Der Satteldetektiv - Larry Lash - E-Book

Der Satteldetektiv E-Book

Larry Lash

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Beschreibung

Dick Pearson ist ein gieriger, skrupelloser Mann, der anderen Ranchern ihr Vieh stiehlt, um es – nachdem es ein anderes Brandzeichen bekommen hat, als seines auszugeben. Dabei schreckt er weder vor Gewalt zurück noch vor Mord. Ein schurkisches Vigilantenkomitee – von Pearson aufgehetzte und verblendete Rancher – übernimmt für Pearson dabei die Drecksarbeit. Als er seine blutbeschmierten Hände nach der großen Ranch Ben Gradens ausstreckt, holt dieser sich fremde Hilfe – den Satteldetektiv Dan Holden. Schritt um Schritt kommt Holden der Wahrheit näher, die hinter dem mysteriösen Unfall steckt, durch den Graden seinen Sohn verloren hat. Mehr und mehr Informationen trägt Holden zusammen, zieht daraus Schlüsse … und muss dabei auch ganz tief in die eigene Vergangenheit eintauchen und sich ihr stellen.

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Larry Lash

 

 

Der Satteldetektiv

 

 

 

Western 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

Neuausgabe

Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv

Cover: © by Steve Mayer mit Bärenklau Exklusiv, 2024

Korrektorat: Falk Nagel

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau (OT), Gemeinde Oberkrämer. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

 

Alle Rechte vorbehalten

 

Das Copyright auf den Text oder andere Medien und Illustrationen und Bilder erlaubt es KIs/AIs und allen damit in Verbindung stehenden Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren oder damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung erstellen, zeitlich und räumlich unbegrenzt nicht, diesen Text oder auch nur Teile davon als Vorlage zu nutzen, und damit auch nicht allen Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs nutzen, diesen Text oder Teile daraus für ihre Texte zu verwenden, um daraus neue, eigene Texte im Stil des ursprünglichen Autors oder ähnlich zu generieren. Es haften alle Firmen und menschlichen Personen, die mit dieser menschlichen Roman-Vorlage einen neuen Text über eine KI/AI in der Art des ursprünglichen Autors erzeugen, sowie alle Firmen, menschlichen Personen , welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren um damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung zu erstellen; das Copyright für diesen Impressumstext sowie artverwandte Abwandlungen davon liegt zeitlich und räumlich unbegrenzt bei Bärenklau Exklusiv. Hiermit untersagen wir ausdrücklich die Nutzung unserer Texte nach §44b Urheberrechtsgesetz Absatz 2 Satz 1 und behalten uns dieses Recht selbst vor. 13.07.2023 

 

 

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Der Satteldetektiv 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

9. Kapitel 

10. Kapitel 

11. Kapitel 

12. Kapitel 

13. Kapitel 

14. Kapitel 

15. Kapitel 

16. Kapitel 

17. Kapitel 

Der Autor Larry Lash 

Eine kleine Auswahl der Western-Romane des Autors Larry Lash 

 

Das Buch

 

 

 

Dick Pearson ist ein gieriger, skrupelloser Mann, der anderen Ranchern ihr Vieh stiehlt, um es – nachdem es ein anderes Brandzeichen bekommen hat, als seines auszugeben. Dabei schreckt er weder vor Gewalt zurück noch vor Mord. Ein schurkisches Vigilantenkomitee – von Pearson aufgehetzte und verblendete Rancher – übernimmt für Pearson dabei die Drecksarbeit. Als er seine blutbeschmierten Hände nach der großen Ranch Ben Gradens ausstreckt, holt dieser sich fremde Hilfe – den Satteldetektiv Dan Holden. Schritt um Schritt kommt Holden der Wahrheit näher, die hinter dem mysteriösen Unfall steckt, durch den Graden seinen Sohn verloren hat. Mehr und mehr Informationen trägt Holden zusammen, zieht daraus Schlüsse … und muss dabei auch ganz tief in die eigene Vergangenheit eintauchen und sich ihr stellen.

 

 

***

Der Satteldetektiv

 

Western von Larry Lash

 

 

1. Kapitel

 

»In dieses Land dort, Freund, würde ich nicht reiten!«

Hart und bestimmt klangen diese Worte. Der Mann blickte vom Sattel seines gescheckten Pferdes mit einem düsteren Grinsen auf die Fährte zurück, die von den Hufen seines Tieres gezogen worden war. Der rechte Arm des Mannes lag in einer blutverschmierten Schlinge. An seiner linken Wange war die frischverheilte Narbe eines Streifschusses zu sehen.

Dan Holden sah sich den Mann genau an. Alles an ihm gab zu denken, der brutal geschnittene Mund, das verwilderte Aussehen, die Verwundungen und der tief hängende langläufige Colt.

»Ich bin mit dieser Gegend fertig«, fuhr der Fremde, der ihm gegenüber auf dem Schecken saß, fort. »Keine zehn Pferde würden mich zurückbringen können.«

»Pech gehabt, Stranger!«

Der andere schaute Dan mit schmalgezogenen Augenlidern an.

»Ja«, sagte er, »ich hatte das Pech, mich von der schwächeren Partei anwerben zu lassen und auf der falschen Seite zu stehen. Man hätte mir bei der Anwerbung sagen müssen, dass die Gegenseite texanische Revolvermänner eingestellt hatte.«

»Sie fanden es also zu spät heraus?«

»So ist es«, erwiderte der Schwarzbärtige. »Warum sollte ich es nicht zugeben? In der anderen Mannschaft befinden sich die besten und schnellsten Revolvermänner, die man zurzeit aus Texas bekommen kann. Nun gut, ich habe einen Fehler begangen und habe nun das Land verlassen, doch Sie, Freund, sollten auf jeden Fall umkehren.« Bei diesen Worten betrachtete er Dan Holden etwas von oben herab. »Man sieht es doch gleich, dass Sie noch nichts mit Rindern zu tun gehabt haben, denn Sie haben keine Lassonarben an den Händen und tragen keine abgewetzten Chaps. Auch Ihre Ausrüstung sieht recht neu aus. Sie können zwar reiten, wie ich es eben habe beobachten können, aber das allein genügt nicht. Niemand würde Sie hier einstellen, und aus diesem Grunde sind Sie doch wohl hierhergekommen? Sie haben die falsche Richtung gewählt, und wenn Sie weiterreiten, wird es für Sie nur noch einen Job als Revolvermann geben.«

Als Dan Holden nichts darauf erwiderte, fuhr er fort: »Wohl etwas im Osten ausgefressen, wie?«

»Stimmt«, entgegnete Dan.

»Ihre Ehrlichkeit wird Ihnen nichts nützen. Wenn Sie schon untertauchen wollen, warum dann gerade in der Hölle. Kehren Sie um und werden Sie mein Partner. Ich werde es bald heraushaben, welche Qualitäten Sie haben.«

»Ich würde Ihnen mit meinen Fähigkeiten kein guter Partner sein«, erklärte Dan Holden seinem Gegenüber. »Ich werde weiterreiten.«

»Geradewegs in Ihr Unglück hinein«, lächelte der Schwarzbart überlegen, »dabei sehen Sie recht intelligent aus. Es ist anzunehmen, dass Sie schnell zur Vernunft kommen. Einen Gefallen können Sie mir jedoch noch erweisen.«

»Sicherlich etwas an jemand ausrichten?«

»Nein«, grinste der andere. »Versuchen Sie sich mit dem Totengräber gut zu halten, denn dieser Mann wird bald so viel zu tun haben, dass er nur noch Zeit für die Beerdigung seiner besten Bekannten hat. So long, Freund!«

Der Schwarzbart ritt kichernd davon. Er sah sich nicht ein einziges Mal um. Vornübergebeugt saß er im Sattel, müde und ausgepumpt, geschlagen, wie ein Mann, dem alle Felle davongeschwommen sind.

Als der Schwarzbärtige außer Dan Holdens Nähe war, sagte er zu sich im Selbstgespräch: »Er ist ein Greenhorn, ein Mann aus dem Osten, doch er hat verteufelt wache und helle Augen. Etwas ist an ihm, was die Aufmerksamkeit auf ihn zieht. Sicherlich versteht er eine Menge und beherrscht viele Kniffe und Tricks. Er ist ein Kartenhai schlimmster Sorte. Mit ihm hätte ich bald ausgesorgt. Die wildesten Städte hätten wir ausgenommen. Schade, dass er in ein Land reitet, in dem keiner nach einem Kartenspiel verlangt. Er reitet in einen tödlichen Reigen hinein. Die fähigsten Leute setzen ihre Intelligenz am verkehrten Platze ein und gehen dabei vor die Hunde.«

Nun, Dan Holden hörte nichts von diesen Worten. Er hatte seinen brandroten Fuchswallach wieder in Bewegung gebracht, und selbst wenn er die Worte gehört hätte, würden sie ihn nicht daran gehindert haben, seinen Weg fortzusetzen. Er hatte kein Verlangen nach einem zweifelhaften Partner, der mit seinem zerschossenen Revolverarm zusehen musste, wie er die nächste Zeit über die Runden kam. Der schwarzbärtige Mann war nur zu leicht zu durchschauen gewesen. Kerle seiner Art brauchten Gesellschaft. Irgendwann würde der Schwarzbärtige wieder in einem größeren Rudel reiten. Er würde dann sicherlich darauf achten, dass es diesmal ein stärkeres Rudel war. Dan Holden war es klar, dass ein Mann wie der Schwarzbart bei der ersten Niederlage aufgab und davonritt. Irgendetwas in seinem Wesen deutete darauf hin, dass er zu dieser Sorte Menschen gehörte.

Dan Holden ritt jetzt auf der Fährte, die der Schecke des Schwarzbartes getreten hatte. Die Sonne brannte heiß vom Himmel. Ihre Strahlen ließen das brandrote Fell des Wallachs aufleuchten, aber auch die roten Haare des Reiters. Der feine Staub der Hügel Arizonas hatte sich auf Pferd und Reiter gelegt. Beide sahen sie gut aus, der Reiter und auch sein Pferd. Dan war breitschultrig und schmalhüftig. Das Gesicht war klar und symmetrisch geschnitten. Die Augen standen weit auseinander, und das Kinn zeigte Willensstärke.

»So sehr sehe ich doch nicht wie ein Greenhorn aus, dass man einen Tölpel in mir vermutet. Ich habe es dem Schwarzbart deutlich angemerkt. So stimmt die Rolle. Nur vorwärts, Feuerbrand!«

Das Wiehern des roten Pferdes klang, als wolle es seinem Herrn antworten.

Dan Holden lächelte. Er betrachtete das Land mit den Augen eines Mannes, der viel herumgekommen ist, der das Land von Norden nach Süden und von Osten nach Westen durchkreuzt hatte. Er erblickte jetzt ein Land vor sich, von dem er geträumt und nach dem er sich gesehnt hatte. Hier gab es alles, was einem Mann gefallen konnte: riesige Waldgebiete, durchbrochen von sanften Waldwiesen, uralte, himmelanstürmende Bäume, sanfte Abhänge, herrliche Almen und Matten und reichlich Wasser. Ein paradiesischer Frieden schien über dem Land zu liegen, in dem Wildfährten aller Art den Reitweg kreuzten. Das Herz konnte einem weit werden beim Anblick aller dieser landschaftlichen Schönheit. Immer wieder gab es Plätze, die zum Stillstehen und Betrachten einluden.

Wenig später ritt er durch den Wald, der frei von Unterholz war und einem riesigen Dom glich. Die Strahlen der Sonne fielen vereinzelt durch den Blattbaldachin und woben herrliche Muster auf das braune Vorjahrslaub und die grünen Moospolster. Der Weg, der sich zwischen den Bäumen hindurchschlängelte, war ein ausgesprochener Reitweg. Hier hatten Räderfurchen die Erde noch nicht festgefahren. Nur selten wurde der Pfad benutzt. Die Trittsiegel des Pferdes, das aus der entgegengesetzten Richtung gekommen war, waren deutlich zu sehen.

Auf einem steinigen Hügelkamm verlor sich die Fährte. Das Gefühl, allein in einem menschenleeren Land zu sein, kam in Dan Holden auf. Es währte aber nicht lange. Es hörte in dem Augenblick auf, als der brandrote Wallach stehenblieb und leise schnaubte, den Kopf aufwarf und mit geblähten Nüstern die Witterung aufnahm. Dan Holden versuchte ihn nicht weiterzutreiben und saß ganz ruhig im Sattel. Vor ihm war der Wald und schuf einen grünen Tunnel, an dessen Ende ein breiter Lichtausschnitt war. Von dort aus musste man weit ins Land sehen können.

Nach kurzem Zögern ritt Dan langsam weiter. Er hielt erst an, als er aus der Deckung heraus freie Sicht hatte. Er hatte gehofft, Rinder zu erblicken, riesige Herden. Stattdessen sah er einen Planwagen nahe am Ufer stehen. Ein Dutzend hartgesichtige Reiter hatten den Planwagen umstellt und saßen mit gezogenen Waffen auf ihren Pferden.

»Ein Aufgebot«, schoss es Dan durch den Sinn. Er verhielt sich völlig ruhig. Das Muhen von Rindern aus einer Senke heraus war zu hören, doch von den Tieren selbst war nichts zu sehen. Er bekam sie erst zu Gesicht, als er vorsichtig weiterritt. Die Gehörnten standen dicht zusammengedrängt; es mochten etwa zwei Dutzend an der Zahl sein. Er konnte feststellen, dass sie sehr unterschiedliche Brandzeichen hatten. Zwischen den umstellten Planwagen und diesen Tieren musste irgendein Zusammenhang bestehen.

In dem Augenblick, als Dan in Deckung weiterreiten wollte, sah er zwischen den Sträuchern einen Mann auftauchen und wortlos eine Winchester anheben, sodass Dan in den Lauf der Waffe blicken konnte. Deutlicher konnte die wortlose Drohung nicht sein. Der Brandrote blieb stehen, und wie von selbst hoben sich langsam Dans Hände. Er versuchte nicht erst zu seiner Waffe zu greifen und betrachtete den noch jungen Mann mit dem bleichen Gesicht und den brennenden Augen, der den Eindruck eines verzweifelten und doch entschlossenen Menschen machte. Mit angeschlagener Waffe näherte er sich und sagte leise: »Steig ab, Freund!«

Dan blickte in die dunklen Augen, die in einem klar geschnittenen Gesicht standen, und nickte.

»Sie wollen mein Pferd, Stranger?«

»Ja«, war die Antwort. »Ich brauche es, um von hier fortzukommen. Ich brauche es dringend. Ein Aufgebot ist hinter mir her. Mein Onkel und meine Schwester versuchen, sie hinzuhalten. Zu Fuß käme ich nicht weit, Sie kamen im rechten Augenblick, Stranger. Ich bin kein Pferdedieb, ich will Ihnen Ihren Fuchs wiederbringen.«

»Und das soll ich glauben?«

»Ich scherze nicht«, antwortete der junge Mann schweratmend. »Ich werde Sie schon zu finden wissen und Ihnen Ihr Eigentum zurückerstatten, jetzt aber muss ich schnell fort.«

Dan Holden stieg ab. »Bedienen Sie sich«, sagte er.

»Nennen Sie mir Ihren Namen, ich muss wissen, wie Sie heißen.«

»Holden«, sagte Dan ruhig. »Machen Sie keine großen Worte und handeln Sie.«

»Großer Gott, Sie sind mir nicht einmal böse?«

»Nein«, erwiderte Dan. »Ich weiß, dass ich mein Pferd zurückbekomme. Vorerst genügt mir das.«

»Auch wenn Sie einem Rinderdieb helfen?«

»Sagt man Ihnen das nach, junger Mann?«

»Genau das!«, kam es kehlig über die Lippen des Bedrohers, der seine feindliche Haltung nicht aufgab und sicherlich glaubte, noch durch einen Trick hereingelegt werden zu können. »Schauen Sie sich die Herde an, sie trägt zu unterschiedliche Brandzeichen. Daraus will man mir einen Strick drehen. Später werde ich es Ihnen erklären, jetzt muss ich fort.«

Dan Holden trat beiseite und ließ den jungen Mann aufsitzen. Dan nützte einen Fehler, den der junge Mann machte, nicht aus.

»Viel Glück«, sagte er als der andere anritt, »auf Wiedersehen!«

»Vielen Dank!«, sagte der Davonreitende mit zuckenden Lippen und brauste davon.

Kein Wunder, dass dieser trommelnde Hufschlag gehört wurde. Der junge Mann hatte sich nicht die Mühe gemacht, das Pferd über hufschlagdämpfende Grasflächen hinwegzuführen. In seiner Panik dachte er nur an schnelle Flucht auf einem guten Pferd.

Ein Dutzend Reiter durchbrach die Büsche. Während die Hälfte der Reiter an Dan vorüberbrauste, kamen die anderen auf ihn zugeritten, als wollten sie ihn in Grund und Boden reiten. Sie parierten nur wenige Schritte vor ihm so scharf ihre Pferde, dass die Tiere auf die Hinterhand knickten und mit den Vorderhufen durch die Luft wirbelten. Dreckspritzer flogen gegen Dan. Ein etwas dicklicher Mann mit hochrot angelaufenem Gesicht und zornig funkelnden Augen wandte sich an Dan: »Wie war das, bekam er das Pferd freiwillig?«

»Nein, er nahm es mir ab.«

»Dann hat er sich noch einen Pferdediebstahl aufgehalst«, sagte der Dicke mit krächzender Stimme. »Das dürfte reichen! Das Maß ist voll! Kommen Sie!«

»Wohin?«, wollte Dan wissen.

»Wir haben zwei von den Schuften erwischt, der dritte konnte entkommen. Wir begrüßen es, wenn ein Fremder zu uns stößt und Anklage erhebt. Wir sind jetzt sieben Mann, das dürfte genügen.«

»Zu was?«, fragte Dan und unterdrückte die Sorge, die in seiner Stimme mitzuschwingen drohte.

»Das fragen Sie noch?«, erwiderte der Dicke mit dem hochroten Gesicht. »In diesem Lande geht der Teufel um. Lange Zeit haben wir dem Gesetz vertraut, doch das Gesetz wurde zu milde und zu human gehandhabt. Wir schufen ein Vigilantenkomitee. Es wurde bei der letzten Versammlung in der Genossenschaft durchgedrückt. Jetzt sind wir dabei, dem Gesetz nachzuhelfen. Wir werden es nicht dulden, dass man die Schufte zu milde aburteilt. Sie werden das bekommen, was sie herausfordern!«

»Den Tod durch ein Lynchkommando?«, fragte Dan erschrocken über den düsteren Grimm der Aufgebotsreiter, die sich an der Verfolgung nicht beteiligt hatten.

»Ja, den Tod sollen sie bekommen, und wir fangen hier gleich damit an!«, wurde Dan mit ungeduldiger Bestimmtheit geantwortet.

Von allen Seiten wurde Dan betrachtet, teils neugierig und teils argwöhnisch. Wer immer die Reiter auch waren, sie waren, wie man unschwer erkennen konnte, Rinderleute, böse und aufgebracht und zu allem entschlossen. In den Augen aller Männer brannte ein dunkler Zorn.

Dan Holden war es beklommen zumute. So schnell hatte er nicht in eine heiße Sache hineinkommen wollen. Er musste an die Warnung denken, die der Schwarzbart ausgesprochen hatte. Jetzt sah er, dass der Mann keineswegs übertrieben hatte, dass es wohl noch schlimmer war, als er geschildert hatte. Hier waren Menschen mit dem Gesetz in Fehde und warfen sich selbst als Richter auf. Nicht nur das, sie wollten gleichzeitig auch das Henkeramt ausüben.

»Im Rinderland haben auch die jetzt großen und mächtigen Männer damit begonnen, sich fremde Rinder einzufangen und sie umzubränden. Jeder hat irgendwie in dieser Art angefangen und wurde erst ehrlich, wenn er einen Grundstein gelegt hatte. Von Texas bis nach Montana ist es überall das gleiche. Man ist vielerorts tolerant genug, um sich an die eigene Vergangenheit zu erinnern. Ist das hier anders?«, fragte Dan.

Die Blicke der Männer sogen sich an ihm fest. Jemand sagte heiser: »Wenn Sie mit diesen verschrobenen Ansichten hierher kamen, sind Sie hier überflüssig, Fremder. Vor Ihnen haben es schon zu viele hier versucht. Es war wie eine Seuche, und die Herden wurden immer kleiner. Kommen Sie uns lieber nicht mit so etwas, oder stehen Sie auf Ben Gradens Seite?«

»Niemand hat mich gerufen«, sagte Dan und verschwieg, dass er einen Brief des Mannes in der Tasche hatte, dessen Name eben genannt worden war. »Vielleicht bin ich nur auf der Durchreise.«

»Dann mit viel Pech, denn Sie werden kein so gutes Pferd wie Ihren Fuchs bei den Darnells eintauschen können. Sie haben nur Klepper, und der Himmel mag wissen, wo sie gestohlen wurden. Wer sind Sie?«

Diese Frage war ganz und gar nicht üblich, im Gegenteil, sie war eine Herausforderung und wurde wohl nur gestellt, weil man ihn für ein Greenhorn hielt.

»Ich bin Dan Holden«, gab er ohne zu zögern Auskunft. »Und mit wem habe ich die Ehre?«

Die Kerle schauten sich augenzwinkernd an. »Sollen wir uns einem solchen Salonlöwen vorstellen, Dick?«, sagte einer der Männer grinsend zu dem dicken, rot angelaufenen Mann.

»Das müssen Sie schon«, sagte Dan. »Es ist so üblich, wenn Männer unter besonderen Umständen etwas zu verhandeln haben. Ich gehe doch nicht fehl in der Annahme, dass ich nicht etwa aus Versehen nach Afrika gekommen und bei den Hottentotten gelandet bin?«

By Gosh, das war stark! Eine solche beißende Antwort hatte keiner der Männer erwartet. Jetzt betrachteten sie Dan scharf und eindringlich. Der Mann, den man mit Dick angesprochen hatte, biss sich auf die Unterlippe und bewegte seinen massigen Kopf hin und her. Er betrachtete Dan erst zornig, dann wie einen Menschen, den man nicht für ganz richtig im Kopf hält. Er brach plötzlich in ein Lachen aus, in das der ganze Trupp einstimmte. Jemand sagte spitz: »Wen haben wir da eigentlich vor uns, Dick? Unser guter Holden scheint Parlamentär oder sonst etwas Hochamtliches zu sein. Gib es ihm, Dick, und wenn er dann wieder zu sich kommt, lass ihn wissen, dass wir es sind, die hier im Lande die Gesetze machen.«

Der Sprecher brach ab, denn Dan hatte ihn mit einem Ruck aus dem Sattel gezogen und zur Erde gebracht, wo er mit einem Fluch liegenblieb. Er wollte zur Waffe greifen, doch diese flog ihm im nächsten Augenblick aus der Hand. Dan hatte blitzschnell zugetreten, bückte sich jetzt, packte den Mann am Rockaufschlag. Jetzt erst sah er es. Die Lederweste des Mannes hatte sich verschoben, und auf dem Hemd darunter blinkte der Sheriffstern.

»Der Sheriffstern hier am Aufschlag ist wohl nur Blech, weiter nichts?«

Dans Angriff war so schnell und gekonnt gekommen, dass niemand eingegriffen hatte. Jetzt waren die Waffen der Männer gelüftet und auf Dan gerichtet. Der Dicke fluchte und brauchte nicht zu wiederholende Worte. Seine Begleiter sahen sehr düster aus.

Der Mann vor ihren Eisen tat so, als sehe er die auf ihn gerichteten Waffen nicht.

»Sogar der Sheriff hat Partei ergriffen«, sagte Dan in das drohende Schweigen hinein. »Das sollte nicht sein, Gents! Ein Mann sollte zu seinem Wort und zu seinem Schwur stehen. Es liegt wohl nur am Menschen, der das Gesetz vertreten soll, ob er den Stern wert ist oder nicht. Sie, Sheriff, sollten ihn ablegen. An Ihrem Rockaufschlag ist er tatsächlich weiter nichts als Blech!«

Jetzt ging den Kerlen ein Licht auf. Einer von ihnen sagte: »Zum Teufel, er hält uns nur hin, damit die Darnells flüchten können!«

Das hatte auch tatsächlich in Dan Holdens Absicht gelegen. Er hatte gehofft, dass die Bedrohten die Chance nützen und sich davonmachen würden. Es war offenbar, was die Burschen vorhatten. Der Tod war bei ihnen. Seine Kälte war Dan nicht verborgen geblieben. Er hatte ihn mit feinem Empfinden wahrgenommen und den Bedrohten eine Chance einzuräumen versucht. Sich selbst hatte er dabei allerdings in eine schlimme Lage gebracht. Das war aber im Augenblick nicht so wichtig, viel wichtiger war es, ob sein Vorhaben gelungen war.

Drei der Männer rissen ihre Pferde herum und jagten durch den Buschgürtel zurück. Ihr Triumphgeschrei zerstörte in Dan die Hoffnung, etwas für die unbekannten Menschen getan zu haben, die er der Rachgier des Vigilantenaufgebotes hatte entziehen wollen.

Der Sheriff sprang auf, stürzte sich im nächsten Augenblick auf Dan und rannte in eine volle Rechte hinein. Sie ließ ihn noch einmal zurückfallen. Vor Dan Holdens Stiefelspitzen spritzten Kugeln auf. Er sprang nicht, obgleich eine Kugel ihm die Sohle von vorn zerfetzte. Er tat den Männern nicht den Gefallen und sprang nicht. Ganz ruhig stand er da, als wäre er völlig unbeeindruckt.

»Der Zeuge ist wohl nicht mehr erwünscht«, sagte er zu dem dicken, rotangelaufenen Mann, der jetzt das Zeichen zur Beendigung der Schießerei gab. »Hier scheint nur eine Partei recht zu haben und zwar die, die das Vigilantenkomitee gebildet hat, oder?«

»Zum Teufel mit Ihnen!«. kam es von den Lippen des Dicken. »Kommen Sie, Sie werden Zeuge sein, wie ich schon sagte. Jetzt sind Sie es erst recht! Sie sind mitten in der Sache drin und können nicht mehr heraus. Los denn, vorwärts!«

»Mit einer Waffe im Rücken?«, fragte Dan mit spöttischer Stimme.

Der Dicke steckte die Waffe ins Holster zurück, und seine Begleiter folgten seinem Beispiel.

»Nun gut, entwischen können Sie uns nicht, Stranger. Vorerst werden Sie im Land bleiben müssen, bis wir keine Schwierigkeiten mehr von der Regierung und der Hauptstadt zu erwarten haben. Vielleicht kann ich Sie einstellen, als Schreiber vielleicht auf meiner Ranch? Ich denke, Sie werden es verstehen, mit Geschäftsbüchern umzugehen, Lohnabrechnungen zu machen und Buch zu führen. Ich zahle allen, die bei mir eingestellt sind, einen guten Sonderlohn.«

Es gab für Dan keinen Zweifel daran, dass sich der Anführer des Trupps mit Dans Einträgen in die Lohnliste vor weiteren Sorgen und Nachfragen bewahren wollte. Dieses plumpe Angebot zeigte nur zu deutlich, dass sich die Macht im Lande schon in einer Hand konzentriert hatte.

Der helle, durchdringende Schrei eines Menschen in höchster Not enthob Dan einer Antwort.

Jetzt wusste er, dass er sich vergeblich bemüht hatte, dass die Menschen nicht daran gedacht hatten, ihr Leben durch die Flucht in Sicherheit zu bringen.

Dan setzte sich wieder in Bewegung. Sein Herz klopfte dumpf und schwer, und es schien, als hätte er sich eine schwere Bürde aufgeladen. Er ging durch die Buschgruppe hindurch. In ihm bäumte sich alles gegen die Menschen auf, die sich das Recht anmaßten, Gewalt anzuwenden. Er dachte daran, dass es sich immer wieder wiederholte, der Mensch strebte nach Macht, und wenn er sie besaß, missbrauchte er sie. Ja, er dachte daran, dass die niedrigen Instinkte zu sehr an der Oberfläche •schlummerten, jeden Augenblick zum Ausbruch kommen konnten, dass der Mensch ein verteufelt unzulängliches Wesen war, mit großen Irrtümern behaftet. Aus diesen Irrtümern heraus konnte die Gesellschaftsordnung ins Wanken gebracht werden. Die Sucht nach Macht, die Gier nach Geld und Reichtum und vieles andere mehr setzten falsche Götter auf den Thron, die stets angehimmelt wurden. Falscher Ehrgeiz und Skrupellosigkeit wurden entfacht, dazu böse Instinkte geweckt.

War es nicht so, dass vielen Menschen schon der Atem stockte, wenn ein Mann großspurig daherkam und die Eisen tiefgeschnallt trug? Die Ruhmsucht schuf manchen Menschen ein seltsames Vergnügen, sie befriedigte bei vielen die Eitelkeit. Wer aus Texas kam, der konnte ein Lied davon singen. Er wusste, dass schon der Revolverruf eines Mannes genügte, um ihm aus Furcht vor seinem Colt mit Achtung und Respekt zu begegnen.

---ENDE DER LESEPROBE---