bOOk oF liFe - Jess Pedrielli - E-Book

bOOk oF liFe E-Book

Jess Pedrielli

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Beschreibung

bOOk oF liFe ist ein altersunabhängiger Roman, der mehrere Genres umfasst. Er handelt von der Unendlichkeit, der Liebe und dem, was die Welt im Innersten zusammenhält. Er erzählt von der Begegnung der beiden wissbegierigen Brüder Mingus und Rhun mit einem weisen, aber auch sehr verrückten Lehrmeister. Dieser präsentiert sich ihnen am liebsten nachts in Gestalt eines Krokodils, welches massiv unter Blähungen leidet. Ihre abenteuerlichen, mystischen Erlebnisse lassen sie tiefer in die Geheimnisse des Lebens vordringen und verändern ihre Sicht auf die Welt für immer ...

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Jess Pedrielli

bOOk oF liFe

rOman

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

VoRspann

PRoLOG

tHe biG unEasy

deaD sEriOus

tHe earTh-fiLes

gaMe oF liVes

lOve iS mY reliGion

EpilOg

abSpann

Impressum neobooks

VoRspann

Jess Pedrielli

bOOk oF liFe

rOman

HinweiS fÜr AllergiKer - dEr inhalT dIeSer PackUng kAnn SpureN vOn BlaSphemie, schwaRzem HumOr uNd PAnsperMien entHalten!

I dedicate this crazy book to the young and curious (at heart) and to my family

 „Leben ist etwas außergewöhnlich Weites und Tiefgründiges; Leben ist ein großes Mysterium, ein weites Reich, in dem wir als menschliche Wesen wirken. Falls wir uns nur darauf vorbereiten, unseren Lebensunterhalt zu verdienen, werden wir den wahren Grund des Lebens verpassen.“

Jiddu Krishnamurti

PRoLOG

 „Lass uns sofort zurückgehen!“„Heilige Scheiße, du schon wieder - auf keinen Fall! Ich bin heilfroh, dass wir das Leben endlich hinter uns haben! Ich bin erschöpft und will mich ausruhen - für mindestens ein paar Jahrhunderte, wenn nicht gar Jahrtausende! Und anschließend gehe ich mit Sicherheit nicht an diesen primitiven, rohen Ort zurück, sondern ziehe gleich um in eine andere Galaxie oder wechsele das Universum!“„Jetzt stell dich doch nicht so an! Das macht doch Spaß!“„Spaß?! Bist du noch ganz bei Trost?! Was soll denn am Leben auf der Erde spaßig sein? Es ist einer der elendsten, unterentwickeltsten Orte, die überhaupt rotieren!“„Das ist doch immer so am Anfang. Komm schon, lass uns aufbrechen und weitermachen, womit wir begonnen haben!“„Auf jeden Fall! Aber ohne mich. Ich hasse diese Niederfrequenz-Orte. Was für ein barbarisches Loch von einem Planeten … Ich habe ihn gründlich satt!“„Das ist doch nur so in der Startphase, du erwartest viel zu viel! Lass uns wieder gehen und den anderen bei dem Projekt helfen!“„Sie wollen keine Hilfe. Sie sind doch alle völlig süchtig nach ihrem dämlichen Dritte-Welt-Planeten und seinem armseligen System! Lass sie dort bleiben, solange sie wollen. Von mir aus können sie alle draufgehen oder den Ort zerstören … wäre schließlich nicht das erste Mal.“„Hab dich nicht so, sie sind immerhin Teil unseres Selbst. Viermal hat es bereits nicht geklappt, diesmal sieht das Potenzial sehr vielversprechend aus, dass der Schritt in die nächste Phase gelingt! Du wirst dir doch das Ergebnis deiner Bemühungen nicht entgehen lassen wollen?! Mach jetzt, komm mit mir zurück auf die Erde!“„Nein, danke! Und überhaupt - an diesem Teil unseres Selbst habe ich keinerlei Interesse und auch nicht am nächsten Schritt. Von mir aus können wir gern noch eine weitere Runde durchs Sonnensystem torkeln. 26.000 Jahre Erholung erscheinen mir gerade mehr als verlockend. Und jetzt verpiss dich endlich!“„Ach, sei still und gib mir deine Hand! Ich will, dass du mit mir kommst und damit basta! Wir gehen als Zwillinge. Ich habe uns schon eine Gebärmutter ausgespäht. Was für ein Leben willst du diesmal?“„Gar keines! Bist du denn taub?“„So ein Unsinn! Ohne dich zu leben, gefällt mir nicht. Wir haben doch bisher fast alle Leben zusammen verbracht. 138.000 gemeinsame Jahre - bedeuten die dir denn gar nichts?“„Genau aus diesem Grund brauche ich eine Auszeit von dir! Welchen Teil von ´Ruhe in Frieden` verstehst du nicht?! Und jetzt hör auf, mich zu nerven! Soll nochmal einer sagen, Ruhe gäbe es genug nach dem Tod! Nicht wenn man dich dabei hat … du bist wie ein lästiges Virus, das sich nicht ausrotten lässt!“„Nun gut, du lässt mir mal wieder keine andere Wahl ...“„Was meinst du dam- … aRGGhhhhhh ... Hör sofort auf, mich zu würgen, du ... aarghh, ... du Volltrottel! Hör auf damit! Also diese Inkarnation als Folterknecht damals … aAAAAargghHH … ist dir nicht besonders gut bekommen … uuahhggs ... Ist ja gut! Ist GUT! Ich komme ja mit! Schluss jetzt!“„Na bitte. Geht doch!“„Allerdings nur unter der Bedingung, dass wir s o f o r t wieder sterben, hast du mich verstanden?! Ich bestehe auf einem frühzeitigen Tod!“„Versprochen! Und jetzt los, sonst verpassen wir unser Zeitfenster noch und müssen 200 Jahre auf das nächste warten. Das wäre sehr schade!“„Ach, das wäre ausgesprochen wundervoll ...“„So etwas Übellauniges wie dich aber auch … !“„Ich bin schließlich gerade erst gestorben! Was erwartest du von einem Toten? Blendende Laune? Abgesehen davon, hat die olle Erde nun einmal einen schlechten Einfluss auf meinen Charakter. Ich sagte es ja - ist ein Kackort. Das Plumpsklo der Milchstraße, wenn du mich fragst.“„Tue ich aber nicht. Es ist doch immerhin auch eine besondere Ehre, an diesem Testlauf teilzunehmen. Bist du denn kein bisschen begeistert?“„Doch ich bin so begeistert, dass ich finde, wir sollten gleich als Laborratten inkarnieren.“„Na, das kann ja heiter werden mit dir. Wehe, du bist nur am Motzen, während wir im Uterus sitzen! Und wehe, du kommst wieder erst heraus, wenn sie dich heraussaugen wie beim letzten Mal!“„Da kannst du aber so was von Gift drauf nehmen!“Mürrisch fassten sie sich bei den Händen, verließen das Licht und stürzten zur Erde hinab. Von der Erde aus sah man zwei Sternschnuppen vom Himmel fallen und es klang, als ob die eine noch rufen würde: „Das fällt unter Nötigung und die ist illegal, das ist dir doch hoffentlich klar?! Aua! Hörst du wohl auf, mich zu treten! Für einen Götterfunken bist du ganz schön militant!“

Dann verschluckte sie der Nachthimmel.

tHe biG unEasy

I.

Er blinzelte in die Sonne. Ja, sie war noch da. Der Himmel auch. Beruhigt schloss er das eine Auge und öffnete das andere, kam zu demselben Ergebnis und stemmte sich schwerfällig aus seinem Liegestuhl hoch. Für einen Moment stand er im grellen Sonnenlicht, das sich auf die weitläufige Terrasse ergoss. Dann begann Ureus langsam die Stufen der Treppe hinabzusteigen, welche an einem runden Pool vorbei in den Garten hinunter und von dort über einen Pfad zum Strand führten. Er schlenderte durch den Garten und sog genüsslich die Luft ein. Zypressen, Zitronen- und Olivenbäume, die knorrig in den Himmel ragten, verströmten ihre Aromen. Dort, wo die Sonne auf einzelne Blätter fiel, hoben sie sich in leuchtendem Grün gegen den wolkenlosen Himmel ab. Vom Strand her drang das Rauschen der Wellen zu ihm herauf, während eine frische Brise sanft mit seinen langen weißen Haaren und weiten Gewändern spielte. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen.

Ich liebe diese Welt

. Er legte den Kopf in den Nacken und schaute in die grenzenlose Weite über sich.

Ich werde nie genug haben vom Leben. Niemals.

Er öffnete die Arme und ließ sich vom Wind umwehen. Dann setzte er seinen Weg zwischen den Bäumen zum Strand hinunter fort. Die Geister folgten ihm stumm.

Am Strand angelangt, schimmerte ihm das Meer mit silbernen Funken entgegen, die dort aufsprühten, wo das Sonnenlicht sich an der Wasseroberfläche brach. Ureus nahm die Schönheit des Augenblicks in sich auf und wirkte wie eine verlassene Sandburg, wie er da reglos am Ufer verharrte und seinen Blick über das offene Meer schweifen ließ. Übermütig streckte er die Zunge in den Wind, um die salzige Luft zu schmecken. Er konnte hören, wie das Meer nach ihm rief und gab ein leises Lachen von sich.

Zu leben ist das Erstaunlichste, was mir je passiert ist

. Und es war noch nicht vorbei. Seine Mission war noch nicht beendet.

Heiter blickte er auf das gleichmäßige Auf und Ab der Wellen, bis längst verwitterte Zeilen aus ihrem Versteck in seine Erinnerung traten:

No limits nowhere but floating colours,Inside-out, eternal fellas. Sparkling diamonds on a surface, rays of sunlight with a purpose, which was once known but is forgotten, until we once again will hit the bottom.

Die Geister murmelten untereinander. Vom Gehen ermüdet, setzte sich Ureus im Sand nieder und begann in seiner Gewandtasche zu kramen, aus welcher er ein zerfleddertes Buch hervorzog. Bedächtig strich er mit seinen schwieligen Fingern die zerknitterten Seiten glatt, bevor er es einen Moment zärtlich in den Händen wiegte. Dann legte er es ungelesen neben sich ab. Eine angenehme Mattigkeit bemächtigte sich seiner, wie so häufig in den letzten Wochen.

Mit einem Ächzen ließ er sich rücklings in den Sand fallen und schloss die Augen. Die warmen Sonnenstrahlen auf seinem Körper entrissen ihm einen wohligen Seufzer.

Die Natur war schon immer meine Lieblingsdroge

. Zufrieden verschränkte er die Arme im Nacken und überließ sich den tanzenden Farben und Bildern, die vor seinem inneren Auge vorbeiglitten wie Fische, die stetig in tieferes Wasser abtauchten. Sein Geist folgte ihrer Spur und verlor sich kurz darauf gemeinsam mit ihnen im Dunkel.

Der Sand schmiegte sich enger an seinen alten Freund, während die Baumwipfel von oben ihren schützenden Blick auf ihm ruhen ließen. Ein kräftiger Windstoß ergriff das kleine Buch neben Ureus und blätterte die Seiten auf. Aufgeregt tuschelnd kamen die Geister näher.

II.

Zu aufgewühlt um einschlafen zu können, warf sich Mingus im Bett rastlos von einer Seite auf die andere. Nur noch eine Nacht. Eine e i n z i g e Nacht! Er konnte es kaum erwarten. Endlich S I E B E N! Am nächsten Morgen würde er tatsächlich sieben Jahre alt sein. Eine enorme Zahl, fand er. Warum wusste er nicht so genau, doch diese Zahl übte eine besondere Anziehungskraft auf ihn aus. Er wurde diese Vorahnung nicht los, dass sich mit ihr etwas ganz Entscheidendes für ihn verändern würde. Als würde etwas Wichtiges mit ihr beginnen. Eine Mission ihren Lauf nehmen. Oder irgend so etwas Ähnliches zumindest. Verändern würde sich auch zweifellos etwas, allein dadurch, dass er bald eingeschult wurde. Dieser Umstand bedeutete für Mingus vor allem Eines: Triumph. Triumph durch Wissen. Oder Ebenfalls-Wissen. Er würde endlich alles lernen, was sein älterer Bruder Rhun bereits wusste. Hah!

In ihrem ewigen brüderlichen Wettstreit war das seiner Meinung nach von unschätzbarem Vorteil. Einfache Worte und Sätze konnte er bereits lesen und schreiben. Das hatte er sich, zur Verwunderung seiner Eltern, vor einigen Jahren schon selbst beigebracht. Permanent verarbeitete er seine Erlebnisse kritzelnd, malend und schreibend auf Papier. Sein Bruder hatte im Alter von vier Jahren eine ähnliche Frühreife gezeigt und vorzeitig die Fähigkeit entwickelt, Additionen und Subtraktionen mit Zahlen bis zu 150 im Kopf sowie mit Hilfe seiner zehn Finger durchzuführen. Sie waren beide keine Genies, besaßen aber einen regen, neugierigen und wachen Intellekt, der sich früh bemerkbar machte.

Leider wussten ihre Eltern nichts damit anzufangen und so blieben diese Begabungen weitestgehend unbeachtet. Bei Mingus schien es ihnen ohnehin manchmal, als ob ein alter Mann den Körper eines Kindes bewohnte. Besonders, wenn man seinen Fragen lauschte. Fragen, die buchstäblich Gott und der Welt galten.

Sehr anstrengende Fragen waren das teilweise - und zwar sowohl für Mingus als auch für sein Umfeld. Dazu gesellte sich bei Mingus noch eine gehörige Portion Frustration über das beklagenswerte Unvermögen der Erwachsenenwelt, ihm befriedigende Antworten auf seine tiefschürfenden Fragen zu liefern. Im alltäglichen Lauf der Dinge bedeutete der Jüngste zu sein für ihn außerdem, ständig als letzter über alles informiert zu werden. Jeder schien bereits über das Meiste Bescheid zu wissen, das ihm neu und unbekannt oder fremd, unerklärlich sowie beängstigend vorkam. Das kränkte ihn in seinem Stolz. Was das Erlernen von Tätigkeiten wie das Binden von Schnürsenkeln oder die Handhabung eines Brotmessers betraf, waren die Erwachsenen brauchbare Erklärer. Aber wenn er etwas Wesentliches über das Leben oder diesen Unsinn mit dem Sterben in Erfahrung bringen wollte, taugten sie durch die Bank herzlich wenig, lautete sein ungnädiges Urteil.

Beim bloßen Gedanken an ihre Erklärungsversuche schlug er sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. Sie hatten nicht den blassesten Schimmer, was die großen Dinge des Lebens anging. Das war ihm recht schnell klar geworden. Am meisten irritierte es ihn, dass er ihnen einfachste Grundlagenfragen stellte, auf die sie seltsamerweise dennoch keine Antwort wussten. Dabei hätte er schwören können, dass es sich bei seinen drängenden Fragen um eine Art elementares Basiswissen der Menschheit handeln musste. Hatte denn noch niemand jemals eine Gebrauchsanweisung für sein Leben als Mensch erhalten, worin stand, worauf die Angelegenheit eigentlich hinauslaufen sollte? Seine Rolle als Erdbewohner stellte ihn jedenfalls täglich vor größere und kleinere ungelöste Rätsel. Zum Beispiel leuchtete es ihm keineswegs ein, warum er überhaupt irgendetwas so tun sollte, wie man es ihm sagte. Umgeben von schlecht informierten Leuten, schien es ihm nicht besonders ratsam, ihren Anweisungen uneingeschränkt Folge zu leisten. Die sinnvollere Option bestand für ihn daher darin, prinzipiell erst einmal alles zu hinterfragen, was sich ihm in der Welt darbot. Er hoffte auf diese Weise, halbwegs unbeschadet durchs Leben zu kommen. So eine Existenz als Kind war kein Zuckerschlecken! Von allen Seiten forderten mit nur mäßigem Wissen ausgestattete Personen, die er zudem erst wenige Jahre kannte, eine Art blinden Gehorsam von ihm.

Er hätte eine ebenbürtigere Behandlung eher begrüßt. Es wäre ihm lieber gewesen, wenn sie ihm zum Beispiel nachvollziehbare Sachverhalte oder Beweggründe mitgeteilt hätten, auf welche sich ihre ihm gegenüber angemaßte Befehlsgewalt überhaupt stützte. Mit Logik und einer vernünftigen Argumentationskette wäre durchaus an seine Kooperationsbereitschaft zu appellieren. Ganz besonders verabscheute er den Satz „Du machst das jetzt, weil ich es dir sage“. Das war eine würdelose Beleidigung seiner Intelligenz! Er war doch kein schwanzwedelnder Schoßhund, dem man Kommandos hinwarf wie Hundekuchen! Abgesehen davon, hegte er den leisen Verdacht, dass auch den Schoßhunden das mit dem Befehl und Gehorsam weniger gut gefiel als deren „Herrsch´chen“.

Mingus seufzte. Wo doch Gehorsam so gar nicht seine Sache war ... Er mochte es eben nicht sonderlich, wenn man ihn herablassend behandelte. Er wollte selbst mitentscheiden dürfen. Warum erläuterte einem niemand einfach die Wahlmöglichkeiten in einer gegebenen Situation inklusive deren jeweiliger Konsequenzen und überließ einem dann die Entscheidung? Auch wenn man noch ein Kind war. Na und? Hatte man denn da kein Mitspracherecht?

Bisher hatte sich auch noch nie jemand die Mühe gemacht, ihm den Maßstab zu erklären, an welchem sie sich in ihren Ansprüchen und Forderungen an ihn orientierten. Wie sollte er da entscheiden können, ob es sich lohnte, den Aufforderungen der Erwachsenen nachzukommen oder besser nicht? Schwimmflügel wie ein Baby tragen zu müssen, weil er sonst absoff, war in Ordnung. Einen Spielgefährten meiden zu müssen, weil die jeweiligen Eltern sich nicht ausstehen konnten – kam nicht in Frage. Wenn beide Anordnungen per „du machst das, weil ich dir das sage“ erteilt wurden, verstellte ihm das nur den Blick auf das Wesentliche. Also war die einzig angemessene Reaktion auf diesen Satz eine bockige Verweigerungshaltung. Und zwar prinzipiell. So war er wenigstens auf der sicheren Seite und bewahrte sich vor Fehleinschätzungen und gröbsten Fehlern, glaubte er.

So viel zu Mingus vorrangigsten Wünschen an sein Umfeld. Er hatte begriffen, dass bedingungsloser Gehorsam im Allgemeinen zwar zu zufriedenem Wohlwollen seitens der Erwachsenen führte, während die sofortige Leistungsverweigerung einem Hochverrat gleichkam, der ihm nur Missbilligung einbrachte, aber leider nicht seinem Wesen entsprach. Auch das dadurch thematisierte Hinterfragen von Autoritätspersonen sorgte nicht gerade für seine Popularität.

Dennoch blieb er standhaft. Er wollte sich selbst aussuchen, auf wen er hörte und wessen Aufforderungen er lieber ignorierte. Sein wichtigstes Auswahlkriterium dabei war, ob die jeweilige Person sich in ihrem Führungsanspruch als würdig, integer und kompetent erwiesen hatte. Er bevorzugte diejenigen, die ihn trotz seines zarten Alters ernst nahmen und auf ihn einzugehen bereit waren. Menschen, deren Meinung und Persönlichkeit Mingus schätzte, weil sie in sich ruhten, doch gleichzeitig konsequent Grenzen zu setzen wussten, wenn erforderlich. Ganz weit oben in seiner Gunst standen selbstverständlich die seltenen Exemplare, welche ihm obendrein auch noch die eine oder andere Antwort anbieten konnten, was die ganz großen Fragen über das Leben betraf.

Den untersten Rang seiner Wertschätzung belegte der Menschenschlag, welcher niemals nie und unter keinen Umständen jemals je über das Leben nachdachte. Unerhört fand er das. Wo käme die Menschheit denn hin, wenn alle einfach aufhörten, über den Sinn ihres Lebens nachzudenken!? Mingus geizte also mit seinem Respekt und beäugte die Menschen sehr genau und kritisch. Die meisten von ihnen beeindruckten ihn wenig, und er hatte kein Verlangen nach ihrer Gesellschaft, geschweige denn danach, von ihnen gesagt zu bekommen, was er zu tun und was zu lassen hatte. Trotz seiner durchaus umgänglichen Art war er in seinem tiefsten Inneren ein wählerisches Kerlchen.

Die meisten Anweisungen der Erwachsenen an Mingus führten daher häufig zur Ausführung der gegenteiligen Handlung. Dies geschah sozusagen im Dienst an der Wissenschaft. Fielen die Resultate seiner ersten grundsätzlichen Faktensammlung für seinen Geschmack zu dürftig aus, beendete er sein Bombardement aus

Wieso? Warum? Weshalb? Wozu? Und dann? Wer sagt das?,

indem er zur experimentellen Überprüfung fortschritt.

Wie sonst sollte er etwas über

Konsequenzen, Ursache und Wirkung der Dinge, in Erfahrung bringen? Als man ihm daher ohne weitere Erklärungen verboten hatte, mit Haarklammern an Steckdosen zu spielen, suchte er sich notgedrungen schnurstracks eine andere Haarklammer, um der Sache gleich auf den Grund zu gehen. Es beschäftigte ihn einfach, was es damit auf sich hatte. Nach seinem ersten elektrischen Schlag, wusste er dies zwar noch immer nicht so genau, doch zumindest war ihm in der Steckdose tatsächlich eine furchteinflößende Kraft begegnet, um die er zukünftig lieber einen weiten Bogen machte.

Sein Vorgehen führte erstaunlicherweise stets zu ein und demselben Resultat: tiefe Stoßseufzer auf Seiten der Erwachsenen, dicht gefolgt von tiefen Stoßseufzern auf Seiten von Mingus. Mit anschließendem Stirnrunzeln beider Parteien über die lästige Verbohrtheit des jeweils anderen. Mingus` ausgeprägtes Selbstwertgefühl sowie seine Neigung, alles in Frage zu stellen und ausloten zu müssen, ließen ihn selbst seiner Mutter insgeheim manchmal nicht ganz geheuer erscheinen. Er stand in dem zweifelhaften Ruf, ein kompliziertes, rebellisches Kind zu sein. Er galt als SCHWIERIG. Mingus vermutete jedoch, dass man nicht ihn schwierig fand, sondern sein permanentes Forschen nach für ihn essenziellen Axiomen. Er war schließlich neu in der Welt und wollte verstehen, worauf sie fußte.

Seit er sprechen konnte, betrieb er unermüdlich seine Grundlagenforschung, die für Ungeduld, Verdruss und Unbehagen in seiner Umgebung sorgte. Alles, was man allgemein von einem Kind erwartete, war, dass es anschmiegsam, brav, formbar und rundum pflegeleicht sein sollte. Ein besonderes Wunschkriterium im Anforderungskatalog der Eltern für die zu besetzende Position eines Kindes lautete außerdem, keinerlei lästige Fragen sowie unliebsame Widerworte in die Welt zu setzen und stattdessen vorzugsweise seinen Eltern sklavische Ehrerbietung zu bekunden. Mingus erfüllte keines dieser Kriterien. Doch konnte man wirklich ihm dafür die Schuld geben, dass sie das falsche Kind erhalten hatten, von dessen intensivem Wissensdurst sie sich überfordert fühlten? Letzten Endes musste er sich mit ihren Unzulänglichkeiten genauso abfinden und arrangieren, wie sie sich mit den seinen.

Und obwohl kein Mangel an gegenseitiger Liebe vorherrschte, lebten er und seine Familie in einem Zustand der Befremdung, was das innerste Wesen des anderen betraf. Irgendwo existierte eine unsichtbare Wand zwischen ihm und der überwiegenden Anzahl von Personen, denen er begegnete. Mingus konnte die Wand spüren, auch wenn er ihre Ursache nicht verstand. Noch nicht.

Er wusste nicht, wie er seinen Eltern begreiflich machen sollte, dass er n i c h t die physische Verlängerung ihres eigenen Körpers und Geistes war, sondern ein eigenständiges Wesen. Eines mit vielen Fragen. Fragen, von der Sorte, die sie sich anscheinend nicht stellen wollten. Es war ihm schleierhaft, woher manche Erwachsene ihr Überlegenheitsgefühl gegenüber einem Kind hernahmen, wie er es unterschwellig wahrnehmen konnte, wenn Leute mit ihm sprachen, als sei er nicht nur Ausländer, sondern obendrein schwerhörig sowie geistig zurückgeblieben. Das einzig Beruhigende war, dass sie diesen gönnerhaften Ton nicht nur ihm gegenüber anschlugen. Er nahm es nicht länger persönlich, seit er beim Einkaufen mit seiner Mutter eine Frau beobachtet hatte, welche sich über ein fremdes Baby gebeugt und sehr merkwürdige Laute ausgestoßen hatte. Nach fünf Minuten konzentrierter Aufmerksamkeit wussten weder er noch das Baby, was „Eieieigutschiputschipuh“ übersetzt bedeuten sollte. Sie hatten daraus gefolgert, dass die Frau wohl außerplanetarische Muttersprachlerin sein musste. Doch dann stellten sie zu ihrer Überraschung fest, dass die Frau zu einem flüssigen Dialog mit Mingus´ Mutter in der Lage war. Auf Erdisch!

Es ist nicht der Planet der Affen, sondern der Planet der Idioten, auf dem wir gelandet sind,

konnte er in dem resignierten Blick des Babys lesen, als dieses endlich von der Dame erlöst und an Mingus vorbeigeschoben worden war.

Jene Begegnung hatte Mingus sehr erleichtert, weil sie ihm bestätigt hatte, dass er kein Einzelfall war. Auch andere Kinder wunderten sich über das seltsame Verhalten der Erwachsenen, sobald sie auf ein Kind trafen. Man wurde nicht wirklich schlau aus ihnen und ihrer Welt, für die sie sich nur im Kleinen, aber nicht im Großen zu interessieren schienen.

Fakt blieb jedoch, dass diese Leute sich wesentlich länger auf diesem Planeten aufhielten als er und trotzdem keinerlei befriedigende Auskünfte darüber geben konnten, worum es sich bei dieser Sache genannt Leben handelte? Die hilflose Antwort, dass das so genau eben keiner wisse, machte es auch nicht besser. Ja, und?! Sollte ihn das etwa beruhigen?!

Empört schmiss sich Mingus erneut auf die andere Seite seines Betts. Wenn er in ihre Augen sah, beschlich ihn manchmal das gespenstische Gefühl, dass die anderen Menschen in Wirklichkeit gar keine Menschen, sondern Roboter waren, die sich bloß als Menschen getarnt hatten. Und er war der einzige übrig gebliebene echte Mensch aus Fleisch und Blut unter ihnen. Plötzlich war ihm einsam zumute. In seiner Vorstellung waren sie Mutanten, die sich zwar um ihn kümmerten als wären sie seine wirklichen Eltern, die aber nur nett zu ihm waren, um ihre wahre Identität weiterhin geheim zu halten.

Würde Mingus sie allerdings aufschneiden, würde er in ihrem Inneren sicherlich nur leblose Stahldrähte vorfinden. Oder so etwas Ähnliches. Jedes Mal, wenn dieser Gedanke ihn überkam, wurden sie ihm so unheimlich, dass er auf die Straße rennen und in den Himmel schreien wollte: „Holt mich ab hier, wo und wer auch immer ihr seid, aber kommt schnell und holt mich sofort ab, bitte! Mir gefällt es hier nicht. Überhaupt nicht! Hilfe!“

Er tat es nicht. Jahre später fand er Trost in der Begegnung mit einem Seelenverwandten, dem es ähnlich erging wie ihm. Jener sah zwar etwas verschrumpelter aus als er, besaß dafür jedoch einen leuchtenden, roten Finger, mit dem er nach Hause telefonieren konnte! Mingus hätte alles für so einen Finger gegeben. Doch ihm blieb nur, sich unruhig im Bett herumzuwälzen, während ein undefiniertes Leben als Mensch vor ihm lag, das mehr Geheimnisse als Erklärungen bereit hielt. Das Leben der anderen war angefüllt mit Dingen, die für ihn keine Bedeutung hatten und umgekehrt. Dabei beschäftigte ihn so vieles, das sie doch auch aufwühlen musste? Fragen wie: Wozu gab es Menschen? Was war eigentlich ein `Ich´? Was passierte mit dem Strom der Zeit, wenn keiner mehr da war, um ihn zu beobachten? Tickte die Zeit dann einfach weiter in die Unendlichkeit des Alls hinaus wie ein tropfender Wasserhahn, dem keiner mehr Beachtung schenkte?

Wie konnte man sicher sein, dass das Universum unendlich war? Es konnte doch genauso gut sein, dass nur noch niemand weit genug bis zu dessen Grenzen vorgedrungen war? Überhaupt diese Sache mit der Unendlichkeit – wie sollte man sich etwas vorstellen, dass keine Form, keinen Anfang und kein Ende besaß und somit das eigene Fassungsvermögen vollkommen sprengte? Und ausgerechnet in so einem Ding saß man fest? Mingus schwoll jedes Mal bedrohlich heiß der Kopf an und drohte zu explodieren, bei dem Versuch, sich gedanklich der Unendlichkeit anzunähern. Ihre Grenzenlosigkeit erschreckte ihn buchstäblich zu Tode. Denn trat er mit seinem Tod nicht zwangsläufig in sie ein, wenn es nichts außerhalb des Universums gab? Doch auch, wenn er sich nicht bemühte, dem unendlichen Universum mit seinem eigenen, menschlichen Zwergenhirn beizukommen, blieb immer noch die Frage, wer das Ding damals gepflanzt hatte? Und wozu?

Und dann war da auch noch diese Sache mit den Trillionen anderen Planeten im Weltraum. Wenn angeblich keiner darauf wohnte, wozu gab es die alle? Waren die zur Dekoration da? Diese Verschwendung schien ihm unlogisch. Gerade so, als ob man Trillionen von Häusern bauen würde, in die aber keiner einziehen durfte. Einer seiner gedanklichen Klassiker war auch: Was passierte später mit der Erde, wenn der Sonne ihr Feuer ausging? Man konnte doch die gesamte Geschichte der Erde sich nicht einfach so auf Nimmerwiedersehen im leeren Raum auflösen lassen, als habe sie nie existiert? Das wäre dann wiederum so, als würde man jahrelang an einem Haus bauen, um es am Tag der Fertigstellung in die Luft zu sprengen. Plopp. Aus und vorbei. Nichts und niemand übrig. Nicht einmal ein einziger Überlebender, der sich nach ihrem Verschwinden jemals wieder an die Erde erinnern könnte oder noch viel schockierender – an ihn! Mingus schauderte entsetzt.

Was beinhaltete Sterben überhaupt? Was sollte man sich darunter vorstellen? Was passierte dabei mit einem? Wo befand man sich anschließend? Denn irgendwo musste man im Anschluss ja enden, wenn man von hier wegging. Nur weil der Zuckerwürfel sich in der Teetasse auflöste, hieß das ja auch nicht, dass sich kein Zucker mehr darin befand. Demnach musste es auch einen Ort geben, an dem die Toten sich nach ihrer körperlichen Zersetzung aufhielten. Dauerte es lange, bis man dort war? Gab es da auch genug zu essen, um all die vielen Toten seit Anbeginn der Zeit zu füttern? Womit wurden sie gefüttert? Einen Körper zum Verdauen hatten sie ja nicht mehr. Oder woher bezogen die Toten dann ihre Energie, wenn nicht aus irgendeiner Form von Nahrung? Musste ja ein Riesenort sein, das Totenland. Und wenn man nach dem Tod bloß an den Ort zurückkehrte, von dem man ursprünglich hergekommen war, wie manche behaupteten, wieso war man nicht gleich dort geblieben? Wozu der Umweg?

Die Erwachsenen waren ihm hierbei keine Hilfe. Sie zuckten mit den Achseln und antworteten ihm, dass diese Dinge schlichtweg niemand beantworten konnte. Mingus kochte innerlich. WARUM nicht? Was hatten die denn alle in den Tausenden von Jahren vor seiner Ankunft getrieben, dass noch keiner Antworten gefunden hatte? Und was hatten die alle zu tun gehabt, das wichtiger gewesen sein konnte, als eben dies herauszufinden? Er fluchte leise.

Da war eindeutig etwas faul. Mingus kratzte sich verdrossen den Kopf. Das mit dem Leben war, als ob man plötzlich in ein Computerspiel hinein gebeamt worden sei, ohne die Regeln, das Ziel oder den Endgegner zu kennen. Und statt zu erkunden, wie man bloß in so eine missliche Lage hatte geraten können, um sie möglichst schnell wieder rückgängig zu machen, waren die anderen Spieler durchaus zufrieden damit, sich gegenseitig abzuknallen und das eigene Punktekonto zu füllen.

Mingus hingegen mutmaßte, dass es da weitere und ganz andere Level und Spielszenarien geben musste, die um einiges interessanter und spannender waren. Aber das war nur so eine vage Idee, dass irgendwo da draußen ein Mehr existierte. Ein Mehr von allem. Eines, das logisch aufgebaut war und klare Strukturen enthielt. Nicht zu vergleichen mit dem für ihn so dürftigen Weltbild, das kursierte. Wenn er durch die Straßen lief und die Menschen an ihm vorübereilten, die Leute ebenso wie die Bäume und Häuser an ihm vorbeizogen, wusste er, dass sie genau das waren, was sie waren - ein vorübergehendes Ereignis in der Welt. Sie alle waren nur vorüberziehende Erscheinungen. Nichts davon und niemanden von ihnen brauchte man ernst zu nehmen. Alles, was existierte, war ja nur einen flüchtigen Augenblick lang hier. Ein Fingerschnipsen der Ewigkeit waren sie alle. Denn irgendwann in der Zukunft würde fort sein, was ihn momentan umgab. Verschwunden in der Vergänglichkeit, als wäre es nie da gewesen. Wahrlich es lohnte kaum, es ernst zu nehmen. Es war doch fast schon wieder fort.

Wozu also all dies erst erschaffen? Mingus wälzte sich zum wiederholten Male im Bett herum, knüllte aufgebracht sein Kissen zurecht, drehte sich zur Wand und versuchte trotz des Ansturms an Gedanken in seinem Kopf einzuschlafen. Sein Gehirn erinnerte ihn manchmal an das Rad seines Ex-Hamsters. Ob er selbst auch eines Tages mit blutender Nase darunter eingequetscht aufgefunden werden würde? Er gab einen Seufzer von sich. Aus dem Leben sollte einer klug werden. Anderen erging das wohl nicht anders, aber im Gegensatz zu ihm störte sie das offenbar nicht. Sie verbrachten ihre Zeit auf der Autobahn, starrten den Tag über stundenlang auf den Monitor ihres PCs, fuhren danach wieder auf der Autobahn und verbrachten anschließend den Rest des Tages damit auf den Fernsehbildschirm zu schauen. Dort sahen sie fiktiven Charakteren beim Leben zu, statt selbst eines zu haben. Die Werbeblöcke halfen ihnen dabei, sich daran zu erinnern, wofür sie das jeden Tag taten: nämlich fürs Einkaufen all der vorgeführten Utensilien, ohne die das Leben nicht lebenswert sein durfte. Den Rest des Abends spülten sie dann mit Alkohol herunter, damit sie ordentlich betäubt und wohlig schlafwandelnd durchs Dunkel glitten. Mingus reichte das nicht. Er hatte ernsthafte Motivationsprobleme, sich an etwas zu beteiligen, über dessen Sinn und Zweck ihn niemand aufklären konnte. Erst recht, wenn es dabei um sein eigenes Leben ging!

Andererseits, was hatte er schon für eine Wahl? Er steckte ja bereits mittendrin. War alles, was einem übrig blieb die Flucht nach vorn? Augen zu und durch? War es das, was die Erwachsenen taten? Hatten sie sich einfach nur ihrer unerklärlichen Situation ergeben? Hm. Konnte das genug Motivation darstellen? Aber wer sagte denn, dass die Situation tatsächlich unerklärlich bleiben musste? Vielleicht gab es durchaus Antworten, wenn man sich gründlich genug auf die Suche nach ihnen begab? Und vielleicht lebte es sich mit diesen Antworten leichter? Sollte das nicht, einen Versuch wert sein? Zumindest könnte man dann zur Abwechslung mal beruhigt einschlafen, erhoffte sich Mingus.

Erneut dachte er an seinen bevorstehenden Geburtstag am nächsten Tag. Es war schon merkwürdig: Man ging zu Bett und sobald man das nächste Mal aufwachte, war man in nur einer Nacht, plötzlich ein Jahr älter. Fast sieben Jahre befand er sich nun an diesem Ort Erde. Wie viele Geburtstage würde er wohl insgesamt hier verbringen? Wie viel Zeit hatte er zur Verfügung, um Antworten zu finden? Oder hatten die anderen recht? War es ein unmögliches und viel zu vermessenes Unterfangen, dieses enorme Mysterium auch nur ansatzweise lösen zu wollen? War das Leben einfach eine zu große Nummer für so ein limitiertes Menschenhirn? Sein Hirn, so begrenzt es auch sein mochte, war hartnäckig und hatte sich in nichts Geringerem als der Suche nach dem Sinn des Lebens festgebissen.

Er stöhnte auf. Was stimmte nicht mit ihm, warum tat er sich so viel schwerer als der Rest? War er einfach nicht begabt fürs Leben? Oder war er bloß unterzuckert? Er knipste die Nachttischlampe an und griff sich die Schachtel mit Minzplättchen, die dort stand. Hungrig stopfte er sich zwei auf einmal in den Mund. Während er kaute, fiel sein Blick auf die Schachtel.

After Eight

hieß es dort

. Er stutzte und sah erstaunt auf die Uhr. Doch es war längst nach acht Uhr. Beruhigt kaute er weiter.

Ihm fiel auf, dass diese Nacht einzigartig war. Immerhin würde sie morgen für immer vorbei sein und so nie wiederkommen. Ebenso wie der Tag gestern und der Tag morgen beide nur ein einziges Mal auf genau diese Weise ablaufen würden. Einmal bloß waren sie in ihrer Einzigartigkeit in der Welt vorhanden, gingen vorüber und waren auf alle Zeit verloren. Jeder neue Tag war wie eine Blume, die nur einmal blühte und dann für immer in die Unendlichkeit verschwand. Aufgefressen von jenem Malstrom der Zeit, der sich alle Tage der Menschheit gierig in seinen Schlund schob als seien es … Minzplättchen. Und diese dann nie wieder auf dieselbe Weise ausspuckte. War das Leben nichts weiter als eine Art Wettlauf mit einem tödlichen Zeitmonster, das mit seinem schwarzen Riesenmaul unentrinnbar auf ihn und alle anderen zuraste, um sie ebenso zu verschlingen, wie es sich bereits die verlorenen Tage und Welten der Vergangenheit einverleibt hatte?

Mingus wurde es heiß und übel bei der Vorstellung, und er würgte das letzte Minzplättchen wieder hervor. Würde er sich im Abgrund der Ewigkeit in ein vergessenes Nichts verwandeln? Als sei er nichts weiter als ein Furz im Wind? Sein Leben ein zu winziger Augenblick, um überhaupt von der Ewigkeit bemerkt zu werden? Die Ewigkeit konnte er ebenso wenig leiden wie die Unendlichkeit. War er dazu verdammt mit jedem Atemzug, dem Rachen des Allesfressers näherzukommen, der sämtliches Leben irgendwann verschlingen würde? Gab es einen achten Tag, an dem Gott die Klospülung drückte, von dem ihm nur keiner erzählen wollte?

Was für eine grausame und sardinische (oder wie das nochmal hieß) Angelegenheit wäre das Leben dann? Der kalte Angstschweiß brach ihm aus. Er vergrub sein mit Schokolade verschmiertes Gesicht in seinen Händen. Nein, nein und nochmals nein! Es ergab doch gar keinen Sinn! Er musste etwas übersehen haben, etwas Wesentliches. Einen Hinweis, ein Indiz für Logik im scheinbar Unsinnigen. Sicher sah er nur den Wald vor lauter Bäum- … plötzlich saß er wie vom Donner gerührt im Bett. Konnte es ...? War es eventuell möglich ... ? Mingus fixierte mit offenem Mund den leeren Raum vor sich.

Eine Erinnerung war jäh aufgetaucht. Die Erinnerung an seine ehemalige Kindergärtnerin. Unter einem Baum hatte sie den Kleinen in ihrer Obhut einst den Wechsel der Jahreszeiten beschrieben. Von ihr hatte er zum ersten Mal vom wundersamen Kreislauf der Natur gehört und fand ihn fast ein bisschen unheimlich in seiner bestechenden Perfektion. Er war ihm wie Magie erschienen und ehrfürchtig hatte er den Ausführungen gelauscht, mit welchen ihm die endlose Wandlung des Baumes erklärt wurde. Ein Baum, der stets am selben Ort verharrte und ein und derselbe Baum blieb, obwohl er viele Verwandlungen durchlief. Diese Wandlungen vollzogen sich außerdem in Einklang mit der Umgebung des Baumes, die in den Prozess eingebunden war: Das herabfallende Laub wurde Teil des Erdbodens, nährte die Pilze und das Gras, welche wiederum durch die Wurzeln, den Baum nährten und für neues Laub sorgten. Überrascht und ungläubig hatte er diese neuen Informationen aufgenommen, die sowohl von verblüffender Klugheit als auch beruhigender Zweckmäßigkeit in der Natur zeugten. So ein Leben als Baum war nach einem klaren und ausgewogenen Plan ausgerichtet, obwohl es sich nur um einen Baum handelte. Der Schlüssel zum Leben lag irgendwo in der Nähe dieses Baumes, der einem Zyklus folgte. Mingus beschloss, sich in den nächsten Tagen eingehender mit Bäumen zu befassen.

Aufgeregt sprang er auf und rannte ins Badezimmer, wo er sich sorgfältig die Hände und den Mund abwusch. Auf Zähneputzen hatte er keine Lust. Wer konnte sich schon mit Zähneputzen aufhalten, während er in einem unendlich expandierenden Universum lebte? Seine Zeit darin war immerhin begrenzt. Er musste sorgsam mit ihr umgehen und Prioritäten setzen, wofür er sie nutzen wollte! Zähneputzen konnte auch mal ausfallen, beschloss er. Mingus gähnte herzhaft, marschierte dann zielstrebig zurück in sein Zimmer, legte sich hin und knipste das Licht aus. Als er sich sich für mehr Bequemlichkeit die Bettdecke zwischen die Knie stopfte, stieß er ungeschickt mit dem Kopf an die Wand. Er rieb sich die schmerzende Stelle. Auch das noch. Wo ihm sein Kopf doch sowieso schon weh tat vom vielen Grübeln. Denken ist einfach zu anstrengend, entschied er. Genug gedacht für heute. Bald darauf war ihm der Schlaf endlich gnädig und kroch zu ihm ins Bett.

III.

In der Nacht vor seinem siebten Geburtstag träumte Mingus von einem Krokodil, das eindeutig nicht alle Tassen im Schrank hatte. Es rannte ständig mit dem Kopf gegen eine Wand, unterbrach diese Aktion dann, um sich kurz zu schütteln und sofort wieder kopfüber in die Wand zu krachen. Dicke Beulen zeichneten sich bereits um den Schädel herum ab. Das Krokodil ließ sich davon nicht beirren und nahm weiter Anlauf um Anlauf. Traum-Mingus sah ihm eine Weile erstaunt zu. Schließlich fragte er:„Hast du sie nicht mehr alle?“Überrascht fuhr das Krokodil herum. Es blickte hinter sich und deutete dann fragend auf seine Brust.„Wer? Ich?“Mingus nickte.„Ja, du. Oder siehst Du hier noch einen anderen Irren?“Das Reptil warf einen misstrauischen Blick über seine Schulter, dann schüttelte es erleichtert den Kopf.„Nur dich..“Mingus rollte mit den Augen.„Was um alles in der Welt treibst du da nur an der Wand?"Das Krokodil sah ihn verblüfft an.„Das liegt doch wohl auf der Hand?! Nein? Na gut. Also, ich bin besessen. Ich kann nicht anders. Ein zwanghafter, unkontrollierbarer Impuls überkommt mich von Zeit zu Zeit, mir den Kopf zu zerbrechen. Geht dir das denn nie so?"Das Krokodil warf ihm einen betont unschuldigen Augenaufschlag zu. Mingus gab keine Antwort und das Krokodil machte einen Schritt auf ihn zu.„Nein? In diesem Fall helfen auch ein paar leichte Schläge auf den Hinterkopf, die können Wunder wirken und für ganz neue Denkanstöße sorgen", versicherte es und machte eine einladende Geste mit seiner Pranke.Mingus wich erschrocken vor dem verrückten Krokodil zurück. Das ließ die Pranke wieder sinken und wandte sich mit einem Schulterzucken von ihm ab. Als habe es gänzlich das Interesse an der Unterhaltung und an Mingus verloren, stand es da, stemmte die Arme - oder waren es Vorderbeine? - in die Seiten und betrachtete interessiert die Gegend. Nur gab es da rein gar nichts zu sehen. Sie waren in einem Traum,Mingus` Traum, in welchem nichts weiter vorhanden war als sie beide, eine Wand und aus irgendeinem unerfindlichen Grund - ein Stein. Das Krokodil fixierte konzentriert den Horizont, furzte unerwartet genüßlich und grunzte anschließend erleichtert auf.Mingus trieb es peinlich berührt die Schamesröte ins Gesicht. Dem Krokodil war das ziemlich egal.„Uuäh!“, entfuhr es Mingus plötzlich.Der Anschlag hatte ihn unvorbereitet getroffen und erforderte den sofortigen Übergang in den Notfallmodus: Er begab sich in den Atemstillstand. Hastig wedelte er mit beiden Händen die schädlichen Abgase von sich fort, die begonnen hatten, sich vom Krokodil her unerbittlich in Mingus` Richtung auszubreiten. Mingus hasste es, wenn man ihn anfurzte. Auch im Traum machte er da keine Ausnahme.„Du musst dringend zum Arzt, so wie du stinkst. Da ist sicher etwas nicht in Ordnung bei dir. Vielleicht hast du sogar die Pest? Wegen der Beulen, meine ich", rief er dem Krokodil mit erstickter Stimme zu, während er vorsichtig durch den Stoff seines Hemdärmels ein- und ausatmete.Leider schaffte das keine wirkliche Abhilfe. Der Gestank war unerträglich.„Uah, ich glaube, ich muss kotzen", murmelte er. „Wie kann ein Traum nur so stinken?“, beschwerte er sich.„Frag mich nicht, du bist der Träumer! Ich bin nur das ausführende Organ", antwortete das Krokodil gleichmütig.Nachdem die Luftqualität wieder einigermaßen passabel geworden war, setzte sich Mingus auf den Stein und sagte ernst zu dem Krokodil:„Du hast meine Nase fast blind gemacht! Tue das nie, niemals wieder, hörst du?!“Doch das Krokodil gähnte bloß gelangweilt. Diese Unverfrorenheit verschlug Mingus kurz die Sprache. Dann fragte er resigniert:„Also, wieso genau bist du in meinem Traum, oh großer, übler Duftspender?"„Na, du wolltest doch unbedingt wissen, wer und was du bist, aus welchem Stoff das Leben gemacht ist und allgemein die ganz großen Fragen klären, … et cetera, bla bla. Und ich bin hier, um dir alles zu zeigen, was du wissen willst.“Es zwinkerte ihm zu.„So von Besessenem zu Besessenem."„Ich bin kein Besessener! Und bestimmt nicht so durchgeknallt wie du!", entrüstete sich Mingus.Den Vergleich mit einem geistesgestörten Stinker mit schuppiger Haut wollte er nicht auf sich sitzen lassen.„Aber sicher doch“, widersprach ihm das Reptil entschieden.„Du bist vollkommen besessen vom Leben. Nichts auf der Welt bedeutet dir mehr. Seltsam, nicht wahr? Dabei zählst du zu den Menschen, deren Leben erst beginnt, wenn sie abends die Augen schließen", gluckste das Krokodil vergnügt.Es machte eine Bewegung, die Mingus alarmierte. Er befürchtete sogleich, dass ein neues Hochdruckgebiet in unmittelbarem Anmarsch war. Er brauchte dringend einen Notfallplan, falls der nächste Gasangriff nicht mehr allzu lange auf sich warten ließ. Mingus kniff das Gesicht nachdenklich zusammen und schob die Unterlippe vor. Das war sein Denkergesicht. Oder vielmehr eines davon. Prompt kam ihm die rettende Idee! Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, und er stand auf, lief zu einem Schrank, der sich just in diesem Moment im Raum materialisierte, und zog aus diesem eine Giftgasmaske hervor.Erfreut zog er sie über und setzte sich so gewappnet auf den Stein zurück. Das Krokodil schüttelte sich vor Lachen.„Ich bin gern vorbereitet“, gab Mingus mit dumpfer Stimme von sich.„Und da du mich für besessen hältst und Giftgasattacken deine Form von Exorzismus zu sein scheinen ...“ , er ließ den Satz unvollendet in der Luft hängen.Das Krokodil kugelte vor Lachen auf dem Boden.„Steht dir! Du siehst viel besser aus als vorher,“ sagte es, als es sich wieder beruhigt hatte.Mingus gab ein Schnauben von sich.„Ich bin nicht der Exorzist – ich bin hier FÜR dich, um dir zu helfen, Antworten zu finden, Darth Vader Junior“, setzte das Krokodil hinzu.„Deshalb träume ich dich?“, fragte Mingus verwundert.Das Krokodil stützte den Kopf in die Pranke und grinste breit.„Sag mal, findest du es eigentlich normal, sich im Traum des Träumens bewusst zu sein wie du gerade? Du weißt, dass wir beide uns in deinem Traum befinden und wunderst dich kein bisschen, dass das im Grunde recht ungewöhnlich ist?“Mingus zuckte mit der Schulter. Nein, es wunderte ihn nicht wirklich. Er hätte nicht sagen können warum nicht. Für ihn war dieser Umstand ein Bestandteil seines Träumens, seit er sich erinnern konnte. Allerdings hatte er gehört, dass das nicht allen Menschen so ging.„Diese Fähigkeit den Traum als solchen zu durchschauen ist der Anfang eines Weges, deines Weges“, klärte das Krokodil ihn lächelnd auf.„Diese Fähigkeit ist wie ein Muskel, den jeder besitzt, aber nicht jeder trainiert. Du hast vor sehr langer Zeit begonnen diesen Muskel zu trainieren und das war eine Menge Arbeit, kann ich dir versichern! Woran du dich wahrscheinlich kaum erinnern wirst, oder?!“, fragte das Krokodil neugierig.Mingus schüttelte verneinend den Kopf. Er hatte keine Erinnerungen an irgendein langes Muskeltraining.„Man nennt diese Form auch luzides Träumen, wenn man sich während des Traums bewusst ist, dass man träumt. Das luzide Träumen erlaubt einem auch den Trauminhalt nach Belieben zu steuern und zu verändern. Mit dem Erwerb dieser Fähigkeit beginnt der Aufbruch in unbekanntes Neuland. Hier beginnt der Wirkungskreis der magischen Kräfte des Lebens, die nichts anderes sind als die Wissenschaft von morgen.“Die Augen des Krokodils leuchteten auf. Es setzte sich auf.„Dadurch werden Erfahrungen möglich, die Grenzen sprengen und vieles in Frage stellen oder sogar gänzlich über den Haufen werfen, was du im Wachzustand als Wirklichkeit erlebst, weil sie im Widerspruch zu ihr stehen können."Es schaute Mingus begeistert an.„Im Grunde gibt es keine Wirklichkeit, verstehst du, sondern nur Wahrnehmung. Alles existiert in einem grenzenlosen Feld von Möglichkeiten, das entdeckt und erschaffen werden will. Aber bis du das begreifen wirst, ist es noch ein gutes Stück Arbeit. Allerdings eine Arbeit, die heute Nacht für dich beginnen kann, wenn du möchtest - reicht dir das als Begründung für meine Anwesenheit in deinem Traum?“Das Krokodil rieb seine Pranken aneinander und warf Mingus einen erwartungsvollen Blick zu. Mingus tat, was er am besten konnte und grübelte über die Worte des Krokodils in Ruhe nach. Wie zuverlässig konnten die Aussagen eines furzenden Krokodils schon sein? überlegte er argwöhnisch.„Heute ist die Nacht, in der du eine spannende Reise beginnen kannst, wenn du tatsächlich bereit dafür bist. Es hängt nur davon ab, wie viel du wirklich über das Leben wissen möchtest.“Das war leicht zu beantworten.„Alles“, erwiderte Mingus ohne zu zögern.Das Krokodil wiegte sachte seinen verbeulten Kopf von Seite zu Seite.„Na schön, ich sollte ehrlich zu dir sein. Überlege es dir gut, worauf du dich da einlässt! Das wird nämlich kein Spaziergang, Mingus. Das Unternehmen ist auch nicht ganz ungefährlich. Du bist im Körper eines Kindes. Dieser Weg wird dich mit Angst und Verwirrung konfrontieren, mit Schmerz, mit Verlorenheit, mit harten Zeiten und schwierigen Herausforderungen, mit Verlusten und Isolationsgefühlen. Dies alles könnte dich überfordern.“Das Krokodil hielt inne.„Andererseits könntest du auch daran wachsen. Je mehr du erfährst, desto mehr wird dieses Wissen dich von Ängsten befreien, aber dich auch von anderen Menschen trennen. Die eifrigsten Schüler bekommen die schwierigsten Aufgaben, sagt man, aber ob das immer so eine Gunst ist? Ich will, dass du weißt, was dich erwartet und du keine leichtfertige Entscheidung triffst. Denn es ist ein relativ einsamer Weg durch einen unbekannten Dschungel“, gab das Krokodil zu bedenken.Mingus bemerkte den besorgten Tonfall des Krokodils.„Aber ich habe doch so viele quälende Fragen in mir, die mich in den Wahnsinn treiben und wenn du Antworten darauf hast, dann ist das meine einzige Chance. Was habe ich denn sonst für eine Alternative? Niemand, den ich kenne, weiß etwas über diese Dinge.“Das Krokodil nickte bedächtig. Es wirkte trotz seiner Sorge insgeheim erfreut.„Du hältst dich also an deine Vereinbarung und bestätigst deinen Lebensentwurf?"Es wartete erst gar keine Antwort ab.„Wunderbar! Ich bin froh, dass ich nicht umsonst gekommen bin. Es hätte ja sein können, dass du es dir in der Zwischenzeit anders überlegt hast.“„Heh? Meinen Entwurf?“, wiederholte Mingus verwirrt.„Was soll das denn sein?"Er setzte die Maske ab, um besser zuhören zu können. Außerdem wurde ihm unter dem Gummi allmählich heiß. Vom Krokodil schien momentan keine Gefahr auszugehen.„Ausgezeichnet, ausgezeichnet! Schon sind wir mittendrin!“, rief das Krokodil zufrieden aus. Flink sprang es auf und ließ sich neben Mingus nieder.„Ich werde dir heute Nacht eines der ersten Geheimnisse des Lebens verraten. Es ist im Übrigen nur deshalb ein Geheimnis, weil du dich nicht mehr daran erinnern kannst, nicht weil es geheim ist. Aber eben dies ist meine Aufgabe, dir zu helfen, dich zu erinnern und zwar an alles. Aber fangen wir am Anfang an.“Das Reptil räusperte sich ausgiebig. Dann legte es los.„Also, alle Menschen in dieser Welt haben eine besondere Aufgabe vor sich. Sie liegt darin, herauszufinden, wer sie in Wirklichkeit sind. Oder vielmehr was. Denn sie sind sehr viel mehr als sie ahnen. Diese Suche nach ihrem wahren Wesen gilt für jede einzelne ihrer zahllosen Existenzen, die sie hier verbringen.“Mit einem Seitenblick auf Mingus sagte es:„Du hast schon tausende von Leben hinter dir und noch Millionen von Leben vor dir, genau wie die anderen auch. Mal warst du einer von den Guten, mal warst du einer von den sogenannten Bösen. Du hast andere getötet und du wurdest getötet. Ganz so wie jeder der anderen um dich ebenfalls. Das macht euch alle gleich.“Mingus dachte spontan an den Zyklus des Baums und seine Augen glänzten.„Also, das ist es, nicht wahr? Wir leben nicht nur einmal? Wir verwandeln uns in einem Kreislauf wie ein Baum auch?“„Die Natur der Welt, in der du lebst, und alles in ihr unterliegt einem perfektem Kreislaufsystem von Werden und Vergehen, wie du bereits ganz richtig spekuliert hast. Warum sollte ausgerechnet der Mensch als einziger Bestandteil davon ausgenommen sein? Das ist es, was du gespürt hast, als du damals vor jenem Baum standest. Nur hattest du keine Worte, um es so zu formulieren."Mingus nickte heftig und hing an jedem Wort des Krokodils, welches ihm mehr und mehr zu gefallen begann.„Im Übrigen gibt es etliche Berichte und Untersuchungen zu diesem Thema. Ich werde in den nächsten Jahren deiner Grundausbildung dafür sorgen, dass sie dich zur richtigen Zeit finden. Du wirst sie später lesen und sie werden dir helfen, dich tiefer auf diesen Gedanken einzulassen. Am Bedeutsamsten jedoch bleiben immer deine eigenen Erlebnisse und Erfahrungen mit diesem Körper, um das, was ich dir mitteile, zu prüfen. Das ist generell für jeglichen Erkenntnisprozess in jedem deiner Leben von Gültigkeit.“Mingus sperrte die Ohren auf. Jahre? Grundausbildung? Jedem Leben? Dieser Körper?Das Krokodil redete mit einer Selbstverständlichkeit über Dinge, die sonst kaum jemand, den Mingus kannte, zur Sprache brachte. Alles klang so neu und trotzdem uralt und vertraut. "Entschuldige, könntest du mir bitte kurz ein Taschentuch träumen?“, bat das Krokodil. „Mir läuft die Nase."Ohne mit der Wimper zu zucken, griff Mingus direkt in den leeren Raum neben sich, wo sogleich ein Taschentuch erschien, und reichte es dem Krokodil. Das Krokodil schmunzelte. Nachdem es sich geschneuzt hatte, bedankte es sich höflich und sprach weiter.„Jedes einzelne gelebte Leben dient einer bestimmten übergeordneten Zielsetzung und geht einher mit einem besonderen Auftrag, den sich jeder Mensch selbst gestellt hat - in Absprache mit allen anderen natürlich. Dieser Plan für ein Leben ist das, was ich mit ´Entwurf` meinte. Ein Lebensentwurf ist eine Regelung mit dem ´großen Ganzen`. Als würde ein Farbklecks auf einem Gemälde mit dem Rest des Bildes seine Einbettung in das Werk absprechen, um es damit zu vervollständigen.“„Dem großen Ganzen?", krächzte Mingus heiser vor Aufregung.Das Krokodil nickte.„Mit ´das große Ganze` ist die Einheit gemeint, die dem Leben zugrunde liegt. Alles ist eins. Ein einziges enormes Feld voller Möglichkeiten, aus dem alles hervorgeht und worin es eingespeichert und zeitlebens eingebunden bleibt. Es ist die ursprüngliche Quelle, die Seele des Lebens. Die Kraft, der alles Seiende entspringt und zu der alles, was lebt, zurückkehrt - mit mehr Wissen, mehr Erfahrung, mehr Bewusstsein. Möglichkeiten werden darin ausgelebt und führen zu neuen Ideen für zahllose weitere, noch unausgelebte Optionen. Nenne es, wie du willst. Ich nenne es das ´das große Ganze` oder einfach das Leben. Andere nennen es Gott. Aber das ist kein neutraler Begriff, deshalb lassen wir ihn lieber weg."Verschmitzt flüsternd beugte sich das Krokodil zu Mingus:„Auch wenn es sich letztlich genau um ihn dreht. Der Name spielt keine Rolle, von mir aus kannst du das Leben auch Hugo oder Stuart nennen, wenn dir danach ist.“Das Krokodil gab ein leises Lachen von sich. Dann strich es sich gedankenverloren übers Maul.„In diesem gigantischen Bettlaken von einem Multiversum, von welchem die Erde vielleicht als ein Trillionstel eines Nanomillimeters gelten könnte und du selbst nur eine von sieben Milliarden Sub-Einheiten auf der Benutzeroberfläche dieses extrem winzigen Bruchteils an in unendlichem Raum schwebender Materie bist - und wo man bei diesen Größenordnungen schon mal den Überblick verlieren kann - verfügt dennoch jeder Einzelne über eine besondere Aufgabe, die er zu erfüllen wünscht", sprach das Krokodil.Es blickte Mingus tief in die Augen.„Was glotzt du mich denn so an?“, fragte Mingus.„Na, ist das nicht phänomenal, dass trotz dieser Größenverhältnisse noch das winzigste Teilchen eine Funktion und Aufgabe besitzt?! Es ist wie bei einem Computerbild, das sich aus unzähligen, einzelnen Pixeln zusammensetzt. So fügt sich auch das Gewebe des Lebens aus unzähligen, einzelnen Existenzen zusammen. Und erst die Summe aller Teile ergibt dann das große Ganze.“Das war schon ganz schön imposant, fand Mingus. Sein eigener Traum verlangte ihm allmählich einiges ab. Dabei war das erst der Anfang vom Anfang, denn das Krokodil war noch lange nicht mit ihm fertig.„Jeder Mensch besitzt ein einzigartiges Talent, das er mitbringt. Eine Begabung, die niemand auf der Welt auf dieselbe Weise zum Ausdruck bringt wie er. Dieses Talent auszuleben, ist Teil seines Lebensplans. Du musst bloß herausfinden, was du liebst und besonders gut kannst, besser als alles andere, dann weißt du, worin deine einzigartige Begabung besteht. Lebe sie aus, entwickele sie! Sie ist sozusagen dein kreativer Anteil am Gesamtkunstwerk. Dein höchstes Potenzial. Manchmal sind es auch mehrere Begabungen. Wichtig ist, sie zu erkennen und zu fördern, um dein ureigenes Selbst damit lebendig werden zu lassen, weil du nur dann und gerade dadurch, auch anderen etwas Echtes zu geben hast.“„Und wenn ich jetzt ein besonders begabter Massenmörder wäre?“, hakte Mingus trocken nach.Die Frage war nicht unberechtigt.„Dann würde ich dir empfehlen, Dexter anzusehen, eine tolle Serie! Kommt in ein paar Jahren ins Fernsehen.“„Du schaust fern?“„Nein, ich schaue Serien – die richtig guten. Natürlich nur in Originalversion, da bin ich Purist.“„Aha.“„Können wir weitermachen oder möchtest du noch mehr über meine Hobbys wissen? Nein? Gut! Also, es ist eine Win-Win Situation für alle Beteiligten und kein Egoismus, wenn du deinen Talenten folgst, verstanden?! Suche das Beste in Dir. Es ist dein Geschenk zurück an das Leben und an die Welt. Indem jeder Mensch seine besondere Fähigkeit zum Ausdruck bringt, dient er sich selbst und anderen am meisten und erfüllt ganz nebenbei damit seinen geplanten Lebensentwurf. Völlig frei von irgendeinem Leistungsdruck! Es geht darum Freude am Leben zu haben durch das, was man tut. Das sorgt für zufriedene, glückliche Menschen. Und zufriedene, glückliche Menschen fügen weder sich noch ihrer Umwelt Schaden zu. Das vollbringen nur die Unzufriedenen, Unglücklichen, die mit sich und dem Leben im Argen liegen. Womit wir wieder bei deinen Massenmördern angelangt wären."Mingus hörte aufmerksam zu. Es klang soweit ganz vernünftig. Das Krokodil lächelte.„Damit will ich dir sagen, dass du nicht nur jedes Recht der Welt hast, genau der zu sein, der du bist, sondern gerade dadurch deinen ureigensten Verpflichtungen gegenüber dem Leben nachkommst. Wenn jeder Mensch er selbst ist, dann ist er echt und was er zu geben hat, ist nicht nur eine leere Geste. Wenn jeder sein höchstes Potenzial an Begabung und Fähigkeiten verwirklicht, ist allen damit gedient. Niemand muss an sich selbst vorbeileben, um zu überleben. Denn ein Leben zu führen, das deinem Wesen überhaupt nicht entspricht, dir deine Lebenskraft und Freude nimmt, ist kein Leben. Es ist eher ein Krankheit.“Das leuchtete Mingus ein.„Eine Gemeinschaft von deprimierten Wesen, die wie Automaten sinnentleerten Handlungen nachgehen, zu denen sie sich verpflichtet oder durch die Umstände gezwungen fühlen, ist eine Gemeinschaft von … von Zombies! Wozu soll das gut sein? Wenn es im Leben um nichts als den Lebensunterhalt, Pflichterfüllung, Leistung, Nachwuchszeugung, Absicherung und den Besitz irgendwelcher Dinge ginge, die ohnehin keiner von euch mitnehmen kann, wenn er von hier fortgeht, dann würden anstelle von Babys gleich Automaten geboren werden, die könnten all dies wesentlich wirkungsvoller erledigen. Wozu sollte das Leben Wesen kreieren mit eigenem Gehirn, mit Gefühlen, Begabungen, Leidenschaften, Sehnsüchten und der Fähigkeit, zu träumen und Neues zu erschaffen? Das wären überflüssige Zusatzfunktionen, für die eine allein auf Leistung ausgerichtete Menschheit im Grunde doch gar keinen Bedarf hätte. Dieser überflüssige Kram würde den Ablauf der Leistungsprozesse mehr stören als fördern.“Mingus dachte über das Wort Leistungsprozesse nach. Ganz schön viele schwierige Wörter sausten da durch seinen Traum. Das Krokodil holte Atem und fuhr fort.„Gerade jene menschlichen Eigenschaften stellen aber den Schlüssel zum Leben dar. Einem tief empfundenen, bewusst gestalteten Leben mit allen Höhen und Tiefen, die zum Anwachsen des Erfahrungsschatzes führen, den das Universum in seiner Truhe hütet. Das Leben ist ganz anders gedacht, als es in deiner gegenwärtigen Lebenszeit noch gelebt wird. Nur Wahrhaftiges hat auf Dauer Bestand im Leben. Wie wahr dieser Satz ist, wirst du verstehen, wenn dir mal viel Unwahrhaftiges, also alles ohne echtes Fundament, zwischen den Fingern zerbröckelt ist. Das, wonach dein Inneres sich brennend sehnt, was dich beschwingt und mit Freude erfüllt, ist das wonach du streben solltest.“Je länger das Krokodil redete, desto mehr verwandelte es sich in jemanden, der redete wie ein Buch.„Weißt du, was den wesentlichen Kern von Lebensenergie ausmacht? Nein? Es ist eben diese unbändige Freude an der eigenen Expansion. Leben will leben aus Freude am Lebendigsein. Es sucht sich verschiedene Arten von Ausdrucksformen, immer und immer wieder, um sich selbst zu erkunden in seiner Vielfältigkeit. Wahres Leben tut nicht weh. Es tut gut. Es ist wichtig, dass du das verinnerlichst", betonte das Krokdodil. „Manchmal mag der Weg, bis es guttut zwar ein bisschen sehr steinig sein, aber was die Krisen unterwegs deinem Wesen wiederum an Wachstum bringen, wirst du in vollem Ausmaß spätestens dann begreifen, wenn du die menschliche Perspektive aufgegeben hast.“Das Krokodil fuhr sich mit der flachen Pranke am Hals entlang. Oder zumindest an jenem Teil, den es noch am ehesten für seinen Hals hielt. Es war mit seiner Anatomie offenbar nicht so recht vertraut. Um sicherzugehen, dass Mingus ihn verstanden hatte, ließ es sich mit einem Röcheln zu Boden fallen, bäumte sich kurz theatralisch auf und blieb dann totenstill liegen.Mingus besah sich das Spektakel mit stoischem Blick.„Schon klar, wir kapieren beim Krepieren“, sagte er.Das Krokodil kicherte.„Treffender hätte ich es selbst nicht formulieren können. Vielleicht sollten wir die Rollen tauschen?“Mingus gab keine Antwort. Die Welt und das Leben in ihr schienen ein erstrebenswerter Ort zu sein, wenn man sie mit den Augen des Krokodils betrachtete. Er mochte das. Nachdenklich saß er auf seinem Stein. Er begriff, was ihm das Krokodil zu sagen versuchte. Es waren nicht allein die Worte, die zu ihm vordrangen. Es gab in den Worten etwas, das in seinem Inneren auf einen Widerhall traf. Es war nichts Neues, sondern etwas sehr Altes, das das Gesagte in ihm wachrief. Die Worte des Krokodils drangen ungehindert in seine Seele ein und keinerlei Widerstand hielt sie auf ihrem Weg dorthin auf. Im Gegenteil, sein Inneres hob sich ihnen wie von selbst entgegen, empfing sie wie etwas Vertrautes. Er hatte den Eindruck, er könne plötzlich tiefer und freier atmen als je zuvor. Als hätte jemand einen verklebten Teil seiner Lungen aufgestochen. Er wusste es noch nicht, doch eben dieses spezielle Gefühl würde ihn sein Leben lang begleiten und ihm als emotionaler Detektor dabei helfen, Wahrheit von Täuschung, inklusive Selbsttäuschung, unterscheiden zu lernen. Er sann darüber nach, was wohl sein eigenes, einzigartiges Talent sein konnte? Doch er fand keine Antwort.„Ich glaube, ich bin noch zu klein, um zu wissen, was meine Begabungen sind“, seufzte er auf.Das Krokodil legte den Kopf in den Nacken und lachte schallend.Was war daran so witzig?, dachte Mingus irritiert.„Es ist ungemein witzig", beantwortete sein Besucher Mingus` unausgesprochene Frage, der sich ihm verdutzt zugewandt hatte. Das Krokodil winkte lässig ab.„Natürlich kenne ich deine Gedanken. Wie sollte ich nicht? Ich bin schließlich selbst Teil davon. Du träumst mich doch, hm?! Und um auf die Frage nach deiner ganz persönlichen, besonderen Begabung zurückzukommen – ist die nicht offensichtlich?"Mit amüsiertem Blick machte das Krokodil eine ausladende Bewegung in den leeren Raum hinein. Mingus runzelte die Stirn.„Hm, doch nicht so schlau wie ich dachte", sagte das Krokodil und setzte sich auf.„Deine Neugier aufs Leben ist dein Motor! Du willst wissen, wie seine Gesetzmäßigkeiten funktionieren“, rief es und schlug die Pranken zusammen, als hätte es der Welt größten Trottel vor sich.Fragend sah Mingus zu ihm auf.„Das soll mein höchstes Potenzial sein? Und was soll ich damit bitte in der Welt anfangen? Das ist doch keine Begabung. Und erst recht kein Beruf?!“Das Krokodil verdrehte die Augen.„Es ist viel mehr als das. Es ist eine Berufung. Was du damit in der Welt anfangen wirst, liegt ganz bei dir.“„Hm.“Mingus` Begeisterung hielt sich in Grenzen.Er zog die Nase kraus. Es klang nicht so, als ob man damit viel Geld verdienen würde. Dabei mochte er Geld sehr. Nicht primär, um es zu besitzen oder Dinge damit zu kaufen, sondern weil er verstanden hatte, dass Geldhaben echte Freiheit bedeutete. Man konnte damit die Sachen erleben, die man gern erleben wollte. Er hatte allerdings auch beobachtet, dass es Leute gab, die nicht ihr Geld besaßen, sondern das Geld besaß sie. Sie hatten ihre Träume aufgegeben und lebten nur noch dafür, ihren Besitz zu behalten und zu vermehren. Das war natürlich nicht so frei und musste um jeden Preis vermieden werden, hatte MIngus für sich entschieden.„So ist das Leben auch gemeint - genieße seine Schönheiten, aber verkaufe nicht deine Seele dafür", kommentierte das Krokodil erneut Mingus` stille Gedanken.„Mach dir keine Sorgen, dass du kein Geld haben wirst, wenn du deiner Berufung folgst. Das Problem existiert in Wahrheit nur in deinem Kopf. Wenn du kein Geld hast, dann weil du die Dynamik dahinter noch nicht richtig verstanden hast und bis dahin mag es Phasen geben, in denen du dich vom Geldfluss abgeschnitten fühlst. Oder du hast gerade andere Prioritäten im Leben, die du verfolgst. Du kannst immer haben, was du brauchst. Und so viel davon, wie du zu empfangen bereit bist. Das Leben folgt seiner eigenen Weisheit und will für dich sorgen, wenn du es lässt. Im Gegenzug gibst du ihm dafür, das Beste von dir zurück, was du zu bieten hast.“„Und dieses Beste in mir, was zum Teufel soll das sein?“, hakte Mingus ungeduldig nach.Das Krokodil gab einen leisen Seufzer von sich.„Herrje, findest du gar nichts Außergewöhnliches daran, in einem Traum auf ein Krokodil zu treffen und dabei ein in sich logisches Gespräch zu führen?! Statt von chaotischen, abgebrochenen Traumfetzen zu träumen, die völlig zusammenhangslos erscheinen und sich wahllos aneinanderreihen, wie gewöhnliche Träume eben häufig so ablaufen? Und dies alles in vollem Bewusstsein darüber, dass du eigentlich gerade schläfst und dich in deinem eigenen Traum befindest?“Das Krokodil starrte ihn herausfordernd an.„Ich habe zwar nichts anderes von dir erwartet, aber hast du nicht auch den Verdacht, dass mit dir etwas Fundamentales nicht stimmt? An deiner Stelle ginge ich mal zum Neurologen!"„Im Ernst, bin ich etwa krank?“, fragte Mingus erschrocken.„Borderline-wahnsinnig befürchte ich“, lachte das Reptil und amüsierte sich köstlich. Dann wurde es ernst.