Bürgerkrieg in Spanien – Die Geburt einer Nation - Christian Schwochert - E-Book

Bürgerkrieg in Spanien – Die Geburt einer Nation E-Book

Christian Schwochert

0,0
9,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Während in Zentraleuropa der Nordische Bund für Frieden, Freiheit und Sicherheit sorgt, brodelt es am westlichen Rand des Kontinents. In Spanien bricht 1936 ein Bürgerkrieg aus. Verschiedene kommunistische Gruppen kämpfen gegen General Franco und seine Anhänger. Staaten wie England und die Sowjetunion entschließen sich, die Roten inoffiziell zu unterstützen, wohingegen das Deutsche Kaiserreich Soldaten nach Spanien schickt, um Franco zu helfen. Angeführt wird das deutsche Expeditionskorps von dem General der Kaiserlichen Schutztruppe Hans von Dankenfels. Aber Dankenfels ist nicht der einzige Angehörige einer fremden Macht, der am Kampf um Spaniens Befreiung vom Kommunismus teilnimmt. Der irische Patriot Eoin O’Duffy unterstützt von Großbritannien aus die Anhänger Francos, indem er das massive sowjetische Eingreifen in die Kämpfe sabotiert. Auf der anderen Seite schließt sich der englische Schriftsteller George Orwell den Gegnern Francos an. Zunächst hält er diese Entscheidung für eine gute Idee, bis er mit eigenen Augen sieht, wie sich seine neuen Kameraden gegenüber ihrem eigenen Volk verhalten. Kaiser Wilhelm III. ist klar, dass bei einer Niederlage Francos der Nordische Bund aus drei Himmelsrichtungen durch Kapitalismus und Kommunismus bedroht ist: im Südwesten durch Spanien, im Nordwesten durch das von der Hochfinanz kontrollierte Großbritannien, und im Osten durch die gigantische Sowjetunion. Spanien darf erst gar nicht zur Bedrohung werden, weshalb Wilhelm III. Männer der Kastrup in den Einsatz schickt.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 254

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Kaiserfront Extra

 

 

Band 5

Bürgerkrieg in Spanien – Die Geburt einer Nation

 

Military-Fiction-Roman

von

Christian Schwochert

Inhalt

Titelseite

Vorgeschichte

Kapitel 1: Eine Militärrevolte in Spanisch-Marokko und ihre Folgen

Kapitel 2: Die Schlacht von Badajoz

Kapitel 3: Der Kampf um Madrid

Kapitel 4: Francos kurzer Marsch

Kapitel 5: Kampf um Katalonien

Kapitel 6: Die Schlacht um Mallorca und das Ende des Krieges

Nachspiel

Empfehlungen

Inferno – Europa in Flammen

Alternativer Beobachter

Stahlzeit

Der Stählerne Traum

Impressum

Vorgeschichte

Nachdem der Winterkrieg in Finnland beendet war, kehrte in Europa für mehrere Jahre Frieden ein. Finnland war unter seinem neuen König dem Nordischen Bund beigetreten und damit vorläufig in Sicherheit vor seinem kommunistischen Nachbarn. Der sowjetische Diktator Josef Stalin war nach dem Winterkrieg damit beschäftigt, den Freiheitskampf des kasachischen Volkes zu unterdrücken; ein Unternehmen, dem bedauerlicherweise Erfolg beschieden war. Durch seinen Sieg schaffte es Stalin, seine Herrschaft in der Sowjetunion wieder zu festigen, wodurch er sich dann Zeit für neue Pläne nehmen konnte. Noch immer erstrahlte das Deutsche Kaiserreich als sein direkter Nachbar in prachtvollem Glanz. Ein Glanz, der das »Paradies der Werktätigen« bei Weitem überstrahlte, obwohl der Diktator durch Heere von Zwangsarbeitern Städte wie Stalingrad zu modernen Großstädten ausbauen ließ.

Trotzdem stand die Sowjetunion im Schatten des Reiches. Statt Meinungsfreiheit gab es Zensur und Gehirnwäsche. Und statt Frieden gab es ständigen Terror gegen jeden echten oder vermeintlichen Abweichler. Wer die beiden Nachbarländer objektiv miteinander verglich, musste unweigerlich zu dem Schluss kommen, dass die monarchistische Staatsform der kommunistischen Diktatur sicher vorzuziehen war. Doch nicht alle waren dieser Ansicht. Für den Fall, dass ausländische Besucher ins Land kamen, hatte Stalin prächtige Städte wie Moskau, Leningrad und Stalingrad. Auch dort gab es Elend, aber dieses konnte man vor den Besuchern leicht verstecken. Schwerer war es, wenn die Gäste die Dörfer auf dem Land sehen wollten. Für derartige Fälle griff der Diktator auf einen Trick aus der Zeit von Katharina der Großen zurück. Damals hatten die Berater der Zarin teilweise nur so getan, als hätten sie ihre Reformen verwirklicht. Stattdessen setzten sie ihr falsche Dörfer mit falschen Bewohnern vor und behaupteten, alles sei in Ordnung. Stalin hatte selbst im Ausland natürlich seine, wie Lenin sagen würde, »nützlichen Idioten«. Ein Beispiel dafür waren die linken Genossen in Spanien, die in ihren Propagandazeitungen berichteten, wie großartig und fortschrittlich die Sowjetunion angeblich sei. Stalin mochte solche Idioten zwar nicht, aber trotzdem förderte er sie durch finanzielle Hilfen. Es waren enorme Summen von Bargeld, die er dem armen russischen Volk durch irrsinnige Steuern aus der Tasche gezogen hatte, und die er anschließend benutzte, um damit linke Spinner zu fördern. Zu seinen Beratern sagte er: »Ich kann diese Trottel nicht leiden. Aber wenn sie Erfolg haben, dann ist der Nordische Bund von zwei Seiten durch kommunistische Staaten in die Zange genommen. Das wäre eine gute Ausgangslage für die zukünftigen politischen Schachzüge.«

Daher war Stalin auch hocherfreut, als der spanische König Alfons XIII. im Jahre 1931 das Land ohne förmliche Abdankung verließ, nachdem bei Gemeindewahlen in den großen Städten die Gegner der Monarchie gewonnen hatten. Unmittelbar darauf wurde die Republik ausgerufen. Stalins nützliche Idioten hatten natürlich von Anfang an etwas völlig anderes im Sinn. Egal, ob sie sich nun Marxisten, Leninisten, Stalinisten, Trotzkisten, Sozialisten oder Kommunisten nannten, sie alle wollten ein anderes Spanien als die Demokraten. Immer öfter kam es vonseiten der Linken zu gewaltsamen Übergriffen. Opfer solcher Anschläge waren meistens Großgrundbesitzer, gläubige Katholiken und deren geistliche Würdenträger, aber auch Angehörige des Militärs. Dass auf solche Aktionen natürlich Reaktionen folgten, ist mehr als verständlich.

Trotz ihrem Hang zur Gewalt gelang es den Roten, sich zu einer »Volksfront« zusammenzuschließen. Natürlich war das Wort »Volk« in »Volksfront« blanker Hohn, schließlich verachteten ebendiese Leute von jeher alles Volkstümliche. Da sie aber nicht unerhebliche Teile der Medien kontrollierten und auch fleißig beim Auszählen der Stimmen mithalfen, gelang es ihnen im Februar 1936, bei den Wahlen eine knappe Mehrheit zu erlangen. Wie sagte Stalin einmal: »Nicht wer die Stimmen abgibt hat die Macht, sondern wer sie auszählt.«

Diese Worte ließ er oft und gerne in abgewandelter Form seinen Zuhörern zu Ohren kommen. Mit den Wahlergebnissen in Spanien war er natürlich sehr zufrieden.

Stalin und seine Handlanger hatten die Rechnung allerdings ohne das spanische Militär gemacht. Obwohl die Lage aussichtslos erschien, gab es einen Mann, der sich nicht unterkriegen lassen wollte: Francisco Franco.

Kapitel 1: Eine Militärrevolte in Spanisch-Marokko und ihre Folgen

Spanisch-Marokko, 18.07.1936

Es war eine sternenklare Nacht, als die Glocke der nahegelegenen Kirche den Wechsel vom 17. zum 18. Juli 1936 verkündete. Der 43jährige General Francisco Franco Bahamonde, von allen lediglich General Franco genannt, schaute zum Himmel und lauschte dem Klang der Glocke. Die schlichte Kaserne, vor der er sich befand, hatte immerhin ein Gotteshaus mit Feldgeistlichem für die Soldaten. Gestern hatten seine Kameraden und er mit der Revolte gegen die Regierung der sogenannten »Volksfront« begonnen. Eigentlich sollten sich diese Volksfrontler eher ›Anti-Volk-Front‹ nennen, das würde besser zu ihnen passen. Aber Ehrlichkeit war noch nie die Stärke solcher Verräter, dachte der überzeugte Monarchist.

Franco wusste ganz genau, mit was für Gottlosen er es zu tun hatte, denn der kampferprobte Feldherr war 1934 führend an der Niederschlagung des sozialistischen Aufstandes in Asturien beteiligt gewesen. Er hatte die abartigen Verbrechen der Linken in der Region nicht vergessen. Dass er derartige Schandtaten mehr als einmal öffentlich angeprangert hatte, war sicherlich mit ein Grund dafür, dass die linke Regierung ihn kurz nach der Machtübernahme sozusagen kaltgestellt hatte. Die neue Regierung hatte ihn nach Spanisch-Marokko geschickt, in der Hoffnung, ihn dadurch loszuwerden.

Doch jetzt hatte für Franco und seine Kameraden die Stunde der Vergeltung geschlagen. Und es musste schnell gehen. Die volksfeindliche Regierung war bereits viel zu lange an der Macht. In den Monaten ihrer für Francos Geschmack viel zu unangefochtenen Regentschaft hatten die Fanatiker immer mehr die Oberhand übernommen und schließlich begannen die Übergriffe gegen Katholiken und alle anderen Andersdenkenden immer mehr zuzunehmen.

Während der General dem Klang der Glocke lauschte, dachte er: Dafür kämpfen wir. Für die Freiheit unseres Glaubens. Für die Freiheit, Glocken wie diese hören zu dürfen. Für die Freiheit, als Volk und Nation fortbestehen zu dürfen. Niemals lasse ich mich durch diesen irreführenden Namen »Volksfront« täuschen; das Ziel der Internationalsozialisten ist ein Weltstaat, in dem es keine Völker, keine Nationen, keine Kulturen und keine Religionen mehr gibt. Aber das werde ich nicht zulassen. Und bald wird die ruhmreiche spanische Armee die gottlose Regierung hinwegfegen, die uns Schritt für Schritt zu vernichten plante, sodass Spanien endlich wieder gesunden kann.

Während Franco seinen Gedanken nachging, kam ein spanischer Soldat zu ihm mit einer erfreulichen Nachricht: »Die Mehrzahl der uns feindlich gesonnenen Politiker wurde verhaftet. Ein paar sind zwar auf der Flucht, aber spätestens morgen kriegen wir sie.« Und der Soldat hatte eine persönliche Frage: »Glauben Sie, dass wir Erfolg haben? Ich meine, dass wir in Spanisch-Marokko Erfolg haben, steht außer Frage. Aber wie ist es mit dem Rest unseres Vaterlandes?«

»Ich glaube, dass wir Erfolg haben. Denn wir kämpfen für eine gerechte Sache. Für die Rettung des christlichen Glaubens und die Freiheit unseres Volkes. Die Menschen nördlich des Mittelmeeres werden erfahren, was wir hier getan haben. Dann erhebt sich auch im übrigen Spanien die Armee, und diesem kommunistischen Spuk wird bald ein Ende gemacht«, antwortete Franco.

»Einige Kameraden meinen, Sie würden dann den König zurückholen. Stimmt das?«, fragte der Soldat.

»Das wird sich zeigen. Sobald wir Erfolg haben, wird das Land von denen regiert werden, die am besten dazu geeignet sind. Die Monarchie ist die gottgewollte Herrschaft, also werde ich tun, was ich kann, damit Spanien eines Tages wieder monarchistisch wird. Aber dazu braucht es einen geeigneten Monarchen, und solch einen sehe ich im Moment noch nicht«, erklärte der General.

Danach gingen sie gemeinsam zum nächsten Flugplatz, um zu kontrollieren, ob dieser auch ausreichend bewacht wurde.

Auf dem Weg dorthin dachte General Franco erneut über die Monarchie nach: Wenn das Militär die Macht übernommen hat, sorge ich dafür, dass Alfons XIII. wieder zurück nach Spanien kommt. Aber König wird er nicht; mit seinem Verhalten hat er sich für das Amt des Staatsoberhauptes disqualifiziert. Geht einfach ins Exil, nur wegen ein paar verlorener Wahlen. Vielleicht kann später ein Nachfahre von ihm König werden. Gelingt es der Armee, die Macht zu übernehmen, könnte der neue Herrscher möglicherweise ein Kind von Alfons XIII. wie eine Art Ziehsohn zu seinem Nachfolger aufbauen. Na ja, mal sehen, was ich diesbezüglich unternehmen kann …

Als sie am Flugplatz ankamen, salutierten die Wachen vor General Franco und führten ihn zu den Flugzeugen. Es waren drei Maschinen. Zwei mit MG bestückte Kampfflugzeuge und ein größeres Modell, das zwar auch bewaffnet war, aber vor allem für den Transport gebaut war. Wenn die Rebellion im Rest Spaniens Erfolg hat, werden wir nicht mehr lange in Spanisch-Marokko bleiben. Dann fliegen wir rüber nach Norden und übernehmen die Regierung. Und falls, was Gott verhüten möge, alles scheitert, fliegen wir nach Süden in die französischen Kolonien und rufen von dort aus eine Exilregierung ins Leben. Die monarchistischen Franzosen werden uns sicherlich gerne aufnehmen. Unser Scheitern würde das ganze spanische Volk in Elend und Verderben führen; unser Sieg hingegen wird alles retten, was uns lieb und teuer ist. Unseren Glauben, unsere Heimat und unser Volk. All das wollen wir erhalten und dafür müssen wir die gottlosen Völkervergifter bezwingen, dachte Franco.

Zu den anwesenden Soldaten sagte er: »Wenn alles gutgeht, fliege ich gemeinsam mit den anderen Offizieren in wenigen Tagen mit diesen Flugzeugen nach Madrid.«

Madrid, 18.07.1936

In der spanischen Hauptstadt kam es seit dem Morgengrauen zu blutigen Straßenschlachten zwischen der Armee und den Anhängern der Pseudovolksfrontregierung. Einer der spanischen Offiziere, die sich den Kommunisten heldenhaft entgegenstellten, war Major Sancho Ramirez. Der junge Major, der in seinem Büro direkt unter einem Kruzifix das Bild Francos neben dem Alfons XIII. hängen hatte, führte seine Kameraden mutig in den Kampf. Der Aufruf an die Soldaten und Offiziere zum Sturz der verbrecherischen Regierung war überall in Spanien angekommen und vielerorts auf offene Ohren gestoßen. Unvergessen waren die kommunistischen Gräueltaten in Asturien; Kirchen waren geschändet, Priester aufgehängt worden. Echte und vermeintliche Reaktionäre waren von den roten Banditen zu Tode gefoltert worden. Vergleichbares war in ganz Spanien auch immer wieder nach der Regierungsübernahme der »Volksfront« geschehen. Zwar nicht so massiv wie während der Revolution in Asturien, aber oft genug, sodass viele Bürger langsam bemerkten, wohin die Reise ging.

Und nun war er da: Der Tag der Erhebung gegen ein Unrechtsregime, welches das eigene Volk knechtete. Sancho Ramirez freute sich an diesem Tag wie nie zuvor, dass er in Madrid war. Hier konnte er seinen Beitrag leisten, um der roten Schlange den Kopf abzuschlagen. Die meisten seiner Kameraden standen hinter ihm, nur wenige Soldaten der spanischen Armee standen aufseiten der Regierung. Aber diesen waren sie in Madrid bisher nicht begegnet. Dafür standen Ramirez und seine Männer einer Truppe von Volksfrontanhängern auf offener Straße gegenüber, die ernsthaft versuchte, sie mit Lanzen und Mistgabeln aufzuhalten. Seine Soldaten erschossen die Gegner und stürmten über die Leichen weiter in Richtung Regierungssitz. Da stellte sich ihnen, zehn Meter voraus, ein einzelner Mann entgegen und warf eine Granate. Die Soldaten dachten erst, es wäre ein Stein und rannten daher einfach weiter, bis die Granate mitten zwischen ihnen explodierte und mehrere von Ramirez’ Kameraden in den Tod riss. Weitere waren verwundet. Major Ramirez rannte dem fliehenden Granatenwerfer hinterher, holte ihn kurz darauf ein und tötete ihn. Dann brüllte er seine Befehle: »Ein Teil kümmert sich um die Verwundeten, der Rest folgt mir!«

Ramirez hatte keinen Kontakt zu den anderen Kameraden, die in anderen Straßenzügen ähnliche Arbeit leisteten wie er. Vor einigen Wochen hatte er etwas davon gehört, dass die Deutschen kleine, tragbare Funkgeräte erfunden hätten, die handlich genug waren, um sie sich einfach an den Gürtel zu hängen. Allerdings hieß es, diese kleinen Wunderwerke seien bisher nicht in Serie produziert worden und bis zum ersten Einsatz würde es noch eine ganze Weile dauern. Nicht mehr als ein Kilo sollen die Dinger wiegen; so etwas könnten wir heute gut gebrauchen, dachte er und schaute hinter sich, um sicherzugehen, dass seine Männer ihm folgten.

Die Soldaten kamen an eine Straße, die ziemlich steil bergauf führte. Hier müssen wir besonders wachsam sein. Diese Straße ist perfekt für eine feindliche Falle, dachte Major Ramirez – und er sollte recht behalten.

Wie aus dem Nichts rollten plötzlich brennende Fässer die Straße hinunter. »In Deckung!«, befahl Ramirez, und seine Soldaten sprangen umgehend zur Seite oder wichen den Fässern geschickt aus.

Keiner von Ramirez’ Männern fiel dem Fassangriff zum Opfer. »Weiter!«, befahl der Major, und wie einst Erich Ludendorff bei Lüttich stürmte der spanische Offizier mit dem Säbel mutig voran und stärkte dadurch auch die Kampfmoral seiner Kameraden.

Berlin, 18.07.1936

Um die Mittagsstunde wurde dem Kaiser durch einen Adjutanten ein Bericht vorgelegt, in dem es um die neue Situation in Spanien ging. Kaiser Wilhelm III. überflog ihn kurz und meinte dann: »Es war zu erwarten, dass dieses schöne Land mit einer solchen Regierung nicht zur Ruhe kommt, sondern diese Linken alles nur noch schlimmer machen. Seit der König ins Exil ging, heizt sich die Stimmung in dem Land immer weiter auf. Wollen wir hoffen, dass es zu keinem Bürgerkrieg kommt und die Armee dem roten Irrsinn schnell ein Ende macht.«

Der Adjutant nickte und der Kaiser schickte ihn mit einer Handbewegung wieder weg.

Wenn Hindenburg, von Lindenheim und Ludendorff doch noch hier wären. Aber die ersten beiden sind tot und der gute Ludendorff ist in den Ruhestand gegangen. Na ja, er ist auch schon 71 und war der Ansicht, dass jetzt jüngere Männer das Ruder übernehmen sollten. Wenigstens habe ich noch den guten General von Dankenfels. Auf ihn war immer Verlass. Sollte es in Spanien tatsächlich zu einem Bürgerkrieg kommen, ziehe ich ihn zu Rate. Außerdem habe ja noch Gehlen, auch wenn der mehr von der Spionage als vom Militär versteht. Und selbstverständlich meinen Vater. Ich habe die Könige des Reiches und des Bundes an meiner Seite. Und mein geliebtes deutsches Volk. Aber die wichtigsten Entscheidungen treffe letzten Endes immer noch ich, weshalb es gut ist, Menschen zu haben, die mir mit Rat und Tat zur Seite stehen. Jetzt gilt es zu überlegen, was im Falle eines Bürgerkrieges in Spanien zu tun ist. Denn falls der Putsch des Militärs keinen Erfolg hat, wird es wohl oder übel dazu kommen. Und dann muss eine Machtübernahme der linken Bewegungen unter allen Umständen verhindert werden, schon weil sonst der Bund von zwei Seiten in eine rote Zange genommen werden könnte, dachte der Kaiser, bevor er telefonisch zunächst Reinhard Gehlen und anschließend General Hans von Dankenfels von der Kaiserlichen Schutztruppe zu sich bestellte. Mit seinem Vater würde er sich am Abend in den eigenen vier Wänden beraten. Auch auf die Meinung des alten Herren legte er viel Wert, obwohl dieser 1914 ungewollt in den Großen Krieg gestolpert war. Wir leben, um zu lernen, dachte Wilhelm III., während er das Bild seines Vaters vor Augen hatte und auf Gehlen und von Dankenfels wartete.

Der Kaiser wusste, dass er sich auf die Ratschläge dieser beiden Offiziere verlassen konnte. Bisher hatten sie ihn nie enttäuscht, und er war davon überzeugt, dass sie auch diesmal ihre Arbeit zu seiner vollsten Zufriedenheit erledigen würden.

Madrid, 18.07.1936

Während in Berlin Gehlen und von Dankenfels erwartet wurden, tobten in Madrid weiterhin erbitterte Kämpfe. Major Ramirez und seine Getreuen waren nur noch wenige Straßenzüge vom Parlament entfernt. »Weiter, Männer! Ich kann den Angstschweiß der Linken schon riechen! Machen wir sie fertig!«, feuerte der Offizier seine Kameraden an und stürmte mit ihnen vorwärts.

Als sie um eine Straßenecke bogen, standen sie plötzlich einer Barrikade gegenüber, hinter der sich Anhänger der Regierung verschanzten, welche umgehend das Feuer eröffneten. Mehrere von Ramirez’ Soldaten wurden tödlich getroffen und am Kopf des Majors flog nur ganz knapp eine Pistolenkugel vorbei. Rasch gingen Ramirez und seine Kameraden wieder zurück um die Straßenecke in Deckung. »In das Haus. Und dann rauf auf das Dach. Wir greifen sie von oben an«, beschloss der Major.

Dem Befehl wurde umgehend Folge geleistet, aber im Inneren des Hauses trafen die Soldaten auf erbitterten Widerstand. Feindliche Freiwillige hatten sich dort verschanzt und empfingen die Angreifer mit einem Kugelhagel. Zwar gelang es dem Major und seinen Männern, diese Gegner zu besiegen, doch kurz darauf flogen von draußen Granaten durch die Fenster herein. »Raus hier!«, brüllte Ramirez, während er sich durch die Tür nach draußen rettete.

Ein paar seiner Getreuen schafften es ebenfalls noch raus, während hinter ihnen die Explosionen ein Blutbad verursachten. Die Granaten waren durch die Fenster geworfen worden, die sich auf der anderen Seite des Hauses befanden. Und von dort kletterten die feindlichen Kämpfer jetzt auch über ihre Barrikade und setzten den Soldaten nach. Die Soldaten der spanischen Armee schossen die ersten Angreifer nieder, aber es kamen immer mehr. Plötzlich war die ganze Straße voll von leicht- und schwerbewaffneten Unterstützern der Volksfrontregierung.

Die ersten, die ihm zu nahe kamen, stach Ramirez blitzschnell nieder. Sein Offizierssäbel leistete ihm gute Dienste, auch wenn er nicht unbedingt zeitgemäß war. Franco persönlich hatte ihm diese Waffe vor zwei Jahren verliehen, und seitdem trug er sie mit Stolz. Als ihn jedoch eine Kugel am Arm traf und er bemerkte, dass von seinen Kameraden kaum noch einer am Leben war, befahl er einen raschen Rückzug.

Während ihrer Flucht durch die Straßen Madrids trafen sie auf andere Soldaten, die sich in Begleitung einiger bewaffneter Zivilisten befanden. Diese wollten, ebenso wie er, dem roten Spuk ein Ende bereiten. Ramirez wollte sich gerade mit dem Offizier beraten, der diese Truppe anführte, als der Mann von einem feindlichen Scharfschützen durch einen Kopfschuss getötet wurde. Gleich darauf knallten weitere Schüsse und der Feind rückte heran.

Ramirez konnte den Gegner noch nicht sehen, also übernahm er kurzerhand das Kommando über die nun führerlos gewordenen Verbündeten und befahl ihnen und seinen Männern, sich weiter zurückzuziehen.

Mit Verlusten war immer zu rechnen, aber wenn sie alle tot waren, würden sie ihrem Vaterland nichts nützen.

Ähnlich wie Ramirez erging es in Madrid Hunderten von anderen Soldaten, Offizieren und patriotischen Freiwilligen. Sie wurden zurückgeschlagen und die Revolution in der Hauptstadt scheiterte. Auch im südwestlich von Madrid gelegenen Toledo war ihnen kein Erfolg beschieden. Die geschlagenen Truppen sammelten sich vor der Hauptstadt und warteten, ob der Feind einen Ausfall wagen würde. Auf offenem Gelände wäre es für die Straßenkämpfer wesentlich schwerer, den Soldaten entgegenzutreten. Das wussten aber auch die Roten, weshalb sie in der Stadt blieben. Dadurch begann ein gegenseitiges Belauern, und einige Offiziere schickten Reitereinheiten los, um rund um die Stadt zu erkunden, wo der Feind möglicherweise doch einen Ausfall versuchte. Den Einheiten kam auch die Aufgabe zu, eventuelle Verstärkungen für die Gegner abzufangen und zu vernichten.

Berlin, 18.07.1936

General Hans von Dankenfels und sein Kastrup-Kamerad Reinhard Gehlen saßen im Berliner Stadtschloss dem deutschen Kaiser und Oberhaupt des Nordischen Bundes in dessen Büro gegenüber und besprachen mit ihm die Situation in Spanien. Der Kaiser richtete seine erste Frage an Gehlen: »Was denken Sie? Wird die spanische Armee Erfolg haben, oder gelingt es den Linken, sie zu schlagen?«

»Das ist schwer zu sagen. Ich würde sagen, die Armee ist gut aufgestellt. Aber wenn sie nicht überall erfolgreich ist, gibt es in Spanien einen Bürgerkrieg«, antwortete dieser.

»Ja, das ist schließlich die logische Folge. Aber wie hoch schätzen Sie die Chancen der Armee ein?«, fragte Wilhelm III.

»Ich würde sagen, die Chancen, dass der Putsch vollkommen gelingt, liegen bei etwa 50 Prozent. Die Chancen, dass er zumindest in großen Teilen erfolgreich ist, liegen bei 90 Prozent. Wenn es jedoch einen Bürgerkrieg gibt, werden Männer wie Stalin die Gelegenheit nutzen, um den Genossen Unterstützung zukommen zu lassen. Und zwar durch Soldaten, Waffen, Geld und alles andere, was für einen Krieg gebraucht wird«, erklärte Reinhard Gehlen.

»Warum hat Stalin eigentlich nicht schon längst Truppen im Land?«, fragte der Kaiser.

»Weil die Männer von der ›Volksfront‹-Regierung untereinander zerstritten sind. Das hemmt sie zwar ein wenig, aber letztendlich halten sie zusammen und einigen sich auf gemeinsame Ziele. Und helfen sich natürlich gegen gemeinsame Feinde. Aber unter den Roten sind auch Trotzkisten und Leninisten. Und die mögen Stalin gar nicht. Außerdem war es bisher gar nicht nötig, den großen Bruder Sowjetunion um Hilfe zu bitten. Bisher hat die Übernahme der Macht ja ganz gut geklappt. Aber wenn jetzt der Putsch des Militärs nicht vollkommen gelingt, werden sie natürlich Stalin um Hilfe bitten. Und nicht nur Stalin. Ich rechne mit einem Aufruf an alle Linken weltweit, sodass wir damit rechnen müssen, dass sich internationale Brigaden aus aller Herren Länder auf den Weg nach Spanien begeben. Alle möglichen Versager, Kriegsgewinnler, Aasgeier und auch so mancher Träumer, der glaubt, wirklich für eine bessere Welt zu kämpfen, werden sich im Falle eines Scheiterns des Umsturzes auf den Weg nach Spanien begeben. Und dann kriegen wir mit Sicherheit in Spanien einen ähnlich schlimmen roten Terror wie bei der Oktoberrevolution in Russland. Im schlimmsten Fall wird Spanien sowjetisch und unser östlicher Nachbar wird auch noch westlicher Nachbar des Bundes«, erklärte Gehlen weiter.

»Meine Herren …«, sagte der Kaiser und erhob sich, »… Ihnen dürfte klar sein, dass wir ein sowjetisches Spanien unter allen Umständen verhindern müssen«, sagte Wilhelm III. zu Gehlen und von Dankenfels, während er in seinem Büro auf und ab ging.

Er blieb scheinbar zufällig vor einer Karte stehen, die einer seiner Adjutanten erst vor einer Stunde aufgehängt hatte. Sie zeigte Spanien mit dem dazugehörenden Norden von Marokko. »Dieses Land darf nicht in die Hände der roten Banditen fallen!«, grollte der Kaiser und zeigte auf Spanien. An General von Dankenfels gewandt fragte er: »Was würden Sie mir aus militärischer Sicht raten?«

Der schwarzuniformierte Offizier der Kastrup räusperte sich und schlug vor: »Ich würde sagen, wir machen es ganz ähnlich wie in Finnland. Sie schicken inoffiziell freiwillige Truppen nach Spanien, die das spanische Militär unterstützen. Natürlich nur, wenn die Rebellion der Soldaten scheitert. Nehmen Sie Kontakt mit der Armeeführung auf und bieten Sie Hilfe an. Aber noch nicht sofort. Wir müssen erst sehen, ob sie es nicht doch selbst schaffen. Für den Fall, dass es ihnen nicht gelingt, kann ich ja schon einmal damit beginnen, eine Truppe für den Einsatz in Spanien aufzustellen.«

»Gut. So machen wir es. Und wir dürfen nicht vergessen, auch ein Auge auf die Reaktionen Stalins zu haben. Ich glaube allerdings nicht, dass er offen in die Kämpfe eingreifen wird. Damit würde er ein zu großes Risiko eingehen und derartig dumm ist dieser verdammte Diktator leider nicht«, meinte der Kaiser.

»Haben Sie denn schon eine Idee, wie Sie die Truppe für den Spanien-Einsatz nennen wollen?«, fragte Gehlen den General von Dankenfels.

»Ich finde, der Name ›Legion Condor‹ klingt ganz gut. Und ich denke, ich selbst werde sie anführen«, antwortete der Kastrup-General.

Spanisch-Marokko, 19.07.1936

General Franco stand über einen Kartentisch gebeugt und ließ sich die neuesten Meldungen von den Fortschritten vortragen, während ein Zeichner sie auf einer Landkarte eintrug. Ganz Spanisch-Marokko war, wie zu erwarten, in der Hand von Francos Kameraden. Ging man mit dem Finger ein Stück nach Norden, traf der Kartenleser auf Gibraltar, das zum Britischen Weltreich gehörte. Nordwestlich davon befand sich Cádiz, das unter der Kontrolle des Militärs war. Nördlich davon lagen Jerez, Sevilla und Córdoba. Alle drei Städte hatten Francos Kameraden eingenommen. Nordöstlich von Gibraltar lag jedoch die Küstenstadt Malaga, die sich noch in der Hand von Francos Gegnern befand. Wenn Franco mit dem Finger von Malaga bis Figueres fuhr, durchfuhr er Gebiete, in denen der Putsch seiner Leute vorerst völlig gescheitert war. In Barcelona waren die Einheiten der Armee sogar völlig chancenlos gewesen. Das Gebiet nördlich dieser großen Stadt hieß Katalonien. Seit 1932 genoss es eine gewisse Autonomie. Zugebilligt von den Demokraten, die nach dem alten Prinzip ›Teile und herrsche‹ handeln. Geteilt wird das Volk, damit es besser beherrscht werden kann, dachte Franco ärgerlich, als er auf Katalonien blickte.

Der General ahnte nicht, dass die linke Regierung ähnliche Pläne hegte, um die Basken auf ihre Seite zu ziehen. Franco blickte weiter nach Norden. Hier sah die Lage schon etwas besser aus. Von der Stadt Zaragoza am Ebro, bis Vigo und La Coruña am atlantischen Ozean war sein Putsch erfolgreich. Im Geiste nannte Franco es schon »mein Putsch«, oder »meine Revolution«, obwohl auch andere Offiziere daran beteiligt gewesen waren. Aber ohne seine Planungen und seine Arbeit bei der Aufrichtung des moralischen Willens zu einer solchen Aktion, wäre es wohl nie zu dieser Revolution der Armee gekommen. Der General fuhr mit dem Finger zur nördlichen Küste Spaniens, die sich größtenteils unter Kontrolle der Linken befand. Von Gijón bis Irun war die Revolution misslungen. Enttäuscht schüttelte Franco den Kopf. Noch enttäuschter wurde er beim Blick auf die Mitte seines geliebten Heimatlandes. Madrid war nicht in ihrer Hand und Valencia ebenso wenig. »Wir können nicht in Marokko bleiben. Wir müssen näher an den Orten des Geschehens sein, um den Kampf besser koordinieren zu können. Spanisch-Marokko befindet sich vollständig unter unserer Kontrolle, aber in den Hauptteilen unseres Vaterlandes sieht es leider völlig anders aus. Darum müssen wir mit einem längeren Bürgerkrieg rechnen und entsprechend handeln. Ich werde sofort nach Burgos aufbrechen und den anderen Befehlshabern empfehlen, es ebenfalls zu tun, sofern sie abkömmlich sind. In Burgos richten wir vorläufig unsere Regierung ein. Es ist leichter, unsere Aktionen von dort zu koordinieren«, entschied General Franco.

Um sich herum sah er nur zustimmendes Nicken. Im Geiste beglückwünschte er sich zu seiner Entscheidung, der die anderen Offiziere sicherlich zustimmen würden: Dort sind wir mitten in einer Gegend, die von unseren Leuten beherrscht wird und können besser agieren, als von hier aus. Auch wenn es hier vielleicht etwas sicherer ist und die Rebellion bei uns am erfolgreichsten war. Na ja, bei uns und auf den Kanarischen Inseln, sowie in unserer Kolonie Río de Oro. Aber trotzdem: Wir müssen diesen Kampf im Mutterland führen. Und ihn gewinnen!

Franco gab seine Anweisungen, wer wie zu benachrichtigen war, und begab sich anschließend zu dem kleinen Flugplatz, wo die drei Flugzeuge schon auf ihn und seine Begleiter warteten. Kurze Zeit später gesellten sich einige Offiziere zu dem im Flieger wartenden General. Ein Soldat kam und überbrachte die per Funk erhaltenen Antworten der anderen Generäle. Sie waren mit Burgos als vorläufigem Regierungssitz einverstanden. Franco ging nach vorne zu den Piloten und sagte zu ihnen: »Wir können gleich starten, aber es geht leider nicht nach Madrid, sondern nach Burgos. Sie wissen, wo das liegt?«, fragte Franco.

Die Piloten nickten. »Gut. Warten Sie mit dem Start bitte ein paar Minuten. Ich sage den Piloten der Kampfflugzeuge noch Bescheid, wo wir hinwollen«, wies der General seine Flieger an.

Kurz darauf starteten die drei Maschinen und flogen nach Burgos.

Südlich von Madrid, 19.07.1936

Major Ramirez und seine Leute schauten auf ihre geliebte Heimatstadt, aus der die Verbrecher sie vor Kurzem vertrieben hatten. Die Soldaten überprüften ihre Munition und stellten fest, dass es weder für einen erneuten Angriff noch für die Abwehr eines größeren feindlichen Ausfalls reichen würde. Ramirez und seine Leute hatten aber auch nur Pech gehabt. In der letzten Nacht war eine Gruppe des Feindes aus der Stadt ausgebrochen und hatte sich ein kurzes Feuergefecht mit den Soldaten geliefert. Zwar hatte die spanische Armee den Kampf gewonnen, aber die beiden ranghöchsten Offiziere der Truppe waren dabei getötet worden. Dadurch war Ramirez nun der ranghöchste Offizier und hatte zwangsläufig den Befehl über mehrere Hundert Soldaten und Freiwillige, die schwer zu koordinieren waren, da sie verschiedenen Einheiten angehörten und teilweise kaum Kampferfahrung hatten. Neben Ramirez gab es zwar noch einen anderen Major, aber dieser hatte weniger Dienstjahre als er auf dem Buckel und war ihm damit unterstellt.

Sancho Ramirez beschloss abzuwarten, bis die Reiter wieder da waren, und als der Trupp sich bei ihm meldete, wies er die Reiter und alle anderen Soldaten an, sich nach Westen zurückzuziehen. In der letzten Nacht hatten sich auch viele Frauen und Kinder heimlich zu den Soldaten geschlichen, weil sie vor den inzwischen vermutlich völlig enthemmten Feinden in Sicherheit sein wollten. Sie wurden von Ramirez und seinen Männern ohne zu zögern mitgenommen.

Während des Rückzuges blickte Ramirez ein paarmal zurück nach Madrid und stellte fest, dass in der Stadt einige Feuer brannten. Ihm war klar, dass es sich nicht um durch Kämpfe verursachte Brände handelte, sondern dass dort lediglich der rote Mob wütete und das tat, was Linke seit jeher können: zerstören.

Eines Tages kommen wir zurück, dachte Ramirez und wandte seiner Heimatstadt den Rücken zu.

Die Reiterei achtete darauf, dass ihnen keine feindlichen Mörderbanden nachsetzten, aber sie konnten unbesorgt sein; die Roten waren viel zu sehr damit beschäftigt, ihren Sieg zu feiern.

In Madrid spielten sich Szenen ab wie 1789 in Frankreich. Menschen, die nicht ins politisch korrekte Weltbild der neuen Machthaber passten, wurden durch die Straßen gejagt und totgeprügelt. Gräber spanischer Heiliger und Monarchen wurden geschändet. Frauen und Kinder waren Freiwild. Es wurde geplündert, vergewaltigt und gemordet, sodass selbst dem Hunnenkönig Attila das Essen hochgekommen wäre. Im Jahre 425 stieß dieser nach Italien vor, aber Papst Leo I. schaffte es, ihn zur Umkehr zu bewegen. Im Madrid des Jahres 1936 konnte kein Priester dem Grauen Einhalt gebieten. Wer es trotzdem versuchte, wurde abgeschlachtet.

Ein kämpferischer Mönch namens Esteban schlug mit einem Knüppel zwei Kommunisten den Schädel ein, als diese sein Kloster stürmen wollten. Er und die anderen Mönche des Klosters versteckten sich zusammen mit mehreren Nonnen im Keller und flüchteten in der Nacht durch einen unterirdischen Geheimgang aus der Stadt, während die Kommunisten sich am Wein der Mönche gütlich taten. Sie werden keine Freude an dem Wein haben, wenn ich bedenke, was ich dort reingetan habe, dachte der Mönch Esteban, während sie die Stadt in der Nacht verließen.

Am nächsten Tag fanden die Linken etliche ihrer Genossen tot im Weinkeller liegen.

*

Esteban brachte seine Glaubensbrüder und -schwestern so schnell es ging in Sicherheit. Ebenso wie Major Ramirez und seine Leute machten sie sich auf den Weg nach Westen. Der Mönch plante bereits, vorläufig die Kutte abzulegen und sich freiwillig zur spanischen Armee zu melden. Er war früher Soldat gewesen und sah sich nun berufen, erneut seinem Vaterland mit der Waffe zu dienen. Zwar entsprach dies ganz und gar nicht seinem Gelübde, aber er konnte es unmöglich vor Gott verantworten, tatenlos zuzusehen. Vielleicht brauchte ihn die Armee ja als Feldgeistlichen oder zur Versorgung der Verwundeten; beides ließ sich durchaus mit seinem Schwur vereinbaren. Er würde darüber nachdenken, wenn es soweit war. Vorläufig war es seine Mission, die anderen Brüder und Schwestern in Sicherheit zu bringen.