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SCHATTEN ÜBER DEM GLÜCK von RIMMER, CHRISTINE Shelly im Glück? Hals über Kopf verliebt sie sich in ihren attraktiven Boss Tom Holloway, der ihre Gefühle leidenschaftlich erwidert. Eine aufregende Affäre beginnt - bis ein Erzfeind beschließt, Tom alles zu nehmen, was ihm etwas bedeutet! PULVERSCHNEE UND HEISSE LIEBE von MYERS, CINDI Steilhang, Schussfahrt - dann ein schwerer Sturz, der Maddies Traum von Olympia für immer platzen lässt! In Colorado in Hagan Ansdars Skipatrouille wagt sie einen neuen Anfang. Und steht unvermittelt vor einer neuen Herausforderung: Hagans erotischer Anziehungskraft … WACHGEKÜSST! von THACKER, CATHY GILLAN Noch nie geliebt - das ändert sich für die Mechanikerin Hannah, als Dylan in ihr Leben tritt. Er erkennt sofort, dass unter ihrem ölverschmierten Overall ein warmes Herz schlägt. Doch ihre heiße Romanze scheint vorbei, als er ihr einen ungeheuerlichen Vorwurf macht …
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Seitenzahl: 553
Cindi Myers, Christine Rimmer, Cathy Gillen Thacker
COLLECTION BACCARA, BAND 284
IMPRESSUM
COLLECTION BACCARA erscheint im CORA Verlag GmbH & Co. KG, 20350 Hamburg, Axel-Springer-Platz 1
© 2008 by Cynthia Myers Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Eva Repolusk
© 2008 by Harlequin Books S. A. Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Birgit Hannemann
© 2004 by Cathy Gillen Thacker Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Roman Poppe
Fotos: Harlequin Books S.A.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe COLLECTION BACCARABand 284 - 2010 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Veröffentlicht im ePub Format im 03/2011 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 978-3-86295-622-7
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Mit allem hat Maddie in der Skipatrouille des Frauenschwarms Hagan Ansdar gerechnet: Lawinen, Blitzeis, selbst mit ihrer Angst, die sie seit einem Skiunfall quält. Aber nicht damit, dass sie sich in Hagan verliebt! Der charmante Herzensbrecher führt sie in Versuchung, küsst sie verführerisch, will alles von ihr – außer einer dauerhaften Beziehung …
Shelly kann ihr Glück kaum fassen: Sie hat den Job als Sekretärin bei dem mächtigen Tom Holloway ergattert. Und nicht nur das: Vom ersten Tag an knistert es zwischen ihr und ihrem attraktiven Boss! Doch eine bitterböse Intrige bedroht ihre Romanze: Im Schatten lauert Toms Erzfeind darauf, ihn geschäftlich und privat zu vernichten …
Ist das etwa Hannah? Erstaunt stellt Dylan bei der Rückkehr nach Holly Springs fest: Seine gute Freundin von früher ist eine atemberaubende Schönheit geworden. Eine heiße Affäre beginnt, und Dylan ist überzeugt: Hannah und er, das ist für immer. Bis er schockiert erfährt, dass es im Leben seiner Geliebten einen anderen Mann gibt: seinen Bruder!
Liebe und Ski fahren passen nicht zusammen. Maddie Alexander erinnerte sich an diesen Rat einer älteren, zynischen Kollegin, während sie vor der Skihütte der Pistenwacht von Crested Butte beobachtete, wie sich ein klassischer Skiunfall anbahnte.
Eine Blondine in rosafarbener Skikleidung versuchte, die Aufmerksamkeit eines dunkelhaarigen Skifahrers auf sich zu lenken.
Die Sonne, die für Januar milden Temperaturen und der Umstand, dass Ferien waren, hatten für einen regelrechten Ansturm auf die Pisten gesorgt.
Weil die Blonde nur noch Augen für den attraktiven Dunkelhaarigen hatte, achtete sie nicht darauf, wo sie hinfuhr, und geriet auf die Buckelpiste. Dort ruderte sie wie wild mit den Armen, um ihr Gleichgewicht zu halten, doch vergebens. Sie segelte schwungvoll über einen steilen Hügel und landete unbeholfen auf dem Rücken, während das Objekt ihrer Begierde ebenso nichts ahnend wie elegant weiterwedelte.
Unwillkürlich stiegen in Maddie Erinnerungen an andere Unfälle auf, die sie beobachtet hatte. Selbst das größte Unglück konnte so harmlos beginnen: In der einen Minute war noch alles in bester Ordnung, in der nächsten bestand die Welt nur noch aus Schmerzen und Leid.
Maddie stieg in ihre Skier und fuhr schnell zu der Frau, die stöhnend auf dem Rücken lag. „Ist alles in Ordnung?“, fragte Maddie.
„Mein Knie.“ Die Blonde versuchte sich aufzusetzen, sank jedoch sofort mit schmerzverzerrtem Gesicht zurück in den Schnee. „Ich glaube, ich habe mich am Knie verletzt.“ Sie gab einige Flüche von sich, bevor sie wieder vor Schmerzen stöhnte.
Die Art und Weise, wie das Bein der jungen Frau verdreht war, ließ tatsächlich nichts Gutes ahnen.
Maddie öffnete die Bindungen ihrer Skier und stellte sie in Form eines X einige Meter hügelaufwärts. Dann drückte sie die Sprechtaste ihres Funkgeräts, um Verstärkung anzufordern. „Ich brauche auf der Resurrection-Abfahrt einen Ackja“, erklärte sie. „Hier liegt eine Frau mit einer Knieverletzung.“
„Ich schicke dir Hagan“, kündigte Scott Adamson an, der heute für die Funkzentrale verantwortlich war.
Maddie runzelte die Stirn. Natürlich musste ihr ausgerechnet der Kollege zugeteilt werden, den sie am wenigsten leiden konnte. Nicht, dass Hagan Ansdar nicht ein hervorragender, erfahrener Skifahrer und Lebensretter war. Aber leider gehörte er zu jenen Männern, die sich ihrer Qualitäten zu sehr bewusst waren. Ganz besonders gegenüber dem weiblichen Geschlecht.
Sie kniete sich neben die Blondine. „Können Sie Ihr rechtes Bein bewegen?“ Die Frau schüttelte den Kopf, ohne auch nur den Versuch zu machen.
„Und was ist mit dem linken?“, fragte Maddie. Das linke Bein schien unverletzt, doch mit Sicherheit ließ sich das in der wattierten Skihose nicht sagen.
Wieder schüttelte die Frau nur den Kopf. „Ich will es gar nicht probieren, bestimmt tut es weh.“ Ihr Gesichtsausdruck verdüsterte sich schlagartig, und Tränen flossen ihre Wangen hinunter. „Jetzt ist mein ganzer Urlaub ruiniert!“, heulte sie.
Maddie unterdrückte ein Stöhnen. Wie war sie nur hier gelandet! Noch vor Kurzem hatte sie zu den besten Skirennläuferinnen ihres Landes gehört, und plötzlich stand sie hier und musste hysterische Skihäschen trösten. Sie versuchte, die Verletzte von ihren Schmerzen abzulenken, doch eigentlich hätte sie ihr am liebsten eine Ohrfeige verpasst. Doch bevor es dazu kam, hörte die Frau plötzlich auf zu weinen und zauberte, nur Sekunden bevor Hagan Ansdar mit einem eleganten Schwung neben ihr landete, ein strahlendes Lächeln auf ihr Gesicht.
Maddie hatte sich zwar geschworen, seinem Charme nicht zu erliegen, doch einfach war das nicht. Groß, blond, breitschultrig – ein Mann wie ein Wikinger.
„Was liegt an?“, fragte er mit noch stärkerem norwegischem Akzent als üblich.
„Wahrscheinlich eine Verletzung des Meniskus oder des vorderen Kreuzbands.“
Hagan zog eine Augenbraue hoch. „Ich wusste gar nicht, dass du Medizin studiert hast.“
Maddie errötete. Natürlich war das nicht mehr als die übliche Frotzelei zwischen Kollegen, aber irgendwie wurmte es sie trotzdem. „Habe ich auch nicht. Aber ich hatte schon oft genug mit Skiverletzungen zu tun, um einen Klassiker wie diesen zu erkennen, wenn ich ihn sehe.“
Auch wenn sie das jüngste Mitglied der Pistenwacht von Crested Butte war: In zehn Jahren im Skiweltcup hatte sie eine ganze Reihe spektakulärer Unfälle miterlebt. Vor fünf Jahren hatte sie sich auch selbst einmal eine Kreuzbandverletzung zugezogen. Schon bei dem Gedanken daran begann ihr Knie zu pochen. „Außerdem habe ich den Sturz beobachtet.“
Hagan kniete sich neben die Blondine und nahm ihre Hand. „Hallo“, sagte er mit einer Stimme, die Eis zum Schmelzen bringen konnte. „Ich bin Hagan. Und wie heißen Sie?“
Die Augen der Frau wurden immer größer, während sie den nordischen Gott näher betrachtete, der da gerade zu ihrer Rettung geeilt war. „Hi“, sagte sie strahlend. „Ich bin Julie.“
„Sie haben also Schmerzen im Knie, Julie?“
„Ja, im rechten Knie.“ Sie sah auf ihr abgeknicktes Bein hinunter.
„Tut Ihnen sonst noch etwas weh?“ Vorsichtig betastete Hagan ihr Bein und untersuchte es gründlich.
Nach Maddies Auffassung zu gründlich.
Doch Julie schien das nicht zu stören. Sie klapperte mit den Augenlidern und hauchte: „Nein, nur das Knie, glaube ich. Aber irgendwie ist mir schwindlig.“
„Sie sind schwer gestürzt.“ Hagan legte eine Hand stützend auf Julies Hinterkopf und fasste ihr mit der anderen ans Handgelenk, um ihren Puls zu überprüfen. „Es ist nur natürlich, dass Sie das Gefühl haben, keine Luft zu bekommen.“
Julie nickte. Ihre Aufmerksamkeit war völlig auf Hagan fixiert. Es war, als würde Maddie gar nicht existieren.
Maddie schüttelte den Kopf und begann, den Ackja für Julies Abtransport bereit zu machen.
„Was ist passiert?“, erkundigte sich Hagan. „Wie sind Sie gestürzt?“
„Ich weiß nicht. Ich fuhr ganz normal, und plötzlich bin ich hingefallen.“
Maddie versuchte, ein abfälliges Schnauben zu unterdrücken, doch es gelang ihr nicht ganz.
Hagan sah sie streng an. „Gib einen Funkspruch an das Krankenhaus durch, dass wir ihnen eine junge Frau mit einer Knieverletzung bringen“, befahl er Maddie.
Sie gehorchte. Anschließend brachte sie den Ackja unmittelbar neben Julie in Position und legte die Verletzte gemeinsam mit Hagan hinein.
Er sicherte Julie mit Gurten und breitete fürsorglich eine Decke über sie. „Ist alles in Ordnung? Liegen Sie bequem?“, fragte er.
Julie strahlte ihn an. „O ja. Vielen Dank!“
Als Maddie gerade dachte, sie könne diesen unsinnigen Dialog nicht mehr länger ertragen, hielten Scott und ein anderer Kollege, Eric, mit dem Schneemobil neben ihnen, um den Ackja damit ins Tal zu befördern. „Scott und ich bringen sie hinunter und dann gleich ins Krankenhaus“, erklärte Eric. „Ich muss ohnehin in einigen Minuten an der Talstation sein.“
Maddie half noch, Julies Skier auf dem Schneemobil zu verstauen, dann fuhren Eric und Scott los, den Ackja im Schlepptau. Maddie und Hagan würden ihnen auf Skiern folgen, um die Formalitäten zu erledigen.
„Das wird schon wieder“, meinte Hagan, als sich das Schneemobil entfernte.
„Natürlich.“ Und Julie würde zweifellos der ganzen Welt von dem großen Helden vorschwärmen, der sie aus ihrer Not gerettet hatte. „Bilde ich mir das eigentlich nur ein, oder wird dein Akzent stärker, wenn du mit einem hübschen Mädchen sprichst?“
Hagan drehte sich um und musterte sie prüfend von Kopf bis Fuß.
Maddie machte sich auf einen ironischen Kommentar über ihr eigenes Äußeres gefasst. Gut, sie war sicher nicht hässlich, aber eben auch kein Glamour-Girl wie diese Julie. In den Jahren, in denen sie als Profi im Skizirkus unterwegs gewesen war, hatte immer alles schnell gehen und praktisch sein müssen. Deshalb verwendete sie selten Make-up und trug ihre Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden.
Doch Hagan lästerte nicht. Stattdessen verzogen sich seine Mundwinkel zu etwas, was man beinahe für ein Lächeln halten konnte und was ihn nur noch attraktiver machte. Schließlich sagte er: „Das musst du dir einbilden.“
Irgendwie warf sie diese locker ausgesprochene, so offensichtliche Lüge innerlich aus der Bahn. So wie vieles andere an diesem Mann. Schon an ihrem ersten Arbeitstag hatten drei Kolleginnen aus dem Team Bemerkungen darüber fallen lassen, dass Hagan ein Frauenheld war. Sie sagten es ohne Kritik und mit der freundlichen Nachsicht, die ältere Schwestern gegenüber einem übermütigen jüngeren Bruder an den Tag legen. Außerdem hatten die Kolleginnen erwähnt, dass er sich ausschließlich um Touristinnen bemühte, die nicht lange im Ort blieben. Sie, Maddie, bräuchte sich daher keine Hoffnungen zu machen.
Als ob sie Interesse an ihm hätte! Sie wusste alles über Playboys auf Skiern. In ihrer ersten Saison als Skiprofihatte ihr ein Österreicher beinahe das Herz gebrochen. Später behauptete er Journalisten gegenüber, mit jeder Rennläuferin des US-Olympiateams geschlafen zu haben.
Schon schlimm genug, dass sie bei der Pistenwacht arbeiten musste. Da brauchte sie nicht auch noch Typen wie Hagan um sich.
Maddie holte sich ihre Skier, die noch immer einige Meter entfernt als X im Schnee steckten.
„Was waren das eigentlich für merkwürdige Töne von dir, als ich Julie gefragt habe, wie der Unfall passiert ist?“, erkundigte sich Hagan, während beide in ihre Skier stiegen.
„Sie hat behauptet, sie wisse es nicht. Aber in Wirklichkeit hat sie einem dunkelhaarigen Skifahrer schöne Augen gemacht und konnte sich deshalb nicht auf die Piste konzentrieren.“
„Und ich dachte immer, es sind die Männer, die den Frauen hinterherstarren, nicht umgekehrt.“
Pah! Als wüsste er nicht genau, dass er – wo immer er auftauchte – sofort im Mittelpunkt des weiblichen Interesses stand.
Hagan stieß sich ab und begann zügig mit der Abfahrt ins Tal.
Maddie nahm die Herausforderung an. Er mochte vielleicht längere Beine haben, aber sie war sicher, dass niemand bei der Pistenwacht so schnell fahren konnte wie sie.
Tatsächlich gelang es ihr bald, Hagan zu überholen. Was gab es Schöneres, als im Geschwindigkeitsrausch über den Schnee zu gleiten! Elegant wich sie anderen Skifahrern auf der Strecke aus und erreichte die Talstation mit einigem Vorsprung gegenüber Hagan.
Maddie erwartete ihn mit einem triumphierenden Grinsen, mit einem Scherz über seine Langsamkeit auf den Lippen.
Doch sein finsterer Gesichtsausdruck brachte sie zum Schweigen. „Glaubst du eigentlich, dass du hier immer noch auf der Rennstrecke bist? Wir von der Pistenwacht nehmen den Leuten ihre Skipässe ab, wenn wir sie bei dem Tempo erwischen. Damit gefährdest du nicht nur dich, sondern auch andere Skiläufer.“
Die Kritik war berechtigt. Trotzdem traf Hagan sie hart. Als hätte Maddie es nötig, sich von diesem Don Juan auf Skiern belehren zu lassen. „Du brauchst mich nicht daran zu erinnern, dass ich keine Rennläuferin mehr bin“, fauchte sie. „Es besteht keine Gefahr, dass ich das so schnell vergesse.“ Jeden Morgen, wenn sie aufwachte, war es das Erste, woran sie dachte. Ihr Lebensziel war für immer außerhalb ihrer Reichweite gerückt – durch eine einzige falsche Bewegung auf einer eisigen Piste in der Schweiz.
„Ich habe dich nur höflich darauf hingewiesen, dass du nicht so schnell fahren solltest, das ist alles.“ Hagans Stimme klang erstaunlich sanft.
Maddie senkte den Kopf. Seine Freundlichkeit war noch schwerer zu ertragen als der Tadel zuvor. Aber sie musste zugeben, dass er recht hatte. Sie war wirklich nicht auf einer Rennstrecke. „In Zukunft werde ich vorsichtiger sein.“
Nicht zum ersten Mal hatte sie durch ihre Impulsivität ihr Ziel aus den Augen verloren und sich falsch verhalten. Nur hatte sie gedacht, das liege endgültig hinter ihr. Aber offenbar gab es Dinge, die man nie lernte.
Hagan betrachtete sie schweigend. Er hielt sich im Umgang mit Frauen für einen Experten, doch Maddie Alexander war noch sprunghafter in ihren Launen als die meisten anderen weiblichen Wesen. Binnen weniger Minuten hatte ihre Stimmung von genervt über scherzend zu trotzig und nun zerknirscht gewechselt.
Als neuestes Mitglied der Pistenwacht hatte Maddie die harmlosen Frotzeleien ihrer Kollegen gelassen über sich ergehen lassen, aber irgendeine seiner Äußerungen – oder vielleicht auch bloß seine Existenz – schien sie auf die Palme gebracht zu haben.
„Was genau ist es, das du an mir nicht leiden kannst?“, wollte er schließlich wissen, während sie ihre Skier abschnallten und schulterten.
Überrascht wandte sich Maddie zu ihm um. „Mach dich nicht lächerlich. Ich kenne dich doch gar nicht gut genug, um dich nicht leiden zu können.“
Hagan ging ihr nach und holte sie ein, als sie ihre Skier neben dem Krankenhauseingang in den Skiständer stellte. Er hielt ihr die Tür auf und ließ sie vor sich eintreten.
Maddie murmelte ein „Dankeschön“ und glitt an ihm vorbei. Dabei passte sie auf, dass sie ihn nicht versehentlich berührte.
„Dann solltest du mich vielleicht besser kennenlernen.“
Schon während er diesen Satz sagte, wurde ihm klar, dass das der falsche Ansatz gewesen war, wenn er mit Maddie Frieden schließen wollte.
Prompt drehte sie sich um und stapfte los in Richtung Krankenhaus, das unmittelbar bei der Talstation am Fuße des Berges gelegen war.
Als er ihr nachblickte, fiel ihm zum ersten Mal auf, was für eine makellose Figur und welchen eleganten Gang sie hatte. Mit Sicherheit war sie als Skirennläuferin eine Klasse für sich gewesen.
Unwillig schüttelte Hagan den Kopf, wie um ihr Bild loszuwerden. Auch wenn Maddie noch so gut aussah – sie war eine Kollegin, also jemand, den er jeden Tag sehen würde und der zudem auch noch in Crested Butte wohnte. Damit schied ein Date mit ihr aus. Er hatte schon vor Jahren gelernt, dass er sich am besten an die Touristinnen hielt, wenn er nur kurze, belanglose Affären wollte.
Na schön, dann brauchte er sich wenigstens nicht in Acht davor zu nehmen, dass er vielleicht doch noch Interesse für sie entwickeln könnte. Aus irgendwelchen Gründen wollte sie anscheinend nichts mit ihm zu tun haben. Das war zwar nicht die übliche Art, wie Frauen auf ihn reagierten, aber er konnte damit leben.
Auch wenn es ihn irgendwie störte.
Der Portier wies ihnen den Weg in das Untersuchungszimmer, in dem sich Julie befand. Sie saß auf einer Liege, ihr Knie in Handtücher und Eis gewickelt.
Hagans Freund, Dr. Ben Romney, sah sich gerade ihre Röntgenbilder an. „Sie haben einen kleinen Meniskusriss, aber das kommt wieder in Ordnung. Wahrscheinlich müssen wir Sie noch nicht einmal operieren.“
„Dank Hagan“, flötete Julie. „Bestimmt wäre es viel schlimmer geworden, wenn er nicht so schnell gekommen wäre.“
Hagan lächelte etwas gezwungen. Julie war hübsch, trug teure Kleidung und himmelte ihn offensichtlich an. Aber mit ihrem verletzten Knie würde sie in den nächsten Wochen nicht besonders mobil sein. Außerdem schreckte er davor zurück, Frauen näherzukommen, die sich während seiner Dienstzeit verletzt hatten. Obwohl er seinen Job sonst durchaus nutzte, um Frauen kennenzulernen.
Vielleicht hielten manche Menschen – unter ihnen bestimmt auch Maddie – das für eine merkwürdige Art von Moral, doch er legte die Regeln selbst fest, nach denen er lebte, und das war eine davon.
Ben ließ Julie in der Obhut einer Krankenschwester und forderte Hagan und Maddie mit einer Handbewegung auf, ihm in sein Büro zu folgen. „Sieht aus, als hättest du gerade eine neue Eroberung gemacht“, sagte er grinsend zu Hagan, nachdem er die Bürotür hinter sich geschlossen hatte.
Hagan schüttelte den Kopf. „Bestimmt bricht sie den Urlaub ab, jetzt, wo sie verletzt ist.“ Er ließ sich in einen der beiden Sessel vor Bens Schreibtisch fallen. „Kennst du Maddie schon? Sie ist neu in unserem Team.“
„Freut mich, dich kennenzulernen, Maddie!“ Ben streckte ihr die Hand entgegen. „Ich bin Ben. Ben Romney.“
„Angenehm. Ich bin Maddie.“
„Was führt dich zur Pistenwacht?“
„Ich wollte etwas Neues ausprobieren. Und der Job bei der Pistenwacht klang spannend.“
Hagan war bewusst, dass diese Erklärung bestenfalls die Spitze des Eisbergs sein konnte. Warum sollte sich eine ehemalige Weltklasse-Sportlerin in einen abgelegenen Skiort in Colorado zurückziehen, um dort die Babysitterin für Touristen zu spielen, wenn sie genauso gut einen hoch bezahlten Job als Beraterin eines Skiherstellers, als Werbeträgerin für eine Skimode-Marke oder als Trainerin annehmen konnte?
„Maddie war Skirennläuferin, bevor sie zu uns gekommen ist. Sie fuhr im Weltcup und war eine heiße Kandidatin für die Olympia-Teilnahme“, erläuterte er seinem Freund Ben. Offenbar hatte sie das Skiteam nach einem schweren Unfall verlassen, aber er kannte keine Einzelheiten.
Ben beugte sich interessiert vor. „Wie heißt du denn mit Nachnamen?“
Maddie sah unglücklich zu Hagan. Aber warum störte es sie so, dass er ihre Vergangenheit erwähnte? Schließlich war die Geschichte kein Geheimnis. Wahrscheinlich hatten Millionen von Menschen ihren Sturz im Fernsehen live verfolgt. „Alexander. Maddie Alexander.“
„Maddie Alexander! Selbstverständlich habe ich schon von dir gehört! Vor allem natürlich in der Sportberichterstattung. Aber dein Fall wurde auch in einigen medizinischen Fachzeitschriften beschrieben. Dein Schienbein wurde mit Titanschrauben fixiert, und du hast ein künstliches Hüftgelenk bekommen, richtig?“
Maddie nickte tapfer, doch alle Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen. Sie wirkte, als würde sie jeden Moment in Ohnmacht fallen.
Als Hagan das sah, sprang er auf und schob ihr einen Sessel hin.„Setz dich“,befahl er. Während Maddie gehorchte, warf er seinem Freund einen missbilligenden Blick zu.
Ben wurde rot, als er bemerkte, welche Wirkung seine Ausführungen auf Maddie hatten. „Entschuldige bitte, ich vergesse immer wieder, dass Unfallchirurgie nicht für jeden so aufregend ist wie für mich. Heather muss mich regelmäßig daran erinnern, dass sie nicht wild darauf ist, beim Essen über Operationen zu sprechen.“
„Eine weise Frau“, befand Hagan grinsend. Vor allem, weil Heather sich nach einem kurzen Abenteuer mit ihm im letzten Sommer dann doch für Ben entschieden hatte, der sich viel liebevoller um sie kümmerte, als er, Hagan, das je gekonnt hätte.
Es klopfte kurz an der Tür, bevor eine Krankenschwester den Kopf hereinsteckte und ankündigte, dass Julie entlassen werden konnte, sobald der Arzt die Papiere unterzeichnet hatte.
„Wir sollten auch besser zurück an die Arbeit gehen“, meinte Hagan.
Maddie stand auf.
„War nett, dich kennenzulernen“, sagte Ben. „Willkommen bei uns in Crested Butte.“
„Danke.“ Sie lächelte freundlich.
Hagan spürte einen kurzen Impuls von Eifersucht, weil sie ihn noch nie so liebenswürdig angesehen hatte.
Aber das hieß wahrscheinlich nur, dass sein Ego wirklich überdimensional entwickelt war. Schließlich wollte er ja nichts von Maddie. Doch es gab keinen Grund, weshalb sie nicht Freunde werden sollten.
Sie folgten Ben hinaus in die Aufnahme des Krankenhauses, wo Julie schon mit einem Paar Krücken wartete. „Oh, Hagan, wärst du so nett, mir hinaus zum Wagen meiner Freundin zu helfen?“, zwitscherte sie.
„Sicher.“ Hagan nahm ihr eine der Krücken ab, und Julie stützte sich auf ihn statt auf die Krücke.
Nachdem sie auf dem Beifahrersitz Platz genommen hatte, drückte sie ihm einen Zettel in die Hand. „Ruf mich an“, flüsterte sie ihm ins Ohr, bevor sie ihn zum Abschied auf die Wange küsste.
Hagan steckte den Zettel wortlos in die Tasche und schloss die Tür hinter ihr.
„Ich gehe schon mal vor und fülle den Bericht aus“, kündigte Maddie an, während sie ihre Skier aus dem Skiständer holte. „Du kannst ihn ja später noch ergänzen, wenn du willst.“
Ben stellte sich neben Hagan. „Was hast du ihr getan?“, fragte er.
„Nichts.“
Bens Gesichtsausdruck sagte deutlich, dass er Hagan nicht glaubte. „Aber du stehst auf sie, richtig?“
Hagan warf ihm einen grimmigen Blick zu. „Du weißt genau, dass ich mich von den Einheimischen fernhalte.“
„Hm.“ Ben sah nachdenklich in die Richtung, in der Maddie verschwunden war. „Möglicherweise ist sie eifersüchtig auf dich und Julie.“
„Unwahrscheinlich.“ Er würde es merken, wenn Maddie an ihm interessiert wäre. Oder?
„Vielleicht solltest du deine Regel, dich von den Einheimischen fernzuhalten, ausnahmsweise einmal vergessen“, schlug Ben vor. „Sie sieht gut aus, fährt zweifellos hervorragend Ski und ist wie du bei der Pistenwacht. Das wäre doch eine tolle Frau für dich!“
„Nicht mein Typ“, brummte Hagan. Sicher, Maddie war attraktiv und hatte eine interessante Lebensgeschichte, aber für seinen Geschmack war sie zu unausgeglichen und zu leicht reizbar. Abgesehen davon fühlte er sich in ihrer Gegenwart nervös und unbehaglich. „Ich halte mich lieber an die Touristinnen.“ Seine Strategie, unverbindliche Beziehungen einzugehen, um emotionale Verwicklungen auszuschließen, hatte sich in den vergangenen zehn Jahren als äußerst erfolgreich erwiesen. Es gab keinen Grund, daran etwas zu verändern.
„Wenn du glaubst, dass du es auf Dauer vermeiden kannst, dich zu verlieben, bist du schiefgewickelt. Eines Tages kommt auch für dich die Richtige. Denk nur an Max!“
Hagans bester Freund Max Overbridge wollte im Frühling, sobald der Schnee geschmolzen war, seine Freundin Casey Jernigan heiraten. Hagan hatte sich bereits als Trauzeuge verpflichten müssen. „Der Unterschied zwischen mir und Max besteht darin, dass er sich verlieben wollte, egal was er sagt. Aber das gilt nicht für mich.“
Für ihn war die Ehe ein goldener Käfig. Eine Illusion, die einem Mann ewiges Glück vorgaukeln sollte. Doch die Wirklichkeit sah anders aus. Das hatte er am eigenen Leib schmerzlich erfahren müssen, und diese bittere Erfahrung reichte ihm. So etwas wollte er auf keinen Fall noch einmal erleben.
Maddie füllte den Unfallbericht aus und legte ihn in Hagans Fach, damit er ihn unterschreiben und gegebenenfalls ergänzen konnte, wenn er das Gefühl hatte, dass etwas fehlte. Sollte er Fragen haben, konnte er ja über Funk mit ihr Kontakt aufnehmen, aber sie würde hier sicher nicht auf ihn warten, wie er es bestimmt von seinen Skihäschen gewohnt war.
Sie hatte von mehreren Seiten gehört, dass er seinen Job hervorragend machte, doch deshalb musste sie ihn trotzdem nicht mögen. Wenn ihr Leben irgendwann wieder geordnet und ihr nach einer Beziehung sein sollte, dann auf keinen Fall mit einem Frauenhelden wie Hagan. Am besten hielt sie sich bei der Arbeit von ihm fern, so gut es ging.
Als sie das Büro verlassen wollte, kam gerade ihre Kollegin und Mitbewohnerin Andrea Dawson herein. Sie war ähnlich klein wie Maddie, und ihre glatten, schwarzen Haare und die mandelförmigen Augen verrieten ihre asiatische Herkunft. Andrea stammte ursprünglich aus China, war aber schon als Baby von einem Paar aus Crested Butte adoptiert worden und deshalb sozusagen auf Skiern aufgewachsen.
„Hast du etwas Dringendes vor?“, erkundigte sich Andrea.
Maddie schüttelte den Kopf. „Nein, wieso, was liegt an?“
„Ich habe gerade gehört, dass einige Snowboarder drüben auf der Phoenix-Abfahrt die gesicherte Piste verlassen haben. Ich muss hin, um sie zurückzuholen, und könnte Verstärkung gebrauchen.“
„Sicher.“ Die ungesicherten Pistenabschnitte waren mit gelben Seilen unmissverständlich abgesperrt, doch es gab immer Menschen, die glaubten, dass solche Regeln für sie nicht galten, und einfach unter den Seilen durchkrochen.
„Ich hasse diesen Teil unseres Jobs“, sagte Andrea, während sie gemeinsam mit dem Silver-Queen-Lift bergauf fuhren. „Dafür, dass man den Typen das Leben rettet, muss man sich auch noch blöd anquatschen lassen. Wenn sie keine Lawinen auslösen würden, die auch Unbeteiligte unter sich begraben, könnten sie meinetwegen fahren, wo sie wollen. Wenn sie sich unbedingt umbringen wollen – bitte.“
Maddie lachte. „Wenn mir jemand frech kommt, dann zahle ich es ihm meistens mit gleicher Münze heim. Das ist eine wunderbare Möglichkeit, gleichzeitig noch privaten Frust abzulassen.“
„Wirklich? Wenn das so ist, werde ich dir gleich zusehen und versuchen, von dir zu lernen!“
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