Flucht nach Westen - Larry Lash - E-Book

Flucht nach Westen E-Book

Larry Lash

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Beschreibung

Die kleine Triangel-Crew treibt eine riesige Rinderherde über den Chisholm-Trail quer durchs Land. Mit ihnen reiten auch die beiden Nichten des Crew-Bosses Sem Baldwin. Die Ranch seines Bruders wurde kürzlich von einer heimtückischen Bande überfallen. Alle, bis auf die beiden jungen Frauen, wurden getötet und die Ranch niedergebrannt. Das harte Leben dieses Trails lässt die bunt zusammengewürfelte Mannschaft schon bald zu einer mutigen und entschlossenen Einheit zusammenwachsen.
Doch Bill Skriver mit seiner Banditenbande treibt auf diesem Trail sein Unwesen. Sie morden, plündern und stehlen das getriebene Vieh, gnadenlos, wo immer sich ihnen eine Möglichkeit bietet. Auch auf die Herde Longhorns der Triangel-Crew hat die Bande es abgesehen, aber nicht nur sie … Weitere Gefahren lauern auf dem langen Weg …
Kann Sem Baldwin mit seiner Crew, ohne größere Verluste, die Rinderherde ans Ziel bringen? Sieht man sich die Anzahl seiner Leute, das Land, durch das die Herde getrieben werden muss und seine Gegner an, stehen die Chancen nicht besonders gut …

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Larry Lash

 

 

Flucht nach Westen

 

 

 

 

 

Roman aus dem Amerikanischen Westen

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

Neuausgabe

Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv 

Cover: © by Oskar Walder mit einem Motiv von Firuz Askin, 2023

Korrektorat: Bärenklau Exklusiv

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

 

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

 

Alle Rechte vorbehalten

 

Das Copyright auf den Text oder andere Medien und Illustrationen und Bilder erlaubt es KIs/AIs und allen damit in Verbindung stehenden Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren oder damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung erstellen, zeitlich und räumlich unbegrenzt nicht, diesen Text oder auch nur Teile davon als Vorlage zu nutzen, und damit auch nicht allen Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs nutzen, diesen Text oder Teile daraus für ihre Texte zu verwenden, um daraus neue, eigene Texte im Stil des ursprünglichen Autors oder ähnlich zu generieren. Es haften alle Firmen und menschlichen Personen, die mit dieser menschlichen Roman-Vorlage einen neuen Text über eine KI/AI in der Art des ursprünglichen Autors erzeugen, sowie alle Firmen, menschlichen Personen , welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren um damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung zu erstellen; das Copyright für diesen Impressumstext sowie artverwandte Abwandlungen davon liegt zeitlich und räumlich unbegrenzt bei Bärenklau Exklusiv.

 

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Flucht nach Westen 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

9. Kapitel 

10. Kapitel 

11. Kapitel 

12. Kapitel 

Der Autor Larry Lash 

Eine kleine Auswahl der Western-Romane des Autors Larry Lash 

 

Das Buch

 

 

 

Die kleine Triangel-Crew treibt eine riesige Rinderherde über den Chisholm-Trail quer durchs Land. Mit ihnen reiten auch die beiden Nichten des Crew-Bosses Sem Baldwin. Die Ranch seines Bruders wurde kürzlich von einer heimtückischen Bande überfallen. Alle, bis auf die beiden jungen Frauen, wurden getötet und die Ranch niedergebrannt. Das harte Leben dieses Trails lässt die bunt zusammengewürfelte Mannschaft schon bald zu einer mutigen und entschlossenen Einheit zusammenwachsen.

Doch Bill Skriver mit seiner Banditenbande treibt auf diesem Trail sein Unwesen. Sie morden, plündern und stehlen das getriebene Vieh, gnadenlos, wo immer sich ihnen eine Möglichkeit bietet. Auch auf die Herde Longhorns der Triangel-Crew hat die Bande es abgesehen, aber nicht nur sie … Weitere Gefahren lauern auf dem langen Weg …

Kann Sem Baldwin mit seiner Crew, ohne größere Verluste, die Rinderherde ans Ziel bringen? Sieht man sich die Anzahl seiner Leute, das Land, durch das die Herde getrieben werden muss und seine Gegner an, stehen die Chancen nicht besonders gut … 

 

 

***

Flucht nach Westen

 

 

1. Kapitel

 

Die Junisonne lag über der Stadt. Staub vermischte sich mit Rauch, dennoch verdunkelte sich der hellblaue Himmel nicht. In den Straßen herrschte fieberhafte Tätigkeit. Es ging wie in einem Bienenkorb zu. Wohin man auch blickte, überall konnte man Menschen, abgestellte Wagen und Pferde sehen.

Ein Geruch von Staub, Rindern und Schweiß kam von der großen Rinderherde, die rings um die Stadt zusammengetrieben wurde. Immer mehr Herden stießen dazu. Gewaltige Longhornherden, von denen einige aus dem südlichsten Zipfel von Texas kamen, vereinigten sich vor der Stadt.

»Woher so viele gehörnte Viecher kommen, möchte ich wissen, Joe«, sagte ein bärtiger, O-beiniger Cowboy und spie einen Strahl braunen Tabaksaftes vor seine Stiefelspitzen. »Der Teufel ist los, seit Jesse Chisholm vor einigen Jahren den Weg nach Norden erschloss. Die Texasrinder sind im Kurs gestiegen. Jedes Tier hat jetzt wieder einen anständigen Preis. Wenn man bedenkt, dass sie vor einigen Jahren nicht mal die Haut wert waren, ist diese Entwicklung kaum zu begreifen. Jetzt bringen die Longhorns viele Dollars ins Land. Morgen geht’s endlich los, morgen wird die große Herde getrieben. Leider ist unsere Mannschaft noch nicht komplett. Der Boss ist unterwegs, um aus dieser miesen Stadt einige Boys herauszufischen, die er einstellen kann. Früher war das einfacher, da gab es stellungslose Cowboys wie Sand am Meer.«

»Das hat sich inzwischen zu unserem Glück geändert«, erwiderte Joe Englund, ein mittelgroßer, starkknochiger junger Mann. Er ging neben seinem alten Begleiter durch die Mainstreet. Ihre Stiefel versanken bis zu den Knöcheln im Staub der Fahrbahn.

Selten hatten die beiden Männer eine so überfüllte Rinderstadt gesehen. Pferde und Wagen standen so dicht, dass in der Mainstreet kaum noch ein Reitweg blieb. Wohin man auch blickte, überall sah man Rinderleute.

Es mochten etwa zehn große Rinderherden sein, die rings um die Stadt lagerten. Eine nach der anderen würde bald nach Norden ziehen. Die Stadt würde dann wieder in einen Dornröschenschlaf versinken, bis erneut Longhorns aus der Weite des texanischen Landes angetrieben wurden.

Cowboys waren knapp, gute Cowboys musste man sogar mit der Lupe suchen. Aus dem Osten wurde allerhand Gesindel hier nach San Antonio gespült. Abenteurer, Verbrecher und Glücksritter waren es, die sich eine Chance ausrechneten und etwas vom Dollarsegen mitbekommen wollten. Mit der Eröffnung des Chisholm-Trails floss der Dollarstrom ins Land.

»Es muss tatsächlich schwer für den Boss sein, die Triangel-Mannschaft zu vergrößern. Seit drei Tagen versucht er es ohne Erfolg. Wenn er die fehlenden Leute heute nicht zusammenbringt, können wir morgen nicht auf den Trail gehen.«

»Es wird kaum möglich sein, sechs Reiter anzuwerben«, erwiderte Joe Englund trocken.

»Drei würden notfalls auch genügen«, erwiderte Ted Porter. »Gute Reiter lassen sich nur schwer finden. Nun, wir haben einen Auftrag. Versuchen wir also, Cowboys anzuwerben. Viel Hoffnung habe ich nicht.«

»Es ist hier leichter, eine Banditenbande zusammenzukriegen und in die Sättel zu bringen«, äußerte Joe trocken. »Schau dir nur die Kerle an: Salonlöwen, Kartenhaie, Stehkragen-Johnnys und Schlepper! Sie unterscheiden sich deutlich von den Rinderleuten. Betrachte nur den bleichhäutigen Burschen dort vor dem Saloon!«

»Er sieht aus, als hätte er sein bisheriges Leben in einer dunklen Kammer zugebracht und könnte das grelle Sonnenlicht nicht vertragen. Vielleicht ist er krank gewesen.« »Oder er wurde erst vor einigen Tagen aus dem Gefängnis entlassen.« Joe grinste seinen alten Begleiter an. »Lass dich nicht täuschen, Oldman, so krank sieht der Kerl nun auch wieder nicht aus.«

Ted Porter hob die Schultern, um sie gleich wieder sinken zu lassen. Er sah dem blassen jungen Mann nach, der durch die Schwingtür in einem Saloon verschwand.

»Longhorn-Saloon«, murmelte er und bemühte sich, die verwitterte Schrift über der Schwingtür zu entziffern. Man hatte versucht, die Schriftzüge mit Kugeln nachzuziehen. Die Farbe war zum Teil abgeblättert, sodass man den Namen des Besitzers nicht mehr feststellen konnte. Deutlich lesbar war dagegen das neue Schild: Hier gibt es den besten Mondscheinwhisky und für schwache Männer warme Kuhmilch! Umsonst ist abgestandenes Wasser zu haben.

»Der Keeper muss ein Ire sein«, wandte sich Joe Englund an Ted Porter. »Nur die echten Iren kommen auf solche Ideen. Wo Iren sind, gibt es etwas zu sehen, und wo es etwas zu sehen gibt, trifft man Cowboys. Gehen wir hinein?«

»All right, Joe, aber ich sage dir offen, dass ich mit Iren bisher keine guten Erfahrungen gemacht habe. Sie sind jähzornig und hitzköpfig.«

»Du musst es wissen, Ted, wo du doch selbst aus Irland stammst!«

»Erinnere mich nicht daran!«, knurrte der Alte seinen Begleiter an und spuckte wieder einen Strahl Tabaksaft aus. In seine Augen kam für einen Augenblick ein fast sehnsüchtiger Ausdruck. Die Worte Joes schienen ihn an etwas erinnert zu haben, was er vor anderen sorgsam verbarg. Nun, es ging niemanden etwas an, dass tief verborgen in ihm die Sehnsucht nach der grünen Insel, seiner Heimat, lebendig geblieben war. Das alles ging nur ihn selbst etwas an, und so verhärtete sich sein Gesicht sofort wieder. Er und sein junger Begleiter verließen die Mainstreet und steuerten auf die Schwingtür des Longhorn-Saloons zu.

Einige Männer drängten sich vor Joe und Ted in den Saloon, und als beide die Schwingtür fast erreicht hatten, kam jemand im großen Bogen nach draußen geflogen. Der so unsanft Behandelte landete unter den Hufen eines Pferdes, das mit einem Satz zur Seite sprang.

»Das Bleichgesicht!«, murmelte Joe Englund überrascht, als er den Mann betrachtete, der sich aus dem Staub der Fahrbahn aufrappelte. Der junge Mann war stocknüchtern. Normalerweise wurden nur Betrunkene aus einem Saloon gefeuert. Aus der Nähe betrachtet war der Fremde noch bleicher. Seine großen, dunklen Augen flammten auf. Er sagte etwas in gälischer Sprache.

Ted Porter hörte es. Ein Ire! durchzuckte es ihn. Die Laute seiner Muttersprache ließen ihn stehenbleiben. Sein Blick blieb auf dem Mann haften, der sich hinkend vor einem Reiter in Sicherheit brachte. Als der Fremde bemerkte, wie Ted ihn beobachtete, sagte er zornig in englischer Sprache: 

»Was gibt es da zu starren, Mister?«

Von dem Hinauswurf hatte niemand sonst Notiz genommen. Das schien hier etwas Alltägliches zu sein. Auch Joe Englund war weitergegangen und drehte sich erst jetzt um. »Tanzt nur beide an!«, kam die prompte Herausforderung des Fremden, der blitzschnell erfasst hatte, dass Ted und Joe zusammengehörten. »Kommt nur, damit ich euch was auf die Köpfe gebe – oder verschwindet und lasst mich in Ruhe!«

Joe Englund kniff die Lider zusammen. In seinem von Sonne und Wind gebräunten Gesicht bewegte sich kein Muskel.

»Halt, Joe, keinen Streit!«, sagte Ted Porter, der seinen Begleiter nur zu gut kannte.

Ted Porter wollte verhindern, dass der Fremde Bekanntschaft mit Joes Fäusten machte. Der Mann schien in einer verzweifelten Lage zu sein, aus der er keinen Ausweg mehr wusste.

»Geht zum Teufel, ihr beiden!«, kam es über seine Lippen. Zu seinen Worten machte er eine verächtliche Handbewegung, die arrogant, herausfordernd und beleidigend wirkte. Einige Passanten verhielten den Schritt und lachten. Offensichtlich hielten sie Ted und Joe für Feiglinge.

»Sohn«, sagte Ted Porter in seiner gälischen Muttersprache, »du scheinst das Leben satt zu haben und Streit zu suchen, damit dir jemand eine Kugel serviert. Bildest du dir ein, dass mein Partner und ich die richtigen Männer dafür sind? Treib es nicht auf die Spitze, sonst müsste ich dir eine Tracht Prügel verabreichen. Vielleicht fehlte dir das und ließe dich erkennen, dass das Leben zum Wegwerfen zu schade ist. Wie wäre es, wenn du versuchtest, dich vernünftig mit uns beiden zu unterhalten? Schließlich haben nicht wir dich aus dem Saloon geworfen, und es gibt keinen triftigen Grund, deine Wut an uns auszulassen.«

Je länger Ted Porter sprach, desto größer wurden die Augen des Fremden. Er unterbrach den alten Mann nicht, aber zeigte auch nicht die geringste Freundlichkeit.

»Ich habe mit euch beiden nichts zu tun!«, knurrte er rau. »Kümmert euch um eure eigenen Angelegenheiten!«

»Das klingt schon besser«, entgegnete Ted Porter. »Weil wir uns um unsere Angelegenheiten kümmern, müssen wir uns fremde Männer ansehen. Wir sind dabei, noch einige Boys für die Triangel-Mannschaft anzuwerben. – Bist du jemals als Cowboy für irgendeine Ranch geritten?«

»Nein«, sagte der Mann und klopfte den Staub der Mainstreet aus seiner Kleidung. »Sehe ich aus, als hätte ich jemals so etwas getan? Ich habe nicht eine Lassonarbe an den Händen. Was soll also das Gerede, Oldman? Jemand kann auf zehn Schritte Abstand sehen, dass ich nie was mit Rindern zu tun hatte. Ich werde auch kein Cowboy. Hier in Antonio wird es für mich schon einen passenden Job geben.«

Das klang immer noch trotzig, doch schon weitaus ruhiger als vorher. Auf dem Gesicht des Mannes zeigten sich jetzt rote Flecken.

»Ich bin erst vierundzwanzig Stunden hier«, fuhr er nach einer Pause fort. »Was kann man schon in vierundzwanzig Stunden verlangen?«

»In dieser Zeit kann eine Menge geschehen«, erwiderte Ted Porter. »Komm mit, ich lade dich zum Essen und zu einem Drink ein. Schlag mein Angebot nicht aus!«, sagte er, als er das harte Auflachen des jungen Mannes hörte. »Wir sind Landsleute, und ich freue mich immer besonders, wenn ich einem Iren begegne. Ich feiere ein solches Zusammentreffen auf meine Art. Bei gutem Essen und einem Drink lässt es sich besser reden.« »Ted«, mischte sich Joe Englund in das Gespräch, »halt dich nicht länger mit ihm auf! Er scheint einfach nicht begreifen zu wollen, dass es auch Menschen gibt, die keine Dankbarkeit verlangen. Wahrscheinlich sind wir ihm nicht gut genug. Komm also, Ted!« »Cowboy, das reicht!«, schrie der Fremde zornig und warf sich gegen Joe. Der wich geschickt aus und riss seinen Gegner mit einem einzigen Griff herum. Gleichzeitig erkannte er, dass der Mann sich kaum noch auf den Beinen halten konnte.

Joe Englunds geballte Rechte sank herunter. Er konnte nicht gegen einen solchen Mann, kämpfen. Kopfschüttelnd ließ er den Fremden los und sagte:

»Wenn du ein richtiges Essen brauchst, draußen vor der Stadt, im Norden, steht der Küchenwagen der Triangel-Mannschaft. Wir haben einen ausgezeichneten Koch. Solange wir noch hierbleiben, wird er dir etwas zu essen geben. Wenn du danach fit bist, können wir meinetwegen den Kampf austragen.«

Joe Englund wartete keine Antwort ab. Er wandte sich um und ging auf die Schwingtür zu.

»Nun, Sohn, das war ein Angebot«, sagte Ted Porter. »Wie kann man nur in einer solchen Verfassung kämpfen wollen?«

»Ich hole es nach!«, fauchte der andere und machte kehrt. Er bahnte sich eine Gasse durch die Zuschauer und ließ Ted Porter stehen.

Ich habe noch nie einen so ausgehungerten Kerl gesehen, dachte Ted Porter, als er durch die Schwingtür in den Longhorn-Saloon trat. Er ist ein echter Ire. Der Himmel mag wissen, woher er kommt und warum er so lange hungerte. Warum wurde er aus dem Saloon gefeuert? Nun, wenigstens das kann man herausfinden. 

Ted steuerte auf die breite Mahagonitheke zu, an der sich Joe bereits aufgestellt hatte.

Dort fand auch er einen Platz zwischen den Männern.

»Du lernst es nie, Oldman«, sagte Joe trocken. »Die echten Iren sind irgendwo aus der Hölle gekommen. Sie sind selbst dann noch böse, wenn sie vor Hunger umfallen.« Ungefragt sagte der Keeper, der ihnen einen doppelstöckigen Whisky servierte: »Wenn ihr den Bleichen meint – der versuchte, mir einen Apfelkuchen aus der Küche zu stehlen. Ich selbst erwischte ihn und warf ihn hinaus. Weiß der Himmel, was für Kerle aus dem Osten kommen. Der Bursche fiel mir sofort auf, als er sich an der Theke vorbei zur Küche verdrückte. Ich habe mir das Kerlchen gepackt und an die Luft gesetzt. Wir Iren machen kein langes Theater.«

»Du hast einen Iren auf die Straße gesetzt«, knurrte Ted Porter auf Gälisch.

Der Keeper riss überrascht seinen Mund auf. Dann hieb er mit der Faust auf die Theke.

»Wenn ich das geahnt hätte!«, keuchte er. »Er hätte den Apfelkuchen essen und obendrein noch eine Stelle als Tellerwäscher bekommen können. Warum hat er nur den Mund nicht auf gemacht? Warum hat er sich nicht einmal gewehrt, als ich ihn hinauswarf?«

»Weil er ein Ire ist!«, erwiderte Ted Porter grinsend, setzte das Whiskyglas an die Lippen und ließ das Getränk in sich hineinlaufen.

Joe Englund musterte die Männer an der Theke und an den Tischen. Sogar ein paar echte Cowboys waren hier. Es gab aber auch einige Männer, die ihm recht zweifelhaft erschienen. An einem Tisch saßen einige Viehkäufer und pokerten. Die Aussicht, in diesem Saloon einen Mann für die Triangel-Crew anzuwerben, war gering. Es gab keinen, den Joe Englund sich für die Mannschaft gewünscht hätte.

»Es wird schwer sein, noch jemanden zu finden«, brummte er, »und ich glaube kaum, dass der Boss mehr Glück hat als wir. Dabei müssen wir unbedingt weg. Mit der Herde in Stadtnähe zu bleiben, kostet zu viel. Sem Baldwin, unser Boss, ist auch nicht gerade reich.«

»Egal was kommt, wir treiben noch einige Männer auf!«, sagte Ted Porter grimmig. »Ich scheue mich nicht, sie stockbetrunken aufzulesen. Ohne Erfolg kehren wir nicht zur Herde zurück.«

Der Keeper horchte interessiert auf.

»Wenn es weiter nichts ist«, sagte er. »Im Nebenraum schläft Marlon Bailey seinen Rausch aus. Er ist augenblicklich stellungslos und sucht einen Job. Er hat nur den Nachteil, dass er besonders jähzornig ist, und wenn er ans Trinken kommt, hört er erst auf, wenn er Pferd, Zaumzeug und Sattel versoffen hat. Jeder Mensch hat seine schwachen Seiten, aber Bailey hat eine Menge davon. Sonst soll er jedoch ein verlässlicher Treiber sein und von der Arbeit an den Rindern eine Menge verstehen.«

»Das ist unser Mann, wecken wir ihn!«, bestimmte Ted Porter.

Der Keeper wehrte heftig ab.

»Nur nicht wecken, er ist noch zu betrunken! In diesem Zustand ist Marlon Bailey verdammt ungnädig. Hinterher geht er nur ungern zum Stiefelhügel, um ein Gebet für den Mann zu sprechen, der es wagte, ihn zu. wecken.«

»Ein Teufelskerl!«

»Ja, Oldman«, gab der Keeper zu. »Wenn er anders wäre, würde er in festen Händen sein, und kein Ranchboss entließe ihn, wo man Treiber wie Stecknadeln in einem Heuhaufen sucht. Ich hätte euch lieber nicht auf den Burschen aufmerksam machen sollen.« »Trägt er zwei Revolver?«

»Nur einen, den aber so tief geschnallt, dass man ihn sofort als Revolvermann einstuft. – Darf ich noch einmal eingießen?«

Kaum waren die Gläser gefüllt, als aus dem Nebenraum eine Bassstimme brüllte: »Zum Teufel, wo bleibt mein Whisky?«

Es klirrte, schepperte und polterte, als würde der ganze Bau eingerissen. Die Männer an der Theke und an den Tischen drehten die Köpfe zum Nebenzimmer.

Die Tür wurde aufgerissen, und im Rahmen erschien eine mächtige, gorillahafte Gestalt. Die Männer im Saloon bekamen keinen schlechten Schrecken. Die kleinen, unter buschigen Brauen liegenden Augen Marlon Baileys waren blutunterlaufen. Mit wiegenden Schritten kam er näher. Einige Männer wichen sofort zur Seite. Nur zwei blieben auf ihrem Platz: Joe Englund, der Vormann der Triangel-Mannschaft, und Old Ted Porter. Die beiden schienen den Warnlauten des Keepers keine Beachtung zu schenken. Sie taten so, als sei Marlon Bailey nicht vorhanden.

»Wenn das Bailey ist, Joe, müssen wir ihn unter allen Umständen einstellen. Wir haben mit ihm nicht nur einen Mann, sondern gleich ein halbes Dutzend«, flüsterte Ted Porter.

»Er ist aber auch so gefährlich wie ein halbes Dutzend Banditen«, erwiderte Joe ebenso leise. Er schaute nicht zur Seite, als sich schwere Schritte näherten. Jäh wurde er von einer Riesenpranke an der rechten Schulter gefasst.

Joe Englund hatte einen Augenblick das Gefühl, als würde seine Schulter in einen Schraubstock gepresst. Er war versucht herumzufahren und dem Gorilla die Faust ins Gesicht zu schlagen, doch er beherrschte sich und blieb wie ein Baum stehen.

»Freund, du bist der Erste, der nicht gleich in die Knie geht«, tönte die Bassstimme an sein Ohr. »Das gefällt mir! Ich werde deshalb dein Glas auf dein Wohl leertrinken.«

Mit der Linken fischte er Joes Glas von der Theke, dann wurde das leere Glas zurückgestellt und Ted Porters Glas geangelt.

»Eine Flasche für den Gent!«, sagte Joe zu dem Keeper und hoffte, dass sich die Pranke von seiner Schulter lösen würde.

»Für mich?«, fragte Marlon Bailey.

»Für dich!«

»Wozu diese Großzügigkeit?«, klang es lauernd zurück. »Brauchst du Hilfe? Soll ich dir jemanden aus dem Wege räumen? Ist etwa Bill Skriver mit seiner Mannschaft hinter dir her?«

»Wer ist Bill Skriver?«, fragte Joe.

Nicht nur Bailey lachte, sondern auch alle anderen.

»Er kennt Bill Skriver, den Schrecken des Chisholm-Trails, nicht!«, staunte Marlon Bailey. »Aus welcher Ecke von Texas kommst du eigentlich? In dieser Stadt singt man von Bill Skriver. Wenn sein Name ertönt, verstecken sich die Feiglinge, und die Mütter rufen ihre Kinder in die Häuser. Du willst nicht einmal den Namen kennen? Dieser Bursche hat selbst mir übel mitgespielt. Schau dir diese Narbe an! Er zog mir seine Reitpeitsche durchs Gesicht. Es hätte nicht viel gefehlt, dann wäre mein linkes Auge futsch gewesen.

---ENDE DER LESEPROBE---