Bleibt das Herz stehen, wenn man niest? - Carola Holzner - E-Book
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Bleibt das Herz stehen, wenn man niest? E-Book

Carola Holzner

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Beschreibung

Endlich verständliche Antworten auf medizinische Alltagsfragen – Das Medizinbuch zum Mitreden Ist Knochenknacken schlecht für die Gelenke? Deutet ein blauer Strich am Arm auf eine Blutvergiftung hin? Gibt es so etwas wie das Bauchgefühl? Warum ist Blut eigentlich rot und ist es wirklich dicker als Wasser? Deutschlands bekannteste Notärztin Dr. med. Carola Holzner gibt Antworten auf Fragen, die Du Dir bestimmt auch schon mal gestellt hast. Verständlich und auf Augenhöhe mit einer großen Portion Humor vermittelt sie medizinisches Wissen, räumt mit Mythen und Irrtümern auf, entzaubert Dr. Google und gibt viele Ratschläge und Tipps: ebenso unterhaltsam wie kenntnisreich.

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Seitenzahl: 279

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Dr. med. Carola Holzner

in Zusammenarbeit mit Sabine Jürgens

Bleibt das Herz stehen, wenn man niest?

Medizin endlich verständlich

 

 

Über dieses Buch

 

 

»Schluss mit Gerüchten, Unsinn und falschen Behauptungen. Hier bekommt ihr Antworten auf medizinische Fragen, die ihr euch vielleicht immer schon oder bis dato gar nicht erst gestellt habt. Wusstet ihr, dass der Sprung ins kalte Wasser tatsächlich gefährlich werden kann, eine Darmreinigung gar nicht den Darm reinigt und dass der Blinddarm überhaupt nicht überflüssig ist? Dass ihr zwei Hirne habt, euer Nervensystem richtig clever ist und ihr euch immer darauf verlassen könnt? Am Ende beweise ich euch sogar, dass es Schmetterlinge im Bauch wirklich gibt, die heißen (medizinisch) nur anders. Medizin endlich verständlich! Nach diesem Buch seid ihr schlauer und besitzt eine große Portion unterhaltsames (und fundiertes!) Wissen. Damit könnt ihr nicht nur auf jeder Familienfeier oder Smalltalk-Party glänzen, sondern ihr wisst wirklich über euren Körper Bescheid.«

 

 

Weitere Informationen finden Sie auf www.fischerverlage.de

Biografie

 

 

Medizin auf Augenhöhe zu vermitteln, ist Dr. med. Carola Holzners große Mission und Leidenschaft. »Verstehen, nicht nachplappern!« lautet ihr Motto. Die Fachärztin für Anästhesiologie arbeitet als Oberärztin in der Notaufnahme und als Notärztin im Rettungsdienst. Doc Caro möchte auf ihren Social-Media-Kanälen, als Expertin für medizinische Themen im Fernsehen und auf der Bühne die Medizin näher zu den Menschen bringen und sie für Gesundheit begeistern. Denn Medizin ist für Menschen da! Carola Holzner lebt mit ihrer Familie in Mülheim an der Ruhr.

Inhalt

[Widmung]

Kann mir das bitte mal einer erklären!?

1 SEKT KURBELT DEN BLUTDRUCK AN!

2 MUSS MAN ZECKEN RAUSDREHEN?

3 KNOCHEN KNACKEN IST SCHLECHT FÜR DIE GELENKE!

4 KANN MAN SEINE ZUNGE VERSCHLUCKEN?

5 DER BLAUE STRICH AUF DEM ARM IST EINE BLUTVERGIFTUNG!

6 WARUM MUSS MAN IMMER AUFS KLO, WENN MAN NERVÖS IST?

7 AUF EINE BEULE GEHÖRT BUTTER!

8 HILFT EIN SCHNAPS NACH DEM ESSEN DER VERDAUUNG?

9 VERSTEHEN! NICHT NACHPLAPPERN!

10 KÄLTE FÜHRT ZU ERKÄLTUNGEN!

11 TUT WACHSEN WEH?

12 SALZ ERHÖHT DEN BLUTDRUCK!

13 STIMMT ES, DASS ICH BEI EINEM HERZINFARKT HUSTEN SOLL?

Was passiert bei einem Herzinfarkt?

Wie erkenne ich einen Herzinfarkt?

Was solltest du tun?

Wie behandelt man einen Herzinfarkt?

14 DER BLINDDARM IST ÜBERFLÜSSIG!

15 LAUERN AUF ÖFFENTLICHEN TOILETTEN GESCHLECHTSKRANKHEITEN?

16 KAFFEE ENTZIEHT DEM KÖRPER WASSER!

17 REINIGT EINE DARMREINIGUNG DEN DARM?

18 BEI NASENBLUTEN: KOPF IN DEN NACKEN!

19 GIBT ES DAS BAUCHGEFÜHL?

20 GAS UND BREMSE – DEIN VEGETATIVES NERVENSYSTEM

21 ENTSTEHEN MAGENGESCHWÜRE DURCH STRESS?

22 MIT VOLLEM MAGEN SOLL MAN NICHT SCHWIMMEN GEHEN!

23 KAROTTEN SIND GUT FÜR DIE AUGEN!

24 WÄRMT ALKOHOL VON INNEN?

25 BEI SCHLUCKAUF WÄCHST DAS HERZ!

26 HELFEN COLA UND SALZSTANGEN BEI MAGEN-DARM?

27 KIRSCHEN UND WASSER VERTRAGEN SICH NICHT!

28 BESTEHT LEBENSGEFAHR BEIM SPRUNG INS KALTE WASSER?

29 KAUGUMMI VERKLEBT DEN MAGEN!

30 WIR SOLLTEN UNSERE ORGANE BEI LAUNE HALTEN!

Zwischen Leber und Milz passt noch ein Pils!

Da kommt mir die Galle hoch!

Dem ist eine Laus über die Leber gelaufen!

Das ist mir an die Nieren gegangen

Ich geh aufm Zahnfleisch!

31 NIEREN MUSS MAN IMMER WARM HALTEN!

32 BLEIBEN DIE AUGEN STEHEN, WENN MAN SCHIELT?

33 ROTWEIN UND SCHOKOLADE SIND GUT FÜRS HERZ!

34 HILFT SPUCKE BEI INSEKTENSTICHEN?

35 FERNSEHEN SCHADET DEN AUGEN!

36 KANN MAN WIRKLICH PLATZEN, WENN MAN ZU VIEL ISST?

37 WEISSE FLECKEN AUF DEN FINGERNÄGELN BEDEUTEN KALZIUMMANGEL!

38 KANN MAN SICH BEIM KÜSSEN MIT AIDS ANSTECKEN?

39 SÜSSIGKEITEN MACHEN ZUCKERKRANK!

40 BEKOMME ICH KRAMPFADERN, WENN ICH DIE BEINE ÜBEREINANDERSCHLAGE?

41 DU BIST EIN WUNDER! UND WAS FÜR EINS!

42 BLEIBT DAS HERZ STEHEN, WENN MAN NIEST?

BUH!!!

43 KANN MAN SICH EIGENTLICH ZU TODE ERSCHRECKEN?

Danke

Quellennachweis

Für die, die niemals aufhören zu (hinter-)fragen.

Weiter so!

Kann mir das bitte mal einer erklären!?

Kann man eigentlich tatsächlich jemandem Löcher in den Bauch fragen?

Diese Frage kann ich vorab schon mal beantworten: Nein, denn sonst hätte ich schon ziemlich viele Löcher in meinem Bauch! Es gibt mittlerweile nämlich nichts mehr, was ich nicht schon mal gefragt worden bin. Von peinlich über skurril bis eklig oder einfach nur lustig. Mal bin ich irritiert, mal schockiert, meistens aber vor allem neugierig. Patienten und Patientinnen wollen ja in der Regel ganz persönliche und intime Dinge wissen, die sie selbst betreffen. Und wenn man dann schon mal eine leibhaftige Ärztin so ganz für sich alleine hat, muss man zuschlagen! Also nur verbal natürlich …

»Warum muss ich eigentlich immer so nötig Pipi, wenn ich aufgeregt bin?«

»Mein Freund knackt dauernd mit seinen Fingergelenken. Ist das nicht schädlich?«

»Sagen Sie mal, Frau Doktor, ein Gläschen Sekt am Morgen kurbelt doch den Kreislauf an, oder?«

Es gibt ja unterschiedliche Gründe, warum Menschen Fragen stellen. Die einen wollen Absolution und ein gutes Gefühl (Sekt am Morgen), die anderen einfach nur etwas besser wissen als ihr Partner (Knochen knacken). Es werden aber auch (leider) oft Behauptungen in den Raum geworfen, da wird gar nichts mehr gefragt. Ganz klar: Is so! Die berühmte »Is-so-Theorie«. Diese Behauptungen sind dann in der Welt und werden über Jahre und Jahrzehnte einfach immer weitergetragen. Das wird schon stimmen. Stimmt aber oft eben nicht. Oder die Dinge sind nur irgendwie halb richtig. Deshalb werdet ihr auf den nächsten Seiten nicht nur mit Fragen, sondern auch mit Behauptungen konfrontiert. Steht also hinter einer Kapitelüberschrift ein fettes Ausrufezeichen, heißt das noch lange nicht, dass es auch stimmt.

Also: Immer schön skeptisch bleiben!

Aus meiner Erfahrung als Ärztin gibt es die Frager und die Behaupter, und dann gibt es diejenigen, die wirklich Zusammenhänge verstehen wollen. Zum Beispiel, wie Aufregung und Dringend-Pipi-Müssen zusammenpassen. Ursache und Wirkung. Genau darum geht es mir. Schon als Assistenzärztin habe ich immer nach dem Warum gefragt. Ich wollte verstehen: Warum gebe ich bei Kopfschmerzen Ibuprofen? Warum machen wir ein CT? Warum kann eine Herzdruckmassage Leben retten? Warum, warum, warum? Die Eltern unter uns kennen das nervtötende Fragen der Kinder. Aber genau das sollen sie tun – unermüdlich fragen! Meine Kinder ermuntere ich sogar: Egal, was ihr tut, fragt immer nach dem Warum. Und wenn ihr darauf keine Antwort habt oder bekommt, fragt erst recht: Warum tue ich es dann? Wir müssen den Sinn hinter den Dingen verstehen, und wenn das nicht der Fall ist, dann müssen wir uns fragen: Was machen wir da eigentlich?

So habe ich Medizin verstanden, und plötzlich war alles logisch. Heute sage ich zu meinen Assistentinnen und Assistenten: Ihr könnt alles machen, aber wenn ich euch frage, warum ihr das macht, dann will ich nicht hören: Weil das alle machen oder es immer schon so gemacht wurde. Dann will ich eine anständige Antwort! Eine echte Begründung! Das zeigt, dass ihr euch Gedanken gemacht, euch mit der Thematik auseinandergesetzt habt und wirklich versteht, was ihr da tut. Und das wollen auch meine Patientinnen und Patienten und jene, die mir über die sozialen Netzwerke schreiben. Kein Rumgerede, kein Blabla, sondern verständliche Erklärungen. Das ist ja das Schöne an meinem Job: In einer vertrauten Vier-Augen-Situation (plus Schweigepflicht) sind die Menschen mitunter absolut hemmungslos und (zumindest was ihre Fragen betrifft) schmerzfrei. Mit Ärzten und Ärztinnen kann man über alles reden. Uns ist ja (angeblich!) nichts Menschliches fremd. Wen sonst sollte man Sachen fragen, die man sich bisher nie getraut hat zu fragen? Und schon gar nicht in aller Öffentlichkeit. Manchmal bin ich mir allerdings nicht sicher, ob diese oder jene Frage jetzt wirklich ernst gemeint ist. Und dank des Internets und seiner Anonymität sinkt die Hemmschwelle immer mehr, obskure Themen anzusprechen. (In diesem Fall ist es mal von Vorteil.) Oft muss ich erst mal schlucken, und manchmal kann ich mir auch ein Grinsen nicht verkneifen. Gut, Fragen gestellt bekommen ist das eine, aber du musst auch die richtigen Antworten parat haben. Und ob ihr es glaubt oder nicht, oft ist meine erste Reaktion: Hab ich mich das nicht auch schon mal gefragt? Um dann festzustellen: Ja, habe ich. Und ich weiß es selber nicht! Einige Fragen wiederum, gerade die, die Kinder mir stellen, habe ich mir nie gestellt, kann sie aber auch nicht beantworten, weil ich mich nie damit befasst habe. Ob zum Beispiel die Augen so stehen bleiben können, wenn man schielt? Und über einige Fragen musste ich dann doch wirklich etwas länger nachdenken und gründlicher recherchieren – ob Butter auf einer Beule hilft oder eine Darmreinigung wirklich den Darm reinigt? Toll ist, dass ich jedes Mal selbst etwas lerne und hinterher schmunzeln muss. Also habe ich mir mal einen ganzen Haufen Fragen, die mir gestellt wurden, und Behauptungen, die seit Ewigkeiten kursieren, zur Brust genommen, recherchiert und festgestellt: Einiges wusste ich selbst nicht, bei anderem ist es an der Zeit, mit Fehlinformationen und Mythen aufzuräumen: Und schon war die Idee für dieses Buch geboren. Ja, bleibt das Herz jetzt eigentlich kurz stehen, wenn man niest? Und stimmt die Geschichte vom blauen Strich auf dem Arm, der angeblich bei einer Blutvergiftung bis zum Herz wandert, wirklich? Wer hat die nicht schon mal gehört?

Schluss mit Gerüchten, Unsinn und falschen Behauptungen. Hier bekommt ihr nicht nur Antworten auf Fragen, die ihr euch vielleicht immer schon oder bis dato gar nicht erst gestellt habt. Hier bekommt ihr auch die Erklärungen dazu. Aber das ist noch nicht alles. Ich habe noch mehr für euch! Ihr werdet Interessantes über eure Organe erfahren: Was hat eigentlich die Laus auf der Leber zu suchen, und warum passt zwischen Leber und Milz angeblich immer ein Pils? Ich möchte euch mit dem »Vagabunden« bekanntmachen, der durch euren Körper wandert und dort (unter anderem) für Ruhe sorgt. Ihr werdet den sympathischen Nervengott kennenlernen und verstehen, warum es gut ist, sich auf ihn zu verlassen. Am Ende beweise ich euch sogar, dass es Schmetterlinge im Bauch wirklich gibt, die heißen (medizinisch) nur anders. Und wusstet ihr eigentlich, dass ihr zwei Hirne habt? (Gut, bei manchen könnte man glauben, sie hätten gar keins!) Lasst uns genau das jetzt machen: Unsere Gehirne benutzen.

Medizin endlich verständlich! Nach diesem Buch seid ihr fit für sämtliche Quizshows und besitzt unterhaltsames (und fundiertes!) Wissen, mit dem ihr auf jeder Familienfeier oder Smalltalk-Party glänzen könnt. Klugscheißen für Fortgeschrittene.

Vor allem möchte ich Schluss machen mit Unwissenheit und zeigen, dass man eben nicht alles weiß oder wissen kann. Aber es ist einfach gut, wenn man Bescheid weiß, denn Wissen kann Leben retten!

Wichtiger Warnhinweis: Wenn ihr euren Kindern weiterhin kleine Notlügen auftischen wollt (»Nicht mit nassen Haaren ins Bett, sonst bist du morgen erkältet!«), dann solltet ihr dieses Buch gut verstecken. Wenn sie diese Lektüre in die Finger bekommen, könnt ihr einpacken! Ich brauche meiner Tochter jedenfalls keine komischen Begründungen mehr zu liefern, die lacht nur noch und sagt: »Das stimmt doch gar nicht!« Irgendwie auch schön! Und apropos Löcher in den Bauch fragen: Diese Redewendung soll angeblich im Mittelalter entstanden sein. Folter und so, ihr versteht … Keine Sorge, hier wird niemand gefoltert, im Gegenteil! Ich möchte Fragen aus der wunderbaren Welt der Medizin einfach, humorvoll und verständlich beantworten. Wie war das noch mal: Wieso, weshalb, warum? Wer nicht fragt, bleibt dumm! Na dann:

Auf geht’s!

1SEKT KURBELT DEN BLUTDRUCK AN!

Ich liebe diese Art von Aussagen! Genau genommen ist es natürlich eine Behauptung, hinter der letztendlich der Wunsch steht, sie möge wahr sein. Viele Menschen bitten mich als Ärztin ja häufig (unbewusst natürlich) um Absolution, um ihre kleinen Sünden zu rechtfertigen: das Gläschen Sekt am Morgen für den Kreislauf oder die Schokolade für die Nerven. Alles menschlich! Denn das Leben soll bitte auch Spaß machen, man möchte sich ja nicht alles verbieten. Der innere SCHWEINEHUND will auch mal ein Leckerli. Und damit uns nicht ständig das schlechte Gewissen plagt, suchen wir nach plausiblen Erklärungen, warum »Sport doch irgendwie Mord« und »Einmal ja eigentlich keinmal« ist. Und deshalb sitzen reizende ältere Damen morgens in ihrem Lieblingscafé bei einem Gläschen Sekt, freuen sich des Lebens und über ihren angeregten Kreislauf. (Ich mache das übrigens auch hin und wieder mit meinen Freundinnen – echt wahr! Der Kreislauf ist da aber eher zweitrangig.) Wer also möchte dem DAMENKRÄNZCHEN da die Sektlaune verderben? Ich sicherlich nicht, trotzdem möchte ich versuchen, die Frage richtig zu beantworten. Ich bin keine Kardiologin, kenne aber ziemlich viele gute und nette Kollegen, und die haben mich aufgeklärt. Auch auf der Internetseite der Deutschen Herzstiftung kann man sich Informationen holen, da gibt es nämlich eine HerzSprechstunde, und die Kolleginnen und Kollegen können die Sekt-kurbelt-Kreislauf-an-Frage sehr gut beantworten. Aber hier gibt es leider (wie so oft im Leben) kein klares Ja oder Nein.

Zum besseren Verständnis: Der Behauptung »Sekt kurbelt den Kreislauf an!« liegt ja offenbar ein niedriger Blutdruck (die sogenannte HYPOTONIE) zugrunde, sonst müsste man ja nichts ankurbeln; man ist morgens noch etwas antriebslos, SCHLAPP und müde und will sich in Schwung bringen. Mit Schaumwein. Aber warum eigentlich mit Sekt? Warum nicht mit einem Glas Bier oder Weißwein? Das liegt wohl an der spritzigen Kohlensäure. Die regt nämlich die Durchblutung der Schleimhäute an, im Magen oder Dünndarm zum Beispiel. Und eine bessere DURCHBLUTUNG bedeutet, dass der Körper mehr Alkohol aufnehmen kann und so auch mehr in den Blutkreislauf gelangt. Und das auch schon ab dem ersten Schluck.

Machen wir also mal den Test und nehmen ein Schlückchen vom prickelnden Getränk und schauen, was passiert. Zuerst erweitert der Alkohol die Blutgefäße. Vor allem die im Gesicht. Das erklärt die leichte RÖTUNG auf den Wangen und ist vielleicht schon ein kleiner Hinweis auf den Irrtum, das hätte etwas mit einem »angeregten« Blutdruck zu tun. Denn wenn sich Blutgefäße weiten, passiert das nicht nur im Gesicht, sondern überall, auch in den Beinen zum Beispiel. Und da »versackt« dann das Blut, und der Blutdruck sinkt. LOGISCH, oder? Bei geweiteten Gefäßen braucht es natürlich weniger Druck. Da wurde schon mal nix angekurbelt. Aber ab jetzt können selbst die Experten keine hieb- und stichfesten Aussagen mehr treffen. Nun gilt der Juristenspruch: Kommt drauf an … Nämlich auf verschiedene Faktoren:

Wie es zum Beispiel um den seelischen Zustand der Sekttrinkerin steht. Ist Frau Müller-Kloppstock aufgebracht oder verärgert, weil der Nachbar wieder mit seinen schmutzigen Schuhen bei ihr in die Wohnung gelatscht ist, wird nach dem Glas ihr BLUTDRUCK mit einer hohen Wahrscheinlichkeit ansteigen. Da hätte wohl schon allein der Nachbar ohne Sekt gereicht. War es also wirklich der Alkohol? Und wenn Frau Kasuppke sich zum Sektchen ein Kippchen anzündet (»Eine ist keine!«), dann »kurbelt« das auch den Kreislauf an beziehungsweise lässt den Blutdruck steigen, weil sich durch das Nikotin die Gefäße verengen. In diesen Fällen sind die blutdruckerhöhenden Effekte (Rauchen und/oder Ärger) stärker als die blutdrucksenkenden des Alkohols. Hinzu kommt, dass Alkohol enthemmt, uns fröhlich und ausgelassen werden lässt und GLÜCKSHORMONE freisetzt – und auch die fördern den Blutdruck. Aber es kommt natürlich (wie bei fast allem) auf die Menge an: Beim Mann steigt der Blutdruck meist ab etwa dreißig Gramm Alkohol an und bei Frauen bereits ab circa zwanzig Gramm. Aber ob der Kreislauf nun wirklich durch den Alkohol in SCHWUNG kommt, ist tatsächlich nicht geklärt. Ein Grund könnte die gesteigerte Aktivität des Sympathikus sein. Dieser Teil unseres Nervensystems wird munter, wenn es beispielsweise um Leistungssteigerung in Stresssituationen geht. Aber auch hier hat Alkohol einen Einfluss. In geringen Mengen wirkt er im Nervensystem entspannend und hebt die Stimmung, in größeren Mengen dann dämpfend und betäubend. Und wenn schon morgens Sekt ins (vielleicht sogar nüchterne) System »knallt«, der durch seine Kohlensäure ja noch schneller »in die BIRNE geht«, kann ich mir schon vorstellen, dass das Nervensystem ein bisschen auf Touren kommt. Da werden nun (laut Herzexperten) vermehrt blutdrucksteigernde Hormone (u.a. Adrenalin) ausgeschüttet, was eine Erhöhung der Herzfrequenz zur Folge haben kann. In diesem Fall würde der Alkohol STIMULIEREND auf das vegetative Nervensystem wirken, was den Herzschlag beschleunigt und verstärkt Blut in den Körper pumpt. Aber das passiert eben noch nicht bei einem Gläschen Sekt. In einem 0,1-Liter-Glas Sekt stecken ungefähr acht Gramm reiner Alkohol. (Die Angaben variieren von sechs bis elf Gramm.) Eine Frau müsste also schon mindestens zweieinhalb Gläser am Morgen trinken. Und können wir da noch von einer harmlosen Kreislauf-ANKURBELEI sprechen?

Klar aber ist: Wenn jemand über einen längeren Zeitraum regelmäßig zu viel Alkohol trinkt, dann schadet das nicht nur seiner Leber (das schauen wir uns auch noch genauer an), sondern es steigt dauerhaft sein Blutdruck, und das kann dann lebensgefährlich sein, weil das RISIKO für die Entwicklung einer Bluthochdruckerkrankung zunimmt. Damit vergrößert sich auch das Risiko für ernsthafte Herz- und Kreislauferkrankungen, einen Herzinfarkt zum Beispiel.

Was ist ein normaler Blutdruck?

Werte unter 140/80 mmHg

Was ist ein niedriger Blutdruck?

Werte unter 90/60 mmHg

(Werte beziehen sich auf Erwachsene)

Hier für euch noch zwei ganz einfache (alkoholfreie) Tipps zum Ankurbeln des Kreislaufs am Morgen: Macht doch einfach mal zehn KNIEBEUGEN! Wer Zeit und Lust hat: Auch Bewegung an der frischen Luft wirkt super, und statt Sekt solltet ihr viel Wasser oder Saftschorle trinken (gerne auch ein Glas warmes Wasser auf nüchternen Magen).

Und was den Seniorinnenclub rund um Frau MüllerKloppstock und Frau Kasuppke betrifft: PRÖSTERCHEN! Die sollen sich ruhig hin und wieder morgens ein Gläschen Schaumwein gönnen. Und das sage ich als Carola, nicht als Ärztin. Eine fadenscheinige (und nur halb wahre) Erklärung braucht man dafür aber nicht! Vielleicht einfach nur, weil’s schmeckt und Spaß macht!

Sekt kurbelt den Blutdruck an?

Jein. Kommt drauf an … Generell jedoch erweitert Alkohol die Blutgefäße, und dadurch sinkt der Druck.

2MUSS MAN ZECKEN RAUSDREHEN?

Immer wieder kommen Menschen in die Notaufnahme … mit Zecke, die noch in der Kniekehle FRÖHLICH vor sich hin saugt, ohne Zecke, weil die nämlich schon von selbst abgefallen ist, oder sie haben die Zecke einfach in einem Marmeladenglas mitgebracht und wollen dann von mir wissen, ob das Tierchen eine Krankheit übertragen kann. Richtig und wichtig ist: Zuerst einmal sollte man Zecken auf jeden Fall sofort entfernen. Spätestens bei dieser Information legt sich dann die Stirn in SORGENFALTEN. Ich? Wie soll ich das denn machen? Komisch, Hunde- und Katzenbesitzer, die sich in der Zoohandlung mit Zeckenzangen ausgestattet haben, fragen so was nicht. Ich sehe schon, einige von euch nicken jetzt heftig mit dem Kopf. Es liegt in der Natur der Sache, dass unsere lieben Haustiere häufiger die kleinen BIESTER mit nach Hause bringen, weil sie eben gerne durch die Büsche streunen. Und dann rücken Herrchen und Frauchen dem kleinen Waldund-Wiesen-Souvenir sofort gnadenlos und unerschrocken zu Leibe. Denn dass man Zecken linksrum bei Mondlicht mit irgendeinem geheimnisvollen Zauberspruch rausdrehen soll, ist selbstverständlich absoluter Unsinn und nur einer von vielen hartnäckigen Mythen rund um diesen leider gar nicht so putzigen Parasiten. Zecken sind BLUTSAUGER und können Krankheiten übertragen, und je eher man sie entfernt, desto weniger Schaden können sie anrichten. Du kannst eine Zecke einfach rausziehen, doch dabei solltest du darauf achten, dass der Kopf mit rauskommt. Also: Rausdrehen ist Quatsch, Zecken haben ja kein Schraubgewinde wie ein KORKENZIEHER.

Trotzdem irgendwie eine lustige Vorstellung. Sie haben sich also nicht reingedreht. Sie haben auch nicht gebissen, sondern schlicht und ergreifend zugestochen. Ähnlich wie andere Insekten das auch gerne machen. Hättest du das gewusst? Die kleinen VAMPIRE reißen die Haut ihrer Wirte auf und saugen dann mit ihrem Stechrüssel das Blut heraus. Das Hinterlistige daran ist, dass wir das alles gar nicht mitbekommen, weil sie mit ihrem Speichel ein Betäubungsmittel abgeben. CLEVER, oder? Und deshalb spazieren wir einfach noch stundenlang durch Wiesen und Wälder, ohne zu merken, dass wir noch jemanden mit uns rumschleppen, der die ganze Zeit genüsslich saugt und seinen Blutdurst an uns stillt. Und ’ne kostenlose Taxifahrt genießt. Damit die VIECHER zwischendurch nicht runterfallen, haben sie auch noch ebenso praktische Widerhaken, die sich in unserer Haut verankern. Nun sag mal einer, die Natur sei nicht genial! Also, wenn du das Tier entdeckst, raus damit! Gerne mit einer Pinzette, die Finger tun es aber auch – es muss nicht die Zeckenzange für Tiere sein, die macht es aber einfacher. Pack das Tierchen hautnah, langsam, vorsichtig und kontrolliert. Manchmal ist ein leichtes Hin-und-her-Wackeln ganz gut, um die kleinen Widerhaken aus der Haut zu lösen. Einen ZAUBERSPRUCH braucht es nicht. Höchstens, um sich selbst zu beruhigen …

Zecken: So wird man sie am besten los!

… Nun warst du etwas panisch und hast zu hektisch an dem Parasiten rumgezerrt, und der Kopf steckt noch im Fleisch? Auch nicht TRAGISCH! Es kommt wirklich häufig vor, dass Teile des Tierchens noch in der Haut stecken bleiben. Meist ist das übrigens gar nicht der Kopf, sondern Reste des Stechapparates. Und jetzt bitte nicht daran RUMSTOCHERN!

Einfach desinfizieren, gut beobachten, und irgendwann fallen diese Reste von alleine ab. Die Zecke bitte unmittelbar nach Entfernen töten, wir wollen ja nicht, dass sie den Nachbarn sticht. (Okay, kommt auf den Nachbarn an.)

Du siehst: Es muss kein Gang in die Notaufnahme sein. Das schaffst du ganz alleine!

Es gibt aber Situationen, da solltest du einen Arzt aufsuchen. Zum Beispiel, wenn die Stelle rund um den Zeckenstich eine RÖTUNG aufweist, die sogenannte Erythema chronicum migrans. Toller Name für eine Hautrötung, oder? Die Stelle solltest du dann bitte gut im Auge behalten! Die Erklärung dazu gibt’s im Kasten.

Zecken können Krankheiten übertragen, zum Beispiel:

Lyme-Borreliose (Lymekrankheit)

Borrelien sind Bakterien, die sich im Darm der Zecke befinden. Der Parasit muss also eine längere Zeit saugen, bis der Erreger übertragen wird. Das Infektionsrisiko steigt nach einer Saugzeit von mehr als zwölf Stunden. Entfernt man die Zecke frühzeitig, ist das Übertragungsrisiko daher nur sehr gering. Wenn es zu einer Übertragung gekommen ist, bildet sich rund um den Zeckenstich ein paar Tage bis Wochen später eine ringförmige Rötung. Die kann man leicht übersehen, daher die Stelle gut beobachten!

Nun können Fieber, Muskel- und Gelenkschmerzen und andere grippeähnliche Beschwerden auftreten. Borrelien können sich auch über die Blutbahn ausbreiten und weitere Organe befallen, vorwiegend das Nervensystem, die Gelenke oder das Herz. Die Lyme-Borreliose ist aber mit Antibiotika in der Regel gut behandelbar.

 

FSME

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist eine grippeähnliche Infektion und wird durch Viren hervorgerufen, die ebenfalls von Zecken übertragen werden.

Hier gibt es zwei Phasen: Im ersten Stadium entwickeln sich meistens Symptome wie hohes Fieber und Gliederschmerzen. Deshalb wird FSME anfangs oft mit einer Grippe verwechselt und nicht diagnostiziert. Bei einem Großteil der Betroffenen ist die Infektion nach Abklingen dieser Symptome ausgestanden. Es können sich aber bei einem schweren Verlauf auch Gehirn und die Hirnhäute entzünden, was mit bleibenden neurologischen Ausfällen einhergeht. Daher bei auffälligen Rötungen rund um den Stich und/oder grippeähnlichen Symptomen: sofort zum Arzt!

Die Ständige Impfkommission empfiehlt FSME-Impfungen für Kinder und Erwachsene in stark von Zecken betroffenen Gebieten: Dazu gehören Bayern, Baden-Württemberg, Südhessen, das südöstliche Thüringen, drei Landkreise in Brandenburg und Sachsen. Wichtige und aktuelle Informationen dazu gibt es bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.

Wenn du in der Zeit, in der Zecken am aktivsten sind (ab etwa acht Grad Celsius, circa von März bis November), durch eine hohe Wiese, dichten Wald oder GESTRÜPP gelaufen bist, vorsichtshalber mal kurz den Körper abchecken. Zecke rausziehen. Fertig! Damit bis zum abendlichen MONDSCHEIN zu warten, wäre echt bescheuert! Du kannst natürlich auch nur noch im Schnee wandern gehen. Aber das wäre mir persönlich zu kalt. Dann doch besser SOCKEN im Sommer.

Muss man Zecken also rausdrehen?

Die Antwort: nein.

3KNOCHEN KNACKEN IST SCHLECHT FÜR DIE GELENKE!

Ja, auch diese Behauptung habe ich schon des Öfteren gehört, meist, weil jemand mit den Fingern geknackt hat und alle anderen eine Gänsehaut bekommen. Und das nicht, weil’s so schön war …

»Das muss doch SCHLIMM sein! Tut das nicht weh? Warum machst du das?«

Schlimm ist Knochenknacken vor allem für die anderen Menschen, die sich das mitansehen und -hören müssen. Aber ist es das auch für den »Knacker« selbst? Ich bin ja keine Orthopädin (ich weiß auch, wieso ☺), aber eins ist klar: Auch ich persönlich finde freiwilliges, selbst herbeigeführtes Knochenknacken wirklich unangenehm! Jeder hat sicher schon mal neben diesen Typen gesessen, die dauernd an ihren Fingern und Gelenken rumdehnen und ziehen. Angeblich finden sie das Fingerknacken ENTSPANNEND, ganz sicher aber ist es eine blöde Angewohnheit. Möglicherweise baut es sogar auch Spannungen ab. Bei dem, der knackt vielleicht – bei der Umwelt bewirkt es wohl eher das Gegenteil. Tatsächlich schädlich ist es aber nicht. Es macht auch die Gelenke nicht kaputt. Studien zeigen, dass es auch nach jahrelanger exzessiver KNACKEREI keine Häufigkeit von Arthritis (Entzündung eines Gelenks) oder Arthrose (Schwinden der schützenden Knorpelschicht, also Verschleiß) gibt.

Dazu eine kleine (wie ich finde: lustige) Geschichte: Ein gewisser Donald Unger knackte fünfzig Jahre lang jeden Tag mindestens zwei Mal – aber nur mit den Fingern seiner linken Hand. Freiwillig und im Selbstversuch. Leute gibt’s … IRRE, aber wahr! Der Allergologe wollte am eigenen Leib erfahren, ob da was kaputt geht – oder eben nicht. (Es ist leider nicht überliefert, ob er nach all den Jahren noch Freunde hatte – wahrscheinlich eher nicht.) In den fünf Jahrzehnten überdehnte der Typ mindestens 18520 Mal die Knöchel seiner linken Hand. Und siehe da: Die linke Hand blieb gesund. (Die rechte übrigens auch.) Kein außergewöhnlicher VERSCHLEISS, keine Entzündung in den Gelenken. Und auch die jüngste Untersuchung von einem Team der University of California 2022 kommt zu dem Ergebnis: Knacken bringt NIX außer genervte Menschen um einen herum, schadet aber auch nicht. Und die Kollegen haben immerhin vierhundert Gelenke unmittelbar vor und nach dem Knacken untersucht.

Auch wenn es ungefährlich ist, ich empfehle, es zu lassen, weil es einfach nur eine schlechte ANGEWOHNHEIT ist. Es ist ein bisschen wie Fingernägelkauen … Ganz schlimm finde ich Menschen, die die Halswirbel durch Kopfschwung einmal rechts, einmal links mit Schmackes knacken lassen. Dagegen ist Fingerknacken ja LÄCHERLICH. Ganz Schlaue argumentieren gerne mit der chiropraktischen Therapie, die ja angeblich »das Gleiche« ist. Nee, ist es nicht! Zwischen dem selbständigen Knacken der Finger und einer (professionellen!) chiropraktischen Therapie gibt es große Unterschiede. Das laienhafte Knacken wird zwar SUBJEKTIV als Spannungsabfuhr empfunden, hat aber keinen medizinischen Nutzen. Zumindest hat man ihn bis heute nicht nachweisen können. Die Chiropraktik hingegen ist in der Lage, schmerzhafte Gelenkblockaden und Muskelverspannungen zu beseitigen. Und das NACHWEISLICH.

Stellen wir uns also vor, du bist Zeuge folgender Unterhaltung zwischen einem fleißigen Knacker und seiner Begleitung:

»Oh, bitte, hör sofort damit auf! Fingerknacken ist außerdem schädlich für die Gelenke.«

»Nee, ist es nicht, es ist sogar gut, weil ich so meine Muskelverspannungen lösen kann.«

Und jetzt kommst du: »Sorry, aber: beides falsch.« Und dann legst du eine astreine Erklärung hin und erzählst ihnen mal von dem total BEKNACKTEN Donald Unger.

Fingerknacken ist also ungefährlicher Spannungsabbau. Aber gibt es da nicht schönere Alternativen, um Spannung abzulassen? Vor allem solche, die die Mitmenschen nicht auf die PALME bringen? Mir würden da ja ein paar Möglichkeiten einfallen …

Hier knackt’s

Aber warum knackt’s eigentlich? Der Gelenkspalt (sitzt zwischen zwei Gelenkflächen) ist mit Gelenkflüssigkeit gefüllt. Nun gibt es zwei Theorien.

Nummer 1: Der flüssigkeitsgefüllte Spalt zwischen den Gelenkflächen kann sich durch das Auseinanderziehen vergrößern, und es entsteht ein Unterdruck. Durch den Druck SCHNAPPT die Kapsel um das Gelenk ein, und es knackt.

Nummer 2: Werden die Fingergelenke auseinandergezogen und es entsteht der besagte Unterdruck, bilden die in der Gelenkflüssigkeit gelösten Gase kleine Blasen. Dabei knackt’s. Ein physikalisches Phänomen namens »TRIBONUKLEATION«. Merken für den nächsten Scrabble-Abend! Bedeutet nichts anderes als ein Mechanismus, der kleine Gasbläschen erzeugt. Wenn die Blasen sich wieder aufgelöst haben, kann wieder geknackt werden. Das ist der Grund, warum ein andauerndes Knacken nicht möglich ist. Der Knacker oder die Knackerin muss Pausen einlegen. Gott sei Dank! Wie man das rausgefunden hat? Dafür hat man Probanden in einen Magnetresonanztomographen (MRT) gelegt und ihnen beim Knacken zugeguckt. TOLL, womit Forschende so ihre Zeit verbringen.

Also, Knochenknacken schadet den Gelenken nicht.

Es nervt einfach nur.

4KANN MAN SEINE ZUNGE VERSCHLUCKEN?

Okay, jeder von uns hat sich schon mal ganz normal verschluckt. Das bedeutet: zu hastig gegessen, und ein KRÜMEL hat sich in der falschen Röhre verirrt. Normalerweise verschließt sich beim Schluckvorgang automatisch der Kehldeckel, damit die Nahrung in der Speiseröhre landet und nicht in die Luftröhre rutscht. Dort hinein gehört nämlich nichts außer Luft. Danach öffnet sich der Kehldeckel automatisch wieder, und wir atmen weiter. Diesen Vorgang merken wir gar nicht, weil wir ANATOMISCH so konstruiert sind, dass wir beim Schlucken nicht atmen können und umgekehrt. Aber ab und zu rutscht mal etwas in die Luftröhre, weil der Ablauf Essen/Atmen irgendwie durcheinandergeraten ist – und SCHWUPPS hat man sich verschluckt. In der Medizin nennt man das Aspiration. Das Teilchen hustet man dann heraus, nette Menschen klopfen einem auf dem Rücken rum, man trinkt ein Glas Wasser, und alles ist wieder in Ordnung. (Falls es sich um einen größeren Gegenstand handelt, wäre das natürlich ein Fall für den Rettungsdienst!)

Aber kann man seine Zunge verschlucken? Und landet die dann in der LUFTRÖHRE? Natürlich nicht. Wenn du schon mal jemandem die Zunge herausgestreckt hast (und wer hat das nicht?), konntest du die schöne Erfahrung machen, dass sie dir dabei nicht aus dem Mund gefallen ist. Klar, weil sie nämlich im Rachen angewachsen und über das Zungenbändchen mit dem Mundboden verbunden ist. Folglich kannst du sie auch nicht wirklich verschlucken im Sinne von herunterschlucken. Die Zunge sitzt nämlich BOMBENFEST. Und hier verbirgt sich leider auch die Gefahr. Denn was ich nicht wie ein Stück Schnitzel hinunterschlucken kann, daran könnte ich ersticken. Heißt: Die Zunge kann sich nach hinten verlagern und die Atemwege verschließen. Ein klassischer NOTFALL! Ich habe dieses Phänomen in meinem Leben als Notfallmedizinerin schon x-mal erlebt. Aber auch in dieser Situation muss man keine Ärztin oder examinierter Pfleger sein, um Leben zu retten! Genau wie bei der Herzdruckmassage kannst du auch im Falle einer Verlegung der Atemwege ganz einfach lernen, was zu tun ist. (Kurze Erklärung: Mediziner sprechen von einer Atemwegsverlegung, wenn die Atemwege teilweise oder vollständig durch z.B. einen Fremdkörper oder Erbrochenes verschlossen sind.)

Der Unterschied kurz und klar:

Herzdruckmassage/Reanimation: Bei Herzstillstand

Freimachen der Atemwege: Bei Asphyxie*/Atemstillstand

Herzstillstand: Erst bleibt das Herz stehen, dann setzt die Atmung aus.

Atemstillstand: Erst setzt die Atmung aus, dann bleibt das Herz stehen.

*Asphyxie: Zu langsame und/oder zu oberflächliche Atmung bis hin zum Atemstillstand, geht mit Sauerstoffmangel im Blut einher

Bevor wir zu den Ursachen, Gefahren und Erste-Hilfe-Maßnahmen kommen, eine kleine Zungenkunde: Die Zunge (übrigens lateinisch lingua) verfügt über neun verschiedene Muskeln, und ihr Job ist es, uns beim Schlucken und Sprechen zu helfen, Essen zu durchmischen und mit ihren Geschmacksknospen unter anderem süß von salzig zu unterscheiden. Die rosarote MUSKELMASSE nimmt fast die gesamte Mundhöhle ein und kann bei einem bewusstlosen Menschen zur tödlichen Gefahr werden. Denn bei Bewusstlosigkeit oder Lähmung verliert der Zungenmuskel seinen Tonus, also seine SPANNUNG, er erschlafft und rutscht unkontrolliert nach hinten in den Rachenraum. Gehört oder gesehen hat man von diesem Phänomen meist im Zusammenhang mit Fußballspielern, die nach einem fiesen Foul BEWUSSTLOS auf dem Platz zusammenbrechen – und dann berichtet ein aufgeregter Sportreporter von einer »verschluckten Zunge«. Im Alltag einer Notärztin sind Profikicker ziemlich selten. Aber in der Notaufnahme können Schlaganfälle oder Herzinfarkte der Grund für die Bewusstlosigkeit sein, Unterzuckerung, Unfälle mit Schädel-Hirn-Trauma, exzessiver Alkohol- und/oder Drogenkonsum. Das sind nur einige Beispiele. So, nun rutscht bei der bewusstlosen Person, meist in Rückenlage, die schlaffe Zunge nach hinten in den Rachen und legt sich quasi auf den Kehlkopf – wie ein GUMMIPFROPFEN auf eine Flasche. Und warum ist das so gefährlich? Die Zunge verschließt die Atemwege. Der Mensch kann nur noch theoretisch atmen, also sein Gehirn sendet die entsprechenden Signale, und die Atemmuskulatur und das Zwerchfell geben alles, aber es kommt eben keine LUFT mehr rein oder raus. Der Mensch erstickt. Das wiederum führt dann zu einem Herzstillstand, und der Mensch verstirbt. Also: Wenn ein blockierter Atemweg das Problem ist, muss dieser SOFORT frei gemacht werden. Dann musst du eingreifen und den Menschen vor einem Erstickungstod bewahren! Und das ist ziemlich SIMPEL, du musst nur den Kopf überstrecken, und das gelingt mit dem sogenannten Esmarch-Handgriff: Du legst eine Hand an die Stirn des Patienten und die andere an dessen Kinn. Dann überstreckst du den Kopf vorsichtig weg vom Körper in Richtung Nacken. Einfacher gesagt: Leg den Kopf in den Nacken. Das Ganze dauert nur ein paar Sekunden, kann aber echt Leben RETTEN. Denn durch das Überstrecken des Kopfes wird die Zunge angehoben und blockiert den Atemweg nicht mehr. Indem der Unterkiefer nach oben gezogen wird, sorgt man dafür, dass der Zungengrund ebenfalls angehoben wird und den oberen Atemweg frei macht. Ganz einfach! Also habt keine Angst, nur MUT!

Ihr müsst auch nicht im Mund des Menschen herumfummeln und die Zunge »rausziehen«. Die rutscht bei diesem einfachen Handgriff von alleine nach vorne.

Der Esmarch-Handgriff, auch Kopf-Kiefer-Handgriff genannt, geht auf Johann Friedrich August Esmarch (1823–1908) zurück. Der deutsche Chirurg war Begründer des zivilen Samariterwesens in Deutschland. Du musst kein Heiliger sein, aber ein bisschen Samariter schadet nicht!

So, das wäre schon mal erledigt. Das ist sozusagen die Pflichtübung. Aber ihr könnt noch mehr tun! Bringt den Patienten in SEITENLAGE. Wichtig: Dabei müsst ihr sicher sein, dass er atmet. Warum Seitenlage? Ganz einfach: In dieser Position können Sekrete, Erbrochenes oder Blut besser ablaufen, und es wird verhindert, dass sich die Atemwege erneut zusetzen. Nachdem ihr den Atemweg frei gemacht habt, indem ihr den Kopf überstreckt habt, und der bewusstlose Mensch wieder ATMEN kann (und dies auch sicher tut!), bringt ihn in die Seitenlage.

Am besten, ihr probiert das ein paarmal mit Mann, Freundin oder den Kindern aus. Übung macht den MEISTER