Burning for Fate - Kaye Kennedy - E-Book
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Burning for Fate E-Book

Kaye Kennedy

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Beschreibung

Sie sind Feinde. Gibt ihnen das Schicksal eine zweite Chance?

Nachdem sein Herz gebrochen wurde, spielt Jace Palmer nur noch überaus erfolgreich in der „One Night Stand Liga“. Da kann es schon mal vorkommen, dass man sein Date aus Versehen beim falschen Namen nennt. Leider vermasselt er dann auch noch seine zweite Chance. Doch in Jaces Leben gibt es keinen Platz für Drama und so beschließt er, die Sache einfach abzuhaken - auch wenn ihm die Frau gut gefiel. Als er sie ein paar Monate später ausgerechnet auf der Hochzeit seines besten Freundes wiedertrifft, ist es wie ein dummer Wink des Schicksals. Zumal Britt ihm seinen Fauxpas immer noch nicht verziehen hat ...

Als Sex- und Dating-Autorin einer Zeitschrift sind Brittany Hayes keine Abgründe fremd. Sie ist fest davon überzeugt, dass es die große Liebe nur in Hollywoodfilmen gibt. Als sie zur Hochzeitsprobe ihrer besten Freundin kommt und herausfindet, dass sie mit einem ehemaligen Date zum Altar schreiten wird, ist sie alles andere als begeistert. Ausgerechnet dieser schreckliche Typ! Um ihre Würde zu bewahren, gibt Britt ihren letzten Interviewpartner als ihre Begleitung aus und gießt damit nur noch mehr Öl ins Feuer ...

Teil der der großen Burning for the Bravest Serie über die mutigsten und toughsten Feuerwehrmänner von New York City. Fans von Claire Kingsley und Whitley Cox werden diese Serie lieben! Alle Bücher können unabhängig voneinander gelesen werden.

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Liebe Leserin, lieber Leser,

Danke, dass Sie sich für einen Titel von »more – Immer mit Liebe« entschieden haben.

Unsere Bücher suchen wir mit sehr viel Liebe, Leidenschaft und Begeisterung aus und hoffen, dass sie Ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern und Freude im Herzen bringen.

Wir wünschen viel Vergnügen.

Ihr »more – Immer mit Liebe« –Team

Über das Buch

Sie sind Feinde. Gibt ihnen das Schicksal eine zweite Chance?

Nachdem sein Herz gebrochen wurde, spielt Jace Palmer nur noch überaus erfolgreich in der »One Night Stand Liga«. Da kann es schon mal vorkommen, dass man sein Date aus Versehen beim falschen Namen nennt. Leider vermasselt er dann auch noch seine zweite Chance. Doch in Jaces Leben gibt es keinen Platz für Drama und so beschließt er, die Sache einfach abzuhaken – auch wenn ihm die Frau gut gefiel. Als er sie ein paar Monate später ausgerechnet auf der Hochzeit seines besten Freundes wiedertrifft, ist es wie ein dummer Wink des Schicksals. Zumal Britt ihm seinen Fauxpas immer noch nicht verziehen hat …

Als Sex- und Dating-Autorin einer Zeitschrift sind Brittany Hayes keine Abgründe fremd. Sie ist fest davon überzeugt, dass es die große Liebe nur in Hollywoodfilmen gibt. Als sie zur Hochzeitsprobe ihrer besten Freundin kommt und herausfindet, dass sie mit einem ehemaligen Date zum Altar schreiten wird, ist sie alles andere als begeistert. Ausgerechnet dieser schreckliche Typ! Um ihre Würde zu bewahren, gibt Britt ihren letzten Interviewpartner als ihre Begleitung aus und gießt damit nur noch mehr Öl ins Feuer …

Teil der der großen Burning for the Bravest Serie über die mutigsten und toughsten Feuerwehrmänner von New York City. Fans von Claire Kingsley und Whitley Cox werden diese Serie lieben! Alle Bücher können unabhängig voneinander gelesen werden.

Über Kaye Kennedy

Kaye Kennedy stammt ursprünglich aus New York, lebt aber jetzt an der Küste Floridas mit ihrem Hund Zeus. Tagsüber leitet sie als CEO erfolgreich ihr eigenes Unternehmen und nachts widmet sie sich ihrer großen Leidenschaft: dem Schreiben von Büchern. Wenn sie sich nicht gerade neue Geschichten ausdenkt, paddelt sie gerne, liest am Strand, besucht eine Brauerei oder reist durch die Welt.

Über Cécile Lecaux

Cécile Lecaux ist Diplom-Übersetzerin und Autorin. Sie lebt in der Nähe von Köln.

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Kaye Kennedy

Burning for Fate – Jace

Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Cécile Lecaux

Für meine beste Freundin und Wahlschwester. Danke, dass du mich in jeder Lebenslage begleitest, in guten wie in schlechten Zeiten. Ich wünsche mir noch viele gemeinsame unterhaltsame glückliche Stunden, Mädelsausflüge und Übernachtungen wie zu Teenagerzeiten.

Anmerkung der Autorin

Ich kann Ihnen gar nicht genug dafür danken, dass Sie beschlossen haben, Jaces und Britts Liebesgeschichte zu lesen. Ursprünglich wollte ich in dieser Serie nur über die vier Hogan-Brüder schreiben, aber dann habe ich in Burning for More Jace und Britt als Dylans und Autumns beste Freunde eingeführt, und dann hat es sich förmlich aufgedrängt, aus den beiden ein Paar zu machen und ihnen ein eigenes Buch zu widmen.

Als ich mich dann hingesetzt habe, um ihre Geschichte zu schreiben, wusste ich, wo ich starten wollte, war mir jedoch noch nicht ganz sicher, wohin die Reise gehen würde. Während des Schreibens wurde die Marschrichtung dann immer klarer. Die Handlung beginnt auf Dylans und Autumns Hochzeit, die zu schildern eine Freude war. Es hat mir einen Riesenspaß gemacht, auf das Paar zurückzukommen, das die Serie eröffnet hat, und ich bin ganz sicher, dass es meinen Leserinnen genauso gehen wird.

Als ich dann zum mittleren und entscheidenden Teil der Geschichte kam, war ich so sehr im Flow, dass er sich fast wie von selbst schrieb. Ich verwarf meinen ursprünglichen Plot und ließ mich mitreißen. Ich lachte und weinte und verliebte mich mit meinen Protagonisten.

Sofern es Ihnen noch nicht bekannt sein sollte: Ich war selbst in einem früheren Lebensabschnitt bei der Feuerwehr, bis ich in Ausübung meines Berufs einen Unfall erlitt, der meiner Laufbahn als Feuerwehrfrau ein Ende setzte. Ich war in meiner Familie in der dritten Generation bei der Feuerwehr. Mein Vater ist Chief im Ruhestand, und ich habe mir vorgenommen, mich niemals mit einem Feuerwehrmann einzulassen … um mich dann doch in meinen Lieutenant zu verlieben.

Nach sieben gemeinsamen Jahren haben sich unsere Wege getrennt, aber ich habe in dieser Zeit umfangreiche Einblicke in die Interna des FDNY (New York City Fire Department) gewonnen. Als ich dann beschlossen habe, zu schreiben, stand für mich sofort fest, dass ich aus meinem Erfahrungsschatz schöpfen wollte, und daraus ist dann die Serie Burning for the Bravest entstanden.

Ich wusste, dass ich Abläufe aus dem FDNY und Einsätzen authentisch wiedergeben konnte, da ich selbst an vorderster Front dabei gewesen war. Und das Klischee des sexy Feuerwehrmannes kommt ja auch nicht von Ungefähr, nicht wahr? In dieser Serie bleibe ich möglichst nah an der Realität, aber natürlich brauchte es hier und da eine gewisse schöpferische Freiheit zugunsten der Geschichten.

Dieser Serie sollte in der richtigen Reihenfolge gelesen werden, da die einzelnen Geschichten aufeinander aufbauen. Deshalb würde ich auch allen, die Band eins, Burning for More, nicht kennen, empfehlen, ihn zuerst zu lesen.

Ähnlichkeiten mit realen Personen oder Orten sind rein zufällig, da es sich um einen fiktiven Roman handelt. Zwar erwähne ich auch gelegentlich tatsächlich existierende Orte, aber alles, was ich in diesem Zusammenhang schreibe, ist meine persönliche, subjektive Wahrnehmung und Meinung und somit nicht allgemeingültig. Außerdem muss sich das, was ich schreibe, nicht eins zu eins mit der Wirklichkeit decken.

Ich hoffe, die Lektüre bereitet Ihnen so viel Freude wie mir das Schreiben.

Herzlichst

Kaye Kennedy

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Impressum

Britt

Es war der wichtigste Tag in meinem Leben. Ich, Brittany Hayes, würde Caleb Sinclair interviewen, den heißesten Mann auf dem Planeten! Zumindest in meinen Augen. Wir haben doch alle eine Serie, von der wir geradezu besessen sind, und für mich war das More than a Memory, die spannende, dramatische, sexy Seifenoper, von der meine Schwester Kat und ich keine Folge verpasst hatten, seit ich zwölf oder dreizehn gewesen war. Caleb spielte Blaze Pierce, den rebellischen Bad Boy, der seit über einem Jahrzehnt bei seinen weiblichen Fans für Schnappatmung sorgte. Und jetzt sollte ich ihn interviewen!

Ich schrieb seit drei Jahren für das Contemporary Magazine, und das war mein erstes großes Interview. Während des Studiums hatte ich ein Praktikum bei der Zeitschrift gemacht und mich anschließend bis zur Autorin hochgearbeitet. Meine Schwerpunkte waren Sex und Dating, so dass ich nur selten die Gelegenheit zu einem Interview bekam, aber meine Freundin Natalie, die für die Unterhaltungssparte schrieb, wusste, wie sehr ich auf Caleb Sinclair stand und hatte den Redakteur überredet, sie zum Interview zu begleiten, womit sie schlagartig in den Status einer BFF aufgestiegen war.

Apropos beste Freundinnen … wegen des Interviews würde ich zu spät zu Autumns Probedinner am Vorabend der Hochzeit kommen, aber ich wusste, dass sie es verstehen würde, wenn ich ihr den Grund für meine Verspätung nannte. So eine Gelegenheit ergab sich nur einmal im Leben, und das konnte ich mir unmöglich entgehen lassen. Ich zog den Reißverschluss meines figurbetonten pinkfarbenen Cocktailkleides hoch, das ich eigentlich für das Vorhochzeits-Dinner vorgesehen hatte, und betrachtete mich im Badezimmerspiegel meines Büros. Natalie hatte mir erst heute nach dem Lunch eröffnet, dass es ihr gelungen war, mich als Begleitung zum Interview durchzuboxen, so dass ich mich nicht wirklich auf die Begegnung mit meinem Hollywood-Schwarm hatte vorbereiten können. Umso dankbarer war ich, dass ich das Kleid im Gepäck gehabt hatte, da ich von der Arbeit aus zu der Hochzeitsgesellschaft stoßen wollte. Das Kleid hatte mir schon so manche Eroberung beschert, und jetzt hoffte ich, dass auch Caleb empfänglich sein würde für meine … Reize.

Nachdem ich meinen pinkfarbenen Lippenstift aufgefrischt hatte, ging ich zurück zu meinem Arbeitsplatz, um meine Sachen zu holen. Ich nahm das Handy aus der Schreibtischschublade und schrieb meiner Freundin Hollie, um Bescheid zu geben, dass ich etwas später zur Dinnerprobe kommen würde. Hollie war ebenfalls Brautjungfer auf Autumns Hochzeit, und ich dachte mir, dass es vielleicht besser wär, wenn Autumn es von ihr erfuhr. Autumn war ziemlich entspannt, und ich glaubte nicht, dass sie ausrasten würde, nur weil ich mich verspätete, aber immerhin ging es hier um ihre Hochzeit, und ich wollte ihr keinen Stress machen.

Ehrlich gesagt verstand ich sowieso nicht, warum man Hochzeitsabläufe proben musste. Das war ja kein Hexenwerk. Aber wenn das Brautpaar unbedingt zu einem Abendessen am Vortag der Hochzeit einladen wollte, sollte es mir recht sein.

»Alter Falter. Willst du das beim Interview tragen?«, hörte ich Natalie in meinem Rücken fragen.

Ich wandte mich ihr zu. »Findest du es übertrieben?«

»Vielleicht ein wenig.« Sie selbst trug einen schlichten grauen Bleistiftrock und eine weiße Seidenbluse. »Andererseits … Caleb werden die Augen aus dem Kopf fallen, wenn er dich in dem Fummel sieht.«

Ich lächelte zufrieden. »Sollen wir los?«

Sie warf sich das haselnussbraune Haar über die Schulter und trat beiseite. »Ich bin startklar.«

Ich steckte das Telefon zusammen mit einem Notizbuch in den Handtasche und folgte ihr zu den Fahrstühlen. Wir fuhren hinauf aufs Dach, wo sich eine Lounge befand, in der viele unserer Interviews stattfanden. Da sich das Gebäude im Herzen Manhattans befand, sorgte die Kulisse für spektakuläre Fotos. Ich fuhr mir mit den Fingern durch den platinblonden Bob und versuchte, meine Nervosität in den Griff zu bekommen.

»Überlass das Reden weitestgehend mir«, sagte Natalie.

Ich nickte dankbar. »Natürlich.« Ich brachte sowieso kaum ein Wort heraus und wäre kaum in der Lage gewesen, ein vernünftiges Interview zu führen.

»Wendy hat sich wegen deines Backgrounds überreden lassen. Da Caleb in letzter Zeit häufig Schlagzeilen gemacht hat wegen seiner … Ausschweifungen, dachte sie wohl, du könntest dazu beitragen, die Hintergründe für dieses Verhalten aufzudecken.«

»Klar. Gern«, erwiderte ich.

Wendy war unsere Redakteurin und sie konnte knallhart sein. Wenn sie meiner Anwesenheit zugestimmt hatte, dann nur, weil sie dachte, ich könnte Caleb dazu bringen, uns zu verraten, was es mit den Gerüchten auf sich hatte, denen zufolge er drei Frauen gleichzeitig datete. Bisher hatte er sich noch nicht dazu geäußert, und demgemäß war es unsere Aufgabe, das erste Statement zur Sache aus ihm herauszukitzeln.

Ich seufzte. Ich hasste die Vorstellung, meinen Schwarm mit diesem Hintergedanken aufs Glatteis zu führen, aber das war der einzige Grund, weshalb ich dabei sein durfte, und ich würde tun, was getan werden musste. Die Fahrstuhltür glitt auf, und wir betraten die Dachterrasse. Ich war erst wenige Male bei internen Anlässen hier gewesen, und während Natalie ging, um sich mit dem Fotografen zu besprechen, nahm ich auf der strahlendweißen Couch Platz. Mir war rätselhaft, wie es gelang, das Möbelstück in diesem neuwertigen Zustand zu halten, und vermutete, dass die Möbel jeden Tag reingestellt wurden, auch wenn das ein Riesenaufwand war.

Ich nahm das Notizbuch zusammen mit meinem Lieblingskugelschreiber aus der Handtasche und schlug die Beine an den Knöcheln übereinander. Mein Herz schlug so laut, dass ich den Verkehr kaum hören konnte, was mitten in der Stadt schon etwas heißen wollte. Ich blickte starr auf den Hortensienstrauß vor mir auf dem Acrylglastisch. Wenn ich mich genug konzentrierte, konnte ich vielleicht für einen Moment vergessen, dass ich gleich wahrhaftig Caleb Sexy Sinclair kennenlernen würde.

Natalie trat hinter mich. »Seine Assistentin hat gerade geschrieben, dass sie unten in der Lobby sind. Sie werden also jeden Moment hier sein.«

Ich atmete mehrmals tief durch, offenbar lauter als geplant, da Natalie mir beruhigend eine Hand auf die Schulter legte.

»Entspann dich, Britt. Stars sind ganz normale Menschen, die nur zufällig berühmt sind. Die meisten sind super entspannt.«

Ich drehte mich zu ihr herum. »Die meisten?«

»Ja.« Sie schon ihre Schildpattbrille mit dem Finger höher auf die Nase. »Manche sind auch arrogante Kotzbrocken, aber im Allgemeinen wissen sie, dass wir ihrer Karriere förderlich sind, so dass sie sich von ihrer besten Seite zeigen.«

Ein Ping kündigte an, dass der Fahrstuhl eingetroffen war, und ich sprang auf die Füße. Eine unscheinbare Frau, etwa in meinem Alter, kam heraus. Sie trug einen schwarzen Hosenanzug und hatte ihr aschbraunes Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden. Unmittelbar hinter ihr folgte das Objekt meiner Begierde, um das sich fünfundachtzig Prozent meiner Sexphantasien drehten. Bei den anderen fünfzehn Prozent spielte der Typ die Hauptrolle, der mir vor ein paar Monaten den Orgasmus meines Lebens beschert hatte. Leider hasste ich den Kerl inzwischen. Lange Geschichte.

Caleb trug enge schwarze Jeans, die meine Neugier bezüglich ihres Inhalts weckten, und dazu ein eng anliegendes graues T-Shirt, das seine breite Brust und die muskulösen Bizeps betonte, bei deren Anblick ich weiche Knie bekam. Er hatte das Haar zur Stachelfrisur gegelt und trug eine Sonnenbrille, die seine tiefgrünen Augen verbarg. Ich presste die Schenkel zusammen.

Natalie schlenderte auf die beiden zu, als wären sie alte Freunde, und begrüßte sie mit einer Umarmung. Zu behaupten, ich hätte sie in diesem Moment beneidet, wäre die Untertreibung des Jahrhunderts gewesen. Ich zwang mich, einen Fuß vor den anderen zu setzen, und ging zu ihnen hinüber.

Natalie legte mir eine Hand auf die Schulter. »Das ist Britt Hayes. Wir führen das heutige Interview gemeinsam.«

Ich schüttelte seiner Assistentin die Hand. »Freut mich, Sie kennenzulernen.«

»Ich bin Mel, Mr Sinclairs persönliche Assistentin.«

Ich ließ ihre Hand los und hielt meine Rechte nun Caleb entgegen, wobei ich hoffte, dass er nicht merken würde, dass sie zitterte.

Er zog seine Sonnenbrille mit einem Finger ein Stück die Nase herunter und musterte mich unverhohlen. Dann ergriff er meine Hand. »Caleb.«

»Hi«, brachte ich mühsam hervor. Ich spürte, wie ich errötete, und hoffte, dass es nicht allzu offensichtlich war. Er war im echten Leben noch attraktiver als im Fernsehen. Die sorgfältig getrimmten dunklen Bartstoppeln betonten seine hohen Wangenknochen und bildeten einen interessanten Kontrast zu seinen vollen rosigen Lippen.

Er grinste und ließ meine Hand los, musterte mich jedoch weiter über den Rand seiner Brille hinweg.

»Sollen wir?« Natalie deutete mit einer einladenden Geste auf die Sitzlandschaft.

Mel folgte Natalie, während ich nur dastand und Caleb anglotzte wie eine Mondkalb.

»Nach Ihnen«, überließ er mir galant den Vortritt.

Ich machte auf den Absätzen kehrt und versuchte, normal zu gehen. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ein Mann mich das letzte Mal so nervös gemacht hatte. Normalerweise war ich das Selbstbewusstsein in Person, aber bei Caleb hatte ich ein Kribbeln im Bauch wie ein Schulmädchen. Ich warf einen Blick über die Schulter und erwischte ihn dabei, wie er mir auf den Hintern starrte. Ich streckte den Rücken durch und hatte wenige Schritte später die Couch erreicht. Nachdem ich an Natalies Seite Platz genommen hatte, setzte Caleb sich in den Sessel zu meiner Linken.

Buchstäblich aus dem Nichts tauchte eine Kellnerin auf. Ich hatte keinen Schimmer, wo sie hergekommen war, und ließ suchend den Blick über das Dach schweifen, was jedoch ebenfalls keinen Rückschluss darauf zuließ, wo sie so plötzlich hergekommen war.

»Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?« Sie himmelte Caleb mit Rehaugen an. »Die Bar ist gut bestückt.«

Das war mir neu.

»Für mich bitte ein Sprudelwasser.«

Die junge Frau schien von Calebs Bestellung überrascht, und ehrlich gesagt war ich es auch. Caleb war immerhin ein berüchtigter Partylöwe.

Mel, die in dem Sessel rechts von Natalie saß, bat ebenfalls um ein Wasser.

So unvermittelt, wie sie zuvor aufgetaucht war, verschwand die Kellnerin wieder, ohne Natalie oder mich nach unseren Wünschen zu fragen.

Natalie drückte einen Knopf an ihrem Diktiergerät. »Ich unterhalte mich heute mit Caleb Sinclair, der mit seiner Rolle als Blaze Pierce in More than a Memory, einer Soap, von der gerade die einundzwanzigste Staffel gedreht wird, berühmt geworden ist. Caleb, wo sehen Sie selbst Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen Ihnen und der Figur des Blaze?«

»Ich verkörpere Blaze schon seit ich ein Teenager war, man könnte also sagen, wir sind alte Freunde. Blaze war ein sehr rebellischer junger Wilder, während ich keine Zeit hatte für ein solches Leben, da wir sechs Tage die Woche gedreht haben. In gewisser Weise habe ich meine Teenagerjahre durch Blaze erlebt.«

Die Bedienung kam zurück und stellte eine Flasche Pellegrino und zwei Gläser für Caleb und Mel auf den Tisch. Sie schenkte ein und zog sich dann diskret wieder zurück.

Caleb fuhr fort. »Blaze hat einen gewissen Ruf, und ich denke, meine Fans gehen davon aus, dass ich so bin wie er.«

Das war eine Steilvorlage, auf die Natalie sich prompt stürzte.

»Wo wir gerade beim Thema sind. In letzter Zeit wird gemunkelt, dass Sie mehrere Frauen gleichzeitig daten. Möchten Sie sich hierzu äußern?«

»Nein.« Er griff nach seinem Wasser und trank einen Schluck. Seine Körpersprache war entspannt, es machte also nicht den Eindruck, als fühlte er sich von Natalies Frage ihn in irgendeiner Weise aus der Ruhe gebracht.

»Die Schauspielerinnen Ellie May und Alicia Shore sowie das Model Remy Moreau wurden in den letzten Wochen mit Ihnen zusammen abgelichtet, und die Bilder lassen auf eine intime Beziehung zwischen Ihnen und den drei Frauen schließen«, mischte ich mich ein, ohne nachzudenken.

Er stellte sein Glas zurück auf den Tisch. »Eine intime Beziehung … das erscheint mir doch etwas übertrieben, Mrs Hayes.«

»Miss Hayes, aber nennen Sie mich doch bitte Britt.«

Caleb nahm lächelnd seine Sonnenbrille ab und hängte sie sich vorn in den Kragen seines T-Shirts. »Wie gesagt, Britt, ich würde in diesem Zusammenhang nicht von intimen Beziehungen sprechen wollen.«

Meinen Namen aus seinem Mund zu hören, verursachte mir Gänsehaut. »Nun gut. Aber sehen Sie, Caleb, mein Job hier bei Contemporary besteht darin, Beziehungen zu analysieren. Intimität in einer Beziehung lässt darauf schließen, dass zwischen den beiden Personen eine tiefergehende Verbindung besteht.«

Er schlug das linke Bein über das rechte, so dass der Knöchel auf dem Knie ruhte. »Ist das so?«

Ich entsperrte mein Handy und zeigte ihm die Bilder von ihm und den besagten Frauen, die seit ein paar Wochen im Internet kursierten. Ich hatte sie vor dem Interview extra heruntergeladen. Zuerst öffnete ich das Foto von Caleb und Ellie, dann drehte ich mich zur Seite, so dass ich die gleiche Ausrichtung hatte wie er und wir uns das Bild gemeinsam ansehen konnten.

»Nehmen wir beispielsweise diesen Schnappschuss von Ihnen und Ellie. Sie sind am Strand in Miami, zumindest laut dem Paparazzi, der das Bild geschossen hat, und die Aufnahme lässt zwei Schlüsse zu. Erstens: Sie beide stehen sich so nah, dass Sie gemeinsam verreist sind, oder Sie waren zur selben Zeit in derselben Stadt und haben spontan beschlossen, Zeit miteinander zu verbringen. Zweitens: Sie hat Sie beim Strandspaziergang untergehakt. Das ist eine intime Geste. Sie haben die Annäherung gestattet. Hinzukommt, dass sie einen Bikini trägt und sie eine Badehose, sie befinden sich also beide in einer verwundbaren Situation. Trotzdem scheint eine emotionale Nähe zu bestehen, die diesen körperlichen Kontakt zulässt.«

Als ich aufblickte, sah ich, dass er die Lippen geschürzt hatte, aber er sagte nichts, so dass ich Natalie einen fragenden Blick zuwarf. Als sie ebenfalls schwieg, fuhr ich fort. Ich wischte weiter zu dem Foto von Caleb und Alicia. »Dieses Bild wurde durch das Fenster eines Restaurants geschossen. Sie sitzen an einem Vierertisch, und doch sitzen Sie und Alicia nebeneinander, anstatt einander gegenüber. Auch das spricht für Nähe. Sie fühlen sich in der Gegenwart des anderen so wohl, dass Sie auch körperliche Nähe zulassen. Sie hat die Beine Ihnen zugewandt übereinandergeschlagen. Das spricht für Aufmerksamkeit sowie ebenfalls für meine Theorie, dass sie beide einander nahestehen. Am verräterischsten aber ist, dass Sie von ihrem Teller essen. Von einem Teller zu essen ist ein starker Indikator für Intimität.«

»Ach ja?« Beim heiseren Klang seiner Stimme spielten meine Hormone verrückt.

Ich vermied es, ihn anzusehen, und wischte stattdessen zum letzten Foto, das ihn und Remy zeigte. »Das hier ist das wohl intimste der drei Bilder.« Sie saßen im Central Park auf einem Felsen. Caleb hockte auf dem Rand und Remy im Schneidersitz an seiner Seite, aber ihm zugewandt. »Ihre Gesichter sprechen eine eindeutige Sprache. Sie himmelt Sie an, und Sie sitzen da so entspannt wie daheim auf ihrer Couch. Ich kann keinerlei Anspannung auf Ihrem Gesicht oder an Ihrer Körperhaltung erkennen, und sie haben die Augen geschlossen, befinden sich also in einer verwundbaren Position. Das Zulassen dieser Verwundbarkeit ist Intimität in ihrer reinsten Form.«

Caleb stellte die Füße wieder nebeneinander und nahm mir das Telefon aus der Hand. Ich beobachtete, wie er das letzte Foto betrachtete. Der Hauch eines Lächelns umspielte seine Lippen, als er es mir zurückgab. »Was genau machen Sie hier, Britt?«

»Ich bin Autorin.« Ich legte das Handy neben mich auf die Couch und drehte mich wieder zur Seite, so dass wir einander zugewandt waren.

»Und das macht Sie zur Expertin in Sachen Intimität?«

Ich verschränkte die Hände im Schoß. »Ich schreibe primär über Sex und Dating.«

Er nickte langsam. »Sie haben eine gute Beobachtungsgabe. Es stimmt, ich habe eine intime Beziehung zu jeder dieser drei Frauen.«

Ich konnte Natalies Aufregung spüren, als sie ganz an den Rand des Sofapolsters rutschte.

Ich konnte selbst kaum glauben, dass ich Caleb nicht nur dazu gebracht hatte, sich – zum ersten Mal öffentlich – zu den Fotos zu äußern, sondern er hatte darüber hinaus die Gerüchte bestätigt. »Dann daten Sie alle drei Frauen?«, hakte ich noch einmal nach, um ein perfektes Zitat für Contemporary zu bekommen.

Er lehnte sich in seinem Sessel zurück, die Ellbogen auf den Armlehnen ruhend. »Von Dating habe ich nichts gesagt. Würden Sie mir zustimmen, dass Intimität und daten keine Synonyme sind?«

Ich saugte die Wangen ein. Touché. »Das ist richtig.«

Er beugte sich über die Armlehne zu mir herüber und legte mir eine Hand auf den Oberschenkel.

Ich war wie elektrisiert. Caleb Sexy Sinclairs Hand lag auf meinem Schenkel! Der Teenager in mir kreischte hysterisch.

Mit blitzenden grünen Augen sagte er leise: »Wenn jemand jetzt ein Foto von uns schießen würde, würden Sie diese Geste dann als intim interpretieren?«

Ich versuchte mit aller Macht meinen Puls wieder in den Griff zu bekommen. »Nein, das würde ich nicht.«

Seine Augen verengten sich. »Nicht? Aber laut Ihrer Definition haben Sie körperliche Nähe zugelassen und somit Intimität, oder?«

»Diese Momentaufnahme würde eine einseitige Annäherung zeigen. Intimität bedingt aber eine beidseitige Annäherung.« Ich weiß nicht, woher ich den Mut nahm, das zu tun, was als Nächstes geschah, aber ich würde es niemals vergessen. Ich legte die Finger um seine Hand und hob sie an, während ich dichter an ihn heranrückte. Gleichzeitig schlug ich das rechte Bein über das linke, was unseren Kontaktkreis schloss, und lehnte mich so weit zu ihm hin, wie es die Lehnen zwischen uns zuließen.

Dann legte ich seine Hand wieder auf meinen Oberschenkel, jedoch nicht wie zuvor auf mein Kleid, sondern auf den Streifen nackter Haut oberhalb des Knies, wobei ich meine Hand auf seiner liegen ließ. Dann lächelte ich und sagte leise: »Jetzt würde das Foto als intim wahrgenommen.«

Er drückte mein Bein und entgegnete ebenso leise: »Guter Konter.« Dann zog er seine Hand unter meiner hervor und lehnte sich wieder zurück. »Ellie und ich kennen uns seit Jahren. Sie hat in vier Staffeln More than a Memory mitgespielt. Sie war damals vierzehn und ich neunzehn. Es war ihre erste größere Rolle, und ich habe sie unter meine Fittiche genommen. Wir haben in den Drehpausen zusammen in meinem Wohnwagen gesessen und unseren Text geübt. Ellie hat mir Backgammon beigebracht, und ich habe ihr am Set bei den Hausaufgaben geholfen, da sie damals noch Schülerin war. Sie ist für mich so etwas wie eine kleine Schwester.« Er verschränkte die Arme. »Das Foto wurde in Miami geschossen, wo wir Urlaub gemacht haben, nachdem ihr bescheuerter Freund mit ihr Schluss gemacht hat. Sie musste für eine Weile weg aus New York, und ich habe ihr gerne Gesellschaft geleistet. Sonst hätte ich Austin Lakes womöglich windelweich geprügelt.«

Austin war ein aufstrebender Nachwuchsschauspieler, der ein halbes Jahr mit Ellie liiert gewesen war, bis ihre Trennung im vergangenen Monat viral gegangen war.

Ich musste lächeln. Ich erinnerte mich, dass Ellie und Caleb zusammen in meiner Lieblingssoap gespielt hatten, hatte aber nicht gewusst, dass sie immer noch befreundet waren. Es war süß, dass er sie als seine kleine Schwester bezeichnete. Tatsächlich hätte ich gerne einen großen Bruder gehabt. Nicht, dass ich meine Schwester nicht von Herzen liebte, und ich hatte es ihr zu verdanken, dass ich meine Kindheit halbwegs heil überstanden hatte, aber ein großer Bruder, der einen beschützte, war schon etwas Besonderes.

Caleb schenkte sich nach. »Was Alicia betrifft, werden Sie sich vielleicht erinnern, dass sie und ich vor ein paar Jahren kurz ein Paar waren, aber wir haben damals schnell erkannt, dass wir als Freunde besser harmonieren. Das Foto von uns beiden in dem Restaurant ist nur eine Momentaufnahme der Freundschaft, die sich über die Jahre zwischen uns entwickelt hat.« Er trank einen Schluck und behielt das Wasserglas dann in der Hand, die auf seinen Knien ruhte.

»Okay, Sie sind also mit Alicia und Ellie befreundet, aber was ist mit Remy?«

Er beugte sich wieder zu mir herüber. »Fragen Sie mich das als Journalistin oder Britt Hayes?«

»Das ist ein und dasselbe.«

Er schüttelte den Kopf. »Nein, ist es nicht.«

Sein eindringlicher Blick machte mich nervös, und ich räusperte mich. »Und was ist jetzt mit Remy?«

Caleb seufzte. »Remy und ich haben uns im vergangenen Herbst während der Fashion Week in New York kennengelernt. Wir sind befreundet, und mehr gibt es dazu nicht zu sagen.«

»Verzeihung, aber es fällt mir schwer, zu glauben, dass ein heterosexueller Mann mit einer Frau wie Remy Moreau nur befreundet sein kann.« Remy war unbestritten eine der schönsten Frauen auf dem Planeten.

Er fuhr sich mit den Händen über das stoppelige Kinn. »Sie ist nicht mein Typ.«

»Sie ist jedermanns Typ«, widersprach ich. »Himmel, ich stehe definitiv auf Männer, aber bei Remy würde vermutlich sogar ich schwach werden.«

Caleb lachte. »Ich bestreite ja gar nicht, dass sie wunderschön ist. Ich stehe nur nicht auf sie.«

Ich verschränkte die Arme vor der Brust. »Was ist dann Ihr Frauentyp?«

Hierauf scannte er mich mit seinen grünen Augen, und es kostete mich alle Willenskraft, unter seinem Blick ruhig sitzen zu bleiben. »Aufmüpfige blonde Journalistinnen mit bemerkenswerter Beobachtungsgabe.«

Brennende Röte stieg mir ins Gesicht, und ich wusste, dass es diesmal alle sehen konnten. Himmel, in meiner Jugend war mein Zimmer mit Postern dieses Mannes tapeziert gewesen, und jetzt saßen wir hier beisammen und er flirtete mit mir! Mit mir! Ich fürchtete, jeden Moment in Ohnmacht zu fallen.

Natalie übernahm wieder die Gesprächsführung, und als das Interview vorbei war, wartete ich etwas abseits, während der Fotograf Caleb ablichtete, wie er vor der Wolkenkratzer-Kulisse versonnen in die Ferne blickte und dabei zum Dahinschmelzen sexy aussah.

Natalie kam zu mir herüber und stellte sich neben mich. »Ich bin beeindruckt.«

»Ich auch. Vor der Kamera ist er wirklich ein Vollprofi.«

Sie lachte. »Nicht von ihm – von dir. Unzählige Reporter haben ihn zu diesen Fotos befragt, aber du warst die Erste, die ihn dazu gebracht hat, sich dazu zu äußern.« Sie schnippte mit den Fingern. »Einfach so. Ich glaube, du bist zu gut für deinen jetzigen Job. Du solltest öfter Interviews führen.«

Ich behielt tunlichst für mich, dass ich während des Interviews nicht wirklich gewusst hatte, was ich tat, aber ich freute mich trotzdem über das Kompliment. »Danke.«

»Ich meine es ernst. Ich werde mit Wendy sprechen. Du bist ein Naturtalent.«

Ich hatte noch nie darüber nachgedacht, das Fach zu wechseln. Mein Ziel war es, eines Tages Redakteurin zu werden, aber da dieser Traum noch in weiter Ferne lag, lohnte es sich, über ihre Worte nachzudenken.

Ehe ich dazu kam, ihr zu antworten, rief der Fotograf nach ihr, und sie ging. Ich hatte noch nie daran gedacht, ins Unterhaltungsfach zu wechseln, musste aber zugeben, dass das Interview mit Caleb mir Spaß gemacht hatte, wobei sicher eine Rolle gespielt hatte, dass es eben mein Jugendschwarm Caleb Sinclair gewesen war. Trotzdem konnte ich mir gut vorstellen, dass ich Freude daran haben würde, auch andere Promis zu interviewen. Zwar fand ich durchaus Gefallen daran Artikel zu schreiben wie »Der ultimative Blow-Job« oder »Wie man ihn dazu bringt, nach rechts zu wischen«, aber auf die Dauer wurde es doch etwas eintönig. Das Letzte, wonach mir der Sinn stand, war eine Beziehung, und doch verbrachte ich einen Drittel meines Tages damit, Beziehungen zu analysieren. Das war schon ein Widerspruch.

Ich war so in Gedanken vertieft, dass ich gar nicht bemerkte, wie Caleb zu mir herüberkam.

Er fuhr mit der Rückseite eines Fingers über einen Träger meines Kleides. »Brezeln Sie sich für Interviews immer so auf?«

»Nein, nur für Sie.«

Er brauchte nicht zu wissen, dass er der erste Promi gewesen war, den ich interviewt hatte. Er grinste. »Haben Sie heute Abend schon etwas vor?«

Wollte Caleb Sinclair etwa mit mir ausgehen? Mit mir?! Warum in drei Teufels Namen musste dieses Interview ausgerechnet mit Autumns Hochzeit zusammenfallen?

»Wenn wir hier fertig sind, fahre ich rauf nach Hunter Mountain. Meine beste Freundin heiratet am Wochenende, und ich komme schon zu spät zur Probe.«

Er stand so nah bei mir, dass ich den herben Duft seines teuren Rasierwassers riechen konnte. Ich holte tief Luft.

»Ich mag die Berge.« Er nahm das Handy aus der Gesäßtasche seiner Jeans, tippte darauf herum und reichte es mir dann.

Ich nahm es und sah, dass er die Kontakte geöffnet hatte, genauer die Seite zum Hinzufügen eines Kontakts. »Ist das Ihre Art, mich um meine Nummer zu bitten?«

Er nickte.

Der Teenager in mir jubilierte, während ich meinen Namen und meine Nummer eintippte.

Er nahm das Telefon wieder an sich, tippte auf »Anrufen«.

Mein Handy vibrierte in meiner Handtasche. »Sind das Sie?«

Er zuckte die Achseln. »Könnte sein.«

Ich nahm das Handy und nahm den Anruf von einer unbekannten Nummer entgegen. »Hallo?«

»Jetzt haben Sie auch meine Nummer«, sagte er.

Ich legte auf und starrte ihn perplex an.

Caleb beugte sich herab und küsste mich auf die Wange. »Viel Spaß am Wochenende. Rufen Sie mich an, wenn Sie sich einsam fühlen.« Er zwinkerte mir zu und wandte sich ab.

Ich blickte ihm nach, als er mit Mel den Fahrstuhl betrat und er mit noch einmal zulächelte, bevor die Türen sich schlossen. Dann war er fort, und es kam mir vor, als hätte ich das alles nur geträumt.

Was um alles in der Welt war da gerade passiert?

Jace

Ich zog den Flachmann aus der Tasche und trank einen Schluck von dem fünfzehn Jahre alten Bourbon, den ich hineingefüllt hatte, bevor ich mein Hotelzimmer verlassen hatte. Dann lehnte ich mich neben dem gemauerten Kamin in der Lobby des Skihotels auf dem Hunter Mountain an die Wand und wartete auf die anderen Groomsmen oder Trauzeugen. Wir waren in demselben Hotel abgestiegen wie im vergangenen Jahr, als Dylan Autumn den Antrag gemacht hatte. Offen gestanden wollte mir nicht einleuchten, warum man Hochzeiten proben musste. Man ging den Mittelgang der Kirche hinunter, tauschte die Ringe aus, sagte »Ich will«, küsste sich und verließ dann die Kirche auf demselben Weg wieder. Aber ich beklagte mich nicht, weil mein bester Freund versprochen hatte, dass es im Anschluss ein üppiges Abendessen geben würde, und eine kostenlose Mahlzeit hatte ich mir noch nie entgehen lassen.

Ich schraubte den Verschluss wieder auf die Flasche, die ich, wie die anderen Jungs, von Dylan als Teil der Feierlichkeiten geschenkt bekommen hatte, und steckte den Flachmann zurück in die Gesäßtasche meiner dunkelgrauen Anzughose. Ein lautes Ping verkündete das Eintreffen des Fahrstuhls, und als die Türen aufglitten, trat Ryan, Dylans jüngster Bruder, mit seiner Freundin Zoe heraus. Noch unglaublicher als der Umstand, dass mein bester Freund heiratete, war, dass Ryan Hogan eine feste Freundin hatte. Und dass sie zur Hochzeit eingeladen war, war der beste Beweis dafür, wie ernst es zwischen den beiden war. Ryan und ich waren schon so manches Mal heftigst feiern gewesen. Als wäre es nicht genug, dass Jesse sich hatte an die Kette legen lassen. Zu sehen, dass Ryan nun als Nächster den Hafen der Ehe ansteuerte, konnte einmal wirklich die Laune verderben. Ich hob die Hand und winkte ihnen zu, als sie Hand in Hand aus der Kabine traten. Ryan nickte, und die beiden kamen auf mich zu.

»Hey.« Ryan begrüßte mich mit einer Ghettofaust.

»Was geht?«, sagte ich zu ihm und umarmte Zoe zur Begrüßung. Sie sah hübsch aus in ihrem lavendelfarbenen Cocktailkleid zu den langen blonden Haaren, die sie heute offen trug. »Gut schaust du aus.«

»Danke, Jace.«

»Wo sind denn die anderen?«, fragte Ryan und sah sich suchend um.

Ich zuckte die Achseln. »Keine Ahnung.«

Er warf einen Blick auf die Uhr. »Ich schätze, wir sind einfach etwas früh dran.«

Zoe ließ Ryans Hand los. »Ich rufe nur schnell Lauren an, um zu hören, ob sie noch bei mir ist.«

»Bei dir?« Er zog fragend eine Braue hoch.

Zoe lachte. »Ich meine, ob sie zu Hause ist. Ich vergesse immer noch, dass wir ja jetzt zusammenwohnen und es auch ihre Wohnung ist.«

Ryan küsste sie auf den Scheitel. »Klingt gut, Babe.«

Zoe entfernte sich ein Stück von uns, um zu telefonieren.

»Ist Lauren eine der Brautjungfern?«

Ryan schüttelte den Kopf. »Nein. Sie ist Zoes Schwester. Sie ist in Zoes alte Wohnung gezogen, als Zoe zu mir gezogen ist. Lauren kommt zur Hochzeit, musste aber heute arbeiten, darum haben wir ihr Zoes Wagen dagelassen, damit sie nach Feierabend herfahren kann.«

Ich merkte auf. Ich hatte Dylan versprochen, die Brautjungfern in Ruhe zu lassen, aber von den Gästen war nicht die Rede gewesen. »Aha. Und? Wie sieht sie aus?«

Ryan runzelte die Stirn. »Wenn du sie anrührst, bringe ich dich eigenhändig um.«

Ich hob beschwichtigend beide Hände. »Warum geht man als Junggeselle auf eine Hochzeit, wenn man nicht einmal versuchen darf, bei der Gelegenheit auf seine Kosten zu kommen? Warum zwingt ihr Hogans mich ständig zur Enthaltsamkeit?«

»Weil wir dich kennen und nicht möchten, dass du Frauen anfasst, die wir gernhaben.«

Ich legte mir in gespielter Empörung die Hand auf die Brust. »Das trifft mich mitten ins Herz, Bro. Das schmerzt.«

Wieder ertönte das Fahrstuhlsignal, und diesmal betraten Jesse, Lana und Declan das Foyer. Sie entdeckten uns sofort und gesellten sich zu uns.

»Declan, altes Haus.« Auch wir begrüßten einander mit der Ghettofaust.

»Alles gut, Jace?«, entgegnete er.

»Hast du auch Baggerverbot am Wochenende?«

Er lachte. »Verbote machen es doch erst richtig interessant. Ich bitte lieber um Verzeihung als um Erlaubnis.«

Lana boxte ihren Bruder in den Arm. »Haltet euch bitte von den Brautjungfern fern, Jungs. Ich habe sie das ganze Wochenende um mich, und ich will mir nicht beim Brunch am Sonntag anhören, wie sie sich darüber beklagen, dass ihr sie flachgelegt habt, um sie hinterher links liegen zu lassen.«

Declan machte mit dem Daumen ein Kreuz über dem Herzen. »Keine Brautjungfern, Ehrenwort.«

»Ich habe gehört, dass Zoes Schwester unter den Gästen ist und nicht zu den Brautjungfern gehört«, bemerkte ich, um Ryan zu ärgern.

»Im Ernst?«, fragte Declan überrascht.

Ryan ballte die Hände zu Fäusten und warf Declan einen finsteren Blick zu. »Es ist mir egal, dass du MMA praktizierst, Bro. Wenn du sie anrührst, mache ich dich fertig.«

»Meinen Segen hast du«, sagte Lana.

Ich schüttelte den Kopf. »Aber Hochzeiten sind doch prädestiniert für One-Night-Stands.«

Zoe kam zurück und umarmte alle zur Begrüßung, bevor sie wieder Ryan unterhakte.

Der Fahrstuhl öffnete sich, und Frauengelächter veranlasste mich, den Kopf zu drehen. Vier aufgebrezelte Frauen betraten die Hotelhalle.

Lana winkte ihnen, und zwei von ihnen kamen herüber, während die anderen beiden herüberriefen, dass sie in die Bar gingen. Ich warf noch einen Blick auf die Uhr und überlegte, ob vor der Probe noch Zeit war für einen Abstecher an die Bar.

Lana und Zoe umarmten die jungen Frauen, und Lana stellte sie uns vor. »Jungs, das sind Hollie und Joelle. Sie sind ebenfalls Brautjungfern.«

»Ich glaube, wir sind uns vergangenes Jahr schon begegnet, auf der Geburtstagsfeier von Autumns Freundin.«

Die Blondine, die Lana als Hollie vorgestellt hatte, nickte. »Richtig. Schön, dich wiederzusehen.«

»Eine Frage«, sagte ich. »Ihr beide seid Brautjungfern, aber die beiden, die vorhin mit euch den Fahrstuhl verlassen haben, nicht, richtig?«

Die zweite Frau, deren Haut tief gebräunt war, Joelle, wie ich vermutete, antwortete. »Tia und Michelle? Nein, das sind Freundinnen von Autumn, aber sie sind keine Brautjungfern.«

Ich grinste breit.

»Ebenfalls tabu«, bemerkte Jesse, noch bevor ich ein Wort sagen konnte.

»Warum das denn?«

Er grinste. »Weil Dylan dich killen würde.«

Wie aufs Stichwort tauchte Dylan hinter mir auf. »Warum muss ich dich jetzt schon wieder killen?«

Ich fuhr herum. »Nichts. Gar nichts.« Leider, da meine Chancen, an diesem Wochenende zum Schuss zu kommen, denkbar schlecht standen.

Die Frauen scharten sich um Autumn, die zusammen mit Dylan erschienen war. Sie umarmten sich und alle überschütteten sie mit Komplimenten über ihr Aussehen. Sie sah tatsächlich umwerfend aus. Das lange braune Haar fiel ihr in weichen Locken über die Schultern, und sie steckte in einem hautengen weißen Cocktailkleid, das ihre makellose Figur betonte. Mein bester Freund war ein Glückspilz. Er und Autumn waren ein Paradebeispiel für ein glückliches Paar. Ich hoffte, dass ich eines Tages auch mein Glück finden würde, hatte es aber nicht eilig. Noch genoss ich es viel zu sehr, jung und frei zu sein. Ich war gerade dreißig geworden, und meine Mutter lag mir in den Ohren, endlich zu heiraten und eine Familie zu gründen, aber ich gab mir noch mindestens zwei Jahre, bevor ich das Thema ernsthaft in Erwägung zog.

»Komm her, meine Hübsche.« Ich breitete die Arme aus, und Autumn ließ sich lächelnd von mir umarmen. »Und du bist wirklich bereit, dich vom Singledasein zu verabschieden?«

»Und ob.« Sie glühte förmlich vor Glück. Als sie zurücktrat, legte Dylan ihr den Arm um die Schultern.

Kyle, Dylans älterer Bruder, kam durch das Foyer auf uns zu. »Es ist alles bereit, Leute«, sagte er und winkte unserer Gruppe.

Kyle war der Organisierteste von allen, und so hatte Dylan ihn beauftragt, sich mit der Hochzeitsplanerin abzustimmen. Und auch wenn Autumn und Dylan offiziell erklärt hatten, auf einen Best Man unter uns Groomsmen zu verzichten, weil sie sich nicht entscheiden konnten, würde ich sagen, dass Kyle diese Rolle inoffiziell übernommen hatte. Für mich war das völlig in Ordnung.

Autumn schaute sich suchend um, während wir die Halle durchquerten und hinaus auf die Terrasse gingen, wo die Zeremonie stattfinden sollte. »Moment, wo ist …?«

»Keine Bange, sie kommt noch.« Hollie legte Autumn beruhigend eine Hand auf die Schulter. »Sie ist nicht pünktlich von der Arbeit weggekommen. Ein Interview mit dem Typen aus der Seifenoper, von dem sie in letzter Zeit geradezu besessen ist.« Hollie nahm das Handy aus der Handtasche. »Sie müsste jeden Moment hier sein.«

»Okay.« Autumn wandte sich mir zu. »Du gehst an der Seite meiner besten Freundin den Mittelgang hinunter. Kannst du das, falls sie es nicht rechtzeitig schaffen sollte, später mit ihr üben?«

Ich nickte und verkniff es mir, die Augen zu verdrehen. Was musste man daran, einen Mittelgang entlangzugehen, üben? »Na klar.«

Kaum dass wir draußen waren, stellte die Hochzeitsplanerin uns in einer Reihe auf. Sie war sexy, und ich fragte mich, ob sie auch auf der Liste der Frauen stand, die an diesem Wochenende für mich tabu waren. Sie wirkte allerdings ein wenig spießig in ihrem schwarzen Bleistiftrock und der weißen, bis zum Hals zugeknöpften Seidenbluse. Zudem verriet ihre Art zu sprechen, dass sie vermutlich aus einer wohlhabenden Familie stammte. Nice.

Wir schritten den Mittelgang hinunter, ich als einziger ohne Begleitung. Als ich zwischen Ryan und Declan seitlich neben dem Altar stand, fragte ich mich, wie Autumns beste Freundin aussehen mochte. Wobei, sprach man überhaupt von einem Altar, wenn die Trauung nicht in einer Kirche stattfand? Meine Mutter würde mich kastrieren, wenn ich nicht kirchlich heiratete, wie sich das ihrer Meinung nach gehörte.

Der Zeremonienmeister redete auf uns ein, aber ich hörte nur mit halbem Ohr zu, und etwas zehn Minuten später gingen wir den Gang wieder zurück. Wie nicht anders zu erwarten gewesen war, war das ganze Theater überflüssig gewesen. Ich musste nicht mehr tun, als den Gang hinuntergehen und dann während der Zeremonie seitlich neben dem Altar stehen. Wenigstens gab es bald etwas zu essen.

Wir gingen alle nach oben in einen Bankettsaal, in dem das Probeessen stattfand. Da die Hochzeit an einem weiter entfernten Ort stattfand, waren zahlreiche Hochzeitsgäste bereits angereist und somit ebenfalls eingeladen, so dass einiges los war. Ich entdeckte sofort das Vorspeisenbuffet und nahm mir ein paar Austern. Dann entdeckte ich an einem Stehtisch die beiden Frauen, die vorhin aus dem Fahrstuhl gestiegen waren, Tia und Michelle, wenn ich mich recht erinnerte. Ich dachte mir, dass ich mich wenigstens vorstellen konnte, da ja immerhin ihre Freundin meinen Freund heiratete. Reine Höflichkeit natürlich, mehr nicht.

Ich ging an die Bar, holte mir einen Whisky Cola und steuerte dann den Stehtisch der beiden Frauen an. »Hallo Ladys. Wir wurden uns noch nicht vorgestellt. Ich bin Jace. Dylan ist mein bester Freund.«

»Hey, ich bin Tia.« Sie reichte mir ihre Hand, und als ich sie ergriff, entging mir nicht, wie weich ihre dunkle Haut war.

Ich wandte mich der kleineren Brünetten zu und reichte ihr die Hand.

»Michelle.« Während sie mir die Hand schüttelte, musterte sie mich von Kopf bis Fuß.

So ist es richtig, Baby. Schau nur genau hin. Ich schenkte mir mein Schlafzimmer-Lächeln, das mir eine Erfolgsquote von achtundneunzig Prozent bei Frauen bescherte, und sie errötete prompt.

Bevor ich noch ein Wort sagen konnte, tippte mir jemand auf die Schulter, und als ich den Kopf drehte, stand Autumn neben mir, eine Sexbombe mit platinblondem Haar an ihrer Seite. Ich lächelte, und im nächsten Moment klappte meine Kinnlade herunter, als ich den kleinen Diamantstecker an ihrem Nasenflügel sah. Mir rutschte das Herz in die Hose. Sie trug das Haar anders, aber das Gesicht hätte ich überall und jederzeit wiedererkannt.

»Jace, das ist Britt, meine beste Freundin.«

Britt. Und auch diesen Namen würde ich niemals vergessen, oder genauer, nicht noch einmal. Das letzte Mal hatte das nämlich katastrophale Folgen gehabt.

Ihre glitzernden Augen schossen Dolche ab, als sie mich erkannte. Ich schwöre, dass ich fühlen konnte, wie sie mich durchbohrten. Ich schluckte. Hart.

Britts Kiefermuskeln spannten sich, und ihre Nasenflügel blähten sich. Offensichtlich hatte sie mich ebenso wenig vergessen, wie ich sie. Verflucht. Das würde ein verdammt langes Wochenende werden.

Britt

Ich litt offenbar an Halluzinationen. Ich konnte nicht fassen, dass der zukünftige Mann meiner besten Freundin wahrhaftig mit diesem Vollhonk befreundet war. Allerdings waren das akkurat frisierte kastanienbraune Haar und die dunklen Augen mit dem Schlafzimmerblick unverwechselbar. Genau dieser Blick hatte uns schon einmal in Schwierigkeiten gebracht, und ich würde seinen Namen nie vergessen. Wenn Blicke töten könnten, wäre Jace auf der Stelle tot umgefallen. Autumn hatte mir das Versprechen abgenommen, nicht mit einem der Hochzeitsgäste ins Bett zu gehen, weshalb ich ihr nicht sagen wollte, dass ich dieses Versprechen, ohne es zu ahnen, bereits vor Monaten gebrochen hatte.

Ich biss die Zähne zusammen und zwang mich zu einem Lächeln. »Schön, dich wiederzusehen, Jace.«

Der schockierte Ausdruck auf seinem Gesicht hätte uns um ein Haar verraten, aber er fasste sich wieder und spielte das Spiel mit. »Ja, finde ich auch.«

Ich hakte ihn unter. »Autumn hat erzählt, dass sie dich mir zur Probe zugeteilt hat, damit wir nochmal üben, was ich verpasst habe. Also lass uns gehen.« Ich führte ihn von der Gruppe fort und ins Foyer, wo uns niemand hören konnte. Während wir uns durch die Menschenmenge schlängelten, bemühte ich mich, einen möglichst gelassenen Eindruck zu machen.

»Hör zu, wir kennen uns nicht. Wir werden im Beisein anderer höflich miteinander umgehen, aber vergiss nie, dass ich dich hasse«, fauchte ich, kaum dass wir in der Lobby waren. Als mir bewusst wurde, dass ich ihn noch untergehakt hatte, ließ ich seinen Arm los, als hätte ich mich verbrannt. »Solltest du irgendetwas tun, das Autumn die Hochzeit verdirbt, trete ich dir so fest in den Arsch, dass sie meinen Schuh hinterher chirurgisch entfernen müssen. War das deutlich genug?«

»Ja, Ma’am«, entgegnete er, wobei er zu meinem Ärger nicht im Geringsten beeindruckt klang. »Dylan und Autumn brauchen ja nicht zu wissen, dass wir Sex hatten.«

Ich schnaubte. »Erinnere mich nicht daran.« Ich musste innerlich lachen über den Zufall, der mir am selben Tag eine Begegnung mit den beiden Männern beschert hatte, die mein erotisches Kopfkino beherrschten. Ich mochte Jace ja hassen, aber die Tatsache, dass er mir den phantastischsten Höhepunkt meines ganzen Lebens beschert hatte, ließ sich nicht wegleugnen. Wenigstens waren wir uns darin einig, unser kleines Geheimnis für uns zu behalten.

»Jetzt tu mal nicht so.« Er beugte sich vor. »Es hat dir gefallen.«

Meine Augen feuerten Blitze auf ihn ab. »Gefallen? Du hast mich beim Sex mit einem falschen Namen angesprochen!« Unwillkürlich ballte ich bei der Erinnerung beide Hände zu Fäusten.

Der Idiot grinste nur und fuhr sich mit der Hand über das Kinn. »Ach komm schon, Britt. Für diesen Fauxpas habe ich mich doch bereits entschuldigt. Ich dachte, das wäre erledigt.«

Ich machte einen Schritt auf ihn zu, und er wich vor mir zurück, bis er mit dem Rücken gegen die Wand stieß. »Das dachte ich auch, aber das war offensichtlich ein Fehler, da du mich bei unserem geplanten Versöhnungsdate versetzt hast.«

»Ich habe dir doch erklärt, dass ich auf der Arbeit aufgehalten wurde und …«

»Ich will es nicht hören. Verarschst du mich einmal, bist du der Idiot, verarschst du mich zweimal, bin ich es. Und ich mag es ganz und gar nicht, verarscht zu werden.« Mir kam ein Gedanke, und ich musterte ihn aus zusammengekniffenen Augen. Ich knirschte mit den Zähnen und fühlte, wie meine Ohren heiß wurden. »Hast du es gewusst?«

»Was?«

»Dass ich komme? Dass ich Autumns beste Freundin bin?«

Er hob abwehrend die Hände. »Scheiße, nein. Ich war ebenso geschockt wie du, als ich dich gesehen habe.«

Ich musterte ihn, unschlüssig, ob ich ihm glauben sollte. Im nächsten Moment wurde ich wütend, weil ich ihn um seine perfekte Bräune beneidete. Ich stach ihm einen Finger in die Brust. »Autumn weiß, was du getan hast, weiß aber nicht, dass du das bist, wir werden dieses Theater also durchziehen, damit sie nicht merkt, dass etwas im Busch ist. Ich möchte ihr nicht das Wochenende verderben, dadurch, dass ich ihr erzähle, dass der beste Freund ihres frischgebackenen Ehemanns ein Salaud ist.«

Sein Gesicht zuckte. «Ein was?«

»Ein Salaud.«

»Ist das Französisch?«

Ich nickte. Es bedeutete so viel wie Scheißkerl. Ich sprach kein Französisch, kannte aber ein paar Wörter und Redewendungen, die ich ab und an benutzte, weil sie auf Französisch besser klangen als auf Englisch. Ich hatte diese Eigenart von der Heldin eines Romans abgeguckt, den ich als Teenager gelesen hatte.

»Du sprichst Französisch?«

»Ein bisschen.«

Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Möchte ich wissen, was Salaud bedeutet?«

»Das kannst du dir ja denken.«

Im nächsten Moment grinste er, und ich hätte ihn am liebsten geohrfeigt. Er atmete tief ein. »Du riechst gut.«

Mit einem Knurrlaut trat ich einen Schritt zurück, als mir bewusst wurde, dass ich viel zu dicht vor ihm stand. »Du bist unausstehlich.«

»Ist das nicht schön? Unsere jeweils besten Freunde heiraten. Das heißt, wir sind so was wie eine große Familie.«

Ich zuckte innerlich zusammen. »Ich werde mit Autumn ein ernstes Wort über die mangelnde Menschenkenntnis ihrer besseren Hälfte wechseln müssen.«

Er lachte leise, was mich nur noch wütender machte. »Ich fand Autumn immer cool, aber jetzt, da ich weiß, dass du ihre beste Freundin bist, sollte ich Dylan wohl besser warnen, für den Fall, dass etwas von deiner bekloppten Art auf sie abgefärbt ist.«

Ich schäumte vor Wut. Jace ging mir auf die denkbar schlimmste Art unter die Haut. Ich legte die Hände an meine glühenden Wangen und knurrte durch die Zähne: »Du bist unerträglich. Wir werden das niemals durchziehen können. Ich werde Hollie bitten, mit mir den Partner zu tauschen, ich werde nämlich unter keinen Umständen an deiner Seite zum Traualtar schreiten.«

Er zuckte die Achseln. »Wie du meinst.«

Ich machte auf dem Absatz kehrt und machte mich auf die Suche nach Hollie.

»Aber dann wird Autumn sofort wissen, dass da etwas ist zwischen uns«, rief Jace mir nach.

Ich blieb abrupt stehen. Er hatte recht. Ich ließ den Kopf hängen und drehte mich wieder um. Widerwillig ging ich zu ihm zurück. »Also gut«, zischte ich. In diesem Augenblick wurde mir bewusst, wie viel mir meine beste Freundin bedeutete. Ich strich mit den Händen mein Kleid glatt. »Was habe ich bei der Probe verpasst?«

Er vergrub die Hände in den Hosentaschen. »Nichts. Wir gehen den Mittelgang hinunter, ich stelle mich auf Dylans Seite, du stellst dich auf Autumns Seite, die beiden werden getraut, und nach dem Kuss gehen wir den Gang paarweise wieder zurück. Das war’s.«

Ich verdrehte die Augen. »Und dafür habt ihr extra geprobt?« Mein schlechtes Gewissen wegen der verpassten Probe schwand.

»Quatsch, oder?«

Ich nickte. »Okay, das kriegen wir hin. Solange du mich nicht ansprichst, wird es schon gehen.«

»Das dürfte kein Problem sein«, spöttelte er.

»Umso besser.« Ich marschierte zurück in den Saal, auf der Suche nach meinen Freundinnen.

Ich nahm mir fest vor, Jace das Wochenende über nach Möglichkeit aus dem Weg zu gehen. Da wir für die Zeremonie gemeinsam eingeteilt waren, war er vermutlich auch bei der Feier mein Tischnachbar. Falls er sich einbildete, dass ich mit ihm tanzen würde, hatte er sich aber geschnitten. Plötzlich kam mir eine brillante Idee. Ich brauchte einen Begleiter. Ich wechselte die Richtung und steuerte statt des Saals die Toilette an. In der Kabine zückte ich mein Handy und scrollte durch meine Kontakte, auf der Suche nach einem Mann, der mir an diesem Wochenende Gesellschaft leisten konnte und zudem Jace eifersüchtig machen würde. Er hatte es sich mit mir gründlich verscherzt, und ich wollte ihm unter die Nase reiben, was er sich da verscherzt hatte.

Es ärgerte mich, dass ich scharf auf ihn war, obwohl ich ihn am liebsten erwürgt hätte. Wir hatten uns online kennengelernt und ein paar Wochen geschrieben, bevor wir uns getroffen hatten, und ich hatte den Eindruck gehabt, dass er ebenso wenig an etwas Festem interessiert war wie ich. Das konnte ich ihm nicht vorwerfen, wohl aber, dass er mich zutiefst gedemütigt hatte. Und das gleich zweimal. Nach der Nacht, in der er mich beim Sex mit Brooke angesprochen hatte, hatte er sich tausendmal entschuldigt. Nach drei Tagen, in denen er mich immer wieder um Verzeihung gebeten hatte, war ich schließlich eingeknickt und hatte ihm geantwortet. Er schien den Lapsus aufrichtig zu bedauern. Nach einigem Bitten und Betteln seinerseits hatte ich mich bereit erklärt, ihm noch eine Chance zu geben. Immerhin war der Mann unfassbar geschickt mit der Zunge und kannte sich bestens mit der weiblichen Anatomie aus. Und ja, unser Date war nett gewesen. Ich hatte ihn gemocht. Und so hatte ich Ja gesagt, als er mich zu einem Versöhnungsdate eingeladen hatte.

Und dann war er nicht erschienen. Ich hatte eine volle Stunde in dem Restaurant auf ihn gewartet, ohne dass er auch nur eine Nachricht geschickt hätte. Als ich nach Hause gekommen war, hatte ich mir geschworen, nie wieder ein Wort mit ihm zu wechseln. In meinem Leben war kein Platz für solche Arschlöcher. Drei Stunden später hatte er versucht, mich anzurufen, aber ich hatte nicht die geringste Lust verspürt, mit ihm zu sprechen. Daraufhin hatte er mir eine Textnachricht geschickt, in der stand, er wäre auf der Arbeit aufgehalten worden, aber ich hatte endgültig genug gehabt von ihm. Ich hatte ihn abgehakt und dieses Kapitel abgeschlossen – abgesehen von den Nächten, in denen ich mich mit meinem Vibrator amüsiert und mir dabei seinen Kopf zwischen meinen Schenkeln vorgestellt hatte.

Aber hiervon abgesehen hasste ich den Mistkerl. Ich hatte nicht damit gerechnet, ihm jemals wieder zu begegnen, und erst recht nicht damit, dass er Dylans bester Freund war, was bedeutete, dass ich ihn wohl noch öfter zu sehen bekommen würde als mir lieb war. Wenn Autumn Mutter wurde, würde es noch zahlreiche Anlässe geben, bei denen wir uns zwangsläufig über den Weg laufen würden. So ein Mist.