Calendar Girl Mai - Audrey Carlan - E-Book
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Audrey Carlan

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Beschreibung

Mr Mai ist ein Mann für die einsame Insel - und für heiße Nächte ... Dass sie einmal als Bademoden-Model arbeiten würde, hätte sich Mia nicht träumen lassen, schließlich ist sie alles andere als dünn. Doch die 100.000 Dollar, die sie für das Shooting bekommt, bringen sie ihrem Ziel näher, die Schulden ihres Vaters zu begleichen und ihm so das Leben zu retten. Und dann steht sie ihrem Shootingpartner, den Samoaner Tai Niko, gegenüber. Sein mit Tattoos verzierter Körper ist zum Niederknien, sein Angebot klar und deutlich: Vier Wochen pure Lust. Kann Mia in Tais Armen vergessen, dass Wes ihr Herz gebrochen hat?

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Das Buch

Dass sie einmal als Bademoden-Model arbeiten würde, hätte sich Mia nicht träumen lassen, schließlich ist sie alles andere als dünn. Doch die 100.000 Dollar, die sie für das Shooting bekommt, bringen sie ihrem Ziel näher, die Schulden ihres Vaters zu begleichen und ihm so das Leben zu retten. Und dann steht sie ihrem Shootingpartner, den Samoaner Tai Niko, gegenüber. Sein mit Tattoos verzierter Körper ist zum Niederknien, sein Angebot klar und deutlich: Vier Wochen pure Lust. Kann Mia in Tais Armen vergessen, dass Wes ihr Herz gebrochen hat?

Die Autorin

Audrey Carlan schreibt mit Leidenschaft heiße Unterhaltung. Ihre Romane veröffentlichte sie zunächst als Selfpublisherin und begeisterte damit eine immer größere Fangemeinde, bis der Verlag Waterhouse Press sie unter Vertrag nahm.

Ihre Serie »Calendar Girl« stürmte die Bestsellerlisten von USA Today und der New York Times und wird als das neue »Shades of Grey« gehandelt. Die Autorin lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Kalifornien.

Homepage der Autorin: www.audreycarlan.com

AUDREY CARLAN

Mai

Aus dem Amerikanischen von Friederike Ails

Ullstein

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ISBN 978-3-8437-1355-9

Deutsche Erstausgabe im Ullstein Taschenbuch

1. Auflage August 2016

© für die deutsche Ausgabe Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2016

© 2015 Waterhouse Press, LLC

Titel der amerikanischen Originalausgabe:

The Calendar Girl – May (Waterhouse Press)

Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München

Titelabbildung: © FinePic®, München

E-Book: LVD GmbH, Berlin

Alle Rechte vorbehalten.

Kris Ward

Du munterst mich auf, motivierst und liebst mich.

Du bist ein wahrer Engel.

Die Menschen in deiner Umgebung sehnen sich nach diesem wundervollen Selbstgefühl.

Du erinnerst mich an meine verstorbene Mutter.

Deshalb, Mama Kris, ist Mias Reise nach Hawaii dir gewidmet.

Möge die Sonne immer hell auf dich scheinen.

Möge dir die Gabe der Freundschaft immer geschenkt sein.

Möge die Freude, die du schenkst, zehnfach zu dir zurückkommen.

Möge Liebe dich umgeben und deine Seele erfüllen.

Für immer in Liebe.

Kapitel 1

Zwischenstopp-Hölle! Ich war in Boston losgeflogen, mit Zwischenlandung in Chicago, und dann in Denver gelandet. Ich dankte dem Allmächtigen dafür, dass ich meine gut eingelaufenen Biker-Stiefel angezogen hatte, als ich so schnell mich meine Füße trugen durch den Flughafen sprintete. Fast hätte ich meinen Flug verpasst. Ich war der Nachzügler. Alle wussten, dass ich mich irgendwo im Flughafengebäude aufhielt, und erwarteten mich schon ungeduldig.

Als ich mein Handgepäck durch die Sitzreihen verstimmter Passagiere wuchtete, um zu meinem Platz zu gelangen, durchbohrten mich mehr als hundertfünfzig Augenpaare mit Blicken. Es wurde nicht besser. Ich saß eingeklemmt zwischen einem sehr dicken Mann und einer neugierigen Achtjährigen, die allein flog. Ihre Eltern waren geschieden, so dass sie nun zwei Familien hatte. Sie hasste die Frau ihres Vaters, die sie als »Stiefmonster« bezeichnete, und deren ältere Tochter, die, wenn man ihr glauben durfte, ein gemeines Biest war.

Chasity flog zu ihrer Mutter, die als Showgirl auf dem Las Vegas Strip arbeitete. Das war nicht überraschend. Wer in Vegas wohnte, zumindest im Herzen von Vegas, arbeitete entweder im Casino, kellnerte, war Showgirl oder bot den Touristen irgendeine Art von Dienstleistung an. Wer außerhalb der Stadt lebte, hatte andere Beschäftigungsmöglichkeiten. Diese Details aus Klein-Chasitys Leben erfuhr ich, weil sie darauf bestand, mir alles über sich zu erzählen. Und ich meine wirklich alles. Ihre Lieblingsfarbe war Lila, aber nicht Dunkel- sondern Helllila, womit sie vermutlich Lavendelfarben meinte. Tiere waren ihr Ding, besonders Pferde. Das Beste an ihrer Stippvisite bei ihrem Dad in Denver waren die vielen Tiere gewesen, die er besaß. Großer Pluspunkt für eine Achtjährige. Aber sie musste sich dort auch mit dem Stiefmonster herumschlagen, und das machte die Besuche bei ihrem Vater gleich viel weniger erstrebenswert. Und dann kamen noch die Schuldgefühle hinzu. Chasitys Mom hatte kaum Freunde und keine Familie. Das Kind hatte das Gefühl, seiner Mutter Gesellschaft leisten zu müssen. Weil doch »niemand allein sein will. Man braucht doch Leute«. Zumindest, wenn es nach der unverblümten, aber gutwilligen Chasity ging.

Als der Pilot durchsagte, dass wir in zwanzig Minuten landen würden, schickte ich ein kleines Gebet zum Boss hinauf, dass Chasity und ihre Mutter einen guten Mittelweg fanden. Außerdem dankte ich der medizinischen Forschung für die Erfindung von Verhütungsmitteln. Eine begrenzte Zeitspanne mit einer Achtjährigen zu verbringen, hatte meine Überzeugung bestärkt, dass ich noch nicht ansatzweise bereit war, mich fortzupflanzen oder diesen Schritt überhaupt je zu wagen. Um ein Kind zu umsorgen, musste man ein ganz bestimmter Typ Mensch sein, und ohnehin hatte ich das alles schon mit meiner kleinen Schwester Maddy durchgemacht. Das nächste Kind, das ich großzog, würde sich vermutlich als Teufelsbraten oder wahre Dämonenbrut entpuppen. Solche Dinge überließ man besser nicht der Glücksgöttin. Wie ich bereits feststellte … eine kaltherzige Zicke, diese Lady, mit der man sich möglichst nicht anlegte.

An der Gepäckausgabe wuchtete ich meinen riesigen Koffer, in dem die ganzen Fanartikel der Boston Red Sox steckten, meine Jeans und der restliche Kram aus Chicago, vom Band. Ich wollte ihn bei meinem Dad und Maddy lassen. So konnte Mads sich die schönsten Sachen herauspicken und sich in den Klamotten, die Hector für mich ausgesucht hatte, wie eine Prinzessin fühlen. Außerdem waren da noch die hippen, lässigen Kleider von Rachel.

Mein Handy gab ein Piepkonzert von sich, sobald ich es anschaltete.

An: Mia Saunders

Von: Mason Murphy

Dein Brief war cool, Herzblatt, aber ein persönlicher Abschied wäre besser gewesen. Rach und ich wollten dich zum Flughafen bringen. Sie ist traurig. Ich bin sauer. Überleg dir schon mal, wie du das wieder gutmachen willst. ;-)

Nicht das erste Mal, dass ein Kunde, oder sollte ich sagen »Freund«, sauer war wegen meiner Art und Weise, mich zu verabschieden. Wes hatte meinen Ninja-artigen Abgang im Januar offensichtlich schon vorausgeahnt. Alec nahm es hin, und Hector weinte. Der schwule Latino hinterließ mir eine tränenreiche Nachricht und meinte, ich hätte den perfekten Abschied ruiniert. Irgendwas aus einem Film, er hätte alles schon vorbereitet gehabt, mit weißen Tauben und dem ganzen Zeug. Keine Ahnung; Tony muss sich in diesem Moment das Handy geschnappt und die Nachricht unterbrochen haben. Er war wütend darüber, dass ich abgehauen war und ihn mit einem heulenden Verlobten allein gelassen hatte, und meinte, ich wäre ihm etwas schuldig.

Die nächste Nachricht stammte von meiner Mitfahrgelegenheit.

An: Mia Saunders

Von: Hurenschlampe

Yo. Fahre draußen im Kreis rum. Wehe, ich muss wegen deiner hässlichen Fratze anhalten und einen Parkschein ziehen.

Lachend schulterte ich meine Tasche und erblickte auch schon Ginelles Honda. Ich winkte, und sie hielt quietschend an und parkte schief in der Ladezone.

»Was geht, Miststück!«, sagte sie, als ich meinen riesigen Koffer und das kleinere Handgepäck auf die Rückbank schob. Ich ließ mich auf den Beifahrersitz fallen. Gins blonde Locken hüpften, und zwischen ihren weißen Zähnen blitzte ein grellgrüner Kaugummi hervor.

Ich hob das Kinn. »Hallo Schatz, danke fürs Abholen«, flötete ich albern.

Mit einer schnellen Handbewegung lenkte sie das Auto aus der Parklücke hinaus in den Flughafenverkehr. Ginelle war eine miserable Autofahrerin. Sie hätte genauso gut Stockcar-Rennen fahren können. Bei heiklen Manövern und innerhalb von Millisekunden am Steuer Entscheidungen zu treffen, darin war sie unübertroffen. Sie fuhr ziemlich waghalsig, aber bisher war es immer gutgegangen. An diesen Hoffnungsschimmer klammerte ich mich genauso wie an den Türgriff und überstand die Fahrt, bis wir endlich den Freeway erreichten.

Ich holte tief Luft, lehnte den Kopf zurück und genoss es einfach, schweigend mit meiner besten Freundin im Auto zu sitzen. Wir mussten uns nicht zwanghaft unterhalten, und das machte uns zu einem perfekten Gespann. Wir fühlten uns auch wohl miteinander, wenn wir gemeinsam schwiegen. Während ich die Verkehrsgeräusche des Freeways, das Schmatzen ihres Kaugummis und den zitronigen Geruch ihres Shampoos in mich aufnahm, wäre ich fast in Tränen ausgebrochen. Zu Hause. Vertraute Umgebung. War das schön. Das hier kannte ich schon mein ganzes Leben. Was nicht bedeutete, dass ich nie woanders würde wohnen wollen, aber wenn ich hier war, genoss ich es in vollen Zügen.

Ginelle fuhr mich zu Maddy und Pops nach Hause. Sie merkte, dass ich nachdenklich war, und redete nicht einfach drauflos, um die Stille im Auto zu füllen, sondern warf mir einfach einen Blick zu, griff über die Mittelkonsole nach meiner Hand und hielt sie fest. Schwesterliche Solidarität. Wir waren zwar nicht blutsverwandt, aber unsere Freundschaft war auf jeden Fall das Zweitbeste im ganzen Universum.

»Ich hab dich lieb«, flüsterte ich und merkte nicht, dass ich den ganzen emotionalen Mist herausplapperte, der mir durch den Kopf ging.

Ihr Blick fing meinen auf. Ihr Gesicht war so lieb und süß. Sie spitzte die rosa Lippen, als wollte sie diese vier Worte direkt zurückgeben. Stattdessen sagte sie zwei: »Ich weiß.«

Ich lachte. Laut. Ach, meine Gin wusste einfach genau, was ich nach einem miesen Reisetag brauchte. Der Abschied von meinem letzten Kunden, meinem Bruder im Geiste, wie ich ihn insgeheim nannte, war schwer gewesen, und ich hatte nur drei kurze Tage zu Hause, bevor ich zum nächsten Klienten fliegen musste. Ich war zwei Tage länger in Boston geblieben. Normalerweise blieb ich etwa vierundzwanzig Tage bei einem Kunden, damit ich noch sechs Tage Zeit hatte, mich um persönliche Angelegenheiten zu kümmern, zusätzlich zu den zwei Reisetagen. Ich war seit Januar nicht mehr in Kalifornien gewesen, und jetzt war in drei Tagen schon Mai. Wieder ein Monat, wieder hunderttausend Dollar, die ich Blaine in den Rachen werfen musste.

Ich gab Ginelle den Umschlag mit einem Scheck darin. »Kannst du das im Hotel für mich abgeben? Dann spar ich mir die Briefmarke.«

»Na klar, Schätzchen.« Sie schnappte sich den Umschlag mit Blaines monatlicher Rate und steckte ihn in die Handtasche. Vor dem Haus, in dem ich meine Kindheit verbracht hatte, hielt sie an. »Du bist bestimmt hungrig. Mads kocht ein Willkommensessen. Hackbraten, Kartoffelbrei, Maiskolben und den berühmten Schoko-Kirsch-Kuchen eures Dads zum Nachtisch.« Sie öffnete die Tür, ging ums Auto herum zum Kofferraum und holte ein Sixpack Bier heraus.

»Ach, wie ich dich liebe!« Ich blickte erst das Sixpack an, dann den Schrotthaufen von Haus mit der winzigen Veranda und der nackten Glühbirne an der Tür. Hinter den Spitzengardinen sah ich, wie meine süße kleine Schwester den Tisch deckte. Für mich. Weil ich nach Hause kam. Es gab nichts Schöneres, und ich fühlrte mich sofort geborgen.

Gin legte mir den Arm um die Schultern und zog mich Richtung Tür. »Jetzt hör auf mit dem rührseligen Kram, ich weiß es doch! Hast du mich vorhin nicht gehört?« Sie verdrehte die Augen und schnaufte theatralisch. Kopfschüttelnd drückte ich sie an mich.

Ich öffnete die Tür, und bei dem köstlichen Duft nach Fleisch, Gemüse und Knoblauch lief mir sofort das Wasser im Mund zusammen. »Mads, ich bin da!«, rief ich, warf meine Tasche auf den zerkratzten Beistelltisch und wartete auf das Quietschen. Maddy quietschte immer wie ein kleines Mädchen, wenn sie sich freute. Auch diesmal.

Kaum war das Quietschen verklungen, rannte meine hochgewachsene Schwester mich auch schon um. Ich konnte mich kaum auf den Beinen halten. »Ach, Schwesterchen, ich hab dich vermisst.« Ich umarmte ihren schlanken Körper so fest ich konnte. Wir hatten uns fast zwei Monate nicht gesehen, und es kam mir vor, als würde sie weicher werden, als verwandelten sich die teenagerhaften Ecken und Kanten allmählich in die weiblichen Kurven, die meine Mutter in die Familie gebracht hatte. Ihre Möpse war auf jeden Fall größer geworden, und auch ihre Hüften wirkten breiter. Ich machte mich aus ihren Armen los, weg von ihrem Kirsch-Mandel-Geruch, und sah ihr tief in die Augen. Ihre Lippen verzogen sich zu dem breiten Lächeln, das ich so liebte.

»Das hübscheste Mädchen der Welt. Aber nur, wenn du lächelst«, sagte ich und wiederholte den Satz, den ich seit fast zehn Jahren zu ihr sagte. Sie wurde rot und zog mich wieder in ihre Arme. Diesmal noch fester, als wollte sie mich gar nicht mehr loslassen. »Was ist los?« Ich umfasste ihre Wangen und musterte sie erneut.

Maddy schüttelte den Kopf, und zwei lange Ponysträhnen fielen ihr in die Augen. »Nichts. Ich bin nur froh, dass du da bist. Ich hab dein Lieblingsessen gekocht.«

»Das rieche ich.« In diesem Augenblick begann mein Magen, lautstark zu knurren. Ich hatte wirklich lange nichts mehr zu mir genommen.

»Essen ist fertig!«, sagte Maddy und zog mich hinter sich her in die Küche. Ginelle folgte uns. Gott, war das gut. Zu Hause zu sein war genau das, was ich jetzt brauchte.

***

»Wir fliegen nach Hawaii!«, kreischten die beiden in einer Lautstärke, dass die Fensterscheiben klirrten.

»Mein Gott! Beruhigt euch, okay?« Ich hielt mir die Ohren zu.

»Soll das ein Witz sein? Ich fliege nach Hawaii? Ich hab Nevada noch nie verlassen, außer um dich in Kalifornien zu besuchen, und jetzt überquere ich im Ernst den blöden Ozean mit Walen und Fischen und so? Hammer!«, kreischte Ginelle und schob sich einen neuen Streifen Kaugummi in den Mund, gefolgt von einem großen Schluck Bier. Bäh. Ich beschloss, zu der fragwürdigen Kombination nichts zu sagen. Immerhin rauchte sie nicht dabei, und das war ein echter Fortschritt.

Nachdem ich einen Schluck von meinem eigenen Bier getrunken hatte, stellte ich es auf dem Resopaltisch ab. »Beruhig dich. Ja, ich bezahle euch beiden einen Flug nach Hawaii, damit ihr mich dort besuchen könnt. Einigt euch, wann es euch am besten passt. Dann bleibt ihr eine Woche und wohnt mit mir in dem Bungalow, den ich gestellt bekomme.« Ich hob beide Hände, damit sie mich nicht unterbrachen. »Ich weiß nicht, wie viel Platz da drin ist, also müssen wir vielleicht alle zusammen in einem Bett schlafen, aber ich meine … kostenloser Urlaub, oder?«

»Hey, ich schlaf sogar freiwillig auf dem Scheißboden, verdammt!«

Ich stöhnte. »Gin, ein paar weniger Kraftausdrücke in Maddys Anwesenheit, ja? Meine Güte.«

»Ach komm schon, ich bin kein kleines Mädchen mehr. Um genau zu sein … bin ich seit letztem Wochenende offiziell eine Frau.« Maddys Tonfall war hochnäsig und belehrend, ganz und gar nicht das, was ich aus dem Mund meiner kleinen Schwester hören wollte.

Ich schloss die Augen und warf mein Bier um. Gin fing es auf, bevor es sich überall verteilen konnte. »Mads …«, flüsterte ich.

Sie presste die Lippen zusammen und lächelte schüchtern, während sie mit dem Finger über die Tischplatte fuhr. »Können wir das später besprechen?« Ihr Blick fiel auf Ginelle. Ginelle war zwar meine Schwester im Geiste, aber sie und Maddy standen sich nicht so nah. Sie mochten sich sehr, nur vertrauten sie einander nicht so bedingungslos wie Maddy und ich. Aber wir waren ja auch echte Schwestern.

Ginelle sah betont auf die Uhr. »Wow, schon so spät. Ich muss los!«, verkündete sie lauthals. »Dann muss ich mir wohl einen Bikini kaufen. Oh, und morgen um eins gehen wir ins Spa, um unsere ramponierten Körper aufzumöbeln. Alle drei. Okay?«

»Gin … danke. Für alles. Du weißt, dass …«, setzte ich an, aber Ginelle nahm es Maddy nicht übel, dass sie allein mit mir reden wollte. Das tat sie nie. Sie legte einen Arm um mich und drückte mich, dann küsste sie Maddy auf den Kopf und zerzauste ihr Haar. »Bis morgen, ihr Miststücke!«

»Bye!«, riefen Maddy und ich unisono. Die Spannung im Raum verdichtete sich, aber darin lag nichts Unheilvolles. Eher etwas von »Du hast mir was zu sagen, dann tu es«.

»Ich hatte es nicht geplant …«, fing Maddy an, und die Tränen stiegen ihr in die Augen. »Ich wollte zuerst mit dir reden, aber wir hatten so viel Spaß miteinander, und er liebt mich wirklich, und ich liebe ihn und …«

Ich legte meine Hand auf ihre und blickte ihr in die schönen Augen. »Und … wie war es?«

Sie leckte sich über ihre Lippen und neigte den Kopf. »Es tat weh. Es hat ein bisschen geblutet, aber er war ganz vorsichtig. So langsam, dass er fast gezittert hat vor Anstrengung. Er hatte Angst, mir weh zu tun, und es hat dann auch wirklich nur ein klein bisschen geschmerzt.«

Ich lächelte, und auch mir stiegen die Tränen in die Augen und liefen meine Wange hinunter. Meine kleine Schwester war erwachsen. »Hat es dir gefallen?«

Sie nickte eifrig. »Wir haben es seitdem noch zweimal gemacht«, kicherte sie. »Und beide Male war es millionenfach besser!« Lachend nickte ich. Ich wusste genau, wovon sie sprach.

»Und was bedeutet das für eure Beziehung? Wie verhält er sich jetzt? Immer noch cool?«

Sie strahlte wie ein Honigkuchenpferd. »Oh, er ist so cool! Er sagt mir jeden Tag, dass ich die Schönste bin und wie sehr er mich liebt und dass wir eines Tages heiraten werden.« Sie verschränkte die Finger, zog die Hände an die Brust und starrte sehnsüchtig die nackte Küchenwand an. »Er verkörpert wirklich alles, was ich mir je erträumt habe, Mia. Alles, wovon du mir erzählt hast, bevor ich selbst so weit war. Ich bin wahnsinnig glücklich.«

Ich rutschte von meinem Sessel und zog sie in meine Arme, denn ich musste sie einfach ganz nah an meinem Herzen spüren. »Ich bin so froh, dass es eine gute Erfahrung für dich war und dass der Mann, mit dem du zusammen bist, dich für das liebt, was du bist. Das tut er doch, oder? Er liebt dich für deine innere Schönheit und nicht nur für dein Äußeres?«

Maddys Kopf an meiner Wange nickte heftig auf und ab, und ich strich ihr übers Haar. »Ich glaube schon. Er sagt es mir ständig. Übrigens will er mit dir reden. Ich hab ihm gesagt, dass es heute Abend nicht geht, aber vielleicht könntest du ja morgen Abend mit zu seinen Eltern zum Essen kommen. Sie wollen meine Familie kennenlernen, und na ja … Ich habe ja nur dich.«

Wieder einmal übermannte mich mein schlechtes Gewissen, und die Wut über meine Mutter brodelte in meinen Adern, weil sie uns verlassen hatte. Ich war traurig, dass unser Vater sich nicht zusammenreißen und in wichtigen Lebensphasen für uns da sein konnte. Wenigstens für Maddy. Sie hätte es verdient.

Ich umfasste die Wangen meiner kleinen Schwester und küsste sie sanft auf den Mund. »Ich würde sehr gern die Eltern deines Freundes kennenlernen und ein paar Worte mit ihm wechseln.«

Abermals begann ihr Gesicht vor lauter Freude und Aufregung zu strahlen. Es hätte ganze Städte erleuchten können. Sie sprang auf und ging zur Kaffeemaschine hinüber. Ich sah zu, wie sie ein paar Löffel koffeinfreien Kaffee hineingab und sich zu einem Song, den nur sie hören konnte, hin und her wiegte. »Das muss gefeiert werden … mit Schokolade!«

»Klingt gut, Schwesterchen. Von dem Schoko-Kirsch-Kuchen träume ich, seit du ihn mir letztes Jahr zum Geburtstag gemacht hast.«

An diesem Abend unterhielten wir uns unter Schwestern und brachten uns gegenseitig auf den neuesten Stand. Ich erzählte ihr von den bisherigen Kunden und davon, wie sehr ich sie alle mochte. Als Fan der Red Sox war sie natürlich am meisten von Mason beeindruckt. Und so war das signierte Trikot, die Mütze und das Foto eine umso größere Freude, als ich ihr die Sachen schließlich überreichte. Ich versprach ihr, dass ich ihr Mason und auch die anderen Spieler eines Tages vorstellen würde, wenn sich die Gelegenheit ergab.

Irgendwann fiel das Gespräch auf Wes, und ich erzählte ihr alles. Ich hatte einfach das Bedürfnis, die Karten offen auf den Tisch zu legen.

»So ein Mistkerl!«, schimpfte sie, als ich ihr schilderte, wie die Schauspielerin aus seinem Film an sein Telefon gegangen war und er zugegeben hatte, dass er sie vögelte.

Ich schüttelte den Kopf. »Es ist lieb, dass du dich aufregst, und glaub mir, zuerst hab mich auch aufgeregt. Aber denk doch mal nach. Soll Wes abwarten, bis ich alles geregelt habe, und zuschauen, wie ich Spaß mit anderen Männern habe, während er in Kalifornien sitzt und mir hinterherschmachtet?«

Ihr Gesichtsausdruck wurde nachdenklich. »Stimmt, das wäre nicht fair«, gab sie zu.

»Nee, wäre es auch nicht. Ich kann nicht behaupten, dass es mich nicht gekränkt hätte, und eine Woche oder so habe ich mich unheimlich darüber geärgert, aber am Ende hab ich es verstanden. Und außerdem habe ich mich einige Zeit später noch mal mit Alec getroffen, und na ja, eins führte dann zum anderen.«

Maddy zog die Augenbrauen zusammen. »Was meinst du damit, ihr habt euch getroffen, und eins führte zum anderen? Woher wusste er überhaupt, dass du in der Stadt bist?«

Ich blickte in die Ferne und trank einen Schluck Kaffee. »Ähm … das weiß ich nicht genau«, versuchte ich, aber sie kaufte es mir nicht ab.

»Blödsinn! Du hast Alec angerufen, um mit ihm in die Kiste zu springen, gib’s zu!«, empörte sie sich mit einem Augenzwinkern.

»In die Kiste springen? Ja, ich wollte mit ihm ins Bett, ich glaube, die offizielle Bezeichnung ist Gelegenheitssex, denn ich sag dir eins, liebstes Schwesterchen, der Mann hat einfach einen Wahnsinnskörper!« Selbstzufrieden lehnte ich mich zurück und schaufelte mir eine Gabelvoll meines zweiten Stücks Schoko-Kirsch-Kuchen in den Mund.

Als Maddy süß kicherte, stimmte ich mit ein. Sie war einfach jung und naiv und wusste so wenig über die Welt. Ich hoffte nur, dass ihr Freund ein ehrlicher Typ war, der sie nicht ausnutzte. Aber das würde ich am nächsten Tag beim Essen mit seinen Eltern herausfinden. Unruhe überfiel mich. Fühlten sich Mütter und Väter auch so, wenn sie die Eltern des Freundes kennenlernten? Der Typ wollte ihr ja schließlich keinen Heiratsantrag machen. Es war ein einfaches Abendessen. Normale Familien machten das so, oder?

Ich hatte keinen blassen Schimmer.

Später, als wir endlich im Bett lagen, zog ich mein Handy heraus, um Angie zu schreiben, Tonys Schwester. Wir hatten uns in Chicago angefreundet, und wenn jemand etwas von Verabredungen und Treffen mit den Eltern verstand, dann sie.

An: Angelina Fasano

Von: Mia Saunders

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