4,99 €
Gemeinsam ein Kind großziehen, das kann doch heute so schwer nicht sein: Natürlich werden beide sich kümmern, klar werden beide weiter arbeiten. Als Individuen und als Paar werden beide weiter ihre Leidenschaften und Interessen verfolgen und dabei sowohl als Eltern als auch im Job immer alles geben. Zwei Frauen und zwei Männer loten in Children of Tomorrow den Möglichkeitsraum Elternschaft aus, und was anfangs so selbstverständlich erscheint, stellt sich nach und nach als ein Minenfeld unvereinbarer Ansprüche und Erwartungen heraus. Sieht sie ihrer Karriere beim langsamen Sterben zu, bricht er als Vorzeigevater zusammen, oder überlässt man das Kind als Anhängsel der vollgepackten Elternleben einfach größtenteils sich selbst? «Die Erzählung, wie es sein könnte, ein Kind zu haben, was alles passieren könnte, wer zu Hause bleiben und wer sich selbst verwirklichen dürfen könnte, tragen die Schauspieler als fortlaufende Hypothese im Futur vor – von einem Kind ist während des ganzen Abends keine Spur. Stattdessen analysiert das Stück, sehr klug und pointiert, die gesellschaftlichen Strukturen, die diesen Stressbetrieb zusammenhalten.» (Nachtkritik) «Children of Tomorrow breitet das ideologisch und emotional total verminte Feld aus, auf dem junge Familien heute mit vielfältigen Bürden und Erwartungen jonglieren. Und dennoch ist der kurze Abend ein turbulenter, ungeheuer frischer Spaß.» (Süddeutsche Zeitung)
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 61
Tina Müller
Children of Tomorrow
Mitarbeit: Corinne Maier
Gemeinsam ein Kind großziehen, das kann doch heute so schwer nicht sein: Natürlich werden beide sich kümmern, klar werden beide weiter arbeiten. Als Individuen und als Paar werden beide weiter ihre Leidenschaften und Interessen verfolgen und dabei sowohl als Eltern als auch im Job immer alles geben. Zwei Frauen und zwei Männer loten in Children of Tomorrow den Möglichkeitsraum Elternschaft aus, und was anfangs so selbstverständlich erscheint, stellt sich nach und nach als ein Minenfeld unvereinbarer Ansprüche und Erwartungen heraus. Sieht sie ihrer Karriere beim langsamen Sterben zu, bricht er als Vorzeigevater zusammen, oder überlässt man das Kind als Anhängsel der vollgepackten Elternleben einfach größtenteils sich selbst?
«Die Erzählung, wie es sein könnte, ein Kind zu haben, was alles passieren könnte, wer zu Hause bleiben und wer sich selbst verwirklichen dürfen könnte, tragen die Schauspieler als fortlaufende Hypothese im Futur vor – von einem Kind ist während des ganzen Abends keine Spur. Stattdessen analysiert das Stück, sehr klug und pointiert, die gesellschaftlichen Strukturen, die diesen Stressbetrieb zusammenhalten.» (Nachtkritik) «Children of Tomorrow breitet das ideologisch und emotional total verminte Feld aus, auf dem junge Familien heute mit vielfältigen Bürden und Erwartungen jonglieren. Und dennoch ist der kurze Abend ein turbulenter, ungeheuer frischer Spaß.» (Süddeutsche Zeitung)
Tina Müller
Tina Müller wurde 1980 in Zürich geboren und ist dort aufgewachsen. Von 2001 bis 2004 studierte sie Kulturwissenschaften an der Universität Hildesheim; ab 2004 Szenisches Schreiben an der Universität der Künste, Berlin. 2003 war sie bei dem Nachwuchsdramatikerfestival «World Interplay» (Australien) eingeladen. 2007/2008 war Tina Müller Stipendiatin des Autorenlabors am Düsseldorfer Schauspielhaus, dessen Wettbewerb sie mit ihrem Stück «Verlassen» gewann. Für ihre Stücke «Bikini» (2005) und «8 Väter» (2010) wurde sie mit Preisen des Niederländisch-deutschen Kinder- und Jugendtheaterfestivals Kaas & Kappes ausgezeichnet. «Bikini» erhielt außerdem den 2. Baden-Württembergischen Jugendtheaterpreis (2006) sowie den Deutschen Jugendtheaterpreis (2008). 2017 wurde «Dickhäuter» mit dem Mülheimer KinderStückePreis ausgezeichnet. Tina Müller ist Teil der Performancegruppe magic garden. Sie lebt in Berlin.
Corinne Maier
Corinne Maier lebt und arbeitet als Theatermacherin in Basel und Berlin. Sie studierte bis 2009 in Hildesheim Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis und stand zunächst in Lecture Performances selbst auf der Bühne. Sie gründete das Theaterkollektiv magic garden mit und wirkte in mehreren seiner Produktionen als Performerin. 2012 begann sie, Regie zu führen und inszenierte seither u. a. «Past Is Present» (2013) und «Like A Prayer» (2015), mit denen sie auf Tour in Europa und Indien war. Zusammen mit Tina Müller entwickelte sie 2017 «Children of Tomorrow» am Münchner Volkstheater. 2018 entstand «The end of the world as we know it», das am Festival «Politik im freien Theater» zu sehen war. Ausführliche Expeditionen und Recherchen stehen am Anfang ihrer oft dokumentarischen Theaterarbeiten.
F1
Es wird der Anfang sein von etwas ganz Neuem. Wir werden voller Hoffnung sein, dass es ein guter Anfang wird. Dass es ein Leben voller Glück wird und Liebe.
F2
Auch wenn die Welt vielleicht zurzeit nicht gerade danach aussieht, hoffen wir beide auf ein Leben voller Liebe.
M1
Und weil jeder Anfang rein ist und schön, können wir gar nicht anders, als bedingungslos an diese Liebe zu glauben.
F / M
Wir werden bedingungslos an die Zukunft und die Liebe glauben.
F2
Du und ich werden daran glauben, dass wir uns gemeinsam kümmern werden. Wirklich gemeinsam, meine ich.
F / M
Natürlich machen wir zwei das gemeinsam. Es sieht alles ganz danach aus, als ob wir diejenigen sind, die das endlich alles gemeinsam machen. Genauso gemeinsam, wie das Kind ja gemeinsam aus dir und mir bestehen wird.
M2
Wir sind jung, kommen aus Elternhäusern, in denen in Sachen Gleichberechtigung schon eine Menge Vorarbeit geleistet wurde, wir sind der tiefen Überzeugung, dass Frauen wie Männer wie alle weiteren Geschlechter ein erfülltes, freies, einzigartiges Leben führen sollten, wir pflegen offene Beziehungen ohne Besitzansprüche und ein selbstbestimmtes, entspanntes Sexleben, wir leben queer und sind fit in feministischen Theorien, was bedeutet, dass wir unser privates wie berufliches Leben ständig in diesen Kategorien reflektieren, nicht zu vergessen die Tatsache, dass wir in einem Land leben, das seit Jahrzehnten von einer Frau regiert wird, und, nicht ganz unwichtig: Wir haben beide eine ziemlich gute Festanstellung an einem attraktiven Theater in einer aufregenden Großstadt, und jeder und jedem von uns steht die Welt so sagenhaft weit offen, dass sich mancher vielleicht wünschen würde, die eine oder andere Türe möge sich doch bitte einfach mal schließen. Wobei wir uns das nicht wünschen. Wir nicht.
M1
Außerdem liebe ich sie.
F1
Ich liebe ihn.
M2
Als Mutter meines Kindes kann ich mir niemand Besseres denken als sie.
F / M
Ich werde dich so lieben.
F1
Man kann wirklich sagen, ja, die Sterne stehen ganz gut.
F2
Welche Sterne?
F1
Die Sterne. Die Stimmung.
F2
Ich bin richtig in Stimmung für ein Kind.
F1
Es ist ja alles nicht nur eine Frage der Stimmung, sondern auch der Stimme. In mir drin ist eine Stimme, die mir sagt, ich will ein Kind. Und ich will Mutter sein. Und ein Leben ohne Kind kann ich mir schlicht nicht denken.
M2
Dir ist aber schon klar, dass diese Stimme, die du da hörst, dass das die Gesellschaft ist, die Frauen ständig sagt, dass sie nur als Mütter ganze Frauen sind. Und das alles nur, weil ohne den anhaltenden weiblichen Geburtswillen ja sehr wahrscheinlich unser System einbrechen würde.
F1/2
Natürlich ist mir das klar, und wie mir das klar ist.
F1
Aber diese Stimme ist eben auch meine Stimme. Vielleicht will ich zufällig das Gleiche wie das, was die Gesellschaft von mir will. Aber ich will jedenfalls ein Kind.
F2
(zu M) Die eigentlich interessante Frage ist doch, hörst auch du diese Stimme, oder höre die nur ich?
M1
Ich höre sie auch manchmal.
M2
Wenn auch vielleicht aus einer gewissen Entfernung.
F1
Seit ich selbst ein kleines Kind war, haben mir immer alle gesagt, dass ich dieses Kind haben wollen werde. Und ich wollte es auch schon immer.
M1
Ich will ein Kind, und ich will es mit dir, und deswegen stellen sich hier auch keine weiteren Fragen.
F2
Seit Kinder in der oberen Mittelschicht wieder zum absoluten Statussymbol geworden sind und Stars sich in den Magazinen wieder überall mit ihren Babys ablichten lassen und ich, lass mal überlegen, gerade mal drei oder vier Frauen über 40 kenne, die tatsächlich kein einziges Kind in die Welt gesetzt haben, denke ich manchmal, da mache ich nicht mit, ich will kein Kind, ihr könnt mich mal. Aber irgendwie will ich eben doch eins.
M2
Mich hat das Kinderkriegen eigentlich nie wirklich beschäftigt, aber trotzdem denke ich, ja, es kann durchaus sein, dass auch ich ein Kind will.
F / M
Ich will dieses Kind haben.
F1
Ich freue mich so.
M2
Oder sollen wir noch zwei, drei Jahre warten?
F / M
Nein.
M1
Ich freue mich.
F1
Ich freue mich sehr.
F / M