BNE in der Kita -  - E-Book

BNE in der Kita E-Book

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Beschreibung

Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) ist in aller Munde. Doch, was ist BNE eigentlich und und wie lässt sie sich konkret in der Kita umsetzen? Michael Brodowski, Professor des Masterstudiengangs für Netzwerkmanagement Bildung für eine Nachhaltige Entwicklung an der Alice-Salomon-Hochschule in Berlin, ordnet als Herausgeber dieses Werkes, das für die Kita-Praxis oftmals diffus erscheinende Feld der BNE. Neben einer umfassenden theoretischen Einordnung werden konkrete praktische Beispiele und Modelle aus und für Kitas dargestellt.  

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© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2022

Alle Rechte vorbehalten

www.herder.de

Covermotiv: © freepik / AdobeStock

Fotos: siehe Bildnachweis

Coverkonzeption und Layout: Uwe Stohrer, Freiburg

Umschlaggestaltung, Satz & Gestaltung: Arnold & Domnick, Leipzig

Lektorat: Julia Pirschl, Freiburg

Konvertierung: Newgen Publishing Europe

Aus Umweltschutzgründen wurde dieses Buch ohne Folie produziert.

ISBN E-Book (EPUB) 978-3-451-81624-6

ISBN E-Book (PDF) 978-3-451-82348-0

ISBN (Print) 978-3-451-39075-3

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Innentitel

Inhaltsverzeichnis

Informationen zum Buch

Impressum

Inhalt

Michael Brodowski

Was Bildung für eine Nachhaltige Entwicklung (BNE) ist und was sie für Kitas sein kann – eine Einführung

Kapitel 1

Einordnung „Was ist eigentlich Bildung für eine Nachhaltige Entwicklung (BNE)?“

Michael Brodowski

Das Weltaktionsprogramm BNE und Ergebnisse der Expert*innengruppe Frühpädagogik

Pia Paust-Lassen

Netzwerke im Weltaktionsprogramm BNE

Kapitel 2

Theoretische und gesellschaftliche Exkurse

Michael Brodowski

Lerntheoretische Einordnung einer Bildung für Nachhaltige Entwicklung

Stephan Köster

Gesellschaft, Transformation und Kindertagesstätte

Judith C. Enders und Amanda Groschke

Ästhetische Forschung im Kontext von BNE in der Kita

Jens Hübner

Leiten und Führen einer Kita mit Schwerpunkt BNE

Mandy Schulze

Soziale Netzwerke sichtbar machen – ein Beitrag zur Bildung für Nachhaltige Entwicklung und zur Professionalisierung

Rainer Pitschas und Günter Thiele

Nachhaltigkeit der frühkindlichen und jugendspezifischen Bildung durch Sport und Spiel – eine institutionelle Perspektive

Kapitel 3

Praktische Beispiele und Modelle

Michael Brodowski

Bildung für eine Nachhaltige Entwicklung (BNE) im Studium der Kindheitspädagogik verankern – das Beispiel Master Netzwerkmanagement BNE Schwerpunkt Kindheitspädagogik

Melanie Evans-Eichhorst

Duale Ausbildung und BNE aus Trägerperspektive

Vera Oostinga

Naturerleben – sich selbst begegnen – Nachhaltigkeit spüren. Wie Aufenthalte in der Natur die Persönlichkeit stärken und Nachhaltigkeit erlebbar machen

Pia Paust-Lassen

Kindertagesstätten nachhaltig gestalten

Inka Seidel-Grothe

Zeit für eine neue Haltung – Tiergestützte Pädagogik und Bildung für eine Nachhaltige Entwicklung (BNE)

Kapitel 4

Projekte zum Nachmachen

Ingrid Miklitz

Nachhaltigkeit mit Kindern leben – wertebasierte Pädagogik in der Kita

Ingrid Miklitz

Auf dem Weg zur plastikfreien Kita

Jasmin Geisler

Die faire Kita

Regina Bestle-Körfer

Waldbaden mit Kindern – Achtsamkeit in der Natur

Heide Bergmann

Urban Gardening mit Kindern – Nachhaltige Gartenprojekte für die Kita

Karin Wirnsberger

Ein Blick über den Tellerrand

Melanie Evans-Eichhorst

„Virtuelles Wasser“ und „Ökologischer Fußabdruck“ – als Einstieg in das Thema Bildung für Nachhaltige Entwicklung

Melanie Evans-Eichhorst

Spurensuche im Supermarkt – oder woher kommt das Obst?

Melanie Evans-Eichhorst

Mitmach-Projekt „Klimaschützer – nachhaltige Mobilität im ländlichen Raum“

Melanie Evans-Eichhorst

Windenergie von „0 bis 99 Jahren“

Melanie Evans-Eichhorst

Was raschelt da in der Hecke?

Susanne Sombert und Melanie Evans-Eichhorst

Der Blattwichtel – Photosynthese für Kita-Kinder erfahrbar machen

Anhang

Über die Autor*innen

Bild- und Quellennachweis

Michael Brodowski

Was Bildung für eine Nachhaltige Entwicklung (BNE) ist und was sie für Kitas sein kann – eine Einführung

Auf den Grundlagen der Agenda 21 – global denken, lokal handeln – fußt der Gedanke, wie man nachhaltige Entwicklung weltweit und flächendeckend umsetzen kann. Wie ändert man also ggf. eine gewachsene Handlungsperspektive, die eben nicht nachhaltig ist? Wie schafft man nachhaltige Alternativen, die es lohnt, auszuprobieren? Wie kann es gelingen, all die bereits vorhandenen Ansätze zu einem mentalen Modell einer nachhaltigeren Welt zu bündeln? Wie kann Ökologie, Ökonomie, Soziales, Politik und Kultur so zusammenwirken, dass für alle auf dieser Erde eine nachhaltige Gegenwart und Zukunft möglich ist?

Der Weg, diese wesentlichen, existentiellen Fragen auch nur ansatzweise zu beantworten, ist Bildung für eine Nachhaltige Entwicklung. Dahinter steht die Einsicht, dass Lernen über Erfahrungen zu Veränderungen führen kann, die so tiefgreifend sind, dass ein Umdenken und damit eine Entwicklung hin zur Nachhaltigkeit möglich werden. Dabei ist „Nachhaltige Entwicklung […] eine Entwicklung, die die Lebensqualität der gegenwärtigen Generation sichert und gleichzeitig zukünftigen Generationen die Wahlmöglichkeit zur Gestaltung ihres Lebens erhält“, wie es die Brundtlandkommission 1987 formulierte. Nachhaltige Entwicklung hat vier Dimensionen: Ökonomische und ökologische, soziale und kulturelle Aspekte müssen dabei zusammenfließen.

Im Sinne dieses Leitbilds ist es eine gesellschaftliche Aufgabe, die natürlichen Lebensgrundlagen für jetzige und folgende Generationen in der einen Welt zu bewahren und einen Beitrag zu sozialer Gerechtigkeit und kultureller Vielfalt zu leisten.

Dabei ist die Begrifflichkeit der Nachhaltigkeit kein neues Phänomen. Eine ähnliche Erkenntnis erlangten Forstarbeiter und Forstwissenschaftler bereits im 18. Jahrhundert, als Wälder für wachsende Ansiedlungen und zunehmende Metallverarbeitung abgeholzt wurden. In der Forstwirtschaft hatte man schon die Erkenntnis, dass sich der Wald nur dann dauerhaft nutzen lässt, wenn der Holzeinschlag und die Aufforstung in einem ausgewogenen Verhältnis stehen und der Wald wieder nachwachsen kann, so dass auch spätere Generationen, also unsere Kinder und Enkel, noch genügend Holz ernten können. Auch Alexander von Humboldt erkannte die Zusammenhänge der Natur im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung, auch wenn er nicht den Begriff selbst prägte. Bei seinen Forschungen in Südamerika stellte er immer wieder fest, wie die einzelnen Elemente etwa des Regenwaldes miteinander verbunden sind und wie empfindlich das Ökosystem auf Veränderungen reagiert: Veränderungen durch den Menschen zogen dabei, damals noch unbeachtete, Folgen nach sich, die Humboldt aus einer eher ganzheitlichen Perspektive beobachtete und dokumentierte.

Die nachhaltige Entwicklung und Zukunftsfähigkeit zielt darauf ab, dass die Menschheit nur so viel verbrauchen darf, wie im gleichen Zeitraum nachwächst oder auf andere Weise wiederhergestellt wird. Die Forstwirtschaft hat daraus gelernt und ihr Prinzip grundlegend geändert. Doch wie sieht es auf unserem Planeten aus? Hier scheint dieses Gleichgewicht immer spürbarer aus den Fugen zu geraten.

Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) basiert auf der Erkenntnis, dass unsere derzeitige Art, zu leben und zu wirtschaften, nicht fortgesetzt werden kann, ohne dass ökologische Risiken sowie ökonomische und soziale Ungerechtigkeiten weltweit zunehmen. „Der bereits spürbar stattfindende Klimawandel macht heute schon klar: Wir müssen uns deutlich und schnell umorientieren. Das gelingt nur, wenn viele Menschen gemeinsam im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung handeln. BNE möchte die Menschen dazu befähigen. Sie motiviert, Zukunftschancen zu erkennen und gemeinsam mit anderen aktiv und verantwortungsvoll zu nutzen. Zukunftsorientiertes Lernen und Handeln ist dabei an keine Altersstufe gebunden und richtet sich an alle Bildungsbereiche, schulische und außerschulische Lern- und Erfahrungsfelder – auch die der Früh- und Kindheitspädagogik.“1

BNE ist damit ein ganzheitliches Lernkonzept, das nicht nur die Dimensionen der Nachhaltigkeit ausgewogen betrachtet und berücksichtigt, sondern sich auch bereits in der Art des „wie Lernens“ zeigt. Neben Lernwerkstätten und Exkursionen, Experimenten und kooperativem Lösen von Problemen ist es immer eine Art des Lernens, die es ermöglicht, umfangreiche eigene, direkte Erfahrungen auch mit anderen gemeinsam zu machen. Die Präsentation dieser Erfahrungen kann dabei durch Impulse von außen unterstützt werden, muss aber im Wesentlichen selbst intendiert sein, wenn sie zu Veränderungen subjektiver Theorien über Nachhaltigkeit führen soll. Das betrifft, wie gesagt, alle Altersstufen, so dass BNE auch ein intergenerationaler Lernprozess ist. Dies gilt ebenfalls und im Besonderen für Bildungsinstitutionen wie Kita, Schule, Hochschule oder Berufsschule. Wir alle sind in diesem Fokus Lehrende und Lernende zugleich, da es keinen klaren Weg gibt, den es zu beschreiten gilt. BNE ist so komplex wie die nachhaltige Entwicklung selbst und damit in hohem Maße voraussetzungsvoll. Dies deshalb, weil man sich ggf. daran gewöhnen muss, etwas auszuprobieren, gemeinsam mit anderen Toleranz gegenüber Fehlern zu üben, aus denen man schließlich auch sehr viel lernen kann, oder sich schlicht im Sinne der Gemeinschaft einzusetzen, ohne genau zu wissen, ob das gemeinsame Projekt am Ende auch gelingen kann.

BNE ist gerade deshalb auch ein wunderbares Konzept für Kindertagesstätten (Kitas), gibt es doch viele Ansätze, die bereits in vielen Kitas etabliert sind, auf denen man aufbauen kann. Genannt seien bspw. neben Klassikern wie Montessori-, Waldorf- und Kneipp-Pädagogik der Situationsorientierte Ansatz, die offene Arbeit oder der Early-Excellence-Ansatz. Aber neben diesen Konzepten gibt es eine Vielzahl kleiner, täglicher Bildungssettings, die sehr viel mit den Grundgedanken einer BNE zu tun haben. Wenn man diese gemeinsam mit Kindern, Eltern und Kolleg*innen entdeckt, kann es gelingen, BNE mit viel Freude und Ideenreichtum auch zu einem Schwerpunkt für die eigene Kita auszubauen oder sogar als Profil zu etablieren.

Bei all den Herausforderungen und Aufgaben, vor denen Kitas heute stehen und auch zukünftig stehen werden – dabei ist permanenter Fachkräftemangel nur eines der vielen strukturellen Probleme –, ist dies sicher keine leichte Aufgabe, denn BNE ist sehr komplex. Wie soll man alle Dimensionen einer BNE in der täglichen Arbeit verbinden? Was, wenn wir bspw. auf die Beschaffung für unsere Kitas gar keinen Einfluss haben? Wie nehmen wir die Eltern mit auf diese Reise zu mehr Nachhaltigkeit? Und ist schließlich BNE nicht noch ein Ansatz oben drauf, wo wir uns doch gerade an die offene Arbeit gewöhnt haben?

Aber bei aller anfänglichen Skepsis trifft man immer mehr Kolleg*innen, die erste Schritte gegangen sind und begeistert waren. Meist haben sie mit kleinen Schritten begonnen, Schritten, die schnell zu einem sichtbaren Erfolg führten, die die Teams nicht überlastet haben und an eben jenen Ansätzen andocken konnten, die bereits etabliert waren. Ergebnis sind oft positive Erlebnisse gemeinsam mit Eltern, Kindern und Kolleg*innen, die dazu motivieren, noch einen Schritt zu gehen. Es sei aber auch deutlich gesagt, dass hierbei die Träger in der Pflicht sind, alles dafür zu tun, dass die Rahmenbedingungen in ihren Kitas stimmen, damit kooperatives Lernen dort gelingen kann. Dahinter sollte auch die Einsicht stehen, dass die Träger selbst ja nur so gut sein können wie ihre Kitas und umgekehrt auch die Kitas nur so gut sein können, wie der Träger es zulässt. Es ist und bleibt eine Wechselbeziehung besondere Art, die wir Autor*innen u. a. mit diesem Band unterstützen wollen. Er ist eben nicht nur für Erzieher*innen, Kindheitspädagog*innen oder Leitungen gedacht, sondern ebenso für Träger und interessierte Eltern. Es soll eine erste Sammlung wichtiger Einsichten und Erkenntnisse sowie praktischer Beispiele über das weite und komplexe Feld der BNE sein, das neben der Unterstützung der Akteur*innen des frühkindlichen Bereichs gleichzeitig die Reihe zur Nachhaltigen Entwicklung im Herder-Verlag rahmt, in der schon einige spannende Praxisbücher erschienen sind.

So steht in diesem Band auch gleich am Anfang die Frage, was eigentlich eine Bildung für Nachhaltige Entwicklung ist? Hierzu führt Michael Brodowski wesentliche Fakten des Weltaktionsprogramms BNE im Nachgang der UN-Weltdekade BNE zusammen und stellt die Ergebnisse der Expert*innengruppe Frühpädagogik, die unter Federführung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung am Aktionsplan mitgearbeitet hat, vor. Hier werden sowohl Ziele als auch Maßnahmen entlang einer BNE aufgezeigt, die in den nächsten Jahren in Bildungsinstitutionen wie Kitas umgesetzt werden sollen. Pia Paust-Lassen stellt in einem Artikel die regionalen Netzwerke auf Länderebene vor, die sich mit der Umsetzung und / oder Koordination einer BNE in den einzelnen Bundesländern beschäftigen. Gedacht ist dieser erste Abschnitt als Einstieg, um den Leser*innen einen Überblick über die bereits vorhandenen und etablierten Strukturen einer BNE im frühpädagogischen Bereich zu geben. Nur so können die nachfolgenden Kapitel und Artikel sinnvoll gerahmt und der Kontext hinreichend erfasst werden.

Im zweiten Kapitel geht es um theoretische und gesellschaftliche Exkurse, die einen ersten kleinen Einblick geben sollen, worüber diskutiert wird. Die Artikel sind so gewählt worden, dass sie einen direkten Bezug zum Kita-Alltag aufweisen und so anschlussfähig an Einsichten und Ansichten der Kolleg*innen vor Ort sind. Uns war es als Autor*innen besonders wichtig, eben an diese bereits gemachten Erfahrungen sowie laufenden Diskurse in den Kitas anzuknüpfen, um ein besseres Verständnis der teils komplexen Zusammenhänge zu erreichen.

So beginnt dieses Kapitel mit den lerntheoretischen Ideen, die hinter dem Konzept einer BNE stecken. Michael Brodowski gibt in diesem Zusammenhang sowohl Einblicke in Formen kooperativen Lernens als auch hinsichtlich der Frage der Zusammenhänge informellen und formalen Lernens im Sinne nachhaltiger Lernprozesse. Stefan Köster nimmt sich der Aufgabe an, das komplexe Thema von Transformation, Gesellschaft und Kita verständlich zu entfalten und an Beispielen aus der Kitapraxis zu verdeutlichen. Er veranschaulicht, wie wichtig die Kita im Zuge einer gesellschaftlichen Transformation ist, und verleiht ihr dadurch auch als Bildungsinstitution außerhalb einer BNE zusätzliches Gewicht. Judith C. Enders und Amanda Groschke nehmen die Ästhetische Forschung in den Blick und zeigen, wie sie ein tragfähiges Modell sein kann, um in Kitas BNE umzusetzen. Forschung meint hier im weiteren Sinne vor allem das gemeinsame Suchen, Erfinden, Experimentieren entlang einer kooperativen Auseinandersetzung mit BNE. Jens Hübner widmet sich in seinem Beitrag dem Zusammenhang von BNE und Kita-Leitung und belegt, wie wichtig die Rolle der Leitung im Prozess einer Umsetzung von BNE in der Kita ist. Er zeigt aber auch, welche Chancen in dem Konzept einer BNE stecken, wenn man sie als positive Herausforderung begreift oder sogar als Profil entwickeln möchte. Mandy Schulze begibt sich in ihrem Artikel auf Spurensuche nach für die BNE bedeutsamen Netzwerken. Sie sieht diese Netzwerke kooperativen Lernens als Teil der Professionalisierung von Sozialer Arbeit in Kindertagesstätten. Sie verdeutlicht dabei, dass BNE ein wesentlicher Bestandteil eines solchen Professionalisierungskonzeptes ist. Schließlich geben Rainer Pitschas und Günther Thiele Einblicke in Bildungsmöglichkeiten durch Sport. Dabei nehmen sie eine institutionelle Perspektive ein und veranschaulichen, wie wichtig dieses Thema auch mit Blick auf eine BNE ist.

Im dritten Kapitel sind praktische Beispiele und Modelle im Zuge der Umsetzung einer BNE versammelt, die Anregungen und Einblicke geben sollen, wie es bisher in anderen Bereichen früher Bildung gelungen ist, BNE umzusetzen. Michael Brodowski eröffnet dieses Kapitel mit Beispielen, wie es gelingen kann, BNE im Studium der Kindheitspädagogik zu verankern und welche Herausforderungen, aber auch Chancen damit verbunden sind. Melanie Evans-Eichhorst widmet sich in ihrem Beitrag der Implementierung von BNE im Bereich der dualen Ausbildung. Sie nimmt hier eine Trägerperspektive ein und zeigt, wie BNE in diesen Ausbildungsgängen zum / zur Erzieher*in verankert werden kann. Vera Oostinga nimmt wiederum einen ganz anderen, praktischen Aspekt in den Blick. Sie zeigt, wie Naturerleben als Form der gemeinsamen Begegnung nicht nur die Persönlichkeit stärkt, sondern Nachhaltigkeit erlebbar macht. Pia Paust-Lassen geht darauf ein, wie man Kindertagesstätten nachhaltig gestalten kann und welche Grundlagen dafür notwendig sind. Sie macht deutlich, dass dies nur als gemeinsam abgestimmtes Konzept mit Kindern und Eltern erfolgreich sein kann. Schließlich berichtet Inka Seidel-Grothe zum Abschluss dieses Kapitels über eine besondere Form Tiergestützten Lernens und BNE. Sie setzt sich für eine veränderte Grundhaltung ein und zeigt dies an einem spannenden Projekt mit Hühnern, Kindern, Eltern und Kolleg*innen.

Im vierten Kapitel sind schließlich 12 Projekte zum Nachmachen zusammengestellt, die es den Leser*innen dieses Bandes leichter machen sollen, selbst auszuprobieren, was BNE ganz praktisch in ihrer Kita sein kann. Ingrid Miklitz beschreibt unter der dem Titel „Nachhaltigkeit mit Kindern leben“ die konzeptuellen Grundsätze des lebenspraktischen Ansatzes. Anhand einer konkreten Projektidee wird erklärt, wie ein „blumenfreies Mandala“ hergestellt werden kann. In einem weiteren Artikel beschreibt Ingrid Miklitz, wie sich eine Kita ganz konkret auf den Weg machen kann, plastikfrei(er) zu werden. Als hilfreiches Instrument zur Selbstanalyse dient hierbei u. a. der (hier auch enthaltene) Erhebungsbogen „Plastik & Alternativen“.

Jasmin Geisler berichtet im Rahmen der fairen Kita über nachhaltige Projekte, die Kinder begeistern – wie z. B. ein faires Frühstück. Regina Bestle-Körfer zeigt in ihrem Beitrag „Waldbaden mit Kindern“, wie Kinder Achtsamkeit gegenüber der Natur erfahren können – z. B. durch Atemspiele oder Waldspaziergänge. Heide Bergmann verdeutlicht unter dem Stichwort „Urban Gardening“, dass die Verwirklichung nachhaltiger Gartenprojekte – wie beispielsweise „Microgreens ziehen“ oder „Naschkisten“ – sehr gut in Kitas gelingen kann. Wie der „Blick über den Tellerrand“, das heißt nachhaltige Ernährung in der Kita, ganz konkret umsetzbar wird, zeigt Karin Wirnsberger z. B. anhand der Idee einer Brotverkostung. Melanie Evans-Eichhorst widmet sich in jeweils einzelnen Beiträgen den Themen „virtuelles Wasser und ökologischer Fußabdruck“,, „Herkunft des Obstes im Supermarkt“ sowie „Klimaschützer und Mobilität im ländlichen Raum“. Darüber hinaus beschreibt sie Projektideen zur Windkraft, Beiträge zur Veranschaulichung und Förderung von biologischer Vielfalt im Außengelände der Kita und – gemeinsam mit Susanne Sombert – erzählt sie die Geschichte des Blattwichtels, um den Kindern die Photosynthese näherzubringen.

Allen diesen Beiträgen ist gemeinsam, dass sie nur ein kleiner Einblick in die mögliche Praxis einer BNE in der Kita sind und als Anregung dienen sollen, ruhig auch mal das eine oder andere so oder auch so ähnlich auszuprobieren. Quasi als ersten kleinen Schritt, sich gemeinsam mit anderen auf den Weg zu machen. So ist dieses Buch für uns alle ein erster Schritt, Gedanken und Ideen zu sammeln und publik zu machen. Nur so kann es gelingen, motivierten Nachahmer*innen, Ideengeber*innen und Nachhaltigkeitsvorreiter*innen in den vielen Kitas Mut zu machen, einen gemeinsamen Prozess mit Eltern, Kindern, Kolleg*innen und der Leitung sowie dem Träger zu beginnen, fortzusetzen oder gar gemeinsam ein Kitaprofil zu etablieren. Fast wäre man geneigt zu behaupten, was nicht nachhaltig ist, ist auch nicht zukunftsfähig, aber damit soll niemand unter Druck gesetzt werden. Im Gegenteil kann dies ja auch im Positiven heißen, dass wir unsere Kitas mit einem ersten Schritt in Richtung BNE zukunftsfähig machen. Dieses Buch soll Sie, liebe Erzieher*innen, Kindheitspädagog*innen, aber auch Eltern und Kinder, auf diesem Weg unterstützen. Mit jeder neuen Auflage wird es vielleicht auch durch Ihre Ideen reicher, bunter, verständlicher und praktischer. So freue ich mich als Herausgeber gemeinsam mit den Autor*innen und dem Verlag auf Ihre Anregungen, ganz im Sinne eines gemeinsamen Lernens und Wachsens am großen Thema einer Bildung für Nachhaltige Entwicklung. Wir wünschen Ihnen mit diesem Band viel Freude – möge er Ihnen Motivation zu viel Tatkraft und Umsetzungswillen sein.

Berlin, im Januar 2022

1 Aus: Leuchtpol gemeinnützige Gesellschaft zur Förderung von Umweltbildung im Elementarbereich mbH (2009): Leuchtpol – Ein Projekt zur Förderung von Bildung für nachhaltige Entwicklung im Kindergarten.

Kapitel 1

Einordnung „Was ist eigentlich Bildung für eine Nachhaltige Entwicklung (BNE)?“

Michael Brodowski

Das Weltaktionsprogramm BNE und Ergebnisse der Expert*innengruppe Frühpädagogik

Nach der erfolgreichen Umsetzung der UN-Weltdekade „Bildung für eine Nachhaltige Entwicklung“ wurde von der UNESCO 2016 ein Weltaktionsprogramm BNE beschlossen. Ein wesentlicher Grund war die Fortsetzung und weitere weltweite Verortung der BNE, wobei hier explizit wieder der Bildungsgedanke im Vordergrund steht. Da eine zweite UN-Weltdekade gleichen Themas nicht möglich war, wurde auf diese Aktionsform zurückgegriffen. Für Deutschland bedeutete dies, dass die Umsetzung dieses Weltaktionsprogramms noch stärker als bisher auch politisch verortet werden sollte. Dies zeigt sich daran, dass von der Bundesregierung das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit der Unterstützung und Federführung beauftragt wurde.

Ziel war zunächst die Entwicklung eines Nationalen Aktionsplanes der Bundesregierung u. a. unter der wesentlichen Frage, wie denn BNE zukünftig vor allem in den Bildungsinstitutionen fest verankert werden kann. Die 10-jährige UN-Weltdekade war ja vor allem als Möglichkeit gedacht, BNE in jegliche Form von Lernen und Bildung, also auch in die Fläche zu bringen. So wurden etwa die Institutionen Kita (frühe Bildung), Schule, Hochschule, Berufsbildung, aber auch Lernfelder wie Kommunen (kommunale Bildungslandschaften) oder Jugend- und Sozialarbeit (informelles Lernen) in den Blick genommen.

In der Folge wurden Expert*innengruppen berufen, die die Ausarbeitung der Themenfelder mit Unterstützung des BMBF vornehmen sollten. Diese Expert*innen kamen sowohl aus der Berufspraxis, aus der Wissenschaft, von Trägern und Verbänden, aber auch aus Betroffenengruppen. So setzte und setzt sich das Expert*innengremium für den Bereich frühkindlicher Bildung (Kita) aus Kindheitspädagog*innen, Erzieher*innen, Hochschuldozent*innen, Trägervertreter*innen, aber auch Elternvertreter*innen zusammen.

Grundgedanke bei der Entwicklung aller avisierten Teilbereiche des Aktionsplanes war, hier zunächst Handlungsfelder festzulegen, um darauf aufbauend dazugehörige Ziele zu formulieren. Mit Blick auf die Ziele wurden Maßnahmen erarbeitet, wie diese umzusetzen seien. In der späteren Folge wurden dann auch praktische Handlungsleitfäden erarbeitet, die den verschiedenen Anspruchsgruppen die Umsetzung erleichtern sollen.

Wie im Folgenden zu sehen ist, ist auch der Teil frühkindliche Bildung genau so aufgebaut. Am Ende wurden alle Bereiche zum „Nationalen Aktionsplan Bildung für eine nachhaltige Entwicklung / Der Deutsche Beitrag zum UNESCO-Weltaktionsprogramm“1 zusammengefasst.

Was dabei deutlich wird, ist, dass – obwohl die Expert*innengruppen überwiegend zu einem speziellen Bereich gearbeitet haben, trotzdem – die Frage der möglichen Verankerung einer BNE in den Institutionen der Bildung wie ein roter Faden zu lesen ist. Einen Wermutstropfen bildet die Tatsache, dass der Bereich Schule relativ klar von der Frühpädagogik abgetrennt ist. Die Auffassung der Expert*innengruppe Frühpädagogik, dass doch mit Blick auf die länderspezifischen Bildungspläne die Anspruchsgruppen von 0–12 Jahren definiert sind und damit der Bereich der Grundschule zumindest zu großen Teilen auch in das kindheitspädagogische Arbeitsfeld gehört, wurde aus organisatorischen Gründen nicht geteilt. So ist der nachfolgende Teil des Aktionsplanes nur für den Bereich Krippe / Kita und die Altersgruppe von 0–6 Jahren von Relevanz. Wichtiger wäre aber, zumindest auf absehbare Zeit, hier einen Zusatz gemeinsam mit dem Bereich Schule auszuarbeiten, der zumindest dem Segment der Ganztagsschule gerecht wird. Man wird sehen, inwiefern dies bis zum Ende des Weltaktionsprogramms noch gelingen kann.

Für dieses Buch war es den Autor*innen wichtig, den vollständigen Text für den Bereich der Frühpädagogik aus dem Nationalen Aktionsplan zu entnehmen und hier abzudrucken. Wird doch hier in diesem Buch BNE und damit das Zusammenspiel von Sozialem, Wirtschaft, Ökologie und Politik vor dem Hintergrund von Lernsettings betrachtet, die im Wesentlichen auch den Zielen des Aktionsplans entsprechen oder zumindest daran orientiert sind.

Zum Weiterlesen wird an dieser Stelle der gesamte Nationale Aktionsplan empfohlen und daraus vor allem, mit Blick auf dieses Buch, auch der Bereich Schule sowie Hochschule und Kommune, da einige der hier veröffentlichten Beiträge ebenfalls darauf Bezug nehmen.

Nationaler Aktionsplan Bildung für eine nachhaltige Entwicklung – Frühkindliche Bildung2

Kindertageseinrichtungen und andere Formen der Kindertagesbetreuung sind erste Orte der Bildung außerhalb der Familien. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur frühen Bildung und legen neben dem Elternhaus einen Grundstein für die individuelle Bildungslaufbahn der Kinder und für ein lebenslanges Lernen.

Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in Kindertageseinrichtungen umzusetzen bedeutet, Kindern im Alter von null bis sechs Jahren die Möglichkeit zu bieten, sich spielerisch mit zukunftsrelevanten Themen und Fragestellungen zu beschäftigen, ihnen den Raum zu geben, selbst Verantwortung zu übernehmen und ihr unmittelbares Lebensumfeld im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung mitzugestalten. Die konkreten Alltagserfahrungen, Bedürfnisse und Interessen der Kinder stellen hierbei primäre Bezugs- und Ansatzpunkte für die Bearbeitung und das Aufgreifen der vielfältigen Themen einer nachhaltigen Entwicklung dar (wie zum Beispiel Wasser, Ernährung, Energie, Gerechtigkeit). Abwechslungsreiche Lernzugänge und offene Lernarrangements wie Morgenkreise, Projektarbeit, Experimentieren, Philosophieren, Freispiel und viele andere Angebote prägen den Alltag in den Einrichtungen und bieten Gelegenheiten, nachhaltige Entwicklung erlebbar zu machen.

Mit den nachfolgenden Handlungsfeldern, Zielen und Maßnahmen werden die Aufgaben definiert und konkretisiert, die erforderlich sind, um entsprechend der Zielsetzung des Weltaktionsprogramms BNE langfristig in den Strukturen der frühkindlichen Bildung zu verankern. Diese fokussieren Idealvorstellungen für die Zukunft und haben sowohl einen inhaltlichen als auch einen politischen Kern.

Die aus den Handlungsfeldern und Zielen abgeleiteten Maßnahmen sind als Unterstützungsleistungen zu verstehen, mit denen es gelingen kann, BNE noch stärker als bisher als Teil des professionellen Handelns von Kindertageseinrichtungen, Trägern, Verbänden sowie von Aus- und Weiterbildungsinstitutionen zu verankern. Handlungsleitend ist dabei ein ganzheitliches Bildungsverständnis, das an vorhandene konzeptionelle Grundlagen und Strukturen im Arbeitsfeld der Kindertageseinrichtungen anknüpft, soziale, kulturelle, ökonomische und ökologische Dimensionen ebenso berücksichtigt wie physische und kognitiveKompetenzenund sich als integraler Bestandteil des bestehenden Systems versteht.

Die Mitglieder des Fachforums Frühkindliche Bildung haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Umsetzung der Ziele und Maßnahmen zu koordinieren und zu unterstützen, um damit einen Beitrag zur strukturellen Verankerung von BNE im Elementarbereich zu leisten.

Commitment des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF):

Das BMBF fördert die Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ mit dem Fokus auf BNE bis zum Ende des Weltaktionsprogramms (2019).

Handlungsfeld I:

BNE in den Bildungsplänen verankern

In den zurückliegenden Jahren haben einige Länder das Konzept von BNE bereits in unterschiedlicher Form in ihre Bildungspläne aufgenommen. Zu prüfen ist, an welchen Stellen Weiterentwicklungen notwendig sind und welche Empfehlungen anderen Ländern für die Aufnahme von BNE gegeben werden können. Zugleich gilt es, Strategien und Maßnahmen zu entwickeln, die eine Umsetzung der Bildungspläne in die Kita-Praxis sicherstellen.

Commitment der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“:

Die im Rahmen des Projekts „Förderung der Bildung für nachhaltige Entwicklung im Bereich der frühkindlichen Bildung“ erarbeiteten Ergebnisse („Bestandsaufnahme zur Verankerung von BNE in den Bildungs- und Rahmenplänen“, Zieldimensionen einer BNE für die Ebene der Kinder, der pädagogischen Fach- und Lehrkräfte und der Kita-Leitungen) fließen in die Erarbeitung eines Wertekerns, einer inhaltlich-konzeptionellen Konkretisierung von BNE und in länderspezifische Cross-Matrixen ein.

1. Ziel:

Ein Wertekern, in dem die Bedeutung von BNE auf der Grundlage eines ganzheitlichen Bildungsverständnisses dargelegt wird, liegt vor (2019) und soll als Inhalt in den einführenden Kapiteln der Bildungspläne hinterlegt werden.

Maßnahmen:

• Eine Expertinnen- und Expertengruppe wird in Abstimmung mit dem Fachforum Frühkindliche Bildung beauftragt, auf der Basis vorliegender Materialien und Konzepte einen Wertekernentwurf zu entwickeln. Der Wertekern soll darlegen, welches Grundverständnis und welche Bedeutung, Ziele und erforderlichen Kompetenzen sich mit dem Thema verbinden lassen.

• Die Beratung des Entwurfs und seine Freigabe zur Weiterleitung an das Ministerium erfolgt durch das Fachforum Frühkindliche Bildung.

• Um eine Berücksichtigung des Wertekerns sicherzustellen und diesen bekannt zu machen, wird dieser in relevanten Gremien vorgestellt und beraten. Zu den Gremien gehören beispielsweise die Länder-Arbeitsgruppe „Kindertageseinrichtungen“, dieoffeneländerübergreifende Arbeitsgruppe der Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WIFF), die einschlägigen Ausschüsse und Arbeitsgruppen der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege e. V. (BAGFW) und der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe e. V. (AGJ) sowie die Bildungsplankommissionen.

2. Ziel:

Eine inhaltlich-konzeptionelle Konkretisierung von BNE ist für Kindertageseinrichtungen entwickelt und dient als Grundlage für die Auseinandersetzung und Weiterentwicklung der Bildungspläne auf Länderebene (2019).

Maßnahmen:

• Für die Entwicklung der inhaltlich-konzeptionellen Konkretisierung wird in Abstimmung mit dem Fachforum Frühkindliche Bildung eine Expertise vergeben.

• Der vom Auftragnehmer entwickelte Entwurf der Konkretisierung wird vom Fachforum Frühkindliche Bildung beraten und an die Bildungsplankommissionen der Länder weitergeleitet.

3. Ziel:

In länderspezifischen Cross-Matrixen ist dargestellt, welche Übereinstimmungen zwischen den Anforderungen von einer BNE und den Inhalten der Bildungspläne bestehen beziehungsweise an welchen Stellen die Bildungspläne weiterzuentwickeln sind (2019).

Maßnahmen:

• Die länderspezifischen Cross-Matrixen werden in Abstimmung mit dem Fachforum Frühkindliche Bildung in Auftrag gegeben. Bei der Erstellung wird neben den entwickelten inhaltlich-konzeptionellen Bausteinen von BNE auch die vom „Haus der kleinen Forscher“ in Auftrag gegebene Expertise zum Thema „Bildung für nachhaltige Entwicklung und Bildungspläne“ herangezogen.

• Die Cross-Matrixen werden vom Fachforum Frühkindliche Bildung beraten und freigegeben und den Länderkommissionen zur Weiterentwicklung ihrer Bildungspläne zur Verfügung gestellt.

4. Ziel:

Auf Länderebene findet eine Auseinandersetzung mit der inhaltlich-konzeptionellen Konkretisierung von BNE statt (ab 2020).

Maßnahme:

• Mit dem Start der Umsetzungsphase des Nationalen Aktionsplans werden in Zusammenarbeit mit allen Fachforen Regionalkonferenzen zu Fragen der BNE bundesweit durchgeführt. An den Konferenzen nehmen Multiplikatorinnen und Multiplikatoren teil. Dazu gehören unter anderem Vertreterinnen und Vertreter der zuständigen Trägerverbände, der Städte- und Gemeindebünde und der Ausbildung. Gastgeber sind die Nationale Plattform und das Fachforum.

5. Ziel:

BNE soll in den Bildungsplänen der Bundesländer verankert werden.

Maßnahmen:

• Mit dem Bundesfamilienministerium, dem Bundesministerium für Bildung und Forschung und den Ländern berät das Fachforum Frühkindliche Bildung darüber, welche Berichtsformate auf Bundes- und Länderebene geeignet dafür sind, die Umsetzung der Inhalte von BNE zu dokumentieren.

• Bund und Länder verständigen sich auf ein geeignetes Berichtsformat. Sie vereinbaren die Erarbeitung und Herausgabe eines Sachstands- und Abschlussberichts zur Umsetzung von BNE.

Handlungsfeld II:

BNE im Sinne eines institutionellen Auftrags von Trägern etablieren

Kommunen und Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege haben die Notwendigkeit sowie den langfristigen Nutzen von BNE im Elementarbereich erkannt. Daher fördern sie die Entwicklung pädagogischer Konzepte, die auf BNE ausgelegt sind. Kita-Träger und deren Spitzenverbände werden durch das Fachforum darin unterstützt, BNE in den jeweiligen Leitbildern und Qualitätsmanagementkonzepten zu verankern und verbindlich umzusetzen.

1. Ziel:

In den Leitbildern der Träger ist BNE als Orientierungsmaßstab formuliert (2019).

Maßnahmen:

• Bis Ende 2017 ist der Entwurf eines Textbausteins durch das Fachforum Frühkindliche Bildung zum Thema formuliert, der für die Leitbilder der Träger geeignet ist und entsprechend trägerspezifische Modifizierungen ermöglicht.

• Der Textbaustein wird den Trägern über ihre jeweiligen Trägerverbände 2018 zur Verfügung gestellt.

2. Ziel:

Qualitätsanforderungen, Praxisindikatoren und Nachweismöglichkeiten zur BNE sind für die Fortschreibung der Qualitätsmanagementkonzepte der Träger entwickelt (2019).

Maßnahmen:

• Eine Expertinnen- und Expertengruppe wird in Abstimmung mit dem Fachforum Frühkindliche Bildung beauftragt, auf der Basis der Bildungspläne sowie vorliegender konzeptioneller Bausteine aus Kindertageseinrichtungen und auf der Grundlage des Konzepts der ganzheitlichen Bildung das Thema „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ in mehreren Qualitätsanforderungen zu skizzieren und diese jeweils durch Praxisindikatoren und Nachweismöglichkeiten zu operationalisieren.

• Im ersten Halbjahr 2018 werden die Ergebnisse der Expertengruppe durch das Fachforum Frühkindliche Bildung beraten, gegebenenfalls modifiziert und zur Veröffentlichung freigegeben.

• Die Qualitätsanforderungen, Praxisindikatoren und Nachweismöglichkeiten werden den Trägern von Kindertageseinrichtungen als Bausteine für deren Qualitätsmanagementsystem im zweiten Halbjahr 2018 über die Trägerverbände zur Verfügung gestellt.

3. Ziel:

Träger und Trägerverbände setzen sich mit den Inhalten der BNE und ihrer Bedeutung für die frühkindliche Bildung auseinander (2021).

Maßnahmen:

• Von 2018 bis 2021 werden vom Fachforum Frühkindliche Bildung in den Bundesländern in Zusammenarbeit mit den zuständigen Landesministerien und länderbezogenen Trägerverbänden regionale Fachveranstaltungen zum Thema durchführt.

• Das Thema BNE wird 2019 in Fachzeitschriften, Trägerrundschreiben und weiteren Publikationsinstrumenten aufgegriffen.

• Bis 2024 entwickeln Träger und Trägerverbände in Anlehnung an ihr trägerspezifisches Profil Ansätze für die strukturelle Verankerung von BNE in ihrer Organisation.

Handlungsfeld III:

BNE in die Aus- und Weiterbildung von pädagogischen Fachkräften integrieren

An Fach- und Hochschulen soll BNE einerseits als ein eigenes Modul, andererseits als Querschnittsbereich eingeführt werden, der die gesamte Ausbildung bzw. das Studium durchzieht. Neben der persönlichen Auseinandersetzung mit dem Thema während des Studiums sind mit Blick auf die spätere Vermittlung von BNE auch Praktika in den Kitas erforderlich. Im Bereich der Weiterbildung soll Wissen vermittelt und ein persönlicher Zugang zum Thema eröffnet werden, z. B. orientiert an erfolgreichen Fortbildungs- und Qualifizierungskonzepten von Leuchtpol oder dem „Haus der kleinen Forscher“.

Commitment des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ):

Das BMFSFJ begrüßt die Erweiterung des Angebots der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ um „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ und setzt sich dafür ein, dass dieses Angebot weiter bekannt gemacht wird (z. B. im Rahmen des Portals www.fruehe-chancen.de) und in der Praxis Verbreitung findet.

1. Ziel:

Die Ständige Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (KMK) hat den Themenbereich Bildung für nachhaltige Entwicklung in die Ausbildung an Fachschulen und Fachakademien integriert.

Maßnahme:

• Die entwickelten konzeptionellen Grundlagen werden der KMK von der Nationalen Plattform zur Verfügung gestellt.

2. Ziel:

Fort- und Weiterbildungskonzepte zu Fragen der Bildung für nachhaltige Entwicklung liegen für Fort- und Weiterbildnerinnen und Fort- und Weiterbildner sowie für Fachberatungen vor (2019).

Commitment des Bündnisses Zukunfts-Bildung/ Innowego Forum Bildung & Nachhaltigkeit eG:

Innowego – Forum Bildung & Nachhaltigkeit eG schafft zusammen mit seinen Partnern Naturschutzjugend (NAJU im NABU e. V.) und Umweltstation Lias-Grube durch das Projekt „Klima-Kita-Netzwerk“ ein beispielhaftes Weiterbildungskonzept zu BNE mit den Themenschwerpunkten Klima- und Ressourcenschutz für die Fort- und Weiterbildung der pädagogischen Fachkräfte im Sinne des Nationalen Aktionsplans BNE (bis 2020).

Maßnahmen:

• Im Rahmen einer in Abstimmung mit dem Fachforum Frühkindliche Bildung in Auftrag gegebenen Expertise werden basierend auf vorhandenen Ansätzen Inhalte und Anforderungen der Fortbildungen für die spezifischen ZielgruppengebündeltundineinemEckpunktepapierzusammengetragen.

• Das Fachforum berät das Eckpunktepapier und stellt dieses im Rahmen einer Fachveranstaltung zur Diskussion.

• Vorhandene Weiterbildungsmaterialien werden durch einen Auftragnehmer zielgruppenspezifisch zusammengetragen. Diese werden wirksam beworben.

• Für Fachberatungen, Fort- und Weiterbildnerinnen und Fort- und Weiterbildner werden Qualifizierungsmaßnahmen auf der Grundlage des Eckpunktepapiers und der Weiterbildungsmaterialien angeboten.

3. Ziel:

BNE ist fester Bestandteil im Angebot von Fort- und Weiterbildungen (2019).

Maßnahmen:

• Die Erarbeitung eines Wegweisers zu vorhandenen Fort- und Weiterbildungsanbietern sowie zu Prozessbegleitern wird in Abstimmung mit dem Fachforum Frühkindliche Bildung in Auftrag gegeben und zur Verfügung gestellt.

• Es wird empfohlen, auf der Länder- und Bundesebene zweckgebundene Mittel für die Fort- und Weiterbildung zur Verfügung zu stellen.

4. Ziel:

Hochschulen haben für Lehramtsstudiengänge beziehungsweise für das Studium „Pädagogik der Frühen Kindheit“ Module zur BNE ausgearbeitet, die mit den einschlägigen Akkreditierungsinstituten abgestimmt sind (2021).

Maßnahmen:

• Hochschulen mit einem Studiengang für Pädagogik der Frühen Kindheit sowie einem Studiengang für die Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern an Ausbildungsinstitutionen im Sozialwesen werden angeregt, unter Einbeziehung von Expertinnen und Experten der Praxis, akkreditierbare Module für BNE zu entwickeln und zu erproben.

• Das Fachforum Frühkindliche Bildung berät mit Expertinnen und Experten einschlägiger Gremien (Bundesarbeitsgemeinschaft Bildung und Erziehung im Kindesalter, Fachbereichsrat Soziale Arbeit und Studiengangstag) die Entwürfe zu den Modulen.

• Das Fachforum Frühkindliche Bildung veröffentlicht die Entwürfe.

• Die Module werden in einer bundesweiten Tagung vorgestellt. Die Konzepte und Materialien werden allen Hochschulen und den einschlägigen Akkreditierungsinstitutionen kostenfrei zur Verfügung gestellt.

5. Ziel:

BNE ist in den Lehrplänen / Curricula der Ausbildung der Fachkräfte enthalten.

Maßnahmen:

• Eine Arbeitsgruppe, die aus Expertinnen und Experten zur frühkindlichen Bildung und BNE, der KMK und der Jugend- und Familienministerkonferenz besteht, erarbeitet einen Entwurf zur Ergänzung des länderübergreifenden, kompetenzorientierten Rahmenplans für die Ausbildung an Fachschulen / Akademien für Sozialpädagogik.

• Der Entwurf wird durch das Fachforum Frühkindliche Bildung beraten und verabschiedet und allen Bundesländern zur Verfügung gestellt.

• Für Fachberatungen, Fort- und Weiterbildnerinnen sowie Fort- und Weiterbildner werden Qualifizierungsmaßnahmen auf der Grundlage des Eckpunktepapiers und der Weiterbildungsmaterialien angeboten (siehe auch Handlungsfeld III, Ziel 2).

Handlungsfeld IV:

BNE als Basis professionellen Handelns unterstützen

Auf ihrem Weg zu Lernorten nachhaltiger Entwicklung benötigen Kindertageseinrichtungen Unterstützung. Dazu zählen Instrumente zur Förderung eines umfassenden Verständnisses für Ziele und Inhalte von BNE und die Rolle des Leitungspersonals und der pädagogischen Fachkräfte im konkreten Alltag bei der Umsetzung des Bildungskonzeptes. Gleichzeitig bedarf es konkreter Unterstützungs- und Vernetzungsangebote zur Gestaltung eines nachhaltigen pädagogischen Alltags.

Commitment des Bündnisses Zukunfts-Bildung / Innowego Forum Bildung & Nachhaltigkeit eG:

Innowego – Forum Bildung & Nachhaltigkeit eG unterstützt mit seiner bildungspolitischen Arbeit die Umsetzung des Nationalen Aktionsplans zu BNE im Bereich der Frühkindlichen Bildung.

1. Ziel:

In den konzeptionellen Bausteinen von Kitas ist überzeugend dargelegt, dass BNE auf der Grundlage eines ganzheitlichen Bildungsverständnisses zur Persönlichkeitsentwicklung von Kindern beiträgt (2019).

Commitment der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“:

Die im Rahmen des Projekts „Förderung der BNE im Bereich der frühkindlichen Bildung“ von einer multiprofessionellen Expertengruppe erarbeiteten Zieldimensionen einer BNE für die Ebene der Kinder, der pädagogischen Fach- und Lehrkräfte sowie der Kita-Leitungen fließen in die Erarbeitung von konzeptionellen Bausteinen für Kitas ein.

Maßnahmen:

• Einemultidisziplinärzusammengesetzte Expertinnen- und Expertengruppe wird in Abstimmung mit dem Fachforum Frühkindliche Bildung beauftragt, Zieldimensionen sowie inhaltliche und methodische Bausteine zu entwickeln.

• Die inhaltlichen und methodischen Bausteine werden in Modellprojekten erprobt, evaluiert und weiterentwickelt. Sie werden mit den Zieldimensionen in einem Entwurf zusammengeführt.

• Die Beratung des Entwurfs und die Weiterleitung an die Nationale Plattform erfolgt durch das Fachforum.

2. Ziel:

Für Kindertageseinrichtungen sind Kriterien der BNE konkretisiert, die bei der Gestaltung der Bildungsarbeit und von Bildungsanlässen berücksichtigt werden und gleichzeitig als Gradmesser für eine verantwortungsvolle Bewirtschaftung und Beschaffung in den Einrichtungen dienen (2019).

Maßnahmen:

• Eine Expertinnen- und Expertengruppe wird in Abstimmung mit dem Fachforum Frühkindliche Bildung beauftragt, die vorliegenden Praxiskriterien beispielhaft für den pädagogischen Alltag aufzubereiten.

• Eine Expertinnen- und Expertengruppe wird in Abstimmung mit dem Fachforum Frühkindliche Bildung beauftragt, Kriterien für eine verantwortungsvolle Bewirtschaftung und Beschaffung zu entwickeln (z. B. Leitfaden für nachhaltige Baumaßnahmen und Beschaffung, Caterer-Check etc.).

• Beide Entwürfe werden vom Fachforum beraten und zusammengeführt.

• Die Kriterien werden den Qualitätsmanagementsystemen zur Verfügung gestellt.

3. Ziel:

Unterstützungsangebote im Sinne praxisrelevanter Impulse zu BNE sind durch das Fachforum aufbereitet und pädagogischen Fachkräften zugänglich (2019).

Maßnahmen:

• Eine Kriterienliste zur qualitativen Bewertung von vorhandenen Unterstützungsangeboten wird in Auftrag gegeben, vom Fachforum Frühkindliche Bildung beraten und verabschiedet.

• Auf der Grundlage der Kriterienliste werden vorhandene Unterstützungsangebote bewertet. Zu empfehlende Angebote werden in einer Datenbank aufbereitet und zugänglich gemacht.

• Praxisbeispiele von BNE werden aufbereitet und im Internet zugänglich gemacht.

• Gegenüber Ländern und Trägern wird die Schaffung von Konsultationskitas empfohlen, um von der Praxis für die Praxis zu lernen.

4. Ziel:

Zur flächendeckenden Etablierung des Bildungskonzeptes und zur Unterstützung von Kindertageseinrichtungen bei seiner Umsetzung haben Bund, Länder und Kommunen konkrete Schritte und Maßnahmen vereinbart (2021).

Commitment des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ):

Das BMFSFJ begrüßt die Erweiterung des Angebots der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ um „BNE“ und setzt sich dafür ein, dass dieses Angebot weiter bekannt gemacht wird (z. B. im Rahmen des Portals www.fruehe-chancen.de) und in der Praxis Verbreitung findet.

Maßnahmen:

• Das Fachforum Frühkindliche Bildung berät mit den Verantwortlichen im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend über geeignete Maßnahmen und Instrumente zur Implementierung von BNE.

• In Zusammenarbeit mit dem Fachforum Frühkindliche Bildung findet eine Abstimmung zwischen dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie dem Bundesministerium für Bildung und Forschung statt.

• Das Fachforum Frühkindliche Bildung berät auf Grundlage der Ergebnisse der Ressortabstimmung sowie auf der Grundlage der vorliegenden Handlungsfelder und Ziele bei der Entwicklung geeigneter Maßnahmen und Instrumente.

5. Ziel:

Strukturelle Voraussetzungen und Angebote für einen systematischen sowie praxisorientierten Austausch sind regional und länderübergreifend vorhanden (2021).

Maßnahmen:

• Das Fachforum Frühkindliche Bildung entwickelt eine Empfehlung für Kommunen und kommunale Spitzenverbände, aus der hervorgeht, wie Kindertageseinrichtungen in kommunale und regionale Nachhaltigkeitsstrategien einbezogen werden können.

• Die Fachberatung als Unterstützungsstruktur der Länder und Kommunen berät zu BNE und sorgt für die regionale Vernetzung.

6. Ziel:

Leitungskräfte von allen Kindertageseinrichtungen sorgen für die Umsetzung der BNE (2030).

Maßnahmen:

• Das Fachforum Frühkindliche Bildung empfiehlt gegenüber Bund, Ländern und Kommunen, dass diese im Rahmen ihrer vereinbarten Schritte und Maßnahmen zur Etablierung von Bildung für nachhaltige Entwicklung Kongresse und regionale Veranstaltungen initiieren.

• Das Fachforum Frühkindliche Bildung empfiehlt den Trägern, Zeitbudgets für BNE zu gewähren und Leitungskräften die Teilnahme an Fortbildungen und Evaluationen zu BNE zu ermöglichen.

Commitment des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF):

Das BMBF fördert die Vernetzung der BNE-Akteure durch die jährliche Ausrichtung des nationalen BNE-Agendakongresses bis zum Ende des UNESCO-Weltaktionsprogramms (2015–2019). Die bundesweite Veranstaltung ist Forum für fachliche Diskussionen und neue Ideen zum Thema BNE. Der Agendakongress richtet sich an aktive Akteure, Initiativen, die sich auf den Weg machen wollen, und die Mitglieder der Gremien, die das Weltaktionsprogramms BNE in Deutschland umsetzen.

7. Ziel:

Die pädagogischen Fachkräfte gestalten und begleiten die Bildungsprozesse von Kindern zu Fragen der BNE (2030).

Maßnahme:

• Das Fachforum Frühkindliche Bildung erarbeitet eine Empfehlung, wie Träger im Rahmen von teamzentrierten Fortbildungen einrichtungsspezifisch in BNE einführen können.

Handlungsfeld V:

Vernetzungsstrukturen zu informellen und formellen Bildungsorten aufbauen

Bei der Initiierung von Netzwerken für BNE kommt den Kommunen eine besondere Verantwortung zu, denn sie kennen die relevanten Akteure vor Ort. Die Kommunen sollen dabei helfen, diese miteinander in Kontakt zu bringen und eine themenbezogene Netzwerkarbeit zu institutionalisieren, um BNE im Arbeitsfeld der Kindertageseinrichtungen zu etablieren.

1. Ziel:

Akteurinnen und Akteure auf der Landes- und Kommunalebene, die einen Beitrag zur Förderung der BNE leisten, sind identifiziert und für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren zugänglich (2019).

Commitment des Bündnisses Zukunfts-Bildung / Innowego Forum Bildung & Nachhaltigkeit eG:

Innowego – Forum Bildung & Nachhaltigkeit eG etabliert zusammen mit seinen Partnern Naturschutzjugend (NAJU im NABU e. V.) und Umweltstation Lias-Grube ein bundesweites Netzwerk bestehend aus 150 Kindertageseinrichtungen im Rahmen des Projektes „Klima-Kita-Netzwerk“ und unterstützt diese bei der Vernetzung mit regionalen sowie kommunalen Klimaschutzakteuren im Sinne von BNE (bis 2020).

Maßnahmen:

• Ein Auftrag für eine bundesweite Recherche von Akteuren auf Landes- und Kommunalebene wird in Abstimmung mit dem Fachforum Frühkindliche Bildung vergeben.

• Die Rechercheergebnisse werden über das BNE-Portal und andere relevante Webseiten im Internet, wie beispielsweise über die Webseite der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“, zugänglich gemacht.

2. Ziel:

Verantwortliche in den Kommunen sind sich der Bedeutung von BNE im Elementarbereich bewusst und initiieren themenbezogene Netzwerke (2021).

Maßnahmen:

• Im Rahmen von Regionalkonferenzen und weiteren Veranstaltungsformaten erhalten verantwortliche Akteure aus den Kommunen die Möglichkeit zur aktiven Auseinandersetzung mit dem Konzept von BNE und der Bedeutung von themenbezogenen Netzwerken und ihrer Förderung.

• Zusammen mit dem BMBF, dem BMFSFJ und der Deutschen UNESCO-Kommission prüft das Fachforum Frühkindliche Bildung, ob die vorhandenen Kriterien für die Auszeichnung von Netzwerken spezifisch für das Arbeitsfeld der Kindertageseinrichtungen auf kommunaler Ebene ergänzt werden sollten (2019).

3. Ziel:

BNE ist Bestandteil der Zusammenarbeit von Kindertageseinrichtungen und Schulen (2021).

Maßnahmen:

• In Zusammenarbeit mit dem Fachforum Schule werden Beispiele für die Gestaltung des Übergangs von Kindertageseinrichtungen zur Grundschule aufbereitet, in denen BNE ein Thema ist.

• Die Beispiele guter Praxis werden in einer Handreichung zusammengetragen und den Kindertageseinrichtungen und Schulen zur Verfügung gestellt.

1 Herunterladbar über das BNE-Portal des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter https://www.bne-portal.de/bne/de/nationaler-aktionsplan/nationaler-aktionsplan.html

2 Der nachfolgende Teil zur frühkindlichen Bildung wurde wortwörtlich aus dem „Nationalen Aktionsplan Bildung für eine nachhaltige Entwicklung / Der Deutsche Beitrag zum UNESCO-Weltaktionsprogramm“ (Bundesministerium für Bildung und Forschung 2017) übernommen.

Pia Paust-Lassen

Netzwerke im Weltaktionsprogramm BNE

„Transformatives Lernen für Mensch und Erde ist überlebensnotwendig für uns und für künftige Generationen. Die Zeit zu lernen und für unseren Planeten zu handeln ist jetzt.“1

© CC-BY-NC-ND 4.0, Visual Facilitators / Björn Pertoft

1. Das Weltaktionsprogramm 2020

Das aktuelle Weltaktionsprogramm „Education for Sustainable Development / ESD for 2030: Learn for our planet. Act for sustainability” startete 2020 und wurde 2021 mit einer internationalen Online-Konferenz in Berlin eröffnet. Dieses neue 10-Jahresprogramm knüpft direkt an die Agenda 2030 mit ihren 17 Nachhaltigkeitszielen (SDGs, Sustainable Development Goals) an. BNE soll sich nun unmittelbar mit allen 17 SDGs befassen, dabei auch Zielkonflikte und Dilemmata stärker in den Fokus nehmen.

Ausgewählte Punkte aus der Übersetzung2 aus dem UNESCO-ESD-Programm

• Der Ansatz „BNE für 2030“, Punkt 5.3 lautet: Alle BNE-Aktivitäten tragen zur Umsetzung der SDGs bei.

• Punkt 7. „Transformatives Handeln“: BNE sollte mehr Aufmerksamkeit auf die transformativen (Handlungs-)Prozesse des Einzelnen legen und wie sie funktionieren. Erstens: Transformation benötigt einen gewissen Grad an Umbrüchen (disruption) in Kombination mit Mut und Entschlossenheit. Zweitens: Es gibt verschiedene Transformations-Stadien / Phasen: Mit dem Zuwachs an Wissen werden Realitäten bewusst; mit kritischer Analyse entsteht Bewusstsein über Zusammenhänge und Komplexitäten; erlebnispädagogisches Eintauchen (experiental exposure) kann über empathische Verbindungen zu unterschiedlichen Realitäten führen; sind diese Realitäten dann relevant für das eigene Leben, entsteht in Situationen des Umbruchs (Kippmomenten) Mitgefühl und Solidarität. Dieses Verständnis von Transformation beinhaltet nicht nur formelle, sondern auch […] Bürgerbildung und politische Bildung.

• Punkt 8. „Struktureller Wandel“: Es ist notwendig, dass sich BNE mehr mit den tieferen strukturellen Ursachen für nicht-nachhaltige Entwicklung beschäftigt, insbesondere mit der Beziehung zwischen Wirtschaftswachstum und nachhaltiger Entwicklung. BNE sollte […] dabei die Werte von Bewahrung, Selbstbegrenzung (Suffizienz), Mäßigung und Solidarität beachten. BNE im Kontext von extremer Armut und anderen Herausforderungen für das Überleben […] sollte die Lebensbedingungen im Blick haben und Fähigkeiten vermitteln, die dem Leben in Würde dienen.

Die Nationale BNE-Plattform

In der vorangegangenen Dekade wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) eine Nationale Plattform (NP) aufgebaut, die von Fach-Foren und Partnernetzwerken unterstützt wird.

Die Gremien © BMBF

Neu hinzugekommen ist 2020 das Partnerforum, das Querschnittsthemen der Partnernetzwerke behandeln kann und Fachveranstaltungen in Vernetzung mit regionalen Konferenzen durchführen wird („open days“). Die Vorsitzenden der Partnernetzwerke sind Mitglieder in den zugeordneten Fach-Foren, die Vorsitzenden der Fach-Foren und auch des neuen Partnerforums sind Mitglieder der Nationalen Plattform.

Im non-formalen bis informellen Sektor von Bildungsangeboten existieren schon sehr vielfältige, wenn auch in der Regel eher zufällige, stark personenabhängige Netzwerke und Verbindungen. In der beendeten BNE-UN-Dekade lautete deswegen ein wesentliches Motto: „Vom Projekt zur Struktur“. In Einzelfällen sind in den letzten Jahren BNE-Strukturen entstanden, die als „BNE-Netzwerke“ oder auch als lokale oder kommunale „BNE-Bildungslandschaften“ bezeichnet werden. In diesen Netzwerken werden immer häufiger Diskussionen und Diskurse auf hohem Niveau geführt. Daraus entstehen durchaus auch konkrete Aktivitäten und Umsetzungsmaßnahmen auf lokaler oder regionaler Ebene.

BNE-Netzwerke weiter zu stärken und lokale bzw. kommunale BNE-Bildungslandschaften aufzubauen, die den informellen und non-formalen Bereich auch strukturell verankern, muss eine Zielsetzung der neuen BNE-Dekade sein.

2. Bundesweite BNE-Netzwerke

Vom Projekt zur Struktur: „Bildung für nachhaltige Entwicklung soll langfristig strukturell in der deutschen Bildungslandschaft verankert werden.“ (Nationale Plattform BNE 2017)3

2.1 Partnernetzwerke und Fachforen der Nationalen Plattform und Netzwerk-Kooperationen

Die Partnernetzwerke (PN) „Frühkindliche Bildung“, „Schule“, „Berufsbildung“, „Außerschulisches Bildungswelten“, „Hochschule“, „Kommune“ und „Biodiversität“ arbeiten in sehr unterschiedlichen Formaten zusammen. Einige setzen sich zusammen aus Mitgliedern, die berufsbedingt im Netzwerk arbeiten können, andere arbeiten überwiegend mit ehrenamtlichen Mitgliedern vor allem im PN „Außerschulische Bildungswelten“. Da diese Netzwerke bisher eher zufällig Querschnittsaufgaben zwischen den PN bearbeiten konnten, wurde von einer Arbeitsgruppe das Konzept für ein „Partner-Forum“ erarbeitet, das seit Anfang 2021 konstituiert ist. Zur Startphase arbeiten die Sprecher*innen der PN im Partner-Forum. In den PN und im neuen Partner-Forum arbeiten sowohl Mitglieder aus den BNE-Netzwerken der Bundesländer zusammen als auch Mitglieder aus bundesweiten und aus europäischen BNE-Netzwerken.

In den Fach-Foren arbeiten die Sprecher*innen der Partnernetzwerke und von der Nationalen Plattform benannte Mitglieder zusammen. Mitglieder des „YouPan“, dem Jugendforum der Nationalen BNE-Plattform beteiligen sich auch an Arbeitstreffen der PN und der anderen Fach-Foren. Sie sind u. a. vernetzt mit dem bundesweiten studentischen BNE-Netzwerk – n. Das YouPan ist auch in der NP vertreten.

Die Corona-Pandemie, die seit Frühjahr 2020 erhebliche Auswirkungen auch auf die Gestaltung der unterschiedlichen BNE-Formate hatte und hat, bis hin zur Existenzbedrohung für Anbietende, die ihre Formate nicht auf digitale Angebote umstellen konnten, hat das YouPan veranlasst, eine Resolution zu erarbeiten, die von der Nationalen Plattform BNE verabschiedet wurde.

In dieser Resolution wird festgestellt, dass BNE ein lösungsorientiertes Bildungskonzept für die Entstehung einer resilienten und partizipativen Bildung bietet. „Während die weltweite Bekämpfung der Pandemie noch andauert, verschärfen sich auch andere Krisen, allen voran die Klimakrise, welche noch viel größere Herausforderungen mit sich bringen werden. […] Eine flächendeckende gesellschaftliche und politische Umsetzung von BNE kann dabei die Folgen von Krisen deutlich abmildern oder verhindern. Wir, die Mitglieder der Nationalen Plattform BNE, werden unser Engagement zur Schaffung tatsächlicher Bildungsgerechtigkeit und eines zukunftsfähigen Bildungssystems in Zukunft weiter verstärken. Für solche strukturellen Änderungen bedarf es starker Partnerschaften in Bildung, Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft, weshalb die untenstehenden Empfehlungen sich an Akteur*innen auf allen Ebenen richten, insbesondere an die Bundesregierung, die Landesregierungen, den Bundestag und die Landtage sowie alle kommunalen und zivilgesellschaftlichen Bildungsakteur*innen.“ (Nationale Plattform4 BNE o. J., S. 1)

In den Empfehlungen wird u. a. betont, dass die Träger*innen außerschulischer Bildungseinrichtungen eine wichtige Säule der Bildungslandschaft darstellen und mehr in den Fokus politischer Unterstützung rücken sollten. „Dies umfasst sowohl finanzielle Zuwendungen zur Überbrückung der ausgelösten Problematiken als auch die Implementierung von langfristigen staatlichen Förderprogrammen, welche niedrigschwellig in Anspruch genommen werden können“. (Ebda., S. 2)

Von der Implementierung langfristiger staatlicher Förderung ist BNE noch immer weit entfernt. Der Aufbau von Strukturen, der im Nationalen Aktionsplan angestrebt wird, ist bislang nicht erreicht. Die Projekte-Förderungen bestimmen noch immer das Bild sowohl auf den Landesebenen als auch auf der Bundesebene, es mag einzelne Ausnahmen geben, was allerdings an dem Gesamtbild nichts ändert.

Die Vernetzungen der BNE-Gremien im BMBF und im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) zum Thema „Lernen in globalen Zusammenhängen“ verschränken sich teilweise in den Partnernetzwerken, aber auch in dem seit 2016 vom Bundeskanzleramt eingerichteten bundesweiten Netzwerk „RENN / Regionale Netzstellen Nachhaltigkeitsstrategien“.

2.2 Regionale Netzstellen Nachhaltigkeitsstrategien / RENN

Viele Konsortialpartner im Netzwerk RENN arbeiten u. a. zum Themenkomplex BNE, sind auch Mitglied in Gremien der Nationalen Aktionsplattform BNE und in ihren Bundesländern eingebunden in die landesweiten BNE-Netzwerke. So ist z. B. ein Themenschwerpunkt von RENN.mitte5 „BNE und Demokratiebefähigung“ (Berlin 21 e. V.6 für Berlin, Brandenburg 21 e. V. für Brandenburg, Netzwerk Zukunft Sachsen-Anhalt e. V., Landesverband Nachhaltiges Sachsen e. V. und der Konsortialführerverein Zukunftsfähiges Thüringen e. V.7). RENN.mitte hat zum Thema BNE Bildungsmaterialien und SDG-Spiele erarbeitet. Mit zusätzlicher Förderung vom BMZ haben RENN.mitte und RENN.süd eine SDG-Ausstellung konzipiert,8 die bundesweit ausgeliehen werden kann. Einige RENN-Partner arbeiten in einer Arbeitsgruppe BNE regionenübergreifend zusammen. Zurzeit entwickelt RENN.mitte Bildungskonzepte für Berufsschulen und Unternehmen im Projekt „Unternehmen FairPlay“. Kooperationen bestehen zwischen RENN.mitte und dem Netzwerk – n sowie mit dem BNE-Netzwerk der Hochschulen.

2.3 Netzwerk – n: Studierenden-Netzwerk

„Wir bringen Nachhaltigkeit und Klimaschutz an die Hochschulen – in Lehre, Forschung, Betrieb, Governance und Transfer. Wir verbinden Menschen, vermitteln Wissen und Good Practices, setzen kreative Impulse und motivieren zum gemeinsamen Handeln für Hochschulen, die Nachhaltigkeit ernst nehmen und Verantwortung für eine zukunftsfähige Gesellschaft übernehmen.“9 175 lokale Gruppen gehören dem Netzwerk an, auf der Website werden 995 Projekte angezeigt.