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Was kann ich tun, wenn mein Kind nur noch vorm Computer sitzt? Ist das noch normal ? Diese Fragen stellen sich viele Eltern. Franz Joseph Freisleder, einer der renommiertesten Kinder- und Jugendpsychiater Deutschlands, erklärt, wie Computerspielsucht ensteht und wie man sie am besten behandeln kann. Auszug aus dem Buch «Anders als die Anderen».
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Veröffentlichungsjahr: 2014
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Für unsere Kinder
Anna, Florian, Franziska, Julia und Paul
Diese E-Book-Ausgabe entspricht dem Kapitel »Hier ist mein wahres Ich« über Computerspielsucht, entnommen aus dem Buch »Anders als die anderen. Was die Seele unserer Kinder krank macht«, Piper Verlag GmbH 2014, 2. Auflage. Dieses Buch liegt auch als E-Book vor.
ISBN 978-3-492-96895-9
© Piper Verlag GmbH, München 2014
Litho: Lorenz & Zeller, Inning am Ammersee
Covergestaltung: Rothfos & Gabler, Hamburg
Covermotive: mauritius images (oben); Demurez (unten)
Datenkonvertierung: Kösel Media GmbH, Krugzell
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Lukas, 15. Computerspielsucht
Der Tag war lang gewesen für Rainer Werckener, länger als die anderen langen Tage. Der Vertriebsleiter eines Herstellers von hochwertigen Kücheneinrichtungen war erschöpft. Als er die Wohnungstür aufschloss, lag die Wohnung still und leer vor ihm. Das Licht im Flur brannte, aber das hatte nichts zu bedeuten, denn das Flurlicht brannte den ganzen Tag, morgens wie abends. Sofort durchfuhr ihn ein kalter Schreck, wie immer, wenn ihn aus irgendeinem Grund das Gefühl überkam, irgendwas könnte mit Lukas nicht stimmen. Aber dann blieb er einen Moment mit der Aktentasche in der Hand stehen und lauschte in die Stille hinein, die sich ganz, ganz leise mit einem vertrauten Geräusch zu füllen begann, als sickere langsam Wasser unter einer geschlossenen Tür in die Wohnung. Nur dass es kein Plätschern war, das sich in der Stille ausbreitete. Sondern das leise, aber unverkennbare metallische Hämmern von Maschinengewehrsalven, in das sich das monotone Schrappschrappschrapp von Hubschraubern und die Detonationen von Handgranaten mischten, die dem Kampf in genau kalkulierten Abständen den nötigen Rhythmus gaben. Fast wie Musik. Kampftechno.
»Dieses ›Warcraft‹«, brummte Rainer Werckener und stellte die Aktentasche neben die Garderobe. Für einen Moment fühlte er, wie Verärgerung in ihm aufstieg, aber dann legte sich auf sein Gesicht ein Ausdruck der Erleichterung. »Na, welchen Schweinebacken zeigst du gerade mal so richtig, wo es langgeht? Orks? Terroristen? Fiesen Massenmördern?«, rief er etwas munterer in die Wohnung hinein, und als er auf seine Frage nur die leise, aber eindringliche Militärklangsoße erhielt, seufzte er vernehmlich. Seine Laune war trotzdem vorerst gerettet. Schnurstracks marschierte er in die kleine Küche, um für Lukas und sich zwei Pizzen in den Ofen zu schieben.