Blizzard - Larry Lash - E-Book

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Larry Lash

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Beschreibung

Seit geraumer Zeit verfolgen Dan Martin und Edgar Redfield skrupellose Mörder.
Jedes Mal, wenn die Freunde glauben, den Banditen dicht auf den Fersen zu sein, läuft die Spur ins Leere, verliert sie sich im Nichts. Immer wieder versteht es die Bande, ihre Fährten so zu verwischen, als wären sie niemals an jenem Ort gewesen.
Erst in den unendlichen kanadischen Wäldern gelingt es Dan und Ed, die Gegner erneut aufzuspüren.
Hier – im Land, in dem der Blizzard geboren wurde – kommt es zum entscheidenden Kampf.

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Larry Lash

 

 

Blizzard

 

 

 

Western 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

Neuausgabe

Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv

Cover: © by Claudia Westphal, 2024

Korrektorat: Sandra Vierbein

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau (OT), Gemeinde Oberkrämer. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

 

Alle Rechte vorbehalten

 

Das Copyright auf den Text oder andere Medien und Illustrationen und Bilder erlaubt es KIs/AIs und allen damit in Verbindung stehenden Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren oder damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung erstellen, zeitlich und räumlich unbegrenzt nicht, diesen Text oder auch nur Teile davon als Vorlage zu nutzen, und damit auch nicht allen Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs nutzen, diesen Text oder Teile daraus für ihre Texte zu verwenden, um daraus neue, eigene Texte im Stil des ursprünglichen Autors oder ähnlich zu generieren. Es haften alle Firmen und menschlichen Personen, die mit dieser menschlichen Roman-Vorlage einen neuen Text über eine KI/AI in der Art des ursprünglichen Autors erzeugen, sowie alle Firmen, menschlichen Personen , welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren um damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung zu erstellen; das Copyright für diesen Impressumstext sowie artverwandte Abwandlungen davon liegt zeitlich und räumlich unbegrenzt bei Bärenklau Exklusiv. Hiermit untersagen wir ausdrücklich die Nutzung unserer Texte nach §44b Urheberrechtsgesetz Absatz 2 Satz 1 und behalten uns dieses Recht selbst vor. 13.07.2023 

 

 

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Blizzard 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

9. Kapitel 

10. Kapitel 

11. Kapitel 

Der Autor Larry Lash 

Eine kleine Auswahl der Western-Romane des Autors Larry Lash 

 

Das Buch

 

 

 

Seit geraumer Zeit verfolgen Dan Martin und Edgar Redfield skrupellose Mörder.

Jedes Mal, wenn die Freunde glauben, den Banditen dicht auf den Fersen zu sein, läuft die Spur ins Leere, verliert sie sich im Nichts. Immer wieder versteht es die Bande, ihre Fährten so zu verwischen, als wären sie niemals an jenem Ort gewesen.

Erst in den unendlichen kanadischen Wäldern gelingt es Dan und Ed, die Gegner erneut aufzuspüren.

Hier – im Land, in dem der Blizzard geboren wurde – kommt es zum entscheidenden Kampf.

 

 

***

Blizzard

 

Western von Larry Lash

 

 

1. Kapitel

 

Schon der Name der Stadt sagte alles. Unwomanly hieß sie, und sie war in der Tat eine regelrechte Männerstadt, hart an der kanadischen Grenze.

Jetzt, in den letzten Herbsttagen machte sie einen geradezu trostlosen Eindruck. Dicht hinter Unwomanly begann eine Sumpf- und Moorlandschaft, die weiter nördlich von Seen, Bergen und steppenähnlichen Gebieten abgelöst wurde.

Riesige Rentierrudel durchzogen das Land. Überall stieß man auf Trittsiegel von Wapitis, Bären, Füchsen und Luchsen. In der Nähe der Moore und Seen wurden Menschen und Tiere von riesigen Mückenschwärmen geplagt.

Dan Martin zog einen kleinen Spiegel aus seiner Tasche. Sein Gesicht war von unzähligen Mückenstichen so verquollen, dass er sich kaum erkannte. Dan steckte den Spiegel ein und blickte an sich nieder. Nie in seinem Leben hatte er solche Fetzen auf dem Leib getragen.

Seine Augen glitten zu Edgar Redfield. Der Freund starrte in die Flammen des Campfeuers und blickte den Funken nach, die in die Dunkelheit stiegen, um irgendwo zu verglühen. Ihm war kalt. Sein streng geschnittener Mund glich einem schmalen Strich. Falten kerbten Stirn und Mundwinkel. Edgar Redfield hatte die Vierzig überschritten. Sein Haar war eisgrau, dicht und strähnig.

»Drei Jahre sind wir nun schon hinter den Mördern her, Dan«, sagte er aus seinen Gedanken heraus. »Diese drei Jahre kommen mir wie eine Ewigkeit vor. Manchmal waren wir den Kerlen so nahe, dass wir glaubten, sie gestellt zu haben, doch dann waren sie wie im Nebel verschwunden, und wir hatten Mühe, ihre Spuren erneut auszumachen und ihnen zu folgen. Jetzt sollen sie hier am Ende der Welt sein? Ich kann es immer noch nicht glauben.«

Das konnte Dan Martin auch nicht, aber er schwieg. Er zurrte die Zeltgurte straff und wischte fahrig über sein Haar, das im Laufe der Jahre graue Strähnen bekommen hatte. Auch er war über vierzig Jahre alt, doch aus seinen stahlblauen Augen leuchteten Mut und Energie.

Man konnte in den beiden Partnern Cowboys vermuten, die es so hoch im Norden jedoch nicht gab. Hier sah man nur wenige Rinder, dafür aber umso mehr Schafe.

Wenn man – was selten geschah – Menschen traf, dann waren es entweder Schafzüchter, Waldläufer, Fallensteller, Digger, Glücksritter oder Ausgestoßene. Vor allen Dingen die Geächteten hatten hier viele Möglichkeiten, sich dem nach ihnen fahndenden Gesetz zu entziehen. Wer fragte schon danach, wenn jemand über die Grenze wechselte? Kanada war weit und groß, und die Gesetzeshüter konnten nicht überall sein.

Die beiden am Feuer sitzenden Männer fielen also in dieser Gegend nicht auf. Vor ihnen waren schon unzählige Menschen nach Norden gezogen, um sich der Verfolgung durch die Yankees zu entziehen. Sogar Sitting Bull mit den Resten seiner Hunkpapa-Sioux und Tokei-ihto, der berühmte Dakota-Häuptling, waren hierher geflohen. Vor und nach diesen beiden berühmten Indianern mit ihren Stämmen hatten es zahlreiche kleine Indianergruppen versucht. Sie wollten in der Freiheit leben und nicht in der Reservation untergehen. Sie alle waren in dem Land der Sümpfe, Moore und Wälder untergetaucht.

Diesen Indianern machten es viele weiße Männer nach, entweder, weil in den Sheriff Offices in Amerika ihre Steckbriefe hingen, oder weil sie einen besonderen Grund hatten, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten für immer zu verlassen. Für jeden dieser Menschen stand allerdings fest, dass der Norden kein Paradies war. In diesem Land wurde niemandem etwas geschenkt. Es war hart und rau, abweisend und nüchtern, und die Menschen, die hier wohnten, waren wie das Land geworden. Jedem Neuling gegenüber verhielten sie sich misstrauisch und abwartend. In Fremden witterten sie von vornherein Feinde.

Diese Erfahrung hatten Dan Martin und Edgar Redfield bereits gemacht. Hier fehlte die Gastfreundschaft, wie sie beispielsweise in Texas üblich war, ja, sogar Tradition geworden war.

Die beiden Freunde stammten aus Texas. Die Wärme dieses Landes war in ihnen, aber auch der Stolz der Texaner, der sogar nach dem verlorenen Krieg ungebrochen war.

»Ein verdammtes Land!«, knurrte Ed Redfield. »Die Mücken fressen mich noch bei lebendigem Leibe auf!« Er wischte sich über das fettverschmierte Gesicht und schaute zu den Pferden hinüber, die ebenfalls keine Ruhe fanden.

»Wir werden trotzdem nicht aufgeben«, sagte Dan Martin ruhig, »sondern den Mördern weiter folgen, wie wir es uns geschworen haben – und sei es bis in die Hölle.«

»Wir sind bereits mitten in der Hölle, Sonny«, grinste Ed und zog die Füße etwas von den Flammen weg.

Nun, dieses Land hier war keineswegs Texas. Es gab unvorstellbar viele Tümpel, Licks genannt.

Manche dieser Licks waren so groß wie kleine Seen. Auch die dichten Teppiche von Blau, Preisei und Huckelbeeren gab es in Texas nicht, ebenso wenig Pappeln, Erlen und Birken in der Fülle wie hier.

Die Weltabgeschiedenheit dieser Landschaft war etwas, was jedem Fremden zu schaffen machte. Die beiden Männer waren zum Glück gut ausgerüstet.

Für die Pferde war dieses Land eine Strapaze, doch bisher hatten sich die Freunde noch nicht dazu entschließen können, auf die Tiere zu verzichten. Solange kein Schnee lag, konnten sie keine Huskies benutzen. Sie konnten sich also mit dem Kauf von Schlitten und Schlittenhunden Zeit lassen.

»Ich mache jetzt den Kontrollgang«, sagte Ed. »Heute bist du der Koch.«

»Mit dem Kochen wird’s nicht viel. Wir haben kein Fleisch mehr und müssen uns mit einigen Biskuits begnügen.«

»Dann warte, bis ich zurückkomme«, erwiderte Ed. »Vielleicht gelingt es mir, einen Braten aufzustöbern.«

»Nur zu! Ich werde den Kessel über die Feuerung hängen und das Wasser kochen lassen. Sieh zu, dass wir Fleisch in den Topf kriegen!«

»Man müsste einen Elch auftreiben können. Ich hörte von einem Waldläufer, dass sich diese Tiere kaum in den flachen Gebieten aufhalten, auch nicht in den Mooren und Sümpfen, wie es oft angenommen wird. Hier müsste es Elche geben.«

Dan Martin nickte. Er war nicht ein so guter Jäger wie sein Partner. Er hatte auch nicht die Jagdleidenschaft wie Ed, obwohl er schneller und besser schießen konnte als dieser. Beide waren gut ausgerüstet. Für ihre Winchester und Revolver hatten sie genügend Munition. Vor ihrem Trail hatten sie an alles gedacht und sich außerdem von Kennern des Nordens beraten lassen. Es gab nichts, was man als überflüssigen Ballast hätte ansehen können. Sogar Sturmleuchte, Mückensalbe, Angeln und Geschirrzeug für die Huskies waren vorhanden. Jagdmesser, Äxte und Schaufeln gehörten ebenfalls zur Ausrüstung. Mit Sorgfalt war alles zusammengetragen worden. Auch das Zelt tat gute Dienste.

Edgar Redfield schulterte seine Winchester, schnallte sein Revolverholster fest an den rechten Oberschenkel und machte sich auf den Weg. Unter seinen Stiefeln raschelte das Herbstlaub.

Der Weg Eds führte an kleinen Lichtungen vorbei, die im hellen Mondschein lagen. Sein Schritt wurde leiser. Er mied die Stellen, wo das Laub lag, und versuchte auf moosigem Grund zu bleiben.

Nach einer Weile hörte Ed den Ruf eines Elches. Ed blieb stehen. Aus Erfahrung wusste er, dass das Tier höchstens fünfzig Meter entfernt sein konnte.

Er nahm seine Winchester langsam von der Schulter und klemmte sie unter den Arm. Vorsichtig bewegte er sich weiter. Er wusste nur zu gut, wie schnell er das Wild durch ein Geräusch vergrämen konnte.

Ed musste den Elch erwischen. Seit Tagen hatten sie kein Fleisch mehr zwischen den Zähnen gehabt. Wenn er den Elch erlegen konnte, so bedeutete das, dass sie für viele Tage versorgt waren.

Edgar Redfield schlug einen großen Bogen und schlich sich gegen den Wind. Fester klemmte er die Winchester unter den Arm. Er erinnerte an einen Panther, der sich einem Wild nähert.

Im nächsten Augenblick sah er das Tier äsend aus einem Pappeldickicht treten. Die Winchester flog hoch, der Schuss krachte. Das mächtige Tier warf sich herum. Äste knackten unter seinen Hufen.

Ed blickte verzweifelt auf seine Winchester. Der Elch war geflohen. Hatte Ed in dem schwachen Büchsenlicht das Blatt verfehlt? Er hastete vorwärts und traf auf die deutlich sichtbare Fährte. Die Schweißspur verriet, dass er getroffen hatte. Das mächtige Tier musste sich irgendwo in dem Dickicht verborgen haben.

Ed Redfield folgte der Fährte und blieb dann und wann stehen. Nach kurzer Zeit schon sah er den Elch vor sich liegen. Die weit ausladenden Schaufeln hatten sich in den Moosboden gebohrt.

Der Mann machte kehrt und eilte zum Lager zurück. Er brauchte die Pferde, um den Elch in das Camp zu schleifen.

Kurz vor dem Zelt glaubte Ed plötzlich Hufschlag zu hören. Er blieb stehen und lauschte in die Nacht hinein. Dann begriff er, dass er sich nicht täuschte. Dumpfer Hufschlag näherte sich dem Lager.

»Reite ins Mondlicht!«, hörte er in diesem Augenblick Dan Martins Stimme. »Nimm den Stetson ab, damit ich dir ins Gesicht sehen kann, Fremder!«

»All right!«, tönte es dunkel zurück. »Ihr seid sehr vorsichtig!«

Statt einer Antwort war Dans leises Lachen zu hören. Sicherlich stand Dan jetzt irgendwo in Deckung und hielt seine Waffe auf den Reiter gerichtet.

Dass der Fremde gleich zwischen zwei Feuer geraten war, ahnte er sicherlich nicht. Ein Entweichen war für ihn unmöglich.

Edgar Redfield bewegte sich rasch weiter und tauchte im Hintergrund des Camps auf, als der Reiter gerade sein Pferd im hellen Schein des Lagerfeuers zum Halt brachte und den Stetson abnahm.

By Gosh, was war das? Eine Welle goldblonden Haares fiel über den Rücken des Reiters und leuchtete im Schein des Lagerfeuers. Dan und Ed standen starr vor Staunen. Nein, so sah ein Mann ganz und gar nicht aus. Vor ihnen im Sattel saß ein Mädchen. Die Königin der kanadischen Wälder schien persönlich zu zwei Langreitern gekommen zu sein.

Die beiden Männer dachten daran, dass sie abgerissenen Satteltramps glichen, aber das schien das Mädchen nicht sonderlich zu berühren. Die Fremde blickte zuerst Dan und dann Ed an. Ein Lächeln lag um ihren Mund.

Als Erster fing sich Dan. Er ging zu dem Pferd, streckte die Hände aus und half dem Mädchen aus dem Sattel.

Doch dann stand er wieder reglos wie Ed und blickte die Fremde an. Sie trug enge Reithosen. Mit einer Reitgerte klatschte sie gegen ihre Stiefelschäfte. Sie schien voller Ungeduld zu sein, und auch das Anstarren der Männer behagte ihr offenbar wenig.

»Ich bin nicht vom Mond heruntergefallen, Gents«, sagte sie. »Ich habe mich verirrt, und der Geruch des Feuers trieb mich hierher. Ich bin Dorothy Graham. Ich habe Hunger, und in eurem Kessel kocht das Wasser.« Sie unterbrach sich, trat an den Kessel und blickte hinein. »Es sieht aus, als wäre ich gerade zur richtigen Zeit gekommen, um das Essen zu kochen.«

Die Selbstsicherheit ihres Auftretens beeindruckte die Freunde und machte sie linkisch und verlegen.

»Sie wollen kochen, Madam?«, schnappte Ed.

»Wundert Sie das? Ich tue es jeden Tag. Mein Vater beschäftigt zehn Reiter. Er besitzt die größte Schafherde hier in der Gegend. – Stört Sie das?«, wandte sie sich an Ed, der das Gesicht verzog. »Sie sind wohl ein Rindermann?«

»Ja, Madam!«

»Dann haben Sie sich die falsche Gegend ausgesucht, um einen Job zu bekommen. Hier ist ausgesprochenes Schafland, und weiter nach Norden zu können sich nicht einmal Schafe halten. Mein Vater war früher auch ein Rindermann und war nicht wenig stolz darauf. Das hat sich geändert. Heute weiß er, dass es nicht darauf ankommt, worauf man stolz ist, sondern darauf, etwas zu leisten und eine begonnene Arbeit zu Ende zu führen. Es ist nicht leicht, hier Schafe zu hüten. Die Wälder sind voll von Raubzeug. Die Schafhirten führen ein hartes Leben und stehen den Rinderleuten in nichts nach. Ich möchte fast behaupten, dass sie noch mehr als diese leisten müssen. Sie …«

»Madam, wir haben beide nichts gegen Schafhirten«, unterbrach Dan sie sanft. »Seien Sie uns willkommen! Wenn Sie ein Essen zubereiten wollen, müssen Sie allerdings noch ein wenig warten. Ich denke, dass mein Partner einen Elch erlegt hat.«

»Ich habe einen Schuss gehört und mir gleich gedacht, dass jemand auf Jagd ist. Ich weiß sehr gut, wie man frisches Wildbret zubereitet und helfe Ihnen gerne«, erklärte sie und blickte einen nach dem anderen an.

»Wird sich Ihr Vater keine Sorgen um Sie machen?«, fragte Ed.

»Er weiß, dass ich mir selbst helfen kann«, erwiderte Dorothy Graham. »Es ist nicht das erste Mal, dass ich über Nacht fortbleibe. Ich liebe die Wälder sehr, und mein Vater weiß, wie gut ich mich auf meinen Ausflügen erhole. Auf diese Freiheit möchte ich nicht verzichten.«

Dorothy Graham band ihr Pferd an und kam zum Feuer zurück. Wieder schaute sie in den Kessel.

»Holt den Elch!«, sagte sie, als hätte sie das Kommando im Lager übernommen.

Noch nie hatte eine Frau den beiden Männern Befehle gegeben, und weder Ed noch Dan regten sich. Die Freunde sahen sich an, als ob sie sich erst mit Blicken über ihr weiteres Verhalten verständigen müssten. Ed hob die Schultern, um sie gleich wieder sinken zu lassen, dann grinste er seinen Partner an. Wortlos wandte er sich ab und ging zu den Pferden. Dan blieb nichts weiter übrig, als ihm zu folgen. Wenig später waren sie mit den Pferden unterwegs, um den Elch ins Lager zu holen.

»Was nun, wenn sie während unserer Abwesenheit das Lager ausräumt und wir bei unserer Rückkehr feststellen müssen, dass Mädchen und Ausrüstung verschwunden sind?«, knurrte Ed seinen Freund an.

»Dann bestätigt sich erneut, dass eine schöne Frau zwei ausgewachsenen Männern den Verstand klauen kann. In diesem Falle gäbe es keine größeren Narren als uns beide.«

»Und trotzdem machst du nicht kehrt?«

»Zum Teufel, nein! Das wäre gegen das Gesetz der Gastfreundschaft«, knurrte Dan.

»Oder hat es dir die Lady angetan?«, stichelte Ed.

»Dir etwa nicht?«

»Auch mir«, gab Ed zu. »Bedenke, wie lange wir unterwegs sind. Ein solches Mädchen macht sogar eine alte Rothaut munter. – Vielleicht wurde sie uns vom Teufel geschickt, um uns zu versuchen.«

»Nein«, knurrte Dan. »Ich kann mir nur vorstellen, dass ein Engel sie schickte, damit wir daran erinnert werden, dass diese Welt auch noch eine Menge Freuden für uns bereit hat. Das haben wir bei unserer Jagd auf bestimmte Kerle fast vergessen.«

»Und jetzt willst du die Jagd aufgeben, Freund?«, fragte Ed.

»Nein, das kann keiner von uns beiden.«

»Drei Jahre sind eine verdammt lange Zeit. Das Mädchen musste auftauchen, um uns das deutlich zu machen. Wir sind am echten Leben vorbeigeritten, und man wird mit der Zeit müde, Ed. Man sehnt sich nach Frieden, Ordnung und Ruhe«, stellte Ed fest.

»Tust du das?«, klang es hart zurück. »Ich nicht!«

»Man lebt nur einmal«, erwiderte Ed und sah den Partner von der Seite an. Er blickte in das düster verzogene Gesicht und erkannte nur zu deutlich, dass der Schwur, den sie vor drei Jahren getan hatten, nicht auszulöschen war. Nein, dieser Schwur verband und ließ es nicht zu, dass man auseinanderging und dass jeder sein eigenes Leben anfing. Dieser Schwur, den Ed Redfield jetzt mehr denn je als unsinnig fand, trieb beide Partner mit gnadenloser Gewalt an.

Es war jetzt besser zu schweigen. Der Elch musste ins Lager gebracht werden. Dan sah sofort, dass sein Partner ein prächtiges Tier erlegt hatte. Die Männer beeilten sich, und bald ging es zum Camp zurück.

Dorothy Graham war noch da. Sie war nicht mit der Ausrüstung verschwunden. Fachmännisch betrachtete sie das erlegte Tier und sah dann zu, wie Dan und Ed es aufbrachen. Ein paar gute Fleischstücke wurden für das Abendessen herausgeschnitten, dann machten die Männer sich an das weitere Abhäuten und Zerlegen.

Währenddessen kümmerte sich das Mädchen um das Essen. Sie unterhielt das Feuer und suchte Salz und andere Gewürze aus den Packen.

Schweigend verrichtete jeder seine Arbeit. Den beiden Männern kam es wie eine Selbstverständlichkeit vor, dass das Mädchen bei ihnen war.

Dorothy war froh über das Schweigen. Erst als sie das Essen fast fertig hatte, hoben Dan und Ed die Köpfe und schnupperten zum Feuer hin.

»Nur noch ein wenig Geduld, Gents! Es ist gleich so weit.«

»Ich denke, es wird die beste Mahlzeit seit Wochen«, murmelte Ed. »Es riecht so gut.«

»Ha, Ed hielt sich bisher für den besten Koch, und jetzt verteilt er Vorschusslorbeeren«, spottete Dan Martin.

»Ich kann nur hoffen, dass das Lob nicht verfrüht ist«, erwiderte das Mädchen schlagfertig. Schon etwas später sagte sie. »Kommt und holt es euch!«

»Das klingt so vertraut wie auf einer Ranch in Texas!«, stellte Ed Redfield fest.

Alle drei nahmen am Feuer Platz. Die Fleischsuppe wurde gelöffelt und danach das Fleisch gegessen. Das Mädchen hatte wirklich eine köstliche Mahlzeit bereitet. Die Freunde sparten nicht mit dem Lob. Das Temperament der Texaner kam zum Durchbruch, und Dorothy fühlte, dass die Komplimente echt waren. Diese Männer waren ganz anders als die, mit denen sie auf der Ranch ihres Vaters und in der Stadt zu tun hatte. Keiner versuchte den anderen auszustechen und sich bei ihr einzuschmeicheln. Sie erinnerte sich an die Worte ihres Vaters, der einmal zu ihr gesagt hatte: »Die Männer aus dem Süden sind noch wie echte Ritter, die des Nordens wie die Eislandbären, ungehobelt und ungeschickt.« Das konnte Dorothy jetzt feststellen.

Das Mädchen fragte sich, was die beiden wohl in den Norden getrieben hatte. Sie wagte jedoch nicht, diese Frage laut werden zu lassen. Sie achtete die ihr gebotene Gastfreundschaft und ahnte, dass derartige Fragen Misstrauen und Befremden heraufbeschwören würden.

---ENDE DER LESEPROBE---