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In einer schicksalshaften Nacht wird Leo Adams entführt und gezwungen, einer Gruppe von Vampiren als unfreiwilliger Blutspender zu dienen. Es ist ein hartes Leben, und er bezweifelt, dass er noch lange durchhalten wird, was ein Teil von ihm gar nicht so schlimm findet. Doch eines Tages bietet ein unerwartetes Ereignis Leo die Möglichkeit zur Flucht, und er begegnet dem Löwenwandler Maddox. Maddox weiß nicht so recht, wer ihm da in die Arme gefallen ist, doch er weiß, dass Leo etwas Besonderes ist. Als sie einander näherkommen, ist er bereit, Leo mit Krallen und Zähnen zu verteidigen, und wenn das bedeutet, es mit einem ganzen Clan von Vampiren aufzunehmen, dessen Anführer Leo zurückhaben will, wird er eben genau das tun. Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht innerhalb der übergreifenden Handlung auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein. Länge: rund 41.700 Wörter
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Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Epilog
ÜBER DEN AUTOR
LESEPROBE:
Blood of a Leo: Blut eines Löwen
In einer schicksalshaften Nacht wird Leo Adams entführt und gezwungen, einer Gruppe von Vampiren als unfreiwilliger Blutspender zu dienen. Es ist ein hartes Leben, und er bezweifelt, dass er noch lange durchhalten wird, was ein Teil von ihm gar nicht so schlimm findet. Doch eines Tages bietet ein unerwartetes Ereignis Leo die Möglichkeit zur Flucht, und er begegnet dem Löwenwandler Maddox.
Maddox weiß nicht so recht, wer ihm da in die Arme gefallen ist, doch er weiß, dass Leo etwas Besonderes ist. Als sie einander näherkommen, ist er bereit, Leo mit Krallen und Zähnen zu verteidigen, und wenn das bedeutet, es mit einem ganzen Clan von Vampiren aufzunehmen, dessen Anführer Leo zurückhaben will, wird er eben genau das tun.
Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht innerhalb der übergreifenden Handlung auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein.
Länge: rund 41.700 Wörter
DAWN H. HAWKES
Blood of a Leo: Blut eines Löwen
Solomons Rudel 1
Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene
ME AND THE MUSE PUBLISHING
www.meandthemuse.com
Copyright © der englischen Originalausgabe „Blood of a Leo“:
Dawn H. Hawkes
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe und veröffentlicht von:
Me and the Muse Publishing – Sage Marlowe
Hohenstaufenring 62, 50674 Köln, 2018
Copyright © Cover Design: Sinfully Sweet Designs
Übersetzt von: Sage Marlowe
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Widmung
Ich möchte dieses Buch meiner besten Freundin Liv widmen. Während einer Unterhaltung mit ihr kam mir die Idee für den Titel zu diesem Buch.
Während der letzten paar Monate hatte Leo seinen Überlebenswillen verloren. Er besaß nicht länger die nötige Kraft. Sein Leben war nie besonders toll gewesen, aber wenigstens hatte es ihm gehört. Dann waren die Vampire gekommen, und Leo hatte keine Chance gehabt. Er war nicht stark genug gewesen, um sich ihnen zu widersetzen, als sie ihn eingefangen hatten, und jetzt zu fliehen, blutleer und mit blauen Flecken übersät, würde auch nicht einfacher sein. Warum sollte er es überhaupt versuchen?
Leo war es schwindelig und er bemühte sich, die Geräusche des sich nährenden Vampirs auszublenden, ebenso wie die Empfindungen. Die Kreatur hatte ihre Fänge tief in Leos Halsschlagader versenkt und saugte eine große Menge seines Blutes aus ihm heraus. All das verursachte Leo Übelkeit: die schlürfenden Geräusche, das saugende Ziehen an seinem Hals. Ausnahmsweise nahm er es den Vampiren einmal nicht übel, dass sie ihm solch magere Mahlzeiten vorsetzten. Hätte er in den vergangenen Stunden etwas gegessen, wäre ihm das Essen jetzt wieder hochgekommen.
Der Vampir würde seine Mahlzeit bald beenden, aber für Leo endete die Qual nie schnell genug. Als der Schmerz stärker wurde, anstatt nachzulassen, wand Leo sich auf dem schwarzen Ledersofa. Er wollte sich nur in einer Ecke zusammenrollen und sterben. Alles wäre besser, als sein Leben als eine Nahrungsquelle zu verbringen.
Leo konnte kaum atmen, und die stickige Luft im Raum machte es nicht besser. Menschen brauchten Blut, um funktionieren zu können, damit der Sauerstoff durch ihre Körper transportiert wurde, und wegen des scheinbar endlosen Saugens des Vampirs – das in Wahrheit vermutlich nur eine oder zwei Minuten dauerte – gingen Leos Vorräte zur Neige. Mehrere kleine Punkte erschienen vor seinen Augen, als er spürte, wie sein Körper zu versagen drohte. Die Vampire tranken immer viel, aber irgendwie gelang es ihnen, genug in ihm übrig zu lassen, um kein Herzversagen auszulösen.
Er erinnerte sich an die ersten paar Male, als sie sein Blut getrunken hatten; damals hatte er geschrien, bis er vor Schmerz das Bewusstsein verlor. Jetzt, auch wenn es noch immer wehtat, gaben sie ihm unmittelbar vor und manchmal auch nach den Fütterungen Drogen, und wirbelnde Streifen in Pink und Gelb versuchten ihn zu trösten, während sie ihm wieder einmal den Tod vorenthielten.
Jedes Mal, wenn die Vampire von ihm tranken, betete er, dass sie nur ein wenig zu viel nehmen würden. Er würde endlich in Frieden ruhen können und das Leben nach dem Tode erreichen. Leider mischte sich sein Master immer ein und riss sie von ihm weg, bevor sie zu weit gehen konnten. Jedes verdammte Mal. Und sie stellten immer sicher, ihn mit Medikamenten vollzupumpen, damit sich sein Blutvorrat regenerierte.
Beinahe jeder Spender der Vampire hatte einen Master, der sich am häufigsten von ihnen nährte und sie wie Haustiere hielt, um jegliche Bedürfnisse zu befriedigen, die der Master hatte. Es war ekelerregend, und Leo konnte nicht verstehen, dass manche Leute sich freiwillig in diese Hölle begaben. Das waren allerdings nicht viele, was wiederum schade war. Ansonsten würden die monströsen Vampire keine Leute kidnappen. Oder vielleicht würden sie es doch tun, einfach nur, weil sie es konnten.
Leo vermisste die Zeit, als er geglaubt hatte, Vampire würden nicht existieren – als sie noch Fantasiegestalten aus Filmen und Büchern waren. Herauszufinden, dass es nicht so war, ließ ihn bereuen, dass er jemals Vampirfilme gemocht hatte.
Eines Nachts war er auf dem Weg zurück zu seiner Wohnung gewesen, als sie ihn entführt hatten und sein Leben als Blutspender begann. Zuerst hatte er geglaubt, er hätte einen Nervenzusammenbruch erlitten, doch letzten Endes hatte er diese neue Realität akzeptieren müssen. Eine Realität, in der es Monster gab. Er wusste, dass in der Stadt Leute verschwanden. Es verschwanden immer Leute. Jetzt kannte er einen der Gründe dafür.
Meistens wurden die Spender nur als Blutquelle benutzt, aber nicht immer. Vampire rümpften für gewöhnlich die Nase über Sex außerhalb ihrer eigenen Spezies, aber es interessierte nicht wirklich einen von ihnen, wenn jemand einen der Spender für seine anderen Bedürfnisse benutzte.
Leos erster Master, Kerrigan, war selbst nach Vampirmaßstäben ein brutales Ungeheuer gewesen – jemand, den es anmachte, ihn zu missbrauchen, während er sich nährte, bis Leos Körper übel zugerichtet war und Leo um den Tod bettelte. Leo hatte Tränen der Erleichterung vergossen, als Kerrigans Stellvertreter, Mika, eines Tages verkündet hatte, dass Kerrigan bei einem seiner Streifzüge von Feinden getötet worden war. Diese Nachricht machte ihn so glücklich, wie er während seiner Gefangenschaft noch nie gewesen war.
Aufgrund einer seltenen Süße seines Blutes war Leo ein gefragter Spender und Mika an dem Tag übergeben worden, als der Vampir die Herrschaft über die Bluttrinker übernommen hatte.
Leo hatte ungefähr ein Dutzend Vampire auf dem Anwesen gezählt, und obwohl er aus Erfahrung wusste, dass sie stärker waren als Menschen, schienen sie auch immer bewaffnet zu sein. Leo war jetzt seit einigen Monaten dort, und er hatte noch nicht herausfinden können, was ihr eigentliches Ziel war. Sie entführten Leute, um sich von ihnen zu nähren, aber sie entführten auch andere Wesen und setzten sie für scheinbar sinnlose Arbeiten ein.
Er hatte gesehen, dass auf dem Gelände einige Werwölfe festgehalten wurden und sogar ein Hexenmeister. Leo nahm an, dass Kerrigan durch die Hände eines Werwolfs gestorben war. Die gestaltwandelnden Wesen mussten in den Augen der Vampire Feinde sein. Wenn nicht, konnte Leo sich nicht erklären, warum sie so viele Wölfe gefangen hielten.
Mika stand in dem Ruf, genauso grausam zu sein wie Leos vorheriger Master, entpuppte sich aber als etwas weniger gemein. Wenn Mika sich jedoch von ihm nährte, hatte Leo das Gefühl, seine Kehle würde aufgerissen, das Gewebe wurde gedehnt, bis es zu reißen drohte – und das trotz der Drogen, die angeblich eine beruhigende Wirkung auf seinen Körper haben sollten. Verdammt, Mika musste normalerweise seine Dosis erhöhen, wenn er von ihm trank, nur damit Leo nicht so viel schrie, während er versuchte, von dem mit Drogen angereicherten Blut high zu werden.
Wenigstens rührte Mika ihn nie an, außer um ihn zu fixieren, während er trank. Das war sogar die Erniedrigung wert, gelegentlich an einer Leine geführt zu werden – einer richtigen Leine, die Mika zu speziellen Anlässen hervorholte.
„Genug, Tack!“, fauchte Mika und riss den Vampir zurück. Dessen Fänge rissen noch heftiger an Leos Fleisch, als Tack von seinem Blutbeutel weggezerrt wurde.
Leo war kaum noch bei Bewusstsein. Der Vampir hatte eine Menge Blut getrunken, und Leo hatte Schwierigkeiten, hochzukommen. Nicht, dass die Drogen irgendwie helfen würden. Seinen Kopf zu heben fühlte sich an, als würde er Achterbahn fahren, und er bereute die Bewegung sofort. Doch er musste es tun. Sein Mund war trocken, seine Haut juckte und spannte.
Er brauchte Wasser.
Den Arm zum Tisch erhoben, bemühte er sich, das Glas Wasser zu erreichen, das dort auf ihn wartete, aber er konnte sich nicht richtig auf der Couch abstützen und rutschte mit einem dumpfen Geräusch zu Boden. Er wimmerte, konnte sich aber aufrappeln und hielt sich an der Tischkante fest, während er nach dem Getränk griff. Er weinte beinahe, als Mika das Glas umstieß und die kostbare Flüssigkeit verschüttete.
„Du wirst trinken, wenn ich sage, dass du trinken sollst.“ Mika lachte ihn aus.
Tränen brannten in Leos Augen. „Bitte“, krächzte er, kaum lauter als ein Flüstern.
Mika lachte und füllte ein weiteres Glas. Leo beäugte die Flüssigkeit, als sie langsam in das kristallene Gefäß lief. Mika hob es an die Lippen und trank provokativ einen Schluck von dem kühlen Wasser. „Nun, Blutbeutel, wie sehr willst du das hier?“, fragte er.
Leo wollte schluchzen, doch er wusste, dass Tränen Mika nur verleiten würden, ihn noch weiter zu quälen. Auf den Knien kroch er zu dem Vampir und streckte zögerlich den Arm vor ihm aus. Heute Abend würde Mika von ihm trinken, das wusste er, und es war egal, dass Leo schon von Tack fast ausgesaugt worden war.
Der Vampir grinste schief, als er die Spritze aus seiner Innentasche zog und sie mit einer neuen, unbekannten blauen Flüssigkeit füllte. Während er Leos Arm fest gepackt hielt, schob Mika die Nadel in eine von Leos zerstochenen Adern, hinterließ eine weitere kleine Einstichstelle, die zwischen all den anderen verschwand.
„Guter Junge.“ Mika lächelte, als er Leos Hand tätschelte und ihm endlich das Glas an die Lippen drückte.
Leo stöhnte und trank gierig das Wasser. Es befeuchtete seine ausgedörrte Kehle. Auch wenn das Schlucken schmerzhaft war, kam die Flüssigkeit ihm wie Ambrosia vor.
Offenbar in guter Stimmung an diesem Abend, füllte Mika das Glas sogar wieder auf und ließ Leo noch mehr trinken – eine sehr ungewöhnliche Geste.
Als er fertig war, flehte Leos Körper nach Ruhe. Er hatte bei dieser letzten Fütterung so viel durchgemacht – sie war eine Belohnung für einen von Mikas Untergebenen, weil der Informationen beschafft hatte. Details über eine Waffenlieferung, oder etwas in der Art.
Leo begann, sich von der neuen Droge, die Mika ihm gegeben hatte, zunehmend benommen zu fühlen, aber wenigstens half das Wasser ein wenig. Er versuchte, nicht zusammenzuzucken, als Mika ihm das Halsband anlegte.
Kaum imstande sich zu bewegen, protestierte Leo, als Mika aufstand und ihn mit sich zu ziehen begann, wobei das Lederband über die frische Bisswunde kratzte. Nach einem besonders scharfen Ruck an der Leine zerrte der Vampir Leo wie eine Puppe hinter sich her. Leo schnappte nach Luft, als das Halsband sich zusammenzog und ihn würgte. Er bemühte sich, auf die Füße zu kommen, aber Mika ging zu schnell. Irgendwie schaffte er es, halbwegs zu krabbeln, sodass er wenigstens etwas atmen konnte. Mika zerrte ihn durch einen deprimierend düsteren Gang, dessen Boden mit Glasscherben bedeckt war, die in Leos Knie und Handflächen schnitten.
„Ich habe heute Abend Gesellschaft“, informierte Mika ihn. „Wir werden beide von dir trinken, und dann werde ich dich von Shamus für den Rest des Abends in die Höhle bringen lassen.“
Die Höhle war ein kleiner Bereich des Anwesens und lag etwas abseits von den Hauptgebäuden. Wahrscheinlich handelte es sich dabei um eine ehemalige psychiatrische Anstalt. Einige der engen Zellen darin waren mit gepolsterten Wänden ausgestattet, wie die in einem Irrenhaus. Die Leute, die dort festgehalten wurden, waren eine Mischung aus Spendern und nicht-menschlichen Gefangenen.
Leo gefiel es dort, trotz der bewaffneten, fiesen Wachen, die rund um die Uhr anwesend waren. Die Leute dort saßen in demselben elenden Boot wie er. So schrecklich seine Lage auch war, wenigstens war er nicht alleine. Außerdem bedeutete etwas Zeit in der Höhle auch eine Pause von dem ausgiebigen Blutsaugen, aber Mika ließ ihn selten lange dort … außer …
„Wer?“, gelang es Leo hervorzubringen, als er genug Luft geschnappt hatte. Nach dieser Fütterung vorhin bezweifelte er, dass er noch genug in sich hatte, um Mikas Hunger zu stillen, geschweige denn seinen und den einer weiteren Person.
„Wer sie ist, geht dich nichts an“, entgegnete der Vampir. „Sorg nur dafür, dass die Drogen sich für später gut in deinem Körper verteilen.“
Sie? Scheiße! Bitte, bitte, lass es nicht Christa sein. Sie nahm immer zu viel, zu schnell, und riss an seinem Hals wie eine hungrige Fledermaus auf Steroiden.
Leo verlor wieder den Boden unter den Füßen, aber dieses Mal nicht wegen dem Gezerre an der Leine, sondern weil das neue Zeug, das Mika ihm verabreicht hatte, seine höllische Wirkung entfaltete. Irgendwo knurrte irgendwer, und Leo spürte, wie er vom Boden hochgehoben wurde, was einen Wirbel aus Farben und ein Gefühl der Schwerelosigkeit über seine Sinne hereinbrechen ließ.
Obwohl er an die seltsamen Wirbel und Farben gewöhnt war, schienen sie jetzt auf ihn einzustürmen, schnitten ihn wie Messer, als sie durch die Luft zischten. Leo glaubte zu schreien, doch dann hörten die Farben auf, auf ihn zuzurasen, und alles wurde schwarz.
In dieser Nacht würde Mika sein High bekommen, während die Droge weiter durch Leos Körper strömte.
* * * *
Leos Kopf tat höllisch weh, als er wieder zu sich kam. Er fühlte sich, als hätte ihm jemand einen zwei Tonnen schweren Amboss über den Schädel gezogen. Er öffnete die Augen und versuchte sie zu fokussieren, aber alle Linien waren verschwommen und die Farben blieben unscharf, verschmolzen miteinander und lösten Übelkeit aus.
„Oh wie fein, es lebt noch“, sagte eine schrille weibliche Stimme irgendwo vor ihm.
Leo zuckte zusammen. Er kannte diese Stimme, und an diesem Punkt angelangt, wünschte er sich beinahe seinen ehemaligen Master zurück … aber auch nur beinahe.
„Gott sei Dank. Ich stehe überhaupt nicht auf Aas.“
Leo schrie, als spitze Nadeln seinen bereits verletzten Hals durchdrangen und an ihm zerrten. In Gedanken sah er sich selbst als eine hilflose Antilope und das hungrige Raubtier, Christa, riss ihm die Kehle heraus, um sein Fleisch zu verschlingen.
Er versuchte verzweifelt, die Frau von sich zu stoßen, kratzte sie und zog an ihren Haaren, aber sein Widerstand war zwecklos. Er konnte Mikas unverkennbares Lachen hören, als die Welt um ihn herum zum zweiten Mal an diesem Tag in Dunkelheit versank.
Leo versuchte, das Wasser zu schlucken, das seine Kehle hinunterlief, aber es geriet in die falsche Röhre. Jemand half ihm, sich aufzusetzen, stützte ihn und klopfte ihm auf den Rücken, als er zu husten begann.
„So ist gut, Leo, spuck es aus.“
Caseys Stimme war beruhigend wie immer. Der lockere Ton tröstete ihn, während er richtig zu sich kam. Leo war mehr als dankbar dafür, in der Höhle aufzuwachen.
„Bist du okay, Leo?“, fragte eine zweite, viel tiefere Stimme.
Er schaute auf und erkannte in der verschwommenen Gestalt Zane. Die pure Größe des unscharfen Schattens bestätigte es schon. Ungefähr doppelt so groß wie Casey, zumindest in der Breite, mit massigen Schultern und Muskeln, über die sich sein graues T-Shirt spannte. Zanes dunkelbraune Haare passten zu seinen ebenso dunklen Augen, von denen eins goldene Flecken zu haben schien.
„Ichag …“ Leo versuchte zu sprechen, aber seine Stimme versagte. Die Wirkung der Drogen ließ langsam nach. Normalerweise gaben sie ihm nach solchen Nächten eine zusätzliche Dosis Medikamente – um seinen Blutvorrat wieder aufzufüllen und zu verhindern, dass sein Körper einen Schock erlitt. Die Mischung aus Drogen und Blutverlust machte ihm schwer zu schaffen. Er versuchte sich zu räuspern, obwohl es schien, als würde etwas feststecken, ein Fellknäuel vielleicht oder ein Fangzahn.
„Casey, gib ihm noch etwas Wasser. Ich werde ihn stützen, damit er sich nicht wieder verschluckt.“ Zane zog Leo an seine Brust, sodass das Wasser nicht wieder in die falsche Röhre geriet, und zusammen halfen Casey und er Leo, fast eine ganze Flasche zu leeren, bevor er keine Flüssigkeit mehr hinunterbringen konnte.
Obwohl er auch ein Spender war, war Casey etwas Besonderes. Er war schon etwa ein Jahr länger dort als Leo, was für einen Spender ungewöhnlich war. Selbst Leo hielt schon länger durch als die meisten Spender, und ihm fehlten noch drei Monate, bis das Jahr voll war.
Einer der Gründe für Caseys langes Leben war die Tatsache, dass die Vampire ihn kaum anrührten, außer um ihm gelegentlich Blut abzunehmen, und dann auch nur während des Vollmonds, wenn sein Blut angeblich am stärksten war.
Casey war ein Hexenmeister. Die Vampire glaubten, dass die Kraft seiner Magie nicht nur durch sein Blut bedingt war, sondern auch mit seiner Jungfräulichkeit zusammenhing. Es gab den strikten Befehl, jeden zu töten, der ihn zu missbrauchen versuchte – eine Todesstrafe, die kein Vampir riskieren wollte. Nun … sie wollten es wahrscheinlich schon tun, hielten ihr Verlangen aber unter Kontrolle.
Casey war schlank und von durchschnittlicher Größe, mit Haaren, die so hell waren, dass das Blond im Sonnenlicht weiß zu sein schien, wobei sie in der Höhle nicht sehr viel Sonnenlicht abbekamen. Seine Augen hatten eine wunderschöne türkise Farbe, die Leo noch nie zuvor gesehen hatte, und es war leicht, von ihnen gefesselt zu sein. Nicht, dass er wirklich Leos Typ gewesen wäre …
Leo beneidete ihn, aber Caseys Leben war alles andere als perfekt.
Auch wenn Leo Zane wegen seiner Größe und manchmal üblen Laune für furchteinflößend hielt, wusste er, dass der Hüne ein guter Mann war und ihm viel an Casey lag. Er hatte sogar gehört, wie er Casey gelegentlich als seinen Gefährten bezeichnete.
Zane war ein Tier – ein Gestaltwandler – aber Leo wusste nicht wirklich, zu welcher Art er gehörte. Er hatte nie gefragt. Leo wusste, dass die Vampire ihn nicht als Spender benutzten, weil sie sein Blut als verseucht und nicht genießbar betrachteten. Stattdessen wurde Zane gehalten, um körperliche Arbeit zu verrichten.
Obwohl Leo nicht viel über Wandler wusste, war ihm bekannt, dass sie durch ihre Instinkte gesteuert wurden. Leo konnte erkennen, wie sehr es Zane zu schaffen machte, dass er mit Casey nicht in jederlei Hinsicht zusammen sein konnte, aber das zu tun wäre wirklich sehr, sehr schlimm. Falls Casey seine Jungfräulichkeit verlieren sollte, wäre er für alle Vampire auf dem Anwesen Freiwild, und Zane würde auf keinen Fall die Sicherheit seines Gefährten gefährden. Mika benutzte dieses Wissen, um den großen Wandler zu kontrollieren, aber zumindest konnten die beiden so zusammenbleiben.
Leo zweifelte nicht daran, dass sich die Vampire, wenn Casey nicht länger unberührt wäre, innerhalb von Sekunden über ihn hermachen würden, um ihn auszusaugen und zu missbrauchen. Schließlich war er ein sehr hübscher Mann. Nicht, dass Leo das jemals laut sagen würde. Zumindest nicht innerhalb von Zanes Hörweite.
„Wie … l-lang?“ Leo schaffte es endlich, sich aus eigener Kraft aufrecht zu halten. Er hatte das Wasser dringend gebraucht, aber es zu schlucken hatte ihm Schmerzen im Hals bereitet. Er begann wieder zu husten, als er sprach. Ihm fiel auch auf, dass er einen Verband am Hals hatte. „Christa …“
„Ja, das dachten wir uns, als Shamus dich vor zwei Tagen hier reingeworfen hat.“ Zane seufzte. „Mika war nicht glücklich. Offenbar hattest du zu wenig Blut in dir. Das verdammte Arschloch. Wir dachten für einen Moment, wir hätten dich verloren, aber Mika ließ seine Handlanger reinkommen und dir mehr von diesem Zeug für dein Blut verabreichen.“ Zane hob ihn mühelos hoch und beförderte ihn auf eine der ramponierten Matratzen in der Ecke des Zimmers, wo er seinen Kopf mit einem zusammengerollten T-Shirt abstützte. „Sieht aus, als hätten sie gerade noch rechtzeitig gewirkt. Du solltest versuchen, dich auszuruhen, und wir werden sehen, ob wir dir etwas zu essen besorgen können, wenn du wieder aufwachst.“
Casey wischte sich das Gesicht mit einem Lappen ab. „Ich habe es mit einem Heilzauber versucht, aber ich konnte nur die Blutung stoppen.“ Er biss sich auf die Lippe und seine Stimme klang angespannt. „Schon lustig, nicht wahr? Ich kann Leute mit einem einzigen Gedanken lähmen, aber ich kann kaum genug Magie sammeln, um jemanden zu heilen, der sich an einem Blatt Papier geschnitten hat.“
Leo fühlte mit dem Hexenmeister. Die Tatsache, dass Casey überhaupt über magische Kräfte verfügte, erstaunte ihn, aber er wusste, dass es dafür einen Preis zu bezahlen gab.
„Ist schon in Ordnung, mir geht es gut.“ Leo war froh, dass er wieder richtig sprechen konnte, auch wenn sich seine Kehle rau anfühlte. „Außerdem, wenn unsere Kräfte anders verteilt wären, bezweifle ich, dass sie dich auch nur halb so nützlich finden würden wie jetzt. Sei froh über deine Kräfte, Casey. Eines Tages wird diese Gabe dich hier rausbringen.“
Leo musste daran glauben. Casey und Zane hatten etwas, von dem er nur träumen konnte. Er wusste, dass er wahrscheinlich nicht mehr lange durchhalten würde, und eines der Dinge, wegen denen er sich besser fühlte, war sein Glaube daran, dass seine Freunde irgendwann die Hölle verlassen würden, in der sie lebten.
„Da bin ich nicht so sicher, Leo. Es ist nicht so, als könnte ich mit diesem dummen Ding an meinem Arm irgendetwas Bedeutendes tun.“ Ein silbernes Armband schmiegte sich eng an Caseys Handgelenk. Es schien so unbedeutend zu sein, aber Leo wusste, dass die Vampire es einsetzten, um seine Kräfte zu kontrollieren.
„Eines Tages werden wir von hier verschwinden. Du wirst schon sehen“, beharrte Leo. Wenn sie ihn schon nicht sterben ließen, musste er darauf hoffen, dass er eines Tages auch aus den Klauen der Vampire befreit werden würde.
Caseys Lächeln war beinahe überzeugend. „Warum ruhst du dich nicht ein wenig aus? Jetzt, da du wieder zu dir gekommen bist, nehme ich an, dass Mika dich bald wiederhaben will.“
„Hm, ich hätte schlafen können, ohne daran erinnert zu werden …“
„Tut mir leid.“ Casey verzog das Gesicht. „Versuch einfach, dich etwas auszuruhen.“
* * * *
Leo blieb nur etwa ein halber Tag zum Ausruhen, bevor Mika sich wieder zeigte, und er sah nicht begeistert aus über Leos lange Erholungszeit. Dabei war es wohl kaum Leos Schuld, dass Mika eine Schwäche für diese blutrünstige Ziege hatte. Gerüchten zufolge war Christa mehr als einem Spender zum Verhängnis geworden.
Leo hatte kaum etwas essen können, bevor er vom Boden hochgerissen und zur Tür hinausgeschoben wurde. Die Wachen hielten den knurrenden Zane zurück, indem sie eine Waffe auf Casey richteten.
„Das hat ja lange gedauert“, brummte Mika, als Leo herauskam. „Ich musste mich mit einem Spender von einem meiner Lieutenants begnügen. Der Kerl stank nach Knoblauch, und ich mag überhaupt kein italienisches Essen.“
Leo kämpfte gegen den Drang an, zu lachen. Die Tatsache, dass jemand tatsächlich an die alten Mythen über Vampire und was sie fernhielt glaubte, war fast lustig. Er hoffte nur, dass der arme Mann dafür nicht bestraft worden war. So wie er Mika kannte, wahrscheinlich schon.
Soweit Leo wusste, hatten die Vampire nur sehr wenige Schwächen, wenn überhaupt.