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Larry Lash

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Beschreibung

Die Feindschaft zwischen den Holishecks und Astor Pheps reicht weit in die Vergangenheit zurück: Nun sucht Astor Pheps die Entscheidung. Er will die Holishecks endgültig von der Weide vertreiben.
Vielleicht wäre es ihm sogar mühelos gelungen, wenn es nicht Ben Sulver auf die Weide verschlagen hätte. Sulver, der den berüchtigten Trende McQueen im Zweikampf erschossen hat – den Vetter von Astor Phebs.
Die Männer von Phebs erschießen Sulvers Reittier, als dieser auf der Weide ankommt. Sie halten ihn für einen Kämpfer von Holisheck. Da sind für Sulver die Fronten geklärt. Er weiß, auf welche Seite er sich bei diesem Kampf zu stellen hat …

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Larry Lash

 

 

Sattelpartner

 

 

 

Western 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

Neuausgabe

Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv

Cover: © by Steve Mayer mit Bärenklau Exklusiv nach Motiven, 2024

Korrektorat: Roland Heller

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau (OT), Gemeinde Oberkrämer. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

 

Alle Rechte vorbehalten

 

Das Copyright auf den Text oder andere Medien und Illustrationen und Bilder erlaubt es KIs/AIs und allen damit in Verbindung stehenden Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren oder damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung erstellen, zeitlich und räumlich unbegrenzt nicht, diesen Text oder auch nur Teile davon als Vorlage zu nutzen, und damit auch nicht allen Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs nutzen, diesen Text oder Teile daraus für ihre Texte zu verwenden, um daraus neue, eigene Texte im Stil des ursprünglichen Autors oder ähnlich zu generieren. Es haften alle Firmen und menschlichen Personen, die mit dieser menschlichen Roman-Vorlage einen neuen Text über eine KI/AI in der Art des ursprünglichen Autors erzeugen, sowie alle Firmen, menschlichen Personen , welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren um damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung zu erstellen; das Copyright für diesen Impressumstext sowie artverwandte Abwandlungen davon liegt zeitlich und räumlich unbegrenzt bei Bärenklau Exklusiv. Hiermit untersagen wir ausdrücklich die Nutzung unserer Texte nach §44b Urheberrechtsgesetz Absatz 2 Satz 1 und behalten uns dieses Recht selbst vor. 13.07.2023 

 

 

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Sattelpartner 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

9. Kapitel 

10. Kapitel 

11. Kapitel 

12. Kapitel 

13. Kapitel 

14. Kapitel 

15. Kapitel 

Der Autor Larry Lash 

Eine kleine Auswahl der Western-Romane des Autors Larry Lash 

 

Das Buch

 

 

 

Die Feindschaft zwischen den Holishecks und Astor Pheps reicht weit in die Vergangenheit zurück: Nun sucht Astor Pheps die Entscheidung. Er will die Holishecks endgültig von der Weide vertreiben.

Vielleicht wäre es ihm sogar mühelos gelungen, wenn es nicht Ben Sulver auf die Weide verschlagen hätte. Sulver, der den berüchtigten Trende McQueen im Zweikampf erschossen hat – den Vetter von Astor Phebs.

Die Männer von Phebs erschießen Sulvers Reittier, als dieser auf der Weide ankommt. Sie halten ihn für einen Kämpfer von Holisheck. Da sind für Sulver die Fronten geklärt. Er weiß, auf welche Seite er sich bei diesem Kampf zu stellen hat …

 

 

***

Sattelpartner

 

Western von Larry Lash

 

 

1. Kapitel

 

Seit Tagen fauchte es in allen Tonarten. Der Wind heulte seine Melodien in das stetige Trommeln des Regens hinein, schwoll zum gigantischen Klingen an und rollte dann im dumpfen, ohrenbetäubenden Brausen über die Weite des gewaltigen Nevada Beckens. Ein stürmischer Bursche, der den Winter ankündigte, der den Herbst mit einem Schlage verjagte, und dunkle Wolken vor sich hertrieb.

Er hetzte sie über den mächtigen Colorado hinweg, über den Rio Grande und peitschte die Fluten des Canadien-Rivers zum brausenden Getöse, übertönte das dumpfe Muhen der viertausend Köpfe zählenden Longhorn-Rinderherde, die am Südufer herandrängte, einer riesigen Welle gleich.

Viertausend Rinder auf dem Marsch.

O Hölle, bis nach Dodge war es noch ein weiter Weg.

Damned. Viertausend Rinder, eine wilde Crew, ein Rudel nicht weniger wilder Broncos, ein Küchenwagen, der manchmal bis zu den Achsen in dem aufgeweichten Boden versank, ein Vormann, der selbst alle Höllen in sich trug, und ein Mann beim Leitbullen, der ungezählte Narben im Gesicht hatte, Narben, die von einem Leben erzählten …

Yeah, von einem Leben, wie es nur wenige Männer hinter sich gebracht haben, und, by Gosh, man konnte sagen, dass es in dieser Mannschaft, die noch vor Winterbeginn die Herde in Dodge haben wollte, nur stählerne Boys gab, Männer, die Tag und Nacht im Sattel hockten, Männer, die zum Salz der Erde gehörten, die keine Worte machten, in ihre Handlungen aber das hineinlegten, was sie im Herzen trugen.

Sie kamen von Texas hinauf. Bei Vernon hatten sie die Wahl, ob sie den Chisholm-Trail, der in einer weichen Kurve nach Nordosten, westlich der Wichita-Mountains, nach Abilene führte, benutzen, oder aber den steil nach Dodge führenden Trail einhalten sollten. Sie entschlossen sich für den Letzteren, für den gefährlicheren.

Er war um fast zweihundert Meilen kürzer. Diese Tatsache entschied. Yeah, sie wollten vor Winterausbruch die Herde an den Mann gebracht haben. Sie sollte klingenden Lohn einbringen, vierzig Dollar pro Huf, dreißig Dollar mehr, als das fetteste Rind in Texas brachte.

Aber sie trieben nicht nur des Geldes wegen, es gab noch einen anderen Grund.

Ein Grund, der die Topfhenkel-Mannschaft des Mister Holisheck in die Sättel und auf den Trail brachte.

»Der Boss ist tot«, flüsterte Ben Sulver grimmig vor sich hin, rieb sich das stoppelbärtige Gesicht dabei, in dem Kerben standen, Kerben an den Nasenflügeln, Kerben an den Mundwinkeln. Sie machten sein noch glattes, junges Gesicht alt und die grauen, hellen Augen, die es beherrschten, feindlich.

Er hockte im Sattel, stemmte sich dem Wind entgegen, zog heftig an den Handschuhen. Der Wind bog die verwaschene Krempe seines Stetsons auf und nieder, spielte eine pfeifende Melodie in dem Mähnenhaar seine Broncos.

Über die gehörnte Walze hinweg glitt sein Blick zu dem Mann am Leitbullen.

Bens Augen verengten sich, wurden zu schmalen Schlitzen. Sie wurden immer eng, wenn sein Blick zu Zack Munson jagte.

Jetzt wurden sie enger denn je. Nur eine halbe Meile vor ihnen lag der Canadien-River. Das Rauschen der Fluten übertönte das Brausen des Sturmes und das Prasseln des Regens, übertönte das Muhen der Rinder.

By Gosh, yeah, die Tiere hatten abgenommen. Nicht nur an Zahl, das wäre zu schlucken, nein, auch an Gewicht!

Stampeden hatten gewütet und die Herde verkleinert. Mit viertausend hatten sie Texas verlassen, und jetzt schätzte Ben sie auf dreitausendfünfhundert.

Ah, noch waren sie nicht in Dodge!

Ben sog scharf die Luft ein, rieb sich über die entzündeten Augen, um Zack Munson besser sehen zu können.

Der knorrige Oldtimer spürte seinen Blick, ruckte das starke Hanfseil, das von seiner Rechten zum Leitbullen führte, in die Höhe, sodass der Nasenring von Bully Boy leise klirrte, wandte sich im Sattel um.

»Wir kommen nicht hinüber, Ben«, schrie er laut, obwohl Ben nur einige Yards seitlich hinter ihm ritt, kam seine Bassstimme kaum gegen das Getöse ringsumher auf. Wind und Wetter hatten das Gesicht des Oldtimers geprägt, und die Narben drückten einen Stempel auf, der nicht zu übersehen war.

»Wir sollten lagern, Ben«, fügte er hinzu, hieb die Rechte wild durch die Luft. »Du kannst nicht immer ›Vorwärts!‹ befehlen. Schau’ dir den Fluss an. Es ist unmöglich jetzt.«

»Nichts ist unmöglich«, klang es kehlig, »wir werden übersetzen. Yeah!«

Grausam mutete der Befehl an, duldete keine Widerrede. Doch Zack Munson schüttelte besorgt den Kopf.

»Wir verlieren zu viel, wenn wir es jetzt tun. Wir sollten lagern! Höre auf mich, Ben! Ich bin ein alter Mann. Ich bin Jahre hindurch beim Leitbullen. Ich will nicht sagen, dass das etwas zu bedeuten hat, vielleicht habe ich bisher nur Glück gehabt, dass ich nicht schon lange zu Tode getrampelt worden bin. Männer, die den Leitbullen führen, sterben rasch. Sie kommen nicht oft dazu, vor ihrem Tod ein Vaterunser zu beten. Nun, ich kenne Bully Boy, wir verstehen uns recht gut, aber die Herde, Ben, die Herde ist in Erregung. Vielleicht liegt ein Blizzard in der Luft, und die Temperatur sinkt in wenigen Minuten unter null Grad. Wenn dann die nassen Tiere den Fluss verlassen, lässt der Blizzard sie zu Eis erstarren!«

»Wir müssen übersetzen, Zack! Das ist alles, was ich dir zu sagen habe, alles …!«, klang es schneidend.

»Müssen? Nun, du trägst die Verantwortung! Du bist der Boss auf diesem Trail, denke aber an Mildred Holisheck! Der bist du später einige Verantwortung schuldig. Du trailst ihr Vermögen nach Dodge. Wenn wir untergehen, dann ist sie arm und mittellos, dann wird sie in Tanzhallen singen müssen, und nicht nur das, Ben, dann wird Astor Pheps triumphieren. Astor Pheps, der rotgestreifte Wolf, der dir vor Anbeginn des Trails etwas ins Ohr flüsterte! Ich habe es wohl gemerkt, Ben, auch, dass du es kaum schlucken konntest und die Hände nach den Eisen strecktest. Well, Astor hatte wohl Glück?«

»Mehr als das«, klang es heiser, »mehr als das, Fellow! Er stand bereits in einer Grube und wusste es nicht. Ah, er ist ein schnelles Eisen, aber das hätte ihm wenig genutzt, wenn nicht Mildred Holisheck dazwischengetreten wäre.«

Ben Sulver beugte sich tief über den schwingenden Pferdehals. Schatten huschten über sein Gesicht, gruben sich in seine Augen ein. Die Erinnerung schüttelte ihn!

»Mildred wird schon lange in Dodge sein und auf unser Kommen warten. Eine Herde ist nun einmal nur fünfzehn bis zwanzig Meilen pro Tag zu treiben, Ben. Mit einer Postkutsche reist man schneller, das wird sich auch Astor Pheps überlegt haben.«

Wie Peitschenschläge wirkten seine Worte, ließen Ben im Sattel aufsteigen. Sein Kinn streckte sich kämpferisch vor, und seine Augen weiteten sich.

»Du glaubst?«, stieß er mit einem rauen Auflachen heraus.

»Yeah«, nickte der Alte verbissen. »Er wird keine Ruhe geben, auch jetzt nicht, wo er die Green-River-Weiden der Topfhenkel-Ranch für sich hat. Nein, es gibt keine Ruhe, denn damit ist er nicht zufrieden. Er will mehr. Sein Hass ist tiefer, abgründiger! Er will, dass das Geschlecht der Holishecks untergeht, und er wird nicht eher ruhen, bis er das erreicht. Yeah, das war sein Schwur, Ben, sein Schwur, als sein Bruder Klemm von Mildreds Vater beim Viehraub überrascht und im Kampf niedergeschossen wurde. Die Holishecks und die Pheps standen sich von eh und je feindlich gegenüber, und doch sollen sie einmal eine große Familie gewesen sein. Nun, das geht uns nichts an. Wir reiten für Mildred, für ihre Topfhenkel.

Wir reiten für sie durch die Hölle … und, by Gosh, was wir bereits mit den Apachen, Comanchen und Kiowas hinter uns gebracht haben, genügt. Shorty und Jimmy blieben auf dem Trail. Im kommenden Frühjahr werden die ersten Treibermannschaften ihre Gräber fin-den, und keiner vom langen Trail wird es versäumen, den Stetson zu lüften. Shorty fiel durch einen Pfeil, und Jimmys Schädel war weicher als das Beil eines Apachen. Es waren brave Jungen, Ben. Sie taten ihre Pflicht bis zum letzten Atemzug. Wir tun alle unsere Pflicht, aber diesmal möchte ich dich warnen, lass die Rinder an diesem Ufer, versuche nicht …«

»Nein«, klang es rau, aufbrausend. »Wenn wir jetzt halten, können wir die Herde und uns selbst abschreiben, dann brauchen wir keine Lohnliste mehr zu führen, wir müssen hinüber, Fellow!«

Zack Munson presste die blutleeren Lippen zusammen, ließ die Augenbrauen aufsteilen.

»Sag, das tust du nur, weil dir mein Song von Astor Pheps die Hölle heiß macht, winke nicht ab, Ben, du kannst es nicht verdauen, dass er hinter uns her ist, dass er mit Mildred dieselbe Luft atmet. Das macht dich krank und höllisch wild. Habe keine Sorge, er wird nicht vor sie hintreten und seinen Revolver schwingen, nein, er muss, um sie zu treffen, die Herde vernichten. Yeah!«

»Die Herde vernichten?«, echote Ben Sulver mit schwerer Zunge. Sie bewegte sich kaum in der Rachenhöhle. Seine buschigen Augenbrauen zogen sich zusammen, verklärten den Blick.

Ein seltsam glitzerndes Licht brach in ihnen auf, loderte aus der Iris.

»Es wird ihm nicht schwerfallen, eine oder mehrere Banden zu organisieren, die uns entgegen reiten«, kam es schließlich von seinen Lippen. »Wir hätten den alten Weg nehmen sollen, über die Horsehead-Furt nach Norden.«

Er schwieg, nagte an seiner Unterlippe, schaute zurück …

Dort kam sie, Huf an Huf, ein gehörnter Wald mit knochigen Rücken, eine todbringende Walze, wenn sich die Urkräfte entfesselten!

Ihre Hufe trieben in den Matsch, und das verdorrte, gelbbraune Gras wurde unter der Riesenmasse herandrängender Rinder zerfetzt.

Ihre Leiber verströmten ätzenden Tierdunst. Er hing den Cowboys an den Kleidern, fraß sich in die Poren ihrer Haut. Sie trugen ihn überall mit sich, den Geruch halbwilder Rinder, der sich mit dem Dunst von Sattelleder und Tabak mischte.

Jetzt war dieser Geruch stärker denn je. Die Witterung drückte ihn herab. Yeah, für feine Nasen hatte der Duft etwas widerlich Urhaftes. Feine Nasen vertrugen die Mischung von Wildnis und Moschus in konzentrierter Form nicht.

Cowboys aber waren ihn gewöhnt.

Einen Vorteil brachte indes die Witterung mit sich. Die Hufe der ziehenden Herde wühlten keinen Staub auf. Flankenreiter und Hintermannschaft konnten sich durch Winkzeichen verständigen. Die Crew wartete auf das große Haltezeichen.

Yeah, keiner sprach es aus, keiner ließ es laut werden, und dennoch dachten diese durchnässten, halbverfrorenen, übermüdeten Cowboys, dass es nun an den schäumenden Ufern des Canadian-Rivers einen Halt gab.

Einen Halt, der ihnen die Möglichkeit bot, die steifen Glieder in der Nähe des Küchenwagens aufzutauen, die öde Leere in ihren Mägen mit Steaks aufzufüllen.

Yeah, hart war der Trail, und nichts wurde ihnen geschenkt. Jeden Tag gab es Beefsteaks, immer wieder Rinderbraten. Er hing ihnen buchstäblich zum Halse heraus, aber sie nahmen es ohne Knurren hin.

Denn jeden Tag gab es Rinder, die notgeschlachtet werden mussten. Stiere, die in einem Präriehundbau sich ein Bein gebrochen hatten, Bullen die vom Nebenbuhler zusammengeschlagen auf der Strecke blieben.

Yeah, Verluste gab es immer wieder. Im Sommer hätten sich die Verluste durch vor ihnen ziehende Herden gemindert, jetzt aber?

Immer wieder blieben kalbende Kühe zurück, Kälber, die zu schwach waren, um den Marsch durchzuhalten.

Man konnte keine Rücksicht nehmen, die Zeit drängte. In wenigen Tagen konnte es Winter sein.

»Vorwärts!«

Den Ruf kannten sie alle.

»Vorwärts«, war ihnen zum Leitmotiv geworden, trieb sie Tage und Nächte, von wenigen Ruhepausen unterbrochen. Yeah, Ruhepausen … Dazu zählten die Augenblicke, die sie zubrachten, um ihre Kameraden unter die Erde zu bringen, ein letztes »so long« zu raunen … zählten die Pausen, die sie in totenähnlichem Erschöpfungsschlaf unter freiem Himmel ruhten.

»Vorwärts!«, gellte ihnen auch jetzt der Ruf entgegen.

»Vorwärts!« Allmächtiger. Der Magen zog sich zusammen, und das Blut rauschte in den Ohren. Vorwärts … Ben Sulver war wirklich der Leibhaftige in personifizierter Gestalt, war ein dämonischer Teufel. Er gab keine Ruhe.

Ruhe?

Dort vor ihnen trabte Zack Munson mit dem Leitstier die Böschung des Canadian-Rivers hinunter.

Der Leitbulle, ein prächtiges, überschweres Tier, ein Koloss aus prächtigen Sehnen und Muskeln jagte ein lautschallendes Muhen in die Luft, weigerte sich, wurde von Zack mit der Bullpeitsche bearbeitet und jagte plötzlich in aufbrechendem Zorn auf Zack Munsons drahtigen Bronco los.

Das Pferd aber kannte Bully Boy aus vielen Erfahrungen! Es warf sich in die schäumenden Fluten und wenig später versank der massige Körper Bully Boys neben dem Bronco.

Zack aber hatte das Leitseil nicht fahrenlassen. Er hing mit saugenden Fäusten an dem Mähnenhaar seines Reittieres, warf einen raschen Blick zum Ufer, wo Ben Sulver mit wurfbereitem Lasso die Szene verfolgte.

»Jippieeehhh«, schallte der gellende Cowboyruf aus den brodelnden Wellen. »Jippieeehhh!« Ben biss die Zähne mit leisem Knirschen zusammen. Seine Nasenflügel bebten, weiteten sich, schnaufend stieß er den Atem aus.

By Gosh, ein ungeschriebenes Gesetz zwang die nachfolgenden Rinder in die Fluten hinein. Das Wasser schäumte, überschüttete Ben mit eisigem Nass. Welle auf Welle gehörnter Tierleiber schob sich in die brausenden Wasser.

Ein Gesetz zwang sie zu gehorchen, ein Gesetz, das von nun an bestimmte, dass die Masse einem Führer nachlief. Sie erhoben ihre Stimme zum dumpfen Fanal, zum tosenden Gebrüll. Eine schaurige Begleitmusik für die Schwachen, die nun abtrieben, die man später einfangen musste für die, die niemals wieder ihre Hufe an Land setzen würden, weil der saugende Strom mit gierigem Atem nach Opfern verlangte.

»Verdammt, Sulver«, hörte Ben die krächzende Stimme von Amb Canutt, »blas’ die Sache ab, wir verlieren zu viel!«

Ben nahm den Kopf hoch, und Amb Canutt, der Mann aus Kentucky, der Mann, vor dem die Crew nicht nur wegen der tiefgeschnallten Colts einige Hochachtung hatte, erblasste jäh, senkte den Kopf tiefer auf die Brust und riss seinen Falben herum. Sein Blick verdüsterte sich, und die Haut auf seinen vorstehenden Wangenknochen straffte sich.

Nein, er sah Ben nicht in die Augen.

Und das wollte etwas besagen. Amb Canutt senkte vor niemandem den Blick. Er war ein freier Reiter, war unterwegs auf die Herde gestoßen und hatte sich freiwillig angeschlossen.

Er arbeitete härter, schuftete für zwei, ordnete sich dem ungeschriebenen Gesetz unter und war nun drei Wochen bei der Crew.

Unter eigenartigen Umständen war er aufgetaucht. By Jove, und noch eigenartiger war das, was man mit ihm Nacht für Nacht erleben konnte.

Nur Ben wusste es und vielleicht Zack Munson. Die anderen waren wohl immer zu müde, als dass sie darauf achteten.

»Damned Sulver«, sagte er noch im Fortreiten, setzte dann die Sporen ein, um seinen Kameraden zu Hilfe zu kommen, die alle Hände voll zu tun hatten, und so sah er nicht die wilde Finsternis in Ben Sulvers Augen, sah nicht, wie dessen Lippen sich wie im Krampf aufeinanderpressten, wie es in seinen Augen wetterleuchtete.

»Damned, Sulver«, flüsterte Ben vor sich hin und lachte dann, lachte ein verteufelt hässliches Lachen, ein Lachen, in dem Hohn und wilder Grimm sich auf entsetzliche Art mischten.

Allmächtiger, er hatte nichts gegen Amb, by Gosh nicht. Amb tat seine Pflicht, und wie jedem anderen Cowboy schnürte sich ihm beim Anblick dieser höllischen Übersetzung das Herz im Leibe zusammen. Jeder Cowboy mit Gemüt musste sich innerlich wappnen, musste es schlucken. Hier durfte man kein Cowboy sein, sondern ein Satteltramp.

Yeah, sie sahen nur die augenblickliche Situation, das Grauen, hörten die Notschreie der schwachen Rinder. Aber sie überlegten nicht, dass es aller Verderben war, wenn die Herde am Südufer blieb. Dort würde der Winter sie überfallen, und das Massensterben würde einsetzen.

Hölle und Teufel! Meile um Meile gab es auf diesem Ufer keinen Büschel Gras. Die Tiere würden verrecken, umkommen. Sie mussten über den Fluss, egal, was dann kam. Er, Ben Sulver, hatte eine Aufgabe übernommen. Er musste die Herde nach Dodge bringen.

Nach Dodge? Trieb er nicht nur darum zur Eile, weil im Norden ein verteufelt hübsches Mädchen wartete?

Und wieder lachte er dunkel, fast drohend vor sich hin, sah mit schiefem Blick dem davonreitenden Amb Canutt nach.

Yeah, er konnte dem Cowboy nicht böse sein, denn jener konnte nicht ahnen, dass er mit seinen Worten genau das wiederholte, was ein anderer zu Ben sagte, damals, als der Widerstand der Topfhenkel auf der Green-River-Weide zusammenbrach, damals, als Ben mit der Nase im Dreck lag, als zwei Kugeln in seinen Schultern ihn beinahe zum Teufel schickten.

Aber um Bens Lachen zu verstehen, muss man Näheres wissen, muss man einige Meilen zurückblättern in die Vergangenheit.

 

 

2. Kapitel

 

Yeah, sollte man an dem Tage beginnen, als er Trende McQueen aus den glühend heißen Stiefeln jagte? Oder von dem Tage an, der ihn als heimatlosen Boy auf die Green-River-Weide brachte, als die Suppe besonders dick und kochend heiß war?

Die Sache mit Trende McQueen sollte noch auf seine Fährte einen tiefen Schatten werfen. Sein Schuss auf die Höllenratte McQueen machte ihn zum berühmten Mann. Mit einem Schlage trat er aus der Versenkung in die Erzählungen der Cowboys. Sein Name machte an den Campfeuern die Runde. Man schmückte seinen Zweikampf mit dem schnellsten Mann in Texas besonders aus, umgab ihn mit jenem traurigen Ruhm, den er so hasste, den er selbst an allen Coltschwingern verurteilte, yeah, verachtete.

Er gab fluchtähnlich seine Stellung auf, weil immer wieder lüsterne Coltschwinger zu der Ranch, auf der er arbeitete, kamen, um ihn beim Ziehen zu sehen, um ihn herauszufordern, Kerle, die auf der Suche nach dem besseren Mann waren, Männer, die bereits einen Namen hatten und Möchtegerne, die sich ins Licht stellen wollten.

Er verließ die Ranch, ging auf den Trail, und zwei Wochen später lag die Green-River-Weide vor ihm.

Der Anblick der grünen Matten und der prächtigen Longhorns ließ sein Herz schneller schlagen, zwang ihn, sein Reittier anzuhalten und den Stetson zu lüften.

»Jippie' eehhh«, gellte sein Ruf über die Weide hinweg. By Jove, er war jung, stolz, unduldsam. Das Leben lag wie eine goldene Woge vor ihm, eine Woge, die ihn tragen und an ferne Gestade bringen konnte.

Das Land lag vor ihm, die schönste Weide, die er je gesehen hatte. Die Sonne koste sie. Die sanfte Frühlingsluft wehte schmeichelnd darüber hinweg. Die Erde gab fettiges Blaugras her, und der Green-River zog sein silbernes Band durch die Auen.

Und der Frühlingszauber der aufbrechenden Natur lag wie ein verlockender Odem in der Luft, vereinte sich mit dem Jubilieren der Lerchen, dem Gesang der Zikaden und dem vollen Muhen gesättigter Rinder.

»Hier werde ich Ruhe haben«, stammelte er mit zuckenden Lippen, »hier werde ich um Arbeit fragen.«

Er sang leise vor sich hin, ein Cowboylied, das er oft gesungen hatte, wenn er die Herde umkreiste. Es sprang von seinen Lippen, verriet die Herzensstimmung:

»So long dem, was hinter mir liegt,

Was die Hufe gefressen,

Was das Herz besessen,

So long, es kehrt nie zurück.«

›So long‹ schienen die Hufe zu klappern. ›So long‹ raunte es im Wind, der von den salbeigeschmückten Hügeln wehte.

Er lachte vor sich hin.

Und dann …

Yeah, dann verstummte sein Lachen.

Vielleicht gruben sich schon hier auf der Green-River-Weide die ersten Kerben um seine Mundwinkel.

Die scharfe, polternde Detonation des Schusses stand noch wie ein peitschender Klang in der Luft, als Ben sich gleich einem Schatten aus dem Sattel ins hohe Gras gleiten ließ. Er spürte noch den saugenden Luftzug des Geschosses und wusste im gleichen Moment, dass die Kugel seinen Rücken treffen sollte.

Allmächtiger!

Den Rücken …

Es gab keinen Ausdruck, der das wiedergeben könnte, was Ben gegen den Killer empfand, der sich den Rücken eines Mannes zur Zielscheibe erwählte.

O Hölle, der beste Mann war gegen eine Kugel aus dem Hinterhalt machtlos. Die größten Männer kamen auf diese Weise ums Leben.

Seine überschwängliche Stimmung war mit einem Schlage ausradiert.

By Jolly, so hatte er sich das Willkommen auf dieser Weide nicht gedacht.

So auf keinen Fall!

Sein Colt sprang ihm von selbst in die Faust, bevor er jedoch die huschende Bewegung auf dem Hügelkamm ausmachte, flammte es dort drüben in greller Helle auf.

Das Mündungsfeuer stand den Bruchteil eines Augenblickes zwischen den Tamariskenbüschen, verlosch. Ein ekliger Laut war neben ihm, ein Laut, der ihm ins Mark drang und in die Endnerven hineinraste, einen wilden Schrei von seinen Lippen riss.

Beinahe menschlich war das verlöschende Stöhnen des Broncos.

Niemals würde Ben diesen Laut vergessen, niemals …

Niemals den Anblick, den das sterbende Tier bot, und er würde auch das schallende Gelächter auf dem Kamm immer im Gedächtnis behalten.

Aufjagender, sich schnell entfernender Hufschlag trieb ihn aus dem Gras heraus. Grau und eingefallen wirkte sein Gesicht.

»Er hat mir keine Chance gelassen. Er tötete das Tier, damit er ungeschoren entkommen konnte«, fetzte es leise über seine Lippen.

Dann tat er das, was jeder Cowboy getan hätte. Er nahm seinem Reittier den Sattel und den Packen ab, trug beides und stampfte zum Hügel hin. Bei den Tamariskenbüschen angelangt, warf er die Last nieder, suchte nach Spuren.

Er fand sie, fand mehr, als er erhoffte.

Einen Schuldschein.

Pferdehaare im Dom. Die Schweifhaare eines Fuchses, der hier, hinter dem Kamm versteckt, gestanden hatte und beim Abwehren der Fliegen einige Haare im Dorn zurückließ.

Beides nahm Ben an sich, den Schuldschein, die Pferdehaare. Ersteres interessierte ihn mehr. Hart und kantig wurde sein Gesicht.

»Satteltramp«, zischte er böse vor sich hin. Yeah, ein Schuldschein für fünfhundert Dollar und der Name des Mannes, der den Schein ausgeschrieben hatte, Lee Holisheck.

»Ich werde ihn finden und ihn mir vornehmen«, raunte Ben im Flüsterton vor sich her, »ich werde ihm beibringen, wie man mit einer Waffe umzugehen hat. Leider wird er danach nicht mehr die Erfahrung anwenden können!« Er nahm die Last wieder auf, stampfte durch das sich im Wind biegende Wellenmeer der Gräser. Einem grünen Ozean gleich wallte es vor ihm hin. Wermutsträucher und ungezählte Blumen besetzten die Weide. Blumen, die ihre leuchtende Pracht ihm entgegenfunkelten, buntfarbene Schmetterlinge taumelten zu den Blüten. Wilde Bienen summten, und hoch über ihm, im blauen, strahlenden Himmel jubilierten die Lerchen.

Seine Chaps schleiften, und seine Sporen rasselten bei jedem Schritt. Er knotete sich mit der Linken das Halstuch auf, öffnete zwei Knöpfe seiner blauen Reitbluse.

Yeah, auch dort war die Haut braun, wo der Stoff vor der sengenden Sonne schützte.

Obwohl er sich Luft verschaffte, klebte bald das Hemd an seinem Rücken. Das Innenleder des Stetson fing ätzenden Schweiß auf.

Teufel, der Sattel drückte, und der Packen war schwer genug, um ihn gegen den Mann, der sein Reittier niedergeschossen, noch stärker aufzubringen. Mit langen, ausgreifenden Schritten setzte er sich über die Weide in Richtung eines Weißeichenhains in Marsch. Er trug nicht die üblichen, hochhackigen Stiefel der Cowboys, seine Stiefel hatten flache Absätze.

Und dennoch, es wurde ein Stundenmarsch. Einmal musste er einem Rinderrudel ausweichen. Jungtiere waren es, Mavericks, wie er deutlich feststellen konnte, geführt von einem moosigen Bullen, einem alten Burschen, dem das Alter bereits die Flanken eindrückte und die Haut mit Flecken überzog.

Er wich aus, wartete, bis das Rudel vorbei war. By Jove, Longhorn-Rindern durfte man sich nicht zu Fuß nähern. Sie griffen jeden Fußgänger sofort an.

Und während er noch wartete, klang das Klappern schneller Pferdehufe hinter der Spitze des Weißeichenhains.

Ein Reiter bog um die knorrigen Stämme, riss seinen Braunen jählings auf die Hinterhand, sodass das Tier fast kerzengerade in die Luft stieg, als wolle es sich in den Himmel erheben.

Die Vorderhufe angelten durch die Luft, setzten dann weich und elastisch auf.

Und erst jetzt sah er, dass es ein Mädchen in Cowboytracht war, das auf dem Rücken des Braunen hockte, ein Mädchen – yeah, und was für eins!

Der Himmel wurde noch einmal so freundlich, und die Sonne schien stärker als zuvor.

Unter ihrer Stetsonkrempe flutete kastanienbraunes, lockiges Haar. Die Lichtfinger des Tagesgestirns woben in dieses Haar Feuerlichter und umrahmten es mit strahlender Pracht.

By Jove, das hochgeschlossene, blassgelbe Seidenhemd ihrer Tracht verriet mehr von ihrer Weiblichkeit, als es jemals ein Rüschenkleid tun konnte.

---ENDE DER LESEPROBE---