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Unerfüllte Sehnsüchte, glücklose Liebesgeschichten und das Gefühl des Alleinseins eint die Figuren in Rudolf Habringers acht Erzählungen. Präzise und eindringlich beschreibt er die Innenwelten seiner Protagonisten, die oftmals in der Beobachtung der eigenen seelischen Vorgänge gefangen bleiben. Der Nachdenklichkeit in nächtlichen Stunden, den Leiden und Freuden des Verliebtseins, den kindlichen Nöten und der Ohnmacht, die einen im Angesicht des Todes ergreift, stellt Rudolf Habringer aber die Hoffnung der Liebe gegenüber, der alle in den unterschiedlichsten Spielarten begegnen.
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Seitenzahl: 25
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Copyright © 2007 Picus Verlag Ges.m.b.H., Wien Alle Rechte vorbehalten Grafische Gestaltung: Dorothea Löcker, Wien Umschlagabbildung: © John-Francis Bourke/zefa/CorbiseISBN 978-3-7117-5258-1 Die Kurzgeschichte stammt aus:Rudolf Habringer: Alles wird gut. LiebesgeschichtenISBN 978-3-85452-619-3eISBN 978-3-7117-5068-6
Informationen über das aktuelle Programm des Picus Verlags und Veranstaltungen unterwww.picus.at
Rudolf Habringer, geboren 1960 in Desselbrunn (Oberösterreich). Romane, Erzählungen, Satiren, Kabarett, Theaterstücke. Lebt als freier Schriftsteller in Walding bei Linz. Im Picus Verlag erschienen sein Erzählband »Alles wird gut. Liebesgeschichten« (2007) sowie seine Romane »Island-Passion« (2008), »Engel zweiter Ordnung« (2011) und »Was wir ahnen« (2014).http://www.rudolfhabringer.at
Deshalb verwirklicht der Mensch sich nur in der Liebe, weil sie ihm blitzhaft das Bild seiner zukunftslosen Lage vor Augen führt, und nicht, wie die Idealisten behaupten, weil sie eine Annäherung an eine bestimmte Form des Ewigen wäre.
Albert Camus
Erstens gibt es keinen Zufall. Zweitens bin ich verliebt. Drittens bin ich unglücklich. Meine kleine dreisätzige Symphonie. Ich bin ein Esel. Das ist die Coda.
Max ruft an, und alles beginnt.
Das Wesentliche ereignet sich bei mir ausschließlich an heißen Tagen. An einem heißen Tag habe ich mir vor Jahren im städtischen Freibad die große Zehe gebrochen und meinen Ferienjob im Kurorchester in den Schweizer Bergen absagen müssen. An einem heißen Sommertag habe ich auf der Fahrt zu einem Liederabend mit Werken des unbekannten norwegischen Komponisten Ole Stenberg die Noten in der Straßenbahn liegen gelassen und nicht mehr zurückbekommen. Das Konzert begann mit einer Stunde Verspätung: Der Kopierer am Konservatorium war kaputt, der Hausmeister hatte seinen freien Tag und war unauffindbar, jemand musste schließlich mit einem der anwesenden Besucher, einem Gynäkologen, in dessen Praxis fahren, um die Noten zu kopieren.
Heiße Sommertage und Unfälle, Hitze und Lebensverzweiflung gehören bei mir zusammen.
Max ruft an, ich schwitze, sitze in kurzen Hosen am Klavier und arbeite am Skrjabin-Prélude Nummer elf, Allegro Assai, fünf Kreuz, Sechsachteltakt, diese perlende Aufwärtsbewegung in der linken Hand. Als alles beginnt.
Max und heißer Tag. Sein Anruf. Wie alles zusammenpasst.
Max spielt Flöte. Nichts gegen Flötisten bitte, keine Vorurteile jetzt. Max ist ein besonderer Flötist und mein Freund. Das ist das Problem. Wir haben gemeinsam studiert, vier Jahre Tür an Tür in einer WG gewohnt. Geübt, Karten gespielt und Curryreis gekocht. Zu viel geübt, zu wenig ausgegangen.
Plötzlich bist du dreißig und hast über Frauen immer bloß theoretisiert. Frauen sind schön, Theoretisieren ist schön. Beides muss nicht zwangsläufig zusammengehen.
Das ist Max’ Steckenpferd: Harmonikale Grundlagen, Musiktheorie. Auf der Hochschule wurde er für seine Leidenschaft gefürchtet. Das ist derjenige, mit dem man sich ausschließlich über Theorie unterhalten kann, haben sie gesagt. Und das ist sein Freund, haben sie gesagt, und auf mich gezeigt. Sie haben uns gemieden. Im Hörsaal, im Seminarraum, in der Mensa: immer einen Sicherheitsabstand gehalten.
Besonders die Frauen.