Bummelzug - Patrice Kragten - E-Book

Bummelzug E-Book

Patrice Kragten

0,0

Beschreibung

Weil die Autorin Patrice Kragten und ihre Tochter Romy jährlich die Entscheidung für ihre Reisedestination abtauschen, führt es Kragten zu Destinationen, die ihr in erster Linie nicht besonders interessieren. Romy ihr Wunsch nach Russland zu fahren, lies sich mit der legendären Transsibirischen Eisenbahn und mit einer Rundreise in der Mongolei gut kombinieren und versprach im Vorfeld sogar etwas Aufregung. Endlos weite Landschaften voller Jurten, Schafen und Yaks wurden mit kulturellem Erbgut aus alten buddhistischen Zeiten in der Mongolei abgewechselt und Gruselgeschichten über Horroressen in den Jurtencamp gnadenlos aufgelöst. Um die lange faszinierende Strecke mit der legendären Transsibirischen Eisenbahn zu unterbrechen, entpuppten sich Kasan und die Insel Olchon als absolute Highlights dieser Reise. Die Tatarenstadt mit dem traumhaften Kreml und die karge Schamaneninsel hätten nicht unterschiedlicher sein können. Zugleich lernt die Autorin, durch die langen Zugfahrten, eine neue Form von Reisen kennen. Sitzen, nicht tun und doch Reisen! Dieser Reisebericht Bummelzug mit meiner Tochter auf Abenteuerreise mit der Transsib steckt voller Reisetipps und zeigt andermal, dass Vorwürfe zu haben, nicht immer die beste Voraussetzung für Entdeckungsreisen sind, sondern dass das Unbekannte das Kriterium sein sollte.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 132

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Karte Mongolei & Transsib Route

Bekanntschaften

Roter Held

Jurtencamp

Urpferde

Fotos China & Mongolei

Erdene Khambyn Khuree

Ganbaatar

Off road

Wasserpfütze

Nebelbank

Hunnu Air

Fotos Transsib Russland

Transsib

Schamanen

Dritte Klasse

Olchon

Gruselgeschichten

Streunende Touristen

Wartezeit

Nostalgie

Fotos Transsib Russland

Tatarenstadt

Business Class

Kosmonauten

Partnerschaft

TRAVELKID

„abenteuerlich einfach“

TRAVELKID Reisetipps

Wichtige Adressen

Meine anderen Bücher

Dankeswort

Vorwort

Bummelzug

Mit meiner Tochter auf Abenteuerreise mit der Transsib

Das eine Jahr wähle ich die Destination, das andere Jahr meine Tochter Romy. Das führt mich zu Destinationen, die mich eigentlich in erster Linie nicht interessieren. Ihr Wunsch nach Russland zu fahren, lies sich mit einer legendären Zugfahrt mit der Transsib und mit einer Rundreise in der Mongolei gut kombinieren und versprach im Vorfeld sogar etwas Aufregung. Endlos weiten Landschaften voller Jurten, Schafe und Yaks wurden mit kulturellem Erbgut aus alten buddhistischen Zeiten abgewechselt und Gruselgeschichten über das Horroressen in den Jurtecamps wurden gnadenlos aufgelöst.

Um die lange faszinierende Strecke mit der legendären Transsibirischen Eisenbahn zu unterbrechen, entpuppten sich Kasan und die Insel Olchon als absolute Highlights dieser Reise. Zugleich lerne ich durch die langen Zugfahrten eine neue Form von Reisen kennen.

Es zeigte sich ein weiteres Mal, dass Vorwürfe zu haben, nicht immer die beste Voraussetzung für Entdeckungsreisen sind, sondern dass das Unbekannte das Kriterium sein sollte.

Patrice Kragten

Karte Russland und Mongolei

Bekanntschaften

Nichtsahnend reiße ich die Türe der Toilette auf und schaue in zwei erschrockene Augen einer älteren Dame, die gerade hockend über einem Loch im Boden, ihr Geschäft macht. Spätestens jetzt weiß ich, dass ich wieder in China angekommen bin. Diese Kult Toiletten, wo du dich hinhocken musst, hatte ich schon längst wieder vergessen. Und auch, dass viele Chinesen die Türe nicht zusperren.

Vor 3 Stunden sind Romy und ich in China gelandet und inzwischen gemeinsam mit Cheng, unserem Reiseleiter, zum Wasserdorf Gubei unterwegs. Gubei, etwa 130 KM außerhalb von Beijing gelegen, hat eine Geschichte von mehr als 1000 Jahren. Das Dörfchen liegt am Fuße des Mauerabschnitts von Simatai, nach Badaling und Mutianyu ist dieser Abschnitt der dritt Bekannteste der großen Chinesischen Mauer.

Gubei öffnet seine Pforten erst um 09.00 Uhr, wahrscheinlich um den Einwohnern des Dorfes zumindest die Möglichkeit zu geben, in Ruhe aufzuwachen. Das Wasserdorf wird nämlich, wie Venedig, normal bewohnt. Wir sind etwas zu früh angekommen und ich setze mich, nach dem Toilettengang, zu Starbucks und bestelle einen Cappuccino. Cheng erklärt inzwischen, dass, um die Menschenmassen auf der Mauer etwas zu splitten, Gubei im traditionellen Stil vollkommen neu aufgebaut wurde. Die Wasserstraße ist dabei das Herz des Ortes und, zusammen mit dem restaurierten Mauerabschnitt von Simatei, wurde Gubei 2014 für Besucher geöffnet. Das will entdeckt werden und soll Badaling und Mutianyu entlasten. Ob die Einwohner von Gubei sich auf diesen Andrang freuen, ist eine andere Frage.

Punkt 9 Uhr betreten wir Gubei. Die Szenerie erinnert mehr an die bekannten Wasserstädte Ostchinas als an ein traditionelles nordchinesisches Dorf. Zahlreiche Steinbrücken, schnörkelhaft verzierte Giebelwände und graue Pflastersteine lassen mich in eine andere Zeit versetzen. Gemeinsam mit Romy und Cheng schlendere ich durch die kleinen Gassen, ignoriere die enorme Hitze und staune über die Anzahl der asiatischen Touristen, die um diese Uhrzeit schon unterwegs sind. Wir sind die einzigen zwei Europäer und es wimmelt hier von Urlaubsgästen, die mit einem fahnenwinkenden Reiseleiter mit ohrenbetäubendem Megafon unterwegs sind. Obwohl sich hier die Technik der Ohrstöpsel noch nicht durchgesetzt hat, bleibt es faszinierend zu sehen, wie die Asiaten im Urlaub unterwegs sind. Ihre Disziplin ist bewundernswert.

Kleine Souvenirläden voller Schnickschnack werden mit allerhand chinesischen und kantonesischen Restaurants abgewechselt. Dazwischen wohnen die Einheimischen. Was ich immer ganz lustig finde, sind diese vertikalen Gärten, welche du in China so zahlreich siehst. Platz kostet Geld und obwohl die Chinesen immer mehr Geld verdienen, bleibt Platz, sicherlich in den Städten, Mangelware. Damit doch etwas grün „im Garten“ steht und Erdbeeren, Tomaten oder Sojabohnen angebaut werden können, sind die Chinesen wahrscheinlich die Erfinder der vertikalen Gärten. Holzgerüste, versehen mit kleinen Fächern, gefüllt mit Erde und Pflanzen, stehen aufrecht an der Wand der Häuser und garantieren einen 1 Meter hohen, 1 Meter langen und 20 cm breiten Grünstreifen.

Immer wieder queren wir die kleinen Bogenbrücken, wo Boote voller Touristen, die sich den Fußmarsch durch das Dorf ersparen möchten, unter uns durchfahren. Das dreckige Wasser ist mit weißen und rosaroten Blüten der Wasserlilien aufgemotzt, die einen herrlichen Duft verbreiten. Hinter den Häusern, mit den typischen Leidächern, habe ich die Berge schon gesehen. Auch die faszinierende Chinesische Mauer mit den unzähligen Beobachtungstürmen schlängelt sich am Bergrücken entlang und versetzt mich zurück, ich denke es war das Jahr 1993. Damals stand ich Ende Januar im tiefsten Winter bei Schneesturm und Minusgraden zum ersten Mal auf der Mauer. Trotz enormer Kälte hat die Mauer mich damals schon so beeindruckt. Fast 7000 km ist sie lang. Eine Dimension, welche ich echt in keinster Weise nur irgendwie gedanklich definieren kann. Auch jetzt denke ich mir, während ich den Berg hinaufschaue, dass die Dimension dieses Weltwunders echt nicht in Worte oder Emotionen zu fassen ist. Das musst du erleben, fühlen, sehen.

Bei der Seilbahn angekommen, steigen wir in die kleinen Kabinen, die uns in knapp fünf Minuten nach oben bringen. Nicht zum Gipfel oder zum Bergrücken. Da steht immerhin die Denkmal geschützte Mauer, sondern knappe 100 Meter unterhalb. Den Rest dürfen Romy und ich zu Fuß bewältigen. Cheng ist unten geblieben, er hat die Strecke schon so oft gesehen und bevorzugt einen kühlen Platz unter den Bäumen.

Oben angekommen folgen wir zuerst dem noch relativ flachen Wanderpfad, dann geht es steil nach unten. Die ermüdeten Blicke der entgegenkommenden schweißgebadeten Menschen verraten uns, dass später der Weg nach oben in dieser Hitze etwas weniger leicht sein wird. Am Geländer hängen kleine rote Opfertafeln, welche eine fröhliche Note bringen. Romy und ich lieben diese Form von Opfertafeln, Glücksbringer oder sonstige wertlose Bedeutungen, wie unser Schloss, welches an der Pont des Arts Brücke in Paris, auch sinnlos herumhängt. Natürlich muss hier ebenfalls ein Glücksbringer her und um 10 Yuan schreiben wir unsere Wünsche für eine sichere Rundreise auf die kleinen Tafeln und hängen es symbolisch etwas abseits von den Massen an den Stahldraht.

Wir betreten die Mauer und sind uns gleich der Bedeutung dieses Bauwerks bewusst. Die Schutzmauer diente dazu, nomadische Reitervölker aus dem Norden vom chinesischen Kaiserreich fernzuhalten und die Bevölkerung vor Raubüberfällen und Angriffen zu schützen. Mit ihrem Bau wurde im 7. Jahrhundert v. Chr. begonnen und es dauerte bis 1493, indem Kaiser Hongzhi die Mauer, zum Schutz gegen die Mongolen nochmals ausbreitete. Jede Person, welche dazwischen irgendwie eine Bedeutung hatte, baute Teile an, um oder dazu. So kann man heutzutage gar nicht sagen, wer die Mauer eigentlich gebaut hat oder wo der Anfang und das Ende wirklich ist.

Langsam steige ich über die alten abgenutzten Stufen nach oben und staune ein weiteres Mal über die Länge der Mauer, die soweit das Auge reicht, zu sehen ist. Direkt neben der Mauer ist eine üppige grüne Natur zu sehen und die Leidächer des Wasserdorfes, welches unter uns liegt, glänzen in der Sonne. Auf der Mauer selbst ist es für chinesische Begriffe relativ ruhig. Oder liegt es daran, dass die meisten Menschen nach unten gewandert sind und wir nach oben? Gefolgt von der brennenden Sonne absolvieren wir die Besichtigung und das Fotoshooting im Schnellverfahren und melden uns eine gute Stunde später wieder bei Cheng. Unter den kühlenden Bäumen im Schatten und in Begleitung verschiedener Reiseleiter hat er sich die Zeit vertrieben und Informationen mit Kollegen ausgetauscht.

Nach dem Mittagessen und einer 2-stündigen Autofahrt zurück nach Beijing werden wir beim Hotel abgesetzt und können uns etwas ausruhen. Ein echtes traditionelles Courtyard Hotel, welches nicht chinesischer sein hätte können. Holzmöbeln, Bettwäsche mit chinesischen Prints, rote Lampione und ein grüner Patiogarten. Ich liebe diese Hotels, die voller Kultur stecken. Morgen fliegen wir in die Mongolei, um von dort aus mit der nostalgischen Transsibirischen Eisenbahn nach Moskau zurück zu fahren. Eigentlich war dieser eine Tag in Beijing gar nicht geplant, dieser ist durch eine Flugänderung des ersten Flugs Wien – Beijing entstanden. So entstand Zeit meine Agentur in China zu besuchen, neue Hotels in Beijing zu entdecken und den heutigen Ausflug zu testen. Und für einen schnellen Besuch in China, welcher weniger als 144 Stunden, also weniger als 6 Tage dauert, ist ein Visum nicht mehr notwendig. Bei den umständlichen Visumanträgen für die Mongolei und Russland war ich natürlich froh, zumindest von der Organisation eines extra Visums befreit zu sein.

Etwas nach sechs Uhr treffen wir Li Hong bei der Rezeption. Li Hong betreut unsere China Buchungen und ist nicht nur schnell und professionell, sondern auch sehr nett! Ich treffe sie jedes Jahr auf der ITB Messe in Berlin und jetzt wieder mal hier in Beijing. Wir freuen uns über das Wiedersehen und haben gleich viele Neuigkeiten zu erzählen. Gemeinsam wandern wir, laut quatschend, zum Restaurant für das Abendessen. Der Weg führt durch eine ganz schmale Gasse. Rechts und links liegen kleine Courtyards, in denen die Chinesen – öfters mit mehreren Familien – zusammenwohnen. Die Autos vor der Türe, meistens wegen dem Staub und der Baumabfälle mit einer Plane abgedeckt, einen vertikalen Garten gegen die Wand und Mopeds stehen immer so geparkt, dass sie garantiert im Weg stehen. Diese kleine Gasse, welche zur bekannten Dengshikou Street führt, hat alles in sich, was du in China kennenlernen solltest. Li Hong hat in einer der kleinen Seitengassen einen Tisch reserviert in einem genauso traditionellen Restaurant. Ich liebe diese kleinen Essgelegenheiten und bevorzuge diese anstelle eines Abendesssens im Hotel. Ein Grund, warum ich mich bei TRAVELKID für dieses traditionelle Courtyard Hotel entschieden habe, weil es kein Restaurant hat. So bist du gezwungen dich auf die Straße zu begeben und China kennenzulernen. Manche Gäste brauchen diese Motivation.

Während des Essens spreche ich mit Li Hong über unser neuestes Produkt. Ich bekomme immer wieder Anfragen, hauptsächlich von Stammgästen, für ihre Kinder, die inzwischen das stolze Alter von 18 Jahren erreicht haben und lieber mit Freunden als mit den Eltern unterwegs sein möchten. Es sind Jungerwachsene, wie meine Tochter, die mit den Eltern sehr viel gesehen haben, sich nicht einer Gruppe anschließen möchten, keinen „Ballermann Urlaub“ suchen und sicherlich nicht Backpacken wollen. Eine relativ kleine Zielgruppe, aber eine Zielgruppe, die ansteht und keinen geeigneten Veranstalter findet. Für uns ist es eine relativ einfache Erweiterung des bestehenden Angebotes. Weil die Kinder unserer Stammgäste immer mehr in dieses Alter geraten, sind die Pläne für die Jugendreisen schon längst geschmiedet und bereits in der Ausarbeitungsphase. Li Hong hat noch einige Tipps für die China Reise und großartige Aktivitäten für diese Jugendlichen gefunden. So werden hier beim Abendessen die Programme noch spannender und abwechslungsreicher gestaltet.

Das Essen selbst ist herrlich. Typisch chinesisch ist es, mehrere Speisen von der Karte zu bestellen und diese zu teilen. So hatten wir 6 verschiedene Teller gefüllt mit Reis, Gemüse, Pilzen und Huhn, von denen wir alles verkosten dürften. So probierst du schneller etwas aus, als wenn du nur einen einzelnen Teller bestellst. Satt vom herrlichen Essen verabschiede ich mich wieder von Li Hong. Wir fliegen morgen relativ früh nach Ulaanbaatar und werden bereits um 5 Uhr früh abgeholt. Und wir sind auch seit 2 Uhr früh wach, Zeit fürs Bett.

Zurück im Hotel klopfe ich noch kurz bei der Familie Obermayr an. Vor dem Abflug zu meiner Reise habe ich gewusst, dass wir zur selben Zeit im gleichen Hotel sind und habe mich schon bei meiner Stammfamilie gemeldet. Jetzt schaue ich mal vorbei, um die Familie persönlich kennenzulernen. Ich sehe meine Gäste nämlich kaum, weil die gesamte Korrespondenz via Telefon oder Mail getätigt wird. Immer wenn ich im Ausland bin, schau ich, ob ich meine Gäste irgendwo treffen kann. Das ist keine leichte Aufgabe, auch dieses Mal nicht, weil jede Familie nur zwei oder drei Nächte an einer Station übernachtet und alle Reisen unterschiedlich zusammengestellt werden. So habe ich eine andere Familie gerade verpasst, morgen kommen zwei weitere Familien an und übermorgen nochmals eine Familie. Und weil ich selbst nur knapp 26 Stunden in Beijing bin, geht sich nur diese Familie aus, und es hätte keine nettere Familie sein können!

Eine Stunde lang sprechen wir über China, über Reisen, über Essen und ich höre, wie enthusiastisch diese Familie unsere Reisen und Erlebnisse auf den Social-Media-Kanälen verfolgt. Auch die Kinder sind so offen für neue Begegnungen, das freut mich immer am meisten. Man kann Kinder nicht früh genug und nicht oft genug auf Reisen mitnehmen. Es werden solche anderen Menschen, da brauche ich nur meine Tochter mit ihrer Umgebung zu Hause vergleichen. Toleranter. Anpassungsfähiger. Geduldiger. Weltoffener. Nicht das nicht reisende Kinder diese Fähigkeiten nicht besitzen oder ohne diese Fähigkeiten dann doofe Kinder sind. Natürlich nicht!

Roter Held

Ganz sanft stellt der Pilot die Air China Maschine am Chinggis Khaan Airport ab und die Flugbegleiterin heißt alle Passagiere herzlich Willkommen in Ulaanbaatar, die Hauptstadt der Mongolei. Obwohl die Landschaft sehr flach aussieht, liegt die Stadt auf 1350 m Höhe. Etwas skeptisch bin ich noch, weil die Stadt mit einem Jahresdurchschnitt von -4°C als die kälteste Hauptstadt der Welt wirbt und gleichzeitig erwähnt, dass an rund 270 Tagen im Jahr die Sonne scheint. Ich als Wärmeliebhaber habe mich lange gegen diese Destination gewehrt und es ist Romy zu verdanken, dass wir hier sind. Damit ich nicht nur Destinationen für TRAVELKID organisiere, die mich interessieren, wähle ich das eine Jahr eine Destination aus, das andere Jahr Romy. Und die Mongolei, und noch mehr Russland, war ihr absolutes Wunschziel. Länder, wo auch im Sommer eine Winterjacke, Haube und Handschuhe mitreisen müssen, meide ich so gut es geht. Gleichzeitig sehe ich jetzt eine Chance, etwas völlig Abweichendes anbieten zu können.

Die Formalitäten sind im Nuh erledigt, weil wir vorab das Visum organisiert hatten und auf dem Mini Airport, mit nur einem Gepäcksband, stehen wir innerhalb kürzester Zeit samt Gepäck draußen. Sergelen (sprich Sergi) wartet bereits auf uns und bringt uns zu Mendsaikhan (Mende), unser Chauffeur. Ich bin überrascht, als Mende an der rechten Seite des Autos einsteigt. Es war die letzten Wochen im Büro so viel los, ich habe mich kaum auf diese Reise vorbereiten können und dass links gefahren wird, habe ich nicht so registriert. Es dauert auch eine Weile, bis mir auffällt, dass wir gar nicht links, sondern rechts fahren. Und Mende sitzt auch rechts. Hè? Und neben uns fährt ein Fahrzeug mit dem Lenkrad links. Zeit Sergi zu fragen, wie das möglich ist. Sie fängt zu lächeln an. „Genau 8 Minuten“, sagt Sie, „dass ist relativ gut!“ Ich verstehe nicht genau, was sie meint. „Bei fast allen Gästen ist diese Frage die erste Frage und nach 18 Jahren im Dienst, stoppe ich die Gäste auf Schnelligkeit“, sagt sie vergnügt. „Im Laufe der Jahre ist es ein persönliches Spielchen geworden.“ Sie erklärt, dass es vom Autohersteller abhängig ist. Bei manchen Autos, wie bei japanischen Fahrzeugen, sitzt das Lenkrad rechts, bei anderen links. Die Mongolei schafft es nicht, sich auf eine Seite zu einigen und toleriert beides.

Inzwischen sind wir im Hotel angekommen und hören, dass unser Zimmer noch nicht fertig ist. Bevor wir morgen ins Landesinnere fahren, habe ich noch zwei wichtige Dinge zu erledigen. Geld und Internet. Sergi nimmt uns mit zum Unitel Shop. Unitel funktioniert anscheinend besser als Mobicom. 3 Gehminuten ist der Shop vom Hotel entfernt und ich kaufe ein Datenvolumen, womit ich möglicherweise auch ein Monat auskommen würde. Für mich gilt lieber GB’S wegschmeißen, als eine zu wenig haben. Ich muss unterwegs E-Mails anschauen und mit Manuela im Büro kommunizieren können. Step 1 ist also geregelt, Step 2 geht schief. Irgendwie bekomme ich aus der ATM Maschine kein