Prärie in Flammen - Larry Lash - E-Book

Prärie in Flammen E-Book

Larry Lash

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Beschreibung

Ruth Wainwright von der Three-Waves-Ranch sucht im mexikanisch-texanischen Grenzgebiet ihre von Rustlern gestohlene Rinderherde. Im Kampf mit den skrupellosen Banditen verliert sie ihre drei Cowboys. Als sie erfährt, dass der Revolvermann Jesse Dougall einen der Rustler erschossen hat, bittet sie ihn um Hilfe. Widerwillig begleitet Dougall die tapfere Frau, wohl wissend, dass es ein Trail ohne Wiederkehr werden könnte.
Cochise, der große Häuptling der Apachen und ein Blutsbruder Dougalls, hat mit den Banditen Verträge abgeschlossen, die es ihnen erlauben, sich auf dem Land der Apachen aufzuhalten. Dafür beliefern ihn die Rustler mit Waffen und Lebensmitteln.
Inmitten von gewissenlosen Banditen und verschlagenen Apachen, die alle ihr eigenes heimtückisches Spiel treiben, müssen Dougall und Ruth um ihr Leben fürchten. Und Dougall weiß noch nicht einmal, ob er seinem Blutsbruder vertrauen kann, denn Cochise kämpft den letzten großen Kampf der dem Untergang geweihten Apachen …

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Larry Lash

 

 

Prärie in Flammen

 

 

 

Western 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

 

Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv 

Cover: © Steve Mayer, 2023 

Korrektorat: Falk Nagel

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

 

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

 

Alle Rechte vorbehalten

 

Das Copyright auf den Text oder andere Medien und Illustrationen und Bilder erlaubt es KIs/AIs und allen damit in Verbindung stehenden Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren oder damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung erstellen, zeitlich und räumlich unbegrenzt nicht, diesen Text oder auch nur Teile davon als Vorlage zu nutzen, und damit auch nicht allen Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs nutzen, diesen Text oder Teile daraus für ihre Texte zu verwenden, um daraus neue, eigene Texte im Stil des ursprünglichen Autors oder ähnlich zu generieren. Es haften alle Firmen und menschlichen Personen, die mit dieser menschlichen Roman-Vorlage einen neuen Text über eine KI/AI in der Art des ursprünglichen Autors erzeugen, sowie alle Firmen, menschlichen Personen , welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren um damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung zu erstellen; das Copyright für diesen Impressumstext sowie artverwandte Abwandlungen davon liegt zeitlich und räumlich unbegrenzt bei Bärenklau Exklusiv.

 

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Prärie in Flammen 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

9. Kapitel 

11. Kapitel 

12. Kapitel 

13. Kapitel 

14. Kapitel 

15. Kapitel 

16. Kapitel 

17. Kapitel 

Der Autor Larry Lash 

Eine kleine Auswahl der Western-Romane des Autors Larry Lash 

 

Das Buch

 

 

 

Ruth Wainwright von der Three-Waves-Ranch sucht im mexikanisch-texanischen Grenzgebiet ihre von Rustlern gestohlene Rinderherde. Im Kampf mit den skrupellosen Banditen verliert sie ihre drei Cowboys. Als sie erfährt, dass der Revolvermann Jesse Dougall einen der Rustler erschossen hat, bittet sie ihn um Hilfe.  Widerwillig begleitet Dougall die tapfere Frau, wohl wissend, dass es ein Trail ohne Wiederkehr werden könnte.

Cochise, der große Häuptling der Apachen und ein Blutsbruder Dougalls, hat mit den Banditen Verträge abgeschlossen, die es ihnen erlauben, sich auf dem Land der Apachen aufzuhalten. Dafür beliefern ihn die Rustler mit Waffen und Lebensmitteln.

Inmitten von gewissenlosen Banditen und verschlagenen Apachen, die alle ihr eigenes heimtückisches Spiel treiben, müssen Dougall und Ruth um ihr Leben fürchten. Und Dougall weiß noch nicht einmal, ob er seinem Blutsbruder vertrauen kann, denn Cochise kämpft den letzten großen Kampf der dem Untergang geweihten Apachen …

 

 

***

Prärie in Flammen

 

Western

 

 

1. Kapitel

 

»Stehen Sie auf, ich möchte Sie sprechen!«

Diese Stimme klang eigenartig, volltönend und glockenrein. Es war unverkennbar eine weibliche Stimme. Jesse Dougall, der mit geschlossenen Augen im Schatten eines Ahornbaumes lag und sich den Stetson weit ins Gesicht geschoben hatte, hob die Rechte und schob den Hut, der ihm die Sicht versperrte, lässig zurück. Beim Anblick des Mädchens hörte er auf, auf dem Grashalm herumzukauen und spuckte ihn aus. Seine Augen hatten sich weit geöffnet. Er hatte dunkle, schieferfarbene Grauaugen. Sie standen in einem schmalen, scharfgeschnittenen Gesicht, dem Wind, Sonne und Regen eine braunrote Farbe verliehen hatten. Perlweiß waren seine Zähne, was man jetzt, als er den Mund vor Staunen weit öffnete, deutlich sehen konnte. Er blickte das vor ihm stehende Mädchen verblüfft an und vergaß, den Mund zu schließen. Kein Wunder auch, seit Jahren hatte er so ein weibliches Wesen nicht mehr zu sehen bekommen. Es unterschied sich von den Frauen, die in Kattunkleidern herumliefen und verarbeitete Hände hatten. Es war auch anders als die Tanzhallenmädchen und Barladys, die in Flitterkleidern in bestimmten Lokalen anzutreffen waren. Jesse Dougall war sprachlos vor so viel Anmut und Schönheit.

»Man hat mir erzählt, dass ich Sie vor dieser kleinen Stadt im Schatten eines Ahornbaumes treffen könnte«, sagte sie. »Man berichtete mir, dass Sie sich diese Stelle als Schlafquartier ausgesucht hätten und vor Mittag nicht fortreiten würden. Ich kam also noch früh genug.«

Ihre Worte setzten ihn noch mehr in Erstaunen. Nie zuvor hatte Jesse Dougall die Frau gesehen. Sie war nicht hier aus der Gegend, nicht aus dem kleinen Dorf, in dem es nur zehn verschmutzte Adobehütten gab, in denen mexikanische Tagelöhner mit ihren verhärmt aussehenden Frauen und den fast nackten, ungewaschenen Kindern wohnten. Sie gehörte zur anderen Seite der Grenze, sie war eine Amerikanerin.

Ihre Schönheit übertraf alles, was Jesse bisher gesehen hatte. Alles an ihr war harmonisch. Das leuchtende Goldhaar hatte die Farbe reifer Weizenfelder, ihre Augen waren blau wie Kornblumen. Sie hatte ein ovales Gesicht und einen tiefroten Mund. Ihre Figur war vollkommen.

Das Mädchen schien erregt zu sein, es atmete hastig. Für eine Frau war sie ziemlich groß, sie schien nur einen halben Kopf kleiner zu sein als Jesse Dougall. Das war wirklich selten, denn Jesse war ein großer, breitschultriger Mann, schwarzhaarig und von athletischer Gestalt. Er wirkte etwas verträumt und strahlte eine ungewöhnliche Ruhe aus.

Jetzt schloss sich Jesses Mund, er nickte dem Mädchen zu, hockte sich auf und machte eine einladende Geste zu dem nicht weit von ihm entfernt liegenden Baumstamm hin.

»Willkommen, Madam!«, sagte er. »Nehmen Sie Platz. Leider kann ich Ihnen keine bessere Sitzgelegenheit anbieten. Ich bin, wenn ich es so ausdrücken darf, auf einen solchen Besuch nicht vorbereitet.«

Seine Worte zeigten deutlich, dass Jesse kein Mann war, der sich durch etwas Ungewöhnliches aus dem Gleichgewicht bringen ließ. Er schob den Sattel, der ihm als Kopfkissen gedient hatte, ein wenig zurück, sodass er den langläufigen 45er Colt verdeckte, dessen Lauf matt schimmerte. In das Walnussholz des Kolbens waren einige Kerben eingeschnitzt. Das Mädchen aber hatte die Waffe bereits gesehen und hatte auch die Kerben im Kolben bemerkt. Ihr Blick war fest auf Jesse gerichtet. Sie schien sehr selbstsicher zu sein und hatte auch in dieser ungewöhnlichen Situation den nötigen Humor, denn sie folgte seiner Einladung und setzte sich auf den Baumstamm.

»Mein Besuch wird nicht lange dauern, Mister Dougall«, sagte sie. »Je schneller wir uns einig sind, desto besser.«

»Einig?«, fragte er. In seinen Augen leuchtete es auf, so sehr, dass sich die Lippen des Mädchens fest zusammenpressten und ein Feuer in ihren Augen funkelte. Scharf sagte sie:

»Nicht so, wie Sie es sich denken, Mister Dougall! Ich suche keinen Mann, dem ich ein Abenteuer verschaffen will, das sollten Sie wissen. Ich mache keine Scherze, dazu bin ich nicht aufgelegt. Sie haben gestern Nacht in dem kleinen mexikanischen Dorf einen Mann erschossen, sagte man mir?«

»Gewiss, ich leugne es nicht«, erwiderte er. »Es waren drei Kerle, die mir ans Leder wollten. Einer von ihnen ist tot, die beiden anderen konnten sich absetzen. Ich habe trotzdem gut geschlafen, Madam. Nicht einer von den drei Kerlen war es wert, dass man ihm eine Träne nachweint. Es waren üble Burschen, menschliche Hyänen, das kann Ihnen jeder Dorfbewohner bestätigen. Die drei Schufte hatten das Pech, dass ich mich im Dorf aufhielt, das ist alles, Madam. Sie sind sicherlich nicht gekommen, um mir eine Moralpredigt zu halten?«

»Nein«, sagte sie, »wahrhaftig nicht! Sie haben einen Mann der Bande erwischt, die in der letzten Zeit immer wieder über die Grenze kommt und viel Unheil anrichtet. Die Banditen terrorisieren das Land und stehlen Rinder. Sie plünderten ein ganzes Dorf aus und verschwanden wieder über die Grenze nach Mexiko. Aber ich sage Ihnen wohl nichts Neues damit, Sie wissen Bescheid?«

»Gewiss, Madam. – Wie war noch Ihr Name?«

»Ich bin Ruth Wainwright. Mein Vater ist der Boss der Three-Waves-Ranch drüben.« Sie deutete in Richtung der Grenze, die irgendwo in den Bergen verlief. »Viehdiebe haben unsere Zuchtherde über die Grenze getrieben. Ich verfolgte die Spur, die an diesem mexikanischen Dorf vorbeiführte. Dann hörte ich von Ihnen, Mister Dougall. Man sagte mir, dass Sie mit den Banditen eine Begegnung hatten, und ich zögerte nicht, Sie aufzusuchen. Jetzt bin ich hier, um Sie zu bitten, in die Dienste unserer Ranch zu treten.«

Jesse Dougall sah das Mädchen erstaunt an, dann warf er einen schnellen Blick in die Runde, um nach den Männern Ausschau zu halten, die mit dem Mädchen gekommen sein mussten, die hier in Mexiko den Viehdieben die geraubten Rinder wieder abjagen wollten.

Ruth Wainwright begriff, was Dougalls Blick bedeutete. In ihren Augen standen dunkle Schatten.

»Ich bin allein«, sagte sie in Jesses Gedanken hinein. »Ich habe keine Begleiter bei mir.«

Auf Jesses Gesicht kam ein Ausdruck der Ungläubigkeit. Er sah sie verdutzt an.

»Allein?« Nur das eine Wort sagte er. Er konnte es nicht fassen, dass das Mädchen allein über die Grenze gekommen war, um eine Diebesbande zu stellen, um gefährliche Banditen dazu zu veranlassen, geraubte Rinder wieder herauszugeben. Das war einfach unfassbar, so etwas hatte es noch nie gegeben. Die Tatsache, dass die Viehdiebe einer berüchtigten Bande angehörten, stellte schon einen schnellen, harten Revolvermann vor eine schier unlösbare Aufgabe. Ein Mann allein konnte gegen die Bande so gut wie nichts ausrichten, und nun behauptete dieses Mädchen, dass es allein die Verfolgung aufgenommen hatte.

Jesse Dougall konnte selbst nichts dafür, dass er lachen musste. Es konnte einfach nicht wahr sein, dass dieses Mädchen allein ausgezogen war, um auf Rustlerjagd zu gehen. Das Grenzgebiet war nichts für eine Frau. In diesem Gebiet hatten es harte Männer schwer genug, wenn sie sich behaupten wollten. Jeder Mexikaner konnte ein Spitzel und Zuträger sein. Für eine Amerikanerin war dieses Grenzland Gift. Aber dass Ruth Wainwright hier war, zeigte, dass sie sehr viel Mut hatte, mehr Mut als ihr guttun konnte. Sie schien nicht zu wissen, wie groß die Gefahr für sie war.

»Man hat Sie tatsächlich allein reiten lassen?«, fragte er, »ganz allein, Madam?«

»Ich weiß, was Sie denken, Dougall«, sagte sie mit ihrer klaren Stimme. »Ich hatte tatsächlich drei Begleiter.«

»Das klingt ganz so, als hätten die drei Männer Sie verlassen?«

Sie nickte. Ihre Lippen bebten ein wenig, als sie antwortete:

»Sie sind all drei tot, erschossen von den Banditen hier im Land. Sie ritten in einen Hinterhalt. Einen der Kerle, die den Hinterhalt legten, haben Sie getötet, Jesse Dougall. Sie tun so, als wüssten Sie nicht, dass es jeden Augenblick eine unangenehme Überraschung für Sie geben könnte, als gäbe es nichts, was Sie beunruhigen könnte. Wissen Sie wirklich nicht, was Sie sich auf den Hals geladen haben, als Sie die drei Banditen stellten?«

Jesse nickte.

»Ich weiß es sehr gut«, sagte er, als handele es sich um etwas Nebensächliches. »Ich weiß auch, wie gemein und rachsüchtig der Haufen ist, der die ganze Gegend unsicher macht. Ich weiß, wie stark die Bande ist, aber das stört mich wenig. Ich habe ein gutes, schnelles Pferd und kann mit dem Colt einigermaßen umgehen. Ich komme schon zurecht, Madam. Sie aber hätten nie in dieses Land kommen dürfen! Hier sind Sie mitten in dem von der Bande beherrschten Gebiet. Jeder Mexikaner kann zu der Bande gehören. Die bittere Not der Menschen, die von den Großgrundbesitzern ausgebeutet werden, treibt sie den Banditen in die Arme. Ich breche keineswegs den Stab über diese armen Teufel hier und tue das, was ich für richtig halte. Ich begegne den Menschen mit Vorsicht und Misstrauen, weiche unangenehmen Begegnungen aus und lasse es nicht auf eine Machtprobe ankommen. Ich habe nicht den

Ehrgeiz, als Mann angesehen zu werden, der mit dem Kopf durch die Wand rennen will. Man lebt nur einmal auf dieser schönen Welt. Ich möchte noch lange die Sonnenwärme auf meiner Haut spüren, im Schatten liegen und vor mich hindösen können. Sie haben sich an den Falschen gewandt, Madam!«

»Sie schlagen es ab, für uns zu arbeiten?«, sagte sie mit kehliger Stimme. »Sie haben wohl nur selten für jemanden gearbeitet, Dougall?«

»Ja, Madam«, entgegnete er freundlich. »Sehen Sie, ich war Prospektor, Pembroke, Cowboy und Holzfäller. Ständig habe ich meinen Beruf und meinen Aufenthaltsort gewechselt und schwer geschuftet, bis ich schließlich herausfand, dass man verteufelt wenig zum Leben braucht. Von da an zog ich es vor, nicht mehr hart zu arbeiten, sondern mich als Gast auf dieser schönen Erde zu fühlen. Ich zog es vor, mir die Welt anzusehen und mir den Wind um die Nase wehen zu lassen. Ich möchte die Tage, die ich auf der Erde zu leben habe, nicht mit unnützem Kram vertun.«

Ruth Wainwright sah ihren Gesprächspartner fest an. Noch nie hatte sie einen Menschen so reden hören. Er tat, als wäre er nur auf die Welt gekommen, um sich die Zeit so angenehm wie möglich zu vertreiben. Was ihr zu denken gab, war, dass er so gar nicht danach aussah. Seine Kleidung und Ausrüstung, sein Sattel und sein Zaumzeug, alles war in einem sehr gepflegten Zustand. Es stellte deutlich heraus, dass Dougall viel Zeit dafür verwendete. Er hatte nicht die geringste Ähnlichkeit mit einem Sattelstrolch oder Vagabunden. Er ähnelte eher einem Cowboy, der in seinem Sonntagsstaat zu einer Festlichkeit wollte. Alles war sauber, man musste fast sagen, zu sauber und gepflegt. Das schien seinen Worten Hohn zu sprechen. Ruth Wainwright fühlte den Widerspruch. Ihre Enttäuschung machte ihr schwer zu schaffen.

»Sie haben Angst, Dougall?«

»Nennen wir das Kind beim Namen, Madam. Ich soll meine Haut zu Markte tragen! Der Tod Ihrer Begleiter hat bereits gezeigt, was mich dabei erwartet. Sie sind in das Land ohne Wiederkehr gegangen. Ich habe dazu vorerst noch keine Lust. Sie wissen genauso gut wie ich, was das für eine Bande ist, die das Land unsicher macht. Die Netze, die die Kerle legen, sind weit gespannt und die Maschen eng. Ihre Macht ist zu groß, und ihre Hintermänner sind in zu guten Verstecken. Das alles ist mir bekannt, und ich bin nicht lebensmüde. Schon allein die Aussicht, vor die Revolver der Unterführer zu kommen, lässt mir eine Gänsehaut über den Rücken laufen. Doch um mich selbst habe ich weniger Angst als um Sie. Aus diesem Grunde werde ich Sie begleiten und Sie so weit über die Grenze bringen, dass Ihnen nichts mehr zustoßen kann. Mehr kann und will ich nicht tun, Madam. Ein Mann allein kann die Zustände hier nicht ändern, noch weniger eine Frau. Kehren Sie zu Ihrem Vater zurück, ich werde Sie ein Stück des Weges begleiten.«

In Ruth Wainwrights Augen blitzte es auf.

»Nein!«, sagte sie scharf, »ich verzichte auf Ihre Begleitung! Ich komme allein zurecht, und sicher werde ich noch Männer finden, die Nerven haben und ein mutiges Herz. Ich bin sicher, dass es noch die Ritter der Weide gibt, von denen Dad immer gesprochen hat.«

»Großer Gott, von was für Zauberwesen reden Sie da?«, unterbrach er sie. Ein wenig Spott schwang in seiner Stimme mit.

»Von James Beverley und William Beauregard«, sagte sie. Diese beiden Namen hatten einen besonderen Klang – nicht nur im Grenzgebiet. Es waren die Namen der Männer, von denen junge Cowboys träumten, deren Abenteuer an den Lagerfeuern immer Gesprächsstoff boten, deren Leben schon jetzt zur Legende geworden war. »Ich weiß, dass die beiden hier irgendwo in der Gegend sind«, fuhr das Mädchen unbeirrt fort. »Ich werde sie finden und sie fragen, ob sie mir helfen wollen. Niemand wird mich zurückhalten können.«

Sie stand auf und sah ihn mit einem Blick an, in dem Verachtung, gleichzeitig aber auch Niedergeschlagenheit und Gekränktsein lagen.

»Ich muss Sie warnen, Madam! Wenn ich es nicht tue, halse ich mir etwas auf, über das ich mir später die schwersten Vorwürfe mache. Der Himmel mag wissen, wo diese beiden Männer sich befinden.«

»Ich werde mich durchfragen.«

»Sie werden unter ständiger Beobachtung sein, Madam. Man wird Sie durch falsche Auskünfte irreführen. Wollen Sie dieses große Risiko wirklich eingehen? Welchem Menschen können Sie hier schon trauen? Jeder zweite Mexikaner steht mit der Bande in Verbindung. Die Leute sind zu arm, als dass sie etwas Schlimmes von den Banditen zu befürchten hätten. Wo nichts ist, kann auch nichts geholt werden. Im Gegenteil, die Leute bekommen hin und wieder einen Brocken hingeworfen. Nein, diese Menschen denken nicht an das Unrecht, das anderen durch die Bande zugefügt wird. Es ist schon ein Glück für sie, dass ab und zu etwas für sie abfällt und dass sie dann eine Zeitlang zu essen haben. Schauen Sie sich doch um, betrachten Sie die kleinen, stallähnlichen Hütten, in denen auf engem Raum viele Menschen hausen. Betrachten Sie den Schmutz und die Not, die ganzen Zustände hier, und dann stellen Sie sich die Frage, ob Sie es wagen können, Ihr Vorhaben auszuführen.«

Ruth Wainwright schluckte schwer. Sie antwortete nicht. Sie sah ein, dass Dougall recht hatte, dass in diesem Mann ein gesunder Menschenverstand war. Letzten Endes konnte sie verstehen, dass er nicht mit dem Kopf gegen eine Wand anrennen wollte, um sich als Held aufzuspielen. Er hatte die verworrene Lage im Grenzgebiet begriffen und zog seine Konsequenz daraus. Ihr war klar, dass Dougall die Wahrheit sprach, aber wer hörte die Wahrheit schon gern?

»Ich muss die Hilfe starker, mutiger Männer gewinnen«, sagte sie. »Man hat meinem Vater den völligen Ruin angedroht. Das soll Schritt um Schritt geschehen. Ich denke nicht daran, es hinzunehmen, ich werde alles tun, um es zu verhindern. Es soll mit unserer Ranch nicht so gehen wie mit unseren beiden Nachbarranches. Wir von der Three-Waves-Ranch werden kämpfen!«

»So erfolglos wie Ihre beiden Nachbarn kämpften«, sagte Dougall. »Ich habe davon gehört. Eine Anzahl guter Boys ist dabei von dieser schönen Welt gegangen. In der kleinen Stadt Catrin zogen es einige Leute vor, ihre alten Prärieschoner wieder zu reparieren und mit ihren Habseligkeiten zu beladen. Nur wenige sind geblieben, und denen steht die Angst auf der Stirn geschrieben. Sie starren nach Mexiko und warten auf das Auftauchen der Bande. Sie zittern vor dem Todesstreich, den sie bald empfangen werden. Sie haben vergeblich Truppen angefordert. Der Staat braucht sie für die Kämpfe gegen die Indianer und kann den Leuten von Catrin nicht beistehen. Es sieht sehr schlecht in der kleinen Stadt aus, so ist es doch?«

»Sie wissen das alles, Dougall?«, fragte sie überrascht.

»Der Präriewind trägt es einem zu, Madam. Er kennt weder Grenzen noch Staaten, er weht über Berge, Wälder und Weiden. Schon seit Langem ist im Wind der Prärie der gefährliche Geruch von Feuer und Rauch zu spüren, sodass ich oft glaube, die Prärie stehe in Flammen. – Sie müssen meine Begleitung annehmen und umkehren, Madam!«

»Mister Dougall!«, unterbrach sie ihn, »Dean Maitland, Sam Smith und Slim Werner waren meine Begleiter. Alle drei waren gute Cowboys. Ich kannte sie schon als Kind. Sie waren der Three-Waves-Ranch in Treue verbunden. Glauben Sie nicht, dass die Ranch ihnen nach ihrem Tode etwas schuldig ist? Dean Maitland hatte eine kranke Schwester zu versorgen, Sam Smith war verheiratet und hinterlässt eine Frau und vier Kinder, und Slim Werner wartete auf seinen Sohn. Seit vielen Jahren schon wartete er auf ihn. Er starb, bevor sein Sohn zurückkam, bevor er ihn, den er über alles liebte, wiedersehen konnte. Alle drei aber starben durch Banditen. Ich denke nicht daran, aufzugeben, ich werde meinen Plan durchführen und werde James Beverley und William Beauregard finden!«

Gerade und aufgeredet stand das Mädchen vor Jesse, ihre Augen flammten.

Jesse Dougall fragte sich, wie dieses Mädchen wohl dem hinterhältigen Überfall entkommen sein mochte, wie sie es anstellte, trotz der Strapazen so gepflegt auszusehen. Er wagte es nicht, sie nach diesem Überfall zu fragen, und war verärgert über ihren Starrsinn. Eine scharfe Antwort brannte ihm auf der Zunge, doch er schwieg und hob nur die Schultern.

Ruth Wainwright drehte sich um und ging. Nicht einmal blickte sie sich nach ihm um. Sie schritt zu ihrem rotbraunen Wallach, den sie am Fuße des Hügels angebunden hatte. Es war ein Klassepferd, wie Jesse auf den ersten Blick feststellte. Das Tier war schmalfesselig und von einem gutproportionierten Körperbau. Es trug einen Cowboysattel, hinter dem eine Rolle aufgeschnallt war. Im Scabbard steckte eine Winchester neuester Bauart. Ob sie es auch verstand, mit dieser Waffe umzugehen? Das war eine Frage, die Jesse wirklich interessierte. Aber nicht wegen dieser Frage lief er zu seinem Pferd und löste ihm die Zügel. Ein Entschluss ließ ihn handeln.

»Kleine Närrin!«, sagte er leise vor sich hin. »Sie hat mich tatsächlich ein wenig aus meiner Ruhe aufgescheucht. Zwar habe ich das gar nicht gern, und einem Mann gegenüber hätte ich mich bestimmt anders verhalten. Bisher habe ich nicht gewusst, dass in mir Kavaliereigenschaften schlummern. Nun, ich kann diese Lady nicht in ihr Unglück reiten lassen, ich werde es zu verhindern wissen. Vielleicht bin ich doch ein wenig zu deutlich gewesen.«

Jesse Dougall hob den Sattel auf den Rücken des geduldig dastehenden Pferdes und zog den Bauchgurt an, dann lauschte er dem Klang der sich entfernenden Hufschläge.

»So ein Trotzkopf ist mir noch nicht begegnet«, murmelte er vor sich hin. »Ich frage mich nur, ob es gut für mich ist, ihr nachzureiten, ob mir nicht bald schon Blei um die Ohren fliegt. Sie würde mir keine Träne nachweinen. Dabei wäre es ein schöner Trost zu wissen, dass sie so bewegt über mich wie über ihre drei Begleiter sprechen würde. Gib Acht, Jesse, dass du dich nicht bis über beide Ohren verliebst. Einige Male war das schon der Fall, und hinterher kam immer der große Katzenjammer. Bring sie sicher über die Grenze, Jesse, und rede ihr endgültig aus, zwei Männer wie Beverley und Beauregard auf die Lohnliste ihres Vaters setzen zu wollen. Einen verrückteren Einfall kann wohl kaum jemand in diesem Land haben.«

Schneller als gewöhnlich hatte Jesse sein Lager abgebrochen und seine Habseligkeiten in einer Rolle untergebracht, die er hinter seinen Sattel schnallte.

»Vielleicht werde ich es noch bereuen, dass ich mich freiwillig in eine Sache eingelassen habe, die sich wie ein Ungewitter über mir entladen kann«, sagte er leise zu seinem Rappwallach. »Wir beide, Blacky, haben uns bisher immer aus den brenzligen Sachen heraushalten können, nicht? Seit damals haben wir alle Gegenden gemieden, in denen die Luft ungesund und bleihaltig wurde. Das ist uns gut bekommen. Jetzt scheint es mir, dass ich mich in einen Esel verwandelt habe. Dabei kenne ich die Ursache, die mich zu dieser Handlung treibt. Es ist das Mädchen, das mich dazu zwingt. Ihr Mut und ihre Verzweiflung haben mich wachgerüttelt. Nun gut, wir sind in dem Strudel, Blacky. Jeder Strudel zieht sein Opfer irgendwann einmal in die Tiefe. Wenn man aber Luft genug hat, kommt man auch wieder an die Oberfläche. Hoffen wir, dass wir es durchstehen, dass uns der Atem nicht ausgeht, Blacky!«

Jesse Dougall lachte leise. Bevor er sich in den Sattel schwang, sah er seinen Lagerplatz noch einmal an.

Es war nichts liegengeblieben. Nur das Gras war an der Stelle, an der er gelegen hatte, etwas plattgedrückt. In wenigen Stunden würde es sich wieder erheben. Es würden kaum Spuren davon zu sehen sein, dass er hier gelagert hatte. Nach dem Lagerplatz würden bald schon einige Kerle Ausschau halten. Daran war nichts zu ändern. Sollten sie nur kommen und sich an seine Fährte hängen. Er war immer auf unwillkommenen Besuch vorbereitet.

 

 

2. Kapitel

 

Jahrelang haue Jesse Dougall Ruhe gehabt und war einsam seinen Trail gezogen. Er hatte viele Meilen hinter sich gebracht und war frei und unabhängig dabei. Hier und da hatte er verweilt. Er war dort geblieben, wo es ihm gefiel und wo er sich wohlfühlte. Bei einigen Revolverduellen hatte er seine Gegner schlagen können, was ihm den Ruf als besonders gefährlicher Revolvermann eintrug.

Himmel und Hölle, nie hatte er einen Kampf gesucht! Ein gebranntes Kind scheute das Feuer. Schwierigen Situationen wich man am besten aus. Während des Rittes dachte Jesse an seine Vergangenheit. Als er gerade sechzehn Jahre alt war, starben kurz hintereinander seine Eltern. Sie hatten ihm eine verschuldete Ranch hinterlassen, für die sich der Existenzkampf nicht lohnte. Er hatte alles verkauft und wollte in die Armee eintreten. Tagelang hatte er sich im Fort Apache aufgehalten und hatte zugeschaut, wie aus Zivilisten Soldaten wurden. By Gosh, dabei war ihm die Lust vergangen, Soldat zu werden. Er hatte den harten Drill gesehen, der ihm bevorstehen würde. Er hatte zugeschaut, wie die Männer morgens antraten, marschierten und strammstanden, wie sie Links- und Rechtswendungen vollführten und in Deckung gingen.

---ENDE DER LESEPROBE---