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Wenn ein Kuss so heiß ist wie der Wüstenwind: Der Romantic-Kiss-Roman „Ein Abenteurer zum Verlieben“ von Isabelle Wallon jetzt im eBook bei dotbooks. Tausche kleines Büro gegen die weite Welt ... Für Wendy Kilborne geht ein Traum in Erfüllung, als sie von London nach Ägypten geschickt wird. Im sagenumwobenen Tal der Könige soll sie die Assistenz des Archäologen Dr. Steve Norton übernehmen. Der ist alles andere als begeistert davon, und auch Wendy hat ihre Probleme mit seiner rüpelhaften Art. Doch steckt unter der rauen Schale des Wissenschaftlers ein weicher Kern? Ehe sie recht weiß, wie ihr geschieht, beginnt Wendy sich zu verlieben. Dabei weiß sie genau, dass es kein Happy-End für sie und Steve geben kann – denn einen so besessenen Jäger verlorener Schätze und freiheitsliebenden Abenteurer kann keine Frau zähmen ... Jetzt als eBook kaufen und genießen: der Romantic-Kiss-Roman „Ein Abenteurer zum Verlieben“ von Isabelle Wallon. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verla
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Seitenzahl: 181
Über dieses Buch:
Tausche kleines Büro gegen die weite Welt … Für Wendy Kilborne geht ein Traum in Erfüllung, als sie von London nach Ägypten geschickt wird. Im sagenumwobenen Tal der Könige soll sie die Assistenz des Archäologen Dr. Steve Norton übernehmen. Der ist alles andere als begeistert davon, und auch Wendy hat ihre Probleme mit seiner rüpelhaften Art. Doch steckt unter der rauen Schale des Wissenschaftlers ein weicher Kern? Ehe sie recht weiß, wie ihr geschieht, beginnt Wendy sich zu verlieben. Dabei weiß sie genau, dass es kein Happy-End für sie und Steve geben kann – denn einen so besessenen Jäger verlorener Schätze und freiheitsliebenden Abenteurer kann keine Frau zähmen …
Über die Autorin:
Isabelle Wallon, geboren 1957, schreibt seit 20 Jahren Romane in den unterschiedlichsten Genres. Sie lebt und arbeitet in Hessen. Bei dotbooks erscheinen ihre folgenden Romantic-Kiss-Romane: Urlaub – Liebe inbegriffen / Der Geliebte aus Texas / Zu viel Liebe – gibt es das? / Immer wenn ich von dir träume / Verführung in Caracas / Liebe, so stürmisch wie das Meer / Ein total verrücktes Wochenende / Halt mich fest in deinen Armen / Bleib heute Nacht bei mir / Traumfrau ohne Trauschein / Paris-New York mit Turbulenzen
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Überarbeitete Neuausgabe August 2015
Eine ältere Fassung dieses Romans erschien bereits 1988 unter dem Titel Bitte nicht berühren bei Bastei.
Copyright © der Originalausgabe 1988 by Bastei-Verlag, Gustav H. Lübbe GmbH & Co.
Copyright © der überarbeiteten Neuausgabe 2015 dotbooks GmbH, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Titelbildgestaltung: init | Kommunikationsdesign, Bad Oeynhausen, unter Verwendung eines Motiv von thinkstockphotos, München
E-Book-Herstellung: Open Publishing GmbH
ISBN 978-3-95520-736-6
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Isabelle Wallon
Ein Abenteurer zum Verlieben
Ein Romantic-Kiss-Roman
dotbooks.
Die Hitze schlug ihr wie aus einem Backofen entgegen, als Wendy Kilborne das Flugzeug verließ und sich auf den Weg zur Abfertigungshalle machte. Zwar hatte sie bei ihrer Ankunft in Kairo heute Morgen schon einen Vorgeschmack auf die Temperaturen bekommen, die sie in Ägypten erwarteten, aber gegen die Hitze hier im Landesinneren war das Wetter in Kairo geradezu angenehm gewesen.
Schweißtropfen hatten sich auf ihrer Stirn gebildet, als sie das Abfertigungsgebäude erreichte und Ausschau nach ihrem Gepäck hielt. In Kairo war die Abfertigung mitsamt den Kontrollen schon langsam vor sich gegangen, aber hier in Luxor machten die Angestellten eine Wissenschaft daraus. Niemanden schien es zu kümmern, dass Wendy es eilig hatte, dass sie so schnell wie möglich ans Ziel ihrer Reise wollte. Sie musste sich genau wie die anderen in einer größeren Schlange anstellen und die Formalitäten über sich ergehen lassen.
Endlich kam sie an die Reihe. Sie spürte die Blicke des Flughafenangestellten auf sich gerichtet, als sie ihre Koffer aufs Band legte, um sie von ihm inspizieren zu lassen. Sein größtes Interesse schien jedoch nicht dem Gepäck, sondern vielmehr seiner Besitzerin zu gelten. Kein Wunder, denn das blonde Haar, die schlanke Figur und die unergründlichen blauen Augen Wendys waren schon mehr als nur einen flüchtigen Blick wert. In den Augen des Ägypters war die junge Frau so etwas wie eine blonde Göttin …
Wendy atmete auf, als der Mann die Koffer durchwühlt und nichts gefunden hatte. Er stellte umständlich ein schmieriges Formular aus, drückte es Wendy in die Hand und deutete ihr mit einer Geste an, ihr Gepäck an sich zu nehmen und Platz für den Nächsten zu machen – und das war eine ältere, sehr britisch wirkende Lady, die eine Art Zwergpudel mit sich an der Leine führte, dem die ganze Warterei auch nicht gefiel. Er kläffte nämlich pausenlos, und die Frau hatte sichtlich Mühe, das Tier zu beruhigen.
All das nahm Wendy jedoch nur am Rande wahr. Stattdessen richtete sich ihr Augenmerk auf die Ankunftshalle. In London hatte man ihr mitgeteilt, dass jemand zum Flughafen von Luxor kommen würde, um sie abzuholen und dann direkt zum Tal der Könige zu bringen. Schließlich war Wendy das erste Mal in Ägypten und kannte sich daher überhaupt nicht aus.
Sie wirkte ziemlich hilflos, als sie sich in der Halle umsah und Ausschau nach irgendjemandem hielt, der gleich auf sie zukommen würde, um ihr endlich das schwere Gepäck abzunehmen. Aber alles, was sie sah, waren Einheimische in langen wallenden Gewändern, die ihr misstrauische Blicke zuwarfen. Wendy seufzte. So wie es aussah, würde sie sich doch selbst darum kümmern müssen, irgendwie nach Luxor zu kommen. Wahrscheinlich hatte man im Camp einfach vergessen, jemanden zu schicken, um sie abzuholen.
»Das kann ja heiter werden«, murmelte sie, »erst die Hitze und dann dieser überaus freundliche Empfang.«
»Miss Wendy Kilborne?«
Wendy hielt inne und drehte sich um. Sie blickte in das lächelnde Gesicht eines braungebrannten Mannes, der sehr sportlich gebaut war. Schwarze Haare und männlich-markante Züge. Er sah gut aus, unter normalen Umständen sogar ein Mann, den sie sicherlich interessant finden würde.
»Das wurde aber auch Zeit«, meinte Wendy kühl. Die Strapazen des langen und anstrengenden Fluges hatten sie nicht gerade in Hochstimmung versetzt.
»Hat der gute Dr. Norton doch noch daran gedacht, jemanden zu schicken, um mich abzuholen! Ich hatte schon gedacht, dass der Herr im Zuge seiner Ausgrabungen mich schlichtweg vergessen hat. Was schauen Sie mich so entgeistert an, Mister? Wollen Sie mir nicht beim Gepäckschleppen helfen?«
Sie registrierte ein kurzes erstauntes Aufleuchten in seinen Augen.
»Aber selbstverständlich, Miss Kilborne«, beeilte sich der Mann zu sagen und bemächtigte sich sofort des schwersten Koffers. Wendy atmete ostentativ auf.
»Sie entschuldigen bitte, wenn ich etwas zu spät gekommen bin. Aber der verdammte Jeep spielte unterwegs verrückt. Hoffentlich haben Sie nicht zu lange warten müssen.«
»Es hielt sich in Grenzen«, antwortete Wendy und hängte sich ihre Segeltuchtasche um. »Ich wäre Ihnen jetzt jedoch sehr dankbar, wenn wir sofort aufbrechen, Mister …?«
»Steve«, sagte der Schwarzhaarige rasch. »Nennen Sie mich einfach Steve.« Er lächelte sie geheimnisvoll an und ging voraus.
»Sie arbeiten auch für Professor Norton?«, fragte ihn Wendy neugierig, als ihnen draußen die Backofenhitze wieder entgegenschlug. »Erzählen Sie mir von ihm! Was für ein Mann ist er? Man erzählt sich ja sehr viel …«
»Oh, alles halb so wild«, meinte Steve und musste jetzt grinsen, als er auf einen alten Jeep zuging, der noch aus den Tagen des Suez-Krieges zu stammen schien. »Wie haben Sie ihn sich denn so vorgestellt?«
»Natürlich wie einen Wissenschaftler«, antwortete Wendy und wuchtete ihre Segeltuchtasche auf den Rücksitz des Jeeps, bevor sie auf dem Beifahrersitz Platz nahm.
»Bestimmt ist er ein schrulliger alter Kauz, der nur seine Forschungen im Kopf hat. Hoffentlich wird er mich als Frau akzeptieren. Ich mache mir da nämlich so meine Sorgen, weil ihm das Museum in London plötzlich eine Assistentin zur Seite stellt, die er noch nie gesehen hat.«
»Da würde ich mir keine großen Sorgen machen«, winkte ihr Begleiter ab und schwang sich hinters Steuer.
»Normalerweise ist Dr. Norton ein recht umgänglicher Mensch. Allerdings erwartet er auch von seinen Mitarbeitern, dass sie sich mit ganzer Kraft für die Ausgrabungen einsetzen. Platz für Müßiggänger und Träumer ist in Luxor nicht – ein gutgemeinter Rat von mir, Lady.«
Er drehte den Zündschlüssel im Schloss herum und fluchte, als der Motor außer einem unruhigen Stottern nichts von sich gab. Er versuchte es ein zweites und drittes Mal und trat dabei das Gaspedal bis zum Anschlag durch. Erst beim vierten Versuch kam der Motor endlich. Steve machte eine bedauernde Geste, als er Wendy anschaute.
»Tja, mit Oldtimern braucht man etwas Geduld. Aber machen Sie sich keine Sorgen. Wir werden unterwegs schon nicht stehenbleiben …«
Da war sich Wendy allerdings nicht so sicher, denn der Jeep ruckte ganz schön, als Steve Gas gab. So sehr, dass sie ziemlich unsanft in den Sitz gepresst wurde.
***
»So, Sie sind also auch im Archäologischen Museum in London tätig«, meinte Steve, als die Gebäude und Abfertigungshallen des kleinen Flughafens am Horizont zu einem winzigen Punkt zusammengeschmolzen waren.
»Seit wann denn? Was haben Sie vorher gemacht?«
Er scheint sich ja sehr für meinen beruflichen Werdegang zu interessieren, stellte Wendy fest. Aber das ist wohl normal unter Kollegen, die jetzt ein Team bilden und zusammenarbeiten müssen. Bereitwillig gab sie ihm Auskunft und erzählte ihm, dass sie direkt nach ihrem Studium das Glück gehabt hatte, im Museum diese Stelle zu bekommen.
»Was hat eine so schöne Frau wie Sie dazu gebracht, sich mit Altertumsforschung zu beschäftigen?«, fragte Steve. »Ich meine, das kommt doch nicht gerade häufig vor …«
»Für mich ist das ein Job wie jeder andere auch. Und Archäologie hat mich schon immer interessiert. Genauso gut könnte ich Sie fragen, was Sie in dieser Einöde verloren haben, oder?«
»Eins zu null für Sie«, sagte Steve und umschloss das Lenkrad fester, weil die asphaltierte Straße sich jetzt in eine Schotterpiste verwandelt hatte, auf der so viel Geröll herumlag, dass sich Wendy schon innerlich darauf gefasst machte, mit etlichen blauen Flecken am Ziel anzukommen. Ziemlich unsanft wurde sie hin- und hergerüttelt, aber sie biss tapfer die Zähne zusammen. Sie wollte nicht, dass Steve sie für zimperlich hielt.
Die Stadt lag jetzt schon weit hinter ihnen. Nichts als trostlose Einöde umgab sie von allen Seiten. Trockenes Land, menschenfeindlich und bizarr wirkend. Am stahlblauen Himmel war keine einzige Wolke zu sehen. Je weiter sie ins Landesinnere fuhren, umso mehr spürte Wendy die Hitze, die das Atmen immer schwerer machte.
»Sie werden sich schon daran gewöhnen«, sagte Steve plötzlich, der wohl an ihrem Gesichtsausdruck abgelesen hatte, was ihr in diesem Moment durch den Kopf ging. »In ein paar Tagen kommt Ihnen das Klima schon ganz normal vor.«
»Ihr Wort in Gottes Ohr«, meinte Wendy und suchte in ihrer Handtasche nach einem Tuch, um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen. Überhaupt klebte ihr das T-Shirt unangenehm am Rücken.
Hoffentlich gibt es im Camp eine vernünftige Möglichkeit, sich den Staub vom Körper zu spülen, wünschte Wendy sich sehnlichst.
»Wie lange dauert es noch, bis wir am Ziel sind?«, fragte sie ihren gutaussehenden Chauffeur. »Nicht, dass ich ungeduldig bin, aber …«
»Vielleicht noch eine knappe halbe Stunde«, antwortete Steve achselzuckend. »Manchmal dauert es auch etwas länger – je nach Straßenbeschaffenheit. Das werden Sie doch noch aushalten können? Oder machen Sie jetzt schon schlapp?«
»Keinesfalls«, widersprach Wendy heftig, nachdem sie einen spöttischen Ausdruck in seinen Zügen bemerkt hatte. »Ich habe nur vor, mich zu duschen, wenn wir angekommen sind. Vielleicht haben Sie schon einmal etwas davon gehört, dass manche Menschen auch in der Wildnis ihren Sinn für Hygiene nicht aufgeben.«
Eigentlich hatte sie das so nicht ausdrücken wollen, aber irgendwie fühlte sie sich gereizt von diesem ewig grinsenden Mann, von dem sie außer seinem Vornamen überhaupt nichts wusste.
Ob er sich über sie im Stillen zu amüsieren schien, weil er immerzu lächelte? Wahrscheinlich, dachte Wendy. Aber sie würde ihm keine Gelegenheit geben, sich über sie lustig zu machen. Es stimmte schon, dass sie ziemlich müde war, aber das restliche Stück bis zum Tal der Könige würde sie auch noch aushalten können. Schließlich war sie doch gespannt auf diese historische Fundstätte, die in aller Munde war. Da musste sie ganz einfach die Zähne zusammenbeißen und ihr körperliches Unbehagen zurückstellen! Während der nächsten Minuten schwiegen sie. Wendy konzentrierte sich ganz auf die Mondlandschaft, die sich vor ihren Augen erstreckte. Eigentlich unvorstellbar, dass in solch einer Einöde einmal eine prächtige und ruhmreiche Stadt gestanden haben sollte. Aber das war auch schon etliche Jahrtausende her.
»Wir sind gleich da«, riss Steves Stimme sie aus ihren Gedanken. Wendy sah, wie er die rechte Hand vom Steuer nahm und nun auf eine Felsengruppe wies, die sich weiter westlich gegen den stahlblauen Himmel abzeichnete.
»Dort liegt das Tal der Könige.«
Eine innere Unruhe ergriff Wendy, als sie ihn so reden hörte. Gleich würde sie an einer Fundstätte stehen, die der Traum eines jeden Ägyptologen war: Luxor – die Stadt der Könige, einst Ausgangspunkt eines mächtigen, mittlerweile versunkenen Reiches. Nur die verfallenen Relikte zeugten jetzt noch davon, wie groß dieses Reich einst gewesen war.
Als der Jeep die nächste Anhöhe erreichte, war der Blick frei auf das Tal. Wohin Wendy auch schaute – sie erkannte mächtige, in den Stein gehauene Bauten, die für die Ewigkeit errichtet waren. Auch wenn der Staub der Jahrhunderte schon an ihnen genagt hatte, verloren sie doch nur wenig von ihrem einstigen Glanz.
Das Tal der Könige war wirklich eine Sehenswürdigkeit. Tempel reihte sich an Tempel. Mächtige Statuen und Götterbilder reckten sich gen Himmel. Je näher der Jeep dem historischen Ort kam, umso mehr Einzelheiten konnte Wendy erkennen. Weiter westlich, wo sich die in den Stein der rötlichen Felsen gemeißelten Statuen befanden, herrschte ein geschäftiges Treiben. Von hier oben aus wirkten die Menschen winzig, aber Wendy konnte schon das Zeltlager deutlich erkennen, das von jetzt an für die nächsten Tage ihr neuer Arbeitsplatz war.
»Gefällt es Ihnen?«, fragte Steve, der ihre Überwältigung bemerkte. »Mir ging es genauso, als ich das erste Mal herkam …«
»Einfach unglaublich«, meinte Wendy mit schwärmerischem Blick. »Ich bin sicher, hier wartet eine Menge Arbeit auf uns.« Sie überlegte einen kurzen Moment, bevor sie fortfuhr: »Sie tun mir doch bestimmt einen Gefallen, oder? Dann bringen Sie mich bitte zu Dr. Norton. Ich möchte ihn so schnell wie möglich kennenlernen.«
»Nichts leichter als das«, sagte Steve und gab Gas. Der Wagen fuhr den Pfad hinunter, direkt auf das Camp im Tal der Könige zu.
***
Offensichtlich schien man im Camp die Ankunft des Jeeps bemerkt zu haben, denn drüben bei den Zelten entwickelte sich auf einmal ein geschäftiges Treiben. Ein einheimischer Trupp Arbeiter, den Dr. Norton wohl für die komplizierten und langwierigen Ausgrabungen angeheuert hatte, winkte Steve schon von weitem zu. Wendy registrierte es, als sie sich den Zelten näherten. Steve schien hier im Camp ziemlich beliebt zu sein.
Er drosselte das Tempo des Jeeps und brachte ihn wenige Yards vor den Zelten zum Stehen. Im selben Augenblick kam auch schon einer der Arbeiter auf ihn zugerannt. Ein untersetzter Ägypter, der auf dem Kopf einen Fez trug und ihm zuwinkte.
»Hallo Ahmed!«, begrüßte ihn Steve und schüttelte dem Mann sofort die Hand. »Gibt es etwas Neues?«
»O ja«, der Ägypter nickte heftig und wies wild gestikulierend auf eine Stelle drüben bei den Felsen. »Die Leute haben dort etwas gefunden, was Sie sich unbedingt einmal ansehen sollten, Dr. Norton!«
Wendy glaubte, nicht richtig gehört zu haben! Zuerst dachte sie, alles wäre nur ein Traum, aber dann wurde sie sich der folgenschweren Tatsache bewusst, dass dieser Ägypter Steve tatsächlich mit »Dr. Norton« angesprochen hatte!
In diesem Augenblick wirkte sie ziemlich hilflos und spürte dazu noch, wie eine flammende Röte ihr ganzes Gesicht überzog. Natürlich war ihr die Situation jetzt ziemlich peinlich, weil sie Bemerkungen gemacht hatte, die Dr. Norton bestimmt nicht gefallen hatten.
»Willkommen im Tal der Könige, Miss Kilborne«, sagte Steve Norton jetzt wieder mit diesem spöttischen Lächeln auf den Lippen. »Sie sehen also, der schrullige Dr. Norton steht bereits leibhaftig vor Ihnen. Ich hoffe, ich bin nicht ganz so schlimm wie das, was man über mich erzählt …«
Wendy schlug die Augen nieder, während die Röte in ihrem Gesicht einfach nicht weichen wollte.
»Entschuldigen Sie bitte vielmals, Dr. Norton«, stammelte sie jetzt mit leiser Stimme. »Ich hätte doch nie im Leben geahnt, dass ausgerechnet Sie Dr. Norton sind …«
Steve spürte, wie hilflos Wendy in diesem Augenblick war. Deshalb versuchte er, es ihr leichter zu machen, indem er einfach abwinkte.
»Zerbrechen Sie sich jetzt nur nicht den Kopf darüber, Miss Kilborne. So tierisch ernst müssen Sie das nicht nehmen. Ich werde Sie schon nicht mit Haut und Haaren verschlingen. Ahmed wird Ihnen jetzt erst einmal Ihr Quartier zeigen, und dann können Sie sich endlich ganz Ihrem Sinn für Hygiene hingeben. Vielleicht entspricht das Bad nicht ganz Ihren Vorstellungen, aber wir hier draußen kommen ganz gut damit zurecht. Mich müssen Sie jetzt bitte entschuldigen; die Arbeit wartet auf mich.«
»Aber ich möchte doch …«, wollte ihm Wendy noch sagen, doch er fiel ihr sofort ins Wort.
»Das müssen Sie nicht«, sagte er. »Sie haben eine lange und anstrengende Reise hinter sich, und für Ihre Müdigkeit habe ich natürlich Verständnis. Ahmed wird Ihnen Ihr Zelt zeigen, in dem Sie sich dann häuslich einrichten können. Zugegeben, es ist zwar nicht das Sheraton, erfüllt aber trotzdem seine Zwecke. Morgen reden wir dann über alles Weitere, okay?«
Steve Norton hatte sich bereits abgewandt und ging nun mit schnellen Schritten auf die Stelle zu, die ihm der Ägypter, der stummer Zeuge dieser Unterhaltung geworden war, gezeigt hatte. Wendy schien er bereits vollkommen vergessen zu haben.
»Kommen Sie bitte mit, Miss Kilborne«, meldete sich jetzt der Mann namens Ahmed zu Wort. »Dr. Norton hat jetzt ohnehin keine Zeit mehr. Er will sich die Funde ansehen …«
Wendy nickte schweren Herzens. Da hatte sie sich ja wirklich in eine schöne Situation hineinmanövriert! Aber woher hätte sie denn auch wissen sollen, dass Dr. Steve Norton alles andere als ein alter schrulliger Gelehrter war, sondern stattdessen ein Mann, der atemberaubend attraktiv war und ihr jetzt ganz schön im Kopf herumspukte? Bestimmt amüsierte er sich jetzt im Stillen über sie!
Ohne weitere Worte zu verlieren, folgte sie dem Ägypter, der ihre Koffer an sich genommen hatte und nun damit auf ein Zelt zuging, das wirklich nicht gerade luxuriös wirkte. Die Plane schien noch aus den Tagen der Völkerwanderung zu stammen und roch muffig.
»Ihr Quartier, Miss«, sagte Ahmed und wies mit einer einladenden Geste auf das Zelt, als handele es sich um ein First-Class-Hotel. »Ruhen Sie sich ein wenig aus. Dr. Norton hat mich gebeten, Ihnen zur Seite zu stehen, falls Sie irgendetwas auf dem Herzen haben sollten.«
»Wo kann ich denn hier duschen, Ahmed?«, erkundigte sich Wendy und bemerkte eine große Verblüffung in seinem Gesicht. »Ich möchte mich waschen, verstehen Sie?«
»Da drüben, Miss.« Der Ägypter grinste und wies auf eine Art Verschlag aus wurmstichigen Brettern, der alles andere als vertrauenerweckend war. »Dort finden Sie alles, was Sie brauchen. Und wenn Sie Hunger haben – ich habe dafür gesorgt, dass etwas Essbares im Zelt ist.«
»Vielen Dank, Ahmed.« Wendy gab sich alle Mühe, zu verbergen, dass sie sich grauenhaft fühlte. Ihr Hauptproblem war die Tatsache, dass sie sich schon am ersten Tag bei ihrem neuen Chef unbeliebt gemacht hatte. Auch wenn Steve Norton es ihr nicht gezeigt hatte, so dachte er doch bestimmt seinen Teil über das, was Wendy in ihrer Unwissenheit über ihn gesagt hatte.
Als Ahmed sah, dass Wendy keine weiteren Wünsche hatte, wandte er sich ab und ging hinüber zur Ausgrabungsstätte. Wendy blickte ihm eine Zeitlang nach, bis sie sich wieder auf ihr eigentliches Vorhaben konzentrieren konnte. Und das war nach wie vor der Wunsch, sich den Staub und den Schweiß der letzten Stunden vom Körper zu spülen!
Sie warf dem alten Verschlag noch einen misstrauischen Blick zu, bevor sie dann endlich ihre Koffer ins Zelt beförderte, um sich dort einzurichten. Alles Weitere würde sich schon finden …
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Der Verschlag sah nicht nur wurmstichig aus – er war es auch. Mit staunenden Augen glitten Wendys Blicke über das, was sich in dem Wüstenbad befand: Dort stand ein altes Wasserfass, dicht daneben ein rostiger Eimer und eine alte Emailleschüssel, die auch schon bessere Tage erlebt hatte. Diese Dinge zusammen bildeten die Einrichtung des ägyptischen Bades hier draußen im Tal der Könige.
Was soll’s, dachte Wendy erstaunlich gefasst. Dieser Steve Norton soll nicht von mir denken, dass ich damit nicht zurechtkomme. Sie war fest entschlossen, die Gegebenheiten zu akzeptieren und sich auf eine einfache Lebensweise umzustellen. Zuerst sah sie sich aber doch noch einmal vorsichtig um, ob nicht jemand in der Nähe war, der sie jetzt vielleicht beobachtete. Schließlich bot der Verschlag nur notdürftigen Schutz vor den Blicken Neugieriger. Aber das würde Wendy nicht ändern können …
Sie beschloss, alle Nachteile zu ignorieren, und zog sich einfach aus. Top und Hose legte sie achtlos beiseite und streifte dann auch den winzigen Slip ab, den man nur mit einer gehörigen Portion Humor noch als Textilstück bezeichnen konnte. Der Gedanke, dass sie jetzt vielleicht von jemandem beobachtet werden konnte, versetzte sie in eine seltsame Erregung, zumal sie sich vorstellte, dass Dr. Steve Norton sie so sehen könnte …
Wendy ertappte sich bei dem Gedanken, wie es wohl wäre, mit diesem Mann zusammen zu sein, in seinen Armen zu liegen, seine starken Hände auf der Haut zu spüren …
Sie schüttelte den Kopf, weil sie sich nicht erklären konnte, welche seltsamen Wege ihre Phantasie auf einmal ging. Stattdessen tauchte sie eine Hand in das Wasserfass und stellte fest, dass es kühler war, als sie angenommen hatte. Gerade richtig, um sich zu erfrischen und wieder wie neugeboren zu fühlen.
Wendy nahm die Schüssel, füllte sie mit Wasser und begann, sich von Kopf bis Fuß einzuseifen. Als sie sich dann mit dem Wasser die letzten Seifenspuren vom Körper spülte, fühlte sie sich deutlich frischer und entspannter. Sie nahm sich eins der Handtücher, die sie in ihrem Zelt gefunden hatte, und trocknete sich ab. Sie war damit so beschäftigt, dass sie gar nicht die beiden Gestalten wahrnahm, die sich dem Verschlag unauffällig genähert hatten und jetzt durch die Bretter neugierige Blicke auf Wendys schlanken Körper warfen.
Gerade als Wendy das Handtuch beiseitelegen und nach ihrem Slip greifen wollte, sah sie in zwei Augenpaare, die ihr begehrliche Blicke zuwarfen. Wendy war so erschrocken, dass sie den Slip fallen ließ und sofort nach dem Handtuch griff, um ihren Körper vor den Augen dieser Burschen zu verdecken.