Meile um Meile - Larry Lash - E-Book

Meile um Meile E-Book

Larry Lash

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Beschreibung

Larry Lash, der bekannte Wildwest-Autor, führt uns mit dieser packenden Story in jene Zeit, in der die lockende Kunde durch alle Teile der Neuen Welt raste: Gold am Sacramento! In seiner packenden Manier schildert er einen dieser vielen namenlosen Trecks, der Meile um Meile nach Westen zog, den das tödliche Funkeln des gelben Metalls mit magischer Gewalt lockte und der im Blizzard, Schnee und Eis unterging.
Jim Meadow, Ger Fesken und viele der anderen harten Männer des Trecks stemmten sich gegen das Schicksal, rissen John Allison die heuchlerische Maske vom Gesicht und erkämpften sich mit Revolverfeuer und harten Fäusten eine schönere, bessere Heimat, als sie ihnen das gleißende Gold am Sacramento bieten konnte.

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Larry Lash

 

 

Meile um Meile

 

Westernroman 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

 

Copyright © by Author/Edition Bärenklau

Cover: © Steve Mayer nach einem Motiv von Hugo Kastner, 2022

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

 

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

 

Alle Rechte vorbehalten

 

Das Copyright auf den Text oder andere Medien und Illustrationen und Bilder erlaubt es KIs/AIs und allen damit in Verbindung stehenden Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren oder damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung erstellen, zeitlich und räumlich unbegrenzt nicht, diesen Text oder auch nur Teile davon als Vorlage zu nutzen, und damit auch nicht allen Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs nutzen, diesen Text oder Teile daraus für ihre Texte zu verwenden, um daraus neue, eigene Texte im Stil des ursprünglichen Autors oder ähnlich zu generieren. Es haften alle Firmen und menschlichen Personen, die mit dieser menschlichen Roman-Vorlage einen neuen Text über eine KI/AI in der Art des ursprünglichen Autors erzeugen, sowie alle Firmen, menschlichen Personen , welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren um damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung zu erstellen; das Copyright für diesen Impressumstext sowie artverwandte Abwandlungen davon liegt zeitlich und räumlich unbegrenzt bei Bärenklau Exklusiv.

 

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Meile um Meile 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

9. Kapitel 

Der Autor Larry Lash 

Eine kleine Auswahl der Western-Romane des Autors Larry Lash 

 

Das Buch

 

 

 

 

Larry Lash, der bekannte Wildwest-Autor, führt uns mit dieser packenden Story in jene Zeit, in der die lockende Kunde durch alle Teile der Neuen Welt raste: Gold am Sacramento!

In seiner packenden Manier schildert er einen dieser vielen namenlosen Trecks, der Meile um Meile nach Westen zog, den das tödliche Funkeln des gelben Metalls mit magischer Gewalt lockte und der im Blizzard, Schnee und Eis unterging.

Jim Meadow, Ger Fesken und viele der anderen harten Männer des Trecks stemmten sich gegen das Schicksal, rissen John Allison die heuchlerische Maske vom Gesicht und erkämpften sich mit Revolverfeuer und harten Fäusten eine schönere, bessere Heimat, als sie ihnen das gleißende Gold am Sacramento bieten konnte.

 

 

***

Meile um Meile

 

 

1. Kapitel

 

Die kommende Witterung lag spürbar in der Luft. Vor vierzehn Tagen etwa waren die letzten Wildgänse im Keilflug über den gewaltigen Treck hinweggeflogen, dessen Spitze Jim Meadow irgendwo vor sich zwischen den Hügeln vermutete. Seit einiger Zeit war keine gefiederte Schar mehr über sie hinweggebraust und kein Sehnsuchtsschrei der Wildgänse mehr vernommen worden.

Auch die Büffel fehlten hier. Soweit man auch blicken konnte, nirgendwo war eine Gruppe erdfarbener, klobiger Bisons zu entdecken. Der nahende Winter schien auch diese zotteligen starrsinnigen Gesellen vertrieben zu haben. Seit Tagen kamen die Scouts, die auch gleichzeitig Jäger des Trecks waren, ohne Wild zurück. Mager war die Kost, kein Wildfleisch würzte und verlängerte sie. Aber das war noch zu ertragen. Anders hingegen die stumpfe Fadheit des Trails. Wagen reihte sich an Wagen und planen überdeckte Prärieschoner, von Ochsen gezogen, lösten sich mit leichtgebauten Gefährten ab, welche Maulesel oder Kaltblutpferde im Geschirr hatten. Und alle hatten sie die gleiche Fracht, nämlich Kinder, Frauen und Hausrat.

Staub und Schweiß, Flüche und Peitschenknall, Schuften vom frühen Morgen bis tief in die Nacht hinein. Es blieben nur wenige Stunden, in denen man in einen todesähnlichen Schlaf sank, dann begann auch schon wieder der Alltag. Yeah, so ging es Meile um Meile nun schon monatelang. Der Staub ätzte die Poren, aber was machten all die Strapazen? Irgendwo dort vorn im Staubdunst würde eines Tages Kalifornien auftauchen, würde eine leuchtende Zukunft ihrer warten. Aber bis es so weit war, würde noch viel Wasser den Mississippi hinunterfließen. Yeah, wer konnte den Tag vorausbestimmen? Heimatlos waren sie alle auf dem Trail nach dem goldenen Westen, hatten irgendwo im Osten ihre Zelte abgebrochen und es gab für sie kein Zurück mehr.

Zur linken Hand bewegte sich die Fleischherde, die sie mitgenommen hatten. Es waren magere Tiere, die nur aus Sehnen, Knochen und Fell bestanden, Rinder, die täglich weniger wurden. Jim Meadow wagte nicht, zu ihnen hinzuschauen. Er hockte weit vorgestreckt auf dem Bock, hielt die Zügel seines Mauleselgespanns fest in der Linken. Nein, er wollte nicht hinübersehen, denn das Herz zog sich schmerzhaft zusammen beim Anblick der Fleischherde, und by Gosh, es musste auch jeden Rindermann erbarmen, wie runtergekommen die Tiere waren.

Himmel und Hölle jedoch, der Mensch musste leben, musste versuchen, das Ziel zu erreichen. gewiss waren ähnliche Trecks schon vor ihnen, und gewiss würden weitere folgen. Man sagte, dass am Missouri hoch im Norden bereits die Flutwelle der Völkerwanderung durch den frühzeitig hereingebrochenen Winter gestoppt und Tausende ihre Winterquartiere aufgeschlagen hätten, um zu warten, bis der raue Geselle vorbei war und sie über die Pässe des Felsengebirges ziehen konnten. Yeah, man sprach von den Trecks weiter im Süden, die in den wasserlosen Wüsten umkamen. Einer dieser Überlebenden war zu ihnen gestoßen, ein Mann namens Gerald Fesken. Wenn man angenommen hatte, dass dieser Mann nun von allem genug hatte und sich zurückziehen würde, zurück in jene Gegend, wo man in Frieden leben konnte, so war das ein Irrtum.

Gerald Fesken blieb. Er machte sich als Scout nützlich und war kein schlechter Kundschafter, wie sich bald herausstellte.

»Es wird kalt, Dad«, wurde Jim aus seinen Gedanken gerissen. Die Planwand hinter ihm öffnete sich.

Jim Meadow nahm den Kopf herum, schaute seine Tochter an.

Ein düsteres Feuer kam in seinen Augen auf, als er für Sekunden seinen Blick auf ihr ruhen ließ. By Gosh, noch nie hatte er sie so eindringlich gemustert. Es war ihm auch noch nie zum Bewusst sein gekommen, dass sie an und für sich kein Kind mehr war. Nein, er hatte nur seinen Sohn, der immerhin schon zwanzig war, reiten und schießen konnte, eine schnelle Hand hatte wie selten einer, langsam ins Erwachsenenalter kommen sehen. Bud gehörte zu den Begleitern des Trecks, zählte zu den Männern, die die Aufgabe hatten, den Treck zusammenzuhalten, der Führung zu melden, wenn irgendwo etwas in Unordnung geraten war.

Yeah, Bud war nun ein Mann, der schon für sich selbst sorgen konnte. Gloria dagegen war noch ein Kind. Bisher jedenfalls hatte er sie dafürgehalten. Er hatte wohl in den letzten Wochen keine Zeit gehabt, sie richtig anzuschauen. Yeah, erst dieser verwegene Gerald Fesken musste auftauchen, um ihm die Augen zu öffnen.

Munkelte man nicht, dass er einen Dreck um das Gold gab, das viele Meilen vor ihnen liegen sollte? Sagte man nicht von ihm, dass er viel mehr für Jim Meadows Tochter übrighatte?

»By Gosh, ich habe mich nie um Gloria kümmern können«, gestand er sich in diesem Augenblick selbst ein. dass sie kein Junge war, habe ich noch schlucken können, dass aber bei ihrer Geburt meine Frau starb, habe ich nie verwinden können. Ich glaube, ich habe es auch des Öfteren offen und deutlich merken lassen.«

Was er nun vor sich sah, war kein Kind mehr. Achtzehn Jahre war sie jetzt alt, schlank und rank gewachsen, von fast knabenhaftem Wuchs, und doch, man konnte die Augen nicht davor verschließen. Sie besaß recht weibliche Formen, die anderen Männern bestimmt schon aufgefallen waren.

Ihr langes kastanienbraunes Haar fiel in weichen Wellen tief auf die Schultern herab, ließ eine klare, wie gemeißelt wirkende Stirn frei. Feingeschwungen waren ihre Augenbrauen, und ihre Braunaugen waren von seidigen, langen Wimpern eingerahmt. Ihr Mund war rot wie ein kalifornischer Granatapfel und so geschwungen, als ob immerzu ein Lächeln um ihn geistere. Trotz des Staubes war ihre Haut von einem herrlichen Goldbraun und sehr klar. Sie atmete lebendige Frische aus, und wenn man sie ansah, war es, als wäre plötzlich der Frühling durchgezogen, als wäre jeder Tag voller Sonnenschein.

Halb Kind noch und dennoch auch schon Frau! Yeah, ihr fehlte der jugendliche Überschwang. Siehatte ihn nie besessen, war schon als kleines Mädchen unwahrscheinlich ausgeglichen und erwachsen.

Yeah, und nun war sie wirklich erwachsen, und er hatte es nicht einmal bemerkt, stand im Augenblick sozusagen vor der vollendeten Tatsache. By Gosh, ein Problem mehr auf diesem Trail der Hindernisse! Eine große Sorge mehr auf diesem Marsch ins ungewisse, der alles verlangte, was ein Mensch an Energie und Ausdauer in sich hatte.

»Der Winter ist nicht mehr fern«, hörte er sie sagen, als sie keine Antwort bekam. »Heute in der Frühe war alles steif gefroren, und Bud sprach davon, dass man nicht daran denke, ins Wintercamp zu gehen. Ist das wahr, Dad?«

»Dann hast du nicht aufgepasst, Darling. Gestern wurde abgestimmt und neunzig Prozent haben sich für den Weitermarsch entschieden.«

»Und du, Dad?«

»Ich war dagegen«, sagte er mürrisch. »Ich habe versucht diesen Greenhorns klarzumachen, was ein Winter in diesem Lande bedeutet, doch niemand hörte auf mich, obwohl ich ihnen erklärte, dass ich vor Jahren mit einer Büffeljägergruppe durch das Land streifte und meine Erfahrungen sammelte. Nun, sie ließen mich nicht einmal zu Ende reden, und was ich erntete, war offener Hohn. Sie sind alle wie besessen vom Gold, Darling. Das Gold hat sie auf den Trail gebracht, und das Gold hat sie bereits entwurzelt, noch ehe sie es haben. Sie glauben, dass sie in Kalifornien nur die Säcke aufzuhalten brauchen, sich nur zu bücken brauchen, um es aufzuheben. In diesem höllischen Treck sind nur vereinzelte, die bereits einen kleinen Goldrun hinter sich haben und sich in etwa eine Vorstellung machen können, was am Sacramento los ist. Die Wirklichkeit wird jedoch noch teuflischer sein als alles bisher Dagewesene.«

»Wir können umkehren, Dad, dazu ist es noch nicht zu spät!«, unterbrach sie ihn. »Uns zwingt doch niemand zum Weitertrailen.«

»Doch, Darling – ich selbst! Ein Meadow gibt nicht auf halber Strecke auf. Bud würde auch niemals damit einverstanden sein. Nein, wir trailen weiter«, erwiderte er mit abgewandtem Gesicht. »Wer heimatlos ist, reitet die Ferne aus, trailt dem Regenbogen nach, lässt sich vom Goldgeflimmer locken. Jeder auf diesem Trail träumt vom Glück und einer neuen, schöneren Zukunft, träumt von Reichtum und Wohlstand. Yeah, die Fantasie wird nicht müde, es ihnen immer wieder in neuen Farben zu zeigen, Farben, wie sie nicht leuchtender sein können.

Und es ist seltsam, dass, je schwerer die Strapazen, je härter die Arbeit und je mehr Opfer der Trail kostet, die Menschen sich an ihre Phantasiebilder klammern. Schau sie dir doch an, Handwerker und Farmer, Abenteurer und Männer aus verschiedenen Ländern, sie alle haben eines gemeinsam – die grimmige Verbissenheit, durchzuhalten. Sollen wir Meadows schlechter, ängstlicher sein, soll man uns über die Schulter ansehen und uns für Feiglinge halten? No, Mädel, wir werden durchhalten!«

»Nun, es wird bestimmt nicht einfach sein. In der Gegend vor uns gibt es so gut wie gar kein Wild.«

»Ah, das hat dir dieser Fesken wohl in die Ohren gesungen, Darling. Halte dich von ihm fern. Gestern im Camp hat er drei Männer beim Spielen um ihr gesamtes Vermögen gebracht. Man sollte das Spiel auf dem Trail verbieten. Es ist eine Schande, dass …«

»Dad, Allison war ebenfalls an dem Spiel beteiligt«, unterbrach sie ihn.

»Yeah, als Treckführer hätte er sich heraushalten müssen«, schnob Jim Meadow böse und spie wütend seinen Kau zur Seite. »Wenn das so weitergeht, werden einige Männer Gespanne und Wagen verlieren und zu Fuß gehen müssen. Es wird böses Blut geben, Parteien werden sich bilden, Männer sich zusammenschließen, die rau und hart genug sind, um alle Skrupel abzustreifen. Und der Winter wird den Hunger bringen. Hunger jedoch kann entsetzlich sein, Mädel.«

Er brach ab, sah wohl, wie sie zusammenschauerte, und irgendwie tat sie ihm leid. Seine grobknochige Hand streckte sich nach ihr aus, fuhr beruhigend über ihr Haar, das wie elektrisch geladen unter der Berührung knisterte.

»Es wird schon schiefgehen, Mädel. Nur den Kopf oben behalten! Es lebe Kalifornien!«

Er zog die Peitsche aus dem Holsterschaft, schwang sie durch die Luft, sodass das Leder über die Rücken der Mulas hin und her tanzte. »Lang ist der Weg, Mädel«, fuhr er fort. »Und viele werden das gelobte Land nicht erreichen. Ich aber wer de die Augen offenhalten und meinen Verstand gebrauchen, werde wissen, wann ich aufgeben muss, und dann ade Goldsegen, ade Kalifornien! Jetzt erst, Darling, will ich dir sagen, dass mich nicht das Gold auf den Trail brachte und mich dazu bewegte, mich dieser Horde halbverrückter Narren anzuschließen, nein, es war mir zu eng in der alten Heimat geworden, die Sehnsucht ließ mir keine Ruhe, ich wollte, dass du und Bud groß und stark werden solltet, und das kann man nur in der Freiheit.«

Sie sah ihn lange an und seufzte. Sie wusste mehr, als er eingestehen wollte. Nein, er erwähnte nichts von dem Mann, der ihm Hab und Gut genommen hatte, nichts von der schrecklichen Ge schichte, die sich in Pennsylvanien ereignet hatte.

Er bemühte sich, so zu tun, als hätten ihn die Dinge, die nun weit zurücklagen, niemals berührt, und sie betrachtete ihren Vater. Sechzig Jahre war er alt, knochig und hochgewachsen, ein Mann mit einem faltigen Ledergesicht und hellen Falkenaugen. Niemals hatte er sich geduckt. Immer war er einen geraden Weg gegangen, voll Selbstvertrauen und im Bewusstsein der eigenen Stärke. Yeah, es war immer ein weiter Abstand zwischen ihm und ihr gewesen. Heute hatte er sie zum ersten Mal geliebkost, indem er ihr übers Haar strich. By Gosh, und das hatte etwas zu besagen; denn nur, wenn er Gefahr witterte, wenn er die Ahnung kommenden Unheils mit seinem feinen Empfinden aufnahm, war er weicher und schien ihr näherzukommen. Irgendetwas musste ihn aufwühlen und stark beschäftigen.

Sie schob sich neben ihn auf den Bock des hin und her rumpelnden Planwagens. Der Wind schlug heftig in die Plane, ließ sie flattern und knallen. Das Weiß der Planen, das Braun, Rot und Schwarz der Zugtiere und das verdorrte Geld des Präriegrases gaben ein prächtiges Bild ab, und selbst der Staub schien goldgelb wie aufgewühlter Goldstaub in der Sonne zu flimmern.

In welligen Formationen hob und senkte sich das Land, das ab und zu kleine Baumgruppen zeigte. Sie drehte sich um und sah weit hinten eine schmutzig-weiße Wagenkette, die sich langsam und stetig den steigenden Hang emporwand. Hinter den Wagen kamen die Männer, die die Pferderemuda trieben. Flankenreiter tauchten auf, verschwanden wieder. Weit vom, wo das Gras niedriger zu werden begann, gingen Frauen und Kinder an der Windseite der Wagen, vorm Staub geschützt, um sich die Beine zu vertreten, vielleicht auch, um nach Blumen Ausschau zu halten. Yeah, nach den wunderschönen Herbstblumen, wie sie nur auf der Prärie in voller Pracht und Schönheit zur Entfaltung kamen.

Im Westen färbte sich der Himmel blutrot. Wie ein Feuerball schwamm der stumpfglänzende Sonnenball in Purpurwolken, und schon wogte die Dämmerung heran. Weit im Osten kroch die Nacht dunkel über die Erde.

Aber noch bevor die Nacht völlig hereinbrach, hatte Allison an einem Creekufer den Platz für die Wagenburg bestimmt. Wagen um Wagen schwenkte zum Kreis aus, hielt nicht, wie zur Mittagszeit üblich, im Viererblock, sondern formierte sich zur Wagenburg. Eine Vorsichtsmaßnahme, die sie schon seit Wochen Nacht für Nacht anwandten. Die Gespanntiere wurden losgemacht, aus dem Geschirr genommen und zum Grasen fortgetrieben. In der Wagenburg flammten allenthalben Küchenfeuer auf, und eine rege Betriebsamkeit setzte ein.

»Allison teilt die Herdenwächter und die Nachtwache ein«, sagte Jim Meadow zu seiner Tochter, die über der primitiven Feuerstelle das Abend essen herrichtete. »Morgen bin ich an der Reihe. – Wo nur Bud bleibt?«

Ohne ihre Entgegnung abzuwarten, bückte er sich und kroch unter der Deichsel hindurch aus der Wagenburg heraus.

Einen Augenblick lang schaute Jim aufmerksam zu den weidenden Tieren hin, dann ging er weiter, um, wie die anderen, mit der Axt Holz im Gebüsch am Creekufer zu. schlagen. Eine Arbeit, die getan werden musste, denn niemand wusste, wann, es wieder Holz für die Feuerung geben würde. Die Erfahrung hatte sie gelehrt, dass man sich nicht zu sehr auf sein Glück verlassen durfte. Wenn das Holz und der Büffelmist ausblieben, gab es kalte Mahlzeiten, und davon war niemand so recht begeistert. Axtschläge dröhnten ihm entgegen, aber er hatte noch nicht einmal die Hälfte der Strecke zurückgelegt, als plötzlich vom sanft abfallenden Ufer des Creeks her zwei Gestalten aufschnellten und wie aus der Erde gestampft ihm den Weg versperrten.

Jims Rechte zuckte zur Hüfte hin. Eine rein automatische Reflexbewegung, denn sie glitt ab, fuhr haltlos ins Leere. Im gleichen Augenblick wurde ihm bewusst, dass er seinen Gurt mitsamt den Coltsam Küchenfeuer bei seiner Tochter hatte liegen lassen.

Er duckte sich, stand angespannt und war gewillt, mit einem Sprung den Kerlen an die Kehle zu fliegen, mit den bloßen Fäusten gegen sie anzugehen. Der mattschimmernde Lauf einer Waffe warnte ihn jedoch.

»Versuch es nicht, Meadow«, klang es ihm kalt entgegen. »Schon mancher Mann ist direkt in der Nähe der Wagenburg aus den Stiefeln gefallen. Bleib still!«

»Was wollt ihr?«, keuchte Jim heiser vor Grimm und aufsteigender Wut, wobei er keinen Blick, von dem drahtigen, ihn aufmerksam musternden Kerl ließ, der unentwegt die Waffe auf ihn gerichtet hielt.

Beide waren ihm bekannt. Beide Männer gehörten zum Treck. Es waren die Brüder Mollow, zwei hartmäulige Burschen, die sich immer abseits hielten, die düster und verschlossen oft mit anderen Männern in leisen Diskussionen zu sehen waren. Jack, der ältere der beiden, stand einige Yards abseits, hielt den Kopf geneigt und beobachtete aus verkniffenen Augen Jim. Er war einen Kopf größer als sein Bruder Stuart, breiter in den Schultern und hatte einen besonders bösartigen Ausdruck um die zynisch herabgezogenen Mundwinkel.

»Er weiß es nicht, Stuart«, murmelte er mit vor Hohn schwingender Stimme.

»Nimm die Waffe fort und laß mich durch! Haltet mich nicht auf!«, fauchte Jim bissig. »Ich wüsste nicht, was ich mit euch zu schaffen hätte.«

»Nun, dafür wissen wir es tun so besser«, grinste ihn Jack unverschämt an. »Wir wollten dich warnen, Alter! Versuch noch einmal, aufrührerische Reden zu halten und den Leuten klarzumachen, dass sie den Winter über lieber in ein Camp gehen sollen, um mit dem Aufbruch nach Kalifornien bis zum Frühjahr zu warten. Wir sind entschieden dagegen, Oldman! Mein Bruder und ich wollen so schnell wie möglich reich werden, und wir haben etwas gegen Narren, die uns in die Quere kommen und aufhalten.«

»Ihr habt wahrlich allen Grund, reich zu v/erden, jetzt, da euch Fesken beim Spiel die Barschaft abgenommen hat«, fauchte Jim heraus.

»Er hat uns nicht nur die Barschaft, sondern auch die Gespanne und die Wagen im Spiel abgenommen. Der Bursche kam abgerissen auf einem huflahmen Gaul zum Treck, und jetzt besitzt er zwei Conestogawagen und unser Geld, und wir sind als Fahrer auf unseren eigenen Wagen angestellt«, ergänzte der Jüngere der Mollows.

Seltsam fand Jim, dass die Brüder diese ungeheure Tatsache so ruhig hinnahmen, dass der Verlust ihrer Wagen und ihrer Barschaft ihnen weniger auszumachen schien als die Reden, die er gehalten hatte, um Allison und den anderen klarzumachen, dass ein Winterquartier besser sei als der Weiter marsch. By Gosh, irgendetwas stimmte hier nicht.

»Ihr habt mich also nur angehalten, um mir den Mund zu verbieten?«, forschte er hellhörig geworden. Seine Gedanken hetzten hin und her, aber es gelang ihm nicht, auf den Kern zu stoßen.

»So kannst du es ansehen«, grinste Jack, sagte dann zu seinem Bruder: »Ich denke, er hat’s begriffen.«

»Wozu eure Besorgnis? Ihr wisst doch, dass man mich sowieso überstimmte.«

»Das wurde absichtlich gemacht. Du hast jedoch mehr Erfolg gehabt mit deiner Rede, als du glaubst. Versuch es nicht noch einmal!«

»Noch eine Frage! Hat euch Allison geschickt?«

Stuart Mollow wedelte mit seinem 45er Colt hin und her, grinste unverschämt, meinte: »Vieh leicht, doch versuch es erst gar nicht, uns bei ihm anzuschwärzen, du würdest da schön ankommen. Behalte dein Erlebnis lieber für dich, Meadow, und denk darüber nach. Vielleicht ist unsere Partei größer, als du glaubst, und mächtig genug, um dir schnell den Mund zu stopfen.«

»Ich werde darüber nachdenken«, gab er heiser zu verstehen. »Nur eine Frage noch: Auf welcher Seite steht Gerald Fesken?«

Jack Mollow stieß einen schnaufenden Laut aus. Es konnte Überraschung oder auch explodierende Wut bedeuten.

»Wir wissen es nicht«, erwiderte er. »Er ist zwar kalt wie eine Hundeschnauze und kann einen mit seinem ironischen Lachen zur Weißglut bringen, tritt verteufelt großspurig auf, dieser Satteltramp, und wir lieben ihn wahrhaftig genauso wenig wie du. Aber lasse das keinen Grund sein, deine Meinung über ihn zu ändern und ihn eventuell zu deinem Partner zu erklären. Er steht auf unserer Liste an erster Stelle, und eines Tages werden wir ihn auf seine richtige Größe zurechtstutzen und ihm alles wieder abnehmen, was er uns abgewann. Yeah, das wäre die zweite Warnung«, schnappte Jack Mollow. »Was wir wollen, ist, dass du nachdenkst und uns dann klar sagst, für welche Seite du dich entschieden hast. Wir werden uns die Antwort morgen Nacht holen, 0ldman. Denk sehr scharf nach/und nun geh!«

Sie ließen Jim passieren. Er schaute sich nicht um, spürte wohl die Blicke in seinem Rücken brennen. Sein Hals war ihm eng geworden. Im Dahin schreiten ballte und streckte er seine linke Hand, und die Rechte klammerte sich fest um den Axtstiel, den er im Gürtel trug. Als er das Gehölz er leichte und sich nun erst umwandte, sah er nichts mehr von den beiden Brüdern.

»Die Hölle soll über sie kommen«, knurrte er verdrossen.

Alles in ihm war noch angespannt von der Begegnung, die ihm mehr als alles andere bewies, dass sein Instinkt für kommende Gefahren ihn nicht getrogen hatte. By Gosh, yeah, nicht nur der Hauch des kommenden Winters lag unheildrohend in der Luft. Witternd hob er den Kopf. Seine Nasenflügel blähten sich, als er die Luft tief einsog. Seine Augen weiteten sich. Rings um ihn waren die Schatten der Nacht, saßen tiefdunkel im Gehölz am Ufer, und dort, wo die Wagenburg stand, flackerten die Küchenfeuer wie Lichter von verlorenen Seelen. Es war ein Bild, das sich Nacht für Nacht wiederholte, in dem sich nur die Landschaft änderte.

Jim schlug einiges Holz und trug es zum Creekufer hin. Einige Männer kamen ihm mit dicken Reisigbündeln entgegen.

»He, Jim, es wird bald Winter! Willst du nicht ausscheren? Allison sagte, dass wir morgen wieder durch besiedeltes Gebiet trailen werden und dass wir in zwei Tagen an St. Louis vorbei sind.«

»Warum lässt er den Treck nicht durch St. Louis ziehen?«, fragte Jim.

»Nun, er glaubt, dass eine Stadt wie St. Louis eine Gefahr für einen Treck ist, und er meint, dass sich vieles ereignen könnte, was unangenehme Folgen haben würde. Außerdem würden sich bestimmt noch viele Wagen anschließen und der Treck würde zu groß und unübersichtlich.«

»Er sollte daran denken, dass sich dann auch die Sicherheit vergrößern würde und die Kampfkraft wächst.«

»Das gleiche haben wir ihm zur Antwort gegeben, aber er ist der Meinung, dass ein Treck umso langsamer wird, je mehr Wagen dabei sind. Schließlich geht es doch darum, so schnell wie möglich nach Kalifornien zu kommen, Jim. Das Gold liegt dort in dicken Klumpen herum und wartet auf uns. In zwei Tagen sind wir über den Mississippi hinweg.«

Jim lächelte, meinte: »Wir haben nicht einmal den vierten Teil des Trails hinter uns und es ist noch ein verdammt langer Weg bis zum Sacramento in Kalifornien. Inzwischen ist es Spätherbst geworden, und der Winter steht vor der Tür.«

Er brach plötzlich ab, entsann sich beim Sprechen, dass er dabei war, dem Verbot der beiden Brüder zuwiderzuhandeln, sah aus schmalen Augen zu den Männern hin, die ihre Pfeifen und Tabaksbeutel zogen, und dachte bei sich, wer wohl noch wem trauen konnte, wer auf dieser oder der anderen Seite stand.

»Wir wissen, was du sagen willst, Jim«, er klärte einer der Männer rau. »Wir haben dar über nachgedacht und sind zu der Überzeugung gekommen, dass wir auf dich hören sollten. Du hast eine Gefolgschaft von dreißig Wagen hinter dir, Jim. Yeah, dreißig Wagen werden mit dir ausscheren, wenn du es willst und befiehlst.«

Was waren jedoch dreißig Wagen? Achthundertzwanzig würden weiterziehen, würden nie in ein Winterquartier gehen, würden es wagen, gegen Blizzard, Eis und Schnee, gegen den weißen Tod zu kämpfen. Mit dreißig Wagen aber konnte man sich nicht für den Winter einigeln. Schon ein größerer Redmentrupp würde sie mit Stumpf und Stiel von der Bildfläche ausradieren, und zurück blieben ausgebrannte Trümmer, verkohlte Wagen und angesengte Erde.

»Sicherlich werden sich noch mehr entschließen«, fuhr der Sprecher fort, ein alter, bärtiger Mann. »Und gewiss wird sich das Verlangen, eine Winterpause einzulegen, noch steigern, wenn der erste Blizzard über uns kommt und seine Krallenhände ausstreckt. Willst du so lange warten, Jim?«

»Wenn ich jetzt mit dreißig Wagen in der Nähe und somit im Schutz von St. Louis ausscheren würde, käme ich mir wie ein Schuft vor«, erklärte Jim. »Die dreißig Wagen würden St. Louis ohne meine Führung und ohne die geringste Gefahr er reichen, also bleibe ich und warte!«

»Wenn du es tust, werden die anderen ebenfalls bleiben, Jim«, erwiderte ein anderer der Männer. »Es wird für dich unangenehm werden, denn Allison hat keine allzu gute Meinung von dir. Er wird versuchen, dir das Leben zur Hölle zu machen, und dich zwingen, zu verschwinden. Nun, wir stehen hinter dir, Jim, aber was wird, wenn der Treck in zwei Lager zerfällt?«

»Ich weiß es nicht! Aber ich bin der Meinung, dass das unter allen Umständen verhindert werden muss«, erklärte Jim. »Ich habe nichts gegen Allison, solange er seine Pflicht tut, aber ich werde gegen ihn sein, wenn er diesem Treck Unmögliches zu mutet, ihn in die weiße Hölle zwingen wird. Ich werde also abwarten, Gents. Was nützt uns das Gold in Kalifornien, wenn wir auf der Strecke bleiben? Ich werde noch heute mit Allison sprechen und dafür sorgen, dass einige Wagen nach St. Louis entsandt werden, um dort Proviant einzukaufen.«

Er wollte in seiner Rede fortfahren, doch in diesem Augenblick kam ein Reiter hinter dem Weidendickicht hervor. Er trieb sein Pferd langsam heran, hielt es mit scharfem Zügeldruck vor der Männergruppe an und neigte sich weit aus dem Sattel, sagte mit fester Stimme in das Schweigen hinein:

»Ich wäre dafür, Meadow, dass du die Leitung der Proviantwagen übernimmst. Solange du fort bist, könnte deine Tochter deinen Wagen führen. Willigst du ein?«

Niemand anderes als Allison selbst war der Sprecher. Er schien gelauscht zu haben. Sein breitflächiges Gesicht wirkte bleich im Mondlicht und zeigte keine Bewegung. Es war kühl und abweisend wie immer, beherrscht und voll Energie. Sein Kinn war vorgeschoben und hart.

Yeah, Allison machte den Eindruck eines Kämpfers. Er ließ keinen Blick von Jim, bis dieser sagte:

»Gut, ich übernehme die Sache.

---ENDE DER LESEPROBE---