen.

Sie wusste nicht, wie lange sie geschlafen hatte, als sie die Augen aufschlug. Irgendetwas hatte sie geweckt.

Tanya rieb sich die Lider und dehnte sich. Sie schaute zum Fenster hinüber. Ein paar Sonnenstrahlen fielen genau aufs Bett. Es sah nach einem wundervollen Tag aus. Und da durfte sie nicht die Zeit vertrödeln.

Tanya warf einen kurzen Blick auf ihre Armbanduhr und stellte verwundert fest, dass sie die ganze Nacht durchgeschlafen hatte. Jetzt war es kurz vor neun Uhr morgens, also höchste Zeit, aufzustehen und zu frühstücken.

Was würde Tom nur von ihr denken, wenn sie so lange im Bett liegen blieb?

Gleichzeitig erinnerte sich Tanya an seinen Kuss. Unendlich viel Zärtlichkeit hatte darin gelegen – und ein so heißes Verlangen, wie sie es noch nie erlebt hatte.

Hastig stand sie auf, duschte und zog sich an. Sie wählte ein weißes, ärmelloses T-Shirt und gelbe, enge Shorts. Dann kämmte sie ihr langes Haar und betrachtete sich ein letztes Mal prüfend im Spiegel.

Tanya wusste, dass sie eine phantastische Figur besaß, und die Shorts brachten ihre makellosen Beine sehr vorteilhaft zur Geltung.

Sie war gerade im Begriff, das Zimmer zu verlassen, als das Telefon schrillte. Tanya eilte darauf zu und hob den Hörer ab.

»Ich dachte, ich müsste mich mal bei dir melden«, hörte sie Toms Stimme und registrierte, dass er einfach zum vertraulichen Du übergegangen war. Aber Tanya sagte nichts dagegen. »Wann kann ich mit dir rechnen, Tanya?«, fuhr Tom fort. »Ich habe einen Ausflug in den Dschungel und in ein typisches Eingeborenendorf geplant. Ich würde mich sehr freuen, wenn du ja sagst.«

Das klang interessant. Eigentlich hatte Tanya ja vorgehabt, an den Strand zum Schwimmen zu gehen, aber das konnte sie immer noch tun. Aber einen Dschungelausflug – den mochte sie sich nicht entgehen lassen. Schließlich wollte sie auch Land und Leute im Süden Thailands kennenlernen.

»Ich bin schon auf dem Weg nach unten«, gab Tanya gutgelaunt zurück.

»Ich erwarte dich im Frühstücksraum«, erwiderte Tom. »Du hast doch bestimmt Hunger. Komm und sieh dir selbst an, was unsere Küche zu bieten hat. Es ist bestimmt auch etwas für dich dabei.«

Tanya verabschiedete sich und legte auf. Auf einmal hatte sie es eilig, ihr Zimmer zu verlassen.

Toms Stimme hatte sehr charmant und sogar ein wenig liebevoll geklungen. Das war doch ein deutlicher Beweis dafür, dass er ihr den Korb von gestern Nachmittag nicht mehr übelnahm.

Hastig lief Tanya den Flur entlang zum Lift und fuhr nach unten. Sie eilte durch die Lobby in den Frühstücksraum.

Tom saß an einem Tisch beim Fenster und winkte ihr zu. Gleichzeitig spürte sie, wie er sie betrachtete. Sein Blick glitt über die sanften Wölbungen ihrer Brüste unter dem T-Shirt und blieb dann auf den schlanken gebräunten Beinen haften.

»Hast du gut geschlafen?«, erkundigte sich Tom und rückte Tanya den Stuhl zurecht. »Du hattest doch hoffentlich genügend Ruhe?«

Sie nickte und strahlte über das ganze Gesicht. »Hier fühle ich mich sehr wohl, Tom«, antwortete sie. »Ich bereue deine Einladung überhaupt nicht, und ich bin sicher, dass ich mich hier phantastisch erholen werde.«

Der Ton zwischen ihnen war vertraut und fröhlich. Hier wirkte Tom gar nicht mehr so arrogant wie in Bangkok. Deshalb gefiel er Tanya auch viel besser. Und deshalb hatte sie auch für sich entschieden, diese vertraute Anrede zu erwidern.

Sie entschied sich für Toast und einen bunten Salatteller zum Frühstück und trank dazu ein Glas Saft. Tom sah ihr mit einem zärtlichen Lächeln zu.

»Wo liegt das Dorf, von dem du am Telefon gesprochen hast?«, erkundigte sich Tanya, nachdem sie mit dem Essen fertig war. »Und was hat es mit dieser Dschungeltour auf sich, Tom?«

»Ich möchte dir etwas von der Gegend zeigen«, erwiderte er und erhob sich. »Ich hielt das für eine gute Idee, denn tief im Dschungel liegt ein alter Tempel, den du unbedingt sehen musst. Viele Legenden ranken sich um dieses Bauwerk. So etwas bekommt kaum einer meiner Gäste zu sehen, aber ich denke, dass es dich interessieren wird …«

»Es klingt auch sehr geheimnisvoll«, meinte Tanya und griff nach ihrer Tasche aus Segeltuch, in der sie einige persönliche Dinge verstaut hatte. »Dann lass uns doch gleich losfahren.«

»Das tun wir auch«, sagte Tom. »Heute habe ich im Hotel so gut wie nichts zu tun, deswegen ist diese Dschungeltour gerade richtig. Du siehst ja, dass im Moment recht wenige Gäste hier sind. Schließlich ist noch Vorsaison. Also, fahren wir!«

Tanya folgte ihm durch die Empfangshalle ins Freie, wo der Jeep schon auf sie wartete.

Zuerst betrachtete sie das wenig komfortable Gefährt mit einer gehörigen Portion Misstrauen, dann aber stieg sie doch ein, und Tom startete.