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Bouvard und Pécuchet: Roman aus dem Nachlass Gustave Flaubert - Bouvard und Pécuchet öffnet während der Kindheit von Charles Bovary. Als Ausgestoßener in seiner neuen Schule passt Charles nicht dazu und wird verspottet. Als er älter wird, erfahren wir, dass er ziemlich langweilig ist und ihm in seinem Beruf, der Medizin, das Talent fehlt. Charles wird ein armer Arzt, der von seinen Kollegen nicht viel Respekt verdient. Seine Mutter bleibt sehr einflussreich in seinen Lebensentscheidungen; sie drängt ihn in die Medizin und überredet ihn, eine Witwe zu heiraten. Die Witwe stirbt kurz nach der Hochzeit und hinterlässt Charles viel weniger Geld, als er erwartet hatte.Kurz nach dem Tod seiner ersten Frau verliebt sich Charles in Emma, die Tochter eines seiner Patienten. Nach langer Zeit bittet Charles ihren Vater schließlich um Emmas Hand. Es findet eine aufwendige Zeremonie statt. Nach der Heirat ziehen Charles und Emma nach Tostes, wo Charles seine magere Praxis einrichtet. Leider ist Emma bald desillusioniert von ihrem Landleben und strebt nach mehr Romantik und Luxus. Nachdem Emma und Charles einen Ball besucht haben, der von einem wohlhabenden Adligen geworfen wird, ist sie besessen von der Idee, ein ausgeklügelteres und anspruchsvolleres Leben zu führen. Schließlich übernimmt ihre Besessenheit und versetzt sie in einen depressiven Zustand. Während dieser Krankheitsphase wird Emma schwanger und Charles beschließt, in eine neue Gegend zu ziehen, in der Hoffnung, Emmas Gesundheit zu verbessern und eine positive Zukunft für seine Familie zu verwirklichen.
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Seitenzahl: 472
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Eine Hitze von dreiunddreißig Grad machte den Boulevard Bourdon vollständig menschenleer.
Unterhalb desselben dehnte sich in gerader Linie das tintenschwarze Wasser des Kanals Saint-Martin, der durch die beiden Schleusen abgeschlossen war. Mitten darauf lag ein mit Holz beladenes Boot, und am Ufer sah man zwei Reihen Tonnen.
Jenseits des Kanals erschien zwischen den Häusern, die von Lagerschuppen unterbrochen werden, der weite, klare Himmel in lasurblauen Flächen, und von den zurückgeworfenen Sonnenstrahlen blendeten die weißen Fassaden der Schieferdächer, die Kais aus Granit. Ein verworrenes Geräusch lag fern in der warmen Luft; und alles schien erstarrt in der sonntäglichen Untätigkeit und der Traurigkeit der Sommertage.
Zwei Männer erschienen.
Der eine kam vom Bastille-Platz, der andere aus dem Botanischen Garten. Der größere, in einem Leinenanzug, ging, den Hut im Nacken, die Weste geöffnet und die Halsbinde in der Hand. Der kleinere, dessen Körper in einem kastanienbraunen Rock steckte, trug den Kopf gesenkt unter einer Mütze mit spitzem Schirm.
Als sie bis zur Mitte des Boulevards gekommen waren, setzten sie sich im selben Augenblick auf dieselbe Bank.
Um sich die Stirn zu trocknen, nahmen sie ihre Kopfbedeckung ab, die jeder neben sich legte; und der kleine Mann bemerkte, daß in dem Hute seines Nachbarn „Bouvard“ geschrieben stand, während dieser leicht in der Mütze des Unbekannten im Rock das Wort „Pécuchet“ unterschied.
„Sieh da,“ sagte er, „wir haben denselben Gedanken gehabt, nämlich unsere Namen in unsere Schädelbedeckungen zu schreiben.“
„Lieber Gott, ja, man könnte mir die meinige im Bureau nehmen!“
„Ganz mein Fall, ich bin Beamter.“
Darauf betrachteten sie einander.
Das liebenswürdige Äußere Bouvards nahm sogleich Pécuchet gefangen.
Seine bläulichen Augen, die stets halb zugekniffen waren, lächelten in einem Gesicht von gesunder Farbe. Eine Hose mit großem Latz, die unten auf seinen Kastorschuhen Falten warf, umschloß fest seinen Leib und bewirkte, daß sich das Hemd am Gurt bauschte; und seine blonden Haare, die sich von selbst in leichte Locken legten, gaben ihm etwas Kindliches.
Von der Spitze seiner Lippen kam eine Art von ununterbrochenem Pfeifen.
Das ernste Äußere Pécuchets fesselte Bouvards Aufmerksamkeit.
Man hätte glauben können, er trüge eine Perücke, so schmiegsam und schwarz waren die Strähnen, die seinen Schädel bedeckten. Sein Gesicht erschien ganz scharfkantig durch die weit herabgehende Nase. Seine Beine, die in Lastinghosen steckten, standen in einem Mißverhältnis zur Länge des Oberkörpers. Er hatte eine laute, tiefe Stimme.
Folgender Ausruf entschlüpfte ihm: „Wie wohl würde man sich auf dem Lande fühlen!“
Aber das Weichbild war nach Bouvards Ansicht unausstehlich durch den Lärm der Kneipen. Pécuchet dachte ebenso. Trotzdem fühlte er sich allmählich der Hauptstadt überdrüssig; Bouvard desgleichen.
Und ihre Augen wanderten über die zum Bauen aufgeschichteten Steinhaufen, über das widerliche Wasser, auf dem ein Strohbündel schwamm, über den Schornstein einer Fabrik, der sich am Horizont erhob; die Ausdünstungen der Abwässer lagen in der Luft. Sie wandten sich nach der anderen Seite. Da hatten sie die Mauern der Getreidespeicher vor sich.
Ganz gewiß — und Pécuchet schien davon überrascht — es war auf der Straße noch heißer als im Hause!
Bouvard suchte ihn zu veranlassen, seinen Rock abzulegen. Er für seinen Teil kehre sich nicht daran, was man darüber sagen würde!
Plötzlich torkelte ein Betrunkener den Bürgersteig entlang; und von den Arbeitern ausgehend, schnitten sie ein politisches Gespräch an. Ihre Anschauungen waren die gleichen, wenn auch Bouvard vielleicht etwas liberaler war.
Gerassel erscholl auf dem Pflaster in einer wirbelnden Staubwolke. Es waren drei Mietwagen, die in der Richtung auf Bercy davonfuhren. Eine eben getraute junge Frau mit dem Hochzeitsbukett, Bürger in weißer Krawatte, Damen, die bis unter die Achsel in ihre Röcke vergraben waren, zwei bis drei kleine Mädchen und ein Schüler saßen darin. Der Anblick dieser Hochzeitsgesellschaft brachte Bouvards und Pécuchets Unterhaltung auf die Frauen, die sie für frivol, zänkisch und eigensinnig erklärten. Trotzdem seien sie oft besser als die Männer; manchmal seien sie auch schlechter. Kurz, es sei gescheiter, ohne sie zu leben; daher war Pécuchet auch Junggeselle geblieben.
„Was mich betrifft, so bin ich Witwer“, sagte Bouvard, „und kinderlos!“
„Das ist am Ende ein Glück für Sie! Doch die Einsamkeit ist auf die Dauer traurig.“
Dann erschien am Rande des Kais ein Freudenmädchen mit einem Soldaten. Sie war blaß, dunkelhaarig und pockennarbig und stützte sich auf den Arm des Militärs, während sie schleppenden Schrittes die Hüften wiegte.
Als sie vorüber war, erlaubte sich Bouvard eine obszöne Bemerkung. Pécuchet wurde sehr rot und wies, ohne Zweifel, um einer Antwort auszuweichen, mit dem Blick auf einen Priester, der näher kam.
Der Geistliche schritt langsam die Avenue mit den dürren kleinen Ulmen herab, die die Linie des Bürgersteiges anzeigen, und sobald Bouvard den Dreispitz aus den Augen verloren hatte, erklärte er sich für erleichtert, denn er verabscheute die Jesuiten. Ohne sie von ihren Sünden freisprechen zu wollen, zeigte Pécuchet eine gewisse Achtung vor der Religion.
Unterdessen sank die Dämmerung, und gegenüber wurden die Jalousien aufgezogen. Die Vorübergehenden mehrten sich. Es schlug sieben.
Ihre Worte strömten, ohne zu versiegen. Allgemeine Bemerkungen wechselten mit Anekdoten, philosophische Sentenzen mit persönlichen Betrachtungen. Sie ließen kein gutes Haar an der Verwaltung der Brücken- und Wegebauten, an der Tabakregie, dem Handel, dem Theater, an unserer Marine und dem ganzen menschlichen Geschlecht, wie Leute, die große Kränkungen erlitten haben. Jeder glaubte, während er den andern hörte, etwas von sich selbst wiederzufinden, das in Vergessenheit geraten war. Und obgleich sie die Zeit naiver Begeisterungen hinter sich hatten, empfanden sie doch eine ihnen neue Lust, eine Art überströmenden Glücksgefühls, den Reiz zärtlicher Gefühle in ihrem Anfangsstadium.
Zwanzigmal waren sie aufgestanden, hatten sich wieder hingesetzt und waren den Boulevard von der oberen Schleuse bis zur unteren Schleuse hinabgeschritten; jedesmal wollten sie sich trennen und fanden, durch einen Zauber festgehalten, nicht die Kraft dazu.
Dennoch nahmen sie Abschied, und ihre Hände lagen ineinander, als Bouvard plötzlich sagte: „Meiner Treu! Wenn wir zusammen äßen!“
„Ich dachte daran,“ erwiderte Pécuchet, „aber ich wagte nicht, Ihnen den Vorschlag zu machen!“
Und er ließ sich in ein dem Rathaus gegenüberliegendes kleines Restaurant führen, wo man gut untergebracht sein würde.
Bouvard bestellte die Speisen.
Pécuchet hatte Furcht vor Gewürzen, da sie ihm den Körper in Brand setzen könnten. Das gab Anlaß zu einer medizinischen Erörterung. Dann priesen sie den Nutzen der Wissenschaft: wie viel wissenswerte Dinge, was für Forschungen ... wenn man Zeit dazu hätte! Ach! Der Broterwerb nahm sie ganz in Anspruch; und sie erhoben die Arme vor Staunen und hätten sich beinahe über den Tisch umarmt, als sie entdeckten, daß sie alle beide Schreiber waren, Bouvard in einem Handelshause, Pécuchet im Marineministerium; was ihn jedoch nicht hinderte, jeden Abend einige Augenblicke dem Studium zu widmen. Er hatte in Thiers’ Werke Fehler angemerkt und sprach mit der höchsten Achtung von einem gewissen Dumouchel, der Professor war.
Bouvard war ihm in anderer Hinsicht überlegen. Seine aus Haaren geflochtene Uhrkette und die Art, wie er die Remoulade rührte, zeigten den alten erfahrenen Genießer, und er aß, den Zipfel der Serviette unter der Achsel, während er Witze zum besten gab, die Pécuchet zum Lachen brachten. Es war ein besonderes Lachen in einem einzigen sehr tiefen Ton, der immer derselbe blieb und in langen Zwischenräumen hervorgestoßen wurde. Dasjenige Bouvards war gleichmäßig klangvoll, entblößte seine Zähne, setzte seine Schultern in Bewegung, und die Gäste vor der Tür drehten sich danach um.
Als das Mahl beendigt war, gingen sie in ein anderes Lokal, um den Kaffee einzunehmen. Pécuchet seufzte, während er die Gasflammen anschaute, über das Überhandnehmen des Luxus; dann schob er mit verächtlicher Handbewegung die Zeitungen fort. Bouvard war in diesem Punkte nachsichtiger. Er liebte im allgemeinen alle Schriftsteller und hatte in seiner Jugend Lust gehabt, Schauspieler zu werden.
Er wollte mit einem Billardstock und zwei Elfenbeinkugeln equilibristische Kunststücke ausführen, wie Barberou, einer seiner Freunde, sie machte. Stets fielen die Kugeln zu Boden und verschwanden zwischen den Beinen der Gäste, auf dem Fußboden rollend, im Hintergrunde. Der Kellner, der sich jedesmal erhob, um sie auf allen Vieren kriechend unter den Bänken zu suchen, beklagte sich schließlich. Pécuchet geriet mit ihm in Streit; der Wirt kam dazu, doch Pécuchet wollte seine Entschuldigung nicht anhören und bei der Bezahlung mäkelte er sogar an dem vorgesetzten Kaffee herum.
Er schlug schließlich vor, den Abend friedlich in seiner Wohnung zu beschließen, die ganz nahe in der Rue Saint-Martin lag.
Kaum war er eingetreten, so legte er eine Art Wams aus indischem Kattun an und machte den Wirt seiner Wohnung.
Ein Schreibtisch aus Tannenholz, der gerade in der Mitte stand, störte durch seine Ecken, und ringsherum lagen auf Brettern, den drei Stühlen, dem alten Lehnsessel und in den Ecken bunt durcheinander mehrere Bände der Enzyklopädie Roret, das Handbuch des Magnetiseurs, ein Fénelon, andere Schmöker neben Haufen von Schreibpapier, zwei Kokosnüssen, verschiedenen Denkmünzen, einer türkischen Mütze und Muscheln, die Dumouchel aus le Havre mitgebracht hatte. Eine Lage von Staub bedeckte samtartig die Wände, die einst gelb gestrichen gewesen waren. Die Stiefelbürste lag auf dem Rande des Bettes, dessen Laken herabhingen. An der Decke sah man einen großen schwarzen Fleck, der durch den Lampenruß entstanden war.
Bouvard bat, ohne Zweifel wegen des Geruches, das Fenster öffnen zu dürfen.
„Die Papiere würden davonfliegen!“ rief Pécuchet, der außerdem noch die Zugluft fürchtete.
Indessen rang er in diesem kleinen Zimmer nach Luft, das seit dem Morgen durch die Schiefer des Daches geheizt war.
Bouvard sagte zu ihm:
„An Ihrer Stelle würde ich meine Unterjacke ausziehen!“
„Was?“
Und Pécuchet senkte den Kopf, von Schrecken erfaßt bei dem Gedanken, ohne seine schützende Unterkleidung zu sein.
„Begleiten Sie mich,“ begann Bouvard von neuem, „die Luft draußen wird Sie erfrischen.“
Schließlich zog Pécuchet seine Stiefel wieder an, während er brummte: „Sie behexen mich, mein Ehrenwort darauf!“ Und trotz der Entfernung begleitete er ihn bis zu seiner Wohnung an der Ecke der Rue de Béthune, gegenüber der Brücke de la Tournelle.
Bouvards Zimmer, das gut gebohnt und mit Vorhängen von Perkal und Mahagonimöbeln ausgestattet war, erfreute sich eines Balkons, der auf den Fluß hinabsah. Seine beiden Hauptzierden waren ein Likörservice mitten auf der Kommode und am Spiegel entlang Daguerreotypien seiner Freunde; ein Ölgemälde hing im Alkoven.
„Mein Onkel!“ sagte Bouvard.
Und ein Leuchter, den er hielt, erhellte einen Herrn.
Ein roter Backenbart verbreiterte sein Gesicht, das ein sich kräuselnder Haarschopf krönte. Er steckte in einer hohen Halsbinde mit dem dreifachen Hemdkragen, der Samtweste und dem schwarzen Rock. Auf der Hemdkrause waren Diamanten angebracht. Seine Augen wurden durch die Backen zusammengedrängt, und seine Züge zeigten ein leicht spöttisches Lächeln.
Pécuchet konnte nicht umhin zu sagen:
„Man könnte ihn für Ihren Vater halten!“
„Es ist mein Pate,“ erwiderte Bouvard nachlässig, indem er hinzufügte, er heiße mit seinen Taufnamen François Denys Bartholomée. Diejenigen Pécuchets waren Juste Romain Cyrille — und sie hatten dasselbe Alter: siebenundvierzig Jahre. Dieser Zufall machte ihnen Freude, obgleich er sie überraschte, denn jeder hatte den andern für bedeutend älter gehalten. Dann bewunderten sie die Vorsehung, deren Wege oft merkwürdig seien.
„Denn schließlich, wären wir vorhin nicht ausgegangen, um einen Spaziergang zu machen, so hätten wir sterben können, ohne einander kennenzulernen.“
Und nachdem jeder dem andern die Adresse seines Hauswirtes gegeben hatte, wünschten sie einander gute Nacht.
„Gehen Sie nicht zu den Damen!“ rief Bouvard auf der Treppe.
Pécuchet stieg die Stufen hinab, ohne auf den Scherz zu antworten. —
Am folgenden Tage rief im Hofe der Herren Gebrüder Descambos, Elsässische Stoffe, Rue Hautefeuille Nr. 92, eine Stimme:
„Bouvard! Herr Bouvard!“
Der Gerufene steckte den Kopf zwischen den Scheiben durch und erkannte Pécuchet, der mit deutlicher Betonung sagte:
„Ich bin nicht krank! Ich habe sie ausgezogen!“
„Was denn?“
„Sie!“ sagte Pécuchet, auf seine Brust weisend.
All die Gespräche während des Tages, dazu die Temperatur des Zimmers und die Verdauungsarbeit hatten ihn gehindert einzuschlafen, so daß er die Unterjacke ausgezogen hatte, da er es nicht mehr darin aushielt. Am Morgen war ihm diese Tat, die glücklicherweise ohne Folgen geblieben war, ins Gedächtnis zurückgekommen, und er wollte Bouvard davon in Kenntnis setzen, der hierdurch in seiner Achtung zu wunderbarer Höhe gestiegen war.
Pécuchet war der Sohn eines kleinen Kaufmanns und hatte seine Mutter nicht gekannt, die in jungen Jahren gestorben war. Man hatte ihn mit fünfzehn Jahren aus dem Internat genommen, um ihn zu einem Gerichtsdiener zu geben. Die Gendarmen erschienen unvermutet, und der Prinzipal wurde auf die Galeeren geschickt; eine grausige Geschichte, die ihn noch in Schrecken setzte. Dann hatte er sich in mehreren Berufen versucht: Apothekerlehrling, Studienmeister, Rechnungsführer auf den Paketbooten der oberen Seine. Schließlich hatte ihn ein Ministerialbeamter, der durch seine Handschrift gewonnen war, als Expedienten in Dienst genommen; aber das Bewußtsein einer mangelhaften Ausbildung mit den daraus entstehenden geistigen Bedürfnissen verdarb seine Laune; er lebte vollständig allein, ohne Verwandte, ohne Verhältnis. Seine einzige Zerstreuung war, am Sonntag die öffentlichen Arbeiten zu besichtigen.
Seine frühesten Erinnerungen versetzten Bouvard auf den Hof eines Pachtgutes an den Ufern der Loire. Ein Mann, der sein Onkel war, hatte ihn nach Paris gebracht, damit er den Handel erlerne. Als er großjährig war, zahlte man ihm einige tausend Franken aus. Da hatte er sich eine Frau genommen und einen Zuckerwarenladen eröffnet. Sechs Monate später verschwand seine Gattin, wobei sie die Kasse mit sich nahm. Die Freunde, das gute Leben und seine Faulheit hatten den Ruin bald vollständig gemacht. Doch er hatte die Eingebung, seine schöne Hand zu benutzen; und seit zwölf Jahren hielt er sich in derselben Stellung bei den Herren Gebrüder Descambos, Stoffe, Rue Hautefeuille Nr. 92. Was seinen Onkel anging, der ihm vor Zeiten besagtes Bild zur Erinnerung hatte zugehen lassen, so kannte er nicht einmal dessen Aufenthaltsort und erwartete nichts mehr von ihm. Fünfzehnhundert Franken Rente und sein Einkommen als Schreiber erlaubten ihm, jeden Abend einen Nicker in einer Kneipe zu machen.
So hatte ihr Zusammentreffen die Bedeutung eines Abenteuers gehabt. Sie hatten sich sogleich mit geheimen Fibern aneinander festgehakt. Wie übrigens die Zuneigung erklären? Warum bezaubert bei dem einen diese Eigenheit, jene Unvollkommenheit, die bei dem andern gleichgültig oder hassenswert ist? Was man den zündenden Blitz zu nennen pflegt, gilt für alle Leidenschaften. Bevor die Woche zu Ende war, duzten sie sich.
Oft suchten sie einander in ihren Kontoren auf. Sobald der eine erschien, schloß der andere sein Pult, und sie gingen zusammen auf die Straße hinab. Bouvard machte große Schritte, während Pécuchet, der die seinigen verdoppelte und dem der Rock auf die Fersen schlug, dahin zu rollen schien. Ebenso standen ihre besonderen Neigungen miteinander im Einklang. Bouvard rauchte Pfeife, liebte den Käse und trank regelmäßig seine kleine Tasse Kaffee. Pécuchet schnupfte, aß zum Nachtisch nur Eingemachtes und tauchte ein Stückchen Zucker in seinen Kaffee. Der eine war vertrauensselig, unbesonnen, großherzig; der andere verschwiegen, nachdenklich, sparsam.
Um Pécuchet ein Vergnügen zu machen, wollte Bouvard ihn mit Barberou bekannt machen. Das war ein ehemaliger Handlungsreisender, gegenwärtig Börsenspekulant, ein gutherziger Junge, Patriot, Damenfreund, der die Sprechweise des Faubourg nachzuahmen suchte. Pécuchet fand ihn unangenehm, und er führte Bouvard zu Dumouchel. Dieser Autor (er hatte nämlich eine kleine Mnemotechnik veröffentlicht) gab Literaturstunden in einem Pensionat für junge Mädchen, hatte orthodoxe Anschauungen und ein sehr ernstes Benehmen. Er langweilte Bouvard.
Keiner hatte dem andern seine Meinung vorenthalten. Jeder erkannte die Richtigkeit der des anderen an. Ihre Gewohnheiten änderten sich, sie gaben ihren bürgerlichen Mittagstisch auf und speisten schließlich alle Tage zusammen.
Sie stellten Betrachtungen über die Theaterstücke an, von denen man sprach, über die Regierung, über die hohen Lebensmittelpreise, über die Betrügereien im Handel. Von Zeit zu Zeit erschien die Halsbandgeschichte oder der Prozeß Fualdès in ihren Unterhaltungen; und dann suchten sie nach den Ursachen der Revolution.
Sie schlenderten an den Trödlerläden entlang. Sie besuchten das Conservatoire des Arts et Métiers, Saint-Denis, die Gobelinwebereien, den Invalidendom und alle öffentlichen Sammlungen.
Wenn man ihnen ihren Paß abverlangte, so taten sie, als hätten sie ihn verloren, indem sie sich für zwei Fremde, zwei Engländer, ausgaben.
In den Galerien des Museums schritten sie mit Verwunderung an den ausgestopften Vierfüßlern vorbei, mit Vergnügen an den Schmetterlingen, mit Gleichgültigkeit an den Metallen; die Fossilien regten sie zu Träumen an, die Schal- und Muscheltiere langweilten sie. Sie spähten aufmerksam durch die Scheiben in die Treibhäuser, und sie erschauerten bei dem Gedanken, daß diese Gewächse Gifte absonderten. An der Zeder bewunderten sie, daß man sie in einem Hut herbeigeschafft hatte.
Im Louvre bemühten sie sich, für Raffael sich zu begeistern. Auf der großen Bibliothek hätten sie die genaue Zahl der Bände wissen mögen.
Einmal gingen sie in die arabische Vorlesung am Collège de France, und der Dozent war erstaunt, die beiden Unbekannten zu sehen, die nachzuschreiben versuchten. Dank der Hilfe Barberous drangen sie hinter die Kulissen eines kleinen Theaters. Dumouchel verschaffte ihnen Eintrittskarten für eine Sitzung der Akademie. Sie unterrichteten sich über die Entdeckungen, lasen Anzeigen, und durch diese Wißbegier entwickelte sich ihre Intelligenz. Fern an einem Horizont, der täglich sich erweiterte, nahmen sie Dinge wahr, die zugleich undeutlich und merkwürdig waren.
Wenn sie ein altes Möbel bewunderten, bedauerten sie, daß sie nicht zu der Zeit gelebt hatten, da man sich seiner bediente, obgleich sie nicht die geringste Kenntnis über jene Zeit hatten. Bei gewissen Namen dachten sie sich Länder, die um so schöner waren, je ungenauer ihre Vorstellung davon war. Die Werke, deren Titel für sie unverständlich waren, schienen ihnen ein Geheimnis zu umschließen.
Und wenn sie keine Gedanken mehr hatten, so litten sie um so mehr. Wenn auf der Straße eine Post ihren Weg kreuzte, wandelte die Lust sie an, mit ihr abzureisen. Der Blumenkai erregte ihnen Sehnsucht nach dem Landleben.
Eines Sonntags setzten sie sich gleich am Morgen in Marsch; sie nahmen ihren Weg über Meudon, Bellevue, Suresnes, Auteuil und trieben sich den ganzen Tag lang zwischen den Weinbergen umher, rissen am Rande der Felder Mohn aus, schliefen im Grase, tranken Milch, aßen unter den Akazien der Wirtshäuser und kamen sehr spät heim, bestaubt, erschöpft, entzückt. Sie wiederholten diese Spaziergänge oft. Am folgenden Tage waren sie so traurig, daß sie sie schließlich aufgaben.
Die Eintönigkeit des Bureaus wurde ihnen verhaßt. Immer und ewig das Radiermesser und der Sandarak, dasselbe Tintenfaß, dieselben Federn und dieselben Gefährten! Da sie sie für dumm erachteten, sprachen sie immer weniger mit ihnen. Das trug ihnen Hänseleien ein. Sie kamen jeden Tag nach Beginn, und sie erhielten Verweise.
Früher waren sie beinahe glücklich gewesen; aber ihre Tätigkeit demütigte sie, seitdem sie sich mehr achteten, und sie bestärkten sich in diesem Widerwillen, begeisterten sich gegenseitig, verdarben sich. Pécuchet nahm das ungestüme Wesen Bouvards an, auf Bouvard ging etwas von der Grämlichkeit Pécuchets über.
„Ich möchte Kunstreiter auf den öffentlichen Plätzen werden!“ sagte der eine.
„Wäre ebensogern Lumpensammler!“ sagte der andere.
Welch eine scheußliche Lage! Und keine Möglichkeit, herauszukommen! Nicht einmal die Hoffnung! —
Eines Nachmittags (es war am 20. Januar 1839) empfing Bouvard im Kontor einen Brief, den der Briefträger gebracht hatte. Seine Arme hoben sich, sein Kopf sank allmählich zurück, und er stürzte ohnmächtig zu Boden.
Die Angestellten eilten herbei, man löste seine Halsbinde. Man ließ einen Arzt holen. Er schlug die Augen wieder auf; und dann, auf die Fragen, die man an ihn richtete:
„Ach!... nämlich... nämlich... etwas frische Luft wird mir helfen. Nein! lassen Sie mich! Erlauben Sie!“
Und trotz seiner Beleibtheit lief er in einem Atem zum Marineministerium, während er sich mit der Hand über die Stirn fuhr, verrückt zu werden glaubte und sich zu beruhigen versuchte.
Er ließ Pécuchet rufen.
Pécuchet erschien.
„Mein Onkel ist tot! Ich erbe!“
„Nicht möglich!“
Bouvard zeigte folgende Zeilen:
Bureau des Rechtsanwalts Tardivel, Notar.
Savigny-en-Septaine, den 14. Januar 1839.
Mein Herr!
Ich ersuche Sie, sich in meinem Bureau einzufinden, um dort von dem Testamente Ihres natürlichen Vaters, des Herrn François Denys Bartholomée Bouvard, vormaligen Kaufmanns in der Stadt Nantes, verstorben in dieser Gemeinde den 10. gegenwärtigen Monats, Kenntnis zu nehmen. Dieses Testament enthält eine sehr wichtige Verfügung zu Ihren Gunsten.
Empfangen Sie, mein Herr, die Versicherung meiner Hochachtung.
Tardivel, Notar.
Pécuchet mußte sich auf einen Stein im Hofe setzen. Dann gab er das Papier zurück, wobei er langsam sagte:
„Wenn das nur... keine Possen sind!“
„Du glaubst, das seien Possen!“ erwiderte Bouvard mit erstickter Stimme, die dem Röcheln eines Sterbenden glich.
Aber der Poststempel, der Name des Bureaus in Druckschrift, die Unterschrift des Notars, alles bewies die Echtheit der Nachricht; — und sie schauten einander an, während ihre Mundwinkel zitterten und eine Träne aus ihren starren Augen floß.
Es wurde ihnen zu enge. Sie gingen bis zum Triumphbogen, kehrten am Wasser entlang zurück, ließen Notre-Dame hinter sich. Bouvard war sehr rot. Er gab Pécuchet Püffe in den Rücken, und fünf Minuten lang redete er närrisches Zeug.
Sie grinsten wider Willen. Diese Erbschaft mußte sich sicherlich belaufen auf...
„Ach, das wäre zu schön! Sprechen wir nicht mehr davon.“
Sie sprachen wieder davon. Nichts hinderte sie, sogleich genaueren Aufschluß darüber zu verlangen. Bouvard schrieb dieserhalb an den Notar.
Der Notar schickte eine Abschrift des Testamentes, welches so schloß:
„Demzufolge vermache ich François Denys Bartholomée Bouvard, den ich als meinen unehelichen Sohn anerkenne, den Teil meiner Güter, der gesetzlich verfügbar bleibt.“
Der Biedermann hatte diesen Sohn in seiner Jugend gehabt, aber er hatte ihn sorgfältig beiseite gehalten und für seinen Neffen ausgegeben. Und der Neffe hatte ihn immer Onkel genannt, obgleich er wußte, worum es sich handelte. Gegen sein vierzigstes Jahr hatte Herr Bouvard sich verheiratet, dann war er Witwer geworden. Da seine beiden legitimen Söhne nicht nach seinen Wünschen geraten waren, hatten ihn Gewissensbisse gepackt über die Verlassenheit, in der er sein uneheliches Kind so viele Jahre gelassen hatte. Ohne den Einfluß seiner Köchin hätte er es sogar zu sich genommen. Dank dem geschickten Vorgehen der Familie verließ sie ihn, und in seiner Vereinsamung wollte er, dem Tode nahe, sein Unrecht wieder gutmachen, indem er der Frucht seiner ersten Liebe von seinem Vermögen alles vermachte, worüber er verfügen konnte. Es belief sich auf eine halbe Million, was für den Schreiber zweihundertfünzigtausend Franken ausmachte. Der ältere der Brüder, Herr Etienne, hatte sich dahin geäußert, er werde das Testament anerkennen.
Bouvard verfiel in eine Art stumpfsinnigen Brütens. Er wiederholte mit leiser Stimme, während er mit dem friedlichen Lächeln der Trunkenen lächelte: „Fünfzehntausend Franken Rente!“ — und Pécuchet, dessen Kopf doch klarer war, konnte nicht darüberkommen.
Sie wurden durch einen Brief Tardivels unerwartet aufgerüttelt. Der zweite Sohn, Herr Alexander, erklärte die Absicht, alles gerichtlich regeln und sogar das Vermächtnis, wenn möglich, anfechten zu wollen, wobei er vor allem Versiegelung, Aufnahme, Ernennung eines Sachwalters und so weiter forderte! Bouvard bekam eine Affektion der Galle davon.
Kaum war er wieder auf der Besserung, so fuhr er nach Savigny, von wo er, ohne etwas ausgerichtet zu haben und mit Kummer über die Reisekosten, zurückkehrte.
Dann folgte eine Zeit der Schlaflosigkeit; er schwankte zwischen Zorn und Hoffnung, Aufregung und Niedergeschlagenheit. Endlich beruhigte sich Herr Alexander nach Verlauf von sechs Monaten, und Bouvard trat den Besitz der Erbschaft an.
Sein erster Ausruf war gewesen: „Wir werden uns aufs Land zurückziehen!“ — und dieses Wort, das seinen Freund in sein Glück einschloß, hatte Pécuchet ganz selbstverständlich gefunden. Denn der Bund dieser beiden Männer war vollständig und ging bis in die Tiefe.
Aber da er sich nicht von Bouvard ernähren lassen wollte, würde er nicht vor seiner Pensionierung den Dienst verlassen. Zwei Jahre noch! Gleichviel! Er blieb unbeugsam, und es war beschlossene Sache.
Um herauszufinden, wo man sich niederlassen könnte, gingen sie alle Provinzen durch. Der Norden war fruchtbar, aber zu kalt; der Süden bezauberte durch sein Klima, hatte aber sein Unangenehmes, wenn man die Stechmücken in Betracht zog; und das Zentrum bot, offen gesagt, nichts Interessantes. Die Bretagne würde ihnen ohne die Frömmelei ihrer Bewohner zugesagt haben. Was die östlichen Gegenden anlangte, so war wegen des germanischen Dialekts nicht daran zu denken. Doch es gab andere Landstriche. Wie war es zum Beispiel mit der Gegend von Forez, von Bugey, von Roumois? Die geographischen Karten gaben keine Auskunft darüber. Was tat es übrigens, ob ihr Haus an diesem oder jenem Orte stehen würde, die Hauptsache war, daß sie eins haben würden.
Sie sahen sich schon in Hemdsärmeln am Rande eines Beetes, wie sie Rosenstöcke beschnitten, die Erde umgruben, rajolten, bearbeiteten, Tulpen aus ihren Töpfen in die Erde setzten. Sie würden beim Schlag der Lerche erwachen, um dem Pfluge zu folgen, mit einem Korbe zum Äpfelpflücken gehen, zuschauen, wie die Butter bereitet, das Korn gedroschen, die Schafe geschoren, die Bienen versorgt wurden, und sie würden sich am Brüllen der Kühe und dem Duft des Heus erfreuen. Keine Schreibarbeit mehr! Keine Vorgesetzten! Nicht einmal mehr Miete zu zahlen! Denn sie würden eine eigene Behausung besitzen! — Und sie würden die Hühner ihres Hofes, die Gemüse ihres Gartens essen, — und sie würden ihre Mahlzeit einnehmen, während sie die Holzschuhe anbehielten! — „Wir werden ganz leben, wie es uns gefällt! Wir werden uns den Bart wachsen lassen!“
Sie kauften sich Garteninstrumente, dann einen Haufen Sachen, „die vielleicht dienlich sein könnten,“ wie einen Werkzeugkasten (ein solcher gehört immer in ein Haus), dann Wagen, eine Feldmesserkette, eine Badewanne, für den Fall, daß sie krank würden, ein Thermometer, und sogar ein Barometer, „System Gay-Lussac“, um physikalische Beobachtungen zu machen, wenn die Lust dazu sie anwandeln sollte. Es wäre auch nicht übel (denn man kann nicht immer draußen arbeiten), einige gute literarische Werke zu besitzen, — und sie suchten darnach — oft in großer Verlegenheit, ob das betreffende Buch wirklich „ein Buch für eine Bibliothek“ sei. Bouvard entschied die Frage.
„Na, wir werden keine Bibliothek nötig haben!“
„Zudem habe ich die meinige,“ sagte Pécuchet.
Im voraus richteten sie sich ein. Bouvard würde seine Möbel mitnehmen, Pécuchet seinen großen schwarzen Tisch; man würde die Vorhänge benutzen, und mit etwas Küchengeschirr wäre man genügend eingerichtet.
Sie hatten sich geschworen, über all das zu schweigen, aber ihre Gesichter strahlten. Auch fanden ihre Kollegen sie sonderbar. Bouvard, der auf seinem Pulte liegend schrieb, die Ellbogen darüber hinaus, um seiner Bastardschrift mehr Schwung zu geben, ließ sein Pfeifen hören, während er schelmisch mit seinen dicken Augenlidern zwinkerte. Pécuchet, der auf einem hohen Strohsitz hockte, verwendete seine Sorge auf die Grundstriche seiner langen Schrift — doch während er die Nasenflügel blähte, kniff er die Lippen zusammen, als wenn er Furcht gehabt hätte, sein Geheimnis zu verraten.
Nach anderthalb Jahren des Herumsuchens hatten sie noch nichts gefunden. Sie reisten in der ganzen Umgebung von Paris umher, von Amiens bis nach Evreux und von Fontainebleau bis nach le Havre. Sie wollten eine Gegend, die durchaus ländlich war, ohne gerade eine pittoreske Lage zu verlangen; ein enger Horizont wiederum stimmte sie traurig.
Sie flohen die Nachbarschaft der Wohnhäuser und fürchteten doch die Einsamkeit.
Manchmal faßten sie einen Entschluß; dann kam die Furcht, ihn später zu bereuen, und sie änderten ihre Absicht, da ihnen der Ort ungesund oder zu sehr dem Meereswinde ausgesetzt, zu nah an einer Fabrik oder zu schwer zugänglich schien.
Barberou erlöste sie.
Er wußte um ihren Traum, und eines schönen Tages kam er mit der Nachricht, man habe ihm von einem Gute bei Chavignolles zwischen Caen und Falaise gesprochen. Es bestand aus einem Pachthof von achtunddreißig Hektar, mit einer Art Schloß und einem sehr ertragfähigen Garten.
Sie verfügten sich in den Calvados und waren begeistert. Nur verlangte man für den Pachthof wie das Haus (das eine sollte nicht ohne das andere verkauft werden) hundertdreiundvierzigtausend Franken. Bouvard wollte nur hundertzwanzigtausend geben.
Pécuchet bekämpfte seine Halsstarrigkeit, bat ihn, nachzugeben, erklärte schließlich, er würde den Rest dazuzahlen. Das war sein ganzes Vermögen, es rührte aus dem Erbteil seiner Mutter und aus seinen Ersparnissen her. Niemals war ein Wort davon über seine Lippen gekommen, denn er hielt dieses Kapital für eine große Gelegenheit zurück.
Gegen Ende des Jahres 1840, sechs Monate vor seiner Pensionierung, war alles bezahlt.
Bouvard war nicht mehr Schreiber. Zuerst hatte er seine Beschäftigung aus Mißtrauen gegen die Zukunft fortgesetzt, aber einmal der Erbschaft sicher, hatte er sie aufgegeben. Indessen ging er noch gern zu den Herren Descambos, und am Abend vor seiner Abreise lud er das ganze Kontor-Personal zu einem Punsch ein.
Pécuchet dagegen zeigte sich seinen Kollegen gegenüber übellaunig und schlug am letzten Tage beim Fortgehen die Tür heftig zu.
Er hatte das Einpacken zu überwachen, eine Menge Besorgungen und auch noch Einkäufe zu machen und mußte von Dumouchel Abschied nehmen.
Der Professor schlug ihm einen Briefwechsel vor, durch den er ihn literarisch auf dem Laufenden halten würde; und nachdem er ihm nochmals zu seinem Glück gratuliert hatte, wünschte er ihm gute Gesundheit.
Barberou zeigte mehr Gefühl, als Bouvard ihm Lebewohl sagte. Er sagte eigens deshalb eine Partie Domino ab, versprach, ihn dort unten zu besuchen, bestellte zwei Anisliköre und umarmte ihn.
Als Bouvard nach Hause gekommen war, tat er auf seinem Balkon einen tiefen Atemzug in der frischen Luft und sagte im stillen: „Endlich!“ Die Lichter der Kais zitterten im Wasser, das Rollen der Omnibusse verhallte in der Ferne. Er rief sich die glücklichen Tage zurück, die er in dieser großen Stadt verbracht hatte, die Picknicks im Restaurant, die Abende im Theater, das Geschwätz der Portierfrau, alle seine Gewohnheiten; und er fühlte, wie eine Schwäche sein Herz überkam, eine Traurigkeit, die er nicht wagte, sich zu gestehen.
Pécuchet wanderte bis zwei Uhr morgens in seinem Zimmer umher. Er würde es nicht wiedersehen, um so besser! Und um doch noch etwas von sich zurückzulassen, kritzelte er seinen Namen in den Gips des Kamins.
Die großen Frachtstücke waren schon am Abend vorher abgegangen. Die Gartengeräte, die Bettstellen, die Matratzen, die Tische, die Stühle, ein Sparherd, die Badewanne und drei Fässer mit Burgunder sollten auf der Seine bis nach le Havre gehen und von dort bis Caen verfrachtet werden, von wo aus Bouvard, der sie erwarten sollte, sie nach Chavignolles befördern ließ.
Das Bild seines Vaters hingegen, die Sessel, das Likörservice, die Bücher, die Stutzuhr, alle wertvollen Gegenstände wurden in einen Möbelwagen verladen, der den Weg über Nonancourt, Verneuil und Falaise nehmen sollte. Pécuchet wollte ihn begleiten.
Er richtete sich auf der Bank neben dem Wagenführer ein, und, in seinen ältesten Rock gehüllt, mit einem Schal, Fausthandschuhen und dem Fußsack, den er im Geschäft benutzt hatte, versehen, verließ er Sonntag den 20. März bei Tagesanbruch die Hauptstadt.
Die Bewegung und das Ungewohnte der Reise beschäftigten ihn während der ersten Stunden. Dann verlangsamten die Pferde ihren Schritt, was einen Wortwechsel mit dem Wagenführer und dem Fuhrmann zur Folge hatte. Sie suchten fürchterliche Herbergen auf, und obwohl sie die Verantwortung für alles trugen, übernachtete Pécuchet aus übertriebener Vorsicht doch in denselben Schlafstätten.
Am folgenden Tage ging es mit der Morgenröte weiter; und immer dehnte sich die gleiche Straße bis zum Rande des Horizontes empor. Ein Steinhaufen folgte auf den andern, die Gräben waren voll Wasser, das Gelände breitete sich in großen Flächen von eintönigem und kaltem Grün aus, Wolken zogen am Himmel, von Zeit zu Zeit fiel Regen. Am dritten Tage erhoben sich plötzliche Windstöße. Die schlecht befestigte Wagendecke klatschte im Winde wie das Segel eines Schiffes. Pécuchet duckte seinen Kopf unter seiner Mütze, und jedesmal, wenn er seine Tabakdose öffnete, mußte er, um sich die Augen zu schützen, sich vollständig umwenden. An den holprigen Stellen hörte er hinter sich sein ganzes Gepäck schwanken und ließ es nicht an guten Ermahnungen fehlen. Da er sah, daß sie nutzlos waren, änderte er seine Taktik; er spielte den Liebenswürdigen, zeigte Gefälligkeiten, bei schwierigen Aufstiegen schob er mit den Leuten am Rade; er ging so weit, ihnen nach dem Essen den Kaffee zu bezahlen. Von da an kamen sie schneller von der Stelle, wodurch in der Gegend von Gauburge die Achse brach und der Wagen, auf die Seite geneigt, stehen blieb. Pécuchet untersuchte sogleich das Innere; die Porzellantassen lagen in Scherben. Er erhob die Arme, mit den Zähnen knirschend, und verwünschte diese beiden Dummköpfe; und der folgende Tag ging verloren, weil der Fuhrmann sich betrank; doch Pécuchet hatte nicht die Kraft zu klagen; der Kelch des Leidens war voll.
Bouvard hatte Paris erst den zweitnächsten Tag verlassen, um noch einmal mit Barberou zusammen speisen zu können. Er kam erst in der letzten Minute auf den Posthof, wachte dann in Rouen vor der Kathedrale wieder auf; er hatte die falsche Post genommen.
Am Abend waren alle Plätze nach Caen vorherbestellt; da er nicht wußte, was er anfangen sollte, ging er ins Theatre des Arts, und er lächelte seinen Nachbarn zu und erzählte ihnen dabei, daß er sich vom Geschäft zurückgezogen habe und seit kurzem im Besitz eines Gutes in der Umgebung sei. Als er am Freitag in Caen landete, waren seine Frachtstücke noch nicht da. Er empfing sie am Sonntag und sandte sie auf einem Karren weiter, nachdem er den Pächter benachrichtigt hatte, daß er in einigen Stunden nachkommen würde.
In Falaise, am neunten Tage der Reise, nahm Pécuchet ein Aushilfspferd, und bis zum Sonnenuntergang kam man gut vorwärts. Nachdem er jenseits von Bretteville die Landstraße verlassen hatte, geriet er auf einen Richtweg und glaubte jeden Augenblick den Giebel von Chavignolles zu sehen. Indessen wurden die Wagenspuren undeutlicher; sie verschwanden ganz, und sie befanden sich mitten in bebauten Feldern. Die Nacht brach an. Was sollte werden? Endlich ließ Pécuchet den Wagen stehen, und durch den Schmutz watend, ging er auf die Suche. Wenn er sich den Gehöften näherte, bellten die Hunde. Er schrie aus Leibeskräften, um den Weg zu erfahren. Keine Antwort. Er hatte Furcht und lief davon. Plötzlich glänzten zwei Laternen auf. Er bemerkte ein Gefährt und stürzte darauf zu, um es einzuholen. Bouvard saß darin.
Doch wo konnte der Möbelwagen sein? Eine Stunde lang riefen sie danach in der Dunkelheit. Endlich fand er sich wieder, und sie gelangten nach Chavignolles.
Ein großes Feuer aus Reisig und Fichtenzapfen flammte im Saale. Zwei Gedecke waren aufgelegt. Die auf dem Karren angelangten Möbel füllten die Vorhalle. Nichts fehlte. Man setzte sich zu Tisch.
Man hatte ihnen Zwiebelsuppe, ein Huhn, Speck und harte Eier gemacht. Die alte Frau, die das Essen zubereitete, kam von Zeit zu Zeit, um sich zu vergewissern, wie es ihnen schmecke. Sie antworteten: „O! sehr gut! sehr gut!“, und das grobe Brot, das sich schlecht schneiden ließ, die Sahne, die Nüsse, alles mundete ihnen herrlich. Der Steinfußboden zeigte Löcher, die Mauern waren feucht. Indessen ließen sie ihre Blicke befriedigt umherschweifen, während sie an dem kleinen Tische aßen, auf dem eine Kerze brannte. Ihre Gesichter waren von der frischen Luft gerötet. Sie streckten ihre Bäuche vor. Sie lehnten sich kräftig gegen die Lehnen ihrer Stühle, die davon krachten, und sie wiederholten: „Da wären wir also! Welch eine Wohltat! Es kommt mir vor wie ein Traum!“
Obgleich es Mitternacht war, kam Pécuchet auf den Gedanken, einen Gang durch den Garten zu machen. Bouvard hatte nichts dagegen. Sie nahmen das Licht, und während sie es mit einer alten Zeitung vor der Zugluft schützten, gingen sie an den Beeten entlang. Es machte ihnen Vergnügen, die Gemüse laut zu benennen: „Sieh da, Mohrrüben! Ah, Kohl!“
Dann besichtigten sie die Spaliere. Pécuchet suchte Knospen zu entdecken. Zuweilen rannte plötzlich eine Spinne an der Mauer davon, und die beiden Schatten ihrer Körper zeichneten sich in Vergrößerung darauf und wiederholten ihre Bewegungen. Die Spitzen der Gräser troffen von Tau. Die Nacht war vollständig schwarz, und alles lag regungslos in tiefem Schweigen, in tiefem Wohlsein. In der Ferne krähte ein Hahn.
Ihre beiden Zimmer hatten eine kleine Verbindungstür, die von der Tapete verdeckt war. Soeben waren dadurch, daß man mit einer Kommode dagegen stieß, die Nägel herausgesprungen. Sie fanden sie offen stehend. Das war eine Überraschung.
Schon entkleidet und im Bett, schwatzten sie noch einige Zeit; dann schliefen sie ein, Bouvard auf dem Rücken, mit offenem Munde und bloßem Kopf; Pécuchet auf der rechten Seite, die Knie an den Unterleib gezogen, in eine wollene Nachtmütze gehüllt; und alle beide schnarchten im Mondenlicht, das durch die Fenster fiel.
Welche Freude am folgenden Tage beim Erwachen! Die Pfeife, die Bouvard rauchte, und die Prise, die Pécuchet nahm, erklärte ein jeder für die beste seines Lebens. Dann setzten sie sich ins Fenster, um die Aussicht zu betrachten.
Geradeaus hatte man die Felder vor sich, zur Rechten eine Scheune, daneben den Kirchturm; und zur Linken eine Wand von Pappeln.
Zwei Hauptalleen, die ein Kreuz bildeten, zerlegten den Garten in vier Teile. Die Gemüse standen auf den Langbeeten, wo in Abständen Zwergzypressen und spindelförmig geschnittene Obstbäume aufragten. Auf der einen Seite endete ein Laubengang auf einen Schneckenberg; auf der andern stützte eine Mauer die Spaliere; und ein Gitter schloß hinten den Garten gegen die Felder ab. Jenseits der Mauer war ein Obstgarten, hinter dem Laubengang ein kleiner Hain; hinter dem Gitter ein schmaler Pfad.
Das alles betrachteten sie, als ein Mann mit ergrautem Haar in einem schwarzen Überzieher auf dem Fußwege ging, wobei er mit seinem Stock an sämtlichen Stäben des Gitters entlang fuhr. Die alte Dienerin teilte ihnen mit, es sei Herr Vaucorbeil, ein berühmter Arzt des Ortes.
Die übrigen Honoratioren seien: der Graf von Faverges, der früher Abgeordneter war und dessen Kuhställe berühmt wären; der Bürgermeister, Herr Foureau, der Holz, Gips und sonst noch alles mögliche verkaufte; der Notar, Herr Marescot; der Abbé Jeufroy und die verwitwete Frau Bordin, die von ihren Zinsen lebte. — Was sie selbst anbetraf, so nannte man sie Frau Germaine, nach ihrem verstorbenen Gatten Germain; sie ging tageweise in Arbeit, würde aber bereit sein, ganz in den Dienst der Herren zu treten. Sie nahmen sie und machten sich auf den Weg nach ihrem Pachthof, der in einer Entfernung von einem Kilometer gelegen war.
Als sie in den Gutshof traten, schalt der Pächter, Meister Gouy, einen Knecht aus, und die Pächtersfrau saß auf einem Schemel und hatte einen Puter fest zwischen den Beinen, den sie mit Mehlklößen stopfte. Der Mann hatte eine niedrige Stirn, eine feine Nase, einen versteckten Blick und kräftige Schultern. Die Frau war sehr blond, hatte Sommersprossen auf den Backen und hatte jenen Anstrich von Einfalt, den die ländlichen Gestalten auf den Kirchenfenstern zeigen.
In der Küche hingen Hanfbündel an der Decke. Drei alte Flinten reihten sich auf dem hohen Kamin. Eine Anrichte, die mit geblümtem Steingut besetzt war, nahm die Mitte der Wand ein; und die Scheiben aus Butzenglas warfen über die Gerätschaften aus Blech und rotem Kupfer ein blasses Licht.
Die beiden Pariser wünschten die Besichtigung vorzunehmen, denn sie hatten die Besitzung erst einmal flüchtig gesehen. Meister Gouy und seine Gattin geleiteten sie; und die Litanei von Klagen begann.
Sämtliche Gebäude, von dem Wagenschuppen bis zur Branntweinbrennerei, hätten Ausbesserungen nötig. Es wäre erforderlich gewesen, ein Nebenhaus für die Käse zu bauen, an die Tore neue Eisenbeschläge zu setzen, die Erdwälle zu erhöhen, den Teich zu vertiefen und ein gut Teil Apfelbäume in die drei Höfe zu pflanzen.
Dann besichtigte man die Äcker: Meister Gouy machte sie herunter. Sie erforderten zu viel Bedüngung, das Anfahren sei kostspielig; unmöglich, die Steine daraus fortzubringen; Unkraut verderbe die Wiesen; und diese Verunglimpfung seines Bodens dämpfte die Freude, die Bouvard empfand, darüberzuschreiten.
Sie gingen durch den Hohlweg unter Buchen zurück. Von dieser Seite zeigte das Haus seinen Staatshof und die Front.
Es war weiß gestrichen und hatte Ornamente in gelber Farbe. Der Schuppen und das Vorratshaus, das Backhaus und der Holzstall bildeten zwei hinten rechtwinklig anschließende niedrigere Flügel. An die Küche stieß ein kleiner Saal. Dann gelangte man zum Hausflur, einem zweiten größeren Saal und dem Salon. Die vier Zimmer des ersten Stockes hatten ihren Ausgang auf einen Korridor, der nach dem Hofe zu lag. Eins davon nahm Pécuchet für seine Sammlungen. Das letzte wurde für die Bibliothek bestimmt; und als sie die Schränke öffneten, fanden sie andere Schmöker, aber sie hatten jetzt keine Lust, die Titel zu lesen. Das eiligste war der Garten.
Als Bouvard am Laubengange vorbeikam, entdeckte er unter den Zweigen eine weibliche Figur aus Gips. Mit zwei Fingern hob sie ihren Rock, während sie in hockender Stellung saß und ihr Kopf auf der Schulter lag, als fürchtete sie, überrascht zu werden. — „Ah! Verzeihung! Genieren Sie sich nicht!“ und dieser Scherz belustigte sie so, daß sie ihn mehr als drei Wochen jeden Tag zwanzigmal wiederholten.
Indessen wünschten die Bürger von Chavignolles ihre Bekanntschaft zu machen: man suchte sie durch das Gitter zu beobachten. Sie nagelten die Zwischenräume mit Brettern zu. Die Bevölkerung war erbost.
Um sich vor der Sonne zu schützen, trug Bouvard ein turbanartig geknüpftes Taschentuch auf dem Kopfe, Pécuchet seine Mütze; und er hatte eine große Schürze umgebunden, die vorn eine Tasche hatte, in der seine Baumschere, sein Tuch und seine Schnupftabakdose baumelten. Mit bloßen Armen, einer an der Seite des andern, ackerten sie, gäteten sie, putzten sie Bäume aus, ließen sich’s sauer werden und aßen so schnell wie möglich; doch gingen sie, um den Kaffee zu nehmen, auf den Schneckenberg, damit sie die Aussicht genießen konnten.
Wenn sie eine Schnecke sahen, näherten sie sich und zertraten sie, indem sie die Mundwinkel verzogen, wie wenn man eine Nuß knackt. Sie gingen nie ohne ihr Grabscheit aus, und sie zerhieben die Engerlinge in der Mitte mit solcher Kraft, daß der eiserne Teil des Gerätes drei Zoll tief in den Boden eindrang.
Um die Raupen zu vertilgen, schlugen sie die Bäume wie wütend mit heftigen Stockschlägen.
Bouvard pflanzte mitten auf den Rasen eine Pfingstrose, und Tomaten unter die Wölbung des Laubenganges. Sie sollten wie Leuchter herabhängen.
Pécuchet ließ vor der Küche ein großes Loch graben und teilte es in drei Teile, in denen er Kompost herstellen wollte; der würde eine Menge Dinge sprießen lassen, deren verweste Reste neues Wachstum hervorbringen sollten, und das sollte wieder neue Dungmittel ergeben, alles das bis ins Unendliche; und er stand träumend am Rande der Grube und sah dabei in der Zukunft Berge von Früchten, eine Überfülle von Blumen, Lawinen von Gemüsen. Doch der Pferdedünger, der so ausgezeichnet für die Mistbeete ist, fehlte ihm. Die Ökonomen verkauften keinen, die Herbergswirte behielten ihn für sich. Nach langem Suchen entschloß er sich endlich trotz Bouvards Bitten und mit Aufopferung alles Schamgefühls, „selbst den Pferdemist aufkratzen zu wollen!“
Inmitten dieser Beschäftigung sprach ihn eines Tages Frau Bordin auf der Landstraße an. Nachdem sie ihn begrüßt hatte, erkundigte sie sich nach seinem Freunde. Die schwarzen, sehr glänzenden, obgleich kleinen Augen dieser Frau, ihre kräftigen Farben, ihr sicheres Auftreten (sie hatte sogar etwas Schnurrbart), schüchterten Pécuchet ein. Er antwortete kurz und drehte ihr den Rücken, — eine Unhöflichkeit, die Bouvard tadelte.
Dann brachen die schlechten Tage an, Kälte, starker Frost. Sie richteten sich in der Küche ein und verfertigten Flechtwerk; oder sie gingen durch die Zimmer, plauderten am Feuer, schauten zu, wie der Regen fiel.
Von Mittfasten an spähten sie nach dem Frühling, und jeden Morgen wiederholten sie: „Alles kommt!“ Aber der Frühling kam zögernd, und sie trösteten sich in ihrer Ungeduld, indem sie sagten: „Alles wird kommen!“
Endlich sahen sie die Erbsen aufgehen. Die Spargel sprossen tüchtig. Die Reben waren vielversprechend.
Da sie sich auf die Gartenbestellung verstanden, mußte es ihnen auch mit dem Ackerbau gelingen; — und der Ehrgeiz erfaßte sie, ihren Pachthof zu bewirtschaften. Mit gesundem Menschenverstand und Studien würden sie sich zweifellos gut aus der Sache ziehen.
Zuerst mußte man sehen, wie andere zu Werke gingen; und sie setzten einen Brief auf, worin sie Herrn von Faverges um die Ehre baten, seine Bewirtschaftung ansehen zu dürfen. Der Graf gewährte ihnen sogleich eine Zusammenkunft.
Nach einer Stunde Weges kamen sie auf den Hang eines Hügels, von wo man das Tal der Orne überschaut. Der Fluß floß in Windungen in der Tiefe. Blöcke von rotem Sandstein lagen hier und dort, und größere Felsen bildeten in der Ferne eine Art Klippe, die aus dem mit reifem Korn bestandenen Gelände hervorragte. Auf dem gegenüberliegenden Hügel wucherte Grün in solcher Fülle, daß es die Häuser verbarg. Bäume, die sich als dunklere Linien inmitten des Grases abhoben, zerlegten es in ungleiche Vierecke.
Plötzlich erblickte man das Gut in seiner Gesamtheit. Schindeldächer zeigten den Pachthof an. Rechts lag das Schloß mit seiner weißen Front; dahinter erschien ein Hain, und eine Rasenfläche senkte sich zum Fluß herab, in dem eine gerade Reihe von Platanen ihr Schattenbild spiegelten.
Die beiden Freunde kamen durch ein Luzernefeld, wo man heute. Frauen mit Strohhüten, unter dem Kinn geknoteten Kattuntüchern oder Schutzschirmen aus Papier wendeten mit Rechen das Heu, das an der Erde lag; und am anderen Ende des Geländes, bei den Heuhaufen, warf man eilig die Bündel auf einen langen Wagen, der mit drei Pferden bespannt war. Der Herr Graf näherte sich ihnen, begleitet von seinem Verwalter.
Er trug einen Anzug aus geköpertem Barchent, hatte eine gerade Haltung und Koteletten. Sein Äußeres vereinigte den Beamten mit dem Dandy. Seine Gesichtszüge blieben unbeweglich, auch wenn er sprach.
Nachdem die ersten Höflichkeiten ausgetauscht waren, erklärte er sein System bezüglich der Heubereitung; man wende die Schwaden, ohne sie zu zerstören. Die Schober müßten konisch sein und die Bündel unmittelbar an Ort und Stelle gemacht, dann zu je zehn aufeinandergelegt werden. Was den englischen Harker anlange, so sei das Wiesengelände zu uneben für dieses Gerät.
Ein kleines Mädchen, dessen bloße Füße in Holzpantinen steckten und dessen Leib durch die Löcher des Kleides sichtbar wurde, versorgte die Frauen mit Getränk, indem es Most aus einem Kruge schenkte, den es gegen seine Hüfte preßte. Der Graf fragte, wem dies Kind gehöre; man konnte es nicht sagen. Die Heuerinnen hatten es angenommen, damit es sie während der Ernte bediene. Er zuckte die Achseln und ließ, während er sich entfernte, einige Klagen über die Unsittlichkeit unserer Landleute laut werden.
Bouvard rühmte die Luzerne. Sie sei in der Tat recht gut geraten trotz der Verheerungen durch die Flachsseide. Die zukünftigen Ackerbaukundigen rissen die Augen auf bei dem Worte Flachsseide. Angesichts seines großen Viehbestandes richtete der Graf sein Augenmerk auf die künstlichen Wiesen; das sei übrigens eine gute Vorbereitung für die weiteren Ernten, was nicht immer auch von den Futterwurzeln gälte.
„Mir wenigstens scheint das unbestreitbar!“
Bouvard und Pécuchet wiederholten zugleich:
„O! unbestreitbar!“
Sie standen am Rande eines sorgsam gelockerten Feldes: ein Pferd, das an der Hand geführt wurde, zog einen großen Kasten, der auf drei Rädern ruhte. Sechs Pflugmesser, die nach unten gingen, zogen nebeneinander gleichlaufende feine Furchen, in die das Korn durch bis zum Boden reichende Röhren fiel.
„Hier,“ sagte der Graf, „lasse ich Steckrüben säen. Die Steckrübe ist die Basis meiner vierjährigen Kultur.“
Und er begann mit der Erklärung der Säemaschine. Doch ein Diener kam, ihn abzurufen. Man bedurfte seiner im Schloß.
Sein Verwalter, ein Mann mit verschlagenem Gesicht und kriecherischen Manieren, ersetzte ihn.
Er führte „die Herren“ zu einem andern Felde, wo vierzehn Schnitter mit bloßer Brust und gespreizten Beinen beim Roggenmähen waren. Die Sensen pfiffen in den Halmen, die sich nach rechts legten. Jeder beschrieb vor sich einen weiten Halbkreis, und alle rückten zugleich auf ein Zeichen vor. Die beiden Pariser staunten über die Arme der Leute und fühlten sich von beinahe religiöser Verehrung für den Reichtum des Bodens ergriffen.
Darauf kamen sie an mehreren Feldern vorbei, deren Bestellung soeben beendet war. Die Dämmerung fiel, Krähen ließen sich in die Furchen nieder.
Dann stießen sie auf die Herde. Die Schafe weideten zerstreut, und man hörte das beständige Abnagen des Grases. Der Hirt, der auf einem Baumstumpf saß, strickte an einem wollenen Strumpf und hatte seinen Hund neben sich.
Der Verwalter half Bouvard und Pécuchet über einen Heckenstieg, und sie durchschritten zwei Obsthöfe, wo wiederkäuende Kühe unter Apfelbäumen lagen.
Alle Gebäude des Gutshofes stießen aneinander und bildeten die drei Seiten des Hofes. Die Arbeitskraft wurde auf mechanischem Wege mit Hilfe einer Turbine erzeugt, wozu man einen Fluß benutzte, den man zu diesem Zwecke abgelenkt hatte. Lederriemen gingen von einem Dache ins andere, und inmitten des Düngers arbeitete eine eiserne Pumpe.
In den Schafställen lenkte der Verwalter ihre Aufmerksamkeit auf kleine Öffnungen zu ebener Erde und in den Schweineställen auf sinnreiche Türen, die sich von selbst schlossen.
Die Scheune war wie eine Kathedrale gewölbt in Bögen aus Ziegeln, die auf Steinmauern ruhten.
Um den Herren ein Vergnügen zu machen, streute eine Magd einige Hände voll Hafer vor die Hühner. Der Baum der Kelterpresse schien ihnen riesenhaft, und sie stiegen ins Taubenhaus empor. Vor allem die Milchkammer setzte sie in Staunen. Die Hähne in den Ecken gaben genügend Wasser, die Fliesen zu überschwemmen, und beim Eintritt spürte man eine Kühle. Braune irdene Gefäße, auf Latten gereiht, waren bis zum Rande mit Milch gefüllt. Weniger tiefe Näpfe enthielten Sahne. Die Butterwecken reihten sich aneinander wie Stücke einer Messingsäule, und der Schaum floß über den Rand der Blecheimer, die man gerade auf den Boden gesetzt hatte. Doch die Zierde des Gutshofes war der Rinderstall. Holzlatten, die senkrecht der ganzen Länge nach eingelassen waren, teilten ihn in zwei Abteilungen: die erste war für das Vieh, die zweite für die Bedienung. Man konnte nur mit Mühe darin sehen, da alle Luken geschlossen waren. Die angeketteten Rinder fraßen, und ihre Leiber strömten eine Wärme aus, welche von der niedrigen Decke zurückschlug. Doch jemand machte Licht; ein dünner Wasserstrahl ergoß sich plötzlich in die Rinne, welche an den Raufen entlang lief. Brüllen ertönte; die Hörner klangen aneinander wie Stöcke. Alle Rinder streckten ihre Mäuler zwischen den Stäben durch und soffen langsam.
Die großen Gespanne kamen in den Hof, und Füllen wieherten. Im Erdgeschoß wurden zwei, drei Laternen angezündet und verschwanden dann. Die Arbeitsleute gingen vorüber, mit ihren Holzschuhen über die Steine schlürfend, und die Glocke zum Abendessen ertönte.
Die beiden Besucher machten sich auf den Heimweg.
Alles, was sie gesehen hatten, entzückte sie; ihr Entschluß war gefaßt. Noch am selben Abend entnahmen sie ihrer Bibliothek die vier Bände des „Landhauses“; auch ließen sie sich Gasparins Abhandlungen zuschicken und nahmen ein Abonnement auf eine landwirtschaftliche Zeitung.
Um bequemer auf die Märkte zu kommen, erwarben sie eine zweirädrige Halbkutsche, die Bouvard lenkte.
In einem blauen Kittel, mit einem breitrandigen Hut, Gamaschen bis zum Knie und mit einem Roßhändlerstock in der Hand umschwärmten sie das Vieh, fragten die Arbeiter aus und verfehlten nicht, allen Landwirtschaftsfesten beizuwohnen.
Bald wurden sie Meister Gouy mit ihren Ratschlägen lästig. Sie waren vor allem mit seiner Dreifelderwirtschaft unzufrieden. Doch der Pächter hielt an seiner Erfahrung fest. Er bat um den Nachlaß eines Vierteljahrzinses unter Hinweis auf den Hagelschlag. Von Naturalien lieferte er nichts ab. Bei noch so gerechten Forderungen begann seine Frau zu zetern. Schließlich erklärte Bouvard, den Vertrag nicht wieder erneuern zu wollen.
Von dem Augenblicke an sparte Meister Gouy den Dünger, ließ das Unkraut wachsen, richtete den Boden zugrunde und zog mit einer wilden Miene ab, die Rachepläne verriet.
Bouvard hatte gedacht, daß zwanzigtausend Franken, das heißt der vierfache Betrag des Pachtgeldes, für den Anfang genügen würden. Sein Pariser Notar sandte sie ihm.
Ihre ganze Anlage umfaßte fünfzehn Hektar an Höfen und Wiesen, dreiundzwanzig an bestellbarem Lande und fünf an Brachfeld, die auf einem mit Steinen bedeckten kleinen Berge lagen, den man den Hügel nannte.
Sie verschafften sich alle notwendigen Geräte, vier Pferde, zwölf Kühe, sechs Schweine, hundertsechzig Schafe und an Personal zwei Fuhrleute, zwei Frauen, einen Hirten; dazu einen großen Hund.
Um sogleich Geld zu erhalten, verkauften sie die Futterernte: man bezahlte sie in ihrem Hause. Die Goldstücke, die auf die Haferkiste gezählt wurden, schienen ihnen glänzender, merkwürdig und besser als andere.
Im Monat November kelterten sie Most. Bouvard trieb das Pferd an, und Pécuchet, der in den Trog gestiegen war, rührte mit einer Schaufel in den Träbern.
Sie ächzten beim Anziehen der Schraube, schöpften den Zucker aus dem Bottich, beobachteten die Spundlöcher, trugen dicke Holzschuhe und vergnügten sich über die Maßen.
Von dem Grundsatz ausgehend, daß man nicht genug Getreide haben könne, gaben sie etwa die Hälfte ihrer künstlichen Wiesen auf; und da sie keine Dungmittel hatten, bedienten sie sich der Kuchen, die sie in die Erde ließen, ohne sie zu zerkleinern, so daß der Ertrag jämmerlich war.
Im folgenden Jahre legten sie das Saatkorn sehr dicht. Unwetter stellten sich ein. Die Ähren legten sich nieder.
Nichtsdestoweniger warfen sie sich mit Eifer auf den Weizen, und sie unternahmen es, den Hügel von Steinen zu säubern. Ein kleiner Korbwagen schaffte die Steine fort. Das ganze Jahr über vom Morgen bis zum Abend, im Regen wie im Sonnenschein, sah man den ewigen Korbwagen mit demselben Mann und demselben Pferde den kleinen Hügel emporklimmen, wieder herabfahren und wieder emporsteigen. Manchmal ging Bouvard dahinter und machte auf halber Höhe halt, um sich die Stirn zu trocknen.
Da sie zu niemand Zutrauen hatten, versorgten sie die Tiere selbst und gaben ihnen Abführmittel und Klistiere.
Schwerwiegende Fälle von Unordnung kamen vor. Die Viehmagd wurde schwanger. Sie nahmen verheiratete Leute in ihren Dienst; es begann von Kindern, Vettern, Basen, Onkeln, Schwägerinnen zu wimmeln; eine ganze Horde lebte auf ihre Kosten, und sie beschlossen, abwechselnd auf dem Pachthofe zu schlafen.
Doch des Abends waren sie traurig gestimmt. Die Unsauberkeit des Zimmers war ihnen widerwärtig, und Germaine, die die Mahlzeiten herbeibrachte, brummte bei jeder Reise. Man hielt die beiden auf alle Art zum Narren. Die Drescher stopften Getreide in ihre Trinkkrüge. Pécuchet faßte einen dabei und schrie, während er ihn bei den Schultern packte und hinausjagte:
„Elender! Du bist die Schande des Dorfes, das dich zur Welt kommen sah.“
Seine Persönlichkeit flößte nicht den geringsten Respekt ein. — Übrigens machte er sich Gewissensbisse, sooft er den Garten sah. Seine ganze Zeit würde eben ausgereicht haben, ihn in guter Ordnung zu halten. — Bouvard wollte die Sorge um den Pachthof übernehmen. Sie berieten darüber, und diese Maßnahme war beschlossene Sache.
Der wichtigste Punkt war, gute Mistbeete zu bekommen. Pécuchet ließ eins aus Ziegeln bauen. Er selber strich die Rahmen an, und da er die Sonnenstrahlen fürchtete, beschmierte er alle Schutzgläser mit Kreide.
Bei den Steckreisern übte er die Vorsicht, die Spitzen mit den Blättern zu entfernen. Dann machte er sich emsig an das Absenken. Er versuchte verschiedene Arten der Veredelung, Pfropfen mit der Pfeife, kronenweises Pfropfen, Okulieren, krautiges Pfropfen, Veredelung auf englische Art. Mit welcher Sorgfalt paßte er die Bastenden aneinander! Wie fest er die Fäden anzog! Welch eine Menge Baumwachs er darüber legte!
Zweimal täglich nahm er seine Gießkanne und schwenkte sie über den Pflanzen, als wenn er sie beweihräucherte. Wie sie unter der Wirkung des Wassers, das als feiner Regen herabfiel, grünten, glaubte er, seinen eigenen Durst zu löschen und in ihnen wieder zu erstehen. Dann ließ er sich hinreißen, nahm die Brause von der Gießkanne und goß in vollem Strom reichlich darüber.
Am Ende des Laubenganges, in der Nähe der Gipsdame, erhob sich eine Art Hütte aus Stangenholz. Pécuchet verwahrte dort seine Geräte, und er verbrachte hier wundervolle Stunden mit dem Aussuchen der Sämereien, dem Schreiben von Etiketten, der Ordnung seiner kleinen Töpfe. Wenn er sich ausruhte, setzte er sich auf eine Kiste vor die Tür und träumte dann von Verschönerungen.
Unten an der Freitreppe hatte er zwei Körbe mit Geranien angebracht; zwischen die Zypressen und die pyramidenförmig geschnittenen Obstbäume pflanzte er Sonnenblumen; — und da die Beete mit Butterblumen und alle Wege mit frischem Sand bedeckt waren, so blendete der Garten durch eine Überfülle von gelben Farben.
Doch das Mistbeet wimmelte von Larven; trotz der neuen Bedüngung mit trockenem Laub entstand hinter den gestrichenen Rahmen und unter den beschmierten Schutzgläsern nur eine verkrüppelte Vegetation. Die Stecklinge faßten nicht Wurzel; die Pfropfreiser fielen ab, die Satzreiser trieben nicht mehr, die Bäume hatten den Schimmel an der Wurzel; die Samenbeete waren ein Jammer. Der Wind schien eine Lust daran zu finden, die Bohnenstangen niederzuwerfen. Die übermäßige Bedüngung mit Jauche schadete den Erdbeerpflanzen, die mangelhafte Beschneidung den Tomaten.
Er hatte denselben Mißerfolg mit Rosenkohl, Auberginen, Rüben und Brunnenkresse, die er in einem Kübel hatte ziehen wollen. Als das Tauwetter zu Ende war, waren alle Artischocken dahin. Der Kohl war sein Trost. Besonders ein Kohlkopf machte ihm Hoffnungen. Er entfaltete sich, schoß empor, wurde schließlich ein Wunder und war vollkommen ungenießbar. Gleichviel, Pécuchet war zufrieden, ein solches Ungeheuer zu besitzen.
Dann machte er einen Versuch in dem, was ihm der Gipfel der Kunst zu sein schien: in der Melonenkultur.
Er säte Körner verschiedener Sorten in Teller, die mit Humuserde gefüllt waren, und die er in sein Mistbeet einsetzte. Dann legte er ein zweites Mistbeet an; und als es seine Hitze verloren hatte, setzte er die schönsten jungen Pflanzen um, mit den Schutzgläsern darüber. Er beschnitt sie ganz nach den Vorschriften des „Guten Gärtners“, achtete auf die Blüten, ließ die Früchte ansetzen, wählte eine auf jedem Zweig, vernichtete die anderen, und sobald sie die Dicke einer Nuß hatten, schob er unter ihre Schale ein kleines Brett, um sie am Faulen durch Berührung mit dem Mist zu hindern. Er begoß sie, setzte sie der Luft aus, wischte mit seinem Taschentuch den Niederschlag von den Schutzgläsern ab, — und wenn sich Wolken zeigten, trug er eilig Strohmatten herbei.
Des Nachts ließen sie ihn nicht schlafen. Mehrere Male erhob er sich sogar wieder; und mit bloßen Füßen in den Schuhen und im Hemde zitternd durchschritt er den ganzen Garten, um seine Bettdecke über die Treibkästen zu breiten.
Die Warzenmelonen reiften. Bei der ersten schnitt Bouvard eine Grimasse. Die zweite war nicht besser, die dritte ebenfalls nicht. Pécuchet hatte jedesmal eine neue Entschuldigung bis zur letzten, die er aus dem Fenster warf, wobei er erklärte, daß er das nicht verstehe.