Borderline-Liebe - Michael Donner - E-Book

Borderline-Liebe E-Book

Michael Donner

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  • Herausgeber: epubli
  • Kategorie: Bildung
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2023
Beschreibung

Borderline-Liebe: Handbuch für den Partner Eine Partnerschaft mit einem Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung kann eine große Herausforderung darstellen. Dieses Handbuch gibt Dir einen Einblick in die Symptome, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten der Störung und zeigt Dir, wie Du als Partner damit umgehen und eine glückliche Beziehung führen kannst. Erfahre, wie Du Konflikte vermeidest und mit ihnen umgehst, wie Du eine sichere Bindung aufbaust und welche Kommunikationstechniken Du einsetzen kannst. Entdecke, wie wichtig Deine eigene Gesundheit und Selbstfürsorge sind und wie Du Entspannungs- und Stressabbau-Techniken einsetzen kannst. Das Buch bietet Dir außerdem eine umfassende Liste von Ressourcen und Organisationen sowie Literatur- und Informationsquellen, die Dir auf Deinem Weg vorwärts helfen können. Dieses Handbuch ist ein wertvoller Begleiter für alle Partner von Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung und bietet praktische Tipps und Strategien für eine glückliche und erfüllende Beziehung. 

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Seitenzahl: 231

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Borderline-Liebe: Handbuch für den Partner

Inhaltsverzeichnis

3Einleitung

4Ziele des Buches

5Über die Borderline-Persönlichkeitsstörung

7Wichtige Definitionen und Begriffe

8Verständnis der Borderline-Persönlichkeitsstörung

9Symptome und Merkmale

13Ursachen und Risikofaktoren

15Diagnostik und Behandlung

17Auswirkungen auf den Partner

18Emotionale Belastungen

21Beziehungsprobleme

26Coping-Mechanismen und Selbstschutz

30Kommunikation und Interaktion mit dem erkrankten Partner

32Vermeidung von Konflikten

38Umgang mit Konflikten

42Förderung einer sicheren Bindung

47Kommunikationstechniken

92Selbstfürsorge und Stressmanagement

94Bedeutung der eigenen Gesundheit

99Entspannungs- und Stressabbau-Techniken

110Suche nach professioneller Unterstützung

112Zusammenfassung und Fazit

113Zentrale Erkenntnisse

115Perspektiven für die Zukunft

117Empfehlungen für den Weg vorwärts.

118Anhang

118Ressourcen und Organisationen

119Literatur- und Informationsquellen

120Danksagung

Einleitung

Herzlich willkommen zu „Borderline-Liebe: Handbuch für den Partner“. Als Host von Nachtgespräch bin ich hier, um dir bei einer Herausforderung zu helfen, die viele Menschen irgendwann in ihrem Leben erleben werden: die Beziehung mit jemandem, der an Borderline erkrankt ist. Ich verstehe, dass dies ein sehr komplexes und herausforderndes Thema ist, das mit vielen Emotionen und Unsicherheiten verbunden ist. Deshalb habe ich dieses Handbuch zusammengestellt, um dir zu helfen, dich besser auf deine Beziehung einzustellen und deinen Partner besser zu unterstützen.

In diesem Buch werden wir uns ausführlich mit der Borderline-Persönlichkeitsstörung befassen und dir ein besseres Verständnis dafür vermitteln, was dein Partner durchmacht. Ich werde dir zeigen, wie du emotionale Unterstützung leisten und Konflikte managen kannst, um die Beziehung zu stärken und gleichzeitig deine eigene Gesundheit und Selbstfürsorge zu gewährleisten. Wir werden uns auch mit den Herausforderungen befassen, die eine Beziehung mit Borderline mit sich bringt, aber auch mit den Freuden, die sie bietet. Und natürlich wirst du viele Kommunikationstechniken und Coping-Mechanismen erlernen, die dir dabei helfen können, eure Beziehung zu einer glücklichen, stabilen und für beide schönen Beziehung zu machen. Aus den schlechten Zeiten könnt ihr so gute machen.

Dieses Handbuch ist für dich gedacht, wenn du mit einem Partner zusammen bist, der an Borderline erkrankt ist, und wenn du dich besser darauf vorbereiten möchtest, ihm zu helfen und die Beziehung zu stärken. Ich weiß, dass dies keine leichte Reise ist, aber ich bin fest davon überzeugt, dass es sich lohnt. Mit diesem Handbuch möchte ich dir eine umfassende Unterstützung bieten, damit du deine Beziehung auf eine positive und erfüllende Art und Weise gestalten kannst.

Im Namen des ganzen Nachtgespräch-Teams danke ich dir für den Kauf dieses Buches. Wir hoffen, dass dieses Handbuch für dich ein wertvoller Begleiter sein wird und wünschen dir viel Erfolg auf deiner Reise.

Herzlichst,

Nachtgespräch

Ziele des Buches

Dieses Buch hat das Ziel, dir als nicht-erkranktem Partner Mut zu machen, die Borderline-Persönlichkeitsstörung zu verstehen und zu lernen, wie du damit umgehen kannst. Es soll dir eine Anleitung geben, wie du deine Beziehung zu einem erkrankten Partner unterstützen und stabilisieren kannst. Außerdem soll es dir helfen, dich selbst besser zu schützen und zu pflegen, während du mit den Herausforderungen einer solchen Beziehung umgehst.

Dieses Buch ist kein medizinisches Handbuch, aber es vermittelt dir ein grundlegendes Verständnis der Borderline-Persönlichkeitsstörung und ihrer Symptome. Es zeigt dir, wie du auf bestimmte Verhaltensweisen und Emotionen des erkrankten Partners reagieren kannst, um Konflikte zu vermeiden und eine sichere Bindung zu fördern. Auch gibt es dir Techniken an die Hand, um deinen Partner besser zu verstehen und Ausbrüche der Krankheit gemeinsam zu managen.

Durch die Lektüre dieses Buches wirst du auch lernen, wie wichtig es ist, dich um dich selbst zu kümmern und auf deine eigene Gesundheit zu achten, während du mit einem erkrankten Partner zusammen bist. Du wirst auch erfahren, wo du professionelle Unterstützung finden kannst, um dir auf deinem Weg zu helfen.

Du wirst die Borderline-Persönlichkeitsstörung verstehen lernen und dadurch auch ein besseres Verständnis für die Situation deines Partners erlangen, für das, was er empfindet, denkt und durchmacht. Du wirst lernen, wie du eine gesunde Kommunikation mit deinem Partner führen kannst und wie du im Ernstfall mit ihm interagieren kannst.

Ich möchte dir Tipps mitgeben, wie du emotionale Belastungen bewältigen kannst und wie ihr gemeinsam Beziehungsprobleme lösen könnt, die sich aus der Krankheit ergeben. Und natürlich will ich dir zeigen, wie wichtig es ist, dass du auch Zeit und Raum für dich selbst einplanst, damit du selbst nicht in dieser Beziehung ausbrennst.

Dieses Buch soll dir als dem nicht an Borderline erkrankten Partner die Werkzeuge an die Hand geben, die du brauchst, um für deinen Partner da sein zu können, auch wenn es mal schwierig wird. Damit du das Verständnis und die Kraft hast, um deinen Beitrag für eine lange, glückliche Beziehung leisten zu können.

Mit diesem Buch will ich dir zeigen, dass es möglich ist, eine Beziehung mit einem an Borderline erkrankten Partner zu führen und dass es Wege gibt, um damit umzugehen. Lass uns gemeinsam beginnen!

Eine Sache noch: Damit dieses Buch lesbar und verständlich bleibt, habe ich auf das Gendern verzichtet. Natürlich richtet sich dieses Buch trotzdem an alle Gender und Identitäten.

Nachtgespräch

Über die Borderline-Persönlichkeitsstörung

Borderline-Persönlichkeitsstörung, fachlich korrekt „Emotional-instabile Persönlichkeitsstörung, Borderline-Typ“, ist eine seit langem bekannte psychische Erkrankung. Früher wurde sie unter verschiedenen Namen beschrieben, so zum Beispiel „emotionale Instabilität“ in den 1930ern, „zyklothymische Persönlichkeitsstörung“ in den 1950ern und irgendwann hieß sie sogar „hysterisches Neurosebild“.

Der Begriff „Borderline“ wurde eingeführt, weil man davon ausging, dass sich Patienten auf der Grenze zwischen Psychose und Neurose bewegen und mal in die eine, mal in die andere Richtung neigen. Gelegentlich findet sich auch die Erklärung für den Namen, dass Patienten an der Grenze zwischen gesund und krank wären und phasenweise völlig gesund wirken, phasenweise dann Ausbrüche erleben. Inzwischen wird der Begriff nur noch verwendet, weil man ihn kennt und hat keine eigene Bedeutung mehr.

Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung leiden unter tiefen Stimmungsschwankungen, unstabilen Beziehungen und einem geringen Selbstwertgefühl. Sie haben oft Schwierigkeiten, stabile Beziehungen aufzubauen und zu halten, reagieren oft impulsiv und unangemessen auf stressvolle Situationen und sind sich dabei den unangemessenen Reaktionen spätestens im Nachhinein bewusst. In Alltagssituationen kann das Verhalten eines Borderliners schwierig zu managen sein. Sie können beispielsweise schnell in Rage geraten oder auf jemanden eifersüchtig reagieren, ohne dass es einen ersichtlichen Grund dafür gibt. In einer Liebesbeziehung kann es vorkommen, dass sich ihre Gefühle plötzlich ändern und zwischen großer Nähe und kompletter Abneigung hin- und herschwingen.

Menschen, die an Borderline leiden, leiden dabei nicht nur an der Krankheit selbst, sondern haben durch diese Krankheit oft große Probleme im Leben. Zuvorderst natürlich im interpersonellen Bereich, also im Bezug auf soziale Beziehungen. Nicht nur zum Partner, auch im Umgang mit anderen Familienmitgliedern, Freunden oder Kollegen kann Borderline dafür sorgen, dass die Beziehungen belastet sind und letztendlich der Betroffene mehr und mehr ausgegrenzt oder abgelehnt wird. Diese Erlebnisse führen zu einem Teufelskreis aus sich selbst erfüllenden Prophezeiungen. Der Borderliner erwartet Ablehnung, wodurch er sie teilweise sogar selbst provoziert, seine Ausbrüche beschleunigen die Erfüllung dieser Erwartung und dass es dann am Ende wieder so kommt, bestätigt den antrainierten Glaubenssatz, dass man immer abgelehnt wird, vielleicht sogar nicht einmal liebenswert wäre.

Mit der Zeit kann es sogar dazu kommen, dass ein Betroffener sehr irritiert reagiert, wenn er dann endlich einen Partner findet, der ihn uneingeschränkt liebt und akzeptiert, auch und gerade, wenn die Krankheit wieder zuschlägt. Über lange Zeit kann diese Irritation und damit verbundenes Misstrauen mitschwingen, zu Sabotageakten an der Beziehung führen und dich, den nicht-erkrankten Partner belasten.

Ja, eine Beziehung mit einem Borderliner ist schwierig. Sie ist anstrengend. Sie kostet enorm viel Kraft. Aber es stimmt genauso, dass wenn die Phase des Misstrauens überwunden ist und dein Partner deine Liebe akzeptiert, er dir in die Hölle und zurück folgt, immer an deiner Seite ist und dich in allem unterstützt und bestärkt. Ich will dir nichts vormachen: Wenn du Glück hast, dauert es einige Monate, bis dein Partner gelernt hat, dir zu vertrauen und sich auf deine Liebe und Fürsorge zu verlassen. Wenn du Pech hast, dauert es einige Jahre. Und es kann immer wieder zu Rückschlägen kommen. Du wirst angeschrien, angezweifelt, belogen und die Beziehung kann das eine oder andere Mal in die Brüche gehen und wieder zusammenwachsen. Aber wie ein Knochen, der dort, wo er gebrochen war, stärker ist als je zuvor, wird auch eure Beziehung jedes Mal gestärkt aus den schwierigen Phasen hervorgehen.

Was auch stimmt: Eine Liebesbeziehung mit einem Borderliner ist sehr intensiv. Sie geben alles und wollen ihren Partner glücklich sehen. Sie ist stürmisch, sehr intim und kann sehr innig sein. Sie ist aufregend und interessant. Mit Geduld und Verständnis wird daraus eine Beziehung, die auf Vertrauen, Zusammenhalt und Verständnis basiert und dir so viel Liebe schenkt, wie du es dir immer gewünscht hast. Es ist es wert!

Ich möchte es noch einmal betonen, denn ich finde es besonders wichtig: Auch, wenn ihr die anfänglichen Schwierigkeiten überwunden habt, vielleicht die erste oder sogar schon die zweite kurzfristige Trennung hinter euch habt und es scheint, als könne nichts mehr euer Miteinander trüben. Es kann immer wieder zu Rückfällen kommen, in denen die Borderline-Persönlichkeit, also das Denk- und Glaubensmuster in der Psyche deines Partners, für eine Zeit das Vertrauen vergisst, dass sie eigentlich in dich hat. In der sie dir Vorwürfe macht oder deine Liebeserklärungen nicht glaubt. In der sie sich zurückzieht, neue Lügen entwirft, neue Geschichten erzählt und du das Gefühl hast, wieder am Anfang zu stehen. Diese Rückfälle sind völlig normal und wenn sie überstanden sind, wirst du feststellen, dass eure vorherigen Erfolge nicht verloren sind.

Eine Sache solltest du über die Borderline-Persönlichkeitsstörung unbedingt wissen: Nach aktuellem Stand der Wissenschaft wird sie vererbt und ist unheilbar. Sie ist therapierbar, man kann lernen, damit zu leben und die Symptome zu managen. Aber sie wird niemals vollständig verschwinden. Mit den Ratschlägen aus diesem Buch wirst du aber bald merken können, dass ihr trotz allem eine glückliche, zufriedene Beziehung führen könnt.

Wichtige Definitionen und Begriffe

In diesem Kapitel werden wichtige Definitionen und Begriffe im Zusammenhang mit der Borderline-Persönlichkeitsstörung erläutert.

Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS): Die Borderline-Persönlichkeitsstörung ist eine psychische Erkrankung, bei der es zu instabilen und labilen Stimmungen, Beziehungen und Identitäten kommt. Die Betroffenen leiden unter starken Ängsten, oft auch vor Verlassenheit, und können impulsive Verhaltensweisen zeigen.

Emotionale Instabilität: Die emotionale Instabilität beschreibt das Unvermögen, ein angemessen stabiles emotionales Gleichgewicht zu bewahren. Dies führt häufig zu starken Stimmungsschwankungen und schnellen emotionalen Reaktionen.

Impulsives Verhalten: Impulsives Verhalten beschreibt Handlungen, die aufgrund von übermäßigen Affekten ohne vorherige Überlegung und ohne Rücksicht auf mögliche Konsequenzen ausgeführt werden.

Stimmungslabilität: Stimmungslabilität bezeichnet das Unvermögen, eine stabile Stimmung aufrechtzuerhalten. Es kann zu schnellen Stimmungsumschwüngen und zu einem Gefühl der labilen und unstabilen Emotionen kommen.

Dramatische Beziehungen: Dramatische Beziehungen beziehen sich auf Beziehungen, die von Intensität, instabiler Natur und oft auch von Konflikten geprägt sind.

Identitätsstörung: Identitätsstörung beschreibt das Unvermögen, eine stabile und konsistente Identität zu entwickeln und aufrechtzuerhalten. Es kann zu Veränderungen der Vorlieben, Interessen und Ziele kommen.

Selbstschädigendes Verhalten: Selbstschädigendes Verhalten bezieht sich auf Verhaltensweisen, die darauf abzielen, sich selbst emotional oder körperlich Schaden zuzufügen.

Affekt: Affekte sind die Stimmungen. Sie sind nicht identisch mit den Gefühlen wie Liebe, Wut, Angst, sondern beschreiben das Gesamtbild, wie man sich fühlt, wie niedergeschlagen, erwartungsfroh, motiviert oder antriebslos, um nur einige Beispiele zu nennen.

Komorbidität: Weitere Erkrankungen neben der Haupterkrankung. Auch: Der Partner entwickelt eine komplementäre Erkrankung, um die Erkrankung des Betroffenen besser meistern zu können.

Borderline-Typ: Das ist der eigentliche Name der Borderline-Persönlichkeitsstörung: Emotional-instabile Persönlichkeitsstörung – Borderline-Typ. Zwischen „Borderline“, „BPS“ und „Borderline-Typ“ gibt es also keinen Unterschied.

Verständnis der Borderline-Persönlichkeitsstörung

Bevor du beginnen kannst, irgendwelche sprachlichen Tricks oder Gedankengänge zu erlernen, um mit deinem betroffenen Partner besser umzugehen, ist es natürlich erstmal wichtig, dass du verstehst, was Borderline nun genau ist. Je besser du die Mechanismen und Abläufe hinter der Krankheit und ihre möglichen Auswirkungen verstehst, umso leichter wird es dir fallen, mit deinem Partner umzugehen.

In diesem Kapitel wird es daher zunächst darum gehen, was Borderline eigentlich ist. Welche Symptome und Merkmale eine solche Borderline-Persönlichkeitsstörung haben kann, wie sich diese zeigen und was in deinem Partner eigentlich vorgeht. Borderline ist nicht gleich Borderline. Die Krankheit ist so individuell wie der Fingerabdruck. Und tatsächlich ist nicht jeder emotional-instabile Mensch auch gleichzeitig ein Borderliner. Es gibt emotional instabile Persönlichkeitsstörungen, die sich überhaupt nicht auf das Selbstbild und die eigenen Beziehungen zur Umwelt beziehen. Das ist dann die Feld-, Wald- und Wiesenvariante der emotional-instabilen Persönlichkeitsstörung (EIP). Damit daraus eine Borderline-Störung wird – fachlich korrekter „Borderline-Typ“ – muss sich die Störung mit der eigenen Person beschäftigen. Der Verlust der Impulskontrolle muss sich hauptsächlich oder überwiegend darauf beziehen, dass man selbst ein schlechter, unfähiger, nicht liebenswerter oder anderweitig negativ wahrgenommener Mensch wäre.

Der Begriff „Borderline“ hat dabei inzwischen gar keine Aussagekraft mehr. Früher glaubte man oft, ein Betroffener wäre an der Grenze zwischen gesund und krank oder würde sich ständig auf der Grenzlinie („Borderline“) zwischen Neurose und Psychose bewegen. Beide Ansichten sind heute überholt, aber man hat den Namen beibehalten. Einfach nur, weil „Emotional-instabile Persönlichkeitsstörung mit Störung des Selbstbildes und der Selbstwahrnehmung“ ein verdammt langer Begriff wäre, den sich kein Mensch merken könnte.

Schauen wir uns daher mal an, wie Borderline aussieht, welche Ursachen man dahinter vermutet und welche Risikofaktoren es gibt. Weiterhin schauen wir uns an, wie diese schillernde Erkrankung eigentlich diagnostiziert wird und welche Behandlungsmethoden es heute dafür gibt. Denn wenn du verstehst, was Borderline ist, wirst du auch viel besser in der Lage sein, deinen Partner zu verstehen und mit ihm umzugehen, seine Ausbrüche einzuordnen, sein Selbstbild behutsam wieder aufzubauen und – was das eigentliche Ziel dieses Buches ist – eine glückliche Beziehung mit ihm zu führen.

Lieber Leser, darf ich vorstellen: Borderline.

Symptome und Merkmale

Die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) ist eine sehr komplexe Störung, die sich in einer Vielzahl von Symptomen und Merkmalen äußern kann. Betroffene haben Schwierigkeiten, stabile Beziehungen aufzubauen und zu erhalten, und sie können auch emotional labil und impulsiv sein. Die Hauptsymptome sind Unsicherheit und Impulsivität, Gefühlsstürme, Selbstverletzung und Suizidversuche, ausgeprägtes Schwarz-Weiß-Denken, anhaltende Wut und Aggressivität, paranoide oder dissoziative Symptome, Schwierigkeiten beim Aufbau und Erhalt stabiler Beziehungen, Angst vor Nähe mit gleichzeitigen Verlassensängsten sowie ein häufiges Gefühl der Leere.

Unsicherheit und Impulsivität kann sich bei einer Person mit Borderline-Persönlichkeitsstörung in Form von unüberlegten Handlungen oder Entscheidungen zeigen, wie beispielsweise impulsives Kaufen, unüberlegter Sexualkontakt oder riskante Verhaltensweisen. Die Unsicherheit kann sich zum Beispiel darin äußern, dass die betroffene Person sich selbst nichts zutraut und immer wieder Selbstzweifel äußert. Das kann sich darin zeigen, dass sie schlecht über sich als Partner in der Beziehung redet oder bei Aufgaben immer wieder die Hilfe des Partners sucht, aus Angst, etwas falsch zu machen. Die Impulsivität kann in längeren oder kürzeren Ausbrüchen erfolgen. So kann es passieren, dass man mitten beim Haushalt plötzlich etwas wutentbrannt gegen den Wand wirft oder auch aus einem Impuls heraus plötzlich Shoppen geht oder die ganze Wohnung malert.

Gefühlsstürme sind plötzliche und intensive Emotionsausbrüche, die für die Person und ihr Umfeld oft schwer zu kontrollieren sind. Eine Person mit Borderline-Persönlichkeitsstörung kann zum Beispiel innerhalb weniger Minuten von tiefer Freude in extreme Wut oder Verzweiflung umschalten. Ein kleiner Konflikt mit dem Partner kann dazu führen, dass der Betroffene emotional zusammenbricht und über einen langen Zeitraum kaum mehr zu beruhigen ist. Viele Emotionen werden von Betroffenen viel intensiver wahrgenommen als vom nicht-erkrankten Partner. Das betrifft sowohl Liebe und Freude, als auch Wut, Aggressionen oder Verzweiflung. Für dich als Partner kann es daher eine Herausforderung sein, den spontanen Umschwung zu verarbeiten, da sich die Stimmung deines Partners nicht langsam ändert, sondern als wäre ein Schalter umgelegt von einem Extrem ins andere wechselt.

Selbstverletzung und Suizidversuche sind ein weiteres besorgniserregendes Symptom bei Borderline-Störung. Es ist der Drang, sich selbst zu verletzen oder sogar Selbstmord zu begehen. Dies kann auf den plötzlichen Verlust von Kontrolle über ihre Gefühle und Emotionen zurückzuführen sein. Ein Beispiel kann sein, dass jemand mit Borderline-Störung sich selbst verletzt, um ihre innere Anspannung zu lindern. Selbstverletzendes Verhalten ist dabei nicht allein darauf beschränkt, sich Wunden zuzufügen. Es kann auch zu Drogenmissbrauch oder gefährlichen Aktivitäten führen oder zu einer Selbstüberschätzung, wegen der man sich mit jedem anlegt. Aber auch emotionale oder wirtschaftliche Selbstschädigung sind nicht selten. So kann ein Betroffener sich mit Personen anlegen, die ihm eigentlich wichtig sind, einfach nur, um sich selbst dadurch zu schaden, dass er die Beziehung zerstört. Oder es werden Verträge eingegangen oder Einkäufe getätigt, wegen derer das Geld nicht mehr für das Lebensnotwendige reicht.

Das ausgeprägte Schwarz-Weiß-Denken bei Borderline-Persönlichkeitsstörung führt dazu, dass eine Person entweder alle Menschen und Dinge als absolut gut oder absolut schlecht bewertet. Dies kann zu Beziehungsproblemen und Konflikten führen, wenn die Wahrnehmung einer Person plötzlich ändert. Es ist dabei weder allgemein noch dauerhaft: Betroffene können je nach Ausprägung der Krankheit alle Menschen gleichzeitig lieben oder hassen oder auch einige lieben, andere hassen. Diese Gefühle für oder gegen gewisse Personen können sich spontan und ohne erkennbaren Grund ins Gegenteil ändern. Dabei sind extreme Zu- oder Abneigung nicht die einzigen Gefühle. Es kann auch zu Phasen der ausgeprägten Missachtung und des Ignorierens kommen oder zu beinahe psychopathisch anmutendem Ausnutzen, das später bereut wird. Jedes zwischenmenschliche Gefühl kann extrem auftreten. Einige Betroffene haben auch eine relativ stabile Einteilung in schwarz und weiß, bei der dann einige immer positiv wahrgenommen und ihnen einfach alles verziehen wird, während andere stets negativ wahrgenommen werden und man ständig auf der Suche nach Intrigen oder Hintergedanken bei diesen Personen ist.

Anhaltende Wut und Aggressivität sind ein weiteres häufiges Symptom bei Borderline-Persönlichkeitsstörung. Diese emotionalen Ausbrüche können plötzlich und unvorhersehbar sein und reichen von verbalen Angriffen bis hin zu körperlicher Gewalt. Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung können sehr leicht gereizt und äußerst emotional reagieren, insbesondere in Situationen, die als Bedrohung empfunden werden. Ein Beispiel kann sein, dass eine Person mit Borderline-Persönlichkeitsstörung bei einem harmlosen Streit mit ihrem Partner plötzlich wütend wird und aggressive Verhaltensweisen zeigt, wie beispielsweise Türen schlagen oder Gegenstände werfen. Aber auch, wenn die Ausbrüche sehr spontan sind, hat man irgendwie das Gefühl, dass in dem Partner einfach ständig ein Vulkan knapp unter der Oberfläche brodelt. Wenn du Star Trek kennst und das Gefühl hast, mit einem Klingonen zusammen zu sein, weißt du, was ich meine. Ein typisches Beispiel sind Schläge oder Tritte gegen Geräte, die nicht machen, was sie sollen.

Paranoide oder dissoziative Symptome können sich als unbegründete Überzeugungen, wahnhafte Überzeugungen oder Verlust von Realitätskontakt zeigen. Ein Beispiel kann sein, dass eine Person mit Borderline-Persönlichkeitsstörung plötzlich davon überzeugt ist, dass ihr Partner sie betrügt, obwohl es keinerlei Beweise dafür gibt. Auch in diese Kategorie fällt das Münchhausen-Syndrom. Manche Borderliner scheinen sich die Welt zurechtzulügen, was sie aber nicht tun, um besser dazustehen, sondern lediglich, damit ihre äußere Wahrnehmung zu ihren Wahnvorstellungen passt. Dies kann zum Beispiel dazu führen, dass eine betroffene Person, die sich als hilfsbedürftiger Tollpatsch inszeniert, sogar unbewusst Unfälle herbeiführt, die teilweise zu schweren Verletzungen führen. So stellt die Psyche sicher, dass der Partner sich weiter kümmert, anstatt sich von den anderen Symptomen abschrecken zu lassen.

Eines der markantesten Symptome bei Borderline-Persönlichkeitsstörung ist die Schwierigkeit beim Aufbau und Erhalt stabiler Beziehungen. Personen mit Borderline neigen dazu, sich schnell zu verlieben, aber auch schnell wieder von Beziehungen enttäuscht zu sein oder das Alleinsein zu vermissen. Die Symptomatik der Krankheit selbst kann ebenfalls zu Trennungen führen, wenn der Partner mit der Krankheit überfordert ist und seine eigene seelische Gesundheit nicht geschützt hat. Darüber hinaus kann das schnelle Entlieben oft auch ein Indiz für eine übermäßige Angst vor Nähe sein. Zum Einen bedingen die Wahnvorstellungen und das gestörte Selbstbild, dass der Betroffene Angst davor haben kann, zu viel Nähe zuzulassen, weil er befürchtet, nur ausgenutzt zu werden, zum Anderen kann auch die Angst bestehen, den Partner zu verletzen, weswegen er lieber auf Abstand gehalten wird. Beziehungen beginnen daher sehr intensiv auf allen Ebenen, von der Integration in den Alltag bis hin zu einem Verhalten, als wäre man auf jede erdenkliche Weise seelenverwandt, und kühlen sich oft genauso schnell ab, wenn das Stimmungsbild im Betroffenen umschwingt und Misstrauen und Angst die Kontrolle übernehmen.

Borderline-Patienten leiden häufig unter Verlassensängsten, die zu einer starken Anhänglichkeit und Abhängigkeit von anderen führen können. Gleichzeitig kann die Angst vor Nähe jedoch auch zu einem starken Vermeidungsverhalten von Intimität führen, was eine stabile Beziehung noch weiter erschweren kann. Diese Widersprüche und ambivalenten Signale können für dich als Partner schwer zu verstehen sein und zu Konflikten führen. Zum Beispiel kann eine Beziehung, der sehr stürmisch und innig beginnt, schon nach wenigen Wochen abkühlen oder sogar ganz enden. Dabei kann die Person sogar ganze Geschichten erfinden, die zum Ende der Beziehung führen, zum Beispiel, dass die Eltern gegen die Beziehung seien und sie verboten hätten, obwohl dein Partner schon längst volljährig ist. Auch kulturelle Unterschiede können als Ausrede herangezogen werden. Ein Partner, der vom ersten Moment an von unendlicher Liebe spricht und jeden Moment mit dir verbringt, dir Nachrichten schickt, wenn du im Bad bist und wissen will, ob du auch gegessen hast, kann nach kurzer Zeit plötzlich Ausreden finden, um aus der Beziehung zu fliehen. Nach der Trennung ist dann das emotionale Leiden für jeden offen sichtbar und einige Wochen später kommt die Person wieder. Diese On-Off-Beziehungen sind für oberflächlich verliebte Partner kaum zu ertragen und irgendwann brechen sie den Kontakt ab. Wer jedoch lernt, damit umzugehen, wird die Zeichen erkennen und lernen, entsprechende Situationen zu entschärfen, bevor sie eskalieren.

Das häufige Gefühl der Leere gehört ebenfalls zu den Symptomen der Borderline-Störung. Es handelt sich hierbei um eine tiefe innere Leere, die von einem Gefühl der Unzufriedenheit und Sinnlosigkeit begleitet wird. Diese Symptomatik ähnelt in Teilen der Depression. Betroffene können plötzliche Anfälle von Traurigkeit und Überforderung erleben, während sie sich ansonsten leer und emotionslos fühlen. In Beziehungen kann es zu Phasen kommen, in denen die Betroffenen ihre Gefühle nicht einordnen oder beschreiben können. Sie können auch äußern, dass sie überhaupt keine Gefühle mehr empfinden. Dieses häufige Gefühl der Leere kann zu einer weiteren Verschlechterung der bereits bestehenden Probleme in den sozialen Beziehungen führen und kann auch zu Selbstverletzungen oder Suizidgedanken beitragen. Ganz ähnlich wie bei der Depression kann es zu ausgeprägten Phasen der Antriebslosigkeit kommen, bei denen bei Borderlinern zusätzlich sogar körperliche Symptome auftreten können, um die Unfähigkeit zu rechtfertigen, nichts zu schaffen oder den ganzen Tag im Bett zu verbringen. Hier spielt auch wieder das unbewusste Lügen eine Rolle. Borderliner können bei einem depressiven Anfall unabsichtlich dafür sorgen, dass sie gar nicht in der Lage sind, ihren täglichen Aufgaben nachzukommen. Im Gegensatz zum klassischen Depressiven versucht ein Borderliner dabei jedoch nicht, seine Symptomatik zu verstecken.

Zusammengefasst noch mal die Symptome bei Borderline-Störung:

- Unsicherheit über sich, die Beziehung und den Partner sowie alles andere
- Impulsivität im Denken, Fühlen und Handeln
- Gefühlsstürme
- Ausgeprägtes Schwarz-Weiß-Denken mit spontanen Wechseln
- Ständige, anhaltende innere Wut und Aggressivität
- Symptome von Paranoia oder Dissoziation, verzerrte Wahrnehmung und Lügen
- Schwierigkeiten, eine tiefe Beziehung aufzubauen und zu pflegen
- Gleichzeitige Angst vor Nähe und dem Verlassenwerden
- Häufiges inneres Gefühl von Leere wie bei einer Depression

Du musst natürlich auch verstehen, dass jede Person mit Borderline-Störung anders reagieren und kommunizieren kann. Es ist aber durchaus möglich, mit dieser Krankheit zu arbeiten und eine stabile und erfüllende Beziehung aufzubauen. Lerne die Symptome kennen und beobachte zunächst nur. Sammle die Erfahrung, wie sich die verschiedenen Symptome bei deinem Partner äußern und sprecht gemeinsam darüber. Es muss nicht sein, dass dein Partner alle genannten Symptome hat. Borderline ist beschrieben als emotional-instabile Störung mit starkem Bezug auf das eigene Selbst, es kann also durchaus sein, dass dein Partner nicht alle Symptome erfüllt. Es kann aber auch sein, dass manche Symptome nur versteckt vorhanden sind oder die Lebenserfahrung deinem Partner bereits beigebracht hat, einiges zu verbergen. Wenn du die Symptome erkennen und verstehen lernst, bist du schon einen großen Schritt weiter. Das wichtigste ist vielleicht dieser letzte Satz: Dein Partner macht nichts davon mit Absicht und kann es auch nicht unterdrücken, reagiere daher immer mit Verständnis und niemals mit Vorwürfen.

Abschließend möchte ich noch erwähnen, dass die Borderline-Persönlichkeitsstörung sogar Auswirkungen darauf haben kann, wie der Betroffene sie kommuniziert. In Extremfällen kann das – je nach Stimmung und Umständen – ein breites Spektrum von Aussagen bewirken, von zerknirschten, schüchternen Entschuldigungen für sein Verhalten über eine Egal-Haltung, dass man halt Borderline hätte und nicht anders kann, bis zu aggressivem, teilweise selbstzerstörerischem Verhalten, das mit Vorwürfen sich selbst und dem anderen gegenüber einhergeht. Auch eine totalitäre Einstellung kann dazwischen aufblitzen, in der dem Partner ein Ultimatum gestellt wird, den Borderliner entweder so zu akzeptieren, wie er nun mal ist oder sich vom Acker zu machen.

Und das alles bei ein- und derselben Person. Je nach aktueller Gemütslage, je nach Umfeld, je nach Sonnenstand kann die eine oder die andere oder eine völlig neue Seite hervorkommen, wenn die Krankheit zu einem Konflikt geführt hat. Und sogar während die Krankheit gerade erklärt oder beschuldigt oder als Entschuldigung angeführt wird, kann das kippen. Von der Aggression in die Depression, von der Entschuldigung in den Appell oder von der Rechtfertigung in den Hilferuf.

Denn Borderline ist emotional instabil. Es ist eine Abenteuerreise und du bist nun ein Teil davon.

Ursachen und Risikofaktoren

Die genauen Ursachen der Borderline-Persönlichkeitsstörung sind bislang nicht vollständig geklärt. Es wird jedoch angenommen, dass sowohl biologische als auch psychosoziale Faktoren eine Rolle spielen. Auf gut Deutsch heißt das, dass man derzeit vermutet, dass man mit der Veranlagung für Borderline geboren wird und das Umfeld, in dem man aufwächst, dann einen großen Einfluss darauf hat, ob diese Krankheit auch ausbricht oder nicht.

Eine mögliche biologische Ursache könnte eine genetische Veranlagung sein, da Studien gezeigt haben, dass Betroffene häufiger Verwandte ersten Grades mit psychischen Störungen haben als die Durchschnittsbevölkerung. Weiterhin könnte ein Ungleichgewicht von Botenstoffen im Gehirn, insbesondere von Serotonin, eine Rolle spielen, da Serotonin für die Regulation von Stimmung und Impulskontrolle wichtig ist. Auch ein Hirnschaden durch Unterversorgung während der Schwangerschaft oder der Geburt kann die Bereiche betreffen, die für die Impulskontrolle verantwortlich sind. Ebenso ist es denkbar, dass Giftstoffe zu pathologischen Veränderungen im Gehirn führen, die entweder während der Schwangerschaft über den Körper der Mutter oder in frühester Kindheit aus der Umwelt aufgenommen werden. Die früheste Kindheit meint hier hauptsächlich das erste Lebensjahr, in dem sich die Nervenzellen des Gehirns noch teilen. Allerdings kann eine Hirnschädigung auch in jedem Alter noch erfolgen, zum Beispiel durch Unfall, Gifte oder andere Einflüsse.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass nach derzeitigem Stand der Wissenschaft Borderline immer mit einer Veränderung des Gehirns einhergeht. Diese kann genetisch bedingt (vererbt) oder nachträglich entstanden (erworben) sein.

Psychosoziale Faktoren können ebenfalls zur Entstehung von Borderline-Persönlichkeitsstörungen beitragen. In der frühkindlichen Entwicklung können Vernachlässigung, Missbrauch oder eine instabile Beziehung zu den Eltern oder Betreuern zu einem gestörten Bindungsverhalten führen, was wiederum das Risiko für die Entwicklung einer Borderline-Persönlichkeitsstörung erhöht. In der Adoleszenz und im jungen Erwachsenenalter können zum Beispiel eine instabile Identität, eine schwierige berufliche Situation oder eine instabile Partnerschaft zu einer erhöhten Anfälligkeit für die Entwicklung einer BPS führen. Und in der Erwachsenenzeit können stressreiche Lebensereignisse wie Scheidungen, Arbeitsplatzverlust oder Verlust eines geliebten Menschen eine Rolle spielen. Ebenso können auch chronische oder akute Krankheiten, insbesondere solche, die mit Schmerzen einhergehen, das Risiko erhöhen. Es gibt daher kein Alter, ab dem man davon ausgehen kann, dass sie nicht mehr ausbrechen kann. Entscheidend ist die neurologische Anfälligkeit, die Stressresilienz und die Fähigkeit, mit belastenden Situationen umzugehen. Schauen wir uns ein paar Beispiele an, was eine Borderline-Erkrankung zum Ausbruch bringen könnte.