Calendar Girl Februar - Audrey Carlan - E-Book
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Calendar Girl Februar E-Book

Audrey Carlan

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Beschreibung

Mr Februar ist Franzose. Was Mia von ihm über die Liebe lernt, wird sie nie vergessen. Mias Mission, eine Million Dollar für die Rettung ihres Vaters aufzutreiben, geht weiter. Den Februar verbringt sie im Atelier des weltbekannten Künstlers Alec Dubois. Er braucht sie als Muse für seine neue Fotoserie und zahlt bereitwillig 100.000 Dollar dafür, dass Mia ihm einen Monat lang Modell steht. Und er ist so unfassbar attraktiv, dass Mias Grundsatz, nicht mit den Kunden ins Bett zu gehen, erneut ins Wanken gerät. Doch Alec hat auch die Gabe, Mias verletzliche Seite zu sehen.

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Das Buch

Mias Mission, eine Million Dollar für die Rettung ihres Vaters aufzutreiben, geht weiter. Den Februar verbringt sie im Atelier des weltbekannten Künstlers Alec Dubois. Er braucht sie als Muse für seine neue Fotoserie und zahlt bereitwillig 100.000 Dollar dafür, dass Mia ihm einen Monat lang Modell steht. Und er ist so unfassbar attraktiv, dass Mias Grundsatz, nicht mit den Kunden ins Bett zu gehen, erneut ins Wanken gerät. Doch Alec hat auch die Gabe, Mias verletzliche Seite zu sehen.

Die Autorin

Audrey Carlan schreibt mit Leidenschaft heiße Unterhaltung. Ihre Romane veröffentlichte sie zunächst als Selfpublisherin und begeisterte damit eine immer größere Fangemeinde, bis der Verlag Waterhouse Press sie unter Vertrag nahm.

Ihre Serie »Calendar Girl« stürmte die Bestsellerlisten von USA Today und der New York Times und wird als das neue »Shades of Grey« gehandelt. Die Autorin lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Kalifornien.

Homepage der Autorin: www.audreycarlan.com

AUDREY CARLAN

FEBRUAR

Aus dem Amerikanischen von

Graziella Stern

Ullstein

Titel der amerikanischen Originalausgabe: The Calendar Girl – February (Waterhouse Press)

© 2015 Waterhouse Press, LLC

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ISBN 978-3-8437-1352-8

Deutsche Erstausgabe im Ullstein Taschenbuch

1. Auflage Juni 2016

© für die deutsche Ausgabe Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2016

Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München

Titelabbildung: © FinePic®, München

E-Book: LVD GmbH, Berlin

Alle Rechte vorbehalten.

Jeananna Goodall

Vor einem Jahr habe ich mein erstes Buch veröffentlicht.

Von der ersten Seite an warst du mein Cheerleader, meine Testleserin und mein größter Fan.

Inzwischen ist es mir eine Ehre, dich meine Freundin nennen zu dürfen.

Du liebst meine Figuren, als wären sie deine eigenen, und sorgst dafür, dass ich ihnen nah bleibe.

Du hast viele Gaben und Talente, ich bin so dankbar, dass du sie mit mir teilst.

Licht und Liebe.

Kapitel 1

Die verschnörkelten, verrosteten schmiedeeisernen Türen des alten Aufzugs schepperten laut gegeneinander, als der Fahrer sie zuzog und verschloss. Er hatte noch kein Wort gesagt außer »Du Mia?«, als ich am Flughafen Seattle-Tacoma die Rolltreppe zur Gepäckausgabe heruntergekommen war. Ich nahm an, es war in Ordnung, mit ihm mitzugehen, denn er hielt ein Schild mit meinem Namen in der Hand. Tante Millie hatte mich schon darauf vorbereitet, dass mich ein riesiger Holzfäller abholen und zu meinem nächsten Kunden fahren würde. Der Typ war wirklich beeindruckend, aber nicht, weil er so groß war. Tatsächlich war er nur ein paar Zentimeter größer als ich. Aber was ihm in der Höhe fehlte, machte er durch Breite wett. Er erinnerte mich an einen Wrestler oder einen dieser supermuskulösen Bodybuilder.

Sobald der Aufzug den zehnten Stock erreichte, kam er quietschend und knirschend zum Stehen. Ich stieß gegen Paul Bunyans kleinen Bruder. Er stand fest wie ein Fels in der Aufzugkabine und zuckte nicht einmal zusammen, als ich gegen ihn prallte, sondern grunzte lediglich wie ein wildes Tier. Die hohen Türen öffneten sich, Bunyan schob das Gitter auf und führte mich in einen Raum, der früher anscheinend eine Lagerhalle gewesen war. Die Sparren und Leitungen verliefen offen unter dem Dach, mindestens neun Meter über dem Betonboden. Überall wuselten Leute herum, die Hälfte von ihnen halbnackt.

Heiliger Mist, wo war ich da reingeraten?

Kameras klickten, Scheinwerfer und Strahler wurden auf Rollwägen herumgeschoben, während ich in der Tür stand und versuchte, das Ganze in mich aufzunehmen. Bunyan stellte mein Gepäck an der Wand ab und zeigte auf einen Mann, der, mit der Kamera fest gegen das Gesicht gedrückt, am Boden kauerte. »Mr Dubois«, brummte Bunyan, dann wandte er sich auf dem Absatz um und trat zurück in den Aufzug, mit dem wir gerade gekommen waren, und überließ mich meinem Schicksal.

»Maulfauler Kerl.« Ich atmete tief durch, und die Luft entwich aus meiner übervollen Lunge. Ich hatte keine Ahnung, was ich jetzt tun sollte. Sollte ich mich an die Seite setzen und darauf warten, dass mich irgendwer ansprach, hoffentlich niemand von den Nackten, oder sollte ich den Typen mit der Kamera nerven, der was auch immer fotografierte?

Statt abzuwarten, beschloss ich, mich einfach umzusehen. Der Raum war ein offenes Loft, aber keine Wohnung. Auf der rechten Seite befanden sich klapprige Fenster, einige davon nicht ganz geschlossen. Offensichtlich öffnete man sie mit einer Kurbel, was ich schick fand und ziemlich retro. Nackte und halbnackte Frauen musterten mich im Vorbeigehen von oben bis unten, während sie sich vor den riesigen weißen Leinwänden aufstellten. Sie bewegten sich nicht. Schwarzgekleidete Assistenten liefen umher und perfektionierten ihre Posen durch leichte Korrekturen an Ellbogen oder Fuß. Irgendwann traten sie zurück, machten ein einziges Foto und fingen anschließend von vorne an. Winzige Veränderungen, dann die nächste Aufnahme. Es war total bizarr.

Ich ging hinüber zu einem anderen Bereich des Lofts, wo ein nacktes Paar auf einem weißen Tuch lag, das mindestens drei mal drei Meter groß war. Einer der Assistenten stieg auf eine kleine Leiter und begoss die beiden systematisch mit leuchtend blauer Farbe. »Nicht bewegen!«, rief er. »Sonst müssen wir wieder von vorne anfangen und Mr Dubois wird sauer«, fügte er angespannt hinzu. Das Paar verharrte in seiner nackten Umklammerung. Die Frau hielt den Kopf des Mannes umfasst, als wollte sie ihn küssen. Er umarmte sie, eine Hand auf ihrem Hintern, die andere auf ihrem Hinterkopf.

Farbe tropfte von ihren Beinen und kleckste auf die Leinwand. »Ganz ruhig!«, warnte der Assistent. Die Dynamik dieser seltsamen Szene faszinierte mich so sehr, dass ich nicht hörte, wie jemand hinter mich trat, bis mir das Haar aus dem Nacken gestrichen wurde.

»Perfekt«, raunte mir jemand ins Ohr, dann spürte ich einen sanften Kuss in der Halsbeuge.

Ich machte einen hastigen Schritt zur Seite, um mich der Berührung des Fremden zu entziehen, ohne jedoch darauf zu achten, wohin ich trat. Plötzlich stieß ich mit etwas zusammen. Ehe ich ausweichen konnte, blieb ich mit einem meiner Stiefel in der Leinwand hängen und stürzte gegen die Leiter, auf der der gereizte Typ mit der Farbe stand. Das völlige Chaos brach aus. Der Mann mit dem Eimer stolperte nach vorn und die blaue klebrige Farbe ergoss sich in einem Schwall auf die Leinwand und die Plane, die den Betonboden schützen sollte.

Das Paar hatte die Katastrophe offensichtlich kommen sehen, denn der Mann rollte das nackte Mädchen so geschickt zur Seite, als würde er Nahkampf trainieren. Er wich dem Assistenten und der Farbe aus und entkam der umstürzenden Leiter mit Mühe und Not.

Ich hatte nicht so viel Glück.

Im Fallen verhakte sich mein anderer Absatz in der dicken Leinwand und blieb dort hängen, während mein Körper in die entgegengesetzte Richtung stürzte. Ich schrie auf, als sich mein Knöchel schmerzhaft verdrehte, dann landete ich mit dem Hintern zuerst mitten in der blauen Farbe und dem zerrissenen Stoff.

»Gütiger Himmel!« Der Mann, dem ich hatte entkommen wollen, trat in das Chaos und packte mich unter dem Arm. Seine goldbraunen Augen blickten mich besorgt, aber gleichzeitig so intensiv an, als wollten sie mich hypnotisieren. Nach den kleinen Fältchen in den Augenwinkeln zu urteilen, mochte er wohl gut zehn Jahre älter sein als ich. Sein braunes Haar war von natürlichen goldenen und rotbraunen Strähnen durchzogen und am Hinterkopf zu einem Knoten geschlungen. Ein wohlgeformtes Kinn und volle Lippen wurden von einem perfekt getrimmten Bart umrahmt. Ich hatte noch nie einen Mann mit Bart gedatet, aber als mich seine starken Arme jetzt gegen seinen hochgewachsenen, muskulösen Körper pressten, verstand ich den Grund dafür nicht mehr. Er war absolut umwerfend. Erinnerte mich an Ben Affleck, nur wesentlich heißer.

»Ich wollte dich nicht erschrecken. Eben sah ich dich hier stehen, und deine Schönheit hat mir verraten, dass du nicht nur irgendein Model bist. Ich musste einfach deine goldene Haut küssen. Du bist bestimmt Meine Mia«, sagte er bewundernd. Der Blick seiner karamellfarbenen Augen glitt an meinem Körper entlang, von den Haarspitzen bis runter zu den Pfennigabsätzen meiner Stiefel. Sobald ich meinen anschwellenden Knöchel befreien konnte, würde ich sie in die nächste Ecke werfen.

Probehalber setzte ich den Ballen meines verletzten Fußes auf den Boden. Augenblicklich schoss der Schmerz durch meinen Knöchel bis hinauf in mein Bein. Ich schrie auf und klammerte mich am Arm des Mannes fest und grub ihm meine Nägel in die Haut. »Oh mein Gott, du bist verletzt!«

»Ach was«, sagte ich und verdrehte die Augen, während er mich in einem Schwung hochhob und wie eine Prinzessin auf seinen Armen zu einem kleinen Sofa trug. Nur dass es eigentlich gar kein Sofa war, sondern eine Chaiselongue mit hoher Lehne, die zum anderen Ende hin abfiel. Normalerweise sah man so was in romantischen Filmen, wo die Jungfrau in Nöten darauf graziös in Ohnmacht fiel; mit der Hand an der Stirn und einem hübschen Seufzer. Ich jedoch biss die Zähne zusammen und hätte sie bei jeder Bewegung am liebsten in den Nächstbesten geschlagen.

»Ich rufe einen Arzt!«, sagte einer der allgegenwärtigen, schwarzgekleideten Assistenten zu dem Fremden, der, wie ich inzwischen vermutete, mein Kunde war.

»Non, ce n’est pas nécessaire«, erwiderte er in schnellem Französisch. »Ruf 3B an. Sie ist eine befreundete Ärztin.« Während er das sagte, bohrte sich sein Blick in meinen. »Alles wird gut, Mia«, versicherte er mir mit diesem leichten Akzent, von dem mir ganz schwach wurde. Etwas zwischen meinen Beinen zog sich deutlich zusammen. Männer mit Akzent waren einfach so unfassbar sexy. Andererseits konnte es auch der Schmerz in meinem Knöchel sein, der mich zum Zittern brachte. Aber ich war mir ziemlich sicher, dass es an dem Fremden lag.

Nach ein paar Minuten eilte eine winzige Frau mit einer altmodischen Arzttasche herein. Sie stellte sich vor und half mir, den Stiefel auszuziehen, ohne dabei mein Bein zu verdrehen. Sie kam mir vor wie eine Wunderheilerin. Während sie vorsichtig meinen Knöchel untersuchte, hörte ich hinter mir ein Lachen. Ich sah mich nach dem Mann um, den ich für Alec Dubois, meinen Kunden, hielt, auch wenn er sich noch immer nicht offiziell vorgestellt hatte.

»Was ist?«

»Die Socken. Wirklich entzückend, ma jolie«, beendete er den Satz auf Französisch, was wahnsinnig aufreizend klang. Trotzdem ärgerte ich mich, weil ich nicht wusste, was es hieß. Vielleicht irgendwas wie Trampel oder dumme Kuh, wer wusste das schon. Ich sah zu meinen Weihnachtssocken, dann zu der Ärztin. Sie lächelte, blieb während der Untersuchung aber absolut professionell. Ich mochte sie. Was ich von dem französischen Schönling mit der Kamera halten sollte, war ich mir noch nicht so sicher.

»Also, es ist nichts gebrochen. Sie haben sich den Fuß nur verstaucht. Ich mache Ihnen einen Verband, aber schonen Sie ihn so viel wie möglich, dann sind Sie in ein paar Wochen wieder so gut wie neu. Sie sollten Ihrem Fuß viel Ruhe gönnen, ihn kühlen, über Herzhöhe hochlagern und bandagieren. Außerdem möchte ich Ihnen Krücken vorschlagen«, erklärte sie. Niedergeschlagen ließ ich die Schultern hängen. Ich hasste Krücken. Jeder hasste Krücken. Sie waren einfach nur Mist. Total übel. Ich brauchte keine aufgescheuerte Haut unter den Armen, zusätzlich zu dem verletzten Knöchel. Vor allem nicht bei einem neuen Job. Ich fragte mich, ob Mister Künstlergenie womöglich eine Entschädigung verlangen würde. Panik packte mich, als ich an meinen Dad dachte. Wie sollte ich Blaine die nächste Rate bezahlen, wenn mich der Franzose in meinem verletzten Zustand nicht mehr haben wollte?

»Ich werde mich um dich kümmern, ma jolie. Mach dir keine Sorgen.« Alec Dubois setzte sich neben mich, legte mir beschützend einen Arm um die Taille und zog mich an sich, so nah, als würden wir uns seit Jahren und nicht erst seit ein paar Minuten kennen. Er war auf jeden Fall kein distanzierter Typ. Ein bisschen übergriffig vielleicht. Trotzdem fühlte es sich gut an und nahm mir die Angst, dass er mich wieder zurückschicken würde.

»Retournez au travail.« Er unterstrich seinen Befehl mit einer Armbewegung, ehe er mich hochhob, als wäre ich leicht wie eine Feder.

»Was heißt das? Und was machst du da eigentlich mit mir?« Ich klammerte mich an seiner Schulter fest, während er zum Aufzug ging.

»Ich bring dich nach Hause, damit du dich ausruhen kannst. Du musst müde sein von der Reise. Und jetzt, mit dem verletzten Knöchel, musst du dich hinlegen.« Er sah mich freundlich an. »Vorher habe ich noch meinem Team gesagt, dass sie weiterarbeiten sollen.« Sein Akzent war deutlich, aber er hatte wohl lange Zeit in den USA gelebt, denn sein Englisch war perfekt.

Ich schnitt eine Grimasse. »Das ist alles so seltsam. Tut mir wirklich leid wegen dem Bild und dem ganzen Chaos. Und jetzt hab ich mir auch noch den Fuß verstaucht. Dabei sollte ich doch diese besondere Muse sein.«

»Oh, du bist ganz spectaculaire, so zarte Züge. Und dein Gesicht ist das perfekte Spiegelbild«, sagte er, als wäre das eine erstaunliche Nachricht, was ich nicht verstand.

Ich schüttelte den Kopf. »Ich begreif’s nicht. Was meinst du mit Spiegelbild?«

Einer von Alecs Männern in Schwarz folgte uns in den Aufzug und trug meinen Koffer. Dann drückte er Nummer zwölf, laut Anzeigetafel das höchste Stockwerk. Alec beantwortete meine Frage nicht. Wir verließen den Aufzug, und er trug mich in ein anderes, großzügiges Loft. Es war genauso groß wie das darunter liegende, hatte allerdings noch eine Einbauküche, ein Wohnzimmer und eine Treppe, die vermutlich nach oben in ein Schlafzimmer führte. Es gab keine Zwischenwände außer in einer Ecke, wo sich eine Tür befand. Wenn ich hätte wetten dürfen, was ich gerne tat, denn mein Dad hatte mir alles übers Wetten beigebracht, dann würde ich jetzt wetten, dass sich dort das Badezimmer befand.

Alec brachte mich zu der Tür, und ja, es war das Bad. Er ließ mich runter, und ich hüpfte auf einem Fuß zum Waschbecken. Wie von Zauberhand erschien mein Gepäck, und Alec kramte ein T-Shirt und eine Schlafhose daraus hervor.

»Hier, zieh das an. Ich hole einen Sack für deine Klamotten.« Binnen Sekunden kam er zurück und gab mir einen Müllsack.

»Alles in Ordnung?«, fragte er mich, mit einer Hand auf dem Türknauf.

»Alles in Ordnung. Danke.« Ich spürte, wie mir die Röte in die Wangen stieg, als er die Tür schloss.

Dumme, dumme, dumme Kuh! So schnell wie möglich riss ich mir die farbbeschmierten Kleider vom Leib und zog Shirt und Hose an. Danach wusch ich mir die Farbe so gut es ging ab. Ich brauchte eigentlich dringend eine Dusche, aber im Moment war es wichtiger, mit meinem Kunden die Lage zu besprechen, seine Stimmung einzuschätzen und zu klären, ob er wütend auf mich war.

Als ich die Tür des Badezimmers öffnete, stand er da und hob mich wieder auf seine Arme.

»Huch!«, keuchte ich, als er mich zu einem plüschigen Samtsofa in tiefstem Violett trug und dort vorsichtig absetzte. Die Farbe war so dunkel, dass sie fast schwarz wirkte. Doch wenn man die Hand darübergleiten ließ, bewegten sich die Fasern und wurden auberginefarben. Sobald ich bequem saß, nahm Alec auf einem Hocker vor mir Platz und legte sich meinen schmerzenden Fuß in den Schoß. Ich beugte mich vor und rückte den Fuß zur Seite, weil ich nicht wusste, wie ich mit einem Mann umgehen sollte, der mich ständig anfasste.

»Du wolltest wissen, was ich mit dem Spiegelbild gemeint hatte?«

Ich nickte und biss mir auf die Lippe. Er hob eine Hand und fuhr mit einem Finger mein Profil vom Haaransatz über Nase und Lippen bis zum Kinn hinunter. Ein Schauer durchlief mich, als ich seine heiße Berührung spürte. Oder lag es an dem sinnlichen Blick, mit dem er mich musterte, als wäre ich die schönste Frau auf der ganzen Welt? Wes hatte mich auch immer so angesehen. Verdammt, bei Wes hatte ich mich genauso gefühlt. Schuldgefühle quälten mich, aber ich verdrängte sie. Wes und ich, wir waren kein Paar. Freunde mit gewissen Vorzügen, das schon. Und mit der Hoffnung auf mehr … Eines Tages. Vielleicht. Aber nicht jetzt.

»Wenn man dein Gesicht in der Mitte durchschneiden würde«, er zeichnete wieder mein Profil mit einer Fingerspitze nach, ganz versunken in sein Tun, »dann wäre eine Seite das perfekte Ebenbild der anderen.«

Ich runzelte die Stirn. »Das ist doch bei jedem so.«

Er legte seine Hand auf meine Wange, dann wickelte er eine Haarsträhne um seine langen Finger und umfasste meinen Nacken. »Ja, ma jolie, aber normalerweise sind Gesichter nicht symmetrisch. Dein Gesicht jedoch ist perfekt. Beide Hälften sind genau gleich. Keine Seite ist besser oder schlechter als die andere. Das ist ungewöhnlich. Erstaunlich. Du bist einzigartig.« Alecs Gesicht kam ganz nah und er drückte mir einen Kuss auf jede Wange. »Morgen beginnen wir mit der Arbeit, oui? Heute ruhst du dich aus.« Er legte meinen geschwollenen Knöchel auf dem Hocker ab, nachdem er noch ein Kissen daruntergelegt hatte. »Ich muss jetzt weitermachen«, sagte er und ging zum Aufzug, als wäre er in Gedanken bereits wieder bei seiner Kamera.

Interessanter Typ, dieser Alec Dubois.

****

Den Nachmittag über hüpfte ich durch die Wohnung, ins obere Stockwerk wagte ich mich auf einem Bein nicht die Treppe hinauf. Ich hing auf der Couch ab und schlief darüber ein, rief meine beste Freundin Ginelle an und meldete mich bei Tante Millie. Beide, Gin und Tante Millie, fanden es urkomisch, dass ich mir den Knöchel verstaucht hatte und jetzt auf Gedeih und Verderb einem heißen französischen Künstler ausgeliefert war. Gin beneidete mich offensichtlich, und Tante Millie beendete das Gespräch einfach mit »Hab Spaß, meine Kleine«.

Der Aufzug klingelte, und ich hörte, wie die Türen mit einem metallischen Geräusch geöffnet wurden. Von der Couch aus hatte ich sie nicht im Blick, aber ich musste nicht lange warten. Alec kam auf mich zu. Er trug ein Paar Krücken und eine weiße Tüte, aus der es köstlich nach chinesischem Essen duftete. Er stellte die Tüte auf den Couchtisch, lehnte die Krücken an die Couch und setzte sich neben mich.

Noch ehe ich ein Wort sagen konnte, umfasste er meinen Nacken, mit den Daumen auf meinen Wangen. Dann drückte er einen sanften Kuss auf beide Seiten. Seine Lippen waren warm, und ich konnte sie immer noch spüren, als er sich zurückgelehnt hatte und mir tief in die Augen blickte. »Wie geht es dir, ma jolie?«

»Äh, ganz gut, glaube ich«, sagte ich blinzelnd, und er lächelte. »Was bedeutet eigentlich ma jolie?«

Alec kräuselte die Lippen und neigte den Kopf zur Seite. Mit einer Hand strich er mir eine Locke aus der Stirn, an der Schläfe vorbei hinters Ohr. In der Luft zwischen uns hing das Versprechen von etwas, das ich noch nicht benennen konnte. »Übersetzt heißt es ›meine Hübsche‹.«

»Oh, okay«, flüsterte ich und konnte meinen Blick nicht von seinen goldbraunen Augen wenden.

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