Blutiger Hass im Pumatal - Larry Lash - E-Book

Blutiger Hass im Pumatal E-Book

Larry Lash

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Beschreibung

Der Bürgerkrieg zwischen den Nord- und den Südstaaten der USA ist beendet. Doch noch immer schwelen Zorn und Hass bei vielen Menschen, die den unheilvollen Bruderkrieg leidenschaftlich und betroffen miterlebten. Noch immer kehren ausgebrannte und desillusionierte Männer aus Krieg und Gefangenschaft in ihre Heimat zurück, nur um feststellen zu müssen, dass sie keinen Platz mehr im Leben zu finden glauben. Jim Henshaw, ein geschlagener Soldat des Südens, trifft an einem schicksalsvollen Tag bei seiner Rückkehr seinen alten Jugendfreund Frank Cady, der auf Seiten der Sieger den Krieg verließ. Diese verhängnisvolle Begegnung bildet den blutigen Auftakt eines erbarmungslosen Krieges zwischen den Rinderranchern und den Siedlern im Pumatal. Alte Feindschaften und kaum geheilte Wunden brechen blutig wieder auf und drohen das gesamte Tal in den Abgrund zu reißen …

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Larry Lash

 

 

Blutiger Hass im Pumatal

 

 

 

Western 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

Neuausgabe

Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv

Cover: © by Steve Mayer mit Bärenklau Exklusiv, 2024

Korrektorat: Falk Nagel

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau (OT), Gemeinde Oberkrämer. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

 

Alle Rechte vorbehalten

 

Das Copyright auf den Text oder andere Medien und Illustrationen und Bilder erlaubt es KIs/AIs und allen damit in Verbindung stehenden Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren oder damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung erstellen, zeitlich und räumlich unbegrenzt nicht, diesen Text oder auch nur Teile davon als Vorlage zu nutzen, und damit auch nicht allen Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs nutzen, diesen Text oder Teile daraus für ihre Texte zu verwenden, um daraus neue, eigene Texte im Stil des ursprünglichen Autors oder ähnlich zu generieren. Es haften alle Firmen und menschlichen Personen, die mit dieser menschlichen Roman-Vorlage einen neuen Text über eine KI/AI in der Art des ursprünglichen Autors erzeugen, sowie alle Firmen, menschlichen Personen , welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren um damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung zu erstellen; das Copyright für diesen Impressumstext sowie artverwandte Abwandlungen davon liegt zeitlich und räumlich unbegrenzt bei Bärenklau Exklusiv. Hiermit untersagen wir ausdrücklich die Nutzung unserer Texte nach §44b Urheberrechtsgesetz Absatz 2 Satz 1 und behalten uns dieses Recht selbst vor. 13.07.2023 

 

 

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Blutiger Hass im Pumatal 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

9. Kapitel 

10. Kapitel 

11. Kapitel 

12. Kapitel 

13. Kapitel 

14. Kapitel 

15. Kapitel 

16. Kapitel 

Der Autor Larry Lash 

Eine kleine Auswahl der Western-Romane des Autors Larry Lash 

 

Das Buch

 

 

 

Der Bürgerkrieg zwischen den Nord- und den Südstaaten der USA ist beendet. Doch noch immer schwelen Zorn und Hass bei vielen Menschen, die den unheilvollen Bruderkrieg leidenschaftlich und betroffen miterlebten. Noch immer kehren ausgebrannte und desillusionierte Männer aus Krieg und Gefangenschaft in ihre Heimat zurück, nur um feststellen zu müssen, dass sie keinen Platz mehr im Leben zu finden glauben. Jim Henshaw, ein geschlagener Soldat des Südens, trifft an einem schicksalsvollen Tag bei seiner Rückkehr seinen alten Jugendfreund Frank Cady, der auf Seiten der Sieger den Krieg verließ. Diese verhängnisvolle Begegnung bildet den blutigen Auftakt eines erbarmungslosen Krieges zwischen den Rinderranchern und den Siedlern im Pumatal. Alte Feindschaften und kaum geheilte Wunden brechen blutig wieder auf und drohen das gesamte Tal in den Abgrund zu reißen …

 

 

***

Blutiger Hass im Pumatal

 

Western von Larry Lash

 

 

1. Kapitel

 

Der kleine Ort schien den Atem anzuhalten. Seit Stunden bewegte sich kein Gefährt mehr auf der Mainstreet, kein Reiter und kein Passant waren zu erblicken. Vor dem Hause stand kein Bürger, um ein Schwätzchen mit seinem Nachbarn zu halten. Nur der Rauch, der aus den Kaminen kam und sich schon bald in der Dämmerung verflüchtigte, verriet, dass die Häuser bewohnt waren und nicht zu einer Geisterstadt gehörten.

Die Menschen warteten. Sie hatten sich in die Häuser zurückgezogen und Türen und Fenster verbarrikadiert. Schießeisen, Kugelbeutel und Munitionspäckchen lagen bereit. Wassereimer, Schüsseln und alle Geräte, in denen man Wasser aufbewahren konnte, standen gefüllt da, um eventuelle Brände sofort löschen zu können. Die kleineren Haustiere hatte man aus den Ställen in die Wohnung gebracht.

Im flackernden Petroleumlicht konnten sich die Hausbewohner in den Häusern im Pumatal kaum erkennen. Eine düstere Spannung lag über allen Bewohnern der Stadt Henderson. Ob es sich nun um Männer, Frauen, Kinder oder Greise handelte, in allen war diese Spannung lebendig. Es gelang den Menschen nicht, sie abzuschütteln, ihrer Herr zu werden und sich durch ein befreites Aufatmen Luft und Entspannung zu verschaffen. Die Zeit schien stillzustehen. Immer mehr belastete dieses untätige Warten die Menschen. Die Augenpaare starrten in der Dämmerung dorthin, wo mitten auf der Mainstreet ein dunkler Fleck war, kaum noch in seinen Umrissen zu erkennen. Wenn man aber genauer hinsah, konnte man den bewegungslosen Körper eines Menschen erkennen. Mit ausgestreckten Händen lag er da, die Finger in die Erde gekrallt. Ein graublauer Stetson lag eine Handbreit neben dem Kopf des Toten. Neben der rechten Hand lag die Waffe, mit der der Mann vergeblich sein Leben hatte zu verteidigen versucht. Es war ein schlichter Armeerevolver, in deren Kolben zwei Kerben eingeritzt waren. Das aber konnte keiner der Anwohner sehen.

»Ihr habt alle Angst, erbärmliche Angst!«

Dem Mann, der diese Worte sagte, wurde erwidert: »Wer ist dieser Jim Henshaw denn schon?«

»Halt den Mund, Carl!«

Wie Hammerschläge fielen diese Worte. Der Mann, der sie gesprochen hatte, saß am Kamin und schien die Anwesenden nicht zu beachten.

»Er ist tot, und Tote schweigen. Als er hierher kam, war er nichts anderes als ein entlassener Kriegsgefangener auf dem Weg zu seinem Bruder. Er war ein Mann wie tausend andere auch, die in diesen Tagen unterwegs sind, um ein neues Leben zu beginnen. Ich kann mir vorstellen, wie es in einem Manne, der der geschlagenen Südarmee angehört hat, aussehen muss, der mit Leib und Seele Soldat war und an die Konföderation glaubte und mit deren Zielen einverstanden war. Ich kann mir vorstellen, dass das harte Los der Kriegsgefangenschaft ihn nicht versöhnlicher gestimmt hat, die Zertrümmerung aller seiner Ideale nicht dazu angetan war, einen Mann wie Jim Henshaw auszusöhnen. All das hätte Frank Cady berücksichtigen sollen, als Henshaw gegen ihn anging.«

»Das sagst du, Oldman! Wie zum Teufel hätte Cady das berücksichtigen sollen? Er hatte dazu keine Zeit mehr. Es war wohl ein unglücklicher Zufall, dass die alten Rivalen sich im Saloon begegneten. Cady konnte nichts dafür. Ich sehe ihn noch, wie er durch die Tür eintrat und Jim Henshaw erblickte. Er blieb sofort stehen und wollte wieder gehen, doch Jim Henshaw hatte ihn bereits entdeckt. Jim stand an der Theke und war dabei, sich volllaufen zu lassen. Er hatte nicht viel getrunken, doch genug, um in einer aggressiven Stimmung zu sein. Die beiden konnten sich schon vor Ausbruch des Krieges nicht leiden. Sie hatten beide grundverschiedene politische Ansichten, und jeder vertrat seinen Standpunkt. Der eine kämpfte aufseiten der Südstaaten, der andere auf der Seite der Nordstaaten. Ausgerechnet in Millers Saloon mussten sie sich nun wiedertreffen. Henshaw als ein Mann, der der geschlagenen Südarmee angehörte, Cady als ein Mann von der siegreichen Nordarmee. Cady hatte es vom gemeinen Soldaten bis zum Hauptmann der Nordarmee gebracht. Überall erregte er durch seine Taten Aufsehen. Nun, der Unterschied zwischen den beiden gleichaltrigen Männern kann nicht deutlicher gemacht werden. Es war aber nicht Frank Cady, der sich überheblich, gemein und taktlos aufführte, es war Jim Henshaw! Es gibt genug Augenzeugen, die das bestätigen können.«

»Worauf Henshaws Bruder Don doch keinen Wert legen wird!«, unterbrach Dick Hartman seinen ältesten Sohn Carl mit vor Grimm schwingender Stimme. »Dieser verteufelte Krieg hat unser Land in zwei Lager gespalten. Der Frieden hat noch keine Besserung gebracht. Die Leidtragenden sind wir. Die Kluft ist noch größer und tiefer geworden. Feindlicher denn je stehen wir uns gegenüber, die Leute aus den Hügeln und wir, die Leute aus dem Pumatal. Der Riss zwischen uns ist immer tiefer geworden. Wo bleibt da die Menschlichkeit, wo wird noch Gottes Wort erfüllt? Wie tief sind wir alle gesunken! Geht hinaus und hebt ihn auf, lasst ihn nicht so liegen. Er ist tot, und im Tode sollte es keinen Hass geben. Bringt ihn in die Schmiede und bahrt ihn auf, wie es sich für einen Christenmenschen gehört. Geht, sage ich euch!«

Die beiden Söhne bewegten sich nicht. Ihre Gesichter verhärteten sich. Die beiden anderen Männer im Raum schwiegen, doch auch sie regten und rührten sich nicht. Das Wort des alten Mannes, den Hass im Angesicht des Todes auszulöschen, fiel auf keinen fruchtbaren Boden.

»Narren seid ihr alle!«, sagte der weißhaarige Alte mit bebender Stimme, in der Zorn und Ohnmacht mitschwang. »Ihr und auch jene dort drüben, ihr seid Narren und große Raubtiere.«

»Du bist zu alt geworden, Dad, als dass du das alles noch verstehen könntest. Du hast manchmal eigentümliche Gedanken«, warf sein anderer Sohn, Roger, ein. Ungeduld und Härte war aus der Stimme des jungen Hartman herauszuhören.

»Möglich, mein Sohn, ich bin vielleicht der Erde und dem Himmel näher als ihr. Mit zweiundachtzig Jahren hat man sein Kreuz fast bis zum Ende des Trails getragen. Sicherlich war die Last schwer und manchmal drückend, dass ich unter ihr zusammenzubrechen drohte, die Last aber, die ihr auf euch ladet, wird noch viel schwerer zu tragen sein. Sie wird so schwer sein, dass ihr schon auf halbem Wege zusammenbrechen werdet!«

»Lass das unsere Sache sein, Dad«, unterbrach ihn Roger abermals. Er wischte sich über seinen sandfarbenen Schnurrbart, über das schweißige, kantige Gesicht, das von dichten Augenbrauen, klaren Augen und einem energischen Kinn beherrscht war. »Carl war dabei, und was er sah, haben die anderen, die mit im Saloon waren, Wort für Wort bestätigt. Das ist so schwerwiegend, dass man Frank Cady nichts anhängen kann, Dad. Im Gegenteil, er ist hinter dem zweiten Mann her, hinter jenem Kerl, den Jim Henshaw bei sich hatte und aus der Gefangenschaft mit hierherschleppte, um ihm bei seinem Bruder eine Heimat zu geben. Vielen Gefangenen ist alles zerschlagen worden, und es gibt keine Heimat mehr für sie. Nun gut, so weit ist alles schön und edel, aber dieser Mann war wie der Tote dort ein Revolvermann. Er hätte nach dem fairen Kampf Frank Cady ohne mit der Wimper zu zucken niedergeschossen, wenn Carl und die anderen nicht wachsam gewesen wären und aufgepasst hätten. Der Fremde war genauso ein übler Bursche wie alle Angehörigen der Henshaw-Sippe. Alle sind überheblich, arrogant und unduldsam. Sie sitzen alle auf einem hohen Thron. Dad, jetzt ist alles zu spät, jetzt muss es ausgekämpft werden. Schon bei Ausbruch des Krieges brach die Feindschaft aus und schwelte dann während des Krieges zwischen den Leuten aus den Hügeln und den Leuten aus dem Pumatal wie ein unterirdischer Brand weiter. Es musste einmal zum Ausbruch kommen. Jetzt ist es so weit, und wir müssen es austragen.«

»Ich sage dennoch, versucht Frieden zu halten, versucht es, denn jeder Versuch lohnt sich. Ich bin alt, aber ich habe gelernt, dass dieses Leben, und wenn es nach Jahren noch so reichlich bemessen wurde, nur wie ein einziger Tag ist. Der Tod ist grauenvoll, wo er ist, löscht alles Licht aus. Habt ihr schon einmal darüber nachgedacht, was das bedeutet? Nicht mehr die Sonne zu sehen, die Wälder, die Fluren, die Blüten, Gewächse, Tiere und Farben? Wir lieben das alles, ohne uns groß Gedanken darüber zu machen, und Gott gibt reichlich, er lässt uns im Lichte stehen. Ja, schaut mich nur an, ich fühle mich mit dem dort drüben, der so starr auf der Erde liegt, mehr verbunden als mit euch, meinen Söhnen, die so wenig Achtung vor dem Leben haben.«

Er brach ab. Langsam erhob er sich aus der Kaminecke und ergriff seinen Knotenstock. Ein wenig wacklig stand er auf den Beinen, ein alter Mann mit einem Gesicht, das so faltig wie eine verwitterte Landschaft war. Helle, fast durchsichtige Augen blickten erst den einen, dann den anderen Sohn an.

Die Söhne Dick Hartmans waren hochgewachsene Männer mit gewölbter Brust und athletischen Reiterfiguren. Sonne und Wind hatten die Gesichter braungebrannt. Ja, sie waren schon echte Männer aus dem Pumatal, diese beiden. So waren sie alle hier, die die Gemeinschaft der Siedler bildeten. Sie hatten das Pumatal besetzt und bebauten den Boden. Die geschützte Lage des Tales hielt die rauen Winde fern. Durch den Fleiß der Menschen war ein Bewässerungssystem entstanden, das selbst kargen Boden in fruchtbare Landstriche verwandelte. Hatte diese Tatsache etwa den Neid der Menschen aus den Hügeln herausgefordert, die Viehzüchter und Rindermänner, wie man sie nannte? Die Menschen aus den Hügeln waren vor vielen Jahren aus Texas hierhergetrailt. War es die so andere Lebensart dieser Männer, die immer wieder zu Reibereien mit den Leuten aus dem Pumatal führte?

»Jim Henshaw kehrt nicht heim, vor den Hügeln fand er den Tod«, sagte der alte Mann aus seinen Gedanken heraus in das dumpfe Schweigen hinein.

»Er hat es herausgefordert, Dad.«

»Möglich, doch wo ist die Wahrheit, die echte, nachte Wahrheit? Sie ist nicht bei euch und nicht auf der anderen Seite. Jeder Mensch formt sich seine eigene Wahrheit, sicherlich nur, weil wir alle so unvollkommene Geschöpfe sind und es nicht besser wissen und es auch nicht besser wissen wollen. Holt den Toten von der Straße. Sein Anblick lässt mir die Tränen aufsteigen. Mir wird so kalt, dass selbst die Nähe des Ofens nichts mehr nützt. Es muss die Nähe des Todes sein, die mich frieren lässt. Ich möchte euch an die Zeit erinnern, da wir gleichzeitig mit den Männern aus den Hügeln das Land in Besitz nahmen, wo es Frieden und Freundschaft gab und wir uns gegenseitig halfen. Durch gemeinsame Hilfe errichteten wir unsere Häuser und bauten unsere Corrals. Einer nach dem anderen kam dran. Wir gaben den Rinderleuten Korn und andere Feldfrüchte, und sie lieferten uns das Fleisch. Es gab eine Zeit, in der ein Mann seinen Revolver unbesorgt zu Hause lassen konnte, wo die Schießeisen einrosteten und der Waffenhändler sich nach einer anderen Arbeit umsehen musste. Das ganze Land war wie vom Sonnenschein erwärmt, und die Wärme kam aus den Herzen der Menschen. Ich weiß, dass das Licht, das wir für den Frieden in uns selbst anzünden, auf die anderen übergreift.«

»Dad, erspare uns deine Predigten. Alte Leute träumen dem Vergangenen nach. Die Vergangenheit ist begraben.«

»Das ist es, was nicht hätte geschehen dürfen. Ihr habt die Vergangenheit begraben, und die Leute aus den Hügeln haben es auch getan. Es fiel euch nicht schwer. Euch allen ging es mit dem Aufstieg nicht schnell genug. Es ist der Fluch dieses Landes. Zuerst wurde der rote Mann mitsamt seiner Kultur vernichtet. Die wenigen roten Stämme, die es jetzt noch gibt, werden auch bald verschwunden sein, sie werden untergehen wie ihre Brüder vorher. Das Land ist dann wiederum ärmer geworden, ärmer an Freiheit und echter Romantik, an Geist und Menschentum. Nun, der Fluch der Entrechteten traf uns alle. Er haftet der Erde an und kam nun über uns, über das ganze Land, über zwei Staaten. Vielleicht erfüllt der Fluch der Verfolgten und Gemarterten eines Tages die ganze Welt. Aber was rede ich, auf mich hört doch niemand.«

Man hörte die Qual aus den Worten des alten Mannes, die Ohnmacht eines Menschen, der nicht mehr in der körperlichen Verfassung war, den Toten von der Fahrbahn zu schaffen. Weder die Söhne noch die anderen Männer im Raum konnten ermessen, was das für den Alten bedeutete. Nicht einer konnte ihm folgen, nicht einer verstand ihn. Für sie alle war er ein Sonderling und Träumer, ein Mann, der zu nichts mehr nütze war und im Hause nichts Rechtes mehr zu tun vermochte. Alle waren wohl der Ansicht, dass der Sonderling lieber den Mund halten sollte.

»Carl, du warst einer der Augenzeugen. Erzähle jetzt und sage, was du gesehen hast! Dad wird dann begreifen, dass es nicht an Frank Cady oder an einem anderen von uns lag. Dieser Jim Henshaw hätte lieber einen Umweg reiten sollen und erst gar nicht nach Henderson kommen sollen. Er wollte aber wohl seinem Partner aus der Kriegsgefangenschaft zeigen, was für ein Kerl er war. Er wollte sich großtun und zeigen, wie man die Leute aus dem Pumatal auf die Zehen treten kann. Das muss ihm geradezu ein Bedürfnis gewesen sein. Er wollte demonstrieren, dass er, obwohl er bei der geschlagenen Südarmee war, seinen Stolz nicht verloren hat. Der Teufel selbst muss ihm angeraten haben, hierher zu kommen. Vielleicht fühlte er sich in der Begleitung des Revolvermannes auch stark genug, uns die Furcht Gottes ins Mark zu jagen.«

»Vielleicht wollte er sich aber nach all den Demütigungen auch selbst beweisen, dass er noch ein Mann ist«, nahm der alte Dick Hartman seinem Sohn das Wort. »Man hätte es ihm nachfühlen und duldsamer sein müssen.«

»Dad, du willst einfach nicht begreifen«, nahm Carl Hartman das Wort. »Es ist wohl besser, wenn ich dir genau erzähle, wie sich alles zutrug. Frank Cady trifft keine Schuld. Er hat anfangs alles geschluckt. Als es ihm aber zu viel wurde, da zeigte er, dass er ein Kämpfer ist. Er ist unser bester Mann. Gerade ihn hätte Jim Henshaw aus dem Spiel lassen müssen. Von ihm hätte er wissen müssen, dass er kein Feigling ist.«

»Das ist es nicht. Niemand will ein Feigling sein. Wenn es so wäre, wer würde es schon zugeben? Ihr seid alle viel zu stolz, ihr fühlt euch als harte Männer. Demut kennt ihr überhaupt nicht. Wenn ich an mein Leben zurückdenke, mein Gott, was habe ich da alles schlucken müssen. Immer habe ich das Gute gewollt, aber das Böse stand überall gegen mich auf und grinste mich an. Ich habe dreingeschlagen, ich habe, als meine Kräfte nachließen, noch die Hände zu Fäusten geballt. Ich habe erlebt, dass die Schwäche ausgenützt wird und dass ein Schwacher noch mehr in den Staub getreten wird. Doch wozu erzähle ich das alles? Jahrtausende hat die Menschheit gelitten. Aber was blieb den nachfolgenden Generationen? Es kam zu keinem Erkennen. Jeder muss sich neu durch sein Leben durchbeißen. Ich habe euch gewarnt, jetzt kommt es auf euch an.«

 

 

2. Kapitel

 

Nicht einer holte den Toten. Nicht ein Mann kam aus den Häusern des Pumatals, um ihn von der Fahrbahn zu schaffen. Die Angst lag wie ein Alpdruck über der kleinen Siedlung.

Diese Angst aber wollte sich keiner der Männer eingestehen.

»Die Männer aus den Hügeln sollen nur kommen«, sagte Abe Mitchell, der sein Haus gleich neben Millers Saloon hatte. »Wir werden es ihnen schon zeigen.«

»Und was ist dabei gewonnen, Dad?«, meldete sich seine zwanzigjährige Tochter Mary.

Abe Mitchell drehte sich zu ihr um. Mit seinem Sohn Slim zusammen stand er am Fenster.

Die beiden Männer sahen das Mädchen fast feindselig an. Mit einer langsamen Bewegung wischte sich Abe Mitchell den Schweiß von der Stirn und sagte dann ohne den Blick von ihr zu nehmen rau: »Verlangst du von uns, dass wir uns vor den Leuten aus den Hügeln ducken? Sie warten nur darauf, uns aus dem Pumatal hinausjagen zu können, damit sie das Tal mit ihren verteufelten Rinderherden besetzen können. Vor allen der Doppel-H-Ranch-Besitzer Don Henshaw, sein Vormann und Tiger Dick Reynolds würden keinen Augenblick zögern, die Herde in Marsch zu setzen. Beide kennen keine Gnade und kein Erbarmen und werden jetzt erst recht keine Hemmungen haben. Die Zeit ist reif, Mary. Entweder die Leute aus den Hügeln oder wir aus dem Pumatal sind zu viel auf dieser Welt. Es kann kein friedliches Nebeneinanderleben mehr geben. Alle haben das begriffen, nur du nicht!«

»Ich werde es auch nie begreifen, Dad«, entgegnete sie. Ihre dunkelblauen Augen schienen fast schwarz zu werden. Die langen Wimpern hoben sich, und ihr roter, schön geschwungener Mund presste sich fest zusammen. Ihr Blick glitt von ihrem Vater zu ihrem Bruder und wieder zurück. Ihre Erregung war nicht gespielt. Niemand wusste das besser zu beurteilen als ihr Vater und ihr Bruder.

Mary schauspielerte nicht. Ihr Mitgefühl war echt, so echt wie die Tränen, die über ihre Wangen geflossen waren, als die Schüsse im Saloon aufgerast waren und Jim Henshaw aus dem Saloon herausgetaumelt kam, die rauchende Waffe in der Hand. In sein wild verstörtes Gesicht hatte der Tod seine Schatten gegraben. Er hatte nicht mehr die Kraft gehabt, die Waffe noch einmal abzufeuern. Wie ein Schwerbetrunkener hatte er versucht, am Geländer des Vorbaus Halt zu suchen. Er hatte sie dabei angesehen. Sie hatte nur wenige Yards vom Vorbau entfernt gestanden und war erschrocken herumgefahren, als die Schüsse im Saloon krachten. Bei seinem Anblick war ihr die Einkaufstasche beinahe aus der Hand geglitten. Solange sie lebte, würde sie die Szene nicht vergessen, nicht den Mann, der sie ansah und sie doch nicht sah, dessen Blick, von Todesschleiern verdunkelt, irgendwie durch sie hindurchging, wie in eine andere Welt, die jenseits der Welt der Lebenden war.

Der andere, der Fremde, der gleich nach Jim Henshaw durch die Schwingtür ins Freie auf den Vorbau gestürzt kam, bewahrte seinen Partner davor, über das Geländer zu stürzen, und konnte ihn noch rechtzeitig auffangen. Einen Moment standen die beiden Angehörigen einer geschlagenen Armee eng umschlungen, gleich Kameraden die einander nicht aufgeben, niemals verlassen würden, doch dann drängten sich die Leute aus dem Pumatal aus dem Saloon. Als letzter kam Frank Cady auf den Vorbau. Carl Hartmans dunkle Stimme war zu hören gewesen: »Verschwindet und lasst euch nie wieder im Pumatal sehen!« Die dunkle Drohung in seinen Worten konnte nicht überhört und missverstanden werden.

»Carl, sie haben genug«, sagte Frank Cady, der Mann, der seinen Kampf gemacht und seinen Gegner ausgeschaltet hatte. Er schien alle anderen zu überragen wie ein Turm, an dem jede feindliche Flut abprallen musste. Eine Streifschusswunde hatte ihn an der Schläfe gezeichnet, doch ihn kümmerte das Blut, das über seine Wange rann, nicht. Er trug seinen Hirschlederanzug. Das blonde Haar hing ihm bis auf die Schulter herab. Seine hellen Augen waren fest auf die beiden gerichtet.

»Vergiss nicht, dass der Fremde dich ohne unser Eingreifen aus den Stiefeln geholt hätte, Frank!«, sagte Carl Hartman mit einer Stimme, in der der Grimm schwang. »Er ist ein ganz elender Bursche, genauso wie Jim Henshaw. Du hast fair gekämpft. Jim Henshaw hat den Kampf herausgefordert. Der Fremde hätte sich nicht einmischen dürfen.«

Die Männer auf dem Vorbau waren so sehr mit ihren Angelegenheiten beschäftigt gewesen, dass sie Mary nicht sahen. Ihr gingen ganz seltsame Gedanken durch den Kopf, fragte sie sich doch, ob Männer so sein mussten, ob es ein Vorrecht der Männer war, über Tod und Leben zu bestimmen. Sie zeigten eine erschreckende Härte. Sah denn niemand, wie schlecht es um Jim Henshaw bestellt war? Allem Anschein nach war das nicht der Fall. Jim Henshaw selbst riss sich zusammen, mit einer Kraft, die den Gegnern seinen schlechten Zustand verhüllen sollte. Er wollte nicht zeigen, wie erbärmlich es ihm ging und dass der Tod schon nach ihm griff.

»Cady«, sagte Jim Henshaw so laut, dass alle s hören konnten. »Wir waren immer Rivalen, bei Mary Mitchell und im Krieg. Die Nordstaatler waren für mich immer die Feinde und blieben es auch noch nach meiner Entlassung aus der Gefangenschaft. Du bist eine Ausnahme, Cady, du standst auf der falschen Seite und hattest eine falsche Uniform an. Du passt nicht zu diesen Hinterwäldlern des Pumatals, du bist ein Rindermann, wie wir Männer aus den Hügeln. Verschwinde aus dem Tal, bevor es ausgeräuchert wird.« Er brach ab und wandte sich an den Mann, der ihn stützte, an den Kameraden, den er aus dem Gefangenenlager mitgebracht hatte. »Gehen wir, Tom!«

Er versuchte, sich von Tom zu befreien, und es gelang ihm auch. Immer noch hielt er den Revolver in der Hand, immer noch wankte er stark. Sein starker Wille hielt ihn aufrecht und ließ ihn nicht umfallen, als Tom, sein Kamerad, die Pferde vom Holm band. Mitten auf die Mainstreet hatte sich Jim Henshaw gestellt, um Tom und die Pferde zu erwarten.

»Cady, versuchen wir es noch einmal«, rief er dann dem Mann auf dem Vorbau zu. »Jetzt werde ich der Schnellere sein.«

Alle Männer, die mit Frank Cady auf den Vorbau gekommen waren, sprangen auseinander und aus der Schussrichtung. Jemand sagte wütend: »Er hat immer noch nicht genug, Frank!« Frank Cady gab keine Antwort. Er hatte seinen Gegner nicht aus den Augen gelassen. Sein Gesicht war bleich geworden. Falten kerbten seine Mundwinkel. Es war, als hätte er die Unsinnigkeit dieser Auseinandersetzung erfasst und einen Ekel davor bekommen, seinen Revolver nochmal auf einen Gegner richten zu müssen, der sich kaum noch auf den Beinen halten konnte.

---ENDE DER LESEPROBE---