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Ich kann nicht mehr. Den Zettel mit seinen letzten Worten deponiert der schöne, stille Boy in der Manteltasche seiner Theaterlehrerin. Als sie ihn findet, ist es längst zu spät. Ein Paar nimmt in einem afrikanischen Kinderheim ihren Adoptivsohn in Empfang. Sie sind unsicher, aber voller Hoffnung. Sie wollen dieses Kind retten, ihm die Welt eröffnen, alle Zoos und Vergnügungsparks besuchen. Aber ihr Boy ist nervös, ängstlich, durch Kleinigkeiten zu verstören. Erst nuschelt er, dann stottert er, dann hört er ganz auf zu sprechen. In der Schule ist er ein Außenseiter, dessen Mitschüler zu seiner Geburtstagsparty nicht erscheinen. Seine Eltern bemühen sich, aber seine Höflichkeit ihnen und ihren Angeboten gegenüber verwandelt sich in Unnahbarkeit. Spätestens als er aufhört, Kind zu sein, haben sie ihn verloren. Berührend, ergreifend und ohne Voyeurismus dringt die Autorin tief in die Seelen ihrer Figuren ein, sie folgt dem Weg der Trauer, den die Eltern und die Lehrerin als seine einzige Vertrauensperson gehen, sie erspürt die Wucht der Schuld und das Bedürfnis nach Rache für eine Tat, die nicht gerächt werden kann.
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Seitenzahl: 296
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Aus dem Niederländischen von Christiane Burkhardt
Die niederländische Originalausgabe erschien 2013 unter dem Titel Boy bei Uitgeverij Prometheus in Amsterdam.
Der Verlag dankt der Dutch Foundation for Literature für die freundliche Unterstützung der Übersetzung.
E-Book-Ausgabe 2016
Deutsche Erstausgabe
© 2013 Wytske Versteeg
© 2016 für die deutsche Ausgabe: Verlag Klaus Wagenbach, Emser Straße 40 / 41, 10719 Berlin
Covergestaltung: Julie August
Datenkonvertierung bei Zeilenwert, Rudolstadt
Alle Rechte vorbehalten. Jede Vervielfältigung und Verwertung der Texte, auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Zustimmung des Verlags urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt insbesondere für das Herstellen und Verbreiten von Kopien auf Papier, Datenträgern oder im Internet sowie Übersetzungen.
ISBN: 978 3 8031 4200 9
Auch in gedruckter Form erhältlich: ISBN: 978 3 8031 2755 6
www.wagenbach.de
Cees Nooteboom TURBULENZEN
Reisegeschichten
Mit 17 Jahren unternimmt Cees Nooteboom seine erste Reise von Hilversum nach Belgien. Unzählige weitere Reisen folgen, ob nach Ost-Berlin zum Parteitag der Kommunisten oder in seinen vielgeliebten Süden.
Aus dem Niederländischen von Helga van Beuningen
WAT 756. 112 Seiten
Marcel Möring MODELLFLIEGEN
Novelle
Mitten in der Arbeit an einem umfangreichen Roman fällt Marcel Möring eines Morgens ein Satz ein, der ihn nicht mehr loslässt. So entsteht diese Novelle über einen Jungen, der seine Eltern, Modellflugzeuge und das Kochen liebt.
Aus dem Niederländischen von Helga van Beuningen
WAT 757. 128 Seiten
Anna Enquist DIE EISTRÄGER
Roman
Die unterkühlte Ehe von Loes und Nico ist am Ende. Ihre Tochter hat den Kontakt zu ihnen abgebrochen. Verwirrt, haltlos, schweigend schlittern die beiden Partner in eine Tragödie hinein, die für einen von beiden aber auch so etwas wie ein Neuanfang sein könnte.
Aus dem Niederländischen von Hanni Ehlers
WAT 758. 144 Seiten
Andreas Burnier KNABENZEIT
Roman
Der autobiographische Roman beginnt an einem Frühlingstag zu Kriegsende. Die 14-jährige Simone möchte die neue Freiheit genießen und nichts mehr verbergen, auch nicht, dass sie viel lieber ein Junge wäre.
Aus dem Niederländischen von Waltraud Hüsmert
WAT 759. 112 Seiten
Auch als E-Book erhältlich
Harry Mulisch SCHWARZES LICHT
Roman
Im Nachruf auf Harry Mulisch schrieb Cees Nooteboom, er ziehe dessen Roman Schwarzes Licht seinen berühmteren Texten vor.
Aus dem Niederländischen neu übersetzt von Gregor Seferens
WAT 760. 144 Seiten
Auch als E-Book erhältlich
Paola Soriga WO ROM AUFHÖRT
Die Geschichte eines sardischen Mädchens in Rom, kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Geschrieben von einer italienischen Autorin, die mit diesem Buch über ihre eigene Generation nachdenkt.
Aus dem Italienischen von Antje Peter
Quartbuch. 160 Seiten
Owen Martell INTERMISSION
Zwei Brüder. Zwei musikalische Talente. Ein Klavier. Und eine Familie, die nur über die Musik kommuniziert.
Aus dem Englischen von Anke C. Burger
Quartbuch. 176 Seiten
Auch als E-Book erhältlich
Eva Roman SIEBENBRUNN
Welf ist weg. Und zwar endgültig. Jeanne bleibt zurück, allein im kalten Gutshaus und hilft sich jeden Tag von neuem selbst auf die Füße. Ein nachdenklicher Roman über Abschiede, Erinnerungen und den mutigen Trotz des Weiterlebens.
Quartbuch. 128 Seiten
Auch als E-Book erhältlich
Arthur Larrue WOJNA
In diesem sprühenden Roman zeigt Arthur Larrue mit viel Komik ein ernstes Bild des heutigen Russlands, in dem sich mutige Künstler gegen die rigide Staatsmacht auflehnen.
Aus dem Französischen von Max Stadler
Quartbuch. 112 Seiten
Auch als E-Book erhältlich
Orfa Alarcón KÖNIGIN UND KOJOTEN
Was als Romanze beginnt, wird in einer Gesellschaft, in der Geld und Statussymbole wichtiger sind als alles andere, schnell zu einem Spiel auf Leben und Tod. Und Fernanda, die Heldin dieses furiosen Romandebüts, spielt mit.
Aus dem mexikanischen Spanisch von Angelica Ammar
Quartbuch. 192 Seiten
Auch als E-Book erhältlich
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»Die Leiche kommt immer wieder hoch«, sagte die Frau. »Die Leute denken nur, man kann einfach verschwinden.«
Sie hieß Joke und trug dunkellila Schlabberkleider. Ich hatte sie in letzter Zeit eindeutig zu oft zu Besuch gehabt; Polizisten schickt man nicht fort, man bietet ihnen Kaffee an. Wenn sie öfter kommen, als einem lieb ist, lässt man sich nichts anmerken, so anstrengend das auch sein mag – sie sind schließlich die Einzigen, die einem noch helfen können. Man besorgt Apfelkuchen, als ob das irgendetwas bringen würde, als ob sie wegen dieses Stücks Kuchen länger und gründlicher suchen würden. Man empfängt sie mit gut gespielter Herzlichkeit. Aber dafür war es jetzt zu spät, das sah ich ihnen bereits an, als ich die Tür aufmachte. Trotzdem ließ ich sie herein. Es gibt Verhaltensmaßregeln für solche Situationen, das hatten sie bestimmt geübt.
Ihre Stimme klang irgendwie falsch.
Sie waren gekommen, um den Satz zu sagen, den ich nicht hören wollte. Eigentlich hätte ich mir jetzt die Ohren zuhalten und laut singen, ein Geräusch machen müssen, egal welches, Hauptsache laut genug, um ihre Nachricht zu übertönen, sie rückgängig zu machen.
»Sie denken, ›ich mach Schluss, und das war’s dann‹. Aber die Leiche kommt immer wieder hoch.«
»Es tut uns wahnsinnig leid, Mevrouw«, wurde sie von ihrem Kollegen unterbrochen. Er hieß Walter und hatte die Angewohnheit, die Daumen in den Bund seiner Jeans einzuhaken: wie ein Cowboy in einem schlechten Film. Ich fragte mich, ob er häufig Krimis sah und ihnen nacheiferte, denn er hatte etwas Grimmiges an sich, das gar nicht zu ihm passen wollte.
Ich bot ihnen was zu trinken an, aber sie lehnten höflich ab. Trotzdem stand ich auf und machte ihnen einen Tee. Sie bedankten sich, rührten ihre Becher dann aber nicht an.
Sie hatten seinen Namen nach wie vor nicht genannt, es konnte sich immer noch um jemand anders handeln, um eine andere Leiche. Sie fragten, ob ich Mark anrufen wolle, und ich sagte, der sei gerade in Nairobi. »Da hat er geschäftlich häufiger zu tun.«
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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