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Immer wieder treiben Rustlerbanden die Rinder der Ranches ab und nehmen dabei auf nichts und niemand Rücksicht, sodass der Zorn auf die Viehdiebe bald ins Unerträgliche steigt. Es gibt nur eine Möglichkeit, um gegen diese rauen Methoden anzukämpfen: Die Ranger müssen sich zusammenschließen und gemeinsam gegen die Banden vorgehen. Nur so haben sich eine kleine Chance, am Ende als Sieger hervorzugehen.br> Dean Dudley führt die Smallrancher gegen die rauen Horden, denn sie erneuern einen alten Freundschaftsbund und versuchen so, das Vorhaben der Rinderdiebe zu vereiteln. Doch bald müssen sie erkennen, dass unter ihnen ein Verräter ist, und ihr Plan scheint zum Scheitern verurteilt zu sein. Eine Freundschaft geht in die Brüche, und doch zeigt sich der Verräter am Schluss als ganzer Mann.br> Zwei Frauen spielen eine nicht unwichtige Rolle, und Dean Dudley merkt nicht, dass sich eine Frau in ihn verliebt hat.
Apachenweide ist ein Roman, wie ihn sich der Western-Fan wünscht, ein echter Larry Lash!
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Larry Lash
Apachenweide
Western-Edition
Neuausgabe
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Verlag: Xeban-Verlag: Kerstin Peschel, Am Wald 67, 14656 Brieselang; [email protected]
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Cover: © Copyright by Claudia Westphal, nach einem Motiv von eedebee (KI), 2024
Korrektorat: Sandra Vierbein
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Inhaltsverzeichnis
Impressum
Das Buch
Apachenweide
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
Der Autor Larry Lash
Eine kleine Auswahl der Western-Romane des Autors Larry Lash
Immer wieder treiben Rustlerbanden die Rinder der Ranches ab und nehmen dabei auf nichts und niemand Rücksicht, sodass der Zorn auf die Viehdiebe bald ins Unerträgliche steigt. Es gibt nur eine Möglichkeit, um gegen diese rauen Methoden anzukämpfen: Die Ranger müssen sich zusammenschließen und gemeinsam gegen die Banden vorgehen. Nur so haben sich eine kleine Chance, am Ende als Sieger hervorzugehen.
Dean Dudley führt die Smallrancher gegen die rauen Horden, denn sie erneuern einen alten Freundschaftsbund und versuchen so, das Vorhaben der Rinderdiebe zu vereiteln. Doch bald müssen sie erkennen, dass unter ihnen ein Verräter ist, und ihr Plan scheint zum Scheitern verurteilt zu sein. Eine Freundschaft geht in die Brüche, und doch zeigt sich der Verräter am Schluss als ganzer Mann.
Zwei Frauen spielen eine nicht unwichtige Rolle, und Dean Dudley merkt nicht, dass sich eine Frau in ihn verliebt hat.
Apachenweide ist ein Roman, wie ihn sich der Western-Fan wünscht, ein echter Larry Lash!
***
Western von Larry Lash
Auf der Anhöhe hielt Dean Dudley seinen Falben an und richtete sich im Sattel hoch auf. Alle Schläfrigkeit schien mit einem Schlag von ihm abzufallen. Vergessen schienen die vielen Meilen zu sein, die er hinter sich gebracht hatte, vergessen die Strapazen des Rittes, denn vor ihm lag die Ebene. In den grauen Morgendunst eingelullt lag schläfrig das Land, das ihm seit vielen Jahren Heimat geworden war.
Es war ein wildes Land, voll Härte und Schönheit, ein Land, das harte Männer hervorbrachte. Hart mussten die Männer auch sein. Noch vor einigen Jahren durchstreiften die Horden der Apachen das Gebiet. Jetzt noch waren manche Spuren ungelöscht, die sie hinterlassen hatten. Genau zehn Schritte vor ihm erhoben sich die Trümmer der einstigen Wheel-Ranch. Man hatte sie nicht wieder aufgebaut, da es keinen Erben gab. Die Bewohner der einstigen Ranch waren gleich hinter den Trümmern bestattet worden. Dort schliefen sie dem Jüngsten Tag entgegen.
Er, Dean, hatte sie noch alle gekannt. Er kam in dieses Land, als er fast noch ein Knabe war. Er hatte nichts von dem vergessen, was damals geschehen war. In seiner Erinnerung wurden die Kellys lebendig: das Elternpaar, die beiden Kinder und der alte Mann, der oft vor der Tür geruht hatte, gebeugt vom Alter und von schwerer Arbeit, vom harten Leben gezeichnet. Wortkarg und rau war er, ein Oldtimer, dessen Augen nur aufleuchteten, wenn die Kinder der Kellys in seiner Nähe spielten. Jetzt lebte keiner mehr. Ihre Gräber verfielen. Niemand kam, um sie zu pflegen. Kaum jemand sprach mehr von ihnen. Es war, als hielte eine seltsame Scheu die Menschen davor zurück, die alten Zeiten heraufzubeschwören. Wozu auch? Es genügte, dass die Fährten der Apachen noch sichtbar waren, dass man an sie erinnert wurde. In zwei Reservationen hatte man die letzten Apachen untergebracht: Jicarillas im Norden New Mexikos und Mescaleros im mittleren Süden.
Trotzdem nannte man das Land, das vor Dean lag, »Apachenweide«. Es erstreckte sich über viele Meilen nach Norden bis zu den Zuni Mountains, die in weicher Kurve von Nordwest nach Südost ihre Felsen ins Land schoben. Die Felsen prangten in lebhaften Farbtönen. Oberhalb der Baumgrenze reckten sie sich kahl und schroff gen Himmel, als wollten sie über üppige Täler und dunkle Wälder hinwegblicken. Weit rechts, nicht sichtbar für Dean, musste irgendwo der Rio Grande, aus dem Norden kommend, das Land vom Norden bis zum Süden teilen. Der Fluss, so kurvenreich er auch war, berührte nicht einmal die Ausläufer der Ferris Range, auf dem Dean Dudley angehalten hatte.
Südlich Deans floss hinter dem Ferris Range-Gebirge der Gila River von Osten nach Westen. Im Westen erhoben sich die Mountains, deren höchste Erhebung der Thomas Peak war, ein Berg von 3.504 Fuß Höhe. Im Hochsommer beherrschte er mit dem Glitzern seiner Firne und Gletscher das gewaltige Land der Apachenweide.
Apachenweide! Jemand hatte einmal gesagt, dass es der schönste Flecken Erde in New Mexiko sei. Unweit der Wüstengegend gelegen, umringt von einem dichten Kranz von Gebirgsfichten, durchzogen von saftigen Weiden, die im Frühling wie farbenprächtige Teppiche aussahen, war sie ein Kleinod in Gottes herrlicher Natur. Auch jetzt duftete es. Überall leuchteten die farbenprächtigen Petunien, sah man weit in der Ebene des hügeligen Landes Rinder ziehen, zu großen Herden vereint.
Wie ein gelbes Band wand sich der Trailweg, aufgewühlt von Maultier- und Pferdehufen, zerpflügt von Rädern, langsam in die Tiefe. Er verschwand und tauchte wieder auf, wand sich um die Hügel herum, um immer wieder zu entschwinden und wieder sichtbar zu werden, bis endlich weit hinten in der Ebene der dünne Faden des gelben Bandes wie ein langer Finger auf die verschwommenen Umrisse einer Stadt deutete.
Diese Stadt hieß Atlanta. Nördlich von ihr, etwa hundert Meilen entfernt, lag Azoma, im Osten Socorra und tief im Süden Elephant Butte und Silver City, Lordsburg und Demning. Das waren alles Städte, die keinen großen Einfluss auf das Gebiet der Apachenweide hatten. Daran musste Dean Dudley denken, als er weiterritt, an den Ruinen der Wheel-Ranch vorbei. Er dachte auch daran, dass sein Ritt kein großer Erfolg gewesen war, dass er fast mit leeren Händen zurück zur Broken Bucket-Ranch kommen würde.
In Elephant Butte hatte er einige Hoffnungen begraben müssen. Aber das lag nun hinter ihm. Es ging zurück zur Ranch. Das nahm ihm zwar nichts von den auf ihm lastenden Sorgen, aber es erleichterte ihn irgendwie, wusste er doch jetzt, dass er von sich aus alles tun musste, um seiner Sorgen Herr zu werden, dass nicht einmal Slim Hallerman, der Boss der Broken Bucket, ihn davon befreien konnte. Slim Hallerman hatte alle Last auf ihn, den Vormann, in den vergangenen Jahren abgewälzt, so dass er nunmehr wie ein stiller Teilhaber sein Leben lebte.
Yeah, stärker als jemals zuvor dachte Dean darüber nach, in was für eine verantwortungsvolle Rolle ihn Hallerman hineindirigiert hatte. Er kam zu der Überzeugung, dass das genau das richtige für ihn gewesen war. Sein Leben war die Ranch. Er war mit ihr so verwurzelt und verflochten, dass seiner Ansicht nach alles, was der Ranch nützte, auch gut sein musste, und alles, was gegen die Ranch gerichtet war, bekämpft und vernichtet werden musste.
So ritt Dean, ein hochgewachsener Reiter, mit breiten Schultern und einem hartgeschnittenen, etwas unsymmetrischen Gesicht, in dem helle Grauaugen standen. Seine Wangenknochen standen etwas vor. Buschige Brauen wölbten sich über die tiefliegenden Augen. Staub lag auf seinem bronzefarbenen Gesicht, bedeckte auch die etwas abgetragene Kleidung und das Fell des Falben.
Wie müde der Reiter war, sah man erst, als er, in Atlanta angekommen, den Falben vor dem Apachen-Saloon anhielt und sich steifbeinig aus dem Sattel schwang. Er führte sein Reittier weder zu den Holmen, noch band er es an einen der in die Wand eingelassenen Halteringe, sondern ließ es einfach mit verhängten Zügeln stehen, wo es stand. Er klopfte weder seinen Stetson noch seine Kleidung aus. So verstaubt wie er war, bewegte er sich auf die Schwingtür zu und stieß sie mit der Stiefelspitze auf. Nicht einen Blick warf er auf die wartenden Pferderudel längs der Mainstreet. Keines der Brandzeichen schien ihn zu interessieren. Vielleicht war der Durst nach einem Whisky, der den Staub aus der trockenen, ausgedörrten Kehle spülen sollte, schärfer als das Verlangen, ohne anzuhalten zur Broken Bucket-Ranch durchzureiten.
»Sam, einen Doppelstöckigen!«, rief er dem Keeper zu, als er vor der nickelbeschlagenen Bar anhielt und sich dagegen lehnte.
Sam nickte ihm zu. Er schien ein wenig überrascht zu sein, aber er stellte keine Fragen. Im Gebiet der Apachenweide stellte man nicht gern eine Frage, und vor allem nicht einem Mann wie Dean. Sam blieb still stehen, sah von Dean fort zur rechten Zimmerecke hin. Sein Blick glitt sofort wieder zurück. Dann hantierte er mit einer Flasche.
Dean hatte das Signal verstanden und schaute ruhig zu den Männern hin, die ihn versteckt beobachteten. In dem Augenblick aber, als er ihren Blicken begegnete, taten sie so, als wäre er Luft für sie. Nur einer blickte ihn mit einer seltsam forschenden Neugier weiter an. Dabei zeigte sich ein spöttisches, kaum sichtbares Grinsen um die Mundwinkel.
»Trink deinen Whisky!«, wurde Dean von Sam aufgefordert, wobei er den Doppelstöckigen über die Theke gleiten ließ, so dass das Glas, ohne dass der Inhalt überschwappte, genau vor Dean zu stehen kam.
Dean langte sich das Glas und trank es in einem Zuge leer. Aus den Augenwinkeln beobachtete er Joe Tompkins, den Vormann der One Tree-Ranch, dessen spöttisches Grinsen in dem mit Sommersprossen übersäten Gesicht wie gefroren wirkte. Joe Tompkins beobachtete ihn immer noch scharf, als suche er eine Erklärung. Man sah es daran, wie er die Stirn in Falten zog und an der Art, wie er sich etwas vorneigte, sich den Stetson dabei weit in den Nacken schob, so dass sein flammendrotes Haar wie eine Lohe aufleuchtete. Sein Schweigen ließ die Gespräche an seinem Tisch verstummen. Die eigenen Leute blickten jetzt zu Joe Tompkins, ihrem Vormann, dann schauten sie zu Dean hin. Es war, als breitete sich plötzlich eisige Kälte aus.
Der rothaarige Vormann der One Tree-Ranch war es, der dieser Stimmung ein Ende bereitete. Er winkte seinen Leuten zu. Mit ihnen zusammen stand er auf, warf Sam, dem Barkeeper, im Vorbeigehen einige Dollarscheine auf die Theke und sagte:
»Das Kleingeld gibst du mir bei passender Gelegenheit heraus, Sam.«
Ohne die Antwort abzuwarten, stampfte der riesige Tompkins hinter seinen Leuten drein. Die Schwingtür schlug hinter ihnen zu.
Sam betrachtete die Dollarscheine und schüttelte den Kopf, dann sagte er bitter durch die Zähne: »Ich verstehe das alles nicht. Er gibt mehr Geld aus, als er verdienen kann. Seit drei Tagen treibt er sich mit fünf Reitern der One Tree-Ranch in der Stadt herum und scheint auf etwas zu warten. Der Himmel mag wissen, auf was. Ich kann es mir nicht erklären, Dean!«
»Es sieht so aus, als hätte er etwas herausfinden wollen!«
»Yeah, irgendwie hat er Wind davon bekommen, dass du in Elephant Butte gewesen bist. Vielleicht wollte er dir eine Begrüßungsansprache halten und hat es sich im letzten Augenblick anders überlegt. Ich habe den Burschen nie leiden können, Dean;«
»Wem sagst du das, Sam?«
Der tat, als überhörte er den Einwurf und fuhr fort: »In letzter Zeit stimmt vieles nicht mehr. Immer mehr Rinder werden gestohlen. Jede Ranch meldet Verluste. Nun, hin und wieder wurde schon immer ein Rind geschlachtet, das nahm niemand tragisch. Jetzt ist das anders. Es sieht nach einem großangelegten Plan aus, doch niemand weiß Bestimmtes, und niemand weiß, wie man den Hebel ansetzen soll. Es sieht so aus, als sollte die Ruhe in diesem Lande zerbrechen und das Misstrauen untereinander die Oberhand gewinnen. Vielleicht verdächtigt Tompkins dich?«
Dean bewegte sich nicht. Nur seine Augen wurden dunkler, so dunkel, dass sie fast schwarz wirkten.
»Was glaubst du?«
»Darauf kommt es nicht an, Dean. Ich lebe von den Männern der Weide, so wie diese Stadt von der Weide lebt. Ich sehe nur, wie das Gewitter kommt und höre den Donner grollen. Vielleicht bin ich zu überempfindlich, und ich höre etwas, was nie sein wird. Vielleicht ist das Gewitter näher als wir alle glauben. Man hat keine Scheuklappen vor den Augen, Dean. Dein Ritt nach Elephant Butte konnte nicht geheim gehalten werden. Was, um Himmels willen, hast du dort gemacht?«
»Nachgeschaut, Sam! Ich habe dabei herausgefunden, dass aus dieser Richtung der Apachenweide tatsächlich ungebrannte Rinder eingetroffen und verkauft worden sind!«
»Großer Gott, irrst du dich nicht?«
Dean schüttelte nur den Kopf, nahm sich die Flasche vom Regal und füllte sein Glas.
»Ich habe das Brandmal der Arrow-Ranch, das der Double T und das Brandmal der Silver-Ranch erkannt.
»Auch das der Broken Bucket?«
»Nein! So wenig wie One Tree- und Circle-Brandzeichen. Nun, vielleicht kommen wir jetzt erst dran«, sagte Dean ruhig. »Vielleicht hat man uns bisher verschont, um uns um so mehr abzunehmen!«
»Dann bist du nach Elephant Butte als Beauftragter der Rindervereinigung geritten?«
»Irrtum! Boss Slim Hallerman und unser gemeinsamer Freund, Clark Newton, hatten es beschlossen. Ich kann nun dem Boss und Newton mitteilen, dass keine Broken Bucket-Rinder und keine Circle-Ranch-Rinder dabei gewesen sind. Den anderen aber, die den Schaden hatten, lässt man in Elephant Butte sagen, dass sie sich um ihren eigenen Kram kümmern sollen.«
»Was heißt das, Dean?«
»Dass man die Rinder ordnungsgemäß kaufte und dass die vielen Meilen Zwischenraum zwischen Atlanta und Elephant Butte zu groß sind, um die Sache aufzuklären; dass wir hier beginnen müssen!«
Die zwei Männer sahen sich in die Augen. Das Schweigen zwischen ihnen wurde drückend und niederschmetternd.
In diesem Augenblick flog die Schwingtür auf. Ein Mann kam herein, dessen hübsches Gesicht beim Anblick Deans hell aufleuchtete.
»Zum Donner!«, sagte dieser hellblonde Mann freudig erregt, »ich wollte es kaum glauben, und ich habe mir zweimal deinen Falben angesehen, Dean. Du bist also zurück! Gut so, ich platze vor Neugierde!«
»Halte sie zurück«, mischte Sam sich ein. »Ich denke, dass Dean nicht zum Sprechen aufgelegt ist. Lass ihn erst einmal zur Ruhe kommen!«
»Ihr habt einen Streit gehabt, ihr beide?«, erkundigte sich Dean sogleich und sah erst Clark Newton und dann Sam Hopkins an. Er zählte die beiden Männer zu seinen Freunden. Außer ihnen gehörte noch Dix Lonnigan dazu, doch Dix steckte wohl tief in der Arbeit auf der Broken Bucket-Ranch. Dix führte die Ranchgeschäfte, und erst Deans Rückkehr würde ihn entlasten.
Sam sagte: »Man sollte nichts übers Knie brechen, Dean, man sollte sich Zeit lassen. Wir fassen jetzt ein verteufelt heißes Eisen an. Irgendjemand kann sich leicht die Finger dabei verbrennen!«
Er schwieg. Deans Überraschung war tief. Er konnte sich keinen Vers auf die neue Einstellung machen, mit der Sam und Clark sich gegenübertraten.
Clark legte seine Rechte schwer auf Deans Schulter: »Nimm es Sam nicht übel. Wenn jemand von uns Gespenster sieht, dann ist er es.«
»Ihr habt wirklich nicht gestritten?«
»Nein, wozu auch? Wir haben beide unser gutes Auskommen. Ich auf der Circle-Ranch und Sam im Apachen-Saloon. Es kann noch so dick kommen, uns kann nichts aus dem Sattel heben. Nimmst du noch einen Drink, Dean?«
»Nein, danke! Ich reite weiter.«
»Ich will mich dir nicht aufdrängen, Vormann«, lachte Clark leise vor sich hin. »Wir sehen uns später!«
»Was soll das heißen?«
»Dass ich in einer Stunde zur Broken Bucket-Ranch hinausreiten werde.«
»Nicht nur wegen der Information, Dean«, mischte sich Sam Hopkins ins Gespräch, »sondern um Patty Hallerman einen Besuch abzustatten. Es hat sich während deiner Abwesenheit allerhand getan. Alle auf der Apachenweide sind informiert, nur du nicht! Clark hat Pattys Herz erobert. Er ist Patty herzlich willkommen; aber umso weniger willkommen ist er deinem Boss!«
»Sam, ich verstehe nichts!«
»Hölle, Sam kam mir etwas zuvor. Ich hätte es dir selbst gesagt, Dean«, sagte Clark peinlich berührt und sah Sam dabei böse von der Seite her an. »Du hast doch nichts dagegen, Dean?«
»Nein«, erwiderte Dean ruhig. »Patty ist erwachsen, sie wird es sich genau durchdacht haben. Du bist ein Glückspilz, Clark.«
»Sie sagte mir, dass ihr wie Geschwister aufgewachsen seid. Ein Mann kann doch nicht die eigene Schwester heiraten? Old Hallerman hat das sicher nicht begriffen, als er dich als Junge aufnahm. Er hat sicherlich in dir den Nachfolger gesehen. Nun, darin werde ich ihn unterstützen. Nur Patty hole ich auf meine Ranch. Es ist gut, wenn du dich mit diesem Gedanken vertraut machst!«
»Es kommt überraschend, Clark«, erwiderte Dean ruhig. »Es wirft mich nicht aus den Stiefeln. Ihr seid beide erwachsen!«
»Wir sehen uns in einer Stunde, und dann hoffe ich, dass du gesprächiger sein wirst, Sonny«, lachte Clark, wobei er kehrt machte und den Saloon verließ. Die Schwingtür klappte hinter ihm zu. Bitter sagte Sam Hopkins:
»Jetzt weißt du es!«
»Es kam überraschend«, betonte Dean nochmals.
»Sehr überraschend«, ergänzte Sam.
»Vor zwei Monaten sah es so aus, als wollte er Mabel Turner heiraten.«
Dean erwiderte nichts. Er trank, stellte das Glas ab und wischte sich mit der Hand über den Mund. In seinem Gesicht war keine Bewegung zu bemerken.
»Sam«, sagte er plötzlich und schwenkte auf ein anderes Thema um, »vor Anbruch der Nacht wird ein Reiter hier eintreffen. Schicke ihn gleich zur Nordweide.«
Der schnelle Themawechsel ließ Sam aufhorchen. Er nagte an der Unterlippe und erwiderte dann leise: »Ich verstehe! Jener Fremde soll nicht erst auf der Broken Bucket gesehen werden?«
»Nein, das wäre nicht gut. Der alte Mann soll seine Ruhe haben!«
Der schwarzhaarige Barkeeper Sam Hopkins brauchte erst einige Zeit, bevor er Antwort gab: »Slim Hallerman macht keine Ausnahme. Wir alle werden noch eine Menge Kummer haben. Was ist also mit dem Mann, der ….«
»Wenn er es nicht versteht, sich, ohne aufzufallen, mit dir in Verbindung zu setzen, ist er nicht der richtige für uns.«
»Weiß Dix Lonnigan Bescheid?«
»Yeah«, nickte Dean Dudley eigenartig. »Nur du, Dix und ich wissen davon. Je weniger eingeweiht sind, umso besser ist es.«
»Ich verstehe! Du willst gleich richtig loslegen, Dean. Nun, wir werden es bald wissen!«
Darauf hatte Dean dem Barkeeper keine Antwort gegeben. Er verließ den Saloon, hob sich wieder in den Sattel und ritt an. Die Lichtbahnen der Sonne füllten die Mainstreet aus. Reiter und Gespanne kamen ihm entgegen oder überholten ihn. Staubgeruch lag in der Luft, vermischte sich mit dem scharfen Geruch jener Rinder, die man an die Verladerampe getrieben hatte und in den bereitstehenden Güterzug verlud. Dass das eine harte Arbeit war, hörte man an dem Fluchen und Schimpfen der Cowboys und dem Brüllen der Rinder, die sich nur unwillig dirigieren ließen. Es waren prächtige, rot-bunte Hereford-Rinder mit dem Brandzeichen der Arrow-Ranch und dem der Double T-Ranch. Von zwei Ranchweiden waren sie also, die im Süden des Distrikts lagen und zum Verladen hergebracht worden waren.
Die Tatsache, dass diese Rinder außerhalb des großen Auftriebes verladen wurden und dass es nicht allzu viele waren, sagte Dean, dass besonders große Tiere als Zuchtrinder außerhalb des Countys aufgekauft worden waren.
Whit Shane schwenkte seinen Stetson und kam herangeritten, als er Deans ansichtig wurde. »Sieht man dich endlich einmal, Dean? Seit der Anführer des vierblättrigen Kleeblattes fort war, geschah nichts Aufregendes. Niemand hatte einen guten Einfall, um dieser Stadt einen hübschen Streich zu spielen. Es war direkt langweilig hier.«
Er stellte sein Reittier quer vor Dean, so dass dieser anhalten musste. Beide Männer lächelten sich an. Dann sagte Whit ohne Übergang: »Hast du etwas herausgefunden?«
»Yeah, dass wir uns selbst helfen müssen, Whit!«
»Den weiten Weg hättest du dir ersparen können«, antwortete Whit spöttisch. »Immer mehr Rancher beklagen sich, dass ihr Vieh verschwindet. Die Rinderdiebstähle nehmen große Ausmaße an. Wir werden von nun an sehr wachsam sein müssen.«
»Genau das ist es, was ich allen Ranchern sagen möchte.«
»Das ist nichts Neues. Ich bin wahrhaftig auf vielen Weiden geritten. Ich habe aber keine Weide gesehen, die Rinderdiebe so begünstigt wie die Apachenweide.«
»Solltest du oder deine Leute etwas herausbringen, so lass es mich schnell wissen.«
»Ich war bei Dick Calhoun. Der Rancher der One Tree beklagt sich sehr über die Veränderung, die im County vor sich geht. Er hat seinem Vormann Joe Tompkins besondere Machtbefugnisse erteilt. Bist du Tompkins nicht begegnet?«
»Ich traf ihn im Apachen-Saloon. Es schien so, als hätte er mit Reitern der Ein Baum-Ranch auf mein Eintreffen gewartet.«
»Nun, das ist eigentlich etwas, worüber man nachdenken sollte«, entgegnete Whit, indem er seinen Stetson wieder aufsetzte, sein Pferd herumnahm und anritt. »Wir sehen uns später, Dean?«
»Vielleicht«, gab Dean ihm zur Antwort, während auch er seinen Falben vorwärtstrieb. Ohne besondere Eile ritt er weiter. Er wollte sein übermüdetes Tier nicht anstrengen. So brauchte er zwei Stunden, bis die Umrisse der Broken Bucket vor ihm auftauchten.
Auf den ersten Blick hätte jeder Fremde erkannt, dass es die größte und prächtigste Ranch auf der Apachenweide war. Sie lag inmitten eines paradiesisch schönen Fleckens Erde. Sie war zu einer Zeit errichtet worden, als die Apachen noch wild und frei herumstreiften und gegen jeden weißen Eindringling Sturm liefen. Die alte Palisadenwand war indessen nur noch teilweise vorhanden. Was einst niedergebrannt war, hatte man nicht neu errichtet. Es gab keine Horden rothäutiger Krieger mehr, dafür jedoch weiße Menschen, die gefährlicher waren, als es die Apachen je sein konnten, denn, yeah, weiße Männer raubten das Vieh. Sie lebten auf der Apachenweide. Jeder konnte es sein, der jenseits des Zaunes stand. Der Nachbar, der beste Freund, jeder!
Dean ritt jetzt noch langsamer. Es war ihm, als lägen schwere, unsichtbare Gewichte auf seinen Schultern. Näher kam die Ranch. Slim Hallerman, der Oldtimer, erhob sich bei seinem Anblick aus dem Schaukelstuhl und lehnte sich gegen das Geländer der Veranda. Dix Lonnigan, der zweite Vormann der Broken Bucket Ranch, der soeben aus dem Stall kam, rieb sich die Augen und blieb in der offenen Stalltür stehen.
Beide warteten und sahen ihn aufmerksam an, verfolgten jede seiner Bewegungen. Dean glitt aus dem Sattel, schob seinen Stetson tiefer in den Nacken und rückte seinen Hosengurt höher.
»Sonny«, sagte der Oldtimer dann, »komm gleich ins Büro!«
Bei diesen Worten drehte sich Hallerman um und verschwand im langgestreckten Ranchhaus. Dix kam auf Dean zu und streckte ihm die Rechte hin. Er sagte kein Wort der Begrüßung, sondern sah Dean nur traurig an.
»Ist dir nicht gut, Dix?«, fragte ihn Dean.
Dix schüttelte den Kopf. Ein grimmiges Lächeln kerbte seine Mundwinkel. Er sah rasch zur Ranch hin, als wollte er sich überzeugen, dass der Rancher tatsächlich nicht mehr in der Nähe war, dann sagte er leise:
»Es hat mich überrascht, weiter nichts. Es war nicht fair von Clark.«
»Darüber solltest du dir nicht den Kopf zerbrechen«, grinste Dean den Kameraden an. »Es ist besser, dass es irgendeiner aus dem Kleeblatt ist, als irgendein Fremder.«
»Clark spielt sich groß genug auf, das gefällt mir nicht«, erwiderte Dix. »Vielleicht hat er es auf die Ranch abgesehen.«
»Dix, er ist unser Freund. Denke immer daran, hörst du, immer!«
»Zum Teufel damit! Wenn er das Mädel heiratet, hast du ausgedient. Wie ich dich kenne, wirst du dich nicht damit abfinden können, dass es auf einer Ranch zwei Reitbosse gibt. Das ist auch ganz und gar nicht im Sinne von Slim. In seiner Vorstellung warst du immer sein Schwiegersohn. Er ist aber zu klug, um es seiner Tochter klipp und klar zu sagen. Seit Clark hierher kommt, ist er mürrischer und wortkarger geworden. Es ist, als bedrücke ihn etwas. Wer ihn von früher her kannte, wird erschreckt über seine Umwandlung sein. Er gleicht einer kernigen Eiche, die man ausgehöhlt hat. Der nächste Sturm schon kann sie umwerfen.«
»Schaue nicht zu schwarz in die Zukunft, Dix«, sagte Dean, ihm dabei fest in die dunklen Augen sehend. »Wenn das Kleeblatt zerfällt, was sollte dann noch zusammenhalten? Ich hätte Patty genauso dir oder Sam gegönnt. Jetzt reden wir nicht weiter darüber.«
Dix schüttelte den Kopf. Eigensinnig, wie er war, sagte er: »Wir vier haben manchen Spaß gehabt. Aber es geht zu weit, wenn jemand das Leben auf unserer Ranch in Unordnung bringt.«
Bei diesen Worten drehte er sich um und schritt davon.
Bedrückt schaute Dean ihm nach, als er den Falben fortführte.