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Leif schwebt auf Wolke 7, seit er mit seinem "Polenjungen" Cornel zusammen ist. Aber Cornel ist immer für Überraschungen gut und verlangt Leif einiges ab – nicht nur in sexueller Hinsicht. Und dann kommt Cornels Kumpel Mick mit einer ziemlich verrückten Idee um die Ecke. Leif bleibt fast nichts anderes übrig als dazu Ja zu sagen. Cornel und Leif Part 2.
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Seitenzahl: 404
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Simon Rhys Beck
Part 2
© dead soft verlag, Mettingen 2018
http://www.deadsoft.de
Cover: Irene Repp
http://www.daylinart.webnode.com
Bildrechte:
© Phovoir – shutterstock.com
© Shooting Star Studio – shutterstock.com
1. Auflage
ISBN 978-3-96089-275-2
ISBN 978-3-96089-276-2 (epub)
Für Kuba und Claudia
Leif schwebt auf Wolke 7, seit er mit seinem „Polenjungen“ Cornel zusammen ist. Aber Cornel ist immer für Überraschungen gut und verlangt Leif einiges ab – nicht nur in sexueller Hinsicht.
Und dann kommt Cornels Kumpel Mick mit einer ziemlich verrückten Idee um die Ecke. Leif bleibt fast nichts anderes übrig, als dazu Ja zu sagen.
Cornel und Leif Part 2.
Cornel
„Oh ja, Baby, bitte …“
„Was möchtest du, Süßer?“ Leifs dunkle Stimme jagt mir einen Schauer über den Rücken bis in den Nacken hinauf.
„Ich … ich …“
„Sag, was du willst!“
Ich strecke meinen Arsch weiter nach oben. Ist doch wohl klar, was ich will. Halte mich mit beiden Händen an der Kommode fest und bettel mit nacktem Arsch um Prügel.
Das ist so würdelos und so verdammt geil.
„Schlag mich, aber feste.“
„Bitte? Warum so leise?“
Ich muss mich räuspern. „Ich will deinen Gürtel auf meinem Arsch spüren“, sage ich deutlich.
„Guter Junge. Hast es dir hart erarbeitet, hm?“
Ich höre das Geräusch des Gürtels, Gott, verdammt, ich will es so sehr, ich brauch das. Und als das Leder mich trifft, ist es so weich, so soft wie … keine Ahnung! Enttäuscht heule ich auf. Warum macht er das? Will er mich quälen?
„Leif, fester, komm schon …!“
Der Gürtel trifft mich erneut, es ist kaum mehr als ein Hauch. Als würde er mich mit Taschentüchern bewerfen. Ich werde noch bekloppt. Das kann doch nicht wahr sein.
„Leif, bitte … bitte … härter!“
Ich bin so verdammt hart und so geil, reibe mit dem Schwanz … hm … wogegen eigentlich? Leichte Verwirrung macht sich in mir breit.
„Cornel …“, höre ich Leifs Stimme. „Hey …“
Ich schlag die Augen auf, sehe Leifs Gesicht direkt vor mir. Und das verwirrt mich noch mehr. Es dauert noch viel länger, bis ich überhaupt kapiere, was gerade abgeht.
Oh nein! Nicht wirklich jetzt, oder? Ich verstecke mein Gesicht unter meinem Arm und höre, wie Leif anfängt zu lachen.
„Will ich wissen, was du gerade geträumt hast?“
Boah nee … ich lieg mit nacktem Arsch in Leifs Bett und schubber meinen Harten auf dem Bettlaken. Ganz großes Kino. Und vermutlich hab ich auch noch gelabert und gebettelt.
Leif findet das auf jeden Fall lustig.
Er schiebt meinen Arm beiseite und grinst mich an. „Das war richtig heiß, Schnuckelhase.“
Oh Scheiße, es wird immer schlimmer.
Ist ja nicht so, als hätte ich zu wenig Sex. Mit Leif hab ich richtig viel und richtig guten Sex. Warum ich dann im Traum auch noch so abgehen muss – keinen Schimmer. Wahrscheinlich bin ich total oversext … oder so.
Wenigstens hab ich nicht aufs Laken abgespritzt. Bin noch immer hart wie Sau. Trotz der peinlichen Nummer. Aber nee, is klar, peinliche Sachen törnen mich ja auch nicht ab. Dass Leif mich so aufgegeilt sieht, macht mich eher noch mehr an. Voll krank – aber egal.
Ich versuche mich an einem Welpenblick. Und Leif lacht wieder.
„Soll ich behilflich sein?“
„Ja … nein … doch!“
„Du willst etwas leiden, hm?“
Er hat es haargenau getroffen.
Leif schiebt sich zu mir, aber nicht, um meinen Schwanz anzufassen. Stattdessen fasst er nach meiner Schulter und rollt mich auf die Seite.
Er guckt sich den feuchten Fleck auf dem Laken an. „Mann, du warst echt so kurz davor, was?“
Ich nicke und meine Ohren sind so heiß, dass sie vermutlich bald zum Löten verwendet werden können. Nicht, dass ich das schon mal ausprobiert hätte.
„Wer hat dich denn so auf Touren gebracht?“
„Du“, sage ich sofort. „Du, kocie.“
Kater. So hab ich ihn von Anfang an genannt. Seine Hand gleitet über meinen Arm, meine Seite, bleibt kurz auf meinem Hüftknochen liegen. Und dann streift er mit den Fingerspitzen meinen Schwanz, genauso so verdammt soft wie die Schläge in meinem Traum.
Die Berührung ist sofort wieder vorbei.
„Wie wäre es mit Frühstück?“, fragt er und grinst mich an.
„Dein Ernst?“
„Wer hat denn immer so einen Mörderkohldampf?“
„Ja, ich natürlich. Aber ich hab auch ne Mörderlatte!“, sage ich vorwurfsvoll.
Leif lacht mich offen an. „Hopp, raus aus dem Bett.“
Ich kugel mich zum Bettrand und stehe tatsächlich auf. Und verdammt, ich bin nicht der Einzige, der steht.
„Du bist so ein geiles Stück, Cornel Duric. Wahnsinn, echt.“
Ich fühle Leifs Blick auf mir.
„Und du siehst so fantastisch aus. Das macht mich total scharf.“
Und ich bin schon scharf!
„Leif …“
„Ich nehme einen Toast – und ein Ei.“
„Nimm meine, haste zwei.“
„Später, versprochen, Polenjunge.“
„Oh Mann, Leif“, versuche ich noch mal mein Glück. Aber er scheucht mich aus dem Schlafzimmer und ich trolle mich erst ins Bad und dann in die Küche. Nackt, ist klar.
Leif
Verdammt, dieser kleine Bastard. Wie kann man nur so heiß sein? Fast hätte er mich rumgekriegt. Nach der Show, die er mir zum Aufwachen geboten hat … Ich muss ja immer noch grinsen. Viel hätte wohl nicht gefehlt, dann wäre er gekommen – wenn ich ihn nicht gemeinerweise geweckt hätte. Und wie er gebettelt hat … Ich mag das sehr, wenn er das macht. Ich stehe ohnehin total darauf, dass er gern redet beim Sex. Das macht mich richtig an. Allerdings steh ich wohl auf alles, was Cornel macht. Bin ihm ja völlig verfallen mittlerweile. Mittlerweile? Quatsch, ich war ihm von Anfang an verfallen. Kann mir gar nicht mehr vorstellen, wie es ohne ihn war.
Auch wenn er nicht jede Nacht bei mir schläft – oder ich in seiner Wohnung. Ich muss mich schon zwingen, ihm den Freiraum zu geben. Er braucht das, Zeiten, in denen er ganz für sich ist. Ich merke das immer schon vorher, wenn ihm alles zu viel wird. Ein einfacher Typ ist er wirklich nicht – aber alles, was ich brauche. Wir müssen uns nur noch etwas aufeinander eingrooven. Ich hab ja schon ungefähr kapiert, wie Cornel tickt, aber manchmal ist er mir ein Rätsel.
Nur was er im Bett will, das weiß ich immer.
Die Tür wird aufgerissen und Cornel kommt wieder rein – immer noch komplett nackt. Er strahlt mich an. „So, Frühstück ist fertig. Mit Eiern und allem Drum und Dran. Jetzt komm, du faule Nuss! Nich immer nur rumliegen.“
Bevor Cornel handgreiflich wird, ziehe ich mich aus dem Bett und sortiere mich in den Rolli.
„Is so schade, dass du nicht nackt schläfst, kocie. Warte in der Küche auf dich.“
Ich könnte ihn küssen dafür, dass er mich nicht wie einen Behinderten behandelt, dass er mir nicht ungefragt hilft, dass er mir nicht Dinge abnimmt, die ich selbst kann.
Als ich in die Küche fahre, sitzt Cornel schon am Tisch. Leider trägt er mittlerweile eine Boxershorts. Aber sein Grinsen ist unbezahlbar.
„Sag mal, wobei ist dir eigentlich der Schneidezahn abgebrochen?“, frag ich und ziehe mir einen frischen Kaffee.
Cornel schmiert sich ein Brötchen mit Butter. Sicher nicht das erste an diesem Morgen, wenn ich von der Krümelmenge auf dem Tisch ausgehe. Er sieht auf den Teller, und ich frag mich, ob ich noch eine Antwort auf meine Frage bekomme.
„Das war ne kleine Meinungsverschiedenheit.“
„So so … eine Prügelei also.“
Er lehnt sich im Stuhl zurück und sieht mich an. „Wollte meinen Bruder beschützen. Hab ich ne Anzeige für kassiert.“
„Dann warst du offensichtlich erfolgreich.“
Jetzt grinst er wieder. „Jup, so siehts aus.“
„Find ich sehr sexy.“
„Dass ich so erfolgreich bin?“
„Nee, dass du ein Schläger bist“, sage ich und ziehe eine Grimasse. „Den abgebrochenen Zahn, du Blödmann.“
Er beugt sich zu mir. „Du ahnst gar nicht, mit was für nem Brutalo du zusammen bist.“
Jetzt kann ich wirklich nicht mehr anders und muss lachen. „Ja ja …“
„Was hat denn den Brutalo heute Morgen so höllisch scharf gemacht?“
Cornel verschluckt sich bei meiner Frage prompt an seinem Brötchen und hustet es quer über den Tisch.
„Manieren sind das hier …“ Ich schüttele den Kopf.
„Mann, Alter, willst du mich umbringen?“, fragt er, als er sich wieder einigermaßen unter Kontrolle hat.
Ich gieße ihm ein Glas Saft ein und schiebe es zu ihm hin. Ich glaube, Saft ist grundsätzlich unter seiner Würde und daher quittiert er das Glas mit einem missmutigen Blick. Trinkt aber trotzdem aus. Braver Junge.
„Und?“
Er wirft mir einen echt betörenden Blick aus seinen blassblauen Augen zu. „Hab ich doch schon gesagt, du warst das. Hab von dir geträumt.“
„Und ich hab dich so heiß gemacht?“
„Aber sowas von … Wobei, eigentlich hast du mich eher frustriert.“ Er runzelt die Stirn. „Boah nee, das war ne ganz miese Sache, wenn ich darüber nachdenke.“ Er ist so rechtschaffen empört, dass ich schon wieder lachen muss.
„Für deine Fantasien kannst du mich wirklich nicht verantwortlich machen. Und ganz ehrlich – wahrscheinlich stehst du insgeheim darauf, schlecht behandelt zu werden.“
„Na hör mal – insgeheim?“
Er steht auf, geht so dicht an mir vorbei, dass ich ihn berühren kann, und macht sich einen Milchkaffee, in den er gleich drei Löffel Zucker schaufelt. Weiß gar nicht, was süßer ist – er oder sein Kaffee.
Hinter mir bleibt er stehen und haucht mir seinen warmen Kaffeeatem in den Nacken. „Weißt du eigentlich, dass das absoluter Luxus ist für mich? Samstagmorgen ausschlafen, keine Arbeit … mit dir frühstücken …“
„Ja, ist nett von deinem Vater, dass er dich nicht einspannt.“
„Galgenfrist, sag ich nur.“ Cornel setzt sich wieder an den Tisch. „Bald ist Schluss damit, im Oktober fängt der Meisterkurs an. Dann sind die Samstage gelaufen.“
„Bereust du schon, dass du dich angemeldet hast?“
Cornel schüttelt den Kopf. „Nee, is schon wichtig in Deutschland. Da musste auch was hier haben“, er zeigt auf seinen Kopf, „nicht nur hier!“ Großspurig greift er sich zwischen die Beine.
Und ich bin so überrascht, dass ich den letzten Schluck Kaffee auspruste.
Cornel grinst breit. „Aber mir wat von Manieren erzählen …“
Ich wische mir den Kaffee vom Kinn. Gott, weiß er eigentlich, wie sehr ich ihn liebe?
„Sag mal …“ Ich zögere.
„Hm?“
„Ach nichts.“ Das ist zu früh, Leif! Verdammt. Halt bloß die Klappe!
„Wat is? Sach schon.“
„Nee … ist nichts.“
„Alter … du willst mich wohl verarschen, wa?“
Oh oh … nein, die Worte sind schneller, ich kann sie nicht packen, nicht aufhalten. Ich bin ein Idiot. „Was meinst du, könntest du dir vorstellen, hier einzuziehen?“
Ich beobachte ihn genau, aber an seiner Miene kann ich absolut nichts ablesen. Immerhin ist er nicht zusammengezuckt. Aber was er sagt, bringt mich auch nicht weiter:
„In deine Küche? Klar, du weißt doch, dass ich deine Kaffeemaschine liebe. So ne Beziehung mit ihr wäre auch echt nicht einseitig. Sie gibt mir Kaffee und ich ihr Bohnen und Wasser. Habe ich schon drüber nachgedacht, aber dann gemerkt, dass das nicht geht. Sie ist nicht schwul. … Sach mal, du willst doch jetzt nicht das halbe Brötchen über lassen, oder?“
Ohne auf meine Antwort zu warten, schnappt er es sich, träufelt sich Honig drauf und hat es mit drei Bissen verschlungen. Kein Problem, bin ohnehin noch damit beschäftigt, meinen verknoteten Magen zu sortieren. Warum habe ich auch gefragt? Das war einfach nur bescheuert. Kann ich froh sein, nicht ein entsetztes „Nein!“ vor den Latz geknallt bekommen zu haben. Habe ich jetzt aber schon öfter erlebt, wenn Cornel nicht über ein Thema reden will, dann tut er das auch nicht.
„Mach nicht so ein Gesicht, kocie. Obwohl ich deine Eifersucht ja rührend finde. Aber echt, die Kaffeemaschine ist keine Konkurrenz für dich. Ich schwör.“ Die linke Hand legt er sich aufs Herz und die rechte hebt er mit zwei ausgestreckten Fingern nach oben. Dann steht Cornel auf, kommt um den Tisch herum und macht dabei so ein treudoofes Gesicht, dass ich einfach grinsen muss. Ich kann dem Blödmann einfach nicht böse sein! Erst recht nicht, als er vor mir auf die Knie geht und meinen Rolli in seine Richtung dreht, meine Beine auseinanderschiebt und mit den Händen die Innenseiten meiner Schenkel entlanggleitet. An den Knien spüre ich so gut wie nichts, aber weiter oben … ah, ja! Noch mehr, als er die Finger unter meine Shorts schiebt. Er blickt mir aufmerksam ins Gesicht, nimmt jede meiner Regungen auf. Seine Berührungen elektrisieren mich, dabei würde sein Anblick allein schon ausreichen meine Sinne zu verwirren. Seine nebelgrauen Augen, die klar geschnittenen Gesichtszüge … Ich strecke meine Hand aus und streiche seine Wange entlang, genieße die Weichheit seines Bartes, fahre mit dem Daumen über seine Unterlippe. Seine Fingerkuppen berühren meine Eier, eine Gänsehaut zieht sich über meinen Rücken. Das ist so leicht und doch so intensiv! Mein Verstand beginnt schon zu zerfasern, sich aufzulösen im Fühlen. Cornel hat diese Wirkung auf mich, sie stumpft auch nicht ab. Ich bin Wachs in seinen Händen, er ist betörend.
Cornels Handy klingelt. Wir erstarren beide in unseren Bewegungen.
„Willst du nicht rangehen?“, frage ich.
„Nein.“ Er sieht mich unverwandt an, schiebt eine Hand tiefer in meine Shorts, umfasst meinen Schwanz. Der bereits eindeutig aktiv bei der Sache ist und Willigkeit demonstriert.
Das Klingeln des Handys bricht ab, nur um gleich erneut wieder damit anzufangen. Cornel seufzt auf.
„Ich kann so nicht arbeiten!“, quengelt er mit in die Höhe geschraubter Tonlage.
Die Rolle der Dramaqueen finde ich bei ihm einfach nur zum Piepen und merke, wie mir ein Lachen die Kehle hochsteigt. Und ich lasse es gerne nach draußen. Wir lachen ohnehin viel zusammen, Cornel und ich. Und dafür liebe ich ihn noch mehr. Ich beuge mich vor und umfasse sein Gesicht mit beiden Händen.
„Komm her, küss mich, du Prinzessin und dann gehst du an dein beklopptes Handy.“
Er küsst mich tatsächlich wie befohlen, macht aber keine Anstalten, sich von mir zu lösen. Und ich habe nichts dagegen. Ich kann es nicht beweisen, aber seine Küsse haben die Fähigkeit, die Zeit anzuhalten.
Gegen penetrante Handys sind sie aber anscheinend auch machtlos. Es klingelt schon wieder.
„Verdammt noch mal!“, schimpft Cornel und richtet sich auf. „Nicht weglaufen, kocie“, fügt er an und zwinkert mir zu. Die Doppeldeutigkeiten seiner Scherze fallen ihm oft nicht mal auf. Ich finde das irgendwie charmant. Weitaus besser als das beschämte Zusammenzucken der meisten, wenn sie ihren Redewendung-Fauxpas bemerken.
Cornel greift zu seinem Smartphone und guckt auf das Display. Seine Miene verdüstert sich augenblicklich.
„Das ist Vaddern. – „Cześć tato, co się stało? (Hallo Vater, was ist los)?“, fragt er, als er rangeht.
Der erste Satz scheint es schon in sich zu haben. Cornel kommentiert ihn mit einem herzhaften „Fuck!“ Was immer sein Vater noch zu sagen hat, ist nicht mit ein paar Worten erledigt. Cornel hört zu und brummt nur ab und zu etwas Unverständliches in das Handy. Die gerunzelte Stirn glättet sich jedenfalls nicht. Als er auflegt, haut er erst mal mit der Faust auf die Küchenplatte. „Fuck! Das darf doch wohl nicht wahr sein.“ Er seufzt tief und dreht sich zu mir herum.
„Vater ist im Krankenhaus, hat sich am Knöchel verletzt. Ist mit dem Fuß an der Leiter hängengeblieben und hingefallen. Dabei hat er sich das Gelenk verdreht und kann jetzt nicht auftreten. Gebrochen ist nichts, aber er wartet im Krankenhaus auf einen näheren Befund, kann dort nicht weg. Und selbst wenn, kann er nicht vernünftig laufen und erst recht nicht wieder auf das Garagendach der Weilers steigen. Eisenflechten für die Decke steht auf dem Programm. Und das ist auch das Problem. Der Beton ist schon bestellt für Montag, das muss unbedingt heute fertig werden. Und dem Arbeiter vor Ort traut Vater nicht zu, dass der fehlerfrei den Verlegeplan lesen und umsetzen kann. Ich muss da hin.“ Mit der rechten Hand knetet er seine linke. „Ist ein bisschen komplizierter. Mit einer Luke und innenliegender Dränage und so. Also, der Plan ist etwas komplizierter.“ Er sieht mich abwartend an.
Allerdings weiß ich nicht, auf was er wartet. Meine Anteilnahme, mein Bedauern oder die Erlaubnis, mich hier angefixt stehen lassen zu dürfen? Letzteres ist natürlich wirklich ein Vergehen.
„Oh nein, das ist wirklich nicht schön. Zum Glück ist dein Vater nicht vom Dach gefallen.“ Das war Glück im Unglück. Nicht auszudenken! Eine merkwürdige Stille herrscht plötzlich in der Küche. Kann ich mir gar nicht erklären. Unsere Sprachlosigkeit. Wahrscheinlich haben wir zu viele Gedanken auf einmal.
„Ich … muss dann mal. Mich anziehen und zu mir fahren. Wegen Arbeitsklamotten. Und so.“ Cornel sieht tatsächlich etwas bedröppelt aus. Klar, den Samstag hatten wir uns beide anders vorgestellt.
„Ja, natürlich.“ Ich versuche möglichst neutral zu klingen. Dabei möchte ich mich eigentlich aufführen wie ein kleines Kind, dem man das Lieblingsspielzeug weggenommen hat. Sozusagen dem Schicksal die Sandkastenschippe über den Kopf ziehen.
Ich räume den Frühstückstisch ab, während sich Cornel in die Klamotten stürzt. Ich bin noch nicht ganz fertig, als er schon wieder in der Küche aufschlägt.
„Tut mir leid, kocie.“ Er küsst mich sanft, aber viel zu kurz. „Bis später!“ Und schon ist er weg.
Bevor ich Cornel kannte, hatte ich nie das Gefühl der Leere, wenn ich allein in meiner Wohnung war. Im Gegenteil, ich fand das erholsam. Aber jetzt? Wenn er nicht da ist, fehlt mir ganz eindeutig was. Beinahe ist das körperlich zu spüren, als wäre mein Muskeltonus instabil. Nicht wirklich in Worte zu fassen. Aber unbestreitbar vorhanden. Weshalb ich ihn ja gefragt hatte, mit dem Zusammenziehen. Ich Idiot! Viel zu früh. Dumme Gedanken haben eine große Verwandtschaft. Kommt einer von der Sippe, hat man sie gleich dutzendweise am Hals. Sie fangen schon an, aus den Ecken zu kriechen. Ich kann das förmlich sehen. Aber ich habe keine Lust, mich ihnen alleine zu stellen, schnappe mir mein Smartphone und texte Yve an.
Ich bin doof. Und ein Heul-Emoji dazu.
Es dauert nur ein paar Sekunden und schon kommt eine Antwort: Und hässlich außerdem.
Warum bist du noch mal genau meine Freundin?, frage ich.
Weil ich so unfassbar klug bin.
Ach ja, stimmt. Ich dachte schon, weil du so charmant bist. Ich muss grinsen.Yve schlägt fast immer den richtigen Tonfall in unseren Gesprächen an, ohne dass ich vorher hätte sagen können, welcher das sein sollte. Sie macht das intuitiv richtig.
Das auch, aber Selbstverständlichkeiten muss ich ja wohl nicht erwähnen. Grinse-Smiley. Was ist los?
Ich habe Cornel gefragt, ob er mit mir zusammenziehen möchte. Während ich das tippe, möchte ich mir am liebsten selbst eine Ohrfeige geben. Für meine Dummheit. Und meine Ungeduld.
Und jetzt ist er getürmt, oder was?
Na ja, nicht wirklich. Notfall auf der Baustelle. Ich stelle noch die Butter in den Kühlschrank.
Mann! Muss ich dir alles aus der Nase ziehen?! Wie hat er reagiert???
Er hat es auf die Humorebene gezerrt, so getan, als hätte er mich nicht richtig verstanden. Ich tippe das Gespräch möglichst wortgetreu ins Display.
Hm, das ist ja schon mal nicht ganz schlecht, würde ich sagen, teilt mir Yve ihr Fazit mit.
Aber was soll ich jetzt tun? Ihn noch mal drauf ansprechen? Warten, bis er damit anfängt? Und wenn ich doch was kaputt gemacht habe damit? Ich habe Gänsehaut, was aber auch daran liegen könnte, dass ich immer noch in Schlafshirt und Shorts rumhänge. Oder ist es tatsächlich Angst? Wenn Cornel meint, ich will ihn einsperren, treibt ihn das vielleicht von mir weg. Wenn ich mich zu stark an ihn klammere.
Quatsch, ich dachte, der liebt dich! Warte einfach etwas ab. Vielleicht sagt er ja noch was dazu.
Oh Mann, Yve, ich bin so ein Trottel. Das ist schon nicht mehr feierlich.
Weißt du was, Hase? Wir wollten doch noch zu IKEA – da nehmen wir ihn einfach mit. Wenn er bei dir einziehen soll, brauchst du bestimmt noch Möbel, oder?
Ich tippe: Ja schon. Ein neues Bett vielleicht, einen größeren Kleiderschrank auf jeden Fall. – Aber ich kann ihn doch nicht einfach mitschleppen und dann sagen – ach übrigens, wir suchen jetzt unsere neuen Möbel aus.
Doch, genauso! :-) – schreibt Yve zurück.
So eine verrückte Idee! Aber … warum nicht? Meine Laune bessert sich schon wieder und ich fühle mich nicht mehr ganz so einsam und schwach.
Okay, ich frag ihn.
Cornel
Bin voll kaputt und auch echt ein bisschen angefressen. Klar, gut, dass meinem Dad nicht mehr passiert ist. Aber verdammte Axt, ich wollte den Samstag frei haben und bei Leif sein! Und nicht seine Jobs übernehmen. Abgesehen davon muss ich jetzt meine Planung über den Haufen werfen, das kann ich auch nicht leiden.
Es ist mittlerweile schon sechs, ich hab noch nichts gegessen, muss noch duschen, Leif wartet bestimmt auf mich … Ein großes „keine Lust“ entsteht in mir und ich frag mich, ob ich das noch niederringen kann – oder ob ich mich ergeben muss.
Ich krame mein Handy aus der Jackentasche und sehe, dass ich Nachrichten bekommen habe.
Eine ist von Mick.
Kommst du Montag wie verabredet? Habe Torge hier, der kann helfen.
Gut, muss ich gucken, dass ich das hinkriege. Hoffe nicht, dass Vatters Jobs mich den ganzen Tag über einspannen.
Und Leif hat natürlich geschrieben. Meldest du dich bitte noch? Und dahinter ein Kuss Emoji.
Das war auch echt etwas fluchtmäßig, mein Abgang heute. Nicht sehr nett, fürchte ich.
Aber Mann, kommt der mit so einem Thema um die Ecke, und dann auch noch so überraschend. Ist nicht so, als wäre ich nicht gern mit ihm zusammen. Ich liebe diesen Kerl, ehrlich. Aber zusammenziehen ist eine Herausforderung. Ich mag es, auch mal allein zu sein. Vor allem nach so einem Tag. Da will ich nicht mehr reden, da will ich für mich sein. Keine Ahnung, wie man das unter einen Hut kriegen soll.
Ich steh also immer noch in voller Montur in meinem Flur und überlege, was ich schreiben soll. Aber zum Schreiben hab ich auch keine Lust. Daher schick ich Leif ne Audionachricht.
„Hey Leif … bin total kaputt. Sei nicht böse. Ich komm morgen zum Frühstück und bringe Brötchen mit, ok?“
Und damit er wirklich nicht böse ist, schick ich noch eine zweite Nachricht hinterher. „Lieb dich.“
Dann lege ich das Handy zur Seite und ziehe mich komplett aus. Wie soll das bloß werden, wenn ab Oktober mein Kurs anfängt? Dann hab ich noch weniger Zeit für mich und ich werde bestimmt nicht mal eben in der Firma einspringen können – da muss sich mein Vater was anderes überlegen.
***
Pünktlich um zehn stehe ich bei Leif auf der Matte. Früher habe ich es beim besten Willen nicht geschafft.
Leif sieht in etwa so fit aus, wie ich mich fühle. Aber über sein Gesicht huscht ein Lächeln, als ich mich zu ihm beuge.
„Guten Morgen, Leif. Gut geschlafen?“
„Ich schlaf besser, wenn du da bist“, gibt er unumwunden zu. Und ich frage mich gleich, ob das ein Vorwurf ist. Okay, muss ich jetzt überhören. Ich habe keine Lust, mich zu rechtfertigen. Bin da einfach noch nicht geübt in dieser Beziehungssache.
„Komm rein, du bist bestimmt kurz vor dem Kollaps, oder?“
„Korrekt.“
„Wie geht es deinem Vater?“
Nach unserem ausufernden Familienfest sind Leif und mein Dad ganz dicke miteinander, und das, obwohl mein Vater ihn übelst abgefüllt hat.
„Der hat ne Bänderdehnung. Trägt jetzt Schiene und muss mit Krücken laufen. Fällt wohl eine Zeit lang aus auf den Baustellen.“
„Musst du ihn bestimmt ersetzen, was?“
Ich ziehe die Schuhe aus. „Ja, ich fürchte.“ Auf Socken geht es in Leifs Küche. Er hat den Tisch gedeckt – mit Kerze! Ich bin etwas gerührt. Ich glaube, vor Leif hat sich noch nie jemand so um mich bemüht. Dabei bräuchte er das gar nicht. Ich mag ihn ja ohnehin, dafür müsste er sich gar nicht anstrengen.
Ich drehe mich zu ihm um und küsse ihn, auf die Stirn, die Wangen, das stoppelige Kinn. Ich mag das, wenn er sich ein paar Tage nicht rasiert hat. Dann wirkt er nicht mehr ganz so glatt.
Zuletzt küsse ich ihn auf den Mund, aber da muss ich mich selbst sofort ausbremsen, denn Leif öffnet einladend die Lippen. Und als sich unsere Zungenspitzen berühren, gibt das eine Art elektrischen Impuls in meinem Hirn und wenn wir jetzt anfangen mit der Knutscherei, werden wir nicht mehr damit aufhören. Dann kleben wir die nächste halbe Stunde aneinander, mindestens. Das hab ich schon öfter erlebt.
Mit einem bedauernden Seufzen richte ich mich wieder auf.
„Was hast du heute vor?“, fragt Leif und sieht auch so aus, als müsste er sich etwas sammeln.
„Nicht besonders viel“, gebe ich zu. „Und das meiste findet hoffentlich im Liegen statt.“
Leif lacht leise. „Ich denke, das lässt sich einrichten.“
Wir lassen uns richtig viel Zeit beim Frühstücken und ich genieße diese Zeit mit Leif sehr. Überhaupt mal Zeit zu haben ist voll der Luxus. Leifs Frage nach dem Zusammenziehen ploppt ungewollt wieder in meinem Schädel auf. Aber darauf habe ich noch keine Antwort, daher versuche ich, diesen Gedanken schnell wieder zu verdrängen. Sowas will echt gut überlegt sein.
Leif
Ich habe keine Ahnung, wie er das macht. Aber wenn Cornel bei mir ist, brauche ich nichts anderes. Ich könnte sogar auf Essen und Trinken verzichten. Ich brauche nur hier sitzen, ihn anstarren, ihm zuhören. Meinetwegen kann er die ganze Zeit Sachen von seinen Baustellen erzählen, das kann er ohnehin sehr gut. Ich könnte mich totlachen, wenn er die nörgelnden Bauherren nachmacht oder von Pannen berichtet. An ihm ist wirklich ein Comedian verloren gegangen. Aber ich mag auch seine Stimme sehr gern, kann mich darin verlieren. Er spricht ja vollkommen akzentfrei, nur das weich rollende R ist von seiner Muttersprache übriggeblieben. Ich mag das übrigens auch sehr, wenn er Polnisch spricht – manchmal mit seinen Eltern oder mit seinen Brüdern. Wobei es da eher zu einem lustigen Mix kommt.
„Träumst du eigentlich auf Deutsch oder auf Polnisch?“, frage ich ihn.
Erstaunt sieht er mich an und stellt seine Kaffeetasse weg. „Ich denke auf Deutsch“, sagt er. Dann grinst er. „In welcher Sprache hab ich denn gebettelt gestern?“
„Eindeutig auf Deutsch“, sage ich und muss lachen. Aber die Erinnerung an seine kleine ungewollte Vorstellung lässt ein angenehmes Rieseln an meiner Wirbelsäule nach unten laufen.
„Meistens träume ich eh voll den Käse … Da ist die Sprache wohl egal. Und du? Bist du eigentlich in Deutschland aufgewachsen?“
Ich nicke. „Ja, meine Mutter hat auch immer Deutsch mit mir gesprochen, mein Vater meist Englisch. Ich glaube, ich bin komplett zweisprachig.“
„Hab ich gesehen“, meint Cornel und steht auf, um den Tisch abzuräumen.
Ich runzle die Stirn. „Gesehen? Wo hast du gesehen, dass ich Englisch spreche?“
„Ja, hier mit Mr Gesichtsteppich … Wie hieß der Autor noch?“
Ich lache. „Ian McAlistair, du Banause!“
Er dreht sich um und lehnt sich an die Arbeitsplatte. „Und in dem Porno, den ich von dir hab.“
„Oh, ich …“ Das hatte ich schon wieder verdrängt. Es ist immer noch ein seltsames Gefühl, dass er sich den Film angesehen hat.
„Du kannst echt fließend Englisch – sogar beim Ficken.“
Seine derbe Wortwahl bringt mich zum Lachen. Ich weiß, es bedeutet ihm nichts. Er vergleicht mich nicht, er wünscht sich nicht den Leif von früher. Ich muss das einfach nur mal glauben.
Er stößt sich von der Arbeitsplatte ab und kommt auf mich zu. „Und wo wir schon vom Ficken reden ...“
„Also ich rede da gar nicht von …“
„Okay, reden wir also nicht weiter.“ Er fasst meine Armlehnen und schiebt mich langsam rückwärts durch die Wohnung. Dabei lässt er mich keine Sekunde aus den Augen. Sein Blick ist so intensiv, so brennend, dass ich gern wissen würde, was er gerade denkt.
Im Schlafzimmer hebt er mich aus dem Rolli und platziert mich auf meinem Bett. Ich will gerade den Mund öffnen, um etwas zu sagen, da legt er den Finger auf meine Lippen.
„Nicht reden, okay?“
Ich nicke angespannt, sehe ihm zu, wie er meine Hose öffnet, sie von meinen Beinen zieht. Dann hilft er mir, das Shirt auszuziehen. Ich mag das nicht sehr, wenn ich so nackt vor ihm liege, dann wird mir extrem bewusst, wie groß die körperlichen Unterschiede zwischen uns sind. Aber Cornel hindert mich daran, die Decke über mich zu ziehen.
Dann verschwindet er kurz im Flur und kommt mit meinem Schal zurück. „Du fühlst nur und ich darf gucken“, sagt er bestimmt. Aber ich höre, dass er auf mein Einverständnis wartet.
Also nicke ich und Cornel verbindet mir die Augen.
Mich ihm so auszuliefern macht mich sofort total scharf. Ich lasse mich fallen, spüre seine Berührungen, seine Lippen auf meiner Haut. Cornel lässt sich extrem viel Zeit, überall platziert er Küsse, leckt und beißt mich. Am seltsamsten sind die Empfindungen an den Beinen, ich weiß, dass er mich auch an den Unterschenkeln berührt, aber das spüre ich nicht, auch nicht, dass er meine Knie umfasst, um meine Beine zu spreizen. Aber seine Zunge an meinen Eiern, die fühle ich dafür wie eine Explosion und wie er meinen harten Schwanz in seinen Mund gleiten lässt.
Cornel stützt sich auf meinen Oberschenkeln ab und verhindert damit, dass ich mich anders hinlegen kann. Ich weiß, dass er mich ansieht, mich genau betrachtet.
„Bleib so.“
Ich bemerke, dass er das Bett wieder verlässt. Als er zurückkommt, setzt er sich neben meinen Kopf. Streicht dann leicht über meine Arme und schiebt sie nach oben. Mit wenigen routinierten Handgriffen fesselt er meine Handgelenke. Ich schlucke hart. Verdammt, das ist eine Überwindung. Er hat mich damit quasi bewegungsunfähig gemacht.
„Nur fühlen, kocie“, flüstert er an meinem Ohr.
Ich versuche mich zu entspannen. Alle Empfindungen scheinen extrem verstärkt, dadurch, dass ich nichts sehen kann. Ich weiß, dass das normal ist. Aber ich fühle mich noch viel verletzlicher, weil ich mich nicht bewegen kann. Weil ich ohne meine Arme und Hände einfach nur noch Gemüse bin. Ich atme einmal tief ein, fühle Cornels kräftige Hände auf mir. Alles ist gut, ich vertraue ihm, ich vertraue mich ihm an.
Er leckt an den Innenseiten meiner Oberschenkel nach oben, über meine Eier, an meinem Schwanz entlang bis zur Spitze, bohrt seine Zungenspitze in das kleine Loch, bis ich nicht mehr klar denken kann. Dann gleitet seine Zunge wieder nach unten, mit den Zähnen zieht er an der weichen Haut. Sein Atem ist heiß und kitzelt mich zwischen den Beinen. Ich bin total unter Strom.
Mit einer Hand umschließt er meine Hoden und widmet sich dann ohne Eile meinem Hintereingang. Erst ganz sanft mit der Zunge, aber bald spüre ich seine Finger an meinem Loch. Immer wieder streicht er über die empfindliche, feuchte Haut, bis ich nur noch aus Wollen bestehe. Mein Schwanz ist fast schmerzhaft hart.
Es ist eine echte Tortur, so zu liegen, die Beine gespreizt, bereit und ohne wirklich die Chance zu haben, ihm entgegenzukommen.
„Du willst mich, hm, kocie?“, flüstert Cornel mit rauer Stimme. Er streicht kurz über meinen Schwanz, es fühlt sich an wie ein Stromschlag.
„Woah, wie du mich willst …“
Ich verkneife mir ein Winseln und halte weiterhin still. Cornel widmet sich erneut meinem Arsch und immer, wenn er etwas mehr Druck ausübt, habe ich das Gefühl, als würde der Muskel versuchen, seinen Finger hineinzusaugen.
Keine Ahnung, wie lange ich das noch aushalte.
Schließlich hat er ein Einsehen und schiebt mir bestimmt zwei Finger gleichzeitig hinten rein. Das Gefühl ist so heftig, dass ich einen Aufschrei nicht unterdrücken kann. Viel hätte nicht gefehlt und ich wäre sofort gekommen. Und so fickt er mich, mit seinen kräftigen Fingern und ohne Kompromisse. Selbst wenn ich gewollt hätte, ich hätte nicht mehr länger still sein können. Es verlangt mir schon alles ab, die Hände über dem Kopf zu behalten.
Und wieder bin ich kurz davor, abzuspritzen, als er mir die Finger aus dem Hintern zieht.
Enttäuscht jaule ich auf.
„Ich hätte Bock, dir alles Mögliche in deinen süßen Arsch zu schieben“, sagt Cornel. Seine Worte schlängeln sich in meine Hirnwindungen und ich spüre, wie Hitze an meinem Nacken hinaufkriecht. „Beim nächsten Mal.“ Es klingt bedauernd.
Er verändert seine Position und dann spüre ich seinen Schwanz an meinem Loch. Und als er in mich eindringt, werde ich noch einmal gedehnt. Er füllt mich so komplett aus, genauso, wie ich es brauche. Seine Hände gleiten über meine Arme, über meine Schultern und er nimmt einen langsamen Rhythmus auf. Eine Hand umschließt meinen Schwanz, die andere wandert nach oben, bis sie auf meinem Hals landet. Ich spüre den Druck auf meiner Kehle, dann Cornels zarte Küsse auf meinem Kinn. Mehr ein Knabbern als ein Küssen.
Seine Stöße werden härter, intensiver – und der Griff um meine Kehle fester. Ich merke, dass es mir schwerer fällt zu atmen. Das ist Wahnsinn, denke ich. Wie kann ich mich so in seine Hand geben? Aber das Gefühl ist überwältigend. Er ist in mir, auf mir und er kontrolliert mich. Er lässt mir Luft, aber nicht besonders viel, während er sich mit kräftigen Stößen in mir versenkt. Und schließlich lässt er meine Kehle los und verschließt meine Nase und meinen Mund mit seiner Hand. Meine Hüften schnellen nach oben, ich pumpe meinen Schwanz in seine Hand, versuche verzweifelt nach Luft zu schnappen und komme dann mit einem irren Orgasmus, der mich Sterne sehen lässt.
Cornels Hand ist sofort verschwunden und ich ringe keuchend nach Atem.
„Oh Mann, oh Mann … oh fuck …“ Mein Herz rast wie bescheuert und ich hab den Eindruck, nicht ausreichend Luft in die Lungen zu kriegen.
Cornel liegt neben mir. „Shhht, alles gut …“
Ich hab keinen blassen Schimmer, ob er ebenfalls gekommen ist. Beruhigend streicht er über mein Gesicht, schiebt den Schal von meinen Augen. Aber ich halte sie weiterhin geschlossen, weigere mich noch, in diese Welt zurückzukehren.
„Bist du okay?“, fragt er nach einer Weile.
Jetzt öffne ich die Augen, blinzele. „Ja, ja … verdammt, was war das?“
Cornel lacht leise und macht sich an meinen Handgelenken zu schaffen. „Vorsicht, langsam runternehmen die Arme.“
Erstaunt nehme ich zur Kenntnis, dass er mich mit einem Seil gefesselt hat. Das gehört nicht mir, soviel ist sicher.
„Schleppst du sowas immer mit dir herum?“, frage ich etwas schwach.
Er grinst. „Klar, man weiß ja nie, was so kommt …“
Er küsst mich sehr bedächtig. „Was meinst du, bereit weiterzumachen?“
Ich starre ihn sprachlos an und er fängt an zu lachen. „Ja, hallo?! Ich hab doch gesagt, dass ich heute nur im Liegen arbeite …“
Cornel
Wenigstens der Sonntag mit Leif verläuft ganz nach meinem Geschmack. Er hat nichts mehr vom Zusammenziehen gesagt. Hatte sogar den Eindruck, als würde er das Thema großräumig umschiffen. Mir ist das recht, hatte ohnehin viel mehr Bock, mit ihm zu vögeln als zu quatschen. Und das haben wir ausgiebig gemacht. Mein Vorschlag, von Sonntag auf Montag bei ihm zu pennen, sollte ihn eigentlich milde stimmen, aber das war vermutlich gar nicht notwendig. Hatte ihn schon zahm gevögelt – aber was das betrifft, sind wir auf einer Wellenlänge.
So bin ich also von Leifs Wohnung aus Richtung Arbeit gestartet.
Mein Vater läuft an Krücken, ist aber schon wieder in der Firma unterwegs. Aber statt mich von ihm drangsalieren zu lassen, bin ich wie geplant zu Mick gefahren. Denn Vatters Laune ist unterirdisch, weil er jetzt nicht so kann, wie er will. Das brauche ich mal gar nicht.
Allerdings ist der Job bei Mick auch nicht gerade traumhaft. Bald knietief stehe ich jetzt im Schlamm, wenn ich nicht aufpasse, bleiben meine Gummistiefel stecken und ich fall auf die Fresse. Oder der Schlamm läuft oben in den Schaft.
„Cornel, wie hatteste das hier hinten geplant?“, ruft Torge und sieht sich die Balken an.
„Ich denke, am besten so wie bei dem anderen Unterstand, hm?“
Mick hatte die grandiose Idee, auf der kleineren Weide noch einen Unterstand für die Viecher zu bauen. An der Idee ist ja auch nichts auszusetzen, nur die Umsetzung ist gerade suboptimal. Es hat wochenlang geregnet und dementsprechend aufgeweicht ist der Boden. Die Betonfundamente haben wir zum Glück schon vorher gesetzt. Aber das Arbeiten jetzt im Schlamm hat auch nichts. Bin ich gar kein Freund von.
Na, zumindest haben wir in Torge einen kräftigen Helfer. Der scheut sich nicht, ordentlich mit anzupacken. Torge mag ich, seine ruhige Art. Er ist so’n Wikingertyp, ziemlich ausgeglichen. Muss er sicher sein, nicht nur bei seinem Job als Hufschmied, sondern auch bei seinem verrückten Freund Jay. Der Bursche würde mich ja in null Komma nix in den Wahnsinn treiben. Aber ich glaub, Mick kann die zwei auf seinem Hof gut gebrauchen.
Nach zwei Stunden steht die Hauptkonstruktion und es fängt leicht an zu nieseln. Jetzt hab ich echt keinen Bock mehr. Mick wischt sich über das Gesicht und hinterlässt eine hübsche Schlammspur. Er sieht aus, als würde er Kriegsbemalung tragen.
„Hey, sollen wir einpacken?“, fragt Torge und befreit seinen Stiefel mit einem satten Schmatzen aus dem Modder.
„Jau, ich hab n bisschen Angst, dass wir hier sonst nicht mehr rauskommen“, stimme ich zu. Und die Vorstellung, in der Matsche festzustecken und vielleicht verhungern zu müssen, ist nicht erfreulich.
„Hast du noch was vor? Oder kommst du mit rein?“
„Hast du Kuchen gebacken, Alter? Dann komm ich mit rein.“
Mick starrt mich an, als hätte ich sie nicht mehr alle. „Kuchen? Mann, du kannst wohl n Schokoriegel haben – oder ne Käsestulle.“
„Nehm ich beides. Ich hab einen Mordshunger!“
Wir packen das ganze Zeug in die Schubkarre und kämpfen uns damit von der Weide. Bin noch nicht ganz sicher, dass auf diesem Schmadderplatz Pferde stehen sollen … Ist ja schlimmer als Wattwandern.
„Wie wäre es denn mit ner Drainage vor dem Unterstand? Oder so Paddockmatten?“, schlage ich vor, während ich mein Werkzeug aus der Schubkarre sortiere und schon mal etwas saubermache. Ich mag das gar nicht, wenn mein Zeug so dreckig ist.
Mick strahlt mich an. „Geile Idee! Machst du das auch?“
Torge klopft mir kräftig auf den Rücken. Der Kerl ist echt nicht zimperlich. „Du weißt doch, Corny ist hier der Mann für alle Gelegenheiten.“
„Nix da Gelegenheiten.“ Mick lacht anzüglich. „Torge, Mensch, hast du es noch nicht gehört? Cornel ist in festen Händen.“ Während er das sagt, wackelt Mick vielsagend mit den Augenbrauen.
„Ernsthaft?“
„Ja, schon“, sage ich und beschließe, dass ich Leif unbedingt mal hierherbringen muss. Geht ja irgendwie gar nicht, dass er meine Freunde noch nicht kennt. Und ich glaub, wenn ich Leute als meine Freunde bezeichnen müsste, dann wären das diese Jungs hier.
Wir parken unsere Dreckstiefel vor der Haustür unter dem Vordach und klopfen notdürftig etwas den Schmutz von den Klamotten. Torge und Mick können sich ja eben umziehen – ich hab keinen Bock, mir was zu leihen und gucke einfach mal sauber aus der Wäsche. Das muss reichen. Okay, Hände wasche ich mir natürlich, bevor ich mich in die Küche setze.
Mick, der Süße, macht mir tatsächlich ein Käsebrot. Echt aufmerksam. Und einen Kaffee kriege ich auch. Torge setzt sich zu uns. „Schon gehört? Unser Mickey geht unter die Skihasen.“
Ich sehe zu Mick, der eine Grimasse zieht.
„Echt?“
„Ja, war Leons Idee. Er hat da irgendwelche Geschäftsfreunde in Hinterklemmingen oder wie das heißt und meinte, es wäre toll, wenn ich mitkomme. Würde ich auch mal was anderes sehen. Oh Mann …“
„Hinterklemmingen? Wo soll dat denn sein?“
„Keine Ahnung, Österreich oder so.“
„Und du hast keinen Bock?“
Mick zuckt etwas unschlüssig mit den Schultern. „Leon hängt bestimmt mit seinen Freunden ab und ich muss mit dem Schlitten auf den Rodelhügel, weil ich das mit dem Skifahren nicht packe …“
Die Vorstellung ist so witzig, dass ich lachen muss. Mick in so nem Plastik-Kinderbob … super!
„Kann dir den Schlitten von meinem Neffen Kilian ausleihen.“
„Ha ha … Kannst du denn Skifahren?“, fragt er mich leicht angepisst.
„Skifahren? Hab ich noch nie gemacht. Wir sind eher so Ostee-Polen. Viel Wasser, wenig Berge.“
„So so, Ostsee … Polen … Also Wildschweinfreunde?“
Keine Ahnung, was Mick meint. „Jau, Wildschwein schmeckt auch lecker“, sag ich also ehrlich.
Mick macht ein Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen und jetzt lacht auch Torge laut auf.
„Mann Cornel, du kannst auch alles essen, was?“
Ich hab echt keinen Schimmer, was so lustig ist. „Also Wildschwein ist echt ganz lecker …“
Mit einem Mal hellt sich Micks Gesicht auf und er strahlt mich an, als hätte er gerade die Bombeneingebung.
„Wat is?“, frage ich sofort alarmiert. „Hat es was mit Wildschweinen zu tun?“
Mick grinst und winkt ab. „Nein, obwohl … vielleicht bist du ja ne Pistensau.“
Ich kapiere nichts.
„Du kommst mit nach Hinterklemmingen!“
„Ich … bitte was?!“ Vor Schreck fällt mir der Schokoriegel aus der Hand, den ich mir gerade ausgepackt hatte.
„Ja, das wäre super! Können wir zusammen zum Skikurs. – Cornel – das ist DIE Idee!“
Torge grinst still in seinen Kaffee und ich bin völlig überrumpelt.
„Wir machen zusammen Skiurlaub.“ Mick freut sich wie Bolle.
Mir wird gerade so ein bisschen schwummerig. Urlaub ist ja schon mal so eine Sache, mit der hab ich noch nicht viel zu tun gehabt. Ich glaub, ich müsste kurz mal im Wörterbuch nachschlagen, wie das überhaupt geschrieben wird. Wenn ich Urlaub mache, besuche ich meine Familie in Polen. Und dann die Vorstellung, mit Mick UND Leon wegzufahren … Und dann zum Skilaufen! Und kalt ist es da vermutlich auch wie Sau.
„Was ist mit deinem Freund – Leif heißt er, oder?“
Ich nicke etwas schwach. „Was ist mit dem?“
„Na, wäre doch super, wenn der auch mitkäme! Machen wir zu viert Urlaub.“
„Ähm, Mick – du weißt schon, dass Leif im Rollstuhl sitzt?“
Torge sieht mich überrascht an, was ich nur aus den Augenwinkeln wahrnehme. Und irgendwie nervt es mich sofort. Aber Mick nickt heftig. „Ja, das hat Leon erzählt. – Aber das ist doch kein Problem, oder? Leon meinte, Leif wäre voll die Sportskanone. Weißte was? Ich frag Leon einfach mal, was er davon hält.“
„Aaahhh, Mick, warte!! Ich muss erst … nachdenken! Und mit Leif sprechen.“
„Ach Cornel … Du glaubst doch nicht, dass du unseren Mickey hier stoppen kannst …“ Torge grinst breit.
„Wann hat denn Leif Geburtstag?“, will Mick wissen.
„Äh … im November.“
„Siehst du – das ist das TOP Geburtstagsgeschenk!“
„Skifahren mit Leif?!“ Ich bin gerade etwas verwirrt.
„Ja, sicher. Cornel, Mann, das wird richtig gut.“
Boah, Scheiße, der Kurze quatscht mich voll über den Haufen.
„Weißt du was? Frag deinen Leif, was er davon hält und ich besorg mal mehr Infos.“
„Vielleicht solltest du erst mit Leon sprechen, was der davon hält?“, wage ich etwas erschöpft einzuwenden.
„Au ja, das machen wir!“
„Wir?“ Ich glaub, irgendetwas Wichtiges ist gerade an mir vorbeigegangen.
„Und dein Freund sitzt im Rollstuhl?“, fragt Torge nun doch nach und sieht mich seltsam an.
„Ja, und? Was gibt es da zu glotzen?“
„Ich wundere mich nur“, meint Torge.
„Warum?“
„Du bist so … dynamisch. Hätte nicht gedacht, dass du und ein Rollifahrer …“
„Sag nichts Falsches!“, unterbreche ich ihn angriffslustig.
Torge starrt mich ungerührt an. „Ich sag nie was Falsches. Sonst würde ich es nicht sagen, du Knallfrosch. Komm mal wieder runter!“
„Knallfrosch? Ich geb dir gleich Knallfrosch!“
„Ist dir Polenböller lieber?“
„Hey, Jungs … ruhig bleiben.“ Mick geht dazwischen. Aber ich hatte ohnehin nicht vor, mich mit Torge zu kloppen. Ich bin zwar nicht ungeübt, was Schlägereien betrifft, muss ich ja leider zugeben. Aber Torge ist ein ganzes Stück größer und er sieht nicht gerade wie ein Schwächling aus. Und warum fahre ich überhaupt so hoch?
„Hast du Angst ums gute Porzellan?“, fragt Torge und blickt vielsagend auf die Sandmännchen-Tasse, die vor ihm auf dem Tisch steht. Ich habe eine mit dem Werbeaufdruck einer Futtermittelfirma, die am Rand angeschlagen ist. Und Mick lächelt gerade ziemlich dämlich Kermit an, der seinen Kaffee bewacht.
„Ey, das sind zum Teil Erbstücke. Die hat Mo von seiner Oma bekommen. Die kannst du nirgends mehr kaufen!“ Mick strahlt, als hätte er eben einen Preis als Raumausstatter gewonnen.
„Du bist wirklich ein Sonnenschein, Mick. Dein Stilbewusstsein erfreut Leon sicher täglich aufs Neue.“ Torge lächelt und trinkt einen Schluck.
Ich falte die Schokoriegelverpackung auf. Manchmal bleiben da noch ein paar Krümel Schokolade hängen. Richtig, hier auch. Ich stippe sie mit der Fingerspitze auf und lecke sie ab.
„Boah, das ist ja geradezu mitleiderregend! Hier hast du noch einen“, sagt Mick und wirft mir einen weiteren Riegel auf den Tisch.
„Aber jetzt mal ehrlich, Cornel. Was ist dein Problem?“, nimmt mich Torge noch mal ins Visier.
„Ich …“ – ‚habe gar kein Problem‘, will ich mich schon aufplustern, schaffe es aber tatsächlich mal schneller zu denken als zu reden. Mit Torge habe ich kein Problem. Ich weiß ja, dass er kein Arsch ist. Seine Überraschung hat bloß was ganz Grundsätzliches nach oben geschwemmt, das vorhanden ist, seit Tomasz im Rollstuhl sitzt. Seit ich weiß, dass ich schwul bin. Seit … ach, weil es mich ankotzt, diese zwanghafte Erwartung der Leute, alles erklären zu müssen, was ein bisschen außerhalb der Norm ist. Normen machen Sinn auf dem Bau, aber doch nicht bei Menschen!
„Ich bringe Leif mal mit, dann kannste gucken, wie gut der zu mir passt.“
„Au ja, das ist ne super Idee! Wir machen ein Grillfest“, begeistert sich Mick schon wieder.
„Grillen? Gemüsezeugs oder wat?“, frage ich misstrauisch, weil ich Mos merkwürdige Essgewohnheiten vor Augen habe. Hardcore-vegetarisch, weiß den genauen Begriff jetzt nicht.
„Nee, du, gibt auch was Richtiges. Sojawürstchen.“ Mick prustet los. Wahrscheinlich, weil ich so ein geschocktes Gesicht mache.
„Denk mal lieber über Wildschwein am Spieß für Cornel nach“, wirft Torge ein und grinst breit.
„Ihr seid echt doof, wisst ihr, ja?“, stoße ich ihnen Bescheid, muss aber auch lächeln.
Die Verpackung des Schokoriegels fällt mir aus Versehen auf den Boden. Ich bücke mich und als ich mich wieder aufrichte, glotzen mich zwei Bernsteinaugen an. „Mau!“
Es ist peinlich, aber ich zucke tatsächlich zusammen.
„Mann, du hässliche Flohfalle! Auf’m Tisch hast du echt nichts zu suchen!“ Scheiße, jetzt rede ich schon mit ner Katze! Ist dem Viech aber egal. So schnell kann ich gar nicht gucken, wie mir das Biest den Schokoriegel ableckt.
„Boah, Fuck! Das glaub ich jetzt nicht.“
Mick lacht sich nen Ast, macht aber keine Anstalten, irgendwas zu tun. Torge genauso. Ich bin anscheinend ne super Unterhaltungsnummer für die beiden. Können sie haben!
„Na Miez, dir scheint es ja echt schlecht hier zu gehen, haste Hunger, ne?“ Ich breche das abgeleckte Stück vom Riegel ab und lege es ihr hin. Den Rest stopfe ich mir ganz in den Mund, ehe noch weitere unvorhergesehene Dinge passieren.
Leif
Zum Glück, der Parkplatz ist frei, bin schon ein wenig spät dran. Wahrscheinlich muss ich beim Arzt trotzdem warten, aber ich hasse es einfach, zu spät zu einem Termin zu kommen. Ich habe kaum die Autotür aufgemacht, als mich ein älterer Mann anblafft.
„Das ist mal wieder so typisch! Junger Kerl mit dickem Schlitten und schon glaubt er, dass er überall parken kann. An Dreistigkeit nicht zu überbieten!“
Oha, die selbsternannte Rentnerschutzstaffel für den Erhalt bürgerlicher Werte ist wieder unterwegs. Ich ignoriere den Opi lieber mal.
„Hey, Sie da! Ich rede mit Ihnen! Fahren Sie Ihr Auto hier weg. Das ist ein Behindertenparkplatz!“
Boah nee, einer von der ganz hartnäckigen Sorte! Ich krame im Mittelfach nach meinem blauen Parkausweis und knalle ihn auf das Armaturenbrett. Dann hole ich den Rolli vom Rücksitz und stelle ihn neben meinem Auto ab.
„Na, bin ich Ihnen behindert genug?“, schnauze ich den Pseudohilfssheriff an. Wie erwartet hat er nicht mal den Anstand, sich jetzt bei mir zu entschuldigen. Ohne ein Wort rauscht er ab. Vermutlich nimmt er mir jetzt noch übel, dass ich ihn so brüskiert habe. Es gibt Leute, die sind einfach nur zum Kotzen.
Die Praxis ist nicht weit weg, habe mir alles auf einer Internetkarte angesehen. Mache ich immer, wenn ich wo noch nie war. Ärzte habe ich ja schon viele gesehen in meinem Leben, aber beim Hals-Nasen-Ohrenarzt ist das heute Premiere. Hab so ein Brennen in der Nase und immer wieder Nasenbluten, will einfach nicht weggehen. Soll doch mal ein Spezialist draufgucken.