Essstörungen - Franz Joseph Freisleder - E-Book

Essstörungen E-Book

Franz Joseph Freisleder

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Beschreibung

Was kann ich tun, wenn meine Tochter plötzlich jede Kalorie zählt und sich auf Modelmaße hungert? Oder heimlich Berge von Essen verschlingt? Ist das noch normal? Solche Fragen stellen sich viele Eltern. Franz Joseph Freisleder, einer der renommiertesten Kinder- und Jugendpsychiater Deutschlands, erklärt, wie Essstörungen entstehen und wie man sie am besten behandeln kann. Auszug aus dem Buch «Anders als die Anderen».

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2014

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Für unsere Kinder

Anna, Florian, Franziska, Julia und Paul

Diese E-Book-Ausgabe entspricht dem Kapitel »Haus mit Blick auf See« über Anorektische Essstörungen, entnommen aus dem Buch »Anders als die anderen. Was die Seele unserer Kinder krank macht«, Piper Verlag GmbH 2014, 2. Auflage. Dieses Buch liegt auch als E-Book vor.

ISBN 978-3-492-96896-6

© Piper Verlag GmbH, München 2014 

Litho: Lorenz & Zeller, Inning am Ammersee 

Covergestaltung: Rothfos & Gabler, Hamburg 

Covermotive: mauritius images (oben); Demurez (unten)

Datenkonvertierung: Kösel Media GmbH, Krugzell

Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.

Haus mit Blick auf den See

Charlotte, 16. Anorektische Essstörung

Das erste Geräusch des Tages, das in dem großen Haus im oberbayerischen Herrsching am Ammersee zu hören ist, ist wie jeden Morgen Charlottes Wecker.

Eigentlich ist es kein Wecker, es ist ein Radio, das Punkt 6 Uhr angeht, der Tag beginnt mit Bayern 3. Charlotte, 16, steht sofort auf und geht ins Bad. Dort stellt sie sich, noch ehe ein Tropfen Wasser ihr Gesicht berühren kann, auf die Waage. Dann wäscht sie sich das Gesicht, kämmt die langen, schwarzen Haare. Der Trainingsanzug liegt auf einem der weißen Stühle in ihrem Zimmer mit dem herrlichen Blick auf den See. Sie hat ihn schon am Vorabend bereitgelegt. Unter dem Stuhl stehen ihre weißen Laufschuhe, die vor Sauberkeit leuchten, obwohl Charlotte sie jeden Tag anzieht. Charlotte verlässt das Haus, zieht leise die Tür zu. Sie läuft die Straße hinunter Richtung Uferpromenade. Charlotte ist eine gute Läuferin, wie jeden Morgen fühlt sie sich mit jedem Schritt besser, die Müdigkeit verfliegt, vor allem aber die Traurigkeit, die Charlotte jeden Morgen beim Aufstehen spürt wie ein zu enges Kleidungsstück, das sie im Bad nicht ablegen kann. Das an ihr haften bleibt, bis sie zu laufen beginnt und sie nicht mehr das quälende Gefühl hat, zu schwer zu sein, mit sich ein Gewicht herumschleppen zu müssen, das ihr keiner abnehmen kann. Nur das Laufen hilft, nur die Bewegung, die Gewissheit, mit jedem Schritt Fett zu verbrennen.

Nach dem halbstündigen Frühsport duscht Charlotte. Zu diesem Zeitpunkt sind auch ihre Mutter und ihre Schwester aufgestanden. Ihr Vater schläft noch, auch wenn ihm der Arzt geraten hat, den alltäglichen Rhythmus seiner Familie zu teilen.

Charlotte geht in ihr Zimmer und zieht die Kleidungsstücke an, die sie am Vorabend auf einen anderen Stuhl bereitgelegt hat. Wenn man jeden Morgen eine Stoppuhr mitlaufen lassen würde, dann könnte man sehen, dass Charlotte auf die Minute genau zur immer gleichen Zeit – um 7.10 Uhr – die Küche betritt. Die Haare legen sich wie eine zweite Haut um das schmale Gesicht, aus dem zwei große dunkle Augen schauen. »Guten Morgen«, sagt sie und blickt auf die Uhr an der Wand, als wäre sie zu spät dran, so wie sie jeden Morgen auf die Uhr sieht, als wäre sie zu spät dran und als hätte sie eigentlich keine Zeit mehr fürs Frühstück.