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"Kesselschlachten um Russland" ist ein Roman, der sich auf geschichtlichen Fakten beruft. Der Inhalt des Buches, Personen und Handlungen sind frei erfunden und stellen keine historischen Fakten dar. Der Autor und der Verlag möchten mit diesem Buch ein Zeichen gegen Krieg setzen! Krieg ist immer menschenverachtend und führt zu Qual und Tod! Wir wünschen den Lesern eine friedvolle Zeit!
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Seitenzahl: 152
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Christian Schwochert
Kesselschlachten um Russland
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel
KESSELSCHLACHTEN UM RUSSLAND
Teil 1: Die Kesselschlacht bei Biaystok und Minsk
Teil 2: Die Kesselschlacht bei Smolensk
Nachwort:
Worterklärung:
Impressum neobooks
Handelnde Hauptpersonen:
Robert Heinrich - Gefreiter
Carl von Menie - Obergefreiter
Ludwig - Landser
Karsten - Landser
Adolf Mannheim - Offizier
Fedor von Bock - Generalfeldmarschall
Am Samstagabend des 21. Juni 1941 saßen Robert Heinrich und seine Kameraden noch in einem requirierten Bauernhof nahe der deutsch-sowjetischen Demarkationslinie.
Sie wussten, morgen würde es losgehen.
Morgen würde der Feldzug gegen Russland beginnen; ein Ereignis das später vor allem unter dem Namen „Unternehmen Barbarossa“ in die Geschichtsbücher der Welt eingehen würde.
Von den Erzählungen seines Obergefreiten Carl von Menie, der schon am Polenfeldzug teilgenommen hatte, wusste er, was für eine Hölle der Krieg war. Er war sehr besorgt, ob er den morgigen Tag überleben würde, doch er ging davon aus, dass er und Tausende andere morgen nur das tun würden, was zwangsläufig getan werden musste. Es war für Robert, der vor seinem Einzug zur Wehrmacht Militärgeschichte studiert hatte, offensichtlich, dass hier versucht wurde, einem Angriff von Seiten der Sowjets um wenige Tage zuvorzukommen. Diesen Schluss musste er zwangsläufig ziehen, nachdem er beim Wache stehen einige Offiziere, darunter Generalfeldmarschall Fedor von Bock, zufällig über die Gesamtsituation hatte reden hören.
Doch an dieses zufällige und unbeabsichtigte Belauschen dachte Robert Heinrich im Augenblick nicht. Er und seine Truppe waren Teil der Heeresgruppe Mitte, die aus etwa 37 Infanteriedivisionen, 9 Panzerdivisionen, 1 Kavalleriedivisionen und 3 Sicherungsdivisionen bestand. Das waren etwa 800.000 Mann und 1.936 Panzer. Ihr Befehlshaber war von Bock.
Robert saß an dem kleinen, kontrollierten Feuer und blickte zu seinem Obergefreiten hinüber. Die anderen Soldaten schliefen zur Zeit, nur Carl und er hielten Wache. Carl sah auf seine Taschenuhr und sagte: „22:05 Uhr. Noch eine Stunde, dann wecke ich die beiden zur Wachablösung.“ Dabei zeigte er auf die Landser Ludwig und Karsten, die im Heu schliefen. Carl blickte auf Robert und sah, dass dieser ziemlich aufgeregt wirkte. „Versuch nicht so viel an morgen zu denken. Das ist ungesund.“, sagte er. „Versuch ich ja. Aber wenn ich daran denke, was für eine Hölle morgen losbricht…“
„Ja, das wird übel werden. Aber wenn wir nicht zuerst angreifen, erwischen sie uns und fallen ins Reich ein. Aber ich bin optimistisch, dass dieses Unternehmen gelingt. Das hier wird wieder ein Blitzkrieg werden, so wie in Polen. Je schneller es vorbei ist, desto weniger schlimm wird es werden. Ich bin sicher, unsere Truppe wird es gut überstehen. Schließlich sind wir an die 800.000 Mann und die beste Armee der Welt. Wir kriegen das schon hin.“, erklärte Carl.
In Gedanken fügte er jedoch hinzu: „Leider wurden vor Beginn dieses Unternehmens viele Offiziere frisch von der Akademie hierher beordert. Denen mangelt es an Erfahrung, aber nicht an Jugend. Wenn das mal gut geht…“ „Ich wünschte, ich könnte einfach schlafen gehen. Wer schläft, denkt nicht nach.“
„Ja. Das Warten war oft auch in Polen das Schlimmste. Im Gefecht handelt man einfach; kein Nachdenken. Da bleibt die Denkbirne meistens abgeschaltet.“, erwiderte Carl. „Stimmt. Aber als uns gestern dieser lustige Film gezeigt wurde, konnte ich auch prima abschalten. Der Film war klasse.“, meinte Robert. „Ja. 'Der Mann, der Sherlock Holmes war'. Ein guter Film, auch wenn er in Ländern spielt, die wir besetzen mussten. Schon schade, dass wir Belgien besetzen mussten, um Frankreich zuvorzukommen.“ „Richtig. Der Film mit Heinz Rühmann und Hans Alberts wurde noch vor dem Krieg gedreht. 1937 glaube ich…“, erinnerte sich Robert. „Ganz genau. Und er ist wirklich toll. Sogar noch besser und lustiger als Heinz Rühmanns Film 'Ich und die Kaiserin'. Ich persönlich würde ihn auf dieselbe Stufe, wie seine Komödie 'Der Stolz, der 3. Kompanie', stellen. Dass der etwas erfahrenere Schauspieler Hans Albers den Holmes, beziehungsweise den Flynn spielt, hat mir auch gut gefallen. Der ältere spielt den Holmes, der jüngere den Watson; das ist nur logisch. Ein toller Film. Zwei kleine, aber sehr gescheite Privatdetektive verkleiden sich zwecks Werbung als Sherlock Holmes und Dr. John Watson und bestehen währenddessen turbulente Abenteuer. Die erfolglosen Detektive Flynn und McPherson schaffen es so endlich mit gewinnbringenden Fällen beauftragt zu werden. Sie halten den Nachtzug nach Brüssel auf offener Strecke an und werden aufgrund ihrer Aufmachung tatsächlich für den berühmten Detektiv und seinen Partner gehalten. Der angebliche Holmes verhört zum Schein die im Zug mitreisenden Schwestern Mary und Jane Berry. Ihr Onkel hat ihnen ein Vermögen hinterlassen und sie unternehmen die Reise, um sein Erbe anzutreten.“
„Ich weiß Carl, ich war dabei.“, lächelte Robert.
„Stimmt. Aber wenn ich mit dir über den Film rede, lenkt dich das etwas von deinen Sorgen ab Kumpel.“, dachte Carl und redete weiter über den Film: „Bei der Ankunft wird dem falschen Sherlock Holmes sogleich die Aufklärung eines Falls übertragen, da sein Aufenthalt im Hotel Palace bekannt wurde: Die in der Stadt ausgestellten Mauritius-Briefmarken wurden gestohlen und durch fast perfekte Fälschungen ersetzt.
Die beiden Detektive können in einem geheimen Laboratorium des von Mary und Jane geerbten Schlosses nachweisen, dass ihr verstorbener Onkel der Briefmarkenfälscher war. Die beiden Mädchen sind daraufhin natürlich enttäuscht über das ihnen entgangene Erbe. In einem Leihhaus entdecken die Ermittler die ganze Fälscherbande, geraten dabei aber selbst in Lebensgefahr. Sie verbarrikadieren sich in einem Keller und werden schließlich von der ankommenden Polizei gerade noch gerettet. Der Schwindel fliegt auf und Flynn und McPherson werden vor Gericht gestellt. Das Ganze ist mindestens so lustig wie Rühmanns Film 'Meine Frau, die Hochstaplerin'.Den Detektiven wird vorgeworfen, eine falsche Identität vorgetäuscht zu haben. Die beiden verteidigen sich damit, stets auf Anfrage bestritten zu haben, Holmes und Watson zu sein, was ja auch stimmte, doch niemand hat ihnen geglaubt, dass sie es nicht waren. Einfach nur urkomisch. Arthur Conan Doyle, der schon die ganze Zeit belustigt den Fall heimlich aus dem Hintergrund mitverfolgte, gibt sich im Gerichtssaal zu erkennen und sagt, dass Holmes und Watson nur Romanfiguren seien, so dass keine wirkliche Annahme einer falschen Identität vorliegen kann. Außerdem haben Flynn und McPherson den ihnen übertragenen Fall gelöst und damit ihren Auftrag erfüllt.“, erzählte Carl den Film weiter.
„Ich weiß. Und dann tauchen die echten Briefmarken auch wieder auf und das Gerichtsverfahren wird eingestellt. Flynn und McPherson verloben sich mit Mary und Jane Berry. Ein schöner Film mit einem glücklichen Ende. So was liebe ich.“, meinte Robert und lächelte bei der Erinnerung an den Film.
„Ja. Ich auch. Die beiden Schauspieler sind einfach toll. Besonders der Rühmann; der ist mein Lieblingsdarsteller. Ich hab zu Hause sogar ein Autogramm von ihm.“
„Wirklich?“, fragte Robert, woraufhin Carl nickte.
„Wenn der Krieg vorbei ist, musst du mit das unbedingt mal zeigen.“
„Ja sicher. Das mach ich doch gerne, mein guter Kamerad.“, meinte Carl fröhlich.
„Darauf freue ich mich jetzt schon. Ein toller Schauspieler…“, sinnierte Robert.
„Weißt du noch das Lied im Holmes-Film?“, fragte Carl und Robert sagte ja und sie begannen nur leise zu singen, um die schlafenden Kameraden nicht zu wecken.
Carl sang den ersten Part: „Wer hinterm Ofen sitzt und die Zeit wenig nützt“
Robert den zweiten: „schont zwar seine Kraft,“
„aber wird auch nichts erreichen. Wer aber nicht viel fragt“
„und geht los unverzagt,“
„für den gibt's kein Fragezeichen und dergleichen“
„bis er's schafft.“
„Jawohl meine Herrn,“
„so haben wir es gern,“
„denn von heut an gehört uns die Welt.“
„Jawohl, meine Herrn, die Sorgen sind fern,“
„wir tun was uns gefällt.“, sang Carl.
„Und wer uns stört ist eh er's noch begreift, längst von uns schon eingeseift.“, sangen beide gleichzeitig.
„Jawohl meine Herrn“
„darauf können Sie schwören,“
„jawohl,“
„jawohl,“, sang Robert.
„jawohl.“, riefen beide gleichzeitig einen Tick zu laut, sodass vom Schlafgemach eines Landsers ein verträumtes Murren zu hören war.
„Psst.“, zischten beide gleichzeitig leise und legten den Zeigefinger über die Lippen.
Den Rest der verbleibenden Stunde saßen sich die beiden bis zur Wachablösung über andere Filme redend gegenüber.
Zwischendurch hatte Carl sein Eisernes Kreuz zweiter Klasse etwas geputzt. Obwohl er den Krieg verabscheute, war er stolz auf seine Auszeichnung aus dem Polenfeldzug.
Robert schaute zu ihm auf und war froh von einem erfahrenen Soldaten in die kommende Schlacht geführt zu werden. Nach der Ablösung durch Ludwig und Karsten gingen die beiden schlafen.
*
Robert träumte gerade von der fernen Heimat und seiner Zeit als Student, die ihm wesentlich angenehmer war als der Dienst an der Waffe. Trotzdem wusste er im Unterbewusstsein, das er seiner Uniform keine Schande machen würde. Plötzlich wurde er aus seinem Traum wachgerüttelt.
Carl hatte seine Hand an Roberts Schulter und sagte: „Aufstehen. Es geht los.“ Robert blickte aus dem Scheunenfenster. Draußen war es noch stockdunkel. „So früh?“, fragte er.
„Ja. Der Major war eben hier und hat mir und Ludwig Bescheid gesagt. Offenbar sollen die Sowjets in der Frühe überrascht werden.“, meinte Karsten, der neben Carl stand. „Also los. Raus aus den Federn, rein in die Klamotten.“, rief Carl von Menie seinen Leuten zu.
Durch einen optimistischen Unterton versuchte er seinen Landsern nun etwas Hoffnung auf ein gutes Gelingen zu geben.
„Da sind wir doch schon drin. Wir mussten schließlich all Zeit bereit in den Uniformen schlafen. Ist bestimmt ungesund…“, dachte Robert.
Carl sah auf seine Taschenuhr und stellte fest, dass es kurz vor 03:00 Uhr morgens war. Nun ging es ans Eingemachte.
Nördlich von Bia?ystok stieß die Panzergruppe 3 unter Generaloberst Hermann Hoth und südlich davon die Panzergruppe 2 unter Generaloberst Heinz Guderian mit zwei starken Angriffskeilen auf die russische Großstadt Minsk vor. Unterstützt wurde der Angriff von der Infanterie der 4. und 9. Armee, die hinter den Panzerverbänden nachfolgten und die Flanken sicherten und zu der auch Carl, Ludwig, Karsten und Robert gehörten.
Roberts erste Feuerprobe war die Erstürmung eines von Rotarmisten besetzten Bauernhofes nördlich der Stadt Bia?ystok. Der Hof war von unzähligen sowjetischen Infanteristen besetzt, die mit ihrer Panzerknacker-Ausrüstung den deutschen Panzergruppen enorme Probleme machen würden, wenn sie zum Einsatz kamen.
An der Stürmung des Hofes waren mehrere Duzend Landser beteiligt. Leider hatte der zuständige Offizier keine Ahnung von seinem Job; er schickte die Truppe erst zum Sturmangriff, was viele Soldaten das Leben kostete, denn die Rotarmisten hatten scheinbar keine Probleme damit ihre panzerbrechende Munition auch gegen einfache Soldaten einzusetzen. Daraufhin rief er „Rückzug!“ und die Truppe zog sich in die umliegenden Wälder zurück.
„Verdammt. Hat der Kerl denn überhaupt eine Ahnung, was er tun soll?“, fragte sich Carl von Menie und ging zu ihm hin.
Der Offizier saß auf einem Felsen und heulte herum.
„Oh nein. Wieso werden wir bloß von so einem Anfänger kommandiert?“, fragte Carl sich in Gedanken.
„Was soll ich nur tun? Was soll ich nur tun?“, jammerte der unerfahrene Offizier mit dem Namen Adolf Mannheim.
„Zuerst einmal beruhigen Sie sich.“, sagte Carl zu ihm und klopfte ihm kameradschaftlich auf die Schulter, um ihm seinen Beistand zu signalisieren.
„Ich dachte das würde einfach werden. In der Offiziersschule sah das alles so einfach aus.“, jammerte dieser.
„Ja, ja. Natürlich tut es das.“
„Was soll ich nur tun?“
„Zuerst einmal ziehen wir uns etwas tiefer in die Wälder zurück. Dann suche ich ein paar unserer Jungs aus, von denen ich weiß, dass sie gute Schützen sind. Die schleichen sich heimlich, still und leise im Schutz der Bäume zurück und zielen auf die an den Fenstern postierten Sowjets. Und dann: Peng!“, erklärte Carl, während der Offizier bei dem „Peng“ erschrak.
„Gut. Und dann?“
„Dann flitzen die Schützen wieder tiefer in die Wälder, weil die Russen natürlich mit ihrer Panzerknacker-Munition zurückfeuern. Also gibt jeder Landser nur einen Schuss ab. Und dann: Flutsch und weg. Anschließend warten sie in der Tiefe des Waldes, ob sie verfolgt werden. Wenn ja: Verfolger ohne zu zögern abknallen.“.
„Das klingt gut. So machen wir es.“, stimmte der Offizier zu.
Er richtete sich auf und gemeinsam überbrachten Carl und er den Landsern den Plan.
Einer der ausgesuchten Schützen war Robert, der sich auf dem Übungsschießstand gut bewährt hatte. Carl wusste das und nun schlug Roberts Stunde.
Leise schlichen er und die anderen Landser sich von allen Seiten im Wald still und heimlich an den Bauernhof heran. Er achtete darauf, möglichst geräuschlos zu schleichen und keine Äste knacken zu lassen. Jedes Geräusch konnte ihn das Leben kosten.
Noch hatten die Rotarmisten ihn und die anderen nicht entdeckt, aber es konnte jeden Augenblick passieren. Er brachte sich in Stellung und zeitlich aufeinander abgestimmt schossen die Landser mit ihren Gewehren aus den Wäldern heraus auf jeweils einen Sowjetsoldaten, den sie ausmachen konnten. Zehn Schüsse, zehn Treffer. Doch Robert war durch sein Jagdglück übermütig und als er einen Rotarmisten mit der Panzerfaust aufstehen sah, schoss er diesen auch nieder. Und dann noch einen und noch einen weiteren.
Plötzlich explodierte wenige Meter von ihm entfernt eine Granate. Durch sein Mündungsfeuer hatten die Feinde ihn entdeckt. Die anderen Landser hatten sich längst zurückgezogen und warteten auf eine mögliche Verfolgung. Er tat es ihnen nun gleich, während die Granaten ihm um die Ohren flogen.
Wenige Minuten später stand er hinter einem Baum und wartete. Er wurde nicht verfolgt. Doch wie befohlen wartete er weiter. Als nach etlichen Minuten kein Ausfall der Russen stattfand, ging er zurück, noch immer völlig auf 180 durch das Adrenalin in seinem Körper.
„Da bist du ja endlich.“, begrüßte Carl seinen Landser und Robert salutierte vor ihm und dem Offizier, der froh war das bei diesem zweiten Angriff keiner seiner Schützlinge gefallen war.
„Herr von Menie hat einen weiteren Angriffsplan ausgearbeitet.“, sagte der Offizier.
„Scheint doch ein anständiger Kerl zu sein. Unerfahren und durch die neue Situation in Panik versetzt zu werden, kann jedem passieren. Aber ehrlich ist er. Er hätte meine Ideen auch als seine oder unsere ausgeben können, aber er tut es nicht. Das ist nobel.“, dachte Carl über seinen Vorgesetzten.
„Ehre wem Ehre gebührt.“, meinte der Offizier und klopfte dem Obergefreiten dankbar auf die Schulter.
„Wenn das klappt, werden Sie sicherlich zum Hauptgefreiten befördert.“
„Das würde dann aber auch Zeit werden.“, entgegnete Carl und lächelte.
„Wie sieht der Plan aus?“, fragte Ludwig, während sich viele Landser um ihren Offizier versammelten und gespannt warteten, während andere in der Nähe Wache hielten.
„Während unsere Schützen weg waren, haben wir zwei russische Soldaten aufgelesen, die hochprozentigen Alkohol weggetragen haben. Das Zeug sollte wohl in die Stadt Bia?ystok zur Verteidigung gegen unsere Panzer gebracht werden. Man steckt ein mit dem Alkohol getränktes Tuch in die Flaschen, zündet es an und würft das Zeug auf die Panzer. Die Flasche zerspringt und alles brennt. Diese Molotowcocktails wurden von den Finnen erfunden und der Name selbst wurde 1939/40 von finnischen Soldaten und Zivilisten in Anlehnung an Wjatscheslaw Molotow, den sowjetischen Regierungschef und Volkskommissar für Auswärtige Angelegenheiten Stalins, geprägt, der für die sowjetische Invasion in Finnland und den folgenden Winterkrieg mitverantwortlich ist. Molotow hatte beim Versuch der Annexion behauptet, russische Bomber würden Brot für die Zivilbevölkerung bringen.
Eine dreckige Lüge war das, die in Finnland für Empörung sorgte. Die Finnen nannten daraufhin die Bomben Molotows Brotkörbe und erfanden ein Getränk passend zum Essen. Diese Flaschen haben unzählige russische Panzer in Winterkrieg in Flammen aufgehen lassen. Natürlich haben die Sowjets diese finnische Idee übernommen und das Abfangen der beiden Rotarmisten, mögen sie in Frieden ruhen, hat wohl dutzende unserer Panzer vor einem feurigen Ende bewahrt. Und uns werden diese kleinen Wunderwaffen jetzt helfen den Hof einzunehmen. Mein Plan ist folgender. Die Hälfte der Schützen von vorhin greift den Hof von Norden an und eröffnet nur von dort das Feuer.
Die andere Hälfte greift von Süden her an und zwar ein wenig später. Ich selbst nehme einem dieser Cocktails und werfe ihn auf das Dach des Hofes. Aber erst wenn die Truppe Nord das Feuer eröffnet hat. Die Truppe Süd wird nur schießen, wenn sie sieht, dass ich vom Feind beim Anschleichen entdeckt werde; ich brauche schließlich Feuerschutz. Der Angriff von Norden dient nur der Ablenkung! Ihr Nordschützen feuert nur maximal drei Schuss ab, dann zeiht Ihr euch zurück. Der Feind hat immer noch jede Menge panzerbrechende Munition. Nach eurem Rückzug verteilt Ihr euch in den Wäldern, bleibt ich Deckung und wartet ob der Feind nach meinem Feuer aus dem Hof raus-kommt. Das ist nur ein Haupthaus, das direkt mit dem Nebenhaus verbunden ist. Es ist aus Holz und man kann am Waldboden sehen, wie trocken es in letzter Zeit hier in der Gegend war. Das ganze wird lichterloh brennen.“, erklärte Carl den Kameraden.
„Alles verstanden?“, fragte der Offizier.
„Also dann: Los! Wir haben ja nicht ewig Zeit.“, rief er und es ging los.
*
Robert war einer von denen die Carl Deckung geben sollten.
Als die Schüsse von Norden her erklangen, lief Carl los, völlig darauf vertrauend das seine Kameraden ihm Deckung gaben. Viele Russen waren durch den Angriff von Norden her abgelenkt und naturgemäß konzentrierten sie sich auf die Richtung aus der geschossen wurde und von der aus sie das Fluchen ihrer Genossen hörten. Doch als der erste den zum Wurf ausholenden Carl entdeckte, mussten die Landser logischerweise das Feuer eröffnen, was die Russen sich wieder auf die vor ihnen liegende Fläche konzentrieren ließ.
Doch da die Fenster des Hofes unter Feuer genommen wurden, gingen viele Rotarmisten natürlich in Deckung, um nicht getroffen zu werden. Ein paar feuerten auf Carl, trafen ihn aber nicht, während er zurück zu den Wäldern rannte. Der Molotowcocktail war auf dem Dach gelandet und dieses hatte schon Feuer gefangen.
Carl zog sich in die Wälder zurück, während hinter ihm eine Granate einschlug. Auch die anderen Landser, die ihm Deckung gegeben hatten, zogen sich tiefer in die Wälder zurück. Doch sie blieben in der Nähe, um die Russen erst mal nicht einfach so aus dem Gebäude zu lassen. Sie hatten vom Offizier den Befehl erhalten aus der Ferne Acht darauf zu geben das nur unbewaffnete Russen den Hof verließen. Auf jeden der sich nicht ergab sollte gefeuert werden.
Innerhalb von nicht einmal zwei Minuten brannte das Dach des Hauses.
Ergeben Sie sich! Kommen Sie mit erhobenen Händen raus. Jedem Unbewaffneten wird nichts passieren! rief der Offizier auf russisch.
„Toll. Er hat es nicht ganz richtig ausgesprochen, aber immerhin. Zumindest das konnten sie ihm auf der Offiziersschule beibringen; wie man dem Gegner die Gelegenheit gibt zu kapitulieren.“, dachte Robert, der seit seiner Studentenzeit auch etwas Russisch sprechen konnte.