Carlo Chamäleon und die Entdeckung der Freundschaft - Tobias Geibies - E-Book

Carlo Chamäleon und die Entdeckung der Freundschaft E-Book

Tobias Geibies

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Beschreibung

Ein Buch über das Gefühl anders zu sein, das sich selbst Akzeptieren in allen Facetten und das Finden wahrer Freundschaft. Carlo ist ein aufgewecktes und liebenswertes Chamäleon, das mit seiner Familie und seinen Freunden im Regenwald lebt und dem ständig tausende von Fragen durch den Kopf spuken. Doch dann bekommt Carlo eines Tages ein wirklich großes Problem. Immer wenn es knifflig wird und er sich umfärben will, ist seine Farbwechselfarbe aus und er verwandelt sich zu einem blassgrünen Chamäleon mit einem leuchtend roten Kopf. Erst mit der Zeit erkennt Carlo, wie besonders diese Fähigkeit ist, doch bis dahin muss er viele Abenteuer bestehen.

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Für Mika, unser größtes Wunder. Wir alle sind aus Sternenstaub. Wir lieben Dich. Mama und Papa.

Inhaltsverzeichnis

Carlo Chamäleon und der Verstecken-Wettbewerb

Das Ende der Farbwechselfarbe

Carlo wird zum Leuchtchamäleon

Carlo findet eine neue Freundin

Monsignore Bruno und der Baum der Weisheit

Die Ruhe vor dem Sturm

Das große Unwetter auf dem Weg nach Hause

Fledie Flatter und die fehlende Echoortung

Die wundersame Rettung des Paul le frog

Das große Wiedersehen am Baum der Gemeinschaft

Carlo Chamäleon und der Verstecken-Wettbewerb

Der Tag, an dem Carlo zum ersten Mal merkte, dass er anders als alle anderen um ihn herum war, war ein Donnerstag. Warum ich Dir das erzähle? Weil Carlo auch an einem Donnerstag geboren wurde, aber Freitage viel lieber mochte und die darauffolgenden Wochenenden noch viel, viel lieber hatte. Aber Carlo liebte es auf der Welt zu sein, denn Carlo war ein Chamäleon und ein Chamäleon zu sein war schon etwas Besonderes und sehr cool.

Wie gesagt, war es also ein Donnerstag, als sich Carlo mit seinen Freunden von der Chamäleon-Gang zum Spielen verabredet hatte. Was sie spielen wollten, fragst Du? Zum einen wollten sie die Länge ihrer Zungen messen und vergleichen. Und zum anderen? Verstecken natürlich. Denn im Verstecken sind Chamäleons einfach die unangefochtenen Champions.

Auf Flori, Carlos besten Freund, hatte sich vor ein paar Tagen sogar ein Paradiesvogel gesetzt, als er eine Verstecken-Übungsstunde gemacht hatte. Jedenfalls erzählte Flori das allen.

Carlo hatte bei der Übungsstunde nicht mitgemacht und lieber Heuschrecken gejagt und dabei hatte er seine Zunge in etwa auf das Eineinhalbfache seiner eigenen Körperlänge herausgeschleudert. Er war sich sicher, die längste und schnellste Schleuderzunge aller Chamäleons in der Chamäleon-Gang hatte er. Es hatte einige Zeit gedauert und er hatte viele Anläufe gebraucht, bis er seine Zunge so schnell und zielgenau herausschießen konnte.

Das hättest Du am Anfang mal sehen sollen. Bei den ersten Malen flog seine Zunge wild durch die Gegend und am Ziel vorbei und Carlo fast hinterher, hätte er sich nicht im letzten Augenblick noch am Stamm des Gummibaums, auf dem er mit Mama und Papa wohnte, festgekrallt. Papa hatte dann eine Zielscheibe gebaut und Mama heimlich seinen Schwanz am Ast, auf dem er übte, festgebunden. Doch mit der Zeit wurde Carlo immer besser und heimlich träumte er davon, beim Chamäleon-Ziel-Zungen-Weit-Herausschleuder-Wettbewerb den ersten Platz zu belegen und den Goldpokal zu gewinnen.

„Das wäre toll“, dachte er einmal abends und schlief mit diesem Gedanken ein und gewann im Traum am Ende wirklich den Goldpokal.

Heute war also Donnerstag und die Chamäleon-Gang verabredet, aber das weißt Du ja schon.

Carlo hatte den Morgen zuhause zugebracht und sich die Frage gestellt, wie groß der Regenwald eigentlich war und ob es außerhalb des Regenwaldes eigentlich auch etwas gäbe und ob es eigentlich überhaupt ein Außerhalb gäbe und wenn ja, wie dieses Außerhalb wohl aussehen möge. Du meinst, dass wären ziemlich viele Fragen für ein kleines Chamäleon und dazu auch noch sehr komplizierte Fragen? Da gebe ich Dir recht. Aber in Carlos Kopf spukten ständig solche Fragen herum. Tausende und die machten Carlo manchmal einen echten Knoten in den Kopf. Hier eine kleine Auswahl: Wieviel Spucke passt auf meine Zunge? Wie viele Regentropfen kann man auf seiner Nasenspitze balancieren und kann ein Nashorn mehr Regentropfen balancieren als ein Nasenbär? Niest eine Heuschrecke eigentlich Heu, wenn man sie erschreckt? Wie viele Blätter fallen jeden Tag von den Bäumen des Regenwaldes? Wie viele Sterne hat der Himmel?

Manchmal nachts schlich sich Carlo heimlich raus und kletterte seinen Heimatbaum bis ganz nach oben. Dort blieb er dann sitzen und war völlig sprachlos, wie wunderschön sich der Sternenhimmel über ihm aufspannte, die vielen Sterne über ihm funkelten und sich die Welt um ihn herum ganz still verhielt. In diesen Augenblicken musste es wohl so sein, dass alle Welt in den Sternenhimmel blickte und überwältigt war von dessen Schönheit.

So sehr sich Carlo auch anstrengte, es war einfach nicht möglich herauszufinden, wie viele Sterne es wohl am Himmel geben mochte.

Und Du weißt ja, Carlo hatte da einen kleinen Vorteil, denn als Chamäleon konnte er seine Augen unabhängig voneinander in jeweils unterschiedliche Richtungen bewegen.

Das machte Carlo dann natürlich auch so lange, bis ihm schwindlig wurde und er bei 1407 Sternen aufhören musste zu zählen. Aber auch ohne zu wissen, wie viele Sterne es am Ende genau sind, und es müssen mehr als 1407 sein, war es einfach unbeschreiblich schön für Carlo, hier zu sitzen, in den Sternenhimmel zu schauen und der Stille zu lauschen.

Das Ende der Farbwechselfarbe

PLATSCH! Carlo wurde unsanft aus seinen Gedanken gerissen. Etwas sehr Nasses hatte ihn im Gesicht getroffen. Was das war, fragst Du?

Das fragte sich Carlo natürlich auch und beobachtete dabei seine Umgebung ganz genau. Er drehte dabei seine Augen wie wild, bis ihm fast wieder schwindlig wurde, aber er konnte den Übeltäter einfach nicht entdecken. Und plötzlich wieder. PLATSCH! Doch dieses Mal hatte es Carlo aus den Augenwinkeln gesehen und sich schnell weggeduckt. So traf die freche, flinke Zunge Carlos Papa am Hinterkopf.

„Hey, wer war das?“ Carlos Papa drehte sich um und seine Farbe wurde abwechselnd grün, gelb und rot. Carlo kicherte und Zoe gab sich zu erkennen. Das hätte sich Carlo denken können. Zoe war neben Flori Carlos beste Freundin, ebenfalls eine Meisterin im Verstecken. Sie hatte jede Menge Unsinn im Kopf. Das mochte Carlo besonders an ihr.

Zoe mochte an Carlo, dass er immer so viele verrückte Fragen im Kopf hatte.

Carlos Papa wechselte immer noch ständig die Farbe und Zoe sagte: „Oh, Entschuldigung!“ Dann kicherten alle nacheinander los. Erst Carlos Papa, dann Carlo und dann auch eine sehr erleichterte Zoe. Und während Zoe noch erleichtert kicherte, klatschte ihr schon Carlos Zunge gegen den Kopf und dann lachten alle einfach nur noch los.

So wild, dass sie fast von Carlos Heimatbaum fielen und so laut, dass die Tiere des Regenwaldes mit einstimmten und dann wurde es wirklich richtig laut. Das kannst Du mir glauben.

„Komm jetzt! Wir müssen los.“ Zoe stupste Carlo in die Seite. „Die anderen warten bestimmt schon auf uns." Carlo beschlich ein unbehagliches Gefühl. Zoe hatte sich wieder einmal wirklich gut versteckt. Er hatte sie ganz und gar nicht entdeckt. Würde er sich auch so gut verstecken können? Nein, bestimmt nicht. Das wird nicht klappen. Nein. Niemals. Niemals. Niemals. Je mehr er darüber nachdachte, umso unbehaglicher wurde das Gefühl in ihm. Und je mehr er versuchte, sich unterwegs an die Umgebung anzupassen, umso weniger gelang es ihm.

„Ich werde es bestimmt nicht schaffen und dann werden mich alle auslachen“, spukte es in Carlos Kopf herum. In seiner Vorstellung bekam Carlo einen knallroten Kopf und dann geschah es wirklich und Carlo bekam einen knallroten Kopf. Da trottete er nun neben Zoe, der Meisterin des Versteckens, traurig her. Ein blassgrünes Chamäleon mit einem leuchtend roten Kopf. Dabei war ja noch gar nichts passiert. Aber in Carlos Kopf ging es schon wieder wild zu. „Was, wenn ich meine Farbe nicht so gut wechseln kann wie die anderen? Was, wenn ich meine Farbe gar nicht wechseln kann? Alle werden mich auslachen und sich über mich lustig machen. Ein blassgrünes Chamäleon mit einem leuchtend roten Kopf.“ Auf einmal hatte Carlo gar keine Lust mehr zu spielen. Und sich mit der Chamäleon-Gang zu treffen, war auf einmal auch blöd. Dass sie ja auch noch die Länge ihrer Zungen messen wollten, hatte Carlo längst vergessen.

Zoe hatte während des Weges die ganze Zeit erzählt. Davon, wie gut sie sich verstecken konnte und dass ihre Mama sie zuletzt nicht mal gesehen hatte, obwohl sie direkt vor ihrer Nase stand. Erst jetzt blickte Zoe zu Carlo herüber und erschrak über seine Farbe. Und Du weißt ja, wie Carlo gerade aussah. Genau. Ein blassgrünes Chamäleon mit einem leuchtend roten Kopf, das traurig neben ihr her trottete.

„Was ist denn los, Carlo?“, fragte Zoe und musterte ihn vom leuchtend roten Kopf bis zur blassgrünen Schwanzspitze. „Ist Dir schlecht? Hast Du etwas Falsches gegessen? Du siehst blass aus. Also fast jedenfalls. Bis auf Deinen Kopf. Hast Du Fieber?“ Zoe klang ehrlich besorgt.

Carlo trottete traurig weiter und wusste nicht, was er jetzt machen sollte. Sollte er Zoe die Wahrheit sagen? Oder sie anschwindeln? „Eigentlich wäre das ja gar kein richtiges Schwindeln“, redete sich Carlo ein. Mehr so eine Art Notschwindelei und da könnte seine beste Freundin ja nun wirklich nichts dagegen haben. Jedenfalls wenn sie es wüsste. Aber ihn zwickte jetzt schon das schlechte Gewissen, wenn er sich nur ausmalte, dass er Zoe anschwindelte. Und so ratterte es in Carlos Kopf weiter und weiter und weiter.

Bis - ja bis Zoe stehen blieb und sagte: „Erde an Carlo! Jemand zu Hause? Hast Du gehört, dass ich mit Dir geredet habe?“