Burning for Love - Kaye Kennedy - E-Book
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Burning for Love E-Book

Kaye Kennedy

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Beschreibung

Good Girl und Bad Boy – kann das wirklich Liebe sein?

Tattoos, zerschundene Fingerknöchel und Narben im Gesicht: Declan Murphy ist der Bad Boy aus dem Bilderbuch.  Doch da ist diese Frau, die so ganz anders ist als er und die er einfach nicht aus seinem Kopf bekommt. Sechs Monate nach ihrem One-Night-Stand trifft er sie wieder. Declan weiß, dass er nicht gut für sie ist, aber Gwen zieht ihn magisch an. Als sich die Ereignisse überschlagen und Gwen unverschuldet in Gefahr gerät, weiß Declan: er muss sie beschützen – koste es, was es wolle …

Gwendolyn Roth war schon immer das brave Mädchen. Als Erbin eines milliardenschweren Immobilienvermögens hat sie immer getan, was von ihr erwartet wurde. Bis auf den One-Night-Stand mit Declan, dem gefährlich aussehenden Feuerwehrmann aus New York. Sie haben nichts gemeinsam und doch kann Gwen ihn nicht vergessen. Dieser vernarbte MMA-Kämpfer, den ihre Familie niemals akzeptieren würde, berührt ihr Herz wie niemand jemals zuvor. Aber hat ihre Liebe eine Chance?

Teil der großen Burning for the Bravest Serie über die mutigsten und toughsten Feuerwehrmänner von New York City. Fans von Claire Kingsley und Whitley Cox werden diese Serie lieben! Alle Bücher können unabhängig voneinander gelesen werden.

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Seitenzahl: 586

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Liebe Leserin, lieber Leser,

Danke, dass Sie sich für einen Titel von »more – Immer mit Liebe« entschieden haben.

Unsere Bücher suchen wir mit sehr viel Liebe, Leidenschaft und Begeisterung aus und hoffen, dass sie Ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern und Freude im Herzen bringen.

Wir wünschen viel Vergnügen.

Ihr »more – Immer mit Liebe« –Team

Über das Buch

Good Girl und Bad Boy – kann das wirklich Liebe sein?

Tattoos, zerschundene Fingerknöchel und Narben im Gesicht: Declan Murphy ist der Bad Boy aus dem Bilderbuch.  Doch da ist diese Frau, die so ganz anders ist als er und die er einfach nicht aus seinem Kopf bekommt. Sechs Monate nach ihrem One-Night-Stand trifft er sie wieder. Declan weiß, dass er nicht gut für sie ist, aber Gwen zieht ihn magisch an. Als sich die Ereignisse überschlagen und Gwen unverschuldet in Gefahr gerät, weiß Declan: er muss sie beschützen – koste es, was es wolle …

Gwendolyn Roth war schon immer das brave Mädchen. Als Erbin eines milliardenschweren Immobilienvermögens hat sie immer getan, was von ihr erwartet wurde. Bis auf den One-Night-Stand mit Declan, dem gefährlich aussehenden Feuerwehrmann aus New York. Sie haben nichts gemeinsam und doch kann Gwen ihn nicht vergessen. Dieser vernarbte MMA-Kämpfer, den ihre Familie niemals akzeptieren würde, berührt ihr Herz wie niemand jemals zuvor. Aber hat ihre Liebe eine Chance?

Teil der großen Burning for the Bravest Serie über die mutigsten und toughsten Feuerwehrmänner von New York City. Fans von Claire Kingsley und Whitley Cox werden diese Serie lieben! Alle Bücher können unabhängig voneinander gelesen werden.

Über Kaye Kennedy

Kaye Kennedy stammt ursprünglich aus New York, lebt aber jetzt an der Küste Floridas mit ihrem Hund Zeus. Tagsüber leitet sie als CEO erfolgreich ihr eigenes Unternehmen und nachts widmet sie sich ihrer großen Leidenschaft: dem Schreiben von Büchern. Wenn sie sich nicht gerade neue Geschichten ausdenkt, paddelt sie gerne, liest am Strand, besucht eine Brauerei oder reist durch die Welt.

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Kaye Kennedy

Burning for Love

Aus dem Amerikanischen von Cécile Lecaux

Übersicht

Cover

Titel

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Inhaltsverzeichnis

Titelinformationen

Grußwort

Informationen zum Buch

Newsletter

Widmung

Anmerkung der Autorin

Prolog — Declan

Sechs Monate später

Gwen

Declan

Gwen

Declan

Gwen

Declan

Gwen

Declan

Gwen

Declan

Gwen

Declan

Gwen

Declan

Gwen

Declan

Gwen

Declan

Gwen

Declan

Gwen

Declan

Gwen

Declan

Gwen

Declan

Gwen

Declan

Gwen

Declan

Gwen

Declan

Gwen

Declan

Gwen

Declan

Gwen

Declan

Epilog – Mack

Danksagungen

Impressum

Widmung

Für meine Fans von Romance Reads that Kiss & Tell.

Danke, dass Sie mich von Anfang an begleiten. Sie sind die größte Unterstützung, die ein Autor sich nur wünschen kann. Sie sind die Besten.

Anmerkung der Autorin

Ich kann Ihnen gar nicht genug dafür danken, dass Sie beschlossen haben, Declans und Gwens Liebesgeschichte zu lesen. Nach Burning für You war ich verunsichert hinsichtlich des nächsten Buchs der Reihe, weil ich nicht wusste, wie ich Kyles und Allies Geschichte toppen sollte. Dann habe ich diesen Band geschrieben. Das Erste, was meine Lektorin sagte, nachdem sie es gelesen hatte, war: »Ich hatte so meine Zweifel, ob Allies und Kyles Geschichte zu toppen wäre, aber du hast es wahrhaftig geschafft.« [Stellen Sie sich an dieser Stelle einen Freudentanz meinerseits vor]

Sie dürfen auf diese Geschichte gespannt sein. Es ist eine dieser Storys, von denen ich wünschte, ich hätte sie als Leserin genießen dürfen, also bin ich gerade ziemlich neidisch auf Sie! Es ist nicht nur mein bisher längstes Buch, sondern auch das leidenschaftlichste. Allerdings werden Sie feststellen, dass die besagten Szenen sehr sorgfältig und zugunsten der Figuren aufgebaut sind. Und Declan Murphy [seufz] ist bislang mit Abstand mein Lieblingsprotagonist. Ich denke, Sie können in Zukunft mehr Bad Boys von mir erwarten.

Als ich Declans und Gwens Geschichte geschrieben habe, habe ich unzählige Male geweint, gelacht und mich gefragt: »Heilige Scheiße, ist das wirklich passiert?« Halten Sie beim Lesen wie immer ein paar Taschentücher bereit – Sie werden sie brauchen, und zwar vermutlich mehr als einmal. Ich habe diesen armen Menschen wirklich nichts erspart. Und sagen Sie hinterher nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt!

Sofern es Ihnen noch nicht bekannt sein sollte: Ich war selbst in einem früheren Lebensabschnitt bei der Feuerwehr, bis ich in Ausübung meines Berufs einen Unfall erlitt, der meiner Laufbahn als Feuerwehrfrau ein Ende setzte. Ich war in meiner Familie in der dritten Generation bei der Feuerwehr. Mein Vater ist Chief im Ruhestand, und ich habe mir vorgenommen, mich niemals mit einem Feuerwehrmann einzulassen … um mich dann doch in meinen Lieutenant zu verlieben.

Nach sieben gemeinsamen Jahren haben sich unsere Wege getrennt, aber ich habe in dieser Zeit umfangreiche Einblicke in die Interna des FDNY (New York City Fire Department) gewonnen. Als ich dann beschlossen habe, zu schreiben, stand für mich sofort fest, dass ich aus meinem Erfahrungsschatz schöpfen wollte, und daraus ist dann die Serie Burning for the Bravest entstanden.

Ich wusste, dass ich Abläufe aus dem FDNY und Einsätzen authentisch wiedergeben konnte, da ich selbst an vorderster Front dabei gewesen war. Und das Klischee des sexy Feuerwehrmannes kommt ja auch nicht von ungefähr, nicht wahr? In dieser Serie bleibe ich möglichst nah an der Realität, aber natürlich brauchte es hier und da eine gewisse schöpferische Freiheit zugunsten der Geschichten.

Dieser Serie sollte in der richtigen Reihenfolge gelesen werden, da die einzelnen Geschichten aufeinander aufbauen. Deshalb würde ich auch allen, die Band eins, Burning for More, nicht kennen, empfehlen, ihn zuerst zu lesen.

Ähnlichkeiten mit realen Personen oder Orten sind rein zufällig, da es sich um einen fiktiven Roman handelt. Zwar erwähne ich auch gelegentlich tatsächlich existierende Orte, aber alles, was ich in diesem Zusammenhang schreibe, ist meine persönliche, subjektive Wahrnehmung und Meinung und somit nicht allgemeingültig. Außerdem muss sich das, was ich schreibe, nicht eins zu eins mit der Wirklichkeit decken.

Ich hoffe, die Lektüre bereitet Ihnen so viel Freude wie mir das Schreiben.

Herzlichst

Kaye

Prolog

Declan

Für Junggesellen haben Hochzeiten vor allem einen großen Vorteil: sie sind in der Regel wunderbare Gelegenheiten für einen One-Night-Stand. Das ganze Gesülze von Liebe und das romantische Drumherum bringt Frauen so richtig in Stimmung. Obwohl ich allein zur Hochzeit meines Freundes Dylan gekommen war, zweifelte ich keine Sekunde daran, dass sich für die Nacht ein Betthäschen finden würde. Das mochte nicht sehr gentlemanlike sein, aber ganz ehrlich, das ging mir am Arsch vorbei. Ich hatte nicht vor, mir von einer Frau das Herz brechen zu lassen. Wenn man einer Frau sein Herz schenkte, war unvermeidbar, dass sie früher oder später darauf herumtrampelte. Nein, danke. Ich hatte das zu oft miterlebt und würde mir das nicht antun.

Ich lehnte mich an die Bar und beobachtete die Paare auf der Tanzfläche, kippte meinen Bourbon on the Rocks herunter und genoss das Brennen in der Kehle, das gleich darauf in angenehme Wärme überging, die sich im ganzen Körper ausbreitete.

»Noch einen?«, fragte der Barmann, als ich das leere Glas auf den Tresen stellte.

Ich nickte, nahm die Manschettenknöpfe ab und steckte sie in die Tasche. Dann rollte ich die Hemdsärmel bis auf halbe Höhe des Unterarms auf, so dass ein Teil meines Tattoo-Ärmels zum Vorschein kam. Weiter ließ sich der Ärmel nicht hochkrempeln, weil die Armmuskeln es nicht zuließen. Jackett und Krawatte hatte ich schon früher am Abend abgelegt. Tatsächlich war ich stolz auf mich, dass ich es überhaupt so lange in dem Aufzug ausgehalten hatte. Es war ein verdammt langer Tag gewesen und dazu hatte ich noch für unzählige Fotos posieren müssen. Mein Bedarf an Fotos war bis auf Weiteres gedeckt. Der Barmann gab mir einen weiteren Bourbon, den ich mit einem dankenden Nicken entgegennahm, bevor ich mich wieder in Lauerstellung begab und Ausschau nach einer passenden Beute hielt.

Vor der Hochzeit hatte Dylan Jace und mir – den einzigen alleinstehenden Groomsmen (abgesehen von seinem Bruder Kyle, der aber das genaue Gegenteil eines Schürzenjägers war) – eingeschärft, dass die Brautjungfern für uns tabu waren. Ich hatte zustimmend genickt, aber ganz ehrlich, wenn ich eine Frau entdeckte, die mir gefiel, würde ich mich hiervon nicht abhalten lassen. Sorry, Dylan. Beim Abendessen nach dem Probelauf für die Trauungszeremonie hatte meine Schwester Lana, die als Verlobte von Dylans Bruder Jesse zu den Brautjungfern gehörte, mir ebenfalls das Versprechen abgenommen, die Finger von den Mädels zu lassen. »Ich muss das ganze Wochenende mit ihnen auskommen und habe keine Lust, mir beim Brunch am Sonntag anhören zu müssen, wie eine von ihnen mir die Ohren vollheult, weil du sie gevögelt und dann abserviert hast«, hatte sie mich eindringlich gewarnt.

Meine Schwester kannte mich gut. Sie hatte über die Jahre schon einiges mit mir durchgemacht, also hatte ich ihr mein Ehrenwort gegeben, die Finger von den Brautjungfern zu lassen. Es waren ja genug andere weibliche Gäste da. Außerdem hatte sie vermutlich recht. Da wir uns in einem Skihotel im Norden des Bundesstaates New York befanden, würde auch ich das ganze Wochenende hier festsitzen, und das wiederum bedeutete, dass ich mich den Folgen eines ONS nicht würde entziehen können. Nein danke. Während Dylan und Lana ausschließlich Brautjungfern für tabu erklärt hatten, war von anderen Gästinnen nicht die Rede gewesen – wobei Freundinnen und Angehörige von Braut und Bräutigam sowieso nicht infrage kamen. Aber ich war eher der Typ, der sich lieber hinterher entschuldigte als vorher um Erlaubnis zu bitten.

Bei meinem Eintreffen im Hotel hatte ich einige Optionen ausgekundschaftet, die mir lohnenswert erschienen, aber das war gewesen, bevor sie mir über den Weg gelaufen war. Sie war auf die Terrasse gerauscht, auf der der Probelauf stattfand, und hatte in ihrem schwarz-weißen Nadelstreifenanzug und dem iPad in der Hand sehr brav und seriös gewirkt, aber dann hatte ich die unverwechselbaren roten Sohlen ihrer schwarzen High Heels gesehen und meine erste Einschätzung revidiert. In ihrem strengen blonden Dutt war jedes Haar an seinem Platz gewesen, und auch ihr Make-up war makellos. Während sie sich um all das gekümmert hatte, was in die Zuständigkeit einer Hochzeitsplanerin fiel, hatte ich sie nicht aus den Augen gelassen. Sie hatte alles souverän gemanagt, und ich war zu dem Schluss gekommen, dass sie viel zu ernst war und dringend jemanden brauchte, der ihr zeigte, dass das Leben nicht nur aus Arbeit bestand.

Ja, sie war perfekt. Ich würde sie überreden, das Haar herunterzulassen, und dafür sorgen, dass sich ihre angespannten Schultern lockerten, die sie aufrecht hielten wie einen Zinnsoldaten. Ich hatte sie den ganzen gestrigen Abend aus der Ferne beobachtet, um herauszufinden, was ihr besonders viel Selbstbewusstsein gab (ihren Mitarbeitenden Aufgaben zuteilen), was sie zum Lächeln brachte (das turtelnde glückliche Brautpaar anzusehen), was bei ihr ein Stirnrunzeln hervorrief (dass die falschen Hors d’oeuvre serviert wurden) und in welchen Situationen sie sich entspannte (gar nicht).

Ich brauchte sie nur den ganzen Tag mit den Augen zu vögeln, ein paar Schmeicheleien und nicht alltägliche Komplimente einfließen zu lassen und sie auf eine Weise anlächeln, die ihre Neugier weckte. Nicht mehr lange, und sie würde sich in Ekstase unter mir winden. Jede Wette, dass sie noch nie mit einem Mann wie mir geschlafen hatte.

Ich schwenkte meinen Bourbon und wartete, dass das Eis schmolz, um ihn etwas zu verdünnen. Inzwischen wusste ich, dass Gwendolyn Roth nicht nur Tochter aus gutem Haus war, sondern tatsächlich eine der Roths war, einer Milliardärsfamilie, der gleich mehrere Immobilien in Manhattan gehörten. Sie spielte nicht nur in einer völlig anderen Liga als ich, wir lebten auf verschiedenen Planeten. Als einfacher Feuerwehrmann schottisch-irischer Herkunft mit Tattoos und einer Vorliebe für Cage Fighting, blutigen Mixed Martial Arts-Kämpfen in Käfigen, hatten meine schwieligen Händen nichts an ihrem Luxuskörper verloren.

Aber genau das reizte mich. Ich würde ihr zeigen, was ein Mann wie ich draufhatte. Bei mir würde sie Dinge erleben, von denen sie nicht zu träumen wagte. Ich würde sie mit den Fingern, der Zunge und meinem Schwanz in ungeahnte Höhen katapultieren. Ich würde die Prinzessin aus ihrer Komfortzone locken und dafür sorgen, dass sie das erste Mal in ihrem Leben das Korsett ihres Standes ablegte und ihren Instinkten folgte. Sicher, ich kannte sie nicht, aber das brauchte ich auch nicht, um zu wissen, dass ich mit meiner Analyse ins Schwarze traf. Ich hatte eine sehr gute Menschenkenntnis, insbesondere, was Frauen betraf.

Draußen im Garten, als ich ihr mit den Blicken signalisiert hatte, dass ich sie auf dem Radar hatte, hatten ihre schönen haselnussbraunen Augen kurz auf mir geruht. Meine Augen hatten eine klare Sprache gesprochen. Ich wollte sie und hatte daraus keinen Hehl gemacht. Sie war erstarrt, und ein rosiger Hauch hatte ihre vornehme Blässe überzogen. Ich hatte sie frech angegrinst, woraufhin sie den Blickkontakt abgebrochen, sich abgewendet und nach ihrer todschicken Iso-Getränkeflasche gegriffen hatte.

Das Spiel war eröffnet.

Da die Hochzeitsfeier inzwischen in vollem Gang war, war ihr Job weitgehend erledigt. Höchste Zeit, zum Angriff überzugehen. Ich hatte sie den ganzen Tag mit Blicken ausgezogen, und auch wenn wir noch kein Wort gewechselt hatten, wusste ich, dass sie angebissen hatte. Für eine Frau wie sie war ich die Gefahr in Person. Meiner Erfahrung nach wünschte sich jede Frau, zumindest einmal im Leben Sex mit einem waschechten Macho. Und genau das konnte ich ihr bieten. Eine Nacht puren, zügellosen Sex.

Ich sah mich suchend um und entdeckte sie etwas abseits des Trubels. Sie stand am Fenster und betrachtete das Bergpanorama. Dann los. Ich wandte mich an den Barmann und bestellte zwei Gläser Sekt.

Er musterte mich kurz, nachdem ich bisher nur Bourbon getrunken hatte. Ich wusste, was er sah. Ich verdiente mein Geld als Feuerwehrmann und Cagefighter. Mein Hemd (das Jackett hatte ich ja schon ausgezogen) spannte über der Brust und an den Oberarmen, und mein raspelkurzes rotblondes Haar verlieh mir einen militärischen Look. Hinzu kamen die Narbe an meiner Augenbraue und die Tattoos, die unter den aufgerollten Hemdsärmeln zu sehen waren. Kurz, Männer wie ich tranken keinen Sekt. Ich musste dem Mann zugutehalten, dass er zwei Sektflöten einschenkte, ohne Fragen zu stellen.

Ich nahm beide Gläser in eine Hand, fuhr mit der Zunge über meine Lippen, damit sie schön glänzten, und steuerte auf sie zu. Ich trat hinter sie und beugte mich über ihre Schulter. »Gibt es da draußen etwas Interessantes zu sehen?«, fragte ich leise.

Sie fuhr zusammen und legte sich reflexartig eine Hand auf die Brust, erholte sich jedoch rasch von dem Schreck. »Ich komme nicht oft raus aus der Stadt«, sagte sie achselzuckend. »Die Berge sind eine schöne Abwechslung.«

Ich nickte, trat noch einen Schritt vor, so dass ich direkt neben ihr stand, und blickte ebenfalls hinaus. »Da muss ich Ihnen recht geben. Wobei es in der Dunkelheit nicht so viel zu sehen gibt. Besonders durch die reflektierende Scheibe nicht.« Ich schaute sie an, und daran, wie ihr kurz der Atem stockte, erkannte ich, dass meine smaragdgrünen Augen ihre Wirkung nicht verfehlten. Frauen liebten meine Augen. Ich schenkte ihr ein Lächeln. »Ich wollte gerade etwas frische Luft schnappen. Hätten Sie Lust, mich zu begleiten?«

Sie zögerte. Sie ließ den Blick durch den Raum schweifen, und ich stellte mir vor, wie sie sich allerlei Katastrophen ausmalte, die sich in ihrer Abwesenheit ereignen könnten.

Ich stieß sie leicht mit dem Oberarm an. »Die Feier ist doch fast schon vorbei, und es ist alles perfekt gelaufen. Ich denke, jetzt kommen auch alle mal zehn Minuten ohne Sie aus.«

Sie biss sich auf die Unterlippe, und am liebsten hätte ich die Hand um ihr Gesicht gelegt und ihren verführerischen Schmollmund geküsst.

Schmeichle ihr. »Ihre Assistentin macht doch einen kompetenten Eindruck. Bestimmt haben Sie sie selbst eingestellt und eingearbeitet?«

Sie nickte.

»Dann sind die Gäste in den besten Händen.« Ich entfernte mich von ihr und steuerte die Tür an. »Kommen sie.«

Sie gehorchte.

Braves Mädchen.

Ich öffnete die Schiebetür zur Terrasse und ließ ihr den Vortritt. Es war frisch, obwohl wir schon Ende Juni hatten, aber die klare Bergluft tat gut. Gwens Absätze klapperten auf den Steinfliesen, als wir zum Rand der Terrasse unmittelbar am Fuß des Berges gingen. Sie verschränkte die Arme, holte tief Luft und schloss die Augen. Es war in den zwei Tagen seit unserer Anreise das erste Mal, dass sie zumindest ansatzweise entspannt wirkte.

Ich schob mich in die Lücke zwischen ihr und dem Geländer und reichte ihr eins der Sektgläser. »Für Sie.«

»Oh. Danke, aber …«

»Das wärmt Sie von innen«, sagte ich. »Außerdem sollten wir auf Ihren Erfolg anstoßen. Und ein Glas wird Sie schon nicht gleich umhauen.« Ich beugte mich tief zu ihrem Ohr herab und sah, wie Gänsehaut ihre Arme überzog. »Ich verspreche auch, Sie nicht zu verpetzen«, flüsterte ich.

Lächeln nahm sie die Sektflöte entgegen. »Danke.«

Ich hielt ihr mein Glas hin. »Prost. Trinken wir darauf, dass Sie meine Freunde in den Hafen der Ehe begleitet haben.«

Sie stieß klirrend mit mir an und schenkte mir ein Lächeln, das mein Herz einen Moment aus dem Takt brachte. Ich beschloss, nicht weiter darüber nachzudenken. Im nächsten Moment rückte alles in den Hintergrund, als ich beobachtete, wie sie an ihrem Sekt nippte, und mir vorstellte, wie sie wohl schmeckte.

Ich trank ebenfalls einen Schluck und gab mir Mühe, nicht das Gesicht zu verziehen. Sekt stand ziemlich weit unten auf der Liste meiner bevorzugten Getränke. Ich hielt ihr die rechte Hand hin. »Wir sind uns noch nicht offiziell vorgestellt worden, auch wenn Sie mich den ganzen Tag herumkommandiert haben.«

Das brachte mir ein sexy Grinsen ein.

»Declan Murphy.«

»Gwendolyn Roth.« Sie legte ihre zarte schmale Hand in meine. Sie war so zart und weich, dass ich sie am liebsten gar nicht mehr losgelassen hätte, aber das ging natürlich nicht. So weit waren wir noch nicht.

»Freut mich, Sie kennenzulernen.«

Sie nippte wieder an ihrem Glas. »Dito.«

Wir blickten beide in die Dunkelheit und lauschten dem Gesang der Grillen, Frösche und Nachtvögel. Ich stützte mich mit beiden Unterarmen auf das Geländer. »Es ist so friedlich hier.«

Sie nickte. »Ja, genau.«

Ich hatte gehofft, dass sie sich ebenfalls auf das Geländer stützen würde, wurde aber enttäuscht. Vielleicht stützten sich die oberen Zehntausend grundsätzlich nicht auf, oder wir waren uns noch zu fremd, als dass sie meine Gesten gespiegelt hätte. Kein Problem, das kommt schon noch.

Ich warf ihr aus den Augenwinkeln einen verstohlenen Blick zu und ertappte sie dabei, wie sie die Tattoos auf meinem Unterarm studierte. Ganz nebenbei ballte ich die Hand zur Faust und ließ die Muskeln unter den Tätowierungen spielen. Sie schien fasziniert, und ich konnte förmlich spüren, wie gern sie mit den Fingerspitzen über die keltischen Symbole gestrichen hätte.

Zeit für einen unerwarteten Move. »Haben Sie auch Tattoos?«

Ihr Kopf ruckte hoch. »Wie bitte?«

Ich hielt meinen Arm hoch. »Tattoos?«

Sie schüttelte vehement den Kopf und errötete verlegen, weil ich sie beim Starren erwischt hatte. »Nein.«

Ich hatte den obersten Hemdknopf schon früher geöffnet, und öffnete nun noch zwei weitere. »Ich habe ein Sleeve, also ein Tattoo über den ganzen Arm. Es sind keltische Symbole, die sich bis über die Schulter und die Brust erstrecken. Wollen Sie mal sehen?«

Ihr Blick fiel auf meine teilweise entblößten Brustmuskeln. Ganz kurz blitzte ihre Zungenspitze zwischen den Lippen auf. Wahrscheinlich war sie sich dessen gar nicht bewusst. Ich ließ die Arm wieder sinken und zwang mich, wieder an meinem Sekt zu nippen, hielt aber den Blick auf ihre haselnussbraunen Augen geheftet, die das Licht des fast vollen Mondes widerspiegelten.

»Sieht gut aus«, sagte sie.

Ich war ihr das ganze Wochenende nicht so nahgekommen wie jetzt. Und aus der Nähe war sie sogar noch hübscher. Sie hatte fein geschnittene, absolut symmetrische Gesichtszüge und sah aus wie ein Mannequin, wobei sie hierfür vermutlich zu klein war. Trotz der hohen Absätze, die ich auf circa zehn Zentimeter schätzte, befanden sich ihre Augen nur in Höhe meines Kinns. Ich selbst war mir einem Meter fünfundachtzig schon nicht besonders groß, aber mein durchtrainierter Körperbau ließ mich größer wirken, während sie sehr dünn war, fast schon zu dünn für meinen Geschmack, wodurch sie neben mir noch zierlicher und zerbrechlicher wirkte. Sie hatte das Haar zu einem strengen Chignon frisiert, wie meine Schwester es genannt hatte, was ihre hohen Wangenknochen zusätzlich betonte.

Zeit für ein weiteres Kompliment. »Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Sie aussehen wie Natalie Portman?« Das Kompliment war ernst gemeint. Sie besaß die gleiche klassische Schönheit wie die Schauspielerin.

Sie zog einen Mundwinkel hoch. »Ehrlich gesagt, ja. Als ich das Haar noch dunkler getragen habe, sogar sehr häufig. Jetzt nicht mehr so oft.«

»Sie sind eine atemberaubend schöne Frau, Gwen«, sagte ich und senkte die Stimme dabei um eine Oktave.

Sie blinzelte kurz, ehe sie antwortete. »Oh, äh, danke.«

Ich überlegte, warum sie das Kompliment so verlegen machte, und erhielt die Antwort, ohne nachhaken zu müssen.

»Es hat mich noch nie jemand Gwen genannt.«

Ich musterte sie mit schräggelegtem Kopf. »Im Ernst?«

»Alle sagen Gwendolyn.«

Sollte ich anbieten, sie ebenfalls mit ihrem vollen Namen anzusprechen? Ich entschied mich dagegen. Es gefiel mir, dass niemand außer mir sie so nannte. »Nun, dann ist das eben eine Besonderheit zwischen uns beiden – Gwen.«

Sie lächelte, und die Goldsprenkel in ihren Augen glitzerten, als sie mir den Kopf zuwandte. »Ich glaube, das gefällt mir.«

»Gut. Mir nämlich auch«, entgegnete ich lachend.

Sie hatte den Blazer, den sie tagsüber getragen hatte, abgelegt, und trug jetzt nur noch ein ärmelloses schwarzes Cocktailkleid. Ich bemerkte die Gänsehaut auf ihren nackten Armen. Ich legte die Hand um ihren Oberarm und rieb ihn. »Ist Ihnen kalt?«

Sie zuckte nicht zurück. Im Gegenteil. Sie lehnte sich in meine Berührung. »Ein wenig.«

Nachdem ich sie gerade lange genug losgelassen hatte, um mein Glas auf einem Tisch in der Nähe abzustellen, trat ich hinter sie und legte ihr die Hände auf die Schultern. Ich zog sie sanft zurück, bis sie an meiner Brust lehnte, und rieb diesmal ihre beiden Arme, um sie zu wärmen.

»Ich hätte Ihnen ja gerne mein Sakko angeboten, aber da drin ist es so warm, dass ich es vorhin abgelegt habe. Ich würde Ihnen aber mein Hemd anbieten, fürchte aber, dass man mich rauswirft, wenn ich halbnackt hier herumlaufe.«

Ich spürte ihren Körper beben, als sie lachte. »Das wäre bestimmt ein toller Anblick, und ich weiß das Angebot wirklich sehr zu schätzen, aber es geht schon. Aber danke, dass Sie sich Gedanken um mich machen.«

Flirtete die Prinzessin mit mir?

Ich neigte den Kopf und flüsterte ihr ins Ohr. »Es ist mir ein Vergnügen, Sie zu wärmen.«

Sie versteifte sich bei meinen Worten nicht, rückte auch nicht von mir ab, so dass ich fortfuhr, mit meinen rauen Händen ihre samtweiche Haut zu reiben.

»Nachdem Sie wissen, womit ich mein Geld verdiene, könnten Sie mir mehr über sich erzählen«, sagte sie.

Natürlich wusste ich, was sie meinte, aber ich nutzte die Gelegenheit, um sie ein wenig auf den Arm zu nehmen. »Also, mein Sternzeichen ist Stier. Meine Lieblingsfarbe ist Grün, mein Lieblingsgericht Pizza. Die mit dem dünnen Boden und nicht diesen Chicago-Scheiß.«

Sie lachte. »Das ist zwar alles gut zu wissen, aber ich meinte eigentlich, was Sie beruflich machen.«

»Aha, aber das lässt sich ganz leicht herausfinden. Was meine Lieblingsfarbe betrifft, kennen die nur höchstens drei von den Hochzeitsgästen.«

»Gutes Argument. Ich bin Jungfrau und meine Lieblingsfarbe ist Rosa.«

Ich lächelte, von Letzterem nicht im Mindesten überrascht. Als sie es dabei beließ, hakte ich nach. »Und was ist Ihr Lieblingsessen?«

Sie seufzte. »Salat Nizza.«

Meine Hände erstarrten mitten in der Bewegung. »Ihr Lieblingsessen ist ein Salat?«

Sie versteifte sich leicht, so dass ich das Reiben ihrer Arme wieder aufnahm. Es dauerte nicht lange, und sie entspannte sich unter der Berührung wieder. »Nicht irgendein Salat. Den Salat Nizza im Balthazar. Waren Sie schon mal dort?«

»Leider nein.« Das Balthasar war ein trendiges französisches Restaurant in SoHo, nicht meine Liga.

»Das sollten Sie aber. Es ist fantastisch. Sie sind doch aus der Stadt, oder? Ich meine, wegen Ihres Akzents …«

Ich legte das Kinn seitlich an ihren Kopf, und ein warmer Duft nach Honig und Ambra stieg mir in die Nase. »Ich lebe in Brooklyn.«

»Ich auch«, erwiderte sie ein wenig aufgeregt. »In DUMBO, um genau zu sein. Und in welchem Viertel wohnen Sie?«

Sie wohnte in meiner Nähe. Zu nah. Das wäre eigentlich mein Stichwort gewesen, um sie loszulassen und von meinen Plänen für die Nacht Abstand zu nehmen, aber aus irgendeinem Grund konnte ich das nicht.

»Declan?«

»Entschuldigung. Ich wohne in Williamsburg.«

»Ach, dann sind wir ja praktisch Nachbarn. Ich liebe Williamsburg. Waren Sie schon in der Brooklyn Winery?«

»Nein, noch nicht.« Ebenfalls nicht mein Ding. Mich fand man dort, wo es ungezwungen zuging und das Bier billig war.

Sie drehte sich zu mir um. Sie war mir gefährlich nah. Ich ließ es zu, auch als sie zu mir auf lächelte, ganz unschuldig und arglos. »Im Ernst? Das müssen wir ändern.«

Müssen wir? Verdammt, ich passte nicht zu einer Frau wie ihr. Und ich sollte unbedingt die Finger von ihr lassen. Warum konnte ich dann nicht die Hände von ihr nehmen, die sich wie von allein wieder um ihre Oberarme geschlossen hatten. Ihre strahlenden haselnussbraunen Augen sahen mich unverwandt an, und ich war sicher, dass sie mein Verlangen spürte, da ihr Lächeln langsam verblasste und ihr Brustkorb sich deutlicher hob und senkte. Wir sagten beide kein Wort, standen nur da und starrten einander an. Und das allein reichte aus, um allerlei Reaktionen in mir auszulösen.

Alarmglocken schrillten, aber mein Körper ignorierte sie. Mein Nacken beugte sich herab und brachte meine Lippen ganz nah an ihre. Sie rührte sich nicht. Sagte nichts. Stattdessen bog sie in einer stummen Aufforderung den Kopf zurück.

Alarmstufe Rot! Da sind ungute Gefühle im Spiel, Murph. Loslassen. Sofort abbrechen das Ganze! Stopp!

»Gwen …«, flüsterte ich. Es war eine Warnung an sie, dass ich sie küssen würde, wenn sie mir nicht jetzt gleich Einhalt gebot. Ich musste den Verstand verloren haben.

Sie rührte sich nicht. Tu es nicht. Ihre perfekten rosigen Lippen öffneten sich leicht mit einem kaum hörbaren Seufzen. Ich war am Arsch.

Das Quietschen der Schiebetür brach den Bann. Ich ließ ihre Arme los und stolperte zurück, als hinter mir mehrere Hochzeitsgäste – Feuerwehrleute, wie ich aus der Lautstärke ihres Gelächters und ihrer Stimmen schloss – auf die Terrasse traten.

Nicht sicher, wer zuerst weggesehen hatte, vermied ich es, Gwen wieder anzusehen, als ich sagte: »Danke für das nette Gespräch. Ich gehe dann mal wieder rein.«

»Ja.« Sie räusperte sich. »Finde ich auch.« Ihre Absätze klapperten auf den Steinfliesen. »Danke für den Sekt.«

»Gern geschehen.« Ich nickte ihr zu, als sie an mir vorbeiging, und folgte ihr dann in sicherem Abstand zurück in den Ballsaal, wo wir entgegengesetzte Richtungen einschlugen.

Ich ging an die Bar und bestellte mir noch einen Bourbon. Ich musste unbedingt abschütteln, was da über mich gekommen war, was auch immer das sein mochte. In der einen Minute hatte ich noch alles im Griff gehabt und mit ihr geflirtet, und in der nächsten …

Der Barmann reichte mir das Glas, und diesmal wartete ich nicht, dass das Eis schmolz, bevor ich mir einen kräftigen Schluck genehmigte.

Ich hätte sie am liebsten an mich gezogen, in den Armen gehalten und nie mehr losgelassen. Ich schüttelte den Kopf über mich selbst. Declan Murphy war nicht der Kuscheltyp. Und ich hatte auch nichts mit Gefühlsduselei am Hut. Ich fuhr mir mit dem Finger über die Augenbraue mit der Narbe, leerte mein Glas und bestellte sofort den nächsten Whisky. Wenn ich heute Abend schon keinen Sex bekam, wollte ich mich wenigstens betrinken.

Aber so viel stand fest: Ich würde den Rest des Wochenendes einen großen Bogen um Gwendolyn Roth machen.

Gwen

Ich schlüpfte in den Garderobenraum, der glücklicherweise leer war, und lehnte mich mit dem Rücken an die Wand. Was um alles in der Welt war denn das gewesen? Fast hätte ich einen Fremden geküsst, und das war weiß Gott nicht meine Art. Ich war zwar nicht prüde, war aber noch nie mit einem Mann intim gewesen, mit dem ich nicht fest zusammen war. Aber in keiner dieser Beziehungen hatte ich je eine solche Anziehung gespürt. Ich hatte zugelassen, dass Declan mich an seine starke, breite Brust zog und meine Arme rieb – und ich hatte mich dabei so sicher und geborgen gefühlt wie noch nie. Dabei wusste ich nicht mehr von ihm als sein Lieblingsgericht, seine Lieblingsfarbe, sein Sternzeichen und das Viertel, in dem er wohnte. Wir hatten uns höchstens zehn Minuten unterhalten, und doch hätte ich, wenn wir nicht gestört worden wären, zugelassen, dass er mich küsste.

Ich schlug mir mit der Hand gegen die Stirn. »Gott, was hast du dir nur dabei gedacht?«, murmelte ich. Ich war beruflich hier. Verdammt, ich war ein Profi. Ich hatte mich noch nie auf einem Event von meinen Aufgaben ablenken lassen und mich erst recht nicht wie ein Teenager aufgeführt, nur weil der heißeste Typ des Abends mir ein Glas Sekt gebracht hatte. Ich wimmerte leise. »Reiß dich zusammen, Gwendolyn.« Nach ein paar tiefen Atemzügen ging ich wieder hinein und wappnete mich für den letzten offiziellen Part des Abends: das Anschneiden der Torte.

Als das Dessert serviert war und die Gäste sich nach und nach zurückzogen, suchte ich meine Kunden auf, um ihnen eine gute Nacht zu wünschen. Dylan hatte den Arm um Autumn gelegt, und die beiden sahen geradezu unverschämt glücklich aus. Sie waren von einer Gruppe von Gästen umgeben, aber Declan war Gott sei Dank nicht darunter.

»Entschuldigung.« Ich schob mich zum Brautpaar vor. »Ich wollte euch beiden noch einmal gratulieren und mich dafür bedanken, dass ihr mir die Organisationen dieses ganz besonderen Anlasses anvertraut habt.«

Autumn löste sich von ihrem Mann und legte die Arme um mich. »Danke für alles, Gwendolyn. Es war einfach perfekt.« Sie ließ mich wieder los, und ich fühlte ein Glücksgefühl in mir aufsteigen. Ich freute mich aufrichtig über das Lob.

»Das finde ich auch. Danke für alles.« Dylan schüttelte mir die Hand. »War mir ein Vergnügen.«

Jana, eine der Brautjungfern, klatschte in die Hände. »Gwendolyn, Sie müssen unbedingt im Frühjahr auch Jesses und meine Hochzeit planen.« Die smaragdgrünen Augen der jungen Frau leuchteten, und ich erinnerte mich an den Namen auf meiner Liste. Lana Murphy. Declan Murphy. Offenbar waren die beiden verwandt.

Ich errötete. »Oh. Natürlich. Gerne. Rufen Sie mich doch die Tage an, dann vereinbaren wir einen Termin.«

»Perfekt.« Sie schenkte mir ein Lächeln, das mir seltsam vertraut war.

Ich musste hier raus. »Ich kümmere mich noch darum, dass für den morgigen Brunch alles wunschgemäß läuft. Sag Bescheid, wenn dir noch etwas einfällt.«

Autumn nickte. »Mache ich, danke.«

Ich machte auf dem Absatz kehrt und steuerte den Flur an, wobei ich schneller wurde, je näher ich dem Ausgang des Saales kam, in der Hoffnung, dass er mich nicht sah. Ich hastete den Flur entlang und zwängte mich in letzter Sekunde durch die sich bereits schließenden Türen in den Fahrstuhl. Ich wollte schon erleichtert aufatmen, als die Tür sich hinter mir schloss und ich den einzigen anderen Fahrgast in der Kabine erkannte.

»Declan«, keuchte ich, wobei es weniger eine Ansprache war als ein schockierter Ausruf.

Seine Augen weiteten sich. Offensichtlich war er ebenso überrascht wie ich. Dann entspannten sich seine Schultern, und er lächelte. »Gwen.«

Ich stand da und glotzte ihn an wie ein Mondkalb. Warum brauchte ich so viel länger als er, um mich von dem Schock zu erholen?

»In welchen Stock musst du?«

»Ach so, ja.« Ich wandte mich zu den Knöpfen um und stellte fest, dass der zu meiner Etage gehörige bereits leuchtete. Natürlich. »Offenbar sind wir im selben Stockwerk untergebracht.« Ich trat einen Schritt zurück und lehnte mich, so weit von ihm weg wie nur eben möglich, fest an die verspiegelte Kabinenwand.

Er schmunzelte, sagte jedoch nichts, und schwieg.

Großer Gott, Gwendolyn, du bist siebenundzwanzig Jahre alt. Stell dich nicht so an. Du bist doch wohl in der Lage, mit einem attraktiven Mann Fahrstuhl zu fahren, ohne gleich durchzudrehen. Ich zwang mich zu einem kleinen Lächeln und lockerte meinen Griff um das Geländer hinter mir. Nein, das stimmte nicht ganz. Declan war nicht nur attraktiv. Er war geradezu unverschämt sexy. Es war noch keine Stunde her, dass ich an seiner Brust gelehnt hatte, und jetzt, wo ich ihn im grellen Licht der Fahrstuhlkabine vor mir hatte, schoss mein Puls in die Höhe. Er hatte sich das Jackett über den Arm gelegt, und die Krawatte hing wie ein Schal um seinen Hals.

Ich musste mich zwingen, nicht auf die nackte Haut zu starren, dort, wo er die Hemdknöpfe geöffnet hatte. Ich sah wieder die Tattoos vor mir, die er mir gezeigt hatte. Ich räusperte mich. »Hat Ihnen die Hochzeit gefallen?«

Er nickte. »Sehr.«

»Das freut mich.« Ich unterdrückte ein Stöhnen. Warum bin ich so unlocker?

»Vor allem eine bestimmte Sequenz.«

»Ach?«

Er trat einen Schritt auf mich zu, und es kam mir vor, als sprühten seine Augen Funken. »Ja.«

Mehr brauchte es nicht. Ich wusste genau, was er meinte, und er wusste, dass ich es wusste.

Ich presste die Lippen zusammen.

Ein lautes Ping verkündete, dass der Fahrstuhl unsere Etage erreicht hatte, und die Tür glitt auf.

»Nach Ihnen.« Declan hielt die Hand vor die Lichtschranke, um sicherzustellen, dass die Tür nicht zuging, während ich ausstieg.

»Danke.« Ich ging an ihm vorbei und wandte mich nach rechts. Er folgte mir. Vor meiner Zimmertür blieb ich stehen, und Declan tat es mir nach. Ich fluchte innerlich, weil ich meine Schlüsselkarte nicht schon im Fahrstuhl herausgeholt hatte. Während ich meine Handtasche nach meinem Portemonnaie durchwühlte, lehnte er sich neben der Tür an die Wand.

»Wo ich schon mal hier bin, möchte ich mich vergewissern, dass Sie auch sicher auf Ihr Zimmer kommen.« Seine Stimme war tief und sonor. Der Mann war wirklich durch und durch sexy. Zum ersten Mal überhaupt erwog ich einen One-Night-Stand. Nur flüchtig, aber immerhin.

Endlich fand ich die Schlüsselkarte, ließ sie aber vor Nervosität fallen, als ich sie aus dem Portemonnaie nahm.

Declan hob sie vom Boden auf, steckte sie in den dafür vorgesehen Schlitz, öffnete die Tür und hielt sie mit dem Fuß auf, bevor er mir die Karte überreichte.

Ich schluckte. »Danke.«

Seine Pupillen weiteten sich und schienen seine Iris zu verschlucken. »Gern geschehen.«

Wir verharrten beide regungslos.

Möchten Sie mit reinkommen? Die Frage lag mir auf der Zunge, aber ich war nicht so eine.

Declan hob eine Hand, und ich rührte mich nicht, wagte nicht einmal, Luft zu holen, als er mir eine Haarsträhne hinter das Ohr klemmte. Hinterher blieb seine Hand an meiner Wange liegen, und ich schmolz förmlich dahin. Als er die Hand sinken ließ, vermisste ich sofort das Kribbeln auf der Haut. Ich hielt die Luft an, als er den Kopf neigte und mir einen sanften Kuss auf die Stirn drückte. »Gute Nacht, Gwen.«

Mein Mund war staubtrocken. »G-gute Nacht«, murmelte ich.

Er drückte meine Tür nun ganz auf, und ich zwang mich, an ihm vorbeizugehen, mein Zimmer zu betreten und die Tür hinter mir zu schließen. Dann lehnte ich mich mit dem Rücken an die Tür und atmete tief durch. Mir war schwindlig. Wenn er gefragt hätte, ob er noch mit hereinkommen dürfe, hätte ich es erlaubt, keine Ahnung, warum. Ich hatte mich bisher Männern gegenüber immer im Griff gehabt. Warum war das bei ihm nicht der Fall? Der Gedanke, mit einem fremden Mann ins Bett zu gehen, hatte mich bisher nie gereizt, aber jetzt schloss ich die Augen und stellte mir Declan in meinem Zimmer vor. In meinem Bett. Nackt.

Meine Oberschenkel zuckten. Ich war eine anständige Frau. Ich nahm keine Drogen, trank mäßig, hatte nie die Schule geschwänzt, noch nie einen Strafzettel wegen zu schnellen Fahrens kassiert und definitiv noch nie von einen One-Night-Stand mit einem Adonis geträumt. Warum eigentlich nicht, Gwen? Ich testete den Klang meines verkürzten Namens und stellte fest, dass er mir gefiel. Sehr sogar. Warum also? Gute Frage. Ich war erwachsen. Viele Frauen hatten Affären. Ich hatte seit Monaten keinen Sex gehabt, warum also sollte ich mir den Spaß nicht gönnen? Ganz unverbindlich. Einfach nur so. Den Moment leben.

Abrupt drehte ich mich um, riss die Tür auf und wäre beinahe mit Declan zusammengeprallt. Erschrocken schrie ich auf.

»Sorry, Prinzessin. Ich wollte Sie nicht erschrecken.« Seine Stimme war tief und rau und versetzte eine Saite tief in meinem Inneren in Schwingungen.

»W-was …?« Ich brachte es nicht über mich, den Satz zu Ende zu sprechen. Aber das war auch nicht nötig, da er meine Gedanken las.

Er fuhr sich mit der Hand durch das kurze rotblonde Haar. »Ich dachte, ich warte noch ein paar Minuten, und wenn du dann die Tür nicht wieder aufgemacht hast, gehe ich auf mein Zimmer und vergesse, was zur Hölle du in mir ausgelöst hast.«

Ich blinzelte.

»Tatsächlich habe ich nicht wirklich damit gerechnet, dass du wieder aufmachst.« Er lachte leise.

»Ich … also … ich weiß auch nicht, warum ich das getan habe.«

Er nickte langsam und stützte sich mit einer Hand an den Türrahmen. »Schick mich weg, Gwen. Sag mir, ich soll dich nicht anfassen. Dich nicht küssen. Dich nicht vögeln, bis der Arzt kommt.«

Ich schluckte, und sein Blick heftete sich auf meinen Hals.

»Scheiße, Prinzessin«, knurrte er. »Ich bin nicht gut für dich.«

Das Herz hämmerte gegen meine Rippen. »Ja«, sagte ich gepresst.

Er schloss für einen Moment die Augen. »Ja, was? Soll ich gehen?«

Ich biss mir auf die Unterlippe. »Oder ja, komm rein?«

Mein Körper stellte das Atmen ein, als ich beiseitetrat und ihm Platz machte, wobei ich ihm die ganze Zeit in die Augen sah.

Er nahm den Arm, mit dem er sich am Türrahmen abstützte, herunter und stand nun in voller Größe vor mir. Obwohl er mich nur um einen halben Kopf überragte, kam er mir viel größer vor. »Weißt du auch, worauf du dich da einlässt?«, fragte er und musterte mich eindringlich.

Ich nickte. »Ja.«

Er trat auf die Schwelle, so dass er halb drinnen, halb draußen stand. Sein Blick fiel auf meine Lippen. Ich wich zurück ins Zimmer und ließ die Tür los, die langsam zu schwang. Er legte eine Hand gegen das Türblatt und kam herein.

Er holte tief Luft. »Letzte Chance, Gwen.«

Ich ballte die Hände zu Fäusten und bohrte die Nägel in meine Handflächen. »Komm rein, Declan«, sagte ich leise.

In einer flüssigen Bewegung trat er ein, schloss die Tür, ließ das Sakko fallen und drückte mich mit dem Körper an die Wand. Sein Atem roch nach Whisky und Minze, aber ich mochte den Geruch. Er war männlich und …

Er küsste mich mit einer Gier, die mir den Atem verschlug, und bei Gott, ich sah Sterne. Hinter meinen Augenlidern explodierte ein wahres Feuerwerk, als er sich rechts und links von mir mit den Händen an der Wand abstützte, so dass ich zwischen seinen Armen gefangen war. Er küsste mich nicht, er verschlang mich. Ich hatte mich in meinem ganzen Leben noch nie so begehrt gefühlt. Ich stöhnte in seinen Mund und verschränkte die Hände in seinem Nacken. Er antwortete mit einem dominanten, besitzergreifenden Knurren, und da wusste ich, dass ich mich richtig entschieden hatte. Declan würde mir völlig neue Dimensionen eröffnen.

Und so kam es zu meinem ersten und einzigen One-Night-Stand, und ich wusste von dem Augenblick an, als seine Lippen die meinen das erste Mal berührten, dass ich diese Nacht nie vergessen würde.

Sechs Monate später

Gwen

Manchmal ist ein Mädelsabend das beste Heilmittel für ein gebrochenes Herz. Ich hoffte, dass es auch diesmal funktionieren würde. Ich fuhr auf den Parkplatz der Hop-Toddy-Brauerei, die meiner Freundin – und Kundin – Lana gehörte. Nachdem ich im vergangenen Juni die Hochzeit ihrer Schwägerin in spe geplant hatte, hatte Lana mich engagiert, um ihre eigene Hochzeit zu planen, die im April stattfinden sollte. Irgendwann im Laufe der vergangenen Monate hatten wir uns angefreundet. Ich parkte mein weißes Mercedes Cabriolet in einer freien Parklücke, knöpfte meine kamelhaarfarbene Peacoat-Jacke zu und streifte die braunen Lederhandschuhe über. Dank des beheizbaren Lenkrads brauchte ich die Handschuhe beim Fahren nicht.

Ich öffnete die Autotür, schwang ein Bein heraus und setzte die Sohle meiner kniehohen Stiefel von Jimmy Choo aus italienischem Leder auf. Normalerweise verkehrte ich nicht in Brauhäusern, aber meine neuen Freunde waren ja auch anders als die Leute, mit denen ich sonst zu tun hatte. Zwar war es ein Privileg in eine Familie wie die meine hineingeboren zu werden, aber gleichzeitig war diese Herkunft auch an gewisse Verpflichtungen geknüpft. Die Hogan-Frauen passten nicht in mein übliches Schema, aber genau das machte sie in meinen Augen umso liebenswerter. Es hatte siebenundzwanzig Jahre gedauert, aber nun hatte ich endlich echte Freundinnen gefunden.

Als ich die Tür öffnete, entdeckte ich sie sofort an einem Tisch an der Wand. Das Holzmobiliar und die Glaslaternen verliehen dem Lokal ein gewisses Strandflair, was gut zu der Location in Meeresnähe passte. Trotz der leisen Rockmusik im Hintergrund klapperten meine hohen Absätze laut auf dem Holzboden, als ich den Gastraum durchquerte. Lana entdeckte mich und winkte. Lächelnd steuerte ich die vier Frauen an, die auf mich warteten.

»Hi, Gwen«, rief Lana, als ich näherkam. Sie sprang so stürmisch auf, dass ihre langen rotbraunen Locken wippten, und schloss mich in die Arme.

»Hallo, Süße.« Ich erwiderte die Umarmung.

Als nächstes begrüßte mich Zoe, ebenfalls mit einer Umarmung. »Schön, dass du es einrichten konntest.« Sie musste direkt aus dem Krankenhaus hergekommen sein, da sie noch Arbeitskleidung trug und das blonde Haar zum Pferdeschwanz gebunden hatte.

»Danke euch allen, dass ich dabei sein darf.«

»Wir haben dich gerne dabei«, entgegnete Autumn und legte wieder die Arme um mich.

»Wie geht es dir?«, fragte ich.

Das Babybäuchlein wurde immer deutlicher sichtbar, zumal sie so zierlich war.

Sie zuckte die Achseln. »Ich bin froh, dass ich das erste Drittel hinter mir habe.« Es war schön, sie schwanger zu sehen, nachdem ich erst vor einem halben Jahr ihre Hochzeit geplant hatte. Die beiden waren wirklich ein Traumpaar.

Die vierte Frau, der ich bisher noch nie begegnet war, stand nun ebenfalls auf und reichte mir die Hand. »Hallo, ich bin Allie.«

Ich schüttelte ihr die Hand. »Gwendolyn – oder Gwen.« Meine Verwandten und alle anderen Freunde nannten mich ausschließlich bei meinem vollen Namen. Diese Frauen waren die einzigen, die mich Gwen nannten, und das gefiel mir, auch wenn es mich jedes Mal wieder an Declan erinnerte.

Autumn legte einen Arm um die Brünette, die etwas älter zu sein schien als wir anderen, und lächelte. »Allie ist Kyles Freundin. Kyle ist Dylans großer Bruder, vielleicht erinnerst du dich ja noch an ihn? Und ich habe es nur ihr zu verdanken, dass ich heute Abend kommen durfte.«

»Wie das?« Ich stopfte die Handschuhe in die Taschen und legte die Jacke über die Sitzbank.

Autumn verdrehte die Augen. »Seit wir wissen, dass ich schwanger bin, ist Dylan übervorsichtig. Erst wollte er heute Abend mitkommen, aber Allie konnte ihn davon überzeugen, dass sie bestens auf mich aufpassen und mich heil nach Hause bringen wird.«

Allie nickte. »Ich wohne nur zwei Blocks von Autumn und Dylan entfernt.«

Zoe und ich setzten uns auf die Bank, und Lana quetschte sich zwischen uns. »Ich bin froh, dass ihr beide da seid und du nicht die weite Fahrt aus der Stadt allein zurücklegen musstest.«

Autumn und offenbar auch Allie lebten auf der Upper West Side von Manhattan, also etwa eine Stunde Fahrt vom Hop Toddy in Island Park auf Long Island entfernt. Die Brauerei war für uns alle ziemlich weit weg, abgesehen von Lana natürlich, die mit ihrem Verlobten, Jesse Hogan, einem von Dylans Brüdern, nur zehn Minuten entfernt in Long Beach lebte. Zoe lebte mit ihrem Freund Ryan, ebenfalls einem Hogan-Bruder, in Queens, etwa eine halbe Stunde entfernt, und von meiner Wohnung in DUMBO, Brooklyn, waren es mit dem Auto fünfzehn Minuten. Da Lana die Inhaberin des Brauhauses war, trafen wir uns trotzdem gerne ab und an hier.

Autumn wedelte mit der Hand. »Machst du Witze? Ich konnte es kaum erwarten, endlich wieder unter Frauen zu sein. Außerdem hat Lana gesagt, dass du dringend einen Mädelsabend nötig hast.«

Ich seufzte und nickte. »Definitiv.«

Lana nahm die Flasche Sauvignon Blanc aus dem Eiskübel auf dem Tisch und schenkte mir ein Glas ein. »Trink und erzähl.«

Ich hob das Glas ohne Stiel an die Lippen und behielt die frische, fruchtige Flüssigkeit einen Moment im Mund, bevor ich schluckte. Es war ein einfacher Wein, nichts, das ich selbst kaufen würde, aber ganz ordentlich. »Edward und ich haben uns getrennt.«

Allie sah mich mitfühlend an. »Das tut mir leid. Wie lange wart ihr denn zusammen?«

Zoe und Lana vermieden es, mich anzusehen, während sie an ihrem Bier nippten, und Autumn starrte in ihr Wasserglas.

»Nicht lange«, entgegnete ich. »Nur fünf Monate.«

Allie trommelte mit den unlackierten Nägeln an ihr Bierglas. »Trotzdem. Trennungen sind immer übel.«

Ich schüttelte den Kopf.

Ansonsten schwiegen alle.

»Was ist?«, fragte ich schließlich in die Stille hinein.

Autumn, Lana und Zoe tauschten einen Blick.

»Raus damit«, sagte ich.

Autumn klemmte sich das tiefbraune Haar hinter das Ohr. »Also gut. Edward war …«

»Sterbenslangweilig«, beendete Lana den Satz.

Ich runzelte die Stirn. »Ihr fandet ihn langweilig?«

Lana legte mir eine Hand auf die Schulter. »Sorry, Süße, aber du hast etwas Besseres verdient.«

»Etwas viel Besseres«, bekräftigte Zoe.

Edward Stanhope von den Stanhopes aus Westchester, Rechtsberater eines Pharmakonzerns, der seiner Familie gehörte. Das war zwar keine besonders spannende Karriere, aber das hieß ja nicht zwangsläufig, dass er ein Langweiler war. Er war nett – manchmal sogar zu lieb –, und er war ein Gewohnheitstier, was ihn berechenbar machte …

Ich verschränkte die Hände auf dem Tisch. »Dann hat keine von euch Edward leiden können?«

Autumn zuckte die Achseln. »Er war ganz nett, hat sich aber selbst gerne reden hören.«

»Wenn er dabei war, bin ich kaum zu Wort gekommen«, sagte Lana. »Er hat geredet wie ein Wasserfall.« Sie imitierte seinen tatsächlich etwas monotonen Tonfall.

Ich musste zugeben, dass sie nicht ganz unrecht hatte.

Zoe warf mir um Lana herum einen Blick zu. »Hiervon einmal abgesehen, hast du keinen wirklich glücklichen Eindruck gemacht, wenn ihr zusammen wart.«

»Nicht?« Ich kniff die Augen zusammen.

Zoe schüttelte den Kopf. »Zufrieden, ja. Entspannt. Aber nicht glücklich.«

»Sie will damit sagen, dass es mehr wie eine Vernunftsbeziehung gewirkt hat«, erklärte Lana.

Ich starrte auf meine glänzenden pinkfarbenen Fingernägel. Hatten die anderen recht? »Ich muss wohl zugeben, dass es zwischen Edward und mir nie so richtig gezündet hat.« Tatsächlich war das bei allen meinen bisherigen Beziehungen so gewesen. Obwohl ich von Beruf Hochzeitsplanerin war, also an der Quelle arbeitete, war ich lange überzeugt gewesen, dass es die elektrisierende Liebe auf den ersten Blick, wie man sie aus Hollywoodfilmen kannte, nicht wirklich gab.

Bis ich ihm begegnet war. Meinem ersten und einzigen One-Night-Stand. Die Tiefe in seinen smaragdgrünen Augen hatte Dinge in mir ausgelöst, die ich bis heute nicht in Worte fassen konnte.

Ich nippte wieder an meinem Wein, und als ich wieder aufblickte, sah ich in seine smaragdgrünen Augen – oder genauer, die seiner Schwester.

Lana schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Du brauchst einen One-Night-Stand.«

»Ich weiß nicht«, entgegnete ich skeptisch.

Autumn schüttelte den Kopf. »Unverbindlicher Sex ist nicht jedermanns Sache, Lana.«

Allie nickte. »Wohl wahr.«

»Ach was«, konterte Lana. »Sie braucht einen Mann, der ihr das Gefühl gibt, lebendig zu sein.«

Zoe lachte. »Und warum genau sollte sie das nötig haben?«

»Weil wenn Eddie im Bett so langweilig war wie bei gesellschaftlichen Anlässen, sie am schnellsten über ihn hinwegkommt, wenn sie mit jemandem zusammen ist, der aufregender ist«, erklärte Lana, als verstünde sich das von selbst.

Edward war tatsächlich im Schlafzimmer ebenso vorhersehbar gewesen wie in allen anderen Lebenslagen auch. Immer dieselbe Routine. Dieselben Stellungen. Und er hatte mich kein einziges Mal zum Höhepunkt gebracht.

Autumn schwenkte ihr Wasserglas. »Anstatt einer Bettgeschichte könnte sie es ja auch eine Beziehung mit einem aufregenden Mann eingehen.«

»Darf sie auch ein Wörtchen mitreden?«, mischte ich mich in das Gespräch. »Ihr tut ja so, als wäre ich gar nicht da.«

Sie lachten. »Sorry«, meinte Lana. »Natürlich. Aber nur, wenn du zustimmst«, sagte sie und stieß mich mit der Schulter an.

Ich räusperte mich. »Ich bin mir nicht sicher, ob eine unverbindliche Affäre tatsächlich etwas für mich wäre.«

»Sag ich doch«, stellte Autumn zufrieden fest.

Lana verschränkte die Arme. »Und warum nicht?«

Weil ich das letzte Mal, als ich das ausprobiert habe, zügellosen unfassbar guten Sex mit deinem Bruder hatte und er definitiv mein Favorit für Sex ohne Verpflichtungen wäre, ich aber fürchte, dass es nicht bei einer bedeutungslosen Affäre bleiben würde, zumindest nicht von meiner Seite. Aber das konnte ich ihr nicht sagen. »Weil das nicht zu mir passt.« Das war nicht einmal gelogen. Nach meiner Nacht mit Declan hatte ich wochenlang ständig an ihn denken müssen. Gott, ich träumte heute noch von dem Abend – und der Nacht – von Autumns Hochzeit. Er hatte den ganzen Tag über mit mir geflirtet, und ich hatte seine Aufmerksamkeit in vollen Zügen genossen.

Declan Murphy war so ganz anders gewesen als die anderen Männer, die in meinem Leben eine Rolle gespielt hatten. Er hatte einfach umwerfend ausgesehen im Smoking, aber auch der schicke Anzug hatte seine Ecken und Kanten nicht ganz zu überdecken vermocht. Sein starker Brooklyn-Akzent passte zu seiner ungeschliffenen Ausdrucksweise und den Tattoos, die seinen ganzen Arm und einen Teil der Brust bedeckten. Er war die Verkörperung des sexy Feuerwehrmanns und das genaue Gegenteil meiner Ex-Freunde. Ich schätze, genau das war Teil seiner Anziehungskraft gewesen.

»Hast du es denn schon mal versucht?«, wollte Lana wissen.

Ich rieb die Lippen aneinander und überlegte, was ich darauf erwidern sollte. »Einmal.« Ich schloss ganz kurz die Augen und beschwor sein Bild herauf. Declans durchtrainierter Körper war harter Arbeit geschuldet. Breites Kreuz, Oberarme dicker als meine Oberschenkel, ein krasses Sixpack und schwielige Hände. Das, was man als »ganzen Kerl« bezeichnete. Und er kannte sich bestens mit der weiblichen Sexualität aus. Ich hatte irgendwann aufgehört, die Orgasmen zu zählen, die er mir verschafft hatte. Dann hatte er mich zum Abschied ein letztes Mal geküsst und ich hatte ihn nie wiedergesehen.

Ich war mehrmals kurz davor gewesen, Autumn um seine Nummer zu bitten, aber ein Teil von mir hatte mir jedes Mal wieder davon abgeraten. Ich wollte mir diese eine unvergessliche Nacht für immer im Gedächtnis bewahren. Es war die erste und einzige Nacht mit einem Mann gewesen, in der ich mich völlig frei gefühlt hatte. Die einzige Nacht, in der ich mir gestattet hatte, nicht nachzudenken, sondern einfach nur zu fühlen. Es war ein Traum gewesen. Ein perfekter, befreiender Traum. Und dabei wollte ich es auch belassen.

»Im Ernst?« Autumn machte große Augen.

»Siehst du.« Lana grinste zufrieden. »Und?«

»Und was?« Ich schwenkte mein Glas und bemerkte, dass der Wein keine Schlieren auf dem Glas hinterließ.

»Wie war es?«

Ich holte tief Luft und versuchte, zu verdrängen, dass ich mit Declans Schwester sprach. »Unglaublich«, sagte ich schließlich leise.

Lana legte mir einen Arm um die Schultern. »Ruf ihn an. Wiederholt das. Vertrau mir.«

»Aber dann wäre es ja kein One-Night-Stand mehr, nicht wahr?«

Sie lachte. »Wenn es wirklich so gut war, solltest du aus dem One-Night-Stand eine unverbindliche Affäre machen. Keine Beziehung, aber du benutzt ihn, damit er die Erinnerung an den langweiligen Eddie auslöscht.«

Ich dachte tatsächlich über ihre Worte nach. »Eine unverbindliche Affäre«, wiederholte ich langsam und lauschte dem Klang meiner Worte.

Zoe zeigte mit ihrem Bier auf mich. »Lass dich nicht von Lana zu etwas überreden, das nicht dein Ding ist, Gwen.«

Lana schnaubte. »Was für ein weiser Ratschlag. Vergiss nicht, dass es mit Jesse und mir genauso angefangen hat.«

»Stimmt«, bemerkte Autumn, »aber das war fünf Monate nach deiner Trennung von deinem Ex.«

Lana winkte ab. »Egal. Nur das Ergebnis zählt. Außerdem geht es hier nicht um mich, sondern um Gwen. Sie hat ja schon mit dem Typen geschlafen. Es ist ja nicht so, als würde ich ihr sagen, sie solle in eine Bar gehen und dort den nächstbesten Kerl aufreißen.«

»Ich werde nichts dergleichen tun«, stellte ich fest.

Lana zwinkerte mir zu. »Lass es dir noch mal durch den Kopf gehen.«

Und das tat ich. Während das Gespräch sich interessanteren Dingen als meinem langweiligen Liebesleben zuwandte, ging ich in Gedanken die Pros und Kontras einer unverbindlichen Affäre mit Declan durch. Zuerst müsste ich mir überhaupt erstmal seine Telefonnummer beschaffen.

Der Abend neigte sich dem Ende zu, und Autumn und Allie verabschiedeten sich, wobei Autumn scherzte, dass sie vor dem Zapfenstreich zu Hause sein müsse. Zoe ging kurz nach den beiden, und dann umarmte auch ich Lana. »Wir sehen uns morgen bezüglich des Meetings mit dem Caterer.«

»Ja, habe ich auf dem Schirm.« Ihre Hochzeit war im April, und die letzte Verkostung für das Menü war für den kommenden Nachmittag angesetzt.

Auf der Heimfahrt spukte Declan mir im Kopf herum. Wie er mich küsste, mich berührte, mich leckte, mich nahm. Bei dem Kopfkino verhärteten sich prompt meine Brustwarzen unter dem Stoff meines Seiden-BHs. Vielleicht hatte Lana ja recht. Vielleicht war eine Nacht mit Declan genau das, was ich brauchte.

Declan

Ich war jetzt seit einem Monat offiziell beim Second Squad. Wir waren in Brooklyn stationiert, wurden aber in der ganzen Stadt eingesetzt. In unserem unmittelbaren Umfeld waren wir die prioritär zuständige Wache, aber wir wurden auch zu Einsätzen als Ersthelfer und Retter gerufen sowie bei Ereignissen in Zusammenhang mit Gefahrgut. Kurz, wir leisteten die ganze Bandbreite der Aufgaben, die in den Zuständigkeitsbereich der Feuerwehr fielen. Die sogenannten Squads waren Eliteeinheiten des New York City Fire Departments, und es gab in der ganzen Stadt nur acht solcher Squads. Ich war mächtig stolz darauf, einer anzugehören. Auch wenn ich ziemlich sicher war, dass mein Vater, Battallion Chief Patrick Murphy, bei meiner Versetzung die Finger im Spiel gehabt hatte, riss ich mir den Arsch auf, um meinem Posten Ehre zu machen.

Wir kamen gerade von einem Einsatz zurück, und ich war für das Auffüllen der Sauerstoffgeräte zuständig. Nachdem das letzte Gerät aufgefüllt im Einsatzwagen verstaut war, schlug ich die Tür zu, machte einen Schritt zurück und … war in der nächsten Sekunde klatschnass. Die Dusche war eiskalt und durchnässte mich bis auf die Haut. Vom Dach des Fahrzeugs erklang Gelächter, und als ich hinaufblickte, sah ich Cliff Davis mit einem leeren Eimer an der Reling stehen. Er wollte sich schier ausschütten vor Lachen.

Das war meine Taufe. Zitternd trat ich einen Schritt vor. »Du Arschgesicht.«

Meine Füße machten bei jedem Schritt ein schmatzendes Geräusch, nachdem mir auch Wasser in die Stiefel gelaufen war. Da ich meine Arbeitshose noch nicht ausgezogen hatte, war das Wasser von oben hineingelaufen und meine ganze Ausrüstung von innen triefnass. Und das im Dezember. Die restlichen Kollegen kamen aus ihren Verstecken hervor und bogen sich vor Lachen wie die Kinder. Es spielte keine Rolle, dass Davis fast fünfzig war. Es war schon etwas dran, dass man Feuerwehrleuten nachsagte, sie würden nie erwachsen. Ich schüttelte die Arme und spritze die Jungs nass, die mir am nächsten waren. Ich war ihnen nicht wirklich böse. Solche Späße gehörten dazu und waren Teil des Aufnahmerituals der Wache.

Regel 1: Wer nicht hochgenommen wird, sollte sich Sorgen um seinen Job machen.

»Du sahst irgendwie erhitzt aus, Murph«, gackerte Davis über mir.

»Danke auch. Jetzt brauche ich nicht mehr zu duschen. Cool«, entgegnete ich.

Regel 2: Nimm dir nichts zu Herzen bzw. lass es dir nicht anmerken.

Regel 2.5: Behalte deine wunden Punkte und Abneigungen für dich.

Wenn jemand an einer Spinnenphobie leidet, muss er damit rechnen, dass er Spinnen in seinem Spind vorfindet oder eine Tarantel im Stiefel.

Ich hakte den Daumen unter einen Hosenträger und zog ihn von der Schulter. Bevor ich nach dem zweiten greifen konnte, schrillte der Alarm. Scheiße.

»Sieht so aus, als müsstest du nass zum Einsatz, Murph«, spottete der Captain, während wir uns fertig machten.

Grinsend stieg ich in den Wagen. »Ist nicht das erste Mal, dass ich mit nassem Schwanz einen Einsatz fahre, allerdings bisher nicht in voller Montur«, entgegnete ich, was mir ein paar Lacher einbrachte.

»Ja, davon habe ich gehört«, sagte Garcia und hob die Hand zum High Five.

Mit einem schmatzenden Geräusch ließ ich mich auf den Sitz fallen und stöhnte innerlich bei dem Gedanken an den bevorstehenden Einsatz in triefnasser Kleidung. Minuten später kam das Einsatzfahrzeug mit quietschenden Reifen zum Stehen.

»Wir sind als Erste vor Ort, Jungs. Ist ein 10-75. Wir agieren als Angriffstrupp«, rief Captain Foley vom Beifahrersitz. Ein 10-75 war ein offenes Feuer.

Als ich aus dem Fahrzeug sprang und mit einem plätschernden Geräusch nasser Stiefel auf dem Asphalt landete, sah ich den orangefarbenen Schein hinter einem Fenster im ersten Stock des heruntergekommenen Apartmenthauses. Wir waren in Bushwick stationiert, nicht weit entfernt von meiner früheren Wache in Bed-Stuy. Beides Gegenden weit unter der Armutsgrenze mit hoher Kriminalitätsrate. Mir kam ein Gedanke, als ich mir Haken und Kanister schnappte. In unserer unmittelbaren Umgebung rückten wir für gewöhnlich als gewöhnlicher Einsatztrupp aus und löschten das Feuer. Traf eine Squad jedoch zuerst am Einsatzort ein und es war ein zweites Löschfahrzeug unterwegs, agierten wir stattdessen als Angriffs- und Wassertrupp. Aufgabe eines Angriffstrupps ist es, den Brandherd und eventuelle Personen im Gebäude zu lokalisieren. Dem Angriffstrupp fällt der gefährlichste Teil des Einsatzes zu, weil er das brennende Gebäude ohne Wasser betritt und auch nicht weiß, wo genau sich der Brandherd befindet und welche Gefahrenquellen es möglicherweise noch gibt. Vor meiner Versetzung zur Squad war ich in einem Angriffstrupp gewesen, so dass Suche und Rettung mein Spezialgebiet waren. Heute sollte ich zusammen mit dem Kollegen, der dafür zuständig war, den Weg frei zu machen, eine erste Erkundung vornehmen. Das sorgte für einen ordentlichen Adrenalinschub.

Garcia tauchte mit Axt und Hebel- und Brechwerkzeug bewaffnet neben mir auf. »Bist du soweit, Murph?«

Ich langte hinter mich und drehte das Ventil an meinem Sauerstoffgerät auf, so dass Luft in meine Schutzmaske strömte. »Auf geht’s.«

Die Tür war abgeschlossen, so dass Garcia die Hebelklaue ansetzte und mir die Axt reichte. Ich schlug mit dem stumpfen Ende auf das Stemmwerkzeug und trieb es immer tiefer in den Türspalt, um das Schloss zu sprengen. Garcia zog mit aller Kraft, und die Tür flog auf. Nachdem ich ihm die Axt zurückgegeben hatte, schnappte ich mir meine Ausrüstung und wir gingen hinein. Das Erdgeschoss war verqualmt, aber es war offensichtlich, dass der Brandherd sich nicht auf dieser Etage befand, so dass wir an die Wohnungstüren klopften und die Bewohner aufforderten. Das Haus zu verlassen, bevor wir die Treppe hinaufliefen. Im ersten Stock war der Rauch merklich dichter und die Sicht erheblich beeinträchtigt. »Ich habe in einem Fenster auf Seite eins einen orangen Schein gesehen, als wir vorgefahren sind«, rief ich. Bei der Feuerwehr waren die Seiten eines Gebäudes durchnummeriert, um die Kommunikation am Einsatzort zu erleichtern und Missverständnisse zu vermeiden. Seite eins stand für die Front eines Gebäudes. Von dort aus zählte man im Uhrzeigersinn bis vier.

»Dann lass uns da anfangen.«

Ich folgte ihm zu der Wohnung am Ende des Flurs, und als wir die Tür erreichten, hielt ich die Luft an und lauschte. Durch die Tür hörte ich leise das Feuer atmen. Garcia hämmerte mit der Faust gegen das Türblatt. »FDNY.«

Keine Reaktion.